Die Mutter Gottes von Stalingrad

Am Heiligen Abend 1942 erschien die Muttergottes den deutschen Soldaten im Kessel von Stalingrad. Der Oberarzt Dr. Kurt Reuber zeichnete mit Kohle auf der Rückseite einer großen russischen Landkarte ein Bild von dieser Muttergottes. Seit 1983 hängt das Bildnis der Madonna von Stalingrad in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.

Die Mutter Gottes von Stalingrad
weilt heut bei den deutschen Soldaten.
Sie hat in der eisigen Winternacht
der russischen Steppe sich aufgemacht,
die Frau und die Mutter voll Gnaden.

Die Mutter Gottes von Stalingrad
besucht heut die Ärmsten der Armen.
Sie hocken in Trümmern in bitterster Not,
nur einer ist nahe, und das ist der Tod;
da will sich die Mutter erbarmen.

Die Mutter Gottes von Stalingrad
sie kommt durch die eisigen Winde
in Hütten und Höhlen, sie finden sich ein
und lässt sich dort nieder im kärglichen Schein,
die Frau mit dem himmlischen Kinde.

Die Mutter Gottes von Stalingrad
sitzt still bei den Jungen und Alten.
Und den Männern weiten die Augen sich groß,
sie schauen die Mutter, das Kind ihr im Schoß,
und sachte die Hände sich falten.

Die Mutter Gottes von Stalingrad
o hört doch, jetzt singt sie ganz leise!
Den Männern klingt es wie Heimat und Licht.
Da löst es sich heimlich im starren Gesicht.
O Wunder der Göttlichen Weise!

Die Mutter Gottes von Stalingrad
im weiten Gewande geborgen – was seh ich!
Jetzt breitet den Mantel sie aus!
Jetzt spricht sie: Kommt alle, ich bring euch nach Haus,
ich will euch, die Mutter, versorgen!

Die Mutter Gottes von Stalingrad
jetzt legt sie auf alle die Hände.
Da stillt sich der Kummer, das Leid und der Schmerz,
da füllt sich mit Frieden das einsamste Herz,
wird fröhlich und still bis ans Ende.

Die Mutter Gottes von Stalingrad
die weiß um unsägliche Schmerzen;
sie kennt allen Jammer, sie weiß alle Not,
und tausendmal, tausendmal litt sie den Tod,
sie trug doch ein Kind einst am Herzen!

Die Mutter Gottes von Stalingrad
so kam sie, die Mutter voll Gnaden,
zu den Ärmsten der Armen in heiliger Nacht,
weil die Mutter noch immer des Ärmsten gedacht,
sie kam zu den deutschen Soldaten.

Die Mutter Gottes von Stalingrad
aus Liebe vom Himmel entboten,
sie hat sie gesegnet in schauriger Welt,
in Gräbern und Gruben, im grausigen Feld,
die Lebenden und auch die Toten!