9. Januar 1905
Als ich kommuniziert hatte, hörte ich die Stimme des Herrn:
Jesus: "Meine Tochter, tue es nicht, daß du Mich so lau und kalt abweisest. Ich habe Meine Freude daran, Mich mit dir zu unterhalten!"
Barbara: "O Herr, ich will Dir nicht widerstehen, aber bei den Verhältnissen kann ich nicht anders, ich muß so machen. Du mußt Dein Werk selbst durchführen."
Jesus: "Werdet nur nicht irre, wenn auch manches Unangenehme vorkommt, so daß es scheint, als täte alles nichts nützen. Bedenket, was es für Früchte trägt im allgemeinen unter den frommen Seelen. Alle göttlichen Werke sind auf demselben Weg gegangen. Bei allen denen, die Ich zu etwas berufen, muß alles langsam vorwärtsgehen, so wie Ich auch die Kirche gegründet, von der doch die ganze Welt jetzt durchdrungen ist. Durch einzelne Seelen hat sich die Kirche ausgebreitet, und geradeso ist es mit diesem Werk. Ich lasse es so zu, daß aus weiter Ferne Briefe zu euch kommen, damit ihr seht, wie es vor sich geht. Unter frommen Seelen trägt es Früchte. Sie lieben Mich mehr, dienen Mir eifriger, und alle, die gehört, wie gut Ich bin, haben mehr Vertrauen."
Barbara: Ich hielt alsdann sehr an für die verstorbenen Liebesbundmitglieder und sagte: "Du hast es uns versprochen!"
Jesus: "Ja, das will Ich auch, du bekommst sie, du mußt noch mehr bitten!"
Barbara: Ich opferte beständig auf und bei der letzten heiligen Messe sah ich sie, wie sie in den Himmel eingingen.
Jesus: "Den Jüngling von S. schenke Ich dir im Hinblick auf die Verdienste der Schwester seiner Mutter, denn seine Mutter hat viel von ihrem Geist geerbt und Frl. E. S. und Frau H."
Frl. S.: "O wie bin ich dir so dankbar, daß du heute so angehalten hast, und sage N., wie glücklich wir sind. Man erkennt das Glück, ein Mitglied des Liebesbundes zu sein, erst dann, wenn man ausgegangen ist aus dem Leib. Was werdet ihr zu sehen bekommen, besonders ihr drei, weil ihr so viel durchgemacht habt? Wir alle miteinander dürfen an euer Sterbebett kommen, um euch abzuholen."
Eine Lehrerin aus Rheinpreußen schreibt am 3. Januar 1905: "Während meiner Weihnachtsferien hatte ich das große Vergnügen, drei dicke Hefte voll Aufzeichnungen einer Barbara aus Mainz zu lesen, und zwar las ich alles mit großem Interesse. In den Aufzeichnungen habe ich so vieles Schönes, Erbauliches und doch so Einfaches gefunden, wie es der klare Verstand bei ruhigem Nachdenken sagen muß, also nichts Unvernünftiges oder Widersinniges. Manches hat mir große innere Freude verursacht, zum Beispiel über das Gebet für die Armen Seelen und die Bekehrung der Sünder, da ich seit langem schon alles Gute für diese zwei Zwecke aufopfere. Anderes benahm mir den Kleinmut, da ich immer fürchtete, der liebe Gott habe kein Wohlgefallen an mir, und ich dürfe mich nicht so oft der heiligen Kommunion nahen. Alles, was von Gottes Güte und Barmherzigkeit handelt, hat mich sehr erfreut. Ferner das Schweigen im Leiden, die Geduld im Verkehr mit anderen und im Leiden."
10. Januar 1905
"O wenn die Menschen wüßten, daß Ich sie mit so großer Freude erwarte, um Mich mit Ihnen zu unterhalten im Heiligsten Sakrament, damit sie es anderen mitteilen."
Barbara: Ich betete für einen reichen Herrn, der auf der Romreise vor zwei Jahren gestorben war – wiewohl er seine Ostern nicht gehalten, dessen Frau aber viel Gutes tut – und sagte zum Herrn:
"Du hast mir doch versprochen, ihn Weihnachten zu erlösen. Wenn Du willst und Deine Ehre damit befördert werden kann, so tue es mir doch zu wissen."
Jesus: "Ich habe ihn zwar aufgenommen, wie Ich versprochen, aber er hat den allergeringsten Grad der Seligkeit erlangt, weil er in seinem Leben Mich nicht viel geachtet hat. Viel lieber ist Mir ein Sünder, der Mich sucht und nach Mir verlangt und an seine Seligkeit denkt, wenn er auch manchmal in schwere Sünden gefallen ist, dann sich aber wieder aufrafft, seine Sünden bereut, Mich wieder liebt und besucht.
Ich will besucht sein von den Menschen, Ich will, daß Meine Geschöpfe Mich ehren. Darum ist Mir ein Sünder, der recht tief gefallen ist, Mich aber wieder besucht, lieber, als ein Mensch, der Mich nicht aufgesucht in Meinem Tempel, dem Ich ein gleichgültiges Ding gewesen bin im Leben; und wenn er seine Sünden bereut und er bittet Mich um Verzeihung, und wenn es am Ende seines Lebens ist, und er stirbt in der Reue, erlasse Ich ihm die Strafe, die Ich ihm zugedacht und gebe ihm einen viel höheren Grad der Seligkeit als einem, der seine Religion nicht ausübte. So behandle Ich diesen Verstorbenen in der Ewigkeit, obwohl Ich ihn aufgenommen, weil viel Gutes für ihn getan wurde. Auch hat die Pilgerfahrt nach Rom seine Seligkeit befördert. Wenn der Mensch Mich sucht und begehrt, und wenn er ein noch so großer Sünder ist, kann Ich es wieder vergessen. Aber der Mensch, der Mich nebenhinstellt als ein unbekanntes Ding, als wisse er nichts von Mir und wolle nichts von Mir wissen, ist Mir verhaßt. Sage N., Ich werde Meine Hand über das Werk halten. N. wird nicht sterben, bis es fertig ist!"
Barbara: Ich bat den Herrn für eine Seele und der Herr erwiderte:
Jesus: "Sage ihr nur, sie soll sich bestreben, Mir treu zu dienen und gutzumachen, was sie versäumt. Sie könne nichts Besseres tun, als daß sie um so mehr Mich jetzt liebt, wie sie Mich früher vernachlässigt hat. Sie soll ihrem Sohn dadurch beweisen, daß der Geist Gottes weht in den Schriften, die sie liest, daß sie um so liebenswürdiger ist und ihre Beschwerden um so geduldiger erträgt, damit er sieht, daß ein anderer Geist in sie gekommen ist.
So kann sie ihn herbeiziehen. Es ist immerhin in denjenigen, die das verwerfen, ein geheimer Stolz, der alles Übernatürliche über einen Leisten ziehen will. Man muß die Sache erst untersuchen und prüfen, ehe man etwas so kalt beurteilt.
Überhaupt ist das viele Kritisieren über die Dinge, die Ich wirke, ein großes Unrecht. Dadurch wird viel vernachlässigt, was besser gemacht werden könnte, wenn sie es annehmen würden. Es ist doch Lehre der katholischen Kirche, und diese Lehre ist die Wahrheit, daß Ich im Sakrament unter euch wohne. Da Ich nun doch da bin für die Seele und nicht für die Wände, um die Seele zu trösten und aufzurichten, warum wollen sie es Mir absprechen, ob es auch wahr sei, daß Ich Mich dir mitteile? Wie warte Ich, bis eine Seele kommt, die Mich versteht, und wie unterhalte Ich Mich so gern mit euch Menschen, wenn man nur Mich versteht. O wenn die Menschen wüßten, daß Ich sie mit so großer Freude erwarte, um Mich mit Ihnen zu unterhalten im Heiligsten Sakrament, damit sie es anderen mitteilen.
Und nun, wenn ein Freund eine weite Reise macht in ein fernes Land, um seinen Freund dort zu besuchen, wäre der Freund zufrieden, wenn du hingingst und ihn anschautest und wieder fortgingest, ohne ihm weitere Mitteilungen gemacht zu haben? Obwohl die Freude des Wiedersehens groß ist, hätte der Freund doch nichts davon, und beide wären nicht zufrieden.
Ich aber bin doch der beste Freund, der je auf der Welt gewesen ist, und der größte Liebhaber der Seele. Ich habe den schönen Himmel verlassen und bin in das fremde Land der armseligen Welt herabgestiegen, um euer Freund werden zu können, und nun sollte Ich stumm und still unter euch verweilen? Nein, Ich will mit dir reden; höre Mich nur an!"
16./18. Januar 1905
Barbara: Ich opferte den ganzen Morgen für den verstorbenen Priester N. auf, aber ich sah ihn immer so traurig und zurückhaltend, als wollte er sagen, ich bin nicht würdig. Ich rief den heiligen Antonius und den heiligen Franziskus an und sagte: Weil er mein erster Beichtvater war, so gebt mir doch den Geist und lehret mich doch, wie ich beten soll. Ich ging dann und flehte bei der lieben Mutter Gottes von Lourdes:
"Wir haben Dich doch schon besucht, so hilf mir doch bitten Deinen lieben Sohn, daß er befreit wird."
Ich hörte eine Stimme: "Geh in die heilige Messe nach Quintin, dort wirst du seine Befreiung erlangen."
Als ich in die Kirche eintrat, hatte ich eine besondere Freude in mir, eine gewisse Versicherung, daß ich die Gnade erlange. Ich betete mit solcher Innigkeit, daß ich in eine andere Welt versetzt war. Ich bat und flehte, ich will nicht meinen Willen durchsetzen, aber wenn es nur halbwegs möglich ist, so gib ihn mir doch. Bei der heiligen Wandlung sah ich einen großen Glanz in der heiligen Hostie und erhielt eine Zusicherung, daß mein Gebet erhört werde. Als es zur Kommunion schellte, kam der Verstorbene herbei und war da, bis der Priester die heilige Hostie genoß. Da ging er in Gott ein.
Auf einmal kam er und hatte sein Ordenskleid an. Es sah aber keinem Ordenskleid mehr gleich, denn es war mit glänzenden Diamanten reich besät. Er sagte:
Priester (†): "Wie danke ich dir für die Mühe, die du dir angetan hast, und ich sage all denjenigen ein recht herzliches 'Vergelt's Gott!', die seit dem Tag, an dem ich gestorben bin, für mich gebetet, für die Opfer und Tränen, die sie mir dargebracht; denn ich gehe jetzt ein in die Freude meines Herrn, um die Krone in Empfang zu nehmen, die meiner wartet, und die unser heiliger Vater Franziskus mir aufsetzen wird. O wie kurz ist die Strapaze, und wie groß ist der Lohn, wie überaus groß. Wie bin ich jetzt so froh, daß ich mit solcher Entschiedenheit durchgegangen bin und nichts nach mir gefragt habe. Was sind die so glücklich, die in dem Orden sind und die den richtigen Geist erfaßt und nichts nach sich gefragt. Was freut es mich, daß ich von allem Anfang an es so gemacht habe. Ich habe mir die Krone verdient vom ersten Anfang meines Ordenslebens an. Dort hat mein Tod schon angefangen, als ich mich so entschieden einsetzte. Sage meinen Brüdern, daß es kein Schaden ist, daß ich in vollem Mannesalter hinweggerafft wurde, wo ich noch so viel hätte wirken können; im Gegenteil, man kann der Kirche mehr nutzen, wenn man in ganz kurzer Zeit sein Leben verzehrt."
Barbara: Er ließ mich in einer ungemein großen Wonne zurück.
Jesus am 18. Januar 1905: "Ich lasse es manchmal zu, daß Lieschen sich Gedanken macht über dieses und jenes, was nicht der Fall ist, damit sie damit ihre Unvollkommenheiten sühne. Daß Luise jetzt schon von ihren Freundinnen gerühmt wird, ist der Lohn dafür, daß sie sich Mir hingegeben und sich so viele Mühe gab mit den Schriften."
21. Januar 1905
"So wie Ich zu Meinen Lebzeiten immer in Gleichnissen gesprochen habe, so auch hier. Ich spreche alles in Gleichnissen, und ihr nehmt es buchstäblich und laßt euch dann verwirren."
Weil ich samstags aus Gehorsam von der heiligen Kommunion zurückbleibe, so sagte ich zum Herrn:
Barbara: "Jetzt ersetze Du mir, denn Du weißt, daß ich aus Gehorsam Dich nicht empfangen kann!"
Ich fühlte sogleich Seine Nähe und sagte:
"O Herr, ich bin so gedrückt, weil ich doch meine, daß Du mir versprochen hast, daß ich unter Pater A. sterben werde. Jetzt sind aber Pater Alfons und Pater Ambrosius gestorben, und es ist also unrichtig, was ich gehört!"
Der Herr war so lieb und goß mir eine solche Freude ein, die nicht zu beschreiben ist.
Jesus: "Wie kleinlich bist du doch, daß du Meine Sprache nicht verstehst. Damals, als Ich diese Worte an dich richtete, handelte es sich nicht darum, ob du zu Pater Alfons oder zu Pater Ambrosius beichten gehst. Damals handelte es sich darum, dein Gemüt zu beruhigen über den Verlust deines Bruders, weil du glaubtest, durch seinen Tod deine Existenz zu verlieren und diese Stadt verlassen zu müssen. Damit gab Ich dir die Versicherung, daß du nicht mehr aus Mainz gehen werdest, daß Ich hier deine Existenz sichern werde, und daß du immer in der Nähe von diesen Ordensmännern sein werdest, und es kommt auch die Zeit, wo du wieder unter ihrer Leitung stehen wirst. Du mußt nicht immer alles beim Buchstaben nehmen.
So wie Ich zu Meinen Lebzeiten immer in Gleichnissen gesprochen habe, so auch hier. Ich spreche alles in Gleichnissen, und ihr nehmt es buchstäblich und laßt euch dann verwirren. Und wenn es dann zu einem Spott kommt, weil die Menschen gerade darauf ausgehen, um etwas herauszufinden, um einen Stein auf euch werfen zu können, dann laßt ihr euch verwirren. Ihr müßt nicht betrübt werden, wenn ihr reden hört von solchen Dingen, die euch zum Spott gereichen. Denn gerade darin liegt euer Verdienst, daß ihr das alles nicht mehr beachtet. Schauet nicht auf die Menschen, was sie denken, ob sie es glauben oder nicht.
Ich verbiete dir, je noch einmal den Wunsch zu äußern, weder in Gedanken noch in Worten, daß die Worte Anerkennung finden, die Ich zu dir gesprochen habe, weder du noch deine zwei Freundinnen, besonders Luise, weil sie sich so viele Mühe gab und deshalb wünscht, daß es vorwärts geht. Ihr sollt gar nichts tun, weder in Gedanken noch in Worten. Das muß euch ganz gleich sein. Das ist euer Verdienst, daß ihr nicht auf den Ausgang schaut, ob es eine Frucht trägt oder nicht. Ruhig Tag für Tag dahingehen, und das, was Ich euch angebe, tun, aber alles ganz im stillen, nichts übereilen und nicht euch beunruhigen, wenn ihr es einmal nicht tun könnt. Die kleinen Opfer, die Ich euch angebe, die ihr bringen müßt, will Ich euch sehr hoch anrechnen; denn es freut Mich jedesmal, wenn ihr den Wunsch, den Ich bei dir am ersten Weihnachtstage geäußert habe, erfüllt. Damals hatte Ich schon die Absicht, euch vorzubereiten auf die Verdemütigung, die jetzt kommt, die Ich euch dadurch angetan habe. So soll auch N. tun. Sich nicht darum kümmern, ob andere glauben oder nicht, nicht müde werden und nicht schlaff, immer die Freudigkeit des Gemütes recht anstreben und bewahren.
Morgen ist das Fest der Heiligen Familie von Nazareth. Darauf sollt ihr hinschauen, deswegen komme Ich heute, um euch zu belehren. Das soll euer Vorbild sein. Die Heilige Familie von Nazareth ist ein Vorbild eurer Familie. Sage deiner Schwägerin, sie wäre das Zentrum, von ihr hinge alles ab, der Friede in der Familie. Sie soll ihn aber auch zu bewahren suchen in der Einheit und im Frieden der Familie. Das wäre ein so großes Glück, da wäre alles mit einbegriffen. Sie soll dankbar sein für all das, was Ich ihr getan, denn Mir hat sie alles das zu verdanken, daß sie so ein braves Kind hat. Was hat sie sonst noch zu wünschen? Sie soll das kleine Kreuz tragen.
Auch ihr drei sollt das Vorbild sein der Heiligen Familie, indem ihr gesinnt seid wie die Heilige Familie, so einig in der Gesinnung. Was die eine will, soll die andere zufrieden sein in allem, was auf Meine Ehre abzielt.
Sage deinen beiden Freundinnen, daß sie bei dem Beichtvater, den sie sich gewählt, bleiben sollen und nicht wechseln, damit der Beichtvater auch klar sieht und ein Urteil abgeben kann.
23. Januar 1905
Barbara: Ich dankte dem lieben Heiland recht innig für die Verdemütigung und war sehr freudig darüber. Ich wandte mich an die liebe Mutter Gottes und sagte:
"Ich will zu Ehren Deiner sieben Schmerzen die heilige Messe aufopfern zur Danksagung für die Verdemütigung. Ich bin ganz zufrieden, wie Ihr es macht und freue mich, wenn ich mich wirklich getäuscht haben sollte, daß andere es erkennen, und ich doch in der Ewigkeit nicht anders scheine, als ich bin, und ich bitte Dich, opfere Deinem lieben Sohn in der Meinung die heilige Messe, daß ich drüben nicht getäuscht bin.
Maria: "Es ist recht, so sollst du es machen, aber nicht denken, daß du getäuscht bist. Mein lieber Sohn läßt so etwas zu, weil das viele Fragen, das von allen Seiten an dich gerichtet wird, Ihm nicht gefällt. Es wird mißbraucht, die Leute beachten und schätzen es nicht so, wie es sein sollte, sie tun es doch nicht, und so erreicht es seinen Zweck nicht. Er läßt darum eine Verdemütigung zu, daß es mehr Ruhe gibt und die Leute zurückbleiben mit Fragen. Mein lieber Sohn will Sein Werk säubern. Geht einfach ruhig eurer Wege. Es ist ganz recht so, wie es der Bischof macht, daß du keine Briefe beantworten sollst. Tue nur so weiter, wie er wünscht."
Requiem für P. Ambrosius am 24. Januar 1905
"Daß wir Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten und glauben, daß die streitende Kirche mit der triumphierenden Kirche so innig verbunden ist wie ihr Menschen untereinander."
Barbara: Ich dachte an nichts, als ich plötzlich nach der Wandlung in mir eine Bewegung bemerkte, wie wenn etwas Außerordentliches kommt, wie es früher im Leiden der Fall war. In dem Augenblick sah ich, wie vom Antoniusaltar her ein Schein kam. Dies alles sah ich mit den Augen der Seele. Es war Pater Ambrosius. Er war so lieb, so verklärt, alles war so himmlisch, und ich war so glücklich, so überzeugt von der Wirklichkeit. So muß es im Himmel sein. Ich sagte:
"Bist du es denn, Pater Ambros? Habe ich mich denn nicht getäuscht? Bist du wirklich schon in der Glorie?"
P. Ambrosius (†): "Nein, du hast dich nicht getäuscht, und überhaupt hast du dich nicht getäuscht! Ich bin wirklich ein Kind der ewigen Seligkeit. Und wie preise ich den Herrn für die Stunde, wo ich dich kennengelernt habe. Aber sei nicht stolz darauf. Merke dir immer, daß du in der Demut wandeln mußt, daß du im letzten Augenblick noch fallen kannst und noch in den tiefen Abgrund der Hölle begraben werden kannst, solange noch das Fleisch an dem Menschen ist. Denn dadurch, daß ich dich zum Beichtkind hatte und dich so gefördert habe im inneren Leben durch meine Ermahnungen und Zusprüche, habe ich Anteil genommen an all den Gnaden, die durch dich in der ganzen Welt ausgegossen werden, aber doch nicht in dem Grad wie N.
Deshalb sage N., er soll sich freuen auf seinen Tod und um so mehr freuen, je mehr er verdemütigt, zurückgesetzt und verachtet werde von den anderen wegen seiner Tiefgläubigkeit. Denn dies alles geht mir ab, weil ich zwar innerlich geglaubt und mich immer gefreut habe, etwas zu hören von den Sachen, aber doch zu viel auf das Äußere geachtet und den äußeren Schein nicht haben wollte. Ich hatte zu viel Menschenfurcht."
Barbara: In dem Augenblick sah ich Pater Ambrosius. Er war mit etwas umhüllt, wie mit einem Mantel umhängt. Unter diesem Mantel waren die Kostbarkeiten verborgen, aber nach außen hat es niemand gesehen.
P. Ambrosius (†): "Siehst du, so ist es in der Ewigkeit. Jeder wird belohnt nach seinen Verdiensten, aber derjenige, der sich auf besondere Tugenden verlegt und eine besondere Tugend mehr hervorleuchten läßt, ist durch die ganze Ewigkeit auch besonders ausgezeichnet in dieser Tugend. Das ist bei N. der Fall, wenn er eingegangen sein wird. Bei ihm leuchten dann die Tugenden des lebendigen Glaubens, der Demut und der Nächstenliebe und strahlen in glänzendem Licht, daß es auch die übrigen Bewohner des Himmels sehen. Und sooft dann wieder eine Seele in den Schriften liest und durch die Worte einen einzigen Akt der Gottes- oder der Nächstenliebe mehr erweckt, oder gar wenn eine Seele sich bekehrt und Gott mehr liebt, erfüllt jedesmal eine neue, unermeßliche Freude das Herz desjenigen, wie N. und ihr drei, die lebendig geglaubt, so daß eine ganz neue Glorie jedesmal in die Seele kommt, so daß sie sich von neuem freuen, ihre Glorie vermehrt zu sehen, weil sie der Ausgangspunkt sind, von dem das Gute ausgegangen ist.
So ist es in allem und auch mit mir, obwohl auch ich mich anschloß im verborgenen, aber diese Glorie und diese Freude, woran sich der ganze Himmel beteiligt, geht mir ab, obgleich auch ich eine große Freude und Glorie habe, aber was den Punkt anbelangt, wo ich hätte gewinnen können auf das Gute hin, das von dem Werk ausgeht, habe ich nur die Freude in mir selbst, wenn ich das höre wie Gott, weil wir teilnehmen an der Allwissenheit Gottes. Den anderen Bewohnern ist das verborgen. Sie sehen nicht, daß ich mitgewirkt.
Das ist so wahr, meine Tochter, daß ich jetzt bei dir bin und daß dein Geist mit mir vereinigt ist, wie es wahr ist, daß du noch einmal unter die Leitung von Patres, von Ordensmännern kommst. Weil ihr aber die Sprache Gottes nicht versteht, so ist dieses ein großes Verdienst für dich und alle, die es geglaubt haben, daß sie jetzt die Verdemütigung haben. Ihr hängt euch, weil ihr Gottes Sprache nicht versteht, immer an den Buchstaben auf, wie auch der Heiland den Pharisäern vorgeworfen hat, daß sie das Gesetz nur nach dem Buchstaben halten, und deshalb machen euch diejenigen, die zweifeln, verwirrt. Das sind aber lauter Kleinigkeiten.
Die Hauptsache ist, wie unsere Religion und unser Glaube lehrt, daß wir Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten und glauben, daß die streitende Kirche mit der triumphierenden Kirche so innig verbunden ist wie ihr Menschen untereinander. Und wie das ein geistiges Band ist, so ist das auch nur ein geistiges Schauen und eine geistige Vereinigung, die euch mit uns verbindet. So ist es immer von jeher gewesen. O meine Tochter, wie mußt du auf den Knien Gott danken, daß du dieses erkannt hast, und daß du in den innigen Verkehr mit Gott, deinem Heiland, getreten bist. Besinne dich, was du aus dir bist an den Tagen, wo du keine Vereinigung hast. Ein Nichts, nichts, nichts als ein Nichts! Alle Menschen sollen sich prüfen, auch diejenigen, die so viel kritisieren und spotten über die Vereinigung einer Seele mit Seelen und mit Gott. Sie sollen sich einmal recht herzlich selbst prüfen, wie es vor sich geht, wenn man die Vereinigung mit Gott hat und wo sie zu suchen ist. Dann werden sie nicht kritisieren; denn so war es von jeher: nicht im Leib, sondern im Geist."
Barbara: Auf einmal kam eine freudige Wallung in mein Herz, wie wenn es mitwallte. In dem Augenblick erhob sich Pater Ambros und zog fort gegen den Altar. Er ließ mich so überzeugt zurück, daß ich mein Leben dafür hergebe. Er legte mir auch so nahe, daß das unser Verdienst sei, daß wir glaubten. Was wäre die ewige Glückseligkeit, kein Mensch täte es begreifen. Sonst täten sie nicht so viel kritisieren und sich wegschaffen wollen über das, was Gott wirke.
P. Ambrosius (†): "Meine Tochter, sei fest überzeugt! Es ist nur zu wahr, und wenn noch so viele Verdemütigungen kommen, das sind lauter Kleinigkeiten, das sind nur die Buchstaben am Gesetz, aber nicht das Gesetz. Das deutet sich jeder, wie er es versteht. Ebenso auch ihr, wenn ihr manchmal etwas hört."
Barbara: Überhaupt hatte ich, als sich Pater Ambrosius mir enthüllte, einen solchen Einblick in so viele Geheimnisse, daß ich ein ganzes Buch schreiben könnte.
Mariä Lichtmeß am 2. Februar 1905
"Das ganze Werk von Anfang bis hierher und alles, was Ich in einer Seele wirke, hat nur den einen Zweck, den Strom Meiner göttlichen Liebe zu ergießen über die Menschheit."
Barbara: Vor der Wandlung hatte ich eine innige Vereinigung mit Jesus. Ich sagte:
"O Herr, ich bin nichts mehr, Du kannst an mir keine Freude mehr haben. Es freut mich nur, daß die Menschen mich verachten und mich erkennen als das, was ich bin. Früher fürchtete ich mich immer, ich könnte getäuscht sein, wenn mich jemand ehrte."
Jesus: "Warte, bis du Mich empfangen hast, dann werde Ich dir sagen, was Ich von euch überhaupt halte."
Nach der heiligen Kommunion: "Hängt euch nicht so an all die Kleinigkeiten. Das Ganze, was Ich habe wirken wollen, ist nur ein Ausguß Meiner göttlichen Liebe, um Gegenliebe zu erwecken, und deswegen teile Ich Mich mit, weil die Liebe immer schlaffer und schlaffer wird und Ich so wenig geliebt werde, und weil Ich das wenige für Mich retten will. Das ganze Werk von Anfang bis hierher und alles, was Ich in einer Seele wirke, hat nur den einen Zweck, den Strom Meiner göttlichen Liebe zu ergießen über die Menschheit, und alle die Beweise Meiner Liebe, die Ich darin dem Menschen gebe durch die tröstlichen Verheißungen, sind zu vergleichen wie mit einem wirklichen Strom, worin die Fischlein schwimmen, von denen sich zuweilen eines aufbäumt und aufhüpft und einen anderen Ausfall macht. Stört sich etwa der Strom daran?
So muß die Liebe in euch sein. Sie muß ruhig weiter sich ergießen in Mich, ob Ich euch die Beweise Meiner göttlichen Liebe erfülle oder nicht. Das muß euch gerade sein wie dem Strom, der sich nicht stört an dem Fischlein. So müßt ihr ruhig an all den Dingen vorübergehen, die sich ereignen, daß ihr fortwährend Mich liebt, auch wenn alles gegen euren Willen geht, immer auf den Strom schauend und nicht auf das Fischlein. (Damit will Er trösten in allen körperlichen und geistigen Leiden, die doch die Liebe nicht stören sollen.)
N. soll nicht meinen, daß das Werk seinen Zweck verfehlt, und auch N. und N. sollen sich über all die Hindernisse ihres guten Werkes nicht aufhalten und nicht den Zweck für das Mittel nehmen zu ihrer Heiligung. Wenn der Mensch etwas zu Meiner Ehre beginnt, schaue Ich nicht auf das große Werk, das er tut, sondern auf das Herz, auf die Gesinnung des Herzens, auf den Adel der Seele, mit dem der Mensch das Werk beginnt und fortsetzt. Und wenn alles mißlingt und zu nichts gemacht würde, hätte der Mensch doch alles erreicht, was er angestrebt. Gesetzt, eine Seele könnte alle Menschen retten und bekehren und sie wendeten sich nachher wieder um, so bliebe ihr das Verdienst, als wenn sie alles gewirkt hätte.
Darum ist es verkehrt, wenn man sich entsetzt, wenn alles nicht nach Wunsch und Willen geht. Sage N., er soll die Freude und den Frieden nicht verlieren. Durch die Freude und die Gleichförmigkeit, mit der er alles annimmt und alles erträgt, begründet er die Ruhe in Gott für immer, solange er lebt, um dann in die volle Gleichförmigkeit versetzt zu werden, in der ewigen Ruhe. Es muß ihm und euch ganz gleich sein, ob jemand glaubt oder nicht. Stört euch an allem nicht, denn Meine Liebe zu euch ist nicht minder, sie ist geradeso wie im Anfang. Ihr müßt nur fortfahren und alles so hinnehmen, als wäret ihr immer in der höchsten Vereinigung mit Mir.
Du, Barbara, gehe nach Rück nur, daß du deiner Schwester den Willen getan, aber du sollst dein Herz nicht daran hängen. Helfen, so gut wie du kannst, und dann weitergehen. Wenn diejenigen, die Gott dienen und lieben wollen, euch so verlangen, so sollt ihr nachgeben. Es muß aber ein geistiges Band sein und Fleisch und Blut darf nichts davon haben. Es muß euch ganz eins sein, wie man euch behandelt, ihr müßt kalt darüber weggehen! Ihr sollt euch immer recht bestreben, den Strom der Liebe zu bewahren, den Ich ausgegossen, weil die Menschen so lau werden. Und wenn Ich nur noch die Hefe retten kann unter Meinen Kindern, daß Ich doch noch einige bewahre in Meiner Liebe, daß sie sich nicht von Mir trennen, weder in Freud noch im Leid!
Daß Ich euch so herumschüttele, als wäre alles nichts gewesen, das sind nur lauter Prüfungen, und die Seele, die aushält in allem Verlassensein von Mir, die bereitet Mir großen Trost und entschädigt Mich für alle Bösen.
Ich wecke die Menschen und zeige, wie gut Ich bin, und daß Ich noch da bin, und dann ziehe Ich Mich zurück und lasse manches verkehrt eintreffen zur Verdemütigung, damit ihr selbst erschüttert werdet und meint, ihr seid getäuscht, um euch zu befestigen, daß ihr auch da aushaltet. Das ist der rechte Kreuzweg, durch den Ich euch erlöst habe; denn da verließ Mich alles bis auf Meine heilige Mutter und die heiligen Frauen. Das ist der Weg Meiner Lieben, nicht der andere Weg auf Tabor und im Abendmahlsaal, wo Ich Meine Liebe bewies, sondern dort auf dem Kalvarienberg, wo Mich alle verlassen. Den Weg müßt ihr jetzt gehen.
Auf dem Weg muß auch N. jetzt gehen, verlassen von allen Freunden, die je daran geglaubt haben. Sage N. und N., die mit Demut ertragene Zurücksetzung gefalle Mir mehr, als wenn alles glatt abgeht. Es ist Mir mehr darum zu tun, die Menschen auf den Weg der Vollkommenheit zu bringen, als große Werke zu sehen, wo oftmals nur Prahlerei dahintersteckt.
3./5. Februar 1905
"Diejenigen, die schuld sind, daß Meine Worte so versteckt werden, tun der Kirche einen großen Schaden an!"
Jesus am 3. Februar 1905: "Diejenigen, die schuld sind, daß Meine Worte so versteckt werden, tun der Kirche einen großen Schaden an!"
Barbara am 5. Februar 1905: ganzen Morgen war ich so glücklich. Der Herr verlieh mir ein entzückendes Ruhen in Ihm. Es war mir, als wenn ich in der Luft getragen würde. Ich sagte zum Herrn: "O Herr, ich stelle es Dir ganz anheim, ob Du in der heiligen Fastenzeit kommen willst, wiewohl mir das Leiden so schmerzlich ist. Die Apostel waren auch Menschen und hatten ihre Fehler. Das tröstet mich, wenn ich meine Fehler sehe."
Der Herr zog mich herbei an Sein Herz und sagte:
Jesus: "Nun, meinst du, Ich wäre minder geworden in Meiner Güte als Ich auf Erden lebte? Ich bin noch Derselbe, der Ich war als Mensch. Komm nur an Mein Herz, komm nur, du darfst ruhen an Meinem Herzen wie Mein Liebesjünger Johannes. Komme, trete näher, du kannst dir ein Plätzchen zu Meiner Rechten suchen oder zu Meiner Linken, oder auch in der Mitte Meines Herzens."
Barbara: Dann bin ich hineingeschlüpft, und ich setzte mich rechts hin und war so glücklich. Lange Zeit konnte ich nichts reden vor lauter Liebe und Freude. Der Herr sagte:
Jesus: "Ich habe dich gerade so lieb wie Meinen Liebesjünger Johannes."
Barbara: Und Er zeigte mir eine große Wohnung. Dann war ich darin, ganz still und ruhig.
Jesus: "Wenn sie Meinen Verkehr mit dir nicht glauben wollen, so sollen sie die Lehre vom Heiligsten Sakrament streichen; denn diese ist ein vergleichbares Geheimnis. Und wenn sie dem Gebäude das Fundament entziehen, so fällt das ganze Gebäude der Kirche zusammen und ist gleich dem Protestantismus.
N. N. aber sage, daß Ich nur deswegen so lange zögere, sie zu Mir zu nehmen, weil Ich nur ihren Lohn noch erhöhen will, und weil es so viel besser ist. Niemals soll ein Mensch um Auflösung beten. Viel wohlgefälliger ist es Mir, wenn eine Seele, die Mich liebt, um Verlängerung ihrer Leiden bittet, damit sie noch hinzuverdienen kann, statt daß sie verlangt, aufgelöst zu werden, um bei Mir zu sein. Denn dort in der Ewigkeit nimmt der Mensch Besitz, aber hier befördert er Mir noch Seelen, und je mehr Seelen eine Seele mitbringt vor Meinen Thron, desto herrlicher ist ihre Krone die ganze Ewigkeit hindurch, und Ich werde die ganze Ewigkeit hindurch in diesen Seelen verherrlicht. Sage ihr, all die Seelen, die sie Mir schon zugeführt hat, die wären in der Ewigkeit ihre Krone. Sie soll sich freuen auf ihren Heimgang und soll Mich bitten, Ich möge noch recht lange zögern, damit sie Mir noch recht viele Seelen zuführen kann. Nichts ist Mir wohlgefälliger als Seelen, die Mir Gegenliebe bringen.
Es ist sehr gefehlt von denjenigen, die schuld sind, daß es nicht anerkannt wird, aber von dir aus darf es nicht hingelangen an deine Vorgesetzten, sondern von einer anderen Seite, wenn es jemand wagen will und Mir den Gefallen tun will. Es muß aber dazu gesagt werden, daß die Seele, welche die Gnaden hatte, sich ganz dem Urteil ihres Beichtvaters unterwerfe, aber daß dieser ihr den Auftrag gegeben, daß sie das weitersagen dürfe, was das Heil der Seele befördere.
Sage N. N., sie sollten die Schriften nur lesen; denn das freue Mich sehr, es wäre immer ein Zuwachs der Ehre für Mich, denn Ich werde verherrlicht, sooft eine Seele sich aufrafft und Mich mehr liebt und Meine Güte mehr durchschaut. Die Weissagung, daß der heilige Ignatius der M. von der Zeit an dein Patron sein solle, hat nur gegolten für dich, weil du fortgehen wolltest, um dich zu überzeugen, daß Ich deine Familie um deinetwillen segnen werde, daß du im Überfluß zu leben hast. Das ist erfüllt, und damit ist jetzt abgeschlossen. Damit wollte Ich deine Existenz begründen und dir sagen: Da mußt du bleiben, und Ich will deine Schwägerin segnen, daß du zu leben hast. Also ist die Verheißung erfüllt und jetzt gilt es nur, daß deine Schwägerin auch zufrieden ist, daß sie jetzt ihren Himmel auch so verdienen kann.
Ich lasse sie fragen, ob Ich ihr nicht das allerleichteste Kreuz gegeben, das Ich ihr überhaupt geben konnte; denn sie hat zu leben und braucht keine Sorgen zu haben und hat ein braves Kind. Aber ihre Fehler muß sie durch die Krankheit abbüßen. Und wenn sie die Krone, die sie sich verscherzt, aus ihrem Blut zurückerobern will, soll sie dafür sorgen, ihre Tochter zu bestärken in ihren guten Vorsätzen, damit sie die Krone der Jungfräulichkeit erhalten kann und sie in ihrer Tochter. Es hat Mich sehr geschmerzt, daß sie einen Mann Mir vorgezogen, aber Ich will es ihr verzeihen. Sie soll sich mal in die Schuhe anderer stellen, wo die Armut so drückt und noch Seelenleiden dazu."
Barbara ist seit Lichtmeß krank und muß zu Bett liegen. Samstag und Sonntag nachts leidet sie besonders wegen der Karnevalsitzungen. Auch hat sie schon harte Nüsse knacken müssen, wie der heilige Antonius ihr verheißen.
Als der Herr heute erneut zu Babette sprach, antwortete sie:
Barbara: "O Herr, ich kann doch nichts anbringen, Gehorsam ist ja besser als alles andere, es würde ja doch verworfen."
Jesus: "Es ist wahr, wie du sagst, der Gehorsam geht über alles, und es wird nichts angerechnet, wenn du auch nichts sagst von dem, was Ich dir mitteile. Aber es ist Mir ein gar großer Schmerz, daß es so gemacht worden ist, und daß man den Guten auch noch den Trost entzieht. Welch ein anderer Umschwung wäre unter den guten, treuen Seelen, wenn es vom Bischof aus angenommen und beglaubigt würde und er sagen würde: 'Ja, so ist es!' Alle sehen auf den Bischof.
Ich kann dir jetzt nicht mehr böse sein. Wenn du es früher nicht getan hättest, hättest du die Verantwortung gehabt, dann wäre es deine Menschenfurcht gewesen. Aber jetzt, wo die Sache geprüft ist und deine Vorgesetzten sich abgesprochen haben, daß sie es nicht annehmen, und wo du unter der Leitung vom Oberhirten stehst, kann Ich dir nichts mehr anrechnen. Gehe ruhig weiter und sehe unbekümmert zu, laß allem seinen Lauf; aber doch könnte vieles gebessert werden. Es geht nun einmal nicht anders, als Ich ihnen immer gesagt habe: Die Katholiken müssen sich mehr durchdrücken!
Früher sagte Ich ihnen einmal: Auf dem Karren der Gottlosigkeit sitzen die Vertreter der Völker, und auf diesem Karren werden sie hinausgeschoben in den Abgrund, und von dem Karren der Gottlosigkeit werdet auch ihr hinausgeschoben, ihr, Meine Diener, das heißt, nicht wie die Vertreter des Volkes, weil diese absichtlich zugrunde gehen wollen, aber von dem gottlosen Volk von hoch und nieder werdet ihr doch hinausgedrückt, ob ihr die Sache glaubt oder nicht.
Deswegen ist es sehr zu bedauern, daß sie es nicht noch mehr anwenden, obwohl Ich sie loben muß, daß sie so fleißig schaffen, aber sie müßten ganz energisch die Kirche verteidigen und da, wo es gilt, etwas Gutes zu befördern, müssen sie unentwegt ihr Recht suchen, wie eben jetzt, wo es in dieser Stadt einer gewagt hat, der Unsittlichkeit in den Schaufenstern entgegenzutreten. Jetzt ist es an der Zeit, daß sie alles energisch auffordern, und zwar der Bischof in erster Linie, und sich an alle wenden: Juden und Christen, denen es noch darum zu tun ist, die Jugend zu retten.
Ferner habe Ich gesagt, der jungfräuliche Stand solle mehr gehoben werden in der Kirche. Und wer sind denn in erster Linie die Jungfrauen als das katholische Priestertum und die Ordensleute? Sie sollen darum entgegentreten der Unsittlichkeit in der ganzen Welt und dem, was die Jugend noch nicht zu wissen braucht, wodurch das Laster gleichsam schon in das Kindesgemüt gedrückt wird durch die schlechten Bilder, wodurch schon in aller Frühe die bösen Neigungen geweckt und gereizt werden. Dagegen soll mit Entschiedenheit gearbeitet werden.
Da hinaus ging Meine Mahnung, sie sollten den jungfräulichen Stand heben. Damit ist alles einbegriffen und besonders der Punkt; denn wenn es so weitergeht, so geht gerade die katholische Kirche immer weiter abwärts, weil unter der Jugend ja keiner den jungfräulichen Stand mehr wählen kann vor lauter Sinnlichkeit und Leidenschaft. Daher kommt es auch, daß in den Städten so wenig Priester aus dem Stadtvolk herauswachsen. Die meisten, die jetzt noch Theologie studieren wollen, sind vom unverdorbenen Landvolk, weil diese noch nicht so eingeweiht sind wie das Volk in der Stadt.
Darum sage Ich immer und immer wieder, daß sie doch die Schriften lesen sollen, und daß diejenigen, die schuld daran sind, die es auf die leichte Achsel genommen haben, sie zu verwerfen, zur Rechenschaft gezogen werden, weil viel Gutes dadurch verhindert wird. Ebenso sollen sie sich auch nicht so leicht zurücktreiben lassen in ihrem Streben und Leben, wo die Kirche sich am meisten in ihrer Blüte entfalten kann. Es sind überall nur die Helfershelfer Satans, die so entschieden all ihren Plänen entgegentreten. Sie sollen sich nicht in die Schranken schlagen lassen, und wenn es das Leben kostet, sollen sie ihre Macht behaupten, daß ihre Gegner, wenn sie auch noch so boshaft gegen sie vorgehen, doch vor ihrer Gewalt und ihrem Auftreten Respekt bekommen. Sie sollen sie auch auf die Folgen aufmerksam machen, die ihre Weigerung nach sich zieht und sich berufen auf das freie Schalten und Walten aller Konfessionen, während man ihnen überall hindernd in den Weg treten will.
Der Bischof, der dort zu befehlen hat, wo eine klösterliche Genossenschaft sich niederlassen will wie in Würzburg, soll sich, vereinigt mit dem Priestertum, mit Entschiedenheit an die höchste Regierung wenden, an den Kaiser, und ihr Recht verlangen. Denn Ich habe früher schon gesagt, daß die Gebetsstätten recht zahlreich sollen errichtet werden, und keiner Meiner Diener von denjenigen, die Ich an die Spitze gestellt, soll so engherzig sein, daß er sich gerade auf seine Pfarrei oder Diözese einschränken und nicht darüber hinausgehen will.
Vom Protestantismus sagte man früher, daß er, wo er sich ausgebreitet habe in der Welt, nichts Gemeinschaftliches habe als den Irrtum, mit dem er abgewichen ist von der katholischen Religion. Und jetzt kann man von den Katholiken sagen, daß sie in nichts gemeinschaftlich sind als nur in ihrem Glauben. Ihr Glaube ist überall eins; jeder glaubt, wie er es gelehrt worden ist. Aber das betreffend, den Glauben in die Tat umzusetzen, kann man jetzt von ihnen sagen, was man von den Lutheranern sagte, daß man in jeder Gemeinde anders lehre.
So auch, wenn es bei den Katholiken um die Tat geht, will jeder den Glauben ausgelegt haben nach seinem eigenen Gutdünken. Daher die vielen Widersprüche, die vielen Bekämpfungen. Statt daß die Guten sich zusammenstellen und Hand in Hand miteinander gehen, wie es die Protestanten machen, statt daß jeder das Gute zu befördern sucht, was der andere angefangen hat, bekämpfen sie einer den anderen. Der ganze Inhalt der Schriften, wodurch Ich mit dir verkehrt, ist, daß Ich die Katholiken wecken und anspornen will. Man soll nur die Schriften lesen, und man wird finden, daß überall Meine Liebe und Güte herausleuchtet. Hier warne und tadele Ich, und dort, wo sie recht gehandelt, lobe Ich, und es ist ja sehr notwendig, daß Ich so mit Meinen Kindern verkehre."
Quinquagesima am 5. März 1905
"Das ist für dich eine große Verheißung und ein großer Trost, und zugleich ein trauriges Schicksal für viele Menschen."
Jesus: "Ihr müßt im Dunkeln leben, weil Mein Leben auch so war, und was Ich in den Menschen wirke, muß so geheimnisvoll sein, wie Ich gelebt habe auf Erden. Nie ließ Ich Meine Gottheit durchblicken, außer wenn es ganz und gar notwendig war. Im übrigen hielt Ich Mein ganzes Leben so geheimnisvoll, daß alle Leute Mich für einen gewöhnlichen Menschen hielten. Und wie Mein dreiunddreißigjähriges Leben war, so ist auch das Leben der Kirche; denn in den dreiunddreißig Jahren Meines Lebens habe Ich Meiner Kirche den Lebensriß gelegt.
Mein Leben war der ganzen übrigen Welt ein Geheimnis. Und deswegen verfolgen sie Meine Kirche so sehr. Meine Diener werden behandelt wie Ich. In Meiner Jugend wurde Ich verfolgt und Mir nach dem Leben gestrebt, und gegen das Ende Meines Lebens wieder so. So ist das Leben der Kirche. Im Anfang mußte sie die blutigen Verfolgungen durchmachen, schon beim Kindermord floß das Blut; dann kamen die Friedenszeiten, die Meine Jahre im Haus von Nazareth versinnbilden, und die letzten Jahre Meines Lebens, wo Ich wieder verfolgt wurde, bilden die abwechselnden Verfolgungen der Kirche."
Barbara sah dann den lieben Heiland sehr traurig und fragte, was das bedeute. Der Herr erklärte es ihr, sagte aber, daß sie es nicht mitteilen dürfe, bis Er es wieder sage.
Jesus: "Das ist für dich eine große Verheißung und ein großer Trost, und zugleich ein trauriges Schicksal für viele Menschen."
6.-13. März 1905
"Sie soll wissen, daß, wenn alle Menschen sie nicht verstehen, sie mit Mir allein zufrieden leben kann, so aber auch umgekehrt."
Jesus: "Du und deine beiden Freundinnen, ihr sollt nicht immer nach neuen Tröstungen verlangen, sondern den Willen Gottes annehmen, wie er sich euch vorlegt."
Barbara: "Wünschest Du denn, daß ich nach Rück gehe?"
Jesus: "Das sage Ich dir nicht. Ich sage dir nur, nimm den Willen Gottes an, wie er sich darbietet!"
Als Barbara nach Hause kam, lag eine Karte da, wodurch Barbara dringend verlangt wurde. Sie erkannte darin den Willen Gottes, obwohl sie so schwach war, daß sie noch kaum gehen konnte, und ging schon mittwochs nach Rück.
Barbara schreibt am 9. März 1905 aus Rück: Meine Schwester meine Stimme hörte, schrie sie laut auf: "Meine Babett, meine Babett", und ihr Sohn weinte, als er die heiße Sehnsucht, mit der seine Mutter mich erwartete, endlich erfüllt sah. Meine Schwester fragte mich beständig, ob ich denn glaube, daß sie nicht verlorengehe.
Jesus bei der heiligen Kommunion: "Welch eine große Gnade ist es für euch drei, daß Ich euch berufen habe, die Heiligste Dreifaltigkeit auf besondere Weise zu verehren und zu versinnbilden. Deshalb sollt ihr aber auch eins sein in der Gesinnung. Sage jener Seele, wie mag sie glauben, ohne Mich fertig werden zu können. Sie soll wissen, daß, wenn alle Menschen sie nicht verstehen, sie mit Mir allein zufrieden leben kann, so aber auch umgekehrt."
Barbara: Am Freitag, den 10. März, kam der Herr nicht, aber am Sonntag und Montag nach der heiligen Kommunion tröstete mich der Herr sehr. Am Sonntag, den 12. März 1905 sagte der Herr:
Jesus: "Ich verlange von deinen zwei Freundinnen und von dir, daß ihr überall ein gutes Beispiel gebt, nicht so sehr nach Meinen Tröstungen verlangt, sondern alle Vorkommnisse, mögen sie euch angenehm oder unangenehm berühren, auf Meinen göttlichen Willen und Mein Wohlgefallen zurückführt."
Am Montag: "Siehe, alles, was dem Menschen auf seinem Lebensweg zustößt, ist für ihn eingeplant, um ihn zu dem Ziele zu führen, zu dem er bestimmt ist. Das für euch Menschen Angenehme begreift ihr leicht, aber was gegen euren Willen geht, wollt ihr nicht verstehen, und viele werden zur Zeit der Prüfung irre an Mir.
Die vier Wochen vor Fastnacht, wo Ich dich aufs Krankenbett warf, solltest du Mein Herz trösten für den Verlust so vieler Seelen, die durch die Ausschweifungen der Faschingszeit Mir entrissen wurden. Nur dann kann Mein treuer Liebhaber Mich trösten, wenn er ohne Trost leidet."
Barbara: Der Herr zeigte mir meine Schwester, wie sie ist in dem Augenblick, wo Er sie aufnimmt in Seine Herrlichkeit, sagte aber, sie müsse noch viel verbüßen und habe ihr Fegefeuer auf Erden. Noch gar so lieb und herablassend war der Herr, aber vieles habe ich vergessen.
22. März 1905
Am Tag vor dem Tod ihrer Schwester sagte Barbara zu derselben:
Barbara: "Jetzt habe ich die langen Jahre das Leiden und bin immer noch in Unsicherheit, ob es keine Täuschung ist. Jetzt bist du doch meine Schwester und die erste, die hingeht vor den Thron Gottes. Du mußt so lange bitten, bis du kommen darfst, wenn es auch nur im Traum ist oder nach der heiligen Kommunion, ob alles wahr ist und wir nicht unrecht tun, alles so zu glauben. Versprich mir das!"
Schwester ganz sicher: "Ja, ich gebe dir die Hand darauf, daß ich so lange bitte, bis daß ich kommen darf."
In der folgenden Nacht, als die Schwester in den letzten Zügen lag, sagte Barbara:
Barbara: "erinnere dich nochmals daran." (Sie drückte Barbara nochmals die Hand.) "Ich will es glauben und nicht bezweifeln, magst du kommen im Traum oder nach der heiligen Kommunion."
Am Tag vorher hatte die Schwester von Barbara die heilige Wegzehrung empfangen, und als das Heiligste Sakrament kam, jubelte sie laut auf und genierte sich gar nicht vor den vielen Anwesenden: "O mein Jesus, meine Liebe, o komm zu mir, o wie sehne ich mich nach Dir", so daß der Priester sagte: "Ein solches Sterbebett habe ich noch nicht gesehen. O welch einen kindlichen Glauben hatte sie, man kann sie jedermann als Muster vorstellen."
27. März 1905
"Denn die Welt geht einem so entsetzlichen Strafgericht entgegen, das kann ich schon klar in der Zukunft erkennen."
Barbara: Beim Totenamt vor der Wandlung war es mir, wie wenn jemand mich anrühre und sagte:
Schwester (†): "Ziehe dich zurück, denn ich bin es. Ich bin aber jetzt ein Geist. Ich will mein Versprechen einlösen. Ich will dir sagen, wie es mir geht! O Babett, es ist wahr, es ist wahr, glaub es nur ja fest. O hätte ich geglaubt! Wie vieles hätte ich dann besser gemacht! Ja, ich habe geglaubt und habe auch nicht geglaubt, denn sonst hätte ich danach gehandelt. Und du glaubst und glaubst auch nicht, sonst würdest du nicht zweifeln. Das kommt daher, weil wir armselige Menschen sind. Ich komme in der heiligen Messe bei der heiligen Kommunion, um dich zu überzeugen, daß in dieser Zeit wirklich keine Täuschung vorkommen kann. Im Traum ist immer noch Menschliches dabei und können Täuschungen vorkommen, aber nicht in der heiligen Kommunion.
Deshalb komme ich jetzt, um dich zu kräftigen im Glauben. Als ich eingegangen bin, o wie schön, wie schön! Wie es ist, kann ich dir aber nicht sagen, du würdest es doch nicht begreifen, denn kein Auge hat es gesehen, kein Ohr gehört, und in keines Menschen Herz ist es gekommen, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben. Ich bin aber noch nicht im Himmel. Ich bin an einem Ort, wo ich keine Freude und kein Leid habe.
Ich bin nur der Anschauung Gottes beraubt, und zwar deshalb, weil ich in den letzten Stunden noch gerne weitergelebt hätte, und weil ich das Leben, obwohl es so kümmerlich und schmerzvoll war, doch noch dem Sterben vorgezogen hätte. Und das rechnet der liebe Gott so hart an, weil das ein Zeichen ist, daß man Ihn nicht über alles liebt. Wir sind Seine Geschöpfe, und Er hat uns erschaffen zu Seiner Ehre, und wenn Er uns ruft und wir noch an einem Fäserchen hängen, ist es ein Zeichen, daß man Ihn einem Geschöpf nachsetzt und nicht aus reiner Liebe stirbt. So lange bin ich noch zurückgehalten, bis die Kinder einig und ohne Sünde das Vermögen geteilt haben. Wenn sie dabei sündigen, fällt der Schatten der Sünde auf mich zurück, und ich muß dafür noch weiter büßen, weil das Band der Eltern mit den Kindern so eng verknüpft ist, daß sie miteinander die Schuld tragen müssen.
Grämt euch nicht über das Unglück, das ihr gestern gehabt (durch den Verlust eines Kalbes). Das ist eine alte Schuld, die zu sühnen ist. So wird noch mehr kommen, aber hängt euch nicht an das Zeitliche.
O wie ist man so glücklich, wenn man von oben herunter mit dem Geistesauge alles sieht, wenn man den Leib abgelegt hat und alles mit ansehen kann, wie es ist auf der Welt. Wie nichtig ist dann alles, wo man jetzt so dran hängt: das bißchen Leben und Streben. Freuen sollte man sich, wenn eines von seinen Lieben stirbt, weil ihr in einer so bösen Zeit lebt; denn die Welt geht einem so entsetzlichen Strafgericht entgegen, das kann ich schon klar in der Zukunft erkennen. Freuen sollte man sich, wenn eines der Seinigen glücklich gestorben ist, da ist es ja dem allem enthoben.
Das ist der Grund, weshalb der liebe Gott das alles in dir wirkt, Er will den Glauben an die Offenbarungen wieder auffrischen in der katholischen Kirche, denn auch in der katholischen Kirche sind unter vielen der Glaube an die Offenbarungen so abhanden gekommen. Diese Schriften stehen ganz in inniger Verbindung mit den Offenbarungen, als Gott auf der Welt gewesen ist. Das ist die Fortsetzung, wodurch das Menschengeschlecht wieder erinnert wird an die ersten Offenbarungen. Er hat Sich im Heiligsten Sakrament eingeschlossen, nicht um dazubleiben, sondern um uns zu trösten. Die Schriften gehen vom Heiligsten Sakrament aus; sie sind dessen Gnadenstrahlen, welche die Welt erneuern sollen.
O wie danke ich jetzt dem lieben Gott, daß Er mich so harte Wege geführt. Sei zufrieden, wenn es euch auch nicht gut geht. Wie glücklich bin ich jetzt, daß ich aller Gefahr entronnen bin, und wie muß ich euch bedauern, daß ihr noch von so vielen Gefahren umgeben seid, denn der Menschheit droht ein großes Unglück."
Nachtrag: Als die Kinder hörten, daß die Mutter nicht in den Himmel komme, bis die Teilung vorüber sei, sagten sie, auf uns soll die Mutter nicht warten, und sie teilten sich sofort das Erbe.
Barbara: In der letzten Zeit hatte die Sterbende große Beängstigungen. Der böse Feind setzte ihr recht zu und gab ihr ein, sie sei verloren, und malte ihr die begangenen Fehler riesengroß vor. Als ich ankam, war ihre erste Frage, ob ich wohl glaube, daß sie nicht verdammt werde. Ich erinnerte sie an die schönen Verheißungen des Herrn, die allen Liebesbundmitgliedern gemacht seien und besonders, daß in der Todesstunde der böse Feind sich nicht an unser Sterbebett wagen dürfe. Von da an, wo ich bei ihr war, ging dies buchstäblich in Erfüllung. Alle acht Tage brachte ihr der hochwürdigste Herr Kaplan die heilige Kommunion während der drei Wochen, wo ich bei ihr war. Das letzte Mal, vor dem Eintritt in den Todeskampf, fragte er sie, ob sie vielleicht noch etwas beichten oder sagen wolle. Sie sagte: "Nein, ich weiß gar nichts mehr. Geben Sie mir nur noch einmal meinen lieben, guten Jesus." Drei Tage brachte sie nur hie und da noch ein wenig Wasser und Wein gemischt hinunter und der geistliche Herr war ängstlich, ob sie wohl die heilige Hostie hinunterbrächte; aber es ging ohne Beschwerde. Die letzte Nacht war sehr erbauend für alle Anwesende. Sterbend gab sie ihren Kindern und deren Angehörigen feierlich den Segen mit Weihwasser, nahm Abschied von allen, dann schaute sie nicht mehr nach ihren Kindern. Barbara durfte auf ihren Wunsch hin ihr Sterbebett nicht mehr verlassen, bis sie sanft, fast unbemerkt entschlief, um halb sechs Uhr morgens.
Barbara fragte die Verstorbene, deren Nähe sie fühlte, und die sie sprechen hörte, obwohl sie dieselbe nicht sah, ob sie denn auch schon die Verwandten gesehen habe.
Schwester (†): "Ja, aber ihre Glorie ist sehr verschieden. Mein Bruder Valentin hat eine ganz geringe Glorie, weil er so mitten heraus aus dem Wirtschaftsleben gestorben ist und nur die allernotwendigsten religiösen Pflichten erfüllt hat. Da kann man nicht viel an Gott denken und an sein ewiges Heil. Aber er ist doch sehr zufrieden und glücklich. Anna (seine Tochter, mit acht Jahren gestorben) hat aber eine große Belohnung, weil sie beim Leiden von Barbara immer so großes Mitleid und Teilnahme gezeigt hat und sich so an das Werk angeschlossen und dadurch sich große Verdienste erworben. Auch hat sie dadurch die kindlichen Fehler gebüßt. Sie hatte auch viele kindliche Tugenden."
Nach der heiligen Kommunion, als Barbara in ihre Bank zurückkam, sah sie einen Strahl um sich und sie sah den lieben Heiland. Er war so lieb und Barbara sagte:
Barbara: "O Herr, warum hältst Du meine Schwester noch fern?"
Jesus: "Was deine Schwester dir gesagt hat, das ist die Wahrheit. Ich habe sie dir geschickt. Jetzt bist du schon über drei Wochen in Rück, und während der ganzen Zeit hast du nichts gewußt zu sagen und nichts gefühlt, und jetzt auf einmal siehst du Mich und hörst Mich und hast wieder die Überzeugung, daß Ich es bin. Bist du jetzt endlich überzeugt, warum Ich so lange mit dir gesprochen habe?"
31. März 1905
"Ich muß Menschen haben, die Sühne und Abbitte leisten, weil die Zeit kommt, wo so viele ihre Ostern nicht mehr halten."
Barbara: Heute reiste ich ab nach Aschaffenburg und empfing dort die heiligen Sakramente. Als ich zurückkam von der Kommunionbank, war ich auf einmal im Himmel, und ich sah den Glanz wie neulich in mir und um mich herum. Ich sah die heilige Kommunion in mir in einem unbeschreiblichen Glanz. Der Herr tröstete mich und sagte:
Jesus: "Ich will dir zeigen, wie gut Ich bin. Sei nicht so ängstlich. Ich habe dir schon so oft gesagt, daß Ich nicht der Geist bin, der dich und die Menschen quälen will. Alle die Unruhen und Beängstigungen sind nicht von Meinem Geist, sondern von einem andern. Selbst wenn man gefehlt hat, wenn man aber seinen Fehler einsieht, bereut und verspricht, ihn nicht wieder zu tun, sind die Sünden verziehen. Ich bin es, der dir jetzt Friede und Freude bringt. Und damit du beruhigt bist: hier bringe Ich dir deine Schwester, sie ist jetzt bei Mir!"
Barbara: Ich sah meine Schwester in himmlischer Verklärung. Sie war so freudig und so versenkt in Gott, daß sie fortgeschwebt ist singend: "Hochpreiset meine Seele den Herrn."
Weil meine Verwandten von Aschaffenburg mir tags zuvor angedeutet hatten, ihnen einige Tage auszuhelfen während der Abwesenheit ihres Dienstmädchens, so dachte ich, du wirst dableiben sollen, weil der Herr mir in Rück einmal gesagt, die Pflicht gehe vor. Deshalb sagte der Herr:
Jesus: "Du bist unschlüssig, weil deine Verwandten in Aschaffenburg dich so notwendig brauchten. Du sollst aber nach Mainz gehen. Alles, was vorkommt in der Familie, die kleinen Kreuze, schicke Ich nur, um sie zu halten; denn in einem bequemen, üppigen Leben kann niemand viel verdienen, aber in den Unannehmlichkeiten, wenn alles entgegengeht, da können sich die Menschen viel verdienen. Gräme dich nur nicht, mag vorkommen, was will. Ich will sorgen, daß sie auf dem rechten Weg bleiben alle, alle deine Familien. Jetzt schau Mir nach!"
Und der Herr deutete zurück. Und ich sah hinter mir alle meine Familien, und vor mir waren die seligen Mitglieder auf dem Teil, worauf der Herr gestanden ist. Alle Familienhäupter hatten die Kinder und Kindeskinder hinter sich stehen und alle schlossen sich mir an.
Jesus: "Siehst du, wenn auch hie und da etwas vorkommt, wo sie sich recht kränken und ärgern, sie lassen sich alle von dem Geist, der ausgegossen ist, nachziehen und kommen zum Ziel. Und du gehst morgen fort. Dorthin habe Ich dich bestimmt. Kümmere dich nicht allzusehr um die kleinen Vorgänge. Ich habe gesorgt für ihr Glück und Segen, und sie sollen die kleinen Kreuze tragen. Ich weiß, wann es Zeit ist, wann Ich Kreuze schicken muß. Ich habe ein schreckliches Kreuz in Meiner Kirche. Ich muß Menschen haben, die Sühne und Abbitte leisten, weil die Zeit kommt, wo so viele ihre Ostern nicht mehr halten. Ihr sollt beten für die Sünder und euch zueinander scharen. Ihr wißt ja, was Ich verlange. Das andere ist nicht dein Beruf. Sag es doch allen, daß sie feststehen im Glauben."
Brief einer Leserin am 6. April 1905
"Das Lesen der Schriften ist mir vom Beichtvater erlaubt, weil sie zur Gottes- und Nächstenliebe anspornen. Ich werde dadurch immer stärker in der Liebe Gottes entflammt und die eitle Menschenfurcht wird abgeleitet. Es ist dies der Hauch Gottes, der das Feuer wieder anbläst, das unter der Asche der Sinnlichkeit verborgen liegt. Mut, Kraft und Stärke findet die ermattete Seele in diesem lebendig machenden Hause Gottes. Liebe atmet jedes Wort; Gnade, Segen jede Herablassung; Barmherzigkeit die ganze Schrift, die später manche schwache, kranke Seele erquicken wird auf dem mühevollen, dornigen Wege des Heils. Aber alles muß erst ans Kreuz. Allda bekommt es erst Glanz, Kraft, Stärke und Mut. Alles Gute muß eine Leidenskatastrophe durchmachen, um eine wahrhaft nahrhafte Speise zu werden, und muß durch das Salz der Erde gereinigt und gewürzt werden. O wie verlangt Mich nach dieser himmlischen Kost!"
9. April 1905
Jesus: "Ihr sollt nicht denken, wird all unsere Mühe denn auch etwas nutzen? Ihr sollt nur jetzt tun, was ihr könnt. Ich habe das alles so gelegt, daß du Mir jetzt ganz ungeniert dienen kannst, und Ich verlange das auch. Denkt nicht, weil ihr keine Früchte seht, das wäre alles umsonst. Auch bei Mir hat es geschienen, als wäre alles, was Ich in den dreiunddreißig Jahren Meines Lebens getan, ganz fruchtlos. In der Ewigkeit zeige Ich euch, was das alles Gutes gewirkt."
10. April 1905
Jesus nach der heiligen Kommunion: "Damit Mein bitteres Leiden nicht ganz in Vergessenheit bei der Menschheit komme, habe Ich die langen Jahre mit euch verkehrt und euch vieles darüber mitgeteilt. Da Ich nun nicht mehr so oft im Leiden komme wie früher, so wünsche Ich, daß ihr aus Dankbarkeit für all die Gnaden, diese letzten vierzehn Tage der Fastenzeit jeden Abend euch miteinander vereinigt wie früher auch und eine Stunde von eurem Schlaf abbrecht zur Erinnerung an Mein bitteres Leiden, und Sühne und Abbittgebete verrichtet für die Armen Seelen, damit sie sich mit euch vereinigen und ihr mit ihnen, auf daß viele Seelen gerettet werden in der jetzigen Osterzeit; denn manche Seele fängt an nachzudenken hier in Mainz. Ihr sollt es zumeist für die Mainzer aufopfern und Mich recht unterstützen, damit ihr viele gewinnt.
Donnerstags könnt ihr die heilige Stunde halten, und an den anderen Tagen den Rosenkranz oder den Kreuzweg beten oder abwechselnd aus dem Buch Walser. Aber von den gewöhnlichen Andachten sollt ihr nichts versäumen und auch eure Arbeit verrichten. Sage N., es wäre freilich besser gewesen, wenn sie im Kloster ausgeharrt hätte. Ich will sie aber nicht unruhig machen. In ihrer jetzigen Stellung bleibt es aber auch nicht immer so, wie es eben ist.
Sage N., ihre Krankheit ist die Betauung und Begießung des Werkes. Ihr Zustand kommt mehr daher, weil ihr Körper und ihre schwachen Nerven den vielen inneren Leiden nicht gewachsen sind; aber alle göttlichen Werke müssen solche Schwierigkeiten durchmachen."
12. April 1905
"Denn nur die Sünde ist eine Schmach für Meine Kirche."
Barbara: Nach der heiligen Kommunion sagte ich zum Herrn, weil ein Priester der Diözese vor Gericht verurteilt worden war:
"O Herr, wie konntest Du doch zulassen, daß solche schlimme Schmach über Deine Kirche kommt?"
Jesus: "Meine Tochter, das ist eine Strafe für Meine Kirche hier, für Meine Diener wegen der Mißachtung Meiner Worte, die Ich schon jahrelang durch dich gesprochen und in dir niedergelegt, die man aber aus Menschenfurcht und aus nichtssagenden Gründen, um, wie man so meinte, eine Schmach, eine Verachtung von der Kirche abzulenken, beiseite schob. Wenn sie es anerkannt hätten, wäre viel Gutes befördert worden. Weil sie es aber nicht taten, so will Ich ihnen jetzt zeigen, was Schmach und Verdemütigung für Meine Kirche ist; denn nur die Sünde ist eine Schmach für Meine Kirche. Deswegen habe Ich den Leiter der Untersuchung N. gleich bestraft, der es am besten hätte wissen und auch den Ausgang hätte verhüten können. Darum habe Ich ihm gezeigt an seiner eigenen Schwester, was eine hysterische Krankheit ist, die meist zu Wahnsinn führt. Das mußte er fühlen."
Anmerkung: Ein Jahr nach der Untersuchung stürzte sich dessen Schwester, in demselben Monat, in demselben Haus, und jedenfalls auch aus demselben Zimmer zum Fenster hinunter, denn beide sahen auf die Muttergottesstatue im Garten vor ihrem Fenster.
Jesus: "Wenn Meine Diener es auch jetzt noch nicht erkennen, sie werden es aber noch erkennen. Und weil der Leiter der Untersuchung gesagt hat: 'Wenn es der Heiland gewesen wäre, hätte Er Sich das nicht gefallen lassen dürfen, sondern Er hätte dreinschlagen müssen, denn wir haben es Ihm schön gemacht', so sage Ich euch, daß Ich ein langmütiger Gott bin und nur langsam Meine Macht zeige. Jetzt habe Ich dreingeschlagen. Ich hätte die Schmach abwenden können, aber es muß alles seinen geraden Weg gehen. Und sage dem Bischof, er soll den Mann nicht mehr bestrafen, ihn nichts fühlen, nichts entgelten lassen; denn er ist für seinen Fehler sehr streng bestraft. Er soll ihn mit Liebe umfangen; denn er ist in einer verzweifelten Lage, und es kann sonst noch eine größere Sünde geschehen, und es kommt zum schlimmen Ausgang. Der Bischof soll sich erinnern, was Ich zur Ehebrecherin gesagt: 'Gehe hin und sündige nicht mehr!' Wenn Meine Diener es jetzt noch nicht erkennen, sie werden es aber noch erkennen müssen."
17. April 1905
Am Montag der Karwoche wurde der Liebesbund von der Kanzel herab von einem entschiedenen Gegner des Werkes sehr hart angegriffen. Er sprach über die Herz-Jesu-Andacht und brachte dann vor, es gebe auch eine falsche Herz-Jesu-Andacht, die nur auf Schwärmerei und Gefühlsduselei beruhe, die sich mit religiösen Einbildungen unterhielte, wie die Weltkinder ins Theater gingen. Solche Frommen trügen die Schuld, daß alles so abwärtsgehe, daß die Ehre der Jungfrauen gefährdet sei (durch die späte Donnerstags-Ölbergstunde abends zwischen acht und neun Uhr), daß Frauen und Jungfrauen in Gefahr seien, zugrunde zu gehen.
Derlei sagte er vieles, warf sich dabei in die Brust und sprach mit so leidenschaftlich erhobener, heftiger Donnerstimme, daß die Leute darüber die Köpfe schüttelten und beim Herausgehen sich besprachen, was denn das zu bedeuten hätte. Eine Dame sagte: "Da weiß man nicht, soll man überhaupt noch beten oder gar nicht mehr in die Kirche gehen?" Eine andere kam und schüttelte Barbara mitleidig die Hände. Eine andere wiederum sagte: "Wie hat der aber den Glauben erschüttert."
Gründonnerstag 1905
"Nur einzig und allein, weil er Meine Gottheit vor Meinen Feinden und vor Meinen Freunden bekannte."
Barbara wurde darüber sehr verwirrt, weil ihre Familie, die so gute Vorsätze gefaßt zum Dienste Gottes, nun ganz wankend wurde. Der Herr sagte deshalb tröstend:
Jesus: "Das ist ja gerade euer Verdienst. Ihr habt lange nicht so viel verdient und hättet Mir in dieser heiligen Woche gar nichts mehr opfern können als diese Verdemütigung. Hängt euch nicht an all die Sachen. Was bin Ich so getröstet, wenn ihr so verdemütigt seid! Mach dir keine Sorgen, wenn du auch nicht mehr so viel tun kannst. Sei ruhig! Ich nehme alles hin und ersetze alles, was ihr in eurer Armseligkeit nicht tun könnt.
Wundere dich jetzt nicht mehr, denn Ich bin gar nicht mehr zu haben für deinen Zweifel, ob es möglich sein kann, daß ihr in die Reihe der heiligen Märtyrerinnen und Jungfrauen versetzt werdet, weil diese, die in der Kirche so hoch verehrt werden, so viel für Mich geleistet haben. Komm mit Mir, Ich will dir zeigen, wie heute der Gründonnerstag im Himmel gefeiert wird. Du sollst teilnehmen, wie heute Meine Bewohner im Himmel sich freuen wegen der Einsetzung des Heiligsten Sakramentes. Das ist ihnen ein so großer Trost, weil sie sich alle darin haben heiligen können."
Barbara: Der Herr nahm mich mit Sich fort. Es wurde immer heller und lichter, und der Raum, worin ich geführt wurde, wurde so groß wie die ganze Welt. Ich sah keinen Anfang und kein Ende mehr. In der Mitte war etwas, eine Feierlichkeit. Ich sah an dem unendlichen Glanz, daß da etwas Außergewöhnliches darin ist, wo ich nicht hineinsehen konnte. Eine Stimme sagte mir: "Hier ist das Lamm, das geschlachtet ist, da darf das Auge eines Menschen nicht hineinschauen."
Aber die Bewohner, die das Lamm bewachen, die haben Ihn sehen dürfen. Es war rund herum ein Kranz von Seligen: Alle die Priesterscharen, vom heiligen Petrus angefangen, die Apostel, die Bischöfe. Die Priester stehen am nächsten um das Lamm herum, und im zweiten Chor stehen die Jungfrauen. Und der Herr sagte:
Jesus: "Siehst du, hier ist einmal auch euer Platz! Ich will dir aber zeigen, daß das Leben der Heiligen das Leben aller Menschen war. Sie waren auch Menschen wie ihr, und was diese durch ihr Martyrium errungen haben, das oftmals in einigen Stunden oder Tagen vorüber war, wodurch ihre Krone voll war, und von diesem Tage an schauten sie das Lamm, sind bei Ihm und erfreuen sich in Ihm, das erringt ihr aber durch ein Menschenalter hindurch, durch all den Spott und Hohn und die Verdemütigungen Mir zuliebe.
Wer könnte Mir Vorschriften machen in Meiner Belohnung, wer kann Mir widersprechen, daß Ich den Schächer am Kreuz, der ein Leben hinter sich hatte, wie der allerschlechteste Mensch es führen könnte, in einem Augenblick in Mein Reich aufnahm? Hätte Ich es nicht Selbst gesagt, man könnte es widerstreiten. Aber weißt du, warum Ich ihn aufnahm trotz seines lasterhaften Lebens? Nur einzig und allein, weil er Meine Gottheit vor Meinen Feinden und vor Meinen Freunden bekannte. Und dafür gab Ich ihm eine vollkommene Reue und nahm ihn auf in Mein Reich.
Wenn nun ein Mensch trotz all seinem guten Willen sein ganzes Leben in beständigem Widerspruch von Meinen Dienern zubringen muß, warum soll Ich ihm nicht den Lohn geben, den Ich den heiligen Märtyrern gegeben habe, weil er es Mir zuliebe erduldete? Darum freut euch, daß ihr Gelegenheit habt, daß Ich euch immer wieder Gelegenheit gebe, für Mich etwas zu leiden. In der Ewigkeit werdet ihr euch nicht mehr darüber beklagen.
Diese drei letzten Tage der Karwoche sollt ihr recht mit Meiner lieben Mutter und mit allen frommen Christen vereinigt Mein heiliges Grab verehren, und Mir recht Anbetung und Danksagung leisten."
Barbara: Als ich bis elf Uhr in der Kirche heute zugebracht, sagte der Herr:
Jesus: "Jetzt gehst du nach Hause und zur Abwechslung auf den Kirchhof, damit du dich erholen kannst. So kommt deine Natur wieder ins Geleise, und opfere jeden Schritt und Tritt für die Armen Seelen, weil sie an solchen Tagen so sehnsüchtig warten. Das ist ein so großer Freudentag für sie, weil so viele Opfer für sie gebracht werden und so viele in den Himmel eingehen in diesen Tagen. Deshalb opfere es für die Armen Seelen."
Barbara: Ich dachte bei mir, während ich am Grabe arbeitete, worin Mein Bruder und meine Nichte liegen, es wird gut sein, einmal alles herauszureißen, damit die Blumen frisch ansetzen. Da fiel mir ein: ach nein, laß es gehen, bis jemand stirbt. Wenn ich zuerst sterbe, mögen sie es machen, wie sie wollen.
Jesus: "Du sollst nicht in das Grab. Ich will, daß ihr drei zusammen in ein Grab kommt. Wenn die erste stirbt, soll das Grab angekauft werden, und wenn die letzte stirbt, soll ein Grabstein darauf gesetzt werden mit der Inschrift: 'Aus Liebe zu Dir, o Jesu, getragen Spott und Hohn, sind wir jetzt vereint in Dir, o Jesu, um zu empfangen unseren Lohn.' Die letzte soll jemand damit beauftragen."
Barbara: Als ich über den Kirchhof ging und betete: O ihr Armen Seelen mein, jung und alt, groß und klein, wann wir kommen vor das Gericht, so dann auch vergeßt uns nicht, hörte ich die Stimmen mir entgegenrufen: "Ja, wir bitten alle für dich!" Als ich so dahinschritt, riefen sie mir zu: "O auch mir, o auch mir! Niemand ist, der an mich denkt!" und sie zeigten mir ihre große Freude.
25. April 1905
"Daß der Strom sich auch nach Deutschland herüberwälzen wird, ist und bleibt wahr."
Jesus: "Was Ich Meiner Kirche durch dich mitteilen wollte, habe Ich gesagt. Für was soll Ich dich noch länger unnütz quälen, da Meine Diener jederzeit eine andere Ausrede haben. Ich werde von jetzt an dich im stillen besuchen, ohne daß es anderen auffällt, und dein Trost sein in allen Bedrängnissen dieses Lebens. Laßt kommen, was da kommen will. Nur eines merkt euch: laßt euch nicht sieben, haltet fest zusammen, ihr drei, und wenn alles gegen euch ist. Und sag es allen Liebesbundmitgliedern, daß sie feststehen im Glauben, daß Ich es bin, der mit dir redet. Denn was Ich gesagt habe, ist und bleibt wahr, daß, wer nicht glauben kann, daß Ich die Menschen aufmerksam machen wollte auf die große Gefahr, die über allen Kindern der katholischen Kirche schwebt, der soll zittern für sich selbst; denn schaut hinüber nach Frankreich. Viele werden jetzt, wo die Stunde der Trübsal gekommen ist, mit hineingeschwemmt in den Strudel des Zeitgeistes, die kurz vorher auch noch glaubten, sie seien gute Katholiken. Denn was Ich gesagt habe, daß der Strom sich auch nach Deutschland herüberwälzen wird, ist und bleibt wahr.
Euch und allen, die zu euch stehen, rufe Ich aber zu: Setzet alle Kräfte des Leibes und der Seele ein für Meine Kirche! Betet, daß die Zeiten abgekürzt und viele noch gerettet werden! Hier in Mainz kannst du nichts ausrichten. Darum schweige und bete. Und wenn du auf der Straße einem Priester begegnest, so schaue nicht auf ihn, wenn du siehst, daß er deinen Gruß nicht erwidern will, damit dein Gemüt nicht verwirrt wird, und sage im stillen den Gruß. Ich höre ihn und erwidere ihn. Ihr wißt, was Ich euch aufgetragen habe zu besorgen, weil ihr hier nichts tun könnt. Allen, die mit euch halten und es glauben, bekommen einen großen Lohn, sie verdienen sich sehr viel, und Ich werde sie beschützen, daß sie unberührt an dem Strom vorbeikommen, der sich von Frankreich herüberwälzt, wie Ich gesagt habe. Alles geht in Erfüllung. Sage N., sie muß sich erst diese große Gnade verdienen. Sie soll nur geduldig abwarten. Auf einmal hat sie alles nach Wunsch. N. soll tun, was Ich ihr eingebe."
1./3. Mai 1905
"Daß Mein Reich durch einzelne Seelen erneuert und deshalb ein Gebetssturm entfaltet werden muß."
Am 1. Mai nach der heiligen Kommunion sagte der Herr:
Jesus: "Ihr sollt nicht mehr rechts und links sehen, sondern schnurgerade auf Mich losgehen, um Mich zu verherrlichen. Seht euch doch einmal um unter den frommen Seelen, wie viele noch sind, die kein Vergnügen suchen. Seht doch, wie schlimm es in der Welt aussieht. Es ist Mir lieber, wenn du, anstatt die Wallfahrt nach W. mitzumachen, dich deiner zwei Priesterstudenten annimmst und sie mit nach Rück nimmst, damit sie jemand um sich haben, der sie ermuntert und zum Guten anleitet. Frau S. hat noch zu leiden."
Am 3. Mai nach der heiligen Kommunion hörte ich die Stimme des Herrn:
Jesus: "Gib dich jetzt nicht dem mündlichen Gebet hin, sondern höre, was Ich mit dir reden will. Es ist sehr nötig, allen Liebesbundmitgliedern wieder einmal zu schreiben. Ihr höret von allen Kanzeln herab jetzt dasselbe, was Ich schon vor langen Jahren mit dir gesprochen, daß das Glaubensleben müsse erneuert werden durch einzelne Seelen; durch diese muß die Kirche erneuert werden. Deshalb richtet an alle Liebesbundmitglieder die Forderung, daß sie sich, so viel, wie es ihnen möglich ist, von der Welt losreißen und das Entgegengesetzte von dem Leben und Streben der anderen Weltmenschen tun. Je mehr die Welt dem Vergnügen und Genießen nachströmt, desto mehr sollt ihr alle, ihr Liebesbundmitglieder, euer einziges Glück nur in Mir suchen und eure ganze Freude.
Alle die Leiden und Widerwärtigkeiten, die Ich dem Umkreis jeder einzelnen Familie und jeder einzelnen Seele zusende, sollt ihr, so viel in eurer Kraft liegt, zu heben suchen und durch Ausübung der Nächstenliebe zum Frieden beitragen unter den Eurigen. Ist es aber mehr die Leidenschaft, die zu große natürliche Liebe, die euch so fortreißt, und ihr seht, daß ihr nichts ausrichtet an ihnen, so betrübet euch nicht darüber so, daß ihr eure Hauptaufgabe vergeßt. Ertragt es dann ruhig und opfert es Mir auf, damit ihr durch das ruhige Ertragen ihre Seelen rettet. Denn diese Seelen, für die sie Mir fortwährend ihre Aufopferung dargebracht, werde Ich dennoch retten, obgleich sie wenig Hoffnung geben, aber das Ziel sollen sie nicht vergessen, daß Mein Reich durch einzelne Seelen erneuert und deshalb ein Gebetssturm entfaltet werden muß, wie er nur sein kann und je in solchen Zeiten zum Himmel erhoben worden ist.
Jetzt im Monat Mai sollt ihr, sooft ihr nur könnt, ein Bildnis Meiner Mutter aufsuchen in der Kirche oder in der Kapelle und euch um Sie scharen und mit Ihr vereinigt beten für die Anliegen der Kirche. Keines der Liebesbundmitglieder aber möge sich je seinen geistlichen Vorgesetzten widersetzen, in welcher Pfarrei, Diözese oder welchem Land es auch stehen mag. Keines soll es wagen, sondern immer im Einklang mit ihnen gehen. Sobald der Priester etwas verweigert, sollen sie abstehen und jeder sich fügen in die Anordnungen des Bischofs oder Priesters, aber immer im Auge behalten, daß sie das alles ersetzen können durch die Standhaftigkeit im Glauben und in der Liebe, die ihnen niemand verbieten kann.
Denn sie sollen wissen, daß Ich ihr oberster Leiter bin, daß Ich sie führe als Liebesbundmitglieder, weil sie allzusammen eine Gemeinschaft bilden sollen wie die ersten Christen, die alle beten sollen eines für alle und alle für eines und dieses so uneigennützig, daß keines sein eigenes Wohl vorandrängt; denn die einzelnen Glieder bilden doch in der ganzen Welt, wo sie auch stehen, eine Zusammengehörigkeit in ihrem Leben und Streben und im Gebet. Der Gebetssturm ist aber die Hauptsache.
Doch soll jede ihre Arbeit tun und niemand soll seine häuslichen Berufspflichten vernachlässigen, aber überall sollen sie eine heilige Ruhe und Freude zur Schau tragen, auch wenn es vorkommt, daß sie verkannt, beschimpft und unterdrückt werden, sollen sie es ruhig ertragen, daß die Welt an dem ruhigen Ertragen, an dem Gottvertrauen und der Nächstenliebe sehen muß, daß ihr andere seid als die Alltagschristen und sie sich zurufen: 'Seht, wie sie einander lieben.' Später, wenn alles vorüber ist, seht ihr, was Ich mit euch gewollt habe und warum Ich mit dir geredet habe.
Sage N., er soll sich Gott so in den Willen geben und ihm in die Arme werfen, daß er gleichsam keinen Willen mehr hätte, und auch darin, wenn Ich ihm gleichsam alle Stütze wegnehme, die er scheinbar doch braucht und haben muß, um das Werk halten zu können. Ich verlange von ihm eine heroische Großmut, daß er glaubt, auch wenn alles an dem Werk unterzugehen scheint, das er verteidigt. Dieses Werk ist nur der Widerhall von jenem ersten Werk, das Ich gegründet habe am Kreuz und wofür Ich gestorben bin. Da war Ich auch ganz und gar vernichtet und entblößt von jeder menschlichen Hilfe. So muß auch dieses Werk am Kreuz siegen. N. aber soll nicht nachlassen zu arbeiten und die Einzelnen zu ermuntern.
Setzt einen Brief auf an alle Liebesbundmitglieder, und schicke ihn auch in deine Heimat. Ich entbinde dich jetzt davon, noch ferner dem Bischof Aufträge auszurichten. Tue im stillen, was Ich dir sage, und setzt euch standhaft ein für den Glauben. Das ist eure Aufgabe."
4. Mai 1905
"Das Leiden ist auch Gebet, und zwar doppeltes Gebet."
Heute morgen, gleich nach der heiligen Kommunion, gab mir der Herr eine längere Botschaft. Weil Luise es aber nicht gleich aufschreiben konnte, so bat ich um zehn Uhr die liebe Mutter Gottes in Quintin, mir es nochmals zu wiederholen, und ich beschwor Sie um Ihrer Tränen und des Blutes Ihres Sohnes willen, daß Sie nicht zulassen möge, daß ich in eine Selbsttäuschung verfalle. Sie wiederholte mir folgendes:
Maria: "Sage den Klosterfrauen, sie sollten es als einen Fingerzeig von Gott ansehen, daß Er diese Dame zu ihnen hingesandt; denn Mein Sohn hat sie dahingeführt, weil Er Sein Auge auf diese Klosterfrauen gelenkt hat und sie für Sein Werk gewinnen will. Frl. N. aber stirbt noch nicht; sie muß noch mehr arbeiten für den Liebesbund. Sie hat noch einen weiten Weg.
Den Schwestern aber sage, sie sollten bedenken, was für ein großes Glück es für eine Seele ist, wenn Mein lieber Sohn sie aussucht zu solchen außergewöhnlichen Leiden, wenn sie auch manchmal tief einschneiden in die Seele. Das ist der Weg, wie Er Seine Auserwählten führt und Seine Heiligen bildet. Sie sollten es nicht verkennen und die Gnade nicht umwandeln in eine Strafe für sie. Wenn man Bitterkeit nachträgt, verwandelt man die große Gnade zu Bitterkeit. Mein lieber Sohn will die Schwester nur auf dem Weg der Vollkommenheit weiterbringen. Sie soll das, was ihr zugefügt worden ist, mit Mut hinnehmen und mit Gleichmut ertragen und in ihre Stellung gehen, die ihr angewiesen wurde, und tun, als ob nichts vorgefallen wäre und sich verwenden lassen, wo und wie sie wollen.
Wenn sie das fertigbringt, hat Er Sein Ziel mit ihr erreicht; denn Er will sie nur abstreifen von der Eigenliebe und dem Stolz, den alle Menschen in sich stecken haben, den sie aber nicht eher erkennen, als bis Gott den Menschen darauf führt und ihn davon überzeugt. Sie soll darum mit sich machen lassen, was sie wollen, und dann gebe Ich ihr das Versprechen, daß ihr Vormund aus dem Fegefeuer erlöst werden soll, und daß Mein lieber Sohn daran alle Gnaden für sie anschließen will, und daß sie standhaft bleibt, wenn wieder solche Unannehmlichkeiten kommen und sie keine Versuchung mehr bekommt zum Austritt. Und sage ihr auch, daß du aus eigener Erfahrung weißt, welch große Gnaden solche Verdemütigungen nach sich ziehen.
Im übrigen ist Mein lieber Sohn sehr zufrieden über den guten Willen der Schwester als auch mit ihrer Oberin. Das muß ihnen eine große Beruhigung sein, wenn sie auch zweifeln wollen und versucht sind anzunehmen, man wolle ihnen schmeicheln. Die Oberin soll bedenken, daß niemals eine Seele aus sich selbst das Herz und das Gemüt hat, um mit uneigennütziger Nächstenliebe die Seelen zu bemitleiden.
Das hat sie von Gott und ist der sicherste Beweis, daß sie in Gott befestigt ist. Sie sollen beide zusammenhalten und so fortfahren, die mit Ängsten geplagten Seelen aufzumuntern. Das ist der beste Beweis, daß sie mit Gott vereinigt ist, weil sie ängstlich ist, daß sie nicht alles so mitmachen kann wegen ihrer Gesundheit.
Sie soll jeden Abend Meinem lieben Sohn sagen: 'Lieber Heiland, ich habe getan, was ich konnte. Wenn Du mehr haben willst, mußt du mir mehr Gesundheit geben!' Sie soll immer ein heiteres Gemüt pflegen, daß sie gegenseitig sich immer in der Heiterkeit und Freude ermuntern, und mit Freuden Ihm dienen; denn einen freudigen Geber liebt Mein Sohn. Sie sollen nur ruhig weitergehen und nicht so ängstlich sein, denn eine Ordensperson, die sich einmal Meinem lieben Sohn geschenkt, soll alles hinnehmen, was vorkommt in ihrem Beruf und bedenken, daß sie eine geistige Hausfrau ist, die für Ihn arbeitet und sich selbst vergißt, um Seelen zu retten.
Sage ihnen aber, sie sollen sich anschließen an den Liebesbund, an die in der Welt lebenden frommen Christen, die auch nichts anderes suchen als die Ehre Gottes, weil Mein lieber Sohn es wünscht; denn Er hat schon lang gesagt, daß die Ordensleute und frommen Weltleute sich vereinigen zu einem eifrigen Christenleben, weil das Glaubensleben erneuert werden muß. Die gelben Blätter sollen abgeschüttelt werden vom Baum der Kirche und deshalb trachtet, ein grünes Blatt zu sein und kein dürres.
Ihr alle miteinander müßt über die Unannehmlichkeiten weggehen, das muß euch Nebensache sein, und all die Leiden und Widerwärtigkeiten und Vorkommnisse müßt ihr zu den Sühnungsleiden rechnen für die Bekehrung der Welt.
Mein lieber Sohn läßt das alles zu, wenn man es manchmal auch nicht erkennt, und benützt die Menschen als Werkzeuge. So hat Er bei dieser Schwester ihre Vorgesetzten dazu benützt, um sie im Tugendleben vorwärts zu bringen, und nur auf diesem Weg wird das große Ziel erreicht, wenn viele sich vereinigen zu einem Gebetssturm. Die Leiden spielen aber eine Hauptrolle dabei. Das Leiden ist auch Gebet, und zwar doppeltes Gebet. Sie sollen also nur nicht ängstlich sein, weil Mein lieber Sohn zufrieden mit ihnen ist; sie sollen nur tun, was Er ihnen sagt."
Fest der Kreuzauffindung 1905
"Als der Erzengel Gabriel Meiner lieben Mutter das Geheimnis der Menschwerdung ankündigte, da war die Morgenröte der Gnade noch nicht aufgegangen."
Barbara: Am Fest Kreuzauffindung bat ich den Herrn sehr für zwei Verstorbene. Der Herr schenkte mir die erstere, eine Frau. Sie hielt ein Kreuz in den Händen und sagte:
Verstorbene: "Kreuzauffindung ist meine Erhöhung, weil du mir die Verdienste deiner Feier zugewandt. Ich werde dich am Throne Gottes nie vergessen." Das 'Hochpreiset' singend, schwebte sie auf.
Barbara: Während des Segens, den ich der Mutter von S. schenkte, gab mir der Herr auch diese. Ich sah sie, sie war eine alte Frau, aber im vollkommenen Zustand wie eine junge Person. Sie dankte mir und sang das Magnificat, in die Höhe steigend.
Am Herz-Jesu-Freitag, als Barbara in der Herz-Jesu-Andacht war, wo nur Laien beteten, wollte sie noch in eine andere Kirche gehen, um sich den heiligen Segen zu holen. Der Herr aber sagte:
Jesus: "Bleibe hier! Meinst du denn, Ich könnte dir den Segen nicht auch hier geben? Was sollten dann die Ordensleute anfangen und Meine anderen Diener, die auch danach verlangen, aber nicht hinzukommen können? Diese alle lasse Ich teilnehmen an Meinem Segen."
Am ersten Sonntag im Mai las Barbara in einem Buch, daß man seine Gnaden verbergen solle, und sie wurde ängstlich. Darauf hörte sie die Stimme des Herrn:
Jesus: "Meine Tochter, ziehe dich zurück, Ich will mit dir reden. Du fürchtest dich, darum komme mit Mir!"
Darauf wurde ich in eine glänzende Gesellschaft geführt, wo die heiligen Apostel und Bischöfe und Priester waren. Der Herr sagte:
Jesus: "Weil diese Meine Dienerin von den Priestern in dieser Stadt so verachtet ist, deshalb ist es Mein Wille, daß ihr sie belehret über ihre Zweifel."
Barbara schämte sich und fürchtete sich vor Täuschung, und wandte sich deshalb ab. Da drängte Sich die liebe Mutter Gottes von hinten vor und sagte:
Maria: "Komme, Meine Tochter, fürchte dich nicht, Ich will dir alles ersetzen."
Der Herr war so gütig und sagte:
Jesus: "Als der Erzengel Gabriel Meiner lieben Mutter das Geheimnis der Menschwerdung ankündigte, da war die Morgenröte der Gnade noch nicht aufgegangen. Meine liebe Mutter mußte deshalb schweigen, denn es hätte sie niemand verstanden. Jetzt aber, wo Meine Gnadensonne die ganze Welt durchscheint bis in den letzten Winkel hinein, wo aber dieses Glaubenslicht am Erlöschen ist, ist es notwendig, dasselbe wieder anzufachen. Wenn Ich zu einer Seele rede, so rede Ich nicht allein zu ihr, sondern zu allen, um das Glaubenslicht wieder anzufachen."
Die lieben Heiligen begrüßten Barbara sehr herablassend und freundlich und stimmten dem Herrn bei.
Maria: "Sage dem jungen Mann, er soll sich noch diesen Monat im Missionshaus anmelden. Ist er auch schon fortgeschritten, so kann er doch noch eine Leuchte in der katholischen Kirche werden. Er wird noch viele Versuchungen haben; er soll aber das Irdische nicht achten. Seine Mutter soll sich tief vor Gott verdemütigen."
Von der Kanzel herab wurde die Donnerstags-Ölbergstunde sehr getadelt und die Beter darum erschüttert. Der Prediger sagte, die Ehre der Beteiligten käme wegen der späten Abendstunde in Gefahr, es seien eigensinnige Neuerungen und dergleichen.
Jesus: "Gebt die heilige Stunde nicht auf, sondern beruft euch darauf, daß Ich sie Meiner Dienerin Margareta Maria Alacoque angegeben und daß Rom sie approbiert und mit vollkommenem Ablaß versehen, und daß ihr sie haltet, weil die Betrachtung des bitteren Leidens die Seele sehr fördere und im Guten bestärke und ihr hofft, Fortschritte zu machen. Wenn sie sie direkt verbieten, dann gehorchet, aber sie werden es nicht wagen."
27.-29. Mai 1905
"Wer Geduld hat, wird alles in Erfüllung gehen sehen."
Jesus: "Komme her, Meine Tochter, Ich will dich entschädigen für all die ertragenen Leiden."
Barbara: Und Er führte mich in Sein heiligstes Herz, in eine besondere Wohnung, worin ich schon öfter war. Es war dort eine lange Tafel gedeckt und viele saßen daran, auch Lieschen und Luise. Und der Herr sagte liebreich:
Jesus: "Meine Tochter, suche dir ein Plätzchen und setze dich."
Barbara: Und ich wurde erfüllt mit großer Süßigkeit, und der Herr sagte:
Jesus: "Laßt euch nicht sieben, haltet um so inniger zusammen, je mehr man euch zu trennen sucht."
Jesus am 28. Mai: "Schließt euch innig zusammen und geht ungeniert eure Wege; denn der Strom des Kulturkampfes zieht auch seine Streifen nach Deutschland, und es wird bald geschehen, dass der Haß der Bösen auch in Wut übergeht gegen Meine Kirche, und daß alle Priester, Ordensleute und treuen Christen viel zu leiden bekommen. Wie zu Meinen Lebzeiten die Pharisäer immer danach sannen, Mich zu verfolgen, und wie dann endlich der Neid in Wut ausbrach, um Mich zu vertilgen, so wird es auch den Meinigen geschehen. Alles, was Ich gesagt, geht in Erfüllung. Es ist nur die Ungeduld der Menschen, die es nicht erwarten können, aber wer Geduld hat, wird alles in Erfüllung gehen sehen. Man will Mich ganz aus der Menschheit vertilgen. Es kommt noch zu einer blutigen Verfolgung."
Jesus am 29. Mai: "Ich habe euch doch gezeigt, daß ihr diejenigen seid, die in Meinem Herzen eingeschlossen sind, die bei Mir sitzen und an Meinem Herzen ruhen. Was braucht ihr dann noch mehr?"
Herz-Jesu-Freitag im Juni 1905
"Denn all die Krankheiten und Trübsale sind ja nur der Weg dorthin. Dort wird alles ausgeglichen."
Jesus: "Sage N., sie brauche sich nicht zu fürchten vor einem schnellen Sterben. Ich gebe ihr noch die Gnade, daß sie den Bau fertigstellen kann, und daß ihr Geschwister euch alle noch einmal sehen dürft. Denn Ich gönne euch diese Freude, daß ihr euch in heiliger Freude in Mir zusammenfindet zur Belohnung dafür, daß ihr alle trotz allem so fest geglaubt; denn Ich schlage einen solchen Glauben sehr hoch an, wenn man sich über die Gnaden anderer freut. N. soll, wenn sie sich erholt hat, sich mit Mut an den Bau machen, wenn sie auch nicht mehr so gesund wird wie früher. Sie soll all ihr Vertrauen auf Mich setzen; denn es geht alles in Erfüllung, was Ich verheißen habe, aber glauben muß der Mensch. Ic h habe große Freude an all ihren Geschwistern um ihres lebendigen Glaubens willen, und Ich will ihnen diese Freude noch einmal machen. Alsdann aber sollen sie sich über nichts unterhalten als über die himmlische Seligkeit und die Freuden, die ihrer warten, und Meine unendliche Liebe und Güte, und alles andere beiseite lassen, denn all die Krankheiten und Trübsale sind ja nur der Weg dorthin. Dort wird alles ausgeglichen.
Sage auch N., Ich habe große Freude an ihr, sie habe wirklich schon Fortschritte gemacht. Das müsse sie daran erkennen, daß sie keine so heftigen Kämpfe mehr hätte. Ich gebe ihr das Versprechen, daß sie noch dahin gelangt, daß sie sich noch freier fühlt von all den irdischen Dingen. Denn anders ist es nicht zu machen, als daß die Reichen, die aufwärts steigen wollen, sich ihrer Güter entäußern. Sie soll doch täglich bedenken, was denn all das Irdische wäre im Vergleich zur Ewigkeit, wie rasch das alles ein Ende nimmt. Es soll sie trösten und freuen, daß Ich mit ihr zufrieden bin, und um ihrer Entäußerung willen ihr all die kleinen Fehler verzeihe.
Sage noch deinen Schwestern Luise, Ich erfülle ihnen alle Wünsche, weil sie geglaubt, aber die Leiden, das alles gehört zum Weg der Seligkeit, der sie entgegengehen. Sie sollten noch entschiedener alles Irdische und Weltliche abstreifen."
5. Juni 1905
"Dieses Gespräch aber geht im Herzen des Menschen vor sich."
Jesus: "Sage deinen zwei Freundinnen, daß euer Leben jetzt so ruhig dahinfließen wird. Sage N., er möge sich doch aufraffen und sich freuen, daß er sich für Mein Werk hingegeben. Wenn es ja sein Leben kostet, so ist es ja für Mich hingegeben, für seinen Glauben. Er soll fest glauben, daß er noch einmal nach Lourdes gehen kann, und er wird sehen, mit welcher Freude ihn dort Meine Mutter überströmen wird, und wie getröstet er zurückkommt, und wie glücklich er sein wird in der Ewigkeit, wo ihm alles ausgeglichen wird."
Nach der heiligen Kommunion beschwerte ich mich, weil ich so wenig tun kann. Der Herr sagte:
Jesus: "Beruhige dich, Ich bin mit dir zufrieden."
Barbara: "Ja, bin ich es nicht selbst, die ich mir das zuspreche?"
Jesus: "Niemals kann ein Zwiegespräch stattfinden in der Seele, das sich auf Gott bezieht, was aus einem anderen Geiste kommt oder was der Mensch aus sich hat; denn das ist ein ganz anderes Gespräch als das Gespräch mit den Lippen. Weil der Mensch aus sich nichts Gutes hat oder geben kann, muß ein Gespräch, das sich auf Gott oder das Heil der unsterblichen Seele bezieht, nur von Gottes Geist her kommen. Dieses Gespräch aber geht im Herzen des Menschen vor sich."
Dann sagte die liebe Mutter Gottes:
Maria: "Weil Schwester N. so kindlich ist und immer noch meint, es wäre alles nicht richtig, so sage dieser guten Schwester, Mein Sohn hat es ihr zwar schon so oft gesagt, aber weil sie so kindlich ist, sage Ich es ihr wieder, sie soll sich nicht mehr beängstigen um das, was hinter ihr liegt, sie soll vorwärts schauen und die Tage, die ihr noch von Meinem Sohn geschenkt sind, zu ihrer Heiligung verwenden und recht achtgeben, daß sie eine herrliche Blume wird, und das sage Ich ihr nicht allein, sondern allen ihren Geschwistern; denn die Kinder sollen die Krone ihrer frommen, heiligen Mutter werden, und jedes soll sich hüten, daß es keine mißgestaltete gibt, denn dann wäre die Krone verschändet.
Für N. werden auch noch einmal bessere Tage kommen, wo es ihm mit der Gesundheit besser geht. Alles kommt nur daher, weil seine Nerven ruiniert sind durch das, was er durchgekämpft hat, und das sage Ich zum Trost für euch alle, besonders für N., daß die einzelnen Glieder der Kirche in jetziger Zeit, jedes in sich, das ganze Leben der Kirche durchleben müssen: So wie die Kirche im großen und ganzen, so jede Seele im kleinen in ihrem eigenen Leben. Daher kommt es, daß die Seele, die wirklich Gott treu dienen und nach Vollkommenheit ringen will, ein unblutiges Martyrium hat, weil die ganze Christenheit verseucht ist von dem Geist des Liberalismus, der die ganze Welt beherrscht.
Wenn nun eine Seele etwas mehr tut und sich ausscheidet von dem Geist, so hat sie ein Marterleben von Verachtung, Verdemütigung, Hohn und Spott durchzukämpfen. Wundert euch deshalb nicht, wenn Ich so große Verheißungen mache. Denn früher in den ruhigen Zeiten, wo die Kirche blühte und ihre Macht nach außen entfaltete, konnten die Glieder in Ruhe und Frieden leben, wie eine heilige Gertrudis und Mechtildis.
Diese waren fast in beständiger Verzückung berauscht von Liebe und Wonne, weil sie keine Hindernisse und keine Widersprüche hatten. Niemand war da, der sich getraut hätte, sie zu tadeln. Deshalb mußten diese sich durch Abtötungen auszeichnen. Jetzt ist es anders, diese Seelen sind ausgeschieden aus der menschlichen Gesellschaft."
Fest des heiligen Antonius am 13. Juni 1905
"Daß Meine heilige Mutter nicht in Ephesus, sondern in Jerusalem auf dem Berg Sion gestorben ist."
Nach der heiligen Kommunion sagte der Herr:
Jesus: "Dein Neffe (der an galoppierender Schwindsucht darniederlag) wird noch nicht sterben, und dein Neffe Josef wird sein Studium fortführen. Dem Herrn, der gefragt hat wegen der Ephesusfrage, kannst du sagen, daß Meine heilige Mutter nicht in Ephesus, sondern in Jerusalem auf dem Berg Sion gestorben ist. Sie sollten sich nicht streiten wegen Meiner heiligen Mutter."
Fest Heiligste Dreifaltigkeit am 18. Juni 1905
"Und je mehr Widersprüche es gibt, desto größer ist die Sicherheit, daß das Werk von Mir stammt."
Luise war plötzlich erkrankt, gerade vor der Missionsausstellung, die sie nicht einmal sehen konnte. Deshalb sagte der Herr:
Jesus: "Deine Krankheit ist nur eine Betauung des Werkes. Raffe dich auf und gehe darüber hinweg. Sei nicht ängstlich. Ruhe dich ein wenig aus, damit du dich erholst; denn es war nur eine Begießung des Werkes, damit es recht viel Segen bringt und verdienstlich wird, denn das Werk freut Mich sehr. Weil es aber so große Gefahr hat, daß der Mensch in der Ausführung Meiner Werke, und wenn es auch das Höchste ist, worin Ich am meisten geehrt und verherrlicht werde, sich selbst geschmeichelt fühlt durch das Gelingen, so lasse Ich es vorkommen, um das zu verhüten, daß es Widersprüche gibt, wie in jedem Werk, so auch in diesem schönen Werk. Und je mehr Widersprüche es gibt, desto größer ist die Sicherheit, daß das Werk von Mir stammt.
Darum sollen diejenigen, die sich so sehr darum bemühten wie N. und N. und alle anderen, sich recht einschärfen, daß sie sich die Verdienste nicht rauben, sondern in der Demut bleiben, und immer bedenken, daß es besser ist, wenn etwas so gehalten ist, daß man meint, es habe keinen Wert vor Gott und der Welt, weil dann das Verdienst der Menschen um so größer ist, je mehr etwas vernichtet wird. Deswegen rate Ich ihnen, daß sie sich wehren, weil die erste Absicht war, zur Verbreitung des Glaubens in den Heidenländern beizutragen, weil dies sehr notwendig ist für die Verbreitung des Glaubens, und weil ihr so für das Vollkommenere eintretet. Wenn aber ein Kirchenfürst sich äußert und absolut darauf besteht, damit sie sich als gefügsame Werkzeuge der Kirche gegenüber erzeigen und man sie nicht als eigensinnige Geschöpfe erkläre, mögen sie nachgeben, um den betreffenden Kirchenfürsten nicht zu reizen durch eigensinniges Beharren auf ihrem Plan. Ich werde ihnen dann doch dasselbe Verdienst geben, wie wenn sie ihren Plan ausgeführt hätten.
Ihr aber, Meine Kinder, sollt Mir recht dankbar sein an dem heutigen Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit. Denn heute hat die Heiligste Dreifaltigkeit den Plan beschlossen, das Werk zu gründen, und vier Tage danach, am heiligsten Fronleichnamsfeste, habe Ich Selbst die Urkunde euch überreicht, indem Ich dir die Erklärung gegeben, wie Wir es haben wollen, daß ihr euch vereinigen solltet, um die Heiligste Dreifaltigkeit zu ehren und zu verherrlichen, um den Plan auszuführen, den Ich euch dargelegt. So wie die Allerheiligste Dreifaltigkeit Sich vereinigt, der Menschheit Gutes zu erweisen, so sollt ihr euch vereinigen, um in euren Gesinnungen eins zu sein, unsere Gesinnungen der Menschheit mitzuteilen. Wie Ich Mich in deinen Geist ergieße, so sollst du es der Menschheit übermitteln.
Weil aber Meine Diener Mein Werk so falsch beurteilen, indem sie meinen, man vernachlässige seinen Beruf und werfe das Kreuz ab, um sich einer Gemütsduselei hinzugeben, und deshalb alles zu vernichten suchen, so lasse Ich so viele Unannehmlichkeiten in der Familie vorkommen, damit du herausgerissen wirst und sie sich fragen müssen, wo steckt denn da die Gemütsduselei, wenn eine Seele alles tut wie ein gewöhnlicher Mensch!"
Fronleichnamsfest 1905
"Durch das ganze Werk, das Ich gegründet, habe Ich der Menschheit die Mittel angegeben, die für diese Zeiten passen, wie Ich immer tue."
Das Fronleichnamsfest verbrachte ich in Schippach am Krankenbett eines Neffen zu. Ich kränkte mich so sehr, weil ich die schöne Festoktav ganz vermissen mußte. Ich sah den lieben Heiland, und Er sagte:
Jesus: "Durch das ganze Werk, das Ich gegründet, habe Ich der Menschheit die Mittel angegeben, die für diese Zeiten passen, wie Ich immer tue. Das Wort, das Ich zu Meinen Aposteln gesprochen, habe Ich immer beibehalten: Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schatze immer Neues hervorbringt! Das sagte Ich, um der Christenheit zu zeigen, wie Ich es mache. Das ist alles in Gleichnissen gesprochen, und Ich mache alles in Gleichnissen, weil die Menschen nicht alles verstehen, bis die Zeiten kommen, wo sie reif sind dafür. Das wollte Ich damit andeuten, daß Ich sagte: Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schatze immer Neues hervorbringt!
So brauchte Ich, wie Ich Meine Kirche gegründet, in der ersten Zeit, wo Meine heilige Mutter und die Apostel gelebt haben, nichts anzugeben, weil das Leben der Christen so rein war. Eines lebte für das andere, nur für den Himmel, weil die Gottes- und Nächstenliebe ganz Hand in Hand miteinander gingen. Darum ließ Ich dasselbe so. Die erste Christenheit stellte die Kindheit vor.
Als aber die Menschheit sich entfaltete und immer mehr ausbreitete, nahm die Gottesliebe um vieles ab, und Ich gab der Menschheit ein, daß sich einige wieder absondern und ausscheiden sollten, um Mir das zu ersetzen, was andere versäumten. Da wurde Mir die Ehre, die Mir geraubt wurde, durch die Genossenschaften wieder ersetzt. So tue Ich von Zeit zu Zeit, wie die Menschheit steht oder fällt in ihrem Glauben und in ihrer Liebe. Ich offenbarte Mich dann immer wieder, um die Menschheit an Mich zu locken und Meine Ehre auf andere Weise herauszuschlagen. So tue Ich bis auf den heutigen Tag.
In der letzten Zeit habe Ich Mein Herz erschlossen durch die selige Margareta Maria Alacoque. So tief, wie jetzt die Menschheit herabgedrückt ist auf die unterste Stufe, war sie noch nie gestanden. Deswegen muß Ich Mich offenbaren. Denn, obwohl es viele Ordensleute gibt, muß Ich sehr beklagen, daß die Gottesliebe so sehr herabgedrückt ist. Deswegen habe Ich angegeben, daß durch den jungfräulichen Stand die Welt soll gehoben werden, durch Seelen in der Welt und im Kloster.
In früheren Zeiten hat es genügt, daß fromme Ordensleute und Ordensgenossenschaften Gott liebten, weil die Welt auf sie schaute und sich um ihretwillen besserte, aber in jetziger Zeit sehen die Weltleute nicht mehr auf das gute Beispiel der Klöster.
Man will nichts als Vergnügen, mögen die Ordensleute beten und sich hinopfern, sie gehen nur ihrem Vergnügen nach. Deswegen habe Ich keine andere Wahl. Ich muß in der Welt Seelen haben, welche die Welt verbessern. Ich muß Jungfrauen haben, die es so machen wie du. Eine Jungfrau muß nicht davonlaufen, wenn sie keinen Dank erntet. Deswegen stelle Ich dich zuweilen dahin, wo du den größten Undank erntest, weil du doch hernach die Früchte siehst. So will Ich es haben, so muß die Welt wieder hinaufgeschafft werden, damit der Ehestand wieder ins Geleise kommt. Die Jungfrauen müssen mit großer Entschiedenheit helfen, die Kinder zu erziehen, wenn sie noch so großen Undank ernten, daß dadurch die Welt muß gerettet werden. Deshalb siehst du es, wie die Früchte (deines guten Beispiels) in deinem Dorf wachsen, wie es sich hebt."
(Es herrscht große Einigkeit, die Frömmigkeit wächst, vier Jungfrauen sind in diesem Jahr daselbst ins Kloster eingetreten, und als weltliche und geistliche Behörden wegen zusammenfallender Feiertage den St.-Antonius-Tag streichen wollten, sagten alle Männer einstimmig: "Nein, wir wollen ihn feiern, und vertrauen auf Gott, daß Er uns doch ernährt.")
Jesus: "So will Ich es haben in der ganzen Welt. Ausgeschlossen sind nur diejenigen Jungfrauen, die zeitliche Interessen allein im Auge haben, die nur ihr Vergnügen suchen und sich nicht weh tun wollen. Das sind keine Jungfrauen; da ist Mir eine fleißige Ehefrau lieber. Man muß es machen wie du und Julchen es machen (eine Freundin aus Rück). Ich segne die Familie, wo sie so geführt wird. So muß es gemacht werden."
Großes Gebet in St. Ignaz am 3. Juli 1905
"Nur durch die Sünde ist das Glück verdorben worden, und doch hat der Mensch einen solchen Hang zum Glück, weil er dazu bestimmt ist."
Barbara: Ich hörte die Stimme des Herrn, die mir zurief:
Jesus: "Richte dich jetzt nach innen und höre Meine Stimme. Deine zwei Freundinnen entsetzen sich, weil sie gerade vor dem Großen Gebet erkrankt sind und meinen, sie versäumten so viel. Sage ihnen, daß sie sich darüber nicht betrüben und glauben, sie versäumten viel. Sie versäumen nichts, wenn sie Meinen Willen tun. Der Mensch muß leiden, Meine Geschöpfe müssen leiden. Was ist denn eigentlich das Leiden? Nicht die Leiden, die man meint und sich vorstellt, sondern all das, was gegen den Willen geht, was einem unangenehm in die Quere kommt, wenn dem Menschen das Ziel, wozu er bestimmt ist, getrübt ist und er das nicht findet, was er sucht. Das ist in die Menschen gelegt, weil er dazu geschaffen ist. Nur durch die Sünde ist das Glück verdorben worden, und doch hat der Mensch einen solchen Hang zum Glück, weil er dazu bestimmt ist, so daß er nicht leben kann, wenn er nicht glücklich ist. Aber alle Meine Geschöpfe sind dem Leiden unterworfen, auch die Engel, nur geistigerweise, und ihr, weil ihr noch den Leib habt, muß der Leib auch darunter leiden."
Barbara: "Wie ist es möglich, o Herr, daß auch die Engel leiden? Sie sind doch reine Geister, und das Leiden kommt doch nur von der Sünde?"
Jesus: "Gerade deswegen komme Ich, um dir den Trost zu bringen für deine zwei Mitschwestern. Wenn der Mensch sündenlos ist, frei von schwerer Sünde, führt er das Leben der Engel hier auf der Welt. Die Engel sind so eng mit euch verbunden, wie ihr selbst miteinander verbunden seid, weil ihr zugleich mit den Engeln aus Meiner Schöpferhand hervorgegangen seid, nur etwas geringer als die Engel.
Daher kommt es, daß auch die Engel – wie ihr Menschen eines mit dem anderen leiden und des anderen Last tragen müßt – die Last und die Leiden mit euch teilen; denn die Engel lieben Mich mehr als die Menschen, bei denen immer noch fleischliche Liebe dabei ist. Sie kränken sich sehr, daß es Menschen gibt, die den Weg nicht gehen, den Ich ihnen vorgezeichnet, und so ihr Ziel verfehlen. Das ist ihnen ein so großer Schmerz, daß ihre Glückseligkeit dadurch getrübt ist. Das ist ihr einziges Leiden, obwohl sie unendlich glücklich sind, weil sie reine Geister sind und befreit von der Sünde. Weil sie jedoch eure Brüder sind, tut ihnen das Unglück von euch Menschen so weh, wenn sie sehen, daß die Menschen ihr Glück verderben durch die Sünde. So nehmen sie Anteil an eurem Leiden.
So ist es auch, wenn Ich den Gerechten auf der Welt Leiden schicke. Diese vertreten die Engel auf der Erde, sie sind Meine liebsten Kinder, und deshalb müssen sie mitfühlen, wenn Ich so sehr gekränkt werde. Sage deinen zwei Freundinnen, sie sollen ruhig die Krankheit hinnehmen und zufrieden sein. Nun will Ich dir auch einmal zeigen, wie viel dazu gehört, um das Opfer einer Seele rein zu machen vor Meinen Augen."
Barbara: Der Herr zeigte mir zwei Formen wie zwei Brote. Die eine war schön leuchtend, ganz glatt, die andere häßlich zerfressen.
Jesus: "Das erste ist das Opfer einer Seele, die von der Welt verachtet und ganz hinausgestellt ist, wie es euch geht. Das andere ist das Opfer, das Mir jene Seelen bringen, die um ihrer Frömmigkeit und ihrer guten Werke willen auch Anerkennung finden vor der Welt und ihren Mitmenschen. Da schleicht sich so viel Ehrsucht und Selbstgefälligkeit in Meinen Augen ein, daß es wie ganz zerfressen ist. Wenn Ich aber zulasse, daß ein Mensch ganz hinausgestoßen, verachtet, für unnütz und zu nichts tauglich erklärt wird, dessen Opfer ist gereinigt von der Eigenliebe.
Sage Meiner Luise, es komme auch wieder anders, wo sie mehr Trost habe. Ich will Mein Opfer reinglätten. Ihr sollt einmal sehen, wie ihr Mir die ganze Ewigkeit danken werdet, daß Ich Selbst alles abschneide. Du aber, sage nicht eher etwas zu deinen Vorgesetzten, bis Ich es dir zu wissen tue."
Barbara: Beim Großen Gebet in St. Christoph bei der letzten Stunde hörte ich Seine Stimme:
Jesus: "Meine Tochter, ziehe dich zurück, Ich will dir eine Freude machen."
Barbara: Und ich sah eine Landschaft, die glänzte, als ob die Sonne darauf schiene, und wie ein See, auf welchem eine Eisdecke ist, die von der Sonne beschienen ist.
Jesus: "Siehe, das sind die Schweißtropfen der Seelen, die trotz der großen Hitze Mich besuchen. Wie viele Seelen verscherzen die Gnaden, um ihrer Bequemlichkeit nichts abgehen zu lassen!"
Barbara: Bei jeder Person, die in der Kirche war, kniete eine schöne Gestalt.
Jesus: "Das sind die Schutzengel der Leute, die tragen fortwährend den Schweiß und die Strapazen vor Meinen Thron, und Ich lege das Fehlende hinzu, und es ist alles ersetzt. Sage N., sie soll nur das Seminar für L. gründen, wenn sie auch viele Hindernisse hat im Rückblick auf das, was Ich schon vor Jahren gesagt, wie darauf gedrungen werden müsse, daß gesorgt werde für gute Lehrerinnen. Das ist schon damals Mein Befehl und Mein Plan gewesen. Sie soll es nur tun. Ich habe Mich deiner angenommen, und was in dir gewirkt wurde, das habe Ich in dir gewirkt, und Ich werde auch ferner Meine Hand auf dich halten. Du wirst sehen! Harre aus! Jetzt ist die Zeit der Prüfung! Wenn du auch nicht so viele Gnaden hast, du mußt verdienen. Aber wenn du hinüberkommst, dann komme Ich dir entgegen. Ich bin es, Der in dir gewirkt hat."
8. Juli 1905
"Nur durch Leiden kann man verdienen, und alles, was gegen den Willen des Menschen ist, sind Leiden."
Gleich nach der heiligen Kommunion war der Herr so gütig und lieb. Vorher mußte ich aber lange flehen, weil ich so finster war. Je länger ich anhielt, desto mehr zerstreute sich die Finsternis. Als bei der heiligen Wandlung das kostbare Blut erhoben wurde, führte mich der Herr in Sein Herz ein.
Jesus: "Komm, damit du siehst, daß Ich alles vergessen habe. Gerade so lieb, wie Ich früher mit dir war, gerade so lieb habe Ich dich jetzt noch. Das alles ist nicht so, wie du meinst, daß Ich dich ganz verlassen hätte. Jetzt denke dir nur, wer kann dir eine solche Glückseligkeit geben? Würdest du noch mit jemand tauschen? Die Freude und die Sicherheit kann nur der geben, der Ich bin. Damit du zufrieden bist und siehst, daß Ich alles vergesse, und daß es nicht so ist, wie du meinst, will Ich dir zeigen, wie Ich die Seele reinige."
Barbara: Es war Wandlung. Ich betete Ihn an, und wie das kostbare Blut erhoben wurde, nahm Er den Kelch und goß ihn über meine Seele, und sie wurde weiß und die dunklen Flecken waren alle weggewaschen.
Jesus: "Siehst du, weiß wie Wolle! So mache Ich es der Seele, die mit gläubigem, reumütigem Herzen in die heilige Messe geht. Wenn sie noch so verstrickt ist, wasche Ich die Seele rein in Meinem Blut."
Barbara: Ich bat für alle, die dieses glauben, und sagte:
"Mache doch auch Lieschen und Luise wieder gesund, daß wir dir mit freudigem Herzen dienen."
Jesus: "Wie soll Ich es anders machen, um Seelen zu retten? Nur durch Leiden kann man verdienen, und alles, was gegen den Willen des Menschen ist, sind Leiden. Wo sind die Menschen, die noch auf andere Weise für Menschen verdienen wollten? Die Menschheit ist so verzärtelt, daß sie sich nichts mehr auferlegen kann. Deshalb muß Ich es tun. Ich bin gar so bedrängt und muß Mich an Meine treuen Kinder wenden. Ihr müßt Mir verdienen. Wenn es Mir gefällt, komme Ich und nehme es euch wieder ab. Wartet ruhig ab, bis Ich es ändere. Aber für jetzt seid zufrieden."
Barbara: "Soll ich es auch N. sagen?"
Jesus: "Das kannst du nur bei gläubigen Seelen sagen, und nur da kann die rechte Wirkung hervorgehen. Wenn eine Seele nicht glaubt, daß Ich es bin, dann hat sie tausend Einwände und geht darüber hinweg. Der Glaube ist das Verdienst des Menschen. Am Glauben hängt sein ganzes Verdienst. Wenn die Menschen sich noch so sehr bemühen in guten Werken, muß Ich doch alles machen. Aber an seinen Glauben knüpfe Ich sein ganzes Verdienst. Eine gläubige Seele reinige Ich von ihren Fehlern und gebe ihr, was sie wünscht. Alles, was Ich versprochen in den Verheißungen, werdet ihr erlangen, aber das knüpft sich an euren Glauben. Sage es N. und allen Mitgliedern des Liebesbundes, die Nutzen daraus ziehen wollen, daß nur der Glaube es ist, der die Verheißungen an euch in Erfüllung gehen läßt."
12./14. Juli 1905
"Es muß Seelen geben, denen Ich Mich offenbare, und andere, die es verbreiten, und andere, die es aufnehmen mit gutem Herzen, und so wirke Ich in der Kirche."
Jesus: "Sage N., er soll nicht so ängstlich sein, Ich habe ihm den Beruf gegeben. Man soll seinen Beruf lieben, und auch dieser Beruf muß sein (Gerichtsperson), gerade so wie der Scharfrichter. Er hat den Beruf, das Gericht zu vollziehen, er ist nur das Werkzeug des Gerichtes. Für seine Person hat er keine Schuld. Er soll nur da einen Unterschied machen, wo er merkt, daß es unverschuldete Armut ist, wie bei einer Witwe. Aber sonst geht das ihn selbst nichts an, und er wird nicht dafür verantwortlich gemacht; denn Ich habe ihm den Beruf gegeben. Es gefällt Mir so gut, und Ich habe Meine Freude daran, daß er so jungfräulich lebt."
Am 14. Juli sagte ich nach der heiligen Kommunion zum Herrn:
Barbara: "Wenn ich Dich doch wieder so lieben könnte wie früher. Bin ich denn so böse geworden, daß Du mich nicht mehr magst?"
Der Herr wurde so lieb. So überzeugte Er mich, daß Er in mir ist, wie ich Ihn früher zuweilen sah als Mensch.
Jesus: "Du bist Mir gerade so lieb wie früher. Was einmal geschehen und ausgehalten ist Meinetwegen, das bleibt für die ganze Ewigkeit. Ich bin nicht wie die Menschen, die heute das Gute von anderen genießen und morgen nicht mehr daran denken. Was man für Mich gelitten, das bereitet einem die ganze Ewigkeit fortwährend Freude."
Barbara: "Ja, o Herr, wenn ich nicht so viele Fehler hätte, ich denke aber, daß meine Sünden schuld sind."
Jesus: "Das achte Ich nicht. So bin Ich nicht, daß Ich wegen jeder Kleinigkeit Mich zurückziehe und trotze wie die Menschen. Ihr müßt jetzt mehr verdienen. Ich habe jetzt alles gesagt, was Ich sagen wollte und euch geliebkost. Der Weg ist jetzt härter, aber verdienstlicher, weil ihr näher dem Ziel zugeht.
Lieschen soll sich jetzt allgemach vorbereiten, denn Ich werde nicht mehr gar so lange ausbleiben. Dann wird sie genießen, was sie verdient. Ich gedenke der Fehler nicht, die ihr aus Schwachheit begangen. Wenn ihr aber merket, daß Ich komme, so gedenket der Verheißungen und saget Mir: 'Lieber Heiland! Ich habe geglaubt und gehofft, was du gesagt. Jetzt will ich davon Besitz nehmen.' Und dann werdet ihr sehen, ihr habt es nicht zu bereuen.
Sage Luise, sie soll nur Geduld haben, es käme die Zeit, wo es ihr besser ginge. Sie soll fest überzeugt sein, daß sie nicht so viel verdienen könnte bei allen Kommunionen und Gebeten, als mit der Entsagung. Das hat Mir so gut gefallen, daß sie nicht unwillig geworden ist, als Ich sie wiederholt niederwarf. Sie soll nur wissen, daß Ich das so hoch angeschlagen habe, daß sie so bereitwillig alles beiseite legte, um Meine Worte niederzuschreiben. Ich muß Seelen haben, die sich ganz für Mich einsetzen. Ich muß Seelen haben, die Meine Gnade anderen übermitteln. Was nutzte es Mir als Geist und als Gott, Mich zu offenbaren, wenn Ich nicht Werkzeuge hätte, die es glauben und den anderen übermitteln? Es muß Seelen geben, denen Ich Mich offenbare, und andere, die es verbreiten, und andere, die es aufnehmen mit gutem Herzen, und so wirke Ich in der Kirche.
Das ist das Leben Meiner Kirche von Anfang bis zum Ende. Deshalb belohne Ich all die Werke, die von Mir ausgehen und durch andere zur Verbreitung kommen so hoch, als viele Seelen dadurch zum Guten angeregt werden. Es haben sich schon viele Seelen zum jungfräulichen Stand entschlossen, obwohl derselbe heutzutage ehrlos ist. Deshalb ist es ein so großes Werk, Meine Worte zu verbreiten, daß Ich es so hoch anschlage wie denjenigen, die den Glauben in den ersten Zeiten verbreitet haben, wie einem heiligen Bonifatius. Aber was diese ersten Glaubensverbreiter blutigerweise verdient haben, das müssen solche Seelen unblutigerweise verdienen. Freuet euch nur auf das, was auf euch wartet in der Ewigkeit, nicht auf der Welt."
19. Juli 1905
"Aber die Menschheit ist noch mehr im Geist verarmt."
Barbara: Auf St. Vinzenz war der liebe Heiland nach der heiligen Kommunion so liebreich, daß ich staunend fragte, aus welchem Grunde Er dies tue, es sei doch kein besonderes Fest.
Jesus: "Ja, es ist heute das Fest Meines Dieners Vinzenz, und das fühlst du mit, weil du in der Gemeinschaft der Heiligen bist."
Barbara: "Ja, Herr, diesen Heiligen kann ich nicht nachahmen, dieser hat so viel Großes getan."
Jesus: "Und doch könnt ihr das, das geschieht durch die Schriften. Wie der heilige Vinzenz viel getan hat für die leibliche Not der Menschheit, so sollt ihr sorgen für die geistige Not, und zwar ist dies in jetziger Zeit noch notwendiger als für das leibliche Wohl. Wer jetzt arbeiten will, kann sein Brot verdienen, es ist in jeder Beziehung gesorgt. Aber die Menschheit ist noch mehr im Geist verarmt, weil die geistigen Werke der Barmherzigkeit zu wenig geübt werden.
Sage N., sie möge nur ganz beherzt die Gnade von ihrem Oberhirten begehren. Überhaupt sollen die Seelen nicht so ängstlich sein, wo es sich um die Ehre Gottes handelt, sondern ihr Recht verlangen und nicht zurückschrecken, wenn ihnen von den Vorgesetzten Schwierigkeiten gemacht werden. Alle müssen dazu beitragen, daß das Reich Gottes erweitert wird; das ist jedem seine Schuldigkeit. Ich gebe aber den Vorsteherinnen den Rat, daß sie es nicht machen wie hier, wenn Schwierigkeiten vorkommen, weil das weibliche Geschlecht zu sehr geneigt ist zu Neid und Eifersucht und deshalb allerlei vorkommt. Sie sollen beide Teile anhören und die einen halten wie die anderen, ob reich oder arm; denn auch die Armen haben das Recht, das Gute zu befördern und auszuüben. Daher sollen sie keinen Unterschied machen, damit Ich das Werk auch segnen kann."
21. Juli 1905
"Daß jetzt die Zeit wäre, wo die große Gebetsarmee entstehen solle."
Barbara: Nach der heiligen Wandlung betete ich gerade mit dem Volk den vollkommenen Ablaß, als ich den lieben Heiland sah, so klar wie früher öfter. Ich sagte:
"Lieber Heiland, Du willst etwas mit mir reden, aber ich will doch den Ablaß gewinnen, ich bitte Dich, warte so lange."
Er blieb stehen, und ich sagte:
"Lieber Herr, verzeihe mir, wenn ich Dir heute morgen sagte, daß Du nicht mehr so gegen mich seiest wie vor fünfzehn Jahren, wo ich Dich so lieben konnte. Ich kann es nicht ändern, Du mußt es Selbst geben, ich habe nichts als Trockenheit."
Jesus: "Du siehst, daß Ich noch gerade so gut gegen dich bin wie vor zehn und fünfzehn Jahren. Jetzt will Ich dir Meine Antwort geben auf deine Klagen von heute morgen. Ich bin gegen euch gerade Derselbe, wie Ich damals war. Geht morgen früh beizeiten wallfahrten um sieben Uhr und denkt nicht, daß ihr was versäumt. Was ihr an heiligen Messen versäumt, das opfert Mir auf in der Meinung, wie ihr wallfahrtet. Ich will euch alles ersetzen. Macht, daß ihr um sieben Uhr fortkommt; denn der Geist kann sich nicht so ergießen, wenn der Leib so gequält ist. Geht mit recht freudigem Herzen, laßt euren Geist sprudeln in heiliger Freude, wo die Natur wieder mehr dazu hilft.
Nimm aber auch deine Nichte mit; denn Ich will, daß die Jugend sich beteilige, und Ich will überhaupt Mir diese Seele erhalten, die Ich Mir erwählt und über die Ich Meine Hand gehalten habe in all den vielen Gefahren. Jetzt, wo ihr Geist nicht mehr so beschäftigt ist in äußeren Werken, ist sie mehr den Versuchungen ausgesetzt. Sage aber, daß sie für Mich leben soll und nicht grübeln, wie wird es mir später ergehen. Sie soll nach R. gehen mit recht freudigem Herzen, Meinen Geist dort auszubreiten, die Jugend herbeizuziehen zu Meinem Herzen und soll den Geist recht ausströmen lassen. Sie soll sich um sonst nichts kümmern und denken: 'Ich bin da zu meiner Erholung.' Dann fällt alles andere weg.
Und dann, wenn die Zeit herum ist, soll sie zurückkehren zur Freude ihrer Mutter und zu Meiner Freude, und Ich verspreche ihr, daß, so wie sie jetzt die Freude ihrer Mutter ist, daß Ich für sie sorgen werde und sie sich keine Gedanken darüber zu machen braucht, wer ihr aushelfe. Sie soll sich nur ja nicht irremachen lassen im jungfräulichen Stand, Ich werde ihr schon für jemand sorgen.
Und sage deinen beiden Freundinnen und all denjenigen, die es glauben und sich beteiligen, daß jetzt die Zeit wäre, wo die große Gebetsarmee entstehen solle. Der Liebesbund soll in Vereinigung mit dem Missionsverein Hand in Hand gehen. Ich habe schon lange versprochen, daß, wenn sie es hier nicht annehmen, Ich andere herbeiführen werde, die es durchsetzen. So ist es jetzt! Ihr sollt euch nicht grämen über eure Vorgesetzten. Das habe Ich alles zugelassen, damit Mein Werk recht gedeihe. Das mußte erst betaut und begossen werden. Das Missionswerk macht Mir große Freude."
Barbara: Dabei strahlte der Herr so hell wie eine Sonne.
Fest der hl. Anna am 26. Juli 1905
"Ich habe euch schon Beweise genug gegeben, daß Ich es bin."
Barbara: Nach der heiligen Kommunion sagte ich zum Herrn: "O Herr, wenn ich aber lese, was die Heiligen getan, so fürchte ich sehr, daß Du nicht könntest mit mir zufrieden sein. Darf man es denn wirklich glauben, daß Du einen so armseligen Sünder so sehr begnadigst?"
Jesus: "Und doch ist es wahr. Auch die Heiligen waren Menschen wie ihr auch. Zwar ist es wahr, daß sie außergewöhnliche Werke geübt, aber Ich bin auch mit euch zufrieden, wenn ihr tut, was Ich euch angebe. Und glaubet nur! Überlegt einmal, was Ich euch schon alles gesagt habe, und jetzt habt ihr die Beweise. Ich habe euch schon Beweise genug gegeben, daß Ich es bin. Und lest ihr nicht, daß Ich Meine Heiligen auch oft sehr hart geprüft habe. Auch sie verließen sich oftmals auf Meine Barmherzigkeit und dachten: 'Das macht dir schon der liebe Gott.' Und Ich ließ es ganz anders kommen. Solche Prüfungen habe Ich allen Meinen Dienern vorgelegt, wie auch euch.
Ich will, daß ihr heute wallfahrten gehen sollt, und nicht morgen, zu Ehren Meiner heiligen Großmutter Anna und zu Ehren des Opfers, das sie gebracht hat, daß sie ihr liebes Kind Mir im Tempel geweiht. Auch vereinigt euch mit all den lieben Pilgern, die heute an die Wallfahrtsorte ziehen, wo sie verehrt wird. Und wenn ihr auch glaubt, daß es wenig ist, was ihr tut, weil ihr euch immer so armselig fühlt, so bin Ich doch zufrieden, wenn ihr es mit gutem Herzen tut, was Ich sage; denn es ist gewiß nicht zuviel. Ihr könnt es tun, und Ich will euch alles ersetzen, was an eurer Armseligkeit abgeht. Und gerade das Außergewöhnliche daran gefällt Mir, daß ihr so arm daherzieht, ohne einzukehren. Laßt euch nicht davon abbringen, sondern macht es wie seither, nehmt euer Stückchen Brot mit und euren Kaffee. Ihr sollt nie in ein Wirtshaus einkehren, wenn der Ort nahe ist, daß ihr euch eine Erfrischung geben laßt. Gerade das ist so notwendig, weil die Welt nichts als Vergnügen sucht, und die Natur so entweiht wird durch die vielen Vergnügungen und das schlechte Leben bei denselben, damit die Schöpfung durch das Gebet wieder entsündigt und geheiligt wird. Deshalb habe Ich von euch das Wallfahrten verlangt und bestätige es immer wieder von neuem, daß die frommen Christen wallfahren gehen sollen. Wisset, daß ihr nichts versäumt. Das Opfer des Wallfahrens rechne Ich euch höher an, als wenn ihr hier die Andachten mitmachtet. Ich kann euch doch segnen, wenn ihr auch hier die Segen versäumt.
Weil öffentlich gesündigt wird in Gottes Natur, muß auch öffentlich Buße getan werden durch das ungescheute Wallfahren, daß man sich nicht schämt. Die Weltkinder schämen sich ja auch nicht ihres öffentlichen Sündenlebens. Schwester N. aber sage, sie soll es als einen Beweis Meiner Liebe und Güte ansehen, daß sie ihr Jubiläum noch erlebt (ihre fünfzigjährige Profeß). Sie soll aber die ganze Freude Mir zuwenden und sich in das Äußere nicht einmischen, sondern sich innerlich mit Mir unterhalten und all das, was ihr von ihren Schwestern Gutes angetan wird, nicht achten."
Bei der Wallfahrt am Fest der heiligen Magdalena, als wir die lieben, heiligen Jungfrauen einluden, zeigte der Herr Barbara, wie eine unabsehbare Schar heiliger Jungfrauen mit uns zogen während der ganzen Wallfahrt, was uns sehr beglückte und durch deren Fürbitte einen großen Gebetsgeist erweckte.
30. Juli/1. August 1905
"Bittet Mich nur um Dinge, die Mich ehren und zu Meiner Verherrlichung gereichen, und Ich werde sie euch gewähren."
Jesus: "Tuet ihr nur alles, was Ich euch angebe und wozu Ich euch anrege, damit Ich doch wenigstens einige Menschen habe, die Mir treu dienen, weil so viele Menschen Mich nicht mehr kennen und von Mir nichts wissen wollen."
Barbara am 1. August: Während des Rosenkranzgebetes teilte mir der Herr eine große Freude mit. Ich sagte:
"Diese Freude, o Herr, kann mir niemand anders geben als Du. Gib sie mir auch morgen und übermorgen, daß ich recht viel beten und viele Ablässe für die Armen Seelen gewinnen kann."
Jesus: "Ja, das will Ich tun. Bittet Mich nur um Dinge, die Mich ehren und zu Meiner Verherrlichung gereichen, und Ich werde sie euch gewähren. Warum fragst du Mich nicht wegen jenes Mannes, der da so betrübt ist, weil er von Mir keine Antwort erhalten? Habe Ich dir doch gesagt, daß Ich durch dich viele trösten will."
Barbara: "Weil ich immer fürchte, Deine Majestät wegen jeder Kleinigkeit zu belästigen, und daß ich deshalb eine Verantwortung auf mich lade."
Jesus: "Es ist nichts Kleines und Gleichgültiges, wenn der Mensch Mir dient wie dieser Mann und seine Pflicht tut, und er dann einen Trost von Mir verlangt und von Mir lernen und bei Mir in die Schule gehen will, um zu hören, wie er tun soll."
Barbara: "So rede Herr und sage mir, was ich dem Mann antworten soll."
Jesus: "Sage ihm, daß Ich zufrieden bin mit ihm und mit der Erziehung seiner Kinder, und daß die beste Zuchtrute der Eltern die ist, daß die Eltern den Kindern mit gutem Beispiel vorangehen. Am Gerichtstage werde Ich es ihm vergelten, was er in der Erziehung seiner Kinder geleistet hat, und Ich sage ihm, daß keines seiner Kinder verlorengeht. Er soll nicht ängstlich sein wegen ihrem Beruf. Er soll sie gut erziehen und die Neigungen seiner Kinder beobachten, und Ich werde ihm dazu verhelfen."
Petri Kettenfeier und Portiuncula 1905
"Denn es ist Mir ein großer Schmerz, wenn sie die Leiden nicht gern tragen und abwerfen wollen."
Barbara: Weil ich die ganze Nacht so krank war, sagte ich zum Herrn:
"Gib mir nur die Gnade, daß ich recht gut beten kann, aber aus mir kann ich es nicht."
Nach der heiligen Kommunion hatte ich eine so große innere Freude. Der Herr zeigte Sich mir wie vor fünfzehn Jahren und sagte:
Jesus: "Siehst du, bin Ich nicht noch Derselbe, Der Ich früher war? Kann Ich dich nicht gerade so beglücken wie vor fünfzehn Jahren? Und immer beklagst du dich. Ich bin noch Derselbe, nur mußt du mehr verdienen."
Barbara: "O Herr, was ich für mich bitte, das bitte ich auch für meine beiden Mitschwestern und für meine Verwandten."
Jesus: "Gerade, was Ich dir gebe, das gebe Ich auch ihnen. Ich bin noch so freigebig, gerade wie Ich es früher war, und alles, was ihr für Mich gelitten habt, sollt ihr nicht umsonst gelitten haben."
Barbara: Darauf ging die Segensmesse an, und ich schaute Seine Herrlichkeit, als Er mit der Monstranz den Segen gab, daß ich ganz entzückt wurde vor Freude; denn ich sah nicht mehr den Priester, sondern statt dessen las der heilige Petrus die heilige Messe, und der heilige Franziskus hat ihm gedient. Überaus kostbar war das Gewand, das St. Petrus trug, und er war mit einem kostbaren Mantel bekleidet und schien überglücklich zu sein.
Jesus: "Siehe, Ich zeige dir das, um zu beweisen, wie Ich belohne in der Ewigkeit. Das ist das Glück der Seligen. Solange die Ewigkeit dauert, sollen sie unaufhörlich mit Mir erfreut und gesättigt werden in all dem, was sie gelitten und in den Verdiensten, die sie sich gesammelt haben. Und wenn so ein Tag kommt, erfreuen sie sich immer wieder von neuem, und zwar in dem Maße, als man auf der Welt gelitten hat, mag es um eine Verachtung gewesen sein oder eine Verfolgung oder ein leiblicher Schmerz, und dazu beglückwünscht sie der ganze Himmel und freut sich mit ihnen. Und weil diese ihre Festtage, die auf ihr Leben Bezug haben, immer wiederkehren, ist die Glückseligkeit der Seligen ewig alt und ewig neu, und ewig jung und ewig neu, und das ist die fortwährende Seligkeit. Könnt ihr denn dafür nicht etwas aushalten auf der Welt, Schmerz oder Verachtung erdulden?
Stört euch nicht daran. Das geht so fort bis an euer Lebensende, daß ihr immer wieder Spottreden und verächtliche Bemerkungen hört. Aber das soll euch freuen. Ich kann euch gar keine größere Gnade erweisen, als wenn Ich euch etwas zukommen lasse, worin ihr eure ewige Seligkeit vermehren könnt. Siehst du, daß Ich deine Gesundheit nicht brauche. Jetzt warst du die ganze Nacht krank, und doch beglücke Ich dich so. Das Leiden wollte Ich aber für die Bekehrung der Sünder. Meine treuen Kinder müssen Meine Leiden mitfühlen. Siehst du, wer kann dir die Glückseligkeit geben und was hindert Mich, sie dir zu geben? Nichts hindert Mich! Wenn Ich will, komme Ich. Wenn es wieder anders wird und Ich eine Zeitlang ausbleibe, will Ich die Treue Meiner Kinder prüfen. Ich mache euch viele Freude, und ihr müßt Mir die Freude machen, auch dann auszuhalten, wenn Ich mit kleinen Leiden komme."
Barbara: "O Herr, schenk uns die Gnade, recht viele Arme Seelen zu gewinnen."
Jesus: "Seht euch nicht um und geniert euch nicht, weil das ein Teil der Verdienste ist, je demütiger ihr so fleißig betet. Laßt alle rechts und links stehen und gehet euren Weg. Jetzt müßt ihr die Gnade benutzen und alles andere lassen. Macht es so, und Ich ersetze, was fehlt und belohne es euch. Meine Gnade schenke Ich niemand umsonst. Was Ich euch kundtue, müssen die Menschen benutzen, und je gläubiger und demütiger der Mensch die Gnaden zu erlangen sucht, desto freigebiger teile Ich sie aus. Darum benutzt die Gnade recht eifrig. Meine treuen Kinder sollen doch ja nicht der Traurigkeit nachgeben. Denn es ist Mir ein großer Schmerz, wenn sie die Leiden nicht gern tragen und abwerfen wollen. Deshalb offenbare Ich Mich so oft, um die heilige Freude immer wieder zu erneuern und aufzufrischen, und ihr über alles hinwegschreiten sollt. Seht doch, wie der heilige Petrus seit zweitausend Jahren immer wieder von neuem geehrt wird, wie du eben gesehen, sooft ein solcher Tag herankommt, der sich auf sein Leben bezieht. So geht es jeder christlichen Seele um dessentwillen, was sie gelitten. Ich habe eine große Freude an einem gläubigen Herzen. Das war das Leben der Heiligen. Alles, auch das Kleinste, haben sie benutzt zu ihrem geistlichen Fortschritt. Wie froh werdet ihr in der Ewigkeit sein, daß Ich euch Gelegenheit gegeben, so etwas für Mich zu leiden."
Barbara: Auf Portiunkula nach der heiligen Kommunion bat ich den Herrn für Schwester N., und der Herr sagte mir:
Jesus: "Gleich bei ihrem Austritt aus dem Leben bin Ich ihr entgegengeeilt. Als sie Mich aber in Meiner Herrlichkeit erblickte, schämte sie sich aus lauter Demut derart vor Mir, daß sie Mich bat: 'O Herr, ich bin noch nicht würdig, in Deine Nähe zu kommen, ich bin Dir noch so unähnlich. Laß mich zurück, um noch mehr zu büßen.' Sie war auf ihren Wunsch hin noch zwei Tage Meiner Anschauung beraubt, jedoch nicht im eigentlichen Fegefeuer, ihr Leiden war nur die Beraubung Meiner Anschauung.
Am zweiten Tag nach ihrem Tod aber zog sie in den Himmel ein. Ich wünschte, daß die Oberen, die an der Spitze stehen, sich alle miteinander demütigten und sich vereinigten mit den frommen Seelen in der Welt, und nicht länger dem Vorurteil anhängen, als wären sie die allein geliebten Bräute von Mir.
Jede Seele, die Mir treu dient und die Meine Gebote hält, liebe Ich gleich, wie es Meiner Majestät geziemt, daß Ich einen Menschen halte wie den anderen. Deswegen verspreche Ich aber den Oberen, die andere zu leiten haben in einer Genossenschaft, daß, wenn sie die Demut so üben, daß sie sich vereinigen mit den frommen Seelen in der Welt, und die Schwestern recht anhalten zum demütigen, kindlichen Gebet, sich vereinigend mit den frommen Seelen in der Welt, daß von denen im Jahr verstorbenen Klosteruntergebenen keines über Portiuncula im Fegefeuer bleibt, weil sie im Leben den Gebetssturm so ausgeübt, wie er am Franziskustage ausgeübt wird; denn alle sollen eine Genossenschaft, eine Gebetsarmee bilden.
Es soll niemand glauben, einer könne mehr als der andere, sondern alle müssen übereinstimmen. Noch nie war es so nötig, durch demütiges, kindliches Gebet den Himmel zu bestürmen, wie es jetzt ist, und sie haben keinen anderen Ausweg mehr, als daß sie sich in demütigem Gebet an Mich wenden. Die Not zwingt sie dazu. Warum bekämpfen sie sich einander denn immer noch?"
Barbara: "O Herr, gewinnen denn alle, die hier sind, den Ablaß vollkommen?"
Jesus: "Allen, die hier zugegen sind und die sich noch bemühen mögen, den Weg zu machen und ihren Glauben an den Tag zu legen, verleihe und verspreche Ich eine glückselige Sterbestunde, wenn auch nicht alle den Ablaß vollkommen gewinnen. Manche tun es doch recht oberflächlich und nehmen es nicht zu Herzen. Wer es aber erfaßt und von Grund des Herzens betet, der gewinnt den vollkommenen Ablaß. Aber obwohl viele es nicht verstehen, sind sie doch gerettet für den Himmel."
Barbara: Weil es wegen meinem Neffen (Priesterstudent) neue Schwierigkeiten gab und ich mich deshalb bei dem Herrn beklagte, erwiderte der Herr:
Jesus: "Wer die drei göttlichen Tugenden und die vier Kardinaltugenden übt und die Haupt- und Grundtugend, die Demut, überall unterlegt unter all die anderen Tugenden, der kann nicht irregehen, und wenn er im Zeitlichen wie im Ewigen getäuscht zu sein wähnt, kann er doch nicht untergehen, wenn er die Demut hat. Die Unterlage des lebendigen Glaubens muß die Demut sein, ebenso wie von der Hoffnung und der Liebe und den vier Kardinaltugenden, und wer sie hat und sich daran hält, der kann nicht untergehen. Ich lasse alles so ankämpfen, damit Meine Werke um so glänzender dastehen, wenn sie einmal durchgekämpft sind."
5./8. August 1905
Jesus: "Beruhige dich, wo Ich ihn haben will, da kommt er hin. Je dunkler der Weg, desto mehr sollen die Menschen sehen, daß Ich es bin, der dies alles gewirkt."
Am 8. August: "Sage Meiner Dienerin, sie solle es so halten, wie es beschlossen war, weil durch das Gegenteil viele wankelmütig würden. Diejenige, die das Werk gegründet hat, soll auch diejenige sein, die es durchzuleiten hat, und alle anderen müssen sich fügen. Sie soll aber niemand abstoßen, ihre eigene Person ganz und gar außer acht lassen und denken, sie wäre die Vertreterin Gottes und alle mit Entschiedenheit zurechtweisen. Und wenn das Jahr herum und die Zeit wieder da ist, soll sie ganz ruhig und ganz entschieden die Sache machen. Und wenn jemand sich beschwert, soll sie sagen: 'Wo die Ehre Gottes und das Heil der Seelen auf dem Spiel steht, muß der Stolz zurücktreten und die Demut gewahrt werden.' So soll jede denken: 'Wo es um die Ehre Gottes geht, muß die eigene Ehre zurücktreten.' Das sind lauter Nebensachen und ist menschlich.
Das aber ist die Buße dafür, weil man immer sucht, alles glänzend zu gestalten, indem man mit der Welt liebäugelt und die Welt sehen soll, daß eine Person vom Adel dabei ist. Aber Ich bin Gott und habe die Macht, Meine Werke durchzuführen und brauche das alles nicht. N. soll allen ganz bescheiden schreiben: 'Wenn wir nicht alle miteinander die Demut wahren, so ist der Verein bald verfallen. Ich bitte alle um der Ehre Gottes und um des Werkes willen, daß jede mit der eigenen Meinung zurücktritt.'
Weil in der jetzigen Zeit die Natur, die doch nur geschaffen ist zu Meiner Ehre und Verherrlichung, so sehr entweiht wird durch die Sünden der Gotteslästerung, der Unzucht und der allzugroßen Vergnügungssucht, so sollt ihr jede Woche euren Wallfahrtsgang machen und nach jedem Gesetz wiederholen: 'O Herz Jesu, wir wollen Dich trösten und lieben für alle, die Dich betrüben und nicht lieben.' Deshalb weise Ich auch immer wieder von neuem darauf hin, die Wallfahrten nicht zu unterlassen."
Barbara: Gestern erfuhr ich bei der heiligen Messe, was ich der Oberin in N. sagen solle und heute für N. Aber ich verschwieg es gestern, weil ich keine Kommunion hatte.
Mariä Himmelfahrt am 15. August 1905
"Die Kirche ist so tief gestellt, daß ihre Kinder sie alle verlassen, wenn es so weitergeht."
Barbara: Ich wandte mich an die liebe Mutter Gottes und sagte:
"Jetzt bitte ich Dich um all der Gnaden und Freuden willen, die Du hattest, als Du in den Himmel aufgenommen wurdest, gib Du mir die Gnade, daß ich nicht getäuscht bin. Sage Du mir, was ich antworten soll und ob das nicht mein Geist war."
Jesus: "Armseliges Geschöpf, das du bist! Warum willst du wissen, ob es nicht dein Geist gewesen ist, was Ich dir eingegeben habe? Was hast du denn aus deinem Geist? Deine Sorgen und deinen Kummer um das natürliche Wohl deiner Angehörigen und dazu noch deine Sünden. Das kommt aus deinem Geist und aus dir. Alles andere, was sich auf Gott hin bezieht, kommt aus Meinem Geist. Ich habe es dir schon so oft erklärt.
Was Ich dir gesagt habe gestern früh, was du der Oberin sagen sollst, das sage Ich dir heute wieder: Die Menschen sollen wissen, daß Mir nur da recht gedient wird, und daß nur das Mein Wille ist und Mir Freude macht, wenn sie all die Dinge, die Ich über sie verhänge, in dem Geist tragen, weswegen Ich sie ihnen zuschicke.
Die Novizin, die sie Mir empfiehlt, soll eine Zierde ihres Ordens werden und das auch in ihrer Kränklichkeit, und die andere Schwester soll sie in Güte ertragen. Diese soll zur Demut greifen und sich demütigen, dann ist sie ein echtes, wahres Mitglied des Ordens. Und die Seele, von der sie so gerne wünscht, daß sie katholisch würde, soll sie aufsuchen und herbeizuziehen suchen und ihr zureden und nichts scheuen, auch wenn sie manchmal meint, es täte doch nichts nützen, und wenn es andere sähen, spotte man ihrer. All das Streben nach Vollkommenheit und nach Rettung der Seelen führt Hohn und Spott mit sich. Diese Seelen werden bewitzelt und bespöttelt und recht demütigend behandelt.
Man soll nichts unterlassen, auch wenn man meint, man brächte nichts fertig, es wäre alles umsonst. Die Mühe wird euch doch belohnt. Ebenso soll sie es machen mit ihren Geschwistern. Sie soll sie nicht ruhen lassen, sondern immer anstacheln durch Briefe, ihnen die Wahrheit sagen, sie auf das Ewige hinweisen, und sie immer und fortwährend ins Gebet empfehlen von all den Mitgliedern des Liebesbundes. Ich aber verspreche ihr, daß Ich alle ihre Verwandten retten will, und wenn es auch erst am Rand des Grabes ist; sie gehen nicht verloren, und gerade um des demütigen Gebetes willen, wenn man meint, es sei alles umsonst. Diesem Gebet kann Ich nicht widerstehen. Das ist ein großmütiges Gebet und Ich bin viel zu groß dazu, als daß Ich widerstehen könnte. Ihr aber sollt nur ruhig weitergehen wie seither, nichts unterlassen, wenn ihr auch meint, es nütze nichts.
Und sage Meiner Dienerin, die euch gestern besuchte, daß Ich sehr zufrieden bin mit ihrer Treue, und daß es Mich freut, dass sie sich die Mühe gemacht hat, euch aufzusuchen und sich euch anzuschließen. Ich verspreche ihr, Ich will ihre Wirksamkeit segnen, daß unter ihren Kindern einige Kinder erstehen, die Mir recht große Freude machen, die aus Liebe zu Mir den jungfräulichen Stand wählen. Den Keim aber legt sie durch ihr eifriges Bestreben und Leben, daß sie so fleißig vorwärtsstrebt.
Die heilige Freude, die Ich in ihr Herz gieße, wie in all diejenigen, die die Schriften lesen, geht den Hiesigen ab, weil sie sie sich selbst versagt, indem sie Mein Werk nicht angenommen haben. Darum geht nichts vorwärts, sie mögen predigen und anstellen, soviel sie wollen, der Unglaube geht immer weiter, und es kommt noch so weit, daß der Glanz, der jetzt immer noch vorhanden ist, in Mainz noch so erbleicht, daß die Feinde triumphieren und man vom Glanz nichts mehr sieht. So kommen die Gegner vorwärts, weil sie sich nicht demütigen wollen und wenn sie auch predigen und alles aufbieten. Solange nicht einer aufsteht und vorangeht mit gutem Beispiel und das demütige Leben nicht vorzieht, ist an keine Besserung zu denken. Was Ich in den Schriften gesagt, habe Ich nicht umsonst gesprochen.
Es kommt so weit, daß die Gottlosigkeit die Überhand bekommt, und solange nicht einer aufsteht, der es macht wie früher – wie die Kirche so abwärtsging und die Feinde gejubelt – und geht nicht mit Entschiedenheit voran und stellt Bußprozessionen an und geht selbst voraus, so lange gebe Ich Meinen Segen nicht zu ihrem Wirken.
Alle diejenigen, die die Schriften lesen, genießen die heilige Freude. Das kommt daher: Vor vielen Jahren zeigte Ich Mich dir einmal mit einem langen Kreuz auf dem Rücken, und das Kreuz war so lang, wie Liebesbundmitglieder sich vorfanden und sich darunter stellten, und jedes Glied hatte ein Glöcklein in der Hand. Das war die Vorbedeutung, und Ich wollte damit andeuten: Das lange Kreuz ist Meine jungfräuliche Braut, die Kirche. An die Kirche muß sich jedes Liebesbundmitglied treu halten. Das bedeutete das lange Kreuz, es muß darunterstehen, nämlich unter dem Kreuz, da sie immer meinen, die Liebesbundmitglieder wollten einen sonderbaren Weg gehen. Sie werden immer verschrien, als wollten sie einen Extraweg gehen. Das ist aber gerade das Gegenteil.
Das Glöcklein, das jedes Glied in der Hand hatte, bedeutet die heilige Freude, womit all die Seelen wirken. So vergessen sie ihr Kreuz und haben in ihrem Innern immer einen gewissen Trost, den andere nicht haben. Diese sind es, die die Kirche zum Siege führen, weil sie ganz allein die Verdemütigungen, die auf der Kirche lasten, mitertragen, weil sie von den Vorgesetzten immer angesehen werden, als hätten sie eine übertriebene Frömmigkeit. Und nur auf diesem Weg kann die Kirche wieder zum Sieg geführt werden, auf einem tieflebendigen Glaubensleben. Daß Ich es aber gefügt, daß der Liebesbund jetzt schon soll ausgebreitet werden, habe Ich dadurch angedeutet, daß Ich gesagt: Euch habe Ich an den Wendepunkt gestellt, ihr sollt die Kirche zum Siege führen! Was bedeutet aber ein Wendepunkt für den Wanderer? Ist er unterwegs und sieht er, daß er auf dem Irrweg ist, so sagt er ihm, daß er umkehren, zum früheren Ziel zurückkehren muß.
Jetzt ist es an der Zeit, wo die Rückkehr geschehen muß; es müssen Schritte getan werden. Es ist nicht die Zeit wie im Mittelalter, wo Ich die Menschen getröstet habe, die Guten, daß sie auf dem rechten Weg seien; jetzt ist es umgekehrt. Die Kirche ist so tief gestellt, daß ihre Kinder sie alle verlassen, wenn es so weitergeht, und daß die Andersgläubigen den Glanz erlangen, den ihr haben solltet, so daß ihr euch verkriechen müßt.
In Mainz geht es so. Die Andersgläubigen kommen zum höchsten Glanz und euer Glanz verschwindet. Ich will aber, daß Schritte getan werden, daß die Schriften gelesen werden, damit die heilige Freude in sie kommt, die Ich angedeutet durch das Glöcklein, weil Ich den Guten in den Schriften den Beweis gebe, daß Ich mit ihnen zufrieden bin, und daß Ich darin Meinen Geist ausströme. Das verleiht aber allen guten, treuen Seelen eine innere Sicherheit und Freude. Wenn sie das lesen und ihr Leben damit vergleichen, so sehen sie, daß ihr Leben recht ist, indem sie nicht mit dem großen Haufen gehen, und sie dann ihren einsamen Kreuzweg immer mutig weitergehen, weil sie die Freude und Sicherheit in sich haben, daß sie recht tun.
Obwohl aber die Schriften nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen, will Ich doch haben, daß sie unter den gläubigen Seelen gelesen werden. Alle diejenigen aber, die dazu beitragen, daß es so niedergehalten wird, diese alle richten in ihrer Wirksamkeit nicht viel aus. All ihr Predigen ist ein leerer Schall, der an tauben Ohren verklingt. Die Menschheit hört es zwar, lebt aber ruhig weiter wie seither. Die Menschheit muß wissen, daß es auch ein Ziel gibt, das man auch erreichen kann, wenn man danach strebt. Deshalb habe Ich in den Schriften alles so gesagt, daß jeder danach handeln und leben kann: Der Ehestand und der letzte Stand in der Welt, Ordensleute und die Geistlichkeit. Jeder muß sagen, daß Ich nicht zu viel verlange, wohl aber, daß jeder sich tief demütigt und einer den anderen aufrichtet.
Sage N., sie soll nur den Bau ganz ruhig fortsetzen, das Geld aufnehmen und bezahlen, bis er fertig ist. Sie brauchte deshalb gar nicht herumzugehen. Ich habe bisher gesorgt und sorge auch noch weiter. Sie erlebt es noch, daß zu ihrer Lebenszeit noch ein schöner Teil davon abgetragen wird. In ihrem Land ist die Welt noch recht gläubig und da kommen noch christlich gläubige Seelen, die dazu beitragen, und was noch fehlt nach ihrem Tod, das wird einer Schwester nicht schwerfallen."
Barbara: "O Herr, ich bin ängstlich, weil der Bau der C.-Kirche auch noch nicht ganz abgedeckt ist."
Jesus: "Sie haben sich dem Einfluß Meines Geistes entzogen, und darum habe Ich ihnen die Mittel entzogen, die sie sonst erhalten hätten von eurer Seite."
17. August 1905
"So hat schon der erste Mensch im Paradies Seinen Schöpfer behandelt."
Barbara: Ich sagte zum Herrn, daß ich mich sehr kränke, daß die anderen meinetwegen so verfolgt und verachtet würden.
Jesus: "Betrübe dich nicht über solche Dinge. Die Zurücksetzungen, die andere deinetwegen tragen, müssen sie nicht deinetwegen tragen, sondern Meinetwegen, und selbst wenn du dich getäuscht hättest, was nicht der Fall ist, so sind und können sie nicht getäuscht sein in ihrem Verdienst, weil Ich den guten Willen der Menschen belohne. Fürchte keine Täuschung deswegen, weil das, was Ich aufgetragen zum Wohl der Menschheit, zum Gegenteil zu werden scheint, indem diejenigen dagegen kämpfen, die es begrüßen sollten mit Ehrfurcht; denn dann wäre auch Ich enttäuscht gewesen an der Menschheit. Schon dort im Paradiese sollte der Mensch leben zu seiner und Meiner Freude, aber der Mensch mißbrauchte seine Freiheit, um Mir statt Freude Verdruß zu machen. Siehe, da hätte Ich Mich auch enttäuscht. So ist es aber durch die ganze Geschichte des Menschengeschlechtes. Nach jedem Zeitalter richtet sich Meine Liebe zu den Menschen, um ihnen die für sie besten Ratschläge zu erteilen. Wenn dann die Menschheit diese wohlgemeinten Ratschläge, die Ich durch manche Seele, – denn jetzt rede Ich nicht mehr zu allen wie im Paradies – an sie richte, nicht annimmt, dann wundert euch nicht. So hat schon der erste Mensch im Paradies Seinen Schöpfer behandelt."
20. August 1905
"Alle eure Bitten will Ich euch gewähren, nur müssen eure Bitten auf das geistige Wohl gerichtet sein von euch und anderen."
Jesus: "Alle eure Bitten will Ich euch gewähren, nur müssen eure Bitten auf das geistige Wohl gerichtet sein von euch und anderen. Das sage auch der Oberin, tröste sie und sage, daß Ich ihr verspreche, daß Ich alle ihre Verwandten retten will, nur soll sie sich recht vereinigen mit dem Gebet des Liebesbundes. Das vereinigte Gebet dringt durch die Wolken."
Barbara später: Vor der heiligen Kommunion war ich so voller Freude und sagte nachher:
"Jetzt empfehle ich Dir alle Anliegen, besonders daß Luise glücklich und freudig zurückkehrt, wenn es Dir gefällt."
Jesus: "Ich werde ihr die Worte schon eingeben, wie sie alle trösten soll. Ich werde euch schon beistehen und die Worte in den Mund legen, was ihr zu reden habt, wenn es darauf abgesehen ist, euch gegenseitig zu besuchen und zu ermuntern. Sage den Liebesbundmitgliedern in A., daß es Mich freut, daß sie so viel Gutes wirken. Ich habe an ihnen eine große Stütze. Ich wünsche, daß sie recht eins seien, eines wie das andere halten.
Luise soll alle trösten und auch die besuchen, die nebenausstehen wie N. und N. und alle miteinander. Gerade da muß man vorsichtig sein, wo die Seelen an sich selber hängen und sich selbst im Auge haben, aber abstoßen darf man sie nicht. Sage ihnen, daß sie gar nicht ausgesetzt sind, aber selbstlos denken sollen und nicht meinen, daß andere bevorzugt sind. Dafür bin Ich da und beurteile die Menschen nach ihrem wahren Wert. Alle sollen recht Einigkeit halten. Hier haben sich die Reichen freiwillig ausgeschlossen und da lasse Ich sie links stehen.
Sage allen, daß Ich ihnen verspreche, daß Ich alle ihre Bitten erhören will, aber nicht die leiblichen, sondern die sich auf das Heil der unsterblichen Seelen beziehen für ihre Angehörigen und Freunde und wen sie gerettet sehen wollen. Es wäre noch kein gutes Zeichen, wenn sie immer getröstet sein wollen. Sie sollen alle wissen, daß sie jetzt geistige Ehefrauen sind. Es kommt die Zeit, wo der Trost ausbleibt, wie das ja auch im Ehestand der Fall ist. Solange der Bräutigam seine Braut noch liebkost und hätschelt, ist es ein Zeichen, daß er das tun muß, um sie herumzuziehen, damit sie auch später standhält in all den Ereignissen, die der Ehestand mit sich bringt. So ist es auch im geistigen Sinn mit der geistigen Vermählung.
Alle Liebesbundmitglieder sind geistige Bräute Christi, mögen sie sein, wer sie wollen. Die Liebkosungen hören auf, und es kommt die ernste Zeit des Hauswesens. Nach der Vermählung ist die Frau eingetreten in die Rechte des Mannes und in seine Herrschergewalt; sie darf mitregieren und mitherrschen. So dürfen auch Meine geistigen Bräute mitregieren und mitherrschen. Herrschen sollt ihr über eure bösen Neigungen und bedacht sein auf Meine Interessen, auf die Meiner Kirche.
Sage N., sie soll jetzt dafür sorgen, daß sie eine recht tüchtige Ehefrau, Hausfrau für Mich abgibt und wirbt um Seelen. Sie soll nur den Schritt nicht bereuen. Ich will es ihr tausendfach belohnen in der Ewigkeit. Um keinen Preis der Welt soll sie davon abgehen. Sage N., was es für ein Glück wäre, das alles durchmachen zu dürfen. Den anderen gegenüber möge sie ein recht freudiges Herz zeigen. Es täte sich alles auch für sie noch klären, wie wohl es jetzt noch dunkel wäre. Sage N., er möge sich fest vorbereiten auf den Pilgerzug nach Lourdes, den er 1908 mitmachen wird, von welchem so viel abhängt. Er soll aber noch einen oder zwei seiner Mitbrüder mitnehmen, dort ins Bad gehen, und fest vertrauen auf die Fürbitte Meiner heiligen Mutter. Es wird ihn nicht gereuen, dort hingegangen zu sein; denn er wird besser zurückkehren. Auch soll alles aufgeschrieben werden, was Ich euch gewährt habe in letzter Zeit; denn Ich habe alles in Meiner Hand.
Im Handumdrehen hätte Ich auch Frl. Th. und deine beiden Schwestern Luise hinwegnehmen können, aber Ich habe euch erfüllt, was Ich euch versprochen. Sind das nicht Wunder genug, wenn sie immer noch Wunder verlangen? Nach der Lourdes- Pilgerfahrt wird es lichter und um vieles besser. Sehet zu, daß ihr noch mehr Priester mit nach Lourdes nehmet, denn es ist gut, daß sie im Glauben gestärkt werden."
Barbara: "Herr, willst Du nicht, daß Luise ihre Schwester in H. besuche?"
Jesus: "Nein, Ich will es nicht. Die Schwester soll ihr Verlangen abtöten bis nächstes Jahr, denn dann wird ihre Freude um so vollkommener sein. Sie soll wissen, daß sie einmal in Meinem Hausgarten eine schöne Pflanze sein soll und da muß Ich jedes Verlangen, das nicht ganz geläutert ist, abschneiden. Habe keine Angst um deine Luise, sie wird Lieschen und dich noch überleben. Nur laßt unter euch die Liebe nicht erkalten. Sie soll das Zeichen sein, daß Ich mit euch einen Bund geschlossen, und bis über das Grab hinaus soll Einigkeit und Friede euch zusammenhalten."
27. September 1905
Mariechen schreibt aus Rück: "Seit Donnerstag, dem 21. September abends, ist Barbara sehr erkrankt. Schon einige Tage vorher hatte sie furchtbare Schmerzen im Leib. Sie mußte vor Schmerzen so überlaut schreien die ganze Nacht hindurch und den ganzen Tag, daß die Nachbarsfrauen alle herbeikamen und jede wußte ein anderes Mittel. Der Reihe nach wurden angewandt: heiße Wasserumschläge, heißen Essig, Branntwein, Kartoffeln, Kleie, Kamillensäckchen, einen heißen Laib Brot und alle Sorten Tee. Alles umsonst. Plötzlich gegen Abend bekam sie ihr Leiden. Barbara fragte den lieben Heiland, warum sie nur so furchtbar leiden müsse und warum Er so außergewöhnlich komme. Der liebe Heiland sagte, sie müsse Sühne leisten für die Sünden der Jugend in den zwei Örtchen, besonders für die Sünden der Unkeuschheit. Dann warnte Er noch die Jugend vor dem allzu großen Leichtsinn und den Vergnügen und forderte alle Anwesenden auf, doch alles aufzubieten, um diesem Laster entgegenzusteuern, das alle anzustecken droht.
Barbara bat für diejenigen, die den bösen Sinn im Herzen tragen, um andere zu verführen. Da sagte der liebe Heiland, Er wolle den Sinn dieser ändern, aber dafür müsse sie diese Schmerzen im Leibe erdulden, und kein Arzt könne ihr helfen. Sie habe geglaubt, sie könne dem Leiden entfliehen, wenn sie nach Rück gehe, aber auch hier habe Er sie gefunden. Barbara war während dem Leiden schon sehr schwach von den Schmerzen und fragte deshalb, wie lange dieses Leiden noch dauere. Da sagte der liebe Heiland: 'Diese Nacht und morgen den ganzen Tag.'
So ging es denn auch weiter: beständiges Schreien und Umherwälzen vor Pein, Tag und Nacht. Sonntag, um 10.00 Uhr, holten wir den Arzt. Er meinte, es sei Windkolik und Wanderniere und verordnete Medizin, welche das Brechen stillte, und Kamilleneingießungen, welche die Schmerzen linderten. Heute, am 27. September, war er zum letzten Male da und meinte, wenn sie sich noch einige Tage halte, gehe es wieder.
Der Herr wünscht, daß die drei letzten großen Gnadenerweise aufgezeichnet würden, die Er dem Gebet der Liebesbundmitglieder gewährte, nämlich dreier schwer kranker Liebesbundmitglieder. Einer Schwester von Luise, die an Lungen- und Rippenfellentzündung äußerst schwer darniederlag, ließ Er, als alle ihre Oberen an der Heilung verzweifelten, sagen, im Moment der höchsten Gefahr, daß sie noch einmal alle ihre Schwestern sehen werde und daß sie den Bau, den sie auszuführen beabsichtige, noch vollenden werde. Nachdem die Krankheit einigermaßen gehoben war und der Arzt sie aufs Land schickte, hustete sie noch so sehr und hatte einen so eitrigen Auswurf, daß der messelesende Pater sagte: 'Diese Schwester geht mal nicht mehr in ihre Stadt zurück.'
Ebenso war es mit einer anderen Schwester von Luise, bei der man auch alle Hoffnung aufgegeben hatte, und die in ihrem hohen Alter von hartnäckiger Neuralgie gequält wurde. Auch ihr ließ der Herr sagen, daß sie ihr fünfzigjähriges Jubiläum erleben und noch einmal ihre Schwestern sehen werde.
Die dritte Huld, die der Herr dem Liebesbund erwies, war die glückliche Überstehung einer gefahrvollen Operation eines Liebesbundmitgliedes in A. Eine Person, welche die Kranke vor der Operation gesehen hatte, erzählte, daß sie beim Nachhausekommen zu ihrem Herrn gesagt: 'Ich habe Fräulein N. zum letzten Male gesehen.' Auch dieser Kranken, die sich um die Ausbreitung des Liebesbundes große Verdienste erwarb, ließ der Herr vor der Operation sagen, daß sie dieselbe überstehen werde und noch einen weiten Weg zurückzulegen habe.
Erbaulicher Tod eines Liebesbundmitgliedes: Eine Frau in Neckarsulm hatte sich durch ihre Tochter dem Liebesbund angeschlossen. Am Tag vor ihrem Tod ließ sie sich noch die Verheißungen des Liebesbundes vorlesen und rief oft aus: 'O welch ein Glück, daß wir an dieser Gnade teilnehmen dürfen.' Als der Tod eintrat, war ihr Herr Pfarrer dabei, um zu beobachten, wie sie ohne Todeskampf voll seligen Friedens sanft in den Armen ihrer Tochter entschlief. Danach sagte er: 'Ich muß Ihnen gestehen, daß ich noch keinem so erbaulichen Tod, wie dieser war, beigewohnt bin. Ich kann mich nicht genug darüber verwundern.'"
15. Oktober 1905
"Wer Mich empfängt mit gläubigem Herzen, den nehme Ich so ganz in Besitz wie eine schwere Krankheit, die den Menschen besitzt, weil die Krankheit Herr ist."
Als Barbara noch sehr krank war, sagte sie, da sie gar kein inneres Licht hatte, sondern Satan ihr zuflüsterte, was hast du jetzt davon, daß du Gott dein Leben geopfert hast, jetzt krank, weißt du nicht wohin und wo hinaus:
Barbara: "O laß nicht zu, daß ich getäuscht bin bis an mein Ende. Hilf mir doch heraus, daß ich Dir dienen kann, jetzt bist Du doch bei mir durch die heilige Kommunion."
Jesus: "Weil die Seele vom Leib umhüllt ist, so war die Krankheit Herr über deine Seele, weil sie jede Faser deines Blutes eingenommen und du nicht Herr warst über deine Fähigkeiten, über deine Seele. Ebensowenig bist du jetzt Herr, weil Mein Geist Sich deinen Geist und deinen Leib unterworfen hat. Wer Mich empfängt mit gläubigem Herzen, den nehme Ich so ganz in Besitz wie eine schwere Krankheit, die den Menschen besitzt, weil die Krankheit Herr ist. Glaube, was Ich dir sage, und fürchte dich nicht.
Die Krankheit hatte ihre Bedeutung. Ich wollte dir zeigen durch die Krankheit, daß du nicht mehr bestimmt bist, deine Verwandten durch schwere Arbeiten zu erleichtern; sie sind junge Leute und sollen sich durch das Leben helfen wie du auch. Solche Nächstenliebe verlangte Ich nur bei deiner kranken Schwester. Da gab Ich dir die Kraft dazu. Jetzt, wo das Übel behoben ist, bist du nicht bestimmt, so zu arbeiten und den Unterhalt zu verdienen. Deshalb habe Ich dir mitten in der dringendsten Arbeit die Krankheit geschickt, um dir das zu zeigen. Jetzt gehst du bei deiner Schwäche alle Tage in eine heilige Messe und empfängst Mich. Ich verlange nicht zuviel, weil dein Körper zu schwach ist. Ihr habt jetzt alle drei viel mit den Krankheiten zu tun.
Du sollst dafür jetzt in deiner Familie sein; in deiner Familie will Ich Meine Gegenwart mehr betätigen. Ich will, daß ihr eine heilige Familie in Nazareth vorstellen sollt. Deine Schwägerin soll Meinen heiligen Nährvater vorstellen. Sie soll befehlen und euer Beschützer sein. Ich habe ihr die Macht dazu gegeben und das Vermögen, daß sie dastehe wie ein Mann. Du sollst Meine heilige Mutter vorstellen.
Als Ich am Kreuz gestorben war, da lebte Sie nicht mehr für die Welt. Sie zog Sich zurück und diente Mir in stiller Einsamkeit und erfüllte nur die eine Aufgabe, daß Sie für die junge Kirche betete. Das ist dein Beruf. Wie Sie, sprich nur dann, wenn es das Wohl der Kirche erfordert. Mariechen soll Mich vorstellen, das Kind von Nazareth, und soll ein ganz zurückgezogenes, einsames Leben führen und sich immer daran erinnern, daß Ich sie dir zur Stütze gegeben. Ich habe große Freude an ihr und werde später für sie sorgen."
Barbara: "O Herr, ich habe mir vorgenommen, aus Dankbarkeit eine Wallfahrt zu machen."
Jesus: "Für jetzt nicht, das kannst du nicht. Ich wirke keine Wunder, wo es nicht nötig ist. Rede nicht so viel über dein Leiden. Und wegen der Kinder deiner Verwandten sei nicht unruhig. So wie Ich Mich beklagte, sind diese Kinder nicht. Valentin macht zwar seine Sprünge, aber er ist unverdorben. Und von Josef sollst du nicht denken, daß er ein schwermütiges Gemüt hat, als wollte er nicht studieren. Erstens ist fast jeder abgeneigt vor dem Studium und fürchtet sich davor. Das liegt zweitens im Kind von seiner Mutter her; er hat ein frommes, reines Gemüt. Setze dich darüber hinweg. Ich verlangte die Opfer, und die habt ihr gebracht, und für das andere sorge Ich.
Sage Frau N., Ich will ihr noch einmal die Gesundheit schenken, aber sie sollen die versprochenen Wallfahrten mit aller Gewissenhaftigkeit machen und ihr sollt euch anschließen. Und wenn sie wieder zu Hause ist, soll sie ein einfaches, tiefreligiöses Leben führen mit ihrer Familie.
Du aber sieh dich um nichts mehr um. Was niedergelegt ist in den Schriften, das geht dich nichts an. Hüte dich sehr, wenn jemand sagt, du seiest eine begnadigte Person; dann erröte und fürchte dich. Wenn aber jemand sagt im Spott "die heilige Babett", dann freue dich und begrüße den Spott mit Freuden, und wenn ein Priester, und zwar noch auf der Kanzel, dich höhnt, dann sage: 'Du bist mein Freund' und kümmere dich nicht, ob es angenommen wird oder nicht."
16. Oktober 1905
"Denn Ich habe immer die Gnade an den lebendigen Glauben geknüpft und keinen Kranken geheilt ohne lebendigen Glauben."
Barbara: Vor der heiligen Kommunion betete ich in einem Buch. Nach der heiligen Kommunion wollte ich meine Anliegen vorbringen und wieder beten. Der Herr aber sagte:
Jesus: "Ich will mit dir reden. Es ist Mir lieber, wenn Ich von Herz zu Herz mit dir sprechen kann, als wenn du aus einem Buch etwas Mir vorbetest."
Barbara: "O Herr, ich fürchte mich vor Täuschung, wenn ich Dir die Bitten vortrage, und ich höre Deine Worte und meine, Du wärest es, und manches trifft dann nicht zu, und ich sehe, daß ich getäuscht bin. Deshalb habe ich mir vorgenommen, ich will nicht mehr fragen und Dich nicht mehr belästigen."
Jesus: "Das ist aber der Plan nicht, den Ich habe, und Meinem Wunsch nicht entsprechend. Woher es aber kommt, daß manches anders ausfällt, das geht dich nichts an. Ich halte damit allen Menschen vor, daß sie nicht die ganze göttliche Wissenschaft so in sich aufnehmen und alles durchschauen können wie Ich. Das tat Ich noch nie einem Geschöpfe. Alle Menschen, mit denen Ich verkehrte, die führte Ich auf dieselbe Weise wie dich; es blieb manches unerfüllt. Das kommt daher, weil der Mensch immer gern hat, was er wünscht, und in seiner Überschätzung der Sache will er die Bitte erfüllt haben und glaubt dann fest, daß Ich es ihm täte, und meint, Ich habe es gesagt, und weil der Menschengeist dabei ist, ist es manchmal der Wille des Menschen, der sich vordrängt. Ich aber sehe, daß das nicht gut ist für den Menschen und darum erfülle Ich es nicht so.
Wenn aber etwas so vorkommt, daß etwas nicht in Erfüllung geht, so gebe Ich dir zwei Dinge an, an die du dich halten kannst. Erstens sollst du schon beim Begehren immer voraussetzen: 'O Herr, wenn es Dein heiliger Wille ist, gib mir oder sag mir das und das.' Was du erfährst, sollst du ruhig abgeben an andere und dich nicht kümmern um die Folgen. Fällt es dann nicht nach dem Wunsche des Menschen aus, dann erwecke einen Akt der Reue und sage: 'O Herr, ich habe es nicht besser verdient, es ist meine Schuld', und versenke dich in dein Nichts und sei nicht darüber betrübt, wie es ausfällt. Damit kannst du so viel verdienen, daß das der Menschheit viel mehr nützt, als wenn Ich dir alles gewähre, um was du bittest."
Barbara: "O Herr, ich getraue mich nicht, Dich um manches zu bitten, besonders wenn es neugierige Fragen sind, denn ich fürchte und zittere, daß ich so in Deine Rechte eingreifen soll. Deswegen überlasse ich das Ganze Dir. Ich will nichts fragen und ich will nichts wissen. Wie Du willst, so will auch ich."
Es wurde mir gezeigt, daß der Vater der Schwester N. noch lebe. Ich sehe ihn wie in etwas eingeschlossen und der Strahl ging von der Schwester aus und ging an den Mann und schloß ihn ein. Hintennach ging sein Schutzengel.
Jesus: "Siehe, deswegen verlange Ich so sehr nach jungfräulichen Seelen, die einzig und allein sich nur beschäftigen mit anderen Seelen, um andere zu gewinnen. Ich will dir das nur im Bilde zeigen, weshalb Ich so sehr danach Verlangen trage. Das ist der Gebetszwang, den die Seelen Meinem Herzen antun, womit die Seelen Mein Herz bestürmen. Das Gebet nimmt den Mann so in Schutz und hält ihn, daß der böse Feind ihm nichts schaden kann. Er geht zwar noch den Weg der Sünde, weil er nicht auf die Schwester zugeht, sondern sich von ihr entfernt, aber er ist so gehalten und in einem Schutz, daß er nicht verlorengehen kann. Sein Schutzengel geht ihm in der Ferne nach. Das ist die Wachsamkeit, womit Ich ihn umstelle um des Gebetes seiner Tochter willen. Er ist umgarnt mit der Gnade Gottes. Sie umweht ihn beständig. Wenn dann der Augenblick kommt, wo er zu sich kommt, geht die Gnade in ihn ein, wenn jemand da ist, der für ihn betet."
Barbara: Ich sehe ihn in einer Stadt wie Paris. Ich habe nicht erfahren wo und wie, nur daß er in einer großen Stadt lebt, daß es ihm gut geht.
Jesus: "Er denkt nicht ans Besserwerden. Sie erfährt noch, wo er ist. Sie soll sich aber nicht daran hängen. Ich habe noch vieles im Ordensleben mit ihr vor, Ich brauche sie noch. Sie soll sich nicht abhärmen, daß es mit ihrem Vater so geht, sondern Meinem Willen unterwerfen. Das kommt ihm alles zugute.
Der zweite Grund, warum manches nicht in Erfüllung geht, ist wegen des Unglaubens der Menschen. Denn Ich habe immer die Gnade an den lebendigen Glauben geknüpft und keinen Kranken geheilt ohne lebendigen Glauben. Und warum habe Ich in Meiner Heimat keine Wunder gewirkt? Aus dem einzigen Grund, weil sie nicht an Mich geglaubt haben, weil sie sagten: 'Er ist nicht mehr als wir, wir wissen, wo Er her ist.' So ist es heute noch. Früher sind die Menschen gläubiger gewesen. Da fanden Meine Worte Anklang. Aber jetzt, weil die Menschen es doch nicht glauben, lasse Ich es ihnen auch nicht in Erfüllung gehen.
Sage N., Ich kenne sie und weiß, daß sie immer über Mich und Meine Freunde grummelt, aber Ich verzeihe es ihr. Ich habe sie doch gern und habe Meine Freude an ihr, denn in der ganzen Stadt Mainz finde Ich keine zweite, die ihre guten Werke ganz im verborgenen tun will. Sie wollen alle Gutes tun, damit sie gelobt und für etwas gehalten werden. Es ist freilich hart, das Wort 'verborgen', aber es hat einen süßen Kern. Sie soll die Früchte in sich bewahren und genießen für das zukünftige Leben. Sie soll auf Mich ihr ganzes Vertrauen setzen, aber auch Mir folgen und tun, was Ich sage.
Es ist nicht nötig, Wunder zu wirken; es ist besser, wenn der Mensch sich Verdienste sammelt. Sie soll es einmal probieren und der Krankheit Trotz bieten und nicht so nachgeben und in die Kirche gehen. Sie soll der Krankheit entgegenarbeiten und tüchtig essen und nicht meinen, das und das kann ich nicht essen. Sie soll essen, wonach sie Lust hat, und nicht danach sehen, wie es ihr bekommt. Der Magen ist verwöhnt, weil sie ihm so nachgibt. Sie soll die erste Beschwerde überwinden und dann geht es besser. Sie werde sehen, daß sie bald das Gewünschte erlange. Und wenn sie meint, andere seien glücklicher als sie, so bildet sie sich das nur ein. Sie müßte nur einmal sehen, wie es bei anderen aussieht, was da für ein Glück wohnt. Dann wird sie niemanden beneiden."
Heilige Ursula am 22. Oktober 1905
"Das müssen Seelen sein, die die Sinnlichkeit aus sich herausgeschafft und abgelegt haben."
Barbara: Ich sah den Herrn auf dem Altare statt der heiligen Hostie in Seiner Menschheit so unaussprechlich liebenswürdig, wie wenn Er recht viel Freude in Sich hätte und sehr zufrieden gestimmt sei. Die heiligen Jungfrauen waren alle um Ihn versammelt und der Herr sagte:
Jesus: "Diese sind die Erstgeborenen, und ihr seid die jüngeren Schwestern. Was diese einstens getan, das müßt ihr jetzt tun, und was diese einst erlangt, das werdet auch ihr erlangen. Ich will, daß der Liebesbund sich ausbreite in der ganzen Welt, daß womöglich alle Jungfrauen der ganzen Welt sich anschließen. Denn er ist das Schifflein der heiligen Ursula, womit ihr die Gefahren des Unglaubens der Welt durchschiffen sollt, denn die Gefahren des Unglaubens sind so groß wie zur Zeit der heiligen Ursula und noch viel größer, weil die Christen alle miteinander schon angesteckt sind vom Geist des Unglaubens und es noch viel seltener ist, daß noch eine Seele gläubig ist, wie zur Zeit der heiligen Ursula.
Wenn jetzt die heilige Ursula auf der Welt wäre und wollte sich elftausend Jungfrauen sammeln mit denselben Gesinnungen wie sie, täte Deutschland nicht ausreichen; sie müßte noch Frankreich und noch mehrere Länder durcheilen, um so viele zu finden, die sich um ihres Glaubens willen martern ließen.
Und darum, weil die Gefahren so groß sind und der Unglaube sich immer mehr ausbreitet, muß es Seelen geben, die dem Unglauben sich entgegenstemmen. Das müssen Seelen sein, die die Sinnlichkeit aus sich herausgeschafft und abgelegt haben; denn das ist der Strom, der sich durch die ganze Welt wälzt, der allzu große Hang nach Sinnlichkeit und sinnlichen Freuden und Vergnügen, und daß man sich um das ewige Heil nicht mehr kümmert, auch nicht um Glauben und Religion und Sittlichkeit, wenn man nur sein Vergnügen hat und ein schönes Leben. Und wenn auch anders gepredigt wird und man die Ehe verherrlicht, so bleibt es doch so, wie Ich gesagt, daß Ich durch das Gebet der jungfräulichen Seelen die Welt retten will. Ich will, daß die Sinnlichkeit vermieden wird, denn nur dann erst kann Ich in einer Seele wirken, wenn sie die Vergnügen meidet.
Das Schifflein der heiligen Ursula, womit sie ihren Glauben und ihre Tugend retten wollte, und worin sie die Jungfrauen sammelte, das ist für euch der Liebesbund. Im Liebesbund kann sich Glauben und Unschuld erhalten und retten. Alle die Jungfrauen, die sich anschließen und treu festhalten, Ich verlange ja so wenig, kein Blutvergießen, sondern nur ein sittenreines Leben, sind alle gerettet, und das sind die Seelen, durch deren Gebet und Beispiel und fromme Übungen die Kirche emporkommt. Deshalb wünschte Ich, daß man in der ganzen Welt davon wüßte, nicht nur in Deutschland, sondern in allen Ländern.
Du aber sollst in den Zweifeln und Ängsten nie nachgeben und denken: 'Was nützt es, daß ich das alles gelitten?' Denn wie freue Ich Mich, wenn Ich eine Seele finde, die sich in Meine Pläne fügt und mit der Ich Mich besprechen kann über die Wichtigkeit des gegenwärtigen Lebens und über die Glückseligkeit des jenseitigen Lebens. Das tue Ich von Zeit zu Zeit in Seelen, um den Glauben in anderen zu beleben und um das, was Ich Selbst auf Erden gebracht und gesagt habe, neu aufzufrischen und neu in der Menschheit zu beleben. So habe Ich auch dich erwählt, und wenn du dich jetzt auch ganz vernichtet fühlst und meinst, es wäre nichts, so sage Ich dir aber, daß alles, was Ich in dir gewirkt habe, für die ganze Ewigkeit ist, und daß es bleibt für die Zeit und Ewigkeit und seine Früchte trägt. Damals, als du das Gelübde der Jungfräulichkeit gemacht hast, hast du Mir deine Seele übergeben, und als Ich dich um deinen Willen zum Leiden bat, übergabst du Mir deinen Leib, und wundere dich nicht, daß du jetzt so gebrechlich bist und von Zeit zu Zeit mit schweren Krankheiten heimgesucht bist. Glaube Mir nur ja, damit kannst du mehr verdienen, und Ich habe mehr davon als von deinen frommen Übungen, auch wenn du alles unterlassen mußt. Ich werde bald wieder einmal bei dir anklopfen. Für jedes Wort aber, womit ihr von der Kanzel herab beschimpft werdet, sollt ihr Gott danken."
25. Oktober 1905
"Ja, es ist wahr, Ich rechne das hoch an, wenn jemand um Meinetwillen einen zeitlichen Vorteil nicht annimmt."
Barbara: Ich erfuhr, daß eine Schwester eines Liebesbundmitgliedes im Himmel sei. Sie zeigte sich mir, daß sie keines Gebetes mehr bedürfe. Auch erfuhr ich, daß der Vater durch das Fürbittgebet und das Tugendleben seines Kindes schon längere Zeit im Himmel ist.
Jesus: "Sage N., sie solle alles ganz ruhig lassen, wie es ist, ob sie Antwort bekommt oder nicht. Solange wie einen solche Dinge innerlich noch so sehr erregen, sucht man sich noch selbst und ist noch nicht genug geläutert. Mit dem anderen soll sie einige Wochen warten, bis die Sache hier geordnet ist. Ich habe ja alles in Meiner Hand und lenke und leite alles. Darum soll sie sich ruhig auf Mich verlassen. Warum denn so ängstlich sein? Sage N., ihre Krankheit sei ein Sühneleiden für ihren Vater, und wenn sie auch aufs Land geht, kann Ich es ihr doch nicht abnehmen. Wenn sie ihren Vater retten und bekehren will, muß sie aushalten."
Barbara: "O Herr, gib mir ein Zeichen für N., daß ich Deine Dienerin trösten kann."
Jesus: "Ja, es ist wahr, Ich rechne das hoch an, wenn jemand um Meinetwillen einen zeitlichen Vorteil nicht annimmt. Man kann es nicht ahnen, wie hoch Ich das veranschlage."
Barbara: Der Herr zeigte mir N. Er war nicht groß und nicht klein, ein Mann von mittlerer Größe, sein Angesicht war vollkommen. Er dankte sehr und sagte:
N.: "Tue N. zu wissen, daß Ich ihr danke, daß sie Gott zuliebe das Opfer gebracht hat. Das hat mir so sehr viel genützt in der Ewigkeit. Ich bin noch nicht in der Glorie, und das dauert noch bis Weihnachten. Sie soll die Zeit recht benutzen, viel Gutes tun und Opfer bringen, ihre Werke verdoppeln und stets zu verbessern suchen. Bis Weihnachten sei mein Ziel, wo ich in den Himmel komme. Ich bin aber in keiner Pein, sondern nur der Anschauung Gottes beraubt."
Barbara: Ich sah auch Frl. P. Es war, wie wenn sie am Eingang stehe und hinein wolle, aber von einem Hindernis zurückgehalten wäre, das sie nicht vorwärts ließe.
Jesus: "Sie ist noch so lange von Meiner ewigen Anschauung zurückgehalten, bis ihre Sache gut geordnet ist. Das ist noch so ein Anhängsel von dem zeitlichen Vermögen. Sage N., sie solle ganz ruhig sein und alles ruhig in Meine Hand legen und nicht so viel grübeln. Ich werde für ihr Werk sorgen. Sage N., ob ihr Meine Liebe denn nicht genüge. Sie soll nicht so viel nach den Menschen fragen, was sie denken und sagen und wie sie gesonnen sind. Sie soll Mich empfangen und alles tun, wie es in den Schriften steht.
Sage N., man solle niemand abstoßen, der auch nur mit einem seidenen Faden an Mir hält. Wehe jenen Meiner Diener, die gesetzt sind, die Seelen zu leiten, und die sich nicht überwinden, um das zerknitterte Rohr nicht zu zerbrechen, die die Seelen abstoßen."
30. Oktober 1905
"Wehe aber denjenigen, die sich als Werkzeug hergeben, um Meine Werke und Meine Worte vernichten zu wollen."
Ein Dienstmädchen bekam Skrupel, ob sie auch beim Liebesbund sein dürfe. Sie befragte sich bei einem Ordensmann. Dieser fragte sie alles aus und zog noch einen Pater und einen Domkapitular zu Rate und machte einen großen Lärm, indem er fünf Sonntage nacheinander Dienstmädchen zitierte und mit Schmeicheleien und Drohungen ihnen Geständnisse erzwingen wollte, um, wie er sagte, den Bund gegen die Kirche zu vernichten. In heiligem Feuereifer rief er: "Vernichtet muß alles werden, vernichtet! Barbara ist eine harmlose Person, aber Luise macht alles, um sich berühmt zu machen."
Auf einmal kam von oben herab Befehl und er selbst mußte den Verräterinnen sagen, daß er sich nicht weiter mit der Sache befassen dürfe, noch auch sich fernerhin etwas zutragen lassen dürfe, auch dürfte das Mädchen nicht, wie sie gewollt, zu allen gehen, um sie abwendig zu machen. Einer von den Herrn äußerte sich auch: "Diese wollen der Kirche das Regiment aus der Hand nehmen." Und man hatte die Mädchen mit der Exkommunikation bedroht, wenn sie mit aushielten.
Barbara: Deshalb beklagte ich mich beim Herrn und trug Ihm mit schwerem Herzen mein Anliegen vor und bat Ihn, uns doch nicht zu verlassen, denn es wäre mir sehr hart, daß andere meinetwegen so zu leiden hätten. Da zeigte Sich mir der Herr in unendlicher Liebenswürdigkeit und ich fühlte mich so hingerissen, meine Seele schwamm in einer Wonne und Freude, die sich nicht beschreiben läßt. Der Herr ließ mich lange Zeit an Seinem Herzen ruhen und sagte:
Jesus: "Welcher Geist kann dir die Wonne geben, die Ich dir gebe? Siehe, dieses ist aber nur ein Vorgeschmack der Wonne und Freude, die du dereinst in der Ewigkeit besitzen sollst. Was liegt dir daran, wenn andere nicht glauben, und wenn es um dich her tobt und stürmt, wenn Ich deine Seele beglücke."
Und Er zeigte mir eine große Schar, alle diejenigen, die sich angeschlossen hier in der Stadt Mainz in einem weißen Gewand, das mit Gold durchwirkt war mit wunderschönen Goldflimmerchen.
Jesus: "Siehe, dieses Gewand habe Ich verdient allen denjenigen, die um Meinetwillen, sei es in was für einer Sache auch immer, Verfolgung leiden, besonders aber denjenigen, durch die Ich andere belehren und Meine Liebe, Güte und Barmherzigkeit den übrigen Menschen mitteilen und erschließen möchte.
Denn in Meinem sterblichen Leben war die Gottheit in Mir verborgen, doch ließ Ich durch Meine Worte und Belehrungen, die Ich der Menschheit überbrachte von Meinem himmlischen Vater, und durch all die Wunder und Zeichen, die Ich wirkte, überall zur Genüge Meine Gottheit durchblicken, aber denjenigen, die bösen Willens waren, war all dieses Durchleuchten Meiner Gottheit nicht ein Antrieb zum Glauben an Meine göttliche Sendung, sondern im Gegenteil, die Veranlassung zu einem bitteren Haß, der Mich dann ans Kreuz brachte.
Dadurch wollte Ich aber all denjenigen, durch die Ich besonders wirkte, den großen Vorteil verdienen, daß sie an Meinen Verdiensten in besonderer Weise teilnehmen, die Ich verdienen mußte durch all die Verachtungen und Verdemütigungen, die man Meiner Gottheit antat. Die Verfolgungen lasse Ich so zu, um Meine Getreuen herrlich zu belohnen. Wehe aber denjenigen, die sich als Werkzeug hergeben, um Meine Werke und Meine Worte vernichten zu wollen. Ich werde ihnen Mein Licht und Meine Gnade entziehen und sie werden dann, wenn sie nicht zur Einsicht kommen, noch viel Schlimmeres erfahren. Lasset allem seinen Lauf. Ich weiß schon, wenn es Zeit ist.
Ihr habt nichts zu tun, als still und ruhig weiterzugehen. Wisset, zwischen Belohnung und Belohnung ist ein großer Unterschied. Wenn auch andere Mir durch äußere Übungen dienen, so ist Mir das alles nicht so viel wert, als wenn eine Seele für ihren Glauben etwas leidet."
Allerheiligen 1905
"Ihr sollt den eucharistischen Kreuzweg gehen."
Jesus: "Ihr habt nichts zu tun als das, was Ich euch schon gesagt vor Jahren: Ihr sollt den eucharistischen Kreuzweg gehen."
Barbara: Er erhob mich in Sich und ich war in den Himmel versetzt. Ich sah die lieben Heiligen. Aus der großen Schar traten die heilige Barbara und Katharina hervor und trösteten mich:
Heilige Barbara und Katharina: "Ihr sollt euch nichts daraus machen. Wir haben die Marter am Körper erdulden müssen, ihr an der Seele. Eine Marter müßt ihr durchmachen."
Der Herr zeigte mir die große Schar und sagte:
Jesus: "Diese alle gingen keinen anderen Weg. Es ist dasselbe. Diejenigen, die hinausziehen in die Missionen, um die Heiden zu bekehren, müssen dort ihr Heil wirken und arbeiten für Gott, und diejenigen, die Er so hineingestellt wie euch, das ist eins und hat ein und dieselbe Bestimmung. Ihr alle miteinander, ihr Liebesbundmitglieder, die ihr dabei steht, ihr müßt die Krone euch aufsetzen durch euren Glauben, ihr müßt sagen: Ich glaube, ich glaube!"
5. November 1905
"Daß das eure größten Freunde sind, die euch so verfolgen."
Barbara: Von sechs bis acht Uhr hatte ich eine innige Vereinigung. Ich war ganz gefühllos und konnte so innig beten und opfern:
Jesus: "Was willst du denn von Mir? Ich bin bereit, dir alles zu tun, was du verlangst."
Barbara: "Schenke mir, o Herr, alle Seelen der Verwandten aller Liebesbundmitglieder."
Jesus: "Ja! Und was willst du noch?"
Barbara: "Alle Seelen, die von Liebesbundmitgliedern empfohlen sind."
Jesus: "Und was willst du noch?"
Barbara: "Alle meine Landsleute der beiden Dörfchen Rück und Schippach."
Jesus: "Und was willst du noch?"
Barbara: "O Herr, ich empfehle Dir alle Seelen des Fegefeuers; denn ich will nur Deine Ehre, und daß Du verherrlicht wirst."
Da ich aber über meine Kühnheit sehr erschrak, sprach der Herr, Sich vor mich hinstellend, liebreich:
Jesus: "Was willst du, daß Ich dir tun soll?"
Barbara: "O Herr, ich will nur, was Du willst, tue nur, was Du willst."
Da sah ich eine große Schar, die einzogen, aber nur zwei davon wurden mir vorgestellt: der Vater von N. und Frl. P.
Jesus: "Du sollst nicht sagen, daß deine Verwandte nicht bei dem Priester beichten soll, der den Sturm über euch heraufbeschworen. Ich habe es euch schon gesagt, daß das eure größten Freunde sind, die euch so verfolgen."
Antonius: "Sage N., daß sie sich nicht beunruhigen soll, daß ich sorgen werde, daß die verlorengegangene Kiste ankommt." (Ist bereits eingetroffen.)
6. November 1905
"Daß die Unvollkommenheit kein Hindernis ist, Mich wahrhaft zu lieben und Mir zu dienen."
Nach der heiligen Kommunion sagte der Herr:
Jesus: "Du beklagst dich immer, daß Ich nicht mehr so lieb mit dir wäre wie früher. Das ist aber nicht so, wiewohl es nicht mehr in dem Maße ist wie früher. Aber es ist auch nicht mehr so nötig wie damals bei all den Stürmen, die du ausgehalten hast in dem Werk, das Ich durchführen wollte. Jetzt ist eure Arbeit getan. Ich habe gleichsam der Welt, der Geistlichkeit die Arbeit vorgelegt, damit ein jeder sie einsehen kann, die Arbeit, die zu leisten ist, und Ich habe es jedem anheimgestellt, ob er sie annehmen will oder nicht. Da bringt mancher seine Kritik an und tadelt das Werk, aber ihr habt nichts mehr zu tun, das geht euch nichts an. Ihr habt über alles hinwegzugehen. Ihr habt nur ruhig still zu halten und euch gar nicht um das Gerede der Menschen zu kümmern.
Sage Meinem Diener, daß er sich kaum vorstellen kann, welch kostbare Krone er sich durch das Werk verdient. Ich habe sie ihm hinterlegt. Er soll das Leiden, das er sich durch die vielen Aufregungen zugezogen, jetzt tragen, und durch seine Geduld und Ergebung soll er den anderen seiner Mitbrüder zeigen, daß es auch jetzt noch Märtyrer gibt, wenn auch nicht Märtyrer des Blutes.
Durch sein Beispiel, die Geduld und Ergebung, mit der er jetzt in dem Leiden ausharrt, soll das Ordensleben wieder umgestaltet werden. Obwohl Ich diesen Orden bevorzugt habe, ist doch manches eingeschlichen in der neuen Zeit, was nicht mehr den Geist des heiligen Franziskus an sich trägt, und es muß wieder ausgeschieden werden. Der Glaube und das Liebesleben des Ordens muß aufgefrischt werden. Das Leiden soll so angerechnet werden wie den heiligen Einsiedlern, die ihr ganzes Leben mit strengem Fasten und Bußwerken und Geißeln zugebracht haben, und daß er all den Spott seiner Mitbrüder in Geduld ertragen hat, mit freudigem Herzen. Wenn er nicht standgehalten, hätte Ich nichts machen können; denn einen Priester mußte Ich bei dem Werk haben. Deshalb ist sein Verdienst so groß."
Barbara: "Wie hast Du Dir doch eine so unvollkommene Person wählen können wie ich bin, um ihr Deine Geheimnisse mitzuteilen. Du siehst ja, daß niemand sich an mir erbauen kann und nichts Gutes an mir ist, was doch einfach sehr nötig ist bei solchen Dingen."
Da wurde der Herr so liebenswürdig und so herablassend nach der heiligen Kommunion, daß Er mich an Sich zog wie in früheren Jahren, wo Er so vieles mit mir gesprochen, um mich vorzubereiten auf das, was Er später ausgeführt hat, als ich Anteil nehmen mußte an Seinen Leiden und Seiner Verachtung.
Jesus: "Wenn Ich aber gerade dich erwählen wollte, dies hat alles seine Bedeutung und seinen Zweck. Hätte Ich mir eine vollkommene Seele erwählt, so wäre das für die gesamte Menschheit lange nicht so tröstend und überzeugend gewesen, wie gut Ich bin, und daß Ich Meine Barmherzigkeit allen Menschen zuwenden will, als so, wo Ich Mir eine unvollkommene Seele erwählt habe. Denn Ich habe dir schon oft gesagt, daß die ganze Menschheit, besonders die Seelen, die noch glauben, an der Mutlosigkeit leiden und immer zu viel Ängsten haben, sie könnten nicht zu Gnaden kommen.
Darum will Ich zeigen, wie unendlich gut Ich bin, und daß Ich alle Menschen retten will. Denn wenn Ich Mir eine unvollkommene Seele erwähle und ihr die Schätze Meiner Liebe und Barmherzigkeit mitteile, dann ist dies ein Beweis, daß Ich alle Menschen retten will, daß die Unvollkommenheit kein Hindernis ist, Mich wahrhaft zu lieben und Mir zu dienen. Und damit du zufrieden bist, will Ich dir den Ort zeigen, der bestimmt ist für dich."
Barbara: "O Herr, dann nimm auch meine beiden Mitschwestern mit, weil, was ich leide, sie mitleiden müssen."
Im selben Augenblick waren wir drei zusammen, und wie im Flug nahm Er uns mit Sich an einen wunderschönen Ort, den zu beschreiben kein Mensch imstande ist. Ich sah dort eine unabsehbare Menge lauter lieblicher Gestalten, alles vollkommen. Die heilige Barbara und Katharina erkannte ich zuerst, und in die Nähe von diesen Heiligen wurden wir hingeführt. Ganz unweit von diesem Ort war der Thron, wo der liebe Heiland hinging.
Jesus: "Hier ist der Ort, der für euch bestimmt ist. Diese sind Jungfrauen, die ein Lied singen, das nur sie allein singen können."
Barbara: Ich wunderte mich, weil wir doch so unvollkommen sind.
Jesus: "Was euch fehlt an Reinheit und eure Fehler, das ersetze Ich durch das Werk. Weil du das Werk angenommen hast, was Ich durch dich habe wirken wollen, so sind dir damit alle deine Fehler ersetzt, und ihr habt nichts mehr zu tun als auszuharren, und dann kommt ihr an diesen Ort. Tuet nur recht viel für andere, daß recht viele Seelen gerettet werden."
Barbara: Ich schwomm in einer Wonne, die nicht zu beschreiben ist. Mitten in dieser Seligkeit fragte mich der Herr immer wieder:
Jesus: "Was wünschest du noch?"
Barbara: "Nichts mehr, o Herr, als daß dieses ewig dauert."
Jesus: "Siehst du, daß man nichts verliert, wenn man sich Mir ganz hingibt, Mir ganz opfert?"
Barbara: "Ja, o Herr!"
Jesus: "Siehst du, daß es einem nicht langweilig wird, Mich ewig zu schauen?"
Barbara: "Ja, o Herr, ich kann das Glück nicht beschreiben!"
Jesus: "Siehst du jetzt die Seligkeit des Himmels, was all derer wartet, die Mir dienen?"
Barbara: "Die ganze Ewigkeit will ich kein größeres Glück genießen. O wenn ich doch nur alle Menschen dazu bringen könnte."
In dem vorerwähnten Sturm stand der hochwürdigste Herr Bischof uns sehr zur Seite. Er sagte zu Barbara:
Bischof: "Gehen Sie nur durch, und wenn wieder ein Wirbelwind kommt, so denken Sie, das geht mich gar nichts an und gehen ruhig Ihren Weg weiter und beten Sie viel, viel für die Kirche."
8. November 1905
"Niemand sollt ihr ausschließen, eine allumfassende Liebe sollt ihr ausgießen über die ganze Welt."
Barbara: "Was ist man doch so glücklich in Dir. O sage mir doch, womit wir Dir eine Freude machen können und was wir tun können, damit man nicht lau wird."
Jesus: "Wenn ihr Mir eine Freude machen wollt, dann haltet die heilige Stunde wieder, wie ihr sie früher gehalten. Nehmt dazu alle, die guten Willens sind, aber rein muß sie gehalten werden, das müßt ihr ihnen sagen, daß sie nur zusammenkommen, um Gott zu loben und zu preisen und nichts reden bei anderen Leuten, ganz ruhig sein. Die Stunde sollt ihr immer halten für die Priester, besonders aber für den Bischof, daß er diesen Geist, der da weht, erhält und durchführt, und für die ganze Kirche. Niemand sollt ihr ausschließen, eine allumfassende Liebe sollt ihr ausgießen über die ganze Welt. Ihr sollt dazunehmen, wer beten kann. Es ist Mir gleich, ob ihr es bei dir halten wollt oder bei Luise.
Wenn so ein Sturm kommt, so muß das für euch alles nicht da sein. Ihr seid nicht da, wenn etwas kommt. Euer ganzes Streben ist in Mir und für Mich. Das muß euch genügen und euer Trost sein. Es ist auch wahr, Meine Tochter, Ich bin unendlich lieb gegen Meine treuen Seelen und verzeihe ihnen alles."
Barbara: "Ach Herr, wir können dir nicht genug danken. Wie können wir dir eine Freude machen? Sollen wir etwa eine Wallfahrt machen?"
Jesus: "Dazu habt ihr nicht die Gesundheit. Haltet nur die heilige Stunde. Sage N., ihr Bruder in Amerika sei auf der Genesung. Er stirbt noch nicht."
9.-15. November 1905
"Wenn du es doch verständest, alles in Mein Herz zu legen und Meinem Willen zu übergeben, wie leicht und glücklich könntest du leben Tag für Tag; denn nichts geschieht ohne Meine Zulassung."
Jesus: "Die Charaktere habe Ich ausgeteilt, und ihr Menschen müßt euch miteinander vertragen. Ihr habt beide einen feurigen Charakter. Ich liebe deine Schwägerin, weil sie so sehr nach Vollkommenheit strebt. Bedenket, was Ich nicht alles ertragen mußte unter Meinen Aposteln. Petrus hatte auch einen feurigen Charakter; er verleugnete Mich. Die zwei Donnersöhne riefen Feuer vom Himmel herab; andere waren neidisch. Judas hing an der Habsucht. Das alles mußte Ich ertragen. Betet doch besonders für die armen verkommenen Menschen, die das Gewand im Leben tragen, was Ich Selber trug, das Gewand der Armut. O welch ein Schmerz für Mein Bruderherz, sie verdammen zu müssen, wenn sie ungläubig an der Pforte der Ewigkeit ankommen."
Barbara am 10. Nobember 1905: der heiligen Kommunion hatte ich so großes Verlangen, daß ich es nicht erwarten konnte. Nach der heiligen Kommunion sagte ich:
"Mein lieber Herr, Schwester N. habe ich zu ihrem fünfzigjährigen Jubiläum ganz vergessen. Es tut mir so leid, daß ich Dich nicht gebeten. Du hättest mir gewiß ein liebes Wörtchen gesagt."
Jesus: "Dieses Vergessen habe Ich bewirkt, weil Ich sie prüfen wollte. Ich wollte ihre Treue prüfen; denn in all dem Jubel und den Ehrenbezeugungen, die ihr zuteil wurden, kann es leicht sein, daß Ich zurückgesetzt werde. Diese ihre heimlichen Seufzer und dieses Wehgeschrei ihrer Seele haben Mich aber sehr erfreut und erquickt, daß Ich ihr verspreche, für jeden Seufzer und jedes Verlangen, das sie in ihrem Herzen zu Mir getragen hat, ihr einen Sünder zu schenken, und daß es sie die ganze Ewigkeit hindurch erfreuen soll, daß sie den Trost hat entbehren müssen. So sehr freut es Mich, wenn man die Welt zurücksetzt und Verlangen trägt nach Mir."
Barbara: "O Herr, habe ich recht gehabt zu sagen, N. solle diese Stelle annehmen?"
Jesus: "Es ist recht so, wie du gesagt hast. Ich bin damit einverstanden, weil der Mensch aus Leib und Seele besteht und auch für seine leibliche Existenz sorgen muß, damit der Unfriede nicht einkehre. Sage N., das geht nicht durch ein Los. Ich werde das Nötige auf andere Weise verleihen."
Jesus am 12. November 1905: "Ihr sollt um nichts mehr herumsehen, sondern nur an Meine Interessen denken und für Mich sorgen. Wenn ihr im Frühjahr eure Wallfahrten wieder beginnet, dann laßt euch recht angelegen sein, Mir zu danken für die vielen Gaben, die Ich der Menschheit schenke und für die Mir von den meisten Menschen nicht gedankt wird. Die heilige Stunde sollt ihr Mir zur Sühne aufopfern für die ganze Kirche. Sage N., ihre Mutter stirbt noch nicht; sie kann noch jahrelang ihren Kindern vorstehen, aber ganz gesund wird sie nicht mehr, sie bleibt leidend."
Jesus am 14. Nobember 1905: "Sage Luise, warum sie sich so niederdrücken lasse von dem Windchen, das jeden Augenblick verweht ist. Und sage Lieschen, sie soll sich nicht so an ihren Umzug hängen, sie soll warten bis nach dem Fest Meiner heiligen Mutter, dann aber nicht länger zögern. Ihr sollt über all die Kleinigkeiten hinweggehen und euch jeden Tag miteinander vereinigen für die verkommenen Menschen, denn Ich erwarte viel Ehre und Lob von euch und allen Liebesbundmitgliedern. Vereinigt euch auch täglich mit den Missionaren, die hinausziehen, und bedenket, was sie für Opfer bringen; die haben es noch härter als ihr. Es geht euch zu viel Zeit verloren mit den Gedanken.
Deshalb sollen sich die Liebesbundmitglieder unter das Kreuz stellen, was Ich schon oft gezeigt, und allen, die sich fest angeschlossen, gebe Ich von Zeit zu Zeit die Gnade, einen Tropfen aus dem Kelch Meines Leidens trinken zu dürfen. (Der Herr bezieht sich auf das Gerede der Menschen bei dem letzten Sturm.)
Sage Meinem Diener, dem Bischof von Mainz, daß er nicht allein sein silbernes Jubiläum feiert, sondern auch noch sein goldenes. Weil er Mir viele Freude macht, schenke Ich ihm ein langes Leben und gebe ihm die Gnade, viele Wirksamkeit auszuüben, besonders unter den Ärmeren wird er Mir viele Seelen gewinnen, aber Kreuze bekommt er genug zu tragen. Dies aber nur, wenn er Mein Werk fördert."
Jesus am 15. November 1905 bei der heiligen Kommunion: "Lege alle deine Sorgen und Ängste ab. Sie sind null und nichtig, solange du dich selbst damit herumreißest. Wenn du es doch verständest, alles in Mein Herz zu legen und Meinem Willen zu übergeben, wie leicht und glücklich könntest du leben Tag für Tag; denn nichts geschieht ohne Meine Zulassung, und alles, was Ich tue, tue Ich zum Besten der Menschen.
So ist es auch mit N. N. Ich weiß schon, was gut ist für sie, und Ich gebe ihr immer dasjenige, was Ich weiß, das für sie am dienlichsten ist für ihre Ewigkeit, für ihr Seelenheil. Sie hat Mir schon viel Freude gemacht. Sie ist aber noch nicht losgeschält von sich selbst. Sie möchte ihren Eigenwillen, so wie sie meint, durchsetzen, und das ist nicht gut für sie. Denn würde Ich ihr das alles so geben: Eine blühende Gesundheit, und ließe alles nach ihrem Wunsch, wie sie meint, jetzt ergehen, dann wäre sie ganz Weltdame wie die übrigen auch, die nur so nebenbei Mir einen Brocken hinwerfen und dann weitergehen. Sie ist aber bestimmt, im Himmel einen Rang einzunehmen, und deshalb muß Ich sie einstweilen noch so halten. Es ist auch viel die Schuld, daß sie sich selbst ihr Leiden vermehrt, weil sie sich immer nach der Welt richtet.
Jetzt, wo die Jugendzeit vorüber ist, ist die Natur schwächer und bedarf mehr der Bedeckung und der Wärme. Wer sich aus Stolz und Eigensinn verderben will, muß auch die Folgen tragen. Sie soll nicht nach anderen fragen, ob sie so oder so gekleidet sind. Es ist aber nicht gefährlich, sie stirbt nicht daran."
Brief Luise vom 17. November 1905
An Frl. N. in A: "Es ist wieder ein großer Sturm über uns dahingebraust. Ein Dienstmädchen bekam Skrupel, ob sie auch im Liebesbund sein dürfe, lief zu Pater N. und befragte ihn. Darob große Entrüstung, daß ein Liebesbund sich wage zu bilden, ohne die kirchliche, schriftliche Erlaubnis. Verhöre verschiedener Dienstmädchen, Rücksprache mit Herrn Domkapitular N. und großes Donnerwetter in der ganzen Stadt. Der Hauptkrach entlud sich über meinem Sünderhaupt, und es hieß: 'Barbara ist eine durchaus harmlose Person, aber Frl. H. macht alles, um sich einen berühmten Namen zu machen.'
So dauerte es fünf Sonntage lang mit den Verhören, bis daß der Pater von oben her Befehl bekam, die ganze Sache einzustellen, und sich nicht mehr darum zu bekümmern, weil der Generalvikar die Sache in die Hand genommen. Gott sei Dank, so werden die Sünden abgebüßt und die Versäumnisse im Guten ein wenig eingeholt, ohne daß ich einen Finger zu rühren brauche.
Sagen Sie bitte Frl. N., daß Barbara erfahren, daß ihr kranker Bruder (aus Amerika) noch nicht stirbt; er sei auf der Besserung. Das erfuhr Barbara schon gleich, ich vergaß es aber in dem Wirrwar, der den Herrn bewog, uns sämtliche von den Liebesbundmitgliedern empfohlenen Armen Seelen und Verwandte derselben zu schenken. Dabei fragte Er immer noch: 'Und was willst du noch?'"
Brief Luise an N. über den Sturm
"Mainz, den 22. November 1905. Es ist in der Tat ein entsetzlicher Sturm gegen den Liebesbund ausgebrochen, angeregt durch einen verwandten Pater N., dessen Bruder, Notar N., meine Nichte zur Frau hat und aus klingenden Beweggründen dagegen eifert. Sie wollen auch in anderen Diözesen anfragen lassen durch den Bischof, wer zum Liebesbund gehört und sämtliche Liebesbundmitglieder verhören lassen, so scheint mir.
Die Hauptsache, was ich gefragt wurde, war, ob und wo Bücher existieren. Ich sagte: Das sind Rechte Dritter, Namen zu nennen, die ich nicht veräußern darf, ohne direkte Erlaubnis. Und habe niemand genannt. Nun verlangen sie von mir die Namen sämtlicher Liebesbundmitglieder auch außerhalb binnen vier Wochen. Bitte erkundigen Sie sich doch einmal, ob ich verpflichtet bin, Namen zu nennen, so daß sie mich deshalb exkommunizieren können. Ich habe gesagt, nie und nimmer werde ich Namen nennen, ich will lieber allein leiden, fühle mich aber durchaus nicht verpflichtet, Namen zu nennen, besonders auswärtige nicht, denn was gehen uns auswärtige Diözesen an."
Brief Luise an Frl. N. über das Verhör
"Mainz, den 24. November 1905 Gott Lob für Ihr liebes Briefchen mit den guten Aufschlüssen. Dafür kann ich auch Ihnen nicht genug danken. Jetzt kann ich wieder herzlich lachen; denn nur das eine fiel mir schwer, daß ich sollte alle Freunde des In- und Auslandes verraten und in Leiden stürzen aus Pflichterfüllung, wie sie mir vorspiegelten. Alles andere ist mir nichts, wiewohl meine Nerven noch so zittern, weil sie mich diesmal, durch meine Verwandten aufgestachelt, anfielen, wie die Löwen den Daniel nicht angefallen, solche Augen warfen sie mir zu.
'Da sollen Dienstmädchen zusammenkommen sonntags und das soll eine so geheime Versammlung sein, so ein Geheimbund gegen die Kirche etc.'
'Das geht mich gar nichts an, damit habe ich nichts zu schaffen, ich habe niemand einen Auftrag gegeben.'
'Es sollen aber doch Namen aufgeschrieben worden sein.'
'Ja, ich habe gehört, daß sich viele herausnehmen, die Gnaden von Barbara weiterzuerzählen und andere einzuweihen. Deshalb sagte ich zu Barbara im Einverständnis mit Ihnen: Wie kann man anders die Sache eindämmen, daß keine Unberufenen dazukommen, als daß man sie verpflichtet, sie aufzuschreiben, damit sie dann einen Hemmschuh haben, wiewohl vom Herrn aus nichts anderes nötig ist zum Eintritt in den Liebesbund, als daß man es weiß, worin er besteht, und dem Beichtvater oder dem Herrn Selbst seinen Eintritt erklärt. Aber im Grunde genommen ist nichts geschehen, das war nur pro forma.'
'Es existiert also ein Liebesbund?'
'Ja, aber nur insofern, als der gute Heiland ihn 1895 geoffenbart und daran viele Verheißungen gemacht hat. Derselbe besteht nur im Empfang der öfteren, heiligen Kommunion, dem Wunsche des Heiligen Vaters gemäß. Das ist ein rein geistiger Bund.'
'Ich verlange von Ihnen, daß Sie mir sämtliche Mitglieder, die Sie kennen, aufschreiben.'
'Zur Zeit der Königin Elisabeth von England litten die Jesuiten lieber alle Marter, als einen ihrer Freunde zu verraten.' 'Wir sind hier nicht in England.'
'Sie können mir doch nicht zumuten, daß ich meinen liebsten Freunden Leiden bereite.'
Da mit Donnerstimme: 'So also, Sie stellen sich über die Kirche.'
'Das verneine ich ganz entschieden. Ich fühle mich in meinem Gewissen dazu nicht verpflichtet, weil das Rechte Dritter sind, die ich nicht veräußern darf, ohne ausdrückliche Erlaubnis jedes einzelnen.'
'Also, Sie wollen der Kirche nicht gehorchen!'
'Das hat damit ganz und gar nichts zu tun!'
'Da werden Sie sehen, was für Folgen Ihrer warten.'
'Ich fürchte nichts, mein Gewissen wirft mir nichts vor. Ich habe dem Herrn alles geopfert und jetzt mag Er mit mir tun, was Er will. Übrigens, mein Herr, sind Sie selbst schuld daran, wenn ich glaube.'
'Und warum?'
'Noch kürzlich sagte ein Domkapitular zu einem Herrn: 'Die Frl. Hannappel ist eine hochgebildete, eminent begabte Person, die macht die Sache!'
'Ich gebe zu, daß Sie alles besser wissen als ich, nur eins weiß ich besser als Sie, nämlich, ob ich was dazu tue oder nicht, darüber muß ich mir vollkommen klar sein. Nun kann ich aber vor Himmel und Erde schwören, daß ich nicht ein Wort dazu getan. Sie stehen also auf ganz falschem Standpunkt, auf Hörensagen, und ich auf der Wahrheit. Ferner hat Herr Stadtpfarrer E. von P., Ihr hochwürdiger Herr Bruder, zur Generaloberin von Trier gesagt: 'Die Sache kann nicht richtig sein, weil Bischof Haffner in der Hölle sein soll!'
'Mein Herr! Schlagen Sie die Bücher auf, nach seinem Tod am ersten großen Fest, da finden Sie seinen Einzug in den Himmel beschrieben, und wie entsetzten wir uns, als er mit seiner Stimme im Leben uns also anredete: (Ich machte seine Stimme nach.) 'Meine Kinder! Ich segne euch im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Geht hin und saget meinen Amtsbrüdern: Das Gebetsleben nicht unterdrücken, sondern befördern. Fürchtet euch nicht, saget ihnen, was ihr gesehen und gehört, daß da, wo nichts Irdisches gesucht wird, kein Geld und Gut und Ehre, keine Gefahr ist. Und wie hätte ich mir meinen Thron verschönern können, wenn ich der Sache auf den Grund gegangen wäre.' (Das hat sie mäuschenstill gemacht.) 'Also sehen Sie, daß Sie auf falschem Standpunkt stehen.'
Dann viele Einwände.
'Haben Sie ein Gebet ausgeteilt, das nicht approbiert ist?'
'Ich habe keines ausgeteilt und weiß nichts davon.'
(Nun hat Pater N. seiner Schwägerin, Schwester N., verraten, denn schließlich stellte es sich heraus, daß diese es war, die es in ihrer eigenen Druckerei herstellte und austeilte.)
'Ob noch Schriften existieren?'
'Ich habe alle meine Bücher Bischof Brück ausgeliefert.'
'Wissen Sie nicht, daß sonst noch welche existieren?'
'O ja, Bischof Haffner hat mir von 1896 bis Ende 1898 erlaubt aufzuschreiben und einer Dame persönlich abzuschreiben und seit dieser Zeit existieren diese.'
'Wo, wer?'
'Bitte zu entschuldigen, ich habe ja gesagt, Namen nenne ich nicht.'
Drohung mit Donnerstimme und vernichtenden Blicken, die ich aber fest aushielt und erwiderte.
'Übrigens, meine Herren, wenn Sie jetzt erst das Werk vernichten wollen, kommen Sie fünf Jahre zu spät, denn es hat schon seit 1900 seinen Abschluß gefunden, und wir haben nichts mehr zu tun als auszuhalten und immer wieder zu sagen: Ich glaube, ich glaube, ich glaube! Wenn Sie sich auf den Standpunkt meiner Verwandten stellen, stehen Sie auf einer schiefen Ebene; denn das sind klingende Interessen verwandtschaftlicher Verhältnisse, die hierhin nicht gehören!'
Er winkte dann, ich sollte gehen.
'Also bin ich entlassen! Meine Herren! Wenn ich sollte etwas zu frei gewesen sein in meiner Rede, so geschah dies nicht aus Widersetzlichkeit und Ungehorsam, sondern lediglich zur Bekräftigung der Tatsache im Interesse der Wahrheit, zu der mich Gott aufgestellt als Zeugen, und bitte ich, dies gütigst zu entschuldigen. Gelobt sei Jesus Christus!'
'Bis in 14 Tagen verlange ich die Namen! Wenn nicht, dann werden Sie sehen; Sie kommen noch an die Öffentlichkeit! Von jetzt an dürfen Sie mit Barbara nicht mehr verkehren.'
Ich machte einen tiefen Knicks und ging froh davon. Ebenso fest und schön sprach Gottes Geist durch die zwei anderen Mädchen. Von den hiesigen Mitgliedern haben sich viele gemeldet, die wollen aufgeschrieben sein, und ich weiß nicht, ob es nicht klüger ist, wenn die zwei anderen einige nennen, weil sie sonst sagen, ich bearbeite sie. Was meinen Sie? Die haben Mut wie Löwen.
Barbara ist nicht geladen worden, entweder weil sie nicht hier ist, sie ist eben bei der Beerdigung ihres Neffen in Rück, oder weil der hochwürdigste Herr Bischof es nicht zugelassen. Der fürchtet sich auch vor den anderen Herren und kann nur allmählich dämpfen. Ich sagte auch noch: 'Bei der letzten Untersuchung (1900) sagte Herr Bischof Brück zu mir: Wenn Sie etwas nicht sagen wollen, so sagen Sie einfach: Ich verweigere die Antwort!'
'So, der Bischof Brück?'
'Ja!'
'In vierzehn Tagen werden Sie wieder geladen.'
Ich sagte auch: 'Es wird eine Zeit kommen, wo Sie sich selbst noch Trost holen werden in den Schriften.'
Ich sagte auch von dem Liebesbund zwei Verheißungen vom Rosenkranz und Ave, aber daß ein Priester als Repräsentant der Kirche dabei sein müsse und sagte:
'Überlegen Sie einmal, wer kann solche Verheißungen machen, wenn es der Herr nicht ist, als nur ein Narr oder ein großer Betrüger, und Sie werden mir zugeben, daß Barbara beides nicht ist. Wer muß es also sein?'
'Man sagt, Sie wollen die Kirche regieren. Wir wollen die Ehre der Kirche wiederherstellen.'
'Ach großer Gott (lachend), davon weiß ich nichts. Wenn Sie alles auf die Spitze treiben wollen! Ich lebe ja wie eine Einsiedlerin zwischen vier Wänden.'
Wenn eine vor Gericht war, beteten wir anderen und schrien zu der heiligen Katharina: Sprich du durch ihren Mund! Alle nacheinander schrien wir an. An der Türe sagte ich noch:
'Ich erlebe es noch, daß die Schriften gedruckt werden.'
Ein Mädchen sagte zum Generalvikar: 'Bischof Haffner hat ja schriftlich gegeben, daß die Schriften gegen den Glauben nicht verstoßen.'
Da sagte er: 'Bischof Brück hat sie aber verworfen, wissen Sie das nicht, Herr Domprätendent?'
Dieser sagte: 'Ich weiß es nicht.'
Der Beichtvater von Bischof Brück hat aber zu mir gesagt: 'Der Bischof ist Feuer und Flamme für die Sache.' Durch den Widerstand mancher Herren wird er sich haben wankelmütig machen lassen und später schloß er sich dem Urteil des Arztes an, ließ uns aber durch den Leiter der Untersuchung sagen: Damit sind die Schriften nicht verworfen."
26. November 1905
"Die Weisheit der Welt ist Torheit vor Mir, und die Torheit des Kreuzes ist Weisheit, die Ich lehren will."
Barbara sang das schöne Lied: 'Wann wird doch mein Jesus kommen in das wilde Tränenland? Qual und Plag hat zugenommen, Leid und Neid nimmt überhand. Wann wird mich mein Heiland grüßen, mir den bittern Kelch versüßen? Herr, du bleibst ja gar so lang, nach dir wird mir's angst und bang.' (Augenblicklich kam Er.)
Jesus: "Der Gang der Dinge, den sie begonnen, ist zwar übertrieben streng, sie wollen sich Mir entgegensetzen, was Ich gebunden haben, weil Ich die Schwächen der Menschen kenne und weil Ich keinem Menschen mehr auflade, als ein armes Herz ertragen kann, deswegen habe Ich euch zum dritten zusammengebunden durch ein enges Band der Freundschaft. Nun wollen sie dieses Band lösen und treten sie Meiner Majestät entgegen. Ich lasse es geschehen, und auch ihr nehmt alles ruhig hin und nehmt euch Mein Beispiel vor Augen, aber hart, hart müßt ihr es fühlen.
Du, Mein Freund, du Bischof von Mainz, zwei deiner Vorgänger habe Ich hinweggenommen, weil sie Meinem Willen nicht willfahrten. Dir habe Ich große Verheißungen gegeben, wisse aber, daß sie an Bedingnisse sich knüpfen, wie Ich alle Verheißungen der Menschheit gebe.
Wenn du länger auf zwei Schultern trägst, dann wirst du sehen, daß man mit Meiner Kirche verfährt wie du mit diesen, daß die Ungläubigen mit deiner Kirche verfahren, mit deiner Diözese, und überhaupt mit dem ganzen katholischen Leben, wie ihr Meiner Dienerin gegenüber verfahrt. Wenn ihr alles über einen Leisten ziehen wollt, die Seelen abhalten vom Gebet, wenn einige mehr tun wollen als alle gewöhnlichen Christen, dann tretet ihr dem Gebetsleben entgegen. Denn glaubt nur nicht, daß ihr auf einem anderen Weg die Kirche zum Sieg führen könnt als auf dem demütigen Weg des Kreuzes, und den habe Ich euch zur Genüge durch Meine Kinder gezeigt, der demütige Weg des Kreuzes, daß sich Glied an Glied reiht an Meine Dienerinnen.
Wer noch lebendigen Glauben in sich tragen will, muß sich anschließen an Meine Dienerinnen; denn nur durch Leiden, Kämpfe und große, große Trübsale wird die Kirche siegen über all ihre Feinde. Wo kann aber eine Seele in solcher Finsternis, wie ihr sie ihnen bereitet, aushalten, wenn sie nicht zum Gebet ihre Zuflucht nehmen soll und wenn sie es tut, dann verwerft ihr sie. Ich sage es noch einmal, Ich habe lange, lange zugeschaut. Menschen habt ihr ruiniert, die Kräfte derjenigen ausgesogen, die Mir standhielten. Wenn alle so machen wollten, wie ihr tut, dann hätte es wahrhaft in Meiner Kirche noch keine ausgezeichnete Diener gegeben; denn alle, die Ich an Mich ziehen will, durch die Ich andere retten wollte, haben ein Leben geführt, ein demütiges, abgetötetes Leben wie diese Personen hier.
Nun gebe Ich dir den Auftrag, prüfe das Leben und dann urteile nach dem Leben und nicht nach den Reden und Urteilen leichtfertiger Menschen, auch wenn sie Priester sind. Woher kommt es denn, daß so viele Meine Fahne verlassen? Hast du je gehört, daß ein solcher Abfall von Priestern vor sich ging in den zweitausend Jahren wie in jetziger Zeit? Warum denn? Weil man ein liberales, leichtfertiges Leben führen will, weil man den laxen Grundsätzen der leichtsinnigen Welt mehr zustimmen und zuhalten will als Mein Leben nachahmen.
Ihr alle seid ein zweiter Christus. Zurück zu Christus! Und wollt ihr zu Mir zurück, dann müßt ihr einen anderen Weg einschlagen als den, den ihr seither gegangen. Ihr dürft nach Verdemütigungen euch nicht umsehen und das Gebet der Kleinen nicht verschmähen. Es ist schon zur Genüge geprobt, nur bot man alle Mittel auf, um Mich bei euch und in euch zu vertreiben.
Mir steht es zu, die Mittel und Wege zu wählen, wie Ich will, und wenn Ich einen anderen Weg einschlage als den, den sich diejenigen stecken, die so halb und halb mit der Welt liebäugeln wollen, dann brauche Ich nach ihnen Mich nicht zu richten. Ich zeige ihnen durch dieses verdemütigende Leiden, daß nur der demütige Glaube vor Mir gilt, der einfache, kindliche Glaube, und daß Ich durch diesen einfachen, kindlichen Glauben alle Weisheit der Kinder dieser Welt, der Großen, zuschanden mache. Die Weisheit der Welt ist Torheit vor Mir, und die Torheit des Kreuzes ist Weisheit, die Ich lehren will.
Bringe dieses deinem Bischof und dann unterwerft euch und sage ihm, eine Seele auch nur um ein Quentchen in der Gottesliebe mehr zu fördern, ist mehr wert, als all die klugen Vorsichtsmaßregeln derjenigen, die auch Seelen retten wollen und dadurch mehr verderben als gutmachen. Sage ihm, es sei eine ganz falsche Richtung, die kleinen, armen Menschen so zu knechten. Es sei noch nie gehört worden, wenn eine Seele mehr tun wolle, daß sie von seiten der Vorgesetzten darin gehindert wird, anstatt sie zu fördern.
Ich bin gekommen, euch zu trösten, zu helfen und aufzurichten und denjenigen Meinen Geist zu überbringen, daß Ich es bin, daß keine Macht der Welt dir helfen wird und keine ärztliche Kunst, und daß dein Leiden von keiner Krankheit herrührt, denn dies alles sind leere Phrasen."
Barbara: Am Schlusse der Rede des Herrn erdreistete ich mich, wegen meiner ältesten Schwester zu fragen, die mich so quält, ob sie die heilige Ölung sich geben lassen soll. Der Herr tadelte mich und sagte majestätisch:
Jesus: "Das ist nicht die Zeit, Dinge zu fragen, die Ich jetzt nicht beantworten will. Ich habe dir heute früh versprochen nach der heiligen Kommunion, daß Ich dir helfen werde, daß Ich dich trösten werde, nun sei zufrieden und tröste dich."
27. November 1905
Luise: Heute morgen ging ich zum hochwürdigsten Herrn Bischof, um die Botschaft zu überbringen. Ich sagte: "Bischöfliche Gnaden! So wie ich Sie gestern verzweifelt rief, weil ich fest überzeugt war, entweder stirbt Barbara, oder der Herr kommt zu reden, so habe ich schon oft die Priester gerufen, sie möchten doch herbeikommen, den Herrn reden zu hören. Sie sehen also, daß ich keine Schuld trage, wenn die Herren sagen, ich mache es, da sie nur einige Schritte zu machen brauchten, um sich zu überzeugen, ob ich es mache. Von Ihrer Würde kann ich dies nicht verlangen, ich kam jedoch aus innerem Drang, weil der Herr wohl wollte, daß Sie wissen sollten, was vorging. Herr Kaplan N. hat zwei Stürme gesehen; erkundigen Sie sich. Dann kam nach dem dritten Sturm der Herr und redete mit solcher Majestät, daß wir zitterten vor Ehrfurcht und Liebe. O wenn Sie doch nur ein einziges Mal herbeikämen, wie überzeugt gingen Sie fort. Der Herr gab mir Aufträge für Sie, darf ich sie Ihnen ausrichten?"
Bischof: "Ach, bitte, lassen Sie das sein, ich will ganz neutral bleiben. Wenn ich meinen Rat gegeben und die Herren folgen mir nicht, so stelle ich mich zurück und lasse den Sachen ihren Weg. Ich gehe von dem Grundsatz aus: Wenn es Gott ist, wird Er Selbst Sein Werk weiterführen. Der Gehorsam ist der beste Weg."
Luise: "Gut, ich gehorche mit Freuden, meine Pflicht ist erfüllt. Das weitere geht mich nichts an. Doch fürchte ich sehr, Bischöfliche Gnaden, es möchte aber doch sehr unangenehme Folgen für Sie haben. O wie wären Sie so überzeugt, wenn Sie all die Kämpfe schon durchgemacht hätten wie wir: in der Familie mit den Zweifeln und Ängsten, mit dem Beichtvater. O es hat schon einen harten Kampf gekostet. (Ich stand auf und sagte noch, weil die Richter gesagt, ich wolle mich über die Kirche stellen:) "Bischöfliche Gnaden! Wenn eine Seele nur für die Kirche lebt, wenn sie die Liebe zur Kirche und ihren Dienern mit der Muttermilch eingesogen hat – denn unser Haus war stets ein Priesterhaus, in dem alle Zuflucht fanden – wenn die Seele all ihr Gut einsetzt für die Kirche und ihre Diener, wie mag man dann sagen, sie hasse die Priester!"
Bischof: "Ich meine es herzlich gut in der Sache."
Ich dankte und ging.
Brief Luise an P. Ludwig vom 27. November 1905
"Wo ist es je gehört worden, daß Ich eine Seele untergehen ließe, die auf Mich vertraute."
"Mainz, den 27. November 1905. Preiset alle mit uns die Güte des Herrn! Seitdem Barbara von Rück zurück ist, wo sie der Beerdigung ihres Neffen beigewohnt, durfte ich nicht mehr mit Barbara verkehren. Gestern (Sonntag) war ich in St. Quintin im Hochamt. Auf einmal beim Evangelium zieht mich jemand von hinten an meinem Mantel, ich sehe mich um und sehe Barbara wie sterbend, gehe mit ihr hinaus. Da sie keinen Schlüssel hatte, mußte ich sie zu mir führen. Sie war am Sterben. Kurz entschlossen lief ich zum hochwürdigsten Herrn Bischof und dachte: Jetzt muß er mal herbei; denn entweder stirbt Barbara, oder der Herr kommt.
Der Bischof kam gleich, und ich sagte: 'Bischöfliche Gnaden entschuldigen, wenn ich in einem solchen Aufzuge komme, es eilt sehr, entweder stirbt Barbara, oder der Herr kommt zu reden, und zu beiden wünschte ich Sie. O bitte, bitte, kommen Sie.'
Er sagte: 'Ja, ein Bischof kann das nicht gut, holen Sie den Herrn Dompfarrer.' Eiligst ging ich hin. Dieser schickte nur den Herrn Kaplan. Derselbe gab ihr alle Sterbesakramente, die heilige Ölung. Dann kam der erste Sturm im Leiden, und der Herr Kaplan entsetzte sich, wollte sie auffangen, kniete und betete die Sterbegebete. Dann kam der fürchterliche zweite Sturm. Dabei krachte alles mit der Gewalt und Herr Kaplan wurde mit herumgeschleudert. Nun mußte er die Elf-Uhr-Messe lesen. Ich bat ihn: 'Schicken Sie doch den Herrn Pfarrer!' Er kam nicht! Dann kam der dritte Sturm, und der Herr kam zu reden mit solcher Gewalt und Majestät, daß wir erzitterten.
Er gab mir Botschaften für den hochwürdigsten Herrn Bischof und sagte: 'Meine Kinder, seid nicht mutlos, vertraut auf Mich und ihr werdet nicht zuschanden werden. Wo ist es je gehört worden, daß Ich eine Seele untergehen ließe, die auf Mich vertraute. Laßt den Sturm über euch ergehen. Laßt alles mit euch machen, was sie wollen, so als ob Ich es euch antäte. Wenn sie dich wieder rufen, gib einige Namen an, die Schwägerin von Barbara, Frau Zulauf und Frl. Vogel. Dann nenne, wenn sie in dich dringen, Frl. Th. und einige ihrer Vertrauten, Frl. von Sch., die ja in der Stadt den Herren bekannt ist. Die schwächeren Seelen, die selbst nicht die Wege Gottes kennen, lasse weg.
Unterwerft euch der Kirche, widersetze dich nicht. Alles soll unter Ruhe, Entschlossenheit und innerer Überzeugung vor sich gehen, wie Ich Mich ja auch verurteilen lassen mußte. Wie viele Wunder habe Ich gewirkt vor Meinen Feinden. Ich habe aber, als Ich in ihre Hand fiel, Mich nicht geweigert. Ich habe Mich zwar berufen auf Meine Werke, aber alle, die es nicht einsehen und erkennen wollten, weil sie Mich verwerfen wollten, o die armen, armen Priester, wie können sie Mein Werk fördern, wenn sie selbst nicht glauben, daß Ich Macht habe über alle Meine Geschöpfe und Herr bin über Leben und Tod. Gehe zum Bischof und sage ihm:...' (Botschaft für den hochwürdigen Herrn Bischof in Nr. 719.)"
Brief Barbara an P. Ludwig vom 6. Dezember 1905
"Hochwürdiger Herr Pater Ludwig! Nun bitte ich Sie, doch mit mir dem lieben Heiland zu danken für die unendliche Herablassung, Sich unserer Menschlichkeit zu bedienen, Sie als Hintergrund hinzustellen, damit Sein Werk darauf aufgeführt werden könne, und mich, eine ungelehrte, unwissende Sünderin, zu benutzen, die Wahrheit zu bekräftigen, daß Er unter uns und in uns wohnt. Dies ist auch der Grund, daß, sooft Er Sich würdigte, mich Arme heimzusuchen, ich zum Schluß das Magnificat singen mußte. O wie danke ich dem lieben Gott, daß Er alles so wunderbar schön zusammengefügt hat.
Alle aber, ob Priester oder Laie, Ordensfrau oder Weltdame, Dienstbote oder Beamte eines Königs, bitte ich, freuen wir uns. Seien wir recht treue Mitglieder des Liebesbundes und legen wir offen und frei, wie ich Unwürdigste aller, Zeugnis ab vor der höchsten geistlichen Obrigkeit, damit erreicht wird, was der Herr bezwecken will. Denn heute teilte Er mir mit: Er verlange, daß der Liebesbund sich ausbreite über die ganze Welt. Wo noch ein frommer Christ lebe, wünsche Er, daß er Kenntnis vom Liebesbund erhalte. Der Liebesbund sei ein Werk, das nicht erst nach Jahrhunderten entstehen solle und anerkannt werde, wie zum Beispiel die Andacht zu Seinem Heiligsten Herzen. Nein, wo jetzt die Gefahr so groß ist und so viele Menschen zugrundegehen, rettet, was noch sich retten läßt. 'Ich habe', so sagte der Herr, 'durch dich gesprochen, weil Ich will, daß es an die Öffentlichkeit kommen soll. Sein treuer Diener, Pater Ludwig, soll sich nur herzhaft ermannen. Er habe noch einen weiten Weg. Er möge die Abwaschung mit frischem Wasser gebrauchen (Pater Ludwig ist sehr leidend), aber mit Beihilfe eines Bruders, der ihn zu gleicher Zeit mit einem Tuch tüchtig abreiben soll. Dann werde sich sein Gemüt wieder kräftigen, und er werde seinem Orden noch gute Dienste leisten, besonders verlange Er, daß es nach Frankreich gelange an das Priestertum, damit jene mit Mut und Entschlossenheit die Rechte der Kirche verteidigen vor der weltlichen Macht und tun sollten, was in der Information an die Bischöfe angegeben sei.
Alle sollten es wissen, daß Er unter uns wohnt im stillen Tabernakel, nicht nur als ein verborgener Gott, sondern als Einer, der Sich den Seinen zur rechten Zeit lebendig offenbart. In Frankreich müßten Männer auftreten mit Löwenmut, und in zwei Jahren, wenn wir unseren Pilgerzug wieder nach Lourdes machten, sollten viele Priester auch aus Frankreich sich anschließen, denn Er wolle, daß ein allgemeiner Gebetssturm erhoben werde. Und wie Er uns die erste Pilgerreise dorthin angegeben hätte für die unterdrückte und geknechtete Kirche, so verlange Er, daß wir unsere zweite Reise als Danksagung für die zu siegen beginnende Kirche machen sollen."
Darum sprechet doch alle mit: "Hochpreiset meine Seele den Herrn." Hier lege ich einen Brief bei von einem geistlichen Herrn der Diözese Würzburg. Dieser war vom Jahre 1870 – 1873 Kaplan in meiner Heimat, und ich habe ihm vieles zu danken. Nach mehr als dreiunddreißig Jahren schreibt er mir hie und da. Dieser Herr ist noch älter als Sie, hochwürdiger Herr Pater. Ich meine, er habe gesagt, 68 Jahre sei er alt. Der hatte denselben Zustand. Er konnte gar nichts mehr tun. Er hat auch viel, viel schon gelitten. O ich weiß einen guten Teil. Und ich lese hier, daß es ihm bedeutend besser geht. Und jetzt noch eins: Ob wir drei, Lieschen und Luise und ich, wieder zusammen verkehren dürfen, hat der hochwürdige Herr Beichtvater am Samstag nicht gesagt. Ich fürchte mich jetzt, noch einmal bei ihm anzufragen. Was sollen wir also jetzt machen? Wenn wir so aus uns zusammengehen, wird hochwürdigster Herr Bischof wieder eine Ursache haben, uns für ungehorsam zu erklären. Ich bitte um Ihre Meinung hierüber.
Ich wünsche Ihnen nun, daß das liebe Christkind Ihnen Ihre volle Gesundheit schenken und Sie mit uns allen eine recht fröhliche Weihnacht feiern können. In vorzüglicher Hochachtung ihre Dankbare
gez. Barbara Weigand.
Brief Barbara an Seelenführer vom 12. Dezember 1905
"So wie die Geistlichkeit hier in Mainz mit dir umgeht, so wird die irr- und ungläubige Welt mit ihnen umgehen, wenn sie Meine Worte nicht beachten."
"Vor allem danke ich Ihnen für das entschiedene Wort. Sie wollten mich verklagen, denn dadurch überwand ich die Menschenfurcht. Auch spreche ich meinen Dank den edlen Damen aus, die den Mut hatten, mir dies zu schreiben. Hören Sie nun, zwei Tage sagte die innere Stimme: "Schreibe an deinen Beichtvater", und als der Brief von Aachen dazukam, fing ich an zu schreiben. Verlangen Sie aber nicht mehr den ganzen Inhalt. So fing der Brief an:
'Hochwürdiger Herr Beichtvater! Erlauben Sie mir, daß ich den geängstigten Gefühlen meines Herzens Luft mache. Soeben erhielt ich einen Brief von A., worin mir gemeldet wird, daß ich sollte verklagt werden, wenn ich ihnen nicht sagte, daß N. aus dem Kapuzinerorden in A. seit zehn Jahren mein Seelenführer ist. Hiermit setze ich Sie in Kenntnis, daß mein hochwürdiger Herr Seelenführer wünscht, daß ein Gerichtshof einberufen werde, wo Zeugen von meiner Seite dazu gerufen und mein Seelenführer gefragt werde. Dieses ist jetzt die sechste Untersuchung, die man anstellt, nicht aber um den Geist zu prüfen, sondern, wie Herr Pater Heuser (ein Jesuit) damals zu einer Dame sagte: 'Wir wollen die Sache untersuchen, damit wir sie verwerfen können.'
Die Dankbarkeit gegen einen für mich und die Sache Gottes so sehr verdienten Seelenführer verpflichtet mich, Ihnen, Herr Beichtvater, diese Worte zukommen zu lassen, denn er hat nicht nur seine Gesundheit, seine Stellung als Oberer, Ehre und guten Namen eingebüßt, sondern er ist auch ein Opfer der ungerechtesten Kritik geworden, und deswegen darf und kann ich ihn jetzt nicht zurücksetzen.
Der hochselige Bischof Brück ließ mich zur Untersuchung auf drei Wochen in das Elisabethenhaus einsperren. Zwei Geistliche und der Arzt des Hauses wurden gerufen, wenn das Leiden eintrat. Aber an dem Tage, wo der Arzt seine hypnotische Kunst anwenden wollte, ging von den geistlichen Herren keiner hinzu. Da erklärte der Arzt: "Sie müssen heute mich anschauen, denn ich bin von Ihrem Bischof beauftragt, also mir folgen und hierhin schauen."
Da ergriff eine unsichtbare Gewalt meinen Kopf und drehte ihn gegen die Wand. Wie wütend sprang der Arzt auf mich zu und schrie mich an: "Wollen Sie folgen und hierhin schauen!" Aber alles war vergebens, alle Mühe, die ich mir gab, die unsichtbare Gewalt ließ mich nicht los. Hatte ich ja noch nie etwas von Satanskunst gehört noch gesehen. Warum war da keiner der Herren dabei? An die Aussage dieses Arztes schloß sich dann das geistliche Gericht an.
Pater Alphons war acht Jahre mein Beichtvater. Die acht Jahre waren eine ununterbrochene Kette von Verdemütigungen aller Art. Aber der liebe Gott wollte doch, daß er erst sein Zeugnis ablegen mußte, ehe Er ihn abrief. Denn einige Tage vor seinem plötzlichen Tode sagte er im Sprechzimmer zu mir: 'Beunruhige dich nicht mehr, welcher Geist in dir wirkt; es ist der liebe Heiland. Der Herr hat das Schwache erwählt, um das Starke zu beschämen.' Hätte man schon früher geglaubt, daß es der liebe Heiland ist und hätte Pater Alphons seine Überzeugung vor dem Bischof vertreten, so wäre Prof. Schieler heute noch als braver, seeleneifriger Priester hier in Mainz. Daß der liebe Heiland durch Sein unwürdiges Werkzeug ein ganzes Jahr voraussagen ließ, wenn sie Seine Worte nicht beachten, Er sie hinwegnehmen werde, ist niedergeschrieben, wo noch niemand ahnen konnte, daß die Worte sich so bald erfüllen sollten. (Bischof Haffner und Bischof Brück)
Da nun Gott voraussah, wie die Geistlichen hier in Mainz mit mir und meinen zwei Freundinnen umgehen werden, gab Er mir einen Seelenführer bei, der außerhalb der Diözese Mainz steht. Ebenso wollte Gott, daß ich zu Ihnen, hochwürdigster Herr Bischof, beichten gehe, denn ich flehte sehr inbrünstig um einen guten Beichtvater damals. Denn hätte ich einen Geringeren als Sie, er hätte mitsamt mir längst Reißaus nehmen können.
Die boshaften Verleumdungen, die gegen mich und meine zwei Freundinnen fortwährend ausgestreut werden, betrüben mich nicht. So haben es die Pharisäer ja auch dem lieben Heiland gemacht. Aber daß die Geistlichkeit hier immerfort schreit: 'Vernichtet muß es werden', und sich nicht überzeugen, was sie vernichten wollen, und denjenigen Priester, den der liebe Gott mir als Seelenführer dazugestellt, nicht zu Rate ziehen – ja, seine Widerlegung, die er schon einmal an das Bischöfliches Offizialat geschickt, nicht einmal beantworten – und dann schreien, diese sind ungehorsam gegen die Kirche, leuchtet einem gesunden Verstand ein, daß dieses ein großes Unrecht sein muß von solchen, die Gott uns Menschen hingestellt als einen anderen Christus, und daß da von Ungehorsam gar keine Rede sein kann. Und dieses Verfahren wird der Herr früher oder später aber ganz gewiß bestrafen. Denn Er sagte am Sonntag vor acht Tagen, wo Frl. Hannappel zu Ihnen kam und bat, sie möchten doch einmal herüberkommen: 'So wie die Geistlichkeit hier in Mainz mit dir umgeht, so wird die irr- und ungläubige Welt mit ihnen umgehen, wenn sie Meine Worte nicht beachten.'
Zum Schlusse bat ich den hohen Herrn um Verzeihung, wenn ich manche Worte so hart gradheraus gesprochen, weil ich so ungelehrt bin. In vorzüglicher Hochachtung Ihr untertänigstes Beichtkind. gez. Barbara Weigand.
Dieser Brief verfehlte seine Wirkung nicht. Am Samstag redete der Bischof mir sehr zu, daß ich nur ruhig sein sollte. Die neue Untersuchung ginge mich gar nichts an, und er habe mit den geistlichen Herren gesprochen, und alle sagten, sie ist eine unschuldige, gerade Seele, und das Lob kann auch ich Ihnen zu Ihrem Troste sagen, und ich erlaube Ihnen, sie dürfen, was Ihnen auf diesem Wege vorkommt, dem genannten Pater schreiben. Seien Sie fest überzeugt, der Herr wird Sein Werk durchführen, wenn Er es ist und wenn Er es durch Schloß und Riegel durchzwängen müßte. Sagen Sie nur den anderen, daß sie sich unterwerfen, und dann ist alles gut. Dieser Sturm hier in der Stadt legt sich auch wieder.
Ferner bat der hochwürdigste Herr, doch bei Verbreiten der Schriften seinen Namen nicht zu nennen als Bischof, sondern, 'mein Beichtvater hat mir das gesagt'. Er bat so kindlich demütig, doch seine Würde als Bischof zu schonen, denn wie er da herumgezogen werde, könne seiner Würde viel schaden. Nicht wahr, meine Lieben, Ihr versprecht dieses, diesem wahrhaft großen Diener Gottes. Dieses ist meine Beichte in Wirklichkeit und freuen wir uns, denn wir haben wieder ein Mitglied mehr im Liebesbund."
Brief Barbara an P. Ludwig vom 12. Dezember 1905
"Noch niemals hätte die Welt Seine Hilfe so nötig gehabt wie jetzt."
"Hochwürdiger Herr Pater Ludwig! Am Dienstag, als ich vor dem Altar des heiligen Antonius um Ihre Genesung betete, bekam ich die Verheißung, daß Sie noch einmal ganz gesund werden, und heute wurde mir mitgeteilt zur Ergänzung von dem, was ich Ihnen schon geschrieben:
Im sechzehnten Jahrhundert habe Er durch die selige Klosterfrau Margareta Maria Alacoque die Welt zur Verehrung Seines heiligsten Herzens hingewiesen und gezeigt, welche Schätze in Ihm verborgen seien. Jetzt aber wollte Er, daß diese Schätze aus Seinem Herzen mit vollen Händen herausgeschöpft und ausgeteilt werden unter Seinen Kindern. Denn noch niemals hätte die Welt Seine Hilfe so nötig gehabt wie jetzt. Und die Macht der Hölle hätte gegen Seine Kirche noch nie so furchtbar getobt als in unseren Tagen, weil sie in Seiner Kirche selbst so viele Helfershelfer gefunden habe. Und obschon Er Seiner Kirche versprochen habe, daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen, so verlange Er doch, daß diese Nichtüberwältigung durch Seine Kirche Selbst, das heißt durch ihre Kinder, erkämpft werden müsse. Dafür habe Er jedem Menschen freien Willen gegeben.
Und jetzt, wo so viele sich auf Satans Seite stellen und gegen Sein Reich ankämpfen, müßten die treuen Kinder der Kirche sich zusammenscharen und nach allen Seiten hin ihren guten Willen zeigen. Dann werde Er plötzlich eine Wendung herbeiführen. Darum sollten die Oberhäupter der Kirche sie nicht zurückhalten, die Wahrheit verkündigen zu lassen, daß Er Sich uns mitteile, um unseren Mut zu bestärken. Da nun mein hochwürdiger Herr Beichtvater mir erlaubt, Ihnen mitzuteilen, was ich mitgeteilt bekomme, so hielt ich es für gut, wenn Sie ihm diese letzte Mitteilung zuschickten. Er könnte sich doch vielleicht entschließen, sich zur Sache zu stellen. In vorzüglichster Hochachtung Ihre Untertänigste gez. Barbara Weigand."
Brief Barbara an P. Ludwig vom 15. Dezember 1905
"Hochwürdiger Herr Pater Ludwig! Gestern bekam ich die Verheißung vom Herrn, Er werde nicht zulassen, daß Sein Werk zerstört werde. Man möge nur alle Hebel in Bewegung setzen hier in Mainz. Und wenn alles gegen uns ginge und alles abgeschnitten werde, nur wir drei müßten festbleiben. Ihm könne niemand hinderlich sein. Die ganze Welt könne uns nichts anhaben, selbst wenn der Papst und alle Bischöfe gegen uns gingen, wenn wir drei zusammenständen.
Nun muß der liebe Gott ein Wunder wirken. Er muß und Er tut es auch, ich habe das größte Vertrauen, Pater Ludwig die Kraft zu geben, wenn sie eine Untersuchung anberaumen, zu erscheinen hier in Mainz. Dann, wenn sie dies tun, werde ich darauf drängen, daß auch ich und Sie, Hochwürden, dazu geladen werden.
Ich erwarte Ihre Antwort. Samstag werde ich sie meinem Beichtvater überbringen. Nun bitte ich alle die lieben Damen, als Namenstagsgeschenk den Herrn recht zu bestürmen, daß Er Sein Werk beschütze und uns die heilige Gleichmut verleihe, alles so zu tun, daß Er allein geehrt und gepriesen werde. Was liegt an uns armen Würmchen.
Heute nach der heiligen Kommunion ließ Sich der Herr sehr demütig herab, mich zu trösten. Ich war ganz erdrückt von all den Leiden und schlaflosen Nächten und sagte: 'O Herr, hilf mir jetzt. Laß nicht zu, daß Dein Werk zerstört werde.' Da sah ich den Herrn auf dem A1tare, wie Er die Arme nach mir ausstreckte. Voller Freude eilte ich hin, und Er umfaßte mich und drückte mich so fest an Seine Seite, daß auf einmal sich die Wunde öffnete und ein reichlicher Strom von Flüssigkeit schoß daraus hervor. Ich ward ganz davon benetzt und schaute mich um und sah, daß der Strom sich verteilte zu lauter kleinen Flüßchen, die dann in einzelne Menschen hinein sich ergossen, und der Herr bedeutete mir, dies sei der Liebesbund, und alle, welche die Schriften lesen, worin Er den Erguß Seiner Güte und Liebe hineingeleitet, werden fortwährend bewässert von dem Strom Seiner grundlosen Barmherzigkeit, die Er durch mich ausgießen wollte. Dies ist für mich eine Beruhigung, weil ich glaube, daß Er damit andeuten will, daß dieser neue Sturm sich wieder legen wird. Hochachtungsvoll Ihre dankbar ergebene Barbara Weigand."
15. Dezember 1905
Barbara: Gestern, als ich dem hochwürdigsten Herrn Bischof sagte, ich hätte diese Woche auch meinem Seelenführer geschrieben, fiel er mir in die Rede und sagte:
Bischof: "Dies hätten Sie nicht tun sollen, denn ein Seelenführer, so weit entfernt, was kann der nützen oder beurteilen? Und das sage ich Ihnen, wenn Sie ihm wieder schreiben, dann lassen Sie das Wort 'Bischof' weg und schreiben sie lieber 'mein Beichtvater' hat mir das und das gesagt."
Barbara: Was soll und muß ich jetzt tun, um nach dem Willen Gottes zu handeln? Gestern sagte er mir, als ich ihn bat als Oberhirte und als Bischof, er möge doch nicht zugeben, daß die Namen der Mitglieder an die Öffentlichkeit kommen, denn es seien Personen aus besseren, gebildeten Kreisen dabei, und weil Herr Bischof Haffner das Abschreiben und Verbreiten der Schriften erlaubt habe, seien sie weit verbreitet und dies seien immer doch (wie hier in Mainz auch) die treuesten und besten Kinder der katholischen Kirche. Wie müßten da alle erschüttert werden in ihrem Glaubensleben, wie wir es auch getan. Ja, sagte ich, Bischöfliche Gnaden, wo soll ich Kraft schöpfen, wenn ich nicht glauben darf, daß der Herr Sich finden läßt von einer Seele, die Ihn sucht. Vor dreißig Jahren wurde mir von einem Priester schon gesagt: 'Laß dich nicht irremachen. Es ist der Heiland, der in dir das Verlangen nach der heiligen Kommunion erweckt. Fahre fort und vertraue. Vom Glauben gelangt man zum Schauen, vom Schauen aber zur Vereinigung mit Gott.' Da fiel er mir wieder in die Rede und sagte:
Bischof: "Beruhigen Sie sich. Wenn Sie dafür sorgen, daß mit den Dienstmädchen nichts mehr vorkommt, so werden Sie weiter nichts mehr zu hören bekommen."
Frage an Pater Ludwig: Sollen Luise und die zwei Dienstmädchen die Namen angeben und jetzt doch die Namen hinschicken? Bis Mittwoch soll es geschehen sein. Dann wird eine Sitzung anberaumt. Oder ist es nicht besser, ruhig abwarten, bis eine Vorladung kommt? Ferner: Soll ich für jetzt ruhig dazu sein, daß wir drei so auseinandergerissen sind? Luise ist ganz fremd gegen mich, weil mir und ihnen die höchste Kirchenstrafe angedroht ist, oder soll ich mich wehren? O beten Sie doch alle, ihr lieben Treuen, daß Gott die Zeit dieser schrecklichen Prüfung abkürze, damit wir nicht erliegen. Wo hat man je gehört, daß man so lange spottet mit einer tiefgläubigen Seele?
Brief Barbara an P. Ludwig vom 20. Dezember 1905
"Hochwürdigster Herr Pater Ludwig! Ich habe am Samstag Ihren Auftrag an den hochwürdigen Herrn Beichtvater besorgt. Aber das Resultat ist für mich gar nicht gut ausgefallen. Ich muß nach wie vor selbst meine Schreiben machen. Es tut mir leid, Sie mit meiner schlechten Schrift so belästigen zu müssen, aber Sie müssen zu den vielen Unannehmlichkeiten auch noch diese dazunehmen. Wir sind schon froh genug, daß wir wieder Ruhe haben vor dem Domkapitel. Dieses hat hochwürdiger Herr Beichtvater besorgt. Und daß er aber auch jene zufriedenstellt, muß er so handeln.
Wenn nur von unserem Kleeblatt nicht eins oder das andere verdorrt. Was aber noch mehr zu bedauern ist, ist das Verbot, daß ich bei dem Herrn mich für niemand mehr verwenden soll. Es ward mir gesagt, die Leute sollen sich an ihre Priester wenden. Hiermit soll (ich denke es mir so) der Liebesbund aussterben. Es ist mir jetzt einerlei, wie der liebe Gott die Sache lenkt. Ich kann, ich darf jetzt nichts mehr sagen, weil es sich für mich nicht mehr geziemt. Und da ich mein eigener Herr nicht bin, sondern von anderen abhängig, wird vieles verlorengehen.
Am Montag beklagte ich es sehr nach der heiligen Kommunion: 'Warum', so fragte ich den Herrn, 'läßt Du dieses alles so zu? Werden wir nicht ermüden und erkalten in der Liebe zu Dir, da uns verboten ist, uns gegenseitig zu ermuntern und von Deiner Liebe zu reden? Du weißt, wie hart dieses Opfer Lieschen, meiner treuen Freundin, ankommt. Siehe, was hat sie schon alles ausgehalten und jetzt soll sie ganz beiseite gesetzt werden.' Da gab mir der Herr die tröstliche Antwort: 'Beruhige dich, Lieschen hat keinen Schaden dabei. Ich rechne ihr dieses Opfer höher an, als wenn sie faste bei Wasser und Brot. Haltet diese Prüfung recht tapfer aus, und ihr sollt sehen, wie Ich zu belohnen weiß.' Wenn nun das liebe Christkind als Weihnachtsgeschenk Sie gesund machte, dann wollten wir alles andere gerne hinnehmen. Hochachtungsvoll grüßt Sie und wünscht Ihnen ein recht frohes Weihnachtsfest. Ihre gez. Barbara Weigand."
Requiem am 22. Dezember 1905
"Gerade durch die Treue, womit man ja seine täglichen Christen- und Berufspflichten erfüllt, können wir eine hohe Stufe der Seligkeit erlangen."
Barbara: Am Begräbnistag eines Neffen von mir, beim Requiem, als der Priester zur heiligen Wandlung gekommen war, wandte ich mich an den himmlischen Vater:
"Siehe, himmlischer Vater, ich versenke jetzt meinen Neffen in das Herz Deines anbetungswürdigen Sohnes mit all Seinen Leiden und Verdiensten, die Er uns erworben, und vereinige mich nicht nur mit Ihm, sondern auch mit allen Priestern der ganzen Welt, die heute das heilige Meßopfer darbringen, dazu lege ich die Verdienste Seiner heiligen Mutter und aller Heiligen sowie die verdienstlichen Werke aller frommen Christen auf Erden und bringe sie durch die reinsten Hände der lieben Mutter Gottes dar."
Dann wandte ich mich an die liebe Mutter Gottes mit der Bitte, mein Gebet zu unterstützen. Kurz vor der Kommunion des Priesters sah ich den Verstorbenen in lichthellem Gewand an den Stufen des Altars erscheinen. Sehnsüchtig schaute er auf den Altar. Als aber der Priester die heilige Kommunion empfing, eilte er auf den Priester zu und zerschmolz mit der heiligen Hostie. Ich hatte eine große Freude, die mir die Überzeugung gab, mein Neffe sei mit Gott vereinigt und flehte zum Herrn, meinen Neffen noch einmal zu sehen und von ihm ein Wort des Trostes an seine tiefbetrübten Eltern zu erfahren. (Er starb im Alter von 24 Jahren.) Plötzlich erschien der Verstorbene wieder, aber jetzt überglücklich. Keine Spur von dem, was ich vorher bemerkte. Er sagte:
Neffe (†): "Liebe Tante! Sag meinen Eltern, um mich brauchen sie nicht mehr zu trauern, denn ich bin ein Kind der ewigen Glückseligkeit. Aber meinen Geschwistern sage, und besonders meinem Bruder V., wenn eine Versuchung zur Sünde an sie herantritt, sollen sie sich erinnern an meine Sterbestunde und V. solle nur seine guten Vorsätze ausführen; dann hat er nichts zu fürchten für die Ewigkeit. Ich werde mich für alle meine Geschwister verwenden, ganz besonders aber für ihn, daß er den Kampf gut zu Ende führt.
Dir aber, liebe Tante, danke ich. Den Geist, der durch dich unserer Familie mitgeteilt wurde, habe ich mit der Muttermilch eingesogen, und als ich Meßdiener wurde, hatte ich große Ehrfurcht vor dem im Heiligsten Sakrament verborgenen Gott; denn dort verstand ich erst, was ich als Knabe oft in der Familie abgelauscht hatte, wenn meine Eltern sich über dem innigen Verkehr unterhielten, den der Herr im Heiligsten Sakrament mit dir habe. Und am Weißen Sonntag, als ich Ihn zum ersten Mal empfangen durfte, hatte ich für mich nur eine Bitte, nämlich, mich nie in eine schwere Sünde fallen zu lassen.
Und diese Gnade gewährte mir der gütige Herr. Ich brachte das Kleid der Unschuld und Reinheit unversehrt vor meinen Richter. Daß ich so jung von dem Elternhaus scheiden mußte, war für mein von treuer Kindesliebe erfülltes Herz ein großer Schmerz. Aber eben diese hartfühlende Trennung und die seligen Stunden, die ich im Elternhaus und beim Messedienen an den Altarstufen genossen habe, führten mich durch alle Gefahren, besonders bei meiner Militärzeit, hindurch. Die Fehler und Sünden, die ich im Leben begangen, mußte ich hart verbüßen in meiner Krankheit, denn ich habe entsetzlich gelitten. Und weil ich mir alle Mühe gab, die Geduld nicht zu verlieren und mit Ergebung in den Willen Gottes zu sterben, habe ich alle Schwachheitsfehler abgebüßt und bin jetzt ein Kind der ewigen Seligkeit."
Barbara: Ich betete dreimal das Magnificat vor lauter Freude und Dank gegen Gott und die allerseligste Jungfrau Maria. Einige Zeit danach war ich einmal nach der heiligen Kommunion recht innig im Gebet versunken und fühlte mehr als gewöhnlich die Nähe Gottes. Da bat ich kindlich den Herrn, er möge mir doch einmal den Ort zeigen, wo mein Neffe Josef sich befinde. Und der Herr gewährte mir diese Bitte.
Meine Seele ward an einen Ort versetzt, dessen Schönheit nicht zu beschreiben ist. Hier traf ich Josef. Er ist so überglücklich, daß ich mich wieder zurechtfinde, wenn ich manchmal recht zusammengedrückt bin wegen der vielen Leiden, die uns die Geistlichkeit bereitet. Er unterhielt sich mit mir und sagte:
Neffe (†): "An diesen Ort wäre ich nie gekommen, wenn ich mir nicht so große Mühe gegeben hätte, mein Herz vor Unkeuschheit recht rein zu bewahren. Diese alle hier sind Jungfrauen, und wir schauen Gott ganz in der Nähe."
Barbara: "Aber Josef, du mußt etwas Besonderes getan haben, daß du dir diese hohe Stufe der ewigen Seligkeit verdient hast?"
Neffe (†): "Ich habe es dir ja gesagt, daß ich mich hütete vor Unkeuschheit. Dann gab ich mir alle Mühe, keine Zeit unnütz zu verlieren, um in mir keinen bösen Gedanken aufkommen zu lassen. Und weil ich meine freie Zeit dazu benutzte und durch die Schnitzereien, die ich anfertigte, die Ehre Gottes beförderte und meinen Eltern und Geschwistern Freude machen wollte, somit im Kleinen sehr getreu war, habe ich eine hohe Stufe der ewigen Seligkeit erlangt.
O wenn es mein Bruder verstände, seine harte Arbeit immer durch die gute Meinung zu heiligen, wie viele Verdienste könnte er sich sammeln für die Ewigkeit! Es sind viele im Himmel unter den Heiligen, die auf Erden ein ganz gewöhnliches Leben geführt haben. Gerade durch die Treue, womit man ja seine täglichen Christen- und Berufspflichten erfüllt, können wir eine hohe Stufe der Seligkeit erlangen."
Barbara: Mein Neffe war gelernter Bäcker, tüchtig als Gesell, führte das ganze Geschäft meines Bruders in Aschaffenburg. Die Stunden, die er für sich frei hatte, benutzte er, um eine Krippenvorstellung oder einen kleinen Altar zu machen.