11.01.1947 – Samstag

"Euer Hochwürden! Bei der ersten Heiligen Messe sah ich Maria wie immer beim "Credo". Bei der zweiten Heiligen Messe nach der heiligen Wandlung, ohne das Jesuskind. Dann sah ich Maria erst am Abend während des heiligen Rosenkranzes wieder."

 

12.01.1947 – Sonntag

"Heute sah ich das liebe Jesuskind während jeder Heiligen Messe wie immer. Nur während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr vernahm ich eine Stimme, die zu mir sprach: "Kind, fürchte dich nicht! Große Prüfungen werden über dich kommen, die du um meinetwillen erleiden wirst!" und wieder: "Kind, fürchte nichts! Ich schütze dich!" Bei diesen Worten verschwand das Jesuskind. Es war schon wieder heilige Wandlung. Die gehörte Stimme war aber nicht die Stimme des Jesuskindes. Ich konnte sie nicht erkennen. Es war keine Kinderstimme, sondern wies eine feine Männerstimme. Wer es war, weiß ich nicht, da ich niemanden anderen sah, als das Jesuskind.

 

14.01.1947 – Dienstag

Euer Hochwürden! Heute, als ich ganz allein war, es mag so nach 8.00 Uhr gewesen sein, kam das liebe Jesuskind zu mir und sagte: "Der Friede sei mit dir!" Ich fragte das Jesuskind: "Liebes Jesuskind! Sage mir, wer war denn das, der am Sonntag zu mir gesprochen hat?" Seine Antwort lautete: "Meine Schwester! Ich habe im Namen meines Vaters gesprochen. Das sollte dir das Zeichen meiner Größe sein, da ich dich nicht meine Schwester, sondern mein Kind nannte. Freue dich, ein Kind zu sein!" Nach diesen Worten verschwand das Jesuskind.

 

06.02.1947 – Donnerstag

Sr. Cornelia war sehr betrübt über das Benehmen ihrer Mitschwestern. Das Jesuskind tröstete sie: "Meine Schwester! Habe ich nicht genug für dich getan? Oh, das wirst du erst später einsehen!"

 

11.02.1947 – Lourdes-Erscheinungsfest, Dienstag

Sr. Cornelia schreibt mir: Euer Hochwürden! Der heutige Tag war für mich ein wirklicher Gnadentag, da ich etwas sehen durfte, was ich noch nie sah. Es war gerade nach dem heiligen Evangelium. Auf einmal fühlte ich mich so, als wenn ich unter freiem Himmel wäre, da ich den hellen Himmel vor mir sah, übersät mit lauter goldenen Sternen. Urplötzlich war Maria da. Sie war ganz weiß gekleidet, ihre Hände über der Brust gekreuzt. Ihr Antlitz leuchtete ebenso hell wie die Sterne. Ihre Augen hatten sie gegen den Himmel gerichtet. Die Gottesmutter sagte zu mir, indem sie die Augen auf mich richtete: "Ich bin die Mittlerin der Gnaden!" Bei diesen Worten ließ ein jedes Sternchen einen Strahl von sich fallen, der sich zu einem neuen Stern bildete und auf die Erde herabfiel. Ich fühlte und sah mich überschüttet von lauter solchen Sternchen. Maria sprach dann noch zu mir: "Kind, willst du nicht den Mißbrauch der Gnaden sühnen?" Ich sagte darauf: "Ja, Mutter!" In jenem Augenblick streckte Maria die Hände aus, segnete mich und sagte: "Hoch preise deine Seele den Herrn!" Bei diesen Worten verschwand sie. Nach der heiligen Kommunion kam Maria wieder, aber so wie immer, nämlich mit dem Jesuskind auf ihren Armen. All das Erwähnte wiederholte sich heute in jeder Heiligen Messe.

 

19.02.1947 – Mittwoch

Euer Hochwürden! Heute, als ich im Schlafzimmer ganz alleine war, kam das Jesuskind zu mir. Ich fragte folgendes: "Liebes Jesuskind! Der Bischof hat mir so manche Fragen gestellt, die ich beantworten muß, die zur Gründung der Sühnekongregation nötig sind. Der Bischof will auch wissen, was für ein Unterschied zwischen den Novizinnen und den Profeßschwestern sein soll. Die Antwort lautete: "Meine Schwester! Zwischen ihnen soll kein Unterschied sein. Sie haben ja die gleichen Verpflichtungen." Ich fragte noch weiter: "Liebes Jesuskind! Soll kein äußeres Zeichen sie voneinander unterscheiden?" Hierauf sagte das Jesuskind: "O, doch, meine Schwester! Während du mit dem blauen Skapulier geschmückt sein sollst, sollen die Novizinnen mit einem weißen Skapulier geschmückt sein. Das andere überlasse ich alles deinem Urteil!" Ich fragte noch weiter: "Soll es dabei bleiben, daß die Kongregation den Namen 'Sühneschwestern vom Heiligen Geist' tragen?" Seine Antwort: "Ja, Schwester, die Ehre sei dem Heiligen Geist." Bei diesen Worten verschwand das Jesuskind. Ich wollte noch so manches fragen, doch es ging nicht mehr.

 

20.02.1947 – Donnerstag

Euer Hochwürden! Heute, als das Jesuskind zu mir kam, sagte Es zu mir: "Der Friede sei mit dir, meine Schwester! Ich kenne deine Sorgen!" Dann sagte ich zum Jesuskind: "Liebes Jesuskind! Schau, die Kirche verlangt es zu wissen, bevor sie die Erlaubnis zur Gründung der Sühnekongregation geben wird, mit welchen Mitteln sie erhalten wird!" Das Jesuskind antwortete: "Meine Schwester! Ich hatte nichts, wohin ich mein Haupt hätte hinlegen können. So soll auch eine wahre Sühnekongregation nichts ihr eigen nennen; denn erst dann kann sie dem Vater gefallen, und nur dann kann der Heilige Geist seine Gaben im reichsten Maße den Mitgliedern spenden. Das muß auch genügen. Ist aber etwas durch Schenkung oder durch Fleiß den Schwestern erworben worden, dann soll es nicht Eigentum der Kongregation sein, sondern es soll der Kirche als Gut überlassen werden, da die Kongregation nichts ihr Eigen nennen darf." Ich fragte dann noch weiter: "Liebes Jesuskind! Wie soll ich die sechste Frage beantworten, die da heißt: 'Sind schon in der Diözese Kongregationen, die dasselbe oder ein ähnliches Ziel verfolgen?'"

Daraufhin antwortete das Jesuskind: "Meine Schwester! Der Tätigkeit nach gibt es wohl solche Genossenschaften, aber nicht dem Geiste nach, da viele, die mir gefolgt sind, nicht den Weg gehen, den sie sollen, sondern den Geist der Welt pflegen und so dadurch gar vielen anstatt zum Segen zum Verderben geworden sind. Für solche gilt das Wort: 'Ich kenne euch nicht.' Ihr aber sollt eins sein, wie der Vater; der Sohn und der Heilige Geist eins sind!" Bei diesen Worten verschwand das Jesuskind. Hochwürden! Ich habe das Jesuskind heute auch wegen der Schwesternkleider gefragt, indem ich ihm alles sagte, wie wir es besprochen haben. Das Jesuskind sagte zu mir: "Das überlasse ich deinem Urteil."

Gerade jetzt, nach 16.00 Uhr, war das Jesuskind bei mir. Es war nicht traurig, sondern sehr froh gestimmt. Ich klagte ihm all die Ungerechtigkeiten und Lieblosigkeiten, die ich im Laufe des Vormittags von meinen Mitschwestern erlitten hatte. Das Jesuskind blickte mich liebevoll an, dann sagte Es: "Meine Schwester! Freue dich, aber nicht deswegen, weil ich dadurch beleidigt werde, sondern daß der Vater durch dich verherrlicht worden ist!" Da ich sah, daß das Jesuskind so gut zu mir war, fragte ich noch: "Liebes Jesuskind, sage mir, ob die Frau Hadik wirklich mit deinen heiligen Wundmalen gezeichnet ist, wie Therese Neumann?" Hierauf wurde das Jesuskind sehr ernst, sagte aber nichts darauf. Erst nach einer kurzen Besinnung sprach Es: "Meine Schwester! Gott darf man nicht versuchen!" Darauf verschwand das liebe Jesuskind. (Bei meinem Besuch in Konnersreuth ließ ich Therese Neumann über Frau Hadik bereits einmal fragen. Daher war erwähnte Frage von Sr. Cornelia unnütz!) "Mir war es gar schrecklich zumute, da ich dachte, ich hätte durch diese Frage gefehlt, und doch habe ich nur im Gehorsam diese Frage gestellt. Ich mußte weinen vor lauter Weh, weil ich annahm, das Jesuskind vielleicht beleidigt zu haben. Als ich in solcher Unruhe meine Arbeit verrichtete, kam abermals das Jesuskind und sprach: "Der Friede sei mit dir, fürchte dich nicht" und es verschwand.

 

17.02.1947 – Montag

Heute Vormittag, es mag so gegen 11.00 Uhr gewesen sein, erschien mir das Jesuskind. Es war sehr traurig und sagte mir: "Meine Schwester! Willst du die Beleidigungen, die dem Vater zugefügt werden, nicht mit mir teilen?" Ich wollte "Ja" sagen, doch ehe ich es aussprechen konnte, sprach das Jesuskind weiter: "Dafür warten auf dich große Leiden, die dir deine Mitschwestern bereiten werden. Habe Mut und vergiß nicht, daß ich mitleide!" Mit den Worten: "Der Friede sei mit dir", verschwand das Jesuskind. Heute, als ich schon spät abends alleine war, unterhielt ich mich noch ein Weilchen mit dem Jesuskind. Ich fragte Es über das Mädchen aus, von welchem wir nachmittags gesprochen hatten. Ich fragte: "Liebes Jesuskind! Was sagst du zu dem begnadeten Mädchen, über das mein geistiger Vater etwas wissen will?" Die Antwort des Jesuskindes lautete: "Meine Schwester! Kennst du meine Verlassenheit?" Mehr sagte es nicht hierzu. Dann wurde es plötzlich sehr traurig, so traurig, daß es mir zum Weinen war und Es tat so, als hätte Es meine Frage gar nicht beachtet. Ich getraute mich zunächst nicht mehr, ein zweites Mal zu fragen. Doch dann überwand ich mich doch und fragte: "Liebes Jesuskind! Sag, wie soll ich denn die Frage über das Mädchen meinem geistigen Vater beantworten?" Das Jesuskind schaute mich mitleidig an, dann sagte Es: "Meine Schwester! Dieses Mädchen leidet unschuldig (i. e. Anicka ). Mein Vater wies sie auf den Weg der Demütigung ihrer Verwandten wegen. Sie hat sich aber dadurch den Himmel gesichert." Nachdem Es das gesagt hatte, zeichnete Es mir ein Kreuzchen auf die Stirn und verschwand.

 

22.02.1947 – Samstag

Euer Hochwürden! Heute kam Maria während der ersten heiligen Messe und zwar mit dem Jesuskind, nach der heiligen Kommunion so wie immer, sprach aber nichts. Während der Heiligen Messe, als der Priester zum Altar ging, hatte ich gerade den Schott aufgeschlagen, um zu beten. Ich konnte aber nicht beten, da ich beständig das heiligste Antlitz vor meinem geistigen Auge hatte; in Wirklichkeit aber sah ich nichts. Ich betrachtete die Wunden an der Stirn, die ich dem lieben Heiland vielleicht selber durch meinen Stolz geschlagen hatte. Ohne, daß ich es wollte, rannen mir die Tränen reichlich über die Wangen, daß ich nichts mehr sehen konnte. Die Zeit bis zum heiligen Evangelium kam mir wie ein einziger Augenblick vor. Sogleich danach kam die Gottesmutter wieder und sagte zu mir: "Kind, weine nicht! Denn, so wie du die Sterne vom Himmel zur Erde fallen siehst, so fallen die Gnaden vom Himmel auf dich herab. Fürchte dich nicht! Großes wartet noch auf dich!" Als Maria das gesagt hatte, fielen in Wirklichkeit unzählbare Sternlein auf mich, so daß ich erschrocken zu mir kam. Maria war mir dem Jesuskind dagewesen. In der dritten Heiligen Messe war Maria mit dem Jesuskind wie gewöhnlich wieder da und zwar nach dem heiligen Evangelium bis zur heiligen Wandlung, Maria sagte aber nichts.

 

27.02.1947 – Donnerstag

Heute, in der Heiligen Messe um 5.00 Uhr, die Sie Hochwürden, zelebrierten, kam das Jesuskind sogleich nach dem heiligen Evangelium, aber wieder weinend. Da sprach ich zum Jesuskind, um es zu trösten: "Liebes Jesuskind, warum weinst du? Schau, ich habe dich doch so lieb." Das Jesuskind sah mich sehr freundlich an, dann sagte Es: "Meine Schwester! Ich weine, weil der Vater denen, die dir nicht glauben, daß ich es bin, der mit dir spricht, zürnt. Für solche gibt es keine Barmherzigkeit, sondern nur die ewige Gerechtigkeit. Für dich bin und bleibe ich dein schützender Jesus. Fürchte dich nicht!" Nachdem das Jesuskind dieses gesagt hatte, verschwand es.

 

04.03.1947 – Dienstag

Heute, in der Heiligen Messe um 7.00 Uhr, faßte ich Mut, das Jesuskind folgendes zu fragen: "Liebes Jesuskind, sag mir doch, ob die Seele des verstorbenen H. Erzbischofs noch etwas an Gebet und Opfern braucht." Das Jesuskind blickte mich liebevoll an, dann sagte es: "Meine Schwester! Die gerechte Gerechtigkeit des Vaters ist heilig!" Dann bat ich: "Schau, liebes Jesuskind, ich habe dem H. Erzbischof doch alles verziehen, nämlich, daß er mir nicht glauben wollte, daß du wirklich mit mir verkehrst. Hab doch Erbarmen mit ihm. Schicke mir lieber noch ein Leiden, und laß seine Arme Seele schon jetzt die ewige Herrlichkeit schauen. Daraufhin das Jesuskind: "Meine Schwester! Die baldige Erlösung seiner Seele liegt in der Macht seines Nachfolgers. Das soll aber für dich, meine Schwester, ein nicht verstandenes Geheimnis sein bis zu der Zeit, wo ...!" Bei diesen Worten verschwand das Jesuskind. Es war gerade heilige Wandlung.

 

08.03.1947 – Samstag

Maria erschien mir bei der heutigen heiligen Messe und zwar zur Opferung. Ich war traurig, weil das Jesuskind bereits zweimal hintereinander stets weinend kam. Ich meinte, Es sei vielleicht wegen meiner Sünden so traurig und weinte. Maria sprach zu mir: "Mein Kind! Siehst du, dieses Kind ist mein, aber auch dein. Auch du sollst ganz 'Sein' bleiben!" Als Maria das gesagt hatte, reichte sie mir das Jesuskind zum Kusse. Ich wollte Es voller Freude umfangen und an mich drücken, doch plötzlich verschwand sie. Nach der heiligen Kommunion kam Maria mit dem Jesuskind wieder, sagte aber nichts. Während der zweiten heiligen Messe und zwar zur Opferung erschien nur das Jesuskind. Nach der Priesterkommunion kam das Jesuskind. Es hatte die Händchen segnend über H. Dr. (den Namen kann ich nicht lesen) ausgebreitet. Eine kleine Weile nur sah ich das Jesuskind über dem hochwürdigen Herrn. Dann verschwand das Jesuskind. Vorher aber sagte Es noch: "Dieser Priester hat eine besondere Aufgabe zu erfüllen; dafür braucht er auch meinen besonderen Schutz!"

 

09.03.1947

"Gestern Abend, als ich ins Schlafzimmer kam, erschien mir weinend das Jesuskind. Ich sagte zu ihm: "Warum weinst du denn, liebes Jesuskind? Mir ist auch schon zum Weinen." Und ich weinte mit dem lieben Jesuskind. Dann sprach ich noch: "Liebes Jesuskind! Mir gefällt es nicht mehr hier, weil mich der Unglaube und die Bosheit der Menschen gegen dich zu Boden drücken. Laß mich doch lieber in meine Heimat ziehen! Dort will ich dann deinen Willen erfüllen!" Das liebe Jesuskind blickte mich sehr ernst an, dann sagte Es zu mir: "Meine Schwester! Willst du mich hier allein lassen, weinend?" Daraufhin waren die dunklen Wolken von meiner Seele verschwunden, und ich konnte wieder frohgemut zum Jesuskind sagen: "Alles, alles will ich, liebes Jesuskind, hier mit dir leiden!" Danach zeichnete mir das Jesuskind ein Kreuzchen auf die Stirn und sagte: "Der Friede sei mir dir!" Dann verschwand es.

 

13.03.1947 – Donnerstag

"Euer Hochwürden, heute, in der Heiligen Messe um 5.00 Uhr, erschien das Jesuskind sogleich nach dem heiligen Evangelium und zwar wieder weinend. Ich fragte das Jesuskind, um es zu trösten: "Liebes Jesuskind, warum weinst du denn? Schau, ich hab dich doch so lieb!"

Das Jesuskind sah mich sehr freundlich an, dann sprach Es: "Meine Schwester! Ich weine, weil der Vater denen zürnt, die dir nicht glauben, daß ich es bin, der mir dir spricht. Für solche ist keine Barmherzigkeit, sondern nur die ewige Gerechtigkeit. Für dich bin ich und bleib ich, dein dich schützender Jesus. Fürchte dich nicht!" Nachher verschwand das Jesuskind.

 

15.03.1947 – Samstag

Heute, Euer Hochwürden, als ich mich nach der heiligen Beichte vor den Altar hinkniete, um dem lieben Gott für die große Gnade der Lossprechung zu danken, daß ich wieder beichten durfte, kam Maria zum dritten Mal zu mir, doch ohne das Jesuskind; mit dem blauen Mantel, ihre Hände über die Brust gekreuzt. Maria sah mich sehr freundlich an, und tat so, als wollte sie etwas sagen, sagte aber nichts. Ich faßte Mut und fragte sie: "Mutter, willst du, daß die Schwestern der neuen Sühnekongregation dein Bild an einer Medaille tragen?" Die Antwort darauf: "Ja, mein Kind, denn es ist meine Freude und Aufgabe, die neue Sühnekongregation zu schützen und in allen schweren Lagen zu unterstützen. Daher dürft ihr mich auch durch Psalmen und Gebete ehren. Fürchte nichts, mein Kind! Ich darf euch Mutter sein!" Danach streckte Maria die Hände zum Segnen aus. Ich habe mich jetzt zu ihren Füßen knien sehen, wie ich es mir in der Frühe gewünscht hatte; ich sah aber sonst niemanden mehr, als Maria allein. In jenem Augenblick, als ich mich so glücklich fühlte, und der Muttergottes noch so manches sagen wollte, ist sie mir plötzlich verschwunden. Euer Hochwürden! Ist das nicht schon die Antwort auf die Frage, die ich an das liebe Jesuskind stellen sollte, nämlich: Ob wir in der neuen Sühnekongregation die marianischen Tagzeiten beten sollen, indem mir Maria sagte: daher dürft ihr mich durch Psalmengebet ehren?

 

15.03.1947

Sr. Cornelia schreibt: Euer Hochwürden! Alles, was ich Ihnen schon im Laufe des Jahres über meinen Verkehr mit dem Jesuskind und der Gottesmutter schriftlich anvertraute, ist wahr, so daß ich diese Tatsache selbst mit der Hingabe meines Lebens bestätigen möchte; doch da der liebe Gott das noch nicht von mir verlangt, muß meine Unterschrift genügen. Diese Unterschrift gebe ich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Schwester M. Cornelia.

 

19.03.1947 – St. Josephsfest

Euer Hochwürden! Heute, am Fest des heiligen Joseph, es war so nach 8.30 Uhr, kam das Jesuskind wieder zu mir. Ich habe Es folgendes gefragt: "Liebes Jesuskind! Ist es dein Wille, daß die Schwestern der neuen Sühnekongregation eine Medaille mit dem Bilde des Heiligen Geistes und deiner Mutter und außerdem auch einen Rosenkranz tragen sollen?" Seine Antwort: "Meine Schwester!

Es ist nicht nur mein Wille, sondern der Wille meines Vaters, daß gerade der Heilige Geist in der neuen Sühnekongregation ganz besonders verehrt werden soll, da Er allein der heiligmachende Gott ist. Ihm soll die Kongregation geweiht sein. Die Mutter, seine Braut, ist euch auch als besondere Beschützerin gegeben worden." Mit dem Segensspruch: "Der Friede sei mit dir" verschwand das Jesuskind. Diese Wahrheit bestätige ich mit meiner Unterschrift: Sr. M. Cornelia.

 

20.03.1947 – Donnerstag

Euer Hochwürden! Heute, als ich schon meine Prothese zur Reparatur geschickt hatte und so ganz allein im Zimmer saß, weil ich mich ohne Prothese nicht rühren kann, wurde mir dieses Kreuzchen wieder einmal so recht bewußt. Plötzlich wollte es mir schwer werden, doch schnell, ohne mich zu besinnen, machte ich diese Meinung, dieses alles aus Liebe zu Gott, für alle Menschen aufzuopfern, die jetzt in der heiligen Fastenzeit verbotene Wege gehen. In demselben Augenblick kam es mir zum Bewußtsein, dass das Kreuzchen, das mir der liebe Gott auferlegt hatte, zu derselben glücklichen Stunde kam, wie damals, als ich in der Adventszeit 1934 auf dem Operationstisch lag, und dieselbe Meinung gemacht hatte, bevor ich in der Narkose einschlief. Damals hatte ich dem lieben Jesuskind den abgeschnittenen Fuß ins Kripplein gelegt; wie glücklich war ich damals! So glücklich bin ich auch heute, wo ich so hilflos bin. Vor Freude und Dankbarkeit dafür, daß Gott mir so ein Kreuzchen anvertraut hat, wußte ich nicht, was ich tun sollte. Ich sang daher ein "Tantum ergo", welches ich früher in der Pfarrkirche sehr gern zu Albrechtine singen hörte. Plötzlich war das Jesuskind bei mir und sagte: "Meine Schwester! Wie geht es dir? Bist du so frohgestimmt?" Ich konnte nichts anderes sagen als nur: "Liebes Jesuskind, willst du denn nicht, daß ich das glücklichste Kind dieser Zeit bin?" Das Jesuskind antwortete: "Du hast recht!" Bei diesen Worten zeichnete mir das Jesuskind ein Kreuzchen auf die Stirne, und sagte dabei: "Der Friede sei mit dir!" Hierauf verschwand Es.

So gegen 11.00 Uhr kam das Jesuskind wieder und sprach: "Meine Schwester! Bereite dich vor, denn in kurzer Zeit wirst du noch vieles und schweres von Seiten deiner Mitschwestern ertragen müssen, da der höllische Geist sich der Mitschwestern bedient, um seine Wut an dir auszulassen. Fürchte dich nicht!"

Ich sagte zum Jesuskind: "Ich nehme das Ungerechte, was über mich kommen mag, schon jetzt an, als Sühne für die Sünden derer, die sich auf die Seite des bösen Feindes stellen und mir das Leben erschweren wollen. Schau, liebes Jesuskind, ich bin bereit, alles für solche zu leiden, gib mir nur deine Gnade dazu!" Euer Hochwürden, daran erkenne ich wieder, daß noch so manches auf mich wartet; doch das macht nichts. Ich will, daß auch aus dem Bösen etwas Gutes werde, da ich durch geduldiges Ertragen dessen, was mir vorausgesagt wurde, all die Sünden derer zu sühnen gedenken, die sie mir zu tragen geben. Natürlich meine Sünden will ich auch nicht vergessen. Wie schön ist es doch, alles in Vereinigung mit Gott zu tragen! Wenn der Mensch alles so aus Gottes Hand angenommen hat, wie es der Wille Gottes ist, dann schöpft er Kraft und Mut daraus zu so manchem freiwilligen Opfer und zu Entsagungen. Das ist die Leiter, auf der der Mensch durch das Opferleben emporsteigt. Woher hätte ich sonst die Kraft, wenn ich nicht einmal das ertragen könnte, was der liebe Gott von mir verlangt und warum Er so manches Opfer von mir verlangt. Es ist nicht meine Sache, solches wissen zu wollen. Euer Hochwürden, heute, als ich in der Einsamkeit war, kam Jesus sehr oft zu mir, vielleicht, um mich zu stärken, daß ich nicht mutlos werde, wenn ich so fortwährend auf ein und derselben Stelle sitzen muß und ich mich nicht bewegen kann, da ich doch keinen Fuß habe. Gott allein weiß warum!

 

21.03.1947 – Freitag

Euer Hochwürden! Ich habe jetzt zwei Tage lang in mir den stillen Wunsch getragen: Ach, dürfte ich das Jesuskind einmal in seiner Lebensgröße sehen. Heute, nach der heiligen Kommunion sagte das Jesuskind zu mir: "Meine Schwester! Warum begehrst du mich in meiner Größe zu sehen?" Auf diese Frage konnte ich keine Antwort geben, denn ich fühlte mich zu schuldbewußt. Das Jesuskind sprach weiter: "Hast du mir nicht versprochen, wunsch- und willenlos zu sein? Warum also dieses Verlangen? Glaubst du, du könntest verborgen bleiben, wenn du mich in meiner Größe schauen würdest? Dein Wunsch bei der ersten Begegnung ist mein Wille!" Ich dachte jetzt nur bei mir: sagen könnte ich aber kein Wort darüber, daß die Kirche nicht glauben will, wenn sie kein äußeres Zeichen der unsichtbaren Gnade sieht. Das Jesuskind sagte noch folgendes zu mir: "Meine Schwester! Mir haben die Menschen auch nicht geglaubt, obwohl ich sichtbar ihre Kranken geheilt, den Blinden ihr Augenlicht wiedergegeben habe. So würden sie mir auch jetzt nicht glauben, wenn an dir ein äußeres Zeichen der Gnade sichtbar würde. Aus dem Glauben an mich sollen die Menschen leben, da nur auf diesem Felsen meine Kirche bestehen kann. Wehe einem jeden des Unglaubens wegen!"

 

25.03.1947 – Mariä Verkündigung, Dienstag

An diesem frühen Morgen kam das Jesuskind schon vor der heiligen Messe einige Male zu mir. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr erschien das Jesuskind beim "Credo" und sprach zu mir: "Meine Schwester – sei nicht traurig – es ist nicht deine Schuld" und verschwand wieder. Als ich zu mir kam, hörte ich das Glöcklein läuten. Ich wußte aber nicht, ob zum Offertorium oder zum Sanctus. Plötzlich war die Gottesmutter da. Sie kniete auf der Erdkugel. Ihre Hände hielt sie vor das Gesicht und weinte so stark, daß ihre Tränen wie Silberperlen über ihre Kleider auf die Erde fielen. Eine große Schar weißer Gestalten stand um die Gottesmutter herum. Ich konnte aber nicht erkennen, wer diese Gestalten waren, ob Engel oder Heilige – Flügel hatten sie nicht. Maria war ganz weiß gekleidet. Als ich zu mir kam, war schon wieder heilige Wandlung. Nach der heiligen Kommunion kam die Muttergottes wieder, aber mit dem lieben Jesuskind. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr erschien das Jesuskind zum "Credo" und die Muttergottes mit dem Jesuskind nach der Priesterkommunion. Das Jesuskind weinte nun nicht mehr. Euer Hochwürden, da können Sie sich denken, wie enttäuscht ich war, als ich Maria an ihrem Feste weinen sah, wo ich hoffte, sie frohgemut sehen zu müssen. Jetzt begriff ich die Worte des Jesuskindes, welches es mir in der Heiligen Messe um 6.00 Uhr sagte: "Meine Schwester! Sei nicht traurig! Es ist nicht deine Schuld!"

 

28.03.1947 – Schmerzensfreitag

Euer Hochwürden! Der heutige Tag war für mich ein wirklicher Schmerzenstag, da ich wieder vieles gesehen habe, was mir viel Schmerz verursachte. Frühmorgens bis zur Heiligen Messe war mir so froh zumute, da das Jesuskind wiederum sehr oft zu mir kam. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr und zwar beim "Credo" sah ich die Muttergottes auf der Erdkugel knien und weinen, wie am Feste Mariä Verkündigung, nur war ich ganz nahe bei ihr. Sie schaute mich an und sagte zu mir: "Kind, der Vater hat dich auserwählt, von mir Zeugnis zu geben, daß ich die Jungfrau und die Mutterallerbin!" Ich wollte noch fragen: Mutter, warum weinst du denn? Habe ich nicht meine Pflicht getan, was du oder der Vater von mir verlangt hast? Als sie schon zu mir sprach: "Kindlich weine über die im Sterben liegende Welt. Wehe allen, die dir nicht glauben, daß ich es bin! Solche gleichen denjenigen, die da geschrien haben: 'Ans Kreuz mit ihm!' Jene kreuzigten meinen Sohn, mein Kind; diese aber morden die ganze Welt, die mein Sohn durch sein heiliges Blut so teuer erkauft hat." Nach diesen Worten sah ich ganze Scharen von Menschen: Priester und Ordensleute aller Art an mir vorüberziehen. Einige wenige von ihnen sahen die Gottesmutter mitleidig an, andere wieder sahen Maria überhaupt nicht an, da sie so gleichgültig an ihr vorübergingen. Wieder andere haben lesend Bücher und Zeitungen in den Händen und nahmen überhaupt keine Notiz von der Muttergottes. Zu diesen gehörten auch viele Priester; wieder andere schauten wohl die Muttergottes an, jedoch nicht mitleidig, sondern sie ballten ihre Fäuste und drohten der Muttergottes sogar. Selbst unter diesen sah ich viele Priester und Ordensleute. Es war dies ein furchtbarer Anblick! Und als die Letzten vorübergezogen waren, da erblickte ich plötzlich die Muttergottes. Sie war umringt von lauter weißen Gestalten, die mitleidig auf sie sahen. Als ich zu mir kam, war ich an den Händen und im Gesicht ganz naß. Es müssen mir die Tränen, die ich geweint hatte, von den Wangen auf die Hände herabgefallen sein! Da können, Hochwürden, sich wohl denken, wie es mir zumute war. Nach der heiligen Wandlung kam Maria wieder. Aber sie weinte nicht mehr. Sie war ganz weiß gekleidet, die Hände hatte sie kreuzweise über die Brust geschlagen. Jetzt sah ich abermals Menschen an ihr vorüberziehen. Aus ihren Reihen traten plötzlich zwei Priester hervor, knieten sich zu den Füßen der Gottesmutter nieder und sagten: "Mutter, segne uns! Wir wollen deine Zeugen sein!" Als sie das gesagt hatten, da wurden die Muttergottes und auch die beiden Priester plötzlich von lauter weißen Gestalten umringt. Die Mutter streckte nun ihre Hände aus und segnete die beiden Priester. Während Maria die zwei Priester segnete, erkannte ich, daß Sie es, Hochwürden, mit dem H. Dr. waren. Plötzlich waren alle verschwunden. Als ich zu mir kam, war bereits die Schwesternkommunion. Das erste Mal, als Maria weinend zu mir kam, war sie wiederum im blauen Mantel. Nach der heiligen Kommunion erschien das Jesuskind alleine. Während der zweiten heiligen Messe kam Maria zum "Credo" mit dem Jesuskind auf den Armen. Sie reichte mir abermals das liebe Jesuskind zum Kusse. Dann verschwand sie. Es war wieder heilige Wandlung. Nach der Priesterkommunion erschien das Jesuskind wie immer. Diese Wahrheiten, die ich heute erlebt habe, will ich wieder durch meine Unterschrift bestätigen. Sr. M. Cornelia

 

29.03.1947 – Samstag

Euer Hochwürden! Heute erlebte ich etwas, was noch nicht da war: In der Frühe, als ich in die Kapelle ging, begegnete mir das Jesuskind dort, wo die Stufen der ehemaligen Klosterschule (jetzt Spitalsabteilung) hinuntergingen. Als ich die Kapelle betrat, kam mir das Jesuskind entgegen. Auch während der Betrachtung und beim Gebet war es einige Male bei mir. In der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam das Jesuskind zur Opferung, sagte aber nichts und blieb wie gewöhnlich. Zum Paternoster erschien Maria. Sie war ganz weiß gekleidet. Über ihren Schultern hing ein blauer Mantel. Am Haupte hatte sie einen weißen Schleier, der ihr bis zur Erde hinabhing; ihre Arme waren über die Brust gekreuzt. Plötzlich erblickte ich zu den Füßen der Gottesmutter zwei Priester in herrlichen, weißen Meßgewändern, in denen ich Sie, Hochwürden und den Herrn Dr. erkannte. In dem Augenblick, als ich erkannte, wer diese beiden Priester waren, streckte Maria ihre Hände zum Segnen aus. Da fiel ein herrlicher Lichtstrahl über beide Priester. Mir war es so wohl zumute, daß ich mich am liebsten zu den Füßen der Gottesmutter geworfen hätte; doch im selben Augenblick war vor meinen Augen alles verschwunden. Als ich zu mir kam, war die Heilige Messe schon weit fortgeschritten, denn die lieben Schwestern kommunizierten gerade. Nachdem ich den lieben Heiland empfangen hatte, erschien Maria wieder mit dem lieben Jesuskind. Sie war sehr schön weiß gekleidet. Sie reichte mir das Jesuskind zum Kusse. Als ich Es kurz auf die Stirn geküßt hatte, verschwand Maria. Es war gerade beim letzten Evangelium. Diese erste heilige Messe war für mich wie ein einziger Augenblick. Ich kam nicht zum Beten, nicht einmal zu den Vorbereitungsgebeten auf die heilige Kommunion. In der zweiten Heiligen Messe erschien das Jesuskind wie immer.

 

29.03.1947 – Samstag vor Palmsonntag

Heute kam das Jesuskind das erste Mal zu mir, als der Wecker zum Aufstehen läutete. Es sagte zu mir: "Der Friede sei mit dir" und verschwand sofort. Als ich auf dem Weg zur Kapelle war, begleitete mich das Jesuskind fast bis zur Kapelle. Auch während der Betrachtung und während des Offiziums kam das Jesuskind einige Male zu mir. In der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam Maria mit dem Jesuskind auf den Armen zur Opferung und nach der heiligen Kommunion. In der Heiligen Messe um 7.00 Uhr kam das Jesuskind zur Opferung; nach der Priesterkommunion wiederum Maria mit dem Jesuskind auf den Armen. Jetzt, als Maria zum dritten Mal kam, reichte sie mir das Jesuskind zum Kusse.

 

30.03.1947 – Palmsonntag

Gestern Abend hatte ich mich ständig mit dem Wunsch beschäftigt, den lieben Heiland am Palmsonntag im Triumphzug sehen zu dürfen. Heute früh, als ich um 5.45 Uhr in die Kirche ging, begleitete mich das Jesuskind ein ziemlich großes Stück des Weges. Als ich auf das Oratorium kam, war das Jesuskind auch schon da. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr erschien das Jesuskind während des "Credo". Es sagte zu mir: "Der Friede sei mit dir! Meine Schwester, es ist deine Stunde nicht gekommen. Es ist der Wille des Vaters, dich noch nicht in alle seine Geheimnisse schauen zu lassen. Fürchte dich nicht, denn in kurzer Zeit kommt etwas über dich, was deiner Natur zuwider sein wird! Sage mir nach: 'Vater, nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!'" Dies musste ich dem lieben Jesuskind nachsprechen. Als ich es nun nachgesagt hatte, zeichnete mir das Jesuskind ein Kreuzchen auf die Stirn und verschwand.

 

31.03.1947 – Montag in der Karwoche

Heute, als ich so ganz allein war, kam das Jesuskind zu mir. Ich hatte den Mut, um die Antwort auf die (drei Olmützer) Fragen zu bitten, indem ich sagte: "Liebes Jesuskind! Möchtest du mir nicht auf die drei Fragen der Ob. a. O. Antwort geben?" Das liebe Jesuskind sah mich sehr ernst an, dann sagte Es: "Meine Schwester! Weißt du nicht, daß das Kreuz die ganze Welt erhält? Durch das Kreuz hat sie Erlösung gefunden. Durch das Kreuz muß gesühnt werden, um durch das Kreuz den Segen auf sich herabzuziehen. Also nicht dem Kreuz und Leid aus dem Wege gehen!" (Die Oberin Mechtildis Frandl, Ursulinenkloster in Olomone, ersuchte um Bittgebet in drei Anliegen). Nach diesen Worten streckte das Jesuskind seine Händchen zum Segen aus, wobei es sagte: "Pax vobis!" (Diesmal in der Kirchensprache.) Hierauf verschwand Es.

 

01.04.1947 – Karmittwoch

Euer Hochwürden! Am heutigen Abend überkam mich eine furchtbare Bangigkeit nach dem lieben Heiland. Nur noch morgen, Gründonnerstag, darf ich zur heiligen Kommunion gehen, und dann muß ich zwei Tage fasten, das heißt, ohne den lieben Heiland sein! Es war mir schrecklich zumute. Vor Wehmut füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich sagte zu mir: "Nie werde ich diese beiden Tage (Karfreitag und Karsamstag) ohne heilige Kommunion aushalten können!" Plötzlich brach mir der kalte Schweiß aus. Da dachte ich bei mir: "Ja, was ist denn das? Bin ich krank?" Während ich so nachdachte, sagte eine Stimme zu mir: "Geh ins Zimmer!" Aber ich sah niemanden. Da ich in der Kapelle weilte, stand ich sofort auf und begab mich ins Schlafzimmer. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, da kam mir schon das Jesuskind entgegen. Als ich das Jesuskind erblickte, da mußte ich vor Freude weinen. Ich tat so, als wenn ich das Jesuskind wer weiß wie lange schon nicht mehr gesehen hätte. Ich wollte Es daher umarmen, aber das Jesuskind sprach zu mir: "Faß mich nicht an! Meine Schwester! Warum weinst du, und was bist du so traurig?" Ich wollte ihm schon antworten: "Ich weine nur deswegen, weil ich befürchte, ohne dich die zwei Tage nicht aushalten zu können." Das Jesuskind aber kam mir zuvor und sprach: "Ich weiß wohl, meine Schwester, der Glaube an mich in diesem heiligen Brot ist es, der dir die Tränen auspreßt. Weine nicht und sei nicht traurig, denn in diesen Tagen darfst du die Allmacht Gottes schauen! Sage es aber jetzt noch nicht deinem geistigen Vater! Erst nach diesen Tagen! Morgen – Gründonnerstag – werden mich viele in der heiligen Kommunion empfangen. Jedoch viele wagen es und zwingen mich, in ein unreines, unvorbereitetes Herz zu kommen. Soll ich da nicht weinen?" Bei diesen Worten füllten sich dem Jesuskind die Augen mit Tränen. Es verschwand mit den Worten: "Der Friede sei mit dir!"

 

02.04.1947 – Gründonnerstag

Euer Hochwürden! Am heutigen Tage kam das Jesuskind schon früh morgens, als ich die Kapelle betrat zu mir; auch während der Betrachtung und des Gebetes. Nach meiner heiligen Kommunion erschien das Jesuskind wie gewöhnlich. In der Pfarrkirche kam das Jesuskind zum "Credo", vor der heiligen Wandlung aber verschwand Es. Erst nach der Wandlung des Brotes kam Es wieder, so daß ich von der Verwandlung des Weines nichts mehr mitbekam. Das Jesuskind sagte zu mir: "Meine Schwester! Die Liebe drängt mich zu euch, und die Liebe hinterlasse ich euch!"

Als ich zu mir kam, hörte ich Gesang. Ich wußte gar nicht, wie weit es mit der Heiligen Messe war, da mir vor Sehnsucht nach dem Heiland die Augen mit Tränen gefüllt waren und der Blick verschwamm. Nach der Priesterkommunion kam das Jesuskind wie gewöhnlich, sagte aber nichts. Ich wußte daher nichts vom Priestersegen vor der heiligen Kommunion. Als ich erwachte, sprach der Pfarrer gerade: "Domini non ...!" Dann wurde es mir so schwarz vor Augen, daß ich an die Worte des lieben Heilands vom Vortage denken mußte. Ich wagte nicht einmal auf die Schar der Kommunizierenden zu schauen, weil ich fürchtete, daß das Jesuskind traurig oder gar weinend über die Schar der Kommunikanten blicken würde. Ich konnte daher nichts anderes tun, als nur weinen; weinen, den ganzen Tag hindurch. Ich durfte nicht daran zurückdenken, da mir bei jedem Seufzer nach dem Heiland die Tränen in die Augen schossen.

 

03.04.1947 – Karfreitag

An diesem Tage kam das Jesuskind zum ersten Mal zu mir beim Betreten der Kapelle, etwa nach 5.00 Uhr. Es war etwas später als sonst, da wir Schwestern heute alle eine halbe Stunde länger schlafen durften. Als ich die Kapelle betrat, kniete ich mich, wie gewöhnlich, vor die Bank hin zum Morgengebet. Während ich betete, erschien das Jesuskind. Es sprach zu mir: "Meine Schwester! Heute darfst du schon die Allmacht Gottes schauen. Der Friede sei mit dir!" Nach diesen Worten verschwand das Jesuskind. Ich war mit meinem Morgengebet noch nicht fertig, da verspürte ich plötzlich in der Lungengegend einen heftigen Schmerz. Auf einmal wurde es mir so schlecht, daß ich, ohne das Morgengebet vollendet zu haben, mich in die Bank setzen mußte, um es dort zu beenden. Es war mir so übel, daß ich dachte: Vielleicht werde ich jetzt sterben, dann wird sich auch das erfüllen, was das Jesuskind mir versprochen hat, nämlich, daß ich die Allmacht Gottes schauen dürfe. Ich war gerade im Begriff, die Liebesreue zu erwecken, doch ehe ich dies tun konnte, war ich plötzlich ganz woanders. Ich sah mich irgendwo unter einer sehr breiten und hohen Stiege knien. Über derselben stand ein herrlicher Altar. Über diesem Altar ein Kreuz. Der liebe Heiland hing aber nicht in Lebensgröße an dem Kreuz, welches ungefähr so groß wie in unserer Pfarrkirche über dem Weihwasserkessel hinten bei dem Haupttor ist. Auf einmal hörte ich eine Stimme sagen: "Mich dürstet!" Ich schaute auf dieses Kreuz, merkte aber nicht, daß der Gekreuzigte etwas gesagt hätte. Auch war das Kreuz plötzlich verschwunden. Jetzt sah ich, wie eine große Schar weißer Gestalten die breite und hohe Stufe herunterkam. Als diese weißen Gestalten in meiner Nähe waren, da sah ich, daß eine der Gestalten eine Schale, also keinen Teller oder keine Patene in ihrer linken Hand hielt. In der rechten Hand hielt die Gestalt eine Hostie in derselben Größe, wie sie der Priester beim heiligen Meßopfer zu gebrauchen pflegt. Wer diese Gestalt war, das konnte ich nicht erkennen. Die Muttergottes war es nicht. Als die Gestalten schon ganz nahe waren, hörte ich eine Stimme: "Ecce Agnus ..."sagen, und die weiße Gestalt reichte mir die heilige Hostie. Auf einmal war alles verschwunden. Das Jesuskind war bloß alleine da und sprach zu mir: "So wirst du mich in diesen Tagen zweimal (Karfreitag und Karsamstag) empfangen!" Als ich dann wieder zu mir kam, sagte die liebe Mutter (Oberin Theodosia) gerade: "Der zweite Punkt (der Betrachtung)!" So wußte ich also nicht, wann der erste Punkt der Betrachtung verlesen worden ist. Ich wußte auch nicht, wie weit ich das Morgengebet gebetet hatte. Euer Hochwürden! Ich hatte an dem diesjährigen Karfreitag nicht bloß die große, unverdiente Gnade, die heilige Kommunion aus der Hand eines seligen Geistes zu empfangen, sondern ich durfte auch an den Leiden des Heilandes – wenn auch nur an einem kleinen Teil – teilnehmen, da ich mit dem Empfang der heiligen Kommunion auch etwas "körperlich" leiden durfte und mich daher sehr krank und matt fühlte.

Während der heiligen Zeremonien in der Pfarrkirche ist mir auch einige Male das liebe Jesuskind erschienen; einmal sogar weinend. Es sagte da zu mir: "Meine Schwester! Ich weine nicht, weil ich gelitten habe, ich weine, weil die Welt wegen der Sünden leidet."

Auch zum heiligen Grab kam das Jesuskind, aber nicht weinend. Ich sah Es stets plötzlich vor mir. Ich kann aber nicht sagen, wo es war, ob über dem ausgesetzten Allerheiligsten oder woanders. Hochwürden! Sie können sich denken, wie es mir ist, an zwei Tagen ohne den lieben Heiland daheim sein zu müssen! Ich hatte doch so viel Kummer. Wie werde ich zwei Tage ohne heilige Kommunion sein können? Doch der gute Heiland hat einen Weg gefunden, um mir das allerschwerste Kreuzchen leicht zu machen.

 

Karsamstag 1947

Das Jesuskind kam sehr früh, als ich in die Kapelle ging. Auch während der Betrachtung und während des Gebetes erschien das Jesuskind, sagte aber nichts. Auch während der heiligen Zeremonien in der Pfarrkirche war das Jesuskind öfters da. Während der Heiligen Messe kam Maria mit dem Jesuskind wie immer zur Opferung. Kurz nach der heiligen Wandlung war ich wieder ganz woanders – wie gestern. Auf einmal sah ich mich wiederum irgendwo auf sehr hohen und breiten Stufen knien. Ich sah dasselbe Kreuz wieder und hörte dieselben Worte: "Mich dürstet!" Und wieder kamen dieselben weiß gekleideten Gestalten auf mich zu. Wiederum brachte mir ein seliger Geist die heilige Kommunion. Auch war die heilige Hostie von derselben Größe wie am Karfreitag. Plötzlich sah ich niemanden mehr, nur die Gottesmutter allein. Sie hatte ihre Hände über die Brust gekreuzt und war ganz weiß gekleidet. Maria neigte sich ein wenig zu mir und sprach: "Mein Kind! Wieviele Gnaden werden dir noch zuteil, aber auch viele Verdemütigungen warten noch auf dich. Hochpreise deine Seele den Herrn!" Und sie verschwand. Die Heilige Messe war schon wieder bis zur Priesterkommunion fortgeschritten. Nach derselben kam das Jesuskind allein. So hatte ich bis jetzt Maria nur zweimal geschaut.

 

Ostersonntag 1947

Heute kam das Jesuskind schon sehr zeitig zu mir. Kaum war ich erwacht, sah ich Es schon vor mir. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr erschien es wie gewöhnlich zum "Credo". Es stand wie über der Erdkugel, die Händchen segnend über sie ausgebreitet, sagte aber nichts. Vor der heiligen Kommunion, als ich mich gerade auf die Altarstufe gekniet hatte, erschien mir plötzlich wie am Gründonnerstag das Jesuskind bevor mir die heilige Kommunion gereicht wurde. Als es auf einmal wieder verschwand, war ich ganz verlegen, da Es zu einer ungewohnten Zeit kam. Heute, am Ostersonntag, kam das Jesuskind während der übrigen Heiligen Messe wie gewöhnlich, jedoch immer schwebend über der Erdkugel. Seine Händchen segnend ausgebreitet, wie die des Neupriesters beim Primizsegen. Euer Hochwürden! Sie können sich denken, was alles in meiner Seele vorgeht im Bewußtsein dieser vielen Gnaden. Ein jedes Dankeswort Gott gegenüber läßt mich zu Tränen gerührt sein. Es ist mir schon fast unmöglich, noch auf Erden weilen zu müssen. Oh, wie sehne ich mich nach jener seligen Stunde, wenn ich auf immer beim lieben Gott sein kann. Gott allein weiß ja davon.

Euer Hochwürden! Während der Auferstehungsprozession sah ich das Jesuskind nicht; erst nachher, während des Segensliedes. Diese Wahrheiten, die ich in diesen Tagen erlebte, kann ich nicht anders bestätigen, als nur wieder mit meiner Unterschrift, die ich hier im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes gebe, ich, Sr. Maria Cornelia.

Nachtrag: Auch während des Tages am Ostersonntag erschien mir das Jesuskind oft. Selbst während des Te deum's und der Segensandacht in unserer Kirche. Es sagte aber nichts zu mir.

 

07.04.1947 – Ostermontag

Das Jesuskind kam heute schon früh zu mir. Als ich um 5.30 Uhr in die Kirche ging, begleitete mich das Jesuskind fast den ganzen Weg. Da ich heute eine schlaflose Nacht hatte, war ich sehr müde. Als ich daher auf das Betchor kam, erschien das Jesuskind und machte mir ein Kreuzchen auf die Stirn. Es sagte: "Sei stark im Kampfe!" Dann verschwand Es. In der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam das Jesuskind zum "Credo" und blieb bis zum 5-fachen Kreuz vor der Wandlung. Als ich mich zum Kommunionempfang auf die Altarstufe kniete, war das Jesuskind schon wieder da, ebenfalls nach der heiligen Kommunion.

 

08.04.1947 – Osterdienstag

Heute war ich im Begriff, das Jesuskind zu fragen, ob ich schon die Zettelchen, die ich in der Karwoche aufgeschrieben hatte, Ihnen, Hochwürden, abgeben soll. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr kam das Jesuskind zum "Credo" und sagte zu mir: "Meine Schwester! Das alles, was ich dir in diesen Tagen anvertraut habe, kannst du deinem geistigen Vater geben. Zweimal hast du in der Leidenswoche die heilige Kommunion aus der Hand des heiligen Papstes Pius X. empfangen und noch einmal, in kurzer Zeit, wirst du diese Gnade empfangen. Fürchte dich nicht und weine nicht mehr, meine Schwester; denn nach dieser Gnade folgen besondere Gnaden, da du so manchen Augenblick der Erde entzogen wirst." Bei diesen Worten breitete das Jesuskind seine Händchen aus als wenn Es mich segnen wollte. Dann verschwand Es auf einmal. Als ich mich zur Kommunionbank begab, kam das Jesuskind zum zweiten Mal.

Heute denke ich, hat es wohl niemand bemerkt, auch nicht einmal der Herr Pfarrer, da das Jesuskind sich nur zeigte und wieder verschwand. Sobald ich in meine Bank zurückkehrte, war das Jesuskind schon wieder da. Während der Heiligen Messe um 5.00 und um 6.00 Uhr erschien das Jesuskind wie immer.

 

10.04.1947 – Osterdonnerstag

Euer Hochwürden! Gestern Abend habe ich einen furchtbaren Kampf durchgemacht. Es war mir schrecklich zumute. Ständig dachte ich an die Worte, die mir Hochwürden sagte: "Bezüglich der Kommunionekstase werden Sie doch dem H. Exerzitienmeister etwas sagen müssen!"

Eine wahre Todesangst befiel mich bei diesem Gedanken. Ich dachte an verschiedene Auswege. So sagte ich z. B. bei mir: Ich werde nach dem Exerzitienschluß nicht mehr zum Ordinarius zur heiligen Beichte gehen, wenn er das alles wissen wird. Hochwürden! Sie können sich vorstellen, wie es da in meinem Inneren gearbeitet hat! Nicht nur die Tränen, die ich geweint, können es beweisen, sondern das Jesuskind selbst könnte es Ihnen sagen. Als ich in einem so verstörten Seelenzustand war, kam das Jesuskind und sprach zu mir: "Der Friede sei mit dir!" Dann sagte Es noch: "Meine Schwester! Warum bist du so verstört? Liegt es nicht in meiner Macht, mit dir zu machen, was ich will? Du mußt leiden für den Unglauben der Welt. Sage mir nach: 'Vater, nicht wie ich will, sondern wie Du willst! Dein Wille ist mir heilig!'" Nachher streckte Es seine Händchen aus und segnete mich.

 

11.04.1947 – Osterfreitag

Heute bin ich etwas mutiger geworden, doch ständig hörte ich eine Stimme, die mir sagte: "Mir, der ich dich hasse, hast du es zu verdanken, daß dieses Kind zu dir kommt. Mir sollst du es danken. Ich hasse dich." Hochwürden! Was ich da innerlich durchmachen mußte, weiß nur Gott allein, da ich das "Jawort" zu all dem, was Gott über mich ergehen läßt, noch nicht so recht ergeben sagen kann. "Mein Gott, mein Gott" seufzte ich, "warum hast du mich verlassen?!"

 

13.04.1947

Sonntag Abend beginnen die heiligen Exerzitien, gehalten von Pater Jiri Dickel aus dem Redemptoristenkolleg in M.-Ostrau.

 

14.04.1947 – Montag

Euer Hochwürden! Der erste Tag meiner Exerzitien war für mich ein Tag schrecklicher innerer Kämpfe, da ich gegen den heiligen Willen Gottes ankämpfte, so daß ich einige Male am Tage schwere Herzanfälle bekam. Ich dachte, es wäre schon mein Ende. Ich hatte schon am ersten Tag meiner heiligen Exerzitien erkannt, wie notwendig mir diese heiligen Übungen sind, da ich seit der ersten heiligen Osterwoche so manches erlebte, was gegen meinen Willen war. Euer Hochwürden! Es ist zwar leicht, von der Ergebung in Gottes heiligem Willen zu sprechen, aber nicht so leicht ist es, sich tatsächlich ganz zu unterwerfen. Euer Hochwürden, ich sehe zu meiner Beschämung ein, daß mir noch gar viel fehlt, um so zu sein, wie ich sein sollte. Was nützt mir denn alles, selbst der ständige Verkehr mit dem lieben Jesuskind, wenn ich noch gar nicht in Gottes heiligstem Willen ergeben bin. Zu meiner eigenen Beschämung muß ich gestehen, daß ich bis jetzt noch nicht nach dem Willen Gottes gelebt, sondern eine große Portion Eigenwillen nicht nur gehabt, sondern auch in mir gehegt und gepflegt habe, denn was sind denn die Wünsche, die ich oft geäußert habe, als bloßer Eigenwille? Und was ist denn die Traurigkeit meiner Seele anderes, als daß es der liebe Gott anders haben will und anders tut, als es mir gefällt und angenehm ist. Sind die Versuchungen und Kämpfe dieser Tage nicht meine Schuld gewesen? Hätte ich wie ein Kind – wie der liebe Gott mich haben will – sogleich gesagt: "Vater, nicht mein Wille ...", so hätte ich gewiß Gott dem Herrn die Ehre gegeben, doch so habe ich durch meinen hartnäckigen Eigenwillen Gott dem Ewigen die Ehre geraubt. Als ich nun in diesen Tagen so sehr mit mir kämpfte, kam das Jesuskind oft zu mir mit den Worten: "Der Friede sei mit dir!" Er, der alles weiß, wußte auch, daß ich mit dem Gedanken kämpfte, überhaupt nicht mehr zur heiligen Kommunion zu gehen, um unbemerkt zu sein, wenn sich mir das Jesuskind vor der heiligen Kommunion zeigt. Das waren Tage, die mir jede frohe Stunde, ja auch den Nachtschlaf raubten, und wer war schuld daran? Nur mein hartnäckiger Eigenwille. Jetzt möchte ich wieder alles gutmachen. Gar oft schon habe ich dem Jesuskind gesagt: "Liebes Jesuskind! Mache jetzt mit mir alles, was Dir gefällt! Ich will bei allem stillhalten. Werde aber nicht irre an mir, wenn vielleicht noch so manche Träne fließen sollte und Traurigkeit mein Gesicht trüben sollte! Mein Gott! Das alles soll dann nur Zeichen der Sühne sein. Wasche durch die Tränen meine Seele rein! Ich will nur so sein, wie du mich haben willst. Ein folgsames Kind will ich sein. Dein heiligster Wille sei von heute an auch mein Wille!

Euer Hochwürden, etwas wenigstens wollte ich mich über den ersten Exerzitientag aussprechen, da mir dieser Tag zur Qual geworden ist. Wurde ich doch da so schrecklich von dem Gedanken gequält: "Wenn ich verborgen bleiben will, sollte ich überhaupt nicht zur heiligen Kommunion gehen, denn nur in der heiligen Kommunion liegt der Grund, warum ich kein verborgenes Leben mehr führen kann." Fortwährend plagte mich der Gedanke: "Warum bin ich so dumm und bleibe hier? Ich sollte doch lieber in meine liebe Heimat Polen zurückkehren. Dort könnte ich über alles schweigen und mein verborgenes Leben ganz ruhig fortsetzen." Und wiederum hörte ich um mich herum die bekannte häßliche Stimme: "Mir, der ich dich hasse, hast du es ja nur zu verdanken, daß dieses Kind mit dir verkehrt. Ich bin derjenige, von dem alles kommt; ich, der dich haßt!" Euer Hochwürden! Waren das nicht Anschläge der Hölle gegen mich? Wäre das liebe Jesuskind nicht so oft mit den Worten gekommen: "Der Friede sei mit dir!" So weiß ich nicht, was mit mir geschehen wäre. Es war für mich ein so furchtbarer Tag, wie ich noch keinen erlebt habe.

Das Jesuskind kam trotz allem wieder zu mir, ja, sogar viel öfter als sonst. Wieder wurde ich von dem Gedanken geplagt: Es ist ein Spiel der Hölle! Wie es mir da zumute war, können Sie sich, Euer Hochwürden, wohl denken! Trotzdem ich morgens die heilige Kommunion empfing, stand ich am Rande der Verzweiflung. Abends, als ich im Gehorsam gegen die liebe Mutter (Oberin Theodosia) etwas früher als sonst schlafen ging, auch früher als die anderen Schwestern, da vernahm ich plötzlich auf dem Wege zur Klosterschule eine Stimme, die mir sagte: "Dein dummer Gehorsam führt dich doch nicht zum Ziel!" Nach diesen Worten hörte ich ein fernes, furchtbares Geheule um mich herum. Mit diesem Geheule verschwanden aber auch urplötzlich alle meine Seelenleiden, so daß ich den zweiten Tag der heiligen Exerzitien mutig und gottergeben beginnen konnte.

Das Jesuskind ist auch an diesem zweiten Tag gar oft zu mir gekommen, aber nicht mehr mit dem Segensspruch: "Der Friede sei mit dir", sondern mit den Worten: "Der Wille meines Vaters ist heilig!" Hieraus sehe ich, daß dies Seelenleid, diese Prüfung, die ich am ersten Tag der Exerzitien durchgemacht hatte, im Willen Gottes oder wenigstens in seiner Zulassung gewesen war.

 

Dienstag, zweiter Tag der heiligen Exerzitien

Es war gegen Mittag. Abermals quälte mich der Gedanke: "Fahr doch lieber in deine Heimat nach Polen zurück! Schau, hier hält man dich für verrückt, für einen fertigen Narren." Um Gottes Willen ist es doch, dachte ich mir, viel verdienstvoller ein Narr zu sein, als klug und weise zu sein, da mich letzteres hochmütig machen könnte, während mich das erste demütigt. Nur durch Demut kann ich Gott die Ehre geben. Jeder böse Gedanke war auf einmal verschwunden.

Heute kam das Jesuskind während der Heiligen Messe wie gewöhnlich, auch dann, als ich mich auf die Kommunionbank kniete. Ich meine, man wird nichts bemerkt haben, da sich das Jesuskind nur kurz zeigte und sofort verschwunden war. Das ist wieder ein kleiner Trost für mich, wenn es niemand bemerkt hat Euer Hochwürden! An diesem zweiten Tag bin ich ein wenig ergebener in Gottes heiligem Willen und ich glaube, erst dann wird der liebe Gott meinen Wunsch, verborgen zu bleiben, erfüllen, wenn ich in alles ergeben sein werde. Euer Hochwürden! Das liebe Jesuskind hätte sicherlich nicht sofort zu mir zu kommen brauchen, als ich doch so schrecklich gegen den heiligsten Willen Gottes gekämpft habe. Daraus erkenne ich wieder, wie unendlich gütig Gott der Herr ist, daß er mir trotz all meines Eigensinnes nicht fernbleibt, sondern wie ein gütiger Vater das trotzige Kind immer und immer wieder liebevoll aufsucht, um es zu trösten. Euer Hochwürden!

 

Gestern, am Dienstag, dem 15.09.1947, kam das Jesuskind zu mir, als ich abends ganz alleine im Schlafzimmer war. Ich wagte ihm zu sagen: "Liebes Jesuskind! Komm nicht so oft zu mir. Man will es mir ja sowieso nicht glauben, daß du es wirklich bist, der mir erscheint." Seine Antwort lautete: "Meine Schwester! Im ewigen Ratschluß meines Vaters ist es bestimmt worden, daß du in dieser Zeit eine Erleichterung der am Seelenheil arbeitenden Kirche sein sollst. Die Zeit rückt immer näher! Eine schwere Aufgabe steht dir bevor! Fürchte dich nicht! Ich segne dich." Nachher verschwand das Jesuskind. Nun weiß ich nicht, was mir noch bevorsteht. Was ich bisher schon mitgemacht habe, weiß ich wohl, aber was noch auf mich wartet, das weiß ich leider nicht. Das Jesuskind soll mir ein starker Helfer sein. Jetzt bin ich schon ein wenig ergeben in alles, was noch über mich kommen mag. Leicht ist es mir nicht, doch ich will sühnen, gerne sühnen den Unglauben und die Sünden der Welt, aber auch den Unglauben und die Sünden der Gottesauserwählten, da solche viel größere Verantwortung tragen. Ach, wie tun sie mir leid! Ich wäre sofort auch gerne bereit, das ganze Martyrium oder Leiden für diese auf mich zu nehmen, um jenen Verzeihung beim lieben Gott zu erflehen; doch ist und bleibt aber die gerechte Gerechtigkeit des Vaters heilig, sowie das Jesuskind sagte.

 

17.04.1947 – Donnerstag

Heute kam das Jesuskind wie gewöhnlich während der Heiligen Messe. Nachmittags, als ich nach der heiligen Beichte zum Altar ging, um dem lieben Gott zu danken für die Gnade der heiligen Beichte, da kam mir das Jesuskind mit ausgebreiteten Armen entgegen. Es kam mir so vor, als käme Es durch eine wunderschöne, voll bunten Blumen blühende Wiese dahergelaufen. Sehr schnell war es bei mir, umarmte mich und sprach: "Alles, meine Schwester, ist dir vergeben." Was da um mich geschah, weiß ich nicht. Als ich zu mir kam, sah ich mich wieder in der Kapelle vor dem Altare knien. Eine liebe Mitschwester, die in der kleinen Bank vorne saß, neigte sich zu mir und sagte: "Beten Sie auch für mich!" An diesen Worten erkannte ich, daß ich in der Kapelle war. Mein Herz schlug mir so stark, daß ich nicht länger knien konnte. Es war am Vormittag nach dem ersten Vortrag. Euer Hochwürden! Hieraus erkenne ich, wie gut der liebe Gott ist, wenn er nur ein wenig guten Willen sieht. Ich bemühte mich, vor der heiligen Beichte eine gute Reue über meine Sünden zu erwecken. Trotzdem war ich unruhig, als ob meine Beichte nicht vollständig gewesen wäre. Vielleicht hat mich deswegen das Jesuskind umarmt und das Wort gesagt: "Alles ist dir vergeben", weil es die Ursache meines Herzens schon vorauskannte. Es ist nun schon immer so bei mir, anstatt Reue vor der heiligen Beichte über meine Sünden zu haben, ist mein Herz voller Freude, daß ich wieder den Tag erlebe, an dem ich beichten und mich vor dem lieben Gott demütigen darf. Diese Exerzitien waren mir, Euer Hochwürden, gar nötig, damit ich erkenne, daß die Welt ohne Sünde sein könnte, wenn sie nur den heiligen Willen Gottes getreu erfüllen würde, denn was sind denn die Gebote Gottes anderes, als der Wille Gottes, und wenn der Christ nach den zehn Geboten Gottes leben würde, erfülle er den heiligsten Willen Gottes. Und welche Einstellung sollte ich erst als Ordensfrau in Bezug auf den heiligsten Willen Gottes haben! Darauf weiß ich keine andere Antwort als nur die: Vater, nicht wie ich will, sondern wie du willst! Was wäre aus uns geworden, wenn Jesus, der Sohn Gottes, nicht am Ölberg gesagt hätte: "Fiat ..." Und wie oft habe ich seit der Osterwoche mit dem Willen des Himmlischen Vaters gehadert! Das Jesuskind nennt mich so lieb 'Meine Schwester', und wie oft habe ich gefehlt, wenn ich immer sagte: "Liebes Jesuskind! Ich will nur das, und das andere will ich nicht." Jetzt sehe ich ein, daß mir noch vieles fehlt, um nach dem Willen Gottes leben zu können. Wenn ich auch bisher noch nicht die Worte sagen konnte – es möge über mich alles kommen, was der liebe Gott an mir tun will! So will ich doch wenigstens nicht mehr die Worte von früher gebrauchen: "Heiland, alles, nur dies und jenes nicht!" Mit solch sündhaften Reden habe ich dem lieben Gott seine Wege vorschreiben wollen. Ich sehe es ein, es war nichts anderes, als nur der versteckte Stolz, den ein richtiges Kind Gottes überhaupt nicht kennt. Wie oft hat mir das Jesuskind schon gesagt: Ein Kind mußt du sein! Ach, wieviel muß ich noch an mir arbeiten, um wirklich ein Kind zu sein. Alleine werde ich wahrlich gewiß nichts zustandebringen. Hochwürden! Nur mit der Gnade Gottes und durch Ihr Gebet kann ich einer inneren Umwandlung sicher sein. Damit mir die heiligen Exerzitien reichliche Frucht bringen, empfehle ich mich nochmals Ihrem Gebet.

 

19.04.1947 – Samstag

Am heutigen Tage, dem Schluß der heiligen Exerzitien, nachdem ich schon um 4.00 Uhr aufgestanden war und um 4.15 Uhr in die Kapelle ging, kam mir bereits im Hof das Jesuskind entgegen. In der Heiligen Messe um 4.30 Uhr erschien Maria nach dem heiligen Evangelium. Erst heute habe ich ganz deutlich bemerkt, was für ein Kleid die Gottesmutter trägt, ein weißes Kleid und einen weißen Schleier. Auch habe ich es schon einige Male gesehen, daß Maria einen blauen Mantel anhatte. Heute habe ich auch erkannt, daß das Kleid silbrig glänzte. Es war, als würde die Gottesmutter über einem Silberkleid ein feines, ganz dünnes, weißes Seidenkleid angezogen haben. Es sah "matt-silber" aus. Ihr Schleier war ebenso. Um ihr Haupt und um ihre Stirn hatte sie einen schmalen Reif, der ungefähr drei cm breit war. Ich habe nicht bemerkt, ob dieser Reif auch irgendeine Verzierung hatte. Der Reif war von einer matten Goldfarbe. Auf ihren Armen trug Maria wie gewöhnlich das Jesuskind. Das Kleidchen des lieben Jesuskindes war wie aus Gold. Es sah aus, als ob auch das Jesuskind ein dünnes, feines, weißes Seidenkleidchen darübergezogen hätte – ebenso wie die Gottesmutter. So sah Maria in allen drei heiligen Messen aus, und jedesmal kam sie zur selben Zeit und blieb bis zur Wandlung. Nachmittags, als wir gemeinsam den Rosenkranz beteten, kam Maria zum vierten Mal. Wann Maria erschien, weiß ich nicht. Als ich wieder zu mir kam, betete man bereits das vorletzte Gesetzchen des heiligen Rosenkranzes.

 

Heute, am Sonntag, dem 20.04.1947, kam das Jesuskind in allen Heiligen Messen wie gewöhnlich. Als das Jesuskind vor der heiligen Kommunion kam, vertraut es mir ein Geheimnis an, das ich niemandem sagen darf. Auch Ihnen nicht, Hochwürden. Auch darf ich nicht sagen, worauf sich dieses Geheimnis bezieht. Es ist schrecklich! Vielleicht bin ich dabei vor Schreck zusammengezuckt, doch ich weiß es nicht mehr. Ich bin auch der Meinung, heute nicht bemerkt worden zu sein. Euer Hochwürden! Wann wird denn für mich der frohe Ostermontag kommen, da ich noch immer in der traurigen Karwoche bin? Wie oft konnte ich doch früher so recht von Herzen lachen? Und jetzt, wenn sich mir auch nur einmal der Mund zum Lachen verziehen sollte, blutet mir das Herz. Ich hatte die ganzen elf Jahre keinen anderen Wunsch gehegt, als nur den einen "verborgenbleiben zu können". Jetzt aber wissen es schon so viele! Ach, wie oft seufze ich unter der Last dieses Kreuzchens: "Gott, mein Gott, warum hast du mir das angetan?" Hätte ich den Wunsch, verborgen zu bleiben, nicht in mir gehegt, so hätte ich jetzt gewiß nicht so viel darunter zu leiden. Ich sehe es ein, daß dies alles nur mein Eigenwille war. Das Jesuskind will hingegen, daß ich gar keinen Eigenwillen habe.

 

Gestern Abend, den 24.04.1947, als ich das Schlafzimmer betrat, kam das Jesuskind auch sofort zu mir. Mir war es so schwer zumute, daß ich mich danach sehnte, wenigstens ein Weilchen von niemandem gesehen zu werden, und um mich ein wenig ausweinen zu können. Vor dem Jesuskind konnte ich das doch auch nicht tun. Das Jesuskind war so froh gestimmt, daß ich es zu fragen wagte: "Liebes Jesuskind! Im Interesse der neuen Sühnekongregation könntest du mir nicht sagen, wer denn der neue Bischof sein wird? Schau, man (i. e. Pf. Olsovsky, Dr. Hrucirik, P. Heger) würde mir dann eher glauben, daß du wirklich mit mir verkehrst und sprichst." Daraufhin wurde das Jesuskind sehr ernst. Nach einer Weile sprach Es: "Meine Schwester! Ich bin nicht gekommen, um den Stolz und Hochmut derjenigen zu unterstützen, die denen gleichen, die da sagten: Weissage, wer dich geschlagen hat! Steige herab vom Kreuze, dann wollen wir an dich glauben. Meine Schwester! Ich komme bloß, um meine Auserwählten im wahren Glauben zu stärken, und um sie für das Ewige Leben zu bewahren."

Sehr ernst verschwand das Jesuskind vor meinen Augen, so daß ich jetzt viel Grund zum Weinen hatte, da ich dachte, durch meine neugierige Frage das liebe Jesuskind betrübt zu haben. Jetzt erst konnte ich mich ausweinen, und ich weinte und weinte, bis ich endlich vor Müdigkeit einschlief. Des Nachts erwachte ich, und das Jesuskind war auf einmal bei mir. Es sagte: "Der Friede sei mit dir" und streckte seine Händchen aus, als wenn es mich segnen wollte, verschwand dann aber sogleich wieder. Euer Hochwürden! Über diese erste Antwort des Jesuskindes bin ich ganz enttäuscht. Ich kann es mir überhaupt nicht erklären, was es gemeint hat. Ich denke mir, ich muß noch sehr hochmütig und stolz sein, sonst hätte mir doch das Jesuskind so etwas nicht gesagt! Ich sehe ein, daß ich nicht nur an meiner Ergebung in Gottes heiligstem Willen arbeiten muß, sondern auch an meinem Hochmut. Jeden Tag sehe ich klarer, wieviel mir noch fehlt. Ich will mich bessern, doch ohne Ihr Gebet könnte ich gar nichts tun. So bitte ich in dieser Meinung um Ihr Gebet.

 

26.04.1947 – Samstag

Euer Hochwürden! Heute kam Maria zum "Credo" zu mir und zwar mit dem Jesuskind auf den Armen wie gewöhnlich. Auch in der zweiten Heiligen Messe erschien Maria zur selben Zeit. Beim dritten Mal kam sie nach der heiligen Beichte, sagte aber nichts. Als ich mich hinsetzte, um ein wenig auszuruhen, kam das Jesuskind. Ich wagte zu fragen: "Schau, liebes Jesuskind, es ist mir so schwer, daß mich mein geistiger Vater jeden Tag immer extra kommunizieren läßt. Lass doch, ich bitte dich, alles Auffällige an mir vorübergehen. Ich kann es nicht länger ertragen. Du kannst ja weiter zu mir kommen, wie in den vergangenen elf Jahren. Nur laß dieses Kreuz an mir vorübergehen." Als ich das gesagt hatte, schaute mich das Jesuskind sehr ernst an, dann sprach es: "Meine Schwester! Der Wille meines Vaters ist heilig. Sprich mir nach: Vater, nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!" Nachdem ich dem lieben Jesuskind dies nachgesagt hatte, breitete Es die Händchen aus, als wenn Es die ganze Welt umfassen wollte. In dieser Haltung verschwand das Jesuskind.

 

03.05.1947 – Samstag

Heute kam Maria während der ersten Heiligen Messe nach dem heiligen Evangelium zu mir. Während der zweiten Heiligen Messe kam Maria erst nach der heiligen Wandlung und zwar ohne das Jesuskind. Sie hatte ihre Hände über die Brust gekreuzt und so beteten wir beide den lieben Heiland an. Beide Male aber sagte Maria nichts zu mir. Als Maria nachmittags nach der heiligen Beichte erschien, kam sie wiederum ohne das Jesuskind. Sie trug abermals den blauen Mantel; ihre Hände aber hatte sie nicht über die Brust gekreuzt, sondern ausgestreckt, als wenn sie mich segnen wollte. Sie sprach dann zu mir: "Mein Kind! Sei nicht traurig! Ich kenne doch deine Leiden. Es kommen noch größere Leiden über dich. Ich, deine Mutter, segne dich, fürchte dich nicht!"

Nach diesen Worten ist ein Feuerstrahl von ihr ausgegangen, der auf mich fiel. Es war so, als wenn Maria wie im Feuer geleuchtet hätte, als wenn Strahlen von ihr auf mich fielen. Ich erschrak sehr dabei. Im selben Augenblick war Maria auch schon fort. Ich selbst sah mich wieder vor dem Altar in der Kapelle knien.

Euer Hochwürden, von jetzt an fühle ich mich wieder wie ein ganzer Mensch. Alle Furcht, Mißmut, alle Traurigkeit sind mit einem Mal verschwunden. Erst jetzt kann ich von Herzen sagen: "Vater, nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!" Jetzt erst, nach Wochen schrecklichen Seelenkampfes kehrt der Frohmut wieder zurück. Ich will, Euer Hochwürden, nicht mehr traurig sein. Ich will schon alles über mich ergehen lassen, was nur der liebe Gott von mir will. Auf diese Art und Weise will ich sühnen. Es macht mir von jetzt an gar nichts mehr, wenn ich auch als hysterisch oder gar für verrückt gehalten werde, so will ich es doch aus Liebe zu Gott ertragen. Selbst dann, wenn mir niemand glaubt. Die Hauptsache ist, daß der liebe Gott mir nicht zürnt, weil ich seine Gnaden mit so einem Mißmut und Widerwillen angenommen habe. Ich sehe nun, daß ich die Verdemütigungen, die damit verbunden waren, gefürchtet hatte. Der Mensch ist ein schwaches Geschöpf. Die Gnaden möchte man schon gerne aus der Hand Gottes annehmen, wenn sie nur nicht mit Opfern und Verdemütigungen verbunden wären. Jetzt will ich alle, alle Verdemütigungen und Opfer ruhig ertragen, um dieser unverdienten Gnaden würdig zu sein. Diesmal wurde ich auch von dem Gedanken geplagt, daß ich Ihnen nicht mehr aufschreiben sollte, was ich im Verkehr mit dem Jesuskind und der Muttergottes erlebe. Doch auch in dieser Sache will ich meine eigenwillige Natur zum Schweigen bringen. Auch will ich das tun, was ich nicht will. Mit meinem Verzicht auf den Eigenwillen kann ich ja dem lieben Gott nur Freude machen, und jetzt mag ich nur das, was der liebe Gott haben will, selbst dann, wenn es mir das Leben kosten sollte. Euer Hochwürden! Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, daß ich das Jesuskind und die Muttergottes von Tag zu Tag immer schöner und schöner sehe. Es geht mir schon ihr Glanz so auf die Augen, daß sie sich, nachdem ich das Jesuskind und die Muttergottes geschaut habe, gar oft mit Tränen füllen.

 

05.05.1947 – Montag

Heute kam das Jesuskind wie immer vor der heiligen Kommunion, und in der zweiten Heiligen Messe kam das Jesuskind zur Opferung. Nach der Priesterkommunion kam das Jesuskind nicht mehr. Selbst während des ganzen Tages zeigte sich das Jesuskind kein einziges Mal mehr, selbst am Abend nicht. Euer Hochwürden! Da können Sie sich denken, wie es mir zumute war. Vor lauter Sehnsucht nach dem Jesuskind konnte ich nicht einmal weinen. Mein Herz blutete vor wehmütiger Sehnsucht nach dem Jesuskind, doch es ließ mich allein. Abends konnte ich nicht einschlafen, da ich mir dachte, das Jesuskind kann immer noch kommen, doch ich wartete vergeblich. Vor Müdigkeit schlief ich endlich ein. Des Nachts wachte ich jede Weile auf und sah mich um, ob ich nicht irgendwo das Jesuskind erblickte, jedoch vergeblich. Ungeduldig wartete ich aufs Wecken. Doch das Jesuskind erschien auch dann nicht. Selbst, als ich aufgestanden war und in die Kapelle ging, zeigte es sich nicht. Oh, wie sehnte ich mich doch nach dem Jesuskind! Erst kurz vor der heiligen Kommunion kam es. Ich wollte das Jesuskind fragen, warum es so lange nicht gekommen sei, doch ehe ich dazu kam, verschwand es wieder. Oh, wie froh, war ich doch, als das Jesuskind kam. Auch nach der heiligen Kommunion kam es wie immer und ebenfalls auch in den folgenden beiden Heiligen Messen. Als das Jesuskind nach dem heiligen Evangelium erschien, sagte Es: "Meine Schwester! Diese Strafe hast du dir selber verdient, da du die Gnaden mit so einem Trotz und Widerwillen angenommen hast. Glaubst du es? Sag, steht es denn nicht in meiner Macht, dich für deinen Trotz zu strafen? Im ewigen Ratschluß meines Vaters ist es bestimmt worden, dich auf große Gnaden vorzubereiten, und du möchtest die Pläne des Vaters mit deinem Eigenwillen durchkreuzen? Sprich mir nach: Vater; es geschehe in allem Dein heiligster Wille!" Nachdem ich die Worte dem lieben Jesuskind nachgesprochen hatte, machte Es mir ein Kreuzchen auf die Stirn und verschwand.

Als ich vormittags an der Nähmaschine saß und nähte, kam das Jesuskind gar oft. Einmal faßte ich den Mut und fragte: "Liebes Jesuskind! Schau, ich will schon nicht mehr eigensinnig und trotzig deinen heiligen Gnaden entgegengehen. Ich will alles, was du von mir verlangst. Ich sehe ein, daß es nur mein Stolz war, weil ich die Urteile der Menschen fürchtete. Schau, jetzt kannst du schon mit mir machen, was du willst. Ich will schon zu allem still sein. Wenn es nur der Wille des Vaters ist, so kannst du auch ein größeres Wunder an mir tun. Sein heiligster Wille soll an mir geschehen." Daraufhin blickte mich das Jesuskind sehr freundlich an und sprach: "Meine Schwester! Das größte Wunderwerk und Zeichen meines Vaters mit dir wird meiner heiligen Kirche für ewige Zeiten die neue Ordensfamilie sein. Fürchte dich nicht! Den Weg des Kreuzes bin ich gegangen; an demselben sollst auch du teilnehmen." Nach diesen Worten kam das Jesuskind, nachdem es kurz verschwunden war, immer wieder.

 

11.05.1947 – Sonntag

Heute Abend, als das liebe Jesuskind zu mir kam, sagte ich: "Liebes Jesuskind! Wie ist denn das zu verstehen, als du sagtest: das größte Wunderwerk ... Ich weiß auch nicht mehr recht, was du weiter gesagt hast. Könntest du mir dieses nicht erklären?" Das Jesuskind blickte mich mitleidig an, dann sprach es: "Meine Schwester, nur für kurze Zeit ist dir ein Leben beschieden. Zum Andenken, daß ich es bin, der mit dir verkehrt, soll nach dem Ratschluß des ewigen Vaters für ewige Zeiten die neue Ordens- und Sühnefamilie bestehen! Wehe denen, die nicht daran glauben, daß ich mit dir verkehre! Menschen suche ich, nach Menschen rufe ich, Menschen vertraue ich die Geheimnisse des ewigen Vaters an; Menschen sind es, die meine Gnaden abweisen; Menschen sind es, die sich als undankbare Geschöpfe erweisen." Nach diesen Worten füllten sich dem Jesuskind die Augen mit Tränen und es verschwand. Euer Hochwürden! Wie schwer wurde es mir ums Herz, als ich daran dachte, daß man mir nicht einmal trotz des Eides, den ich geleistet hatte, glauben will, obwohl ich doch geschworen hatte, nur die Wahrheit zu sprechen. Euer Hochwürden! Wie schwer sind doch die Menschen zu überzeugen. Leichter ist es, die Heiden zu bekehren, als so manche, denen selbst die Geheimnisse Gottes anvertraut wurden, zu überzeugen. Für mich ist es gut, daß ich über diese beim Jesuskind nicht klagen muß, da ja das Jesuskind von allem weiß. Es weiß auch, was ich leide, denn nicht umsonst sagte das Jesuskind das "Wehe-Wort" über seine Berufenen: "Solche hätten besser getan, wenn sie dem Gnadenruf nicht gefolgt wären!"

 

Euer Hochwürden, am Montag, dem 12.05.1947 kam das Jesuskind wie immer. Auch Maria erschien während der Heiligen Messe. Es war gerade nach der Priesterkommunion. Da erschien erst nur einen kurzen Augenblick das Jesuskind, sogleich war aber auch Maria da. Sie trug wieder den blauen Mantel, ihre Hände hatte sie über die Brust gekreuzt und sprach zu mir sehr traurig: "Kind! Bete um die Bekehrung der Welt, denn die Zeit der Prüfung ist nahe!" Nachdem sie das gesagt hatte, breitete sie ihre Hände aus, als wenn sie die ganze Welt umfassen wollte. In dieser Haltung verschwand sie.

 

Heute, am 14.05.1947, kam das Jesuskind wie immer während aller heiligen Messen. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr ist das Jesuskind wahrscheinlich zum 'Paternoster' gekommen. Ich weiß es nicht mehr genau, wann es war, da erschien Maria. Sie trug ein weißes Kleid und wiederum den blauen Mantel, über den der weiße Schleier vom Kopf bis zur Erde reichte. Ihre Hände hatte sie über die Brust gekreuzt. Sie blickte mich mitleidig an und sprach: "Mein Kind! Die Prüfungs- und Leidenszeit für dich hat den Anfang genommen, aber das Ende wird dauern. Du mußt für die Bosheit der Welt leiden. Buße tun ist deine Pflicht. Fürchte dich nicht! Ich, die Mutter, segne dich!" Nach diesen Worten breitete Maria ihre Hände aus, als wenn sie die ganze Welt segnen wollte. In dieser Haltung verschwand sie. Euer Hochwürden! Oh, wie gerne möchte ich meinem früheren Bußleben nachgehen. Es fällt mir sehr schwer, daß ich hier nicht das tun kann, was ich früher getan habe. Wenn wir doch nur schon die Bewilligung zur Ordensgründung bekämen! Dann könnte mich niemand mehr von meinem Bußleben abhalten. Ich wäre dann nur dazu da, um mich aus Liebe zu Gott und den Menschen in der Buße zu verzehren.

 

Samstag, den 17.05.1947 erschien das Jesuskind während der Heiligen Messe um 5.00 Uhr zum "Credo". Nach der heiligen Wandlung, es mag so beim "Paternoster" gewesen sein, erschien die Muttergottes. Sie trug wieder den blauen Mantel und hatte ihre Hände über die Brust gekreuzt. Zweimal sprach sie mich an und sagte: "Mein Kind!" Und nach einer Weile wieder: "Mein Kind!" Dabei tat sie so, als wenn sie sich nicht traute, weiter zu sprechen. Endlich sagte sie zu mir: "Eine große Gefahr droht der heiligen Kirche aus dem Osten! Bete für die Bekehrung Rußlands, damit die drohende Hand des Vaters nicht die Menschen von der Erde vertilge! Wenn sich die Menschheit nicht bekehrt, so trifft sie die gerechte Gerechtigkeit. Dann waltet keine Barmherzigkeit mehr!" Nachdem Maria das gesagt hatte, streckte sie die Hände weit aus und segnete die ganze Welt, und in dieser Haltung verschwand sie.

 

Heute, Sonntag, den 18.05.1947, kam das Jesuskind wie gewöhnlich nach der Heiligen Messe um 7.00 Uhr. Während des Segensliedes ("Vital, vetaj") erblickte ich auf einmal statt der Monstranz das Jesuskind auf dem Altar. Ich hörte das Segenslied singen und wußte auch alles, was um den Altar herum geschah. Und als Sie, Hochwürden, die Stufen hinaufgingen, um den heiligen Segen zu erteilen, verschwand plötzlich das Jesuskind. Es hatte seine Händchen ausgestreckt, wie ein Neupriester es tut, wenn er den Primizsegen erteilt. Euer Hochwürden, am Nachmittag, als ich mich ins Arbeitszimmer gesetzt hatte, um ein wenig auszuruhen, kam das Jesuskind. Es war diesmal sehr froh gestimmt, daher wagte ich zu fragen: "Liebes Jesuskind! Warum kommt die Mutter manchmal im blauen Mantel zu mir?" Das Jesuskind sah mich freundlich an und sagte: "Meine Schwester! Ich habe es dir doch schon einmal gesagt, daß sie die Mutter ist. Zum Zeichen dafür trägt sie den blauen Mantel. Auch dann kommt sie im blauen Mantel, wenn sie als Mutter eine Forderung an dich stellen will. Fürchte dich nicht, meine Schwester! Sie hat dich lieb!" Nach diesen Worten verschwand das Jesuskind. Euer Hochwürden! Maria kam während der Heiligen Messe um 6.00 und um 7.00 Uhr zum heiligen Evangelium.

 

Heute, Donnerstag, den 22.05.1947, als das liebe Jesuskind in der Heiligen Messe um 5.00 Uhr zu mir kam, sagte es zu mir folgendes, ohne daß ich es gefragt hätte: "Meine Schwester! Sage auf die Frage diesem Priester (i. e. B. Vincene Majar, Kaplan in St. Bola, zuvor in Witkowitz), daß es die allwissende Allmacht des Vaters, die große Barmherzigkeit des gekreuzigten Sohnes und die glühende Liebe des Heiligen Geistes nicht zuläßt, daß eine Mutter, die ein Kind geboren und es für den Dienst des Allerhöchsten geschenkt hat, lange im Fegefeuer leiden muß, da eine jede Priestermutter sowohl in der Kirche die Zierde aller Mütter ist wie auch in der Ewigkeit, wo die ewige Liebe und Barmherzigkeit kein Ende kennt. So hat also eine Priestermutter kein langes Fegefeuer zu fürchten!" Nach diesen Worten verschwand das Jesuskind.

 

24.05.1947 – Samstag

Heute kam während aller Heiligen Messen nach dem heiligen Evangelium das Jesuskind; Maria kam nach der heiligen Wandlung. Sie trug ein weißes Kleid, den blauen Mantel, über denselben den weißen Schleier, der vom Kopf bis zur Erde herunterhing. In einer Heiligen Messe, ich weiß schon nicht mehr, in welcher es war, sagte Maria zu mir: "Mein Kind! Buße tun ist deine Pflicht!" Viermal erschien mir Maria an diesem Samstag, und als ich nach der heiligen Beichte in der Pfarrkirche weilte, kam Maria mit dem Jesuskind. Sie war weiß gekleidet, jedoch ohne den blauen Mantel. Sie reichte mir das Jesuskind zum Kusse. Dann verschwand sie.

 

Heute, am Pfingstsonntag, dem 25.05.1947, bin ich schon am frühen Morgen in Begleitung des lieben Jesuskindes in die Kapelle gegangen. Vor und nach der heiligen Kommunion erschien das liebe Jesuskind wie gewöhnlich. Als ich vor 6.00 Uhr in die Pfarrkirche ging, begleitete mich das Jesuskind. Bei der Heiligen Messe erschien es zum "Credo". Nach der heiligen Wandlung, ich weiß nicht zu welcher Zeit, kam Maria. Sie hatte ein weißes Kleid und wiederum den blauen Mantel, über welchem der weiße Schleier bis zur Erde herabhing. Die Hände hatte sie über die Brust gekreuzt und die Augen zur Erde gesenkt. Ein paar mal schaute sie mich an und tat so, als wenn sie mir etwas sagen wollte, sagte aber nichts. Mit einem mitleidigen Blick auf mich verschwand sie. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr kam das Jesuskind wieder zum "Credo". Nach der heiligen Wandlung, ich weiß wieder nicht zu welcher Zeit, kam Maria, wiederum weiß gekleidet, wie in der ersten Heiligen Messe. Sie sah mich liebevoll an und sagte: "Mein Kind!

Bete zum Vater um den Geist der Liebe für alle Völker! Sprich mir das folgende Gebet nach: "Ewiger Vater, im Staub der Erde bete ich, dein Kind, dich an und bitte dich um den wahren Geist, den Geist der Liebe, damit die Welt den vollkommenen Frieden finde. Vater, die Liebe ist dein Gebot. Den Frieden verkündete der armen Menschheit dein innigst geliebter Sohn Jesus. In seinem Namen bitte ich dich: schone deines Volkes! Vater erbarme dich! Buße tun ist meine Pflicht. Buße will ich tun. Schenk uns die Liebe, den Heiligen Geist, dann sind wir reich und brauchen nichts. Verzeihe uns Vater! Laß dich versöhnen! Um Erbarmen rufe ich der Menschheit wegen." Nachdem mich das die Muttergottes gelehrt hatte, verschwand sie.

Während der Heiligen Messe um 9.00 Uhr erschien das Jesuskind wie immer beim "Credo". Nach der heiligen Wandlung kam wiederum Maria und zwar in derselben Kleidung, ihre Hände abermals über die Brust gekreuzt. Sie betete mir nochmals das obige Gebet vor, und ich mußte es ihr wieder nachsprechen. Als wir mit dem Gebet fertig waren, breitete Maria ihre Hände aus, als wenn sie mich segnen wollte. In dieser Haltung verschwand sie. In der Heiligen Messe um 8.30 Uhr war alles so wie in der Heiligen Messe um 6.00 Uhr. So sah ich bis jetzt viermal die Muttergottes, das liebe Jesuskind dagegen sehr oft.

 

Heute, am Samstag, dem 31.05.1947, kam das Jesuskind schon am frühen Morgen, als ich um 4.45 Uhr in die Kapelle kam. Auch vor und nach der heiligen Kommunion kam es wie gewöhnlich. In der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam Maria mit dem Jesuskind auf den Armen sogleich nach dem Evangelium. Sie war ganz weiß gekleidet. Nach der heiligen Wandlung kam sie wieder, jedoch ohne das Jesuskind. Sie hatte ihre Hände über die Brust gekreuzt und zwar so, als wenn sie in tiefster Anbetung versunken wäre. Ihre Augen hatte sie niedergeschlagen. Einige Male sah sie mich an und jedesmal, als sie mich anblickte, fielen ihre Tränen wie Silberperlen zu Boden und Maria tat so, als wenn sie mir etwas sagen wollte, sagte jedoch nichts und verschwand. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr kam nach dem heiligen Evangelium das Jesuskind, nach der heiligen Wandlung Maria allein. Sie weinte wiederum. Es war sonst alles wie in der vorherigen Heiligen Messe, und Maria verschwand auch wieder weinend. Da können Sie sich, Hochwürden, denken, wie es mir zumute war, da ich ständig daran dachte, ob ich nicht die Ursache der Tränen der Muttergottes war. Am Nachmittag, nach der heiligen Beichte, erschien Maria zum vierten Mal. Sie hatte ein weißes Kleid an und auch den blauen Mantel. Sie kam ohne das Jesuskind. Sie hatte ihre Hände über die Brust gekreuzt und sagte zu mir: "Mein Kind! Nur durch die Buße kann die Welt Verzeihung finden. Warum willst du dieses Land verlassen? Willst du mich denn hier alleine lassen?" (Sr. Cornelia hatte große Versuchungen, Mähren zu verlassen und in die polnische Heimat zurückzukehren.) Nachdem Maria das gesagt hatte, fielen ihr die Tränen wie Silberperlen zur Erde. Auch ich mußte weinen und wollte der Mutter sagen, sie möge mit mir fortgehen.

Maria sprach darauf: "Mein Kind! Vergiß es nicht: 'Buße tun ist deine Pflicht!' Spott und Leid, die du erträgst, sollen eine Ehre für dich sein!" Euer Hochwürden! Nun weiß ich, daß ich daran schuld war, daß Maria geweint hat, denn ich habe mich doch eine Zeit lang fest mit dem Gedanken befaßt, nach Polen zurückzukehren. Ich war die Ursache der Tränen der Muttergottes, denn aus ihren Worten erkenne ich das.

 

01.06.1947 – Dreifaltigkeitssonntag

Heute war nichts Besonderes. Das Jesuskind kam wie gewöhnlich, einige Male jedoch ungemein traurig. Gewiß ist es auch nur wegen mir traurig gewesen. Wie schmerzvoll habe ich am 05.06.1947 das Fronleichnamsfest begangen. Als ich nämlich frühmorgens aufstand, fühlte ich mich sehr krank, so daß ich mir dachte: Ach, könnte ich nur einer heiligen Messe beiwohnen! Mit der Fronleichnamsprozession werde ich heute wohl überhaupt nicht mitgehen können, da ich vor lauter Schwäche am ganzen Körper zittere. Um so stärker fühlte ich mich allerdings dem Geiste nach, denn das Jesuskind machte mir beim Erwachen ein Kreuzchen auf die Stirne. Als ich die Kapelle betrat, kam mir das Jesuskind schon wieder entgegen. Vor und nach der heiligen Kommunion erschien mir das Jesuskind wie immer. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam das Jesuskind nach dem heiligen Evangelium; nach der heiligen Wandlung erschien auch Maria. Sie war wie in tiefer Anbetung versunken und sah mich einige Male an und tat so, als wenn sie mir etwas sagen wollte, sagte aber nichts. Sie war wiederum ganz weiß gekleidet. Die Augen auf mich richtend, verschwand Maria. Als ich zu mir kam, war die Heilige Messe schon weit fortgeschritten, denn die Schwestern kommunizierten bereits. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr kam das Jesuskind in der Pfarrkirche zur selben Zeit wie in der Heiligen Messe um 6.00 Uhr; desgleichen Maria. Während der Heiligen Messe um 8.00 Uhr erschien das Jesuskind nach dem heiligen Evangelium, Maria aber kam nicht mehr nach der heiligen Wandlung. Das Jesuskind erschien wie immer zur Priesterkommunion. Ich fühlte mich zwar noch sehr elend, jedoch brachte ich es nicht fertig, nicht mit der Prozession mitzugehen. Als wir mit der Prozession aus der Kirche herauskamen, kam mir das Jesuskind bereits entgegen. Beim ersten Fronleichnamsaltar war plötzlich Maria mit dem Jesuskind auf den Händen da. Als es verschwand, zogen auch wir wieder weiter. Auf dem Wege vom dritten zum vierten Fronleichnamsaltar zog das Jesuskind nicht mit. Erst beim vierten Altar erschien Maria wieder. Sie hatte das liebe Jesuskind auf ihren Händen liegen (ca. drei bis vier Monate alt). Es war ganz klein. Sie blickte mich liebevoll an und hatte die Hände mit dem Jesuskind emporgehoben. Das Jesuskind verschwand plötzlich aus ihren Händen. Ich sah jetzt nur Maria allein, ihre Hände waren ausgestreckt, als wenn sie mich segnen wollte. In dieser Haltung verschwand Maria. Hochwürden! Sicherlich hat da Maria die ganze Welt gesegnet. Da ich aber niemand um mich herum sah, meinte ich, Maria hätte mich nur allein gesegnet. Von dem vierten Altar an bis zur Pfarrkirche begleitete mich das Jesuskind den ganzen Weg. Vor der Kirche verschwand Es und kam nicht wieder. Erst während der Heiligen Messe um 10.30 Uhr erschien das Jesuskind wie gewöhnlich.

 

10.06.1947 – St. Margareta

Am Sonntag, dem 09.06. ist das Jesuskind wie gewöhnlich gekommen, doch ich kann mich gar nicht an die heilige Wandlung erinnern. Ich weiß mich nur an den Anfang der Heiligen Messe um 7.00 Uhr zu erinnern bis zum Evangelium; an weiter nichts. Erst das "Paternoster" hörte ich den Priester singen; dann war alles wie gewöhnlich. Das Jesuskind hatte seine Arme ausgestreckt, als wenn es segnen wollte. Während der Erstkommunionmesse um 9.00 Uhr erschien das Jesuskind wie immer. Als aber die Kinder zum ersten Mal kommunizierten, kam auch das Jesuskind und breitete seine Händchen so lieb aus, als wenn es alle Kindlein umarmen wollte. Die Kinder habe ich bei alledem nicht gesehen. Woher das liebe Jesuskind kam, weiß ich nicht, auch das nicht, ob Es über dem Altar war, oder woanders. Es war eben nur eine kleine Weile da und verschwand wieder. Am Sonntag Nachmittag war ich in meinem Zimmer ganz alleine. Da kam auch das liebe Jesuskind. Ich wagte es zu fragen: "Liebes Jesuskind! Was war denn das für ein Mann, der einstens nachts zu mir kam? War es vielleicht eine Arme Seele, oder war das alles nur ein Traum?" Das Jesuskind gab mir folgende Antwort: "Meine Schwester! Das war die Seele eines Selbstmörders, dem du vor 14 Jahren als Krankenschwester im Olbersdorfer Spital in seinem Todeskampfe beigestanden hast. Durch die kleinen Opfer, die du damals für ihn gebracht hast, ist seine Seele gerettet worden. Nach diesen Jahren des Fegefeuers ist er in den Himmel eingegangen. Zum Dank dafür hat ihm die allwissende Allmacht des Vaters erlaubt, dich zu besuchen. Fürchte dich nicht! Von nun an wird dich jetzt öfters eine solche Seele besuchen!" Mit den Worten: "Der Friede sei mit dir", verschwand das Jesuskind.

 

Am 18.06.1947 frühmorgens erschien mir die vor kurzem verstorbene Schwester M. Philomena (Werkspital Witkowitz) und sprach zu ihr in tschechischer Muttersprache. (Sr. Philomena, eine stille, kindlich fromme und arbeitsfreudige Seele, war 15 Jahre lang in der zahnärztlichen Abteilung des Witkowitzer Werkspitals beschäftigt.)

 

Euer Hochwürden! Heute am Feste des heiligen Aloisius, dem 21.06.1947, kam die Muttergottes, wie sie immer an Samstagen zu kommen pflegt, als ich in Begleitung des lieben Jesuskindes in die Kapelle ging. Auch vor der heiligen Kommunion kam das Jesuskind wie gewöhnlich. Nach der heiligen Kommunion erschien Maria ohne das Jesuskind. Sie hatte ihre Hände über die Brust gekreuzt und trug auch wieder den blauen Mantel. Sie sprach zu mir: "Mein Kind! Viele Leiden, schwere Prüfungen und große Verdemütigungen kommen über dich. Vergiß in deinem Leiden die im Schatten der Sünde schmachtenden Seelen nicht! Buße tun ist deine Pflicht!" Nachdem Maria dies gesagt hatte, verschwand sie. Da wir heute um 5.00 Uhr keine Heilige Messe hatten, war die erste Heilige Messe erst um 6.00 Uhr. Während derselben erschien nach dem heiligen Evangelium Maria und zwar mit dem Jesuskind auf den Armen. Jetzt trug sie aber keinen blauen Mantel. Sie war ganz weiß gekleidet und hatte auch wieder den Goldreif auf ihrem Haupt, wie ich sie früher schon einmal sah. Sie sprach zu mir: "Siehst du, mein Liebstes, mein Kind habe ich für die Menschheit geopfert. Auch du sollst, was dein ist, (nämlich) deinen Willen, die Leiden, die Prüfungen, Spott und Verdemütigungen dem Vater, dem Sohne und dem Heiligen Geiste zuliebe für die im Schatten der Sünde schmachtenden Menschen alles mit frohem Mut ertragen!" Nach diesen Worten sind ihr die Tränen wiederum wie Silberperlen über die Wangen zur Erde gerollt. Daraufhin verschwand sie. Hochwürden! Hat vielleicht Maria meinetwegen geweint? Vielleicht habe ich nicht alles so getragen, wie ich es sollte. Mir ist es furchtbar zumute. Ich möchte in diesen so traurigen Stunden am liebsten sterben. Ich weiß, daß ich gefehlt habe, da ich die Gnaden Gottes aus Furcht vor Verdemütigungen und Spott mit Widerwillen und Klagen angenommen habe. Es ist ein schrecklicher Undank Gott gegenüber, den ich mir zuschulden kommen ließ. Gott möge es mir verzeihen! Euer Hochwürden! Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr kam Maria mit dem Jesuskind nach dem Evangelium, sagte aber nichts und weinte auch nicht mehr. Auch bei der Arbeit erschien das Jesuskind sehr oft. Alles andere war wie immer.

 

23.06.1947

Euer Hochwürden! Heute erschien mir das Jesuskind vor und nach der heiligen Kommunion in den beiden Heiligen Messen. Als ich an der Nähmaschine saß und arbeitete, kam das Jesuskind auch einige Male. Es war heute gar froh gestimmt, daher wagte ich folgendes zu fragen: "Liebes Jesuskind! Möchtest du dich mir nicht wenigstens einmal in Lebensgröße beim letzten Abendmahl zeigen? Schau, es würden mir die Menschen vielleicht eher glauben, daß du es bist, der mit mir verkehrt." Das Jesuskind sah mich mitleidig an, dann sagte Es: "Meine Schwester! Im ewigen Ratschluß des Vaters ist es bestimmt worden; du sollst ein Kind sein und es auch bleiben! Dich das schauen lassen, was du willst, ist mir vom Vater nicht gegeben. Für dich sind andere Gnaden vorbehalten. Ich habe dir, meine Schwester, schon einmal gesagt: Ich komme als Kind zu dir, damit du Kind bleibst und so den Vater in kindlicher Einfalt anbetest. Ein Kind kann nicht ein Mönch, auch nicht ein Prophet sein, aber ein Prophet und ein Mönch kann Kind sein. Daraus sollst du lernen! Wenn ich dich in alle Geheimnisse des Vaters schauen lassen würde, könntest du nicht mehr nach dem Willen des Vaters Kind bleiben, denn dann würde dich die Allmacht und Weisheit des Vaters überschatten, und das kann die Welt nicht ertragen, und auch die Menschen von heute können dies nicht mehr ertragen!" Nach diesen Worten machte mir das Jesuskind ein Kreuzzeichen auf die Stirn, wobei es sagte: "Der Friede sei mit dir!" Dann verschwand es.

Da mir das Jesuskind so vieles, auch für mich so schwer verständliches gesagt hatte, vergaß ich fast alles. Als ich mir das Gemerkte aufschreiben wollte, habe ich nichts mehr von all dem gewußt. Ich hatte daher die Absicht, es nicht niederzuschreiben. Als jedoch das Jesuskind wieder erschien, konnte ich mich plötzlich an alle Worte erinnern. Ich habe wieder alles gewußt, ohne daß mir das Jesuskind dasselbe zum zweiten Mal gesagt hätte, und während ich alles Gehörte niederschrieb, kam das Jesuskind jede Weile und verschwand wieder. Einmal sagte ich zu ihm: "Liebes Jesuskind! Du hast mir heute so vieles gesagt, was ich überhaupt nicht verstehe." Seine Antwort daraufhin lautete: "Meine Schwester! Du mußt nicht alles verstehen. Daraus sollen die Menschen den Kindessinn sehen." Nach diesen Worten verschwand das Jesuskind.

 

Heute, am Feste Peter und Paul, dem 29.06.1947, erschien das Jesuskind vor und nach der heiligen Kommunion wie immer. Auch in allen Heiligen Messen kam das Jesuskind wie gewöhnlich. Nur während der Heiligen Messe um 9.00 Uhr weinte das Jesuskind. Ich fragte nach der Ursache der Tränen: "Weinst du vielleicht wegen meiner Sünden?" Das Jesuskind antwortete: "Meine Schwester! Ich weine, weil diejenigen, denen ich meine Geheimnisse geoffenbart und aus Gnade ihnen dieselben anvertraut habe, es wagen, mir die Wege, die ich jetzt durch die Welt gehen will, zu durchkreuzen. Ja, selbst meine Lieblinge sind es, die es wagen, auf die Wege, auf denen ich durch die Welt ziehen will, mir Steine vor die Füße zu werfen, damit ich meine Füße verletze und so nicht die Seelen erreiche, die ich suche, nach denen ich rufe, denen ich die Tränen nachweine." Und das Jesuskind schloß mit den Worten: "Sei du, meine Schwester, nur frohen Mutes! Betrübe dich nicht!" Nach diesen Worten streckte Es seine Händchen aus und segnete mich. Dann verschwand Es. Während der Heiligen Messe um 10.30 Uhr weinte es nicht mehr.

 

Am Mittwoch, dem 02.07.1947, Fest Mariä Heimsuchung, kam das Jesuskind schon am frühen Morgen, als der Wecker zum Aufstehen läutete. Dann begleitete mich das Jesuskind vom Schlafzimmer bis in die Kapelle. Von dem vielen Herumgehen in den letzten Tagen, als ich die Exerzitantinnen bedient hatte, fühlte ich mich so schwach, daß ich den Tag fürchtete. Wie werde ich es denn nur durchhalten, so dachte ich bei mir. Während meines Morgengebetes in der Kapelle machte mir das Jesuskind ein Kreuzchen auf die Stirn und verschwand. Auf einmal fühlte ich mich sehr stark und verspürte keine Müdigkeit mehr. Vor und nach der heiligen Kommunion kam das Jesuskind wie gewöhnlich. Während der Heiligen Messe um 5.00 Uhr kam Maria nach dem Evangelium und zwar mit dem Jesuskind auf den Armen. Sie sagte nichts, reichte mir aber das Jesuskind zum Kusse und verschwand. Als ich zu mir kam, war bereits schon wieder die heilige Wandlung. Nach derselben kam Maria, aber ohne das Jesuskind, ihre Hände über die Brust gekreuzt, bedeckt mit dem blauen Mantel. Einen Augenblick nur betrachtete ich Maria. Es war, als wäre sie in tiefster Anbetung versunken. Dann blickte sie mich liebevoll an und sprach: "Mein Kind! Dein Gebet, das ich dich lehrte, ist mir ein Trost und mir sehr lieb. Bete es dreimal täglich, in der Frühe, zum Mittag und am Abend! Und sei nicht traurig wegen der vielen Verdemütigungen und Prüfungen, die jetzt über dich kommen werden! Sprich mir nach: 'Vater, nimm mich an, als ein lebendiges, für die Menschheit dieser Zeit hingegebenes Schlachtopfer. Vater, dein Wille ist heilig. Es geschehe alles mit mir, wie du es willst! Dein Wille ist heilig!'"

Nachdem ich diese Worte wiederholt hatte, streckte Maria ihre Hände empor, als wenn sie etwas von oben auffangen wollte. Plötzlich erblickte ich auf ihren Armen das Jesuskind, Maria reichte es mir zum Kusse und verschwand dann mit den Worten: "Hochpreise deine Seele den Herrn!" Als ich zu mir kam, war die Heilige Messe bereits weit fortgeschritten, denn die Schwesternkommunion war zu Ende. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr erschien Maria nach dem heiligen Evangelium mit und nach der heiligen Wandlung ohne das Jesuskind. An diesem Feste sah ich Maria viermal.

 

07.07.1947

Heute kam das Jesuskind in der Heiligen Messe um 5.00 Uhr wie immer, auch vor und nach der heiligen Kommunion. Da wir ausnahmsweise keine Heilige Messe in unserer Kapelle hatten, ging ich nach dem gemeinschaftlichen Offizium in die Pfarrkirche. Unterwegs kam mir das Jesuskind entgegen, verschwand aber wieder. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr in der Pfarrkirche, wo der Redemptoristen-Neupriester P. Vitezslav Schneiderkov aus O.-Hrabuvka, die zweite Heilige Messe für ein verstorbenes Mütterchen feierte, habe auch ich die Heilige Messe für die verstorbene Priestermutter aufgeopfert. Nach dem heiligen Evangelium kam das Jesuskind zu mir und sprach: "Meine Schwester!

Es ist nicht nötig, daß man für die Seele der verstorbenen Mutter dieses Priesters Opfer darbringt und für sie betet, da sie in dem Augenblick, als die Hände ihres Kindes zu Priesterhänden geweiht und gesalbt wurden, in Begleitung vieler Seelen und unter großem Jubel in den Himmel einging." Nach diesen Worten verschwand Es. Als ich zu mir kam, war das Jesuskind schon wieder da. Während des Tages erschien gar oft das Jesuskind.

 

Als Maria am Samstag, dem 12.07.1947, zum vierten Mal zu mir kam, wollte ich ihr sagen, daß ich alles, was sie mir morgens gesagt hatte, vergessen habe. Ich brauchte es ihr allerdings gar nicht zu sagen, denn sie sprach zu mir: "Mein Kind, es ist gut so, daß du das vergessen hast." Sie sprach dann folgendes zu mir: "Mein Kind! Gnadenreich ist die Zeit, gnadenreich die Welt. Die Menschen ahnen und wissen es nicht einmal. Kurz dauert noch die Zeit. Ich will es verzeihen. Du mußt es ertragen. Ich bin die Mutter der Barmherzigkeit." Nach diesen Worten machte Maria ein Kreuzchen und verschwand. Sie war diesmal ohne Jesuskind gekommen und trug den blauen Mantel.

Gestern Abend, als ich schlafen gehen wollte, kam das liebe Jesuskind, wie es immer zu kommen pflegt, um mir den Nachtsegen zu geben. Ich fragte das Jesuskind: "Liebes Jesuskind! Was soll den das bedeuten, was mir deine Mutter am Sonntag gesagt hat? Mein geistiger Vater und auch ich verstehen diese Worte nicht." Seine Antwort: "Meine Schwester! In diesen Worten, die dir die Mutter das letzte Mal sagte, liegt ein großes Geheimnis verborgen, was noch vor den Augen aller auch verborgen bleiben soll. Du allein darfst nur dies Geheimnis wissen, über das dich die Mutter am 16.07.1947 aufklären wird." Nach diesen Worten machte mir das Jesuskind ein Kreuzchen auf die Stirn. Bevor das Jesuskind verschwand, sagte Es noch: "Der Friede sei mit dir!"

 

Gestern Abend, den 16.07.1947, als das Jesuskind zu mir kam, beklagte ich mich, daß ich jetzt gar nicht mehr während der Heiligen Messe beten kann, indem ich sagte: "Liebes Jesuskind! Warum ist das so, daß ich jetzt nicht viel von der Heiligen Messe habe, daß ich meistens nur bei den zwei Hauptteilen der Heiligen Messe gegenwärtig bin? So habe ich dann gar nichts von der Heiligen Messe, wenn mir die dazu vorgeschriebenen Teile fehlen." Das Jesuskind schaute mich liebevoll an. Dann sagte Es: "Meine Schwester! Morgen, während des heiligen Opfers werde ich dir sagen, was für dich das Opfer der Heiligen Messe ist."

 

Heute, Donnerstag, den 17.07.1947, kam das Jesuskind während der Heiligen Messe um 5.00 Uhr wie gewöhnlich, sagte aber nichts. Da wir in der Spitalskapelle keine Heilige Messe mehr hatten, ging ich in die Pfarrkirche, damit mir dort das Jesuskind sagen konnte, was es mir gestern zu sagen versprach. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam das Jesuskind, sagte aber nichts. In der Heiligen Messe um 7.00 Uhr sprach es zu mir: "Meine Schwester! Das Opfer deiner selbst ist angenommen worden. Zum Beweis dafür bist du gerade zu der Zeit, in der mein Kreuzesopfer erneuert wird, der Erde entzogen und nicht über dich selbst mächtig, da du Kind sein mußt. So muß der Wille des Vaters auch dein Wille sein. Beim Andenken meines Kreuzestodes darfst du wieder nach dem Willen des Vaters auf Erden gegenwärtig sein. Fürchte dich nicht, meine Schwester! Du darfst mir Trost auf Erden sein!" Mit den Worten: "Der Friede sei mit dir" verschwand das Jesuskind.

 

Als gestern Abend, am 20.07.1947, das Jesuskind zu mir kam, stellte ich folgende Frage: "Liebes Jesuskind! Wie ist denn das zu verstehen, als du sagtest: 'Beim Andenken meines Kreuzestodes darfst du schon auf Erden gegenwärtig sein?'" Seine Antwort lautete: "Meine Schwester! Nur wenige Menschen verstehen meine Sprache und du, meine Schwester, da du Kind sein sollst, soll der Glaube im heiligen Brot dich zum Stein, zum Felsen machen. Fürchte dich nicht! Ich will dich stärken!" Nach diesen Worten verschwand Es.

 

Heute, Samstag, am Fest der heiligen Anna, am 26.07.1947, kam das Jesuskind zum ersten Mal in der Frühe zu mir, als ich bereits um 4.45 Uhr in die Kapelle ging. Während der Heiligen Messe um 5.00 Uhr kam das Jesuskind nach dem heiligen Evangelium wie gewöhnlich. Nach der heiligen Wandlung erschien Maria ohne das Jesuskind. Ihre Hände hatte sie über die Brust gekreuzt und verhielt sich so, als wenn sie in tiefster Anbetung versunken wäre. Ihr Kleid war weiß, auch hatte sie wieder den blauen Mantel an. Eine überaus große Schar – gar nicht zu überblicken – weißer Gestalten war um die Gottesmutter herum, und all diese Gestalten waren in tiefster Anbetung versunken. Maria blickte mich liebevoll an, dann sprach sie zu mir: "Mein Kind! Siehst du diese Schar? In ihrem Namen hast du das Gebet, welches ich dich gelehrt, gesprochen. Auch in ihrem Namen betest du: 'Buße tun ist meine Pflicht; Buße will ich tun.' Diese Schar wird durch die Buße geheiligt werden." Nach diesen Worten streckte Maria ihre Hände aus, als wenn sie alle segnen wollte. In dieser Haltung verschwand sie dann. Vor und nach der heiligen Kommunion kam das Jesuskind wie immer. Während der zweiten Heiligen Messe erschien nach dem heiligen Evangelium Maria mit dem Jesuskind auf ihren Armen, sagte aber nichts. Ich hatte den Vorsatz gefaßt, von dem, was mir Maria heute gesagt hatte, Euer Hochwürden nichts zu sagen. Selbst beim Gebet in der Kapelle beschäftigte ich mich mit diesem Gedanken. Da erschien mir Maria, sah mich sehr ernst an und sprach: "Mein Kind! Du bist im Unrecht!" Nach diesen Worten verschwand Maria mit dem blauen Mantel. So blieb mir also nichts anderes übrig, als dies alles heute wieder schön niederzuschreiben, denn ich denke, aus diesem Grunde hat mir die Muttergottes diese Worte gesagt. Oder sollte es vielleicht etwas anderes sein? Ich kann es nicht verstehen, ich weiß nicht, was ich da denken soll.

 

Gestern, Mittwoch, dem Vorabend meines Profeßtages, am 30.07.1947, kam das Jesuskind weinend zu mir. Seine beiden Händchen legte Es auf meinen Kopf und sagte: "Meine Schwester! Von Ewigkeit her bist du ausersehen, meiner durch den Heiligen Geist geheiligten Kirche meinen Willen über das große Wunderwerk der neuen Sühnekongregation kundzutun. Verzage nicht, meine Schwester! Ich kenne deine Sorgen!"

Nachdem das Jesuskind dies gesagt hatte, löste es die Händchen von meinem Kopf und weinte sehr, so daß auch ich weinen mußte. Dann sprach das Jesuskind noch folgendes: "Sprich mir nach: 'Vater, dein Wille ist heilig. Es geschehe dein Wille an mir!'" Diese Worte mußte ich dem Jesuskind nachsprechen. Das Jesuskind weinte nun nicht mehr und verschwand mit den Worten: "Der Friede sei mit dir!" Euer Hochwürden! Das Weinen des Jesuskindes machte einen so starken Eindruck auf mich, daß ich, so oft ich daran denke, fortwährend weinen möchte. Danach habe ich, Euer Hochwürden, auch wieder den Mut gehabt, zum Herrn Dechanten Olsovsky zu gehen und ihn zu bitten, er möge für mich nach Olomone schreiben und nachfragen, wie weit es denn mit der Bewilligung der Kongregationsgründung sei. Von dem, was ich gestern, am 30.07.1947 mit dem Jesuskind erlebt hatte, erzählte ich jedoch nichts dem Herrn Dechanten. Ich wollte es ihm nicht früher sagen, bevor ich es Ihnen anvertraut hatte. Die Begegnung mit dem lieben Jesuskind hat in mir eine ganze Umwandlung bewirkt. An diese Stunde muß ich alle Weile denken, natürlich mit einem großen Seelenschmerz, so daß ich mich nicht der Tränen erwehren kann.

 

Heute, Samstag, den 02.08.1947, kam das Jesuskind zum ersten Mal zu mir, als ich morgens um 4.45 Uhr die Kapelle betrat. Während der Heiligen Messe um 5.00 Uhr erschien das Jesuskind nach dem heiligen Evangelium. Nach der heiligen Wandlung kam Maria ohne das Jesuskind. Sie hatte ein weißes Silberkleid an, wie ich es noch niemals gesehen hatte. Sie strahlte so sehr, daß ich von ihrem Glanze ganz geblendet war. Maria trug auch wieder den blauen Mantel, der bis zur Erde herabhing. Ebenfalls bedeckte sie ein weißer Silberschleier. Am Kopfe zierte sie eine schöne Goldkrone. Es war also kein Goldreif, wie ich ihn früher schon sah. Es war diesmal eine gar feine, mit schönen Verzierungen versehene Goldkrone. Ihr Kleid und ihr weißer Schleier waren also nicht mehr so silber-matt, wie ich sie früher immer zu sehen pflegte. Ich sah alles so silberweiß-glänzend und glitzern, daß ich nicht einmal auf die Augen der Muttergottes schauen konnte. Maria hatte diesmal ihre Hände weit und breit ausgestreckt, als wenn sie die ganze, große Welt segnen wollte.

Plötzlich erblickte ich Massen von Menschen an mir vorbeiziehen. In den Armen der Muttergottes sind sie dann alle meinen Blicken entschwunden. Von diesen Menschenscharen, die ich heute an mir vorüberziehen sah, war kein einziger Mensch weiß gekleidet. Sie hatten alle Kleider in verschiedenen Farben an, so, wie man die Menschen auf den Straßen herumlaufen sieht. Maria sah mich liebevoll an, dann sprach sie zu mir: "Mein Kind! Im Namen dieser Schar von Menschen hast du das Versprechen gemacht: 'Buße will ich tun' ... Ja, weil, Buße tun ist aller Pflicht!" Nach diesen Worten war alles verschwunden. Als ich wieder zu mir kam, kommunizierten die Schwestern bereits. Vor und nach der heiligen Kommunion kam das Jesuskind wie immer. Während der Heiligen Messe kam Maria mit dem Jesuskind nach dem heiligen Evangelium, dann erst wieder ohne das Jesuskind nach der heiligen Wandlung. In der Heiligen Messe um 7.00 Uhr erschien das Jesuskind wie immer.

Heute, am Porciunkulafest, ging ich von 11.30 Uhr vormittags in die Kapelle, um Ablässe für die Armen Seelen im Fegefeuer zu gewinnen und machte auch dabei die feste Meinung, einen Ablaß für die Seele des verstorbenen Herrn Erzbischofs (i. e. Dr. Leopold Precan) gewinnen zu wollen. Ich betete daher die zur Ablaßgewinnung vorgeschriebenen Gebete. Als ich mit ihnen fertig war, fühlte ich mich plötzlich ganz woanders, denn ich sah nichts mehr. Alles war auf einmal ganz schwarz vor mir. Plötzlich erblickte ich vor mir eine gebückte, alte, traurige und leidende Gestalt. Sein Antlitz war ganz bleich und eingefallen. Sein Kopf mit dem grauweißen Haar war von einer Bischofsmitra bedeckt. Diese Gestalt neigte sich und sprach: "Ich danke dir für das Gebet. Hier muß ich solange bleiben und leiden, bis zu der Zeit, wo das erste Heilige Meßopfer in der neuen Sühnekongregation gefeiert wird. Sage das aber niemandem!" Wie mir das gesagt wurde, erwachte ich und sah mich plötzlich wieder an meinem alten Platz knien, nämlich dort, wo ich vorher war. Um diese Tatsache zu beweisen (i. e. zu bekräftigen), unterschreibe ich es selber. 02.08.1947 Sr. M. Cornelia.

 

05.08.1947 – Fest Maria Schnee

Heute kam das Jesuskind zum ersten Mal morgens um 5.00 Uhr zu mir, gerade, als ich die Kapelle betrat. Das Jesuskind erschien bereits nach dem heiligen Evangelium und vor der heiligen Kommunion wie immer. Nach der heiligen Kommunion erschien Maria mit dem Jesuskind auf den Armen, reichte es mir zum Kusse und verschwand dann wieder. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr erschien das Jesuskind wie gewöhnlich nach dem heiligen Evangelium. Zur Priesterkommunion kam Maria mit dem Jesuskind auf den Armen. Sie reichte mir das Jesuskind abermals zum Kusse und verschwand sogleich wieder. Heute war ich nicht in der Heiligen Messe um 7.00 Uhr, denn der Herr Dechant Olsovsky rief mich zu sich ins Sprechzimmer. Erst nach der heiligen Wandlung kam ich in die Kapelle. Nach der Priesterkommunion erschien Maria mit dem Jesuskind, welches sie mir wiederum zum Kusse reichte, sagte aber nichts. Mir ist heute Maria jedesmal gar so schnell verschwunden. Tagsüber erschien mir einige Male das Jesuskind. Maria war heute jedesmal so herrlich, wie an Porciuncula.

 

06.08.1947 – Fest der Verklärung

Heute erschien mir das Jesuskind wie immer um 5.00 und um 6.00 Uhr, doch als Es nach der Priesterkommunion kam, war es wie durchsichtig, mit einem ganz besonderen Licht ganz durchleuchtet; so stark, daß ich Es nicht einmal anschauen konnte. Das Jesuskind sprach zu mir: "Meine Schwester!" In dem Augenblick, als Es dies gesagt hatte, konnte ich plötzlich wieder deutlich sehen. Es sagte dann weiter: "Dir ist die große Gnade gegeben, die Ehre des Heiligen Geistes wiederherzustellen. Du sollst im Namen der ganzen Welt Ihn ehren und die Menschen werden durch Ihn geheiligt werden. Sei frohen Mutes und verzage nicht!"

Nach diesen Worten streckte Es seine Händchen aus, als wenn es mich segnen wollte. In dieser Haltung verschwand es. Die obigen Worte hörte ich heute in der Sakristei; da die Heilige Messe bereits fortgeschritten war, ging ich nicht mehr in die Kapelle hinein, sondern blieb daselbst knien.

 

13.08.1947 – Mittwoch

Erst heute habe ich den Mut gefaßt, dem lieben Jesuskind mein Leid zu klagen. Ich sagte zu ihm: "Liebes Jesuskind! Ich fürchte mich schon vor den Tagen, an denen mein geistiger Vater zu den geistlichen Übungen fahren wird. Könntest du, liebes Jesuskind, mir nicht selbst die hl Kommunion bringen? Schau, ich fürchte jeden Priester, außer diejenigen, die du mir bezeichnet hast, welche ich nicht fürchten soll." Ich wollte dann noch weiterreden und fragen, ob ich den Pater Frantisek (i. e. Mayer) nicht zu fürchten brauchte, da unterbrach mich schon das Jesuskind und sagte: "Meine Schwester! Fürchte es nicht, daß der Wille des Vaters heilig ist und sein Wille ist es auch, daß du Kind bist und bleibst!" Nach diesen Worten verschwand das Jesuskind, so daß ich nicht mehr fragen konnte, und als es später wiederkam, brachte ich nicht den Mut auf, Es nochmals zu fragen, da ich wohl verstand, was es damit meinte.

 

15.08.1947 – Fest Maria Himmelfahrt

Heute erlebte ich etwas besonders Schönes. Beim Erwachen am frühen Morgen kam das Jesuskind mit der Botschaft: "Meine Schwester! Die Gnadenzeit für dich und die ganze Welt hat noch kein Ende genommen. Bereite dich auf große Leiden und Opfer vor! Meinetwegen wird vieles über dich kommen, was deiner Natur zuwider sein wird. Weine und zage nicht!" Nach diesen Worten machte mir das Jesuskind ein Kreuzchen auf die Stirn, dann verschwand ich. Als ich die Kapelle betrat, eilte mir das Jesuskind entgegen, sagte aber nichts. Als mir das Jesuskind vor der heiligen Kommunion erschien, da sprach es zu mir: "Meine Schwester! Gnadenvoll ist dein Leben und dein Leben ist Gnade. Fürchte dich nicht!" Ich wollte zum lieben Jesuskind sagen, ich könne es schon nicht mehr auf der Welt aushalten, es möge mich doch lieber schon zu sich nehmen, doch ehe ich es sagen konnte, war das Jesuskind verschwunden, und ich sah bereits P. H. mit der heiligen Kommunion vor mir stehen. Nach der heiligen Kommunion aber kam das Jesuskind nicht mehr. Plötzlich erblickte ich eine herrliche Gestalt vor mir, die heller als die Sonne strahlte. Ich konnte gar nicht erkennen, wer denn diese Gestalt war, da ich völlig geblendet war. Diese Sonnengestalt war wie von einer Wolke getragen. Auf einmal teilte sich die Wolke, und ich sah die Gottesmutter mit einer ungemein großen Schar weißer Gestalten, die sich alle vor der Sonnengestalt auf die Knie warfen und in tiefster Anbetung versunken waren. Maria war so gekleidet, wie ich sie immer sehe, also ganz weiß, jedoch ohne den blauen Mantel. Die andere Gestalt, die noch herrlicher war als Maria, hatte die linke Hand auf der Brust und die rechte ausgestreckt, als wenn sie segnen wollte. Maria hatte ihre Hände über die Brust gekreuzt und auf dem Kopf trug sie eine schöne Goldkrone. Es war kein Goldreifen wie früher. Eine Stimme hörte ich sagen: "Kind, an Gnaden reich ist dein Leben!" Nach diesen Worten entschwand alles meinen Augen. Die Sonnengestalt war eine schöne Jünglingsgestalt. Sie hatte bräunliches Haar; doch daß ich einen Bart gesehen hätte, das kann ich nicht sagen. Diese Vision wiederholte sich nämlich nicht mehr. Während der Heiligen Messe erschien das Jesuskind wie immer.

 

Am Sonntag, dem 17.08.1947, kam das Jesuskind in der Pfarrkirche während des heiligen Segens zu mir. Ich sah das Jesuskind anstatt der Monstranz. Ich wußte aber, was um mich herum geschah. Ich sah u. a. auch, wie das Jesuskind seine Händchen über den knienden Pater Frantesek Heyer, Kaplan in Witkowitz (jetzt Administrator in Hanusuvice) ausgebreitet hielt, als wenn Es ihn segnen wollte. Das Jesuskind blieb während der ganzen Litanei mir sichtbar anwesend. Erst bei den Worten "Beranku Bozc" verschwand das Jesuskind plötzlich.

 

21.08.1947 – Donnerstag

Heute, es mag so gegen 9.00 Uhr gewesen sein, kam das Jesuskind zu mir, wie es immer zu kommen pflegt. Ich sagte zum Jesuskind: "Liebes Jesuskind! Ich bitte dich, vermeide doch alles Auffällige an mir, wenn du (i. e. bei der heiligen Kommunion) zu mir kommst, so daß ich jederzeit so mit dir verkehren kann wie jetzt, wo ich alles um mich herum weiß. Auf diese Art kann ein Verkehr mit dir mich auch heiligen. Die Umgebung braucht ja doch nichts davon zu wissen, und ich könnte dann weiter verborgen bleiben und deinen heiligen Willen auch verkünden." Ich wollte dem Jesuskind noch mehr sagen, jedoch wurde das Jesuskind in diesem Augenblick sehr ernst und sagte zu mir: "Schweige, meine Schwester! Nach dem Willen des Vaters habe ich die Macht, dich ganz in meinen Besitz zu nehmen. Und der Wille des Vaters ist heilig. Daher ist es für dich die Pflicht, den heiligsten Willen des Ewigen Vaters in demütigster Ergebung anzubeten!" Nach diesen Worten verschwand das Jesuskind und kam erst nachmittags um 16.30 Uhr wieder. Hochwürden! Das war eine große Strafe für mich, und ich seufzte gar oft nach seiner Gegenwart, doch vergebens. Es war mir schrecklich zumute, doch was konnte ich tun, da ich mich selbst seiner Gegenwart beraubt hatte? Ich habe ja nur deshalb darum gebetet, um alles Auffällige an mir (i. e. Ekstase bei der heiligen Kommunion) zu vermeiden, weil ich es als schwaches Geschöpf manches Mal nicht ertragen kann, wenn die Mitschwestern über mich urteilen oder nicht gut von mir denken. Ich gestehe zu meiner Beschämung ein, daß ich nicht alles zu ertragen so bereit bin, wie ich es sein sollte. Eigentlich müßte ich mich von rechts wegen darüber freuen, daß mir so manches Unrecht zugefügt wird. Als wir (Amanda Grocholska, Pater Schwammel und ich) auf dem heiligen Berge in Olomone die schöne Wallfahrtskirche betraten, kam mir das Jesuskind schon entgegen. Als ich mich hingekniet hatte, verschwand es plötzlich. Nach einer kleinen Weile kam es wieder mit heiterem Antlitz und sprach zu mir: "Meine Schwester! Was willst du denn zur Belohnung dafür, daß du heute so mutig warst, vor den Bischof zu treten?" Ich brauchte nicht lange zu überlegen, welche Belohnung ich mir erbitten wollte. Ich sagte zum Jesuskind: "Liebes Jesuskind! Der Bischof hat mir gesagt, ich sei nicht genug demütig und auch nicht geduldig, so bitte ich dich, falls ich wählen darf, gib mir die Tugenden der Demut und der Geduld! Dann kann ich alles aus Liebe zu dir ertragen und alles erdulden. Das Jesuskind sah mich zuerst mitleidig an, dann sagte es zu mir: "Meine Schwester! Nach dem Willen des ewigen Vaters darfst du morgen zur Belohnung eine besondere Schauung erleben!" Nach diesen Worten verschwand es.

 

Heute, am 27.08.1947, kam das Jesuskind wie gewöhnlich während der Heiligen Messe um 5.00 Uhr vor und nach der heiligen Kommunion. In der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam das Jesuskind nach dem heiligen Evangelium. Es hatte seine Händchen ausgestreckt, als wenn Es mich segnen wollte, verschwand aber auch sofort wieder. Plötzlich wurde es um mich herum ganz finster. Ich sah nichts und fürchtete mich sehr. Auf einmal stand eine Gestalt vor mir. Sie war ganz blaß, abgezehrt und ungemein traurig. Diese Gestalt sprach zu mir: "Fürchte dich nicht!" Als mir das gesagt wurde, bemerkte ich, daß diese Gestalt ein Bischof war, denn sie hatte eine Bischofsmitra auf dem Kopf. Dann sagte diese Gestalt noch zu mir: "Schwester Cornelia (er nannte mich bei meinem Namen). Seit der letzten Begegnung mit Dir habe ich keinen Trost und keine Hilfe erfahren. Ewig, ewig dauert mir die Zeit! Nicht einmal meine besten Freunde gönnen mir die ewige Glückseligkeit. Nur du kannst mir Gottes Barmherzigkeit erbitten. Zu diesem finsteren Ort bin ich bis zu der Zeit verurteilt, an der das erste Heilige Meßopfer in der neuen Sühnekongregation wird." Nach diesen Worten verschwand alles. Als ich zu mir kam, war bereits die heilige Wandlung.

 

Heute, am 05.09.1947, hatten wir Schwestern in unserer Kapelle den ganzen Tag die Aussetzung des Allerheiligsten. Ich verbrachte den ganzen Vormittag in der Kapelle. Es mag vielleicht so gegen 9.00 Uhr gewesen sein, als mir plötzlich ganz komisch wurde. Ich fühlte mich irgendwo an einem fremden Ort. Alles um mich herum zitterte. Ich war wie in einem zitternden Nebel gehüllt. Auf einmal huschte mir eine Mitschwester vorbei, die ungemein ängstlich war. Sie tat so, als wenn sie jemanden suchte. Als sie mich erblickte, sprach sie zu mir: "Zu schwerer Verantwortung wurde ich herangezogen, weil ich auf den Eifer des geistigen Lebens zu wenig Wert gelegt habe." Nach diesen Worten verschwand jene Mitschwester und ich sah mich wieder auf meinem alten Platz in der Kapelle knien. In jener Schwester erkannte ich die vor zwei Monaten in Olbersdorf an Tetanus verstorbene Schwester Maximiliana wieder. Sie war ein Jahr jünger als ich. Im Kloster aber war Schwester Maximiliana schon ein Jahr länger als ich. Jene Mitschwester kannte ich persönlich sehr gut. Sie war eine gute, stille und brave Mitschwester. Von ihr können alle sagen – und sie haben es auch gesagt – daß sie eine brave Mitschwester gewesen ist. Und doch, wie ich sah, leidet Sr. Maximiliana, zwar nicht in einer Finsternis, wie der Erzbischof, jedoch wieder auf eine andere Art und Weise.

 

Heute, am Samstag, dem 06.09.1947, erlebte ich wieder etwas ganz Besonderes. Ich durfte nämlich den Einzug eines Priesters in den Himmel schauen. Es war gerade während der Heiligen Messe um 5.00 Uhr. Da erschien mir das Jesuskind wie gewöhnlich nach dem heiligen Evangelium. Nach der heiligen Wandlung, ich weiß nicht, zu welchem Augenblick es war, kam mir plötzlich ein Priester entgegen. Er war in weißer Albe und mit violetter Stola über der Brust. Der Priester schaute mich sehr glücklich, zufrieden und dankbar an und sagte: "Ich bin der Priester, dessen Einzug in den Himmel du schauen sollst! Als er dies gesagt hatte, sah ich auf einmal die Gottesmutter. Sie war ganz weiß gekleidet und trug wieder den blauen Mantel. Auf ihrem Haupte hatte sie den weißen Schleier und eine schöne Goldkrone. Ihre Hände waren ausgestreckt, als ob sie die ganze Welt umarmen wollte. In ihren Mutterarmen verschwand plötzlich dieser Priester (i. e. Dr. Jos. Kraft). Etwas später verschwand auch Maria. Als ich zu mir kam, hatten die Schwestern bereits kommuniziert. Diese Schauung bestätige ich mit meiner eigenhändigen Unterschrift. Am Priestersamstag, dem 06.09.1947 Sr. M. Cornelia.

 

Heute, am 08.09.1947, am Fest Mariä Geburt, ist das liebe Jesuskind schon sehr zeitig gekommen, wie es an allen Samstagen zu kommen pflegt. Vor und nach der heiligen Kommunion kam es auch wie gewöhnlich. Während der Heiligen Messe um 5.00 Uhr erschien das Jesuskind wie gewöhnlich nach dem heiligen Evangelium. Nach der heiligen Wandlung kam Maria. Sie war ganz weiß gekleidet und hatte ihre Hände über die Brust gekreuzt. Sie sprach zu mir: "Mein Kind! Nach dem Willen des Allerhöchsten wirst du meine Worte heute nicht verstehen. Du könntest das nicht ertragen. Sei nicht traurig! Ich, die Mutter, segne dich!" Nach diesen Worten verschwand Maria. Als ich zu mir kam, kommunizierten die Mitschwestern bereits. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam das Jesuskind sogleich nach dem heiligen Evangelium wie sonst. Nach der heiligen Wandlung kam Maria. Sie hatte ihre Hände wiederum über die Brust gekreuzt und trug abermals den blauen Mantel. Sie sah mich heute ausnahmsweise sehr mitleidig an und sprach zu mir: "Mein Kind! Die Welt bedarf der Mutter, ich bin die Mutter aller; die mich ehren; doch dieses bezeichnete, nach vergänglichem Reichtum und nach Ehren strebende Volk, will mich auf seine Weise ehren, um vor den Menschen der ganzen Weg zu glänzen. An solchen habe ich kein Wohlgefallen. Nur durch die Macht des Allerhöchsten kann einem Menschen eine besondere Gnade gegeben werden. Bete und tu Buße für die sittenlose Welt!" Nach diesen Worten verschwand die Gottesmutter. Als ich zu mir kam, kommunizierten die Schwestern gerade. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr kam nach dem heiligen Evangelium das liebe Jesuskind und nach der heiligen Wandlung die liebe Gottesmutter. Sie hatte ihre Hände über die Brust gekreuzt und trug den blauen Mantel. Sie sprach abermals zu mir: "Mein Kind! Nur durch die Macht des Allerhöchsten kann einem Menschen eine besondere Gnade gegeben werden. Bete und tu Buße für die in Sittenlosigkeit verfallene Welt!" Nach diesen Worten streckte die liebe Gottesmutter ihre Hände aus, als wenn sie mich segnen wollte. In dieser Haltung verschwand sie auch. Hochwürden! Bis jetzt hat die liebe Gottesmutter mir noch nichts über die Wunder ihrer Erscheinung in der Slovakei gesagt. Was sie uns bisher gesagt hat, kann ich wirklich nicht verstehen. Ich weiß nicht, was sie mit diesen Worten meinte. Nur das eine verstehe ich, daß ich beten und Buße tun soll. Euer Hochwürden! Oder sollte ich gar etwas überhört haben? Ich glaube aber, nichts überhört zu haben. Ich denke, die liebe Muttergottes wird heute noch kommen und mir sagen, was das liebe Jesuskind mir zu sagen versprach.

 

09.09.1947

Heute, als das liebe Jesuskind in der Heiligen Messe um 6.00 Uhr zu mir kam, sagte Es: "Meine Schwester! Bei der nächsten Heiligen Messe werde ich dir etwas anvertrauen!" Nach diesen Worten war es sogleich verschwunden. Da H. P. Pesua die Heilige Messe um 6.00 Uhr hatte, war ich der Meinung, H. Pf. Olsovsky würde die Heilige Messe um 7.00 Uhr haben. Wie aber war ich enttäuscht, als es hieß, wir haben heute in der Kapelle keine Heilige Messe mehr. Da dachte ich mir, das liebe Jesuskind hat es mir doch gesagt und jetzt sollte es wieder anders sein? Ich beruhigte mich mit dem Gedanken: Vielleicht hat das liebe Jesuskind den morgigen Tag gemeint, als es vom nächsten Heiligen Meßopfer sprach. Mit diesem Gedanken tröstete ich mich und setzte mich an die Nähmaschine und nähte. Auf einmal hörte ich zu meinem größten Erstaunen, daß Hochwürden gekommen war, um für uns die Heilige Messe in der Kapelle zu zelebrieren. Das liebe Jesuskind hatte mich also doch nicht enttäuscht. Während Ihrer Heiligen Messe erschien das liebe Jesuskind nach dem heiligen Evangelium und sagte zu mir: "Meine Schwester! An diesem Strafgericht, das jetzt über die Menschen kommen wird, sind die Priester und Ordensleute schuld, weil sie der Geist der Liebe nicht aufgenommen haben. Sage das dem Pater Olsovsky! Wehe dem Volke, wehe dem Lande, wenn der Vater sich nicht versöhnen läßt!" Als mir das liebe Jesuskind dies sagte, war es sehr traurig.

 

12.09.1947 – Fest Mariä Namen

Heute erschien das liebe Jesuskind schon sehr früh, wie es dies immer an Samstagen oder Marienfesttagen zu tun pflegt. Während der Heiligen Messe um 5.00 Uhr kam das liebe Jesuskind wie immer nach dem heiligen Evangelium und vor der heiligen Kommunion. Nach der heiligen Kommunion erschien die liebe Gottesmutter mit dem Jesuskind auf ihren Armen. Sie war ganz weiß gekleidet, sagte aber nichts. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam das liebe Jesuskind wie gewöhnlich nach dem heiligen Evangelium. Nach der heiligen Wandlung erschien die liebe Gottesmutter, aber ohne das liebe Jesuskind. Sie hatte ihre Hände über die Brust gekreuzt und trug diesmal wieder den blauen Mantel. Sie sprach zu mir: "Kind! Du hast recht geredet, aber die Menschen können deine Reden nicht ertragen. Viele werden sich gegen dich erheben. Sei nicht traurig und weine nicht! Meine Mutterarme sind stets für dich offen und segnen dich!" Nach diesen Worten streckte die liebe Gottesmutter ihre Arme empor und blitzschnell lag das liebe Jesuskind in ihren Armen. Es schaute mich so liebevoll an, wie noch nie. Im selben Augenblick war alles verschwunden. Als ich zu mir kam, kommunizierten die Schwestern bereits. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr kam die liebe Gottesmutter nach dem heiligen Evangelium mit dem lieben Jesuskind auf den Armen. Maria, die liebe Gottesmutter, war ganz weiß gekleidet. Plötzlich war das liebe Jesuskind auf ihren Armen verschwunden. Maria sagte zu mir: "Kind, meine Mutterarme sind stets für dich offen. Sei nicht traurig und weine nicht!" Nach diesen Worten verschwand sie. Als ich wieder zu mir kam, war ich ganz verdreht. Ich wußte nicht einmal, wo ich war. Endlich kam ich zu mir und erkannte, daß ich mich in der Heiligen Messe befand, doch konnte ich noch nicht erkennen, wie weit die Heilige Messe fortgeschritten war. Erst bei der Priesterkommunion kam ich wieder zu mir. Plötzlich war das liebe Jesuskind da, verschwand aber sogleich wieder. Euer Hochwürden! Nicht umsonst sagte die heilige Gottesmutter: "Viele werden sich gegen dich erheben!" O, wie viele solcher Beschuldigungen von Seiten meiner lieben Mitschwestern habe ich schon erfahren müssen! Es ist manchmal, – rein menschlich gesehen – gar nicht leicht, wenn mir das Allerschlechteste zugemutet wird. Mich auf einen Fehler aufmerksam zu machen (wofür ich sehr dankbar wäre,) getraut sich niemand, aber etwas anderes (z. B. daß ich meinen Mitschwestern wünsche, daß sie sich mit heißem Essen oder Feuer verbrennen oder sich gar die Beine brechen möchten), wagen sie zu sagen, was überhaupt nicht der Wahrheit entspricht. Das sind furchtbare Beschuldigungen, die für einen Menschen nicht so leicht zu ertragen sind. Mich hält aber der Gedanke: "Besser Unrecht erleiden, als Unrecht tun!" aufrecht. Gott weiß ja von allem!

 

Heute, am Sonntag, dem 14.09.1947, als ich gerade in die Pfarrkirche zur Heiligen Messe ging, es mag so gegen 8.30 Uhr gewesen sein, erschien mir das liebe Jesuskind, sagte aber nichts und verschwand gleich wieder. In demselben Augenblick wurde es um mich herum finster; so finster, daß ich mich schon fürchtete. Auf einmal kam eine Gestalt auf mich zu, die furchtbar elend aussah. Ich sah an ihr gar keine Kleider. Der Scheinkörper war wie Haut und Knochen; das Gesicht durch Traurigkeit schrecklich entstellt: Ich fürchtete mich sehr. Die Gestalt kam ganz nahe zu mir und sprach: "Fürchte dich nicht! Ich bin der Bischof, dem nur du die ewige Glückseligkeit erbitten kannst!

Sage, daß ich furchtbare Qualen leide! Viel habe ich in meinem Leben Gutes getan, doch es war alles nur, um mich zu ehren und jetzt ... das Gotteswerk, die letzte Gnade habe ich nicht!" Nach diesen Worten war alles verschwunden. Hochwürden! Vom all dem, was mir gesagt wurde, weiß ich wirklich nicht, wie ich es verstehen soll, da mir der Satz unvollständig zu sein scheint. Vielleicht habe ich, Hochwürden, etwas überhört oder vergessen. Ich weiß es wirklich nicht. Es scheint mir aber alles Gesagte so unvollständig zu sein. Hochwürden! Ich habe mir aber alles so aufgeschrieben, wie ich es mir gemerkt habe.

 

Euer Hochwürden! In der Nacht vom 22. auf den 23.09.1947 hatte ich einen sonderbaren Traum – keine Schauung. Mir träumte also folgendes: Ich stand irgendwo vor einem Gebäude, in dessen Mauer eine Nische ähnlich einer Grotte war. Wie hoch oder wie breit das Haus war, das weiß ich jetzt nicht mehr. Nur so viel weiß ich, daß diese Nische ziemlich hoch war. In der Nische stand eine Muttergottesstatue, und zwar in Lebensgröße. Die liebe Muttergottes war so dargestellt, wie sie gewöhnlich zu mir zu kommen pflegt, nämlich mit dem lieben Jesuskind auf den Armen. Plötzlich vernahm ich eine Stimme, die mir sagte: "Das Haus, das du in Zukunft bewohnen wirst, soll diese Inschrift tragen: Trösterin der Betrübten und Hilfe der Christen, sei mit uns!"

Euer Hochwürden, wie erstaunt war ich, als ich am folgendem Tage, das heißt, am 23.09.1947 im Laufe des Vormittags an der Nähmaschine saß und nähte, als ich plötzlich dieses Bild wieder vor mir sah. Ich sah dasselbe Gebäude, dieselbe Marienstatue in derselben Nische, nur mit dem einen Unterschied, daß ich die folgenden Worte jetzt in goldenen Buchstaben zu Füßen der Marienstatue lesen konnte: "Trösterin der Betrübten und Hilfe der Christen, sei mit uns!" Euer Hochwürden! Dies aber war kein Traum, oder sollte es doch ein Traum gewesen sein?! Aber Hochwürden, ich habe doch bei der Arbeit nicht geschlafen!

 

Heute, am 02.10.1947, am Fest der heiligen Schutzengel, kam das liebe Jesuskind zum ersten Mal, wie es stets an Samstagen oder Muttergottesfesten zu kommen pflegt. Es kam mir schon entgegen, als ich die Kapelle betrat. Vor der heiligen Kommunion erschien mir das liebe Jesuskind in Begleitung zweier Gestalten. Die Gestalt an der rechten Seite des lieben Jesuskindes war ganz weiß gekleidet und etwa mittelgroß. Das Antlitz war das eines sehr schönen Mädchens. Die Gestalt an der linken Seite des lieben Jesuskindes war der ersten ähnlich. Sie hatte dieselbe Größe und war auch sehr schön; nur hatte diese zweite Gestalt ein creme-gelbes Gewand und eine blutrote Schärpe um die Lenden gebunden, die vorne bis zur Erde herunterhing. Flügel oder Glorienscheine sah ich aber keine. Die zweite Gestalt im creme-gelben Gewand faßte mich bei der Schulter und plötzlich war alles verschwunden. Ich sah mich wieder an der Kommunionbank knien. Nach der heiligen Kommunion war alles wie immer. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam das liebe Jesuskind zweimal, wie immer. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr gab es nichts Außergewöhnliches. Nur das eine war sonderbar, das liebe Jesuskind erschien nicht alleine, sondern mit den zwei erwähnten Gestalten. Als ich mich dann nach der Heiligen Messe im Arbeitszimmer zur Nähmaschine setzte, um zu nähen, zeigte sich das liebe Jesuskind und sprach: "Fürchte dich nicht!" Dann verschwand Es wieder. Nach einer Weile kam es abermals, jedoch in Begleitung der zwei Gestalten. Diesmal war das liebe Jesuskind wie durchleuchtet, durchsichtig, wie es sonst immer nur während der Heiligen Messe zu kommen pflegt. Das liebe Jesuskind verschwand gleich darauf wieder, nur die zwei Gestalten blieben bei mir. Auf einmal sah ich nichts anderes um mich herum, als nur Nebelwolken. Plötzlich teilten sich dieselben und ich schaute ganze Scharen von Priestern und Ordensleuten aller Art. Alles war wie in einem dunklen Nebel gehüllt. Hier und da bemerkte ich, wie von weiter Ferne ein heller Lichtstrahl hineinfiel. Ich war dabei sehr ängstlich, da ich auf allen Gesichtern große Traurigkeit sah. Alle blickten mich hilfesuchend an. Auch einige meiner früheren Mitschwestern erkannte ich. Manche von ihnen sind schon lange tot, einige wiederum erst vor einigen Jahren oder Monaten gestorben. So erkannte ich unter ihnen die Schwester Philomena und die Schwester Ferdinanda. Letztere wirkte lange Jahre in Witkowitz und verschied bei ihren heiligen Exerzitien in Albrechtice (ehemals Olbersdorf, Provinzhaus) und zwar vor einer Woche. Schwester Ferdinanda sprach folgendes zu mir: "Schwester Cornelia! Sagen sie den lieben Mitschwestern, daß die Ewigkeit nicht so leicht ist, wie so viele sich dieselbe vorstellen. Ich habe jetzt nur die eine Sehnsucht meine ehemaligen Mitschwestern über die göttliche Gerechtigkeit aufklären zu können, doch ich kann jetzt nichts tun. Früher war ich an die unendliche Liebe Gottes gebunden, jetzt aber, wie sie sehen, hat mich die göttliche Gerechtigkeit gebunden. Vier Jahre sind doch sehr lang – o, wie sehne ich mich nach der ewigen Glückseligkeit!" Nachdem Sr. Ferdinanda dies gesagt hatte, trat die Gestalt im gelblichen Gewand ein wenig vor und breitete ihre Arme aus, als wenn sie etwas befehlen wollte. In demselben Augenblick teilten sich die Nebelwolken und da waren wir schon wieder ganz woanders.

Jetzt sah ich abermals ein Meer von Menschen, doch es waren keine Ordensleute mehr. Sie hatten auch alle ihre Hände wie zum Gebet gefaltet und zum Himmel emporgehoben. All diese waren wie die erwähnten Priester und Ordensleute irgendwie um die Hände herum gebunden. Es war dies kein Strick und auch keine Kette, womit ihre Hände gefesselt waren. Es sah so aus, wie aus Nebel gemachte Schlingen, womit sie alle fest zusammengebunden waren. Auch diese Menschen schauten uns alle traurig an und taten so, als ob wir ihnen helfen könnten. Es ging alles so schnell vor sich, so daß ich hier niemanden erkennen konnte. Die Gestalt in dem creme-gelben Gewand hob wiederum ihre Arme, wie zu einem Befehl in die Höhe, und plötzlich teilte sich der Nebel und wir waren wieder woanders.

Die erste Gestalt im weißen Gewand stand stets neben mir an der linken Seite. Bald waren wir wieder in einem äußerst dunklen Raum, indem ich überhaupt kein Licht sah. Durch den Lichtschein der beiden Gestalten, die stets bei mir waren, erblickte ich plötzlich das Gesicht jenes Bischofs, das ich schon einige Male geschaut hatte. (E. D. L. P.) Er sagte diesmal gar nichts, nur sah ich große Tränen über seine Wangen hinunterfallen. Die Traurigkeit dieser Armen Seele war so groß, daß ich sie nicht beschreiben kann. Euer Hochwürden! Dies Schmerzensbild ist so stark in meiner Seele haften geblieben, daß ich bei jedem Schritt und Tritt daran denken muß. Stets habe ich es vor meinen Augen. Am Nachmittag desselben Tages, es mag so ungefähr vor 18.00 Uhr gewesen sein, als ich dem gemeinschaftlichen Rosenkranzgebete beiwohnte, schaute ich abermals dasselbe Bild wie am Morgen, nur sprach niemand etwas. Als ich aus der Ekstase zu mir kam, hatten meine Mitschwestern bereits die Kapelle verlassen.

 

Am 07.10.1947 erhielt ich die ausstehende Antwort: "Der heutige Tag ist für viele Arme Seelen ein Triumphtag, auch für die genannte Arme Seele. Auch meine Schwester wird heute den Triumphzug schauen dürfen." Sr. Cornelia hatte nämlich während der 7.00 Uhr Heiligen Messe folgende Schauung: Die liebe Gottesmutter mit dem blauen Mantel umhüllt, saß wie auf einem Throne. Das liebe Jesuskind hielt sie auf ihrem Schoß. Es war im Alter von ungefähr zwei Jahren. Es war im Alter von ca. sieben Jahren, wie es stets zu erscheinen pflegte. Um die Gottesmutter herum sah ich zahlreiche Köpfe, die eine Triumphpforte um sie herum bildeten. Es mögen wohl an die 20 Reihen gewesen sein. Auf einmal erblickte ich eine lange Prozession, bestehend aus allen Ständen und Altern, Laien in Bauerntracht, Priester mit Kolar und Stola, auch Ordensleute, darunter Borromäerinnen. Rechts und links flankierten weiße Gestalten. Als diese unermeßlichen Scharen an der Rosenkranzkönigin vorbei zogen, verneigten sie sich ehrfürchtig vor ihr. Von rechts kommend verschwand sie nach links.

 

11.10.1947 – Mutterschaft Mariens, Samstag

Heute kam das liebe Jesuskind gerade in dem Augenblick, als der Wecker zum Aufstehen läutete. Wie ich dann um 4.45 Uhr in die Kapelle kam, kam es mir schon wieder entgegen. Vor und nach der heiligen Kommunion erschien Es wie immer, auch nach dem heiligen Evangelium in der Heiligen Messe um 6.00 Uhr. Nach der heiligen Wandlung kam die Muttergottes, doch diesmal nicht allein, wie sie sonst immer nach der heiligen Wandlung zu kommen pflegt, sondern mit dem lieben Jesuskind auf den Armen. Auch hatten sie wieder den blauen Mantel an. Sie schaute mich zuerst ungemein traurig an. Dann sprach sie zu mir: "Kind! Ich bin die Mutter aller, die mich ehren. Das Heiligste, das Beste, mein Liebstes, habe ich für die Menschen zum Opfer gebracht. Mit welchem Undank lohnen es mir die Menschen, wenn sie nicht glauben wollen, daß ich die Beweise meiner Liebe zu den Menschen durch dich verkünden lassen will. Die Welt bedarf der Mutter. So oft schon komme ich zu meinen Kindern und sie sollten es noch nicht glauben! – O, das betrübt mich sehr!" Nach diesen Worten verschwand die liebe Gottesmutter traurig. Als ich dann wieder zu mir kam, hatten bereits alle Schwestern kommuniziert. Hochwürden! Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr war genau dasselbe. Auch hatte die liebe Gottesmutter die gleichen Worte wiederholt. (Sr. Cornelia meinte, die liebe Gottesmutter hätte deshalb nur die Worte wiederholt, damit sie diese nicht vergäße.)

 

12.10.1947

Euer Hochwürden! Es ist 21.45 Uhr. Die liebe Sr. Gervasia, mit der ich im Schlafzimmer zusammen bin, schläft schon, hat aber die Nachtlampe brennen lassen. Daher kann und will ich all das niederschreiben, was ich gerade jetzt erlebt habe.

Heute ist Sonntag, aber kein "Muttertag" und dennoch kam die liebe Gottesmutter zu mir. Es war kein Traum, denn ich schlief noch nicht, als mir das liebe Jesuskind erschien und sagte: "Der Friede sei mir dir!" Nach diesen Worten verschwand Es. Aber ich war nur einen Moment ganz alleine. Plötzlich war die Gottesmutter da und mit ihr kamen wiederum die zwei Gestalten, die ich bereits am Schutzengelfest mit dem lieben Jesuskind gesehen hatte. Die liebe Gottesmutter war ganz weiß gekleidet. Sie sah mich heute sehr freundlich an. Sie war auch nicht mehr so traurig wie gestern. Die Gottesmutter sprach zu mir: "Kind, du begehrst zu wissen, wer diese zwei sind? – Dein Schutzengel mit der roten Schärpe beweist dein Kreuz und Leiden. – Den Geist, den Reinen hat Gott der Allerhöchste mit dir vereinigt; er ist die Ursache deiner Freuden. Von heute an darfst du sie beide schauen!" Danach verschwand die liebe Gottesmutter. Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Bett zum Schlafen bereit. Auch meine Mitschwester schlief fest. Nun hatte sie die Nachtlampe brennen lassen, weil sie wahrscheinlich lesend vom Schlafe überrascht wurde. Daher schreibe ich alles Geschaute und Gehörte nieder, damit ich es nicht bis morgen früh vergesse.

 

21.10.1947

Als ich mich in der Frühe nach den heiligen Messen an meine gewohnte Arbeit machte, kam Schwester Manrika und sagte mir, daß die Oberin Theodosia ihr gesagt hätte, daß Schwester Clementine, die am Sonntag ihre Eltern daheim besuchen war, 150 Mark ohne Erlaubnis bei sich hatte, um dieses Geld ihren Eltern zu geben. Die liebe Mutter sah nämlich zufällig das Geld auf den Boden fallen. Sie sagte daher zu Sr. Clementine: "Wofür haben Sie denn das Geld bei sich?" Sr. Clementine entschuldigte sich mit den Worten: "Bitte, das ist Geld für heilige Messen." Die liebe Mutter glaubte ihr nicht. Sie glaubte fest, daß sie das Geld ohne ihre Erlaubnis den Eltern geben wollte. Dies alles hatte die Mutter Oberin Sr. Manrika erzählt und diese erzählte es mir sofort wieder. Ich war ganz erschüttert darüber, dachte aber nicht weiter darüber nach und vergaß bald alles wieder. Plötzlich kam das liebe Jesuskind zu mir und sprach: "Meine Schwester! Sage der Schwester, daß die Oberin Theodosia ungläubig ist. Das viele Geld war für heilige Messen!" Nach diesen Worten verschwand das Jesuskind wieder. Daraus erkannte ich, daß das Jesuskind selber die liebe Mitschwester in Schutz genommen hat, weil sie sich selber nicht wehren konnte. Schwester Clementine hätte es lieber auf sich sitzen gelassen, als daß sie sich gewehrt hätte. Vielleicht hat Sr. Clementine deswegen so manch bittere Träne im Verborgenen geweint. Hochwürden, wie schnell urteilen doch die Menschen!

 

Gestern, am Samstag Abend, dem 25.10.1947, kam das Jesuskind zu mir, als ich gerade das Schlafzimmer betrat. Es sagte zu mir: "Meine Schwester! Diese Woche ist für dich eine besondere Gnadenwoche." Dann machte mir das Jesuskind wie immer ein Kreuzchen auf die Stirn und verschwand.

 

Heute, am 26.10.1947, am Christkönigsfest, kam der Heiland vor der heiligen Kommunion in seiner Lebensgröße zu mir. Er mußte es gewesen sein, da er doch sagte: "Mir ist alle Gewalt gegeben, dir in dieser Woche besondere Gnaden zugeben!" Nach diesen Worten verschwand Er. Nach der heiligen Kommunion war dasselbe in allen vier heiligen Messen; desgleichen auch nach dem heiligen Evangelium. Hochwürden! Ich kann nicht genau sagen, wie der Heiland aussah, da er immer so schnell verschwand. Nur soviel kann ich sagen, daß er die Hände ausgestreckt hatte, als wenn er mich segnen wollte. Das Kleid des großen Heilandes war dasselbe wie das des lieben Jesuskindes. Sein Antlitz war herrlich, wie durchleuchtet. Ob Er einen Bart hatte, kann ich nicht sagen, da ich gar nicht auf diese Einzelheiten achten konnte.

Nach der Heiligen Messe um 7.00 Uhr blieb ich bis zur Heiligen Messe um 9.00 Uhr in der Pfarrkirche. Es mag so gegen 8.45 Uhr gewesen sein, als ich plötzlich an einem ganz anderen, mir fremden Ort war. Um mich herum sah ich nichts anderes als nur eine Pracht schönster Blumen, wie ich sie in der Natur noch nie gesehen hatte. Auch die Bäume waren in schönster Blüte. Plötzlich vernahm ich eine Stimme, die zu mir sagte: "Das ist die Welt nach der Erschaffung in ihrer Pracht vor dem Sündenfall!" Nach diesen Worten bemerkte ich auf einmal, daß sich mir jemand näherte. Von einer lichten Wolke getragen, erblickte ich einen "jungfräulichen Greis", dessen Haar und Bart Silberwölkchen ähnelten. Plötzlich stand ich wieder an einem anderen Ort, vor einem großen Wasser. Das Wasser war so schön klar, daß ich sogar die Fischlein darin schwimmen sehen konnte. Doch auch dies verschwand und ich weilte wieder an einem anderen Ort. Jetzt sah ich ein Tal, das mit dunklem Nebel verhüllt war. Ich tat so, als wenn ich dort hingehen wollte, um zu sehen, was dort ist, denn vor lauter Nebel konnte ich nichts erkennen. Plötzlich vernahm ich eine Stimme, die zu mir sprach: "Betritt nicht diesen Ort, denn dort ist das erste Mal das Gebot des Allerhöchsten übertreten worden." Die Stimme hörte ich zwar, aber ich sah niemanden mehr um mich herum. Plötzlich war ich wieder dort, wo ich das erste Mal gewesen war, nämlich auf der schönen Blumenwiese. Auf einmal sah ich lauter weißgekleidete Kinder um mich herum. Nur das eine fiel mir bei den Kindern auf, daß sie alle sehr traurig waren. Die Zahl der Kleinen war unendlich groß. Dann verschwand alles wieder und ich sah mich wieder in der Witkowitzer Pfarrkirche.

Euer Hochwürden, ich muß eingestehen, daß ich seit kurzem das, was ich schaue, mit großem Widerwillen niederschreibe, weil ich nämlich befürchte, es könnte das alles einmal doch jemand erfahren und ich würde dann nicht mehr verborgen bleiben. Ich glaube, je näher es dem Ziele geht, desto schwerer wird es mir, all das, was ich schaue und höre, niederzuschreiben. Ist es Stolz oder vielleicht gar der Böse, der mir alles so erschwert?

Heute ist bereits der 20. und ich habe noch nicht einmal das vom 19.10. niedergeschrieben. Da es zufällig wenig war, habe ich es zum Glück noch im Gedächtnis.

 

27.10.1947

Heute kam Jesus vor und nach der heiligen Kommunion in seiner Lebensgröße in Begleitung des heiligen Schutzengels und des anderen seligen Geistes, mit denen Jesus seit dem heurigen Schutzengelfest zu kommen pflegt. Heute erst sah ich ganz deutlich, daß der liebe Heiland braunes Haar hat, aber keinen Bart. Letzterer sieht so aus, wie wenn er zwei oder drei Wochen nicht rasiert wäre. Sein Haar war aber mehr hell- als dunkelbraun. Ich weiß nicht den richtigen Ausdruck für seine Haarfarbe. Der liebe Heiland in seiner Erhabenheit und Majestät sah mich ungemein freundlich, aber auch ernst an und sprach: "Viele Jahre habe ich dich nach deinem Willen geführt! (11 Jahre) Jetzt aber mußt du nach dem Willen meines Vaters geführt werden. Sprich zu allem: 'Der Wille des Vaters ist heilig!'" Nach diesen Worten war alles meinen Augen entschwunden. Was der liebe Heiland gemeint hat, weiß ich nicht, denn ich kann mich nicht daran erinnern, so hartnäckig an meinem Willen gehangen zu haben. Die Worte des lieben Heilandes verstehe ich nicht. Sie machen mich beinahe mutlos.

 

Heute, Freitag, den 31.10.1947, kam Jesus wieder in seiner Lebensgröße zu mir, sagte aber nichts. Nach der heiligen Kommunion kam er wie zuvor und sagte zu mir: "Meine Schwester! Die allwissende Allmacht und die unendliche Liebe des Heiligen Geistes haben mir die Gewalt gegeben über dich zu verfügen, wie es der Wille des Vaters ist."

Nach diesen Worten zählte mir der liebe Heiland noch die acht Seligkeiten auf. Zuletzt sagte er noch das: "Selig Kind, die nicht schauen und doch fest im Glauben stehen. Wer nicht glaubt, daß ich es bin, der mit dir spricht, für den hat schon die Stunde der ewigen Gerechtigkeit geschlagen. Du, meine Schwester, fürchte dich nicht! Der Wille des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes schwebt über dir!" Nach diesen Worten verschwand Er. Euer Hochwürden! Ich schrieb alles so auf, wie ich es gehört und verstanden habe, doch ich begreife nicht, was der Heiland mit diesen Worten gemeint hat. Hochwürden werden es wohl verstehen.

Euer Hochwürden! Heute, am 31.10.1947, nachmittags, als wir nach der Matutin gemeinsam den heiligen Rosenkranz beteten, sah ich mich plötzlich irgendwo auf einem sehr hohen Berg. Dieser Berg war herrlich. Alle Sträucher und Bäume waren in der allerschönsten Blüte. Zuerst sah ich niemanden um mich herum. Auf einmal stand Maria vor mir. Sie hatte die Hände über die Brust gekreuzt. Von ihren Händen hing etwas Goldenes herab. Ob es ein Rosenkranz war, weiß ich nicht genau zu sagen, denn sie war sehr schnell wieder verschwunden, so daß ich in diesem Augenblick nicht alles genau sehen und unterscheiden konnte. Das aber weiß ich ganz genau, daß Maria ganz weiß gekleidet war. Maria war verschwunden, ich war für kurze Zeit wieder alleine. Dann näherten sich mir aus der Ferne zwei Gestalten. Die eine hatte ein gelbes Gewand und eine rote Schärpe sowie sie der heilige Schutzengel trägt. Ob er es war, das weiß ich nicht genau. Die zweite Gestalt war ganz weiß gekleidet. Die erste Gestalt sagte dann zu mir: "Schau dich um! Hier kannst du die Welt nach dem Sündenfall sehen!" Ich tat so, wie mir befohlen war. Zu meinem größten Schrecken sah ich ganz unten die ganze Welt in einer schrecklichen Verwüstung. Viele Häuser und Bäume waren umgefallen, nicht aber zerschmettert. Die Bäume waren entwurzelt. Viele Häuser standen schief; viele waren so umgefallen, daß sie mit den Dächern am Boden lagen. In dem Erdboden waren große Ritze. Es sah fürchterlich aus, nur hier und da sah man ein ganzes Haus stehen. Es gab eine ganz schreckliche Verwüstung. Die Gestalt in dem gelben Gewand sagte dann zu mir: "Siehst du, so hat die Sünde die Welt verwüstet!" Wie er das gesagt hatte, kam auf einmal aus den Ritzen der Erde "schwarzes Wasser" heraus, welches sich über die ganze Erde ergoß. Es war schrecklich anzusehen. Obwohl ich auf einem Berg stand, ängstigte ich mich sehr. Denn ich befürchtete, daß das Wasser bis zu mir heraufsteigen würde. Plötzlich ließ der Wasserstrom nach und anstelle des schwarzen Wassers sprudelte nun rotes Wasser aus der Erde, es war so rot wie Blut. Das schwarze Wasser mußte dem roten Wasser weichen, wobei dieses in der Erde versickerte. Es war für mich schrecklich anzusehen. Das rote Wasser ergoß sich nun über die ganze Erde, die ich da unten sah, und überschwemmte sie. Aus diesem roten Wasser, oder auch Blut, wuchsen plötzlich Häuser, Bäume und Blumen heraus. So etwas habe ich noch nie gesehen, ja, es wuchsen sogar so hohe Häuser mit Türmen, wie es unsere Kirchen sind. Dies tröstete mich in meinem Schreck. Dieses rote Wasser verschwand nicht sofort in den Erdritzen, sondern es blieb noch eine Weile stehen. Als es dann verschwand, strömte ein erquickender Regen hernieder, der die verwüstete Welt erfrischt. Als sich der Regen über die Erde ergoß, sagte der heilige Schutzengel zu mir: "Nun hast du das schwarze Wasser des Verderbens gesehen, wie es dem blutroten Wasser weichen musste. Der Regen und die Gnade des Heiligen Geistes hat über das Verderben gesiegt." Euer Hochwürden! Es wurde mir noch viel mehr gesagt, aber da ich gestern Abend nicht alles sofort niederschrieb und ich infolge dessen, daß ich von der Stiege heruntergefallen war, abends Schüttelfrost bekam, vergaß ich so Manches und weiß daher jetzt nicht mehr genau, wie alles war. Die Wahrheit dessen, was ich hier aufgeschrieben habe, bestätige ich mit meiner eigenhändigen Unterschrift. Sr. Maria Cornelia, am 01.11.1947.

 

Heute, am Samstag, dem 01.11.1947, am Allerheiligenfeste, kam das Jesuskind das erste Mal zu mir, als gerade der Wecker zum Aufstehen läutete. Als ich um 4.45 Uhr die Kapelle betrat, kam mir das Jesuskind schon wieder entgegen. Vor der heiligen Kommunion erschien mir die Gottesmutter und brachte mir das liebe Jesuskind mit den Worten: "Dir vertraue ich mein Kind an! Stelle du Seine Ehre wieder her!" Nach diesen Worten legte die Gottesmutter mir das Jesuskind in die Arme. Das Jesuskind war aber so schwer, daß ich es kaum halten konnte. Ich hätte es beinahe auf die Erde fallen lassen, doch plötzlich verschwand Maria und mit ihr auch das Jesuskind. Euer Hochwürden, können sich wohl verstellen, wie es mir zumute ist, wenn ich daran zurückdenke und wenn ich mir vorstelle, daß ich das Jesuskind hätte fallen lassen! Nach der heiligen Kommunion kam das Jesuskind in Begleitung der beiden Gestalten. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr, gerade nach dem Evangelium, erlebte ich folgendes:

Ich stand irgendwo auf einem hohen Berg; über meinem Haupte sammelten sich ungemein rasch, sehr viele, schöne Wolken. Der heilige Schutzengel und der andere selige Geist, der stets das Jesuskind zu begleiten pflegt, war auch auf einmal bei mir. Die schönen Silberwolken teilten sich und es wurde daraus lauter weiß gekleidete Menschen. Plötzlich sah ich über uns alle "den jungfräulichen Greis" schweben. Auch der liebe Heiland war in seiner Lebensgröße da, zu seiner Rechten die Gottesmutter. Diese war ebenfalls ganz weiß gekleidet und hatte ihre Hände über die Brust gekreuzt. Der liebe Heiland hatte seine Arme weit ausgestreckt, als wenn er uns segnen wollte. Ganz nah an der linken Seite des lieben Heilands stand auch eine weiße Gestalt. Wer das war, das weiß ich nicht. St. Josef wird es wohl kaum gewesen sein, denn er trug kein Gewand, so wie er gewöhnlich abgebildet wird, sondern ein ganz weißes Kleid. Alles Geschaute war so herrlich, daß ich es gar nicht beschreiben kann. Plötzlich war alles verschwunden und ich sah mich abermals in der Pfarrkirche. Es war gerade heilige Wandlung. Zur Priesterkommunion erschien Jesus abermals in seiner Lebensgröße mit den beiden Gestalten, sagte aber nichts.

Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr schaute ich genau dasselbe wie in der Heiligen Messe um 6.00 Uhr, nur mit dem Unterschied, daß ich alles Geschaute "auf einmal" sah, nicht nach und nach wie während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr. Ich sah auch jetzt viele Menschen an meinen Augen vorüberziehen. Diese waren alle ganz weiß gekleidet. Aus der Reihe der Vorüberziehenden kam plötzlich eine weiße Gestalt auf mich zu und sagte: "Mein Kind, wie glücklich bist du" und küsste mich auf die Stirn. Mit dem Kuß verschwand alles. Wer diejenige war die mich küßte, weiß ich nicht, denn ich habe sie nicht erkannt. Ich bin noch jetzt glücklich darüber, obwohl es schon 16.00 Uhr nachmittags ist. Ich fühle jetzt noch den Liebeskuß auf meiner Stirn. War es vielleicht meine Mutter? Zur Priesterkommunion kam wieder der liebe Heiland in seiner Lebensgröße. Er sagte nur: "Der Friede sei mit dir" und verschwand wieder. In den Heiligen Messen um 9.00 und 11.30 Uhr sah ich dasselbe. Ich sah dann Massen von Menschen an mir vorüberziehen. Diesmal aber kam niemand zu mir. Plötzlich war alles verschwunden. In diesen Heiligen Messen kam Jesus in seiner Lebensgröße zur Priesterkommunion zu mir. So verbrachte ich den Nachmittag des Allerheiligentages. Diese Wahrheit bestätige ich mit meiner eigenhändigen Unterschrift am 01.11.1947, 16.00 Uhr nachmittags. Sr. Maria Cornelia Holewik

 

Am Sonntag, dem 02.11.1947, als ich am Nachmittag gegen 16.00 Uhr Ablässe für die Armen Seelen gewinnen wollte, und ich daher beichtete, kam der heilige Schutzengel mit dem anderen weißgekleideten Geist zu mir, faßte mich bei der Hand und sagte: "Folge mir!" Plötzlich befand ich mich vor einem großen Tor, das sich von selbst öffnete. Wir gingen alle drei hinein. Der heilige Schutzengel sagte noch zu mir: "Ich will dir die unendliche Güte und Barmherzigkeit Gottes zeigen." Auf einmal standen vor uns sehr viele Priester und Ordensleute, die äußerst traurig waren. Der Raum, in dem sich alle befanden, war ungeheuer groß; trotzdem standen alle sehr eng beinander. Weltleute waren hier nicht zu sehen, sondern ausschließlich Priester und Ordensleute aller Art. Erkannt habe ich niemanden. Es war für mich alles sehr aufregend. Die Priester erkannte ich am Kolar. Der heilige Schutzengel machte mich aufmerksam und sagte: "Siehst du? All diese haben vermessentlich auf Gottes Barmherzigkeit gesündigt und sind nun durch die unendliche Liebe und Barmherzigkeit Gottes gerettet worden, weil ihre letzte Reue gut und aufrichtig war. Viele von ihnen sind hier schon über 100 Jahre und viele von Ihnen wirst du in diesem Augenblick zum Himmel einziehen sehen." Wie das der heilige Schutzengel gesagt hatte, wurden plötzlich viele von diesen Seelen, die dort waren, durch einen Lichtstrahl, der wie von der Decke von oben hineinfiel, durchleuchtet. Diejenigen, auf die der Lichtstrahl fiel, wurden von einer Lichtwolke emporgehoben. Als ich ihnen nachschaute, sah ich den Himmel offen und viele, viele selige Seelen darin, unter denen ich die Omama von Fräulein Amanda erkannte. Das liebe Jesuskind habe ich hier nicht geschaut. Die Seelen aber, die zurückbleiben mußten, streckten ihre Hände nach denjenigen aus, die von der Lichtwolke emporgehoben wurden. Sie waren sehr traurig. Ob es sich hierbei um eine wirkliche Wolke handelte, kann ich nicht genau sagen, denn es kam mir auch so vor, als ob es lauter weißgekleidete Gestalten wären. Es war allzuviel und zu schnell, so daß ich weder das eine noch das andere genau schildern kann.

Hierauf führte mich der heilige Schutzengel ein Stück weiter. Auch hier öffnete sich ein Tor von selbst. Wir betraten einen sehr finsteren Raum. Eine Gestalt richtete sich auf und sah uns ganz verwundert an. Es war ein Bischof, den ich an der Mitra erkannte. Dieser sagte zu mir: "Schwester Cornelia! Hast du noch keinen Menschen gefunden, der dir helfen möchte, mich aus diesem Orte zu befreien? Ewig lange dauert mir die Zeit. Furchtbar ist es zu wohnen in der finsteren Einsamkeit, die ich im Leben nie gekannt."

Nachdem er mir das gesagt hatte, fing er an zu weinen. Da ich das nicht mehr ansehen und ertragen konnte rief ich zu Gott "Mein Gott, Erbarmen für diese Seele!" Nach diesen Worten fiel ein heller Strahl in den Raum hinein, so dass ich den Bischof ganz deutlich schauen konnte. Elend mager, ganz abgezehrt war er und ungemein traurig sein Angesicht. Plötzlich verschwand der Lichtstrahl und alles andere mit ihm, und ich sah mich wieder in der Kapelle.

Heute (02.11.1947) sagte Schwester Eulogia, daß sie mich morgens in der Pfarrkirche (Oratorium) in der Ekstase gesehen hätte. Da sie operiert werden soll, wollte sie wissen, ob sie sich jetzt schon auf den Tod vorbereiten soll und ob der liebe Heiland ihr zürne. Ich ging in die Kapelle um dort Ablässe für die Armen Seelen zu gewinnen. Plötzlich kam das Jesuskind auf mich zu und sagte zu mir, ohne daß ich es gefragt hätte: "Meine Schwester! Vor der Schwester Eulogia schweige und bete für sie, daß sie nicht in der Unbußfertigkeit verharre; denn sie hat sich schon gar oft gegen dich versündigt. Verzeih ihr alles!" Nach diesen Worten verschwand das Jesuskind.

 

Heute, am Montag, dem 03.11.1947, erschien das Jesuskind wie gewöhnlich vor und nach der heiligen Kommunion. Da ich heute die besondere Gnade hatte, neun heiligen Messen beizuwohnen, durfte ich nach dem heiligen Evangelium bis zur heiligen Wandlung gar viele Seelen in den Himmel einziehen sehen. Das war nämlich so: Jedes Mal sah ich mich vor einem großen Raum, in dem viele Menschen weilten, so daß man sie gar nicht übersehen konnte. An ihren Gesichtern konnte ich ablesen, daß sie voller Hoffnung waren. Jedoch nicht alle traf der helle Lichtstrahl. Nur von Zeit zu Zeit fiel ein heller Lichtstrahl in den dunklen Raum. Die Seelen, auf die der Lichtstrahl fiel, wurden von einer lichten Wolke emporgehoben. (Diese Lichtwolke, das habe ich heute wohl erkannt, ist nämlich keine Wolke, sondern es sind lauter weiße Gestalten, die beim ersten Hinsehen wie lichte Wolken aussahen.)

Als die Seelen heute emporgehoben wurden, sah ich nicht mehr den Himmel offen. Aber, was ich sah, war folgendes: Unter denen, die heute in den Himmel einzogen, sah ich die Provinzialoberin M. Cordula, die im Jahre 1939 gestorben war. Auch erkannte ich die Schwester Vikarin Adelgundis und auch ihre Nachfolgerin M. Bernadette, die nach dem 2. Weltkrieg nach Bayern (Allgäu) ausgewiesen worden war und dort bald starb. Auch erkannte ich unter ihnen Schwester Sixta, die während des Krieges in Olbersdorf starb und die Schwester Benildis, die vor meiner Profeß war und voriges Jahr auch in Olbersdorf starb. Euer Hochwürden, Sie können sich vorstellen, wie es den anderen Armen Seelen zumute war, als sie mit ansehen mußten, daß viele aus ihrer Mitte in den Himmel einzogen und sie noch zurückbleiben mußten. An den Gesichtern konnte ich ihren Schmerz erkennen, aber auch ihre Gottergebenheit und Zufriedenheit. Sowie der Anblick der Glückseligen nicht zu beschreiben ist, so auch der Anblick der noch leidenden Armen Seelen. Von den Weltleuten erkannte ich dort niemanden, weder unter den seligen, noch unter den zurückgebliebenen Armen Seelen. Unter den zurückgebliebenen Priestern und Ordensleuten und Mitschwestern erkannte ich weiter niemanden. Auch nicht Sr. Ferdinanda. Auch diese Wahrheit, die ich am 03.11.1947 gesehen und niedergeschrieben habe, bestätige ich mit meiner eigenen Unterschrift. Sr. M. Cornelia Holewik

 

Heute, am 06.11.1947, als ich mich so gegen 12.30 Uhr, nach dem Mittagessen, bis 13.00 Uhr ein wenig frei machen wollte, setzte ich mich an die Nähmaschine und ruhte ein wenig aus. Auf einmal hörte ich eine tiefe, heisere, unheimliche Männerstimme, die da sagte: "Das, was du in dieser Woche gesehen und gehört hast, ist mein Werk. Mir hast du es zu verdanken, nur mir. Glaube ja niemanden, denn alle, selbst die Kirche, sind gegen dich. Verlaß dieses Land und sei nicht so töricht und hör das nicht an, was zu dir gesprochen wird, während du deiner selbst nicht mächtig bist! Ich habe die Macht, dich zu töten, wenn ich will." Das alles hörte ich, sah aber niemanden.

 

Am Samstag, dem 08.11.1947, kam morgens das Jesuskind, wie es stets an Samstagen zu kommen pflegt. Vor und nach der heiligen Kommunion kam das Jesuskind in seiner Größe und Majestät, sagte aber nichts. Diese Erscheinung zu schildern ist einem Menschen unmöglich, da vor der göttlichen Majestät alles Natürliche schweigen muß. In der Heiligen Messe um 7.00 Uhr erschien nach dem heiligen Evangelium der liebe Heiland wieder in seiner Lebensgröße; desgleichen zur Priesterkommunion. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr kam nach dem heiligen Evangelium auch der heilige Schutzengel und stellte sich an meine Seite. Er sagte zu mir: "Jetzt darfst du den Tod eines Gerechten sehen!"

Plötzlich lag vor mir ein Sterbender. Mir kam es so vor, als wäre es ein Mann. Er lag nicht auf einem Bett, sondern nur auf einer Holztragbahre. So sah ich es. Auf seiner rechten Seite stand der liebe Heiland in seiner Größe und Majestät. Er hatte die linke Hand auf der Brust liegen und die rechte Hand hielt er über den Sterbenden ausgestreckt. An der linken Seite des Sterbenden stand die Gottesmutter. Sie war ganz weiß gekleidet. Wie sie die Hände hielt, habe ich mir nicht gemerkt. Über dem Kopf des Sterbenden schwebte eine Gestalt, die ebenso gekleidet war, wie mein heiliger Schutzengel, nur mit dem Unterschied, daß dieser keine rote, sondern eine blaue Schärpe hatte, in der Farbe, die man Himmelblau nennt. Diese Gestalt hatte beide Hände über den Sterbenden ausgestreckt. Zu den Füßen des Sterbenden war eine große Schar weißer Gestalten, die ich nicht übersehen konnte. Zwischen und über diesen Gestalten waren alle Augenblicke schwarze Rauchschwaden zu sehen, als wenn aus einer Pistole geschossen worden wäre.

Diese Rauchschwaden, prallten jedoch blitzschnell zurück. Das Gesicht des Sterbenden war dabei jedesmal ängstlich-traurig. Der liebe Heiland aber wich nicht von seinem Bett, sondern blieb bis zum letzten Augenblick bei dem Sterbenden. Auch die anderen verschwanden erst, als der Sterbende den letzten Atemzug getan hatte. Da sah ich aus seinem Munde ein schneeweißes Silberwölkchen herauskommen. Ich schaute demselben nach, um zu sehen, was es denn tatsächlich ist und wohin die Wolke schwebt. Da erkannte ich, daß alle, auch der liebe Heiland, die Gottesmutter und alle, die da waren, sich emporhoben und zur Himmelshöhe hin schwebten. Ich schaute noch immer der schwebenden Wolke nach und erkannte, daß plötzlich aus diesem Silberwölkchen, das aus dem Munde des Sterbenden herausgekommen war, eine schöne, weiße Menschengestalt wurde. Als ich das wahrnahm, verschwand plötzlich alles meinen Blicken und ich befand mich wieder in der Kirche. Es war gerade heilige Wandlung. Nach der heiligen Wandlung erschien die Gottesmutter. Zu welcher Zeit es war, weiß ich nicht. Sie hatte den blauen Mantel an und sagte etwas zu mir, woran ich mich nicht mehr genau erinnern kann. Ich habe es vergessen. Nachmittags, als wir nach der Matutin den gemeinschaftlichen Rosenkranz beteten, erschien Maria im blauen Mantel und sagte zu mir: "Kind, bereite dich auf große Prüfungen vor, denn der Feind sucht dir das Leben zu erschweren. Sei demütig wie ein Kind!" Nach diesen Worten verschwand Maria.

 

Heute, am Sonntag, dem 09.11.1947, kam vor und nach der heiligen Kommunion das Jesuskind wie gewöhnlich; ebenso in allen heiligen Messen. Als das Jesuskind während der Heiligen Messe um 9.00 Uhr erschien, faßte ich Mut, Es zu fragen: "Liebes Jesuskind! Warum läßt du es zu, daß so viele Menschen, ja selbst oft die Kirche, gegen den Willen des Vaters handeln und dazu noch überzeugt sind, daß sie nach deinem Willen das Richtige tun?" Daraufhin sagte das Jesuskind zu mir, wobei es sehr traurig wurde: "Meine Schwester! Mein Vater hat den Menschen den freien Willen gegeben; sie aber nicht in die Geheimnisse seines Willens schauen lassen. Diese Gnade ist nur wenigen Menschen gegeben, damit der heiligste Wille meines Vaters allezeit gepriesen werde."

Ich wollte das liebe Jesuskind noch fragen, warum Er denn von mir so oft das verlangt, was ganz gegen meinen Willen ist. Ich habe doch auch von Gott den freien Willen bekommen und jetzt werde ich so oft gezwungen. Ich kam nicht mehr dazu, das Jesuskind selbiges zu fragen, denn Es sprach schon zu mir: "Vergiß nicht, meine Schwester, daß du einst auf Befehl deines geistigen Bruders, des Pater Dominikus, das Gelübde abgelegt hast, immer nur das Vollkommenste zu tun. Mit dem Ablegen des Gelübdes hast du gleichzeitig deinen freien Willen dem ewigen Vater wieder zurückgegeben und wolltest freiwillig willenlos sein. Dein Opfer ist angenommen worden. Vergiß nicht! Sprich zu allen: Der Wille des Vaters ist heilig!" Ich konnte meine Entschuldigung nicht mehr vortragen, denn das Jesuskind war schon verschwunden.

Ich hatte wieder so manches vergessen, was ich hatte aufschreiben wollen. Doch während ich mit der Niederschrift begann, kam das liebe Jesuskind. Da fiel mir plötzlich alles wieder ein, wie es gewesen war. Immer, wenn ich nicht mehr weiter wußte, kam das Jesuskind wieder, jedoch ohne ein Worte zu sagen. Sobald es kam, erinnerte ich mich wieder, wie es gewesen war, denn das, was mir das Jesuskind gestern alles gesagt hatte, konnte ich mir unmöglich merken.

Am Sonntagnachmittag, dem 09.11.1947, während der gemeinschaftlichen Matutin, war auf einmal der heilige Schutzengel mit dem anderen seligen Geist bei mir und sagte: "Jetzt darfst du den Tod eines reumütigen Sünders schauen!" Als er das gesagt hatte, sah ich plötzlich einen Sterbenden auf einer Holzbahre vor mir liegen. Es war wiederum ein Mann. Dieser Mann sagte alle seine Sünden laut. Es war schrecklich für mich, dies alles anzuhören, denn von solchen Sünden hatte ich noch niemals gehört. Es war furchtbar für mich, denn er zählte seine Sünden an den Fingern auf. Wenn ich richtig verstanden habe, so hat er 15 x 5 Sünden aufgezählt. Was das für Sünden waren, darüber soll ich schweigen, denn der heilige Schutzengel sagte zu mir: "Diese Sünden offenbare aber niemandem!" Wie der Sterbende mit dem Aufzählen seiner Sünden fertig war, rief er laut aus: "Gott, mein Gott, sei mir armem Sünder gnädig und barmherzig!" Als er das ausgerufen hatte, erblickte er in weiter Ferne den lieben Heiland in seiner Größe und Majestät und neben ihm die Gottesmutter.

Der liebe Heiland hatte etwas in der Hand. Was es war, konnte ich jedoch nicht erkennen. Es kam mir vor, als ob es ein Buch wäre, aber sicher behaupten kann ich es nicht, weil ich nicht so gut in die Ferne sehen konnte. Maria war ganz nahe beim lieben Heiland und hatte den blauen Mantel an. Ihre Hände waren heute gefaltet, als wenn sie den lieben Heiland anbetete. Der liebe Heiland hatte dem Sterbenden immer und immer wieder einen sehr ernsten Blick zugeworfen. Dieser wiederum sah den lieben Heiland so reuevoll an, daß ich es nicht ertragen konnte, da ich gewiß keinen so großen Reueschmerz über meine Sünden habe.

Über dem Sterbenden schwebte eine Gestalt, die ebenso gekleidet war, wie mein heiliger Schutzengel, nur trug sie statt der roten eine violette Schärpe und in der rechten Hand trug diese Gestalt ein Kreuz, ungefähr 90 cm lang. In dem Raum, in dem der Sterbende lag, war es nebelig. Man konnte jedoch gut erkennen, daß schwarze Rauchwolken die weißen gleichsam verdrängen wollten. Der Sterbende hatte seine Augen fest auf den lieben Heiland geheftet und atmete dann ungemein schwer seine Seele aus. Bei seinem letzten Atemzug sah ich aus seinem Munde eine graue Rauchwolke herauskommen, die sich zur Höhe erhob. Als diese Rauchwolke sich schon hoch oben, nahe beim Heiland und der Gottesmutter befand, erkannte ich, daß auch diese Wolke eine Menschengestalt annahm. Die Gestalt, die über dem Sterbenden schwebte, erhob sich zugleich mit der Rauchwolke in die Höhe. Der liebe Heiland, in seiner Würde und Majestät, zeigte mit der rechten Hand auf eine Stelle in der Ferne. In demselben Augenblick öffnete sich ein Tor, das wie aus Rauchwolken aussah. Hier erblickte ich eine große Anzahl von Menschen. Die Gestalt, die bei dem Sterbenden weilte, trat hinein und desgleichen auch die Gestalt des Verstorbenen, die ich aus der grauen Rauchwolke erkannt hatte. Den lieben Heiland und Maria sah ich nicht mehr. Das Wolkentor schloß sich plötzlich und ich sah mich wieder unter meinen Mitschwestern in der Kapelle. Diese Schauung machte auf mich einen gewaltigen Eindruck, so daß ich nach nichts anderem mehr Verlangen hatte, als nur Seelen zu retten. Dies aber, so glaube ich, kann ich nur durch ein opferreiches Leben erreichen. Diese Wahrheit bestätige ich durch meine eigenhändige Unterschrift: Sr. M. Cornelia, 10.11.1947.

 

Gestern, den 11.11.1947, als ich abends so gegen 19.30 Uhr das Schlafzimmer betrat, beeilte ich mich mit dem Ausziehen, um schnell ins Bett zu können. Ich saß gerade am Bettrand und wollte die Prothese abschnallen. Da war plötzlich der heilige Schutzengel bei mir. Ich befand mich in natürlichem Zustand, denn ich wußte, daß ich im Zimmer war.

Er sagte zu mir: "Schwester! Du bist heute sehr schwach. Lege dich schnell zum Schlafen nieder, denn ich habe die Macht bekommen, dir noch heute das Sterben eines verworfenen Menschen zu zeigen!" Ich tat also, wie mir befohlen war. Plötzlich war wieder der heilige Schutzengel mit dem anderen seligen Geist da. Mit demselben erblickte ich nun ein ziemlich weites Stück von mir entfernt, einen Kranken in einem Bett liegend, also nicht auf einer Tragbahre. In dem Raum, in dem der Sterbende lag, war es sehr dunkel. Erst diesmal bemerkte ich, daß die beiden seligen Geister, die neben mir waren, wie Licht leuchteten, denn nur durch das Leuchten der beiden seligen Geister konnte ich den Sterbenden erkennen. Einen schrecklichen Blick warf uns der Sterbende zu, so daß ich mich ungemein fürchtete und am ganzen Körper zitterte. Der Schutzengel nahm mich bei der Hand und ich wurde sofort ruhig. Den lieben Heiland sah ich hier nicht. Auf einmal erschien bei dem Kranken ein Priester in Rochett und violetter Stola. Der Sterbende rief jedoch dem Priester mit geballten Fäusten zu: "Weiche von mir! Ich habe mein ganzes Leben lang nichts mit dir zu schaffen gehabt und will auch in Ewigkeit nichts mit dir zu schaffen haben." Jetzt sah ich über dem Kranken eine Gestalt schweben, die ebenso gekleidet war, wie mein heiliger Schutzengel. Nur hatte er eine schwarze Stola an, statt der roten. Die Gestalt verhüllte ihr Gesicht in die schwarze Schärpe und weinte. Auch der Priester, der hier zugegen war, weinte sehr und verschwand dann.

Der Sterbende schrie sehr um Hilfe, denn plötzlich war das Zimmer, in welchem er lag, voll von Affen oder Hunden. Welche Tiere es genau waren, kann ich nicht sagen. Diese stürzten sich alle auf den Sterbenden. Auf einmal war alles verschwunden und der Sterbende lag wieder ganz alleine da. Sein Atem wurde immer schwerer. Nun sah ich von weitem den lieben Heiland und die Gottesmutter kommen. Über den beiden schwebte ein "jungfräulicher Greis", den ich schon öfter sah. Die Gestalt mit der schwarzen Schärpe war auch zugegen und weinte sehr. Plötzlich riß der Sterbende die Augen auf und erblickte den lieben Heiland. In diesem Augenblick kam aus seinem Munde eine schwarze Rauchwolke heraus, die sich zur Höhe hob. Gleichzeitig hörte ich den lieben Heiland (genau weiß ich jedoch nicht, wer es war; es war dies eine feine Männerstimme) die Worte sagen: "Weiche von mir in das ewige Feuer!" Daraufhin öffnete sich ein Tor, daß aus lauter Affengesichtern oder auch Hundegesichtern bestand. Die schwarze Rauchwolke stürzte bei den Worten: "Weiche von mir" zur Erde. Bei ihrem Sturz erkannte ich in ihr eine Menschengestalt. Es war dies gar schrecklich anzusehen. Wenn ich das alles so wiedergeben sollte, wie es war, so könnte ich gar keine Worte finden, um dies auszudrücken. Alles Geschaute verschwand plötzlich. Als ich dann zu mir kam, lag ich in meinem Bett. Ich wußte allerdings nicht genau, ob es Traum oder Wirklichkeit war.

 

Heute, am Samstag, dem 15.11.1947, kam frühmorgens das Jesuskind zu mir, wie es stets an Samstagen oder Muttergottestagen zu kommen pflegt. Auch vor und nach der heiligen Kommunion erschien das Jesuskind wie gewöhnlich. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam nach dem heiligen Evangelium Maria mit dem Jesuskind auf den Armen und sprach zu mir: "Mein Kind! Sage den Menschen, daß ich trotz der großen Schuld dem Lande die große Gnade erfleht habe. Ich, als Mutter, will mich der Menschen annehmen, jedoch wehe denen, die ihr Gebet wie die Pharisäer ohne Liebe dem Allerhöchsten weihen! Sage das: 'Ein Gebet ohne Nächstenliebe ist nichts, wie auch Liebe zum Nächsten ohne Gebet nichts ist.' Die armen Menschen verstehen meistens diese Wahrheit nicht!" Nach diesen Worten verschwand die Gottesmutter. Zur Priesterkommunion erschien das Jesuskind wie gewöhnlich. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr, nach dem heiligen Evangelium, kam Maria mit dem Jesuskind abermals und sprach dasselbe wie in der Heiligen Messe um 6.00 Uhr. Nur sagte sie noch dazu: "Wer das nicht glaubt, daß ich es bin, die Mutter der ganzen Welt, der will mich verdrängen. Ich komme deswegen mit meinem göttlichen Kinde, um den Menschen Beweise zu geben, daß ich auch die Mutter der Ärmsten, der Gehaßten und der Verfolgten bin. Wehe der Welt um der Lieblosigkeit willen! Gerecht ist die allwissende Allmacht!" Nach diesen Worten verschwand Maria.

Euer Hochwürden, ich wollte sofort alles niederschreiben, was Maria mir gesagt hatte, doch ich hatte alles vergessen. Als ich darüber nachzudenken begann, wie denn alles gewesen war, erschien das Jesuskind und urplötzlich konnte ich mich an alles erinnern. Aber was damit gemeint ist, weiß ich leider nicht. Maria hatte heute bei beiden Erscheinungen den blauen Mantel an und war sehr ernst.

 

Am 17., 21., 22., 28. und 29.11.1947 hatte Sr. Cornelia Fegefeuerschauungen.

 

Am 29.11.1947 nach der Matutin, beteten wir gemeinschaftlich den heiligen Rosenkranz. Das zweite Gesetzchen opferte ich auf für den verstorbenen hochwürdigsten Herrn Erzbischof. Den heiligen Schutzengel sah ich plötzlich vor mir. Er faßte mich bei der Hand und auf einmal standen wir wieder vor dem großen Tor, das sich von selber auftat. In einer Ecke des finsteren Raumes, den wir betreten hatten, sah ich eine Gestalt, die nicht einem Menschen glich, sondern dem Knochenmann. Ihr Gesicht sah schrecklich ergreifend aus, ganz grau, die Glieder so, als wären die Knochen des Knochenmannes nur mit Haut überzogen. Es war dies ein entsetzlicher Anblick, so daß ich mich sehr fürchtete. Der Raum war äußerst dunkel; nur durch das Leuchten des heiligen Schutzengels konnte ich erkennen, daß eine Menschengestalt da ist. Diese sah mich ganz verwundert an, näherte sich mir und sprach: "Sr. Cornelia! Besteht denn die Welt nicht mehr? Bin ich denn für die ganze Ewigkeit an diesem Ort verurteilt!?" An der Mitra erkannte ich, daß die Gestalt ein Bischof war. Sein Körper war ganz in Nebel gehüllt, so daß ich seine Kleidung nicht recht erkennen konnte. Ich sah bloß etwas Violettes aus dem Nebel hervorschimmern. Ob es ein Ornat war, kann ich nicht genau sagen. Als ich erkannte, daß es unser Bischof war, unterbrach ich ihn bei den Worten: "an diesem Ort verurteilt" und sagte: "Nicht für die ganze Ewigkeit, nur bis zu der Zeit, an dem das erste Heilige Meßopfer in unserer neuen Sühnekongregation gefeiert werden wird. Bis jetzt ist allerdings noch nicht einmal Euer Nachfolger geweiht." Als ich das sagte, fielen dem hochwürdigsten Herrn Erzbischof eine Art Tränen zur Erde hinunter. Ob es Tränen waren, kann ich nicht genau sagen, denn man konnte vor Dunkelheit nicht gut sehen. Der Bischof sagte noch zu mir: "Sr. Cornelia, gedenke doch meiner! Lasse doch dein Gebet walten! Kühle doch meine Glut! Verbannt verschmachte ich von dieser Sehnsuchtsglut. Sr. Cornelia, schau mich als Bischof in dieser Pein! Die Finsternis ist mir große Qual! Vergiß mich nicht!" Nachdem er das gesagt hatte, entschwand alles meinen Blicken. Als ich zu mir kam, beteten die Schwestern bereits das letzte Gesetzchen.

 

Sonntag, den 16.11.1947. Während der Heiligen Messe um 9.00 Uhr kam nach dem heiligen Evangelium der heilige Schutzengel zu mir und sprach: "Gepriesen sei die ewige, allwissende und gerechte Allmacht!" Nach diesen Worten öffnete sich ein großes Tor, das wie aus Nebelwolken bestand. Was ich sah? Vor mir so viele Menschen, daß ich sie nicht übersehen konnte. Diese Menschen sahen alle sehr schrecklich aus. Alle hatten ihre Zunge herausgestreckt und ich wußte nicht, was dies bedeutete und fürchtete mich sehr. Der heilige Schutzengel sagte zu mir: "Diese Menschen alle, die du hier siehst, leiden wegen ihrer Zungensünden. Sie haben ihre Zunge nicht zum Lob Gottes verwendet, wozu sie dieselbe von Gott dem Allerhöchsten empfangen hatten, sondern sie durch schlechte Reden entweiht. Gerade dieses Glied ist dem Allerhöchsten am wohlgefälligsten, weil es viel für ihn und seine Ehre tun kann. Aber der Mensch muß auch am meisten wegen der Zungensünden leiden." Nach diesen Worten faßte mich der heilige Schutzengel bei der Hand und sagte zu mir: "Morgen darfst du noch weiterschauen." Als ich zu mir kam, war bereits heilige Wandlung.

Diese Menschen, die ich da mit herausgestreckten Zungen erblickte, sahen schrecklich aus, fast wie die Hunde, wenn sie in großer Hitze Durst haben.

 

Heute, am 17.11.1947, kam vor und nach der heiligen Kommunion das Jesuskind wie gewöhnlich. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr, nach dem heiligen Evangelium, kam der heilige Schutzengel mit dem anderen seligen Geist. Auf einmal sah ich alle diese Menschen vor mir, die ich gestern bereits gesehen hatte. Es war mir dies ein schrecklicher Anblick. Die Menschen standen heute so, daß ich sehr viele, viele sehen konnte, und jeder von ihnen hatte auf der Brust etwas in weißen Buchstaben geschrieben. Viele hatten dieselbe Aufschrift. Obwohl ich nicht gut und fließend lesen kann, so sah ich doch diese Aufschriften schon beim ersten Anblick.

Ein paar Aufschriften habe ich mir gemerkt, wie z. B.:

"Ich habe meine Zunge entweiht durch oftmaliges falsches Zeugnis geben."
"Ich habe meine Zunge durch unreine Reden entweiht."
"Durch schlechte Reden über den Nächsten."
"Ich habe mit meiner Zunge anderen die Gebote Gottes gepredigt, selber habe ich nicht danach gelebt."
"Ich habe all das, was nicht für das Seelenheil notwendig war, verteidigt, und um das Richtige habe ich mich nicht gekümmert."
"Ich habe schlechte Bücher gelesen."
"Ich habe mich durch meine Reden verstellt, um vor den anderen Menschen zu glänzen."

Sehr viele hatten aufgeschrieben:
"Ich habe oft mit der Zunge den lieben Heiland unwürdig empfangen." (Unter diesen erkannte ich sehr viele Ordensleute und Priester, aber auch sehr viele andere Menschen.)
"Ich habe meine Zunge durch Sticheleien entweiht."
"Ich habe über die Fehler des Nächsten vor anderen gesprochen."
"Ich habe die Fehler des Nächsten vergrößert, anstatt sie zu entschuldigen."
"Ich habe meine Zunge durch Alkoholgenuß beschmutzt."
"Durch niederträchtige Reden über den Nächsten."
"Ich habe mir meine Zunge beschmutzt durch Reden, die ich gegen den heiligen Glauben und gegen Gott geführt habe."

Es waren so viele verschiedene Aufschriften, daß ich sie nicht übersehen konnte. Ein jeder, der diese Aufschrift trug, hatte noch eine weitere Zeile dazugeschrieben: "Durch die unendliche Barmherzigkeit Gottes bin ich gerettet; doch 300 Jahre lang dauert meine Pein." Diese Menschen sahen am schrecklichsten aus. Vor ihnen fürchtete ich mich sehr. Der heilige Schutzengel sagte zu mir: "Siehst du, was der Mensch durch die Zunge verdient, wenn er dieses Geschenk Gottes zum Schlechten gebraucht." Als ich zu mir kam, war schon heilige Wandlung. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr kam das Jesuskind wie gewöhnlich.

 

Am Freitag, dem 21.11.1947, kam das Jesuskind früh und auch vor und nach der heiligen Kommunion wie gewöhnlich. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam nach dem heiligen Evangelium das Jesuskind wie immer. Nach der heiligen Wandlung, ich weiß nicht, zu welcher Zeit es war, kam die Gottesmutter. Sie war ganz weiß gekleidet, ihre Hände hatte sie über die Brust gekreuzt. Auch hatte sie eine Haltung, als wenn sie in tiefster Anbetung versunken wäre, sagte aber nichts. In der Heiligen Messe war dasselbe. Am Nachmittag, nach der Matutin, als wir gemeinschaftlich den heiligen Rosenkranz beteten, kam Maria zum dritten Mal. Jetzt aber hatte sie den blauen Mantel an und war wieder ohne das liebe Jesuskind. Die Hände hatte sie über die Brust gekreuzt, sagte aber wieder nichts.

 

Am Samstag, dem 22.11.1947, kam morgens und auch während der Heiligen Messe vor und nach der heiligen Kommunion das Jesuskind wie gewöhnlich. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam nach dem heiligen Evangelium Maria mit dem Jesuskind auf den Armen wie immer. Sie war wieder ganz weiß gekleidet. Zur Priesterkommunion kam Maria wieder mit dem Jesuskind auf den Armen, sagte aber nichts. Nachmittags, als wir nach der Matutin den heiligen Rosenkranz beteten, kam der heilige Schutzengel mit dem anderen seligen Geist und sagte: "Gepriesen sei die allwissende Allmacht des Vaters!" Nach diesen Worten öffnete sich mir ein großes Tor, das aber wiederum wie Nebelwolken aussah. In diesem Moment erblickte ich eine große Schar von Menschen, die man nicht überblicken konnte. Auf einige von ihnen fielen wieder Lichtstrahlen, so, als wären sie von oben heruntergefallen. Ein jeder, den ein solcher Lichtstrahl traf, wurde von einer Wolke emporgehoben, doch ich konnte nicht erkennen, ob diese Wolken Menschengestalten waren. Es kam mir vor, als wären es nur Wolken. In der Schnelligkeit läßt sich das schwer unterscheiden, was es war. Als sich viele emporgehoben hatten, schloß sich das große Nebeltor. Über den Hinaufschwebenden erblickte ich Maria. Sie war ohne das Jesuskind. Die Hände hatte sie weit ausgebreitet, als wenn sie alle auf einmal umarmen wollte. Auch hatte sie wieder den blauen Mantel an. Unter den Hinaufschwebenden erkannte ich auch Priester in Alben gekleidet, eine violette Stola über die Brust gekreuzt. All diese schwebten mit gefalteten Händen zu Maria. In ihren Armen sind alle meinen Blicken entschwunden.

 

Heute, am Sonntag, dem 23.11.1947, kam das Jesuskind vor der heiligen Kommunion zu mir. Es war sehr traurig und sagte: "Meine Schwester! Es tut der allwissenden Allmacht des Vaters sehr weh, daß sein Wunderwerk, diese große Gnade, einen solchen beklagenswerten Aufschub erleidet. Viele Menschen sind vieler Gnaden beraubt, ja, selbst die Kraft des Segens scheint gemindert." Das sprach das Jesuskind zu mir vor der heiligen Kommunion. Als das Jesuskind nach der heiligen Kommunion wieder zu mir kam, sagte es: "Meine Schwester! Die allwissende Allmacht des Vaters reut es, den Menschen den freien Willen gegeben zu haben." Da ich traurig wurde, sprach das Jesuskind zu mir: "Sei nicht traurig, sondern nur demütig wie ein Kind! Dann bist du mir ein Trost auf Erden." Ich weiß nicht, was mit den Worten von heute gemeint ist. Ich weiß nicht, was ich Gutes tun könnte, um dem Jesuskind ein Trost zu sein auf Erden.

 

Gestern, am Nachmittag des 28.11.1947, habe ich wieder etwas Schreckliches gehört, gesehen habe ich nichts um mich herum. Bei mir war nur eine Mitschwester Alberta. Sie nähte etwas für sich. Die Stimme, die ich hörte, war eine tiefe, heisere, garstige Männerstimme. So hörte ich immerfort sagen: "Geh fort von hier! Verlasse das Land! Man hält dich für einen Narren. Alle sind gegen dich; selbst die Priester. Auch die, denen du dein Vertrauen geschenkt hast! Daß du das Weib mit dem Kinde siehst, das hast du mir zu verdanken. Sei nicht so dumm und glaube ja nicht dem Weib und auch nicht dem Kinde, sonst hasse ich dich und werde dich töten!" Diese Worte habe ich nicht weniger als zehnmal gehört, so daß ich, wenn ich allein gewesen wäre, vor Furcht beinahe gestorben wäre. Obwohl ich das so oft hörte, habe ich trotzdem alles wieder vergessen, wie es gewesen ist. Als ich von der Muttergottes den Befehl bekam, das nicht zu glauben, was ich gesehen und (vom bösen Feinde) gehört habe, ist mir alles wieder ins Gedächtnis zurückgekommen. Deswegen habe ich alles aufschreiben können. Es war am Freitag, dem 28.11.1947, am Nachmittag, so nach 15.00 Uhr gewesen, als ich diese häßliche Stimme hörte, aus der ich ja den höllischen Haß genau gespürt hatte. Es war ganz schrecklich, so daß ich es nicht beschreiben kann.

 

Heute, am Samstag, dem 29.11.1947, kam das Jesuskind zum ersten Mal schon in der Frühe um 3.00 Uhr zu mir, denn als ich vom Schlaf erwachte, saß Es auf meinem Bettrand. Ich wollte auf die Uhr schauen, um zu sehen, wie spät es ist, und ob es nicht schon Zeit zum Aufstehen sei. Da schlug die Kirchenuhr gerade 3.00 Uhr. Ich schlief wieder ein, noch bevor das Jesuskind verschwunden war; denn ich sah Es nicht verschwinden. Bis zum Wecken habe ich mich im Traum mit dem lieben Jesuskind beschäftigt, sein Köpfchen gestreichelt, seine Stirn und seine Händchen geküßt. Auch habe ich ihm mein Leid geklagt, indem ich sagte: "Schau, liebes Jesuskind, ich verstehe die Welt mit ihrem Unglauben nicht." Als ich dies zum lieben Jesuskind gesagt hatte, weinte es Tränen gleich Silberperlen. Ich streichelte sein lockiges Köpfchen mit meiner rechten Hand, um es zu trösten. Doch ich konnte nichts sagen, da ich mich auch schuldbewußt fühlte. Unterdessen läutete der Wecker zum Aufstehen. Als ich erwachte, war das liebe Jesuskind schon wieder da, verschwand aber sogleich wieder. Als ich um 5.45 Uhr in die Kapelle kam, kam mir das Jesuskind wieder entgegen. Vor und nach der heiligen Kommunion kam es mit den beiden seligen Geistern. Als das Jesuskind im Traum bei mir war, waren diese beiden seligen Geister auch da. Die beiden schwebten über seinem Haupte. Während der Heiligen Messe um 6.00 Uhr kam das Jesuskind nach dem heiligen Evangelium. Nach der heiligen Wandlung kam Maria ohne das Jesuskind. Sie hatte wieder den blauen Mantel an, sah mich sehr freundlich an und sagte zu mir: "Willst du für den heiligen Glauben sterben?" Ich sagte darauf: Ja, Mutter! Mir ist schon zum Sterben, wenn ich an den Unglauben der Welt denke." Darauf sagte sie zu mir: "Die Menschen dieser Zeit haben die Liebe, den Heiligen Geist verstoßen, der ja der Welt das Licht gebracht hat. Bete, mein Kind, um die Liebe, den Heiligen Geist, da der ewige Vater jetzt nur so, durch die Liebe, den Heiligen Geist, versöhnt werden kann!" Nach diesen Worten verschwand Maria. Als ich zu mir kam, hatten die lieben Schwestern bereits kommuniziert. Während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr kam nach dem heiligen Evangelium Maria mit dem Jesuskind auf den Armen. Sie war ganz weiß gekleidet. Sie reichte mir das Jesuskind zum Kusse und sagte dabei: "Durch dieses Kind bist du erlöst. Durch dieses Kind hast du das Licht. Nur dieses Kind ist allein dein Gnadenweg. Glaube nicht, was du gestern gehört hast! Der Geist, der das gestern zu dir gesprochen hat, war der Feind, der auf dich sehr böse ist. Fürchte dich nicht! Du bleibst ja mein Kind. Der Feind bedient sich auch der Menschen, um dich zu quälen!" Nach diesen Worten verschwand Maria. Es war aber auch schon wieder heilige Wandlung, als ich zu mir kam. Nach der heiligen Wandlung kam Maria wieder ohne das Jesuskind. Sie hatte wieder die Hände über die Brust geschlagen und war ganz weiß gekleidet. Sie sagte aber nichts. Sie war in der Haltung, als wäre sie in tiefster Anbetung versunken. Als ich zu mir kam, kommunizierten die Schwestern gerade. Die Wahrheit, die ich am Samstag, dem 29.11.1947 erlebte, bestätige ich mit meiner eigenhändigen Unterschrift. Sr. M. Cornelia, am Vormittag nach 10.00 Uhr.

Heute, am 29.11.1947, als wir nach der Matutin gemeinschaftlich den Rosenkranz beteten, machte ich vorher die Meinung für mich, das erste Gesetzchen zu Ehren der Gottesmutter für die verlassenen Priesterseelen zu beten. Das zweite Gesetz für den verstorbenen hochwürdigsten Herrn Erzbischof, das Dritte zu Ehren des Heiligen Geistes für die Bekehrung der Sünder, das Vierte für die Anliegen der neuen Sühnekongregation, das Fünfte sollte für diejenigen sein, die das Gotteswerk der neuen Sühnekongregation in Wort und Tat unterstützen wollen. Den Anfang des heiligen Rosenkranzes mitgebetet, doch weiß ich nicht, bei welchem Gesetz ich mich verloren habe. Es müßte beim Ersten gewesen sein, da ich schon von dem Zweiten nichts mehr weiß. Auf einmal war bei mir der heilige Schutzengel mit dem anderen Geist.

Der heilige Schutzengel faßte mich bei der Hand, und auf einmal standen wir wieder vor dem großen Tor, das sich von selbst öffnete. In dem finsteren Raum, den wir betraten, sah ich in einer Ecke eine Gestalt, die keinem Menschen mehr glich, sondern nur einem Knochenmann. Das Gesicht dieses Menschen sah schrecklich ergreifend aus, denn es war ganz grau und so, als wenn die Knochen eines Knochenmannes mit Haut überzogen wären. Es war ein schrecklicher Anblick, so daß ich mich sehr fürchtete. Der Raum war sehr dunkel, nur durch das Leuchten meines heiligen Schutzengels konnte ich erkennen, daß es sich um eine Menschengestalt handelte. Diese sah mich verwundert an und näherte sich mir. Sie sprach: "Sr. Cornelia! Besteht denn die Welt nicht mehr? Bin ich denn für die ganze Ewigkeit zu diesem Ort verurteilt?"

An der Mitra erkannte ich, daß die Gestalt ein Bischof war. Sein Körper war ganz in Nebel gehüllt, so daß ich seine Kleidung nicht recht erkennen konnte. Ich sah bloß etwas Violettes aus dem Nebel hervorschimmern. Ob es ein Ornat war, kann ich nicht genau sagen. Als ich erkannte, daß es unser Bischof war, unterbrach ich ihn bei den Worten: an diesem Ort verurteilt!? Und sagte: "Nicht für die ganze Ewigkeit, nur bis zu der Zeit, an dem das erste Heilige Meßopfer in unserer neuen Sühnekongregation gefeiert werden wird. Bis jetzt ist allerdings noch nicht einmal Euer Nachfolger geweiht." Als ich das sagte, fielen dem hochwürdigsten Herrn Erzbischof eine Art Tränen zur Erde hinunter. Ob es Tränen waren, kann ich nicht genau sagen, denn man konnte vor Dunkelheit nicht gut sehen. Der Bischof sagte noch zu mir: "Sr. Cornelia, gedenke doch meiner! Lasse doch dein Gebet walten! Kühle doch meine Glut! Verbannt verschmachte ich von dieser Sehnsuchtsglut. Sr. Cornelia, schau mich als Bischof in dieser Pein! Die Finsternis ist mir große Qual! Vergiß mich nicht!" Nachdem er das gesagt hatte, entschwand alles meinen Blicken. Als ich zu mir kam, beteten die Schwestern bereits das letzte Gesetzchen.

 

Heute, am 02.12.1947, kam das Jesuskind vor der heiligen Kommunion wie gewöhnlich zu mir. Als es nach der heiligen Kommunion erschien, sagte es zu mir: "Meine Schwester! Zwei kämpfen um die Seele deines Vaters. Der Feind alles Guten kennt seine schwache Seite und bemüht sich, ihn für sich zu gewinnen, um dir so trotzen zu können und um dich zu ängstigen. Habe jedoch Vertrauen! Ich habe die Welt und auch die Hölle überwunden. Mir ist auch alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden." Nachdem das Jesuskind dies gesagt hatte, verschwand es sogleich wieder. Dann war weiter nichts Besonderes. Euer Hochwürden! Es war gerade nach 11.00 Uhr vormittags am 02.12.1947.

Ich war ganz allein im Arbeitszimmer. Jede Schwester, die nur ein wenig Zeit hat, ist beim Bügeln der Kopfwäsche (Hauben). Auf einmal kam es mir so vor, als wenn jemand im Raume wäre und mit einem Wagen dort, wo ich nähte, herumfahren würde. Gesehen habe ich zwar nichts und niemanden, doch ich hörte das schreckliche Herumfahren. Auf einmal hörte dies plötzlich auf, und ich vernahm eine häßliche, tiefe, heisere Männerstimme, die sagte: "Du Törin! Die Seele deines Vaters habe ich schon. Er hat mir freiwillig unterschrieben." In diesem Schrecken gab ich ihm zur Antwort: "Das glaube ich nicht!" Doch die Stimme setzte fort: "Du kennst doch seine schwache Seite. In seiner Betrunkenheit hat er das Werk vollendet, was mir große Freude macht. Er hat auch die Macht gegeben, mit dir zu machen, was ich will." Daraufhin konnte ich es nicht mehr aushalten und ging zum Weihwasserkessel, um Weihwasser zu holen. Dabei sagte ich mir: "Kein irdischer Mann hat jetzt noch Macht, über mich zu verfügen, wie er es will. Weiche, Satan, mit deinen dummen Reden!" Ich nahm dann Weihwasser und besprengte alles um mich. Hierauf vernahm ich ein schreckliches Geräusch, als ob um mich herum der größte Wind pfeifen würde. Plötzlich war wieder alles still. Ich konnte aber vor Schreck nicht mehr arbeiten.

Das, was ich heute gehört hatte, habe ich mir sogleich notiert, damit ich es nicht vergesse. Alles niederzuschreiben, dazu war ich vor Schreck in dem Augenblick nicht fähig. Erst jetzt, nachmittags um 4.00 Uhr komme ich dazu, es aufzuschreiben.

 

Euer Hochwürden, am Samstag, dem 06.12.1947, kam das Jesuskind zum ersten Mal, wie es immer an Samstagen oder Muttergottestagen zu kommen pflegt. Vor und nach der heiligen Kommunion kam Es auch an diesem Samstag nicht mehr. Während der Heiligen Messen kam das Jesuskind wie gewöhnlich. Am Abend, als ich ins Schlafzimmer kam, hörte ich eine Stimme, die zu mir sagte: "Schreibe dir das auf, was ich dir jetzt sagen werde und sage das der Gottesmutter an ihrem Feste." Die Stimme war eine milde, feine Männerstimme, daher kann ich nicht sagen, wer es war. Die Stimme hat sehr, sehr langsam gesprochen und so deutlich, daß ich sofort mitschreiben konnte. Wenn ich mit den einzelnen Worten noch nicht fertig war, hörte die Stimme auf und setzte erst dann fort, wenn ich fertig geschrieben hatte. Es war folgendes:

"Reinste Braut des Heiligen Geistes, schenke uns zu Gott und dem Nächsten die Liebe deines unbefleckten Herzens, damit unsere Herzen empfänglich und würdig seien für alle Gaben des Heiligen Geistes; denn in der Fülle derselben können wir dich erst würdig unsere Mutter nennen und ehren. Hilf uns, den Allerhöchsten würdig anzubeten. Lege Fürsprache ein bei deinem göttlichen Sohn, wenn wir in unseren Nöten um Gnade bitten. Segne uns, Mutter, wenn wir den Heiligen Geist ehren und seiner Gnade bitten. Segne uns, Mutter, wenn wir den Heiligen Geist ehren und seiner Gaben uns würdig machen, damit wir die Ehre Gottes wieder herstellen. Und haben wir alles getan, was wir sollten, dann laß uns in kindlicher Liebe zu Dir aufblicken und unsere Herzen Dir, o Mutter, weihen! Zeige dich uns als Mutter, verteidige uns beim ewigen Vater, sprich für uns um Barmherzigkeit bei deinem göttlichen Sohne! Segne uns, Mutter, wenn der Heilige Geist in uns atmet."

 

Es waren mir noch einige Worte gesagt worden, doch da ich sie nicht sogleich aufschrieb, habe ich sie vergessen. Ich konnte nicht mehr weiterschreiben, weil die liebe Schwester, mit der ich zusammen bin, gekommen war.

 

Samstag, den 04.12.1947, kam Maria vor der heiligen Kommunion zu mir und zwar mit dem Jesuskind auf den Armen. Sie sagte nichts, nur in dem Augenblick, als sie mir das Jesuskind zum Kusse reichte, fiel ein sehr heller Lichtstrahl über uns, so daß er mich wie Feuer brannte. Dieser Lichtstrahl hatte die Gottesmutter und das liebe Jesuskind zuerst getroffen, und wie er über mich fiel, ist er ganz zerstört worden und zu kleinen Sternchen geworden, die sich in der Luft hin und her bewegten. Kurz gesagt: Es war herrlich anzusehen!

 

Heute, am 08.12.1947, dem Fest der Unbefleckten Empfängnis, kam in der Frühe zum ersten Mal das Jesuskind, als gerade der Wecker um 4.30 Uhr zum Aufstehen läutete. Vor und nach der heiligen Kommunion kam das Jesuskind auch wie immer. Während aller fünf Heiligen Messen, denen ich beiwohnte, kam Maria mit dem Jesuskind auf den Armen und war sehr traurig. Sie kam jedesmal nach dem heiligen Evangelium. Das, was mir am Samstag gesagt wurde, habe ich jedesmal vorgetragen. Als sie während der Heiligen Messe um 7.00 Uhr erschien, verschwand plötzlich das Jesuskind aus ihren Armen.

Von dieser Heiligen Messe hatte ich gar nichts, denn als ich zu mir kam, war schon wieder das heilige Evangelium gelesen worden. Am Abend während des heiligen Rosenkranzes kam Maria, aber ohne das Jesuskind. Sie war wieder sehr traurig, gesagt hat sie allerdings nichts.

 

Euer Hochwürden! Heute, am 25.12.1947, es war in der heiligen Mitternachtsmesse, nach dem ersten heiligen Evangelium, habe ich die Muttergottes ohne das Jesuskind gesehen. Sie war ganz weiß gekleidet. Ich habe sie heute kniend gesehen. Die Hände hatte die Muttergottes über die Brust geschlagen. Sie weinte. Ich war ganz nahe bei ihr. Auch viele weiße Gestalten waren zugegen. Wer das aber alles war, das weiß ich nicht. Ob es Engel waren, kann ich auch nicht sagen, da ich keine Flügel sah. Auf einmal ist die Gottesmutter wie in Ohnmacht gefallen. In diesem Augenblick ist sie auch meinen Blicken entschwunden. Nur die weißen Gestalten sah ich noch weiter. An der Stelle, wo die Gottesmutter gekniet hatte, ist ein großes Licht entstanden, so, daß es mich sehr blendete. Um mich herum hörte ich einen ganz herrlichen Gesang, wie ich ihn noch nie gehört hatte. Auf einmal war Maria wieder da. Wieder sah ich sie kniend. Eine der weißen Gestalten, die zugegen waren, hatte plötzlich das liebe Jesuskind auf den Armen und legte es dann der lieben Gottesmutter in die Arme. Als ihr das liebe Jesuskind in die Arme gelegt worden war, fiel Maria abermals in Ohnmacht und entschwand wieder meinen Blicken. Es waren wieder nur die weißen Gestalten zugegen. Auch vernahm ich wieder den herrlichen Gesang, aber ich verstand nichts von dem, was gesungen wurde. Erst war mir alles unbekannt.

Plötzlich erschien mir wieder die Muttergottes mit dem lieben Jesuskind. Nur hatte sie es nicht auf den Armen, sondern neben sich liegen. Es lag nicht in einer Krippe. Ich weiß nicht, worauf es lag, von einer Krippe sah ich nichts; denn ich konnte nichts durch die weißen Gestalten sehen, weil es zu viele waren. Das liebe Jesuskind war so klein, wie ich es noch nie gesehen hatte. Maria kniete und hatte die Hände über die Brust geschlagen und zwar so, als wenn sie in tiefste Anbetung versunken wäre. Auch weinte sie wieder. Bald schaute sie das liebe Jesuskind an, bald schaute sie auf mich, sagte aber nichts. Als ich zu mir kam, war die Heilige Messe schon weit fortgeschritten. Die heilige Kommunion war bereits vorbei. So weiß ich von dieser Mitternachtsmesse gar nichts, da ich ja die ganze Zeit woanders war. Während aller Heiligen Messen sah ich heute Maria und das liebe Jesuskind neben ihr auf etwas liegen. Ich kann jedoch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es eine Krippe war, da ich vor lauter weißen Gestalten nicht gut sehen konnte. Außer in der Mitternachtsmesse hatte Maria in jeder anderen Heiligen Messe, in der ich sie sah, den blauen Mantel an und jedesmal kniete sie. Maria kam in jeder Heiligen Messe nach dem heiligen Evangelium und nach der heiligen Wandlung.

Vor und nach der heiligen Kommunion kam das Jesuskind allein. Es war so klein, wie ein neugeborenes Kind. Es wurde von einer lichten Silberwolke getragen und war in Begleitung vieler weißer Gestalten. Als das Jesuskind nach der heiligen Kommunion erschien, machte es mir ein Kreuzchen auf die Stirn und verschwand.

 

Euer Hochwürden! Sonntag, den 21.12.1947, nahm ich mir vor, unserem Kattowitzer Diözesanbischof einen Brief zu schreiben. Daher bin ich der Heiligen Messe um 10.30 Uhr ferngeblieben. Ich hatte die feste Absicht, falls meine Schwester mich nicht besuchen käme, den Brief noch vor Weihnachten nach Kattowitz zu senden. In dem Augenblick, als ich schon alles zum Briefschreiben vorbereitet hatte und schreiben wollte, erschien das Jesuskind mit Tränen in den Augen. Mit sehr ernster Miene sagte es zu mir: "Meine Schwester! Diesen Brief wirst du nicht schreiben!" Und verschwand sogleich wieder. Für mich war es natürlich schrecklich gewesen, alles wieder zusammenzuräumen und nicht zu schreiben. Die Worte des Jesuskindes wirkten auf mich ein, daß ich die übrige Zeit des Tages fortwährend mit Weinen verbrachte. Als das Jesuskind am nächsten Tag nach der heiligen Kommunion zu mir kam, erteilte es mir weinend eine Rüge wegen dem, was ich tun wollte. Ich wollte nämlich an einem schönen Tag über die Grenze in die Heimat davonlaufen. Was mir dazu das Jesuskind sagte, um mich wieder zur Vernunft zu bringen, weiß ich heute nicht mehr genau, weil ich es mir nicht sofort aufgeschrieben hatte. Ich hatte vom vielen Weinen große Kopfschmerzen und konnte mir das nicht merken. Nur soviel weiß ich, daß die Rüge des Jesuskindes schrecklich war. Ich war ganz trostlos und beinahe boshaft und trotzig in meinem Inneren. Trotzdem läßt mich das Jesuskind keineswegs alleine. Es kommt immer wieder zu mir, nicht deswegen, um mir Gnade zu schenken, sondern vielleicht deswegen, um mich zu bekehren, da ich noch so oft trotzig bin. Ist das vielleicht nicht das Kreuz, das ich in dieser Gemeinschaft durch die vielen Urteile und den Spott tragen muß? Verdientes Kreuz, das ich so oft gegen das Jesuskind trotzig war, und so oft war ich schon versucht, gegen den Willen des lieben Jesuskindes zu handeln und von hier in meine Heimat zurückzukehren! Es waren schreckliche Urteile und Worte, die mir gesagt wurden und immer noch gesagt werden. So z. B., daß man mich und Therese Neumann für hysterisch hält. Vielleicht habe ich dieses Urteil der lieben Mitschwester verdient, weil ich trotz der vielen Gnaden gar so fehlerhaft bin.