Das Buch der Psalmen – Das erste Buch (Ps 1-41)
Kapitel 1: Die beiden Wege
Das Los des Guten
1 Selig der Mann, der nicht im Rat der Frevler sitzt, der nicht den Weg der Sünder geht und nicht im Kreis der Bösen sitzt,
2 der vielmehr Freude hat an der Lehre des Herrn und seiner Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht.
3 Er ist wie ein Baum, gepflanzt am Rande der Wasser, der zur rechten Zeit bringt seine Frucht. Sein Laub verwelkt nicht, und was er treibt, gelingt.
Das Los des Bösen
4 Nicht so die Bösen! – Sie sind wie die Spreu, die der Wind verweht.
5 Darum können die Frevler nicht im Gericht bestehen, noch die Sünder in der Gerechten Gemeinde.
6 Der Herr weiß um den Wandel der Guten; der Wandel der Frevler aber führt ins Verderben.
Kapitel 2: Gott, der Herr, und sein Gesalbter
Die Könige der Erde
1 Was toben die Völker und schmieden Pläne voll Wahnwitz?
2 Die Herrscher der Erde treten zusammen, die Fürsten halten gemeinsam Rat gegen den Herrn und seinen Gesalbten.
3 "Auf, laßt uns ihre Bande sprengen! Von uns abschütteln ihre Fesseln!"
Der himmlische König
4 Es lächelt, der im Himmel thront, der Allmächtige spottet ihrer.
5 Dann aber fährt er sie an voll Zorn, in seinem Grimm herrscht er sie an:
6 "Ich habe mir selbst einen König gesalbt – auf Zion, meinem heiligen Berg!"
Der König auf dem Zion
7 Ich künde des Herrn Beschluß! Er sprach zu mir: "Mein Sohn bist du! Heute habe ich dich gezeugt.
8 Richte den Wunsch an mich, und zum Erbe gebe ich dir die Völker, zum eigenen Besitz die Enden der Erde.
9 Du magst sie zerschmettern mit eiserner Keule, magst sie wie irdene Krüge zerschlagen!"
Die Mahnung an die Könige der Erde
10 Nun, ihr Könige, seid denn klug! Laßt euch warnen, ihr Richter auf Erden!
11 Beugt euch dem Herrn in Furcht! Ehrt ihn mit Beben!
12 Huldigt dem Sohn! Sonst zürnt er euch, und Unheil bringt euch euer Planen. Denn schon bald entbrennt sein Grimm. – Selig dann alle, die bei ihm sich bergen!
Kapitel 3: Gebet in großer Bedrängnis
1 [Ein Psalm von David, als er vor seinem Sohn Abschalom floh.]
Vertrauen auf Gott in der Not
2 Ach, Herr, wie groß ist die Zahl meiner Feinde! So viele sind es, die gegen mich stehen,
3 so viele, die von mir sagen: "Bei Gott gibt es keine Hilfe mehr für den!"
4 Du aber, Herr, bist ein Schild um mich herum, du erhebst mein Haupt, du richtest mich auf.
Gottes Hilfe in der Vergangenheit
5 Rief ich mit lauter Stimme zum Herrn, so erhörte er mich von seinem heiligen Berg.
6 Ich legte mich nieder und schlummerte ein, da der Herr mich beschützte, konnte ich wieder erwachen.
7 Darum habe ich keine Furcht vor zahllosem Volk, das rings mich umlagert.
Bitte um Hilfe in der gegenwärtigen Not
8 Erhebe dich, Herr! Hilf mir, mein Gott! Du hast ja das Kinn all meiner Feinde zerschlagen, zerbrachst den Frevlern die Zähne.
9 Die Rettung steht in der Macht des Herrn. – Über dein Volk komme dein Segen!
Kapitel 4: Ein Abendlied des Gottvertrauens
1 [Dem Chormeister; zum Saitenspiel; ein Psalm von David.]
Bitte um Hilfe
2 Wenn ich rufe, erhöre mich, Gott, der mir Gerechtigkeit schafft! Du hast mir stets in Bedrängnis geholfen. Erbarme dich meiner! Erhöre mein Flehen!
3 Ihr Menschen, was schmäht ihr meine Ehre, was liebt ihr den Trug, was sinnt ihr auf Lüge?
Warnung an die Feinde
4 Kommt doch zur Einsicht: Wunderbar hilft der Herr dem Frommen! – Wenn ich zu ihm rufe, hört mich der Herr.
5 Erbebt und meidet das sündige Tun! Bedenkt es auf eurem Lager und seid still!
Ermunterung der Freunde
6 Bringt rechte Schlachtopfer dar! Habt Vertrauen auf den Herrn!
7 Gar manche klagen: "Wer zeigt uns noch Gutes?" – Laß du, o Herr, das Licht deines Angesichtes über uns leuchten!
Frohe Glaubenszuversicht
8 Du hast mir mehr Freude ins Herz gelegt, als man zur Erntezeit hat, wenn in Fülle Getreide und Most gediehen.
9 Sorglos lege ich mich nieder und schlafe sogleich ein; denn du allein, Herr, läßt mich in Sicherheit wohnen.
Kapitel 5: Hilferuf gegen Feinde
1 [Dem Chormeister, nach der Melodie: "Das Erbe"; ein Psalm von David.]
Bitte um Erhörung
2 Vernimm meine Worte, o Herr! Habe acht auf mein Klagen!
3 Erhöre meinen Schrei, mein König und Gott! Denn dich flehe ich an.
4 Herr, schon am Morgen höre mein Flehen! Voll Erwartung erscheine ich vor dir am frühen Morgen.
Vertrauen auf Gottes Heiligkeit
5 Du bist ja kein Gott, dem das Unrecht gefällt. Bei dir hat der Frevler kein Gastrecht.
6 Der Böse hält deinem Blick nicht stand, verhaßt sind dir alle Übeltäter.
7 Du läßt die Lügner zugrunde gehen; Mörder und Betrüger sind ein Greuel dem Herrn.
Bitte um Hilfe
8 Dank deiner großen Huld darf ich aber eintreten in dein Haus. Zu deinem heiligen Tempel gewandt, werfe ich mich vor dir in Ehrfurcht nieder.
9 Sei Führer mir, Herr, auf deinem heiligen Pfad! Ebne vor mir deinen Weg, meinen Feinden zum Trotz!
Bitte um Demütigung der Feinde
10 Denn ihr Mund redet nicht die Wahrheit, voll Bosheit ist ihr Herz, ein offenes Grab ist ihre Kehle, ihre Zunge voll Hinterlist.
11 Laß sie es büßen, o Gott! Laß ihre Pläne mißlingen! Stoße sie nieder ob ihrer Sünden Menge! Denn die Stirn bieten sie dir.
Die Freude der Guten
12 Doch freuen sollen sich alle, die sich bergen in dir, immerdar sollen sie jubeln, weil du sie beschirmst; die dich lieben, jauchzen dir zu.
13 Denn dem Gerechten spendest du Segen, o Herr, gleich einem Schild umgibst du ihn mit Huld.
Kapitel 6: Gebet um Erbarmen
1 [Dem Chormeister; zum Saitenspiel im Baßton; ein Psalm von David.]
Klage des Leidenden
2 Nicht nach deinem Zorn, Herr, ziehe mich ins Gericht, bestrafe mich nicht nach deinem Grimm!
3 Erbarme dich meiner, o Herr; denn ich bin gebrochen! Laß mich gesunden, o Herr; denn Schaudern durchläuft meine Glieder!
4 Gar sehr verstört ist meine Seele. Herr, wie lange willst du noch zürnen?
Bitte um Hilfe
5 Herr, kehre zurück, rette mein Leben! Hilf mir in deiner Güte!
6 Denn bei den Toten denkt niemand mehr an dich. Wer wird dich in der Unterwelt preisen?
Schilderung der Leiden
7 Vor Stöhnen bin ich erschöpft. Jede Nacht fließt über mein Bett, weil ich mein Lager benetze mit Tränen.
8 Vor Gram ist erloschen mein Auge, wegen meiner vielen Feinde bin ich gealtert. –
Frohe Hoffnung auf Errettung
9 Weicht von mir, ihr Übeltäter! Denn der Herr wird mein lautes Weinen erhören.
10 Der Herr wird mein Flehen erhören. Aufnahme findet mein Gebet beim Herrn.
11 Beschämt und bestürzt sein werden all meine Feinde, von dannen ziehen werden sie in Hast voll Schande.
Kapitel 7: Gebet eines Verfolgten
1 [Ein Klagelied von David, das er dem Herrn gesungen hat wegen der Reden des Benjaminiters Kusch.]
Aufschrei zu Gott
2 Herr, du mein Gott, bei dir suche ich Zuflucht, hilf mir vor all meinen Verfolgern und errette mich!
3 Sonst zerreißen sie mich wie ein Löwe, schleppen mich fort, da mir kein Retter beisteht!
Beteuerung der Unschuld
4 Herr, du mein Gott, wenn ich solches getan, wenn sich unrecht Gut findet in meinen Händen,
5 wenn meinem Freund ich mit Bösem vergalt – half ich doch dem, der mich grundlos befehdet!:
6 dann hetze der Feind meine Seele und hole sie ein, zertrete mein Leben am Boden, in den Schmutz zerre er meine Ehre!
Bitte um gerechtes Gericht
7 Herr, zürnend stehe auf! Erhebe dich gegen die Wut meiner Bedränger! Schreite ein zu meinem Schutz und halte Gericht.
8 Der Völker Versammlung soll dich umgeben! Throne über ihnen in der Höhe!
9 Herr, du bist Richter der Völker. Nach meiner Gerechtigkeit, Herr, schaffe mir Recht! Nach meiner Unschuld laß mir geschehen!
10 Ein Ende soll nehmen die Bosheit der Frevler! Empor aber richte den Guten. Denn du, gerechter Gott, prüfst die Herzen und Nieren.
Vertrauensvolle Erwartung des göttlichen Eingreifens
11 Gott ist mein Schutz! Er ist der Helfer der redlich Gesinnten.
12 Ein Richter voll Recht ist Gott, zögernd im Zürnen, doch kann auch sein Zorn alle Tage entbrennen.
13 Wenn der Feind sein Schwert schleift, es schärft, den Bogen spannt und ihn richtet,
14 richtet er die tödlichen Waffen gegen sich selbst, sich selbst bereitet er glühende Pfeile.
Bestrafung der Feinde
15 Siehe da: Mit Bosheit beginnt er, geht mit Unheil umher, kommt in die Wehen mit Tücke.
16 Eine Grube grub er, er hob sie aus und stürzt in das Loch, das selbst er gegraben.
17 Auf sein eigenes Haupt fällt sein Unrecht zurück. Auf den eigenen Scheitel fährt nieder sein Frevel.
18 Ich aber danke dem Herrn für sein gerechtes Gericht, dem Namen des Herrn, des Höchsten, will durch mein Spiel ich lobsingen!
Kapitel 8: Der Mensch, Abglanz der Herrlichkeit Gottes
1 [Dem Chormeister, nach dem Kelterlied; ein Psalm von David.]
2 Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der weiten Erde! Du, dessen Herrlichkeit preisen die Himmel,
3 der Kinder und Säuglinge Mund: Du hast dir ein Bollwerk erstellt, deinen Feinden zum Trotz, damit verstummen die Gegner und Hasser.
4 Sehe ich den Himmel, das Werk deiner Hände, den Mond und die Sterne, die du befestigt:
5 Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, der Erdensohn, daß du ihn ansiehst?
6 Zu einem beinahe göttlichen Wesen hast du ihn gemacht, ihn gekrönt mit Hoheit und Glanz,
7 zum Herrscher über das Werk deiner Hände hast du ihn gesetzt, ihm alles gelegt zu Füßen:
8 die Schafe und Rinder und Tiere des Feldes,
9 die Vögel des Himmel, die Fische der Flut, was immer dahinzieht auf den Pfaden des Meeres.
10 Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der weiten Erde!
Kapitel 9: Bitte um Sieg über äußere Feinde
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie: "Stirb für den Sohn!"; ein Psalm von David.]
Dank für Gottes Gericht über die Feinde
2 Von ganzem Herzen will ich, Herr, dir danken! All deine Wunder will ich verkünden!
3 Will frohlocken und über dich mich freuen, will deinen Namen besingen, du Höchster!
4 Denn zurückgewichen sind meine Feinde. Sie kamen zu Fall. – Durch dich gingen sie zugrunde.
5 Du hast ja meine Sache geführt und Recht mir verschafft, hast auf dem Thron als gerechter Richter gesessen.
6 Den Völkern hast du gedroht, die Frevler vernichtet, ihre Namen hast du für immer und ewig getilgt.
7 Der Feind ist vernichtet, zertrümmert für immer! Ihre Städte zerstört! Dahin ihr Gedenken!
Gott, der Richter der Welt
8 Der Herr thront auf ewig. Zum Gericht hat er aufgestellt seinen Thron.
9 Gerecht wird er den Erdkreis richten, den Völkern das Urteil sprechen nach Gebühr.
10 So wird der Herr den Bedrückten zum Hort, zur Burg für die Zeiten der Drangsal.
11 Dir vertrauen, die deinen Namen kennen, o Herr; denn du verläßt nie die, die dich suchen.
12 Lobsingt dem Herrn, der auf Zion thront! Macht kund seine Taten den Völkern!
13 Als Rächer der Blutschuld nahm er der Armen sich an, er überhört nicht ihr Schreien.
Bitte um weitere Hilfe
14 Sei mir gnädig, Herr! Sieh, wie ich leide! Vor meinen Feinden errette mich! Hebe mich empor aus den Toren des Todes!
15 Damit ich in Zions Toren deine Taten verkünde und frohlocke über deine Hilfe.
16 Gestürzt sind die Völker in die Gruben, die selbst sie gegraben. Im Netz, das sie stellten, hat ihr Fuß sich verfangen.
17 Der Herr tat sich kund und hielt Gericht: Im Werk seiner Hände hat sich verstrickt der Frevler!
18 Zur Unterwelt fahren die Frevler hinab, alle Völker, die Gott vergessen!
19 Denn nicht für immer wird des Armen vergessen, nicht auf ewig enttäuscht wird des Elenden Hoffnung.
20 Erhebe dich Herr! Dir trotze kein Mensch! Dem Gericht sollen vor dir die Völker verfallen!
21 Herr, jage Furcht ein den Völkern; daß sie nur Menschen sind, laß sie erkennen!
Kapitel 10: Hilferuf gegen Frevler
Der Übermut der Frevler
1 Warum hältst du dich fern, Herr, verhüllst dich in Zeiten der Drangsal?
2 Des Frevlers Frechheit ängstigt den Armen; er fängt sich im Trugspiel, das jener ersonnen.
3 Ja, seiner frechen Gelüste rühmt sich noch der Frevler, er preist den Betrüger und verachtet den Herrn.
4 Keck meint der Frevler: "Der Herr ahndet es nicht!" Ständig denkt er: "Es gibt keinen Gott!"
5 Sein Wandel bringt ihm immerfort Glück. Dein Gericht bleibt ihm fern. Hohn bietet er all seinen Gegnern.
6 Er denkt im Herzen: "Nie komme ich zu Fall! Das Unglück verschont mich auf ewig!"
Der Frevler Ruchlosigkeit
7 Voll Fluch ist sein Mund, voll von Trug und Gewalttat; seine Zunge birgt Unheil und Tücke.
8 Er liegt im Versteck auf der Lauer, er würgt den Schuldlosen heimlich. Sein Auge späht aus nach dem Armen.
9 Er liegt im Versteck, er lauert wie im Dickicht der Löwe. Er lauert, den Armen zu packen. Er packt den Armen und zieht ihn in sein Netz.
10 Er zermalmt ihn – dieser sinkt nieder. – Seine Übermacht bringt den Armen zu Fall.
11 In seinem Herzen denkt er: "Gott achtet nicht darauf! Er verhüllt sich das Antlitz. Er kann es nicht sehen!"
Aufforderung an den göttlichen Richter
12 Stehe auf, Herr und Gott! Erhebe die Hand! Der Armen vergiß nicht!
13 Darf denn der Frevler Gott lästern, darf im Herzen er sprechen: "Er ahndet es nicht!"?
14 Doch du, Herr, siehst es. Du weißt um Mühsal und Leid. Du nimmst es in deine Hand, dir überläßt es der Arme und die Waise; denn du bist der Helfer.
15 Zerschmettere den Arm des Frevlers! Ahnde bis zur Vernichtung des Bösewichts Sünde!
Gewißheit der Erhörung
16 Der Herr ist König für immer und ewig. Aus seinem Land sind die Heiden verschwunden.
17 Der Armen Verlangen erfüllst du, o Herr. Du stärkst ihren Mut, leihst ihnen gnädig dein Ohr.
18 Den Waisen und Unterdrückten verschaffst du ihr Recht. Es soll nicht mehr schrecken ein Mensch, der geschaffen aus Erde.
Kapitel 11: Vertrauensvoller Aufblick zum Richter im Himmel
Rat kleinmütiger Freunde
1 [Dem Chormeister; von David.] – Auf den Herrn vertraue ich! Wie könnt ihr mir sagen: "Flieh ins Gebirge wie ein Vogel!
2 Denn siehe, schon spannen die Frevler den Bogen, sie legen den Pfeil auf der Sehne zurecht, um Schuldlose meuchlings zu morden.
3 Wenn nun die Grundpfeiler zusammenbrechen, was vermag da zu tun der Fromme?"
Zuversichtliche Antwort
4 Noch weilt der Herr in seiner heiligen Wohnstatt, der Herr, dessen Thron ist im Himmel! Seine Augen schauen. Die Menschenkinder prüft sein Blick.
5 Der Herr prüft Fromme und Frevler. Gewalttätige haßt seine Seele.
6 Glühende Kohlen und Schwefel läßt er regnen auf die Frevler; sengender Wind ist der Anteil ihres Bechers.
7 Denn der Herr ist gerecht, Gerechtigkeit liebt er; nur Redliche schauen sein Antlitz.
Kapitel 12: Trostgebet bei Verleumdung
1 [Dem Chormeister; im Baßton; ein Psalm von David.]
Klage über die Verleumder
2 Herr, hilf! Die Frommen schwinden dahin. Es gibt nicht mehr Treue unter den Menschen.
3 Nur Lügen redet einer zum anderen. Mit gleisnerischen Lippen reden sie und zwiespältigem Herzen.
4 Ach, möge der Herr doch vertilgen die Lippen der Lügner, die Zungen, die prahlerisch schwatzen,
5 die Lügner, die sagen: "Durch unsere Zunge sind wir überlegen! Unsere Macht kommt von unseren Lippen. Wer ist unser Meister?!"
Vertrauen auf die verheißene göttliche Hilfe
6 "Wohlan", spricht der Herr, "wegen der Not der Bedrückten, wegen des Seufzens der Armen stehe ich auf und bringe Heil dem, gegen den man schnaubt!"
7 Die Worte des Herrn sind Worte voll Reinheit, geläutertes Silber, das sieben Mal am Eingang der Erde geläutert.
8 Du wirst uns behüten, o Herr, uns vor diesem Geschlecht für immer bewahren!
9 auch wenn rings die Frevler stolzieren umher, wenn Gemeinheit sich breit macht bei den Menschen.
Kapitel 13: Gebet in Not und Trübsal
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David.]
Klageruf zu Gott
2 Wie lange noch, Herr, vergißt du mich ganz? Wie lange verhüllst du dein Antlitz vor mir?
3 Wie lange soll ich noch Sorgen im Herzen tragen, den ganzen Tag Kummer in meiner Seele? Wie lange noch soll mein Feind über mich sich erheben?
Bitte um Hilfe
4 Schau her, erhöre mich, Herr, mein Gott! Gib Licht meinen Augen, daß ich in Todesschlaf nicht sinke!
5 Sonst brüstet mein Feind sich: "Ich habe ihn bezwungen!" Sonst jubeln die Gegner, daß ich gestürzt.
Hoffnung und Dank
6 Ich aber hoffe auf dein Erbarmen. Mein Herz soll jubeln, wenn du mir hilfst. Dem Herrn will ich singen, weil er mit Gutes getan.
Kapitel 14: Die menschliche Bosheit vor der Wirklichkeit Gottes
Das Treiben der Gottesleugner
1 [Dem Chormeister; von David.] – Die Toren denken bei sich: "Es gibt keinen Gott." – Verderbt ist ihr Treiben, abscheulich. Keiner ist da, der Gutes getan.
2 Der Herr schaut vom Himmel herab auf die Menschen, zu sehen, ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht.
3 Doch alle sind abgewichen, alle verdorben. Keiner ist da, der Gutes getan, auch nicht einer!
Gottes Gericht über die Übeltäter
4 Sind etwa ohne Einsicht alle, die Übles getan, die mein Volk verschlingen wie Brot, die den Herrn nicht verehrten?
5 Einst werden sie beben vor Angst; denn Gott steht auf seiten der Frommen.
6 Den Plan des Bedrückten wollt ihr vereiteln, doch wißt: Der Herr ist ihr Hort!
7 O käme doch aus Zion die Rettung für Israel! – Wenn der Herr das Los seines Volkes wendet, wird jubeln Jakob und Israel sich freuen!
Kapitel 15: Zu Gast in Gottes Heiligtum
Wer hat Zutritt zum Heiligtum?
1 [Ein Psalm von David.] – Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt? Wer darf verweilen auf deinem heiligen Berg?
2 Wer in Lauterkeit wandelt, wer das Rechte tut, wer redlich denkt in seinem Herzen,
3 wer mit seiner Zunge nicht verleumdet, Böses nicht zufügt seinem Nächsten, wer keine Schande bringt über andere,
4 in wessen Augen nichts gilt der Böse, wer aber die Gottesfürchtigen achtet, wer seinen Schwur nicht ändert, auch wenn er sich dadurch schadet,
5 wer sein Geld nicht auf Wucher ausleiht, wer gegen Schuldlose sich nicht läßt bestechen! – In Ewigkeit wankt nicht, wer solches tut!
Kapitel 16: Lebensgemeinschaft mit Gott
Der wahre Gott, das höchste Gut
1 [Ein Miktam, von David.] – Behüte mich, Gott; denn bei dir suche ich Zuflucht!
2 Ich spreche zum Herrn: "Mein Gebieter bist du, kein Glück gibt es für mich außer dir."
3 Von den Frommen im Land sage ich: "Dies sind die Edlen, ihnen gilt all meine Liebe."
4 Die den Götzen dienen, haben viel zu leiden. Nie will ich ihnen opfern, nie ihre Namen nehmen auf meine Lippen!
Das Glück der Gottverbundenheit
5 Herr, du bist mir Erbe und Anteil. Du bist es, der mein Los mir beschieden.
6 Auf liebliches Land ist mein Los gefallen. Fürwahr, mein Erbland gefällt mir gar sehr!
7 Ich preise den Herrn, der mich freundlich beraten. Auch in der Nacht mahnt mich daran mein Herz.
8 Beständig stelle ich den Herrn mir vor Augen, denn er steht mir zur Rechten, darum wanke ich nicht.
Die Gewißheit der Lebensgemeinschaft mit Gott
9 Des freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele, auch mein Leib wird in Sicherheit ruhen.
10 Denn meine Seele gibst du der Unterwelt nicht preis, deinen Frommen läßt du nicht schauen Verwesung.
11 Du zeigst mir den Pfad zum Leben; bei dir ist der Freuden Fülle, Wonne in deiner Rechten auf ewig.
Kapitel 17: Bitte um Hilfe gegen Feinde
Beteuerung der Unschuld
1 [Ein Gebet Davids.] – Herr, vernimm die gerechte Sache! Merke auf mein Flehen! Höre mein Gebet von Lippen ohne Trug!
2 Von dir werde mein Urteil gesprochen: Deine Augen schauen, was recht ist!
3 Prüfst du mein Herz, durchforscht du es in der Nacht, stellst du mich auf die Probe: Du stößt auf nichts Arges. Nie hat sich vergangen mein Mund
4 beim Treiben der Menschen! Das Wort deiner Lippen habe ich behütet! Die rechten Pfade
5 hat eingehalten mein Schritt; nicht gewankt hat mein Tritt auf deinen Wegen.
Die Umtriebe der Feinde
6 Ich rufe zu dir; denn du erhörst mich, o Gott. Neige mir dein Ohr! Höre mein Wort!
7 Wirke Wunder voll Güte, du Helfer derer, die sich vor den Empörern bergen zu deiner Rechten!
8 Wie den Augapfel behüte mich! Birg mich in deiner Flügel Schatten
9 vor den Frevlern, die hart mich bedrängen, vor meinen Feinden, die mich gierig umringen!
10 Sie haben ihr Herz gefühllos verschlossen, sie reden vermessen mit prahlendem Mund.
11 Auf Schritt und Tritt umlauern sie uns; scharf spähen ihre Augen, uns niederzustrecken,
12 gleich wie ein beutegieriger Löwe, wie ein junger Löwe, der sich duckt im Versteck.
Bitte um Rettung
13 Erhebe dich, Herr! Tritt ihm entgegen! Bringe ihn zu Fall! Mit deinem Schwert rette mein Leben vor den Frevlern.
14 Deine Hand, o Herr, befreie mich von den Menschen, von den Menschen, deren Anteil im Leben allein diese Welt ist! Gefüllt ist ihr Leib mit deinem Gut. Ihre Söhne sind satt. Der Rest, der übrigbleibt, fällt zu ihren Enkeln.
15 Ich aber werde in Gerechtigkeit dein Antlitz schauen, beim Erwachen mich satt sehen an deiner Gestalt.
Kapitel 18: Davids Dank- und Siegeslied
1 [Dem Chormeister; von David, dem Knecht des Herrn. Er verfaßte folgendes Lied zu Ehren des Herrn, als der Herr ihn aus der Hand all seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettet hatte. Er sang:]
2 Ich liebe dich, Herr, meine Stärke!
3 Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter! Mein Gott, mein Hort, bei dem ich mich berge! Mein Schild, Horn meines Heiles, du meine Zuflucht!
4 Den Hochgelobten, den Herrn rief ich an: Schon war meiner Feinde ich ledig.
Hilferuf in Todesnot
5 Wogen des Todes hatten mich umtobt, in Angst hielten mich Ströme des Unheils,
6 Bande der Unterwelt umgarnten mich, über mich hin fielen Schlingen des Todes.
7 In meiner Drangsal rief ich zum Herrn, auf schrie ich zu meinem Gott. Und er hörte aus seinem Zelt meine Stimme, sein Ohr erreichte meine Klage.
Die Gotteserscheinung
8 Da wankte die Erde und bebte, es erzitterten der Berge Grund: Sie kamen ins Wanken – er war so voller Grimm:
9 aus seiner Nase quoll Rauch, verzehrendes Feuer kam aus seinem Mund, Feuerbrände sprühten von ihm.
10 Schon bog er die Himmel nieder und fuhr herab, auf dunklen Wolken ruhten seine Füße.
11 Auf dem Kerub saß er und fuhr einher, anbrausend auf den Flügeln des Sturmes.
12 Finsternis zog er als Hülle rings um sich hin, wasserschweres, dunkles Gewölk ward ihm zum Zelt.
13 Vom Glanz um ihn her erstrahlten die Wolken, Hagelschauer gingen nieder und Feuerkohlen.
14 Donner ließ rollen am Himmel der Herr, seine Stimme ließ dröhnen der Höchste.
15 Pfeile schnellte er ab und zersprengte sie, Blitze schleuderte er und stiftete Verwirrung.
16 Da taten sich auf die Tiefen des Meeres, aufgedeckt wurden die Gründe der Erde vor deinem Schelten, o Herr, vor deines Zornhauchs Schnauben.
Die Rettung
17 Aus der Höhe langte er her, ergriff mich, zog mich heraus aus gewaltigen Wassern,
18 entriß mich meinen mächtigen Feinden, meinen Hassern, die stärker waren als ich.
19 Sie fielen über mich her am Tag meines Unglücks, doch der Herr ward mein Beschützer.
20 Ins Weite führte er mich hinaus; er befreite mich, weil er mich liebte.
Der Lohn für treuen Dienst
21 So vergalt mir der Herr mein rechtliches Tun, so lohnte er mir meiner Hände Reinheit.
22 Denn des Heeren Wege wahrte ich wohl, von meinem Gott bin ich nicht frevelnd gewichen.
23 Nein, all seine Weisungen hielt ich mir vor Augen, seine Satzung schob ich nicht beiseite.
24 Ich wandelte vor ihm ohne Tadel, war vor der Sünde auf der Hut.
25 Darum vergalt mein gerechtes Tun mir der Herr, meiner Hände Reinheit, die ihm bekannt war.
Gottes Treue und Güte
26 Gut bist du zum Guten, zum Makellosen ohne Makel.
27 Rein zeigst du dich dem Reinen, bist böse nur gegen den Bösen.
28 Denn du hilfst geknechteten Menschen, machst sinken der Stolzen Blick.
29 Du läßt ja, o Herr, strahlen meine Leuchte. – Mein Gott, erhelle mein Dunkel!
30 Feindesscharen überrenne ich in deiner Kraft, mit meinem Gott springe ich über Mauern!
31 Gott – vollkommen ist sein Walten! Bewährt ist das Wort des Herrn! Ein Schild ist er allen, die ihm vertrauen.
Gottes helfende Macht
32 Denn wer ist Gott noch außer dem Herrn? Wer sonst noch ein Fels, wenn nicht unser Gott?!
33 Gott hat mit Kraft mich gegürtet, untadelig gemacht meinen Weg.
34 Füße gab er mir, die flink wie die der Hirsche, auf felsigen Grat hat hoch er mich gestellt.
35 Meine Hand unterwies er im Kampf, meine Arme, den ehernen Bogen zu spannen.
36 Deine Hilfe bietest du mir als Schild, deine Rechte war meine Stütze – groß machte mich deine Güte.
37 Meinen Schritten gabst du weiten Raum, nicht wankten unter mir meine Knöchel.
Bezwingung der Feinde
38 Meinen Feinden setzte ich nach und holte sie ein, ich kehrte nicht um, bis sie vernichtet lagen.
39 Ich schlug sie; nimmer standen sie auf; sie sanken mir unter die Füße.
40 Denn zum Krieg hast du mich mit Kraft gewappnet, in die Knie zwangst vor mir, die sich gegen mich stellten.
41 Meine Feinde triebst du vor mir in die Flucht; so habe ich vertilgt meine Hasser.
42 Sie schrien um Hilfe – doch kein Helfer war da – zum Herrn – doch er gab keine Antwort.
43 Wie Staub vor dem Wind zerrieb ich sie, zertrat sie wie Kot von der Gasse.
44 Du führtest mich unversehrt aus dem Kampf für mein Volk, setztest mich ein zum Haupt von Völkern. Ein Volk, das nie ich gesehen, wurde mir hörig,
45 war aufs Wort mir gehorsam. Leute aus fremdem Land brachten mir Huldigung dar.
46 Vor Furcht erbleichten die Söhne der Fremde; aus ihren Burgen kamen sie zitternd hervor.
Siegesjubel und Lobpreis des Herrn
47 Es lebt der Herr! Laut sei gepriesen mein Fels! Hoch sei gelobt mein Gott, mein Helfer!
48 Gott, der mir Rache verlieh und Völker mir unterwarf,
49 mein Retter vor meinen grimmigen Feinden, du hast mich über meine Gegner erhöht, dem Mann der Gewalt mich entrissen.
50 Darum will ich vor aller Welt dich, Herr, preisen, deinem Namen will ich lobsingen,
51 denn deinem König hast Glück und Heil du geschenkt, Gnade erwiesen deinem Gesalbten, David und seinem Stamm auf ewig!
Kapitel 19: Gottes Herrlichkeit in der Schöpfung und im Gesetz
1 [Dem Chormeister, ein Psalm von David.]
Himmel und Sonne in der Schöpfung
2 Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.
3 Ein Tag sagt es dem anderen, eine Nacht überbringt der anderen die Botschaft.
4 Nicht durch Worte und Reden, noch mit vernehmbarer Stimme,
5 und doch dringt ihr Ruf in alle Welt hinaus, ihre Botschaft bis ans Ende der Erde! Aufgeschlagen hat er der Sonne dort ein Zelt.
6 Wie ein Bräutigam tritt sie aus ihrer Kammer hervor, frohlockt wie ein Held, den Weg zu durcheilen:
7 Am Saum des Himmels kommt sie hervor, kehrt um erst am anderen Ende. Nichts kann sich bergen vor ihrer Glut.
Gottes Offenbarung im Menschenleben
8 Die Lehre des Herrn ist ein sicherer Führer, sie geleitet die Seele. Das Zeugnis des Herrn ist verläßlich, es macht Toren zu Weisen.
9 Die Gebote des Herrn sind gerade, sie erfreuen das Herz. Die Befehle des Herrn sind lauter, sie erleuchten die Augen.
10 Die Worte des Herrn sind heilig, sie bestehen auf ewig. Die Entscheide des Herrn sind wahr, gerecht sind sie alle.
11 Kostbarer sind sie als Gold, als Feingold in Menge. Süßer sind sie als Honig, als Seim aus den Waben.
12 Auch dein Knecht ließ sich durch sie erleuchten; sie zu beachten bringt reichlichen Lohn.
13 Wer ist sich bewußt seiner eigenen Fehler? Von verborgenen Sünden sprich mich frei.
14 Auch vor Übermütigen bewahre deinen Knecht! Laß sie nicht über mich herrschen! Dann bleibe ich rein und frei von schweren Vergehen.
15 Möchten dir doch meines Mundes Worte gefallen, meines Herzens Gedanken vor deinen Augen stehen, o Herr, mein Hort und Erlöser!
Kapitel 20: Bittgebet für den König
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David.]
Bitte um Sieg
2 Am Tag der Not erhöre dich der Herr! Der Name des Gottes Jakobs möge dich schirmen!
3 Er sende dir Hilfe vom Heiligtum, vom Zion her gewähre er dir Schutz!
4 All deiner Gaben möge er gedenken! In Gnaden nehme er dein Opfer an!
5 Er gewähre dir deines Herzens Begehren! Er lasse dir glücken jeglichen Plan!
6 Dann wollen wir jubeln über dein Heil, in unseres Gottes Namen die Banner entfalten! All deine Wünsche erfülle dir der Herr!
Frohe Zuversicht
7 Ich weiß es schon jetzt: der Herr verleiht mit der hilfreichen Macht seiner Rechten den Sieg seinem Gesalbten! Er erhört ihn aus seinem heiligen Himmel!
8 Die einen vertrauen auf Wagen, die anderen auf Rosse: Wir aber preisen den Namen des Herrn, unseres Gottes.
9 Jene stürzen und kommen zu Fall, doch wir stehen fest und halten uns aufrecht.
10 Schenke den Sieg, o Herr, dem König! Erhöre uns am Tag, da wir rufen zu dir!
Kapitel 21: Dankgebet für den König
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David.]
Dank für den bisherigen Schutz
2 Herr, deines Schutzes freut sich der König, über deine Hilfe, wie jubelt er laut!
3 Gewährt hast Du ihm den Wunsch seines Herzens, ihm nicht versagt seiner Lippen Begehren.
4 Du bist ihm mit reichstem Segen begegnet, hast eine Krone von Gold ihm aufs Haupt gesetzt.
5 Er bat dich um Leben; du hast es ihm gegeben: für immer und ewig die Fülle der Tage.
6 Groß ist sein Ruhm, weil du ihm geholfen. Du hast ihn geschmückt mit Hoheit und Pracht.
7 Denn du hast ihn zum Segen für immer gemacht, schenkst ihm Freude vor deinem Angesicht.
8 Denn auf den Herrn setzt der König sein Vertrauen: Die Gnade des Höchsten läßt ihn nicht wanken.
Hoffnung auf Sieg über die Feinde
9 Deine Hand wird all deine Feinde erreichen. Deine Rechte packt all deine Hasser.
10 Wie in glühendem Ofen verbrennst du sie, sobald du erscheinst. – In seinem Grimm vertilgt sie der Herr, und Feuer wird sie verzehren.
11 Auf Erden tilgst du ihren Nachwuchs aus, ihren Stamm bei den Menschenkindern.
12 Ob sie auch Böses gegen dich planen, ob Ränke sie ersinnen: Sie richten nichts aus!
13 Denn du zwingst sie, zur Flucht sich zu wenden; auf ihr Gesicht zielst du mit deinem Bogen.
14 Dir sei der Sieg, Herr, ob deiner Kraft! Mit Sang und Spiel wollen wir deine Stärke lobpreisen.
Kapitel 22: Aus Todesnot von Gott erhöht
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie: "Hirschkuh der Morgenröte"; ein Psalm von David.]
Von Gott verlassen
2 Mein Gott! Mein Gott! Warum hast du mich verlassen? Bleibst fern meinen Schreien, dem Stöhnen, Gestammel?
In Todesnot
3 Mein Gott, ich rufe bei Tag – du aber gibst keine Antwort. Bei Nacht, doch du achtest nicht meiner.
4 Du aber bist der Heilige, der über Israels Lobpreis thront!
5 Auf dich haben unsere Väter vertraut, sie vertrauten auf dich, und du hast sie gerettet.
6 Sie riefen zu dir und wurden befreit. Sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.
Um des Glaubens willen verspottet
7 Doch ich – ein Wurm bin ich, kein Mensch; der Leute Gespött, vom Volk verachtet!
8 Wer mich erblickt, der lacht über mich, schürzt die Lippen, schüttelt den Kopf:
9 "Auf den Herrn hat er vertraut, der mag ihn retten! – Der soll ihm helfen; er hat ihn ja lieb!"
10 Ja, du ließest mich aus dem Mutterschoß kommen, bargst mich an meiner Mutter Brust.
11 Von Kind an bin ich auf dich gestellt, vom Schoß meiner Mutter an bist du mein Gott.
12 Bleib mir nicht fern! Denn nah ist die Not, und niemand ist, der mir hülfe.
13 Mächtige Stiere umringen mich. Mich umdrängen Büffel vom Baschan.
14 Den Rachen reißen sie gegen mich auf – wie reißende, brüllende Löwen.
15 Ich bin hingegossen wie Wasser. Verrenkt sind all meine Glieder. Mein Herz ward wie Wachs, es schmilzt mir in der Brust.
16 Ausgetrocknet wie eine Scherbe ist meine Kehle, die Zunge klebt mir am Gaumen; hast du mich gebettet auf dem Staub des Todes.
17 Ja, eine Hundemeute umringt mich. Die Rotte von Frevlern umlagert mich. Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.
18 All mein Gebein kann ich zählen. An meinem Anblick weiden sie sich.
19 Meine Kleider verteilen sie unter sich, werfen das Los um mein Gewand.
Der Hilferuf – Dank für die Rettung
20 Doch du, Herr, bleibe nicht fern! Du mein Stärke, komm mir zu Hilfe!
21 Errette vom Schwert meine Seele, aus der Pranke des Hundes mein einziges Gut!
22 Entreiße mich dem Rachen der Löwen, den Hörnern der Büffel! – – –
Du hast mich erhört!
23 Deinen Namen will ich meinen Brüdern verkünden, dich preisen inmitten der Gemeinde.
24 "Die den Herrn ihr verehrt, singt ihm Lob! Ehrt ihn, ihr alle aus Jakobs Stamm! Fürchtet ihn, ihr Nachkommen Israels!"
25 Denn er hat nicht verachtet, hat nicht verschmäht das Elend des Dulders. Er hat nicht verborgen sein Antlitz vor ihm, als er aufschrie zu ihm, erhörte er ihn.
Die Frucht des Leidens
26 Dir gilt mein Lobpreis in großer Gemeinde! Mein Gelübde will ich vor seinen Verehrern erfüllen!
27 Dann essen die Armen und werden satt. Dann preisen den Herrn, die ihn suchen. – Ihr Herz soll leben für immer!
28 Es werden daran denken und zum Herrn sich bekehren alle Enden der Erde. Anbetend werden sich niederwerfen vor dir alle Geschlechter der Völker.
29 Denn des Herrn ist das Reich. Er ist der Herrscher der Völker.
30 Vor ihm allein werden niedersinken alle Fürsten der Erde. Vor ihm werden sich beugen alle, die niederfahren zum Staub. Ihm, der dahingab sein Leben,
31 wird dienen die Nachwelt. Dem künftigen Geschlecht wird man vom Herrn erzählen,
32 seine Güte künden dem kommenden Volk – denn das Werk vollbracht hat er!
Kapitel 23: Der gute Hirt
Der zuverlässige Führer
1 [Ein Psalm von David.] – Der Herr ist mein Hirt: Nichts wird mir mangeln!
2 Auf grünen Gefilden läßt er mich lagern, er läßt mich ruhen an des Rastplatzes Wassern.
3 Er labt meine Seele, geleitet mich auf dem rechten Pfad getreu seinem Namen.
4 Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht: Ich fürchte kein Unheil; du bist ja mit mir. Dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
Der fürsorgliche Hausherr
5 Du bereitest mir einen Tisch, vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mir das Haupt mit Öl, läßt überfließen meinen Becher.
6 Nur Glück und Gnade werden mir folgen mein Leben lang. Und wohnen darf ich im Haus der Herrn, solange ich lebe.
Kapitel 24: Der Einzug der Bundeslade auf Zion
Gott, der Herr der ganzen Welt
1 [Ein Psalm Davids.] – Des Herrn ist die Erde und was sie erfüllt, die Welt und ihre Bewohner.
2 Er hat sie über die Meere gegründet, fest sie hingestellt über die Fluten.
Tugendspiegel der Diener Gottes
3 Wer darf besteigen den Berg des Herrn, wer stehen an seiner heiligen Stätte?
4 Wer reine Hände hat und ein lauteres Herz, wer seinen Sinn nicht auf Frevles lenkt und nicht trugvoll schwört.
5 Er wird Segen empfangen vom Herrn und gerechten Lohn von Gott, seinem Helfer.
6 Das ist das Geschlecht, das ihn sucht, das Volk, das dein Antlitz sucht, Gott Jakobs.
Einzug Gottes in sein Heiligtum
7 Erhebt eure Häupter, ihr Tore! Reckt euch, ihr uralten Pforten, daß einziehen kann der König voll Herrlichkeit!
8 Wer ist denn der König voll Herrlichkeit? Der Herr, der Starke, der Held! Der Herr, mächtig im Kampf!
9 Erhebt eure Häupter, ihr Tore! Reckt euch, ihr uralten Pforten, daß einziehen kann der König der Herrlichkeit!
10 Wer ist denn der König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, das ist der König der Herrlichkeit!
Kapitel 25: Sehnsucht nach göttlicher Belehrung
Bitte um Rettung, Weisung, Vergebung
1 [Von David.] – Zu dir, o Herr, erhebe ich mein Herz.
2 Mein Gott, ich vertraue auf dich. Laß mich nicht zuschanden werden! Laß nicht jubeln über mich meine Feinde!
3 Ja, keiner, der auf dich hofft, wird zuschanden. Nur der wird zuschanden, wer dich treulos verläßt.
4 Herr, tu mir kund deine Wege! Lehre mich deine Pfade!
5 Laß mich wandeln in Treue zu dir! Schenke mir Belehrung! Der Gott, der mir hilft, bist du: Deiner harre ich allezeit.
6 Herr, sei eingedenk deines Erbarmens und deiner Güte! Denn sie bestehen seit ewig.
7 Gedenke nicht meiner Jugend Sünden noch meiner Frevel! Gedenke mein, o Herr, nach deiner Gnade, um deiner Güte willen!
Bekenntnis zu Gottes gnädigem Walten
8 Gütig ist der Herr und gerecht; darum weist er den Sündern den Weg.
9 Die Sanftmütigen führt er auf rechtem Pfad; die Sanftmütigen lehrt er seine Wege.
10 Alle Wege des Herrn sind nur Güte und Treue für den, der sich hält an seinen Bund und seine Satzung.
11 Um deines Namens willen, o Herr, vergib meine Schuld, die so groß ist!
12 Wer ist der Mensch, der den Herrn fürchtet? Ihm weist er den Weg, den er wählen soll.
13 Seine Seele wird wohnen mitten im Glück, das Land wird besitzen sein Stamm.
14 Vertraute des Herrn sind die, die ihn fürchten. Ihnen offenbart er seinen Bund.
15 Stets sind auf den Herrn meine Augen gerichtet; denn meinen Fuß befreit er aus dem Netz.
Bitte um Gnade und Heil
16 Wende dich mir zu und sei mir gnädig! Denn einsam bin ich und elend.
17 Groß geworden sind meines Herzens Nöte: Befreie mich aus meinen Ängsten!
18 Sieh an mein Elend, meine Trübsal und vergib mir all meine Sünden.
19 Schau auf meine Feinde, wie zahlreich sie sind, wie sie mich hassen mit gewalttätigem Haß!
20 Behüte mein Leben! Errette mich! Laß mich nicht zuschanden werden! Denn ich vertraue auf dich!
21 Mein Schutz seien Unschuld und Redlichkeit! O Herr, ich hoffe auf dich.
22 O Gott, erlöse Israel aus all seinen Nöten!
Kapitel 26: Bitte eines schuldlos Bedrängten
1 [Von David.] – Herr, schaffe mir Recht! Denn ich bin meines Weges in Unschuld gewandelt, ohne Wanken habe ich auf den Herrn vertraut:
2 Prüfe mich, Herr, und erprobe mich! Durchforsche meine Nieren, mein Herz!
3 Denn deine Güte steht mir immer vor Augen. In Wahrheit gehe ich meines Weges vor dir.
4 Nie habe ich bei falschen Menschen gesessen, bei Heimlichtuern bin ich nie eingekehrt.
5 Verhaßt ist mir der Bösen Versammlung. Nie lasse ich mich bei den Frevlern nieder.
6 In Unschuld wasche ich meine Hände und schreite, o Herr, um deinen Altar,
7 um laut dein Lob zu künden, all deine Wundertaten kundzutun.
8 Ich liebe, Herr, dein schützend' Haus, das Zelt, in dem du thronst im Glanz.
9 Raffe nicht mit den Sündern hinweg meine Seele, noch mein Leben mit dem von Mördern,
10 Schandtat klebt an deren Händen, ihre Rechte ist voll von Bestechung!
11 Ich aber gehe in Unschuld meinen Weg, erlöse mich und sei mir gnädig!
12 Auf festem Boden steht mein Fuß, preisen will ich dich, Herr, in der Gemeinde!
Kapitel 27: Bei Gott geborgen
Gottes Schützling
1 [Von David.] – Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Wen sollte ich fürchten? Meines Lebens Beschützer ist der Herr: Vor wem sollte mir grauen?
2 Nahen Frevler sich mir, mich zu vernichten, meine Bedränger und Feinde – sie straucheln und fallen.
3 Mag sich ein Heerlager gegen mich scharen, mein Herz kennt nicht Furcht; ich bleibe getrost, mag auch ein Kampf gegen mich entbrennen.
Gottes Gastfreund
4 Eins nur erflehe ich vom Herrn, nach dem nur verlangt mich: Zu wohnen im Haus des Herrn alle Tage meines Lebens, zu erfahren die Güte des Herrn, zu schauen seinen Tempel.
5 Denn in seiner Hütte birgt mich Gott am Tag der Not, er bewahrt mich in der Hut seines Zeltes, hebt mich hoch auf den Felsen empor.
6 Darum wird mein Haupt sich erheben meinen Feinden rings um mich her zum Trotz. Darbringen werde ich in seinem Zelt Opfer voll Jubel, singen und spielen will ich dem Herrn.
Hilfe suchend
7 Höre, Herr! Laut rufe ich: Erbarme dich meiner! Erhöre mich!
8 Mein Herz ruft zu dir. Ich suche dich. O Herr, ich suche dein Antlitz.
9 Verbirg dein Angesicht nicht vor mir! Weise im Zorn deinen Diener nicht ab! Du bist ja mein Helfer: Verstoße mich nicht, verlasse mich nicht, du, mein hilfreicher Gott!
10 Sollten mich selbst Vater und Mutter verstoßen, so nähme der Herr sich doch meiner an.
Von Feinden bedrängt
11 Zeige mir, Herr, deinen Weg! Führe mich auf ebener Bahn, meinen Feinden zum Trotz!
12 Gib mich nicht preis meiner Bedränger Wut: Denn falsche Zeugen stehen gegen mich auf, gierig nach Frevel.
Der Erhörung sicher
13 Doch ich glaube fest, daß ich die Güte des Herrn schauen werde im Land der Lebendigen.
14 Harre des Herrn! Sei getrost und mutigen Herzens! Ja, harre des Herrn!
Kapitel 28: Bitte um Errettung beim Untergang der Frevler
Hilferuf
1 [Von David.] – Zu dir, Herr, rufe ich, mein Fels! Wende dich nicht schweigend ab von mir! Denn wolltest du schweigen, gliche ich jenen, die zur Totenwelt fahren.
2 Höre mein lautes Flehen: Ich rufe zu dir! Zu deinem heiligen Tempel erhebe ich meine Hände:
3 Raff mich nicht weg mit den Frevlern, den Übeltätern, die freundlich mit ihrem Nächsten reden, doch im Herzen Arglist hegen.
Der Frevler Untergang
4 Nach ihrem Treiben und nach der Bosheit ihres Handelns rechne mit ihnen ab! Vergilt ihnen nach ihrer Hände Tun! Zahle ihnen heim ihre Taten!
5 Denn sie achten nicht auf das Walten des Herrn, nicht auf das Werk seiner Hände. Darum reißt er sie nieder – nie baut er sie wieder auf.
Des Betenden Rettung
6 Der Herr sei gepriesen! Er wird ja mein lautes Flehen erhören.
7 Mein Schutz und mein Schild ist der Herr, auf ihn vertraut mein Herz. Er wird mir helfen, dann frohlockt mein Herz, danken will ich ihm mit meinem Lied.
Gott, der Helfer des Königs und des Volkes
8 Hort ist der Herr seinem Volk, seinem Gesalbten Helfer und Beschützer.
9 Hilf deinem Volk! Segne dein Erbe! Weide und trage es in Ewigkeit.
Kapitel 29: Gottes Herrlichkeit im Gewitter
Anruf an Gottes himmlischen Hofstaat
1 [Ein Psalm von David.] – Bringt dar dem Herrn, ihr Gottessöhne, bringt dar dem Herrn Ehre und Macht!
2 Bringt dar dem Herrn den Ruhm seines Namens! Huldigt dem Herrn voll heiliger Hoheit!
Das über dem Meer heraufziehende Gewitter
3 Über den Wassern erschallt die Stimme des Herrn! Der Gott voller Herrlichkeit donnert. Über den mächtigen Wassern ist zu hören der Herr!
4 Horch – die Stimme des Herrn ist voller Kraft! Die Stimme des Herrn ist erhaben!
Das entfesselte Gewitter über dem Libanon
5 Die Stimme des Herrn zerbricht Zedern! Des Libanon Zedern zerschmettert der Herr.
6 Er läßt wie ein Kalb den Libanon hüpfen, den Sirjon wie ein Junges der Büffel.
7 Die Stimme des Herrn sprüht flammende Glut!
Das verklingende Gewitter über der Wüste
8 Die Stimme des Herrn läßt die Wüste erbeben! Der Herr läßt erbeben die Wüste von Kadesch.
9 Die Stimme des Herrn entwurzelt die Eichen, entblättert die Wälder. "Wie herrlich!" – ruft alles in seinem Palast.
Israels machtvoller König
10 Der Herr thront über der Flut. Als König in Ewigkeit thront der Herr!
11 Der Herr gibt Macht seinem Volk. Der Herr segnet sein Volk mit Frieden.
Kapitel 30: Dank für Genesung
1 [Ein Psalm, ein Lied zum Tempelweihfest, von David.]
Errettung aus schwerer Krankheit
2 Preisen will ich dich, Herr, denn du zogst mich empor, du ließest meine Feinde nicht über mich jubeln!
3 Herr, mein Gott, ich rief zu dir, und du schenktest mir Heilung;
4 Herr, du hast mich aus der Unterwelt heraufgeführt, hast mich zum Leben gerufen aus der Schar derer, die hinabgestiegen zur Grube.
Lobpreis der göttlichen Huld
5 Singt Lob dem Herrn, ihr seine Frommen! Singt Dank seinem heiligen Namen!
6 Denn nur einen Augenblick währt sein Grimm, doch ein Leben lang seine Gnade; ist noch am Abend die Trauer zu Gast, so herrscht schon Jubel am Morgen.
Schuld und Strafe
7 Ich dachte in meinem friedlichen Glück: "Nimmer werde ich wanken!"
8 Voll Huld, o Herr, hattest du mich gefestigt im Glück. – Da bargst du dein Antlitz: schon ward ich verwirrt!
Bitte um Genesung
9 Zu dir rief ich da, o Herr. Zu meinem Gott habe ich gefleht:
10 "Was nützt dir mein Blut, wenn ich zur Unterwelt steige? Preist dich der Staub? Tut kund er deine Treue?
11 Herr, höre! Erbarme dich meiner! Herr, sei du mein Helfer!"
Die Heilung
12 Da hast du in Reigentanz gewandelt meine Klage, mein Sacktuch gelöst, mich gegürtet mit Freude:
13 Damit meine Seele dir singe und nie mehr verstumme. – Herr, mein Gott, danken will ich dir ewig.
Kapitel 31: Gebet in schwerer Verfolgung
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David.]
Bitte um Rettung
2 O Herr, Zuflucht suche ich bei dir. Laß mich nie schmählich verderben! In deiner Güte errette mich!
3 Gnädig neige mir dein Ohr! Befreie mich bald! Sei mir ein schirmender Fels, eine Burg, die mich rettet!
Festes Vertrauen auf Gottes Hilfe
4 Denn mein Fels und meine Burg bist du; deines Namens wegen wirst du mich führen und leiten,
5 mich aus dem Netz befreien, das man heimlich mir legte. Du bist ja mein Hort!
6 In deine Hand befehle ich meinen Geist. Du wirst mich erlösen, Herr, du treuer Gott.
Die künftige Freude über die Rettung
7 Ich hasse jene, die nichtige Götzen verehren, und schenke mein Vertrauen dem Herrn.
8 Jubelnd werde ich deiner Huld mich freuen, denn mein Elend hast du gesehen und auf die Angst meiner Seele geachtet.
9 Du hast mich nicht überliefert in die Hand meiner Feinde; weiten Raum gabst du meinem Fuß.
Die gegenwärtige Trübsal
10 Erbarme dich meiner, o Herr; denn ich bin in Bedrängnis! In Kummer schwindet mein Auge, meine Seele, mein Leib.
11 Denn in Gram schleicht dahin mein Leben, in Seufzen meine Jahre. Meine Kraft ist erschöpft durch mein Elend, meine Glieder sind zerfallen.
Der Spott der Feinde; das Versagen der Freunde
12 Zum Gespött bin ich geworden für all meine Feinde, meiner Nachbarschaft zum Entsetzen, zum Schreckgespenst für meine Bekannten; es flieht vor mir, wer mich sieht auf der Straße.
13 Vergessen bin ich, aus dem Sinn wie ein Toter. Ich ward wie ein zerbrochener Topf.
14 Ich höre das Gezischel der vielen – Schrecken ringsum! – Zusammen halten sie Rat gegen mich und sinnen darauf, mir das Leben zu nehmen.
Erneutes Vertrauen auf Gottes Hilfe
15 Doch ich vertraue auf dich, o Herr! Ich spreche: "Du bist mein Gott!"
16 Mein Schicksal ruht in deinen Händen. – So rette mich vor der Hand meiner Feinde und Bedränger!
17 Laß dein Antlitz leuchten deinem Knecht! Hilf mir in deiner Güte!
Bitte um Beschämung der Gegner
18 Herr, laß mich nicht schmählich verderben; denn ich rufe zu dir! Mögen die Frevler beschämt, zum Schweigen verdammt, zur Unterwelt fahren!
19 Mögen verstummen die Lügenlippen, die in übermütiger Frechheit Vermessenes gegen den Schuldlosen reden!
Gottes Güte als Gewähr der Erhörung
20 Wie ist so groß deine Güte, die du denen bewahrst, die dich fürchten, die du denen erweist, die sich bei dir vor den Menschen bergen!
21 Mit dem Schild deines Blickes schirmst du sie vor den Ränken der Menschen, wie unter einem Dach birgst du sie vor dem Gezänk der Zungen.
Gewißheit der endgültigen Rettung
22 Der Herr sei gepriesen: in der Zeit der Bedrängnis wird er wunderbar an mir seine Güte erweisen.
23 Ich dachte voller Angst, ich sei von deinem Antlitz verstoßen. Doch als laut ich zu dir schrie, hast du gehört mein Flehen.
Ermunterung der Frommen zum Vertrauen auf Gott
24 Liebt den Herrn, ihr seine Frommen alle! Der Herr behütet die Treuen, doch reichlich zahlt er heim den Stolzen.
25 Seid getrost! Mut fasse euer Herz! Ihr alle, die ihr harrt des Herrn!
Kapitel 32: Der Weg zur Vergebung der Schuld
Das Glück der Sündenvergebung
1 [Ein Lehrgedicht von David.] – Glückselig, wem der Frevel vergeben, verziehen die Sünde!
2 Glückselig, wen der Herr nicht mehr zeiht der Schuld, wessen Herz frei ist von Trug!
In Sündennot
3 Als ich es verschwieg, zerfielen meine Glieder; stöhnen mußte ich den ganzen Tag.
4 Denn deine Hand lag schwer auf mir bei Tag und bei Nacht: Wie in der Sommerglut dorrte meine Lebenskraft aus.
Das Bekenntnis der Schuld
5 Da habe ich dir meine Sünde bekannt, meine Schuld dir nicht verhohlen. Ich sprach: "Bekennen will ich mein Unrecht dem Herrn!" – Da hast du die Schuld meiner Sünden vergeben.
Mahnung zur rechtzeitigen Einsicht
6 Daher bete der Fromme zu dir zur Zeit, da noch Gnade zu finden! Braust dann die Flut der Wasser heran, werden sie ihn nicht erreichen!
7 Mein Schirmherr bist du, der mich vor Unheil behütet, du rettest mich und umgibst mich mit Jubel!
Das göttliche Angebot
8 "Ich will dich lehren, dir den Weg, den du gehen sollst, weisen. Ich will dich beraten, will auf dich richten mein Auge."
9 Sei doch nicht ohne Verstand wie ein Roß oder Maultier! Dessen Trotz mußt du brechen mit Zügel und Zaum, sonst folgt es dir nicht.
Die göttliche Vergebung
10 Viele Leiden treffen den Frevler, doch wer dem Herrn vertraut, den umgibt er mit Liebe.
11 Freut euch des Herrn und jubelt, ihr Frommen! Jubelt allesamt, ihr redlich Gesinnten!
Kapitel 33: 'Glücklich das Volk, dessen Gott der Herr!'
Das neue Lied
1 Dem Herrn jauchzt zu, ihr Gerechten! Zu lobsingen steht an den Frommen.
2 Singt Danklieder dem Herrn zur Zither! Spielt ihm auf zehnsaitiger Harfe!
3 Singt ihm ein neues Lied! Schlagt lieblich die Laute zum Jubelschall!
Das Wort des Herrn
4 Denn verläßlich ist das Wort des Herrn, und treu ist er in all seinem Tun.
5 Gerechtigkeit liebt er und Recht. Der Güte des Herrn ist die Erde voll.
6 Durch das Wort des Herrn sind die Himmel geschaffen, ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes.
7 Wie in einen Schlauch sammelt er die Wasser des Meeres, in Kammern faßt er die Fluten.
8 Die ganze Erde muß sich fürchten vor dem Herrn, beben müssen vor ihm alle Bewohner der Erde:
9 Denn er sprach, und es ward, er gebot, und es stand.
Der Ratschluß des Herrn
10 Der Herr vereitelt die Pläne der Heiden, macht zunichte der Völker Gedanken.
11 Der Ratschluß des Herrn bleibt auf ewig bestehen, von Geschlecht zu Geschlecht seines Herzens Sinnen.
12 Glücklich das Volk, dessen Gott der Herr! Die Nation, die er sich zu eigen erkoren!
Das Auge des Herrn
13 Herab vom Himmel schaut der Herr. Er sieht alle Menschenkinder.
14 Hernieder blickt er von seinem Thronsitz auf alle Bewohner der Erde,
15 Er, der aller Herzen gebildet, hat acht auf all ihre Taten.
16 Der König siegt nicht durch die Stärke seines Heeres. Der Held wird nicht gerettet durch seine Stärke und Kraft.
17 Nicht das Roß führt den Sieg herbei, denn es bringt keine Rettung mit all seiner Stärke.
18 Seht, auf seinen Verehrern ruht das Auge des Herrn, auf denen, die Ausschau halten nach seiner Huld,
19 daß er vom Tod ihre Seelen errette, in Hungersnot sie am Leben erhalte!
Die Hilfe des Herrn
20 Unsere Seele harrt des Herrn: Er ist uns Helfer und Schirmherr!
21 Denn unser Herz erfreut sich an ihm. Ja, wir vertrauen seinem heiligen Namen!
22 Es walte, o Herr, über uns deine Huld, gleichwie wir deiner harren!
Kapitel 34: Gottes Schutz für seine Getreuen
1 [Von David; als er sich vor Abimelech wahnsinnig stellte und, von ihm vertrieben, fortging.]
Aufforderung zum Preis des Herrn
2 Preisen will ich den Herrn allezeit! Stets sei sein Lob in meinem Mund!
3 Meine Seele rühme sich des Herrn! Hören sollen es die Dulder und sich freuen!
4 Verherrlicht mit mir den Herrn! Laßt uns vereint seinen Namen erheben!
Ursache des Jubels
5 Ich suchte den Herr: er hat mich erhört, mich entrissen all meinen Ängsten!
6 Wer zu ihm aufblickt, wird heiteren Sinnes, sein Angesicht wird nicht beschämt.
7 Hier ist ein Armer; er rief – der Herr vernahm es und half ihm aus all seinen Nöten.
8 Die ihn fürchten, umschirmt der Engel des Herrn und schafft ihnen Rettung. –
9 So kostet und seht, wie gütig der Herr ist! Glückselig der Mann, der auf ihn vertraut!
10 Ihr, seine Heiligen, fürchtet den Herrn! Denn die ihn fürchten, leiden keinen Mangel.
11 Reiche leiden wohl Mangel und hungern, doch wer den Herrn sucht, braucht kein Gut zu entbehren.
Gottesfurcht als Voraussetzung des göttlichen Schutzes
12 Kommt, Kinder, hört mir zu! Furcht vor dem Herrn will ich euch lehren!
13 Wer ist der Mann, der das Leben liebt, der sich Jahre voll Glück wünscht zu erfahren?
14 Halte deine Zunge vom Bösen frei, deine Lippen von falscher Rede!
15 Das Böse meide, das Gute tu! Trachte nach Frieden und jage ihm nach!
Gottes Hilfe für die Bedrängten
16 Auf den Frommen ruht das Auge des Herrn, sein Ohr vernimmt ihr Flehen.
17 Gegen die Frevler richtet sich das Antlitz des Herrn, aus der Welt ihr Andenken zu tilgen.
18 Wenn Gerechte rufen, so hört es der Herr und befreit sie aus all ihren Nöten.
19 Nahe ist der Herr den gebrochenen Herzen und rettet zerschlagene Seelen.
Gottes Hilfe den Frommen, Gottes Strafe den Frevlern
20 Wohl sind zahlreich die Leiden des Frommen, doch aus allen hilft ihm der Herr.
21 Er behütet all seine Glieder, nicht eines davon wird zerbrochen.
22 Den Frevler wird seine Bosheit töten, wer den Frommen haßt, muß es büßen.
23 Der Herr erlöst die Seelen der Seinen; wer ihm vertraut, leidet keinen Schaden.
Kapitel 35: Bitte um Hilfe vor falschen Anklägern
Bitte um Beistand im Kampf
1 [Von David.] – Herr, streite mit denen, die gegen mich streiten, die gegen mich kämpfen, bekämpfe!
2 Ergreife Schild und Waffen! Mache dich auf, mir zu helfen!
3 Schwinge den Speer und die Streitaxt gegen meine Verfolger! Sage meiner Seele: "Ich bin dein Heil!"
Verwünschung der Feinde
4 Laß jene, die nach dem Leben mir trachten, schmählich in Schande geraten! Laß jene schamrot von dannen ziehen, die gegen mich Unheil sinnen!
5 Wie Spreu sein sollen sie vor dem Wind: Der Engel des Herrn soll sie scheuchen!
6 Finster und schlüpfrig werde ihr Weg: Der Engel des Herrn soll sie hetzen!
7 Sie stellten mir ohne Anlaß tückisch ihr Netz. Grundlos gruben sie mir eine Grube.
8 Jählings treffe sie das Verderben! Das Netz, das sie tückisch mir stellten, fange sie selbst! Taumeln sollen sie ins Verderben!
Frohe Zuversicht
9 Dann wird meine Seele jauchzen im Herrn, wird seiner Hilfe sich freuen.
10 Jedes Glied wird sprechen an mir: "Herr, wer ist so wie du, der den Dulder dem Überstarken entreißt, den Dulder und Armen dem Räuber?"
Der Feinde Undank
11 Falsche Zeugen stehen gegen mich auf. Man fragt mich nach Dingen, von denen ich nichts weiß.
12 Man vergilt mir Gutes mit Bösem. Vereinsamung ist das Los meiner Seele.
13 Und ich? – Sacktuch war mein Gewand, als Krankheit sie niederwarf, ich züchtigte mich mit Fasten und betete tiefgebeugt.
14 Als wäre es ein Freund, ein Bruder von mir, schlich ich umher. Wie um die Mutter klagend, war ich in Trauer gebeugt.
Der Feinde Höhnen und Lästern
15 Nun da ich wanke, rotten sie sich voll Freude zusammen, sie rotten sich zusammen gegen mich, zum Schlag bereit, wenn ich nichts vermute. Mich lästern sie ohne Unterlaß!
16 Sie stellen mich auf die Probe, gewaltig ist ihr Höhnen; gegen mich fletschen sie die Zähne.
Bitte um Rettung
17 Herr, wie lange willst du es noch ansehen? Rette meine Seele vor ihren Lügen, mein einziges Gut vor den Löwen!
18 Dann will ich dir danken in großer Gemeinde, vor zahlreichem Volk dich preisen.
Der Feinde ränkevolle Bosheit
19 Laß nicht die sich über mich freuen, die mich grundlos befeinden, mit den Augen zwinkern, mich ohne Anlaß hassen!
20 Sie reden ja nicht, was zum Frieden dient. Worte voll Trug ersinnen sie gegen friedliche Bürger.
21 Weit reißen sie auf den Mund gegen mich. Sie sprechen: "Ha! Wir sehen es mit eigenen Augen."
Erneute Bitte um Beistand im Kampf
22 Du hast es gesehen, Herr, schweige nicht still! Du, Herr, bleibe mir nicht fern!
23 Erhebe dich, wache auf für mein Recht! Mein Herr und mein Gott, streite für mich!
24 Herr, du mein Gott, nach deiner Gerechtigkeit schaffe mir Recht! Über mich sollen sie sich nicht freuen!
25 Sie sollen bei sich nicht prahlen: "Ha! Das war unser Wunsch!" Sie sollen nicht sagen: "Wir haben ihn verschlungen!"
26 Schamrot sollen werden vor Schande alle, die über mein Unglück sich freuen! Die gegen mich großtun, soll Schmach und Schande bedecken!
Bitte für die Freunde
27 Doch jauchzen und fröhlich sein sollen, die mir gönnen mein Recht, die immerdar sprechen: "Groß ist der Herr, der da will das Wohl seines Knechtes!"
Dank
28 Verkünden soll meine Zunge dein gerechtes Walten, alle Tage dein ruhmreiches Wirken.
Kapitel 36: Gottes gnädiges Walten
1 [Dem Chormeister; von David, dem Knecht des Herrn.]
Mißbrauch der göttlichen Güte durch den Frevler
2 Der Frevler spricht: "Ich bin entschlossen zum Bösen!" – Gottesfurcht hat er nicht vor Augen.
3 Sich selbst betrügend findet er es gut, zu sündigen und zu hassen.
4 Seines Mundes Worte sind Frevel und Trug. Den weisen und guten Wandel verläßt er.
5 Auf seinem Lager brütet er Unheil, üble Wege schlägt er ein, scheut keine Bosheit.
Gottes unfaßbare Güte gegen den Menschen
6 Herr, bis zum Himmel ragt deine Huld, deine Treue bis zu den Wolken.
7 Erhaben ist deine Gerechtigkeit wie die höchsten Berge, tief wie das Meer sind deine Gerichte. Hilfreich bist du, Herr, Menschen und Tieren.
8 Wie köstlich ist deine Güte, o Gott! Die Menschen fliehen in den Schatten deiner Flügel.
9 Sie laben sich an deines Hauses Fülle. Du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen.
10 Bei dir ist ja der Quell des Lebens. In deinem Licht schauen wir das Licht.
Bitte um Gottes helfende Huld
11 Erhalte deine Gnade dem, der dich kennt, deine Gerechtigkeit dem, der redlich gesinnt ist!
12 Des Stolzen Fuß soll mich nicht zertreten! Des Frevlers Faust verjage mich nicht.
13 Einst kommen die Übeltäter zu Fall, stürzen hin und stehen nicht mehr auf.
Kapitel 37: Das Scheinglück der Gottlosen
Kein Neid über das Glück der Frevler
1 [Von David.] – Ereifere dich nicht wegen der Frevler! Die Übeltäter beneide nicht.
2 Denn schnell wie das Gras welken sie dahin, verdorren wie grüne Kräuter.
3 Vertraue auf den Herrn und tu, was gut ist! Dann bleibst du im Land und genießt seine Güter.
4 Habe am Herrn deine Freude; des Herzens Begehr wird er dir erfüllen!
Gottes gütige Vorsehung
5 Dem Herrn befiehl deinen Weg und vertraue auf ihn: Er wird es schon fügen!
6 Er läßt erstrahlen deine Gerechtigkeit wie das Licht, dein Recht wie den hellen Mittag.
7 Sei still vor dem Herrn und harre auf ihn! Über den, der bei seinem Tun Glück hat, erzürne dich nicht, noch über den Mann, der nur Ränke schmiedet!
Kein Groll gegen die Frevler
8 Laß ab vom Zorn und entsage dem Groll! Der Zorn führt dich nur zum Bösen!
9 Denn ausgerottet werden die Frevler. Nur die dem Herrn vertrauen, werden besitzen das Land.
10 Nur ein Weilchen noch, und dahin ist der Frevler. Du siehst sein Heim, doch er ist nicht mehr da.
11 Die Stillen aber besitzen das Land und erfreuen sich der Fülle des Friedens.
12 Der Frevler plant Ränke gegen den Frommen, er fletscht gegen ihn seine Zähne.
13 Der Allmächtige aber lacht über ihn; denn er sieht seinen Tag schon kommen.
14 Das Schwert zücken die Frevler und spannen den Bogen, niederzustrecken den Armen und Schwachen, die rechtlich Gesinnten zu morden:
15 Ihr Schwert dringt ihnen ins eigene Herz, ihre Bogen werden zerbrochen.
Besser die Armut des Frommen als der Reichtum des Frevlers
16 Besser der bescheidene Besitz des Gerechten als der Überfluß vieler Frevler!
17 Denn gebrochen wird die Macht der Frevler, Gott aber ist des Gerechten Stütze.
18 Der Herr kennt die Tage der Frommen: Ihr Erbe bleibt ewig bestehen.
19 Sie werden in böser Zeit nicht zuschanden, sie werden satt in den Tagen des Hungers.
Der jähe Untergang der Frevler
20 Die Frevler aber gehen zugrunde. Wie prangende Auen sind zwar die Feinde des Herrn: Doch sie entschwinden wie Rauch. Sie entschwinden!
21 Der Böse muß borgen und kann nicht bezahlen, doch der Gerechte ist gütig und gibt.
22 Denn das Land erben wird, wer gesegnet von Gott, die von Gott Verfluchten jedoch gehen zugrunde.
Gottes Schutz für die Frommen
23 Der Herr macht fest eines Menschen Schritt, sofern ihm sein Wandel gefällt.
24 Ob er auch strauchelt: er stürzt nicht hin. Denn der Herr ergreift seine Rechte.
25 Jung war ich; nun bin ich alt: Doch nie sah ich verlassen den Frommen, noch seine Kinder betteln um Brot.
26 Allezeit ist er gütig und leiht. Seine Nachkommen werden zum Segen.
Aufforderung zum tugendhaften Leben
27 Bleib fern dem Bösen und tu, was gut ist, so wohnst du für immer im Land!
28 Denn der Herr liebt das Recht, er läßt nicht im Stich seine Frommen. Für immer aber werden die Frevler vernichtet. Vertilgt wird die Sippe der Bösen.
29 Die Gerechten werden das Land besitzen und darin wohnen auf immer.
30 Weisheit spricht der Mund des Gerechten; was recht ist, redet seine Zunge.
31 Das Gesetz seines Gottes hegt er im Herzen. Seine Schritte werden nie wanken.
Gott ist die Zuflucht der Gerechten
32 Der Frevler lauert dem Frommen auf und ist voll Begier, ihn zu töten.
33 Doch der Herr überläßt ihn nicht seiner Gewalt, noch läßt er ihn vor Gericht verdammen.
34 Harre des Herrn! Halte ein seinen Weg! Er hebt dich empor, daß du das Land besitzt. Schauen darfst du der Frevler Vernichtung.
Dem Frevler wird Unheil, dem Gerechten Heil zuteil
35 Ich sah einen Frevler voll Übermut: Er machte sich breit wie ein grünender Baum.
36 Doch er ging ein und war nicht mehr. Ich suchte ihn, doch er war nicht zu finden.
37 So wahre die Unschuld und übe das Recht! Denn eine Zukunft hat der Mann des Friedens.
38 Doch die Sünder werden alle vertilgt, der Frevler Nachwuchs vernichtet.
39 Vom Herrn kommt das Heil des Gerechten; in Zeiten der Drangsal von ihrem Hort.
40 Der Herr ist ihr Helfer und läßt sie entrinnen. Er errettet sie vor den Frevlern und schafft ihnen Heil, weil bei ihm sie sich bargen.
Kapitel 38: Gebet eines Kranken
1 [Ein Psalm von David; zu Darbringung des Weihrauchopfers.]
Die Sünde als Ursache göttlicher Strafen
2 Herr, laß ab, mich zu strafen in deinem Zorn, mich in Zucht zu nehmen in deinem Grimm!
3 Denn deine Pfeile stecken in mir. Schwer lastet auf mir deine Hand.
Gottvertrauen
4 Nichts ließ dein Groll am Leib mir gesund, weil ich gesündigt, blieb nichts heil an meinen Gliedern.
5 Denn über mein Haupt wächst mir meine Schuld. Wie schwere Last drückt sie mich nieder.
Äußere Leiden
6 Fäulnis frißt in meinen Wunden, sie eitern; in meiner Torheit liegt ihre Wurzel.
7 Gebückt bin ich, gebeugt bis zur Erde. Den ganzen Tag gehe ich traurig einher.
8 Denn voller Brand sind meine Lenden, an meinem Fleisch ist kein heiler Fleck.
9 Gelähmt bin ich, völlig zerschlagen, ich schreie auf vor innerer Qual.
Gewissensqual und Verlassenheit
10 Allmächtiger, du weißt um all mein Verlangen. Mein Seufzen ist nicht verborgen vor dir.
11 Wild pocht mir das Herz. Mich verläßt meine Kraft. Es versagt selbst das Licht meiner Augen.
12 In meinem Unglück fliehen mich Freunde und Vertraute, und meine Verwandten halten sich fern.
13 Die nach dem Leben mir trachten, legen mir Schlingen. Die mein Unglück suchen, planen Verderben, auf Ränke sinnen sie den ganzen Tag.
14 Doch ich bin wie ein Tauber, der nicht hören kann, tu den Mund nicht auf wie ein Stummer.
15 Ich bin wie einer, der nichts vernimmt, in dessen Mund sich kein Widerwort findet.
16 Denn auf dich, o Herr, hoffe ich. Allmächtiger Gott, du mußt mir erwidern!
Reuevolle Klage
17 Denn ich fürchte, sie möchten sich über mich freuen, beim Wanken meines Fußes über mich großtun.
18 Denn schon nahe bin ich dem Untergang, mein Schmerz steht mir allezeit vor Augen.
19 Ja, meine Missetat muß ich bekennen. Ob meiner Sünde bin ich voll Gram.
20 Doch stark sind, die mich grundlos befehden. Die ohne Anlaß mich hassen, sind zahlreich.
21 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem, sie feinden mich an, weil ich das Gute gewollt.
Schlußbitte
22 Verlasse mich nicht, o Herr! Mein Gott, bleibe mir nicht fern!
23 Komm mir eilends zu Hilfe, Allmächtiger, du mein Heil!
Kapitel 39: Klagelied in schwerer Krankheit
1 [Dem Chormeister; für Jedutun; ein Psalm von David.]
Ergebung in Gottes Vorsehung
2 Ich nahm mir vor: "Achthaben will ich auf meine Wege, daß ich nicht sündige durch meine Zunge. Im Zaum halten will ich meinen Mund, solange mir nah ist der Frevler!"
3 So ward ich denn stumm, ganz still; ich schwieg, vom Glück verlassen. Doch in mir wühlte der Schmerz.
4 Heiß ward mir das Herz in der Brust. Ein Feuer entflammte über mein Sinnen. Da mußte ich reden mit meiner Zunge.
Kürze und Nichtigkeit des Daseins
5 Laß mich, o Herr, mein Ende bedenken! Das Maß meiner Tage, wie ist es doch so klein! Laß mich erkennen, wie sehr ich vergänglich!
6 Siehe, spannenlang hast du mein Leben bemessen. Meine Zeit ist vor dir wie ein Nichts. Nur ein Hauch ist der Mensch, wie fest er auch dasteht.
7 Wie ein Schatten nur wandelt der Mensch dahin. Um nichts geht sein Lärmen. Er scharrt zusammen – doch wem es dann zufällt, das weiß er nicht.
Bitte um Nachlaß von Schuld und Strafe
8 Doch nun, Allmächtiger, auf was soll ich harren? Nur dir gilt ja mein Hoffen!
9 Von all meinen Sünden errette mich! Dem Spott der Toren gib mich nicht preis!
10 Ich bin verstummt, mache meinen Mund nicht auf, denn du, Herr, hast gehandelt.
11 Nimm weg von mir deine Plage, sonst muß ich erliegen der Wucht deiner Hand!
12 Den Menschen züchtigst du wegen seiner Schuld mit Strafen. Wie die Motte sein Kleid vernichtet, läßt du seine Schönheit vergehen. Ach, nur ein Hauch ist der Mensch!
Hilferuf
13 Höre, o Herr, mein Gebet! Vernimm mein Schreien! Verschließe dich nicht meinen Tränen! Denn ein Fremdling bin ich bei dir, wie all meine Väter ein Pilger.
14 Schau weg von mir, daß ich fröhlich sei, bevor ich gehe und nicht mehr bin.
Kapitel 40: Dank- und Bittgebet
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David.]
Hilfe in schwerster Not
2 Ich harrte voll Sehnsucht des Herrn. Er neigte sich gnädig mir zu und hörte mein lautes Gebet.
3 Aus der Grube des Verderbens zog er mich, heraus aus dem schlammigen Pfuhl. Er stellte auf Felsen meine Füße, machte fest meinen Tritt,
4 legte mir in den Mund ein neues Lied, ein Loblied auf unseren Gott. Viele sollen es sehen, voll Ehrfurcht sich neigen und Vertrauen fassen zum Herrn.
Lob und Dank
5 Selig der Mann, der nur auf den Herrn setzt sein Vertrauen, der es nicht mit den Stolzen hält und treulosen Lügnern!
6 Herr, mein Gott, viele Wunder hast du vollbracht, deinen Plänen für uns ist nichts zu vergleichen. Künden möchte ich sie und nennen, doch zum Erzählen sind es zu viele.
7 Schlacht- und Speiseopfer wolltest du nicht, doch gabst du mir offene Ohren. – Brand- und Sündopfer verlangtest du nicht.
8 So sage ich denn: "Siehe, hier bin ich!" Wie in der Schriftrolle es mir gesagt.
9 Deinen Willen zu tun, o Gott, ist meine Lust. Dein Gesetz trage ich in meinem Herzen.
10 Frohe Kunde von deinem gerechten Walten gab ich vor großer Gemeinde. Meine Lippen verschloß ich nicht. Herr, du weißt es!
11 Ich vergrub nicht im Herzen dein richterlich Walten. Deine Treue und Hilfe habe ich gepriesen. Ich schwieg nicht vor großer Gemeinde über deine Güte und Huld.
Bitte um weitere Hilfe
12 So versage auch du, o Herr, mir nicht dein Erbarmen! Stets schütze mich deine Güte und Treue!
13 Zahllose Leiden umfangen mich. Eingeholt haben mich meine Sünden. Ich kann sie nicht überschauen. Mehr sind es als Haare auf meinem Haupt. Aller Mut mir entschwindet.
14 In deiner Gnade, o Herr, rette mich! O Herr, komm mir eilends zu Hilfe!
15 Über und über beschämt seien alle, die nach dem Leben mir trachten. Voll Schande sollen von dannen ziehen, die mein Unglück ersehnen!
16 Erschaudern sollen vor Schande, die mit "Ha! Ha!" mich höhnen:
17 Doch jubelnd sollen deiner sich freuen alle, die nach dir verlangen! Stets sollen sprechen: "Groß ist der Herr!", die ersehnen dein Heil!
18 Wohl bin ich elend und arm: Doch der Allmächtige wird für mich sorgen! Mein Helfer und Retter bist du: Mein Gott, wolle nicht säumen!
Kapitel 41: Gebet eines Kranken
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David.]
Das Wohlergehen des Barmherzigen
2 Wohl dem, der des Schwachen sich annimmt! Ihn rettet der Herr am Tag des Unheils.
3 Der Herr behütet ihn, läßt ihn am Leben: Glücklich wird er gepriesen im Land. Du gibst ihn nicht preis der Gier seiner Feinde.
4 Auf dem Krankenbett stärkt ihn der Herr, wandelt in Kraft sein Siechtum.
Klage über heuchlerische Feinde und falsche Freunde
5 Ich bete: "O Herr, sei mir gnädig! Heile mich, denn an dir habe ich mich vergangen."
6 Meine Feinde wünschen mir Böses: "Wann wird er sterben, sein Name verschwinden?"
7 Kommt wer zu Besuch, redet er falsch, hält im Herzen die Bosheit verschlossen. Doch kaum ist er draußen, da legt er los.
8 Vereint tuscheln gegen mich all meine Hasser. Gegen mich denken sie Gedanken des Unheils:
9 "Ein gräßliches Übel hat ihn befallen. – Er kommt nicht wieder auf, so wie er daliegt."
10 Selbst mein Freund, dem ich vertraute – er saß mit mir am Tisch – erhebt gegen mich seine Ferse.
Bitte um Genesung
11 Du aber, Herr, sei mir gnädig! Richte mich auf, daß ich es ihnen vergelte!
12 Daran erkenne ich, daß ich stehe in deiner Huld, wenn über mich mein Feind nicht jauchzt
13 und du mich gesund erhältst, daß ich allezeit dir diene.
Schlußspruch des ersten Psalmenbuches
14 Gepriesen sei der Herr, Israels Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen, ja Amen!
Kapitel 42: Das zweite Buch der Psalmen (Ps 42-72)
Heimweh nach Gott
1 [Dem Chormeister; ein Lehrgedicht von den Korachitern.]
Sehnsucht nach dem Heiligtum
2 Wie der Hirsch lechzt nach den Wasserbächen, so lechzt meine Seele, o Gott, nach dir.
3 Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Angesicht schauen?
4 Meine Tränen sind mir zur Speise geworden bei Tag und bei Nacht. Denn täglich fragt man mich: "Wo ist nun dein Gott?"
5 Dann denke ich daran – und das Herz geht mir über – wie einst ich dahinschritt im Pilgerzug, zum Gotteshaus führte ich die festliche Schar, von Jubel umbraust und Dankesgesängen.
6 Was härmst du dich, meine Seele, was seufzt du in mir? Harre auf Gott! Denn ich preise ihn noch, das Heil meines Angesichts.
Trauer und Klage
7 Mein Gott, in mir härmt sich meine Seele, gedenke ich dein im Land am Jordan, am Hermon und am Mizar-Berg.
8 Flut um Flut rauscht durch deine tosenden Bäche; über mich hin brausen all deine Wogen und Wellen.
9 Am Tag entbietet der Herr seine Huld, ihm gilt mein Lied in der Nacht, das Gebet zum Gott meines Lebens.
10 Ich klage zu Gott, meinem Fels; "Warum vergißt du mich? Warum gehe ich trauernd einher, da der Feind mich bedrängt?"
11 Es trifft mich ins Mark der Hohn meiner Bedränger, die täglich mich fragen: "Wo ist nun dein Gott?"
12 Was härmst du dich, meine Seele? Was seufzt du in mir? Harre auf Gott! Denn ich preise ihn noch, das Heil meines Angesichts, meinen Gott.
Kapitel 43: Bitte um Rückkehr zum Heiligtum
1 Schaffe mir Recht, o Gott, und führe meinen Streit gegen lieblose Menschen! Vor Lügnern und Frevlern errette mich!
2 Du bist ja der Gott meiner Zuflucht. Warum hast du mich verstoßen? Warum muß ich trauernd einhergehen, vom Feind bedrängt?
3 Sende dein Licht und deine Wahrheit! Sie sollen mich leiten, mich führen auf deinen heiligen Berg, zu deinem Zelt.
4 Hintreten möchte ich an Gottes Altar, zum Gott meiner Freude. Jauchzend will ich mit der Zither dich preisen, Gott, o mein Gott!
5 Was härmst du dich, meine Seele? Was seufzt du in mir? Harre auf Gott! Denn ich preise ihn noch, das Heil meines Angesichts, meinen Gott.
Kapitel 44: Einst und jetzt
1 [Dem Chormeister; ein Lehrgedicht von den Korachitern.]
Gottes Großtaten an den Vätern
2 Wir haben es gehört, o Gott, mit eigenen Ohren, unsere Väter haben es uns erzählt: In ihren Tagen hast du ein herrliches Werk vollbracht, in den Tagen der Vorzeit.
3 Mit eigener Hand hast du Völker vertrieben, sie eingepflanzt an ihrer Statt. Völker hast du zerschlagen, wachsen ließest du dagegen sie.
4 Denn eine Heimat gewannen sie sich nicht durch ihr Schwert. Nicht ihr Arm hat den Sieg ihnen verschafft: Nein, deine Rechte war es, dein Arm, deines Antlitzes Licht. – Denn du warst ihnen gnädig.
Gottes Hilfe als Vorbedingung des Sieges
5 Du bist mein König, o Gott, der Jakob Hilfe entbietet!
6 Wir stoßen mit dir unsere Feinde zu Boden, zertreten mit deiner Hilfe unsere Gegner.
7 Denn nicht meinem Bogen will ich vertrauen, nicht mein Schwert verhilft mir zum Sieg!
8 Nein, du warst es, der uns den Sieg gab über die Feinde, der unsere Hasser zuschanden machte.
9 So wollen wir Gottes uns allezeit rühmen, deinen Namen preisen auf ewig.
Die traurige Gegenwart
10 Doch nun hast du uns verworfen, uns gar mit Schmach bedeckt. Du zogst nicht mit unseren Heeren zu Feld,
11 hast vor den Feinden uns weichen lassen – unsere Hasser holten sich Beute.
12 Dahingegeben wie Schlachtvieh hast du uns, zerstreut uns unter die Heiden.
13 Du hast dein Volk für ein Spottgeld verkauft und wenig gewonnen durch diesen Erlös.
Der Spott der Feinde
14 Zum Spott unserer Nachbarn hast du uns gemacht, zum Hohn und Gelächter im Umkreis.
15 Zum Sprichwort der Heiden sind wir geworden, zum Kopfschütteln unter den Völkern.
16 Vor Augen steht mir die Schmach allezeit, die Scham bedeckt mir das Antlitz
17 wegen des Geschreis der lästernden Schmäher, wegen des rachedürstenden Feindes Blicks.
Beteuerung der Unschuld
18 Dies alles hat uns getroffen, und doch vergaßen wir nicht deiner, sind deinem Bund nicht untertreu geworden!
19 Nicht wich unser Herz ab, noch verließ unser Schritt deinen Pfad.
20 Doch du zerschlugst uns am Ort der Schakale und decktest des Todes Nacht über uns.
21 Wenn wir unseres Gottes Namen vergäßen, unsere Hände erhöben zum fremden Gott,
22 würde dies etwa Gott nicht erfahren, der die geheimsten Gedanken des Herzens doch kennt?
23 Nein, deinetwegen erwürgt man uns täglich, achtet dem Schlachtvieh uns gleich.
Bitte um Hilfe
24 Wach auf, o Herr! Warum schläfst du? Erwache! Verstoß uns nicht ewig!
25 Was verbirgst du dein Antlitz, vergißt unser Elend und unsere Not?
26 Denn zum Staub gebeugt ist unsere Seele, unser Leib klebt am Boden.
27 Erhebe dich! Komm uns zu Hilfe! Erlöse uns! – Denn du bist gut!
Kapitel 45: Der König und seine Braut
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie: "Lilien..."; ein Lehrgedicht der Korachiter; ein Lied der Liebe.]
Weihe des Liedes an den König
2 Mein Herz fließt über von lieblichem Wort. Dir weih' ich mein Lied, o König! Meine Zunge sei wie eines Schnellschreibers Griffel. –
Der königliche Bräutigam
3 Schön bist du, schön vor den Menschenkindern. Anmut umspielt deine Lippen. – So hat Gott dich gesegnet auf ewig.
4 Gürte, du Held, dein Schwert um die Hüften, mache dich auf in Hoheit und Pracht!
5 Zieh aus mit Glück! Kämpfe für Wahrheit, Demut und Recht! Deine Rechte lehre dich herrliche Taten!
6 Deine Pfeile sind scharf, dir unterliegen Völker – den Feinden des Königs schwindet der Mut.
7 Dein Thron, o Gott, steht für immer und ewig. Ein Zepter der Gerechtigkeit ist deines Reiches Zepter!
8 Du liebst das Recht und haßt den Frevel: Darum hat Gott – dein Gott, – dich gesalbt mit dem Öl der Freude vor deinen Gefährten.
9 Von Myrrhe, Aloe und Kassia duften all deine Kleider. Saitenklang erfreut dich aus Elfenbeinsälen.
10 Dein Ehrengeleit bilden Königstöchter. Die Gemahlin steht dir zur Rechten, prangend in Ofirgold.
Die Braut
11 Höre, Tochter! Sieh her und neige dein Ohr! Vergiß dein Volk, das Haus deines Vaters!
12 Der König begehrt deiner Schönheit. Huldige ihm! – Er ist ja dein Herr.
13 Die Töchter von Tyrus kommen mit Gaben, dir huldigen mit Geschenken die Reichen des Volkes.
14 Die Königstochter schreitet hinein voller Pracht: Gesponnen Gold ist ihre Kleidung.
15 Zum König geleitet man sie in buntgewirktem Gewand, es folgen ihr Jungfrauen, ihre Freundinnen geleitet man zu ihr hin.
16 Mit Jubel und Jauchzen werden sie hingeführt. Sie ziehen ein in den Palast des Königs.
17 An deiner Väter Stelle stehen einst deine Söhne; du machst sie zu Fürsten im ganzen Land.
18 Deines Namens Gedenken will ich von Geschlecht zu Geschlecht erhalten. Darum werden die Stämme dich preisen auf immer und ewig.
Kapitel 46: Vertrauen auf Gottes Schutz
1 [Dem Chormeister; nach "Jungfrauen..."; ein Lied von den Korachitern.]
Gott, Helfer in aller Not
2 Gott ist uns Schirm und Schutz, ein Helfer in Nöten, gar wohl bewährt.
3 Darum faßt uns nicht Furcht, mag erbeben die Erde, mögen Berge stürzen in die Tiefen des Meeres,
4 mag seine Brandung brausen und schäumen, mögen vor seiner Wucht die Berge erbeben.
Gott, Schutzwehr der heiligen Stadt
5 Die Arme eines Stromes erfreuen die Gottesstadt, das Heiligtum, die Wohnung des Höchsten.
6 Gott weilt in ihr: Sie kann nicht wanken. Beim Morgengrauen ist Gott ihre Hilfe.
7 Völker toben, es wanken die Reiche; doch die Erde verzagt, läßt seine Donnerstimme er erdröhnen.
8 Der Heere Herr ist mit uns! Jakobs Gott ist uns Zuflucht!
Gott, Sieger über alle Feinde
9 So kommt und schaut die Taten des Herrn: Gewaltiges tat er auf Erden.
10 Er unterbindet den Krieg bis zum Ende der Erde, er zerbricht die Bogen, zerschlägt die Speere, im Feuer verbrennt er die Wagen.
11 "Laßt ab und erkennt, daß ich Gott bin! Erhaben über die Völker, erhaben auf Erden."
12 Der Heere Herr ist mit uns! Zuflucht ist uns der Gott Jakobs!
Kapitel 47: Gottes herrliche Hilfe
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von den Korachitern.]
Der Sieg über die Feinde
2 Ihr Völker all, klatscht in die Hände! Jauchzt Gott zu mit jubelndem Ruf!
3 Denn furchtbar ist der Herr, ein großer König, über alle Welt der Höchste!
4 Er unterwarf uns die Heiden, zwang Völker uns unter die Füße.
5 Er bestimmte für uns unser Erbland, Jakobs Pracht, die er liebt.
Gottes Rückkehr in den Himmel
6 Gott stieg empor unter jubelndem Schall, der Herr beim Klang der Posaunen.
7 Lobsingt Gott! Lobsingt! – Lobsingt, ja lobsingt unserem König!
8 Denn König der ganzen Erde ist Gott. Singt ihm ein herrliches Lied!
Die Huldigung der Feinde
9 Gott ward König über die Heiden. Gott sitzt auf seinem heiligen Thron.
10 Der Völker Fürsten versammeln sich, als Volk von Abrahams Gott. – Ja, Gottes sind die Herrscher der Erde: Er ist hoch erhaben!
Kapitel 48: Danklied für die Rettung der heiligen Stadt
1 [Ein Lied; ein Psalm der Korachiter.]
Gott der Beschützer seiner Stadt
2 Groß ist der Herr und wert allen Rühmens in der Stadt unseres Gottes, auf seinem heiligen Berg!
3 Herrlich ragt empor der ganzen Erde Wonne: Der Zionsberg, der Gipfel im Norden, die Stadt des mächtigen Königs.
4 Als sichere Burg ist Gott bekannt in ihren Palästen.
Die Niederlage der Feinde
5 Denn siehe: Könige traten zusammen, rückten vereint heran.
6 Sie schauten – erstarrten – erschraken – flohen!
7 Zittern packte sie, Angst, wie die Frauen in Wehen,
8 wie vor dem Sturm aus dem Osten, der Schiffe von Tarschisch zerschmettert.
9 Wie wir es gehört haben, so haben wir es nun in der Stadt, in der der Heerscharen Herr wohnt, in der Stadt unseres Gottes, gesehen: Gott läßt sie ewig bestehen.
Dankgebet im Tempel
10 Wir gedenken, o Gott, deiner Güte in deines Tempels Heiligtum.
11 Wie dein Name, o Gott, so reiche dein Lobpreis bis an die Enden der Erde. Mit Gerechtigkeit ist gefüllt deine Rechte.
12 Des freut sich der Zionsberg. Ob deiner Gerichte jauchzen die Töchter von Juda.
Der Festzug
13 Umschreitet den Zion! Zieht rings um ihn her! Zählt seine Türme!
14 Schaut auf seine Wälle! Wandelt durch seine Paläste! – Dann könnt ihr dem künftigen Geschlecht verkünden:
15 "So ist Gott, unser Gott auf immer und ewig! Er wird uns immerdar führen."
Kapitel 49: Das Scheinglück reicher Frevler
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von den Korachitern.]
Eingang
2 Vernehmt es, all ihr Völker! Horcht her, all ihr Bewohner der Erde,
3 ihr Kinder des Volkes, ihr Söhne der Edlen, Reiche und Arme zumal!
4 Weisheit redet mein Mund. Einsicht ist meines Herzens Sinnen.
5 Dem Weisheitsspruch will ich neigen mein Ohr, will zur Zither deuten mein Rätsel.
Das Rätsel: Des Frevlers Wohlergehen
6 Was soll ich bangen in Tagen des Unglücks, da rings mich umgibt die Bosheit meiner Feinde?
7 Sie pochen auf ihren Besitz, rühmen sich ihres Reichtums Fülle:
Erste Lösung: Der Verlust allen Reichtums beim Tod
8 Doch kann kein Mensch sich selber erlösen, noch Lösegeld für sich zahlen an Gott!
9 Zu hoch ist der Preis für sein Leben; er reicht auf ewig nicht aus,
10 auf daß er immerdar lebe, das Grab nie brauche zu schauen!
Zweite Lösung: Das elende Los nach dem Tod
11 Sieht er doch sterben die Weisen, dahingehen den Toren – gleich dem Vieh – ihr Gut hinterlassen sie anderen.
12 Ihr Heim ist das Grab nun für immer, ihre Wohnung von Geschlecht zu Geschlecht – hätten sie auch manch' Länder nach ihrem Namen benannt.
13 Der Mensch hat nicht Bestand – trotz seiner Pracht; er gleich dem Vieh, das man abtut.
14 Das ist deren Los, die voll Zuversicht! Das ist deren Ende, die von Zufriedenheit prahlen!
15 Wie Schafe treibt man sie zur Unterwelt hin; der Tod wird sie weiden, es herrschen über sie die Gerechten. Ihre Gestalt wird am Morgen zerfallen, ihre Wohnung wird die Unterwelt sein.
16 Doch aus den Fängen der Totenwelt wird Gott meine Seele erlösen – zu sich nimmt er mich auf!
Die Schlußfolgerung
17 So gräme dich nicht, wenn einer reich wird, mehrt sich auch seines Hauses Glanz!
18 Denn all das nimmt er nicht mit, wenn er stirbt. Sein Reichtum kann ihm nicht folgen.
19 Mag einer im Leben sich glücklich preisen, sagen: "Weil es dir gut ging, wird man dich rühmen!",
20 so muß er doch zur Schar seiner Väter, wird nimmer das Tageslicht schauen.
21 Der Mensch, der ohne Einsicht in Herrlichkeit lebt, gleicht dem Vieh, das man abtut.
Kapitel 50: Die rechte Gottesverehrung
Gott als Richter
1 [Ein Psalm von Asaf.] – Der Gott der Götter, der Herr, hat gesprochen, vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang hat er die Erde gerufen.
2 Vom Zion, der Krone der Schönheit, erstrahlte Gott.
3 Unser Gott kam, er konnte nicht schweigen. Vor ihm her fraß Feuer, und rings um ihn toste gewaltiges Brausen.
4 Er rief zum Himmel droben hinauf und auch zur Erde, er werde sein Volk nun richten:
5 "Versammelt um mich meine Diener, die den Bund mit mir schlossen beim Opfer!"
6 Seine Gerechtigkeit künden die Himmel; seines Richteramts waltet Gott selbst.
Der veräußerlichte Opferdienst
7 "Höre, mein Volk; ich will reden! Ich, Gott, dein Gott, Israel, will dich verwarnen:
8 Nicht deiner Opfer wegen will ich dich rügen; deine Brandopfer brennen ja ständig vor mir.
9 Doch bedarf ich nicht der Stiere aus deinem Stall, nicht der Böcke aus deinen Hürden.
10 Denn alles Wild des Waldes ist mein, die Tiere auf den Bergen zu Tausend.
11 Ich kenne jeglichen Vogel auf dem Berg, was im Feld sich regt, ist mein eigen.
12 Hungerte mich, würde ich es dir nicht sagen; denn mein ist der Erdkreis und was ihn erfüllt.
13 Soll ich der Stiere Fleisch verzehren und trinken der Böcke Blut?
14 Lob bringe Gott als Dankopfer dar! Deine Gelübde entrichte dem Höchsten!
15 Rufe zu mir am Tag deiner Not! Dann will ich dich retten, dann wirst du mich preisen!"
Der heuchlerische Wandel
16 Zum Frevler aber spricht Gott so: "Was sagst du meine Gesetze daher und führst mein Bündnis im Mund?
17 Dir ist ja doch meine Zucht verhaßt, du kehrst meinen Worten den Rücken.
18 Sahst du den Dieb, so wardst du sein Freund. Mit Ehebrechern hattest du Umgang.
19 Du gabst deinen Mund für das Böse frei. Deine Zunge flocht Lügengewebe.
20 Schändlich sprachst von deinem Bruder, auf den Sohn deiner Mutter häuftest du Schande.
21 Dies hast du getan, und ich sollte schweigen? Denkst du, ich sei so geartet wie du? Ich rüge dich nun und stelle es dir vor Augen!
Zusammenfassung der Lehre
22 Merkt nun auf dies, die ihr Gott habt vergessen, sonst raffe ich euch rettungslos hinweg!
23 Wer Lobpreis opfert, der ehrt mich! Wessen Wandel unsträflich, dem zeige ich das Heil!"
Kapitel 51: Davids Bußlied
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David,
2 als der Prophet Natan zu ihm kam, weil er sich mit Batseba vergangen hatte.]
Bitte um Erbarmen
3 In deiner Güte, o Gott, erbarme dich meiner! In deinem großen Erbarmen lösche aus meine Schuld!
4 Wasche von mir ganz ab meine Schuld! Reinige mich von meiner Sünde!
Das Bekenntnis
5 Denn mein Vergehen erkenne ich wohl. Meine Schuld steht mir allzeit vor Augen.
6 Gegen dich allein habe ich gefehlt; was vor dir böse war, habe ich getan, so daß du dich gerecht zeigst in deinem Urteil, rein dastehst in deinem Gericht.
7 Sieh doch, ich bin in Sünde geboren, in Schuld empfing mich schon meine Mutter.
8 Siehe, Geradheit des Herzens forderst du: So lehre mich der Weisheit Geheimnisse!
Die Bitte
9 Entsühne mich mit Ysop! Dann werde ich rein. Wasche mich! Dann werde ich weißer als Schnee.
10 Laß mich Freude und Wonne verkosten! Meinen Leib, den du schlägst, laß frohlocken!
11 Verhülle dein Antlitz vor meinen Sünden! Lösche aus all meine Frevel!
12 Ein reines Herz erschaffe mir, o Gott! Erneuere in mir den rechten Geist!
13 Verstoße mich nicht von deinem Antlitz! Nimm nicht weg von mir deinen heiligen Geist!
14 Deines Heiles Wonne laß neu mich erfahren! Laß mich erstarken in willigem Geist!
Das Versprechen
15 Dann will ich den Frevlern deine Wege zeigen, auf daß sich die Sünder bekehren zu dir.
16 Befreie mich aus der Blutschuld, o Gott, du Gott meines Heiles! Dann preist meine Zunge laut deine Gnade.
17 Herr, tu auf meine Lippen! So wird mein Mund verkünden dein Lob.
18 Schlachtopfer möchtest du nicht; ich wollt' sie dir geben. An Brandopfern hast du kein Gefallen.
19 Ein Opfer, das Gott gefällt, ist ein reuiger Geist. Ein reuig, gedemütigt Herz, o Gott, verschmähst du nimmer!
Die neue Bitte
20 Tue Gutes an Zion in deiner Huld, erbaue Jerusalems Mauern!
21 Dann hast du Freude an rechten Opfern: An Brandopfern und Ganzopfern. Dann legt man Stiere auf deinen Altar.
Kapitel 52: Das jähe Ende der bösen Zunge
1 [Dem Chormeister; ein Lehrgedicht von David;
2 als der Edomiter Doëg kam und Saul die Meldung brachte, David sei ins Haus des Ahimelech gegangen.]
Die Bosheit des Ränkeschmieds
3 Gewalttäter, was prahlst du in Bosheit! – Allezeit währt die Gnade Gottes!
4 Du Ränkeschmied! Unheil braut deine Zunge; sie gleicht einem scharfen Messer!
5 Mehr als das Gute liebst du das Böse, die Lüge mehr als rechtliche Rede.
6 Du magst nur Worte, die Unheil stiften, du Zunge voll Tücke!
Sein schreckliches Los
7 So wird auch Gott dich vernichten für immer, dich wegraffen, dich aus dem Zelt reißen, dich entwurzeln aus dem Land der Lebendigen.
8 Die Gerechten werden es schauen und erschaudern und dann seiner spotten:
9 "Da, seht den Mann, der nicht in Gott seine Zuflucht gesucht! Er baute auf seines Reichtums Fülle. Mit seiner Bosheit protzte er."
Glück und Dank des Psalmisten
10 Ich aber bin wie ein grünender Ölbaum im Haus Gottes. Immer und ewig setze ich mein Vertrauen auf Gottes Erbarmen.
11 Preisen will ich dich; Herr, in Ewigkeit: "Du hast es vollbracht!" Künden will ich im Angesicht deiner Getreuen deinen Namen, denn er ist gut.
Kapitel 53: Gottes Gericht zum Schutz der Guten
1 [Dem Chormeister. Nach der Melodie: "Krankheit...". Ein Lehrgedicht von David.]
Das Treiben der Gottlosen
2 Die Toren denken bei sich: "Es gibt keinen Gott." Verderbt ist ihr Treiben, abscheulich. Keiner ist da, der noch Gutes tut.
3 Vom Himmel herab schaut Gott auf die Menschen, zu sehen, ob einer verständig, ob einer sich richte nach Gott.
4 Doch abgewichen sind alle, alle verdorben. Keiner ist da, der Gutes noch tut, auch nicht einer.
Gottes Gericht über die Frevler
5 Kommen denn nicht zur Einsicht, die Böses tun, die da mein Volk verzehren wie Brot, die den Herrn nicht verehren?
6 Einst werden sie beben vor Angst, wo kein Grund zum Erbeben. Denn Gott zerstreut der Gottlosen Gebein. Sie werden beschämt, denn Gott hat sie verworfen.
7 O käme aus Zion doch Rettung für Israel! – Wenn einst der Herr das Los seines Volkes wendet, dann juble, Jakob, dann freue dich, Israel!
Kapitel 54: Gebet in der Gefahr
1 [Dem Chormeister; zum Saitenspiel; ein Lehrgedicht von David,
2 als die Sifiter kamen und zu Saul sagten: "Siehe, David hält sich bei uns verborgen."]
3 Durch deinen Namen errette mich, Gott! Durch deine Kraft schaffe mir Recht!
4 Erhöre, o Gott, mein Gebet! Vernimm meines Mundes Worte!
5 Denn Stolze stehen gegen mich auf. Grausame trachten mir nach dem Leben. Gottesfurcht kennen sie nicht.
6 Doch siehe, Gott ist mein Helfer, meines Lebens Halt der Allmächtige.
7 Auf meine Feinde falle das Unheil zurück! Nach deiner Treue laß sie verstummen!
8 Dann bringe ich dir freudig mein Opfer dar, und bezeuge, o Herr: "Dein Name ist gütig!"
9 Der Herr hat mich errettet aus aller Gefahr. Auf meine Feinde schaut nieder mein Auge."
Kapitel 55: Vom Feind bedrängt – vom Freund verraten
1 [Dem Chormeister; zum Saitenspiel; ein Lehrgedicht von David.]
Allen Schrecken preisgegeben
2 Vernimm, o Gott, mein Gebet! Verbirg dich nicht vor meinem Flehen!
3 Habe acht auf mich! Gib mir Antwort! In meinem Kummer irre ich umher. Ich bin verwirrt
4 ob des Drohens der Feinde, ob des Lärmens der Frevler. Denn Unheil wälzen sie über mich. Befehden mich grimmig.
5 Mir krampft in der Brust sich zusammen das Herz. Mich befallen Schrecken des Todes.
6 Es dringen auf mich ein Furcht und Entsetzen. Über mich her fällt ein Schauder.
7 Da wünsche ich: "Hätte ich doch Schwingen der Taube gleich: ich flöge davon und fände wohl Ruhe!
8 Ja, weit in die Ferne wollte ich entfliehen. Die Wüste würde mir Heimat.
9 Einen Zufluchtsort wollte geschwind ich mir suchen vor dem Wüten des Sturmes, vor dem Wetter."
10 Entzweie sie, Herr! Verwirre ihnen die Sprache! Denn in der Stadt sehe ich Gewalttat und Streit.
11 Sie umschleichen sie auf ihren Mauern bei Tag und bei Nacht. Drinnen herrscht Elend und Jammer,
12 heilloses Treiben mitten in ihr. Von ihrem Markt weicht nicht Trug und Bedrückung.
Der treulose Freund
13 Ja, nicht ein Feind ist es, der mich so schmäht: Das wollt' ich ertragen. Nicht mein Hasser tut groß gegen mich: Vor ihm könnte ich mich verbergen.
14 Nein, du bist es, ein Mann wie ich, mein Freund, mein Vertrauter,
15 mit dem ich traulichen Umgang pflog, im Festzug zum Gotteshaus pilgerte in der Menge.
16 Möge der Tod sie ereilen! Sie sollen lebendig zur Unterwelt fahren! Denn ihr Haus, ihr Herz ist voll Bosheit.
Zuversichtliche Bitte um Hilfe
17 Ich aber rufe zu Gott: Der Herr soll mich retten!
18 Des Abends, des Morgens, des Mittags will ich klagen und seufzen. Hören wird er auf meinen Ruf.
19 Er wird meine Seele zum Frieden erlösen, auch wenn es viele waren, die gegen mich kämpften.
20 Gott wird es hören. Tief beugt er sie nieder, er, der von Urzeit an thront: Denn sie bessern sich nicht, verehren nicht Gott in Ehrfurcht.
Erneute Klage und vertrauensvolle Bitte
21 Jeder legt seine Hand an den Freund, schändet sein Bündnis.
22 Glatt ist sein gleisnerisch Wort, doch auf Streit geht aus sein Sinnen. Seine Worte sind linder als Öl, doch sind sie erhobene Schwerter.
23 Wirf auf den Herrn deine Sorgen! Er wird dich erhalten. Er läßt den Gerechten nicht wanken.
24 Doch jene, o Gott, stößt du hinab in die unterste Grube. Die Menschen voll Blut und voll Trug bringen es nicht auf die Hälfte der Tage. – Ich aber vertraue auf dich!
Kapitel 56: Gottvertrauen in schwerer Bedrängnis
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie: "Stumme Taube in der Ferne"; ein Miktam von David, als ihn die Philister in Gat ergriffen.]
Zuversichtliche Bitte um Hilfe
2 Erbarme dich meiner, o Gott! Denn nach mir schnappen die Menschen. Tagtäglich bedrängen mich Krieger.
3 Meine Feinde stellen mir immerfort nach. Ja, viele sind es, die nach mir schnappen. Doch sei es mir fern,
4 daß je ich mich fürchte! Auf dich vertraue ich.
5 Auf Gott, dessen Wortes ich mich rühme, auf Gott vertraue ich! Ich fürchte mich nicht: Was können Menschen mir antun?
Das Vorgehen der Feinde
6 Sie schmähen mich den ganzen Tag. All ihr Sinnen gegen mich ist auf Böses gerichtet.
7 Sie kommen zusammen. Sie lauern mir auf. Sie achten auf meine Fersen, weil sie mir nach dem Leben trachten.
Verlangen nach der Bestrafung der Feinde
8 Sollten sie bei solcher Bosheit entrinnen? In deinem Zorn, o Gott, zwinge nieder die Völker!
9 Meines Elends Tage hast du gezählt. Sammle meine Tränen in deinen Schlauch, hinein in deine Tasche!
Vertrauen auf die Erfüllung der Bitte
10 So müssen dann meine Feinde sich wenden, entweichen am Tag, da ich rufe. Denn: Gott ist für mich! – Des bin ich gewiß!
11 Auf Gott, dessen Wortes ich mich rühme, auf den Herrn, dessen Wortes ich mich rühme,
12 auf Gott vertraue ich. – Ich fürchte mich nicht: Was können Menschen mir antun?
Dankgelöbnis
13 O Gott, ich schulde dir, was ich gelobt. Lobopfer will ich dir bringen,
14 wenn du errettest vom Tod meine Seele, vom Fall meine Füße, daß ich wandle vor Gott im Licht des Lebens!
Kapitel 57: In Gottes Hut
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie: "Verdirb nicht!"; ein Miktam von David, als er vor Saul in die Höhle floh.]
Bitte um Erbarmen
2 Erbarme dich meiner, o Gott! Erbarme dich meiner! Denn deiner harrt meine Seele! Bergen will ich mich im Schatten deiner Flügel, bis sich verzieht das Unheil!
3 Ich rufe zu Gott, dem Höchsten, zu Gott, der meine Sache verficht!
4 Er sende mir Hilfe vom Himmel her, da nach mir schnappt mein Verfolger! Gott schenke seine Gnade und Treue!
5 Meine Seele haust unter reißenden Löwen, unter Menschen, deren Zähne wie Spieße und Pfeile, deren Zunge ein schneidendes Schwert.
6 Über dem Himmel zeige deine Hoheit, o Gott! Dein Glanz erfülle die ganze Welt!
Der Lobpreis
7 Sie spannten für meine Füße ein Netz; er aber hielt mich fern. Sie hoben vor mir eine Grube aus; doch fielen sie selber hinein.
8 Getrost ist mein Herz, o Gott, getrost ist mein Herz. Singen will ich und spielen.
9 Wach auf, meine Seele! Wach auf, Zither und Harfe! Ich will das Morgenrot wecken.
10 Unter den Völkern will ich dich, Allmächtiger, preisen, dir spielen unter den Heiden.
11 Denn bis zum Himmel ragt deine Huld, bis zu den Wolken deine Treue.
12 Über dem Himmel zeige deine Hoheit, o Gott! Die ganze Welt erfülle dein Glanz!
Kapitel 58: Ungerechte Richter
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie: "Verdirb nicht!"; ein Miktam von David.]
Ihr frevles Treiben
2 Ihr Mächtigen, sprecht ihr noch wirklich Recht? Fällt ihr noch ein gerechtes Urteil den Menschen?
3 O nein, voller Bosheit ist das Herz bei eurem Handeln, freien Lauf laßt ihr eurem bösen Treiben im Land.
4 Schon vom Mutterschoß an sind abtrünnig die Frevler. Die Lügner gehen auf Irrwegen schon vom Mutterleib an.
5 Ihr Gift ist wie das Gift der Schlange, wie einer tauben Otter, die sich das Ohr verstopft,
6 die nicht hört des Beschwörers Stimme, die dem weisem Bannspruch des Zauberers trotzt.
Ihre gerechte Strafe
7 Gott, zerschmettere ihnen die Zähne im Mund! Herr, der jungen Löwen Gebiß zerschlage!
8 Wie zerrinnendes Wasser sollen sie vergehen! Verfallen sollen sie wie das welkende Gras!
9 Einer Schnecke mögen sie gleichen, die im Schleim zergeht, der Fehlgeburt einer Frau, die nie schaut die Sonne.
10 Noch ehe eure Töpfe den Dornstrauch verspüren, noch kaum erhitzt, raffe der Zornhauch euch fort!
11 Es jauchzt der Gerechte, daß er die Rache erlebt, seine Füße badet in des Frevlers Blut.
12 Dann sagen die Leute: "Seht, fromm zu sein lohnt sich! Es gibt noch einen Gott, der Gericht hält auf Erden!"
Kapitel 59: Gebet eines Verfolgten
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie: "Verdirb nicht!"; ein Miktam von David, als Saul hinsandte und das Haus bewachen ließ, um ihn zu töten.]
Die grausamen Feinde
2 Gott, rette mich vor meinen Feinden! Vor meinen Bedrängern beschütze mich!
3 Entreiße mich den Übeltätern! Vor den Mordgesellen gib mir Schutz!
4 Denn siehe, man trachtet mir nach dem Leben. Schon dringen Verwegene auf mich ein. O Herr, nicht wegen meiner Schuld tun sie dies, nicht wegen meines Vergehens!
5 Mir haftet keine Missetat an, sie aber rüsten sich, stürmen heran. Wach auf! Komm mir entgegen und schau!
Zuflucht beim starken Gott
6 Ja du, Herr, der Heerscharen Gott, Israels Gott. Wach auf und suche heim alle Heiden! Die listigen Verleumder verschone nicht!
7 Abend für Abend kommen sie wieder. Sie heulen wie Hunde, durchstreifen die Stadt.
8 Sieh, wie sie geifern mit ihrem Mund. Die Schwerter zwischen ihren Lippen, wer nimmt sie wahr?
9 Du aber, Herr, lachst über sie; du spottest all der Völker.
10 Du bist meine Stärke, auf dich will ich schauen, du, o Gott, bist meine Zuflucht!
Der Feinde Bestrafung
11 Mit seiner Huld kommt mein Gott mir entgegen. Herabsehen auf meine Feinde läßt mich mein Gott.
12 Töte sie nicht, damit es mein Volk nicht vergesse! Bringe sie zum Wanken durch deine Kraft! Laß sie zu Boden stürzen, Allmächtiger, du unser Schild!
13 Wegen der Lästerungen ihres Mundes, wegen ihrer Lippen Gerede laß sie sich fangen im eigenen Stolz! Denn Flüche stoßen sie aus und verbreiten Lügen.
14 Raff sie in deinem Zorn hinweg! Vertilge sie, daß sie dahin sind! Laß sie erfahren: Gott herrscht in Jakob, bis an die Grenzen der Erde.
15 Abend für Abend kommen sie wieder. Sie heulen wie Hunde, durchstreifen die Stadt.
16 Sie schweifen umher und suchen nach Fraß und knurren, so sie nicht gesättigt.
Der starke Gott
17 Ich aber will deine Stärke besingen, will jubelnd am Morgen preisen deine Huld: Du warst mir ja Zuflucht und Hort mir am Tag meiner Trübsal.
18 Dir, meine Stärke, will ich lobsingen; denn meine Burg ist Gott, mein gnädiger Gott!
Kapitel 60: Bittgebet nach schwerer Niederlage
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie: "Lilie des Zeugnisses"; ein Miktam von David,
2 als er mit den Syrern von Mesopotamien und den Syrern von Zoba stritt, und Joab zurückkehrte und die Edomiter im Salztal schlug, 12.000 Mann.]
Die Niederlage
3 Du hast uns verstoßen, o Gott, uns zersprengt, hast gezürnt, uns zur Flucht genötigt.
4 Du hast erschüttert das Land, hast es zerrissen. Mache heil seine Risse: es wankt.
5 Mit deinem Volk verfuhrst du gar hart, hast uns getränkt mit betäubendem Wein.
6 Die Fahne hast du gegen deine Frommen erhoben: sie mußten fliehen vor dem Bogen.
Die frühere Verheißung des Sieges
7 Damit deine Freunde nun Rettung finden, streck aus deine Rechte! Erhöre uns!
8 Gott hat in seinem Heiligtum gesprochen: "Sichem will ich jubelnd verteilen, vermessen das Tal von Sukkot.
9 Mein ist Gilead, mein eigen Manasse, der Helm auf meinem Haupt ist Efraim, Juda mein Herrscherstab.
10 Waschbecken sei mir Moab, auf Edom werfe ich meinen Schuh. Du, Land der Philister, huldige mir!"
Vor dem neuen Feldzug
11 Wer bringt mich hinein in die feste Stadt? Wer wird mich nach Edom führen,
12 wenn nicht du, Gott, der uns verstieß, Gott, der nicht zog mit unseren Scharen?
13 Ach, schaffe uns Hilfe vor dem Feind; denn der Menschen Beistand ist nichtig.
14 Mit Gott erringen wir den Sieg: Er tritt unsere Feinde zu Boden.
Kapitel 61: Gebet des verbannten Königs
1 [Dem Chormeister; zum Saitenspiel; von David.]
Sehnsucht nach dem Heiligtum
2 Gott, erhöre mein Flehen! Vernimm mein Gebet!
3 Mit zagendem Herzen rufe ich zu dir vom Ende der Erde. Geleite du mich auf den Felsen, der für mich zu hoch.
4 Du bist doch meine Zuflucht, ein fester Turm vor dem Feind!
5 In deinem Zelt möchte ich immerdar wohnen, mich bergen im Schirm deiner Flügel!
Bitte um Segen für das Königtum
6 Denn du, o Gott, hast mein Gelübde erhört, mir das Erbe derer geschenkt, die dich fürchten.
7 Füge Tage hinzu den Tagen des Königs! Seine Jahre laß währen über viele Geschlechter!
8 Immerdar möge er thronen vor Gott! Zu Hütern bestelle ihm Huld und Treue!
9 Dann will ich ewig deinem Namen lobsingen, tagtäglich dir mein Gelübde entrichten.
Kapitel 62: Bei Gott geborgen, bei Menschen enttäuscht
1 [Dem Chormeister; für Jedutun; ein Psalm von David.]
Der starke Gott
2 Nur in Gott ruht still meine Seele. Von ihm kommt mir Hilfe.
3 Er allein ist mein Fels und mein Heil, meine Burg, darum werde ich nicht wanken.
4 Wie lange wollt ihr alle euch stürzen auf den einen, ihn zu erschlagen? – Wie eine sich neigende Wand, eine umfallende Mauer
5 haben sie vor, ihn von seiner Höhe zu stoßen! Sie lieben die Lüge: Sie segnen mit ihrem Mund, während sie in ihrem Innern verfluchen.
6 Nur in Gott ruht still meine Seele. Denn von ihm kommt mir Hoffnung.
7 Er allein ist mein Fels und mein Heil, meine Burg, daß nimmer ich wanke.
8 Bei Gott steht mein Heil und mein Ruhm. Er ist mein starker Fels. In Gott ist meine Zuflucht.
9 Mein Volk, vertraue auf ihn allezeit! Gießt vor ihm aus eure Herzen; Gott ist unsere Zuflucht!
Der schwache Mensch
10 Die Menschen sind nur ein Hauch, trügerisch ist edle Abstammung. Sie schnellen empor auf der Waage – leichter als ein Hauch sind sie alle.
11 Verlaßt euch nicht auf Gewalttat! Setzt nicht auf Raub eitle Hoffnung! Wächst das Vermögen, so hängt doch euer Herz nicht daran!
12 Eines hat Gott gesagt, zwei sind es, die ich vernommen: Daß dein die Macht ist, o Gott,
13 und dein die Güte, Allmächtiger. Denn jedem vergiltst du nach seinem Tun.
Kapitel 63: Das höchste Gut
1 [Ein Psalm von David; als er in der Wüste Juda weilte.]
Gott, der Seele Verlangen
2 Du, o Gott, bist mein Gott! Dich suche ich. Nach dir dürstet meine Seele, nach dir lechzt mein Leib in dürrem, trockenem Land ohne Wasser.
3 So hielt ich im Heiligtum Ausschau nach dir, zu sehen deine Pracht, deine Herrlichkeit.
4 Denn mehr als Leben ist deine Huld. Dir singen Preis meine Lippen.
5 So will ich dich loben mein Leben lang. In deinem Namen die Hände erheben.
6 Wie mit Mark und Fett ist gesättigt mein Herz, dich preist mein Mund mit Lippen voll Jubel,
7 wenn dein ich auf meinem Lager gedenke, über dich sinne in wachen Stunden.
Gott, der Seele Vertrauen
8 Fürwahr, du bist meine Hilfe! Im Schatten deiner Flügel juble ich auf.
9 Meine Seele schmiegt sich an dich. Es hält mich fest deine Rechte.
10 Die aber meine Seele verderben wollen, mögen fahren in die Tiefe der Erde;
11 sie seien dem Schwert verfallen, Beute den Schakalen!
12 Der König aber freut sich in Gott. – Rühmen wird sich, wer bei ihm geschworen; verstopft wird der Mund des Lügners.
Kapitel 64: Gottes Gericht über hinterlistige Feinde
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David.]
Bitte um Schutz
2 Höre, o Gott, meinen klagenden Ruf! Vor dem schrecklichen Feind bewahre mein Leben!
3 Behüte mich vor den Plänen der Bösen, vor der Übeltäter Toben!
4 Gleich einem Schwert wetzen sie ihre Zungen, giftigen Pfeilen gleich kommen Worte aus ihrem Mund,
5 um aus dem Hinterhalt den Frommen zu treffen, zu fällen ihn jählings ohne Scheu.
6 Fest fassen sie bösen Beschluß. Sie verabreden, Schlingen zu legen und denken: "Es sieht uns ja keiner!"
7 Nur auf Frevel ist aus ihr Sinnen, den ersonnenen Plan verbergen sie schlau. Unergründlich ist ihr Inneres, das Herz eines jeden.
Zuversichtliche Erwartung des göttlichen Eingreifens
8 Doch Gott wird sie treffen mit seinem Pfeil: Plötzlich sind sie verwundet.
9 Die eigene Zunge bringt sie zu Fall. Es schütteln sich alle, die auf sie schauen.
10 Schrecken wird alle Menschen erfassen. Sie werden Gottes Taten erkennen und verstehen lernen sein Walten.
11 Der Gerechte wird sich freuen im Herrn, er findet bei ihm seine Zuflucht. Rühmen werden sich alle Redlichen.
Kapitel 65: Danklied am Jahresende
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David; ein Lied.]
Gottes Gnade im Heiligtum
2 Dir, Gott in Zion, ziemt Lobgesang. Dir soll man Gelübde entrichten!
3 Du erhörst die Gebete, zu dir soll sich flüchten alles Fleisch!
4 Schwer drückt mich die Schuld, doch du wirst sie bedecken.
5 Selig, wen du erwählt, dir nahe zu sein, daß in deinen Höfen er weile! Von deines Hauses Gütern werden wir satt, vom Heiligen deines Tempels.
Gottes Güte im Weltgeschehen
6 In Güte erhörst du uns durch Wundertaten, du Gott, unser Helfer, du Zuversicht aller Enden der Erde, der fernsten Gestade,
7 der die Berge fest hinstellt in seiner Kraft, der gegürtet mit Stärke,
8 der das Tosen der Meere stillt, ihre brausenden Wogen und das Toben der Völker:
9 Vor deinen Zeichen zittern, die da wohnen am Ende der Erde; den Osten und Westen erfüllst du mit Jubel.
Gottes Segen im Erntejahr
10 Die Erde hast du gesegnet, du hast sie getränkt, sie reichlich bedacht durch den Gottesbach voll Wasser, du ließest gedeihen ihr Getreide. – So hast du bereitet die Erde.
11 Ihre Furchen hast du getränkt, durchfeuchtet ihre Schollen, aufgeweicht hast du sie durch Regengüsse, hast gesegnet die wachsenden Saaten.
12 So krönst du das Jahr deiner Güte. Deines Wagens Spuren triefen von Fett.
13 Die Auen der Steppe prangen. Mit Jubel umgürten sich die Hügel.
14 Schafherden bekleiden die Triften. Mit Korn sind bedeckt die Täler. – Man jubelt und singt!
Kapitel 66: Danklied für die Rettung des Volkes
Aufruf zum Lobpreis
1 [Dem Chormeister; ein Lied; ein Psalm.] – Gott jauchzt zu, alle Lande!
2 Lobsingt seinem herrlichen Namen! Laut laßt sein Lob erschallen!
3 Sprecht zu Gott: "Wie furchtbar sind deine Taten! Ob deiner großen Macht müssen sich selbst deine Feinde dir beugen.
4 Die ganze Erde bete dich an! Sie soll dir lobsingen! Lobsingen soll sie deinem Namen!"
Gottes frühere Großtaten für sein Volk
5 Kommt her und schaut Gottes Taten: wunderbar ist sein Tun bei den Menschen.
6 Das Meer schuf er um in trockenes Land. Sie schritten zu Fuß durch die Strömung. Dort haben wir an ihm uns gefreut.
7 Ewig herrscht er in seiner Macht. Seine Augen prüfen die Völker, daß Empörer sich nicht überheben.
Gottes neue Heilstat an Israel
8 Ihr Völker alle, preist unseren Gott! Laßt laut sein Lob erschallen,
9 der unsere Seele am Leben erhielt, nicht wanken ließ unsere Füße.
10 Wohl hast du, o Gott, uns geprüft, uns geläutert, wie man Silber läutert;
11 du hast uns in Netze verstrickt, uns Fesseln gelegt an die Hüften;
12 du ließest die Menschen über uns ziehen; gehen mußten wir durch Feuer und Wasser: Du aber führtest uns in die Freiheit.
Das Dankopfer
13 Mit Opfern trete ich ein in dein Haus, um mein Gelübde zu erfüllen,
14 zu dem meine Lippen sich aufgetan, wie es mein Mund in der Not versprochen.
15 Von Fettschafen bringe ich dir Brandopfer dar mitsamt dem Rauchopfer von Widdern. Rinder richte ich dir her und Böcke.
Das Danklied
16 Kommt her und hört, ihr Gottesfürchtigen alle! Ich berichte, was Großes er meiner Seele getan:
17 Mit dem Mund rief ich zu ihm – schon konnte meine Zunge ihm danken.
18 So ich Böses im Herzen gehegt, nie hätte mich erhört der Allmächtige.
19 Doch Gott hat gehört, hat mein lautes Beten vernommen.
20 Gepriesen sei Gott, der mein Gebet nicht verworfen, noch mir seine Gnade entzogen!
Kapitel 67: Gottes Segen für Israel und die Völker
1 [Dem Chormeister; zum Saitenspiel; ein Psalm; ein Lied.]
2 Gott sei uns gnädig! Er segne uns! Er lasse uns leuchten sein Angesicht!
3 Wenn man auf Erden dein Walten erkennt, bei allen Völkern dein Helfen,
4 dann preisen dich die Völker, o Gott, dann preisen dich alle Völker.
5 Alle Welt wird jauchzen und jubeln, daß du gerecht die Völker regierst, die Völker leitest auf Erden.
6 Dann preisen dich die Völker, o Gott, dann preisen dich alle Völker.
7 Die Erde gab ihren Ertrag, es segne uns Gott, unser Gott.
8 Gott möge uns segnen! Und fürchten sollen ihn alle Enden der Erde!
Kapitel 68: Unter Gottes machtvoller Führung
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David; ein Lied.]
Gott, schrecklich den Feinden, gütig den Frommen
2 Gott erhebt sich: Seine Feinde zerstieben! Bei seinem Anblick entfliehen, die ihn hassen!
3 Wie Rauch verweht, so verwehst du sie. Wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer, so vergehen die Frevler vor Gott.
4 Doch die Frommen freuen sich; sie jubeln vor Gott und jauchzen vor Wonne.
Der Siegeszug
5 Singt Gott! Lobsingt seinem Namen! Den Weg schüttet auf ihm, der durch die Wüste einherfährt! 'Herr' ist sein Name! Ihm jauchzt zu!
Erwählung und Inbesitznahme des Zion
6 Vater der Armen, Anwalt der Waisen ist Gott in seiner heiligen Wohnung.
7 Heimstatt gibt Gott den Verlassenen. Die Gefangenen führt er zur Freiheit. Im dürren Land aber bleiben die Trotzigen.
Der Zug durch die Wüste
8 Als du auszogst, vor deinem Volk, o Gott, als du durch die Wüste schrittst,
9 bebte der Boden, vor Gott zerflossen die Himmel. Der Sinai bebte vor Gott, vor Israels Gott.
10 Regen in Fülle gabst du, o Gott, deinem Erbe, und das Erschöpfte machtest du stark.
11 Als sich darin niederließ deine Herde, sorgtest du, o Gott, gütig für die Armen.
Die Siege in Kanaan
12 Erfüllt hat der Allmächtige sein Versprechen: Siegesbotinnen kamen in zahlreichen Scharen.
13 Die Könige der Heere fliehen! Sie fliehen! – Beute verteilt die Herrin des Hauses.
14 Als ihr gelagert zwischen den Hürden, wurden mit Silber bedeckt die Flügel der Tauben, ihre Schwingen glänzen von Gold.
15 Wenn dort der Allmächtige die Könige versprengt, dann fällt es wie Schnee auf den Zalmon.
16 Ein Gottesgebirge ist Baschans Gebirge, an Kuppen voll ist Baschan.
17 Was schaut ihr so scheel, ihr Berge voll Kuppen, zum Berg, den Gott sich zum Wohnsitz erkoren? Ja, dort wohnt der Herr nun für immer!
18 Der Kriegswagen Gottes sind tausendmal tausend. Vom Sinai her zog der Allmächtige in das Heiligtum ein.
19 Zur Höhe stiegst du empor, führtest Gefangene mit, empfingst Gaben unter den Menschen. – Auch Trotzige wohnen bei Gott, dem Herrn.
Der Retter und Rächer seines Volkes
20 Der Allmächtige sei gepriesen Tag für Tag. Er ist es, der uns trägt, Gott ist unsere Rettung.
21 Gott ist uns ein helfender Gott. Bei Gott, dem Herrn, gibt es Auswege selbst aus dem Tod.
22 Ja, Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, den üppigen Scheitel, der wandelt in Schuld.
23 Der Allmächtige sprach: "Aus Baschan hole ich sie her! Ich hole sie her aus den Tiefen des Meeres,
24 auf daß im Blut sich bade dein Fuß, deiner Hunde Zunge ihren Anteil habe am Feind!"
Der Festzug des Volkes
25 Man sah, o Gott, deinen Festzug, den Zug meines Gottes, meines Königs, ins Heiligtum:
26 Sänger vorauf, Saitenspieler hernach, inmitten der paukenschlagenden Mädchen;
27 in Chören priesen sie Gott, den Herrn, sie aus Israels Quell.
28 Da zieht Benjamin her, der jüngste, ihr Führer, die Schar der Fürsten von Juda, die Fürsten von Sebulon, Naftalis Fürsten.
Gottes Herrschaft über die Welt
29 Gott, biete auf deine Macht! Gott, erhalte, was du für uns gewirkt,
30 deines Tempels wegen in Jerusalem! Könige bringen Geschenke dir dar.
31 Schrecke das Tier im Schilf, die Rotte der Stiere, die Kälber der Völker! Wirf nieder, die nach Silber gieren! Zersprenge die Völker, die Gefallen finden am Krieg!
32 Aus Ägypten sollen die Edlen kommen! Kusch soll zu Gott seine Hände erheben!
Einladung aller Völker zum Lobpreis Gottes
33 Ihr Reiche der Erde, preist nun Gott! Lobsingt dem Allmächtigen!
34 Der am Himmel einherfährt, am uralten Himmel – horch! – er läßt seine Stimme ertönen, seine machtvolle Stimme.
35 Erkennt Gottes Macht an! Über Israel thront seine Hoheit, seine Macht in den Wolken.
36 Furchtbar ist Gott von seinem Heiligtum her, Israels Gott: Macht und Stärke verleiht er dem Volk. – Gott sei gepriesen!
Kapitel 69: Gebet in äußerster Not
1 [Dem Chormeister, nach der Melodie: "Lilien..."; von David.]
Von Feinden umgeben
2 Hilf mir, o Gott! Denn bis zur Nase reicht mir schon das Wasser.
3 In abgründigem Schlamm versinke ich. Kein Halt ist mehr da! Ich gerate in Wassertiefen. Hinweg spült mich die Flut.
4 Ich bin erschöpft vom Rufen. Vertrocknet ist mir die Kehle. Die Augen sind mir erloschen vom Harren auf meinen Gott.
5 Zahlreicher als die Haare auf meinem Haupt sind, die mich grundlos hassen. Stark sind meine verlogenen Feinde, die suchen, mich zu verderben. – Erstatten soll ich, was nie ich geraubt!
Gottes wegen verfolgt
6 Du, Gott, kennst meine Torheit. Meine Fehler sind dir nicht entgangen.
7 Allmächtiger, Herr der Heere, laß nicht enttäuscht an mir werden, die harren auf dich! Laß nicht beschämt an mir werden, die dich suchen, Israels Gott!
8 Denn um deinetwillen leide ich Schmach, bedeckt Schamröte mein Antlitz.
9 Fremd bin ich meinen Brüdern geworden, den Söhnen meiner Mutter ein Fremdling.
10 Weil mich der Eifer um dein Haus verzehrt, fällt auch auf mich die Schmähung derer, die dich schmähen.
11 Wenn ich beim Fasten bitterlich weine, trägt auch dies mir nur Schande ein.
12 Sie spotten meiner, so ich das Sacktuch mache zu meinem Gewand.
13 Die am Tor sitzen, sprechen von mir, Spottlieder singen über mich die Zecher beim Gelage.
Bitte um Hilfe
14 Doch ich flehe, o Herr, zu dir zur Zeit der Gnade. O Gott, erhöre mich in deiner Huld, hilf mir in deiner Treue!
15 Aus dem Schlamm zieh mich heraus, sonst muß ich darin versinken! Von denen, die mich hassen, befreie mich, rette mich aus des Wassers Tiefen!
16 Laß nicht die Fluten des Wassers mich überströmen, den Abgrund mich nicht verschlingen, nicht schließen über mir die Grube ihren Rachen!
17 Erhöre mich, Herr! Denn gut bist du in deiner Huld. Wende dich mir zu in reichem Erbarmen!
18 Verbirg nicht dein Antlitz vor deinem Knecht; ich habe Angst – erhöre mich eiligst!
19 Sei nahe meiner Seele! Erlöse sie! Entgegen meinen Feinden befreie mich!
20 Du kennst meine Schmach, meinen Schimpf, meine Schande. Alle meine Feinde sind dir vor Augen.
21 Vor Leid bricht mein Herz, so daß ich verzweifle. Ich hoffte auf Mitleid, aber vergebens, auf Tröster, doch fand ich sie nicht.
22 Sie reichten mit Galle als Speise und tränkten im Durst mich mit Essig.
Das Gottesgericht
23 Zur Schlinge werde ihnen der eigene Tisch, ihr Opfergelage zum Fallstrick!
24 Laß sich verfinstern ihre Augen, daß sie nicht sehen, ihre Hüften laß immerdar wanken!
25 Gieße über sie aus deinen Grimm, die Glut deines Zornes soll sie erreichen!
26 Ihr Lager möge zur Öde werden, ihre Zelte soll niemand bewohnen!
27 Denn den du schlugst, den verfolgen sie noch, schwatzen vom Schwert, das ihn durch dich getroffen.
28 Laß ihre Strafen sich immerfort mehren, daß nie zu deinem Freispruch sie kommen!
29 Sie seien getilgt aus dem Buch des Lebens, nicht eingeschrieben in ihm mit den Frommen!
30 Doch ich bin elend und schmerzgebeugt. Deine Hilfe, o Gott, muß mich schützen.
Lobpreis
31 Dann will ich im Lied Gottes Namen preisen und ihn im Lobpreis erheben.
32 Besser als Vieh wird das dem Herrn gefallen, mehr als Rinder mit Hörnern und Klauen.
33 Sehen es die Dulder, so freuen sie sich. Die ihr Gott sucht, freut euch von Herzen!
34 Denn erhören wird der Herr die Armen, er wird nicht verachten seine Gefangenen.
35 Himmel und Erde singen ihm Lob, das Meer und alles, was sich darin regt.
36 Fürwahr, Gott wird Zion erretten, Judas Städte wird er neu erbauen. Sie werden dort wohnen und besitzen das Land.
37 Seiner Knechte Stamm wird es erben. Darin wohnen werden, die seinen Namen lieben.
Kapitel 70: Bitte um Hilfe
1 [Dem Chormeister; von David; zur Darbringung des Weihrauchopfers.]
2 Eile, o Gott, mich zu retten, komm, o Herr, mir zu Hilfe!
3 Über und über beschämt seien alle, die mir nach dem Leben trachten. In Schmach sollen weichen, die mein Unglück ersehnen.
4 In Schande müssen sich abwenden, die "Ha! Ha!" über mich rufen.
5 Doch jubeln sollen und über dich sich freuen alle, die deiner verlangen, und die dein Heil sich ersehnen, sollen unaufhörlich sprechen: "Groß ist Gott!"
6 Elend bin ich und arm. O Gott, eile zu mir! Du bist mein Helfer und Retter! Herr, wolle nicht säumen!
Kapitel 71: Gebet im Alter
Eingangsbitte um Rettung
1 Bei dir, o Herr, suche ich Zuflucht. Laß nie mich schmählich verderben!
Bitte um Hilfe gegen die Feinde
2 In deiner Güte errette und befreie mich! Neige mir gnädig dein Ohr! Bringe mir Hilfe!
3 Sei mir ein Fels der Zuflucht, zu dem ich jederzeit eilen kann! Befiehl meine Rettung! Denn du bist Fels mir und Burg.
Gott, die Zuflucht in der Jugend
4 Mein Gott, entreiße mich den Fängen des Frevlers, der Hand des Sünders und des Bedrückers!
5 Du bist ja meine Hoffnung, allmächtiger Herr, du von Jugend auf meine Zuversicht.
6 Von Kind an bin ich auf dich gestellt. Vom Mutterschoß an warst du mein Hort. Allzeit galt dir mein Loblied.
Gott, die Zuflucht im Alter
7 Zur Verwunderung bin ich geworden für viele; du warst ja mein starker Helfer.
8 Von deinem Lob war mein Mund erfüllt, von deinem Ruhm alle Tage.
9 Zur Zeit des Alters verstoße mich nicht! Wenn die Kraft mir entschwindet, verlasse mich nicht.
10 Denn meine Feinde reden gegen mich. Die auf mein Leben lauern, halten gemeinsam Rat.
11 "Gott hat ihn aufgegeben", sagen sie, "verfolgt und packt ihn! Niemand vermag ihn zu retten."
12 Bleib mir nicht fern, o Gott! Mein Gott, komm mir eilends zu Hilfe!
13 Schmählich sollen verderben, die mich befeinden, mit Schimpf und Schande bedeckt, die mein Unglück suchen!
Dankversprechen
14 Doch deiner will ich allzeit harren, mehren will ich deinen Ruhm.
15 Dein gerechte Walten soll künden mein Mund, alle Tage von deinen Wohltaten sprechen; unermeßlich ist deren Zahl.
16 Ich will sterben, preisend des Allmächtigen Wunder. Daß nur du gerecht bist, o Herr, will ich rühmen.
17 O Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf, und ich künde bis heute deine Wunder.
18 Darum, o Gott, verlasse mich auch im Alter, ja, im hohen Alter nicht, bis ich deine Macht dem künftigen Geschlecht verkünde, allen Nachkommen deine Stärke!
Schlußbeteuerungen
19 Ja, bis zum Himmel, o Gott, reicht dein gerechtes Walten. O Gott, der du so Großes gewirkt, wer ist dir gleich?
20 Du ließest uns viel Leid und Not erleben: Belebe uns wieder! Führe uns wieder herauf aus den Schlünden der Erde!
21 Dann wirst du meine Ehre mehren und spenden mir von neuem Trost!
22 Dann will ich dich ob deiner Treue, mein Gott, mit Harfenspiel preisen, will auf der Zither dir spielen, du Heiliger Israels.
23 Aufjubeln sollen meine Lippen – denn dir will ich singen – und meine Seele, die du erkauft.
24 Auch meine Zunge soll alle Tage preisen dein Richten, wenn Schmach und Schande die traf, die mein Unglück suchen.
Kapitel 72: Das Friedensreich des Gottgesalbten
Ein ewiges Reich des Rechtes
1 [Von Salomo.] – O Gott, deine Rechtsordnung gib dem König, dem Königssohn deine Gerechtigkeit!
2 Daß er gerecht dein Volk regiere und nach dem Recht deine Armen.
3 Mögen die Berge Frieden tragen dem Volk und die Hügel Gerechtigkeit!
4 Den Armen im Volk verschaffe er Recht, den Kindern der Armen verschaffe er Hilfe! Doch den Bedrücker zermalme er.
5 Er möge leben, solange die Sonne besteht und der Mond, von Geschlecht zu Geschlecht.
6 Er komme wie Regen herab auf die Felder, wie Dauerregen, der tränkt das Land!
7 In seinen Tagen erblühe das Recht und die Fülle des Friedens, bis der Mond nicht mehr scheint!
Ein weltumspannendes Reich
8 Er gebiete von Meer zu Meer, vom Strom bis ans Ende der Erde!
9 Ihm sollen sich beugen die Bewohner der Wüste, vor ihm zur Erde sich neigen seine Feinde!
10 Die Könige von Tarschisch und von den Inseln sollen Geschenke bringen, die Könige von Saba und Seba ihm Tribut entrichten!
11 Alle Könige sollen sich vor ihm beugen, alle Völker ihm dienen!
Ein Reich der Gerechtigkeit
12 Denn retten wird er den aufschreienden Armen, den Bedrückten und den, dem kein Helfer entstand.
13 Der Schwachen und Armen erbarmt er sich und rettet das Leben der Armen.
14 Aus Druck und Gewalttat erlöst er ihr Leben, denn kostbar ist ihr Blut in seinen Augen.
Ein Reich des Segens
15 Lange möge er leben! Gold von Saba soll man ihm geben! Stets soll man für ihn beten, ihm allezeit Segen erflehen!
16 Im Land wird Überfluß sein an Korn bis auf die Höhen der Berge. Wie der Wald des Libanon rauscht sein Getreide, seine Ernte sproßt wie das Gras auf dem Felde.
17 In Ewigkeit währe sein Name! Sein Name habe Bestand, solange die Sonne bleibt! Alle Geschlechter der Erde sollen sich segnen in ihm, alle Völker ihn preisen!
Schlußspruch des zweiten Psalmenbuches
18 Gepriesen sei Gott der Herr, Israels Gott, der Wunder tut, er allein!
19 Und gepriesen sei in Ewigkeit sein herrlicher Name! Alle Welt sei voll seiner Ehre! Amen! Ja, Amen! – [Ende der Gebete Davids, des Sohnes Isais.]
Kapitel 73: Das dritte Buch der Psalmen (Ps 73-89)
Aus schwerer Anfechtung zu neuer Glaubenszuversicht
Der gefährdete Glaube an Gottes Gerechtigkeit
1 [Ein Psalm von Asaf.] – Wenn Gott auch gütig am Gerechten handelt, der Herr an dem, der geraden Herzens ist,
2 so wäre doch der Fuß mir fast gestrauchelt, ums Haar wär' ausgeglitten mir mein Schritt!
3 Denn ich ereiferte mich ob der Frechen, da ich der Frevler Wohlergehen sah:
Das Wohlergehen der Gottlosen
4 Sie kennen keine Not. Gesund und kräftig ist ihr Leib.
5 Sie merken nichts von anderer Menschen Mühsal und werden nicht wie andere geplagt.
Ihr hochfahrendes und gewalttätiges Auftreten
6 Darum ist Hochmut auch ihr Halsgeschmeide, umgibt Gewalttat sie wie ein Gewand.
7 Aus dem Fett heraus wächst ihre Bosheit. Der schlimmen Lüste sind sie übervoll.
8 Sie treiben Spott und reden Böses und drohen mit Gewalt von oben her.
9 Ihr Lästermaul vergreift sich gar am Himmel, und ihre Zunge streift umher auf Erden.
Ihr verderblicher Einfluß auf das Volk
10 Darum wendet sich mein Volk zu ihnen hin und schlürft in Fülle ihrer Lehre Wasser.
11 Sie sagen: "Ach, wie sollte Gott das wissen? Gibt es beim Höchsten überhaupt ein Wissen?"
12 Seht nur, so steht es mit den Frevlern! Sie häufen Reichtum allzeit ungestört.
Die Glaubensnot des Beters
13 So hielt ich denn mein Herz vergeblich rein und wusch umsonst in Unschuld meine Hände?
14 Traf mich doch den ganzen Tag Plage, fing doch jeden Morgen mein Leid aufs neue an.
15 Doch hätte ich gedacht: "Nun will auch ich so reden!", so hätte an deinen Kindern Verrat ich geübt.
Die Wende zur Einsicht
16 Da sann ich nach, um dieses zu verstehen, denn es belastete mich gar sehr.
17 So drang ich ein in das Geheimnis Gottes – ich achtete auf jener Ende!
Der Gottlosen Glück nur ein Scheinglück
18 Auf schlüpfrigen Boden hast du sie gestellt. Du läßt sie zerfallen in Trümmer.
19 Wie sind mit einemmal zum Grauen sie geworden! Sie sind dahin. Der Schrecken rieb sie auf.
20 So wie ein Traumbild beim Erwachen schwindet, verschmähst du, o Herr, beim Aufstehen ihr Bild.
Selbstanklage wegen der früheren Blindheit
21 Fürwahr, als Bitterkeit mein Herz verzehrte und scharf der Schmerz in meinen Nieren stach,
22 da war ich wie ein Tier, der Einsicht ledig, wie dummes Vieh, so stand ich vor dir da.
Neue Glaubenszuversicht
23 Und dennoch blieb beständig ich bei dir; du hattest bei der Rechten mich ergriffen.
24 Nach deinem Ratschluß hast du mich geführt und wirst hernach zur Herrlichkeit mich holen.
25 Was habe ich denn im Himmel? Bin ich bei dir, freut mich nichts mehr auf Erden!
26 Mögen Leib und Herz sich in Sehnsucht verzehren: Gott bleibt meines Herzens Hort, mein Erbteil auf ewig.
Die seligmachende Nähe Gottes
27 Denn siehe, zugrunde gehen, die von dir weichen. Alle, die dich treulos verlassen, raffst du hinweg.
28 Mich aber macht selig die Nähe Gottes. Mein Vertrauen setze ich nur auf den allmächtigen Herrn. – Alle deine Taten will ich besingen.
Kapitel 74: Gegen die Feinde der heiligen Stadt
Bitte um gnädiges Gehör
1 [Ein Lehrgedicht; von Asaf.] – Was verstößt du uns, Gott, für immer? Was lodert dein Zorn gegen die Schafe deiner Weide?
2 Sei eingedenk deiner Gemeinde, die du vor Zeiten erworben, die du erkauft zum Volk deines Erbbesitzes, des Berges Zion, auf dem du dir Wohnung erkoren!
Die Verwüstung der Stadt und des Heiligtums
3 Deine Schritte lenke hin zu den ewigen Trümmern! Alles im Heiligtum hat verwüstet der Feind!
4 Inmitten deiner Versammlungsstätte erhoben deine Bedränger ein Siegesgebrüll. Als Siegeszeichen stellten sie auf ihr Banner.
5 Wie man die Axt schwingt im dichten Wald:
6 so zerhieben sie mit Beil und Hammer sämtliches Schnitzwerk.
7 Sie legten Feuer an dein Heiligtum, bis auf den Grund entweihten sie deines Namens Wohnung.
8 Sie sprachen bei sich: "Alles wollen wir vernichten!" – So brannten sie nieder alle Gottesstätten im Land.
Die Verlassenheit des Volkes
9 Zeichen für uns sehen wir nicht mehr. Kein Prophet ist mehr da. Niemand ist bei uns, der wüßte, wie lang es noch währt.
10 Wie lange, o Gott, darf der Widersacher noch höhnen? Darf ewig der Feind lästern deinen Namen?
11 Was hältst du zurück deine Hand? Ziehe aus deinem Gewand heraus deine Rechte! Mache ein Ende!
Vertrauensvoller Aufblick zu Gottes Allmacht
12 Gott ist mein König von alters her, der gewaltige Werke wirkt auf Erden.
13 Du hast das Meer mit deiner Macht gespalten. Du hast in den Wassern der Drachen Haupt zertrümmert.
14 Du hast zerschmettert die Häupter Leviátans, ihn zum Fraß gegeben den Ungeheuern des Meeres.
15 Du ließest hervorsprudeln Quellen und Bäche. Stets fließende Ströme ließest du versiegen.
16 Dein ist der Tag und dein ist die Nacht. Ihren Platz hast du gewiesen dem Mond und der Sonne,
17 hast festgelegt alle Grenzen der Erde, hast Sommer und Winter geschaffen.
Bitte um Hilfe
18 Denke doch daran: Den Herrn verhöhnt hat der Feind; deinen Namen gelästert ein törichtes Volk!
19 Gib die Seele deiner Taube den wilden Tieren nicht preis! Vergiß deiner Armen Leben nicht für immer! Schau hin auf den Bund;
20 denn des Landes Verstecke sind Brutstätten der Gewalt!
21 Laß nicht schmählich von dannen ziehen den Bedrückten! Arme und Bedrängte sollen lobsingen deinem Namen!
22 Erhebe dich, o Gott! Tritt ein für deine Sache! Gedenke, daß ständig die Toren dich schmähen!
23 Vergiß nicht das Gebrüll deiner Feinde, den Lärm deiner Gegner, der ständig noch wächst!
Kapitel 75: Der göttliche Richter
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie: "Verdirb nicht!"; ein Psalm von Asaf; ein Lied.]
2 Wir loben dich, Gott. Wir loben dich. Denn dein Name ist nahe denen, die deine Wundertaten verkünden!
3 "Ich bestimme die Zeit. Dann werde ich richten nach Recht!
4 Wankt auch die Erde mit allen, die auf ihr wohnen: Ich bin es, der unerschütterlich macht ihre Säulen.
5 Ich mahne die Prahler: Prahlt doch nicht so! Und die Frevler: Hebt das Horn nicht empor!
6 Hebt euer Horn nicht hoch gegen den da droben! Sprecht nicht Freches mit stolz gerecktem Hals!"
7 Denn Hilfe kommt weder vom Aufgang, noch vom Niedergang, weder aus der Wüste, noch von den Bergen.
8 Nein, Gott ist es, der richtet: Den einen zwingt er nieder, dem anderen hilft er auf.
9 Denn einen Becher hält der Herr in der Hand, darin starker Würzwein schäumt. Den schenkt er aus. Ihn müssen trinken alle Frevler auf Erden; selbst seine Hefe müssen sie schlürfen.
10 Doch ich will ewig frohlocken und spielen vor Jakobs Gott:
11 Er schlägt ab alle Hörner der Frevler; hoch ragen dagegen die Hörner der Frommen.
Kapitel 76: Jerusalems Schirmherr
1 [Dem Chormeister; Zum Saitenspiel; ein Psalm von Asaf; ein Lied.]
Gottes Siegestat auf Zion
2 Gott hat sich kundgetan in Juda. Groß ist in Israel sein Name.
3 In Salem ist sein Zelt, sein Wohnsitz auf dem Zion.
4 Dort brach er des Bogens brennende Pfeile, Schild und Schwert und Geräte des Krieges.
Die Niederlage der Feinde vor Jerusalem
5 Strahlend im Licht kamst du, Gewaltiger, herab von den Bergen der Urzeit.
6 Beute suchten sich mutige Helden und versanken im Schlaf des Todes; ihre Hände versagten den tapferen Männern.
7 Vor deinem Drohen, Gott Jakobs, sanken Roß und Reiter zu Boden.
8 Furchtbar bist du! Wer mag vor dir bestehen, wenn auflodert dein Zorn?
9 Vom Himmel her tatest du das Urteil kund: Die Erde bangte, verstummte.
10 Als Gott sich zum Gericht erhob, allen Demütigen auf Erden zu helfen.
Lobpreis und Dank für den Sieg
11 Denn auch der Zorn des Menschen muß dich preisen. Mit dem Rest des Zornes umgürtest du dich.
12 So legt denn ab Gelübde! Bringt sie dar eurem Gott, dem Herrn, ihr alle um ihn her, bringt dar dem Furchtgebietenden Gaben!
13 Er demütigt der Fürsten Hochmut und schreckt der Erde Könige.
Kapitel 77: Nachtgedanken
1 [Dem Chormeister; für Jedutun, ein Psalm von Asaf.]
Die trostlose Gegenwart
2 Laut rufe ich zu Gott. Ich muß schreien. Laut rufe ich zu Gott, daß er mich höre!
3 Den Allmächtigen suche ich am Tag meiner Not. Ausgestreckt ist ohne Unterlaß des Nachts meine Hand. Meine Seele läßt sich nicht trösten.
4 Seufzen muß ich, wenn ich Gottes gedenke, sinne ich nach, verzagt mein Herz.
5 Du läßt mich kein Auge schließen. Ich bin verstört. Ich kann nicht mehr beten.
6 Vergangener Tage gedenke ich, erinnere mich der Vorzeit Jahre.
7 Ich sinne des Nachts, grüble in meinem Herzen. Es fragt mein Geist:
8 "Verstößt der Allmächtige für ewige Zeiten? Will er sich nie mehr erbarmen?
9 Ist es für immer zu Ende mit seiner Huld? Gilt seine Verheißung nicht mehr für alle Geschlechter?
10 Hat Gott vergessen, gnädig zu sein, verschlossen im Grimm sein Erbarmen?"
11 Ich spreche es aus: Dies ist mein Schmerz, daß so anders handelt des Höchsten Rechte.
Trost aus der herrlichen Vergangenheit
12 Ich gedenke der Taten des Herrn, bin eingedenk deiner einstigen Wunder.
13 Über all dein Tun grüble ich nach, erwäge deine großen Werke.
14 Erhaben ist dein Walten, o Gott. Wo ist ein Gott, wie Gott? So groß?
15 Du bist der wunderwirkende Gott. Du hast deine Macht den Heiden bekundet.
16 Du hast dein Volk mit deinem Arm erlöst, die Söhne Jakobs und Josefs.
17 Die Wasser sahen dich, o Gott. Die Wasser sahen dich und bebten, es erzitterten die Tiefen.
18 Die Wolken gossen Ströme hernieder. Im Gewölk grollte der Donner. Hin und her zuckten deine Blitze.
19 Horch, deines Wagens Gepolter! Blitze erhellten die Welt. Die Erde wankte und bebte.
20 Durchs Meer ging dein Weg. Dein Pfad durch gewaltige Wasser. Doch niemand erkannte deine Spur.
21 Wie eine Herde führtest du dein Volk, durch des Mose und Aarons Hand.
Kapitel 78: Lehre aus Israels ältester Geschichte
Das Ziel des Liedes
1 [Ein Lehrgedicht; von Asaf.] – Auf meine Lehre habe acht, mein Volk! Neigt euer Ohr dem Wort meines Mundes!
2 Zu Sprüchen will ich auftun meinen Mund, Geheimnisse der Vorzeit zu verkünden.
3 Was wir vernommen und erfahren haben, was uns die eigenen Väter noch berichtet,
4 das wollen wir den Kindern nicht verhehlen, es vielmehr künden dem kommenden Geschlecht: Des Herren Ruhmestaten, seine Macht und auch die Wundertaten, die er wirkte.
Gebot und Zweck der heiligen Überlieferung
5 Er stellte ein Gesetz in Jakob auf, in Israel erließ er eine Weisung. Und unseren Vätern er befahl, sie zu verkünden ihren Kindern,
6 damit das kommende Geschlecht davon erfahre. Die Kinder, die noch erst geboren würden, die sollten ihren Kindern es erzählen,
7 damit auch sie auf Gott ihr Hoffen setzten und Gottes Taten nicht vergäßen und seinen Satzungen gehorsam seien.
Ungehorsam in Kanaan
8 Sie sollten nicht wie ihre Väter werden: Ein untreues, widerspenstiges Geschlecht, ein Stamm, der nicht gefestigt seinen Sinn, und dessen Geist nicht treu war gegen Gott.
Israels Untreue beim Auszug aus Ägypten
9 Die Söhne Efraims, bewehrte Schützen, am Tag des Kampfes wandten sie sich ab.
10 Das Gottesbündnis hielten sie nicht ein. Sie wollten nicht nach seiner Weisung wandeln
11 und sie vergaßen seiner Taten und seiner Wunder, die sie durften schauen.
12 Vor ihrer Väter Augen tat er Wunder im Land Ägypten, in Zoans Bereich.
13 Das Meer zerhieb er, führte sie hindurch und türmte hoch wie einen Damm die Wasser.
14 Er führte sie bei Tag durch eine Wolke, die ganze Nacht durch einen Feuerschein.
15 Er sprengte Felsen inmitten der Wüste und tränkte reichlich sie mit der hervorbrechenden Flut.
16 Aus den Felsen ließ er Bäche sprudeln, wie einen Strom ließ er fließen das Wasser.
Unglaube und Gier in der Wüste
17 Doch sündigten sie weiter gegen ihn und boten Trotz dem Höchsten in der Wüste.
18 Und sie versuchten Gott in ihrem Herzen, indem sie Speise forderten nach ihrem Gelüst.
19 Gegen Gott redeten sie und fragten: "Kann Gott wohl in der Wüste bereiten den Tisch?
20 Zwar schlug er an den Fels, daß Wasser floß, daß Bäche strömten: Vermag er auch, uns Brot zu geben und Fleisch herbeizuschaffen für sein Volk?"
21 Der Herr vernahm es und geriet in Zorn. Feuer flammte gegen Jakob auf, und sein Groll stieg auf, gegen Israel,
22 weil sie auf Gott nicht ihr Vertrauen gesetzt, nicht auf seine Hilfe ihre Hoffnung.
23 Trotzdem gab er Befehl den Wolken droben und tat auf des Himmels Tore.
24 Als Speise ließ er Manna regnen auf sie, gab ihnen Brot vom Himmel.
25 Brot der Starken hatte ein jeder zu essen. Nahrung in Fülle hatte er ihnen gesandt.
26 Er ließ den Ostwind sich am Himmel erheben und führte den Südwind in seiner Stärke her,
27 ließ auf sie niederregnen Fleisch wie Staub, wie Sand am Meer gefiederte Vögel.
28 Mitten in ihr Lager ließ er sie fallen, rings um die Zelte Israels.
29 So aßen sie und wurden übersatt. Er hatte ihnen gebracht, was sie begehrten.
30 Noch war ihre Gier nicht von ihnen gewichen, noch war die Speise in ihrem Mund,
31 als sich gegen sie erhob Gottes Zorn. Die Stärksten unter ihnen brachte er um und streckte nieder Israels junge Männer.
Abfall und Bekehrung in der Richterzeit
32 Doch trotz all diesem sündigten sie weiter; auf seine wunderbaren Taten gaben sie nichts.
33 Da ließ er nutzlos ihre Tage schwinden und ihre Jahre vergehen voll des Entsetzens.
34 Wenn aber jemand sie würgte, fragten sie nach Gott, sie bekehrten sich und eilten zu ihm hin.
35 Dann dachten sie daran, daß Gott ihr Hort ist, daß Gott, der Höchste, ihr Erlöser.
36 Doch mit ihrem Mund betrogen sie ihn, logen ihn an mit ihrer Zunge.
37 Ihr Sinn war in ihm nicht gefestigt, sie standen zu seinem Bund in Treue.
38 Voll Erbarmen jedoch ließ er nach ihre Schuld und raffte sie niemals gänzlich hinweg. Gar vielmals hielt er zurück seinen Zorn und ließ seinen ganzen Grimm nicht erwachen.
39 Er dachte daran, daß sie Fleisch sind, ein Hauch, der verweht ohne Wiederkehr.
Undank für die Wunder in Ägypten bis zur Eroberung Kanaans
40 Wie oft haben sie ihm in der Wüste getrotzt und ihn betrübt in der Steppe!
41 Stets aufs neue haben sie Gott versucht und so gekränkt Israels Heiligen.
42 Sie gedachten nicht mehr seiner Hand, am Tag, nachdem er sie vom Feind befreit,
43 der Zeichen, die er an Ägypten gewirkt und seiner Wunder in Zoans Bereich.
44 Ihre Ströme und ihre Bäche hatte er in Blut verkehrt, daß sie nicht mehr trinken konnten das Wasser aus ihnen.
45 Hundsfliegen, die sie verzehrten, hatte er losgelassen auf sie und Frösche, die Verwüstung ihnen brachten.
46 Er gab dem Fresser ihre Ernte preis, den Heuschrecken die Frucht ihrer Arbeit.
47 Durch Hagel schadete er ihren Reben, ihren Maulbeerbäumen durch Schloßen.
48 Ihr Vieh lieferte er dem Hagel aus, und Blitzen ihre Herden.
49 Die Glut seines Zornes ließ er auf sie los: Wut, Grimm und Not, eine Schar von Unheilsboten.
50 So gab er seinem Ingrimm freien Lauf, ließ ihre Seele nicht vom Tod verschont und lieferte der Pest aus ihr Leben.
51 Er schlug Ägyptens ganze Erstgeburt, die Erstlinge der Manneskraft in Hams Zelten.
52 Wie Schafe führte er sein Volk hinweg, wie eine Herde lenkte er sie in der Wüste.
53 Er führte sie sicher, so daß sie sich nicht sorgten, indes das Meer bedeckte ihre Feinde.
54 Er brachte sie zu seiner heiligen Stätte, zum Berg, den sich erworben seine Rechte.
55 Vor ihnen her vertrieb er die Völker, als Erbbesitz verloste er ihnen ihr Gebiet und ließ wohnen die Stämme Israels in ihren Zelten.
56 Doch sie versuchten und reizten Gott, den Höchsten, und hatten nicht mehr acht auf seine Zeugnisse.
57 Treulos wie ihre Väter fielen sie ab, versagten wie ein trügerischer Bogen.
58 Auch mit ihren Höhen erzürnten sie ihn und reizten ihn mit ihren Götzenbildern.
59 Gott hörte es; er geriet in Zorn und verstieß nun Israel gänzlich.
60 Und er verwarf Schilo als seine Wohnstatt, das Zelt, darin er unter den Menschen wohnte.
61 Sodann gab er gefangen seinen Stolz, in Feindes Hand seine Herrlichkeit,
62 und überlieferte sein Volk dem Schwert. Er war aufgebracht über sein Erbe.
63 Das Feuer raffte seine Jünglinge dahin, und seinen Jungfrauen sang man keine Lieder.
64 Seine Priester fielen zum Opfer dem Schwert. Keine Totenklage hielten die Witwen.
Rache an den Feinden, Gnade den Freunden
65 Doch der Allmächtige erwachte da wie vom Schlaf, gleich einem Helden, der aufsteht vom Wein.
66 Und er zerschlug den Rücken seiner Feinde, preis gab er sie ewiger Schande.
67 Doch dann verschmähte er auch Josefs Zelt, am Stamm Efraims fand er nicht mehr Gefallen.
68 Vielmehr erkor er sich nun Judas Stamm, den Zionsberg, den er gar liebgewonnen.
69 Himmelhoch baute er sein Heiligtum, fest wie die Erde, die er auf ewig gegründet.
70 Und er erwählte David, seinen Knecht, nahm ihn weg von den Hürden der Herde.
71 Von den Mutterschafen holte er ihn, zu weiden Jakob, sein Volk, und Israel sein Erbe. –
72 Und frommen Herzens hat er sie geweidet, mit seiner Hand behutsam sie geführt.
Kapitel 79: Klagelied über die Zerstörung Jerusalems
Klage über den Greuel der Verwüstung
1 [Ein Psalm von Asaf.] – Gott, in dein Erbe brachen die Heiden ein. Sie entweihten deinen heiligen Tempel. In Trümmer legten sie Jerusalem.
2 Die Leichen deiner Knechte warfen sie den Vögeln des Himmels zum Fraß hin, deiner Frommen Leiber den Tieren des Feldes.
3 Wie Wasser vergossen sie ihr Blut rings um Jerusalem. Und keinen gab es, der sie begrub.
4 Wir sind unseren Nachbarn zum Hohn geworden, unserer Umgebung zum Schimpf und zum Spott.
Bitte um Beendigung des Gottesgerichts
5 Wie lange noch, Herr? Willst du immerfort zürnen? Soll weiter dein Eifer lodern dem Feuer gleich?
6 Laß deinen Zorn auf die Heiden los, die dich nicht kennen wollen, auf die Königreiche, die nicht verehren deinen Namen!
7 Denn Jakob haben sie aufgezehrt und seinen Wohnsitz verwüstet. –
8 Trage uns der Väter Sünden nicht nach! Dein Erbarmen komme schnell uns entgegen; denn gar elend sind wir geworden!
Ruf nach Bestrafung der Feinde
9 Hilf uns, Gott unseres Heils, um die Ehre deines Namens willen! Befreie uns! Unsere Sünden verzeihe uns um deines Namens willen!
10 Was sollen die Heiden spottend fragen: "Wo bleibt ihr Gott?" Kund werde vor unseren Augen, wie du das Blut deiner Knechte rächst an den Heiden, die es vergossen!
11 Der Gefangenen Seufzen dringe zu dir! Erlöse die Todgeweihten mit der Macht deines Armes!
12 Siebenfach zahle unseren Nachbarn die Lästerung heim, womit sie dich, Allmächtiger, schmähten.
13 Doch wir, dein Volk, die Schafe deiner Herde, wollen dir ewig danken und deinen Ruhm verkünden von Geschlecht zu Geschlecht.
Kapitel 80: Gebet um Wiederherstellung Israels
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie: "Lilien"; ein Zeugnis; ein Psalm von Asaf.]
Bitte um Gottes Eingreifen
2 Hirt Israels, habe acht! Der du Josef hütest wie eine Herde, der du thronst über den Kerubim, strahle auf.
3 Vor Efraim, Benjamin und Manasse laß erwachen deine Kraft! Zieh aus, uns zu retten!
4 Gott, wende unser Los! Laß leuchten dein Antlitz! Dann finden wir Heil.
Klage über das Elend des Volkes
5 Herr, Gott der Himmelsheere, wie lange willst du noch zürnen trotz deines Volkes Flehen?
6 Mit Tränenbrot hast du es gespeist, es überreich getränkt mit Tränen.
7 Für unsere Nachbarn machst du uns zum Hader. Es verlachen uns unsere Feinde.
8 Ob Gott der Himmelsheere, wende unser Los! Laß leuchten dein Antlitz! Dann finden wir Heil.
Das Gleichnis vom Weinstock
9 Aus Ägypten hobst du einen Weinstock aus, Völker vertriebst du und pflanztest ihn ein.
10 Du schafftest ihm Raum. Da faßte er Wurzeln. Weit über das Land dehnte er sich aus:
11 Er bedeckte Berge mit seinem Schatten, mit seinen Ranken die Zedern Gottes.
12 Seine Reben streckte er bis zum Meer und bis zum Strom seine Triebe.
13 Was hast du nun sein Gehege zerstört, daß ihn zerpflückt, wer des Weges daherkommt,
14 daß ihn der Eber des Waldes verwüstet, ihn beweiden die Tiere des Feldes?
15 O Gott der Himmelsheere, vom Himmel schau wieder herab! Blick her! Trage Sorge um diesen Weinstock,
16 um den Setzling, den deine Rechte gepflanzt, um den Schößling, den du dir großzogst!
17 Wie Unrat ist er vom Feuer verbrannt. – Sie sollen vor deinem Zornblick vergehen!
Bitte um neues Leben
18 Doch deine Hand möge ruhen auf dem Mann deiner Rechten, dem Menschensohn, den du dir großzogen!
19 Dich wollen wir nicht mehr verlassen. Belebe uns! Dann preisen wir deinen Namen.
20 Herr, Gott der Himmelsheere, wende unser Los! Laß leuchten dein Antlitz! Dann finden wir Heil.
Kapitel 81: Mahnungen und Lehren am Laubhüttenfest
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie von Gat; von Asaf.]
Aufforderung zu froher Feier
2 Jauchzt laut Gott, unserer Stärke! Jubelt zu Jakobs Gott!
3 Stimmt an den Gesang! Schlagt die Pauken, die liebliche Zither, die Harfe dazu!
4 Stoßt in die Posaune am Neumond und am Vollmond, am Tag unseres Festes!
5 So ist es ja Satzung für Israel, so Weisung von Jakobs Gott.
Gedenken der Befreiung aus Ägypten Fron
6 Als Gesetz hat er es festgelegt in Josef, als er gegen das Land Ägypten zog. – Worte hörte ich, die ich noch nie vernommen:
7 "Ich machte frei von Lasten seine Schultern. Seine Hände machte des Lastkorbs ich ledig.
8 Du riefst zu mir in Drangsal und ich rettete dich. Ich erhörte dich aus der donnernden Wolke. Am Wasser von Meriba prüfte ich dich.
Gedenken der Gesetzgebung am Sinai
9 Höre, mein Volk, ich will dich warnen! Ach, Israel, hörtest du doch auf mich!
10 Kein anderer Gott soll unter dir sein! Keinem fremden Gott sollst du dich neigen!
11 Ich, der Herr, bin dein Gott, der aus dem Land Ägypten dich führte! Tu deinen Mund auf: ich fülle ihn!"
Des Volkes Abfall
12 Mein Volk aber hat meinem Ruf nicht gehorcht. Israel tat nicht nach meinem Willen.
13 Da gab ich sie hin dem verhärtetem Sinn ihres Herzens, ließ sie folgen dem eigenen Rat.
Gottes Lohn im Fall reuiger Rückkehr
14 Ach, wenn doch mein Volk hören wollte auf mich, wenn doch Israel einhielte meine Wege!
15 Wie bald hätte ich bezwungen seine Feinde, auf seine Gegner gelegt meine Hand!
16 Da müßten sich beugen die Hasser des Herrn; ihr Verhängnis dauerte ewig.
17 Mit dem besten Weizen wollt' ich es nähren, mit Honig vom Felsen es laben.
Kapitel 82: Gott Gericht über pflichtvergessene Richter
1 [Ein Psalm von Asaf.] – Gott erhebt sich in der Gottesversammlung, hält Gericht im Kreis der Götter.
2 "Wie lange wollt ihr ungerecht richten, Partei ergreifen für die Frevler?
3 Schafft Recht den Geringen und Verwaisten! Verhelft zum Recht den Armen und Bedrückten!
4 Errettet den Niederen und den Schwachen! Befreit sie aus Frevlerhand!"
5 Doch sie beachten es nicht und sehen es nicht ein. Im Finstern tappen sie weiter. – Es wanken alle Festen der Erde.
6 Ich sagte: "Wohl seid ihr Götter; ihr alle seid Söhne des Höchsten. –
7 Doch sterben müßt ihr wie Menschen, müßt fallen wie einer der Fürsten!" –
8 Gott, erhebe dich! Richte die Erde! Denn als Erbteil besitzt du alle Völker.
Kapitel 83: Gebet in schwerer Kriegsnot
1 [Ein Lied; ein Psalm von Asaf.]
Die verbündeten Feinde
2 Gott, schweige nicht! Bleibe nicht stumm! Sei nicht still, o Gott!
3 Denn siehe: es toben deine Feinde. Stolz heben das Haupt, die dich hassen.
4 Deinem Volk zum Schaden schmieden sie Pläne. Gegen deine Schützlinge halten sie Rat.
5 Sie sagen: "Kommt! Aus den Völkern vertilgen wir sie, daß niemand mehr gedenkt Israels Namens!"
6 Ja, einmütig haben sie es so geplant, einen Bund gegen dich geschlossen:
7 Die Zelte Edoms und die Ismaeliter, Moab und die Hagariter,
8 Gebal, Ammon und Amalek, die Philister mitsamt den Tyrern.
9 Selbst Assur trat ihnen bei. Lots Söhnen liehen sie den Arm.
Gottes früherer Beistand im Kampf
10 Tu an ihnen wie an Midian, wie an Sisera, wie an Jabin am Bach Kischon!
11 Sie wurden vernichtet bei En-Dor, für das Ackerland wurden sie zum Dünger.
12 Mache ihre Edlen wie Oreb und Seeb, wie Sebach und Zalmunna all ihre Fürsten,
13 die sprachen: "Laßt uns erobern Gottes Land!"
Bitte um weiteren Beistand
14 Mein Gott, der Raddistel mache sie gleich, der Spreu vor dem Wind!
15 Wie das Feuer, das den Wald erfaßt, die Flamme, die entzündet Berge,
16 so hetze sie mit deinem Wetter, so schrecke sie mit deinem Sturm!
17 Mit Schande mögest du ihr Antlitz bedecken, damit sie deinen Namen suchen, o Herr!
18 Sie seien beständig in Scham und in Angst! Sie mögen schmachvoll verderben!
19 Dann werden sie einsehen: dein Name ist "Herr", nur du bist in aller Welt der Höchste.
Kapitel 84: Ein Wallfahrtslied
1 [Dem Chormeister; nach der Melodie aus Gat; ein Psalm von den Korachitern.]
Erfüllte Sehnsucht
2 Wie lieblich sind deine Zelte, o Herr der Heere!
3 Meine Seele hat sich gesehnt, ja verzehrt nach den Höfen des Herrn. Mein Herz und mein Leib jubelten zu dem lebendigen Gott.
4 Auch der Sperling findet ein Heim, die Schwalbe ein Nest, darin ihre Jungen zu bergen: Deine Altäre, o Herr der Heere, mein König und Gott!
5 Heil denen, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit preisen.
6 Heil denen, deren Stärke in dir, deren Sinn sich aufs Wallfahrten richtet.
7 Und ziehen sie hin durchs Wüstental, wird es zum Tal der Quellen. Frühregen bedeckt es mit Segen.
8 Von Bollwerk zu Bollwerk schreiten sie hin, bis sie erscheinen vor Gott in Zion.
Bitte für Volk und König
9 Herr, Gott der Heere, höre mein Gebet! Vernimm es gnädig, Gott Jakobs!
10 Du, o Gott, unser Schild, blicke her! Schau hin auf deines Gesalbten Antlitz!
11 Ein Tag in deinen Höfen ist besser als tausend woanders. Auf der Schwelle im Haus meines Gottes zu stehen ist mir lieber, als Gast zu sein in den Zelten der Frevler.
12 Denn Gott, der Herr, ist Sonne und Schild. Der Herr verleiht Gnade und Ehre. Denen, die rechtschaffen wandeln, versagt er kein Gut.
13 O Herr der Heere, wohl dem, der dir vertraut!
Kapitel 85: Gebet um das verheißene Heil
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von den Korachitern.]
Gottes Gnade in der Vergangenheit
2 Begnadet hast du dein Land, o Herr, Jakobs Schicksal gewendet.
3 Hinweggenommen hast du deines Volkes Schuld, zugedeckt all seine Sünden.
4 Zurückgezogen hast du all deinen Grimm, von der Glut deines Zornes gelassen.
Die gegenwärtige Not
5 Stelle uns wieder her, o Gott, unser Retter! Laß ab von deinem Unmut gegen uns!
6 Willst du uns zürnen für ewige Zeiten, deinen Grimm hinziehen von Geschlecht zu Geschlecht?
7 Willst du uns nicht aufs neue beleben, damit dein Volk sich deiner erfreut?
8 Laß uns, o Herr, deine Gnade erfahren und schenke uns dein Heil!
Gottes beglückende Zusage für die Zukunft
9 Hören will ich, was Gott, der Herr, verheißt: Frieden sagt er an für sein Volk und all seine Frommen, für alle, die nicht mehr töricht handeln.
10 Sein Heil ist, fürwahr, denen nahe, die ihn fürchten: Unserem Land wird herrliches Glück zuteil.
11 Da werden sich Huld und Treue begegnen, da werden Gerechtigkeit und Frieden sich küssen.
12 Die Treue wird aus der Erde sprießen, vom Himmel blickt hernieder Gerechtigkeit.
13 Fürwahr, der Herr wird Gutes uns bescheren, und unser Land bringt seinen Ertrag.
14 Gerechtigkeit zieht vor ihm her und Frieden folgt der Spur seiner Schritte.
Kapitel 86: Gebet in der Not
Ruf des Vertrauens
1 [Ein Gebet von David.] – Neige dein Ohr, o Herr! Höre auf mich! Denn elend bin ich und arm. Behüte mein Leben!
2 Ich bin dir ja lieb. Stehe bei, mein Gott, deinem Knecht, der sich auf dich verläßt!
3 Sei mir gnädig, Allmächtiger! Denn den ganzen Tag rufe ich zu dir.
4 Erfreue das Herz deines Knechtes, da ich zu dir, Allmächtiger, mein Herz erhebe.
5 Denn du, Herr, bist gütig, geneigt zum Verzeihen, reich an Gnade für alle, die zu dir rufen.
6 So vernimm mein Gebet, o Gott! Merke auf mein lautes Flehen!
7 Am Tag meiner Drangsal rufe ich zu dir; denn du wirst mich erhören.
Gottes Hoheit und Macht
8 Keiner ist unter den Göttern dir gleich, Allmächtiger. Nichts kommt deinen Taten gleich.
9 Alle Völker, die du geschaffen, kommen herzu, fallen vor dir, Allmächtiger, nieder; deinem Namen erweisen sie Ehre.
10 Denn du bist groß und wirkst große Wunder: Nur du allein bist Gott!
11 Weise mir, Herr, deinen Weg, daß ich ihn wandle in Treue zu dir! Richte mein Herz auf das eine: deinen Namen zu fürchten.
Dank und Bitte
12 Dann will ich dir, allmächtiger Gott, von ganzem Herzen danken, und immerdar preisen deinen Namen:
13 "Ja, groß ist gegen mich deine Gnade: Aus der Unterwelt Tiefen hast du mein Leben errettet!"
14 O Gott, Stolze stehen gegen mich auf. Die Rotte der Gewalttätigen trachtet mir nach dem Leben. – Sie haben dich nicht vor Augen.
15 Doch du, Allmächtiger, bist ein Gott voll Erbarmen und Gnade, voll Langmut, reich an Güte und Treue.
16 Wende dich zu mir! Erbarme dich meiner! Gib deinem Knecht deine Kraft! Hilf dem Sohn deiner Magd!
17 Wirke ein Zeichen zum Guten an mir, laß zu ihrer Beschämung die, die mich hassen, sehen, wie du, o Herr, Hilfe und Trost mir gebracht.
Kapitel 87: Die künftige Hauptstadt aller Völker
1 [Ein Psalm von den Korachitern; ein Lied.] – Was er gegründet auf heiligen Bergen,
2 das liebt der Herr: Die Tore Zions mehr als alle Wohnstätten Jakobs.
3 Herrliches weiß man zu künden von dir, du Gottesstadt:
4 "Rahab und Babel zähle ich zu denen, die mich bekennen. Siehe da, Philister und Tyrer und das Volk von Kusch: Sie sind dort geboren!
5 Und nennen wird man Zion: 'Mutter'; und man wird sagen – 'Dort sind sie Mann für Mann alle geboren. Er selbst, der Höchste, hat es gegründet'."
6 Wenn der Herr die Völker verzeichnet, schreibt er: "Der da ist dort geboren".
7 Und sie werden tanzen und singen: "In dir sind all meine Quellen."
Kapitel 88: Aufschrei in trostloser Not
1 [Ein Lied, ein Psalm von den Korachitern; dem Chormeister; zu singen nach der Melodie: "Die Krankheit"; ein Lehrgedicht von Heman, dem Esrachiter.]
Bitte
2 Herr, du Gott meines Heils, ich rufe vor dir bei Tag und bei Nacht.
3 Laß mein Gebet vor dich kommen! Meinem Flehen neige dein Ohr!
4 Denn vom Leid gesättigt ist meine Seele. Der Unterwelt nah ist mein Leben.
5 Man zählt mich schon zu den Sterbenden. Wie ein Mann bin ich, der ohne Kraft,
Die schreckliche Lage
6 verlassen unter den Toten, den Erschlagenen gleich, die im Grab ruhen, deren du nicht mehr gedenkst, die abgeschnitten sind von deiner Hand.
7 Du stießest mich in die tiefste Grube, in die Finsternis, in den Abgrund.
8 Schwer lastet dein Zorn auf mir. Alle deine Wogen brausen über mich hinweg.
9 Meine Freunde hältst du von mir fern, machst mich ihnen zum Greuel. Gefangen bin ich und kann nicht hinaus.
10 Meine Augen erlöschen vor Elend. O Herr, Tag für Tag rufe ich zu dir, nach dir breite ich aus meine Hände:
11 Wirst du an Toten noch Wunder tun? Stehen die Schatten auf, dich zu preisen?
12 Rühmt man im Grab deine Güte, im Abgrund deine Treue?
13 Wird man im Dunkel dein Walten verkünden, deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?
14 Doch ich, o Herr, ich schreie zu dir. Mein Gebet steigt auf zu dir am frühen Morgen.
15 Warum, o Herr, verstößt du meine Seele, verbirgst vor mir dein Antlitz?
16 Elend bin ich, von Jugend an dem Tod geweiht; deine Schrecken trage ich ratlos.
17 Deine Zornesglut rast über mich dahin. Deine Schrecknisse drücken mich nieder.
18 Wie Wasser umfluten sie mich jeden Tag, umschließen mich völlig.
19 Fern hältst du Freunde und Gefährten von mir. Nur die Finsternis ist mein Vertrauter.
Kapitel 89: Gottes Verheißung an David
1 [Ein Lehrgedicht von Etan, dem Esrachiter.]
Lobpreis der Schöpfermacht und Verheißungstreue Gottes
2 Allezeit will ich besingen die Huld des Herrn, laut kundtun will ich von Geschlecht zu Geschlecht deine Treue.
3 Du hast ja gesagt: "Der Gnadenbund soll ewig währen!" – Wie der Himmel steht fest deine Treue.
4 "Ich schloß einen Bund mit meinem Erwählten. Meinem Knecht David habe ich geschworen:
5 Ich will deinen Stamm auf ewig begründen, deinen Thron errichten für immer!" –
6 Da priesen die Himmel, o Herr, deine Wunder und die Gemeinde deiner Heiligen deine Treue:
7 Denn wer in den Wolken ist wie der Herr? Wer von den Gottessöhnen gleicht dem Herrn,
8 dem Gott, der gar furchtbar ist in der Heiligen Rat, gewaltig und erhaben über allen um ihn her?
9 Herr, Gott der Heere, wer ist wie du? Stark ist der Herr und mit Treue umgeben.
10 Du beherrschst des Meeres Toben. Du besänftigst den Aufruhr seiner Wellen.
11 Rahab hast du wie einen Erschlagenen zertreten, mit starkem Arm zerstreut deine Feinde.
12 Dein ist der Himmel, dein auch die Erde. Du schufst die Welt und was sie erfüllt.
13 Norden und Süden riefst du ins Dasein, Tabor und Hermon jauchzen zu deinem Namen.
14 Dein Arm ist voller Kraft. Deine Hand ist stark. Gereckt ist deine Rechte.
15 Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen deines Thrones. Gnade und Treue treten vor dich hin.
16 Heil sei dem Volk, das, Herr, dir jubelnd huldigt, das im Licht deines Angesichts wandelt!
17 In deinem Namen jubelt es täglich. Durch deine Gerechtigkeit wird es erhöht.
18 Denn du bist unsere herrliche Kraft. Unsere Macht wächst durch deine Gnade.
19 Unser Schirmherr ist ja der Herr, der Heilige Israels unser König.
Die Verheißung
20 Einst sprachst du im Traumgesicht zu deinen Frommen: "Einem Helden habe ich Heil gewährt, aus dem Volk erhöht einen Jüngling.
21 Ich habe David zum Knecht mir gefunden, ihn mit meinem heiligen Öl gesalbt.
22 Darum soll mit ihm auch sein meine Hand, ihn stärken mein Arm.
23 Nie darf der Feind ihn bedrücken, kein Frevler soll ihn bedrängen.
24 Seine Feinde will ich vor ihm zermalmen, zu Boden schlagen, die ihn hassen.
25 Meine Treue und meine Huld sollen ihn geleiten. Durch meinen Namen soll wachsen seine Macht.
26 Seine Hand lege ich aufs Meer, seine Rechte auf die Ströme.
27 Zu mir wird er rufen: 'Mein Vater bist du! Mein Gott, der Hort meines Heiles!'
28 Zum Erstgeborenen erhebe ich ihn, zum Höchsten der Könige auf Erden.
29 Auf ewig will ich ihm meine Huld bewahren. Und unverbrüchlich bleibt mein Bund mit ihm bestehen.
30 Erhalten will ich für immer seinen Stamm, seinen Thron wie die Tage des Himmels.
31 Doch wenn seine Söhne mein Gesetz verlassen, nach meinem Recht nicht mehr wandeln,
32 wenn sie meine Ordnung entweihen und meine Satzung nicht mehr befolgen,
33 werde ich mit der Rute ihren Abfall bestrafen und ihre Schuld mit Schlägen.
34 Doch will ich ihm nicht meine Huld entziehen und nicht verleugnen meine Treue:
35 Den eigenen Bund will ich nicht entweihen, meiner Lippen Ausspruch nie ändern.
36 Bei meiner Heiligkeit schwur ich das eine – und nie werd' ich David belügen:
37 'Sein Stamm wird bleiben auf ewig, wie die Sonne bleibt vor mir sein Thron!
38 Wie der Mond soll für immer er dauern, wie der Himmel für alle Zeiten bestehen!'"
Die traurige Gegenwart
39 Doch jetzt hast du deinen Gesalbten verstoßen, ihn verworfen und mit Zorn verfolgt.
40 Das Bündnis mit deinem Knecht hast du verworfen, in den Staub geworfen seine Krone und sie entweiht.
41 Niedergerissen hast du all seine Mauern, seine Burgen in Trümmer gelegt.
42 Nun plündert ihn, wer kommt des Weges. Seinen Nachbarn ward er zum Hohn.
43 Erhöht hast du die Hand seiner Bedränger. All seine Feinde mit Freude erfüllt.
44 Seines Schwertes Schneide ließest du stumpfen und ihn nicht siegen im Kampf.
45 Sein herrliches Zepter hast du ihm entwunden, zu Boden geworfen seinen Thron.
46 Verkürzt hast du seiner Jugend Tage und ihn bedeckt mit Schande.
Bitte um Hilfe
47 Wie lange, Herr, willst du dich noch verbergen? Soll gleich dem Feuer brennen dein Zorn?
48 Bedenke, o Herr: Was ist denn das Leben? Wie hinfällig ist der Mensch, den du erschufst?
49 Wo ist der Mensch, der nicht schauen muß den Tod, der vor der Unterwelt Macht könnte retten sein Leben?
50 Wo sind deine früheren Gnaden, Allmächtiger, die du David in Treue geschworen?
51 Allmächtiger, gedenke der Schmach deines Knechtes. Ich trage in mir vieler Völker Hohn,
52 womit deine Feinde, o Herr, dich verspotten, womit sie höhnen deines Gesalbten Gebot!
Schlußspruch des dritten Psalmenbuches
53 Der Herr sei gepriesen in Ewigkeit! Amen! Amen!
Kapitel 90: Das vierte Buch der Psalmen (Ps 90-106)
Zuflucht beim ewigen Gott
Der ewige Gott
1 [Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes.] – Allmächtiger, du bist uns Zuflucht! Du warst es durch alle Zeiten!
2 Bevor die Berge entstanden, bevor du hervorgebracht die Erde und die Welt, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Der vergängliche Mensch
3 Du führst den Menschen zum Staub zurück und sprichst: "Ihr Menschenkinder, kommt zurück!"
4 Ja, in deinen Augen sind tausend Jahre wie der gestrige Tag, der vorbeiging, wie eine Wache in der Nacht.
5 Wie den Traum am Morgen nimmst du die Menschen hinweg. Sie sind wie das Gras, das keimt,
6 das am Morgen blüht und sproßt und am Abend gemäht wird und verdorrt.
Der sündige Mensch
7 So schwinden wir dahin vor deinem Zorn und werden vor deinem Grimm geknickt.
8 Du stellst unser böses Tun dir vor Augen. Unsere heimliche Schuld vor deines Antlitzes Licht.
9 So eilen all unsere Tage in deinem Zorn dahin. Unsere Jahre schwinden wie ein Gedanke.
10 Die Zeit unseres Lebens währt siebzig Jahre und achtzig Jahre, wenn es hoch kommt. Und doch ist ihr Gewinn nur Mühsal und Plage; denn schnell geht es vorbei, und wir schwinden dahin.
11 Wer erkennt die Gewalt deines Zornes und deines Grimms, wie es die Furcht vor dir verlangt?
12 So lehre uns, unsere Tage zu zählen, daß wir gewinnen ein weises Herz!
Bitte um Gnade
13 Wende dich, Herr, uns wieder zu! Wie lange willst du noch säumen? Erbarme dich deiner Knechte!
14 Mit deiner Huld erquicke uns bald, damit wir jubeln und all unserer Tage uns freuen!
15 Gib uns Freude für die Tage, da du uns beugtest, für die Jahre, da wir das Unglück sahen!
16 An deinen Knechten möge dein Walten sich zeigen, deine Herrlichkeit an ihren Kindern!
17 Des Herrn, unseres Gottes, Güte möge über uns walten! Laß für uns gedeihen unserer Hände Werk! Ja, gib Gedeihen dem Werk unserer Hände!
Kapitel 91: Das Hohelied des Gottvertrauens
Unter Gottes Schutz
1 Der du im Schutz des Höchsten wohnst und weilst in des Allmächtigen Schatten,
2 sprich zum Herrn: "Du bist mein Schirm und mein Hort, mein Gott, auf den ich vertraue!"
3 Denn aus des Vogelstellers Schlinge befreit er dich, bewahrt dich vor verderblichem Anschlag.
4 Mit seinen Fittichen bedeckt er dich, unter seinen Flügeln bis du geborgen. Ein schützender Schild ist dir seine Treue.
5 Du mußt dich nicht fürchten vor dem Grauen der Nacht, noch vor dem Pfeil, der am hellen Tag durch die Luft schießt;
6 nicht vor der Pest, die umgeht im Dunkel, noch vor der Seuche, die wütet am Mittag.
7 Und fallen tausend an deiner Seite und Abertausende zu deiner Rechten: Dich wird es nicht treffen!
In der Engel Obhut
8 Ja, mit eigenen Augen wirst du es sehen, an den Frevlern schauen die Vergeltung.
9 Denn du hast gesagt: "Der Herr ist meine Zuflucht." – Du hast den Höchsten zum Schutz dir gewählt.
10 Kein Unheil wird dir deshalb begegnen, keine Plage sich nahen deinem Zelt.
11 Denn seinen Engeln hat er befohlen, dich zu behüten auf all deinen Wegen.
12 Auf ihren Händen sollen sie dich tragen, auf daß dein Fuß nicht stoße an einen Stein.
13 Auf Löwen und Nattern kannst du schreiten, du wirst zertreten Löwen und Drachen.
Gottes Heilszusage
14 "Weil er mir anhängt, rette ich ihn! Ich schütze ihn, weil er sich bekannt hat zu meinem Namen.
15 Ruft er mich an, so erhöre ich ihn und stehe in der Not ihm zur Seite. Ich rette ihn und bringe ihn zu Ehren.
16 Mit langem Leben sättige ich ihn und lasse ihn schauen mein Heil."
Kapitel 92: Gottes gerechtes, huldreiches Walten
1 [Ein Psalm; ein Lied für den Sabbat.]
Freudiger Dank
2 Köstlich ist es, den Herrn zu loben, deinem Namen, o Höchster, zu singen,
Das Glück der Frommen
3 deine Huld am Morgen und deine Treue bei Nacht zu künden
4 zur zehnsaitigen Laute, zur Harfe, zu der Zither Klang.
Jubel über Gottes Walten
5 Denn durch dein Tun erfreust du mich, Herr. Ich juble zum Werk deiner Hände.
6 Wie groß, Herr, sind deine Taten, wie unergründlich deine Pläne!
7 Nur der Unverständige erkennt es nicht. Nur wer töricht, kann es nicht begreifen:
Gottes vergeltende Gerechtigkeit gegenüber den Frevlern
8 Wohl schießen die Frevler auf wie das Gras, in Blüte stehen alle Übeltäter, doch zum Verderben sind sie bestimmt für immer.
9 Du aber bist hoch erhaben: Herr bist du in Ewigkeit.
10 Denn siehe, deine Feinde, o Herr, ja, deine Feinde verschwinden; zerstreut werden alle Übeltäter.
Gottes Hilfe für die Gerechten
11 Wie des Wildstiers machtest du groß meine Kraft. Salbtest mich mit frischem Öl.
12 Stolz schaut mein Auge auf meine Gegner herab. Mein Ohr hört vom Sturz der Frevler, die gegen mich standen.
13 Der Gerechte aber sproßt wie die Palme, wächst empor gleich der Zedern vom Libanon,
14 die eingepflanzt sind im Haus des Herrn, aufsprießen in unseres Gottes Höfen;
15 noch im Alter tragen sie reiche Frucht, sind saftvoll und grün.
16 So künden sie: Gerecht ist der Herr. Mein Fels ist er. An ihm ist kein Tadel.
Kapitel 93: Gottes Hoheit und Macht
1 Der Herr ist König, mit Hoheit bekleidet; mit Kraft hat sich gegürtet der Herr. – Fest steht der Erdkreis, ohne zu wanken.
2 Fest steht von jeher dein Thron! Von Ewigkeit her bist du!
3 Ströme erhoben sich, o Herr, Ströme erhoben ihr Tosen, Ströme erhoben ihr Brausen:
4 Doch gewaltiger als das Donnern gewaltiger Wasser, erhabener noch als das brausende Meer ist erhaben der Herr in der Höhe.
5 Gar verläßlich ist deiner Verheißung Wort. Heiligkeit gebührt deinem Haus, o Herr, für alle Zeiten.
Kapitel 94: Der gerechte Vergelter
Das Treiben der Frevler
1 Du Gott der Rache, Herr! Du Gott der Rache, leuchte auf!
2 Erhebe dich, Richter der Erde! Vergilt ihr Tun den Stolzen!
3 Wie lange sollen die Frevler, o Herr, wie lange sollen die Frevler noch prahlen?
4 Sie geifern und führen vermessene Reden. Alle Übeltäter blähen sich auf.
5 Dein Volk, Herr, treten sie nieder. Dein Erbteil bedrücken sie.
6 Die Witwen, den Fremdling morden sie. Sie erwürgen die Verwaisten.
7 Sie denken dabei: "Der Herr sieht es nicht. Das merkt nicht Jakobs Gott."
Die Verblendung der Gottlosen
8 So nehmt doch Vernunft an, ihr Toren im Volk! Wann kommt ihr Narren zur Einsicht?
9 Der das Ohr geschaffen, sollte nicht hören? Der das Auge gebildet, sollte nicht sehen?
10 Der die Völker züchtigt, sollte nicht strafen? Er, der die Menschen Erkenntnis lehrt? –
11 Der Herr kennt der Menschen Gedanken; sie sind nichts als ein Hauch.
Der Sieg des Rechts
12 Wohl dem, den du in Zucht nimmst, o Herr, den du belehrst mit deinem Gesetz.
13 Du schaffst ihm Ruhe vor bösen Tagen, bis man dem Frevler schaufelt das Grab.
14 Denn der Herr wird nicht verstoßen sein Volk, nicht lassen von seinem Erbteil.
15 Denn zu ihrem Recht kommt wieder die Gerechtigkeit, daß ihr die Rechtgesinnten folgen. –
Die Hilfe des Herrn
16 Wer tritt für mich gegen die Bösen auf? Wer steht zu mir gegen die Frevler?
17 Wäre mir der Herr nicht Helfer, läge meine Seele längst in der Stille.
18 Sooft ich wähne: Nun wankt mein Fuß!, hält deine Gnade, o Herr, mich aufrecht.
19 Bei aller Kümmernis meines Herzens macht dein Trost wieder froh meine Seele.
Die Bestrafung der Frevler
20 Hat Gemeinschaft mit dir der Sitz der Bosheit, der nur Unheil schafft auf Grund des Rechts?
21 Sie rotten sich zusammen gegen das Leben des Gerechten und sprechen schuldig schuldloses Blut.
22 Doch der Herr ist meine Zuflucht. Mein Gott ist mein schirmender Fels.
23 Der zahlt ihnen ihr Unrecht heim. Er läßt sie verderben ob ihrer Bosheit. Vertilgen wird sie der Herr, unser Gott.
Kapitel 95: 'Danket dem Herrn! Hört seine Stimme!'
1 Kommt, laßt uns jubeln dem Herrn! Laßt uns jauchzen dem Fels unseres Heiles!
2 Laßt uns mit Dank vor sein Angesicht treten, ihm entgegenjauchzen mit Liedern!
3 Denn ein großer Gott ist der Herr, ein König, größer als alle Götter.
4 In seiner Hand sind die Tiefen der Erde. Die Gipfel der Berge sind sein.
5 Sein ist das Meer – er hat es geschaffen – und das Festland – das gestaltet seine Hand.
6 Kommt, laßt uns anbetend niederfallen, uns niederknien vor dem Herrn, der uns schuf.
7 Denn er ist unser Gott. Und wir sind das Volk, das er weidet, die Herde, von seiner Hand geführt. Oh, hörtet ihr doch heute auf seine Stimme!
8 "Verhärtet euer Herz nicht wie in Meriba, wie in der Wüste am Tag von Massa,
9 wo eure Väter mich versucht und geprüft, obwohl sie geschaut hatten meine Taten!
10 Vierzig Jahre hatte ich Abscheu vor diesem Geschlecht. Ich sprach: 'Sie sind ein Volk mit irrendem Herzen, denn sie achten nicht auf meine Wege.'
11 So schwur ich voll Zorn: 'Sie sollen nicht einziehen in das Land meiner Ruhe!'"
Kapitel 96: 'Der Herr kommt, die Erde zu richten'
Kündet sein Heil alles Völkern
1 Singt dem Herrn ein neues Lied! Singt dem Herrn, alle Lande!
2 Singt dem Herrn! Lobpreist seinen Namen! Von Tag zu Tag verkündet sein Heil!
3 Tut den Völkern seine Herrlichkeit kund, jeglichem Volk seine Wunder!
Groß ist der Herr
4 Denn groß ist der Herr, alles Lobes würdig, furchtbar vor allen Göttern.
5 Denn Nichtse sind alle Götter der Völker, der Herr aber hat den Himmel erschaffen.
6 Pracht und Hoheit strahlt von ihm aus. Preis und Jubel füllen sein Heiligtum.
Ehret den Herrn!
7 Bringt dem Herrn, ihr Stämme der Völker, bringt dem Herrn Ehre und Preis!
8 Bringt dar dem Herrn den Ruhm seines Namens! Tragt Opfergaben herbei, tretet ein in seine Höfe!
9 Neigt euch vor dem Herrn in heiligem Schmuck! Alle Welt soll vor ihm beben!
Der Herr ist König und Richter
10 Verkündet den Völkern: "Der Herr ist König." – Festgegründet hat er den Erdkreis – er wird nicht wanken. Die Völker richtet er gerecht.
11 Der Himmel jubelt. Die Erde jauchzt. Es tost das Meer und was es erfüllt.
12 Es jauchzt die Flur und was auf ihr wächst. Auch alle Bäume des Waldes sollen jubeln
13 vor dem Herrn, wenn er kommt. Denn er kommt, die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht und die Völker in seiner Treue.
Kapitel 97: Gott, der Herrscher, Richter und Retter der Welt
1 Der Herr ist König. Des jauchze die Erde! Die vielen Inseln sollen sich freuen!
2 Wolken und Dunkel sind um ihn her. Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen seines Thrones.
3 Feuer läuft vor ihm her, rafft ringsum weg seine Feinde.
4 Seine Blitze erhellen den Erdkreis. Die Erde sieht es und bebt.
5 Berge zerrinnen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Herrn der ganzen Welt.
6 Seine Gerechtigkeit künden die Himmel, und alle Völker schauen seinen Glanz.
7 Alle, die Bildern dienen, werden zuschanden, alle, die nichtiger Götzen sich rühmen; alle Götter sinken vor ihm in den Staub!
8 Doch Zion hört es und freut sich. Es jauchzen Judas Töchter wegen deiner Gerichte, o Herr.
9 Du Herr, bist ja in aller Welt der Höchste, du überragst alle Götter.
10 Die ihr den Herrn liebt, hasset das Böse! Er schirmt das Leben seiner Frommen und entreißt sie den Händen der Frevler.
11 Ein Licht erstrahlt den Gerechten und Freude den redlichen Herzen.
12 Freut euch des Herrn, ihr Gerechten! Preist seinen heiligen Namen!
Kapitel 98: Der Herr aller Völker
Aufruf des Volkes Israel zum Lob Gottes
1 [Ein Psalm.] – Singt dem Herrn ein neues Lied; denn Wunder hat er getan. Es half ihm seine Rechte, sein heiliger Arm.
2 Kund tat der Herr sein hilfreiches Tun, enthüllte sein Heil vor den Augen der Völker,
3 war eingedenk seiner Gnade und Treue gegen Israels Haus. – Nun schauen alle Enden der Erde das Heil unseres Gottes.
Aufruf der Heidenvölker zum Lobpreis des Herrn
4 Jauchzt dem Herrn, alle Lande! Brecht aus in Jubel, jauchzt und spielt!
5 Spielt dem Herrn auf der Zither, auf der Zither mit Liedergesang!
6 Mit Trompeten und Hörnerschall jauchzt vor dem König, dem Herrn!
Aufruf der Schöpfung
7 Es brause das Meer und was es erfüllt, der Erdkreis und die darauf wohnen!
8 Beifall sollen klatschen die Ströme. Ihr Berge, stimmt ein in den Jubel
9 vor dem Herrn, wenn er kommt, die Erde zu richten! Er richtet den Erdkreis gerecht, wie es billig ist, die Völker.
Kapitel 99: Der heilige Gott
der Herrscher über die Völker
1 Der Herr ist König: Die Völker beben. Er thront auf den Kerubim. Es wankt die Erde.
2 Groß ist auf Zion der Herr, erhaben über alle Völker.
3 Preisen sollen sie deinen großen, furchtbaren Namen: denn er ist heilig.
Begründer des Rechts
4 Der starke König ist ein Freund des Rechts. Die Rechtsordnung hast du begründet, hast Recht und Gerechtigkeit in Jakob geschaffen.
5 Lobpreist den Herrn, unseren Gott! Beugt euch zum Schemel seiner Füße! Heilig ist der Herr!
Des heiligen Gottes Gnade und Gericht in Israels Geschichte
6 Mose und Aaron sind unter seinen Priestern, Samuel unter seines Namens Bekennern. Sie riefen zum Herrn, und er hat sie erhört,
7 In der Wolkensäule hat er zu ihnen gesprochen. Sie haben seine Gebote bewahrt, das Gesetz, das er ihnen gegeben.
8 Herr, unser Gott, du hast sie erhört. Ein verzeihender Gott bist du ihnen gewesen – doch auch ein Rächer für ihre Vergehen.
9 Lobpreist den Herrn, unseren Gott! Neigt euch zu seinem heiligen Berg! Denn der Herr, unser Gott, ist heilig!
Kapitel 100: 'Jauchzet dem Herrn, alle Lande!'
1 Ein Lied; zum Dankopfer.] – Jauchzt dem Herrn alle Lande!
2 Dient dem Herrn mit Freude! Kommt vor sein Angesicht mit Jubel!
3 Erkennt: Der Herr ist Gott! Er hat uns gebildet. Wir sind sein eigen: sein Volk sind wir, die Herde auf seiner Weide!
4 So tretet mit Lobpreis durch seine Tore, in seine Höfe mit Lobgesang! Bringt ihm Dank! Rühmt seinen Namen!
5 Denn gut ist der Herr. Ewig währt seine Gnade, seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht.
Kapitel 101: Fürstenspiegel
Das eigene Verhalten
1 [Ein Psalm von David.] – Huld und Recht will ich besingen, spielen will ich dir, o Herr,
2 will auf frommen Wandel achten, Treue gehe zu mir ein. In der Mitte meines Hauses will ich reinen Herzens wandeln.
3 Meine Augen will ich nie hin auf böse Dinge richten; denn ich hasse frevles Tun. Nimmer soll es an mir haften!
4 Fern von mir sei falscher Sinn! Nichts will ich vom Bösen wissen.
Regententugenden
5 Wer von seinem Nächsten Übles im Verborgenen berichtet, den will ich zum Schweigen bringen. Wer mit stolzen Augen blickt und ein Herz voll Hochmut hegt, den mag nimmer ich ertragen.
6 Meine Augen sind gerichtet auf die Redlichen im Land, daß sie bei mir weilen möchten. Wer auf rechten Wegen wandelt, der nur soll mein Diener sein!
7 Nimmer darf in meinem Haus wohnen, wer Betrug verübt. Und wer lügt, der darf nicht hoffen, vor meinen Augen zu bestehen.
8 Jeden Morgen bringe zum Schweigen alle Frevler ich im Land, um so aus der Stadt des Herrn alle Bösen zu verbannen.
Kapitel 102: Gebet im Unglück
Die elendige Lage
1 [Gebet eines Bedrückten, wenn er verzagt ist und vor dem Herrn seinen Kummer ausschüttet.]
2 Herr, höre mein Flehen! Laß zu dir kommen mein Rufen!
3 Verbirg nicht dein Antlitz vor mir! Neige mir dein Ohr in der Trübsal! Erhöre mich sogleich am Tag, da ich rufe!
4 Denn wie Rauch schwinden hin meine Tage. Wie ein Feuer glühen meine Glieder.
5 Mein Herz ist wie Gras, das gemäht und verdorrt. Selbst mein Brot vergaß ich zu essen.
6 Von meinem lauten Stöhnen bin ich entkräftet, an meinen Knochen klebt meine Haut.
7 Ich bin wie der Pelikan in der Wüste, wie die Eule in ödem Gemäuer.
8 Es flieht mich der Schlaf, und ich klage, einsam bin ich wie ein Vogel auf dem Dachfirst.
9 Tagtäglich schmähen mich meine Feinde. Die mich verhöhnen, nennen beim Fluchen meinen Namen.
10 Asche esse ich wie Brot und mische meinen Trank mit Tränen,
11 deines Grolls und deines Grimms wegen, denn du hast mich emporgehoben und zu Boden geworfen.
12 Meine Tage sind wie der fliehende Schatten. Doch ich verdorre wie Gras.
Tröstliche Gewißheit des künftigen Heiles
13 Du aber, Herr, thronst auf ewig. Dein Name währt von Geschlecht zu Geschlecht.
14 Du wirst dich erheben, dich Zions erbarmen: Die Stunde, ihm Gnade zu bringen, fürwahr, die Stunde ist da! –
15 Auch deine Knechte lieben seine Steine, und Trübsal erfaßt sie wegen seiner Trümmer. –
16 Dann werden die Völker fürchten den Namen des Herrn, alle Könige der Erde deine Herrlichkeit,
17 wenn nämlich der Herr Zion wieder erbaut und sich offenbart im Glanz;
18 wenn er der Armen Flehen erhört und ihr Gebet nicht verachtet.
19 Man schreibe dies auf für das künftige Geschlecht, daß ein neuerschaffenes Volk den Herrn lobpreise:
20 "Hergeschaut hat er von seiner heiligen Höhe. Vom Himmel hat der Herr zur Erde geblickt,
21 der Gefangenen Ächzen zu hören, zu befreien die Kinder des Todes,
22 daß man den Namen des Herrn künde in Zion und seinen Ruhm in Jerusalem,
23 wenn alle Völker und Königreiche sich dort versammeln, zu dienen dem Herrn." –
Bitte um Rettung
24 Er hat auf dem Weg gebrochen meine Kraft, er hat verkürzt meine Tage.
25 Ich sprach: "O mein Gott, nimm mich nicht weg in der Mitte des Lebens, du, dessen Jahre überdauern Geschlecht um Geschlecht!
26 Vorzeiten hast du die Erde gegründet, das Werk deiner Hände sind die Himmel.
27 Sie werden vergehen, du aber bleibst! Sie alle altern wie ein Gewand. Du wechselst sie wie ein Kleid. – Sie zerfallen.
28 Du aber bleibst derselbe; deine Jahre haben kein Ende.
29 In Sicherheit werden wohnen die Söhne deiner Knechte; ihr Stamm bleibt vor dir bestehen.
Kapitel 103: Das Hohelied der göttlichen Barmherzigkeit
Der gnädige Gott im Leben des Beters
1 [Von David.] – Du, meine Seele, preise den Herrn, alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen!
2 Du, meine Seele, preise den Herrn und vergiß nicht, was er dir Gutes getan!
3 Er ist es, der alle Schuld dir verzeiht, der heilt all deine Gebrechen,
4 der dein Leben vor dem Untergang bewahrt, der dich krönt mit Huld und Erbarmen,
5 der deine Seele sättigt mit Gütern, daß wie beim Adler sich deine Jugendkraft erneut.
Der gnädige Gott in Israels Geschichte
6 Der Herr vollbringt hilfreiche Taten und schafft Recht allen Bedrückten.
7 Seine Wege hat er dem Mose kundgetan, den Kindern Israels seine Taten.
8 Barmherzig und gnädig ist der Herr, langsam zum Zorn und reich an Erbarmen.
9 Darum zürnt er nicht für immer und trägt nicht für ewig nach.
10 Er handelte an uns nicht nach unseren Sünden und vergalt uns nicht nach unserer Schuld.
11 Denn so hoch der Himmel über der Erde, so groß ist seine Liebe zu seinen Frommen.
12 So weit der Aufgang vom Untergang, so weit entfernt er von uns unsere Schuld.
13 Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr seiner Frommen.
Der gnädige Gott und der nichtige Mensch
14 Er weiß, welch ein Gebilde wir sind; er weiß, daß wir nur Staub sind.
15 Des Menschen Tage sind wie das Gras, wie die Blume des Feldes, die aufblüht;
16 fährt ein Wind über sie hinweg, ist sie dahin, selbst der Ort kennt sie nicht mehr, an dem sie gestanden.
17 Doch von Ewigkeit zu Ewigkeit währt des Herrn Erbarmen für die, die ihn fürchten. Bis zu den Kindeskindern reicht seine Güte
18 für jene, die seinen Bund bewahren und darauf bedacht sind, seine Gebote zu befolgen.
Das Preislied der ganzen Schöpfung
19 Seinen Thron hat der Herr im Himmel begründet. Seine Herrschaft erstreckt sich über das All.
20 Preist den Herrn, ihr seine Engel. Ihr Helden voll Kraft, die ihr seine Worte ausführt, seinem gewaltigen Ruf gehorchend!
21 Preist den Herrn, ihr seine Heere, ihr seine Diener, Vollstrecker seines Willens!
22 Preist den Herrn, all seine Werke, an jedem Ort seiner Herrschaft! Du, meine Seele, preise den Herrn!
Kapitel 104: Lobgesang auf Gott, den Schöpfer
Eingang
1 Du, meine Seele, preise den Herrn! Überaus groß bist du, Herr, mein Gott, gewandet in Pracht und Hoheit!
Licht und Himmel
2 Du hast dich mit Licht wie mit einem Mantel umhüllt, hältst wie ein Zelt ausgespannt den Himmel.
3 Die Balken deiner Wohnung hast du ins Wasser gebaut. Zu deinem Wagen machst du die Wolken und braust einher auf den Flügeln des Sturmes.
4 Zu deinen Boten machst du die Stürme, die Feuerflammen zu deinen Dienern.
Die Erde
5 Du stelltest die Erde auf ihre Pfeiler – für immer und ewig wird sie nicht wanken.
6 Die Urflut bedeckte sie wie ein Gewand. Auf den Bergen standen die Wasser;
7 die flohen aber vor deinem Drohen und wichen vor deinem Donnerwort.
8 Es stiegen auf die Berge, und es sanken die Täler zur Stätte, die du für sie bestimmt.
9 So hast du (den Wassern) Grenzen gesetzt, die sie nicht überschreiten. Sie dürfen nicht nochmals bedecken das Land.
Die Bewässerung
10 Du läßt in den Tälern hervorsprudeln Quellen. Ihr Wasser fließt zwischen den Bergen dahin.
11 Alle Tiere des Feldes können davon trinken. Wildesel löschen mit ihm ihren Durst.
12 Am Wasser wohnen die Vögel des Himmels. Aus den Zweigen ertönt ihr Gesang.
13 Aus deinen Kammern da droben tränkst du die Berge. Von der Frucht deiner Werke wird die Erde satt.
Die Gewächse
14 Gras läßt du für die Tiere sprießen und Pflanzen zum Nutzen des Menschen, daß er Nahrung gewinne aus der Erde:
15 Wein, der freudig stimmt des Menschen Herz, Öl, das glänzend macht sein Angesicht, und Brot, das des Menschen Kräfte belebt.
16 Satt trinken sich am Wasser die größten Bäume, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt;
17 in ihnen nisten die Vögel und in ihren Wipfeln baut der Storch sein Nest.
18 Die hohen Berge gehören dem Steinbock, die Felsen dem Klippdachs als Unterschlupf.
Mond und Sonne
19 Als Zeitenmesser schuf er den Mond, die Zeit ihres Untergangs kennt die Sonne.
20 Führst du Finsternis her, wird es Nacht. Da regen sich alle Tiere des Waldes.
21 Die jungen Löwen brüllen nach Beute und fordern von Gott ihre Nahrung.
22 Sie ziehen sich wieder zurück, wenn aufgeht die Sonne, und lagern in ihren Verstecken.
23 Nun geht an seine Arbeit der Mensch und verrichtet sein Werk bis zum Abend.
Das Meer
24 Wie groß ist die Zahl deiner Werke, o Herr! In Weisheit hast du alles geschaffen! Voll deines Reichtums ist die Erde!
25 Da ist das Meer. Groß und weit ausgebreitet liegt es da! Kleine und große Tiere tummeln sich in ihm – unüberschaubar ist ihr Gewimmel.
26 Schiffe ziehen über das Meer. Dort ist der Leviátan, den du gebildet, um mit ihm zu spielen.
Bestehen, Vergehen und Werden der Geschöpfe
27 Deiner harren sie alle, daß du ihnen Speise gibst zur rechten Zeit.
28 Spendest du ihnen, so sammeln sie ein. Tust du die Hand auf, so werden sie köstlich gesättigt.
29 Doch kehrst du dein Antlitz ab, erfaßt sie Schrecken. Ziehst du zurück ihren Odem, schwinden sie dahin und kehren zurück zum Staub.
30 Sendest du deinen Geist aus, werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde.
31 Der Ruhm des Herrn währe ewig! Der Herr freue sich seiner Werke!
32 Der die Erde anschaut, und sie erbebt, der die Berge anrührt, und sie rauchen.
Preis und Bitte
33 Dem Herrn will ich singen mein Leben lang. Meinen Gott will ich preisen, solange ich bin.
34 Möge ihm mein Lied gefallen! Ich aber freue mich im Herrn!
35 Ach, daß von der Erde die Sünder verschwänden. Nicht am Leben blieben die Frevler! – Doch du, meine Seele, preise den Herrn! Halleluja!
Kapitel 105: Gott, der Herr der Geschichte
Aufruf an die feiernde Gemeinde
1 Lobsingt dem Herrn! Ruft an seinen Namen! Macht kund seine Taten den Völkern!
2 Singt ihm! Spielt ihm! Verkündet all seine Wunder!
3 In seinem heiligen Namen sollt ihr euch rühmen! Freuen sollen sich von Herzen, die suchen den Herrn!
4 Forscht nach dem Herrn, fragt nach seiner Macht, sucht allzeit sein Antlitz!
5 Gedenkt der Wunder, die er gewirkt, seiner Zeichen, der Urteile seines Mundes!
6 Ihr seines Dieners Abraham Stamm, ihr Jakobs, seines Erwählten, Söhne!
Die Väterverheißung
7 Er, der Herr, ist unser Gott! In alle Welt ergeht der Spruch seines Gerichtes.
8 Ewig ist er eingedenk seines Bundes, des Wortes, das er für tausend Geschlechter entbot,
9 des Bundes, den er mit Abraham schloß, und seines Schwures an Isaak.
10 Zum Gesetz hat er für Jakob ihn bestellt, zum ewigen Bündnis für Israel.
11 Er sprach: "Kanaan will ich dir als euch zugemessenes Erbteil geben!"
Die Wanderungen der Väter
12 Sie waren damals noch gering an Zahl, wenige nur und in ihm fremd.
13 Sie zogen in jener Zeit noch von Volk zu Volk, von einem Reich zum anderen.
14 Doch er litt nicht, daß man Zwang ihnen tat. Selbst Könige wies er zurecht ihretwegen:
15 "Rührt meine Gesalbten nicht an, tut nichts zuleide meinen Propheten!"
Josef in Ägypten
16 Er rief alsdann den Hunger ins Land, zerbrach alle Stäbe des Brotes.
17 Doch sandte er ihnen voraus einen Mann; zum Sklaven verkauft ward Josef.
18 Die Füße zwangen sie ihm in den Block und schlossen ihn ein in Eisen
19 bis zur Zeit, da sich sein Wort erfüllte; ihn bestätigte der Ausspruch des Herrn.
20 Da schickte der König und ließ ihn los, frei gab ihn der Herrscher der Völker.
21 Zum Herrn setzte er ihn über sein Haus, zum Verwalter all seiner Habe;
22 daß er nach Belieben seinen Fürsten gebiete, seine Ältesten Weisheit lehre.
Israel in Ägypten
23 Also kam Israel nach Ägypten, und Jakob ward Gast im Land Hams.
24 Mächtig ließ Gott sich mehren sein Volk; es wurde stärker als seine Bedränger.
25 Er wandelte ihr Herz, sein Volk zu hassen, arglistig zu handeln an seinen Knechten.
26 Dann sandte er Mose, seinen Knecht, und Aaron, den er erkoren.
27 Sie taten bei ihnen seine Zeichen kund, große Wunder im Land Hams.
28 Finsternis sandte er, da ward es dunkel, sie aber trotzten noch seinem Befehl.
Die ägyptischen Plagen
29 Er wandelte ihre Gewässer in Blut und tötete ihre Fische.
30 Von Fröschen wimmelte es in ihrem Land bis hinein in die Königsgemächer.
31 Hundsfliegen kamen, als er gebot, Stechmücken in all ihre Grenzen.
32 Hagel schickte er ihnen statt Regen, flammendes Feuer über ihr Land.
33 Weinstock und Feigen zerschlug er ihnen, zerbrach auf ihrer Flur die Bäume.
34 Er gebot, und es kamen Heuschrecken und Freßgrillen ohne Zahl.
35 Die fraßen alles Grün im Land, verzehrten die Frucht ihrer Felder.
36 Dann schlug er im Land alle Erstgeburt, all die Erstlinge ihrer Manneskraft.
Der Zug durch die Wüste
37 Er führte Israel fort mir Silber und Gold. Bei seinen Stämmen gab es keinen Müden.
38 Ägypten war ihres Auszugs froh; denn Angst hatte es vor ihnen befallen.
39 Er breitete eine Wolke als Deckung aus, und Feuer, die Nacht zu erhellen.
40 Sie baten, da hieß er Wachteln kommen, und machte sie satt mit Brot vom Himmel.
41 Auftat er den Felsen, da rannen die Wasser und flossen als Strom durch die Wüste.
Der Einzug ins Land der Verheißung
42 Er gedachte ja seines heiligen Wortes an Abraham, seinen Diener.
43 So führte er in Freuden sein Volk heraus, in Jubel seine Erwählten.
44 Er gab ihnen die Länder der Völker und ließ sie nehmen, was die Völker erworben,
45 auf daß sie seine Gebote bewahrten und befolgten seine Gesetze. – Halleluja!
Kapitel 106: Israels Sünden
Gotteslob und Bitte um Gnade
1 Halleluja! Singt Lob dem Herrn, denn er ist gut und ewiglich währt sein Erbarmen.
2 Wer kann beschreiben des Herrn große Taten, verkünden seinen ganzen Ruhm?
3 Wohl denen, die am Rechten festgehalten, Gerechtigkeit vollbringen allezeit! –
4 Gedenke meiner, Herr, bei der Begnadigung deines Volkes, gib Anteil mir mit ihm an deinem Heil!
5 Daß deiner Auserwählten Glück ich noch erleben, mich bei der Freude deines Volkes freuen und mit den Deinen mich noch rühmen kann. –
Der Auszug aus Ägypten
6 Gesündigt haben wir wie unsere Väter. Wir taten Unrecht, frevelten.
7 Schon in Ägypten merkten unsere Väter auf deine Wundertaten nicht, gedachten nicht der Fülle deiner Gnaden und lehnten sich am Meer, am Schilfmeer, auf.
8 Doch half er ihnen seines Namens wegen, um seine Stärke kund zu tun.
9 Er schalt das Schilfmeer – und es wurde trocken. Er führte sie durch Meerestiefen wie durch eine Au'.
10 So half er ihnen vor der Hand des Hassers, erlöste sie aus Feindeshand.
11 Die Wasserflut bedeckte ihre Gegner – am Leben blieb von ihnen auch nicht einer.
12 Da endlich glaubten sie sein Wort und sangen laut sein Lob.
Das Murren um Speise und Trank
13 Doch bald vergaßen sie, was er getan; nicht warten wollten sie auf seinen Rat.
14 Begehren überkam sie in der Wüste, und Gott versuchten sie im öden Land.
15 Er gab ihnen, was sie von ihm verlangten; sie wurden satt und voller Überdruß.
Empörung gegen Mose und Aaron
16 Sie empörten sich im Lager gegen Mose und gegen Aaron, der dem Herrn geweiht.
17 Die Erde tat sich auf, verschlang den Datan, und begrub die Rotte Abirams.
18 In ihrer Mitte brach ein Feuer aus; hinweggerafft wurden die Frevler von der Flamme.
Das goldene Kalb
19 Sie bildeten am Horeb sich ein Kalb und warfen vor dem Gußbild sich zur Erde nieder:
20 Die Herrlichkeit ihres Gottes tauschten sie ein für das Bild eines Stieres, der Gras frißt.
21 Sie hatten ihren Gott vergessen, der sie errettet, der in Ägypten Herrliches getan:
22 die wunderbaren Werke, die er im Lande Hams vollbracht, am Schilfmeer drauf die furchterregend Taten.
23 Schon dachte er daran, sie zu vernichten. Da trat sein Auserwählter, Mose, vor ihn in die Bresche, um seinen Grimm abzuwenden vom Verderben.
Die Auflehnung nach der Ankunft der Kundschafter
24 Das köstliche Land verschmähten sie und schenkten seinen Worten kein Vertrauen.
25 In ihren Zelten waren sie am Murren und hörten nicht mehr auf den Befehl des Herrn.
26 Da erhob er seine Hand gegen sie, um sie hinwegzuraffen in der Wüste,
27 den Heiden preiszugeben ihr Geschlecht, sie über die Länder zu versprengen.
Verehrung des Baal-Pegor
28 Dann weihten sie sich dem Baal-Pegor und aßen Totenopfer.
29 So reizten sie den Herrn durch ihre Taten. Da brach die Pest bei ihnen aus.
30 Doch Pinhas stand auf und hielt Gericht, und Einhalt ward so der Seuche geboten.
31 Ihm wurde dies angerechnet als Verdienst durch die Geschlechter hin auf ewige Zeiten.
Aufstand an den Wasser von Meriba
32 An den Wassern von Meriba reizten sie ihn wieder. Da mußte Mose ihretwegen leiden.
33 Denn sie verbitterten ihm das Gemüt, und er verfehlte sich mit seinen Lippen.
Die Sünden der Richterzeit
34 Auch rotteten sie nicht die Völker aus, wie ihnen doch der Herr befohlen.
35 Sie ließen sich vielmehr mit Heiden ein und nahmen teil an ihrem Treiben.
36 Sie dienten ihren Götzen. Doch diese wurden ihnen zum Verderben.
37 Ihre Söhne und ihre Töchter brachten sie als Opfer den Dämonen dar.
38 Schuldloses Blut vergossen sie, das Blut ihrer eigenen Söhne und Töchter, die sie den Götzen Kanaans opferten. So ward entweiht das Land durch ihre Blutschuld.
39 Unrein wurden sie durch ihre Werke, und durch ihre Taten brachen sie Gott die Treue.
Gottes Strafe
40 Da entbrannte der grimmige Zorn des Herrn gegen sein Volk, und er verabscheute sein Erbe.
41 Er ließ sie in die Hand der Völker fallen, und die sie haßten, herrschten über sie.
42 Bedrängt wurden sie von ihren Feinden und unter deren Hände tief gebeugt.
43 Befreit hat er sie viele Male. Doch widerspenstig blieb ihr Sinn. Sie sanken daher hin für ihre Sündenschuld.
Gottes Erbarmen
44 Als er jedoch ihr lautes Schreien hörte, schaute er auf ihre Not
45 und gedachte seines Bundes. In der Fülle seiner Güte wandelte er seinen Sinn:
46 Barmherzigkeit ließ er sie finden bei denen, die sie gefangen fortgeführt. –
Bitte um Befreiung
47 Hilf uns, Herr, unser Gott, und führe uns zusammen aus den Völkern, damit wir deinen heiligen Namen preisen, uns rühmen dürfen, dich zu loben!
Schlußspruch des vierten Psalmenbuches
48 Von Ewigkeit zu Ewigkeit sei der Herr, Israels Gott, gepriesen! – Und alles Volk soll sprechen: Amen! Halleluja!
Kapitel 107: Das fünfte Buch der Psalmen (Ps 107-150)
Der gütig waltende Gott
Aufforderung zu dankendem Lobpreis
1 "Lobsingt dem Herrn! Denn er ist gut, in Ewigkeit währt sein Erbarmen!"
2 So sollen sprechen die Erlösten des Herrn, die er erlöst aus der Gewalt der Feinde,
3 die er aus den Ländern gesammelt, vom Aufgang und Niedergang vom Norden und Süden!
Die Wüstenwanderer
4 Sie hatten sich in der Wüste verirrt, in der Öde einen Weg zur Wohnstatt nicht gefunden.
5 Sie litten unter Hunger und Durst. Ihr Leben war am Erlöschen.
6 In ihrer Bedrängnis schrien sie zum Herrn, und er befreite sie aus ihren Ängsten.
7 Er führte sie auf den richtigen Weg, daß sie hinfanden zur wohnlichen Stätte.
8 Den Herrn mögen sie preisen für seine Huld, für seine Wunder unter den Menschen.
9 Denn gesättigt hat er die lechzende Seele, die hungrige Seele mit Gütern erfüllt.
Die Gefangenen
10 Andere saßen im Dunkeln, im Schatten des Todes, lagen gefangen in Elend und Eisen.
11 Denn getrotzt hatten sie den Worten Gottes und verachtet den Willen des Höchsten.
12 Darum beugte er ihr Herz durch Trübsal. Sie strauchelten; doch kein Helfer war da.
13 In ihrer Bedrängnis schrien sie zum Herrn, und er befreite sie aus ihren Ängsten.
14 Aus Dunkel und Todesnacht führte er sie heraus und brach entzwei ihre Fesseln.
15 Den Herrn mögen sie preisen für seine Huld, für seine Wunder unter den Menschen.
16 Denn eherne Tore hat er zerbrochen, hat eiserne Riegel gesprengt.
Die Kranken
17 Andere – Toren, weil treulos ihr Wandel – mußten büßen für ihre Sünden.
18 Zum Ekel ward ihnen jegliche Speise, dicht schon standen sie vor den Pforten des Todes.
19 In ihrer Bedrängnis schrien sie zum Herrn, und er befreite sie aus ihren Ängsten.
20 Er sandte sein Wort und machte sie heil und riß sie heraus aus der Grube.
21 Den Herrn mögen sie preisen für seine Huld, für seine Wunder unter den Menschen.
22 Darbringen sollen sie Opfer des Dankes, seine Taten jubelnd verkünden!
Die Seefahrer
23 Andere, die auf Schiffen das Meer befuhren, Handel trieben auf großen Wassern,
24 sahen dort die Werke des Herrn, schauten in der Tiefe seine Wunder.
25 Als er gebot, erhob sich ein Sturm und peitschte die Wogen.
26 Himmelhoch türmten sie sich empor und stürzten hinab in die Tiefe. – In Not ihre Seele verzagte!
27 Wie trunken wankten und schwankten sie, waren am Ende mit all ihrer Kunst.
28 In ihrer Bedrängnis schrien sie zum Herrn, und er befreite sie aus ihren Ängsten.
29 In ein Säuseln wandelte er den Sturm, da legten sich die Wogen des Meeres.
30 Die Seefahrer freuten sich, daß sie zur Ruhe gekommen, daß er sie brachte zum ersehnten Hafen.
31 Den Herrn mögen sie preisen für seine Huld, für seine Wunder unter den Menschen.
32 Sie mögen ihn preisen vor versammeltem Volk, ihn loben im Rat der Alten.
Das Danklied der Erlösten
33 Er verwandelt Ströme in Wüste, Wasserquellen in dürstendes Land,
34 und fruchtbare Fluren in salzige Steppe, wenn ihre Bewohner von Bosheit erfüllt.
35 Er ist es auch, der die Wüste wandelt zum See, zu quellreichem Grund das dürre Gelände.
36 Er ließ dort die Hungernden wohnen, gründen eine wohnliche Stadt,
37 die Felder besäen und Weinberge anlegen, die Früchte bringen als Ertrag.
38 Er segnete sie, und sie mehrten sich sehr; es gedieh auch ihr Vieh nicht minder.
39 Doch dann nahmen sie ab und wurden gebeugt unter der Last von Unglück und Kummer.
40 Verachtung goß er über die Fürsten aus, ließ sie irren in wegloser Wildnis.
41 Aus dem Elend hob er den Armen empor, machte zahlreich seine Sippen gleich Herden.
42 Das sehen die Frommen und jauchzen; alle Bosheit jedoch muß verstummen.
43 Das merke sich, wer weise! Und er beherzige das Erbarmen des Herrn!
Kapitel 108: Vertrauensvolles Bittgebet
1 [Ein Lied; ein Psalm von David.]
Heitere Zuversicht
2 Getrost ist mein Herz, o Gott. Getrost ist mein Geist. Singen will ich und spielen.
3 Wacht auf, Harfe und Zither! Ich will das Morgenrot wecken.
4 Unter den Völkern will ich dich preisen, o Herr, dir spielen unter den Heiden.
5 Denn bis zum Himmel ragt deine Huld, bis zu den Wolken deine Treue.
6 Über dem Himmel zeige dein Hoheit, o Gott! Die ganze Welt erfülle dein Glanz!
Die frühere Siegesverheißung
7 Damit deine Freunde nun Rettung finden, strecke aus deine Rechte! Erhöre uns!
8 Gott hat in seinem Heiligtum gesprochen: "Sichem will ich jubelnd verteilen, vermessen das Tal von Sukkot.
9 Mein ist Gilead, mein eigen Manasse, der Helm auf meinem Haupt ist Efraim, Juda mein Herrscherstab.
10 Waschbecken sei mir Moab, auf Edom werfe ich meinen Schuh. Du, Land der Philister, huldige mir!"
Vor dem Feldzug
11 Wer bringt mich hinein in die feste Stadt? Wer wird mich nach Edom führen,
12 wenn nicht du, Gott, der uns verstieß, Gott, der nicht zog mit unseren Scharen?
13 Ach, schaffe uns Hilfe vor dem Feind; denn der Menschen Beistand ist nichtig.
14 Mit Gott erringen wir den Sieg: Er tritt unsere Feinde zu Boden.
Kapitel 109: Gebet eines unschuldig Verfolgten
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David.] – Du Gott, dem mein Lob gilt, schweige nicht!
Klage über schwere Anfeindung
2 Denn ein Mund voll Frechheit, ein Mund voll Trug hat sich gegen mich aufgetan. Sie sprechen zu mir mit verlogener Zunge,
3 umgeben mich mit Worten voll Haß, befehden mich ohne Grund.
4 Für meine Liebe befeinden sie mich. Ich aber bete.
5 Gutes vergelten sie mir mit Bösem, mit Haß meine Liebe:
Bitte um Bestrafung
6 "Stelle gegen ihn einen Frevler auf! Ihm zur Rechten stehe ein Kläger!
7 Richtet man ihn, gehe er schuldig hervor! Sein Gebet sei geachtet wie Sünde!
8 Nur wenige Tage seien ihm beschieden! Sein Amt erhalte ein anderer!
9 Seine Kinder mögen zu Waisen werden, zu einer Witwe seine Frau!
10 Unstet mögen seine Kinder wandern und betteln, aus ihren verwüsteten Häusern vertrieben!
11 Der Wucherer soll seine sämtliche Habe erjagen, Fremde mögen erraffen sein mühsam Erspartes!
12 Er soll keinen haben, der ihn langmütig schont, und keinen, der sich erbarmt seiner Waisen!
13 Der Vernichtung soll sein Stamm verfallen! Erlöschen soll sein Name im nächsten Geschlecht!
14 Der Sünden seiner Väter gedenke der Herr! Ungetilgt bleibe die Schuld seiner Mutter!
15 Sie seien stets vor den Augen des Herrn! Ihr Gedächtnis tilge er auf Erden!"
16 Weil er nicht dachte, Erbarmen zu üben, den Dulder und Armen verfolgte, töten wollte den Verzagten.
17 Er liebte den Fluch: so treffe er ihn! Er verschmähte den Segen: so bleibe er ihm fern!
18 Er zog den Fluch an wie sein Gewand: Wie Wasser dringe er in sein Inneres ein, wie Öl in seine Glieder!
19 Wie ein Kleid sei er ihm, in das er sich hüllt, wie ein Gürtel, mit dem er sich ständig gürtet!
20 Es sei vom Herrn, das Los meiner Feinde, und derer, die Böses gegen mich reden.
Bitte um Rettung
21 Du aber, allmächtiger Herr, stehe mir zur Seite um deines Namens willen! Rette mich in deiner Huld und Güte!
22 Denn elend bin ich und arm! Mein Herz ist verwundet in mir.
23 Wie ein Schatten, wenn er sich neigt, schwinde ich dahin. Wie eine Heuschrecke schüttelt man mich ab.
24 Meine Knie schlottern vom Fasten, vor Magerkeit schrumpft ein mein Fleisch.
25 Ich bin ihnen zum Gespött geworden. Sie sehen mich und schütteln den Kopf.
26 Hilf mir, Herr, du mein Gott! In deiner Liebe errette mich!
27 Daß sie erkennen, daß deine Hand, o Herr, daß du selbst dies getan.
28 Ob sie auch fluchen: du wirst mich segnen. Ob sie auch aufstehen: sie werden zuschanden; dein Knecht jedoch wird frohlocken.
29 Schmach möge meine Kläger bedecken. Wie ein Mantel umhülle sie Schande.
30 Laut preisen soll mein Mund den Herrn, ihn loben inmitten der Menge.
31 Denn er steht dem Armen zur Rechten, ihn vor seinen Richtern zu retten.
Kapitel 110: Der Priesterkönig
1 [Ein Psalm von David.] – Es sprach der Herr zu meinem Herrn: "Setze dich zu meiner Rechten, bis ich als Schemel dir zu Füßen lege deine Feinde!"
2 Vom Zion streckt der Herr aus das Zepter deiner Herrschaft: Herrsche inmitten deiner Feinde!
3 Dein ist die Herrschaft am Tag deiner Macht, wenn du kommst in heiligem Schmuck. Vor dem Morgenstern habe ich dich gezeugt, wie den Tau in der Frühe.
4 Der Herr hat geschworen, und nie wird es ihn reuen: "Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks."
5 Könige zerschmettert der Herr zu deiner Rechten am Tag seines Grimms.
6 Er richtet die Völker, füllt Täler mit Leichen, zerschlägt das Haupt vieler auf Erden.
7 Aus dem Bach trinkt er bei seinem Zug, darum kann das Haupt er aufs neue erheben.
Kapitel 111: 'Groß sind die Werke des Herrn!'
Gedenken an die Wunderwerke Gottes für sein Volk
1 Halleluja! Von ganzem Herzen preise ich den Herrn im Kreis der Frommen und in der Gemeinde:
2 Groß sind die Werke des Herrn, betrachtenswert allen, die ihrer sich freuen.
3 Pracht und Glanz ist sein Wirken. Ewig währt sein gerechtes Walten.
4 Seinen Wundern hat er ein Denkmal errichtet; voll Huld und Erbarmen ist der Herr.
5 Speise gab er denen, die ihn fürchten. Seines Bundes war ewig er eingedenk.
6 Seine großen Werke hat er kundgetan seinem Volk, da er ihm gab das Erbe der Völker.
Gesetz und Bündnis am Sinai
7 Seiner Hände Werke sind Treue und Recht. Verläßlich sind all seine Satzungen.
8 Sie stehen fest für ewige Zeiten, gegeben in Wahrheit und Geradheit.
9 Erlösung hat er seinem Volk gesandt, seinen Bund auf ewig geschlossen. Heilig und furchtbar ist sein Name.
10 Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Wer sie übt, gewinnt heilsame Einsicht, und ewig bestehen bleibt sein Ruhm.
Kapitel 112: Das Glück des Gerechten
Segen der Gottesfurcht
1 Halleluja! Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet, von Herzen liebt seine Satzung!
2 Mächtig wird seine Nachkommenschaft sein im Land; denn der Frommen Geschlecht wird gesegnet.
3 Vermögen und Reichtum füllen sein Haus. Seine Gerechtigkeit währt ewig.
4 Als Licht im Dunkel erstrahlt er den Frommen. Barmherzig ist er, mild und gerecht.
Segen der Nächstenliebe
5 Gut steht es um den Mann, der voll Barmherzigkeit ausleiht, der seinen Geschäften nachgeht, wie es recht ist!
6 Er wird nicht wanken in Ewigkeit. In stetem Gedenken lebt der Gerechte,
7 braucht nicht zu bangen vor bösem Gerücht. Sein Herz ist ruhig. Er baut auf den Herrn.
8 Sein Herz ist getrost. Er fürchtet sich nicht, bis er herabschaut auf seine Bedränger.
9 Er spendet reichlich; er gibt den Armen. Sein Heil hat Bestand für immer. Mächtig ist er seines Reichtums wegen.
10 Der Frevler aber sieht dies voll Ärger, knirscht mit den Zähnen und schwindet dahin. Der Gottlosen Wunsch wird zunichte.
Kapitel 113: Der erhabene und gnädige Gott
Aufforderung zum Lobpreis Gottes
1 Halleluja! Lobt, ihr Diener des Herrn, lobt den Namen des Herrn!
2 Der Name der Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit!
3 Vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang sei gelobt der Name des Herrn!
Gottes Größe und Güte
4 Hoch ragt über allen Völkern der Herr. Erhaben ist seine Herrlichkeit über die Himmel.
5 Wer ist dem Herrn, unserem Gott, gleich, der da thront in der Höhe,
6 der huldvoll niederschaut auf Himmel und Erde?
7 Der aus dem Staub erhebt den Geringen, den Armen erhöht, der im Schmutz liegt?
8 Er weist ihm seinen Sitz bei den Edlen, bei den Edlen seines Volkes.
9 Er läßt die Kinderlose wohnen im Haus als fröhliche Mutter von Kindern. Halleluja!
Kapitel 114: Israels mächtiger Gott
1 Als Israel aus Ägypten zog, Jakobs Haus aus dem stammelnden Volk,
2 da wurde Juda sein Heiligtum, Israel sein Herrschaftsgebiet.
3 Das Meer sah es und floh, zurück wich der Jordan.
4 Die Berge hüpften wie Widder, die Hügel wie junge Lämmer.
5 Was ist dir, Meer, daß du fliehst, dir, Jordan, daß du zurückweichst?
6 Ihr Berge, was hüpft ihr wie Widder, ihr Hügel wie junge Lämmer?
7 Erde, erbebe vor dem Antlitz des Herrn, vor dem Antlitz des Gottes Jakobs,
8 der den Felsen gewandelt zum Teich, das Kieselgestein zur sprudelnden Quelle!
Kapitel 115: Nur auf den wahren Gott kann man bauen
Gott und die Götzen
1 Nicht uns, o Herr, nicht uns, nein, deinem Namen verschaffe Ehre, wegen deiner Gnade und deiner Treue!
2 Was sollen die Heiden höhnen: "Wo ist denn ihr Gott?"
3 Unser Gott ist im Himmel. Alles vollbringt er, was ihm gefällt.
4 Doch ihre Götzen sind Silber und Gold, ein Machwerk menschlicher Hände.
5 Sie haben einen Mund und können nicht sprechen, zwei Augen und können nicht sehen,
6 zwei Ohren und können nicht hören, eine Nase und können nicht riechen,
7 Hände und können nicht greifen, Füße und können nicht gehen. – Kein Laut kommt aus ihrer Kehle.
8 Ihnen gleich sollen werden, die sie gemacht, ein jeder, der ihnen vertraute!
Gott Israels Helfer
9 Israel vertraut auf den Herrn: Er ist ihm Hilfe und Schild!
10 Das Haus Aaron vertraut auf den Herrn: Er ist ihm Hilfe und Schild!
11 Die ihr den Herrn fürchtet, vertraut auf den Herrn: Er ist euch Hilfe und Schild!
Gottes Segen für Israel
12 Der Herr hat unser gedacht. Er wird segnen: Er segne das Haus Israel, er segne das Haus Aarons,
13 er segne, die den Herrn fürchten, die Kleinen und Großen.
14 Mehren möge euch der Herr, euch und eure Kinder!
15 Seid gesegnet vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat!
16 Der Himmel ist der Himmel des Herrn, doch die Erde gab er den Menschen.
17 Nicht die Toten preisen den Herrn noch die, die hinabfuhren ins Schweigen.
18 Wir aber wollen preisen den Herrn von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja!
Kapitel 116: Dank für Errettung aus schwerer Not
Not und Rettung
1 Ich liebe den Herrn, der mein flehentliches Rufen erhörte.
2 Er neigte mir zu sein Ohr, darum will ich zu ihm rufen, solange ich lebe.
3 Schlingen des Todes hatten mich umfangen, mich befielen die Ängste der Unterwelt. Ich war in Drangsal und Kummer geraten.
4 Da rief ich an den Namen des Herrn: "Ach, Herr, errette mein Leben!"
5 Gnädig ist der Herr und gerecht. Unser Gott ist barmherzig.
6 Der Herr behütet die Kleinen: Elend war ich, da half er mir auf.
7 Kehre zurück, meine Seele, zu deiner Ruhe; denn der Herr hat Gutes an dir getan. –
8 Er hat mein Leben vor dem Tod bewahrt, vor Tränen mein Auge, vor dem Sturz meinen Fuß.
9 Ich gehe einher vor dem Herrn im Land der Lebenden.
Der Dank
10 Ich habe geglaubt. Deshalb sagte ich: "Gar tief bin ich gebeugt!"
11 Ich dachte in meiner Angst: "Alle Menschen sind Lügner."
12 Wie soll ich dem Herrn all das Gute entgelten, das er an mir getan?
13 Dankend will ich den Becher des Heils erheben und anrufen den Namen des Herrn.
14 Meine Gelübde will ich dem Herrn entrichten vor all seinem Volk.
15 Kostbar ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Frommen.
16 Ach, Herr, ich bin doch dein Knecht, dein Knecht, der Sohn deiner Magd. Du hast gelöst meine Fesseln.
17 Darbringen will ich dir ein Opfer des Dankes und anrufen will ich den Namen des Herrn.
18 Meine Gelübde will ich dem Herrn entrichten vor all seinem Volk,
19 in den Höfen des Hauses des Herrn, in deiner Mitte, Jerusalem. Halleluja!
Kapitel 117: Das Loblied der Völker
1 Lobt den Herrn, alle Völker, Rühmt ihn laut, alle Nationen.
2 Denn machtvoll waltet seine Güte über uns, und ewig währt die Treue des Herrn! Halleluja!
Kapitel 118: Festliche Dankliturgie
Aufruf zum Gotteslob
1 Lobsingt dem Herrn! Denn er ist gut, und ewig währt sein Erbarmen.
2 Singen möge Israel: "Ewig währt sein Erbarmen."
3 Das Haus Aaron möge singen: "Ewig währt sein Erbarmen."
4 Die den Herrn fürchten, mögen singen: "Ewig währt sein Erbarmen."
Bekenntnis zum hilfreichen Gott
5 Aus der Bedrängnis rief ich zum Herrn, und der Herr schuf mir Raum.
6 Wenn der Herr bei mir ist, fürchte ich nichts! Was kann dann ein Mensch mir antun?
7 Wenn der Herr als mein Helfer bei mir ist, werde ich erleben, wie besiegt werden, die mich hassen.
8 Besser ist es, sich zu bergen beim Herrn als zu vertrauen auf Menschen.
9 Besser ist es, sich zu bergen beim Herrn als zu vertrauen auf Fürsten.
Rückblick auf Kampf und Sieg
10 Umringt haben mich alle Völker: Ich wehrte sie ab im Namen des Herrn.
11 Sie habe mich umringt, mich eingeschlossen: Ich wehre sie ab im Namen des Herrn.
12 Wie ein Bienenschwarm haben sie mich umringt: Wie ein Dornenfeuer verlöschen sie; ich wehre sie ab im Namen des Herrn.
13 Man stieß mich hart, ich sollte fallen. Doch half mir der Herr.
14 Sieg und Lied ist mir der Herr, der mir zum Retter geworden.
Jubel und Zuversicht
15 Horch! Siegesjubel erschallt in den Zelten der Frommen: "Die Rechte des Herrn wirkt voll Kraft.
16 Hochgereckt ist die Rechte des Herrn. Die Rechte des Herrn wirkt voll Kraft."
17 Ich bin nicht gestorben. – Ich lebe und werde verkünden die Werke des Herrn.
18 Gar hart hat mich gezüchtigt der Herr, doch hat er mich nicht dem Tod überlassen.
Im Festzug zum Tempel
19 Öffnet mir nun der Gerechtigkeit Tore: Einziehen will ich, will danken dem Herrn!
20 Das ist das Tor, das hinführt zum Herrn, nur wer gerecht ist, darf es durchschreiten.
21 Ich danke dir; denn du hast mich erhört und bist mir zum Retter geworden.
22 Der Stein, den die Bauherren verwarfen, ist zum Eckstein geworden.
23 Durch den Herrn ist dies geschehen; es ist ein Wunder vor unseren Augen.
24 Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Laßt uns jubeln und an ihm sich freuen!
25 O Herr, bringe uns Hilfe! Schenke uns Glück, o Herr!
Der Segen der Priester
26 Gesegnet sei, der kommt im Namen des Herrn! – Wir segnen euch vom Haus des Herrn.
27 Gott ist der Herr, uns leuchtet sein Licht. Schließt euch zusammen zum Reigen mit Zweigen in den Händen, bis zu den Hörnern des Altars!
28 Mein Gott bist du, dich will ich preisen. Rühmen will ich dich, meinen Gott.
29 Lobsingt dem Herrn! Denn er ist gut und ewig währt sein Erbarmen.
Kapitel 119: Ein Lobgesang auf Gottes Wort und Weisung
(Alef)
1 Selig sind, die ohne Tadel wandeln, und die einhergehen im Gesetz des Herrn!
2 Selig sind, die seine Zeugnisse bewahren, die ihn von ganzem Herzen suchen,
3 und die auch Ungerechtigkeit nicht üben, vielmehr auf seinen Wegen wandeln!
4 Du selber hast deine Aufträge gegeben, auf daß man sorglich sie befolgen soll.
5 Oh, wäre doch mein Wandel fest begründet in der Befolgung deiner Satzungen!
6 Nie werd' ich zuschanden, blick' ich auf all' deine Gebote!
7 Mit geradem Herzen preise ich dich mit, wenn dein gerecht Gesetz ich kennenlerne.
8 Ich halte deine Satzungen genau: So wolle mich nicht gar so sehr verlassen!
(Bet)
9 Wie hält ein Jüngling seinen Wandel rein? Wenn er gewissenhaft dein Wort beachtet!
10 Mit meinem ganzen Herzen suche ich dich. Laß mich von deinen Satzungen nicht weichen!
11 Deine Worte berge ich in meinem Herzen, damit ich nie mich gegen dich verfehle!
12 Gepriesen seist du, Herr, deine Satzung lehre mich!
13 Mit meinen Lippen zähle ich alle Weisungen deines Mundes auf.
14 An der Einhaltung deiner Vorschriften erfreue ich mich mehr als an großem Reichtum.
15 Was du verordnet, will ich überdenken und auf deine Pfade schauen.
16 Ergötzen finde ich an deinen Satzungen, vergesse deine Worte nicht.
(Gimel)
17 Gewähre deinem Knecht, daß ich lebe; so will ich deine Worte halten!
18 Mache mir die Augen auf, damit ich das Wunderbare deiner Lehre sehe!
19 Ein Fremdling bin ich auf der Erde, verbirg mir nicht, was du befohlen hast!
20 Es drängt sich meine Seele voll Verlangen nach deinen Weisungen zu jeder Zeit.
21 Den Stolzen und Verfluchten gilt dein Drohen, sie haben deine Vorschriften verlassen.
22 Nimm weg von mir die Schmach und die Verachtung; denn deine Zeugnisse bewahre ich!
23 Ob Fürsten auch zusammensitzen, um gegen mich sich zu beraten, dein Knecht sinnt über deine Satzung nach.
24 Denn deine Zeugnisse sind meine Wonne, Berater sind sie mir.
(Dalet)
25 Am Staub klebt meine Seele – belebe mich durch dein Wort!
26 Du hörtest mich, als ich dir kund tat meine Lage. – O, deine Satzungen lehre mich!
27 Gib Einsicht mir in deiner Vorschrift Weg! Dann sinne ich über deine Wunder nach.
28 Vor Kummer ist in Tränen meine Seele; durch deine Worte richte mich wieder auf!
29 Den Weg der Lüge halte fern von mir, begnade mich mit deiner Lehre!
30 Den Weg der Treue habe ich erwählt, und deine Weisungen niemals vergessen.
31 Ich halte mich an deine Zeugnisse, oh, laß mich nicht zuschanden werden, Herr!
32 Ich wandle auf dem Weg deiner Satzungen. Denn weit machst du mein Herz.
(He)
33 Herr, lehre mich kennen den Weg deiner Satzung, damit ich ihn bis ans Ende bewahre!
34 Gib Einsicht mir, zu wahren dein Gesetz und es von ganzem Herzen zu befolgen.
35 Auf dem Pfad deiner Satzungen geleite mich, an ihm finde ich ja meine Wonne.
36 Mache deinen Zeugnissen mein Herz geneigt und nicht der Habsucht!
37 Wende meine Augen ab vom Blick nach Eitlem, auf deinen Wegen laß mich Leben finden!
38 Halte aufrecht deinem Knecht dein Wort, das denen gilt, die dir in Ehrfurcht dienen!
39 Wende ab von mir die Schmach, vor der mir graut! Denn deine Weisungen sind trefflich.
40 Siehe! Ich sehne mich nach deinen Vorschriften. Belebe mich in deiner Güte!
(Waw)
41 Deine Gnade komme über mich, o Herr, nach deinem Wort dein Heil!
42 Dann stehe ich Antwort denen, die mich schmähen, weil ich auf dein Wort setze mein Vertrauen.
43 Entziehe nicht das Wort der Wahrheit meinem Mund! Ich hoffe ja auf deine Richtersprüche.
44 So will ich stetig dein Gesetz bewahren, immer und in alle Ewigkeit.
45 So kann auf freier Bahn ich wandeln; um deine Vorschriften habe ich mich ja bemüht!
46 Deine Vorschriften will ich vor Königen bekennen; ich werde mich ihrer nicht schämen!
47 Denn meine Freude habe ich an deiner Vorschrift und liebe sie gar sehr.
48 Zu deiner Vorschrift, die ich liebe, hebe ich meine Hände und sinne über deine Satzung nach.
(Sajin)
49 Gedenke deines Wortes, das deinem Diener du gegeben, auf das du meine Hoffnung hingelenkt!
50 Das ist mein Trost in meinem Elend, daß mich belebt dein Wort.
51 Die Stolzen spotten über mich gar sehr, doch weiche ich nicht ab von deiner Lehre.
52 Ich dachte deiner alten Weisungen, o Herr, und ward getröstet.
53 Zorn packt mich wegen der Frevler, die dein Gesetz verlassen.
54 Zu Liedern sind mir deine Satzungen geworden am Ort meiner Pilgerschaft.
55 Bei Nacht gedachte ich deines Namens, Herr, und dein Gesetz befolgte ich.
56 Mein Anteil ist, deine Vorschriften zu befolgen.
(Chet)
57 Mein Anteil, Herr – so spreche ich – ist, deine Worte zu bewahren.
58 Ich flehe dich von ganzem Herzen an, sei gnädig mir nach deinem Wort!
59 Ich habe meine Wege überdacht und meinen Fuß gelenkt zu deinen Zeugnissen.
60 Ich eile ohne Zaudern, zu halten dein Gebot.
61 Der Bösen Stricke halten mich umfangen, doch dein Gesetz vergaß ich nicht.
62 Um Mitternacht erhebe ich mich, um dich für dein gerechtes Gesetz zu preisen.
63 Ich bin ein Freund all derer, die dich fürchten und deine Vorschriften befolgen.
64 Die Erde, Herr, ist deiner Güte voll, oh, lehre mich dein Gesetz!
(Tet)
65 An deinem Knecht hast Gutes du, o Herr, nach deinem Wort getan.
66 Gute Sitte und Erkenntnis lehre mich! Denn deinen Vorschriften habe ich vertraut.
67 Bevor ich Strafe leiden mußte, ging ich irre. Nun aber achte ich auf dein Wort.
68 Du bist so gut und gütig: Deine Satzung lehre mich!
69 Es dichten mir die Stolzen Falsches an; ich aber folge mit ganzem Herzen deinen Vorschriften.
70 Gefühllos ist ihr Herz wie Fett; doch ich erfreue mich an deiner Lehre.
71 Daß ich leiden muß, dient mir zum Heil, damit ich kennenlerne deine Satzung.
72 Ein größeres Gut ist mir das Gesetz deines Mundes als tausend Stücke Gold und Silber.
(Jod)
73 Es haben deine Hände mich geschaffen und gebildet, gib Einsicht mir, damit ich lerne deine Vorschrift!
74 Die dich verehren, sehen mich voll Freude, denn ich vertraute auf dein Wort.
75 Ich weiß, o Herr, daß du in Geradheit richtest und daß in Treue du mich niederbeugst.
76 Möge deine Gnade mir zum Trost gereichen nach deinem Wort an deinen Diener!
77 Es komme dein Erbarmen über mich, daß ich gesunde! Denn dein Gesetz ist meine Lust.
78 Die Stolzen sollen jämmerlich verderben, weil ungerecht sie mich bedrückt! Ich aber sinne deinem Auftrag nach.
79 Die sollen sich mir zugesellen, die dich fürchten, und deine Zeugnisse erkennen!
80 Untadelig sei mein Herz in deinen Satzungen, damit nicht schmählich ich verderben muß!
(Kaf)
81 Nach deinem Heil schmachtet meine Seele, ich harre auf dein Wort.
82 Nach deinem Wort schmachten meine Augen. Ich denke: "Wann endlich wirst du Trost mir bringen?"
83 Bin ich auch wie ein Schlauch im Rauch geworden, so habe ich doch deine Satzung nicht vergessen.
84 Wie zahlreich sind die Tage deines Knechtes! Wann wirst du die, die mich verfolgen, richten?
85 Die Stolzen haben Gruben mir gegraben, sie, die mißachten deine Weisung.
86 All dein Gebot ist Wahrheit! Oh, stehe mir bei, mit Trug verfolgt man mich!
87 Schier hätten sie mich umgebracht auf Erden, doch wich ich nicht von deiner Vorschrift ab.
88 In deiner Güte laß mich Leben finden, damit ich wahre deines Mundes Zeugnis!
(Lamed)
89 Dein Wort währt ewig, Herr, fest steht es wie der Himmel.
90 Durch die Geschlechter hin währt deine Wahrheit, du gründetest die Erde, und sie steht.
91 Bis heute stehen sie da nach deiner Weisung; denn dir ist alles untertan.
92 Wenn dein Gesetz nicht meine Wonne wäre, wär' ich in meinem Elend längst vergangen.
93 Auf ewig will ich nicht vergessen deiner Vorschrift; denn Leben hast du mir durch sie geschenkt.
94 Dein bin ich, schaff' mir Hilfe! Denn deine Vorschriften durchforsche ich.
95 Mir lauern Frevler auf, mich zu verderben, doch habe ich acht auf deine Zeugnisse.
96 An allem Großen sehe ich eine Grenze, nur dein Gebot ist allumfassend groß.
(Mem)
97 Wie habe ich dein Gesetz so liebgewonnen; den ganzen Tag sinn' ich darüber nach.
98 Es macht mich dein Gebot viel klüger noch als meine Feinde; denn immerdar geht es mit mir.
99 Ich werde weiser selbst als alle meine Lehrer, weil ich nachsinne über deine Zeugnisse.
100 Mehr Einsicht als Greise habe ich gewonnen, weil ich bewahrte deinen Auftrag.
101 Von jedem bösen Weg hielt ich zurück den Fuß, um ja dein Wort zu wahren.
102 Ich wich von deinen Weisungen nicht ab, denn du hast Unterweisung mir gegeben.
103 Wie süß sind meinem Gaumen deine Worte, viel süßer noch als Honig meinem Mund!
104 Aus deinen Vorschriften gewinne ich Einsicht, darum hasse ich jeden lügnerischen Pfad.
(Nun)
105 Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß, ein Licht auf meinem Pfad.
106 Ich habe geschworen und ich will es halten, wohl zu befolgen dein gerecht Gesetz.
107 Gar tief bin ich gebeugt, o Herr, mit deinem Wort belebe mich!
108 Nimm gnädig auf die Opfer meines Mundes; deine Weisungen, Herr, lehre mich!
109 Mein Leben trage ich stets in meiner Hand, doch habe ich niemals dein Gesetz vergessen.
110 Gottlose haben Schlingen mir gelegt, doch wich ich nicht von deiner Vorschrift ab.
111 Auf ewig ist mein Erbe dein Gebot, es ist die Wonne meines Herzens.
112 Ich neige mein Herz, deine Satzung zu befolgen auf immer und ewig.
(Samech)
113 Die Schwankenden sind mir verhaßt, doch deine Lehre habe ich liebgewonnen.
114 Du bist mir Schutz und Schild, ich harre auf dein Wort.
115 Ihr Übeltäter, weicht von mir! Denn halten will ich die Gebote meines Gottes.
116 Nach deinem Wort stütze mich, daß ich lebe, und laß mich nicht beschämt mit meiner Hoffnung werden!
117 Oh, leihe mir Hilfe, daß ich Rettung finde und deiner Satzung allzeit mich erfreue!
118 Du verwirfst alle, die deine Satzungen verlassen; denn eitel ist ihr Sinnen.
119 Wie Schlacken achtest du die Frevler auf Erden, darum liebe ich deine Zeugnisse.
120 Aus Furcht vor dir faßt Schaudern meinen Leib. Angst ist mir vor deinen Strafgerichten.
(Ajin)
121 Recht und Redlichkeit habe ich geübt, darum überlasse mich nicht meinen Feinden!
122 Tritt ein für das Wohl deines Dieners, und laß die Stolzen mich nicht unterdrücken!
123 Nach deiner Hilfe schmachten meine Augen, nach der Verheißung deines Heils.
124 Nach deiner Gnade tu an deinem Knecht; deine Satzung lehre mich!
125 Dein Diener bin ich. Gib mir Einsicht, daß ich deine Zeugnisse verstehe!
126 Zeit ist es zu handeln, Herr, sie haben dein Gesetz gebrochen.
127 Darum habe ich liebgewonnen deine Vorschriften weit mehr als Gold und Feingold.
128 Darum halte ich mich an alle deine Befehle; ich hasse jeden lügnerischen Pfad.
(Pe)
129 Gar wundersam sind deine Zeugnisse; darum bewahrt sie meine Seele.
130 Licht spendet deiner Worte Offenbarung: Die Kleinen macht sie klug.
131 Ich öffne voll Verlangen meinen Mund, ich sehne mich nach deinen Vorschriften.
132 Wende dich mir zu und sei mir gnädig, wie die es verdienen, die deinen Namen lieben!
133 Mache meine Schritte fest in deinem Wort, und laß nichts Böses mich beherrschen!
134 Erlöse mich von Bedrückung durch die Menschen, so will ich deinen Auftrag erfüllen.
135 Laß über deinem Knecht dein Antlitz leuchten, und lehre mich deine Satzungen!
136 Tränenbäche stürzen aus meinen Augen, weil viele dein Gesetz nicht einhalten.
(Zade)
137 Gerecht bist du, o Herr, und dein Gericht ist gerade.
138 Deine Vorschriften hast du erlassen in Gerechtigkeit und großer Treue.
139 Mein Eifer verzehrt mich, denn meine Bedränger haben dein Wort vergessen.
140 Rein und lauter ist dein Wort; liebgewonnen hat es dein Knecht.
141 Klein bin ich und verachtet, doch deine Vorschriften vergesse ich nie.
142 Dein Recht ist ewiges Recht, und dein Gesetz ist Wahrheit.
143 Mich trafen Angst und Not, doch deine Vorschriften sind meine Wonne.
144 Ewig gerecht sind deine Zeugnisse, oh, gib mir Einsicht, daß ich leben kann!
(Qof)
145 Von ganzem Herzen rufe ich: "Herr, erhöre mich! Ich halte deine Satzungen!"
146 Ich rufe zu dir: "Errette mich!", daß ich bewahre deine Zeugnisse!
147 In aller Frühe kam ich schon und flehte, ich harre auf dein Wort.
148 Noch vor dem Morgen wachten meine Augen, um nachzusinnen über deinen Ausspruch.
149 Höre auf mein Rufen, Herr, nach deiner Gnade, nach deinem Recht laß mich Leben finden!
150 Es nahen sich jene, die dem Laster folgen, die weit entfernt von deiner Lehre sind.
151 Du, Herr, bist mir nahe, und alle deine Vorschriften sind Wahrheit.
152 Von Anfang an erkenne ich aus deinen Zeugnissen, daß du für immer sie erlassen hast.
(Resch)
153 Sieh an mein Elend und errette mich! Denn deine Lehre habe ich nicht vergessen.
154 Verficht mein Recht! Erlöse mich! Nach deinem Wort laß mich Leben finden!
155 Weit von den Frevlern ist das Heil entfernt, weil sie nach deinen Satzungen nicht fragen.
156 Gar groß, o Herr, ist dein Erbarmen. Nach deinem Recht laß mich Leben finden!
157 Zahlreich sind meine Bedränger und Verfolger, ich weiche von deinen Zeugnissen nicht ab.
158 Ich sehe die Frevler, und es tut mir weh, daß sie sich nicht um deine Weisung kümmern.
159 Sieh her, ich liebe deine Vorschrift, Herr, nach deiner Güte laß mich Leben finden.
160 Beständigkeit ist das Erste an deinem Wort, auf ewig dauert jedes deiner gerechten Gebote.
(Schin)
161 Fürsten bringen mich grundlos in Bedrängnis, doch nur vor deinen Worten bebt mein Herz.
162 Ich freue mich ob deiner Rede wie einer, der gar reiche Beute macht.
163 Ich hasse und verabscheue die Lüge, doch habe ich liebgewonnen dein Gesetz.
164 Ich lobe dich des Tages siebenmal für dein gerecht Gesetz.
165 Wer deine Lehre liebt, hat tiefen Frieden, für ihn gibt es auch kein Straucheln mehr.
166 Ich harre auf dein Heil, o Herr, und komme deiner Vorschrift nach.
167 Ich halte mich an deine Zeugnisse. Ich liebe sie gar sehr.
168 Ich halte deine Vorschriften und Zeugnisse; denn meine Wege sind dir wohlbekannt.
(Taw)
169 Mein Flehen möge zu dir dringen, Herr! Nach deinem Wort schenke mir Unterweisung!
170 Mein Beten möge vor dein Antlitz kommen! Laß mich Rettung finden nach deinem Wort!
171 Dir sollen meine Lippen Lobpreis singen! Denn du lehrst mich deine Satzungen.
172 Von deiner Weisung singe meine Zunge! Denn gerecht sind alle deine Vorschriften.
173 Bereit sei deine Hand, mir beizustehen! Denn ich habe deine Vorschriften erwählt.
174 Ich sehne mich, o Herr, nach deinem Heil, und Wonne ist mir deine Lehre.
175 Möge meine Seele leben, dich zu preisen! Laß mir hilfreich sein deine Weisungen!
176 Wie ein verlorenes Schäflein irre ich umher. Suche deinen Knecht! Denn deine Satzung habe ich nicht vergessen!
Kapitel 120: 'Errette mich vor lügnerischen Lippen!'
1 [Ein Wallfahrtslied.] – In meiner Drangsal rief ich zum Herrn. Da erhörte er mich.
2 Ach Herr, errette mich vor lügnerischen Lippen, vor der Zunge voll Trug!
3 Was soll er dir geben, was soll er dir antun, du tückische Zunge?
4 Der Krieger geschärfte Pfeile samt glühenden Ginsterkohlen!
5 Weh mir, daß ich Gast bin in Meschech, daß ich in Kedars Zelten wohne!
6 Lange schon wohnt meine Seele bei Menschen, die den Frieden hassen.
7 Friedlich bin ich. Doch was ich nur sage, sie wollen den Streit.
Kapitel 121: 'Hilfe kommt mir vom Herrn...'
1 [Ein Wallfahrtslied.] – Meine Augen hebe ich empor zu den Bergen. Von wo wird mir Hilfe kommen?
2 Hilfe kommt mir vom Herrn, der Himmel und Erde geschaffen.
3 Er läßt deinen Fuß nicht gleiten. Der dich behütet, schläft nicht.
4 Siehe, nie schläft, nie schlummert Israels Hüter.
5 Der Herr ist dein Hüter, der Herr ist dein Schatten. Er steht dir zur Rechten,
6 daß bei Tag dir die Sonne nicht schadet, noch der Mond in der Nacht.
7 Der Herr beschützt dich vor allem Übel. Er behütet dein Leben.
8 Der Herr behütet dein Gehen und dein Kommen von nun an bis in Ewigkeit.
Kapitel 122: Die Wallfahrt nach Jerusalem
1 [Ein Wallfahrtslied von David.] – Ich freute mich, als man mir sagte: "Wallfahren wollen wir zum Haus des Herrn!"
2 Nun stehen unsere Füße schon in deinen Toren, Jerusalem.
3 Jerusalem, du bist als die Stadt erbaut, wo alle sich zusammenfinden!
4 Die Stämme pilgern dorthin, die Stämme des Herrn. Gesetz ist es für Israel, dem Namen des Herrn zu lobsingen.
5 Dort stehen ja die Richterthrone, die Throne des Hauses David.
6 Erfleht über Jerusalem Frieden! Heil denen, die dich lieben!
7 Friede soll herrschen in deinen Mauern, Ruhe in deinen Palästen!
8 Wegen meiner Brüder und meiner Verwandten wegen will ich sagen: Heil dir!
9 Wegen des Hauses des Herrn, unseres Gottes, erbitte ich für dich Segen.
Kapitel 123: Aufblick zu Gott
1 [Ein Wallfahrtslied.] – Meine Augen erhebe ich zu dir, der du thronst im Himmel.
2 Siehe, wie die Augen der Knechte an der Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd an der Hand ihrer Herrin, so hängen unsere Augen am Herrn, unserem Gott, bis er uns Gnade erweist.
3 Erbarme dich unser, o Herr! Erbarme dich unser! Reichlich sind wir ja mit Schmach gesättigt.
4 Übersatt ist unsere Seele vom Spott der Reichen, vom Hohn der Stolzen.
Kapitel 124: 'Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn!'
1 [Ein Wallfahrtslied von David.] – "Wäre der Herr nicht für uns gewesen" – soll Israel sprechen –
2 "wäre der Herr nicht für uns gewesen, als Menschen gegen uns stritten,
3 hätten sie uns lebendig verschlungen, als ihre Wut gegen uns entbrannte.
4 Dann hätten uns die Wasser weggerissen, hinweggebraust wäre über uns der Wildbach,
5 dahingeschossen wären über uns die reißenden Wasser."
6 Gepriesen sei der Herr, der uns ihren Zähnen nicht hinwarf zum Raub!
7 Entkommen ist unsere Seele wie ein Vogel der Schlinge des Voglers: Zerrissen ist das Netz, und wir sind frei!
8 Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde geschaffen hat.
Kapitel 125: Israels Schutzherr
1 [Ein Wallfahrtslied.] – Die auf den Herrn vertrauen, sind wie der Zionsberg, der nicht wankt, der auf ewig steht.
2 Wie Berge Jerusalem umgeben, so ist der Herr rings um sein Volk von nun an auf ewige Zeiten.
3 Darum darf das Zepter der Bosheit nicht auf dem Erbe der Gerechten lasten, damit nicht auch die Gerechten ihre Hände ausstrecken nach Bösem.
4 Tu Gutes, Herr, den Guten, denen, die geraden Herzens sind!
5 Doch mitsamt den Bösen jage der Herr die davon, die sich zuwenden krummen Pfaden! Friede über Israel!
Kapitel 126: 'Großes hat der Herr an uns getan!'
1 [Ein Wallfahrtslied.] – Als der Herr einst wandte Zions Geschick, war uns, als ob wir träumten.
2 Da war unser Mund voll Lachen, voll Jauchzen war unsere Zunge. Da sagte man bei den Völkern: "Großes hat der Herr an ihnen getan."
3 Ja, Großes hat der Herr an uns getan! Wie waren wir fröhlich!
4 Ach Herr, wandle doch unser Geschick, wie du wandelst die Bäche im Südland!
5 Die mit Tränen säen, mögen mit Jauchzen ernten!
6 Weinend geht er hin und trägt den Samen zur Aussaat, doch heim kehrt er mit Jauchzen, er kommt und trägt seine Garben.
Kapitel 127: Menschenmühe und Gottessegen
1 [Ein Wallfahrtslied von Salomo.] – Baut der Herr nicht das Haus, mühen sich die Bauleute vergeblich. Hütet der Herr nicht die Stadt, wacht vergebens der Wächter.
2 Eitel ist es, daß ihr früh euch erhebt und erst spät euch zu Tisch setzt, das Brot der Mühsal zu essen: Seinen Lieblingen gibt er es im Schlaf.
3 Seht, Söhne sind ein Geschenk des Herrn, Kinder sind seine Belohnung.
4 Die Söhne der Jugend sind wie Pfeile in der Hand des Kriegers.
5 Selig der Mann, der mit ihnen seinen Köcher gefüllt hat! Sie werden nicht zuschanden, wenn sie mit Feinden rechten im Tor.
Kapitel 128: Der Segen der Gottesfurcht
1 [Ein Wallfahrtslied.] – Selig der Mensch, der den Herrn fürchtet und auf seinen Wegen wandelt!
2 Was deine Hände schaffen, wirst du genießen. Wohl dir! Du hast es gut.
3 Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau drinnen im Haus. Wie Sprossen vom Ölbaum stehen deine Söhne um deinen Tisch.
4 Siehe, so wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet.
5 Es segne dich der Herr von Zion aus! Dein Leben lang erfreue dich an Jerusalems Glück!
6 Erfreue dich an deinen Kindeskindern! Friede über Israel!
Kapitel 129: Israels Rettung aus allen Nöten
1 [Ein Wallfahrtslied.] – "Von Jugend an hat man mich hart bedrängt" – soll Israel sprechen –
2 "von Jugend an hat man mich hart bedrängt, doch nie bezwungen.
3 Auf meinem Rücken pflügten die Pflüger, lange Furchen zogen sie hin.
4 Doch der Herr, der Gerechte, zerhieb den Strick der Frevler."
5 Schmachvoll müssen von dannen ziehen alle, die Zion hassen.
6 Sie sind wie das Gras auf den Dächern, das, ehe es blüht, schon verdorrt.
7 Kein Schnitter füllt damit seine Hand, noch seinen Arm der Garbenbinder.
8 Keiner, der vorübergeht, ruft: "Euch segne der Herr!", oder: "Wir segnen euch im Namen des Herrn!"
Kapitel 130: 'Beim Herrn ist Erbarmen...'
1 [Ein Wallfahrtslied.] – Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
2 Höre, o Herr, meine Stimme! Laß dein Ohr achten auf mein lautes Flehen!
3 Wenn du, o Herr, der Sünden gedächtest, o Herr, wer könnte bestehen?
4 Doch bei dir ist Vergebung, auf daß man dich fürchte.
5 Ich hoffe auf den Herrn. Es hofft meine Seele. Ich harre seiner Verheißung.
6 Meine Seele hofft auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen. Mehr als die Wächter auf den Morgen
7 soll Israel harren des Herrn! Denn beim Herrn ist Erbarmen. Bei ihm ist reiche Erlösung.
8 Ja, er wird Israel erlösen von all seinen Sünden.
Kapitel 131: Meine Seele ruht bei Gott
1 [Ein Wallfahrtslied von David.] – O Herr, mein Herz will nicht hoch hinaus, noch schauen stolz meine Augen. Ich gebe mich nicht ab mit Dingen, die mir zu groß und erhaben.
2 Beruhigt und still gemacht habe ich meine Seele. Wie ein Kind gestillt ruht an der Brust seiner Mutter, so ruht meine Seele gestillt bei Gott.
3 Israel, harre des Herrn von nun bis in Ewigkeit.
Kapitel 132: Zur Einweihung des Salomonischen Tempels
Der Erfüllung von Davids Versprechen
1 [Ein Wallfahrtslied.] – Sei Davids eingedenk, Herr, und all seiner Mühen!
2 Er hat dem Herrn geschworen, Jakobs mächtigem Gott gelobt:
3 "Mein Zelt will ich nicht betreten, noch besteigen mein Lager,
4 meinen Augen den Schlaf nicht gönnen, noch Schlummer den Lidern,
5 bis ich dem Herrn eine Stätte gefunden, eine Wohnung für Jakobs mächtigen Gott!"
Ankunft der Pilger und ihre Gebet bei der Tempelweihe
6 Von der Bundeslade hörten wir in Efrata, haben sie im Gebiet von Jáar gefunden.
7 Zu seiner Wohnstatt wollen wir ziehen, uns niederwerfen vor dem Schemel seiner Füße!
8 Brich auf, Herr, zum Ort deiner Ruhe, du und deine machtvolle Lade!
9 Mit Gerechtigkeit sollen sich bekleiden deine Priester! Frohlocken sollen deine Frommen!
10 Um deines Dieners David willen weise das Antlitz deines Gesalbten nicht ab!
Gottes Schwur zugunsten Davids und seiner Nachkommen
11 Der Herr hat in Treue David geschworen, einen Eid, von dem er nicht abgeht: "Deinen leiblichen Sproß setze ich auf deinen Thron:
12 Wenn deine Söhne meinen Bund bewahren, mein Zeugnis, das ich sie lehre, sollen für immer auch deren Söhne sitzen auf deinem Thron!"
13 Ja, der Herr hat Zion erwählt, ihn sich zur Wohnung erkoren:
Die Segnungen der Gegenwart Gottes auf Zion
14 "Dies ist auf ewig der Ort meiner Ruhe! Hier wohne ich. So war es mein Verlangen.
15 Reichlich will ich ihn segnen mit Nahrung, seinen Armen Überfluß geben an Brot.
16 Mit Heil will ich bekleiden seine Priester. Seine Frommen sollen jubelnd frohlocken.
17 Wachsen lasse ich dort Davids Macht, richte die Leuchte für meinen Gesalbten.
18 Seine Feinde will ich mit Schande bedecken. Über ihm aber strahlt seine Krone!"
Kapitel 133: Lob brüderlicher Eintracht
1 [Ein Wallfahrtslied von David.] – Siehe, wie schön und lieblich es ist, wenn Brüder friedlich beisammen wohnen!
2 Das ist wie köstliches Öl auf dem Haupt, das herab in den Bart rinnt, den Aaronsbart, der herabwallt auf den Saum seines Gewandes.
3 Das ist wie der Tau des Hermon, der auf Zions Berge herabfällt. – Dorthin entbietet der Herr Segen: Leben auf ewig.
Kapitel 134: Nächtlicher Lobpreis im Heiligtum
1 [Ein Wallfahrtslied.] – Auf! Preist den Herrn, all ihr Diener des Herrn, die ihr nachts steht im Haus des Herrn.
2 Erhebt eure Hände zum Heiligtum und preist den Herrn!
3 Vom Zion aus segne dich der Herr, der Himmel und Erde geschaffen hat!
Kapitel 135: Lobet den Herrn, denn er ist gut!'
Aufruf zum Lob Gottes
1 Halleluja! Lobt den Namen des Herrn! Lobt ihn, ihr Diener des Herrn,
2 die ihr steht im Haus des Herrn, in den Höfen am Haus unseres Gottes!"
Gottes Güte gegen sein Volk
3 Lobt den Herr! Denn der Herr ist gut. Spielt seinem Namen! Denn er ist lieblich.
4 Denn Jakob hat der Herr sich erkoren, Israel zu seinem Eigentum.
Gottes Allmacht in der Natur
5 Ja, ich weiß: Der Herr ist groß. Unser Gott überragt alle Götter.
6 Was immer dem Herrn gefällt, das tut er im Himmel und auf der Erde, in den Meeren und allen Tiefen:
7 Er, der Wolken heraufführt vom Ende der Erde, Blitze wandelt in Regen, aus seinen Kammern den Wind holt,
Gottes machtvolle Führung Israels
8 der Ägyptens Erstgeburt schlug, vom Menschen bis hin zu den Tieren,
9 der Zeichen und Wunder sandte in deiner Mitte, Ägypten, gegen den Pharao und all seine Knechte,
10 der zahlreiche Völker besiegte und niederstreckte machtvolle Könige:
11 Sihon, den König der Amoriter, und Og, den König von Baschan, und all die Reiche Kanaans.
12 Und deren Land gab er Israel als Erbe, zum Erbbesitz seinem Volk.
Der allmächtige Gott und die nichtigen Götzen
13 O Herr, dein Name währt ewig, o Herr, dein Ruhm von Geschlecht zu Geschlecht.
14 Denn der Herr schafft Recht seinem Volk, seinen Knechten erweist er Erbarmen.
15 Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, ein Machwerk menschlicher Hände.
16 Sie haben einen Mund und können nicht sprechen, zwei Augen und können nicht sehen,
17 zwei Ohren und können nicht hören. Es ist auch kein Odem in ihrem Mund.
18 Ihnen gleich sollen werden, die sie gemacht, ein jeder, der ihnen vertraute!
Erneuter Aufruf zum Lobpreis Gottes
19 Haus Israel, preise den Herrn, Haus Aaron, preise den Herrn!
20 Haus Levi, preise den Herrn, die ihr den Herrn verehrt, preist den Herrn!
21 Gepriesen sei auf Zion der Herr, der in Jerusalem thront! Halleluja!
Kapitel 136: Danklitanei
Aufruf zum Lobpreis der Güte Gottes
1 Lobsingt dem Herrn! Denn er ist gut. In Ewigkeit währt sein Erbarmen.
2 Lobsingt dem höchsten Gott – in Ewigkeit währt sein Erbarmen.
3 Lobsingt dem höchsten Herrn – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
Dank für die Schöpfung
4 der allein große Wunder wirkt – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
5 der den Himmel in Weisheit schuf – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
6 der die Erde über Wasser gefestigt – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
7 der die großen Lichter schuf – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
8 die Sonne als Herrin des Tages – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
9 als Nachtbeherrscher den Mond und die Sterne – in Ewigkeit währt sein Erbarmen.
Dank für die Befreiung aus Ägypten
10 Der Ägypten in seiner Erstgeburt schlug – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
11 und Israel führte aus seiner Mitte – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
12 mit starker Hand und gerecktem Arm – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
13 der das Schilfmeer in Teile gespalten – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
14 und Israel ziehen ließ mitten hindurch – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
15 und den Pharao samt seiner Streitmacht stürzte ins Schilfmeer – in Ewigkeit währt sein Erbarmen.
Dank für die Führung in das Gelobte Land
16 Der sein Volk durch die Wüste geführt – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
17 der große Könige schlug – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
18 und stolze Fürsten besiegte – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
19 Sihon, den König der Amoriter – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
20 und Og, den König von Baschan – in Ewigkeit währt sein Erbarmen.
21 Der deren Land zum Erbbesitz gab – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
22 zum Erbe Israel, seinem Knecht – in Ewigkeit währt sein Erbarmen.
Dank für alle Hilfe und Fürsorge
23 Der unserer Niedrigkeit gedachte – in Ewigkeit währt sein Erbarmen –
24 und unseren Bedrängern uns entriß – in Ewigkeit währt sein Erbarmen.
25 Der Speise reicht allen Geschöpfen – in Ewigkeit währt sein Erbarmen.
26 Lobsingt dem Gott des Himmels – in Ewigkeit währt sein Erbarmen.
Kapitel 137: 'An Babels Wasser...'
1 An Babels Wassern saßen wir und weinten, Zions gedenkend.
2 An den Pappeln daselbst hängten wir auf unsere Harfen.
3 Denn unsere Zwingherren begehrten dort von uns Lieder, frohen Gesang unsere Peiniger: "Singt uns ein Lied vom Zion!"
4 Wie könnten wir ein Lied des Herrn singen auf fremder Erde?
5 Wenn dein ich vergäße, Jerusalem, soll meine Rechte verdorren!
6 Am Gaumen klebe mir die Zunge, gedächte ich nicht deiner, hielte ich Jerusalem nicht hoch über all meine Freude!
7 Des Tages Jerusalems, Herr, gedenke den Söhnen Edoms, die riefen: "Reißt nieder! Reißt nieder! Nieder mit ihr bis zum Grund!"
8 Tochter Babel, des Untergangs wert, Heil dem, der dein Tun dir vergilt, das du an uns verübt hast!
9 Heil dem, der deine Kinder packt und sie zerschmettert am Felsen!
Kapitel 138: Gottes Güte und Treue
Dank an Gott für die gütige Erfüllung seiner Verheißungen
1 [Von David.] – Von ganzem Herzen will ich dich preisen. Spielen will ich dir vor Fürsten.
2 Zu deinem heiligen Tempel hin bete ich an, sage Dank deinem Namen für deine Güte und Treue. Denn größer als jeden Namen hast du gemacht dein Wort.
3 Am Tag, da ich rief, erhörtest du mich und mehrtest die Kraft meiner Seele.
Das Loblied der Könige der Erde
4 Alle Könige der Erde werden dich preisen, o Herr, wenn sie das Wort deines Mundes vernehmen,
5 Besingen werden sie die Wege des Herrn: "Groß ist die Herrlichkeit des Herrn.
6 Erhaben ist der Herr. Doch schaut er auch das Niedrige an. Den Stolzen erkennt er von weitem."
Zuversicht für die Zukunft
7 Muß ich auch wandeln inmitten von Drangsal: Du erhältst mich am Leben. Gegen die Wut meiner Feinde streckst du aus deine Hand. Mich beschützt deine Rechte.
8 Mir zum Heil vollführt es der Herr. – Herr, ewig währt dein Erbarmen. Gib nicht preis das Werk deiner Hände!
Kapitel 139: Gott, der Allwissende
Gottes Wissen
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David.] – Herr, erforscht hast du mich und kennst mich.
2 Du weißt um mein Sitzen und Aufstehen; meine Gedanken erkennst du von weitem.
3 Du prüfst mein Gehen und mein Ruhen, bist vertraut mit all meinen Wegen.
4 Noch liegt ein Wort mir nicht auf der Zunge, schon kennst du, o Herr, es genau.
5 Von vorn und von hinten hast du mich umschlossen, und legst auf mich deine Hand.
6 Zu wunderbar ist für mich solch Wissen, zu hoch – ich begreife es nicht.
Gottes Allgegenwart
7 Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, wohin fliehen vor deinem Antlitz?
8 Stiege ich auch zum Himmel hinauf: Du bist dort. Läge ich auch drunten in der Unterwelt: Siehe, da bist du.
9 Nähme ich mir auch des Morgenrots Schwingen und ließe mich nieder am Ende des Meeres,
10 so würde auch dort deine Hand mich geleiten, mich fassen deine Rechte.
11 Und dächte ich: "Finsternis soll mich verhüllen, zur Nacht soll um mich her werden das Licht",
12 so wäre die Finsternis für dich doch nicht finster: hell wie der Tag ist für dich die Nacht, die Finsternis ist dir wie das Licht.
Er kennt mich – er hat mich geschaffen
13 Meine Nieren hast du ja geschaffen, mich im Schoß meiner Mutter gewoben.
14 Ich danke dir: Erstaunlich, wunderbar bin ich erschaffen. Gar wunderbar sind deine Werke. Meine Seele erkennt das gar wohl.
15 Mein Werden war nicht verborgen vor dir, als im Verborgenen ich wurde, gewirkt in irdischen Tiefen.
16 Deine Augen sahen mich als gestaltlosen Keim, und in deinem Buch standen schon all die Tage verzeichnet, die mir vorausbestimmt wurden, als noch keiner von ihnen war.
17 O Gott, wie schwer sind für mich deine Gedanken, wie unermeßlich ist ihre Zahl!
18 Wollte ich sie zählen – sie sind zahlreicher als der Sand; und käme ich ans Ende, wäre ich erst am Beginn.
Abscheu vor Feinden Gottes
19 Daß du, o Gott, doch töten wolltest den Frevler! Ihr Blutbefleckten, weicht von mir!
20 Von dir reden sie voll Trug, brüsten sich eitel als deine Feinde.
21 Soll ich nicht hassen, die dich, o Herr, hassen, nicht verachten, die gegen dich aufstehen?
22 Ja, mit glühendem Haß will ich sie hassen. Sie sind meine eigenen Feinde.
23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz! Prüfe mich und erkenne mein Denken!
24 Sieh, ob ich wandle den Weg des Verderbens, und leite mich auf der Ewigkeit Pfad!
Kapitel 140: Bitte um Schutz gegen böswillige Feinde
1 [Dem Chormeister; ein Psalm von David.]
Bitte um Hilfe gegen Verleumder
2 Errette mich Herr, von bösen Menschen! Vor Gewalttätigen behüte mich,
3 vor denen, die Böses im Herzen ersinnen, tagtäglich nur Streit erregen!
4 Sie spitzen die Zungen wie Schlangen, Natterngift ist auf ihren Lippen.
Hilferuf in Todesgefahr
5 Bewahre mich, Herr, vor den Fäusten des Frevlers! Vor Gewalttätigen behüte mich, vor denen, die trachten, zu stürzen meine Schritte.
6 Die Hochmütigen legten mir heimliche Schlingen, spannten Netze am Weg und stellten mir Fallen.
Vertrauen auf Gottes Einschreiten
7 Ich sage zum Herrn: "Du bist mein Gott!" Höre, o Herr, mein Flehen!
8 Allmächtiger Herr, mein hilfreicher Hort, der mein Haupt beschirmt am Tag des Kampfes,
9 o Herr, erfülle nicht das Begehren der Frevler! Ihr böses Planen laß nicht gelingen!
Bitte um Vergeltung
10 Wenn sie ihre Häupter erheben, treffe sie ihrer eigenen Lippen Bosheit.
11 Es regne auf sie glühende Kohlen! Ins Feuer möge er sie stürzen, in den Abgrund, daß nie mehr sie aufstehen!
12 Der Zungenheld soll im Land nicht bestehen! Den Gewalttätigen hetze das Unglück bis zum Sturz!
Zuversichtliche Hoffnung auf Hilfe
13 Ich weiß, der Herr führt des Elenden Sache, den Rechtsstreit der Armen.
14 Nur die Gerechten sagen Dank deinem Namen, vor deinem Antlitz werden die Redlichen weilen.
Kapitel 141: Gebet in schwerer Versuchung und Verfolgung
1 [Ein Psalm von David.] – Herr ich rufe zu dir. Sorge für mich! Vernimm meine Stimme, die zu dir fleht!
2 Laß mein Gebet dir als Rauchopfer gelten, als Speiseopfer am Abend meiner Hände Erheben!
3 Setze, o Herr, meinem Mund eine Wache, eine Wehr der Tür meiner Lippen!
4 Laß mein Herz sich nicht neigen zum Bösen, daß ich nicht Schändliches begehe mit Männern, die Böses tun! Von ihren Leckerbissen will ich nicht kosten!
5 Ein Gerechter schlage mich: Es ist eine Gnade. Er rüge mich: Es ist Öl für mein Haupt. Mein Haupt wird sich dessen nicht weigern. Geht es ihm schlecht, will ich stets für ihn beten.
6 Sind sie gefallen in die Hände ihrer Richter, werden sie hören, wie mild meine Worte.
7 Wie geschnittenes und gespaltenes Erdreich liegen unsere Gebeine hingestreut vor des Totenreiches Rachen.
8 Darum sind auf dich, allmächtiger Herr, meine Augen gerichtet: Bei dir suche ich Zuflucht. Gib mein Leben dem Tod nicht preis!
9 Bewahre mich vor der Schlinge, die sie mir legen, vor der Übeltäter Fallen!
10 Laß die Frevler im eigenen Netz sich verstricken, indes ich heil ihm entkomme!
Kapitel 142: Gebet in Todesnot
1 [Ein Lehrgedicht von David, als er in der Höhle war; ein Gebet.]
2 Laut schreie ich zum Herrn. Laut flehe ich zum Herrn um Gnade.
3 Meine Klage gieße ich vor ihm aus, tu kund vor ihm meine Not.
4 Ist auch ratlos mein Geist in mir: du kennst dennoch meinen Pfad. Auf dem Weg, den ich gegangen, legte man mir heimlich Schlingen.
5 Schaue zur Rechten und sieh: Keiner ist da, der auf mich achthat. Jede Zuflucht schwand mir dahin. Um mein Leben kümmert sich niemand.
6 O Herr, ich rufe zu dir. Ich spreche: Du bist meine Zuflucht, mein Anteil im Land der Lebenden.
7 O, merke doch auf meine Bitte; denn ich bin ganz erschöpft! Entreiße mich meinen Verfolgern; denn sie sind mir zu stark.
8 Aus dem Kerker führe meine Seele, daß deinen Namen ich preise! Dann umringen mich freudig die Frommen, weil du mir Gutes getan.
Kapitel 143: Bitte um Nachsicht und Weisung
'Geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht'
1 [Ein Psalm von David.] – Herr, erhöre mein Gebet! Um deiner Treue willen vernimm mein Flehen! Erhöre mich, weil du gerecht bist!
2 Geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht; denn kein Lebender ist gerecht vor dir!
3 Der Feind hetzt meine Seele. Er tritt in den Staub mein Leben. Er stößt mich in die Finsternis wie längst Verstorbene.
4 Mein Geist ist in mir voller Zagen. Das Herz erstarrt mir in der Brust.
5 Ich denke an vergangene Tage, sinne nach über all dein Tun, erwäge deiner Hände Walten.
6 Ich strecke zu dir meine Hände aus. Meine Seele harrt deiner wie trockenes Land.
7 Herr, erhöre mich eilends! Mein Geist vergeht. Verbirg nicht vor mir dein Antlitz! Sonst bin ich wie die, die ins Grab gesunken.
'Zeige mir den Weg'
8 O, laß mich bald deine Gnade erfahren; denn ich vertraue auf dich! Zeige mir den Weg, den ich gehen soll; denn zu dir erhebe ich meine Seele!
9 Vor meinen Feinden errette mich, Herr; denn ich nehme zu dir meine Zuflucht!
10 Lehre mich, deinen Willen zu tun; du bist ja mein Gott! Dein guter Geist geleite mich auf ebener Bahn!
Bitte um Bestrafung der Feinde
11 Um deines Namens willen, o Herr, erhalte mich am Leben! Weil du gerecht bist, führe aus der Not meine Seele!
12 Vernichte meine Feinde nach deiner Huld! Vertilge alle, die hart mich bedrängen; ich bin ja dein Knecht!
Kapitel 144: Gottes Segen in Krieg und Frieden
Rückblick auf Gottes bisherige Hilfe
1 [Von David.] – Der Herr, mein Hort, sei gepriesen, der meine Hände lehrte den Kampf, den Krieg meine Finger!
2 Er ist meine Stärke, meine Burg, meine Zuflucht, mein Retter, mein Schild, zu dem ich mich flüchte, der Völker mir unterwarf!
Des Menschen Unzulänglichkeit
3 Was ist der Mensch, Herr, daß sein du gedenkst, der Erdensohn, daß du ihn ansiehst?
4 Wie ein Hauch ist der Mensch, wie ein Schatten, der hinhuscht, sind seine Tage.
Bitte um Hilfe gegen auswärtige Feinde
5 Herr, neige deinen Himmel und steige herab! Rühre die Berge an, daß sie rauchen!
6 Schleudere den Blitz und zersprenge die Feinde! Schieße ab deine Pfeile, verwirre sie!
7 Strecke aus deine Hand von der Höhe! Befreie mich! Zieh mich heraus aus gewaltigen Wassern, aus den Händen der Fremden!
8 Ihr Mund redet Trug. Voll Falschheit ist ihre Rechte.
Das neue Lied
9 Dir, o Gott singe ich ein neues Lied, dir spiele ich auf zehnsaitiger Harfe:
10 "Königen hat er Sieg verliehen, David, seinen Knecht, entrissen dem mordenden Schwert."
Hoffnung auf Frieden im Land
11 Befreie mich und errette mich aus den Händen der Fremden! Ihr Mund redet Trug. Voll Falschheit ist ihre Rechte.
12 Dann werden unsere Söhne gleich Pflanzen sein, hochgewachsen in ihrer Jugend und unsere Töchter wie feingemeißelte Säulen in Palästen.
13 Dann sind unsere Speicher übervoll, allerlei Vorräte spendend. Unsere Schafe vermehren sich tausend, ja zehntausendfach auf unserer Flur.
14 Dann bleiben unsere trächtigen Rinder ohne Ausfall und Fehlwurf. Dann ist kein Wehruf zu hören auf unseren Gassen.
15 Selig das Volk, dem all das beschieden! Selig das Volk, dessen Gott der Herr ist!
Kapitel 145: Gottes gütige und gerechte Herrschaft
Lobpreis Gottes
1 [Ein Lobgesang von David.] – Ich will dich erheben, mein Gott, du König, deinen Namen preisen für immer und ewig.
2 Ich will dir lobsingen an jeglichem Tag, deinen Namen rühmen für immer und ewig.
Gottes Größe
3 Groß ist der Herr, lobwürdig gar sehr. Unerforschlich ist seine Größe.
4 Ein Geschlecht rühmt deine Werke dem anderen. Kund tun sie deine mächtigen Taten.
5 Von deiner Hoheit strahlendem Glanz will ich reden, deine Wunder will ich besingen.
6 Sie sprechen von deiner furchtbaren Taten Macht. – Von deinen Großtaten will ich erzählen.
Gottes Güte und Liebe
7 Deiner reichen Güte Gedenken künden sie laut, froh preisen sie dein gnädiges Walten:
8 "Der Herr ist gnädig und voller Erbarmen, langmütig und reich an Liebe.
9 Gütig gegen jedermann ist der Herr, voll Huld für all seine Werke."
Gottes Macht und Treue
10 Dich loben all deine Werke, o Herr. Es preisen dich deine Frommen.
11 Sie sprechen von deines Reiches Glanz und reden von deiner Stärke,
12 sie künden den Menschen von deiner Macht, vom strahlenden Glanz deines Reiches.
13 Deine Herrschaft währt durch alle Geschlechter. Treu ist der Herr in all seinen Worten und gnädig in all seinem Tun.
14 Allen, die stürzen, ist der Herr ein Stütze, alle Gebeugten richtet er auf.
15 Aller Augen warten auf dich: Du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.
16 Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, mit Güte.
Gottes Gerechtigkeit
17 Gerecht ist der Herr auf all seinen Wegen und gütig in all seinen Werken.
18 Nahe ist der Herr allen, die zu ihm rufen, ja allen, die zu ihm rufen in Treue.
19 Seiner Verehrer Begehren erfüllt er. Er hört ihr Flehen und rettet sie.
20 Alle, die ihn lieben, schirmt der Herr. Doch sämtliche Frevler vertilgt er.
Abgesang
21 Den Ruhm des Herrn verkündet mein Mund. Auf immer und ewig lobsingt alles Fleisch seinem heiligen Namen.
Kapitel 146: Vertrauen auf Gottes Hilfe
1 Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele!
2 Den Herrn will ich loben mein Leben lang, meinem Gott will ich spielen, solange ich bin.
3 Vertraut nicht auf Fürsten, auf eines Menschen Sohn, bei dem keine Hilfe!
4 Fährt sein Odem dahin, kehrt er zur Erde zurück. Am gleichen Tag zergehen seine Pläne.
5 Heil dem, dessen Helfer Jakobs Gott, dessen Hoffnung beim Herrn, seinem Gott, steht,
6 bei ihm, der Himmel und Erde geschaffen, das Meer und was alles darinnen! Ewig hält er die Treue.
7 Recht schafft er den Bedrückten, den Hungrigen gibt er Brot. Frei macht der Herr die Gefangenen.
8 Der Herr macht sehend die Blinden. Der Herr richtet auf die Gebeugten. Der Herr hat lieb die Gerechten.
9 Der Herr behütet die Fremden. Waisen und Witwen erhält er. Doch Frevlern verstellt er den Weg.
10 Der Herr ist König auf ewig, dein Gott, Zion, von Geschlecht zu Geschlecht. Halleluja!
Kapitel 147: Dreifacher Lobpreis auf den mächtigen und gnädigen Gott
Gottes Sorge um die Menschen
1 Lobt den Herrn! Denn gut ist es, unseren Gott zu preisen; lieblich ist es, anzustimmen den Lobgesang.
2 Der Herr baut Jerusalem auf. Die Verstoßenen Israels holt er zusammen;
3 er, der gebrochene Herzen heilt und ihre Wunden verbindet;
4 er, der den Sternen bestimmt ihre Zahl, der sie alle mit Namen gerufen.
5 So groß ist unser Herr und an Macht so reich. Seine Einsicht kennt keine Grenzen.
6 Der Herr hilft den Elenden auf, doch beugt er die Frevler zu Boden.
Gottes Sorge um die Natur
7 Ein Loblied singt dem Herrn! Spielt unserem Gott auf der Zither!
8 Ihm, der den Himmel mit Wolken bedeckt, der der Erde den Regen bereitet, der das Gras sprießen läßt auf den Bergen,
9 der den Tieren zuteilt ihr Futter, den jungen Raben, um was sie schreien.
10 Er hat nicht Gefallen an kraftvollen Rossen, nicht Freude an des Helden hurtigem Fuß.
11 Dem Herrn gefallen nur die, die ihn ehren, nur die, die harren auf seine Huld.
'Er sendet sein Wort...'
12 Jerusalem, preise den Herrn! Deinem Gott, o Zion, lobsinge!
13 Denn er festigt das Riegelgebälk deiner Tore. Er segnet in dir deine Kinder.
14 Frieden verschafft er diesem Land, sättigt dich mit bestem Weizen.
15 Zur Erde schickt er sein Gebot, in Eile läuft dahin sein Wort.
16 Wie Wollflocken läßt er fallen den Schnee, den Reif streut er hin wie Asche.
17 Seinen Hagel wirft er wie Brocken herab. Vor seiner Kälte erstarren die Wasser.
18 Er sendet sein Wort und bringt sie zum Schmelzen, seinen Odem läßt er wehen, da rieseln die Wasser.
19 Er ist es, der Jakob verkündet sein Wort, Israel seine Gesetze und Rechte.
20 So hat keinem anderen Volk er getan, noch sie gelehrt seine Rechte. Halleluja!
Kapitel 148: Der Lobpreis der Schöpfung
Des Himmels
1 Halleluja! Lobt den Herrn vom Himmel her! Lobt ihn in den Himmelshöhen!
2 Lobt ihn, all seine Engel! Lobt ihn, all seine Heere!
3 Lobt ihn, Sonne und Mond! Lobt ihn, all ihr funkelnden Sterne.
4 Lobt ihn, ihr höchsten Himmel! Lobt ihn, ihr Wasser über den Himmeln!
5 Loben sollen sie den Namen des Herrn! Denn er gebot, und sie waren geschaffen.
6 Er stellte sie hin auf immer und ewig. Gesetze gab er ihnen, die nie vergehen.
Der Erde
7 Lobt den Herrn von der Erde her, ihr Meerungeheuer und all ihr Tiefen!
8 Du Feuer und Hagel, Schnee und Dunst, du Sturm, seines Wortes Vollstrecker!
9 Ihr Berge und all ihr Hügel, Fruchtbäume und all ihr Zedern!
10 Du Wild und alle zahmen Tiere, kriechend' Gewürm und gefiederte Vögel!
11 Der Erde Könige, die Völker alle, ihr Fürsten, alle Richter auf Erden!
12 Ihr Jünglinge und ihr Jungfrauen all, ihr Alten und ihr Jungen!
13 Ihr alle lobt den Namen des Herrn! Denn sein Name allein ist erhaben. Seine Herrlichkeit ragt über Himmel und Erde.
Israels
14 Macht schenkte er seinem Volk. Zum Ruhm dient er all seinen Frommen, Israels Söhnen, dem Volk, das ihm darf nahen. Halleluja!
Kapitel 149: Gottes Heil und Gericht
1 Halleluja! Singt dem Herrn ein neues Lied, sein Lob in der Runde der Frommen!
2 Seines Schöpfers möge Israel sich freuen! Die Söhne Zions sollen jubeln ob ihres Königs,
3 seinen Namen preisen mit Reigen, ihm spielen mit Pauken und Zithern!
4 Denn der Herr hat Wohlgefallen an seinem Volk; mit Heil bekränzt er die Gebeugten.
5 Die Frommen sollen in Herrlichkeit jubeln, auf ihrem Lager frohlocken!
6 In ihrem Mund sei Gottes Lob, ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand,
7 um an den Völkern Vergeltung zu üben, ein Strafgericht an den Nationen,
8 ihre Könige in Ketten zu legen, in eiserne Fesseln ihre Edlen,
9 an ihnen das Gericht zu vollziehen, wie geschrieben steht: Ein Ehrenrecht ist dies für all seine Frommen! Halleluja!
Kapitel 150: Das große Halleluja
1 Halleluja! Lobt Gott in seinem Heiligtum! Lobt ihn in seiner Himmelsfeste!
2 Lobt ihn ob seiner großen Taten! Lobt ihn in seiner mächtigen Größe!
3 Lobt ihn mit dem Schall der Hörner! Lobt ihn mit Zithern und Harfen!
4 Lobt ihn mit Pauken und Reigen! Lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel!
5 Lobt ihn mit klingenden Zimbeln! Lobt ihn mit schallenden Becken!
6 Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja!