• Maria in Heede - Geschichte und Entwicklung

Bericht des Kaplan Wunram. Mutter Gottes Erscheinungen Heede 1937-1940.

Über die Mutter-Gottes-Erscheinungen in Heede, die in der Zeit vom 1. November 1937 bis zum 3. November 1940 stattfanden, liegt ein umfassender positiver Bericht des derzeitigen Bischofs Dr. Wilhelm Berning vor: Die Erscheinungen der Mutter Gottes in Heede (Diözese Osnabrück). Dieser Bericht wurde damals nach Rom weitergegeben.

In den hier nachfolgenden Ausführungen soll darüber hinaus versucht werden, weitere Einzelheiten anzuführen. Nach Aufbau und Gedankenführung wurde die Schrift des Bischofs Dr. Kerkhoff Lüttich zu Grunde gelegt (die der hohe Verfasser den Ereignissen in Banneux gewidmet hat), um für ein so schwieriges Thema einen zuverlässigen Leitfaden zu besitzen.

Der Aufbau ist sehr einfach. Nach einer kurzen Einführung werden nacheinander die Ereignisse, die Botschaft und schließlich die Glaubwürdigkeit behandelt. Warum, so könnte man fragen, neben dem Bericht des Diözesanbischofs diese etwas ausführliche Schrift? Dafür dürfen mehrere Gründe sprechen. Einmal kann ein kurzer Bericht sehr schnell orientieren. Doch ist in Verbindung mit der Übernatur nichts nebensächlich. Eine nicht genügende Kenntnis kann leicht zu vorschnellen rationalistischen Erklärungsversuchen verleiten. Bei näherer und intensiver Beschäftigung mit den Ereignissen und denen damit verbundenen Fragen treten zwei Tatsachen, so scheint mir, immer stärker hervor.

1. Im Laufe von drei Jahren wird eine immer neue Anregung zu einem intensiven Gebetsleben gegeben. Es handelt sich um eine feine Pädagogik Gottes, wie sie uns aus der hl. Schrift bekannt ist. Die einzelnen Ereignisse lassen sich vergleichen mit Mosaiksteinchen zu einem herrlichen Bild göttlicher Führung.

2. Dabei bleibt immer das neue theologische feine und tiefe Bild eine wertvolle Anregung für das Verständnis des Verhältnisses zwischen der Mutter und ihrem göttlichen Sohne, das in Deutschland so sehr im Vordergrund der theologischen und ökumenischen Auseinandersetzung steht.

Nach der Lehre der katholischen Kirche gibt Gott seine Gnaden frei. Doch knüpft Er dabei in seiner Liebe an die Ihm geschaffene Natur und auch an die Zeitbedürfnisse an. Dabei steht das, was Er gibt, immer über dem Zeitgeschehen. Es dient Ihm für die Verwirklichung Seiner Pläne, für den Aufbau und den Ausbau des Gottesreiches auf Erden. Ist dieses Kriterium in Heede erkennbar? Darf man, so stellt sich die Frage, in den Ereignissen von Heede ein Gnadenangebot Gottes an unser deutsches Volk und an unsere Zeit sehen?

Was festzustellen ist, ist letzlich Angelegenheit der kirchlichen Autorität! Somit können die nachfolgenden Ausführungen nur rein menschliche Glaubwürdigkeit erwarten. Sie werden in allem und jedem einzelnen Punkt dem Dekret Benedikt XIV. unterworfen.

Wunram, Groß Hesepe, 5.8.64

 

1. Die Königin ruft ...

In manchen Gemeinden der Diözese Osnabrück werden nach altem Brauch, neben anderen, zwei Seiten des Kirchenjahres durch besonders eifrigen Sakramentempfang hervorgehoben: Das vierzigstündige Gebet auf Sonntag Quinquagesima als Auftakt für die Feier der hl. Fastenzeit im Geiste der Kirche und der Gedächtnistag von Allerheiligen-Allerseelen, der in den Landgemeinden vielfach den Rosenkranzmonat einleitet.

Diese beiden Tage wurden auch in Heede regelmäßig und eifrig benutzt. Aus seelsorgerischen Gründen hatte 1825 der derzeitige Pfarrer von Heede, der spätere Dechant und Domkapitular Buß das vierzigstündige Gebet eingeführt, wovon noch eine Predigt im Pfarrarchiv Zeugnis gibt.

Durch die Rundschreiben Leos XIII. über den hl. Rosenkranz und die damit verbundenen Ablässe, war ein starker Anreiz zum Sakramentenempfang gegeben, so daß Pfarrer Nordhoff 897 Kommunionen im Allerseelenmonar erwähnen konnte. Durch die Kommuniondekrete Pius X. stieg in Heede unter dem seeleneifrigen Pfarrer Lampen während des Krieges 1916 die Kommunionzahl nach Aussagen des Bischofs auf 33000, so daß Heede an der Spitze der ganzen Diözese stand. Auch Pfarrer Staehlberg, der die gefährlichen Ideen des Nationalsozialismus für seine Gemeinde mit Recht fürchten mußte wegen der dort herrschenden Armut und Arbeitslosigkeit, war eifrig bemüht in seinen Pfarrkindern ein vertieftes Glaubensleben zu wecken und zu fördern.

In Meppen war am 28. Mai 1935, am Namenstag des Bischofs, eine Glaubenskundgebung gestört worden. Manche ahnten, was die wirklichen Ziele des Nationalsozialismus waren. Im Emsland befanden sich an vielen Orten Gefangenenlager und auch Arbeitsdienstlager. Gelegentlich fielen auch Drohungen, man wolle die katholische Bevölkerung nach Osten umsiedeln.

Das Wort der Seherin von Dülmen, Katharina Emmerich, war kaum bekannt: Armes Emsland, du wirst schwere Zeiten durchmachen, aber dein Glaube wird siegen! Auch den Ausspruch des heiligmässigen Pfarrers Zurlage von Börger kannten nur wenige: Heede wird noch einmal berühmt werden! Durch den immer stärker werdenden Druck schlossen sich die Katholiken enger zusammen. Gelegentlich konnte man hören: So kann es doch nicht weiter gehen. Der Herrgott muss doch zeigen, daß er auch noch da ist! So kam der 1. November 1937 mit der Mutter Gottes Erscheinung in Heede.

Als die Nachricht davon von Mund zu Mund weiter erzählt wurde, strömten Tausende begeistert nach dort und verbrachten halbe Nächte im Gebet. Sicherlich kamen manche auch aus Sensationslust. Andere hielten sich zurück, sei es aus Ehrfurcht, sei es aus Skepsis. Doch die nationalsozialistische Presse sogte mit ihrem beissenden Spott und antikirchlichen Ausfällen dafür, daß die breite Öffentlichkeit des In- und Auslandes aufmerksam wurde. Schließlich wurden die "Kundgebungen des Glaubens" mit Gewalt unterdrückt.

Die Seherinnen wurden in die Heil- und Pflegeanstalt nach Göttingen verschleppt. Das dort angefertigte Gutachten entsprach ganz den Wünschen der Auftraggeber und blendete durch seine Länge und durch Fachausdrücke und in Wirklichkeit unbewiesene Behauptungen auch kirchliche Kreise. Doch lassen wir die Ereignisse für sich selbst sprechen.

 

I. Die Ereignisse

1. Der Erscheinungsort

Heede ist ein unbekannter Ort von 1200 Einwohnern nahe der niederländischen Grenze. Es gehört zum Kreise und Dekanat Aschendorf. Der Name Heede wird abgeleitet von Heeda - Heideort am Wasser. Es liegt an der Ems und bietet wegen seiner Höhenlage auch im Winter einen wasserfreien Übergang nach den Niederlanden. Deshalb besaß es auch früher zwei befestigte Hofanlagen zum Schutz gegen Holland und Friesland. Der eine Hof lag bei der 1000-jährigen Linde, der andere bei der Kirche an der Ems. Die dort befindliche Kapelle wurde 1485 erweitert und die Gemeinde zur Pfarre erhoben. Die neue Kirche wurde dem hl. Petrus geweiht mit dem Titel: Petrus ad vincula.

Das Patronatsfest wird am 1. August gefeiert. Durch einen Sturm wurde der Holzturm der Kirche 1700 zerstört und durch den neuen massiven Turm ersetzt, der nach dem Muster der Aschendorfer Kirche gebaut wurde. Die Kirche selbst liegt auf einer Anhöhe und ist von einer Mauer umgeben, die den Kirchbau, wie das auch sonst bei den friesischen Kirchen der Fall ist, bei Überschwemmungen schützen soll.

Von den alten Ausstattungsgegenständen der Kirche ist nur noch der Grundstein übrig geblieben. Er findet sich im Chor. Unter dem Kreuze stehen Maria und Petrus. Die Umschrift lautet: In dat Johr 1884 un I do vort gelegt düt Chor un Sten.

Auf der Orgelbühne findet sich noch eine Tafel von dem in den 90ziger Jahren entfernten Barockaltar. Der neugotische Hochaltar zeigt auf der einen Seite die Geburt Christi, auf der anderen die Auferstehung. Außerdem finden sich dort ein Marienaltar mit der Himmelskönigin, an Statuen eine Herz Jesu, Petrus, Josef sowie schmerzhafte Mutter und Bild der immerwährenden Hilfe.

Die Bevölkerung ist wenig begütert. Es sind größtenteils Pächter und Arbeiter. Ein großer Teil des Grundbesitzes gehört den Herren von Pinnings, dem Grafen Galen und dem Herzog von Arenberg, die nicht in Heede wohnen. Von diesem Ort sagte am 23. Juli 1942 der Bischof anlässig einer Firmung: "Von Heede ist ein großer Segen ausgegangen. Ich komme mit großer Freude in die Gemeinde Heede. Ich habe feststellen können, daß die Marienverehrung im ganzen Emsland ausserordentlich gewachsen ist. Das ist für den Bischof eine Freude." (Laut Stenogramm!)

Drei Familien wurden durch ihre Töchter in die Ereignisse besonders hineingezogen: Familie Landwirt Bruns, Bäckermeister Ganseforth und Pächter Schulte. Die Namen der Kinder sind: Susanne Bruns, Grete und Maria Ganseforth und Anni Schulte. Die Mädchen waren damals alle noch schulpflichtig. Am späten Nachmittag waren sie aus Anlass des Allerheiligentages wieder zur Kirche gegangen, um den Ablass für die Allerseelen zu gewinnen. Nach dem Beten sahen sie über den Gräbern die Erscheinung. Dies wiederholte sich im Laufe von drei Jahren an über 100 Tagen. Die Darstellung war zweifach, einmal die Königin mit dem Jesuskind auf dem Arm und dann die Königin ohne Kind. Beide Darstellungen in allem anders als in der Kirche. Was berichten nun die schriftlich niedergelegten eidesstattlichen Aussagen der Kinder und der übrigen Augenzeugen?

 

2. Erscheinungen

Allerheiligen 1937

Nach dem Verlassen der Kirche standen Maria und Grete Ganseforth einen Augenblick neben der Tür des Turmaufganges und schauten über die Gräber hinweg zum Missonskreuz auf dem Friedhof. Grete, die jüngere, sah in einiger Entfernung links davon eine Gestalt über den Gräbern, etwa einen Meter über der Erde stehend. Sie war erschrocken und ängstigte sich. Doch verhielt sie sich zunächst still, machte dann ihre schwester aufmerksam, die entrüstet antwortete: "Du kannst doch die Gottes Mutter nicht sehen! Du bist ja verrückt!" Doch Grete blieb dabei. Das Gespräch der Geschwister hatte Anni Schulte mit angehört. Die Mädchen gingen dann wieder in die Kirche zum Beten. Doch das wollte ihnen nicht recht gelingen. Darum verließen sie die Kirche, um nach Hause zu gehen. Unterwegs trafen sie ihre Tante Bina. Voll von dem Erlebten bat Grete diese, sie möchte doch mitgehen zur Stelle. Diese lehnte ebenso energisch ab, weil ihr das Erzählte zu ungeheuerlich war und sie es einfach nicht glaubte. Sie ließ die Nichten stehen und ging.

Inzwischen hatte Anni Schulte vom Grabe ihrer Schwester die Blumen holen wollen, um sie vor dem Nachtfrost zu schützen. Als sie aus der Kirche kam, sah sie auch die Erscheinung, ging aber Trotz ihrer Furcht zum Grab ihrer Schwester. Die Erscheinung stand still, nur der Schleier bewegte sich. Das Jesuskind winkte mit den Fingern der linken Hand. Auch für Anni war die Gestalt die Mutter Gottes, weil sie ja die Krone trug und das Jesuskind in der Hand die Weltkugel hielt. Anni ging weg und holte Grete und Maria ein, die sich mit den Geschwistern Bruns besprachen.

Alle fünf gingen wieder zurück zum Friedhof. Beim ersten Grab sahen sie, außer Adele Bruns, eine Helligkeit, dann einen längeren Schein, der sich von oben herniederliess. In dem Augenblick, als er eine gewisse Höhe erreicht hatte, stand darin über den Friedhof die Erscheinung. Maria blieb stehen, sie war zu bange weiter zu gehen. Die anderen Kinder gingen näher heran. Als sie sagten: "Da steht sie.", ging Adele darauf zu. Sie selbst sah nichts. Sie kam bis zum neuen Teil des Friedhofes und blieb dann auch stehen. Die Kinder verhielten sich still und schauten. Maria berichtete später, das die Gestalt etwas den Arm gehoben habe.

Die Erscheinung schilderte Grete in ihrem Tagebuch wie folgt: Die Mutter Gottes war weiß gekleidet. Sie trug einen langen weißen Schleier, der bis zu den Füßen reichte. Auf dem Haupte trug sie eine goldene Krone. Eine weiße Kordel hatte sie um die Seite. Die Füße waren mit blauen Wolken bedeckt. Sie trug das Jesuskind auf dem linken Arm. Das Kind in der Hand die Weltkugel, auf der oben das Kreuz stand. Die Mutter Gottes hielt die rechte Hand über die Erdkugel, so daß das Kreuz schön durch die Finger zu sehen war. Das Jesuskind trug ein weißes Kleidchen mit kurzen Ärmeln, lockiges Haar und hatte nackte Füsse.

Die Kinder standen da und schauten mit gefalteten Händen zu der Gestalt empor. Sie konnten nicht recht beten, weil sie ängstlich waren. Die Gestalt hingegen schaute die Kinder freundlich an, dann wurde sie dunkler und war auf einmal weg. Die Kinder gingen still nach Hause. Sie wollten nicht mehr über das Erlebte sprechen. Als dann die Ganseforths es dennoch der Mutter erzählten, wurden sie ebenso energisch abgewiesen wie bei ihrer Tante und auch Adele Bruns, und dann ging es ins Bett. Die Eltern aber wollten nun ihrerseits zum Beten. Auf dem Wege dorthin sprachen sie bei Schulten vor. Anni hatte noch nichts erzählt, sie hatte sich still verhalten. Als sie nun gefragt wurde und erzählte, lehnten auch ihre Eltern entschieden ab. Frau Ganseforth sprach beim Pfarrer vor. Der empfing sie in der Halle des Pfarrhauses und entließ sie nach wenigen abweisenden Worten.

 

Erscheinung Allerseelen 1937

Am nächsten Morgen begaben sie die Kinder wieder zur hl. Messe. Sie mussten den Friedhof bis zur Kirche überqueren, sahen auch zur Stelle ihres gestrigen Erlebnisses hin, doch es zeigte sich nichts. Gegen Abend gingen sie noch einmal zum Ablassbeten, nachdem sie die Hausarbeit vollendet hatten. Als sie nach wiederholter Verrichtung der für den vollkommenden Ablass vorgeschriebenen Gebete in der Kirche beim Herauskommen aus derselben den Schein sahen, gingen sie zu den Lebensbäumen und beteten dort. An diesem Abend sahen sie die Gestalt wie am Vortage, aber ohne Jesuskind. Die Gestalt selbst hielt ihre Hände gefaltet. Nun gingen sie allabendlich zum beten.

 

Nachfolgende Erscheinungen des Jahres 1937

Am 3. November sahen die Kinder die Erscheinung zweimal, aber wieder mit dem Jesuskind auf dem linken Arm. Sie zeigte sich so, wie am ersten Tage. An den folgenden Tagen lächelte sie wie an dem ersten Tage. War es um ihre Freude über die Treue der Kinder zu zeigen?!

Am 7. November zeigte sie sich strahlend wie noch nie! Am 8. November war die Erscheinung wie am 1. November. An einem dieser Tage ereignete sich folgendes: Die Angehörigen hatten sich zurückgehalten und beobachtet. Als die Kinder aus der Kirche kamen, wo sie zunächst gebetet hatten und dann zu den Lebensbäumen gingen, zwischen denen nach ihrer Aussage die Gottes Mutter gestanden hatte, folgten die Mütter und die Tante. Auch der Bruder Hans war aus demselben Grunde mitgekommen und nun bei ihnen. Er fragte sie, ob sie etwas sähen. Sie sagten, der Schein sei da. Er versuchte auf die angegebene Stelle zuzugehen. Sie waren etwa drei Meter davon entfernt, als sie sagten, jetzt sei die Gottes Mutter da. Mit der Bemerkung, er sehe ja nichts, ging er auf die Stelle zu. Maria sagte ihm, daß er direkt davor stände. Nun kamen auch die anderen, die sie knieend und im Gebet versunken fanden. Sie verhielten sich still. Es dauerte einige Zeit, bis die Kinder aufstanden und zu den Erwachsenen zurückkehrten.

Aufgeregt berichteten sie, daß Sie wieder da gewesen sei und wie Sie ausgesehen habe. Dann gingen sie zum Pfarrer. Die Haushälterin meldete den Besuch an. Der hörte nüchtern den Bericht an und ging schließlich auf ihr dringendes Bitten mit. Er ließ sich die Stelle zeigen. Er stolperte über die Grabeinfassungen. Hans Ganseforth ging mit ihm mit. Ein Lichterstrahl fiel von der Friedhofslampe auf den Friedhof. Leise sagte er zu Hans: "Sieh, diesen Lichtstrahl haben die Kinder in ihrer Fantasie zur Mutter Gottes werden lassen." Darauf erhielt er von ihm die Antwort: "Ja so wird es wohl sein." Die Kinder hatten das Gespräch mitgehört und protestierten. "Nein, das ist es nicht! Den Schein der Lampe sehen wir auch!" Der Pfarrer ging dann ins Pfarrhaus zurück und drehte die Lampe aus. Hans fragte die Zurückgebliebenen, ob sie denn nun noch etwas sähen. Diese waren inzwischen zur alten Stelle zurückgekehrt. Alle vier schauten auf und sagten: "Da ist sie!" Sie standen beieinander, sahen auf einen Punkt hin und unterhielten sich wie auch sonst üblich. Als dann die Erscheinung weg war, sagte Susi zu den Anwesenden: "Ihr guckt da oben hin, aber hier unten hat die Gottes Mutter gestanden, nicht da oben!"

Inzwischen hatten sich die Ereignisse wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Immer mehr Menschen kamen zu den abendlichen Gebetsübungen. Die NSDAP, die geglaubt hatte, das religiöse Leben im Keime ersticken zu können, sah sich einer Welle religiöser Begeisterung gegenüber. Da die Kinder noch schulpflichtig waren, wurden sie von den zuständigen Beamten untersucht. Schulrat Schmidt aus Papenburg und der Kreisarzt von Aschendorf kamen nach Heede. Im Beisein des Kreisarztes stellte der Schulrat seine Untersuchungen an und kam zu einem positiven Ergebnis.

Am 9. November schaltete sich die Gestapo ein. Den Kindern wurde verboten zur Erscheinungsstelle zu gehen. Das Beten in der Kirche konnte und wollte man ihnen nicht verbieten, weil dann die Religionsfeindlichkeit offensichtlich war und die kirchlichen Behörden, deren Ansehen und Haltung man fürchtete wegen des Einflusses auf die Gläubigen, eingegriffen hätten. Die Kirche war abends überfüllt von Gläubigen, natürlich auch von Neugierigen. Wenn die Kinder dorthin kamen, wurde zunächst gebetet, dann verließ man die Kirche wieder. Maria und Grete Ganseforth hatten Anweisung von ihren Eltern nach dem gemeinsamen Gebet gleich nach Hause zu gehen. Sie verließen die Kirche durch die Sakristei und kehrten nach Hause zurück. Sie sahen an diesem Abend die Erscheinung nicht. Anders verhielt es sich bei Susi und Anni. Sie gingen trotz des Verbotes mit den Anwesenden zur Erscheinungstelle und sahen dort die Mutter Gottes, die nach ihren Aussagen sehr ernst aussah.

Am 11. und 12. November sahen die Kinder die Erscheinung genauso lächeln, wie an den ersten Tagen. Am 13. November lächelte sie zunächst, wurde dann aber ernst und segnete die kinder, wie der Priester segnet. Das ist der Bericht über die ersten Erscheinungen des Jahres 1937. Die Aussagen der Kinder werden noch ergänzt durch Augenzeugen, die ebenso wie die Kinder ihre Angaben eidesstattlich bekräftigten.

Wie war danach das Verhalten der Kinder? Dieselben standen zunächst und beteten. Dann sanken sie plötzlich in die Kniee und verhaarten in gerader Haltung mit gefalteten Händen, sie sangen, fingen an zu sprechen, stellten Fragen. Doch gingen sie auf die Fragen der Anwesenden, die sie ihnen in den Mund zu legen suchten, nicht ein. Ihre Fragen waren u.a.: "Sollen wir noch mehr beten? Sollen wir mehr zur hl. Kommunion gehen? Sollen alle, die auf dem Friedhof sind, zur hl. Kommunion gehen? Liebe Mutter, was willst du von uns? Was sollen wir tun? Was willst du auf dem Friedhof?" (Wer konnte damals ahnen, daß wenige Jahre später durch die Schrecken des furchbaren Krieges die ganze Welt zu einem einzigen Friedhof wurde.) "Liebe Mutter, was willst du von uns? Zeige es uns an!" (Hat sie es nicht gezeigt im Bild dadurch, daß sie ihre schützenden Hand mütterlich über die Welt hält, die durch den Kreuzestod des göttlichen Sohnes entsühnt ist! Hat sie nicht gezeigt am Allerseelentage, daß sie für die der Läuterung noch bedürfenden Seelen betet in ihrer königlich-mütterlichen Liebe?)

Nach dem Rufen fingen die Kinder an zu bitten. "Wir bitten dich liebe Mutter für die Geistlichen, für die Eltern, für die Geschwister, für den hl. Vater, für den Bischof, für Pfarrer Staehlberg, auch für den Führer!" Als Sammelgebet verrichteten sie, wie das damals in der katholischen Jugend üblich war, die drei Ave, natürlich auch noch andere Gebete und besonders den Rosenkranz. Während des Betens riefen sie auch plötzlich: "Jetzt ist sie weg!" Dann wurde das angefangene Gebet noch zu Ende gebetet und mit dem Lied "Großer Gott wir loben dich" beendet. Den Abschluß dieser allabendlichen Gebetsfeier der Laien bildete eine kurze Besuchung des Allerheiligsten in der Kirche. Das Verhalten der Kinder während der Erscheinungen war verschieden. Gewöhnlich pflegten sie zu beten oder zu singen. An zwei Tagen waren sie ganz still. Sie sagten kein Wort. Da wurden auch die Anwesenden, die allmählich nach Hunderten und Tausenden zählten, auch still. Auf dem ganzen Friedhof war kein Wort mehr zu hören, obschon Menschen von überall her zusammengeströmt waren.

An den Kindern wurden auch während der Erscheinungen von Priestern und Laien Versuche angestellt. Sie wurden angestoßen, man leuchtete mit Taschenlampen ihnen in die Augen, man beobachtete sie genau. Dabei zeigte sich, daß sie manchmal für ihre Umgebung unempfindlich waren. An diesen Versuchen hatte der Ortspfarrer keinerlei Anteil. Er hielt sich, wie auch in späteren Jahren die anderen Pfarrgeistlichen, ganz zurück.

Das Verhalten der Kinder und deren Angehörigen war durchaus nicht leichtgläubig. Ähnlich verhielten sich auch viele Anwesende. Sie waren zurückhaltend und kritisch. Manche glaubten nicht an eine Erscheinung und suchten natürliche Erklärungen. Dennoch mußten sie sich gestehen, daß das Verhalten der Kinder auf sie einen starken Eindruck hinterließ. So führten die Ereignisse in Heede zu einer starken religiösen Welle im Volk, sehr zum Ärger der Partei. In Leer sagte der damalige Gauleiter Röver vor Parteigenossen: "Was wir in den vier Jahren mühsam aufgebaut haben, das haben vier Kinder in einem Augenblick zerstört." So konnte es nicht ausbleiben, daß die Partei eingriff. Der Ort wurde von der Verfügungsgruppe Hermann Göring abgeriegelt, die die Leute vor sich hertrieb, mit Gewehrkolben schlug und auch von der Schußwaffe sonst Gebrauch machte.

In der Nacht zum 14. November wurden die Häuser der Kinder umstellt. Morgens um 6.30 Uhr kam der Oberwachtmeister und eröffnete den Eltern, daß ihre Kinder nach Osnabrück geschafft würden, um dort untersucht zu werden. Über Heede selbst wurde der Ausnahmezustand verhängt. Es war nur der Kirchgang zu den offiziellen Gottesdiensten erlaubt. Einheimische durften nur zu zweien gehen, Ortsfremde wurden nicht mehr zugelassen. Begleitet von ihren Müttern brachte man die Kinder nach Osnabrück, wo sie mit mitleidigem Lächeln empfangen wurden. Was sollte man mit ihnen anfangen?

Vom städtischen Krankenhaus ging es zum Polizeipräsidium. Dort mußten sie drei Stunden warten. Mitfühlende Menschen besorgten von sich aus gegen Entgelt etwas zu essen und zu trinken. Und weiter ging die Fahrt nach Göttingen zum Nervenkrankenhaus, wo man gegen 10 Uhr abends ankam. Nach 15 1/2 Stunden bequemten man sich, ihnen etwas zu essen anzubieten. Dann erfolgte eine getrennte Vernehmung, bez. Untersuchung der Eltern und der Kinder. Das Ergebnis war, daß man die Kinder in die Heil- und Pflegeanstalt überführte. Die Eltern hatte man zur Übernachtung in einen Gasthof verwiesen. Erst am nächsten Morgen erfuhren sie dann, wo ihre Kinder sich aufhielten. Da sie dringend ihre Kinder zu sehen verlangten, gab der Oberarzt endlich nach und ließ sie zu ihren Kindern. Grete und Anni lagen im Bett und weinten. Maria und Susi kamen in das Wartezimmer, sagten aber kein Wort. Das wird verständlich, wenn man erfährt, was sie durchgemacht hatten. Sie lagen mit vielen in einem großen Schlafsaal, so daß sie von den anderen belästigt wurden und so keine Ruhe finden konnten. Die Eltern hofften immer noch, da ihre Kindern sich nichts hatten zu Schulden kommen lassen, daß sie dieselben mit nach Hause nehmen könnten.

Stattdessen wurden ihnen weitere Besuche verboten. Anni wurde krank. Susi erhielt zweimal Dunkelarrest mit einer Irren zusammen, weil der unwartenden Mutter zugewinkt und ihr etwas zugerufen hatte. Dabei bekam sie den ganzen Tag nichts zu essen. Die Kinder wurden auf ihren Geisteszustand untersucht. Man mußte aber feststellen, wie es im Gutachten heißt, das es "einfache, unkomplizierte, gesunde Landkinder" waren, eine Feststellung die jedem, der die Kinder näher kennt, ohne weiteres klar ist.

Inzwischen war die Stimmung unter der Bevölkerung bedrohlich geworden. Mutter Ganseforth hatte sich durch die Anstrengungen und Aufregungen ein Gallen- und Leberleiden zugezogen und schwebte in Lebensgefahr. Auch wußte man in Göttingen nicht, was man mit den Kindern machen sollte. So kamen sie dann durch Verhandlung der bischöflichen Behörde Osnabrück am 23. Dezember ins Marienhospital daselbst.

In dieser ganzen Zeit haben sie keine Erscheinungen gehabt. Doch lebten sie schnell wieder auf und gaben den Schwestern Proben ihres urwüchsigen und unverbildeten Wesens, so daß die Schwester Oberin sich gegenüber der Schwester Vikarin, die die Kinder betreute, gelegentlich äußerte: "Gerade jetzt wächst mir der Glaube an die Echtheit der Erscheinungen, weil die Kinder so nüchtern sind!"

Am 19 Januar konnten die Seherinnen, allerdings ohne Anni Schulte, sie hatte Scharlach, nach Heede zurückkehren. In Kluse mussten dieselben auf die Gestapobeamten warten, die mit ihnen fuhren. Zunächst ging es ins Pfarrhaus, wohin die Eltern bestellt waren. Im Beisein des Pfarrverwesers Dr. Walter Wittler - der Pfarrer war zwangsweise versezt worden - wurden ihnen Verhaltensmassregeln gegeben und dann wurden sie nach Hause gebracht.

 

Erscheinungen 1938

Wie kam es dazu? Bei der Entlassung in Göttingen war den Kindern das Versprechen abgenötigt, die Erscheinungsstelle nicht mehr zu betreten. Dieses Versprechen haben sie gehalten bis zum Zusammenbruch 1945. Die Forderung als solche war sinnlos, zeugt von Hilflosigkeit derer, die sie gaben, denn den Kirchgang konnte man ihnen nicht verbieten. Somit gingen sie täglich über den Friedhof und sahen die Stelle der Erscheinung aus näherer Entfernung. Die Gräber ihrer Angehörigen durften sie pflegen. Der Kirchhof selbst liegt höher als die Umgebung, so daß man die Erscheinungstelle ohne weiteres einsehen konnte.

Trotz der massiven Drohungen - man hatte ihnen gesagt, daß sie erschossen würden, wenn sie noch wieder Erscheinungen hätten - hatten sie das Verlangen schon gleich am ersten Abend das gemeinsame Gebet wieder aufzunehmen. Aber das Ausgehverbot sowie die Eltern und auch der Pfarrverweser rieten davon ab.

Nun mußte Grete eines Tages ihrer Tante beim Wäscheaufhängen helfen. Da fragte sie dieselbe, ob die Gottesmutter wohl noch wiederkäme. Sie ging dann weiter hinter den Häusern des Dorfes her, dem Friedhof zu, und bat die Tante mitzukommen. Bei Schulten zweiter Scheune sah dann Grete den Schein auf dem Friedhof. Sie kniete nieder und betete. Nun verständigte sie auch die anderen und von da ab ging man wieder allabendlich zum Beten, freilich nicht zum Friedhof, sondern hinter den Häusern, wo sie niemand vermutete. Die erste Stelle war etwa 250 Meter vom Friedhof entfernt.

Wegen der zu befürchtenden Überfälle hielt man sich still, auch wagten sie nicht zu singen. Um nicht gesehen zu werden, gingen sie immer erst bei Einbruch der Dunkelheit. Natürlich konnten sie nicht allein gehen. Erwachsene Angehörige oder auch Nachbarn begleiteten sie. So erlebte einmal der damalige Seminarist Bernhard Specker, der seine Ferien bei seiner Mutter verbrachte, daß Grete während des Betens bei Schulten plötzlich nach vorn schwebte und in gerader Haltung, ohne den Boden zu berühren so verweilte, bis sie dann zu den anderen zurückkehrte.

Am 2. Februar 1938 gingen Grete und Susi abends Beten. Anni war noch nicht aus Osnabrück zurückgekommen. Maria war in Thuine. Sie waren an diesem Abend durch die Wiesen gegangen. Als sie zu Behrens Schlot (Graben) kamen, sahen sie die Erscheinung und gingen von dort aus näher heran bis zu den ersten Eichen, die hinter dem Friedhof stehen. Sie waren also auf dem Fussweg nach Behrens. Dort beteten sie wie sonst.

Durch eine Unvorsichtigkeit hatte die Tochter des Wachtmeisters davon gehört. Sie erzählte es ihrem Vater. Auf seine Meldung kam der Regierungsrat Spletter nach Heede, um die beiden zu verhören. Dabei warf der Wachtmeister ihnen vor: "Ihr habt doch die Erscheinung gesehen, als ihr auf dem Weg nach Behrens über die Kirchhofsmauer schautet." Susi erkannte, daß er den anderen, den Hauptweg nach Behrens meinte und konnte ruhig sagen. "Da sind wir ja gar nicht gewesen." Der Beamte wurde unwillig und gab dem Wachtmeister einen Verweis, weil er auf Gerede gehört habe. Bald darauf wurde er versetzt.

Wie vorsichtig muß man doch bei Zeugenaussagen sein. Durch die mitspielende Phantasie kann unter Umständen manches geklärt werden. Man kann sich aber auch leicht den Weg zur Erkenntnis der Wahrheit selbst versperren. In diesem Falle war es gut für die Kinder. Wären sie überführt worden, hätten die damaligen Machthaber ihre Drohungen wahrgemacht.

Inzwischen war zum neuen Pfarrer von Heede der Pastor von Hollenstege Rudolf Diekmann ernannt. Durch sein nüchternes Wesen gewann er das Vertrauen der Gestapo und erhielt den Auftrag, die Kinder und deren Eltern zu betreuen. Damit war ihm die Möglichkeit gegeben, Kindern und Eltern zu helfen und so zu verhindern, daß zwischen ihm und der Gemeinde eine Mauer des Mißtrauens entstand, ohne daß er fürchten mußte, daß die Gestapo seine Arbeit von vorn herein beargwohnte.

Im Februar 1938 waren noch drei weitere Erscheinungen: am 9., 18. und 22. Alle weiteren Erscheinungen hier aufzuführen würde auf Dauer ermüden. Es mögen deshalb nur jene genannt werden, die etwas besonderes brachten. Am 15 März sahen alle vier Mädchen die schöne Erscheinung etwa 20-25 Minuten lang. Auf die Frage: "Kommen wir in den Himmel? Sollen wir nochmal wiederkommen? Sollen wir Kranke holen?" hat die Erscheinung jeweils gelächelt. "Können Euch Erwachsene sehen?" hat sie ein ernstes Gesicht gemacht. Am 16. März sahen Grete und Maria die Erscheinung etwas weiter rechts von der ursprünglichen Stelle. Susi sah nur den hellen Schein.

Am 18. März dauerte die Erscheinung etwa 20 Minuten. Grete sagte: "Bist du von Gott gesandt, so nähere dich uns!" Diese Bitte wurde auch später öfters gestellt. Mit einem freundlichen Lächeln kam die Erscheinung der Bitte nach. Am 24 März sah Anni die Erscheinung allein, etwa 3-4 Minuten lang. Auf die Frage: "Kommst du morgen wieder und sagst du etwas?" lächelte sie. Am 25. März regnete es heftig, als sich die Kinder aufmachen wollten zum Beten. Sie gingen trotzdem. Als sich dann die Erscheinung zeigte, hörte es plötzlich auf zu regnen, was den Begleitern auffiel. Auf dem Wege nach Hause setzte dann der Regen wieder ein. Die Kinder hatten die Erscheinung gefragt: "Offenbarst du dich bald?" Sie hatte darauf die Augenwimpern bewegt. Am 31. März sah Anni die Erscheinung nach der hl. Stunde. Ebenso am nächsten Morgen, am Herz Jesu Freitag. Es war ein ganz heller Tag schon. Doch der Schein war ebenso hell wie am Abend im Dunkeln. Anni stellt sich in die Nische hinter dem Turm zum Orgelbühnenaufgang, damit sie nicht von den Leuten, die zur hl. Messe gingen, gesehen wurde. Sie fragte: "Mutter ist es schlimm, wenn ich jetzt zu spät komme?" Diese lächelte.

Anders aber ein anderes Mal. Anni kam vom gemeinsamen Beten. Sie war aber erst zu Ganseforths gegangen, als es schon dunkel war. Dann hatte sie die Erscheinung mit den anderen nicht gesehen. Nun fürchtete sie, daß sie sich nicht richtig Verhalten habe. Sie fragte: "Mutter, warum seid ihr so traurig, daß ich nicht im Hellen gekommen bin?!" Die Erscheinung nickte... Soll das heißen, daß Bekennermut und Gemeinschaftsgeist geübt werden müssen? Das wäre schon das zweite Mal, daß die Erscheinung Bekennermut verlangt.

Am 7. April waren wieder alle vier beisammen. Als Anni und Susi wegegegangen waren, sah Anni die Erscheinung, Susi nur den Schein. Sie fragte: "Mutter sollen wir noch beten?" Die Antwort lautete: "Kinder betet noch viel!" Es ist auffallend, daß an diesem Abend, an dem zum ersten Mal von der Erscheinung gesprochen wurde, Anni dreimal die Erscheinung sah, Maria mit Anni zweimal, Anni und Susi zweimal den Schein, Grete aber nicht! Am 6. Mai fragten die Kinder wohl aus Sorge um ihre Sicherheit: "Mutter sollen wir alle zerstreut kommen?" worauf sie den Kopf schüttelte. "Sollen wir alle zusammen kommen?" was mit Kopfnicken beantwortet wurde. Am 12. Mai fragte Grete: "Sollen wir Kranke holen?" Die Antwort lautete: "Nein, noch nicht!" "Sollen wir jeden Abend wiederkommen?" "Ja". Susi fragte: "Wer bist du?". Darauf lächelt die Mutter Gottes und auch das Jesuskind.

Für die Kinder ging das Leben seinen gewohnten Gang. Morgens gingen sie zur heiligen Messe und oft auch zur heiligen Kommunion. Vormittags waren sie in der Schule. Nachmittags mussten sie ihren Eltern zu Hause helfen. Manchmal gingen sie auch zur Kirche zum Kreuzwegbeten oder es ging auf den Marktplatz zum Fußballspielen. Bei Einbruch der Dunkelheit trafen sie sich und gingen gemeinsam zum Beten hinter den Häusern des Dorfes. Dabei waren sie immer in Gefahr von der Polizei gestellt und verhaftet zu werden. Von den staatlichen Behören wurden immer neue Versuche unternommen, die Kinder von einander zu trennen und sie dem Einfluß des Elternhauses und der Kirche zu entziehen. Die größeren sollten in die Formationen, Arbeitsdienst, Landjahr. Anni bekam wegen "Diphterieverdacht" wochenlang Ausgeh- und Schulverbot. In dieser Zeit sah sie öfters allein die Erscheinung, einmal im Garten bei der Arbeit, sonst aber, wenn sie für sich betet. Die anderen, die während dieser Zeit mit ihr keinen Umgang hatten, wie sich nachher herausstellte, nie zur gleichen Zeit wie Anni.

Anni schien bevorzugt. Sie sah die Erscheinung an den verschiedensten Stellen: Am Graben, am Kirschbaum, hinter dem elterlichen Haus und auch sonst. Seit dem 4. Juli waren wieder alle vier zusammen zum gemeinsamen Gebet auf dem Gelände hinter dem Pastorat.

Am 15. August sahen die Kinder von ihrem Versteck aus die Erscheinung wieder auf der ursprünglichen Stelle, auf dem Friedhof. Sie hielt das Jesuskind auf dem Arm und lächelte. Dann schwebte sie nach vorne auf sie zu bis zum Prozessionsweg, den sie entlang schwebte in Richtung zur Kirche, bis das Pfarrhaus sie ihren Blicken entzog.

Später sah Grete sie dann einmal in der Kirche neben der Evangelienseite wo heute sich eine Darstellung nach den Angaben der Kinder in Hochrelief befindet. Nach dem Zusammenbruch hatte das von Professor Klaas nach Angaben der Kinder gemalte Bild gestanden, das nach der Ausmalung der Kirche über der schmerzhaften Mutter aufgehängt wurde. Noch immer standen auf dem Friedhof die Bäume, zwischen denen sich die Erscheinung gezeigt hatte. Die beiden vorderen waren schon in den ersten Tagen ihrer Zweige beraubt. Man darf nicht zu hart über die Andenkenssucht der Pilger urteilen. Der Mensch aus Leib und Seele bestehend will und braucht etwas greifbares. Wie wertvoll sind heute am Petrusgrab die Graffiti. In Heede wurden in Verbindung mit den Zweigen, die man den Kranken auflegte, wunderbare Gebetserhörungen und Heilungen gemeldet. Von den folgenden Wochen ist wenig zu berichten.

Am 1. November 1938, dem Jahrestag der Erscheinung, sahen alle vier Kinder nur den Schein, am 21.11. sahen Grete, Anni und Maria ihn. Am 8. Dezember war für die beiden älteren Mädchen die Aufnahme in die marianische Kongregation. Alle vier sahen die Erscheinung, Maria und Susi sahen sie zweimal, das zweite Mal etwa 10-15 Minuten lang, die Gestalt lächelte. Es bleibt noch zu erwähnen, daß der Bischof auf Bitten des Pfarrers die Stelle des Hilfsgeistlichen in Heede seit Mai wieder besetzt hatte. Derselbe hatte gleichzeitig die Stellung eines Dekanatskaplans inne. Gemäss den allgemeinen Anweisungen und mit Rücksicht auf die Familien und die Sicherheit der Kinder hielt er sich zurück. Das reservierte Verhalten der Pfarrgeistlichen wurde von der Allgemeinheit als Ablehnung der Erscheinungen aufgefasst und unwillig vermerkt.

 

Erscheinungen des Jahres 1939

In der Zwischenzeit mußten die Kinder ihre Ausdauer und ihre Treue allabendlich unter Beweis stellen. Sturm und Regen, Dunkelheit, Verzicht auf Schlaf, sowie Kälte und Frost, dazu die immerwährende Sorge um ihre Sicherheit hielten sie nicht ab, gemeinsam zum Beten zu gehen. Sie eiferten sich dazu gegenseitig an. Erst am 7. Februar, also nach zwei Monaten sahen alle vier Kinder die Erscheinung wieder. Sie stand vor den Eichenbäumen in der Nähe des Pachthofes der Schulten. In der Folgezeit fielen dann die wenigen entscheidenen Worte. Inzwischen war eine Wartezeit von 15 Monaten vorüber gegangen.

Am 26. und 27. Februar sahen alle vier Kinder die Erscheinung. Maria Ganseforth fragte: "Willst du dich offenbaren?" Sie nickte. Nun bekam Grete die Worte: "Königin des Weltalls und Königin der Armen Seelen." Es wurde ihr dazu gesagt, sie brauche das noch nicht mitteilen. 5 Wochen später, am 5. April 1939 sahen Grete und Maria den Schein in einer weiten Entfernung. Dann war auf einmal der Schein weg und dann stand die Erscheinung etwa zwei Meter entfernt vor ihnen. Maria fragte: "Mutter, als was will du noch verehrt werden?" "Als Königin des Weltalls und Königin der Armen Seelen." "Ja, in was für einem Gebet sollen wir dich dann verehren?" "In der lauretanischen Litanei!"

Hier wäre zu bemerken, das im September 1938 in Heede von einer schlesischen Baronin Andachtbilder von Ars Sacra verteilt waren, die die Heedeerscheinung darstellen sollten. Das Bildchen trug die Unterschrift: Königin der Welt. Die Geistlichen waren darüber ungehalten, weil sie unter allen Umständen jede Beeinflussung von den Kindern fernhalten wollten. Durch die Verteilung der Bilder geschah aber nichts. Auch jetzt hatte man alles andere erwartet als diese Worte. Fräulein Christen meinte, Maria müsse sich verhört haben! Es müsse Königin der Welt heißen. Noch ungewöhnlicher war für uns damals der Titel: Königin der Armen Seelen. Regens Voss, Osnabrück, sagte gelegentlich, er habe die Anrufung Trösterin der Betrübten auch immer auf die Armen Seelen bezogen. Maria teilte die Worte dem Pfarrer mit, fügte dabei hinzu, die Worte habe sie noch nie gehört.

Man möge es nicht verargen, wenn hier die Rolle des Chronisten einen Augenblick verlassen wird. Lohnt es sich nicht festzustellen, daß sich vier Kinder vom 1. November 1937 an, an über 50 Tagen die Gestalt der Königinmutter mit dem Kind sehen, in einer Zeit von 17 Monaten. Das immer wiederkehrende Bild - nur zweimal kommt sie in betender Haltung - prägt sich so tief ein, daß sie daßelbe bis in die Einzelheiten beschreiben können. Erst nach 17 Monaten wird von der Erscheinung in klaren präzisen Worten die Erklärung der Erscheinung gegeben: Königin des Weltalls, Königin der armen Seelen. Mit diesen Worten sind beide Erscheinungsarten, mit und ohne Kind, genügend und erschöpfend erklärt. Königin ist sie des Weltalls, weil sie die Mutter des Königs des Weltalls ist!

Königin der Armen Seelen... als betende Himmelskönigin sorgt sie sich um das Schicksal ihrer Kinder im Fegefeuer und um die streitende Kirche hier auf Erden - Allerseelen, Gründonnerstag! Was ist das für eine Regie! Unübertrefflich in Führung, Ausdruckskraft des Gezeigten und auch in der Erklärung!

Doch dann kommt das Überraschende: Die Kinder nehmen das ihnen gegebende kindlich und dankbar an. Sie geben es weiter, ohne es für die gewünschte Offenbarung zu halten und warten immer noch auf die entscheidene Stunde, wann das erfolgt, was denn die Erscheinung nun eigentlich will! Ist das nicht ein klarer Hinweis für den, der sehen will, das Gott seine Werkzeuge auswählt und benutzt und für Seine Pläne einsetzt, ohne daß dieselben es verstehen, weil das Gegebene weit über ihre Fassungskraft hinausgeht! Dann sind bis zum 28. Mai keine Erscheinungen mehr.

Am 2. Juli, dem Fest Mariä Heimsuchung, sahen die Kinder die Erscheinung zwischen zwei Pappeln, nahe am Weg zur Kirche. Sie war sehr traurig! Warum? Darf man einige Gedanken daran knüpfen? Pappeln... Wer diese Bäume kennt, weiß, wie ihre Blätter auf den leisesten Windhauch reagieren! Und die Menschen...? Die Pappeln stehen an einem Graben... Bäume am Bach gepflanzt. (Ps1) Nicht weit davon das Kriegerdenkmal von 1914-1918, mit Christus über den Gräbern..." Wenn die Menschen sich nicht ändern... Fatima!

Mariä Heimsuchung... "Selig, die du geglaubt hast..." Und als Antwort aus dem Munde Mariens das Magnificat! Hier... "Sie war sehr traurig." Ja, die Mutter Gottes hat es schwer mit uns Menschen. Warum, wieso? Müdigkeit der Kinder? Nichtbeachtung des Offenbarungsgehaltes durch die kirchliche Autorität? Bis heute noch ist das urkatholische Glaubensgut nur gelegentlich in Kleinschriften beachtet! Allerdings von den Päpsten wiederholt genannt!

Sorge wegen der drohenden Kriegsgefahr? War es das, weshalb sie traurig war oder nur aus Sorge für die Sicherheit der Kinder? Wer will das entscheiden. Sicherlich waren die Kinder immer in Gefahr. Aber der Standpunkt der Erscheinung wurde ja von ihr selbst gewählt und bestimmt, so daß die Kinder nur folgen brauchten und niemand im voraus wußte, wann und wo! Die liebenden Augen der himmlischen Mutter, die von den Kindern Mut und Ausdauer forderten, wußten trotz der Gefahren sie zu führen und zu schützen. Für die Pfarrgeistlichen, die das Geschehen mit wachem kritischem Auge verfolgten, war es eine instruktive Belehrung, das zumindest die im Göttinger Gutachten aufgestellten unbewiesenen Behauptungen in keiner Weise den wirklichen Verhältnissen entsprachen. Auch die von Besuchern, zum Teil bekannten Fachgelehrten, aufgestellten natürlichen Erklärungsversuche und wohlgemeinten Einwände wurde immer wieder durch die Tatsachen in Frage bestellt und erledigt. Folgen wir auch dieser Unterbrechung weiter den Berichten.

Am 15. August sah Grete allein die Mutter Gottes, Susi sah den Schein mit Strahlen, die auf die Kinder zukamen. Am 18. August sahen Susi, Maria und Grete die Mutter Gottes, die etwas lächelte. Vorher hatten sie den Schein gesehen. Sie fragten: "Willst du uns nicht deine Himmelfahrt zeigen?" Da schwebte sie langsam gen Himmel. Dann blieb sie stehen. Die Kinder baten, ob sie nicht sie segnen wolle. Darauf hob sie die Hand von der Kugel und segnete sie. Nun fragten die Kinder das Jesuskind, ob es ihnen nicht einen Abschiedsgruss geben wolle, worauf daßelbe mit seinem Finger winkte. Dann schwebte die Erscheinung langsam in den "Himmel, bis eine Wolke sie ihren Blicken entrückte". Das Emporschweben soll etwa fünf Minuten gedauert haben, dabei blieb immer der die Gestalten umgebende Schein. Am 24. Oktober sahen alle vier Kinder die Erscheinung, sie war sehr freundlich. Sie stand in einiger Entfernung, doch die Stimme war so deutlich, als ob sie unmittelbar vor ihnen stehe. Sie gebot: "Offenbart alles, was ich Euch gesagt habe, den Geistlichen!" Am Schluss der Erscheinung war sie sehr freundlich und gab den Kindern den Segen. Es kam dann der zweite Jahrestag der Erscheinungen, der 1. November 1939. Nur Grete sah die Erscheinung und erhielt den Segen, Anni und Susi sahen nur den Schein.

 

Das Jahr 1940 und der Abschluß der Mutter Gottes Erscheinungen

Am Neujahrstag sahen wieder alle vier Kinder die Erscheinung. Sie war traurig und hat gesegnet. Am 19. sah Grete die Mutter Gottes. Am 20. Januar sah Maria sie weinend! Es bildeten sich in ihren Augen kleine Tropfen, anfangs an beiden Seiten nur wenig. Dann wurden sie größer und fielen herab. Das Weinen dauerte einige Minuten. Maria fragte: "Mutter was hast du?" Sie antwortete: "Kinder, betet!" Was war der Grund der Trauer? Was in der Weltpolitik? Was im Leben der Kirche? Was im Leben der Kinder? Warum die Tränen?

Es vergingen dann Wochen und Monate. Erst am 5. August sahen wieder alle vier Kinder die Erscheinung. In der Zwischenzeit hatte nur eine oder mehrere von ihnen die Erscheinung gesehen, doch nicht oft und nicht alle. Über sieben Monate also dauerte es, bis alle wieder einer gemeinsamen Erscheinung gewürdigt wurden. Welche Wahrheitsliebe in der Mitteilung aber auch welche Ausdauer im beten!

Am 12. September sagten die Kinder, als sie die Erscheinung sahen: "Mutter, wir gratulieren dir zum Namenstag!" darauf hat das Jesuskind gelacht, sie selbst aber hat gesegnet. Maria war nicht dabei. Sie war wegen einer Mandeloperation in Lingen im Krankenhaus. Die anderen hatten gemeinsam den Rosenkranz gebetet. Beim zweiten Gesetz sah Susi den Schein, Anni und Grete die Gestalt. Diese war gleich ganz hell, sie blieb eine viertel Stunde. Die Kinder hatten an diesem Abend keine Kenntnis von ihrer Umgebung. Sie knieten unter den Eichen und stellten wieder viele Fragen, unter anderem, ob sie sich nicht offenbaren wolle. Dann erfolgte die Gratulation und die Bitte um den Segen.

Am 29. September hielten sich wieder alle vier Kinder unter den Eichen der Pfarrwiese auf. Die Erscheinung zeigte sich wieder an der ursprünglichen Stelle auf dem Friedhof, etwa fünf bis zehn Minuten lang. Zuerst sahen Susi und Maria die Mutter Gottes, dann Grete und Anni. Sie sah sehr freundlich aus. Grete bat: "Mutter, segne die Diözese!" Darauf segnete sie, was auch von Anni gesehen wurde. An diesem Tag war nach vierwöchiger Vorbereitung die Weihe der Diözese Osnabrück an die Gottesmutter.

Am 19. Oktober betete Frau Bruns den Rosenkranz vor. Schon beim ersten Gesetz fielen alle vier Kinder auf einmal in die Kniee, was auch sonst wohl gelegentlich geschah. Dann betet Maria: "Gegrüsset seist du Königin". Auf einmal waren die Kinder stumm, wohl zehn Minuten lang. Dann stellten sie viele Fragen. U.a. "Mutter, welche Kranken willst du denn heilen?" Die Mutter Gottes antwortete nach den späteren Bericht der Kinder: "Ich werde nur diejenigen heilen, die in der rechten Gesinnung kommen!" Weiter sagten die Kinder: "Mutter wie schön bist du! Sollen wir dir eine Kapelle bauen? Oder eine Grotte, wir wollen es gern tun!" Maria sagte dann: "Jesukind, kannst du nicht sprechen?" Es lächelte, sagte aber nichts! "Segne unseren Pastor und unseren Kaplan!" Darauf gab die Mutter Gottes den Segen. Nach ihrem Weggang erzählten die Kinder den Anwesenden, was sie erlebt hätten. Auch das sie ein Geheimnis für den Heiligen Vater erhalten hätten mit dem Hinweis: "Erzählt dies nur dem Heiligen Vater!" Darauf meinte Frau Bruns, die Kinder müssten sofort dem Pfarrer Mitteilung machen. Doch diese wollten anfangs nicht. Wegen ihrer Kleidung schämten sie sich. Um gegen die Witterungseinflüsse geschützt zu sein, hatten sie alte, zum Teil abgetragene Kleider, Holzschuhe und waren auch so in einem seltenen Aufzug. Dennoch gingen Maria und Susi ins Pfarrhaus mit zerrissenen Mantel und Loch im Strumpf.

Am 1. November 1940 waren die Kinder wieder bei dem schon öfter erwähnten Graben. Wegen der Beter auf dem Friedhof durften sie nicht näher herangehen. Sie sahen die Mutter Gottes vor den Eichen. Das begonnene Rosenkranzgebet unterbrachen sie plötzlich mit dem Gebet: "Segne du Maria, segne mich dein Kind!" Sie riefen: "Mutter segne uns, wir sind ja deine Kinder. Wir wollen alles tun, was du uns sagst. Sage uns deinen Wunsch! Mutter gib uns noch einmal deinen Segen! Mutter tue es doch! Mutter erleuchte unseren Oberhirten! Mutter segne unsere Gemeinde! Segne unsere Kranken! Segne unsere Brüder im Felde! Mutter segne alle, die hier zugegen sind!" Diese Bitten wurden von den Anwesenden mitgehört. Grete fragte dann: "Kommst du noch wieder?" Geantwortet hat sie, wie Grete später mitteilte, mit "Ja". So ging der dritte Jahrestag mit ergreifenden Erlebnissen für alle Anwesenden zu Ende. Nach diesem dramatischen Erlebnissen und der ausdrücklichen Zusage konnte niemand ahnen, daß zwei Tage später schon die Erscheinungen ihren Abschluß fanden.

Am 3. November 1940 hielten sich die Kinder wieder im Dunkeln bei den Eichen auf. Die Gottesmutter zeigte sich auf dem Friedhof in der Zeit von 20.30 bis 21.00. An diesem Abend erhielt jedes der vier Kinder von ihr ein Geheimnis. Die anderen konnten dann wohl sehen das sie sprach, verstanden aber nichts. Susi, die als Älteste zuletzt an die Reihe kam, wurde deshalb unruhig und rief: "Mutter sprich doch lauter, ich höre ja nichts!" Sie musste warten, bis auch ihr das Geheimnis mitgeteilt wurde. Nach der Mitteilung erhielt jedes Kind einzeln den Segen, was wiederum die anderen sehen konnten. Sie hatte überraschend jedem einzelnen Kind ganz persönlich ein Geheimnis gesagt und fügte dann für alle vernehmbar hinzu: "Dies Geheimnis sollt ihr für euch behalten und es niemanden sagen!" Es folgten dann die Worte: "Nun, liebe Kinder, zum Abschied noch einmal den Segen. Bleibt Gott ergeben und brav! Betet oft und gern den Rosenkranz! Nun, ade liebe Kinder! Auf Wiedersehen im Himmel!" "Willst du denn nicht noch einmal wiederkommen?" "Nein." "Auch nicht im Rosenkranzmonat?" "Nein." "Mutter, gib uns noch einmal den Segen!" Sie erhielten den erbetenen Segen. "Segne auch die Geistlichkeit!" Auch diese Bitte wurde erfüllt. "Mutter, wir danken dir!" sagten die Kinder zum Schluß unter Tränen. Bei dieser Erscheinung war auch Adele Bruns wieder dabei. Sie hatte die erste und letzte Erscheinung miterlebt und war auch sonst öfters dabei, hat aber nie etwas Außergewöhnliches gesehen!

Die Kinder waren sehr traurig. Sie gingen gleich zum Pfarrer, um zu berichten. Für Scherzworte, auf die sie sonst gelegentlich reagierten, waren sie an diesem Abend ganz unempfänglich. Traurig meinten sie, sie hätten doch noch so viel zu sagen und zu fragen gehabt. Die Gottes Mutter hätte ihnen doch noch dieses oder jenes sagen können und müssen...

So endete für diese vier Mädchen eine dramatische Zeit mit vielen religiösen Erlebnissen, die immer anders ausliefen, als man vermuten und ahnen konnte. Ebenso unerwartet wie sie begonnen hatte, wurde sie auch beendet. Dennoch war es für die Kinder eine wirkliche Gnadenzeit, ein Großapell zum gemeinsamen Gebet unter der Leitung der Gottes Mutter selbst! Unter wirklichen Opfern und dauernder Lebensgefahr hatten sie drei Jahre lang nach Einbruch der Dunkelheit sich zum gemeinsamen Gebet zusammengefunden. Zu dem Gebetsapell und den wenigen aufmunterden Worten kam dann das so oft geschaute Bild in seiner Klarheit und theologischen Tiefe.

Ist nicht das Wort des Bischofs von Lüttich auch hier berechtigt?! "Alle Einzelheiten ergänzen sich und laufen ab, wie die Teile eines Uhrwerkes, ohne daß die Beteiligten den Verlauf bestimmen können. Von Anfang an erschien das Thema klar. Es entfaltet sich trotz aller Hindernisse mit einer Genauigkeit, die man eine mathematische nennen könnte. Die Ungezwungenheit, die Kunst, die Weitsicht, der übernatürliche Hauch erreichen jenen Grad, der das sichere Zeichen einer glaubwürdigen Erscheinung ist. Die Sorgfalt, die sie auf ihr Werk verwandte, zeugt von der Hoffnung, die sie damit verband. Können ihre deutschen Kinder, denen der Reichgottesgedanke so sehr am Herzen liegt, die das Königtum Christis auf Anregung Pius XI. erneut so begeistert aufgegriffen haben, können diese sie verstehen und werden sie ihr Folge leisten? Durch Maria zu Christus, durch Christus zum Vater! Immakulata, Mutter Gottes, Königin des Weltalls, Königin der Armen Seelen! Hab tausend Dank für Deine Lieb und Müh zu uns!

 

II. Die Botschaft

Die gesamte Schöpfung bildet in den Augen Gottes eine Einheit. Jedes Geschöpf lebt sein Eigenleben, steht aber in einer Abhängigkeit und Beziehung zum Ganzen. Darüber hinaus gibt es eine Spitze, eine Über- und Unterordnung. An der Spitze der Schöpfung steht Christus, von dem Paulus sagt: "Alles ist auf ihm geschaffen und für ihn geschaffen. Er steht an der Spitze des Alls. Er ist der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm und auf ihn ist alles geschaffen, was im Himmel und auf der Erde ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Thronen oder Herrschaften oder Mächte oder Kräfte. Alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. Er ist vor allem und das All hat in ihm seinen Bestand. Er ist auch das Haupt seines Leibes, nämlich der Kirche. Er ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe. "Denn es war Gottes Ratschluß, in ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen." Hier und im Prolog des Johannesevangeliums wird die Gesamtschau der Schöpfung geboten mit Christus der Spitze, auf den alles hin erschaffen ist (Kolosserbrief)!

Christus vereinigt in sich die göttliche und geschöpfliche Natur. Kraft der göttlichen Natur ist er der Sohn des ewigen Vaters und steht in inniger Liebesverbindung mit der dritten göttlichen Person, dem Heiligen Geiste. Kraft seiner menschlichen Natur faßt er als Mensch alle Seinsstufen der Schöpfung zusammen. Denn schon Gregor der Große weist darauf hin, daß der Mensch das Sein der Materie, das Leben mit den Pflanzen, die Sinne mit den Tieren und die Seele, das geistige Leben mit den Engeln besitzt. Somit verbindet er in sich und vereinigt in sich die Schöpfung. Das um so mehr, als zum geschöpflichen Sein von Natur aus für ihn auch das Göttliche Sein gehört. Dieses hat er von Ewigkeit her. Wenn wir aber im Credo beten: "Er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist aus Maria der Jungfrau", dann tritt uns hier die Verbindung des Schöpfer mit der Schöpfung entgegen. Maria ist die belebte und beseelte Schöpfung, die von Gott angesprochen zur Menschwerdung des Gottessohnes ihr freies Ja spricht. So kann sie aus dieser gläubigen Schau später bekennen: "Grosses preisen alle Geschlechter." In Maria begegnen sich Schöpfer und Geschöpf. In Christus werden dadurch Schöpfer und Geschöpf eine Einheit.

In der geschichtlichen Schau ist Maria und bleibt Maria vor Jesus Christus. Denn aus ihr hat er Fleisch angenommen. Sicher "alles kommt von Christus", auch Maria, aber alles beginnt durch Maria, auch Christus! In der Ideenschau liegen Johannes und Paulus das grandiose Bild vor, das Gott bei seiner Schöpfung vorschwebte, das er in der Zeit verwirklicht hat. Zu dieser Schau, zu diesem Bild gehört auch das Versagen seiner Geschöpfe und andererseits das heroische Leben und Ertragen des dadurch entstandenen Dienens des Gottmenschen. Mit anderen Worten, das notwendige Leiden und Sühnen des Gottmenschen. Damit aber auch die sich im Gottmenschen auswirkende vollendete Liebe zum Vater und zu den Brüdern. So sagte Paulus: "Denn es gefiel Gott in ihm die Fülle wohnen zu lassen... Und durch ihn alles zu versöhnen in Hinordnung auf ihn, indem er durch Sein Blut am Kreuze Frieden stiftete, alles im Himmel und alles auf Erden!" Kol 1.4.13.ff. Somit ist Maria die Verbindung des Adventes mit seiner Erfüllung. Christus ist gekommen, aber er muss noch kommen. Er kommt in den Sakramenten. Er kommt am Ende zur Vollendung der Welt. "Bis zur Vollendung der Zeiten wird er derjenige sein, den man erwartet und der kommt. Er wird erwartet von der Menschheit und den Völkern, von jedem von uns in seiner geistlichen Bedrängnis und in seinem Elend."

Alle diese Advente werden sich durch Maria erfüllen. Sie bereitet die fortschreitende Erfüllung vor und bewirkt sie, denn das ist das Grundgesetz: Jesus per Mariam, Jesus durch Maria. Der Glaube an Maria ist so alt wie die Kirche. Aber man muss den Glauben vom Glaubensverständnis unterscheiden. Letzteres muss immer wieder neu erworben werden und wird durch die Anregung des Heiligen Geistes neu angeregt und vertieft. (Nach Bischof Kerkhoff.)

So wird durch die vertiefte Marienverehrung die Christusliebe gefördert mit einer vertieften Christusliebe die Dankbarkeit gegen den Vater. Die Königinmutter mit dem kommenden Weltenheiland als Kind und die Königin mit den gefalteten Händen, sind es nicht sprechende Geschenke an unsere Zeit, die zu einem vertieften Verständnis und zu treuerer Nachfolge im Dienste des Gottkönigs führen können?! "Alles und in allen Christus!"

 

1. Das Symbol

Was durch die Bilder gezeigt wird, wird durch die Worte bestätigt. Betrachten wir zunächst die Bilder, den Anschauungsunterricht, wie er uns geboten wird. Was bietet das Symbol? Die Gläubigen eilen zur Kirche. Sie nehmen am Opfer teil, nachdem sie ihre Kleider im Blute des Lammes gereinigt haben im Bußsakrament. Sie verrichten die vorgeschriebenen Gebete, um den Armen Seelen zu helfen. "Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke für die Verstorbenen zu beten." Sie besuchen die Gräber, die mit Blumen geschmückt sind. So wacht an den Gräbern der Glaube an ein Fortleben nach dem Tode und die dankbare Liebe und Pietät.

Der Abend ist still. Beter kommen und gehen. Immer wieder wird dabei auch "nach der Meinung des hl. Vaters" für die Anliegen der Kirche gebetet so auch von den Kindern. Das Ablassbeten ist also mehr, als nur ein Gebet für die Verstorbenen! Es ist ein weltweites Gebet für das Gottesreich, in das schon die Kinder sich einreihen. Die Kirche fordert sie auf, die Eltern haben sie geschickt. Dann stehen unsere Seherinnen, wie gewohnt, einen Augenblick draußen und schauen über die Gräber hinweg, um danach erneut in die Kirche zu gehen und erneut zu beten. Nach wiederholtem Ablassgebet sieht Grete dabei ein Licht zwischen den Lebensbäumen. In der "Erleuchtung" sieht sie eine Gestalt, die ein Kind auf den Armen trägt, das in seiner Hand die Weltkugel trägt. Die Gestalt steht auf einem Wolkengebilde. Das ist eine so klare Komposition, das für den gläubigen Menschen kein Zweifel besteht, wer sich dort zeigt. Das goldene Kreuz auf der Weltkugel, die das Kind trägt und die erfurchtsgebietende Gestalt mit der Krone auf dem Haupt können in ihrer ganzen Art niemand anderes sein als Maria mit dem göttlichen Kind.

Grete erzählte ihr Erlebnis der älteren Schwester Maria. Die Reaktion ist verständlich: "Du kannst doch gar nicht die Mutter Gottes sehen!" Nein, daß kann sie auch nicht, wenn nicht dazu besondere Gnaden gegeben werden. Nun gehen sie wieder in die Pfarrkirche, dorthin wo das Bild der Himmelskönigin sich auf dem Altare zeigt mit dem göttliche Kind und wo neben dem Altare der hl. Josef mit dem Jesuskind auf dem Arme steht. Im Tabernakel selbst ist er mit Gottheit und Menschheit zugegen, der göttliche König, der aus Liebe zu uns Mensch wurde. Hier hält die Mutter Kirche den goldenen Schatz der Erlösergnaden bereit und hat am Morgen ihnen Jesus gezeigt, als sie ihn empfangen wollten und durften. Auf ihn warten die Armen Seelen, damit sie im Himmel ihn und seine heiligste Mutter schauen dürfen.

Grete ist von dem so klar Geschauten so mitgenommen... "Sie erschrak und dachte nach." ...daß sie sich zum wirklichen einfachen Gebet nicht mehr sammeln kann. Sie verlassen dann beide die Kirche, um nach Hause zu gehen. Das Gespräch der Geschwister ist aber von der kleinen Anni Schulte mitgehört worden. Auch sie sieht später die Gestalt. Auf dem Heimweg werden sie von ihrer Tante abgewiesen. Dann gehen die Bruns und auch Anni, die beim Kriegerdenkmal sich treffen, mit zurück. Da finden die anderen bestätigt, wie ihnen gesagt worden war, so wie einst die Hirten ... "diese gingen hin und fanden das Kind mit Maria seiner Mutter". Nur Adele Bruns sieht nichts! Auf den Ruf muss die Antwort kommen. Das Kind hat ja gewinkt. Das Wort wartet auf Antwort! Es fordert Entscheidung. Die Entscheidung wird zur Scheidung in Glaubende und Nichtglaubende!

Wie sieht die Gestalt aus? Beginnen wir mit dem wichtigsten: Das Kind. Das Kind ist der Sohn Gottes, der durch das Ja der Mutter unter Mitwirkung des Heiligen Geistes aus Maria Fleisch annahm und Mensch wurde. Als Mensch ist er schon von Geburt, um nicht zu sagen überhaupt, König des Weltalls, Kraft seiner Gottheit, Kraft seiner Bestimmung, Kraft der Erbschaft als Sohn Davids, Kraft seiner Zurückeroberung durch seinen Opfertod und Kraft der Auffahrt in den Himmel durch Besitzergreifung.

Er ist und bleibt der König des Weltalls, das heißt König der gesamten Schöpfung, aller geschaffenen und somit aller sichtbaren und unsichtbaren Wesen, von der Materie in den kleinsten Anfängen bis hin zu den gewaltigsten Geisteswesen, den Engeln. Er ist König auch als Kind, auch in seinem Leiden und Sterben und sicher zur Rechten des Vaters! "Er trägt das All durch seinen allmächtigen Willen."

Durch sein Lebensopfer, daß heißt, durch die treue Erfüllung des Vaterwillens in allen Phasen seines menschlichen Lebens, das in der Menschwerdung begann, am Kreuze seinen Höhepunkt erreichte und in der Auferstehung vollendet wurde, hat er zu dem Titel der Gottheit und Vorherbestimmung den Titel der Zurückeroberung und ewigen Besitzergreifung feierlich hinzugewonnen und bekommen. Er ist also auch als Mensch wahrhaft König des Weltalls. Die Frucht seines Opferlebens und Todes ist die erneute Begnadigung der gefallenen und des göttlichen Lebens beraubten Natur.

Das Leid, das durch den Sündenfall der Engel eingeleitet und durch den Sündenfall der Menschen ausgelöst wurde, ist also im Schöpfungsplane Gottes durch die Opferliebe in ein Mittel zur Verherrlichung Gottes umgewandelt. An dieser demütigenden Annahme der auferlegten und durch den Sündenfall der Stammeltern bedingten Sühne haben alle Teil, die Gott lieben. Das gilt ganz besonders für seine heiligste Mutter. Schon als Mensch, aber noch mehr als Mutter des Erlösers nimmt sie mit den Geschenken Gottes auch die damit verbundenen Belastungen willig an.

In Verbindung mit ihren göttlichen Sohn ist sie unter den Kreuze zur Königin der Märtyrer herangereift und hat damit, wie Pius XII sagt, für die gesamte Schöpfung stellvertretend mit ihrem göttlichen Sohn das Opfer der Sühne dargebracht. Dadurch ist sie nicht nur durch Bestimmung und Erwählung als Mutter Gottes, sondern wie es einem Ebenbild Gottes entspricht, auch durch ihre Mitwirkung Königin des Weltalls.

Damit aber ja keiner auf den Gedanken käme, daß bei ihr die Grenzen des Geschöpflichen überschritten würden, zeigt sich in dem in Heede immer wieder gebotenem Bild, daß sie zwar das Kind in die Welt hineinträgt. Obschon sie Mutter ist, bleibt dennoch das Kind Herr und Schöpfer. Er trägt die Schöpfung, zu der auch die Mutter gehört. Die rechte über die Weltkugel ausgebreitete Hand deutet an, daß sie auch in der Ewigkeit Geschöpf bleibt und nur eine von Gott gewollte, allerdings in einen echten Verhältnis zum göttlichem Sohne stehende mütterliche Hilfestellung ausübte.

Wie tröstlich und vertrauenserweckend ist das für den Besucher. Der göttliche Sohn hat während seines Erdenwandels nicht auf die Liebe und Betreuung seiner Mutter verzichtet. Sie sollte ihm zur Seite sein, von seinem Werden bis zu seinem Tode und der Himmelfahrt. Sie erlebte den ersten und letzten Pulsschlag seines heiligsten Herzens. Ihm zur Seite durfte sie sein, als er das große Versöhnungsopfer darbrachte. Durch seinen ausdrücklichen Auftrag vom Kreuze herab sollte und soll sie ihre schützende Hand über seine Schöpfung halten, bis auch diese in Gott vollendet ist.

Die Mutter-Gottes-Erscheinung in Heede ist aber mehr als ein einfaches Bild. Sie ist eine lebendige Gestalt, die voll Güte herabschaut und sich anschauen läßt. Sie ist Königin-Mutter! Maria hat das Kind empfangen, geboren, betreut. Sie trägt es mit dem Schleier, der vom Haupte her die ganze Gestalt umgibt. Welche Erfurcht spricht daraus! Der Priester, der mit der Monstranz das Volk segnet, trägt den Herrn mit einem Velum. Das Velum ist ein Schleier, den Gott selbst gegeben, um die unberührte Reinheit anzudeuten, die Jungfräulichkeit des Leibes. Darüber später noch einiges. "Zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes." Täglich wird so nach der heiligen Messe gebetet. Und sie zeigt sich... mit dem Kind.

Doch ohne Jungfräulichkeit keine Mutter-Gottes-Würde! Sie, die auf Anregung der Gnade ganz für Gott und nur für Gott da sein wollte, wurde so zur Mutter Gottes. "Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären! Sein Name wird sein Emmanuel - Gott mit uns!" Der Schleier fällt vom Haupte herab. Der Sitz der Jungfräulichkeit ist im Geiste, im Denken und Wollen. Im weitesten Sinne kann man von Jungfräulichkeit auch sagen, was Augustinus von der Kirche sagt: "Ihre Jungfräulichkeit ist der Glaube", die Wurzel unerschrockenen Hoffens durch die Zeit." Prof. Andrée.

Maria stand aufrecht unter dem Kreuze in der dunkelsten Stunde der Weltgeschichte. Weil aber ihr göttlicher Sohn "Erbe des Alls" ist, das Er zurückeroberte, ließ Er sie in Frucht seines göttlich-freien Liebesopfers auch daran teilnehmen als "Erbin des Alls durch Gnade" als seine in fürbittender Liebe universal-ermächtigte Mutter - als Königin. "Selig, die du geglaubt hast..."

Wie betrachten weiter, um das Symbol zu verstehen. Auf dem Schleier thront die Krone, deren Spitzen die Kinder als "Bäumchen" bezeichneten. Acht solcher Bäumchen scheinen sie nach Aussage der Kinder zu schmücken. An jedem dieser Bäumchen sind fünf goldene Kugeln. Über die Zahlensymbolik ist von Kennern sehr viel Feines geschrieben worden. Im Lateinischen ist V die Hälfte von X. Die Fünf ist nach oben geöffnet. Der Mensch liebt nicht so sehr die Todesruhne, das Leid. Er möchte Glück. Fünf sind die Leiden, die sich in den heiligen fünf Wunden des Erlösers als Höhepunkt der Schmerzen dokumentieren. Unsichtbar sind die Seelenleiden, die dahinter stehen. Noch unsichtbarer sind die Früchte dieser geduldig und opferfroh ertragenen Leiden. Sie bringen die Vollendung, als treue Erfüllung der (X) zehn Gebote. "Er war gehorsam bis zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn Gott erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist." Gold ist das Höchste - treu wie gold! Victor quia victima!

Acht Bäumchen: Weist das hin auf die "acht Seligkeiten", das Reichsgesetz des Neuen Bundes. Auf diesem Wege hat Christus selbst die Vollendung seiner menschlichen Natur erstrebt und erreicht. Nur so ist auch für die Erlösten das uns gesteckte Ziel zu erreichen. Die Gestalt steht auf einer Wolke. Nach der heiligen Schrift ist die Wolke das Zeichen für die Gottesnähe. "Die Wolke als Band bedeutet die Grenze des Kosmos." Symbolfibel S. 131.

 

Die Haltung der Hände

Das Kind hält in der rechten Hand die Weltkugel. Die rechte Hand ist die Hand des segnens. Aus Liebe hat Gott die Welt erschaffen. Seine Liebe soll der Schöpfung auch durch die Menschwerdung und Erlösung zu teil werden. Die linke Hand, die strafende ist frei, aber sie ruht auf dem Knie.

Das Kind selbst ruht auf dem Arm der Mutter. Sie trägt mit dem Kind auch die Welt. Dieser Gedanke ist im Bild auch oft dargestellt. Auch in den Schriften wird dies öfters ausgesprochen. So schreibt Joh. Damascenus in de fide orthodoxa: "Vere etenim rerum omnium conditarum Domina facta est, cum Mater Creatoris exstitit" oder "Domina quia Mater Dei!"

In der Rechten trägt sie nicht, wie sonst das üblich ist, das Zepter, so auch an der alten Statue auf dem Marienaltar. Nicht so mit dem Zepter zeigt sie sich wie es die Kinder von dem Altar gewohnt waren. Die rechte Hand liegt im Erscheinungsbild schützend über der Weltkugel, so daß das Kreuz auf der Kugel durch die Finger hindurchschaut. Ist damit nicht angedeutet, daß sie dieselbe Aufgabe, die sie einst über das göttliche Kind ausgeübt hat, nämlich ihm schützend und helfend zur Seite zu stehen, nun auch über die Welt vom Himmel her ausgeübt wird.

Wie diese Aufgabe erfüllt wird, wird an zwei Tagen besonders deutlich gezeigt. Es sind die Tage Allerseelen und dann der Gründonnerstag. An diesen zwei Tagen trat sie vor die Kinder hin als Himmelskönigin, oder besser Königin des Weltalls mit gefalteten Händen. Die Mutter betet über den Gräbern und leitet so auch ihre Kinder an, das fürbittende Gebet für die Verstorbenen zu pflegen, wie es die Mutter Kirche schon immer getan und durch Benedict XV. so eindringlich eingeschärft hat. Am Gründonnerstag, den 14. April 1938 zeigt sie sich mit emporgehobenen Händen, aber ernst. Während sie zu Ostern mit dem Kind und "so schön wie nie zuvor" sich zeigt. Handelt sich es im ersten Falle um die leidende Kirche, so hier um die streitende Kirche auf Erden. In der Folgezeit wurde in Heede auffallend viel über die Anliegen des Bischofs und auch des heiligen Vaters gebetet. Viele Pilger haben nach ihrer eigenen Aussage in der Not der Glaubenskämpfe in Heede sich immer wieder Kraft geholt.

Vielen hat im Krieg und in den Gefangenenlagern die Botschaft von Heede Trost und Hilfe gebracht. Wer das Symbol öfters betrachtet, der kann darin eine feine Anleitung, einen klaren Anschauungsunterricht für Wahrheiten des Glaubens finden.

Das so schwierige Verständnis für die Beziehung von Mutter und Sohn Gottes wird in einem Bild dargestellt, so daß das Zueinander gezeigt wird ohne das die Rechte und Unterschiede, sowie die Stellung des Kindes verwischt werden. Alle diejenigen, die fürchten, daß durch Privatoffenbarungen die allgemeine Offenbarung entwertet oder beiseite geschoben werden könne, mögen sich anhand des Heeder-Geschehens fragen, ob sie eine bessere und leicht verständlichere Anleitung kennen, um die Rechte des göttlichen Sohnes und seiner heiligsten Mutter darzustellen. Und gerade in Deutschland scheint mir das rechte Verständnis so notwendig zu sein, damit wir den getrennten Brüdern durch Klärung der Begriffe und Anschauungen helfen. Denn letzlich geht es darum, die Schöpfung im Lichte Gottes zu sehen. Das gilt nicht nur für die Menschheit Christi, die als Gottmensch ins rechte Licht gerückt werden muß, sondern auch um Maria, um den einzelnen Menschen und das einzelne Geschöpf, sowie die gesamte Schöpfung. Auch hier gilt: "Die Wahrheit wird euch frei machen!"

Warum aber so viele und so lange Erscheinungen? Zwei Worte Christi werden von den Kindern beispielhaft geübt: "Wachet und betet! Betet ohne Unterlass! "Erst bei Einbruch der Nacht konnten sie das Haus verlassen. Das war namentlich im Sommer ein großes Opfer. Manche Stunde des Schlafes wurden von ihnen geopfert. Am nächsten Morgen waren sie dann wieder in der heiligen Messe. Dabei stand ihr Verhalten im direkten Gegensatz zum Zeitgeist. Die Machthaber versuchten, wo es nur möglich war, die Gläubigen vom Gottesdienst fern zu halten. "Nur die Arbeit kann uns retten! Räder müssen rollen für den Sieg!" "Wir haben jetzt keine Zeit zum Beten!" so und ähnlich hiess es in den Parolen.

Auch im kirchlichen Raum konnte man gelegentlich hören, wenn man andächtig sein wolle, müsse man "kurz und gut beten". Ein sicherlich gut gemeinter Rat und auch im Einzelfall richtig, doch nicht als Haltung. Ganz abgesehen davon, das in gewissen Zeiten das anhaltende Gebet der rettende Anker ist, übersieht man dabei, daß Tugend nur durch richtige Haltung und durch dauernde Übung erreicht wird, aber nicht ohne Anstrengung! "Wachet und betet, damit ihr nicht fallet..." Während manche das Rosenkranzgebet für zu lang und langweilig hielten, wurde in Fatima noch das Gebetchen "O Jesu..." zu jedem Gesetz hinzugefügt. Wie oft ist dann seit 1945 das Wort von Reinhold Schneider wiederholt worden: "Nur den Betern kann es noch gelingen, das Schwert von unserem Haupte fernzuhalten." Das wurde in Heede die Kinder gelehrt, nicht von den Eltern und Lehrern, nicht von den Geistlichen, sondern von der himmlischen Mutter, die ihre Kinder immer wieder einlud, aufforderte und durch ihr Erscheinen, Verweilen und Lächeln belohnte.

Das anhaltende Gebet für die Kirche und die armen Menschen! Wie viele befanden sich unter den grauenvollsten Umständen in Todesnot! Wie viele im Kriege, in Bombennächten, in den Gefangenenlagern! Welche Seelenqualen haben die Eltern, besonders die Mütter ausgestanden um ihre vermissten und gefallenen Söhne! Wieviele Tausende sind im Emsland und auf dem Hümmling in den Gefangenenlagern elend durch Hunger und Entbehrungen und Misshandlungen zu Grunde gegangen. Und dann kam die Vertreibung und die damit verbundene Flucht. Tränen der Mutter, die das kommen sah und Aufforderung zum Gebet!

Doch überlegen wir weiter! Weder die Kinder noch deren Angehörige waren leichtgläubig. Die Gestalt war für sie eindeutig. Doch wußten sie, daß auch der Teufel sich in einen Engel des Lichtes verstecken kann. Susi nimmt Weihwasser mit und besprengt damit die Gestalt. Diese lächelte darauf und kommt auf sie zu. Wiederholt fordern die Kinder die Erscheinung auf: "Bist du von Gott, so komm näher, bist du vom Teufel, so weiche zurück!" Sie lächelt darauf freundlich.

Ein von den Gottesgelehrten angegebenes, sicheres Zeichen ist das Leid um Christi willen. Die Kinder wurden in die Irrenanstalt gebracht, wo sie viel durchgemacht haben. Sie wurden mit dem Tode bedroht, sie waren einsam und verlassen daselbst. Selbst dem Geistlichen daselbst glaubten sie nicht trauen zu können, weil sie sein Verhalten missdeuteten. Dabei blieb der Trost der Erscheinung, um deren Willen sie das alles erduldeten, aus. Stattdessen waren sie aus den vertrauten, gewohnten Verhältnissen herausgerissen in eine Umgebung, die alles andere als wohlwollend war. Bedrängt von Verhören, Versuchen, Drohungen und Sorge um ihre Zukunft.

Endlich nach vier Wochen kamen sie nach Osnabrück ins Marienhospital. Nun konnten sie wieder aufatmen. Als dann aber die Schwestern versuchten ihrerseits Experimente zu machen, da zeigte sich ihre Urwüchsigkeit und sie trieben ihren Scherz mit ihnen. Nach dem ersten Verhör durch die Gestapo noch in Heede war ihnen verboten, weiterhin die Erscheinungsstelle zu betreten. Sie beteten an diesem Abend wie auch sonst in der Kirche.

Dann gingen Grete und Maria auf geheiß ihrer Eltern durch die Sakristei nach Hause und sahen an diesem Abend die Erscheinung nicht. Die anderen beiden gingen mit den Betern zur Erscheinungsstelle und wurden dort einer Erscheinung gewürdigt. Soll das ein Hinweis sein, daß falsch verstandener Gehorsam abgelehnt werden muss?! "Man muss Gott mehr gehorchen!" "Wer mich bekennt vor den Menschen..." Ist es nicht wichtig, wieder einmal zu sehen, daß jede Autorität eines Geschöpfes abgeleitete Autorität ist. An Gottes Autorität hat sie ihre Grenzen. In Verfolgungszeiten ist Mut und Bekenntnis notwendig.

Als Anni später an einem Herz Jesu Freitag vor der heiligen Messe der Erscheinung wegen verweilt und fragt, ob es schlimm sei, daß sie nun nicht früh genug komme, lächelt die Erscheinung. Als sie später nicht den Mut hat vor dem Dunkelwerden zu Ganseforths zu gehen, um die anderen zu treffen, zeigt ihr die Erscheinung, daß sie über ihr Verhalten traurig ist. Nach der Rückkehr von Göttingen zeigt sich die Erscheinung wieder, doch immer wieder an anderen Stellen. Warum wohl? Um die Kinder vor dem Zugriff vor der Polizei zu schützen? Um die aufgestellten Behauptungen und natürlichen Erklärungsversuche zu entkräften? Dabei zeigt sie sich nicht als verschwommene Gestalt, auch nicht als Figur. Sie lebt, schwebt, segnet, lächelt, ist traurig, weint.

Den Kindern zeigt sie sich als liebende Mutter. Freude, Anerkennung, Aufmunterung, Tadel, Ernst, Trauer und Weinen spricht aus ihren Antlitz. Sie bittet, lädt ein, mahnt, segnet, belohnt die Treue, bevorzugt den, der sich Mühe gibt oder besondere Hilfe braucht. Sie belohnt die Treue dadurch, daß sie wiederkommt, führt durch Wegbleiben zur Gewissensforschung und zu stärkerem Eifer. Sie läßt auf sich warten, zeigt nur den Schein, zeigt sich nur den einen oder zweien oder dreien. Die Kinder verstehen diese Liebe und mütterliche Sorge. Sie kommen bei Regen und Sturm, Eis und bitterer Kälte. Sie verzichten auf den Schlaf und beten "ohne Unterlass" allabendlich den Rosenkranz. Was sagt doch ein Wort wie dies. "Wenn Sie sie gesehen hätten, Sie würden auch jeden Abend hingehen!"

In dem immer wiederkehrenden Bild zeigt sich ihre Stellung und Aufgabe dem Kind und uns gegenüber. Damit bietet die Erscheinung allen Gutwilligen ein Mittel zum Verständnis und eine Einladung, Christus so zu ehren und zu lieben, wie er es verdient und wie sie es getan hat und noch tut. "Sie hat es angefangen, sie wird es auch zu Ende bringen!" Schöner als mit diesen Worten der Susi kann man das Geschehen nicht beurteilen. "Aus dem Munde der Kinder hast du dir Lob bereitet!"

Das ist gelebte Dogmatik! Die Gnade macht den Anfang, setzt das Begonnene fort und führt es, wenn die Menschen mitwirken, auch zur Vollendung. "Das Symbol ist vollkommen. Maria kommt zuvor, zieht an, senkt ins Herz das unumgängliche Gebet hinein, führt zum Heiland und offenbart ihn, wirkt die Vereinigung mit ihm. Entdeckt man noch einen anderen Zug, der nicht darin wäre?!" Mit diesen Worten des Bischofs von Lüttich bez. Banneux wollen wir diesen Abschnitt beschließen und im Hinblick auf Heede mit seinen Worten hinzufügen: "Das Symbol ist das Meisterwerk der analogen Theologie, neu, einfach, klar, leicht, geistvoll, vollständig, zugleich umfassend und überzeitlich!"

 

2. Die Worte

Gestalt, Wort und Inhalt das ist der natürliche Ablauf im Leben. So haben auch hier am Anfang die beiden Bilder gestanden, freilich als lebende Person, als Königin des Weltalls und Königin der Armen Seelen. Die im Bild angedeuteten Wahrheiten wurden dann durch das Leben und die Worte ergänzt und vertieft. Der Übersicht wegen mögen nun die wenigen Worte in der geschichtlichen Reihenfolge aufgeführt werden.

Am 7. April 1938 war Anni überrascht über ein dreimaliges Sehen der Erscheinung. Auf die Frage: "Wollen sie noch etwas sagen?" kommt die Antwort mit einer ganz lieblichen Stimme: "Kinder betet noch viel!"

Am 12. Mai 1938 fragt Grete: "Sollen wir Kranke holen?" Antwort: "Jetzt noch nicht!" "Sollen wir jeden Abend wiederkommen?" "Ja."

Am 27. März 1939 auf alle Fragen nur ein Nicken.

Am 5. April 1939 fragt Maria Ganseforth: "Mutter, als was willst du noch verehrt werden?" "Als Königin des Weltalls und Königin der Armen Seelen!" "In was für ein Gebet sollen wir dich verehren?" "In der Lauretanischen Litanei!"

Am 24. Oktober 1939 "Offenbaret alles, was ich euch gesagt habe, den Geistlichen!"

Am 25. Januar 1940 sagte die sehr ernst aussehende und dann weinende Erscheinung: "Kinder betet!"

Am 19. Oktober 1940 bekam jedes Kind ein Geheimnis für den Heiligen Vater. Dann sagte sie allen zusammen: "Erzählt dies nur dem Heiligen Vater!" Auf die Frage, welche Kranken willst du denn heilen, lautete die Antwort: "Ich werde nur diejenigen heilen, die in der rechten Gesinnung kommen."

Am 1. November 1940 Grete: "Mutter, kommst du noch wieder?" "Ja."

Am 3. November 1940 erhält jedes Kind ein Geheimnis mit dem Hinweis für alle: "Dies sollt ihr für euch behalten und es niemanden erzählen." Dann folgt: "Nun liebe Kinder, zum Abschied noch den Segen! Bleibet Gott ergeben und brav! Betet oft und gern den Rosenkranz! Nun, ade, liebe Kinder! Auf Wiedersehen im Himmel!" "Willst du denn gar nicht wiederkommen?" "Nein."

Man beachte: Das sind die wenigen Worte, die von den Kindern in drei Jahren gehört wurden, dazu kommen noch die Geheimnisse. Während eines Zeitraumes von sechs Monaten erfolgt keinerlei Wort, nur ein Lächeln und Nicken. Was wurde die Geduld der Kinder auf eine harte Probe gestellt, aber auch ihre Wahrheitsliebe. Was hätte Phantasie in der Zeit nicht alles fertig bringen können! Wie anziehend muss aber auch die Erscheinung gewesen sein, daß die Kinder trotzdem und unter so schwierigen Umständen durchhielten! Als dann aber die Erscheinung nach einem halben Jahr ihr Schweigen zum ersten Mal bricht, sind die wenigen Worte. "Kinder betet noch viel!" Und sie gingen zum Beten, jeden Abend im Dunkeln...

"Rief das Volk in bangen Nächten, dem Gott die Verheißung gab!" Wer denkt nicht in der Glaubensnot jener Tage an diesen alten Adventsruf! Zu den Worten ließe sich noch manches sagen. Das erste Wort nach Ablauf eines halben Jahres "Kinder betet noch viel!" "Noch" ... Der Professor versucht die Kinder "von einem überspannten religiösen Training abzubringen." Die Erscheinung sagt: "Betet noch viel!" Dieses Wort ist Anni gegeben, aber die gibt es weiter. "Kinder" das gilt also allen, den vier und auch uns! Es wird nicht mit energischem befehlendem Ton gesagt, sondern mit einer "lieblichen Stimme"!

"Kranke..." "Jetzt noch nicht!" Gerade die Krankenheilungen haben zu Lebzeiten des Heilandes die Menschen in Bewegung gebracht. daßelbe gilt und geschieht auch heute noch an den Wallfahrtsorten. So heißt es in Altötting: "Aus Bittenden werden Dankende, aus Dankenden werden Lobende, aus Lobenden werden Liebende!"

"Man brachte ihm die Kranken und er heilte sie alle." "Wenn ihr meinen Worten nicht glaubt, so glaubt wenigstens meinen Werken!" sagte der Herr. Es heißt aber auch: "Er konnte dort wegen ihres Unglaubens keine Wunder wirken!" "Ohne Glaube ist es unmöglich Gott zu gefallen!" Wenn also die Kinder nach den Kranken fragen, so folgen sie damit einer gesunden gläubigen Haltung.

"Jetzt noch nicht!" braucht keine Ablehnung zu sein. Im Augenblick gibt es was wichtigeres, das Gebet. Das zeigt die Antwort auf die nächste Frage: "Sollen wir jeden Abend beten?" Die Antwort ist klar und bestimmend: "Ja."! Das bedeutet aber für die Kinder: Immer in Gefahr sein gefasst zu werden, Verzicht auf Ruhe und Schlaf, Rechnen mit den Unbilden der Witterung, nach einem langen Tag, namentlich im Sommer, angestrengtes, andächtiges Gebet! "Das Himmelreich leidet Gewalt und nur die, die Gewalt brauchen, reißen es an sich!"

Am 27. März 1937 bestätigt sie durch Nicken, das sie bald etwas sagen will. Das geschieht am 5. April 1937, also am Mittwoch vor Ostern 1937. "Königin des Weltalls" Warum nicht "Königin der Welt"? Dazu ließe sich vieles sagen, sowohl historisch, wie auch biblisch, wie auch theologisch! Man kann beide Begriffe gleichsetzen, wenn man unter Welt die ganze Schöpfung versteht. Doch ist der Begriff stark eingeengt worden und gibt oftmals den Blick nicht genügend frei für das All!

"Die Welt liegt im Argen", "Die Welt mit ihrer Lust vergeht!" "Wollet nicht gleichförmig werden mit der Welt!" "Kinder der Welt, Kinder des Lichtes!" Diese Skala ließe sich beliebig verlängern. Durch das geozentrische Weltbild ist unsere Schau immer mehr eingeengt. Nicht ohne Grund hat Pius XII im Zeitalter der Weltraumforschung, aber auch im Hinblick auf den Materialismus in dem Marianischen Gebet, sowie in seinem Rundschreiben den Ausdruck "Regina dell unniverso" gebraucht. Leider hat er dabei wenig Unterstützung bei manchen Theologen gefunden, sei es aus Engherzigkeit oder aus Unkenntnis. Auch das liturgische Institut in Trier hat in dem genannten Gebet bewußt "Welt" als Übersetzung gewählt, weil das "sprachlich leichter sei!"

Als Maria Ganseforth gefragt wurde, das müßte doch Königin der Welt heißen, gab sie zur Antwort: "Die Gottes Mutter hat aber gesagt: Königin des Weltalls!" Das ist der Titel, der bei den Griechen schon seit alters mit "Pantanassa - Allherrscherin" gebräuchlich war. Übrigens ist er ja ein Gegenstück zu "König des Weltalls", also ein durchaus liturgischer Titel!

Jedes Jahr lesen wir auf Mariä Opferung die Worte von Johannes Damascenus de fide orthdoxa: "Sie ist in Wahrheit zur Herrin aller geschaffenen Dinge geworden, weil sie die Mutter des Schöpfers wurde!" So hat es auch Pius XII schon 1956, also sieben Jahre später formuliert: "Maria ist Königin des Weltalls durch Bestimmung, durch Erwerbung und Einsetzung in dieses Amt. Und er fügte hinzu: Ihr Königtum ist ein mütterliches-soziales!"

 

"Königin der Armen Seelen" Wer sind Arme Seelen?

1. Die Menschen auf Erden, weil sie noch im Kampfe stehen und nicht wissen, wie dieser Kampf endet.

2. Die Seelen im Reinigungsort, die auf die Befreiung warten. Also alle, die das Glück des Himmels noch erreichen sollen, aber es noch nicht besitzen.

"Regina animarum" - ist das nicht auch die Titelkirche des Deutschen in Rom! Wo beide Gruppen, die Lebenden und die Verstorbenen als Glieder der einen heiligen katholischen und apostolischen Kirche eine Heimstatt in der ewigen Stadt finden! "Lauretanische Litanei"-Gebet der Kirche mit Titeln Mariens.

 

Betrachten wir nun die drei Aufforderungen:

1. "Offenbaret alles, was Ich euch gesagt habe, den Geistlichen." 24. Oktober 1939

2. "Erzählt dies nur dem Heiligen Vater." 19. Oktober 1940

3. "Dies sollt ihr für euch behalten und niemanden erzählen." 3. November 1940

Zu 1.: Paulus spricht in 1. Kor. 12. 2 ff von den verschiedenen Gnadengaben, (Epistel am 10. Sonntag nach Pfingsten) und fügt hinzu: "Dies alles bewirkt ein und derselbe Geist, der jedem zuteilt, wie Er will!" Der Heilige Geist hat aber die Kirche als Sachwalterin der Gnaden bestimmt und in ihr das Priestertum. Die Gläubigen sind zunächst an die Priester gewiesen, diese hinwieder müssen in Verbindung mit den Bischöfen stehen und bleiben. Der Pfarrer von Heede hat den Bischof laufend unterrichtet!

Zu 2.: Durch die politischen Verhältnisse und mehr noch durch die Kriegsereignisse war die Verbindung mit Rom erschwert. Man wollte ja los von Rom, eine deutsche Kirche gründen. So kann man über diese Aufforderung mehr meditieren. Doch begnügen wir uns mit wenigen Gedanken. Jedes Kind bekommt einzeln sein Geheimnis. Jeder ist einzeln Glied am Leibe Christi und für das Ganze verantwortlich, mitverantwortlich für das Reich Gottes. Es ist wie eine Belohnung und Belobigung unseres hochseligen Erzbischofs für seine Romtreue, daß schon die Kinder an den Heiligen Vater gewiesen wurden. Wie die Mitteilung erfolgen sollte, ist nicht gesagt. Auf Anweisung des Pfarrers haben die Kinder einzeln ihr Geheimnis aufgeschrieben und dem Bischof zur Weitergabe überreichen lassen. Also nicht nur Verbindung im Gebet miteinander, sondern auch mit dem Haupt der Kirche, dem Papst!

Zu 3.: Jedes der vier Mädchen bekommt für sich ein ganz persönliches Wort, ein Geheimnis, das nur für daßelbe ganz allein bestimmt ist. Es gibt Intimsphäre, die unbedingt zu achten ist, denn jeder ist Einzelpersönlichkeit, ein einmaliger Gedanke des Schöpfers. Auch der begnadete Mensch und er noch mehr hat seine persönlichen Bezirke. Er ist kein Freiwild für andere, die ihnen das Leben u.U. zum Martyrium, zur Qual gemacht haben und noch machen! Der eigentliche Führer und Bräutigam der Seelen ist der Heiland. Menschen sind nur Stellvertreter. Sehr fein ist dieser Gedanke in der Enzyklika "Mystici corporis" ausgesprochen. Es gibt also Abstufungen der Zuständigkeit! Da ist einmal die Pfarrfamilie bez. die Dözese, dann die Gesamtkirche mit dem Papst. Trotzdem bleibt aber die Einzelseele voll verantwortlich für ihr Tun und muss auch einst ganz persönlich Rechenschaft ablegen.

So baut die Königin oder besser hilft die Königin das Reich ihres göttlichen Sohnes mitbauen in den Seelen, in den Gemeinden und in der Welt. Sie führt und leitet durch drei Jahre und gibt zum Abschluß ganz persönliche Anweisungen. Die Kinder sind der Mutter und dem göttlichen Sohn begegnet. Es kommen bei der scheidenen Mutter der Segen hinzu und die Aufforderung zum Rosenkranzgebet. In diesem Gebet haben sie immer die Begegnung der Mutter vor Augen von dem Augenblick ihrer ersten Begegnung bis zur Aufnahme in den Himmel. So lauten für sie als Abschluß dieser bewegten Jahre und Aufmunterung die Worte der scheidenden Mutter: "Auf Wiedersehen im Himmel!"

Was steht doch dahinter für ein feine, geistige Führung und welche Kunst, in so langer Zeit mit so wenig Worten so viel zu sagen! Die Königin des Weltalls, die Königin der armen Seelen sie ist auch die Köngin dieses herrlichen Gebetes der Christen, Königin des hochheiligen Rosenkranzes.

 

III. Glaubwürdigkeit der Geschehnisse

1. Die Tranzendenz der Botschaft

Nach dem Voraufgegangenen mag es fast überflüssig erscheinen diesen Punkt noch zu behandeln. Dennoch möge es nach dem Vorbild des Bischofs von Lüttich geschehen. Gott gibt seine Gnaden frei und auf mannigfache Weise. Es ist derselbe Geist der in ihnen wirkt, sagt Paulus und er fordert dann: "Prüfet die Geister und was gut ist, behaltet!"

In dem vorliegenden Bericht sind die Tatsachen aufgezeichnet. Ohne wirkliche Kenntnis kann leicht vorschnell und ungerecht geurteilt werden. Auch verwechseln manche kritisch und skeptisch! Auffallend ist die schnelle Verbreitung der Ereignisse. Ist es aber recht, wenn viele Menschen halbe Nächte im Gebet verharren, wenn der Ausgangspunkt die Kirche mit dem Tabernakel ist und die Beter nachher auch dahin von sich aus zurückkehren, nur von Sensationslust zu sprechen?

Welch inniges wirklich apostolisches Beten konnte der stille Beobachter immer wieder feststellen! Die erste Prüfung der Kinder erfolgte durch den für die Schulkinder zuständigen Schulrat Dr. Schmidt, wenn wir hier das nüchterne und kritische Verhalten des Pfarrers und der Eltern nicht weiter beachten.

In seinem Gutachten heißt es gegen Schluß:
1. Die Kinder sagen unstreitig subjektiv die Wahrheit.
2. Es hat sich nicht der geringste Verdacht ergeben, daß die Kinder von anderer Seite beeinflußt sind, ihre Aussagen zu machen.
3. Die Aussagen der Kinder decken sich in allen Teilen vollkommen.
4. Die Aussagen der Kinder sind durch eidetische Veranlagung nicht zu erklären.
5. Die Kinder machen körperlich und geistig einen gesunden Eindruck.
6. Wir sehen keine Möglichkeit, die Vorgänge in Heede vom wissenschaftlichen Standpunkt zu erklären.

Diese Beobachtungen und die daraus gezogenen Folgerungen haben auch die Pfarrgeistlichen im Laufe der Jahre immer wieder bestätigt gefunden. Dagegen steht das umfangreiche Gutachten von Göttingen, das von Professor Ewald unterzeichnet ist. Es besticht durch seine Länge und Fachausdrücke. Bei näherer Beschäftigung und besserer Kenntnis der dort aufgeworfenen Fragen stellt sich jedoch heraus, das unbegründete hypothetische Behauptungen darin aufgestellt sind, die bei besserer Orts- und Sachkenntnis hätten vermieden werden können. Darum können auch Fachausdrücke wie "psychopathischer Ausnahmezustand", "Suggestibilität", "Phantasiebegabheit" sowie "Eidethische Veranlagung" nicht bewertet werden. Zudem sind die aufgestellten Behauptungen so, daß sie keineswegs überzeugen, weil sie bei ruhiger Überlegung und sachlicher Nachprüfung sich als unbewiesen erweisen. Dr. Ewald hat das Gutachten von Dr. Schmidt benutzt.

Nach dem Zusammenbruch hat Dr. Schmidt auf Bitten des Ortspfarrers Rudolf Diekmann seine Beobachtungen erneut schriftlich niedergelegt und sie mit eidesstattlicher Unterschrift dem Pfarrer zugeschickt. Er spricht den Verdacht aus, daß sein erstes "Gutachten" gefälscht sein könnte, wie das auch sonst mit Aktenstücken von ihm durch die damaligen Machthaber geschehen sei. Dann hätte Dr. Ewald auf ein gefälschtes Gutachten aufgebaut. Der Schluß dieses Gutachten spricht weder für den Arzt noch für den Wissenschaftler, der nur der Wahrheit verpflichtet ist." Die Kinder wissen was ihnen bevorsteht, wenn sie wieder versagen; denn von einem überspannten Training müssen sie jetzt unter allen Umständen fern gehalten werden. Nur so kann verhindert werden, daß dem deutschen Volk vier Mütter verloren gehen!"

Wenn Dr. Ewald von den Streichen der Mädchen im Marienhospital wenige Tage später nach der Entlassung erfahren hätte, hätte er vielleicht einiges nicht geschrieben. Die ehrwürdige Oberin schreibt darüber, daß gerade das sie am meisten überzeugt hätte. Wie vorsichtig man bei angeblichen Gutachten mit den angestellten Experimenten sein muss, mag noch folgendes Beispiel veranschaulichen. Susi Bruns erzählt, es seien mit ihnen Versuche angestellt, indem von den Ärzten Bilder gezeigt wurden, die sie dann beschreiben sollten. "Nachdem wir die Bilder gesehen hatten, hielten die die weg, hinter sich und standen am Fenster. Da sahen wir die Bilder durch (die Spiegelung) das Fenster und konnten sie so gut beschreiben. Das waren, glaube ich, keine Ärzte, es waren Schüler, (gemeint ist wohl Medizinstudenten), die das mit uns machten." Auf diese Weise kann natürlich ein sehr "langes" Nachbild, allerdings nur vermeintlich, zustande kommen! Wieviele Fehlerquellen können doch bei Experimenten geschehen, wenn nicht mit der nötigen Sorgfalt und Sachkenntis gearbeitet wird.

Wer das Gutachten durchgearbeitet und an Ort und Stelle auf die Angaben hin nachprüft, muß feststellen, daß die angeblichen Erklärungsversuche für die Entstehung der Erscheinungen auf keinen Fall den wirklichen örtlichen Verhältnissen entsprechen. Auch das möge nicht unerwähnt bleiben, daß ein objektives Urteil in einer so schwierigen Sache ohne eine gesunde Vertrauensbasis aller Beteiligten nicht zu erreichen ist. Das Vertauen aber fehlte vollständig! Zudem wurde der Bericht ja nur nach den mageren Angaben und den Ereignissen der ersten dreizehn Tagen abgefasst. Die nachfolgenden Ereignisse haben manche hypothetisch-mögliche Annahme durch die Tatsachen widerlegt.

In diesem Zusammenhang muss noch vom Hauptgegenstand der Erscheinung, vom Bild gesprochen werden. Die Kinder haben es übereinstimmend bis in die Einzelheiten hinein geschildert. Trotz gewissenhafter Nachforschung, die übrigens auch der Kardinal von Münster anstellen liess, konnte bis heute keine Darstellung gefunden werden, die auch nur annähernd dem von den Kindern geschilderten Bilde entspräche.

Wie sucht Dr. Ewald das Bild zu erklären? Aus den Bildern in der Kirche und aus anderen Bildern hätten sich in der Phantasie der Kinder das neue Bild entwickelt. Wäre das wahr, dann gäbe es Rätsel über Rätsel!

1. Wenn einfache Landkinder die in den genanten Bilder dargestellten Gedanken in ihrer Phantasie zu einem neuen Bild verarbeitet hätten, das in seiner Komposition eine künstlerische Glanzleistung und Aussage von hohem theologischen Wert ist, dann wäre das eine hohe Intuition, die von wirklichen Fachleuten als einmalig bezeichnet wird, und nur den ganz Großen und nur ganz selten gelingen! Zweifellos hat Dr. Ewald recht, wenn er sagt, das in den verschiedenen Mariendarstellungen sich Ansätze für das neue Bild finden. Diese aber zu erkennen und innerlich verarbeitet im Bild zu gestalten, geht weit über die geistigen und religiösen Fähigkeiten der Kinder hinaus.

2. Noch schwieriger ist die Frage, daß vier Kinder eine solche Neuschöpfung im Geiste vollziehen und gegenseitig sich ergänzend aussprechen, ohne sich zu widersprechen und zu verbessern!

Mit diesen Überlegungen ist das wissenschaftliche Interesse für die Entstehung eines solchen Bildes nicht gelöst. Die Frage bleibt bestehen. Im Menschen wirkt Natur und Übernatur zusammen, wenigstens steht das für den gläubigen Menschen fest. Doch wie weit reichen die natürlichen Fähigkeiten, wodurch werden sie angeregt und gefördert? Wer will das mit Sicherheit erkennen und feststellen. Natur und Übernatur kommen beide aus der Hand Gottes. Erklärungsversuche können nur wenig da helfen. Wirkliche Sicherheit bringen sie nicht. Wie viele Erklärungsversuche hat man bei dem "Stern von Bethlehem" schon aufgestellt! Stern als Idee, symbolische Erklärung. Stern als Konstellation von Jupiter und Saturn, astronomische Erklärung. Stern als Nova, die kam und verschwand. Stern als Lichtgebilde, durch kosmische Vorgänge verursacht. Stern als Einwirkung auf die Netzhaut, eidetische Veranlagung. Stern als ein Engel oder Gott gewirktes Licht, übernatürliche Wirkung.

Je nach Veranlagung und Grundeinstellung wird man der einen oder anderen oder noch anderen Erklärungsversuchen den Vorrang geben, indem man dafür Angemessenheitsgründe anführt. So interessant das für die wissenschaftliche Spekulation auch sein mag, für das wirkliche religiöse Leben hat das wenig Wert. Ausschlaggebend für die Weisen war: "Wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen." Der Stern, wie auch immer er erkannt wurde, war für sie ein Mittel, ein Zeichen für den Weg zu Christus. Die Frage nach der Entstehung mag interessant sein, kann sehr reizvoll sein und wichtige Hilfestellung leisten. Wichtiger ist die Frage nach der Übernatürlichkeit, um es klar zu sagen: Wirkt hier Gott und seine Gnade?!

Darüber hat nach dem Konzil von Trient der Bischof zu entscheiden. So erschien denn im Januar 1938 im Kirchlichen Amtsblatt von Osnabrück eine Verlautbarung des bischöflichen Generalvikariats, die sich auf die Ereignisse vom 1.-13. November erstreckte und zur Vorsicht mahnte. daß der Erlass von 1938, wie manche meinten, keine Ablehnung sein sollte, hat der Bischof öfters mündlich und schriftlich erklärt.

Bei der Firmung 1942 hat er vor der ganzen Gemeinde anerkennende Worte gefunden. Am 3. Februar 1943 hat Seine Exzellenz, nachdem er durch die Kommission, positiver Berichte bekommen hatte, zur Prüfung Dr. Deemann, den späteren Bischof und Nachfolger und dann den Generalvikariatsekretär Dr. Langenberg nach Heede geschickt und daraufhin einen Bericht nach Rom weitergegeben, der heute noch vorliegt, weil der Bischof denselben dem Pfarrer zur Kenntnis überließ.

In demselben wird festgestellt, daß die Auswirkungen gut sind, daß in den Erscheinungen nichts Abergläubisches enthalten ist, daß die Geistlichen und alle Beteiligten von der Echtheit der Erscheinungen überzeugt sind, daß aber wegen der Zeitverhältnisse ein kirchlicher Prozess zur Anerkennung nicht geführt werden könne.

Für die Voruntersuchung war eine Kommision ernannt. Alle vier Mitglieder derselben haben nach Aussage des Dechant Schütte, der ihr angehörte, sich positiv ausgesprochen. Dem + Pfarrer und Dechant Lammen, den Nachfolger, sagte er nach dessen Aussage noch kurz vor dem Tode: "Ich könnte Heede anerkennen, es mag aber auch noch früh genug sein."

Soviel steht fest, daß von den Kindern Geschaute geht weit über ihre natürlichen Fähigkeiten hinaus. Sie können aus sich nicht Urheber sein. Es muß ihnen also gegeben sein. Wenn aber der Inhalt und die Auswirkungen gut sind, dann müßte nicht schwer zu erkennen sein, wer der Urheber und Geber ist! Dennoch gibt es Zweifler. Wo liegt die Ursache? Wir folgen wieder den Ausführungen Dr. Kerkhoffs: Einmal im Überwuchern des Rationalismus.

"Es ist eine elementare Wahrheit: Den Gegenstand des Glaubens erfährt man nicht, mag dieser natürlich ober übernatürlich sein. Das ist ja das Eigentümliche des Glaubens, das er von den Gegebenheiten der Tatsachen ausgehend, alles streng beweisbare übersteigt. Es folgt daraus, daß einem Akt des Glaubens immer frei zugestimmt wird. Der Glaubensakt muß freilich begründet sein. Er kann von einer Gewissheit sein, die höher ist wie dies bei unseren übernatürlichen Glauben an die von Gott geoffenbarten Wahrheiten in besonderem Maße der Fall ist. Die Rolle der Vernunft besteht nicht darin, die Gegenstände des Glaubens zu beweisen, wohl aber zu beweisen, daß die Glaubensgewissheit gerechtfertigt und vernunftsgemäß ist. Das ist eine Wahrheit, die der Rationalismus verkannt hat, und gerade darin liegt sein tödlicher Irrtum! Wenn aber der Glaube keine Beweise im eigentlichen Sinne diese Wortes enthält, so besitzt er doch Anzeichen. Sollte die Himmelskönigin, wenn sie hernieder zu steigen geruht, nur auf einen Passierschein, der von Kliniken unterschrieben ist, anerkannt, zugelassen und proklamiert werden dürfen? Kann man sich etwas so lächerliches vorstellen?!"

Zum anderen liegt die Ursache auch in der Unkenntnis über die Geschehnisse. Kenntnis erlangt man nicht durch Gerüchte, auch nicht durch flüchtige Begegnung mit den betreffenden Personen, noch weniger durch eine von vornherein ablehnende Haltung, sondern mit Kontaktaufnahme mit den Personen und deren Umgebung, deren Vertrauen man zu erwerben sucht. Dann durch sorgfältiges Abwägen, Prüfen, Kennenlernen der ganzen Materie.

Darum hat sich in Bezug auf Heede mit sachlichem, zähem, ruhigem Eifer der Pfarrer von Heede bemüht, dessen Umsicht wir die Protokolle verdanken. Wenn man dann zu dem Urteil kommt, daß es sich um eine wohlgeordnete Reihe von Geschehnissen handelt, die ein ganz bestimmtes, wertvolles Ziel verfolgen, wenn sich die Geschehnisse als historische Tatsachen ausweisen, dann erwächst die Frage, wo sind die Kräfte, die sie gewirkt und beeinflußt haben? Bischof Kerkhoff nennt vier Hypothesen: "Dabei gehen wir vom Negativen zum Positiven über."

 

1. Außernatürlicher teuflischer Ursprung

Diese Annahme scheidet, namentlich jetzt, wo die Ereignisse als abgeschlossenes Ganzes vor uns liegen, nach ruhiger Überlegung vollständig aus.

 

2. Betrug, Lüge Mythologie

Dazu Bischof Berning: "Die vier Kinder sind einfache Landkinder, fromm und unverdorben, ohne besonders hervorstechende außergewöhnliche Tugenden, mit kleinen Fehlern behaftet, wie sie im allgemeinen den Kindern ihres Alters eigen sind. Sie sind vergnügt wie die übrigen Kinder, nehmen an den Spielen der Kinder teil und zeigen ein natürliches offenes Wesen. Sie haben sich ihrer Erscheinungen niemals gerühmt. Auch haben sie sich vor der Zeit der Erscheinungen nicht mit mystischen Dingen (Privatoffenbarungen, Erscheinungen u.a.) beschäftigt. Der Antrieb zum Beten vor den Erscheinungen ging ausschließlich von den Kindern aus. Von anderer Seite haben die Kinder eher Hemmungen als Förderugen erfahren. Sie haben im allgemeinen durch die Ereignisse persönlich, geistig und charakterlich gewonnen. Bei kirchlichen Veranstaltungen und im Sakramentenempfang sind sie sehr eifrig. Dieses Urteil des Pfarrers wird auch durch andere, die die Kinder kennengelernt haben, bestätigt." Diesen Worten des Oberhirten braucht nichts hinzugefügt zu werden.

 

3. Sinnestäuschung

Dazu sagt Bischof Kerkhoff: "Es bleibt das Dilemma authentische Erscheinung oder Sinnestäuschung. Zunächst müssen wir unterscheiden zwischen einer objektiven, echten und einer subjektiven, von Sinnestäuschung herrührenden Erscheinung.

Im ersten Fall kommt alles was geschieht vom Himmel und ist zugeschnitten auf das himmlische Wesen, daß sich zu offenbaren würdigt. Der Seher ist passiv.

Im zweiten Falle ist der Seher aktiv; der ganze Inhalt der Erscheinung kommt von ihm selbst! Dabei ist das Ergebnis nichts anderes, als ein bewußtes oder unbewußtes Erzeugnis seiner Einbildung. Die Sinnestäuschung steigert unsere Fähigkeiten nicht und vermehrt unser Wissen nicht! Das Werk entspricht seinem Urheber. Sein Charakter, seine geistige Armut, seine mangelnde Bildnung, seine Vorurteile, seine Wünsche verraten sich darin untrüglich. Omne agens agit simile sibi. Alles wirkt, was wirkt nach seinem eigenen Vorbild.

Das Problem, daß eine neue Erscheinung stellt, konzentriert sich, wie wir bereits gesagt haben, in der Frage nach dem Verhältnis oder Missverhältnis zwischen der Vollkommenheit der Erscheinung und den Mitteln, die dem Seher zur Verfügung stehen. Fassen wir zusammen: Ein Urteil über die Übernatürlichkeit hängt ab von der Beantwortung folgender Fragen:

a) Ist die Erscheinung so, daß man vernünftiger Weise glauben kann, die Mutter Gottes habe sich das so ausgedacht und gewollt?

b) Ist zwischen dem Inhalt der Erscheinung und den persönlichen Mitteln, die den Sehern zu Verfügung stehen, ein offensichtliches Missverhältnis, daß man daraus schliessen kann, sie selber könne nicht Urheber sein?

Diese in Banneux gestellten und ganz positiv beantworteten Fragen, kann auch hier entsprechend beantwortet werden.

 

Was sehen die vier Mädchen in Heede?

Nicht eine langläufige Darstellung, sondern eine die neu ist. Sie demonstriert das Verhältnis von Mutter und Kind in zeitlicher und überzeitlicher Hinsicht. Aufgaben und Rechte werden klar gezeigt und auch abgegrenzt. Deutlich ist das allumfassende Königtum des Gottmenschen gezeigt. Doch wird auch das Königtum Mariens dem Umfang nach als Geschöpf anschaulich gemacht. Diese Art etwas zu veranschaulichen entspricht ganz dem Geist der Heiligen Schrift.

Die Gestalt am Allerseelentage und später am Gründonnerstag ist eine Betende. Warum denn gleich am nächsten Tag und warum an diesen beiden Tagen eine andere Darstellung?! "Christus der Hohepriester brachte in seinen Erdentagen in Gebet und Flehen unsere Anliegen vor Gott." Christus der große Beter, auch im Himmel. Maria die Beterin. Nach Thomas wird eine Verbindung, die auf Erden bestanden hat, in vollkommener Weise im Himmel fortgesetzt. Manches, was hier noch zu sagen wäre ist im Voraufgehenden schon vorweg genannt worden. Es kann hier fehlen.

Lassen wir noch einmal den Pfarrer von Heede zu Wort kommen: "Eine Durchbrechung der Ordnung und Gesetzmässigkeit der Natur nehme ich nur an, wenn sie bewiesen ist. Ich habe mich bemüht, eine natürliche Erklärung zu finden, das Gutachten von Göttingen öfters durchstudiert, mich mit den betreffenden Fachausdrücken bekannt gemacht, mit dem, was weltliche und kirchliche Wissenschaft dazu sagt. Ich habe die beteiligten Personen kennengelernt und beobachtet, die Erscheinungsstelle bei Tag und Nacht und allen möglichen Beleuchtungen und von allen Seiten beobachtet. Ich kann eine natürliche Erklärung die einleuchtet nicht finden!

Bei jeder natürlichen Erklärung, die im Laufe der Jahre bekannt wurde, ergibt sich immer wieder der Schluß: Wenn diese Erklärung richtig wäre, dann müsste die Sache anders verlaufen sein! Es steht für mich fest, das übernatürliche Ursachen vorhanden sind. Das soll aber nicht heißen, das ein Naturgesetz durchbrochen ist. Das zu beweisen mit mathematischer Sicherheit halte ich, wenn man die neueren Theorien gelten lassen will, überhaupt für unmöglich. Ich bin auch der Meinung, daß das in keinem Falle der Wille Gottes ist, uns eine solche mathematische Sicherheit zu geben. Ich habe erhebliche übernatürliche Wirkungen bemerkt, die mit der Erscheinung im Zusammenhang stehen. Da solche Wirkungen (nach der Gnadenlehre der katholischen Kirche) nicht zustande kommen ohne Gott, so schließe ich daraus, daß hier Gott gewirkt hat und zwar in außerordentlicher und ganz auffälliger Weise, die der unbefangene und unverbildete Mensch als Wunder ansieht.

Ich kann noch mehr sagen: Es kann wohl niemanden geben, der in die Gesamtheit der Vorgänge einen so tiefen Einblick getan hat wie ich. Ich möchte den Vorgang mit einem Schauspiel vergleichen. Der einzelne Teilvorgang ist vielleicht für sich gesehen aus der beteiligten Person erklärbar. Die Gesamtheit des Schauspieles setzt aber mit Bestimmtheit voraus, daß jemand da ist, der es ausgedacht und geleitet hat. Wer kann das sein?

Das muß Gott sein, wenn man nicht die göttliche Leitung in solchen Vorgängen überhaupt leugnen will. Für mich trägt das hier Beobachtete den Stempel der Echtheit viel deutlicher als viele ähnliche Vorgänge aus der Geschichte der Kirche und der Heiligen, die man sich aus der Geschichte der Kirche und der Heiligen kaum wegdenken kann.Wollte man diese Dinge als rein natürlich ansehen, dann käme man zu dem unerhörten Schluß, daß die Täuschung einen grösseren Einfluß auf die Seelen gehabt habe als die Wahrheit!

Ich habe die Sache nicht gefördert, so daß die beteiligten Personen jetzt noch nicht klar sind darüber, was ich davon halte. Auch habe ich mich bemüht, allen Einfluss auch von anderer Seite fernzuhalten auf die Gefahr hin, daß durch so große Geheimhaltung manche gute Wirkung gehindert wird. Ich bin in letzter Zeit im Zweifel, ob diese Haltung richtig war, habe aber darüber nicht allein zu bestimmen." 20. Februar 1940

 

"Als ich 1941 über den Abschluß der Marienerscheinungen dem Erzbischof berichtete, sagte der Hochwürdigste Herr: "Es ist nichts Abergläubisches darin. Die Kommision hat mir berichtet. Sie dürfen daran glauben. Der Glaube ist etwas Gutes. Die Marienverehrung hat dadurch zugenommen und das ist gut. Die vier Kinder sind in Ordnung. Es genügt aber nicht, um es nach Rom weiter zugeben." (Später hat Rom einen Bericht angefordert und aufgrund der politischen Verhältnisse weiterhin kluges Vorgehen empfohlen!)

"Als ich an den Erlass des kirchlichen Amtsblattes von 1938 erinnerte, sagte der Hochwürdigste Herr: "Das soll keine Ablehnung und kein Verbot sein!" Er bestätigte mir, daß gegenteilige Auffassungen ein Irrtum seien. Später nach Beendigung des Krieges, hat der Hochwürdige Herr öfter schriftlich und mündlich die Wallfahrten nach Heede ausdrücklich erlaubt und den Wunsch geäußert, daß recht viele nach Heede wallfahrten möchten.

1947 hat er mir persönlich gesagt: "Sie dürfen für die Marienerscheinungen eintreten, schriftlich und mündlich, aber nur als Privatmann, nicht im Namen der Kirche." Er äußerte die Hoffnung, daß er bald etwas für Heede tun könne und den Wunsch, daß die Erscheinungsstelle ausgestaltet werden möge. Daraufhin wurde an der Erscheinungsstelle eine Statue aufgestellt. Eine Kopie des Erscheinungsbildes hat der Hochwürdigste Herr mit großer Freude entgegengenommen und versprochen, ihm einen Ehrenplatz in seinem Hause zu geben...

Es wurden zweimal kirchliche Kommisionen eingesetzt. Der verstorbene Erzbischof hat mir in beiden Fällen mitgeteilt, welchen Auftrag er der Kommision gegeben habe. Von der zweiten nach dem Kriege ernannten Kommission, kann ich hier absehen, da sie sich nach ihrem Auftrg nicht mit den Marienerscheinungen zu befassen hatte. Ihre Aufgabe kann auch zur Zeit nicht weitergeführt werden. Nur die erste, ernannt im Jahre 1938, hatte die Aufgabe, über die Marienerscheinungen zu berichten. Das Urteil hatte der Hochwürdigste Herr sich selbst vorbehalten.

Ich habe das Ergebnis ihrer Einvernehmungen bei dem Vorsitzenden der Kommision Dr. Lange einsehen können. Ich habe darin keine Aussage gefunden, die gegen die Sache gesprochen hätte. Die Herren der Kommision haben mir gegenüber nie erkennen lassen, daß sie irgendetwas entdeckt hätte, daß sie zu einem ablehnenden Urteil veranlaßt hätte.

Herr Dechant Schütte hat mir vor seinem Tode noch ausdrücklich erklärt, das Äußerungen, die besagten, die Kommission habe Heede abgelehnt, nicht der Wahrheit entsprächen. Ich habe in den beinahe zwanzig Jahren, in denen ich hier bin, in denen ich mich natürlich sehr eingehend mit der Sache sowohl theoretisch als auch in praktischer Beobachtung und Erfahrung befasse, sehr viel Zeichen und Beweise erlebt, die mir es zur Pflicht machen, an ein besonderes Eingreifen Gottes in Heede zu glauben. 25. November 1957

 

Auch heute noch beharren alle vier Seherinnen bei den von ihnen gemachten Aussagen und zwar einmütig. Das für den Heiligen Vater bestimmte Geheimnis haben sie einzeln aufgeschrieben auf Anweisung des Pfarrers und durch einen zuverlässigen Boten zur Weiterleitung dem Hochwürdigsten Herrn übergeben lassen. Über den Inhalt schweigen sie sich auch einander gegenüber aus. Das gleiche gilt für das persönliche Geheimnis.

Bezüglich der Gebetserhörungen und Heilungen heißt es in dem schon erwähnten Bericht 1943: "Es ist der Bischöflichen Behörde im Laufe der Jahre auch eine Reihe von Gebetserhörungen und wunderbar scheinenden Heilungen gemeldet worden, die auf die Fürbitte der "Gottesmutter von Heede" erfolgt sein sollen. Eine kirchliche Untersuchung hat noch nicht stattgefunden, weil die Zeitverhältnisse es dringend nahe legen, von solchen nicht unbekannt bleibenden Untersuchungen Abstand zu nehmen, um nicht neue Schwierigkeiten für die Kinder und die Gemeinde hervorzurufen. Es kommen noch immer fast jeden Tag eine Anzahl von Pilger nach Heede, die dort beten. Es läßt sich nicht leugnen, daß durch die Vorgänge in Heede die Verehrung der Mutter Gottes im Emsland und weit darüber hinaus einen neuen Aufschwung genommen hat, und das besonders die Gemeinde Heede seit den Ereignissen im religiösen Leben sehr gewachsen ist."

Inzwischen hat sich der Kreis der Hilfesuchenden und auch derjenigen, die wirkliche Hilfe gefunden haben in leiblichen und seelischen Nöten und zwar in auffallender Weise beträchlich erweitert. Von vielen Gebetserhörungen, die auch gelegentlich des Versprechens wegen in den Tageszeitungen veröffentlicht werden, hört man nur am Rande, weil sie zur Zeit nicht offiziell beachtet und aufgeschrieben werden. Manche scheuen sich auch zu erzählen, weil sie fürchten, daß ihnen daraus Nachteile entstehen könnten.

Dadurch kommt manches nicht zur Kenntnis der Allgemeinheit und geht verloren, ganz abgesehen davon, daß dadurch auch die Dankbarkeit und das Vertrauen gegen Gott und seine liebe Mutter auch in der Allgemeinheit ein stärkeres Echo finden könnte...