Das Buch Genesis

Kapitel 1: Die Erschaffung des Weltalls

1 Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

2 Die Erde war wüst und öde. Finsternis lag über der abgrundtiefen Flut. Gottes Geist schwebte über den Wassern.

 

Das Werk der Scheidung

Erstes Tagewerk

3 Da sprach Gott: "Es werde Licht!" Und es ward Licht.

4 Und Gott sah das Licht: Es war gut. So schied Gott das Licht von der Finsternis.

5 Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Und es ward Abend und es ward Morgen: der erste Tag.

 

Zweites Tagewerk

6 Dann sprach Gott: "Es bilde sich ein Gewölbe inmitten der Wasser und sei Scheidewand zwischen Wassern und Wassern!"

7 Und Gott schuf das Firmament und schied die Wasser unterhalb des Firmaments von denen oberhalb des Firmaments. – Und so ward es.

8 Das Firmament nannte Gott Himmel. Und es ward Abend und es ward Morgen: der zweite Tag.

 

Drittes Tagewerk

9 Dann sprach Gott: "Sammeln sollen sich die Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort, daß sichtbar werde das trockene Land." – Und so ward es.

10 Das trockene Land nannte Gott Erde, das zusammengeströmte Wasser nannte er Meer. Und Gott sah: Es war gut.

11 Dann sprach Gott: "Sprossen lasse die Erde grünende, samenhaltende Kräuter und fruchttragende Bäume, die Früchte bringen nach ihrer Art, Früchte, die in sich selbst ihren Samen tragen auf der Erde." – Und so ward es.

12 Die Erde brachte grünende, samentragende Kräuter aller Art und Bäume hervor, mit allerlei samenhaltenden Früchten. Und Gott sah: Es war gut.

13 Und es ward Abend und es ward Morgen: der dritte Tag.

 

Das Werk der Ausstattung

Viertes Tagewerk

14 Dann sprach Gott: "Lichter sollen am Firmament entstehen, um den Tag von der Nacht zu scheiden. Als Zeichen sollen sie dienen und Zeiten, Tage und Jahre anzeigen.

15 Sie sollen leuchten am Himmelsgewölbe und Licht spenden der Erde!" – Und so ward es.

16 Gott schuf die beiden großen Leuchten; die größere, daß sie beherrsche den Tag, und die kleinere, zur Beherrschung der Nacht, dazu noch die Sterne.

17 Gott setzte sie an das Himmelsgewölbe, damit sie hinableuchten auf die Erde,

18 über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Und Gott sah: Es war gut.

19 Und es ward Abend und es ward Morgen: der vierte Tag.

 

Fünftes Tagewerk

20 Dann sprach Gott: "Wimmeln soll das Wasser von lebenden Wesen, und Vögel sollen vor dem Himmelsgewölbe über die Erde dahinfliegen!"

21 So schuf Gott die großen Seeungetüme und jedes lebende Wesen, das sich regt, von denen das Wasser wimmelt nach ihren Arten und geflügelten Vögel nach ihren Arten. Und Gott sah: Es war gut.

22 Gott segnete sie und sprach: "Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllt das Wasser im Meer. Und die Vögel mögen sich mehren auf der Erde!"

23 Und es ward Abend und es ward Morgen: der fünfte Tag.

 

Sechstes Tagewerk

24 Dann sprach Gott: "Die Erde bringe lebende Wesen aller Art hervor: Vieh, Gewürm und Wild des Feldes, jedes nach seiner Art!" Und so ward es.

25 So machte Gott das Wild des Feldes nach seiner Art, das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm, das auf dem Boden kriecht, nach seiner Art. Und Gott sah: Es war gut.

26 Dann sprach Gott: "Laßt uns den Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich! Herrschen soll er über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über alles Wild des Feldes und über alles Gewürm, das am Boden kriecht!"

27 So schuf Gott den Menschen nach seinem Bild. Als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er ihn.

28 Gott segnete sie und sprach zu ihnen: "Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllt die Erde. Macht sie euch untertan und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über jedes Lebewesen, das sich auf Erden regt!"

29 Und Gott sprach: "Seht, ich übergebe euch alle samentragenden Pflanzen auf der ganzen Erde und alle Bäume mit samenhaltenden Früchten; sie sollen euch zur Nahrung dienen.

30 Und allem Wild des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was auf dem Boden kriecht und Lebensodem in sich hat, gebe ich alle grünen Kräuter zur Speise. – Und so ward es.

31 Und Gott sah alles, was er gemacht hatte und sah, es war sehr gut. Und es ward Abend und es ward Morgen: der sechste Tag.

 

Kapitel 2: Der Ruhetag

1 So wurden vollendet der Himmel und die Erde und ihr gesamtes Heer

2 Und Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er geschaffen und er ruhte am siebenten Tag von all seinem Werk, das er gemacht hatte.

3 Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das er durch seine Schöpfertat ins Dasein gerufen hatte.

 

Die Urgeschichte der Menschheit – Von Adam bis Noach

Die Erschaffung des Menschen

4 Das ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden: Zur Zeit, als Gott der Herr Himmel und Erde schuf,

5 – auf der Erde gab es noch kein Gesträuch des Feldes und auf den Fluren wuchsen noch keine Pflanzen, denn Gott der Herr hatte noch keinen Regen auf die Erde fallen lassen und ein Mensch war noch nicht da, das Land zu bestellen

6 und Flußwasser heraufsteigen zu lassen von der Erde und zu tränken den Ackerboden –

7 da bildete Gott der Herr den Menschen aus dem Staub der Erde und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens – so wurde der Mensch zu einem lebenden Wesen.

 

Das Paradies

8 Dann legte Gott der Herr fern im Osten, in Eden, einen Garten an und brachte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte.

9 Aus dem Boden ließ Gott der Herr allerlei Bäume hervorwachsen, die einen lieblichen Anblick boten und wohlschmeckende Früchte trugen, und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.

10 Von Eden her kam zur Bewässerung des Gartens ein Strom, der sich beim Heraustreten aus ihm in vier Arme verzweigte.

11 Der erste heißt Pischon, der an Hawila vorbeifließt, wo man Gold findet –

12 das Gold dieses Landes ist vortrefflich; dort gibt es auch Bdelliumharz und Karneolsteine.

13 Der zweite Strom heißt Gihon – er fließt an Kusch vorbei.

14 Der dritte Strom heißt Tigris, der östlich an Assur vorbeifließt. Der vierte Strom ist der Eufrat. –

15 Gott der Herr nahm also den Menschen und brachte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und pflege.

16 Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: "Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen,

17 nur vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen! Denn sobald du davon ißt, bist du dem Tod verfallen."

 

Die Erschaffung der Frau

18 Dann sprach Gott der Herr: "Es ist nicht gut für den Menschen, daß er allein ist. Ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm entspricht."

19 Und Gott der Herr bildete aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie zum Menschen, um zu sehen, wie er sie benennen werde. Und wie der Mensch ein lebendes Wesen benannte, so ist sein Name.

20 So gab der Mensch allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes Namen. – Doch für den Menschen fand er keine Gehilfin, die ihm entsprach.

21 Deshalb ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf über den Menschen kommen. Als er eingeschlafen war, entnahm er ihm eine Rippe und füllte die Stelle wieder mit Fleisch.

22 Die Rippe, die Gott der Herr dem Menschen entnommen hatte, gestaltete er zu einer Frau und führte sie Adam zu.

23 Da sagte Adam: "Diese endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch! Diese wird "Mensch" heißen, weil sie vom Menschen genommen ist.

24 Darum verläßt der Mensch seinen Vater und seine Mutter und hängt seiner Frau an, und sie werden zu einem Fleisch.

25 Beide waren sie nackt, der Mensch und seine Frau, und doch schämten sie sich nicht.

 

Kapitel 3: Schuld und Strafe

Die Versuchung

1 Die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der Herr gemacht hatte. Sie sagte zur Frau: "Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?"

2 Die Frau antwortete der Schlange: "Von den Früchten der Bäume des Gartens dürfen wir essen.

3 Doch von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen, ja, sie nicht einmal anrühren, sonst müßt ihr sterben."

4 Die Schlange erwiderte der Frau: "Keineswegs werdet ihr sterben!

5 Gott weiß wohl: Am Tag, da ihr davon eßt, werden euch die Augen aufgehen, und ihr werdet wie Gott sein, erkennend Gut und Böse."

 

Die Sünde

6 Und die Frau sah, daß die Früchte des Baumes köstlich munden müßten, einen lieblichen Anblick darboten und es begehrenswert wäre, durch sie einsichtig zu werden. Und sie nahm von seiner Frucht und sie aß. Und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß.

7 Da gingen beiden die Augen auf, und sie merkten, daß sie nackt waren. Sie flochten Blätter vom Feigenbaum zusammen und machten sich Schurze.

 

Das Verhör

8 Als sie aber das Geräusch der Schritte Gottes des Herrn hörten, der sich zur Zeit des Tagwindes im Garten erging, versteckten sich der Mensch und seine Frau vor Gott dem Herrn zwischen den Sträuchern des Gartens.

9 Doch Gott der Herr rief nach Adam und fragte ihn: "Wo bist du?"

10 Der antwortete: "Als ich im Garten das Geräusch deiner Schritte hörte, fürchtete ich mich, weil ich nackt bin; so habe ich mich verborgen."

11 Da fragte er: "Wer hat dir gesagt, daß du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?"

12 Adam antwortete: "Die Frau, die du mir zur Gefährtin gegeben hast, gab mir von dem Baum, und ich aß."

13 Und Gott der Herr sprach zu der Frau: "Warum hast du das getan?" – Da sagte die Frau: "Die Schlange hat mich verführt; so habe ich gegessen."

 

Fluch über die Schlange

14 Da sprach Gott der Herr zur Schlange: "Weil du das getan hast, sei verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub sollst du fressen alle Tage deines Lebens!

15 Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst nach seiner Ferse schnappen."

 

Urteilsspruch über die Frau

16 Zur Frau sagte er: "Viele Beschwerden will ich dir auferlegen bei deiner Mutterschaft; in Schmerzen sollst du Kinder haben. Nach deinem Mann wirst du verlangen, er aber wird über dich herrschen."

 

Urteilsspruch über den Mann

17 Zu Adam sagte er: "Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört hast und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten habe: Du darfst nicht von ihm essen!: soll um deinetwillen der Ackerboden verflucht sein. Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren alle Tage deines Lebens!

18 Dornen und Disteln wird er dir tragen, und doch mußt du das Gewächs des Feldes essen.

19 Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zur Erde zurückkehrst, von der du genommen bis. Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück." –

 

Verstoßung aus dem Paradies

20 Der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva; denn sie wurde die Mutter aller Lebenden.

21 Und Gott der Herr machte dem Menschen und seiner Frau Röcke aus Fell und bekleidete sie damit.

22 Und Gott der Herr sprach: "Siehe, der Mensch ist wie einer von uns geworden – er erkennt Gut und Böse. Damit er nur nicht seine Hand ausstreckt und vom Baum des Lebens nimmt und ißt und ewig lebt!" –

23 So schickte ihn denn Gott der Herr aus dem Garten von Eden weg, damit er den Ackerboden bebaue, von dem er genommen war.

24 Und er vertrieb den Menschen und stellte im Osten des Gartens von Eden die Kerubim und das zuckende Flammenschwert, zu bewachen den Weg zum Baum des Lebens.

 

Kapitel 4: Die ersten Nachkommen der Stammeltern

Kain und Abel – der Brudermord

1 Adam erkannte Eva, seine Frau. Sie wurde guter Hoffnung und gebar den Kain. Da sagte sie: "Einen Mann habe ich erhalten mit Hilfe des Herrn!"

2 Hierauf bekam sie nochmals einen Sohn, seinen Bruder Abel. Abel wurde ein Schafhirt, Kain ein Ackerbauer.

3 Nach geraumer Zeit geschah es nun, daß Kain von den Früchten des Feldes dem Herrn ein Opfer darbrachte;

4 auch Abel opferte von den Erstlingen seiner Herde, und zwar die Fettstücke. Der Herr schaute gnädig auf Abel und sein Opfer,

5 aber auf Kain und sein Opfer achtete er nicht. Da wurde Kain sehr zornig und blickte düster vor sich hin.

6 Der Herr aber fragte Kain: "Warum bist du zornig und schaust so düster vor dich hin?

7 Ist es nicht so: Wenn du recht handelst, darfst du auch den Blick frei erheben, doch handelst du unrecht, lauert die Sünde, deren Verlangen auf dich gerichtet ist, vor der Tür? – Du aber sollst über sie herrschen!"

8 Eines Tages nun, als Kain mit seinem Bruder Abel, während sie auf dem Felde waren, einen Wortwechsel hatte, fiel Kain über seinen Bruder Abel her und schlug ihn tot.

 

Kains Bestrafung

9 Nun fragte der Herr den Kain: "Wo ist dein Bruder Abel?" Er antwortete: "Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders?"

10 Da sprach er: "Was hast du getan? Laut schreit aus der Erde das Blut deines Bruders Abel zu mir.

11 So sei denn verflucht, verbannt vom Heimatboden, der seinen Mund auftat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders zu trinken!

12 Wenn du den Boden bestellst, gebe er dir fortan keinen Ertrag! Unstet und flüchtig sollst du auf der Erde sein.

13 Da klagte Kain: "Zu schwer ist meine Strafe, als daß ich sie tragen könnte.

14 Du treibst mich heute vom Ackerboden hinweg, vor deinem Angesicht muß ich mich verbergen, muß unstet und flüchtig auf der Erde sein. Jeder, der mir begegnet, wird mich erschlagen!"

15 Der Herr antwortete ihm: "Nicht doch! Wer immer Kain tötet, soll es siebenfach büßen!" – Und der Herr machte ein Zeichen für Kain, daß niemand ihn erschlage, wer immer ihn fände.

16 Kain ging weg vom Angesicht des Herrn und ließ sich im Lande Nod, östlich von Eden, nieder.

 

Die Nachkommen Kains

17 Kain erkannte seine Frau; sie wurde guter Hoffnung und gebar Henoch. Kain gründete eine Stadt und gab ihr den Namen seines Sohnes Henoch.

18 Dem Henoch wurde Irad geboren. Irad zeugte Mehujaël. Mehujaël zeugte Metuschaël. Metuschaël zeugte Lamech.

19 Lamech nahm sich zwei Frauen: die eine hieß Ada, die andere Zilla.

20 Ada gebar Jabal, der zum Stammvater derer wurde, die in Zelten und beim Vieh wohnen.

21 Sein Bruder hieß Jubal – er wurde zum Stammvater aller Zither- und Flötenspieler.

22 Zilla gebar Tubal-Kajin, den Schmied, der Geräte aus Erz und Eisen herstellte. – Die Schwester Tubal-Kajins war Naama.

23 Lamech sagte zu seinen Frauen: "Ada und Zilla, hört meine Rede, ihr Frauen Lamechs, lauscht meinem Spruch! Den Mann erschlage ich, der mich verwundet, den Knaben, der mich schlägt.

24 Wird Kain siebenfach gerächt, dann Lamech siebenundsiebzigfach!"

 

Set, der Sohn der Hoffnung

25 Adam erkannte wieder seine Frau. Sie gebar einen Sohn und nannte ihn Set. "Denn", sagte sie, "Gott gibt mir an Stelle Abels einen anderen Nachkommen, weil Kain jenen erschlagen hat.

26 Auch dem Set wurde ein Sohn geboren. Er nannte ihn Enosch. – Damals begann man, den Namen des Herrn anzurufen.

 

Kapitel 5:

1 Dies ist das Verzeichnis der Nachkommen Adams. – Als Gott den Menschen schuf, erschuf er ihn als Gottes Ebenbild.

2 Als Mann und Frau erschuf er ihn, segnete ihn und gab ihm, als er erschaffen war, den Namen Mensch.

3 Im Alter von 130 Jahren wurde Adam Vater eines Sohnes, der ihm ähnlich, sein Ebenbild war. – Er nannte ihn Set.

4 Adam lebte nach der Geburt des Set 800 Jahre und hatte noch andere Söhne und Töchter.

5 Die ganze Lebensdauer Adams betrug 930 Jahre; dann starb er.

6 Als Set 105 Jahre alt war, wurde er Vater des Enosch.

7 Nach der Geburt des Enosch lebte Set noch 807 Jahre und hatte Söhne und Töchter.

8 Die ganze Lebensdauer Sets betrug 912 Jahre; dann starb er.

9 Als Enosch 90 Jahre alt war, wurde er Vater des Kenan.

10 Nach der Geburt Kenans lebte Enosch noch 815 Jahre und hatte Söhne und Töchter.

11 Die ganze Lebensdauer des Enosch betrug 905 Jahre, dann starb er.

12 Als Kenan 70 Jahre alt war, wurde er Vater des Mahalalel.

13 Kenan lebte nach der Geburt Mahalalels noch 840 Jahre und hatte Söhne und Töchter.

14 Die ganze Lebensdauer Kenans betrug 910 Jahre; dann starb er.

15 Als Mahalalel 65 Jahre alt war, wurde er Vater des Jered.

16 Nach der Geburt Jereds lebte Mahalalel noch 830 Jahre und hatte Söhne und Töchter.

17 Die ganze Lebensdauer Mahalalels betrug 895 Jahre; dann starb er.

18 Als Jered 162 Jahre alt war, wurde er Vater des Henoch.

19 Nach der Geburt Henochs lebte Jered noch 800 Jahre und hatte Söhne und Töchter.

20 Die ganze Lebensdauer Jereds betrug 962 Jahre; dann starb er.

21 Als Henoch 65 Jahre alt war, wurde er Vater des Metuschelach.

22 Nach der Geburt Metuschelachs ging Henoch seinen Weg mit Gott noch 300 Jahre und hatte Söhne und Töchter.

23 Die ganze Lebensdauer Henochs betrug 365 Jahre.

24 Da Henoch nach Gottes Geboten wandelte, war er eines Tages nicht mehr da, weil Gott ihn entrückt hatte.

25 Als Metuschelach 187 Jahre alt war, wurde er Vater des Lamech.

26 Metuschelach lebte nach der Geburt Lamechs 782 Jahre und hatte Söhne und Töchter.

27 Die ganze Lebensdauer Metuschelachs betrug 969 Jahre; dann starb er.

28 Als Lamech 182 Jahre alt war, bekam er einen Sohn,

29 dem er den Namen Noach gab. Er sagte: "Dieser wird uns trösten bei der mühevollen Arbeit unserer Hände an dem Ackerboden, den der Herr verflucht hat."

30 Lamech lebte nach der Geburt Noachs 595 Jahre und hatte Söhne und Töchter.

31 Die ganze Lebensdauer Lamechs betrug 777 Jahre; dann starb er.

32 Als Noach 500 Jahre alt war, wurde er Vater von Sem, Ham und Jafet.

 

Kapitel 6: Die Sintflut und Noachs Errettung

Die Sittenverderbnis der Menschheit

1 Als die Menschen sich auf der Erde zu vermehren begannen und ihnen Töchter geboren wurden,

2 sahen die Gotteskinder, daß die Menschentöchter schön waren, und sie nahmen sich aus ihnen, so viele sie wollten, zu Frauen.

3 Da sagte der Herr: "Mein Geist wird nicht mehr lange in den Menschen bleiben. Sie sind ja nichts anderes mehr als Fleisch. Ihre Lebensdauer soll nur noch 120 Jahre betragen."

4 Damals, als die Gotteskinder die Menschentöchter heirateten – und auch später noch – und diese ihnen Kinder gebaren, lebten die Riesen auf Erden, die Recken der Vorzeit, die hochberühmten Helden.

 

Gottes Zorn und Gottes Erbarmen

5 Als der Herr sah, daß die Verderbtheit der Menschen auf Erden groß war und alles Dichten und Trachten ihres Herzens immerfort nur auf das Böse ging,

6 reute es den Herrn, daß er die Menschen auf Erden gemacht hatte, und er war tief betrübt.

7 So beschloß denn der Herr: "Die Menschen, die ich erschaffen habe, will ich von der Erde vertilgen, die Menschen samt dem Vieh, dem Gewürm und den Vögeln des Himmels! Denn es reut mich, daß ich sie geschaffen habe."

8 Nur Noach fand Gnade in den Augen des Herrn.

9 Folgendes ist Noachs Geschichte: Noach war der frömmste und untadelhafteste Mann unter seinen Zeitgenossen. Noach lebte nach Gottes Gebot.

10 Drei Söhne hatte Noach: Sem, Ham und Jafet.

11 Damals war die Erde verderbt vor Gott und voller Frevel.

 

Anweisung zum Bau der Arche

12 Als Gott nun sah, wie sehr die Erde verderbt war – denn die ganze Menschheit hatte sich in ihrem Tun dem Bösen zugewandt –

13 sagte Gott zu Noach: "Das Ende aller lebenden Geschöpfe ist bei mir beschlossen, denn die Erde ist voll von den Freveltaten, die sie verübten. So will ich sie denn samt der Erde vertilgen.

14 Mache dir eine Arche aus Zypressenholz! Baue Zellen in die Arche ein und dichte sie innen und außen mit Harz ab!

15 Errichte sie in folgender Weise: 300 Ellen betrage die Länge der Arche, 50 Ellen ihre Breite und 30 Ellen ihre Höhe!

16 Bringe an der Arche auch eine Lichtöffnung an und führe diese oben eine Elle hoch ganz herum! Setze dann an einer Seite die Tür zur Arche ein und lege ein unteres, mittleres und oberes Stockwerk an!

17 Denn wisse wohl: Ich werde eine Wasserflut über die Erde kommen lassen, um alle Wesen unter dem Himmel, die Lebensodem in sich haben, zu vertilgen. Alles, was auf Erden lebt, soll umkommen

18 Mit dir jedoch will ich einen Bund schließen. Du sollst mit deinen Söhnen, mit deiner Frau und den Frauen deiner Söhne in die Arche gehen.

19 Von allen lebenden Wesen sollst du je ein Paar in die Arche aufnehmen, um sie mit dir am Leben zu erhalten; je ein Männchen und ein Weibchen soll es sein.

20 Von jeder Art Vögel, Vieh und Gewürm am Boden soll je ein Paar mit dir hineingehen, damit sie am Leben bleiben.

21 Besorge dir auch alles, was an Nahrungsmitteln gebraucht wird, und speichere es bei dir auf, damit es dir und ihnen zum Lebensunterhalt diene!"

22 Und Noach führte es ganz so aus, wie Gott ihm befohlen hatte.

 

Kapitel 7: Das Strafgericht der großen Flut

Der Befehl zum Einzug in die Arche

1 Und Gott sprach zu Noach: "Geh mit deiner ganzen Familie in die Arche; denn dich allein habe ich unter diesem ganzen Geschlecht als gerecht vor mir befunden.

2 Von allen reinen Tieren nimm zu dir je sieben Männchen und Weibchen, von den unreinen aber je zwei, ein Männchen und das Weibchen dazu,

3 auch von den Vögeln des Himmels je sieben Männchen und Weibchen, damit sie sich später auf Erden fortpflanzen können.

4 Denn schon in sieben Tagen lasse ich es vierzig Tage und vierzig Nächte auf die Erde regnen und vertilge alle Wesen, die ich geschaffen habe, vom Erdboden."

5 Noach tat ganz so, wie der Herr ihm befohlen hatte.

6 Noach war 600 Jahre alt, als die Wasserflut über die Erde kam.

7 Mit seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne begab sich Noach in die Arche vor den Wassern der Flut.

8 Von den reinen und unreinen Tieren, von den Vögeln und von allem, was auf dem Boden kriecht,

9 kamen je zwei, ein Männchen und ein Weibchen, zu Noach in die Arche, wie Gott es Noach befohlen hatte.

10 Nach Ablauf von sieben Tagen brachen die Wasser der Flut über die Erde herein.

11 Im sechshundertsten Lebensjahr des Noach, am 17. Tag des zweiten Monats, an diesem Tage brachen alle Quellen der großen Tiefe auf, und die Schleusen des Himmels öffneten sich.

12 Der Regen strömte vierzig Tage und vierzig Nächte auf die Erde herab.

13 An ebendiesem Tag gingen Noach und Noachs Söhne Sem, Ham und Jafet, sowie Noachs Frau und die drei Frauen seiner Söhne mit ihnen in die Arche,

14 sie und alle Arten Wild, Vieh und Gewürm, das auf dem Boden kriecht, und alle Arten Vögel, alles, was Flügel und Schwingen hatte.

15 Sie gingen zu Noach in die Arche, je ein Paar von allen Wesen, in denen Lebensodem ist.

16 Es kam von allen Wesen immer ein Männchen und ein Weibchen herbei, wie Gott ihm befohlen hatte. Dann schloß der Herr hinter ihm zu.

 

Das Hereinbrechen der Flut

17 Hierauf ergoß sich die Flut vierzig Tage lang über die Erde.

18 Das Wasser wuchs und hob die Arche empor, so daß sie über der Erde schwamm.

19 Immer mehr schwoll das Wasser an und stieg hoch über die Erde empor. Die Arche aber fuhr auf dem Wasser dahin. Zu so gewaltiger Höhe schwoll das Wasser auf der Erde an, daß alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel bedeckt wurden.

20 Das Wasser stieg 15 Ellen hoch über die Berge empor, so daß diese überflutet wurden.

21 Da kamen alle Wesen um, die sich auf Erden regten, Vögel, Vieh und Wild sowie alles Gewürm, das über den Boden kriecht, und auch alle Menschen.

22 Alles, was Lebensodem in sich hatte, starb, sofern es auf dem trockenen Land lebte.

23 So vernichtete er alle Wesen, die auf Erden lebten, den Menschen, das Vieh, das Gewürm und die Vögel des Himmels; sie wurden von der Erde vertilgt. Nur Noach und was bei ihm in der Arche war, blieb übrig.

24 Das Wasser stieg noch 150 Tage lang weiter auf der Erde an.

 

Kapitel 8: Das Sinken der Flut

1 Da gedachte Gott des Noach und all des Wildes und Viehs, das bei ihm in der Arche war. Gott ließ deshalb einen Wind über die Erde wehen, so daß das Wasser fiel.

2 Die Quellen der Tiefe und die Schleusen des Himmels schlossen sich, und dem Regen vom Himmel ward Einhalt getan.

3 Das Wasser verlief sich allmählich von der Erde, und nach Verlauf von 150 Tagen nahm das Wasser ab.

4 Am 17. Tag des siebten Monats fuhr die Arche auf einem der Berge von Ararat fest.

5 Das Wasser nahm dann weiter ab bis zum zehnten Monat. Am ersten Tag des zehnten Monats kamen die Gipfel der Berge zum Vorschein.

6 Nach Verlauf von vierzig Tagen öffnete Noach das Fenster der Arche, das er gemacht hatte,

7 und schickte einen Raben aus. Dieser flog hin und her, bis das Wasser von der Erde vertrocknet war.

8 Dann ließ er eine Taube ausfliegen, um zu sehen, ob sich das Wasser von der Erdoberfläche verlaufen habe.

9 Da aber die Taube kein Plätzchen fand, wo ihr Fuß ruhen konnte, kam sie zu ihm in die Arche zurück; denn das Wasser bedeckte noch die ganze Erdoberfläche. Er streckte seine Hand aus, ergriff sie und holte sie zu sich in die Arche.

10 Hierauf wartete er noch weitere sieben Tage und ließ wieder eine Taube aus der Arche fliegen.

11 Erst am Abend kam die Taube zu ihm zurück, und siehe, sie hatte ein frisches Ölbaumblatt im Schnabel. Nun erkannte Noach, daß sich das Wasser von der Erde verlaufen hatte.

12 Doch wartete er noch weitere sieben Tage und ließ die Taube wieder ausfliegen. Diesmal kehrte sie aber nicht mehr zu ihm zurück.

13 Im 601. Jahr, am ersten Tag des ersten Monats begann sich das Wasser von der Erde zu verlaufen. Als jetzt Noach das Dach der Arche wegnahm und ausschaute, sah er, daß die Erdoberfläche zu trocknen anfing.

14 Am 27 Tag des zweiten Monats war die Erde trocken geworden.

 

Der Auszug aus der Arche

15 Nun sprach Gott zu Noach:

16 "Geh mit deiner Frau, deinen Söhnen und den Frauen deiner Söhne aus der Arche!

17 Nimm mit dir all die verschiedenen Arten Tiere hinaus, die bei dir sind: Vögel, Vieh und alles Gewürm, das auf der Erde kriecht, damit sie sich auf der Erde frei bewegen und fruchtbar sind und sich mehren auf Erden!"

18 Da ging Noach mit seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne hinaus.

19 Alle Tiere, alles Gewürm und alle Vögel, alles, was sich nur auf Erden regt, verließen Art auf Art die Arche.

 

Gottes Bund mit Noach

Noachs Opfer und Gottes Verheißung

20 Dann erbaute Noach dem Herrn einen Altar, nahm von allen reinen Tieren und reinen Vögeln ein Stück und brachte auf dem Altar Brandopfer dar.

21 Als der liebliche Duft zum Herrn emporstieg, sprach der Herr bei sich: "Ich will die Erde nicht mehr um des Menschen willen verfluchen. Wenn auch das Sinnen des Menschenherzens böse ist von Jugend auf, so will ich doch nicht mehr alle Lebewesen vertilgen, wie ich es getan habe.

22 Fortan sollen, solange die Erde steht, Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht mehr aufhören."

 

Kapitel 9: Gottes Segen und Gottes Gebot

1 Darauf segnete Gott den Noach und seine Söhne und sagte zu ihnen: "Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde!

2 Furcht und Schrecken vor euch beherrsche alle Tiere der Erde und alle Vögel des Himmels, alles, was auf Erden sich regt, und alle Fische des Meeres; in eure Gewalt sind sie gegeben.

3 Alles, was sich regt, was lebt, diene euch zur Nahrung. Wie einstmals die grünenden Pflanzen, so gebe ich euch jetzt alles.

4 Nur Fleisch, das noch seine Lebenskraft, nämlich das Blut, in sich hat, dürft ihr nicht essen.

5 Auch über euer Blut, von dem euer Leben abhängt, will ich Rechenschaft fordern. Von jedem Tier will ich darüber Rechenschaft fordern und von dem Menschen; über das Leben des Menschen fordere ich Rechenschaft von jedem seiner Brüder.

6 Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden. Denn nach Gottes Bild hat Gott den Menschen geschaffen.

7 Ihr aber seid nun fruchtbar und mehrt euch! Verbreitet euch auf Erden und werdet zahlreich auf ihr!"

 

Bundesschluß und Bundeszeichen

8 Alsdann sagte Gott zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren:

9 "Ich schließe jetzt einen Bund mit euch und euren Nachkommen, die nach euch sein werden,

10 und mit allen Lebewesen, die bei euch sind, mit den Vögeln, dem Vieh und allem Wild, das bei euch ist, mit allen Tieren der Erde, die aus der Arche herausgingen.

11 Und zwar schließe ich meinen Bund mit euch dahin, daß kein Geschöpf mehr durch das Wasser der Flut vertilgt werden soll und fürder keine Flut mehr komme, um die Erde zu verheeren."

12 Dann fuhr Gott fort: "Dies soll das Zeichen des Bundes sein, den ich zwischen mir und euch und allen Lebewesen, die bei euch sind, für ewige Zeit schließe:

13 Ich stelle meinen Bogen in die Wolken. Er soll das Bundeszeichen zwischen mir und der Erde sein.

14 Wenn ich nun Wolken über der Erde zusammenballe und der Bogen in den Wolken sichtbar wird,

15 so will ich meines Bundes gedenken, der zwischen mir und euch und allen Lebewesen jeglicher Art besteht. Nie mehr soll das Wasser zur Flut werden, die alle Geschöpfe vernichtet.

16 Wenn der Bogen in den Wolken erscheint, werde ich ihn anschauen und des ewigen Bundes zwischen Gott und allen Lebewesen jeglicher Art, die auf Erden sind, gedenken."

17 Und Gott sagte weiter zu Noach: "Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen Lebewesen auf der Erde geschlossen habe."

 

Von Noach bis Abraham

Sem, der Erbe des Segens

18 Noachs Söhne, die aus der Arche gingen, waren Sem, Ham und Jafet; Ham ist der Vater Kanaans.

19 Diese drei waren die Söhne Noachs. Von ihnen stammt die ganze Menschheit ab.

20 Noach fing an, das Land zu kultivieren, und legte einen Weinberg an.

21 Als er nun von dem Wein trank, wurde er berauscht und lag entblößt in seinem Zelt.

22 Ham, der Vater Kanaans, betrachtete die Blöße seines Vaters und erzählte es seinen beiden Brüdern draußen.

23 Da nahmen Sem und Jafet das Obergewand und legten es sich beide auf die Schultern, traten rückwärts hinein und bedeckten damit die Blöße ihres Vaters. Ihr Gesicht war dabei abgewandt, so daß sie die Blöße ihres Vaters nicht sahen.

24 Als Noach aus seinem Weinrausch erwachte und erfuhr, was sein jüngster Sohn ihm angetan hatte,

25 rief er aus: "Kanaan sei verflucht! Der niedrigste Knecht soll er sein seinen Brüdern!"

26 Dann fuhr er fort: "Der Herr, der Gott Sems, sei gepriesen! Kanaan sei sein Knecht!

27 Weiten Raum gebe Gott dem Jafet! In den Zelten Sems soll er wohnen! Kanaan sei sein Knecht!"

28 Noach lebte nach der Sintflut noch 350 Jahre.

29 Die ganze Lebenszeit Noachs betrug 950 Jahre; dann starb er.

 

Kapitel 10: Die Völkertafel

1 Das ist die Geschlechterfolge nach den Söhnen Noachs, Sem, Ham und Jafet. Ihnen wurden nach der Flut Söhne geboren.

 

Die Nachkommen Jafets

2 Die Söhne Jafets sind Gomer, Magog, Madai, Jawan, Tubal, Meschech und Tiras.

3 Die Söhne Gomers sind Aschkenas, Rifat und Togarma.

4 Die Söhne Jawans sind Elischa, Tarschisch, die Kittäer und die Rodaniter.

5 Von ihnen zweigten sich die Inselvölker ab nach ihren Ländern, Sprachen, Stämmen und Völkerschaften.

 

Die Nachkommen Hams

6 Die Söhne Hams sind Kusch, Ägypten, Put und Kanaan.

7 Die Söhne von Kusch sind Seba, Hawila, Sabta, Ragma und Sabtecha, und die Söhne Ragmas sind Saba und Dedan.

8 Kusch zeugte Nimrod; dieser wurde der erste Machthaber auf der Erde.

9 Er war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn. Deshalb pflegt man zu sagen: "Ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn wie Nimrod".

10 Seine Herrschaft erstreckte sich anfangs auf Babel, Erech, Akkad und Kalne im Land Schinar.

11 Von diesem Land zog er nach Assur aus und erbaute Ninive, Rehobot-Ir, Kelach

12 sowie Resen, zwischen Ninive und Kelach, das ist die große Stadt.

13 Ägypten zeugte die Luditer, die Anamiter, die Lehabiter, die Naftuhiter,

14 die Patrositer und die Kasluhiter, von denen die Philister abstammen, ferner die Kaftoriter.

15 Kanaan zeugte Sidon, seinen Erstgeborenen, und Het,

16 ferner die Jebusiter, die Amoriter, die Girgaschiter,

17 die Hiwiter, die Arkiter, die Siniter,

18 die Arwaditer, die Zemariter und die Hamatiter. Als sich die Stämme der Kanaaniter weiter ausgebreitet hatten,

19 reichte das Gebiet der Kanaaniter von Sidon, wenn man über Gerar kommt, bis Gaza, wenn man über Sodom, Gomorra, Adma und Zebojim kommt, bis Lescha.

20 Das waren die Söhne Hams nach ihren Stämmen, Sprachen, Ländern und Völkerschaften.

 

Die Nachkommen Sems

21 Auch Sem, dem älteren Bruder Jafets, wurden Kinder geboren. Er ist der Stammvater aller Söhne Ebers.

22 Die Söhne Sems sind Elam, Assur, Arpachschad, Lud und Aram.

23 Die Söhne Arams sind Uz, Hul, Geter und Masch.

24 Arpachschad zeugte Schelach, Schelach zeugte Eber.

25 Dem Eber wurden zwei Söhne geboren; der eine hieß Peleg (Teilung), denn zu seiner Zeit wurde das Land geteilt, und sein Bruder hieß Joktan.

26 Joktan zeugte Almodad, Schelef, Hazarmawet, Jerach,

27 Hadoram, Usal, Dikla,

28 Obal, Abimaël, Scheba,

29 Ofir, Hawila und Jobab. Das alles sind Söhne Joktans.

30 Ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich von Mescha, wenn man über Sefar kommt, bis ans Ostgebirge.

31 Das waren die Söhne Sems nach ihren Stämmen, Sprachen, Ländern und Völkerschaften.

32 Das waren die Stämme der Söhne Noachs nach ihre Völkerschaften in ihren Völkern. Von ihnen zweigten sich nach der Flut die Völker der Erde ab.

 

Kapitel 11: Der Turmbau zu Babel

1 Das ganze Land sprach damals nur ein einzige Sprache und gebrauchte die gleichen Worte.

2 Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an.

3 Eines Tages sagten sie zueinander: "Auf! Wir wollen Ziegeln formen und sie hart brennen!" Die Ziegel dienten ihnen als Bausteine, das Erdpech als Mörtel.

4 Dann sagten sie: "Auf! Wir wollen uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht. Laßt uns ein Denkmal bauen, damit wir uns nicht über die ganze Erde hin zerstreuen!"

5 Da stieg der Herr herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, an denen die Menschen bauten.

6 Und der Herr sagte: "Seht, ein einziges Volk sind sie und sprechen die gleiche Sprache – und das ist erst der Anfang ihres Tuns!

7 Fortan wird für sie nichts unausführbar sein, was immer sie sich vornehmen. So wollen wir denn jetzt hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, daß keiner mehr des anderen Sprache versteht!"

8 Und der Herr zerstreute sie von dort über die ganze Erde. So mußten sie vom Ausbau der Stadt abstehen.

9 Darum nannte man sie Babel; denn dort hat der Herr die Sprache des ganzen Landes verwirrt, und von dort hat der Herr sie über die ganze Erde zerstreut. –

 

Die Geschichte der Patriarchen

Von Sem zu Abraham

10 Dies sind die Nachkommen Sems: Sem zeugte im Alter von 100 Jahren Arpachschad, zwei Jahre nach der Flut.

11 Nach der Geburt Arpachschads lebte Sem noch 500 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

12 Arpachschad zeugte mit 35 Jahren Schelach.

13 Nach der Geburt Schelachs lebte Arpachschad noch 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

14 Schelach zeugte mit 30 Jahren Eber.

15 Nach der Geburt Ebers lebte Schelach noch 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

16 Eber war 34 Jahre alt, da zeugte er Peleg.

17 Nach der Geburt Pelegs lebte Eber noch 430 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

18 Peleg war 30 Jahre alt, da zeugte er Regu.

19 Nach der Geburt Regus lebte Peleg noch 209 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

20 Regu war 32 Jahre alt, da zeugte er Serug.

21 Nach der Geburt Serugs lebte Regu noch 217 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

22 Serug war 30 Jahre alt, da zeugte er Nahor.

23 Nach der Geburt Nahors lebte Serug noch 200 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

24 Nahor war 29 Jahre alt, da zeugte er Terach.

25 Nach der Geburt Terachs lebte Nahor noch 119 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

26 Terach war siebzig Jahre alt, da zeugte er Abram, Nahor und Haran.

27 Das sind die Nachkommen Terachs: Terach zeugte Abram, Nahor und Haran; Haran zeugte Lot.

28 Haran starb noch zu Lebzeiten seines Vaters Terach in seiner Heimat Ur in Chaldäa.

29 Abram und Nahor aber heirateten: Abrams Frau hieß Sarai und Nahors Frau hieß Milka; diese war die Tochter Harans, des Vaters von Milka und Jiska.

30 Sarai aber war unfruchtbar; es wurde ihr kein Kind zuteil. –

31 Terach nahm seinen Sohn Abram und seinen Enkel Lot, den Sohn Harans, und seine Schwiegertochter Sarai, die Frau seines Sohnes Abram, und wanderte mit ihnen aus Ur in Chaldäa aus, um nach Kanaan zu ziehen. Als sie bis Haran gelangt waren, ließen sie sich daselbst nieder.

32 Die Lebenszeit Terachs betrug 205 Jahre; dann starb Terach in Haran.

 

Kapitel 12: Abraham, der Mann des neuen Anfangs

Abrahams Berufung

1 Eines Tages sprach der Herr zu Abram: Zieh fort aus deinem Land und von deiner Verwandtschaft und vom Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde!

2 Denn ich will dich zu einem großen Volk werden lassen, dich segnen und deinen Namen berühmt machen. – Segen sollst du verbreiten.

3 Ich will segnen, die dich segnen, und will verfluchen, die dir fluchen! In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!"

 

Der Aufbruch in die Zukunft Gottes

4 So zog denn Abram fort, wie ihm der Herr befohlen hatte, und mit ihm zog Lot. Abram war 75 Jahre als, als er von Haran fortzog.

5 Abram nahm seine Frau Sarai, seinen Neffen Lot und all ihre Habe mit, die sie besaßen, und so zogen sie fort, um nach Kanaan zu wandern. Als sie nach Kanaan gekommen waren,

6 durchzog Abram das Land bis zum Heiligtum von Sichem, bis zur Terebinthe. – Die Kanaaniter wohnten damals im Land.

7 Der Herr erschien dem Abram und sagte: "Dieses Land will ich deinen Nachkommen schenken." – Da erbaute er dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar.

8 Hierauf zog er von dort weiter ins Gebirge östlich von Bet-El und schlug sein Zelt zwischen Bet-El im Westen und Ai im Osten auf; daselbst erbaute er dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an.

9 Dann brach Abram auf und zog weiter, dem Südland zu.

 

Abraham in Ägypten

10 Als aber eine Hungersnot im Land ausbrach, zog Abram nach Ägypten, um sich dort eine Zeitlang aufzuhalten; denn die Hungersnot lastete schwer auf dem Land.

11 Als er sich Ägypten näherte, sagte er zu seiner Frau Sarai: "Ich weiß sehr wohl, daß du eine schöne Frau bist.

12 Wenn dich nun die Ägypter sehen, werden sie denken: 'Das ist seine Frau!' und werden mich umbringen, dich aber am Leben lassen.

13 Sage einfach, du seist meine Schwester, damit es mir um deinetwillen gut geht und ich deinetwegen am Leben bleibe!"

14 Als nun Abram nach Ägypten kam, sahen die Ägypter, daß die Frau sehr schön war.

15 Auch die Hofleute des Pharao sahen sie und rühmten sie vor dem Pharao. Da wurde die Frau in den Palast des Pharao geholt.

16 Dem Abram tat er aber um ihretwillen Gutes; er erhielt Schafe, Rinder, Esel, Knechte und Mägde, Eselinnen und Kamele.

17 Doch der Herr schlug den Pharao und sein Haus mit schweren Plagen wegen Sarai, der Frau Abrams.

18 Da ließ der Pharao den Abram rufen und fragte: "Was hast du mir da angetan? Warum hast du mir verhehlt, daß sie deine Frau ist?

19 Warum hast du gesagt: Sie ist meine Schwester, so daß ich sie mir zur Frau nahm? Nun gut, hier hast du deine Frau; nimm sie und geh!"

20 Dann entbot der Pharao seinetwegen Leute, die ihn mit seiner Frau und all seiner Habe fortbrachten.

 

Kapitel 13:

1 Abram zog mit seiner Frau und all seiner Habe aus Ägypten zurück ins Südland; auch Lot war bei ihm.

 

Abrahams Trennung von Lot

2 Abram war inzwischen an Vieh, Silber und Gold sehr reich geworden.

3 Aus dem Südland zog er von Ort zu Ort bis nach Bet-El, zwischen Bet-El und Ai, wo vordem sein Zelt gestanden hatte,

4 und wo der Altar war, den er dort früher errichtet hatte. Hier rief Abram den Namen des Herrn an.

5 Auch Lot, der mit Abram zog, besaß Schafe, Rinder und Zelte.

6 So reichte für sie das Land nicht aus zum Beieinanderbleiben; denn ihre Herden waren zu groß, als daß sie hätten beieinander bleiben können.

7 Es entstand Streit zwischen den Viehhirten Abrams und Lots. – Dazu waren damals noch die Kanaaniter und Perisiter im Land ansässig.

8 So sagte Abram zu Lot: "Es soll keine Zwietracht geben zwischen mir und dir, zwischen meinen Hirten und deinen Hirten. Wir sind ja Brüder!

9 Steht dir nicht das ganze Land offen? Trenne dich lieber von mir! Willst du nach links, so gehe ich rechts; willst du nach rechts, so gehe ich links."

10 Lot erhob nun seine Augen und sah, daß die ganze Gegend am Jordan – der Herr hatte nämlich Sodom und Gomorra noch nicht zerstört – wohlbewässert war wie der Garten des Herrn, wie Ägypten, bis nach Zoar hin.

11 Da wählte sich Lot die ganze Jordangegend aus. Dann brach Lot nach Osten auf, und sie trennten sich voneinander.

12 Abram blieb in Kanaan wohnen. Lot dagegen ließ sich in den Ortschaften am Jordan nieder und schlug seine Zelte bis nach Sodom hin auf.

13 Die Männer Sodoms aber waren böse und versündigten sich sehr gegen den Herrn.

 

Die Verheißung des Herrn

14 Der Herr aber sagte zu Abram, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: "Erhebe deine Augen und schaue von dem Ort, wo du stehst, nach Norden, Süden, Osten und Westen!

15 Denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir und deiner Nachkommenschaft für immer zu eigen geben.

16 Ich will deine Nachkommenschaft zahlreich werden lassen wie den Staub der Erde. Nur wenn jemand imstande wäre, den Staub der Erde zu zählen, erst dann könnte auch deine Nachkommenschaft gezählt werden.

17 Mache dich auf und durchziehe das Land nach seiner Länge und Breite! Denn dir will ich es zu eigen geben."

18 Da zog Abram mit seinen Zelten weiter und ließ sich in der Folge bei den Terebinthen Mamres bei Hebron nieder. Hier baute er dem Herrn einen Altar.

 

Kapitel 14: Abrahams Hilfsbereitschaft und Glaube

Einfall der Könige des Ostens

1 Zur Zeit Amrafels, des Königs von Schinar, Arjoch, des Königs von Ellasar, Kedor-Laomer, des Königs von Elam und Tidal, des Königs der Völker,

2 begab es sich, daß diese mit Bera, dem König von Sodom, Birscha, dem König von Gomorra, Schinab, dem König von Adma, Schemeber, dem König von Zebojim und mit dem König von Bela, das jetzt Zoar heißt, Krieg führten.

3 Sie alle zogen vereint in das Siddimtal, wo das Salzmeer ist.

4 Zwölf Jahre waren sie Kedor-Laomer untertan gewesen, aber im dreizehnten Jahr fielen sie ab.

5 Im vierzehnten Jahr kamen deshalb Kedor-Laomer und die Könige, die mit ihm verbündet waren, und schlugen die Rafaïter in Aschterot-Karnajim, die Susiter in Ham, die Emiter in der Ebene von Kirjatajim

6 und die Horiter im Bergland von Seïr bis nach El-Paran, das am Rand der Wüste liegt.

7 Hierauf machten sie kehrt und kamen nach En-Mischpat, das jetzt Kadesch heißt, und schlugen das ganze Land der Amalekiter sowie die Amoriter, die in Hazezon-Tamar wohnten.

8 Nun zogen der König von Sodom, der König von Gomorra, der König von Adma, der König von Zebojim und der König von Bela, das jetzt Zoar heißt, aus und stellten sich im Siddimtal zur Schlacht gegen sie auf,

9 gegen Kedor-Laomer, König von Elam, Tidal, König der Völker, Amrafel, König von Schinar, und Arjoch, König von Ellasar: vier Könige gegen fünf.

10 Im Siddimtal war eine Erdpechgrube neben der anderen. Als nun die Könige von Sodom und Gomorra in die Flucht geschlagen waren, gerieten sie da hinein; die übrigen flohen ins Gebirge.

11 Da nahmen jene die gesamte Habe von Sodom und Gomorra und deren ganzen Mundvorrat mit sich und zogen von dannen.

12 Auch Lot, den Neffen Abrams, und seine Habe nahmen sie mit und zogen ab; der hatte sich nämlich in Sodom niedergelassen.

 

Abrahams Eingreifen

13 Es kam nun einer, der entronnen war, und berichtete es Abram, dem Hebräer. Dieser wohnte damals bei den Terebinthen des Amoriters Mamre, des Bruders Eschkols und Aners, die mit Abram verbündet waren.

14 Als nun Abram hörte, daß sein Verwandter gefangen weggeführt worden sei, ließ er seine erprobten hausgeborenen Leute – 318 Mann – ausrücken und jagte jenen bis Dan nach.

15 Des Nachts teilte er seine Leute, fiel mit seinen Knechten über sie her, schlug sie und verfolgte sie bis Hoba, das nördlich von Damaskus liegt. So holte er alle Habe zurück.

16 Auch seinen Bruder Lot brachte er zurück; ebenso die Frauen und die übrigen Leute.

 

Abraham und Melchisedek

17 Als er nach dem Sieg über Kedor-Laomer und die mit ihm verbündeten Könige zurückkehrte, zog ihm der König von Sodom in das Tal Schawe entgegen, das ist das Königstal.

18 Und Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein herbei – er war nämlich ein Priester des höchsten Gottes –

19 und segnete ihn mit den Worten: "Gesegnet seist du, Abram, vom höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde!

20 Gepriesen sei der höchste Gott, der dir deine Feinde in die Hand geliefert hat!" – Abram gab ihm den Zehnten von allem.

21 Der König von Sodom aber sagte zu Abram: "Gib mir nur die Leute wieder! Die Habe behalte für dich!"

22 Doch Abram antwortete dem König von Sodom: "Zum Herrn, dem höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, erhebe ich meine Hand:

23 Keinen Faden, keinen Schuhriemen, nichts von allem, was dir gehört, nehme ich an. Du sollst nicht sagen können: Ich habe Abram reich gemacht.

24 Ich will nichts außer dem, was die Knechte verzehrt haben, und dem Anteil der Männer, die mit mir gezogen sind: Aner, Eschkol und Mamre. Sie mögen ihren Anteil nehmen!"

 

Kapitel 15: Glaube – Versagen – Bund

Gottes Verheißung und Abrahams Glaube

1 Nach diesen Ereignissen erging das Wort des Herrn an Abram in einem Gesicht also: "Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild; dein Lohn soll sehr groß sein."

2 Abram antwortete: "Mein Herr! Herr, was kannst du mir geben, da ich kinderlos dahinleben muß und der Damaszener Eliëser Besitzer meines Vermögens wird?"

3 Und Abram fuhr fort: "Mir hast du ja keine Nachkommenschaft gegeben, und so wird mein hausgeborener Knecht mich beerben."

4 Da erging das Wort des Herrn an ihn also: "Nicht dieser wird dein Erbe sein, sondern ein leiblicher Sohn wird dich beerben."

5 Und nachdem er ihn ins Freie hinausgeführt hatte, sprach er: "Blicke empor zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst!" Dann fuhr er fort: "So zahlreich soll deine Nachkommenschaft sein."

6 Abram glaubte dem Herrn, und dieser rechnete es ihm als Verdienst an.

 

Die Gotteserscheinung und der Bundesschluß

7 Nun sprach er zu ihm: "Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, um dir dieses Land zum Besitz zu geben."

8 Er antwortete: "Herr, Gott, woran kann ich erkennen, daß ich es besitzen werde?"

9 Der Herr befahl ihm: "Bringe mir eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine junge Taube!"

10 Er holte ihm alle diese Tiere, teilte sie in der Mitte und legte eine Hälfte der anderen gegenüber; die Vögel aber zerteilte er nicht.

11 Da stießen Raubvögel auf die Fleischstücke nieder; Abram aber verscheuchte sie.

12 Als nun die Sonne unterging, überkam Abram ein tiefer Schlaf; zugleich überfielen ihn Schrecken und große Finsternis.

13 Da sagte der Herr zu Abram: "Du sollst wissen, daß deine Nachkommen in einem fremden Land weilen werden, das ihnen nicht gehört. Sie werden anderen dienen müssen, die sie 400 Jahre lang bedrücken.

14 Doch das Volk, dem sie hörig sind, werde ich zur Rechenschaft ziehen. Danach werden sie mit reicher Habe auswandern.

15 Du aber wirst in Frieden zu deinen Vätern eingehen und in hohem Alter begraben werden.

16 Im vierten Geschlecht werden sie hierher zurückkehren; denn das Maß der Amoriter ist noch nicht voll."

17 Als die Sonne untergegangen und tiefe Dunkelheit eingetreten war, fuhr plötzlich ein rauchender Ofen und eine brennende Fackel zwischen jenen Opferstücken hindurch.

18 Damals schloß der Herr mit Abram einen Bund und versprach: "Deiner Nachkommenschaft gebe ich dieses Land vom Fluß Ägyptens bis zum großen Strom, dem Eufrat,

19 das Land der Keniter, der Kenasiter, der Kadmoniter,

20 der Hetiter, der Perisiter, der Rafaïter,

21 der Amoriter, der Kanaaniter, der Girgaschiter, der Hiwiter und der Jebusiter."

 

Kapitel 16: Anfechtung und Versagen

Der menschliche Ausweg

1 Sarai, die Frau Abrams, hatte ihm keine Kinder geschenkt; sie hatte aber eine ägyptische Magd, die Hagar hieß.

2 Da sagte Sarai zu Abram: "Du weißt, der Herr hat mir Kinder versagt. Geh doch hin zu meiner Magd! Vielleicht komme ich durch sie zu Kindern." Abram folgte dem Vorschlag Sarais.

3 Sarai, Abrams Frau, nahm ihre ägyptische Magd Hagar – Abram lebte schon zehn Jahre in Kanaan – und gab sie ihrem Mann Abram zur Frau.

4 Er heiratete Hagar, und sie wurde guter Hoffnung. Als sie aber merkte, daß sie Mutter war, sah sie auf ihre Herrin geringschätzig herab.

 

Hagars Flucht

5 Da sagte Sarai zu Abram: "An der Kränkung, die mir zugefügt wird, trägst du die Schuld. Ich selbst habe meine Magd in deinen Schoß gegeben. Jetzt aber, wo sie merkt, daß sie guter Hoffnung ist, sieht sie geringschätzig auf mich herab. Der Herr sei Richter zwischen mir und dir!"

6 Abram antwortete Sarai: "Deine Magd steht ja in deiner Gewalt; tu mit ihr, was dich gut dünkt!" Nun behandelte Sarai sie hart, so daß sie ihr entfloh.

 

Verheißung für Ismael

7 Der Engel des Herrn fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Schur.

8 Er fragte sie: "Hagar, Magd der Sarai, woher kommst du, und wohin gehst du?" Sie antwortete: "Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai."

9 Der Engel des Herrn sagte zu ihr: "Kehre heim zu deiner Herrin und unterwirf dich ihrer Gewalt!"

10 Und weiter sprach der Engel des Herrn zu ihr: "Ich will deine Nachkommenschaft so zahlreich machen, daß sie vor Menge nicht gezählt werden kann."

11 Ferner sagte der Engel des Herrn zu ihr: "Du bist ja jetzt guter Hoffnung und wirst einen Sohn gebären, dem du den Namen Ismael (= Gott hört) geben sollst; denn der Herr hat auf deinen Notschrei gehört.

12 Er wird ein Mensch sein, der dem Wildesel gleicht. Seine Hand wird gegen alle und die Hand aller gegen ihn sein. Trotzig wird er in der Nähe aller seiner Brüder wohnen."

13 Da nannte sie den Herrn, der mit ihr geredet hatte, El-Roï (Du bist ein Gott des Schauens); "denn", sagte sie, "ich habe wirklich den gesehen, der nach mir schaute".

14 Darum nennt man den Brunnen Beer-Lahai-Roï (Brunnen des Lebendigen, der da schaute). Er liegt, wie bekannt, zwischen Kadesch und Bered.

15 Hagar gebar dem Abram einen Sohn, und Abram nannte den Sohn, den ihm Hagar schenkte, Ismael.

16 Abram war 86 Jahre alt, als Hagar dem Abram Ismael gebar.

 

Kapitel 17:

Der Name "Abraham": Neues Unterpfand der Verheißung

1 Als nun Abram 99 Jahre alt war, erschien der Herr dem Abram und sagte zu ihm: "Ich bin der Allmächtige. Wandle vor mir und sei vollkommen!

2 Ich schließe einen Bund zwischen mir und dir: Ich werde dir überaus zahlreiche Nachkommenschaft geben."

3 Da warf sich Abram auf sein Angesicht nieder, und Gott redete mit ihm also:

4 "Ja, ich schließe einen Bund mit dir: Du sollst der Stammvater gar vieler Völker werden.

5 Darum sollst du fortan nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham sei dein Name; denn zum Stammvater gar vieler Völker bestimme ich dich.

6 Ja, ich will deine Nachkommenschaft überaus zahlreich werden lassen. Völker sollen von dir abstammen und Könige von dir ihre Herkunft ableiten.

7 Ich schließe einen ewigen Bund zwischen mir und dir und deiner Nachkommenschaft, Geschlecht auf Geschlecht: Dein Gott will ich sein und der Gott deiner Nachkommen.

8 Dir und deiner Nachkommenschaft will ich das Land, in dem du jetzt als Fremdling weilst, ganz Kanaan, als ewiges Besitztum geben. Und ich will ihr Gott sein."

 

Die Beschneidung – Das Bundeszeichen

9 Und Gott sprach weiter zu Abraham: "So haltet meinen Bund, du und deine Nachkommenschaft in allen Geschlechtern!

10 Das ist mein Bund, den ihr wahren sollt, zwischen mir und euch samt euren Nachkommen: Alles Männliche soll bei euch beschnitten werden.

11 Die Beschneidung soll an eurer Vorhaut vorgenommen werden. Dies sei das Bundeszeichen zwischen mir und euch.

12 Im Alter von acht Tagen soll jedes Knäblein beschnitten werden, Geschlecht für Geschlecht; auch der hausgeborene Knecht sowie der von irgendeinem Fremden für Geld angekaufte Sklave, der nicht deines Stammes ist!

13 Beschnitten soll werden sowohl der in deinem Haus geborene Knecht als auch der von dir um Geld erkaufte Sklave. So soll mein Bund ewig eurem Fleisch eingeprägt sein.

14 Ein unbeschnittener Mann soll aus der Mitte seiner Volkgenossen ausgerottet werden; er hat den Bund mit mir gebrochen.

 

Die Verheißung des Bundeserben

15 Ferner sagte Gott zu Abraham: "Deine Frau Sarai sollst du nicht mehr Sarai nennen, sondern Sara soll ihr Name sein!

16 Denn ich will sie segnen und dir von ihr einen Sohn schenken. Ja, ich will sie segnen: Völker sollen von ihr abstammen und Völkerkönige von ihr ihre Herkunft ableiten."

17 Da warf sich Abraham auf sein Angesicht nieder und lachte, denn er dachte bei sich: "Kann einem Hundertjährigen noch ein Sohn geboren werden, oder sollte Sara, die Neunzigjährige, noch Mutter werden können?"

18 Darum sagte Abraham zu Gott: "Möchte nur Ismael, wenn es dir gefällt, am Leben bleiben!"

19 Gott aber antwortete: "Nein, deine Frau Sara wird dir einen Sohn gebären; den sollst du Isaak nennen! Mit ihm schließe ich einen ewigen Bund, der auch für seine Nachkommen gilt.

20 Aber auch hinsichtlich Ismaels habe ich dich erhört: Ich segne auch ihn und lasse ihn fruchtbar werden und schenke ihm überaus zahlreiche Nachkommen. Zwölf Fürsten wird er zu Nachkommen haben, und zum Stammvater eines großes Volkes will ich ihn machen.

21 Meinen Bund jedoch will ich nur mit Isaak schließen, den dir im folgenden Jahr um diese Zeit Sara gebären wird."

22 Als Gott seine Rede mit ihm beendet hatte, fuhr er vor Abraham empor.

 

Die Vornahme der Beschneidung

23 Darauf nahm Abraham seinen Sohn Ismael und alle in seinem Haus Geborenen sowie alle für Geld von ihm Erkauften, alle männlichen Personen im Haus Abrahams, und beschnitt an ebendiesem Tag ihre Vorhaut, wie Gott ihm geboten hatte.

24 Abraham aber war 99 Jahre alt, als seine Vorhaut beschnitten wurde.

25 Sein Sohn Ismael war dreizehn Jahre alt, als seine Vorhaut beschnitten wurde.

26 An ein und demselben Tag wurden Abraham und sein Sohn Ismael beschnitten,

27 und mit ihm wurden alle männlichen Personen in seinem Haus beschnitten, sowohl die im Haus Geborenen als die mit Geld von Fremden Angekauften.

 

Kapitel 18: Gottes Strafgericht über Sodom

Gott zu Gast bei Abraham

1 Eines Tages erschien ihm der Herr bei den Terebinthen Mamres, während er um die heiße Zeit des Tages am Zelteingang saß.

2 Als er nämlich seine Augen erhob und um sich blickte, standen drei Männer vor ihm. Kaum hatte er sie bemerkt, lief er ihnen vom Zelteingang entgegen, verneigte sich bis zum Boden

3 und sagte: "O Herr, finde ich in deinen Augen Gnade, so gehe doch nicht bei deinem Knecht vorüber.

4 Es darf doch, bitte, ein wenig Wasser gebracht werden, daß ihr euch die Füße waschen könnt. Dann laßt euch unter dem Baum nieder!

5 Ich will euch auch etwas zu essen holen, damit ihr euch stärkt. Danach mögt ihr weiterziehen. Denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorübergekommen." Und sie sprachen: "Tue, wie du gesagt hast!"

6 Da eilte Abraham zu Sara ins Zelt und sagte: "Nimm schnell drei Maß Mehl, Feinmehl, knete es und backe Kuchen!"

7 Dann eilte Abraham zu den Rindern, nahm ein zartes, fettes Kalb und übergab es dem Knecht, und dieser beeilte sich, es zuzubereiten.

8 Dann holte er Butter und Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er selbst aber bediente sie unter dem Baum, während sie aßen.

 

Nochmalige Verheißung des Bundeserben

9 Sie fragten ihn nun: Wo ist deine Frau Sara?" Er antwortete: "Hier im Zelt."

10 Da sagte der Herr: "Übers Jahr um diese Zeit kehre ich zu dir zurück. Dann wird Sara, deine Frau, einen Sohn haben." – Sara horchte aber am Zelteingang, der hinter seinem Rücken war.

11 Da nun Abraham und Sara alt und hochbetagt waren und es Sara nicht mehr erging, wie es den Frauen ergeht,

12 lachte Sara in sich hinein; denn sie dachte: "Nachdem ich verblüht bin, soll ich noch an Liebe denken? – Mein Herr ist gleichfalls alt!"

13 Doch der Herr sagte zu Abraham: "Warum lacht denn Sara und denkt dabei: Sollte ich wirklich noch Mutter werden können, nachdem ich alt geworden?

14 Ist etwa für den Herrn irgend etwas unmöglich? Übers Jahr um diese Zeit komme ich wieder zu dir. Dann wird Sara einen Sohn haben."

15 Da leugnete Sara und sagte: "Ich habe nicht gelacht." – Denn sie fürchtete sich. Er aber entgegnete: "Doch, du hast gelacht."

 

Gottes Selbstgespräch

16 Nun brachen die Männer von dort auf und wandten sich gen Sodom. Abraham ging mit ihnen, um ihnen das Geleit zu geben.

17 Da dachte der Herr: "Soll ich vor Abraham geheimhalten, was ich zu tun vorhabe?

18 Abraham soll doch zu einem großen und mächtigen Volk werden, und in ihm sollen alle Völker der Erde gesegnet sein.

19 Denn ich habe ihn erkannt, auf daß er seinen Kindern und seiner Nachkommenschaft gebietet, den Weg des Herrn einzuhalten durch Übung von Gerechtigkeit und Recht, damit der Herr an Abraham in Erfüllung gehen lasse, was er ihm verheißen hat."

20 So sprach denn der Herr: "Die Klage über Sodom und Gomorra ist gar groß geworden und ihre Sünde sehr schwer.

21 Darum will ich hinabgehen und zusehen, ob sie so gehandelt haben, wie die Klage, die zu mir gedrungen ist, von ihnen meldet oder nicht. Ich will es wissen."

 

Abrahams Zwiegespräch mit Gott – Fürsprache für Sodom

22 Hierauf wandten sich die anderen Männer von dort gen Sodom, während Abraham noch vor dem Herrn stehenblieb.

23 Da trat Abraham näher heran und sagte: "Willst du wirklich den Gerechten zugleich mit dem Gottlosen umkommen lassen?

24 Vielleicht gibt es in der Stadt fünfzig Gerechte. Willst du sie wirklich mitvertilgen oder nicht lieber den Ort verschonen um der fünfzig Gerechten willen, die darin sind?

25 Es liege dir fern, so zu handeln, daß du den Gerechten mit dem Gottlosen wegraffst und es dem Gerechten ebenso ergeht wie dem Gottlosen! Das liege dir fern! Sollte der Richter der ganzen Welt nicht Gerechtigkeit üben?"

26 Da antwortete der Herr: "Fände ich in Sodom fünfzig Gerechte in der Stadt, so wollte ich dem ganzen Ort um ihretwillen vergeben."

27 Abraham begann von neuem und sprach: "Ich habe mich nun einmal unterfangen, zum Herrn zu reden, obwohl ich nur Staub und Asche bin.

28 Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten noch fünf. Willst du wegen dieser fünf die ganze Stadt zerstören?" Er antwortete: "Ich will sie nicht zerstören, wenn ich dort fünfundvierzig finde."

29 Darauf redete er abermals mit ihm und sagte: "Vielleicht finden sich dort nur vierzig." Jener erwiderte: "Auch um der vierzig willen, tue ich es nicht."

30 Da sagte er: "Ach, zürne nicht, Herr, wenn ich nochmals rede! Vielleicht finden sich nur dreißig dort." Er entgegnete: "Ich will es auch nicht tun, wenn ich dort dreißig finde."

31 Da sagte er: "Ich habe mich nun einmal unterfangen, zum Herrn zu sprechen! Vielleicht finden sich nur zwanzig dort." Er antwortete: "Ich werde sie auch um der zwanzig willen nicht vernichten."

32 Nun sagte er: "Ach zürne nicht, Herr, wenn ich nur noch dies eine Mal rede! Vielleicht finden sich dort nur zehn." Er erwiderte: "Ich werde sie auch um der zehn willen nicht vernichten."

33 Hierauf ging der Herr sogleich nach Beendigung des Gesprächs mit Abraham weg. Abraham aber kehrte nach Hause zurück.

 

Kapitel 19: Sodoms Untergang und Lots Errettung

1 Als die beiden Engel am Abend nach Sodom kamen, saß Lot gerade im Tor von Sodom. Sobald Lot sie erblickte, erhob er sich vor ihnen, verneigte sich bis auf den Boden

2 und sagte: "Ich bitte euch, meine Herren, kehrt doch zum Übernachten in das Haus eures Knechtes ein und wascht euch die Füße! Morgen früh mögt ihr dann aufbrechen und eures Weges ziehen!" Sie aber entgegneten: "Nein, wir wollen im Freien übernachten."

3 Doch er nötigte sie dringend, bis sie bei ihm einkehrten und in sein Haus kamen. Nun bereitete er ihnen ein Mahl und ließ ungesäuerte Kuchen backen, und sie aßen.

4 Noch hatten sie sich aber nicht schlafen gelegt, als die Männer der Stadt Sodom das Haus umringten, jung und alt, die ganze Bevölkerung bis auf den letzten Mann.

5 Sie riefen Lot und sagten zu ihm: "Wo sind die Männer, die heute abend zu dir gekommen sind? Bringe sie zu uns heraus, damit wir sie erkennen!"

6 Da ging Lot zu ihnen hinaus vor die Tür, schloß aber die Tür hinter sich zu

7 und sagte: "Liebe Brüder, begeht doch keinen solchen Frevel!

8 Hört, ich habe noch zwei Töchter, die keinen Mann erkannt haben! Die will ich zu euch herausbringen. Tut mit ihnen, was euch beliebt! Doch diesen Männern dürft ihr nichts tun; denn sie haben sich in den Schatten meines Daches begeben!"

9 Doch sie schrien: "Pack dich weg!" Und sie sagten: "Der ist doch nur als Fremdling hierhergekommen und will nun den Herrn spielen! Jetzt wollen wir dir noch Schlimmeres antun als jenen!" Und sie drangen ungestüm auf den Mann, auf Lot, ein und kamen immer näher, um die Tür zu erbrechen.

10 Da streckten jene Männer ihre Hand hinaus, zogen Lot zu sich ins Haus und verschlossen die Tür.

11 Die Leute vor der Haustür, klein und groß, schlugen sie mit Blindheit, so daß sie sich vergeblich bemühten, den Eingang zu finden.

12 Hierauf sagten die Männer zu Lot: "Wenn du sonst noch jemand hier hast, einen Schwiegersohn, deine Söhne und Töchter, und wer sonst noch in der Stadt dir angehört, den führe weg von diesem Ort!

13 Denn wir werden diese Stätte zerstören, weil über sie schwere Klage vor dem Herrn laut geworden ist. Darum sandte uns der Herr, sie zu verderben."

14 Da ging Lot hinaus und redete mit seinen Schwiegersöhnen, die Töchter von ihm geheiratet hatten, und sagte: "Auf, zieht weg von diesem Ort, denn der Herr will diese Stadt vertilgen!" Aber seine Schwiegersöhne dachten, er treibe nur Scherz mit ihnen.

15 Als die Morgenröte anbrach, drängten die Engel Lot zur Eile mit den Worten: "Auf! Nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die noch daheim sind, damit nicht auch du wegen der Sündhaftigkeit der Stadt hinweggerafft wirst!"

16 Als er immer noch zögerte, faßten die Männer ihn, seine Frau und seine beiden Töchter bei der Hand. Denn der Herr wollte ihn verschonen. Sie führten ihn hinaus und ließen ihn erst draußen vor der Stadt los.

17 Während sie sie hinausführten, sagte der eine: "Rette dich, es gilt dein Leben! Schau dich nicht um und bleibe nirgends in der Jordanebene stehen! Fliehe ins Gebirge, damit du nicht auch ums Leben kommst!"

18 Lot antwortete ihnen: "Ach nein, Herr!

19 Gewiß, dein Knecht hat Gnade gefunden in deinen Augen, und du erweist mir große Barmherzigkeit, daß du mich am Leben erhältst; aber ins Gebirge darf ich nicht fliehen. Wie leicht könnte mich dabei das Verderben ereilen, so daß ich doch sterben müßte!

20 Siehe, die Stadt dort ist nahe genug, um mich dahin flüchten zu können. Auch ist sie nur klein. Dorthin möchte ich mich flüchten. Sie ist klein. So bliebe ich am Leben."

21 Er antwortete ihm: "Nun wohl, auch in diesem Punkt will ich auf dich Rücksicht nehmen, daß ich die Stadt, von der du sprichst, nicht zerstöre.

22 Flüchte dich eilends dorthin; denn ich kann nichts tun, bevor du dort angelangt bist!" – Darum nannte man die Stadt Zoar (die Kleine).

23 Die Sonne ging gerade auf, als Lot nach Zoar kam.

24 Nun ließ der Herr auf Sodom und Gomorra vom Herrn her, vom Himmel herab, Schwefel und Feuer regnen.

25 So vernichtete er diese Städte, die ganze Gegend samt allen Bewohnern der Städte und allem, was auf den Fluren wuchs.

26 Als seine Frau sich hinter ihm umschaute, wurde sie zu einer Salzsäule.

27 Früh am anderen Morgen begab sich Abraham an die Stätte, wo er vor dem Herrn gestanden hatte.

28 Als er auf Sodom und Gomorra und auf das ganze Gebiet hinabschaute, sah er, wie ein Qualm vom Land aufstieg gleich dem Qualm eines Schmelzofens.

29 Gott gedachte also des Abraham, als Gott die Städte der Gegend vernichtete, und ließ Lot aus der Zerstörung entkommen, während er die Städte vertilgte, in denen Lot gewohnt hatte.

 

Die Töchter Lots

30 Lot zog von Zoar weiter hinauf und ließ sich mit seinen Töchtern im Gebirge nieder; denn er fürchtete sich, in Zoar zu bleiben. Er wohnte mit seinen beiden Töchtern in einer Höhle.

31 Da sagte die Ältere zu der Jüngeren: "Unser Vater ist alt, und es gibt keinen Mann mehr im Land, der Umgang mit uns haben möchte, wie es in aller Welt Brauch ist.

32 Komm, wir wollen unserem Vater Wein zu trinken geben und uns zu ihm legen, damit wir durch unseren Vater Kinder bekommen!"

33 Sie gaben nun ihrem Vater in jener Nacht Wein zu trinken; dann ging die Ältere hin und legte sich zu ihrem Vater. Er aber merkte nicht, wie sie sich hinlegte, noch wie sie aufstand.

34 Am anderen Morgen sagte die Ältere zu der Jüngeren: "Siehe, ich lag heute nacht bei meinem Vater. Wir wollen ihm auch diese Nacht Wein zu trinken geben. Dann geh hinein und leg dich zu ihm, damit wir durch unseren Vater Kinder bekommen!"

35 So gaben sie ihrem Vater auch in dieser Nacht Wein zu trinken. Dann ging die Jüngere hin und legte sich zu ihm. Er aber merkte nicht, wie sie sich hinlegte, noch wie sie aufstand.

36 Also wurden die beiden Töchter Lots durch ihren Vater guter Hoffnung.

37 Und die Ältere gebar einen Sohn und nannte ihn Moab; er ist der Stammvater der heutigen Moabiter.

38 Auch die Jüngere gebar einen Sohn und nannte ihn Ben-Ammi; er ist der Stammvater der heutigen Ammoniter.

 

Kapitel 20: Abraham im Land der Philister

1 Danach zog Abraham in das Gebiet des Südlandes und nahm seinen Aufenthalt zwischen Kadesch und Schur. Als er sich in Gerar aufhielt,

2 stellte Abraham seine Frau Sara überall als seine Schwester vor. Abimelech, der König von Gerar, sandte nun hin und ließ Sara holen.

3 Doch Gott kam des Nachts im Traum zu Abimelech und sprach: "Du mußt sterben wegen der Frau, die du dir hast holen lassen; sie ist ja eine Ehefrau!"

4 Da Abimelech sich ihr noch nicht genaht hatte, antwortete er: "O Herr, du bringst doch nicht Unschuldige um!

5 Hat er doch selbst zu mir gesagt: Sie ist meine Schwester; und auch sie hat erklärt: Er ist mein Bruder. In der Unschuld meines Herzens und mit reinen Händen habe ich so gehandelt."

6 Da sagte Gott weiter zu ihm im Traum: "Auch ich weiß, daß du in der Unschuld deines Herzens so gehandelt hast. Ich selber habe dich davor bewahrt, dich gegen mich zu versündigen. Darum habe ich es nicht zugelassen, daß du sie berührtest.

7 So gib jetzt dem Mann seine Frau zurück, denn er ist ein Prophet! Er wird Fürbitte für dich einlegen, daß du am Leben bleibst. Gibst du sie aber nicht zurück, so wisse, daß du sterben mußt samt allen, die dir angehören."

 

Beilegung des Streites

8 Früh am anderen Morgen rief Abimelech alle seine Diener zusammen und teilte ihnen den ganzen Vorfall mit. Die Männer gerieten in große Furcht.

9 Abimelech ließ Abraham rufen und sprach zu ihm: "Was hast du uns angetan? Worin habe ich mich gegen dich verfehlt, daß du so schwere Schuld über mich und mein Reich gebracht hast? Was nimmermehr geschehen durfte, hast du mir angetan."

10 Und Abimelech fragte den Abraham: "Was hast du damit beabsichtigt, daß du so gehandelt hast?"

11 Abraham antwortete: "Ich dachte: Wenn an diesem Ort keine Gottesfurcht herrscht, wird man mich um meiner Frau willen ums Leben bringen.

12 Übrigens ist sie wirklich meine Schwester, die Tochter meines Vaters, nur nicht die Tochter meiner Mutter, und so konnte sie meine Frau werden.

13 Als mich nun Gott aus meinem Vaterhaus ins Ungewisse hinausziehen hieß, sagte ich zu ihr: Das mußt du mir zuliebe tun: Überall, wohin wir kommen, sage von mir: Er ist mein Bruder."

14 Da nahm Abimelech Schafe und Rinder, Knechte und Mägde und schenkte sie Abraham; auch seine Frau Sara gab er ihm zurück.

15 Abimelech fügte bei: "Mein Land steht dir offen; bleibe, wo es dir gefällt!"

16 Zu Sara sagte er: "Hier gebe ich deinem Bruder tausend Silberstücke. Das soll für dich eine Entschädigung in den Augen aller sein, die bei dir sind. Nun bist du in jeder Beziehung gerechtfertigt."

17 Abraham legte bei Gott Fürbitte ein, und Gott heilte den Abimelech, seine Frau und seine Mägde, so daß sie wieder Kinder bekommen konnten.

18 Denn der Herr hatte jeden Mutterschoß im Haus Abimelechs verschlossen wegen Sara, der Frau Abrahams.

 

Kapitel 21: Abrahams Söhne: Isaak und Ismael

Isaaks Geburt

1 Der Herr suchte Sara heim, wie er verheißen hatte, und der Herr tat an ihr, wie er vorausgesagt hatte.

2 Sara wurde guter Hoffnung und gebar dem Abraham in seinem Alter einen Sohn zu der Zeit, die Gott vorhergesagt hatte.

3 Abraham gab seinem neugeborenen Sohn, den ihm Sara geschenkt hatte, den Namen Isaak.

4 Abraham beschnitt seinen Sohn Isaak, als dieser acht Tage alt war, wie ihm Gott befohlen hatte.

5 Hundert Jahre war Abraham, als ihm sein Sohn Isaak geboren wurde.

6 Da sprach Sara: "Ein Lachen hat mir Gott bereitet. Jeder, der davon hört, wird um meinetwillen lachen."

7 Weiter sagte sie: "Wer hätte je dem Abraham gesagt, daß Sara noch Kinder stillen würde? Und doch habe ich ihm in seinem Alter einen Sohn geboren."

8 Der Knabe wuchs heran und wurde entwöhnt. Am Tag der Entwöhnung Isaaks veranstaltete Abraham ein großes Mahl.

 

Hagars und Ismaels Verstoßung

9 Als Sara den Sohn der Ägypterin Hagar, den diese dem Abraham geboren hatte, spielen sah,

10 sagte sie zu Abraham: "Jage diese Magd mit ihrem Sohn fort! Denn der Sohn dieser Magd soll nicht mit Isaak, meinem Sohn, erben!"

11 Die Sache aber mißfiel Abraham seines Sohnes wegen sehr.

12 Da sagte Gott zu Abraham: "Laß es dir um den Knaben und deine Magd nicht leid sein! Willfahre Sara in allem, was sie dir sagt! Denn nur die von Isaak abstammen, sollen als deine Nachkommen gelten.

13 Doch auch den Sohn der Magd mache ich zu einem Volk, weil er dein Nachkomme ist."

14 So nahm denn Abraham am anderen Morgen in der Frühe Brot und einen Schlauch mit Wasser und gab dies der Hagar, indem er es ihr auf die Schulter legte. Auch den Knaben gab er ihr und schickte sie fort. Da ging sie weg und irrte in der Wüste von Beerscheba umher.

15 Als das Wasser im Schlauch zu Ende ging, legte sie den Knaben unter einem der Sträucher nieder,

16 ging hin und setzte sich abseits, einen Bogenschuß weit entfernt; "denn", dachte sie, "ich kann das Sterben des Kindes nicht mit ansehen." So saß sie abseits und begann laut zu weinen.

17 Gott aber hörte auf den Wehruf des Knaben, und der Engel Gottes rief Hagar vom Himmel her zu: "Was ist dir, Hagar? Verzage nicht! Denn Gott hat den Wehruf des Knaben da, wo er liegt, gehört.

18 Geh, nimm den Knaben und halte ihn fest an der Hand! Fürwahr, ich will ihn zu einem großen Volk werden lassen!"

19 Dann tat Gott ihr die Augen auf, daß sie einen Wasserquell erblickte. Sie ging hin, füllte den Schlauch mit Wasser und gab dem Knaben zu trinken.

20 Und Gott war mit dem Knaben. Er wuchs heran und nahm seinen Aufenthalt in der Wüste und wurde ein Meister im Bogenschießen.

21 Er ließ sich in der Wüste Paran nieder. Seine Mutter nahm ihm eine Frau aus Ägypten.

 

Abrahams Vertrag mit Abimelech

22 In jener Zeit sagte Abimelech in Gegenwart seines Heerführers Pichol zu Abraham: "Gott ist mit dir in allem, was du tust.

23 Darum schwöre mir hier bei Gott, daß du weder an mir, noch an meiner gesamten Nachkommenschaft treulos handeln wirst! Wie ich dir Freundschaft erwiesen habe, so sollst du sie auch mir erweisen und dem Land, in dem du dich als Gast aufhältst."

24 Abraham antwortete: "Ja, ich will den Schwur leisten."

25 Abraham aber stellte den Abimelech zur Rede wegen des Brunnens, den die Knechte Abimelechs mit Gewalt weggenommen hatten.

26 Abimelech erwiderte: "Ich weiß nicht, wer dies getan hat. Du hast mir nichts davon gesagt, noch habe ich bis heute etwas davon gehört."

27 Da nahm Abraham Schafe und Rinder und gab sie Abimelech, und sie schlossen einen Vertrag miteinander.

28 Als Abraham sieben Lämmer abgesondert hinstellte,

29 fragte Abimelech den Abraham: "Was sollen diese sieben Lämmer bedeuten, die du abgesondert hinstellst?"

30 Er antwortete: "Die sieben Lämmer mußt du von mir annehmen; denn die Gabe soll mir zum Zeugnis dienen, daß ich diesen Brunnen gegraben habe."

31 Darum nannte man diesen Ort Beerscheba, weil sie dort einander geschworen haben.

32 So schlossen sie einen Vertrag in Beerscheba. Dann brachen Abimelech und sein Heerführer Pichol auf und kehrten ins Philisterland zurück.

33 Abraham aber pflanzte eine Tamariske zu Beerscheba und rief daselbst den Namen des Herrn, des ewigen Gottes, an.

34 Abraham hielt sich noch lange Zeit als Fremdling im Philisterland auf.

 

Kapitel 22: Die große Glaubensprobe

Gottes Forderung: Lösung von Fleisch und Blut

1 Nach diesen Begebenheiten stellte Gott Abraham auf die Probe und sagte zu ihm: "Abraham!" – Der antwortete: "Hier bin ich."

2 Er sprach: "Nimm Isaak, deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, und zieh in die Gegend von Morija und bringe ihn dort zum Brandopfer dar auf einem der Berge, den ich dir nennen werde!"

3 So schirrte denn Abraham früh am anderen Morgen seinen Esel, nahm zwei seiner Knechte und seinen Sohn Isaak mit sich, spaltete Holz zu einem Brandopfer, brach dann auf und zog nach dem Ort, den Gott ihm angegeben hatte.

4 Am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah den Ort in der Ferne liegen.

5 Da sagte Abraham zu seinen Knechten: "Bleibt mit dem Esel hier! Ich aber und der Knabe wollen dorthin gehen, um anzubeten. Wir kommen dann wieder zu euch zurück"

6 Hierauf nahm Abraham das Holz zum Brandopfer und lud es seinem Sohn Isaak auf. Er selbst nahm Feuer und Schlachtmesser mit, und so gingen die beiden miteinander.

7 Da sagte Isaak zu seinem Vater Abraham: "Mein Vater!" – Dieser antwortete: "Hier bin ich, mein Sohn." – Er fragte nun: "Feuer und Holz sind wohl da, aber wo ist das Schaf zum Brandopfer?"

8 Abraham antwortete: "Gott wird sich das Schaf zum Brandopfer schon ersehen, mein Sohn." – So gingen beide miteinander weiter.

9 Als sie an den Ort gekommen waren, den Gott ihm bezeichnet hatte, errichtete Abraham daselbst einen Altar und schichtete das Holz auf. Er band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz.

10 Darauf streckte Abraham seine Hand aus und ergriff das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.

 

Der Sinn der Forderung: Isaak, der Erbe ganz von Gott

11 Doch der Engel des Herrn rief ihm vom Himmel her zu: "Abraham, Abraham!" – Der antwortet: "Hier bin ich."

12 Der Engel sprach: "Lege nicht Hand an den Knaben und tue ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, daß du gottesfürchtig bist und mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten hast."

13 Als Abraham um sich schaute, sah er im Hintergrund einen Widder, der sich mit seinen Hörnern im Dickicht verfangen hatte. Abraham ging hin, holte den Widder und brachte ihn an Stelle seines Sohnes als Brandopfer dar.

14 Abraham nannte diesen Ort: "Jahwe-Jire" (= Der Herr sieht), so daß man noch heute sagt: "Auf dem Berg läßt sich der Herr sehen."

15 Darauf rief der Engel des Herrn dem Abraham zum zweitenmal vom Himmel her zu

16 und sprach: "Ich schwöre bei mir, lautet der Spruch des Herrn: Dafür, daß du dies getan und mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten hast,

17 will ich dich reichlich segnen und deine Nachkommenschaft so zahlreich werden lassen wie die Sterne des Himmels und wie den Sand am Gestade des Meeres, und deine Nachkommenschaft soll die Tore ihrer Feinde erobern.

18 Alle Völker der Erde sollen durch deine Nachkommenschaft gesegnet werden zum Lohn dafür, daß du auf meinen Befehl gehört hast."

19 Darauf kehrte Abraham zu seinen Knechten zurück. Sie machten sich auf und begaben sich miteinander nach Beerscheba, und Abraham blieb in Beerscheba wohnen.

 

Die Nachkommen Nahors

20 Nach diesen Begebenheiten wurde dem Abraham gemeldet: "Auch Milka hat deinem Bruder Nahor Söhne geboren:

21 Uz, seinen Erstgeborenen, und dessen Brüder Bus sowie Kemuël, den Stammvater der Aramäer,

22 ferner Kesed, Haso, Pildasch Jidlaf und Betuël.

23 Betuël aber war der Vater der Rebekka. – Diese acht gebar Milka dem Nahor, dem Bruder Abrahams.

24 Auch seine Nebenfrau namens Rëuma hatte Söhne, nämlich Tebach, Gaham, Tahasch und Maacha.

 

Kapitel 23: Saras Grab – Abrahams erstes Besitztum im verheißenen Land

1 Die Lebenszeit Saras betrug 127 Jahre; das sind die Lebensjahre Saras.

2 Sara starb zu Kirjat-Arba, das jetzt Hebron heißt, in Kanaan. Abraham hielt für sie die Totenklage und beweinte sie.

3 Hierauf verließ Abraham die Tote und verhandelte mit den Hetitern:

4 Er sagte: "Ich bin nur ein Fremdling und Beisasse unter euch. Gebt mir also einen Begräbnisplatz bei euch, damit ich meine Tote aus dem Haus bringen und begraben kann!"

5 Die Hetiter antworteten dem Abraham:

6 "Höre uns an, Herr! Du lebst hier als gottbegnadeter Fürst unter uns. Begrabe deine Tote im besten unserer Gräber! Keiner von uns wird es dir verweigern, deine Tote in seinem Grab zu bestatten."

7 Da erhob sich Abraham, verneigte sich tief vor den Bewohnern des Landes, den Hetitern,

8 und sagte zu ihnen: "Seid ihr damit einverstanden, daß ich meine Tote aus dem Haus bringe und begrabe, so erweist mir die Liebe und legt ein gutes Wort für mich ein bei Efron, dem Sohn Zohars,

9 damit er mir die Höhle von Machpela abtritt, die ihm gehört und am Rande seines Grundstücks liegt! Um den vollen Preis soll er sie mir in eurer Gegenwart zum Erbbegräbnis überlassen."

10 Efron aber saß inmitten der Hetiter. So antwortete der Hetiter Efron im Beisein aller, die zum Tor der Stadt gekommen waren:

11 "Nicht doch, Herr, höre mich an! Das Grundstück schenke ich dir; auch die Höhle, die sich darauf befindet, schenke ich dir. Im Beisein meiner Volksgenossen schenke ich sie dir. Begrabe nur deine Tote!"

12 Da verneigte sich Abraham vor den Bewohnern des Landes

13 und sagte dann zu Efron im Beisein der Bewohner des Landes: "Nein, höre mich doch an! Ich bezahle den Preis für das Grundstück. Nimm ihn von mir an, daß ich meine Tote dort begraben kann!"

14 Efron antwortete Abraham: "Nein,

15 Herr, höre mich an! Das Grundstück zu vierhundert Silberstücken, was hat das unter uns zu sagen? Begrabe nur deine Tote!"

16 Da nahm Abraham Efrons Forderung an. Abraham wog Efron den Kaufpreis ab, den dieser im Beisein der Hetiter verlangt hatte, nämlich vierhundert Silberstücke, wie sie im Handel üblich waren.

17 So wurde Efrons Grundstück, das in der Machpela östlich von Mamre lag, das Grundstück samt der Höhle darauf, nebst allen Bäumen, die auf dem Grundstück ringsum in seinem Bereich waren,

18 rechtskräftig Abrahams Eigentum im Beisein aller Hetiter, die zum Stadttor gekommen waren.

19 Danach begrub Abraham seine Frau Sara in der Höhle des Grundstücks in der Machpela östlich von Mamre, das jetzt Hebron heißt, in Kanaan.

20 So ging das Grundstück und die Höhle darauf rechtskräftig von den Hetitern an Abraham als Erbbegräbnis über.

 

Kapitel 24: Isaak, der Erbe des Segens

Aussendung des Brautwerbers

1 Abraham aber war alt und hochbetagt, und der Herr hatte Abraham in allem gesegnet.

2 Da sagte Abraham zu seinem Knecht, seinem Hausältesten, der all seinen Besitz zu verwalten hatte: "Lege deine Hand unter meine Lende!

3 Ich will dir beim Herrn, dem Gott des Himmels und der Erde, einen Eid abnehmen, daß du meinem Sohn keine von den Töchtern der Kanaaniter, in deren Land ich wohne, zur Frau nimmst.

4 Nein, ziehe in mein Vaterland und zu meiner Verwandtschaft und hole dort eine Frau für meinen Sohn Isaak!"

5 Da antwortete ihm der Knecht: "Vielleicht will aber die Frau, mir nicht in dieses Land folgen. Soll ich dann deinen Sohn wieder in das Land zurückbringen, aus dem du ausgezogen bist?"

6 Abraham erwiderte ihm: "Hüte dich, meinen Sohn dahin zurückzubringen!

7 Der Herr, der Gott des Himmels, der mich aus meines Vaters Haus und aus meinem Heimatland weggeführt hat, und der zu mir geredet und mir eidlich versprochen hat: Ich gebe deiner Nachkommenschaft dieses Land, der wird seinen Engel vor dir hersenden, daß du von dort meinem Sohn eine Frau holen kannst.

8 Sollte dir aber die Frau nicht folgen wollen, so bist du dieses Eides ledig. Keinesfalls darfst du meinen Sohn dorthin zurückbringen."

9 Da legte der Knecht seine Hand unter die Lende Abrahams, seines Herrn, und schwur ihm den Eid.

 

Das Zeichen

10 Hierauf nahm der Knecht zehn Kamele seines Herrn und allerlei Kostbarkeiten seines Herrn mit sich auf die Reise, brach auf und zog nach Mesopotamien, in die Stadt Nahors. –

11 Außerhalb der Stadt an einem Brunnen ließ er die Kamele sich lagern. Es war gegen Abend, um die Zeit, da die Frauen herauskommen, um Wasser zu holen.

12 Dann betete er: "O Herr, Gott Abrahams, meines Herrn! Laß es mir heute glücken und zeige dich gnädig gegen Abraham, meinen Herrn!

13 Siehe, ich stehe hier an der Quelle, und die Töchter der Stadtbewohner kommen heraus, um Wasser zu schöpfen.

14 Wenn nun das Mädchen, zu dem ich sage: Neige deinen Krug, damit ich trinke!, antwortet: Trinke! Und auch deine Kamele will ich tränken!, so ist sie es, die du für Isaak, deinen Knecht, bestimmt hast, und daran will ich erkennen, daß du dich meinem Herrn gnädig erzeigst."

15 Noch hatte er sein Gebet nicht beendet, da kam Rebekka heraus, die Tochter Betuëls, des Sohnes der Milka, der Frau von Abrahams Bruder Nahor, mit ihrem Krug auf der Schulter.

16 Das Mädchen war überaus schön, eine Jungfrau, die noch kein Mann erkannt hatte. Sie stieg zur Quelle hinab, füllte ihren Krug und kam wieder herauf.

17 Da ging der Knecht auf sie zu und sagte: "Laß mich doch ein wenig Wasser aus deinem Krug trinken!"

18 Sie antwortete: "Trinke, Herr!" Und sie ließ geschwind ihren Krug auf die Hand herab und gab ihm zu trinken.

19 Als sie ihn sich hatte satt trinken lassen, sagte sie: "Auch für deine Kamele will ich Wasser schöpfen, bis sie sich satt getrunken haben."

20 Und eilends goß sie ihren Krug in die Tränkrinne aus, lief wieder zum Brunnen, Wasser zu schöpfen, und schöpfte so für alle seine Kamele.

21 Der Mann sah ihr schweigend zu, begierig zu erfahren, ob der Herr seiner Reise einen glücklichen Ausgang gäbe oder nicht.

22 Nachdem die Kamele sich satt getrunken hatten, nahm der Mann einen goldenen Nasenring, einen halben Schekel schwer, und zwei Spangen für ihre Arme, zehn Schekel Goldes schwer,

23 und fragte: "Wessen Tochter bist du? Sag es mir! Ist im Haus deines Vaters Raum für uns zum Übernachten?"

24 Sie antwortete ihm: "Ich bin die Tochter Betuëls, des Sohnes der Milka, den diese dem Nahor geboren hat."

25 Und sie fuhr fort: "Stroh und Futter haben wir in Menge, auch Platz zum Übernachten."

26 Da verneigte sich der Mann, warf sich nieder vor dem Herrn

27 und sagte: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Abrahams, meines Herrn, der seine Huld und Treue meinem Herrn nicht entzogen hat. Mich aber hat der Herr geraden Weges zum Haus des Bruders meines Herrn geführt."

 

Die Werbung

28 Das Mädchen aber lief fort und berichtete im Haus ihrer Mutter, was sich zugetragen hatte.

29 Nun hatte Rebekka einen Bruder namens Laban. Laban eilte zu dem Mann hinaus an die Quelle.

30 Als er nämlich den Nasenring und an den Armen seiner Schwester die Spangen gesehen und die Erzählung seiner Schwester Rebekka vernommen hatte: "So hat der Mann gesprochen", begab er sich zu dem Mann, der noch immer bei den Kamelen an der Quelle stand, und sagte:

31 "Komm, du Gesegneter des Herrn! Warum stehst du da draußen? Ich habe schon das Haus aufräumen lassen und Platz für die Kamele gemacht."

32 Da begab sich der Mann in das Haus, jener aber sattelte die Kamele ab, brachte Stroh und Futter für die Kamele und Wasser zum Füßewaschen für ihn und die Leute, die bei ihm waren.

33 Als er ihm zu essen vorsetzte, sagte er: "Ich esse nicht eher, als bis ich meine Sache vorgebracht habe." Laban bat: "So rede!"

34 So begann er denn zu berichten: "Ich bin ein Knecht Abrahams.

35 Gott hat meinen Herrn reich gesegnet, so daß er zu großem Wohlstand gelangt ist. Er hat ihm Schafe und Rinder, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Esel und Kamele gegeben.

36 Sara, meines Herrn Frau, gebar in ihrem Alter meinem Herrn noch einen Sohn; dem hat er all seinen Besitz übergeben.

37 Nun nahm mein Herr mir folgenden Eid ab: Du darfst meinem Sohn keine Frau aus den Töchtern der Kanaaniter nehmen, in deren Land ich wohne.

38 Ziehe vielmehr in meines Vaters Haus und zu meiner Verwandtschaft und hole dort eine Frau für meinen Sohn!

39 Ich entgegnete meinem Herrn: Vielleicht will aber die Frau mir nicht folgen.

40 Da sagte er mir: Der Herr, vor dessen Antlitz ich gewandelt bin, wird seinen Engel mit dir senden und deiner Reise einen guten Ausgang geben. Du wirst für meinen Sohn eine Frau aus meiner Verwandtschaft und aus meines Vaters Haus holen.

41 Des geleisteten Eides bist du dann ledig, wenn du zu meiner Verwandtschaft kommst und man sie dir nicht gibt. – Nur dann bist du des geleisteten Eides ledig.

42 Als ich nun heute zur Quelle kam, betete ich: O Herr, Gott Abrahams, meines Herrn! Wenn du doch der Reise, auf der ich mich befinde, einen guten Ausgang geben wolltest!

43 Siehe, ich stehe an der Quelle! Wenn das Mädchen, das herauskommt, um Wasser zu holen, und zu dem ich sage: Laß mich doch ein wenig Wasser aus deinem Krug trinken!,

44 mir dann antwortet: Trinke nur, und auch für deine Kamele will ich Wasser schöpfen!, so ist das die Frau, die der Herr für den Sohn meines Herrn bestimmt hat.

45 Ich hatte noch nicht ausgeredet, da kam Rebekka heraus, den Krug auf der Schulter. Sie stieg zur Quelle hinab und schöpfte. Ich bat sie: Laß mich doch trinken!

46 Sogleich nahm sie ihren Krug herab und sagte: Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken. So trank ich, und sie tränkte auch die Kamele.

47 Hierauf fragte ich sie: Wessen Tochter bist du? Sie antwortete: Ich bin die Tochter Betuëls, des Sohnes Nahors, den ihm Milka geboren hat. Da legte ich ihr den Ring an die Nase und die Spangen an ihre Arme.

48 Dann verneigte ich mich, warf mich vor dem Herrn nieder und pries den Herrn, den Gott Abrahams, meines Herrn, der mich auf den rechten Weg geführt, um die Tochter des Verwandten meines Herrn für seinen Sohn zu freien.

49 Wollt ihr nun meinem Herrn Liebe und Treue erweisen, so sagt es mir; wo nicht, so sagt es mir auch, damit ich mich zur Rechten oder zur Linken wende!"

50 Da antworteten Laban und Betuël und sprachen: "Das kommt vom Herrn. Wir können dir weder ja noch nein sagen.

51 Rebekka steht dir zur Verfügung. Nimm sie und zieh hin, daß sie Frau des Sohnes deines Herrn werde, so wie der Herr es befohlen hat!"

52 Als nun der Knecht Abrahams ihre Zusage hörte, warf er sich vor dem Herrn bis auf die Erde nieder.

53 Hierauf holte der Knecht Geschmeide aus Gold und Silber und Gewänder hervor und schenkte sie Rebekka. Auch ihrem Bruder und ihrer Mutter schenkte er kostbare Sachen.

54 Dann aßen und tranken sie, er und seine Begleiter, und übernachteten da. – Am anderen Morgen, als sie aufgestanden waren, sagte er: "Laßt mich zu meinem Herrn ziehen!"

 

Die Hochzeit

55 Ihr Bruder und ihre Mutter erwiderten: "Laßt doch das Mädchen noch einige Zeit, wenigstens zehn Tage, bei uns bleiben! Dann mag sie davonziehen!"

56 Doch er entgegnete ihnen: "Haltet mich nicht auf! Der Herr hat ja meiner Reise einen glücklichen Ausgang gegeben. Laßt mich ziehen, damit ich zu meinem Herrn zurückkehre!"

57 Sie erwiderten: "Wir wollen das Mädchen rufen und es selbst fragen."

58 Sie riefen also Rebekka und fragten sie: "Willst du mit diesem Mann ziehen?" Sie antwortete: "Ja!"

59 Da ließen sie ihre Schwester Rebekka samt ihrer Amme sowie den Knecht Abrahams mit seinen Leuten ziehen.

60 Sie segneten Rebekka mit den Worten: "Liebe Schwester, werde du die Mutter von unzähligen Tausenden. Deine Nachkommen mögen die Tore ihrer Feinde erobern!"

61 Hierauf brach Rebekka mit ihren Dienerinnen auf. Sie bestiegen die Kamele und folgten dem Mann. Der Knecht nahm Rebekka und zog von dannen. –

62 Isaak kam gerade von einem Gang nach dem Brunnen Lahai-Roï; er wohnte nämlich im Südland.

63 Als nun Isaak um die Zeit, da sich der Abend neigt, einmal aufs Feld hinausgegangen war, um seinen Gedanken nachzugehen, sah er, als er aufblickte, Kamele daherkommen.

64 Auch Rebekka erblickte den Isaak, als sie aufschaute. Sie ließ sich schnell vom Kamel herab

65 und fragte den Knecht: "Wer ist der Mann dort, der uns auf dem Feld entgegenkommt?" Der Knecht antwortete: "Das ist mein Herr." Da nahm sie den Schleier und verhüllte sich.

66 Der Knecht erzählte hierauf dem Isaak, was er ausgerichtet hatte.

67 Isaak führte sie ins Zelt seiner Mutter Sara. Dann freite er Rebekka. Sie wurde seine Frau, und er gewann sie lieb. So tröstete sich Isaak über den Verlust seiner Mutter.

 

Kapitel 25: Abrahams Nebenfrauen

1 Abraham hatte noch eine andere Frau namens Ketura genommen.

2 Sie gebar ihm Simran, Jokschan, Medan, Midian, Jischbak und Schuach.

3 Jokschan wurde der Vater Schebas und Dedans. Die Söhne Dedans waren die Aschuriter, die Letuschiter und die Lëummiter.

4 Die Söhne Midians waren Efa, Efer, Henoch, Abida und Eldaga. – Alle diese sind Nachkommen der Ketura.

5 Abraham aber übergab seinen gesamten Besitz dem Isaak.

6 Den Söhnen der Nebenfrauen, die Abraham hatte, gab Abraham nur Geschenke und hieß sie noch bei seinen Lebzeiten von seinem Sohn Isaak weg ostwärts in das Ostland ziehen.

 

Abrahams Tod und Begräbnis

7 Dies ist die Zahl der Jahre, die Abraham durchlebt hat: 175 Jahre.

8 Dann verschied Abraham. Er starb in gesegnetem Alter, hochbetagt und lebenssatt, und ward zu seinen Vätern versammelt.

9 Seine Söhne Isaak und Ismael begruben ihn in der Höhle von Machpela auf dem Grundstück des Hetiters Efron, des Sohnes Zohars, östlich von Mamre,

10 auf dem Grundstück, das Abraham von den Hetitern gekauft hatte. Dort wurde Abraham und seine Frau Sara begraben.

11 Nach Abrahams Tod segnete Gott dessen Sohn Isaak. Isaak wohnte bei dem Brunnen Lahai-Roï. –

 

Die Nachkommen Ismaels

12 Es folgt der Stammbaum Ismaels, des Sohnes Abrahams, den die Ägypterin Hagar, Saras Magd, dem Abraham geboren hatte.

13 Dies sind die Namen der Söhne Ismaels, nach ihren Geschlechtern geordnet: Der Erstgeborene Ismaels war Nebajot; dann kamen Kedar, Abdeël, Mibsam,

14 Mischma, Duma, Massa,

15 Hadad, Tema, Jetur, Nafisch und Kedma.

16 Dies sind die Söhne Ismaels, und dies sind ihre Namen nach ihren Niederlassungen und Zeltlagern, zwölf Fürsten je eines Stammes.

17 Die Lebensjahre Ismaels betrugen 137 Jahre. Dann verschied er. Er starb und wurde zu seinen Vätern versammelt.

18 Die Söhne Ismaels hatten ihre Wohnsitze von Hawila bis Schur, das östlich von Ägypten in der Richtung nach Assur hin liegt. In der Nähe aller ihrer Brüder ließen sie sich trotzig nieder.

 

Isaak und seine Söhne

Die Geburt Esaus und Jakobs

19 Es folgt der Stammbaum Isaaks, des Sohnes Abrahams. Abraham war der Vater Isaaks.

20 Isaak war vierzig Jahre alt, als er sich Rebekka, die Tochter des Aramäers Betuël aus Mesopotamien, die Schwester des Aramäers Laban, zur Frau nahm.

21 Und Isaak betete zum Herrn für seine Frau, da sie keine Kinder hatte. Der Herr erhörte ihn, und so wurde seine Frau Rebekka guter Hoffnung.

22 Als sich aber die Kinder in ihrem Schoß stießen, sagte sie: "Wenn es so steht, was wird dann aus mir werden?" – und sie ging hin, den Herrn zu befragen.

23 Der Herr antwortete ihr: "Zwei Völker sind in deinem Leib, und zwei Stämme sind in deinem Schoß entzweit. Ein Stamm wird stärker sein als der andere, und der ältere wird dem jüngeren dienen."

24 Als nun die Zeit da war, daß sie gebären sollte, stellte es sich heraus, daß Zwillinge in ihrem Leib waren.

25 Der erste, der zum Vorschein kam, war rötlich, ganz wie ein haariger Mantel. Deshalb nannte man ihn Esau.

26 Hierauf kam sein Bruder zum Vorschein; seine Hand hielt die Ferse Esaus gefaßt. Darum nannte man ihn Jakob. Isaak war bei ihrer Geburt sechzig Jahre alt.

 

Das Erstgeburtsrecht

27 Als nun die Knaben heranwuchsen, ward Esau ein tüchtiger Jäger, ein Mann der Steppe. Jakob aber war ein stiller Mann, der bei den Zelten blieb.

28 Isaak hatte den Esau lieber, weil er gern Wildbret aß; Rebekka aber hatte den Jakob lieber.

29 Einst kochte Jakob ein Gericht. Da kam Esau ganz hungrig aus der Steppe heim.

30 Esau sagte zu Jakob: "Gib mir doch schnell zu essen von dem Roten, dem roten Gericht da; denn ich bin ganz hungrig." – Darum nannte man ihn Edom.

31 Jakob entgegnete: "Verkaufe mir zuvor dein Erstgeburtsrecht!"

32 Esau erwiderte: "Ach, ich muß ja doch sterben. Was nützt mir das Erstgeburtsrecht?"

33 Da sagte Jakob: "Schwöre es mir zuvor zu!" – So schwur er ihm und verkaufte so sein Erstgeburtsrecht an Jakob.

34 Nun gab Jakob dem Esau Brot und von dem Linsengericht. Der aß und trank, stand auf und ging davon. So gering schätzte Esau das Erstgeburtsrecht.

 

Kapitel 26: Isaak, Gast im verheißenen Land

1 Es brach im Land eine Hungersnot aus, eine andere als jene frühere, die zu Abrahams Zeit geherrscht hatte. Da begab sich Isaak zum König der Philister Abimelech nach Gerar.

2 Damals erschien ihm der Herr und sagte: "Ziehe nicht nach Ägypten hinab! Bleib in dem Land, das ich dir anweise!

3 Verweile als Gast in diesem Land, so will ich mit dir sein und dich segnen; denn dir und deiner Nachkommenschaft will ich alle diese Länder geben und so den Eid erfüllen, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe.

4 Ich will deine Nachkommen so zahlreich werden lassen wie die Sterne am Himmel. Alle diese Länder will ich deinen Nachkommen geben, und in deiner Nachkommenschaft sollen alle Völker der Erde gesegnet werden

5 zum Lohn dafür, daß Abraham auf meine Stimme gehört und mein Gebot, meine Befehle, Satzungen und Weisungen befolgt hat."

6 So blieb denn Isaak in Gerar.

7 Als sich nun die Bewohner des Ortes nach seiner Frau erkundigten, sagte er: "Sie ist meine Schwester." Denn er fürchtete sich, zu sagen: Sie ist meine Frau. "Es könnten mich sonst", dachte er, "die Bewohner des Ortes Rebekka wegen umbringen, weil sie schön ist."

8 Als er längere Zeit dort zugebracht hatte, schaute einmal der Philisterkönig Abimelech durchs Fenster und sah, wie Isaak seine Frau Rebekka liebkoste.

9 Da ließ Abimelech den Isaak rufen und sagte: "Sie ist ganz sicher deine Frau. Wie konntest du nur sagen: Sie ist meine Schwester?" Isaak antwortete ihm: "Ich dachte, ich müßte ihretwegen sterben."

10 Abimelech erwiderte: "Warum hast du uns das angetan? Wie leicht hätte sich einer aus dem Volk deiner Frau nahen können! Dann hättest du Schuld über uns gebracht."

11 So gebot Abimelech allem Volk: "Wer sich an diesem Mann oder seiner Frau vergreift, der wird mit dem Tod bestraft!"

 

Isaaks Wohlstand

12 Isaak säte dann in jenem Land und erntete in jenem Jahr hundertfältig. Denn der Herr segnete ihn.

13 So wurde der Mann reich und immer reicher, bis er über die Maßen wohlhabend war.

14 Er besaß Schaf- und Rinderherden und zahlreiches Gesinde. Da wurden die Philister auf ihn eifersüchtig.

15 Darum verschütteten die Philister alle Brunnen, die die Knechte seines Vaters bei Lebzeiten seines Vaters Abraham gegraben hatten, und füllten sie mit Erde an.

16 Abimelech sagte zu Isaak: "Zieh fort von uns! Denn du bist uns viel zu mächtig geworden."

17 So zog Isaak von dort weg, schlug sein Lager im Tal von Gerar auf und blieb daselbst.

18 Hierauf ließ Isaak die Brunnen wieder aufgraben, die man zu Lebzeiten seines Vaters Abraham gegraben und die die Philister nach dem Tod Abrahams verschüttet hatten, und gab ihnen die gleichen Namen, die sein Vater ihnen gegeben hatte.

19 Isaaks Knechte gruben im Tal nach und fanden daselbst einen Brunnen mit frischem Wasser.

20 Aber die Hirten von Gerar gerieten mit Isaaks Hirten in Streit, indem sie behaupteten: "Uns gehört das Wasser!" Er nannte den Brunnen Esek (Zank), weil sie sich dort mit ihm gezankt hatten.

21 Dann gruben sie einen anderen Brunnen, gerieten aber auch über diesen in Streit; daher nannte er ihn Sitna (Streit).

22 Hierauf zog er von dort weiter und grub wieder einen Brunnen. Um diesen gerieten sie nicht in Streit. Darum gab er ihm den Namen Rehobot (Weite), und sagte: "Jetzt hat der Herr uns freien Raum geschaffen, so daß wir uns im Land ausbreiten können."

23 Von dort zog er nach Beerscheba hinauf.

24 In jener Nacht erschien ihm der Herr und sagte: "Ich bin der Gott deines Vaters Abraham. Fürchte dich nicht! Denn ich bin mit dir und will dich segnen und deine Nachkommenschaft zahlreich werden lassen um meines Knechtes Abraham willen."

25 Er erbaute an dem Ort einen Altar, rief den Namen des Herrn an und schlug sein Zelt auf. Isaaks Knechte gruben dort einen Brunnen.

 

Vertrag zwischen Isaak und Abimelech

26 Da kam Abimelech aus Gerar mit seinem Vertrauten Ahusat und seinem Heerführer Pichol zu ihm.

27 Isaak fragte sie: "Warum seid ihr denn zu mir gekommen, da ihr doch feindlich gegen mich gesinnt seid und mich von euch fortgetrieben habt?"

28 Sie antworteten: "Wir haben mit eigenen Augen gesehen, daß der Herr mit dir ist. Darum dachten wir, es solle ein eidliches Abkommen zwischen uns und dir zustande kommen! So wollen wir einen Vertrag mit dir schließen.

29 Du sollst uns nichts Böses zufügen wie auch wir dich nicht angetastet, sondern dir nur Gutes getan haben und dich in Frieden ziehen ließen. Du bist nun einmal der Gesegnete des Herrn."

30 Da bereitete er ihnen ein Gastmahl, und sie aßen und tranken.

31 Am anderen Morgen in der Frühe leisteten sie sich gegenseitig den Schwur. Dann ließ Isaak sie ziehen, und sie gingen von ihm in Frieden.

32 Am gleichen Tag kamen Isaaks Knechte und berichteten von dem Brunnen, den sie gegraben hatten: "Wir haben Wasser gefunden."

33 Er nannte ihn Schiba (Schwur). – Daher heißt die Stadt bis auf den heutigen Tag Beerscheba (Schwurbrunnen).

 

Esaus Heirat

34 Als Esau vierzig Jahre alt war, heiratete er Judit, die Tochter des Hetiters Beeri, und Basemat, die Tochter des Hetiters Elon.

35 Ihretwegen grämten sich Isaak und Rebekka sehr.

 

Kapitel 27: Jakob und Esau

Die Erlistung des Segens für Jakob

1 Als Isaak alt und sein Auge schwach geworden war, so daß er nicht mehr sehen konnte, rief er seinen älteren Sohn Esau und sagte zu ihm: "Mein Sohn!" – Der antwortete ihm: "Hier bin ich."

2 Da sagte er: "Du siehst, ich bin alt und weiß nicht, wie bald ich sterbe.

3 So nimm nun dein Jagdgerät, deinen Köcher und deinen Bogen, geh hinaus in die Steppe und jage ein Stück Wild für mich!

4 Bereite mir ein schmackhaftes Gericht daraus, wie ich es liebe, und bringe es mir! Dann will ich essen, und meine Seele soll dich dafür segnen, bevor ich sterbe!"

5 Rebekka aber hatte zugehört, als Isaak so mit seinem Sohn Esau redete. – Esau ging nun hinaus in die Steppe, um ein Wild zu erjagen und heimzubringen.

6 Da sagte Rebekka zu ihrem Sohn Jakob: "Ich habe zugehört, wie dein Vater zu deinem Bruder Esau sagte:

7 "Bringe mir ein Stück Wild und bereite mir ein schmackhaftes Gericht! Dann will ich essen und dich vor dem Herrn segnen, bevor ich sterbe.

8 Nun höre, mein Sohn, auf den Rat, den ich dir gebe!

9 Geh hin zur Herde und hole mir von da zwei schöne Ziegenböckchen! Die will ich für deinen Vater zu einem schmackhaften Gericht zubereiten, wie er es liebt.

10 Du bringst sie dann deinem Vater zum Essen, damit er dich segnet, bevor er stirbt."

11 Doch Jakob erwiderte seiner Mutter Rebekka: "Aber mein Bruder Esau ist ein behaarter Mensch, während ich unbehaart bin.

12 Vielleicht betastet mich mein Vater. Dann stehe ich als Betrüger vor ihm da und bringe Fluch statt Segen über mich."

13 Doch seine Mutter antwortete ihm: "Der Fluch, der dir gilt, mein Sohn, treffe mich! Höre auf meinen Rat! Geh und hole mir die Böckchen!"

14 Da ging er sie holen und brachte sie seiner Mutter. Seine Mutter bereitete daraus ein schmackhaftes Gericht, wie sein Vater es liebte.

15 Hierauf holte Rebekka die besten Kleider ihres älteren Sohnes Esau, die sich in ihrem Wohnraum befanden, und zog sie ihrem jüngeren Sohn Jakob an.

16 Die Felle der Ziegenböckchen legte sie ihm um die Arme und um den glatten Hals.

17 Dann gab sie das schmackhafte Gericht samt dem Brot, das sie bereitet hatte, ihrem Sohn Jakob in die Hand.

18 So ging er denn zu seinem Vater hinein und sagte: "Mein Vater!" – Der antwortete: "Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn?"

19 Jakob erwiderte seinem Vater: "Ich bin Esau dein Erstgeborener. Ich habe getan, wie du mir aufgetragen hast. Setze dich aufrecht und iß von dem Wildbret, und dann segne mich!"

20 Doch Isaak fragte seinen Sohn: "Wie hast du so schnell etwas finden können, mein Sohn?" – Der antwortete: "Der Herr, dein Gott, ließ es mir in den Weg laufen."

21 Doch Isaak sagte zu Jakob: "Tritt näher, daß ich dich betaste, meine Sohn, ob du wirklich mein Sohn Esau bist oder nicht!"

22 Jakob trat zu seinem Vater Isaak heran. Der betastete ihn und sagte: "Die Stimme ist zwar Jakobs Stimme, aber die Arme sind Esaus Arme."

23 Er erkannte ihn nicht, weil seine Arme behaart waren wie die Arme seines Bruders Esau; so begrüßte er ihn mit einem Segenswunsch,

24 und fragte noch einmal: "Du bist also wirklich mein Sohn Esau?" – Er antwortete: "Ich bin es."

25 Da sagte Isaak: "So reiche es mir her, daß ich von dem Wildbret meines Sohnes esse und dich dann segne!" Jakob reichte es ihm hin, und er aß. Dann brachte er ihm Wein, und er trank.

26 Hierauf sagte sein Vater Isaak zu ihm: "Komm her, mein Sohn, und küsse mich!"

27 Der trat hinzu und küßte ihn. Als er den Duft seiner Kleider roch, segnete er ihn mit den Worten: "Ja, meines Sohnes Duft ist wie der Duft des Feldes, wenn der Herr es gesegnet.

28 Es gebe dir Gott vom Tau des Himmels und von den Früchten der Erde, Überfluß an Wein und Korn;

29 Völker sollen dir dienstbar sein, und Nationen vor dir sich beugen! Du sollst deiner Brüder Gebieter sein, und deiner Mutter Söhne sollen vor dir sich neigen! Verflucht sei, wer dich verflucht; gesegnet, wer dich segnet!"

 

Der zweite 'Segen' für Esau.

30 Als Isaak den Segen über Jakob vollendet hatte und Jakob kaum von seinem Vater Isaak weggegangen war, kam sein Bruder Esau von der Jagd zurück.

31 Auch er bereitete ein schmackhaftes Gericht, brachte es seinem Vater und sagte zu seinem Vater: "Mein Vater setze sich auf und esse vom Wildbret deines Sohnes. Dann segne mich!"

32 Da fragte ihn sein Vater Isaak: "Wer bist du?" – Er sagte: "Ich bin dein Sohn, dein Erstgeborener, Esau."

33 Isaak erschrak über alle Maßen und rief: "Wer war denn der, der ein Wild erjagt und es mir gebracht hat? Ich habe von allem gegessen, bevor du kamst, und habe ihn gesegnet. So wird er auch gesegnet bleiben!"

34 Als Esau die Worte seines Vaters vernahm, stieß er einen lauten Klageruf aus und bat seinen Vater: "Segne auch mich, lieber Vater!"

35 Der antwortete: "Dein Bruder kam mit List und nahm dir den Segen weg."

36 Darauf erwiderte er: "Mit Recht hat man ihm den Namen Jakob gegeben. Schon zweimal hat er mich überlistet: Mein Erstgeburtsrecht hat er mir genommen, und jetzt hat er mich auch noch um den Segen gebracht." Dann fragte er: "Hast du für mich keinen Segen übrigbehalten?"

37 Isaak antwortete dem Esau: "Siehe, ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt und alle seine Brüder ihm zu Knechten gegeben. Mit Korn und Wein habe ich ihn versorgt. Was könnte ich da noch für dich tun, lieber Sohn?"

38 Esau erwidertes seinem Vater: "Hast du nur den einen Segen, guter Vater? Segne auch mich, lieber Vater!" – Und Esau begann laut zu weinen.

39 Da hob sein Vater Isaak an und sprach zu ihm: "Siehe, fern von der Erde Fruchtgefilden wird dein Wohnsitz sein und fern vom Tau des Himmels droben.

40 Leben mußt du von deinem Schwert und dienstbar sein deinem Bruder. Strengst du dich an, so schüttelst du von deinem Nacken sein Joch."

 

Esaus Feindschaft gegen Jakob

41 Esau wurde dem Jakob feind wegen des Segens, den ihm sein Vater gegeben hatte, und Esau sagte: "Bald kommt die Zeit, daß man um meinen Vater trauert; dann schlage ich meinen Bruder Jakob tot."

42 Als nun der Rebekka die Äußerungen ihres älteren Sohnes Esau hinterbracht wurden, sandte sie hin, ließ ihren jüngeren Sohn Jakob rufen und sagte zu ihm: "Höre, dein Bruder Esau sinnt auf Rache gegen dich und will dich erschlagen.

43 So folge meinem Rat, lieber Sohn! Mache dich auf und flieh nach Haran zu meinem Bruder Laban!

44 Bleib einige Zeit bei ihm, bis deines Bruders Groll sich legt!

45 Sobald der Zorn deines Bruders von dir abläßt und er vergißt, was du ihm angetan hast, sende ich hin und lasse dich von dort zurückholen. Warum soll ich euch beide an einem Tag verlieren?"

46 Hierauf sagte Rebekka zu Isaak: "Ich bin des Lebens überdrüssig wegen der Hetiterinnen. Holt sich Jakob auch eine solche Hetiterin, eine von den Töchtern des Landes, zur Frau, was hätte ich da noch vom Leben?"

 

Kapitel 28: Jakob in der Fremde

Jakobs Flucht nach Mesopotamien

1 Da ließ Isaak den Jakob rufen, segnete ihn und gebot ihm: "Du darfst dir keine Kanaaniterin zur Frau nehmen.

2 Mache dich vielmehr auf, begib dich nach Paddan-Aram, zum Haus Betuëls, des Bruders deiner Mutter, und hole dir von dort eine Frau, eine von den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter!

3 Gott, der Allmächtige, segne dich, er mache dich fruchtbar und mehre dich, daß du zu einer Menge von Völkern werdest!

4 Und er gebe dir den Segen Abrahams, dir und deinen Nachkommen, damit du das Land, in dem du als Fremdling weilst und das Gott dem Abraham verliehen hat, zu eigen bekommst!"

5 So ließ Isaak den Jakob ziehen, und dieser begab sich nach Paddan-Aram, zu Laban, dem Sohn des Aramäers Betuël, dem Bruder Rebekkas, der Mutter Jakobs und Esaus.

 

Esaus Einlenken

6 Esau aber erfuhr, daß Isaak den Jakob gesegnet und ihn nach Paddan-Aram gesandt hatte, um sich von dort eine Frau zu holen, indem er ihm den Segen mit der Weisung gab: "Du sollst dir keine Kanaaniterin zur Frau nehmen",

7 und daß Jakob auf seinen Vater und seine Mutter hörte und nach Paddan-Aram aufbrach.

8 Da merkte Esau, daß die Kanaaniterinnen seinem Vater mißfielen.

9 Darum ging Esau zu Ismael und nahm sich Mahalat, die Tochter Ismaels, des Sohnes Abrahams, die Schwester Nebajots, zu seinen Frauen hinzu.

 

Die Himmelsleiter

10 Jakob aber brach von Beerscheba auf und wanderte nach Haran.

11 Er gelangte an einen Ort und blieb dort über Nacht, weil die Sonne untergegangen war. Er nahm einen von den dort umherliegenden Steinen, machte ihn sich als Kopflager zurecht und legte sich schlafen.

12 Da träumte ihm: Eine Leiter stand auf der Erde, die mit ihrer Spitze bis zum Himmel reichte, und die Engel Gottes stiegen an ihr auf und nieder.

13 Oben über ihr stand der Herr und sagte: "Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und Isaaks. Das Land, auf dem du ruhst, will ich dir und deinen Nachkommen geben.

14 Deine Nachkommenschaft soll so zahlreich werden wie der Staub der Erde. Nach Westen und Osten, Norden und Süden sollst du dich ausbreiten. In dir und deinen Nachkommen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.

15 Siehe, ich will mit dir sein und dich überall behüten, wohin du gehst. Ich werde dich auch wieder in dieses Land zurückführen; denn ich werde dich nicht verlassen, bis ich ausgeführt, was ich dir verheißen habe."

16 Nun erwachte Jakob aus seinem Schlaf und rief aus: "Wahrlich, der Herr ist an dieser Stätte, aber ich wußte es nicht."

17 Voll Ehrfurcht fügte er bei: "Wie ehrwürdig ist diese Stätte! Ja, hier ist Gottes Haus und hier die Pforte des Himmels!"

18 Am anderen Morgen nahm Jakob den Stein, den er sich als Kopflager hergerichtet hatte, stellte ihn als Denkstein auf und goß Öl darüber.

19 Er gab dann dieser Stätte den Namen Bet-El (Haus Gottes); früher hieß die Stadt Lus.

20 Hierauf machte Jakob folgendes Gelübde: "Wenn Gott mit mir ist und mich auf dem Weg, den ich jetzt gehe, behütet, wenn er mir Brot zur Nahrung gibt und Kleider zum Anziehen,

21 und ich glücklich in mein Vaterhaus zurückkehre, dann soll der Herr mein Gott sein,

22 und dieser Stein, den ich als Denkstein aufgerichtet habe, soll ein Gotteshaus werden, und von allem, was du mir gibst, will ich getreulich den Zehnten geben."

 

Kapitel 29: Jakobs Ankunft in Haran

1 Danach machte sich Jakob auf den Weg und wanderte in das Land der Söhne des Ostens.

2 Als er Ausschau hielt, erblickte er einen Brunnen in der Steppe, an dem sich gerade drei Schafherden lagerten; denn aus diesem Brunnen pflegte man die Herden zu tränken. Über der Öffnung des Brunnens lag ein großer Stein.

3 Erst wenn alle Herden dort zusammengetrieben waren, wälzte man den Stein von der Brunnenöffnung und tränkte die Schafe. Dann brachte man den Stein wieder an seinen Platz über der Öffnung des Brunnens.

4 Jakob sagte zu ihnen: "Woher seid ihr, liebe Brüder?" Sie antworteten: "Wir sind aus Haran."

5 Er fragte sie: "Kennt ihr Laban, den Sohn Nahors?" Sie erwiderten: "Ja."

6 Nun fragte er sie: "Geht es ihm gut?" Sie erwiderten: "Ja, und da kommt gerade seine Tochter Rahel mit den Schafen."

7 Da sagte er: "Seht, der Tag ist noch lang, und noch ist es nicht Zeit, das Vieh zusammenzutreiben. Tränkt doch die Schafe und laßt sie dann wieder weiden!"

8 Sie antworteten: "Das können wir nicht, bis alle Herden beisammen sind. Dann erst wälzt man den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkt die Schafe."

9 Während er noch mit ihnen redete, war Rahel mit den Schafen ihres Vaters herbeigekommen; sie war nämlich Hirtin.

10 Als nun Jakob die Rahel, die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, und dessen Herde sah, trat er hinzu, wälzte den Stein von der Brunnenöffnung hinweg und tränkte die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter.

11 Dann küßte Jakob die Rahel und fing laut zu weinen an.

12 Hierauf erzählte Jakob der Rahel, daß er ein Verwandter ihres Vaters sei, und zwar ein Sohn Rebekkas. Sie eilte weg, und teilte es ihrem Vater mit.

13 Als nun Laban die Kunde von Jakob, dem Sohn seiner Schwester, vernahm, eilte er ihm entgegen, umarmte und küßte ihn und führte ihn in sein Haus. Jakob erzählte Laban alles, was sich zugetragen hatte.

14 Laban sagte zu ihm: "Ja, du bist mein Bein und Fleisch." – Als Jakob einen Monat lang bei ihm gewesen war,

 

Jakobs Aufenthalt bei Laban

15 sagte Laban zu Jakob: "Solltest du umsonst für mich arbeiten, weil du mein Neffe bist? Laß mich wissen, was dein Lohn ist!"

16 Nun hatte Laban zwei Töchter; die ältere hieß Lea und die jüngere Rahel.

17 Lea hatte glanzlose Augen, Rahel aber war schön von Gestalt und Antlitz.

18 Jakob hatte die Rahel lieb, und so sagte er: "Ich will dir um deine jüngere Tochter Rahel sieben Jahre dienen."

19 Laban antwortete: "Es ist besser, ich gebe sie dir als einem fremden Mann. Bleib also bei mir!"

20 So diente Jakob um Rahel sieben Jahre, und diese kamen ihm wie wenige Tage vor, so lieb hatte er sie.

 

Vermählung mit Lea und Rahel

21 Alsdann sagte Jakob zu Laban: "Gib mir nun meine Frau! Denn meine Zeit ist um. Ich möchte sie heiraten."

22 So lud Laban alle Einwohner des Ortes ein und veranstaltete ein Festmahl.

23 Am Abend aber nahm er seine Tochter Lea und brachte sie zu ihm hinein, und Jakob hatte mit ihr ehelichen Umgang.

24 Und Laban gab seiner Tochter Lea seine Sklavin Silpa als Magd.

25 Am Morgen stellte es sich nun heraus, daß es Lea war. Da sagte Jakob zu Laban: "Warum hast du mir das angetan? Habe ich nicht um Rahel bei dir gedient? Warum hast du mich betrogen?"

26 Laban erwiderte: "Hierzulande ist es nicht Sitte, die Jüngere vor der Älteren wegzugeben.

27 Führe die Hochzeitswoche mit dieser nur zu Ende, dann soll dir auch die andere gegeben werden für den Dienst, den du mir noch weitere sieben Jahre leisten mußt."

28 Jakob tat so und führte mit dieser die Woche zu Ende. Dann gab Laban ihm auch seine Tochter Rahel zur Frau.

29 Und Laban gab seiner Tochter Rahel seine Sklavin Bilha zur Magd.

30 Jakob hatte auch mit Rahel ehelichen Umgang. Rahel hatte er lieber als Lea, und so diente er noch weitere sieben Jahre bei Laban.

 

Die Söhne Leas

31 Als nun der Herr sah, daß Lea zurückgesetzt wurde, segnete er ihren Schoß, während Rahel unfruchtbar blieb.

32 So wurde Lea guter Hoffnung und gebar einen Sohn, den sie Ruben (Seht, ein Sohn!) nannte; "denn", sagte sie, "der Herr hat mein Elend angesehen. Nun wird mich mein Mann lieben."

33 Dann wurde sie wieder guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Sie sagte: "Der Herr hat gehört, daß ich zurückgesetzt wurde; deshalb gab er mir auch diesen." Und sie nannte ihn Simeon (Hörer).

34 Als sie abermals guter Hoffnung wurde und einen Sohn gebar, sagte sie: "Jetzt wird mein Mann mir zugetan sein; denn ich habe ihm drei Söhne geboren." Darum nannte sie ihn Levi (Anhang).

35 Hierauf wurde sie nochmals guter Hoffnung, gebar einen Sohn und sagte: "Diesmal will ich den Herrn preisen." Deshalb nannte sie ihn Juda (Dank). – Hernach gebar sie kein Kind mehr.

 

Kapitel 30: Die Kinder der Nebenfrauen

1 Als Rahel sah, daß Lea dem Jakob Kinder schenkte, wurde sie auf ihre Schwester eifersüchtig und sagte zu Jakob: "Schaffe mir Kinder, sonst sterbe ich!"

2 Da wurde Jakob zornig über Rahel und sagte: "Stehe ich denn an Gottes Stelle, der dir Kindersegen versagt hat?"

3 Sie antwortete: "Hier hast du meine Magd Bilha; wohne ihr bei, damit sie auf meinen Knien gebiert und ich durch sie zu Kindern komme!"

4 So gab sie ihm ihre Magd Bilha zur Nebenfrau, und Jakob wohnte ihr bei.

5 Bilha wurde guter Hoffnung und gebar dem Jakob einen Sohn.

6 Rahel sagte: "Gott hat mir Recht verschafft, indem er auch meine Bitte erhört und mir einen Sohn geschenkt hat." Darum gab sie ihm den Namen Dan (Richter).

7 Rahels Magd Bilha wurde abermals guter Hoffnung und gebar dem Jakob einen zweiten Sohn.

8 Da sagte Rahel: "Gotteskämpfe habe ich mit meiner Schwester ausgefochten und habe auch gesiegt." Deshalb nannte sie ihn Naftali (Kämpfer).

9 Als nun Lea sah, daß sie kein Kind mehr gebar, nahm sie ihre Magd Silpa und gab sie dem Jakob zur Frau.

10 Und Leas Magd Silpa schenkte dem Jakob einen Sohn.

11 Da sagte Lea: "Glück auf!" und nannte ihn Gad (Glück).

12 Hierauf gebar Leas Magd Silpa dem Jakob einen zweiten Sohn

13 Da sagte Lea: "Ich Glückliche! Ja, mich werden die Frauen glücklich preisen." Deshalb nannte sie ihn Ascher (Glückskind).

 

Weitere Kinder Leas

14 Als nun Ruben einmal zur Zeit der Weizenernte ausging, fand er auf dem Feld Alraunäpfel und brachte sie seiner Mutter Lea. Da sagte Rahel zu Lea: "Gib mir doch einige von den Alraunäpfeln deines Sohnes."

15 Aber diese erwiderte ihr: "Ist es nicht genug, daß du mir meinen Mann genommen hast? Willst du mir nun auch die Alraunäpfel meines Sohnes nehmen?" Rahel entgegnete: "Meinetwegen kann er diese Nacht bei dir verbringen zum Entgelt für die Alraunäpfel deines Sohnes."

16 Als nun Jakob am Abend vom Feld kam, ging ihm Lea entgegen und sagte: "Du mußt zu mir kommen; denn ich habe für dich vollen Lohn bezahlt mit den Alraunäpfeln meines Sohnes." So verbrachte er jene Nacht bei ihr.

17 Gott hörte auf Lea: sie wurde guter Hoffnung und gebar Jakob einen fünften Sohn.

18 Da sagte Lea: "Gott hat mir den Lohn dafür gegeben, daß ich meine Magd meinem Mann gegeben habe." Deshalb nannte sie ihren Sohn Issachar (Lohn)

19 Lea wurde nochmals guter Hoffnung und gebar dem Jakob einen sechsten Sohn.

20 Lea sagte: "Gott hat mich mit einem schönen Geschenkt bedacht. Nunmehr wird mein Mann bei mir wohnen bleiben, weil ich ihm sechs Söhne geboren habe." Daher nannte sie ihn Sebulon (Bleibe).

21 Später gebar sie eine Tochter, die sie Dina nannte.

 

Rahel gebiert Josef

22 Nun gedachte Gott der Rahel, erhörte sie und schenkte ihr Mutterfreuden.

23 Sie wurde guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Da sagte sie: "Gott hat meine Schmach hinweggenommen."

24 Sie nannte ihn Josef (Zufüger) und sagte: "Der Herr gebe mir noch einen Sohn hinzu!"

 

Jakobs Vertrag mit Laban

25 Nachdem Rahel Josef geboren hatte, sagte Jakob zu Laban: "Entlasse mich! Ich möchte in meinen Ort und in mein Vaterland heimziehen!

26 Gib mir meine Frauen und Kinder, um die ich dir gedient habe, damit ich gehen kann! Du weißt ja, welchen Dienst ich dir geleistet habe."

27 Laban antwortete ihm: "Möchte ich doch in deinen Augen Gnade finden! Ich weiß, der Herr hat mich deinetwegen gesegnet."

28 Und er fuhr fort: "Bestimme den Lohn, den du von mir verlangst! Ich will ihn dir geben!"

29 Er erwiderte ihm: "Du weißt selbst, welche Dienste ich dir geleistet habe, und was aus deinem Viehstand durch mich geworden ist.

30 Nur wenig war es, was du hattest, ehe ich zu dir kam. Doch dieses mehrte sich gewaltig. Der Herr segnete dich bei jedem meiner Schritte. Wann aber werde auch ich für meinen Hausstand sorgen können?"

31 Jener fragte: "Was soll ich dir geben?" Jakob antwortete: "Du brauchst mir gar nichts zu geben. Wenn du auf folgendes eingehst, will ich aufs neue die Tiere hüten.

32 Laß mich heute alle deine Tiere durchgehen und daraus alle gesprenkelten und gefleckten Tiere absondern! Jedes dunkelfarbene Stück bei den Lämmern und jede gefleckte und gesprenkelte Ziege sei dann mein Lohn.

33 Und daran soll meine Ehrlichkeit sich in Zukunft erweisen: Wenn du kommst, um meinen Lohn anzusehen, so soll alles, was unter den Ziegen nicht gesprenkelt oder gefleckt und unter den Lämmern nicht dunkelfarbig ist, als von mir gestohlen gelten."

34 Da sagte Laban: "Gut, es geschehe, wie du gesagt hast!"

35 Darauf sonderte Laban noch am selben Tag die gestreiften und gefleckten Böcke und alle gesprenkelten und gefleckten Ziegen ab, alles, woran etwas Weißes war, und alles, was dunkelfarbig war unter den Lämmern, und übergab es seinen Söhnen.

36 Sodann ließ er einen Zwischenraum von drei Tagereisen zwischen sich und Jakob. Jakob weidete nämlich die übrigen Schafe Labans.

37 Nun holte sich Jakob frische Zweige von Silberpappeln, Mandelbäumen und Platanen und schälte an ihnen weiße Streifen heraus, indem er das Weiße an den Stäben bloßlegte.

38 Dann stellte er die abgeschälten Stäbe in die Tröge, in die Tränkrinnen, wohin die Tiere zur Tränke kamen, gerade vor die Tiere hin. Sie begatteten sich nämlich, wenn sie zur Tränke kamen.

39 Weil sich die Tiere angesichts der Zweige begatteten, warfen sie gestreifte, gesprenkelte und gefleckte Junge.

40 Jakob sonderte dann die Lämmer ab. Auf diese Weise sorgte er dafür, daß die jungen Tiere in der Herde Labans gestreift und dunkelfarbig wurden. Er legte sich damit besondere Herden an, die er nicht zu den Tieren Labans tat.

41 Sooft die kräftigen Tiere brünstig wurden, legte Jakob die Zweige in die Tröge, damit sie sich vor den Zweigen begatteten.

42 Wenn aber die Tiere schwächlich waren, legte er sie nicht hinein. So erhielt Laban die schwächlichen Tiere, die kräftigen aber Jakob.

43 Auf diese Weise wurde er außerordentlich reich und erwarb sich viel Kleinvieh, Mägde und Knechte, Kamele und Esel.

 

Kapitel 31: Jakobs Flucht von Laban

Die Gründe

1 Eines Tages erhielt er Kunde von den Reden der Söhne Labans, die sagten: "Jakob hat alles an sich gebracht, was unserem Vater gehörte. Mit dem Besitz unseres Vaters hat er sich diesen ganzen Reichtum erworben."

2 Jakob ersah auch aus Labans Gesichtsausdruck, daß er nicht mehr so gesinnt war wie vordem.

3 Da befahl der Herr dem Jakob: "Kehre heim in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft! Ich will mit dir sein."

 

Jakob berät sich mit den Frauen

4 Jakob sandte hin, ließ Rahel und Lea auf das Feld zu seiner Herde rufen

5 und sagte zu ihnen: "Ich sehe es am Gesichtsausdruck eures Vaters, daß er gegen mich nicht mehr so gesinnt ist wie vordem, obwohl doch der Gott meines Vaters mit mir gewesen ist.

6 Ihr selber wißt, daß ich eurem Vater mit meiner ganzen Kraft gedient habe.

7 Euer Vater aber hat mich betrogen und mir zehnmal den Lohn geändert. Doch Gott ließ nicht zu, daß er mir Schaden zufügte. Wenn er sagte: Die gesprenkelten Tiere sollen dein Lohn sein, so warf die ganze Herde gesprenkelte Junge.

8 Sagte er aber: Die gestreiften Tiere sollen dein Lohn sein, so warf die ganze Herde gestreifte Junge.

9 So nahm Gott eurem Vater die Herde und gab sie mir.

10 Es war zur Brunstzeit der Schafe, da sah ich deutlich im Traum, wie die Böcke, die die Schafe besprangen, gestreift, gesprenkelt und scheckig waren.

11 Der Engel Gottes aber rief mir im Traum zu: Jakob! Ich antwortete: Hier bin ich!

12 Er sagte: Achte genau darauf, wie alle Böcke, die die Schafe bespringen, gestreift, gesprenkelt und scheckig sind! Ich habe wahrlich alles mit angesehen, was Laban dir angetan hat.

13 Ich bin der Gott von Bet-El, wo du einen Denkstein gesalbt und mir ein Gelübde gemacht hast. Mache dich jetzt auf! Zieh fort aus diesem Land und kehre in dein Heimatland zurück!"

14 Da antworteten ihm Rahel und Lea: "Haben wir noch Anteil und Erbe im Haus unseres Vaters?

15 Gelten wir ihm nicht als Fremde, nachdem er uns verkauft und das Geld, das er für uns bekam, aufgezehrt hat?

16 Denn der ganze Reichtum, den Gott unserem Vater entzogen hat, gehört uns und unseren Kindern. Handle jetzt nur in allem so, wie Gott dir befiehlt!"

 

Die Flucht

17 Jakob machte sich auf, setzte seine Kinder und Frauen auf die Kamele

18 und führte all sein Vieh mit sich fort samt seiner ganzen Habe, die er erworben hatte, den Viehbestand, den er sich in Paddan-Aram angelegt hatte, um zu seinem Vater Isaak nach Kanaan zurückzukehren.

19 Während nun Laban zur Schafschur weggegangen war, stahl Rahel den Terafim ihres Vater.

20 Jakob täuschte nämlich den Aramäer Laban, indem er ihm verheimlichte, daß er fliehen wolle.

21 So ergriff er mit allem, was ihm gehörte, die Flucht, machte sich auf den Weg, setzte über den Strom (Eufrat) und schlug die Richtung nach dem Gebirge Gilead ein.

 

Laban verfolgt Jakob

22 Am dritten Tag meldete man Laban, daß Jakob entflohen sei.

23 Da nahm er seine Verwandten mit, jagte ihm sieben Tagereisen weit nach und holte ihn am Gebirge Gilead ein.

24 Gott aber erschien dem Aramäer Laban nachts im Traum und warnte ihn: "Hüte dich wohl, mit Jakob statt im Guten im Bösen zu reden!"

25 Als nun Laban den Jakob einholte, hatte Jakob sein Zelt auf dem Berg aufgeschlagen. Auch Laban mit seinen Verwandten schlug sein Zelt auf dem Gebirge Gilead auf.

 

Labans Auseinandersetzung mit Jakob

26 Laban sagte nun zu Jakob: "Was hast du getan? Du hast mich getäuscht und meine Töchter wie Kriegsgefangene fortgeführt.

27 Warum bist du heimlich entflohen und hast hinterlistig gegen mich gehandelt? Du hast mir nichts davon mitgeteilt, sonst hätte ich dir mit Jauchzen und Gesängen, mit Pauken und Harfen das Geleit gegeben.

28 Du hast mir nicht gestattet, meine Söhne und Töchter zu küssen. Du hast wahrlich recht töricht gehandelt.

29 Es stünde nun in meiner Macht, euch übel mitzuspielen. Doch der Gott deines Vaters hat vergangene Nacht zu mir gesagt: Hüte dich davor, mit Jakob statt im Guten im Bösen zu reden!

30 Mag sein, daß du fortgezogen bist, weil du dich so sehr nach deinem Vaterhaus sehntest. Warum aber hast du meine Götter gestohlen?"

31 Jakob antwortete dem Laban: "Ja, ich fürchtete mich, weil ich dachte, du könntest mir deine Töchter entreißen.

32 Bei wem du aber deine Götter findest, der soll nicht am Leben bleiben! Durchsuch nur in Gegenwart unserer Verwandten alles, was ich bei mir habe, und nimm sie an dich!"

33 Jakob wußte nämlich nicht, daß Rahel sie gestohlen hatte. Laban ging in das Zelt Jakobs und in das der Lea, sowie in das Zelt der beiden Mägde, fand aber nichts. Dann verließ er das Zelt Leas und trat in das Zelt Rahels.

34 Rahel aber hatte den Terafim genommen, in die Kamelsänfte gelegt und sich darauf gesetzt. Laban durchsuchte nun das ganze Zelt, fand aber nichts.

35 Sie aber sagte zu ihrem Vater: "O Herr, sei nicht ungehalten darüber, daß ich vor dir nicht aufstehen kann, denn es ergeht mir, wie es den Frauen ergeht." – Er suchte weiter, fand aber den Terafim nicht.

 

Jakobs Vorwürfe

36 Nun wurde Jakob zornig und schalt auf Laban. Und Jakob hob an und sagte zu Laban: "Was habe ich verbrochen, was gefehlt, daß du mich so hitzig verfolgst

37 und mir meinen ganzen Hausrat durchstöberst? Was alles hast du denn von deinem Hausrat gefunden? Lege es hierher vor meine und deine Brüder! Sie sollen entscheiden, wer von uns beiden im Recht ist!

38 Es sind nun zwanzig Jahre, daß ich bei dir bin. Deine Schafe und Ziegen haben nie eine Fehlgeburt gehabt, und von den Widdern deiner Herde habe ich keinen gegessen.

39 Was zerrissen wurde, habe ich dir nicht gebracht. Ich selbst mußte es stets ersetzen. Von mir hast du es gefordert, mochte es bei Tag oder Nacht geraubt worden sein.

40 Bei Tag verging ich vor Hitze und des Nachts vor Frost. Kein Schlaf kam in meine Augen.

41 Ich habe nun zwanzig Jahre deinem Haus gedient, vierzehn Jahre um deine beiden Töchter, sechs Jahre um dein Vieh, aber zehnmal hast du mir den Lohn geändert.

42 Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams und der Schrecken Isaaks, für mich gewesen wäre, so hättest du mich jetzt wahrlich mit leeren Händen ziehen lassen. Doch Gott hat mein Elend und meiner Hände Mühen gesehen und in der vergangenen Nacht das Urteil gesprochen."

 

Friedensvertrag zwischen Laban und Jakob

43 Laban erwiderte dem Jakob: "Mein sind die Töchter, mein die Kinder und das Vieh, kurz alles, was du siehst, gehört mir. Was aber kann ich heute noch für diese meine Töchter oder ihre Kinder, die sie geboren haben, tun?

44 So komm denn, wir wollen ein Bündnis schließen, ich und du! Dies sei zum Zeugnis zwischen mir und dir!"

45 Da nahm Jakob einen Stein und richtete ihn als Denkstein auf.

46 Und Jakob befahl seinen Angehörigen: "Holt Steine zusammen!" Diese holten Steine herbei und errichteten einen Steinhaufen. Dann hielten sie dort auf dem Steinhaufen ein Mahl.

47 Laban nannte ihn Jegar-Sahaduta und Jakob nannte ihn Gal-Ed (Zeugenhügel).

48 Laban sagte: Dieser Steinhaufen ist heute zum Zeugen geworden zwischen mir und dir!" Darum nannte er ihn Gal-Ed

49 und Mizpa (Spähturm) und sagte: "Der Herr sei Wächter zwischen mir und dir, wenn wir uns getrennt haben!

50 Behandelst du meine Töchter schlecht oder nimmst du noch andere Frauen zu meinen Töchtern hinzu, so bedenke, wenn sonst auch niemand bei uns ist, daß Gott Zeuge ist zwischen mir und dir!"

51 Laban sagte weiter zu Jakob: "Siehe, dieser Steinhaufen und der Denkstein, den ich zwischen mir und dir errichtet habe:

52 Zeuge sei dieser Steinhaufen und Zeuge sei dieser Denkstein, daß in böser Absicht weder ich über diesen Steinhaufen zu dir hinüberziehen darf, noch du über diesen Steinhaufen und diesen Denkstein zu mir herüberziehen darfst.

53 Der Gott Abrahams und der Gott Nahors – der Gott ihrer Väter – soll Richter sein zwischen uns." – Da schwur Jakob beim Schrecken Isaaks, seines Vaters:

54 Hierauf brachte Jakob auf dem Berg ein Schlachtopfer dar und lud seine Angehörigen ein, das Mahl zu halten. So hielten sie denn das Mahl und blieben über Nacht auf dem Berg.

 

Kapitel 32: Jakobs Heimkehr

Die Engelserscheinung

1 Früh am anderen Morgen küßte Laban seine Enkel und Töchter und gab ihnen seinen Segen. Dann zog Laban ab und kehrte heim.

2 Auch Jakob ging seines Weges. Da begegneten ihm Engel Gottes.

3 Als Jakob sie erblickte, rief er aus: "Das ist Gottes Heerlager." Darum nannte er jenen Ort Mahanajim (Doppellager).

 

Jakobs Furcht vor Esau

4 Hierauf sandte Jakob Boten voraus an seinen Bruder Esau in das Land Seïr, ins Gebiet von Edom,

5 und trug ihnen auf: "Sagt so zu meinem Herrn Esau: Dein Knecht Jakob läßt dir mitteilen: Bei Laban habe ich geweilt und bis jetzt mich aufgehalten.

6 Dort bin ich in den Besitz von Rindern, Eseln und Kleinvieh, von Knechten und Mägden gekommen. Und nun wollte ich meinem Herrn Nachricht senden und so Gnade finden in deinen Augen."

7 Die Boten kehrten zu Jakob zurück mit der Meldung: "Wir haben deinen Bruder Esau getroffen; er zieht dir entgegen, und zwar mit 400 Mann."

8 Da geriet Jakob in große Furcht, und Angst überfiel ihn. Er verteilte daher die Leute, die er bei sich hatte, und ebenso das Kleinvieh, sowie die Rinder und Kamele auf zwei Lager.

9 Er dachte nämlich: Wenn Esau das eine Lager angreift und es überwältigt, wird das andere Lager entrinnen können.

10 Dann betete Jakob: "Gott meines Vaters Abraham! Gott meines Vaters Isaak! O Herr, der du zu mir gesagt hast: Kehre in dein Vaterland und zu deiner Verwandtschaft zurück, dann will ich es dir wohlergehen lassen!

11 Ich bin nicht wert all der Gnaden und all der Treue, die du deinem Knecht erwiesen hast. Denn nur mit einem Wanderstab habe ich den Jordan dort überschritten, und jetzt bin ich im Besitz von zwei Lagern.

12 Ach, errette mich aus meines Bruders Hand, aus der Hand Esaus; denn ich fürchte mich vor ihm, daß er kommt und uns erschlägt, die Mütter samt den Kindern.

13 Du hast doch verheißen: Ich werde es dir wohlergehen lassen und deine Nachkommenschaft zahlreich machen wie den Sand am Meer, den man vor Menge nicht zählen kann."

 

Jakobs Geschenke für Esau

14 Nachdem er dort jene Nacht zugebracht hatte, wählte er aus seinem Besitz ein Geschenk für seinen Bruder Esau aus:

15 zweihundert Ziegen und zwanzig Böcke, zweihundert Mutterschafe und zwanzig Widder,

16 dreißig säugende Kamele mit ihren Füllen, vierzig junge Kühe und zehn junge Stiere, zwanzig Eselinnen und zehn Eselfüllen.

17 Diese übergab er seinen Knechten, Herde für Herde gesondert, und befahl seinen Knechten: "Zieht mir voraus und laßt zwischen den einzelnen Herden einen Abstand!"

18 Dem ersten gab er folgende Weisung: "Wenn mein Bruder Esau dir begegnet und dich fragt: Wem gehörst du an, und wohin willst du, und wem gehören die Tiere da vor dir?,

19 so antworte: Deinem Knecht Jakob. Es ist ein Geschenk, das er meinem Herrn Esau schickt; er selbst kommt gleich hinter uns her."

20 So gab er auch dem zweiten und dritten und allen, die die Herden trieben, die Weisung: "Wie ich jetzt angeordnet habe, so sollt ihr zu Esau sprechen, wenn ihr ihn antrefft.

21 Sagt auch: Dein Knecht Jakob kommt uns gleich nach!" – Er dachte: "Ich will ihn durch das Geschenk, das mir vorauszieht, günstig stimmen. Erst dann will ich ihm vor die Augen treten. Vielleicht nimmt er mich dann freundlich auf."

22 So ging ihm das Geschenk voraus, während er selbst in jener Nacht im Lager blieb.

 

Der Kampf um den Segen – Der Name 'Israel'.

23 Doch erhob er sich noch in jener Nacht, nahm seine beiden Frauen und seine beiden Mägde sowie seine elf Söhne und überschritt die Furt des Jabbok.

24 Er nahm sie, setzte sie über den Fluß und brachte dann seine übrige Habe hinüber.

25 Jakob blieb allein zurück. Da rang einer mit ihm bis zum Anbruch der Morgenröte.

26 Als dieser sah, daß er ihn nicht bezwingen könne, berührte er ihn am Hüftgelenk, so daß Jakobs Hüftgelenk sich ausrenkte, während er mit ihm rang.

27 Jener sagte: "Laß mich los; denn die Morgenröte bricht an!" – Doch er erwiderte: "Ich lasse dich nicht los, ehe du mich gesegnet hast."

28 Jener fragte ihn: "Wie heißt du?" – Er antwortete: "Jakob."

29 Jener aber sagte: "Du sollst hinfort nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und den Sieg davongetragen."

 

Jakobs Gebet um Hilfe

30 Da bat Jakob: "Tu mir doch deinen Namen kund!" – Er erwiderte: "Warum fragst du mich nach meinem Namen?" – Alsdann segnete er ihn.

31 Jakob nannte den Ort Penuël; "denn", sagte er, "ich habe Gott von Angesicht gesehen und bin doch mit dem Leben davongekommen."

32 Als er Penuël hinter sich hatte, ging vor ihm die Sonne auf. – Er hinkte aber wegen seiner Hüfte. –

33 Darum essen die Israeliten bis auf den heutigen Tag den Hüftnerv nicht, der über das Hüftgelenk läuft, weil er Jakobs Hüftgelenk am Hüftnerv berührte.

 

Kapitel 33: Jakobs Aussöhnung mit Esau

1 Als Jakob aufblickte und Esau mit 400 Mann herankommen sah, verteilte er die Kinder auf Lea und Rahel und die beiden Mägde.

2 Die Mägde mit ihren Kindern stellte er an die Spitze, dahinter Lea mit ihren Kindern und zuletzt Rahel mit Josef.

3 Er selbst aber ging ihnen voraus und verneigte sich siebenmal zur Erde, bis er nahe an seinen Bruder herangekommen war.

4 Esau eilte ihm entgegen, umarmte ihn, fiel ihm um den Hals und küßte ihn; und sie weinten beide.

5 Als er dann seine Augen erhob und die Frauen mit den Kindern erblickte, fragte er: "Wer sind denn diese da bei dir?" Er antwortete: "Es sind die Kinder, die Gott deinem Knecht geschenkt hat."

6 Die Mägde traten mit ihren Kindern heran und verneigten sich.

7 Dann kam auch Lea mit ihren Kindern heran und verneigte sich. Zuletzt traten Josef und Rahel herzu und verneigten sich.

8 Er fragte: "Was soll denn der ganze Zug bedeuten, auf den ich stieß?" Er antwortete: "Ich wollte dadurch Gnade finden vor meinem Herrn."

9 Esau sagte: "Ich habe Besitz genug, lieber Bruder! Behalte, was dir gehört!"

10 Aber Jakob entgegnete: "Nein, wenn ich in deinen Augen Gnade gefunden haben, so mußt du mein Geschenk von mir annehmen. Darum bin ich gerade vor dich getreten, wie man vor Gott erscheint, und du hast mich gut aufgenommen.

11 Nimm doch mein Begrüßungsgeschenk an, das dir überbracht wurde! Gott hat mich ja reich gesegnet, und ich habe vollauf genug." – So drang er in ihn, bis er es annahm.

12 Dann sagte Esau: "Laßt uns aufbrechen und weiterwandern! Ich will neben dir herziehen!"

13 Doch Jakob entgegnete ihm: "Mein Herr sieht selber, daß die Kinder noch zart sind. Auch bei den Schafen und Rindern bedürfen die Tiere, die noch säugen, meiner Obhut. Würde man diese auch nur einen Tag über Gebühr anstrengen, so ginge die ganze Herde zugrunde.

14 Mein Herr ziehe doch vor seinem Knecht her! Ich will dann gemächlich weiterwandern, wie es die Kraft der Herde, die ich treibe, und die Kraft der Kinder gestattet, bis ich zu meinem Herrn nach Seïr gelange."

15 Esau erwiderte: "So will ich wenigstens einige von den Leuten, die mich begleiten, bei dir lassen." Doch jener entgegnete: "Wozu das? Möchte ich nur Gnade finden in den Augen meines Herrn!"

16 So kehrte denn Esau an jenem Tag um und nahm seinen Weg nach Seïr.

17 Jakob aber zog weiter nach Sukkot und baute sich ein Haus, und für sein Vieh errichtete er Hütten. Darum nannte man jenen Ort Sukkot (Hütten).

 

Jakob läßt sich in Kanaan nieder

18 Bei seiner Rückkehr aus Paddan-Aram kam Jakob auch wohlbehalten in die Stadt Sichem, die im Land Kanaan liegt, und schlug östlich von der Stadt sein Lager auf.

19 Das Stück Land aber, auf dem er sein Zelt aufgeschlagen hatte, kaufte er von den Söhnen Hamors, des Herrn von Sichem, um hundert Kesita.

20 Dort errichtete er einen Altar, den er "Gott ist der Gott Israels" nannte.

 

Kapitel 34: Jakobs Schicksale bis zum Tod Isaaks

Sichems Schandtat

1 Eines Tages ging Dina, die Tochter, die Lea dem Jakob geboren hatte, aus, um die Töchter des Landes zu sehen.

2 Als Sichem, der Sohn des hiwitischen Landesfürsten Hamor, sie erblickte, ergriff er sie und vergewaltigte sie.

3 Sein Herz hing aber an Jakobs Tochter Dina; er hatte das Mädchen lieb und redete ihr freundlich zu.

4 Darum bat Sichem seinen Vater Hamor: "Wirb für mich um dieses Mädchen, damit sie meine Frau wird!"

5 Nun hatte Jakob zwar erfahren, daß man seine Tochter Dina entehrt hatte. Weil aber seine Söhne beim Vieh auf dem Feld waren, schwieg er bis zu ihrer Rückkehr.

 

Die Arglist der Söhne Jakobs

6 Sichems Vater ging also zu Jakob hinaus, um mit ihm Rücksprache zu nehmen.

7 Als die Söhne Jakobs vom Feld heimkamen und von der Sache hörten, wurden die Männer sehr erbittert und gerieten in großen Zorn; denn durch die Entehrung der Tochter Jakobs hatte jener eine große Schandtat an Israel begangen. Solches hätte nicht geschehen dürfen.

8 Hamor machte ihnen folgenden Vorschlag: "Mein Sohn Sichem hat sein Herz an eure Tochter gehängt. Gebt sie ihm doch zur Frau!

9 Verschwägert euch mit uns! Gebt uns eure Töchter und nehmt euch unsere Töchter und bleibt bei uns wohnen!

10 Das Land soll euch offen stehen! Bleibt da, durchzieht es und werdet darin ansässig!"

11 Weiter sagte Sichem zu ihrem Vater und ihren Brüdern: "Möchte ich doch in euren Augen Gnade finden! Was ihr von mir fordert, will ich euch geben.

12 Verlangt von mir als Heiratsgabe und Brautgeschenk soviel ihr wollt, ich will euch geben, was ihr von mir fordert. Nur gebt mir das Mädchen zur Frau!"

13 Weil jener ihre Schwester Dina entehrt hatte, gaben die Söhne Jakobs dem Sichem und seinem Vater Hamor eine arglistige Antwort.

14 Sie sagten nämlich zu ihm: "Wir können uns nicht darauf einlassen, unsere Schwester einem Mann zu geben, der unbeschnitten ist; denn dies gilt uns als Schande.

15 Wir können nur unter der Bedingung euren Wunsch erfüllen, wenn ihr so werdet wie wir, wenn sich nämlich alles Männliche bei euch beschneiden läßt.

16 Dann wollen wir euch unsere Töchter geben und uns eure Töchter nehmen und bei euch wohnen bleiben und zu einem Volk werden.

17 Wollt ihr aber auf unseren Vorschlag, euch beschneiden zu lassen, nicht eingehen, so nehmen wir unsere Tochter und ziehen fort."

18 Ihr Vorschlag gefiel dem Hamor und Sichem, dem Sohn Hamors.

19 Und der junge Mann zögerte nicht, den Vorschlag zur Ausführung zu bringen; denn er hatte an Jakobs Tochter Gefallen und war in seiner ganzen Familie der Angesehenste.

20 So gingen Hamor und sein Sohn Sichem zum Tor der Stadt und sagten zu den Männern ihrer Stadt:

21 "Die Leute sind uns gegenüber friedlich gesinnt. Sie mögen im Land wohnen bleiben und es durchziehen. Das Land hat ja nach allen Seiten Raum genug für sie. Ihre Töchter wollen wir uns zu Frauen nehmen und ihnen dafür unsere Töchter geben.

22 Doch nur unter der Bedingung wollen die Leute bei uns bleiben und ein Volk mit uns werden, wenn bei uns alles, was männlichen Geschlechtes ist, beschnitten wird, wie sie selbst beschnitten sind.

23 Werden ihre Herden ihr Besitz und all ihr Vieh uns nicht zugute kommen? Wir wollen ihnen also zu Willen sein, damit sie bei uns wohnen bleiben!"

24 Da stimmten dem Hamor und seinem Sohn Sichem alle zu, die zum Tor der Stadt hinausgingen. Alle Männer, alle, die zum Tor der Stadt hinausgingen, ließen sich beschneiden.

 

Die Ermordung der Sichemiter

25 Am dritten Tag aber, als sie im Wundfieber lagen, nahmen die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, Dinas Brüder, jeder sein Schwert, überfielen die Stadt, die nichts Böses ahnte, und erschlugen alle Männer.

26 Auch Hamor und seinen Sohn Sichem töteten sie mit dem Schwert, holten Dina aus dem Haus Sichems und zogen davon.

27 Die übrigen Söhne Jakobs fielen über die Erschlagenen her und plünderten die Stadt, weil man ihre Schwester entehrt hatte.

28 Ihre Schafe, Rinder und Esel, was in der Stadt und was auf dem Feld war, nahmen sie weg.

29 All ihre Habe, auch alle ihre Kinder und Frauen führten sie gefangen fort und raubten alles, was in den Häusern war.

30 Jakob aber sagte zu Simeon und Levi: "Ihr stürzt mich ins Unglück, indem ihr mich bei den Bewohnern des Landes, den Kanaanitern und Perisitern, verhaßt macht. Ich habe doch nur wenige Leute. Wenn sie sich gegen mich zusammentun, werden sie mich schlagen, und ich gehe samt meinem Haus zugrunde."

31 Sie aber antworteten: "Durfte er etwa unsere Schwester wie eine Dirne behandeln?"

 

Kapitel 35: Der Altar von Bet-El

1 Gott befahl dem Jakob: "Mache dich auf, ziehe nach Bet-El hinauf, laß dich dort nieder und erbaue daselbst dem Gott, der dir erschien, als du vor deinem Bruder Esau flohst, einen Altar!"

2 Da gebot Jakob seiner Familie und allen, die bei ihm waren: "Schafft die fremden Götter weg, die ihr bei euch habt, reinigt euch und legt andere Kleider an!

 

Jakobs Söhne

3 Dann wollen wir uns aufmachen und nach Bet-El hinaufziehen. Dort will ich einen Altar bauen dem Gott, der mich in der Zeit meiner Drangsal erhört hat und mit mir gewesen ist auf dem Weg, den ich gewandert bin."

4 Sie übergaben nun Jakob alle fremden Götter, die in ihrem Besitz waren, sowie die Ringe, die sie an ihren Ohren trugen, und Jakob vergrub sie unter der Terebinthe, die bei Sichem steht.

5 Dann brachen sie auf. – Es lag aber ein so überaus großer Schrecken auf den Städten ringsumher, daß man die Söhne Jakobs nicht verfolgte.

6 So kam Jakob nach Lus, das im Land Kanaan liegt, das jetzt Bet-El heißt, samt allen Leuten, die bei ihm waren.

7 Er erbaute dort einen Altar und nannte die Stätte "Gott von Bet-El", weil Gott sich ihm daselbst geoffenbart hatte, als er vor seinem Bruder floh.

8 Damals starb Debora, Rebekkas Amme, und wurde unterhalb von Bet-El unter der Eiche begraben; man nennt sie seitdem Klageeiche.

 

Die Gottesoffenbarung von Bet-El

9 Gott erschien dem Jakob zum zweitenmal seit seiner Rückkehr aus Paddan-Aram und segnete ihn.

10 Gott sprach zu ihm: "Dein Name ist Jakob, doch sollst du nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein!" So nannte er ihn Israel.

11 Weiter sagte Gott zu ihm: "Ich bin der allmächtige Gott! Sei fruchtbar und mehre dich! Ein Volk, ja eine Schar von Völkern soll von dir abstammen, und Könige sollen dir entsprossen!

12 Das Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, will ich auch dir geben. Deinen Nachkommen werde ich das Land verleihen."

13 Dann fuhr Gott von ihm auf an der Stätte, wo er mit ihm geredet hatte.

14 Jakob errichtete einen Denkstein an der Stätte, wo er mit ihm geredet hatte, ein Steinmal, goß ein Trankopfer darauf und schüttete Öl darüber.

15 Jakob nannte die Stätte, wo Gott mit ihm geredet hatte, Bet-El.

 

Benjamins Geburt – Rahels Tod

16 Dann zogen sie von Bet-El weiter. Als es nicht mehr weit bis Efrata war, wurde Rahel von Geburtswehen befallen und hatte eine schwere Geburt.

17 Wie sie nun bei ihrer Niederkunft so schwer zu leiden hatte, sagte die Hebamme zu ihr: "Sei getrost! Auch diesmal hast du einen Sohn!"

18 Da ihr aber das Leben entfloh, – denn sie mußte sterben, – nannte sie ihn Ben-Oni (Unheilskind); sein Vater jedoch nannte ihn Benjamin (Erfolgskind).

19 So starb Rahel und wurde am Weg nach Efrata, das ist Betlehem, begraben.

20 Jakob errichtete einen Denkstein auf ihrem Grab. Das ist das Grabmal der Rahel bis auf den heutigen Tag.

21 Dann zog Israel weiter und schlug sein Zelt jenseits von Migdal-Eder (Herdenturm) auf.

 

Rubens Schandtat

22 Während nun Israel sich in dieser Gegend aufhielt, ging Ruben hin und verging sich an Bilha, der Nebenfrau seines Vaters, und Israel erfuhr es.

 

Jakobs Söhne

23 Die Söhne Jakobs waren ihrer zwölf: Die Söhne der Lea: Ruben, der Erstgeborene Jakobs, und Simeon, Levi, Juda, Issachar und Sebulon.

24 Die Söhne Rahels: Josef und Benjamin.

25 Die Söhne Bilhas, der Magd Rahels: Dan und Naftali.

26 Die Söhne Silpas, der Magd Leas: Gad und Ascher. – Dies also sind die Söhne Jakobs, die ihm in Paddan-Aram geboren wurden.

 

Isaaks Tod und Begräbnis

27 Dann gelangte Jakob zu seinem Vater Isaak nach Mamre, nach Kirjat-Arba, das jetzt Hebron heißt, wo Abraham und Isaak als Fremdlinge geweilt hatten.

28 Die Lebenszeit Isaaks betrug 180 Jahre.

29 Denn verschied Isaak und starb und ward, alt und lebenssatt, zu seinen Vätern versammelt. Seine Söhne Esau und Jakob begruben ihn.

 

Kapitel 36: Die Familiengeschichte Esaus

Esau läßt sich in Seïr nieder

1 Das sind die Nachkommen Esaus, der auch Edom genannt wurde:

2 Esau nahm sich seine Frauen aus den Töchtern Kanaans: Ada, die Tochter des Hetiters Elon, Oholibama, die Tochter des Ana, eines Sohnes des Hiwiters Zibon,

3 und Basemat, die Tochter Ismaels, eine Schwester Nebajots.

4 Ada gebar dem Esau Elifas, Basemat gebar Reguël,

5 und Oholibama gebar Jëusch, Jalam und Korach. – Das waren die Söhne Esaus, die ihm in Kanaan geboren wurden.

6 Esau nahm seine Frauen, Söhne und Töchter und alle Leute, die zu seinem Haus gehörten, sowie sein Weidevieh, all sein Zugvieh und seine ganze Habe, die er in Kanaan erworben hatte, und zog von seinem Bruder Jakob weg in ein anderes Land.

7 Denn ihr Besitz war zu groß, als daß sie hätten beieinander bleiben können, und das Land, in dem sie weilten, reichte – ihrer Herden wegen – für sie nicht aus.

8 So ließ sich Esau auf dem Bergland von Seïr nieder. – Esau wird auch Edom genannt.

 

Esaus Nachkommen

9 Das sind die Nachkommen Esaus, des Stammvaters der Edomiter, auf dem Bergland von Seïr.

10 Die Namen der Söhne Esaus sind: Elifas, der Sohn der Ada, der Frau Esaus, und Reguël, der Sohn Basemats, der Frau Esaus.

11 Die Söhne des Elifas sind: Teman, Omar, Zefo, Gatam und Kenas.

12 Timna war die Nebenfrau des Elifas, des Sohnes Esaus. Sie gebar dem Elifas Amalek. Das waren die Söhne Adas, der Frau Esaus.

13 Die Söhne Reguëls sind: Nahat, Serach, Schamma und Misa. Das waren die Söhne Basemats, der Frau Esaus.

14 Die Söhne, die Oholibama, die Frau Esaus und Tochter Anas, eines Sohnes Zibons, Esau gebar, sind: Jëusch, Jalam und Korach.

15 Das sind die Häuptlinge der Nachkommen Esaus: die Söhne des Elifas, des Erstgeborenen Esaus: Häuptling Teman, Häuptling Omar, Häuptling Zefo, Häuptling Kenas,

16 Häuptling Korach, Häuptling Gatam, Häuptling Amalek. Das waren die Häuptlinge, die von Elifas in Edom abstammen, Nachkommen der Ada.

17 Dies sind die Nachkommen Reguëls, des Sohnes Esaus: Häuptling Nahat, Häuptling Serach, Häuptling Schamma, Häuptling Misa. – Dies sind die Häuptlinge, die von Reguël in Edom abstammen, Nachkommen Basemats, der Frau Esaus.

18 Dies sind die Söhne Oholibamas, der Frau Esaus: Häuptling Jëusch, Häuptling Jalam, Häuptling Korach. – Dies sind die Häuptlinge, die von Oholibama, der Frau Esaus und Tochter Anas, abstammen.

19 Das sind die Söhne Esaus und das ihre Häuptlinge. Das ist Edom.

20 Dies sind die Söhne Seïrs, des Horiters, die Ureinwohner des Landes: Lotan, Schobal, Zibon, Ana,

21 Dischon, Ezer und Dischan. Das sind die Häuptlinge der Horiter, der Söhne Seïrs, in Edom.

22 Die Söhne Lotans sind: Hori und Hemam. Die Schwester Lotans ist Timna.

23 Das sind die Söhne Schobals: Alwan, Manahat, Ebal, Schefi und Onam.

24 Das sind die Söhne Zibons: Aja und Ana. Das ist jener Ana, der das Wasser in der Wüste fand, als er die Esel seines Vaters Zibon weidete.

25 Die Kinder Anas sind: Dischon und Oholibama, die Tochter Anas.

26 Die Söhne Dischons sind: Hemdan, Eschban, Jitran und Keran.

27 Die Söhne Ezers sind: Bilhan, Saawan und Akan.

28 Die Söhne Dischans sind: Uz und Aran.

29 Die Häuptlinge der Horiter sind: Häuptling Lotan, Häuptling Schobal, Häuptling Zibon, Häuptling Ana,

30 Häuptling Dischon, Häuptling Ezer, Häuptling Dischan. Das waren die Häuptlinge der Horiter nach ihren Geschlechtern im Land Seïr.

31 Dies sind die Könige, die in Edom regierten, bevor ein König der Israeliten herrschte.

32 König über Edom war Bela, der Sohn Beors; seine Stadt hieß Dinhaba.

33 Als Bela starb, wurde Jobab, der Sohn Serachs aus Bozra, König an seiner Stelle.

34 Als Jobab starb, wurde Huscham aus dem Land der Temaniter König an seiner Stelle.

35 Als Huscham starb, wurde Hadad, der Sohn Bedads, der Midian im Grünland von Moab schlug, König an seiner Stelle; seine Stadt hieß Awit.

36 Als Hadad starb, wurde Samla aus Masreka König an seiner Stelle.

37 Als Samla starb, wurde Schaul aus Rehobot am Strom (Eufrat) König an seiner Stelle.

38 Als Schaul starb, wurde Baal-Hanan, der Sohn Achbors, König an seiner Stelle.

39 Als Baal-Hanan, der Sohn Achbors, starb, wurde Hadad König an seiner Stelle; seine Stadt hieß Pagu. Seine Frau hieß Mehetabel; sie war die Tochter Matreds und Enkelin Me-Sahabs.

40 Das sind die Namen der Häuptlinge Esaus nach ihren Geschlechtern, nach ihren Wohnsitzen und mit ihren Namen: Häuptling Timna, Häuptling Alwa, Häuptling Jetet,

41 Häuptling Oholibama, Häuptling Ela, Häuptling Pinon,

42 Häuptling Kenas, Häuptling Teman, Häuptling Mibzar,

43 Häuptling Magdiël, Häuptling Iram. – Dies sind die Häuptlinge von Edom nach ihren Wohnsitzen im Land, das sie in Besitz genommen hatten. Das ist der Stammbaum Esaus, des Stammvaters der Edomiter.

 

Kapitel 37: Jakob und seine Söhne

Eifersucht und Haß der Brüder Josefs

1 Jakob ließ sich in dem Land nieder, in dem seine Väter als Fremdlinge geweilt hatten, im Land Kanaan.

2 Dies ist die Familiengeschichte Jakobs: Als Josef siebzehn Jahre alt war, hütete er mit seinen Brüdern die Schafe, und zwar half er den Söhnen Bilhas und Silpas, der Frauen seines Vaters. Was man jenen Übles nachsagte, das berichtete Josef ihrem Vater.

3 Israel hatte aber Josef lieber als alle seine Söhne, und so ließ er ihm ein langes Ärmelkleid machen.

4 Als nun seine Brüder sahen, daß ihr Vater ihn lieber hatte als alle seine Brüder, faßten sie Haß gegen ihn und brachten es nicht über sich, freundlich mit ihm zu reden.

5 Einst hatte Josef einen Traum und erzählte ihn seinen Brüdern. Nun haßten sie ihn noch ärger.

6 Er erzählte ihnen: "Hört einmal, was ich für einen Traum gehabt habe!

7 Denkt euch! Wir waren auf dem Feld beim Garbenbinden. Meine Garbe richtete sich auf und blieb stehen, während sich eure Garben ringsherumstellten und sich vor meiner Garbe verneigten."

8 Da sagten die Brüder zu ihm: "Du willst wohl über uns noch König werden oder uns beherrschen?" Seitdem haßten sie ihn noch mehr wegen seiner Träume und seiner Reden.

9 Ein andermal hatte er wieder einen Traum und erzählte ihn seinen Brüdern. Er sagte: "Hört! Ich habe wieder einen Traum gehabt: Sonne, Mond und elf Sterne verneigten sich vor mir."

10 Als er das seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sagte zu ihm: "Was ist das für ein Traum, den du da gehabt hast? Sollen etwa ich, deine Mutter und deine Brüder kommen und uns vor dir niederwerfen?"

11 Seitdem waren seine Brüder auf ihn eifersüchtig; sein Vater aber merkte sich die Sache.

 

Josef wird nach Ägypten verkauft

12 Als seine Brüder weggegangen waren, um bei Sichem die Schafe ihres Vaters zu weiden,

13 sagte Israel zu Josef: "Deine Brüder hüten bei Sichem. Komm, ich will dich jetzt zu ihnen schicken!" Er antwortete ihm: "Ich bin bereit!"

14 Da sagte er zu ihm: "Geh, schau nach, ob es deinen Brüdern und der Herde gut geht, und bringe mir Bescheid!" – So sandte er ihn aus dem Tal von Hebron weg, und er kam nach Sichem

15 Wie er dort auf dem Feld umherirrte, traf ihn ein Mann; der fragte ihn: "Was suchst du?

16 Er antwortete: "Ich suche meine Brüder. Sage mir doch, wo sie jetzt hüten!"

17 Der Mann erwiderte: "Sie sind von hier weitergezogen, denn ich habe sie sagen hören: Wir wollen nach Dotan gehen." So ging denn Josef seinen Brüdern nach und traf sie in Dotan.

18 Als sie ihn von weitem sahen, bevor er noch zu ihnen herangekommen war, heckten sie einen arglistigen Plan gegen ihn aus, um ihn umzubringen.

19 Sie sagten zueinander: "Seht, da kommt der Träumer!

20 Her jetzt, wir wollen ihn totschlagen und ihn in eine der Zisternen werfen und dann sagen, ein wildes Tier habe ihn gefressen. Wir werden ja sehen, was aus seinen Träumen wird."

21 Als Ruben dies hörte, suchte er ihn aus ihren Händen zu erretten und sagte: "Wir wollen ihn nicht ums Leben bringen!"

22 Und Ruben redete ihnen zu: "Vergießt kein Blut! Werft ihn dort in die Zisterne in der Steppe, aber legt nicht Hand an ihn!" So wollte er ihn aus ihrer Hand retten und ihn seinem Vater wieder zurückbringen.

23 Sobald nun Josef bei seinen Brüdern angekommen war, zogen sie Josef den Rock, den langen Leibrock, den er anhatte, aus, packten ihn und warfen ihn in eine Zisterne.

24 Die Zisterne war aber leer; kein Wasser war darin.

25 Dann setzten sie sich nieder, um ihre Mahlzeit einzunehmen. Als sie ihre Augen erhoben und ausschauten, sahen sie eine Karawane von Ismaelitern aus der Richtung von Gilead daherkommen. Ihre Kamele waren mit Gummi, Balsam und Rosenharz beladen; sie waren damit unterwegs, um es nach Ägypten zu bringen.

26 Juda sagte zu seinen Brüdern: "Was haben wir davon, wenn wir unseren Bruder umbringen und sein Blut zudecken?

27 Kommt, wir wollen ihn an die Ismaeliter verkaufen und nicht Hand an ihn legen! Er ist ja unser Bruder, unser eigen Fleisch." Seine Brüder willigten ein.

28 Als nun die midianitischen Kaufleute vorüberkamen, holten jene Josef aus der Zisterne herauf und verkauften Josef für zwanzig Silberlinge an die Ismaeliter. Diese brachten Josef nach Ägypten.

 

Jakobs Trauer

29 Als Ruben wieder zur Zisterne kam, war Josef nicht mehr in der Zisterne. Er zerriß seine Kleider,

30 kehrte zu seinen Brüdern zurück und sprach: "Der Knabe ist nicht mehr da! Wohin soll ich nun gehen?"

31 Jene aber nahmen Josefs Rock, schlachteten einen Ziegenbock und tauchten den Rock in das Blut.

32 Dann schickten sie den langen Rock hin und ließen ihn ihrem Vater bringen und ihm sagen: "Das haben wir gefunden; sieh nach, ob es der Rock deines Sohnes ist oder nicht!"

33 Er sah ihn an und rief aus: "Es ist der Rock meines Sohnes! Ein wildes Tier hat ihn gefressen! Zerrissen, zerrissen ist Josef!"

34 Und Jakob zerriß seine Kleider und legte ein Sacktuch um seine Hüfte und trauerte um seinen Sohn lange Zeit.

35 Zwar bemühten sich alle seine Söhne und Töchter, ihn zu trösten, doch er wollte sich nicht trösten lassen und sagte: "Nein! Trauernd will ich zu meinem Sohn in die Unterwelt hinabsteigen." – So beweinte ihn sein Vater.

36 Die Midianiter aber verkauften ihn nach Ägypten an Potifar, einen Kämmerer des Pharao, den Obersten der Leibwache.

 

Kapitel 38: Die Familiengeschichte Judas

Judas Söhne

1 Um jene Zeit zog Juda von seinen Brüdern weg und schlug sein Zelt bei einem Mann aus Adullam namens Hira auf.

2 Dort sah Juda die Tochter eines Kanaaniters, der Schua hieß; er nahm sie zur Frau und lebte mit ihr.

3 Sie wurde guter Hoffnung und gebar einen Sohn, den er Er nannte.

4 Dann wurde sie wieder guter Hoffnung und gebar einen Sohn, den sie Onan nannte.

5 Hierauf gebar sie noch einen Sohn, dem sie den Namen Schela gab; Juda aber war zu Kesib, als sie ihn gebar.

6 Juda nahm nun für seinen erstgeborenen Sohn Er eine Frau namens Tamar.

7 Er aber, Judas erstgeborener Sohn, machte sich dem Herrn mißfällig, und so ließ ihn der Herr sterben.

8 Da sagte Juda zu Onan: "Lebe mit der Frau deines Bruders! Leiste ihr die Schwagerpflicht, damit du deinem Bruder Nachkommen verschaffst!"

9 Weil Onan aber wußte, daß die Kinder nicht ihm gehören würden, ließ Onan, wenn er der Frau seines Bruders beiwohnte, den Samen zur Erde fallen, um seinem Bruder keine Nachkommen zu verschaffen.

10 Doch dem Herrn mißfiel, was er tat, und so ließ er auch ihn sterben.

11 Juda sagte nun zu seiner Schwiegertochter Tamar: "Wohne als Witwe im Haus deines Vaters, bis mein Sohn Schela herangewachsen ist!" – Er fürchtete nämlich, auch dieser könnte wie seine Brüder sterben. So ging Tamar hin und wohnte im Haus ihres Vaters.

 

Juda und seine Schwiegertochter Tamar

12 Als längere Zeit verstrichen war, starb Schuas Tochter, die Frau Judas. Nachdem Juda die Trauerzeit gehalten hatte, begab er sich mit seinem Freund Hira aus Adullam nach Timna zur Schafschur.

13 Tamar wurde berichtet: "Eben kommt dein Schwiegervater nach Timna zur Schafschur."

14 Da legte sie ihre Witwenkleidung ab, hüllte sich in einen Schleier und vermummte sich dicht. Dann setzte sie sich dorthin, wo es nach Enajim geht, das am Weg nach Timna liegt. Sie hatte nämlich bemerkt, daß Schela erwachsen war, ohne daß man sie ihm zur Frau gegeben hatte.

15 Als Juda sie so sah, hielt er sie für eine Dirne; denn sie hatte ihr Gesicht verhüllt.

16 Er bog zu ihr ab an den Wegrand und sagte: "Höre, sei mir zu Willen!" – Er wußte nicht, daß es seine Schwiegertochter war. Sie antwortete: "Was willst du mir geben, wenn ich dir zu Willen bin?"

17 Er sagte: "Ich will dir ein Ziegenböckchen von der Herde schicken." Sie entgegnete: "Wenn du mir ein Pfand gibst, bis du es schickst."

18 Er fragte: "Was für ein Pfand soll ich dir geben?" Sie antwortete: "Deinen Siegelring, deine Schnur und deinen Stab, den du in der Hand hast." Er gab es ihr, wohnte ihr bei, und sie wurde von ihm guter Hoffnung.

19 Sie stand nun auf und ging von dannen, legte ihren Schleier ab und zog ihre Witwenkleidung wieder an.

20 Juda schickte das Böckchen durch seinen Freund aus Adullam, um das Pfand von der Frau zurückzuerhalten; doch dieser fand sie nicht.

21 Er fragte die Leute ihres Ortes: "Wo ist die Dirne, die in Enajim am Weg zu sitzen pflegt?" Sie antworteten ihm aber: "Hier war keine Dirne."

22 So kehrte er zu Juda zurück und sagte: "Ich habe sie nicht gefunden, und auch die Leute des Ortes versicherten mir: Hier war keine Dirne."

23 Juda entgegnete: "Sie mag es für sich behalten! Wenn wir nur nicht zum Gespött werden! Genug, ich habe das Böckchen geschickt, aber du hast sie nicht finden können."

24 Etwa drei Monate später wurde dem Juda berichtet: "Deine Schwiegertochter Tamar hat sich vergangen und ist infolge ihrer Unzucht in Hoffnung." Juda gebot: "Führt sie hinaus! Sie soll verbrannt werden!"

25 Als man sie hinausführen wollte, schickte sie zu ihrem Schwiegervater und ließ ihm sagen: "Von dem Mann, dem diese Sachen gehören, bin ich schwanger." Und sie ließ ihm weiter sagen: "Sieh doch nach, wem dieser Siegelring, diese Schnüre und dieser Stab gehören!"

26 Als Juda die Sachen angesehen hatte, sagte er: "Sie ist im Recht wider mich. Warum gab ich sie nicht meinem Sohn Schela zur Frau?" Er hatte aber fortan keinen Umgang mehr mit ihr.

 

Die Geburt von Perez und Serach

27 Als nun die Zeit kam, da sie gebären sollte, waren Zwillinge in ihrem Schoß.

28 Während sie gebar, streckte der eine die Hand vor. Die Hebamme nahm einen roten Faden, band ihn um seine Hand und sagte: "Der ist zuerst herausgekommen."

29 Er zog aber seine Hand wieder zurück, und sein Bruder kam zum Vorschein. Da sagte sie: "Wozu machst du dir einen Riß?" Und so nannte man ihn Perez (Riß, Durchbruch).

30 Hierauf kam sein Bruder zum Vorschein, an dessen Hand der rote Faden war, und man nannte ihn Serach (Rotglanz).

 

Kapitel 39: Josef im Haus Potifars

1 Als Josef nach Ägypten gebracht worden war, kaufte ihn von den Ismaelitern, die ihn dorthin gebracht hatten, Potifar, ein Hofbeamter des Pharao, der Oberste der Leibwächter, ein Ägypter.

2 Doch der Herr war mit Josef, so daß ihm alles gelang. So blieb er im Haus seines ägyptischen Herrn.

3 Weil sein Herr sah, daß der Herr mit ihm war, und daß der Herr ihm alles, was er unternahm, gelingen ließ,

4 fand Josef Gnade in seinen Augen; er durfte ihn bedienen, und dieser setzte ihn zum Verwalter über sein Haus ein und vertraute ihm sein ganzes Eigentum an.

5 Von der Zeit an, wo er ihn zum Verwalter über sein Haus und über sein ganzes Eigentum bestellt hatte, segnete der Herr das Haus des Ägypters um Josefs willen, und des Herrn Segen ruhte auf allem, was ihm gehörte, in Haus und Feld.

6 Darum vertraute er dem Josef sein ganzes Eigentum an und kümmerte sich neben ihm um nichts mehr, außer um die Speise, die er genoß. Josef aber war schön von Gestalt und schön von Antlitz.

7 Einige Zeit danach warf die Gattin seines Herr ihr Auge auf Josef und sagte zu ihm: "Komm doch zu mir!"

8 Er aber weigerte sich und sagte zu der Gattin seines Herrn: "Bedenke, mein Herr kümmert sich neben mir um nichts im Haus und hat mir all sein Eigentum anvertraut.

9 Er hat in diesem Haus nicht mehr Macht als ich und hat mir nichts vorenthalten als dich, weil du seine Frau bist. Wie sollte ich nun ein so schweres Unrecht tun und mich so gegen Gott versündigen?"

10 Obgleich sie Tag für Tag auf Josef einredete, hörte er nicht auf ihre Lockungen, zu ihr zu kommen und sich mit ihr abzugeben.

11 Nun begab es sich eines Tages, daß er, um seine Geschäfte zu besorgen, ins Haus kam, während niemand von den Hausangehörigen drinnen war.

12 Da ergriff sie ihn bei seinem Gewand und sagte: "Sei mir zu Willen!" Er aber ließ sein Gewand in ihrer Hand, ergriff die Flucht und lief hinaus.

13 Als sie sah, daß er sein Gewand in ihrer Hand gelassen hatte und entflohen war,

14 rief sie ihre Hausangehörigen herbei und sagte zu ihnen: "Da seht! Er hat uns einen Hebräer gebracht, der seinen Mutwillen mit uns treiben soll. Er kam zu mir herein, um mich zu Fall zu bringen; ich aber schrie laut auf.

15 Doch wie er hörte, daß ich ein lautes Geschrei erhob, ließ er sein Gewand neben mir liegen, ergriff die Flucht und lief hinaus."

16 Und sie legte sein Gewand neben sich, bis sein Herr heimkam

17 Diesem erzählte sie das gleiche, nämlich: "Der hebräische Sklave, den du uns gebracht hast, kam zu mir herein, um mit mir sein Spiel zu treiben.

18 Doch als ich ein lautes Geschrei erhob, ließ er sein Gewand neben mir und floh hinaus."

 

Josef im Kerker

19 Als nun der Herr die Erzählung seiner Frau vernahm, die sie ihm vorbrachte: "In solcher Weise hat sich dein Knecht, dein Sklave, gegen mich benommen", wurde er sehr zornig.

20 Josefs Herr ließ ihn ergreifen und in den Kerker werfen, wo die Gefangenen des Königs in Gewahrsam waren. Dort saß er nun im Gefängnis.

21 Doch der Herr war mit Josef und ließ ihn die Herzen gewinnen; besonders wandte er ihm die Gunst des Gefängnisaufsehers zu.

22 So vertraute der Gefängnisaufseher alle Gefangenen, die sich im Gefängnis befanden, Josef an; alles was dort geschah, erfolgte nach seiner Anordnung.

23 Der Gefängnisaufseher brauchte sich um das, was er ihm anvertraute, nicht mehr zu kümmern, weil der Herr mit ihm war und der Herr gelingen ließ, was er unternahm.

 

Kapitel 40: Josefs Traumdeutungen

Einkerkerung des Mundschenks und des Bäckers des Pharao

1 Einige Zeit danach vergingen sich der Mundschenk und der Bäcker des Königs von Ägypten gegen ihren Herrn, den König von Ägypten.

2 Da wurde der Pharao über seine beiden Hofbeamten, den Obermundschenk und den Oberbäcker, zornig

3 und ließ sie im Haus des Obersten der Leibwache in den gleichen Kerker werfen, in dem auch Josef gefangen saß.

4 Der Oberste der Leibwache betraute Josef mit ihrer Bedienung. Als sie längere Zeit in Haft waren,

5 hatten sie beide in der gleichen Nacht einen Traum. Jeder hatte einen Traum von besonderer Bedeutung, der Mundschenk sowohl als auch der Bäcker des Königs von Ägypten, die im Kerker gefangen saßen.

6 Als Josef am anderen Morgen zu ihnen hereinkam, sah er ihnen an, daß sie niedergeschlagen waren.

7 Er fragte die Hofbeamten des Pharao, die mit ihm im Haus seines Herrn in Haft waren: "Warum macht ihr heute so verdrießliche Gesichter?"

8 Sie antworteten ihm: "Wir haben einen Traum gehabt, aber niemand ist da, der ihn deuten könnte." Josef sagte zu ihnen: "Traumdeutungen sind Sache Gottes. Erzählt mir einmal!"

 

Der Traum des Mundschenks

9 Der Obermundschenk erzählte dem Josef seinen Traum: "Ich sah im Traum einen Weinstock vor mir stehen.

10 Drei Ranken waren an dem Weinstock. Als er zu sprossen anfing, brachen auch schon seine Blüten hervor, und die Trauben trugen gleichzeitig reife Beeren.

11 Ich hatte den Becher des Pharao in der Hand, nahm die Trauben, preßte sie in den Becher des Pharao und gab dem Pharao den Becher in die Hand."

12 Josef antwortete ihm: "Die Deutung dafür ist folgende: Die drei Ranken sind drei Tage.

13 Nach drei Tagen wird der Pharao dein Haupt erheben und dich wiederum in dein Amt einsetzen; dann wirst du dem Pharao den Becher in die Hand geben, ganz so wie früher, als du sein Mundschenk warst.

14 Denke dann auch an mich, wenn es dir gut geht! Erweise mir die Liebe, mich beim Pharao zu empfehlen und mich aus diesem Haus zu befreien.

15 Denn ich bin aus dem Land der Hebräer entführt worden, und auch hier habe ich nichts verbrochen, dessentwegen man mich in den Kerker werfen mußte."

 

Der Traum des Bäckers

16 Als der Oberbäcker sah, wie gut Josef zu deuten wußte, sagte er zu ihm: "In meinem Traum war es mir, als trüge ich drei Körbe mit feinem Gebäck auf meinem Haupt.

17 Im obersten Korb befanden sich allerlei Eßwaren für den Pharao, wie sie der Bäcker herstellt; aber die Vögel fraßen sie aus dem Korb auf meinem Kopf weg."

18 Josef antwortete: "Die Deutung dafür ist folgende: Die drei Körbe sind drei Tage.

19 Heute in drei Tagen wird der Pharao dein Haupt erheben – aber weg von dir, indem er dich an einem Pfahl aufhängen läßt, und die Vögel werden dein Fleisch von dir wegfressen."

 

Erfüllung der Träume

20 Am dritten Tag darauf, dem Geburtstag des Pharao, veranstaltete dieser ein Gastmahl für seinen ganzen Hof. Da erhob er dem Obermundschenk und dem Oberbäcker im Beisein seiner Diener das Haupt:

21 Den Obermundschenk setzte er wieder in sein Amt ein, so daß er dem Pharao wieder den Becher reichen durfte.

22 Den Oberbäcker aber ließ er hängen, ganz nach der Deutung, die ihnen Josef gegeben hatte.

23 Der Obermundschenk jedoch dachte nicht mehr an Josef, sondern vergaß ihn.

 

Kapitel 41: Josefs Erhöhung

Die Träume des Pharao

1 Zwei Jahre später hatte der Pharao einen Traum. Es war ihm, als stehe er am Nil.

2 Aus dem Nil stiegen sieben Kühe herauf, stattlich und wohlgenährt, und weideten im Riedgras.

3 Doch nach ihnen stiegen sieben andere Kühe aus dem Nil herauf, häßlich und dürr, und traten neben die anderen Kühe am Ufer des Nil.

4 Dann fraßen die häßlichen, mageren Kühe die sieben stattlichen, fetten Kühe auf. – Und der Pharao erwachte.

5 Als er wieder eingeschlafen war, hatte er einen zweiten Traum: Sieben Ähren wuchsen an einem Halm, dick und schön.

6 Nach ihnen sproßten sieben dürre, vom Ostwind versengte Ähren auf;

7 und die dürren Ähren verschlangen die sieben dicken und vollen Ähren. – Der Pharao erwachte und merkte, daß er geträumt hatte.

8 Am Morgen war sein Geist voller Unruhe. Er sandte hin und ließ die Schriftkundigen und Weisen Ägyptens rufen. Der Pharao erzählte ihnen seine Träume, aber keiner fand sich, der sie dem Pharao zu deuten vermochte.

9 Nun nahm der Obermundschenk das Wort und sagte zum Pharao: "Ich muß heute meine Schuld in Erinnerung bringen.

10 Der Pharao war einst auf seine Diener zornig und hatte mich im Haus des Obersten der Leibwache in Haft legen lassen, mich und den Oberbäcker.

11 Wir hatten in der gleichen Nacht einen Traum, ich und er. Jeder von uns hatte einen Traum, der von besonderer Bedeutung war.

12 Nun war dort bei uns ein junger hebräischer Mann, ein Sklave des Obersten der Leibwache. Dem erzählten wir es, und er deutete uns unsere Träume. Er gab dem Traum eines jeden die passende Deutung.

13 Und ganz so, wie er die Deutung gegeben hatte, traf es ein: Mich hat man wieder in mein Amt eingesetzt, und den anderen hat man hängen lassen."

 

Josef vor dem Pharao

14 Nun sandte der Pharao hin und ließ Josef rufen. Man holte ihn in aller Eile aus dem Gefängnis. Nachdem er die Haare geschoren und die Kleider gewechselt hatte, begab er sich zu Pharao.

15 Der Pharao sagte zu Josef: "Ich habe einen Traum gehabt, aber keiner weiß ihn zu deuten. Nun habe ich von dir vernommen, du brauchtest einen Traum nur zu hören, so könntest du ihn schon deuten."

16 Josef antwortete dem Pharao: "Ich vermag nichts; aber Gott wird dem Pharao kundtun, was ihm zum Heil gereicht."

17 Der Pharao erzählte dem Josef: "In meinem Traum stand ich am Ufer des Nil.

18 Da stiegen aus dem Nil sieben Kühe herauf, wohlgenährt und stattlich, und weideten im Riedgras.

19 Doch nach ihnen stiegen sieben andere Kühe herauf, dürr, ganz häßlich und mager; nie habe ich in ganz Ägypten so häßliche gesehen wie diese.

20 Die mageren und häßlichen Kühe fraßen die sieben ersten, fetten Kühe auf.

21 Als diese in ihrem Magen verschwunden waren, merkte man dennoch nicht, daß sie in ihren Magen gekommen waren; ihr Aussehen blieb häßlich wie zuvor. – Da erwachte ich.

22 Dann sah ich in meinem Traum, wie sieben Ähren an einem Halm emporwuchsen, voll und schön.

23 Doch nach ihnen sproßten sieben andere Ähren auf, taub, dürr, vom Ostwind versengt.

24 Und die dürren Ähren verschlangen die sieben schönen Ähren. – Ich habe es schon den Schriftkundigen erzählt; doch keiner konnte mir Bescheid geben."

 

Josef deutet die Träume

25 Josef sagte zum Pharao: "Diese Träume des Pharao bedeuten ein und dasselbe; Gott hat dem Pharao kundgetan, was er zu tun gedenkt.

26 Die sieben schönen Kühe bedeuten sieben Jahre; auch die sieben schönen Ähren bedeuten sieben Jahre: Die Träume haben die gleiche Bedeutung.

27 Auch die sieben mageren und häßlichen Kühe, die nach jenen heraufstiegen, bedeuten sieben Jahre, und die sieben leeren, vom Ostwind versengten Ähren bedeuten sieben Hungerjahre.

28 Das meinte ich, als ich zum Pharao sprach: Gott hat den Pharao schauen lassen, was er zu tun gedenkt.

29 Ja, es werden jetzt sieben Jahre kommen, da großer Überfluß im ganzen Land Ägypten herrschen wird.

30 Nach ihnen aber werden sieben Hungerjahre eintreten. Vom ganzen Überfluß im Land Ägypten wird keine Spur zurückbleiben, und die Hungersnot wird das Land verzehren.

31 Vom Überfluß wird man im Land nichts mehr merken infolge dieser Hungersnot, die nachher kommt; denn sie wird sehr drückend sein.

32 Daß aber der Traum des Pharao sich nochmals wiederholt hat, bedeutet, daß die Sache bei Gott fest beschlossen ist und Gott sie ohne Verzug ins Werk setzen wird.

 

Josefs Rat

33 Und nun möge sich der Pharao nach einem klugen und weisen Mann umsehen und ihn über das Land Ägypten setzen.

34 Der Pharao wolle ferner sofort Aufseher über das Land bestellen und während der sieben Jahre des Überflusses vom Land Ägypten den Fünften erheben.

35 Man sammle den ganzen Ernteertrag dieser guten Jahre, die jetzt kommen, und speichere das Getreide zur Verfügung des Pharao als Vorrat in den Städten auf und verwahre es dort.

36 Dann ist das Land mit Getreide eingedeckt für die sieben Hungerjahre, die über Ägypten kommen werden, und so wird das Land nicht durch die Hungersnot zugrunde gehen."

 

Josefs Erhöhung

37 Diese Rede fand den Beifall des Pharao und all seiner Diener.

38 Und der Pharao sagte zu seinen Dienern: "Könnten wir wohl einen Mann finden, in dem der Geist Gottes wohnt wie in diesem?"

39 Zu Josef aber sagte der Pharao: "Nachdem Gott dir alles geoffenbart hat, gibt es keinen, der so klug und weise wäre wie du.

40 Du selbst sollst meinem Haus vorstehen; mein ganzes Volk soll sich deinen Befehlen unterwerfen; nur den Thron will ich vor dir voraushaben!"

41 Dann sagte der Pharao zu Josef: "Hiermit setze ich dich über ganz Ägypten."

42 Zugleich zog der Pharao seinen Siegelring von seiner Hand und steckte ihn an Josefs Hand, ließ ihn hierauf in Byssusgewänder kleiden und legte ihm die goldene Kette um den Hals.

43 Er ließ ihn auf seinem zweiten Wagen fahren und vor ihm ausrufen: "Achtung!" – So setzte er ihn über ganz Ägypten.

44 Alsdann sagte der Pharao zu Josef: "Zwar bin ich der Pharao; aber gegen deinen Willen soll niemand Hand oder Fuß rühren in ganz Ägypten."

45 Der Pharao legte Josef den Namen Zafenat-Paneach bei und gab ihm Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters von On, zur Frau. – So wurde Josef Herr über Ägypten.

 

Josef als Reichsverwalter

46 Josef war dreißig Jahre alt, als er in des Pharao, des König von Ägypten, Dienste trat. Nachdem Josef vom Pharao weggegangen war, zog er durch ganz Ägypten.

47 Das Land brachte nun in den sieben Jahren des Überflusses Ertrag in großer Fülle.

48 Er sammelte den ganzen Ernteertrag, den es in den sieben Jahren in Ägypten gab, und ließ das Getreide in die Städte schaffen; in jede Stadt brachte er den Ertrag der umliegenden Felder ein.

49 So häufte Josef Getreide auf gleich dem Sand am Meer in so gewaltigen Mengen, daß er davon abstehen mußte, es zu messen; denn man konnte es nicht mehr messen.

50 Noch ehe die Hungersnot ausbrach, wurden dem Josef zwei Söhne geboren: Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters von On, gebar sie ihm.

51 Josef nannte den Erstgeborenen Manasse (Vergeßling); "denn", sagte er, "Gott hat mich all mein Unglück und mein ganzes Vaterhaus vergessen lassen."

52 Den zweiten nannte er Efraim (Fruchtbringer); "denn", sagte er, "Gott hat mich fruchtbar werden lassen im Land meines Elends."

53 Als dann die sieben Jahre, in denen Überfluß in Ägypten herrschte, vorüber waren,

54 brachen die sieben Hungerjahre an, wie Josef verkündet hatte. Eine Hungersnot entstand in allen Länder; doch in ganz Ägypten gab es Brot.

55 Sobald aber auch ganz Ägypten zu hungern begann, schrie das Volk zum Pharao um Brot. Der Pharao wies alle Ägypter an: "Geht zu Josef! Was der euch sagen wird, das tut!"

56 Als nun im ganzen Land Hungersnot herrschte, ließ Josef alle Kornspeicher öffnen und den Ägyptern Getreide verkaufen. Dennoch wurde die Hungersnot in Ägypten immer drückender.

57 Alle Welt kam nach Ägypten, um Getreide bei Josef zu kaufen; denn auf der ganzen Welt herrschte drückende Hungersnot.

 

Kapitel 42: Die erste Reise der Brüder Josefs nach Ägypten

Aussendung der Brüder

1 Als Jakob hörte, daß in Ägypten Getreide zu haben sei, sagte Jakob zu seinen Söhnen: "Was zögert ihn noch lange?"

2 Und er fuhr fort: "Seht, ich habe gehört, daß es in Ägypten Getreide gibt. Zieht hin und kauft dort für uns Getreide, damit wir am Leben bleiben und nicht sterben!"

 

Der Empfang bei Josef

3 So zogen denn zehn von Josefs Brüdern hinab, um in Ägypten Getreide zu kaufen.

4 Benjamin aber, den Bruder Josefs, schickte Jakob nicht mit seinen Brüdern: denn er fürchtete, es könne ihm ein Unfall zustoßen.

5 So kamen unter denen, die herbeiströmten, auch die Söhne Israels, um Getreide zu kaufen; denn auch in Kanaan herrschte Hungersnot.

6 Nun war Josef Gebieter im Land; er war es, der allen Leuten im Land Getreide verkaufte. Als nun Josefs Brüder kamen und sich vor ihm bis zur Erde verneigten

7 und Josef seine Brüder sah, erkannte er sie wohl, doch stellte er sich fremd gegen sie, fuhr sie hart an und sagte zu ihnen: "Woher kommt ihr?" Sie antworteten: "Aus Kanaan, um Getreide zu kaufen."

8 Während Josef seine Brüder erkannt hatte, erkannten sie ihn nicht.

9 Da mußte Josef an die Träume denken, die er einst von ihnen gehabt hatte. Er sagte zu ihnen: "Spione seid ihr! Ihr kommt nur her, um auszuforschen, wo das Land eine schwache Stelle hat!"

10 Sie entgegneten ihm: "O nein, Herr, sondern deine Knechte sind gekommen, um Getreide zu kaufen.

11 Wir alle sind Söhne eines einzigen Mannes. Ehrliche Leute sind wir. Deine Knechte sind keine Spione."

12 Doch er erwiderte ihnen: "Nichts da! Sondern ihr kommt nur her, um zu erkunden, wo das Land eine schwache Stelle hat."

13 Sie antworteten: "Deine Knechte sind ihrer zwölf, lauter Brüder, Söhne eines einzigen Mannes in Kanaan; doch der jüngste ist zur Zeit bei unserem Vater, und einer ist nicht mehr am Leben."

14 Josef erwiderte ihnen: "Es ist so wie ich zu euch gesagt habe: Ihr seid Spione!

15 Daran sollt ihr erprobt werden, beim Leben des Pharao! Ihr dürft nicht von hier fortgehen, bis euer jüngster Bruder hierher gekommen ist.

16 Schickt einen von euch hin, euren Bruder zu holen! Ihr anderen aber bleibt gefangen. So sollen eure Aussagen geprüft werden, ob ihr es mit der Wahrheit ernst nehmt oder nicht. So wahr der Pharao lebt: Ihr seid Spione!"

17 Hierauf ließ er sie zusammen drei Tage in Gewahrsam bringen.

 

Die Prüfung der Brüder

18 Am dritten Tag aber sagte Josef zu ihnen: "Wollt ihr am Leben bleiben, so müßt ihr folgendes tun – denn ich bin ein gottesfürchtiger Mann:

19 Seid ihr ehrliche Leute, dann mag einer von euch Brüdern als Gefangener in eurem bisherigen Gewahrsam zurückbleiben. Ihr anderen aber könnt hinziehen und Getreide für eure hungernden Familien mitnehmen.

20 Aber euren jüngsten Bruder müßt ihr mir herbringen. So werden sich eure Aussagen als wahr erweisen, und ihr braucht nicht zu sterben." Sie gingen darauf ein.

21 Dann sagten sie zueinander: "Wahrlich, das haben wir an unserem Bruder verschuldet; denn wir sahen seine Seelenangst, als er uns anflehte, und hörten nicht auf ihn. Darum kommt dieses Unglück über uns."

22 Ruben warf ihnen vor: "Habe ich euch nicht gesagt: Versündigt euch nicht an dem Knaben! Aber ihr wolltet nicht hören. So wird jetzt für sein Blut Rechenschaft gefordert!"

23 Sie wußten nicht, daß Josef sie verstand, weil ein Dolmetscher zwischen ihnen vermittelte.

24 Er wandte sich von ihnen ab und weinte. Hierauf kehrte er sich ihnen wieder zu und redete mit ihnen. Alsdann ließ er Simeon aus ihrer Mitte ergreifen und vor ihren Augen fesseln.

 

Die Heimkehr

25 Darauf befahl Josef, ihre Säcke mit Getreide zu füllen, dabei aber jedem sein Geld wieder in seinen Sack zu legen und ihnen Verpflegung für die Reise mitzugeben.

26 Nachdem er so für sie Sorge getragen hatte, luden sie ihr Getreide auf ihre Esel und zogen von dannen.

27 Als aber einer von ihnen in der Herberge seinen Sack öffnete, um seinem Esel Futter zu geben, bemerkte er sein Geld, das gleich oben in seinem Sack lag.

28 Er sagte zu seinen Brüdern: "Mein Geld ist wieder da! Es liegt hier in meinem Sack." Nun entsank ihnen der Mut. Bebend sahen sie sich an und sagten: "Warum hat uns Gott dies angetan?"

29 Als sie zu ihrem Vater Jakob nach Kanaan kamen, erzählten sie ihm alles, was ihnen begegnet war.

30 Sie sagten: "Der Mann, der im Land gebietet, fuhr uns hart an und stellte uns als Leute hin, die das Land auskundschaften wollten.

31 Wir erwiderten ihm: Wir sind ehrliche Leute, wir sind keine Spione.

32 Wir sind zwölf Brüder, lauter Söhne eines Vaters; der eine ist nicht mehr am Leben, und der jüngste ist zur Zeit bei unserem Vater in Kanaan.

33 Doch der Mann, der im Land gebietet, entgegnete uns: Daran werde ich erkennen, daß ihr ehrliche Leute seid: Laßt einen von euch Brüdern bei mir zurück und nehmt mit, was ihr für eure hungernden Familien braucht, und zieht fort!

34 Aber ihr müßt euren jüngsten Bruder zu mir bringen. Daran erkenne ich, daß ihr keine Spione seid, sondern ehrliche Leute. Dann will ich euch auch euren Bruder zurückgeben, und ihr könnt im Land frei umherziehen."

35 Als sie nun ihre Säcke leerten, fand sich eines jeden Geldbeutel in seinem Sack. Als sie ihre Geldbeutel sahen, erschraken sie und ihr Vater.

36 Ihr Vater Jakob sagte zu ihnen: "Ihr bringt mich um meine Kinder! Josef ist nicht mehr am Leben, Simeon ist nicht mehr am Leben, und nun wollt ihr auch Benjamin fortnehmen. Warum bricht alles dieses über mich herein?"

37 Ruben sagte zu seinem Vater: "Meine beiden Söhne magst du töten, wenn ich ihn nicht zu dir zurückbringe. Vertraue ihn mir an; ich bringe ihn dir wieder!"

38 Doch er erwiderte: "Mein Sohn darf nicht mit euch hinziehen. Sein Bruder ist ja tot, und er ist allein übrig. Stieße ihm auf dem Weg, den ihr ziehen müßt, ein Unfall zu, so brächtet ihr mein graues Haar vor Kummer in die Unterwelt."

 

Kapitel 43: Die zweite Reise der Brüder nach Ägypten

Jakob läßt Benjamin mitziehen

1 Die Hungersnot aber lastete schwer auf dem Land

2 Als sie das Getreide, das sie aus Ägypten geholt hatten, ganz aufgebraucht hatten, sagte ihr Vater zu ihnen: "Zieht noch einmal hin und kauft wieder etwas Getreide für uns!"

3 Juda entgegnete ihm: "Der Mann hat uns nachdrücklich eingeschärft: Ihr dürft mir nicht unter die Augen kommen, wenn euer Bruder nicht bei euch ist!

4 Willst du uns also unseren Bruder mitgeben, so wollen wir hinziehen und für dich Getreide kaufen.

5 Willst du ihn aber nicht mitgeben, so ziehen wir nicht hin; denn der Mann hat uns gesagt: Ihr dürft mir nicht unter die Augen kommen, wenn euer Bruder nicht bei euch ist."

6 Da sagte Israel: "Warum habt ihr mir das Leid angetan, dem Mann zu verraten, daß ihr noch einen Bruder habt?"

7 Sie antwortete: " Der Mann erkundigte sich eingehend nach uns und unserer Familie und fragte: Lebt euer Vater noch? Habt ihr noch einen Bruder? Wir haben ihm auf seine Fragen Auskunft gegeben. Konnten wir denn wissen, daß er von uns verlangen würde: Bringt euren Bruder her?"

8 Juda aber bat seinen Vater Israel: "Gib mir den Knaben mit! Dann wollen wir uns auf den Weg machen und hinziehen, damit wir am Leben bleiben und nicht sterben müssen, wir, du und unsere Kinder.

9 Ich will mich für ihn verbürgen. Mich sollst du für ihn verantwortlich machen. Wenn ich ihn dir nicht zurückbringe und dir vor Augen stelle, so will ich Zeit meines Lebens vor dir die Schuld tragen.

10 Hätten wir nicht so lange gezögert, wir wären nun gewiß schon zweimal wieder zurück."

11 Da sagte ihr Vater Israel zu ihnen: "Wenn es sein muß, dann tut folgendes: Nehmt von den besten Erzeugnissen des Landes etwas in euren Säcken mit und bringt es dem Mann als Geschenk, etwas Balsam und etwas Honig, Gummi und Rosenharz, Pistazien und Mandeln.

12 Sodann nehmt doppelt so viel Geld mit; denn das Geld, das sich oben in euren Säcken fand, müßt ihr wieder mitnehmen. Vielleicht liegt ein Versehen vor.

13 Auch euren Bruder nehmt mit! Und macht euch auf den Weg und zieht wieder zu dem Mann hin!

14 Der allmächtige Gott gebe, daß ihr bei dem Mann Erbarmen findet und er euren Bruder wieder mit euch ziehen läßt und den Benjamin ebenso! Ich aber bin nun wieder kinderlos, wie ich einst ohne Kinder war!"

 

Ankunft bei Josef

15 So nahmen die Männer das Geschenk; auch den doppelten Geldbetrag nahmen sie mit und den Benjamin, brachen auf, zogen nach Ägypten und traten vor Josef.

16 Als nun Josef den Benjamin bei ihnen sah, gebot er seinem Hausverwalter: "Führe diese Leute ins Haus. Lasse ein Stück Vieh schlachten und zubereiten; denn diese Leute sollen mittags bei mir speisen."

17 Der Mann tat, wie Josef befohlen hatte, und führte die Leute in Josefs Haus.

18 Da fürchteten sich die Leute, weil sie in das Haus Josefs geführt wurden, und dachten: "Wegen des Geldes, das beim ersten Mal wieder in unsere Säcke geriet, führt man uns da hinein, um uns anzuklagen und sich unser wie auch unserer Esel zu bemächtigen und uns dann zu Sklaven zu machen."

19 Darum traten sie an Josefs Hausverwalter heran, redeten ihn am Hauseingang an

20 und sagten: "Bitte, mein Herr! Wir sind schon einmal hierher gereist, um Getreide zu kaufen.

21 Als wir in die Herberge kamen und unsere Säcke öffneten, fand sich das Geld eines jeden gleich obenauf in seinem Sack, unser Geld nach seinem Vollgewicht. Das bringen wir nun hiermit zurück,

22 haben aber auch noch anderes Geld bei uns, um Getreide zu kaufen. Wir wissen nicht, wer unser Geld in unsere Säcke gelegt hat."

23 Er antwortete: "Beruhigt euch! Seid ohne Furcht! Euer Gott und eures Vaters Gott hat da heimlich einen Schatz in eure Säcke gelegt. Euer Geld ist richtig bei mir eingegangen." Dann führte er den Simeon zu ihnen heraus.

24 Hierauf brachte er die Leute in Josefs Haus, reichte ihnen Wasser, worin sie sich die Füße wuschen, und gab ihren Eseln Futter.

25 Sie legten unterdessen das Geschenk zurecht, bis Josef gegen Mittag käme; denn sie hatten gehört, daß sie dort essen sollten.

 

Bewirtung der Brüder

26 Als Josef heimkam, überreichten sie ihm das Geschenk, das sie mitgebracht hatten, im Haus und verneigten sich vor ihm bis zur Erde.

27 Er erkundigte sich nach ihrem Befinden und fragte: "Wie geht es eurem alten Vater, von dem ihr erzählt habt? Ist er noch am Leben?"

28 Sie antworteten: "Gut geht es deinem Knecht, unserem Vater; er ist noch am Leben." Dabei verbeugten sie sich tief.

29 Als er umherblickte, sah er seinen Vollbruder Benjamin. Er fragte: "Das ist wohl euer jüngster Bruder, von dem ihr mir erzählt habt?" und fügte bei: "Gott schenke dir seine Huld, mein Sohn!"

30 Dann brach Josef schnell ab; denn er wurde angesichts seines Bruders von tiefer Rührung ergriffen und war nahe daran, in Tränen auszubrechen. Er ging daher ins innere Gemach und weinte sich dort aus.

31 Nachdem er sich das Gesicht gewaschen hatte, kam er wieder heraus und befahl, mit Gewalt sich beherrschend: "Tragt das Essen auf!"

32 Da trug man ihm und jenen gesondert auf, ebenso den Ägyptern, die mit ihm speisten; denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern zusammen speisen, weil dies den Ägyptern als Greuel gilt.

33 Sie saßen vor ihm, vom Ältesten bis zum Jüngsten genau nach dem Alter geordnet. Darob sahen sich die Männer erstaunt an.

34 Er ließ ihnen von den Gerichten, die vor ihm standen, vorsetzen. Der Teil, den Benjamin vorgelegt bekam, war fünfmal so groß als der aller anderen. Sie tranken mit ihm und wurden guter Dinge.

 

Kapitel 44: Neue Prüfung der Brüder

1 Hierauf befahl er seinem Hausverwalter: "Fülle die Säcke dieser Leute mit so viel Getreide, als sie fassen können, und lege einem jeden sein Geld oben in den Sack!

2 Und meinen silbernen Becher lege oben in den Sack des Jüngsten samt dem Geld für sein Getreide!" – Jener tat so, wie Josef befohlen hatte.

3 Als der Morgen anbrach, ließ man die Männer mit ihren Eseln ziehen.

4 Sie hatten kaum die Stadt verlassen und waren noch nicht weit gekommen, gebot Josef seinem Hausverwalter: "Auf! Jage den Männer nach, und hast du sie eingeholt, so sage zu ihnen: Warum habt ihr Gutes mit Bösem vergolten? Warum habt ihr den silbernen Becher gestohlen?

5 Ist es nicht der, aus dem mein Herr trinkt, und mit dem er zu weissagen pflegt? Ihr tatet übel daran, so zu handeln"

6 Als er sie eingeholt hatte, sagte er dies zu ihnen.

7 Sie antworteten ihm: "Wie kann mein Herr so etwas sagen? Deinen Knechten liegt es ganz fern, so etwas zu tun.

8 Wir haben dir doch das Geld, das wir obenauf in unseren Säcken fanden, aus Kanaan wieder zurückgebracht. Wie sollten wir da aus dem Haus deines Herrn Silber oder Gold stehlen?

9 Bei wem von deinen Knechten sich der Becher findet, der soll sterben! Wir anderen wollen dir, o Herr, leibeigen werden."

10 Er erwiderte: "Obgleich es so sein müßte, wie ihr sagt, soll doch nur der, bei dem er gefunden wird, mir leibeigen sein. Ihr anderen sollt frei ausgehen."

11 Schnell ließ jeder seinen Sack auf den Boden nieder, und jeder öffnete seinen Sack.

12 Er aber begann zu suchen; beim Ältesten fing er an, und beim Jüngsten hörte er auf. Der Becher fand sich im Sack des Benjamin.

13 Da zerrissen sie ihre Kleider. Nachdem jeder seinen Esel wieder beladen hatte, kehrten sie in die Stadt zurück.

14 Als nun Juda und seine Brüder in Josefs Haus kamen – dieser war noch dort anwesend – warfen sie sich vor ihm auf die Erde nieder.

15 Josef fuhr sie an: "Was habt ihr da angestellt? Wußtet ihr nicht, daß ein Mann wie ich wahrsagen kann?"

16 Juda entgegnete: "Was sollen wir meinem Herrn sagen? Was sollen wir reden und wie uns rechtfertigen? Gott sucht die Sünde seiner Knechte heim. Wir alle gehören nun meinem Herrn als leibeigene Knechte an, wir wie der, bei dem der Becher gefunden wurde."

17 Er erwiderte: "Fern sei es von mir, so zu handeln! Nur der, bei dem der Becher gefunden wurde, soll mir leibeigen sein. Ihr möget ungehindert zu eurem Vater ziehen!"

 

Juda bietet sich als Geisel für Benjamin an

18 Da trat Juda zu ihm heran und sagte: "Bitte, mein Herr, dein Knecht möchte ein Wort an meinen Herrn richten dürfen. Zürne deinem Knecht nicht! Du bist ja dem Pharao gleich.

19 Mein Herr fragte seine Knechte: Habt ihr noch einen Vater oder einen Bruder?

20 Wir antworteten meinem Herr: Wir haben noch einen alten Vater und einen spätgeborenen, kleinen Bruder; dessen Vollbruder ist tot, und so ist er noch als einziges Kind seiner Mutter übrig und darum seines Vater Liebling.

21 Du befahlst deinen Knechten: Bringt ihn her zu mir! Ich möchte ihn mit eigenen Augen sehen!

22 Wir antworteten meinem Herrn: Der Knabe kann seinen Vater nicht verlassen; verließe er seinen Vater, so stürbe dieser.

23 Da sagtest du zu deinen Knechten: Kommt euer jüngster Bruder nicht mit euch her, so dürft ihr mir nicht mehr unter die Augen kommen!

24 Als wir dann zu deinem Knecht, meinem Vater, hinaufgezogen waren, teilten wir ihm die Worte meines Herrn mit.

25 Eines Tages befahl uns unser Vater wieder: Zieht noch einmal hin, etwas Getreide für uns einzukaufen!

26 Doch wir entgegneten: Wir können nicht hinziehen. Nur wenn unser jüngster Bruder mit uns geht, ziehen wir hin; denn wir dürfen dem Mann nicht unter die Augen kommen, wenn nicht unser jüngster Bruder bei uns ist.

27 Da erwiderte uns dein Knecht, mein Vater: Ihr wißt selbst, daß meine Frau mir nur zwei Söhne geboren hat.

28 Der eine ist von mir gegangen. Ich vermute, daß er zerrissen wurde. Bis heute habe ich ihn nicht wieder gesehen.

29 Wenn ihr mir nun auch diesen noch wegnehmt und ihm ein Unglück zustößt, so bringt ihr mein graues Haar vor Kummer in die Unterwelt.

30 Käme ich zu deinem Knecht, meinem Vater, zurück und der Jüngling, an dem sein ganzes Herz hängt, wäre nicht bei uns,

31 so würde er sterben, sähe er, daß der Knabe nicht dabei ist; und deine Knechte hätten wirklich das graue Haar deines Knechtes, unseres Vaters, vor Kummer in die Unterwelt gebracht.

32 Weil sich nun dein Knecht für den Knaben vor meinem Vater verbürgt hat, indem er versprach: Bringe ich ihn dir nicht wieder, so will ich mein Leben lang vor meinem Vater die Schuld tragen,

33 so möchte dein Knecht an Stelle des Knaben als Leibeigener meines Herrn dableiben; der Knabe aber sollte mit seinen Brüder heimziehen dürfen.

34 Denn wie könnte ich zu meinem Vater heimkehren, ohne daß der Jüngling bei mir wäre. Ich könnten den Jammer nicht mit ansehen, der meinen Vater überkäme."

 

Kapitel 45: Josef gibt sich zu erkennen

1 Da konnte sich Josef vor allen Umstehenden nicht mehr länger zurückhalten und rief: "Geht alle von hier hinaus!" So war niemand bei ihm, als Josef sich seinen Brüdern zu erkennen gab.

2 Er weinte so laut, daß die Ägypter es hörten und die Kunde davon in des Pharao Haus drang.

3 Josef sagte zu seinen Brüdern: "Ich bin Josef! So lebt also mein Vater noch!" Seine Brüder aber waren nicht imstande, ihm zu antworten, so bestürzt standen sie vor ihm.

4 Doch Josef forderte seine Brüder auf: "Tretet doch her zu mir!" Als sie näher getreten waren, sagte er: "Ich bin euer Bruder Josef, den ihr nach Ägypten verkauft habt.

5 Beunruhigt euch jetzt aber nicht und macht euch keine Vorwürfe darüber, daß ihr mich hierher verkauft habt; denn um euch am Leben zu erhalten, hat Gott mich euch vorausgesandt.

6 Zwei Jahre herrscht nun schon die Hungersnot im Land, und fünf Jahre stehen noch bevor, in denen es kein Pflügen und kein Ernten gibt.

7 Doch Gott hat mich euch vorausgesandt, um euer Geschlecht auf Erden zu erhalten und euch durch wunderbare Hilfe das Leben zu bewahren.

8 So habt also nicht ihr mich hierher gesandt, sondern Gott. Er hat mich zum 'Vater' des Pharao gemacht, zum Herrn über sein ganzes Haus und zum Gebieter über ganz Ägypten.

9 Zieht nun eilends zu meinem Vater und meldet ihm: So läßt dein Sohn Josef sagen: Gott hat mich zum Gebieter über ganz Ägypten gemacht. Komm ohne Verzug her zu mir!

10 Du sollst im Land Goschen wohnen und in meiner Nähe sein, du und deine Kinder und Kindeskinder, samt deinen Schafen und Rindern und deiner ganzen Habe.

11 Ich will hier für deinen Unterhalt sorgen; denn noch fünf Jahre wird die Hungersnot dauern. Du sollst nicht mit deiner Familie und allem, was du hast, verarmen.

12 Ihr und mein Bruder Benjamin seht es ja mit eignen Augen daß ich es bin, der mit euch redet.

13 Berichtet meinem Vater von meiner hohen Würde in Ägypten und von allem, was ihr erlebt habt! Dann bringt meinen Vater eilends hierher!"

14 Dann fiel er seinem Bruder Benjamin um den Hals und weinte, und auch Benjamin weinte an seiner Brust.

15 Dann küßte er alle seine anderen Brüder und umarmte sie unter Tränen. Danach unterhielten sich seine Brüder mit ihm.

 

Jakobs Familie in Ägypten

Der Pharao lädt Jakob nach Ägypten ein

16 Auch in den Palast des Pharao drang die Kunde: "Josefs Brüder sind angekommen!" Der Pharao und seine Diener freuten sich darüber,

17 und der Pharao sagte zu Josef: "Fordere deine Brüder auf, folgendes zu tun:

18 Beladet eure Tiere, zieht nach Kanaan, holt euren Vater und eure Familien und kommt zu mir! Ich gebe euch dann, was Ägypten Gutes bietet; ja das Beste im Land sollt ihr genießen.

19 Du bist ferner ermächtigt, sie zu folgendem aufzufordern: Nehmt euch aus Ägypten Wagen mit für eure Kinder und Frauen, laßt auch euren Vater aufsteigen und kommt hierher!

20 Laßt es euch um euren Hausrat nicht leid sein; denn was ganz Ägypten Gutes bietet, soll euer sein!"

21 Die Söhne Israels taten so. Josef gab ihnen auf des Pharao Befehl Wagen mit; ebenso versorgte er sie mit Verpflegung für die Reise.

22 Ferner schenkte er jedem einzelnen Festkleider; dem Benjamin aber gab er dreihundert Silberstücke und fünf Festkleider.

23 Ebenso sandte er seinem Vater zehn Esel, beladen mit den besten Erzeugnissen Ägyptens, und zehn Eselinnen, beladen mit Getreide, Brot und Verpflegung für seinen Vater auf der Reise.

24 Dann entließ er seine Brüder, und sie zogen fort, nachdem er sie noch ermahnt hatte: "Macht euch unterwegs keine Vorwürfe!"

25 So zogen sie aus Ägypten fort und kamen nach Kanaan zu ihrem Vater Jakob.

26 Sie berichteten ihm: "Josef lebt noch, ja er ist Gebieter über ganz Ägypten." Aber sein Herz blieb teilnahmslos; denn er glaubte ihnen nicht.

27 Als sie ihm jedoch alles erzählten, was Josef zu ihnen gesagt hatte, und er die Wagen erblickte, die Josef gesandt hatte, um ihn zu holen, da kam Leben in ihren Vater Jakob.

28 Und Israel rief aus: "Genug! Mein Sohn Josef lebt noch! Ich will hingehen und ihn sehen, bevor ich sterbe!"

 

Kapitel 46: Jakobs Reise nach Ägypten

1 So brach Israel mit all seiner Habe auf und kam nach Beerscheba. Hier brachte er dem Gott seines Vaters Isaak Opfer dar.

2 Gott redete zu Israel in einem Nachtgesicht. Er rief ihn an: "Jakob, Jakob!" Der antwortete: "Hier bin ich."

3 Er sprach: "Ich, der alleinige Gott, bin der Gott deines Vaters, Fürchte dich nicht, nach Ägypten zu ziehen; denn ich will dich dort zu einem großen Volk werden lassen.

4 Ich selber ziehe mit dir nach Ägypten, und ich selbst führe dich auch wieder zurück. Josef soll dir die Augen zudrücken."

5 Da brach Jakob von Beerscheba auf. Israels Söhne hoben ihren Vater Jakob sowie ihre Kinder und Frauen auf die Wagen, die der Pharao gesandt hatte, um ihn zu holen.

6 Sie nahmen auch ihre Herden und ihr Habe mit, die sie in Kanaan erworben hatten. So kamen Jakob und seine ganze Nachkommenschaft nach Ägypten.

7 Seine Söhne und Enkel, seine Töchter und Enkelinnen, seine ganze Nachkommenschaft also brachte er mit sich nach Ägypten.

 

Die Familie Jakobs

8 Dies aber sind die Namen der Kinder Israels, die nach Ägypten kamen, Jakobs und seiner Söhne:

9 Der Erstgeborene Jakobs war Ruben. Die Söhne Rubens waren Henoch, Pallu, Hezron und Karmi.

10 Die Söhne Simeons waren Jemuël, Jamin, Ohad, Jachin, Zohar und Schaul, der Sohn der Kanaaniterin.

11 Die Söhne Levis waren Gerschon, Kehat und Merari.

12 Die Söhne Judas waren: Er, Onan, Schela, Perez und Serach; Er und Onan waren aber in Kanaan gestorben; die Söhne des Perez waren Hezron und Hamul.

13 Die Söhne Issachars waren Tola, Puwa, Jaschub und Schimron.

14 Die Söhne Sebulons waren Sered, Elon und Jachleël.

15 Das waren die Söhne Leas, die sie Jakob in Paddan-Aram geboren hatte, dazu seine Tochter Dina, an Söhnen und Töchtern insgesamt dreiunddreißig Personen.

16 Die Söhne Gads waren Zifjon, Haggi, Schuni, Ezbon, Eri, Arod und Areli.

17 Die Söhne Aschers waren Jimna, Jischwa, Jischwi und Beria, dazu ihre Schwester Serach; die Söhne Berias waren Heber und Malkiël.

18 Das waren die Söhne Silpas, die Laban seiner Tochter Lea mitgegeben hatte; sie alle hatte sie Jakob geboren, sechzehn Personen.

19 Die Söhne Rahels, der Frau Jakobs, waren Josef und Benjamin.

20 Josef hatte in Ägypten Kinder erhalten, die ihm Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters von On, geboren hatte: Manasse und Efraim.

21 Die Söhne Benjamins waren Bela, Becher, Aschbel, Gera, Naaman, Ehi, Rosch, Muppim, Huppim und Ard.

22 Dies sind die Söhne Rahels, die sie dem Jakob gebar, insgesamt vierzehn Personen.

23 Dan hatte einen Sohn: Schuham.

24 Die Söhne Naftalis waren Jachzeël, Guni, Jezer und Schillem.

25 Das waren die Söhne Bilhas, die Laban seiner Tochter Rahel gab; diese gebar sie dem Jakob, insgesamt sieben Personen.

26 Die Gesamtzahl der leiblichen Nachkommen Jakobs, die mit ihm nach Ägypten übersiedelten, betrug, die Frauen der Söhne Jakobs nicht mitgerechnet, 66 Personen.

27 Zwei Söhne waren Josef in Ägypten geboren worden. Die Gesamtzahl der Personen aus dem Haus Jakobs, die nach Ägypten kamen, belief sich auf siebzig.

 

Jakobs und Josefs Wiedersehen

28 Jakob sandte nun Juda voraus zu Josef, damit dieser vor seiner Ankunft nach Goschen Weisung gebe. Als sie im Land Goschen angekommen waren,

29 ließ Josef seinen Wagen anspannen und fuhr seinem Vater Israel nach Goschen entgegen. Als dieser vor ihm erschien, fiel er ihm um den Hals und weinte lange an seiner Brust.

30 Israel sagte dann zu Josef: "Jetzt will ich gerne sterben, da ich dein Angesicht gesehen habe und weiß, daß du noch lebst."

31 Hierauf sagte Josef zu seinen Brüdern und zu den Hausgenossen seines Vaters: "Ich gehe hinauf und erstatte dem Pharao Bericht und melde ihm: Meine Brüder und meines Vaters Hausgenossen, die in Kanaan lebten, sind zu mir gekommen.

32 Die Leute sind Schafhirten; sie treiben nämlich Viehzucht, und ihre Schafe und Rinder und ihren gesamten Besitz haben sie mitgebracht.

33 Wenn der Pharao euch rufen läßt und fragt: Was ist euer Beruf,

34 so antwortet: Viehzüchter sind deine Knechte gewesen von Jugend auf bis jetzt, wir wie schon unsere Väter, damit ihr im Land Goschen bleiben dürft! Denn alle Schafhirten sind den Ägyptern ein Greuel."

 

Kapitel 47: Jakob und seine Söhne vor dem Pharao

1 Josef ging hin und berichtete dem Pharao: "Mein Vater und meine Brüder sind mit ihren Schafen und Rindern und ihrem gesamten Besitz aus Kanaan gekommen und befinden sich im Land Goschen."

2 Fünf von seinen Brüdern hatte er mit sich genommen. Diese stellte er dem Pharao vor.

3 Als nun der Pharao seine Brüder fragte: "Was ist eure Beschäftigung?", antworteten sie dem Pharao: "Schafhirten sind deine Knechte, wir, wie schon unsere Väter."

4 Dann sagten sie zum Pharao: "Wir sind gekommen, uns hier im Land eine Zeitlang aufzuhalten. Deine Knechte finden keine Weide mehr für ihre Schafe, da die Hungersnot schwer auf Kanaan lastet. Erlaube nun, daß deine Knechte im Land Goschen bleiben dürfen!"

5 Da sagte der Pharao zu Josef: "Dein Vater und deine Brüder sind zu dir gekommen.

6 Ägypten steht dir zur Verfügung. Siedle deinen Vater und deine Brüder im besten Teil des Landes an! Sie mögen im Land Goschen bleiben; und findest du, daß tüchtige Leute unter ihnen sind, so mache sie zu Aufsehern über meine eigenen Herden!"

7 Nun führte Josef seinen Vater Jakob herein und stellte ihn dem Pharao vor. Jakob begrüßte den Pharao mit einem Segenswunsch.

8 Der Pharao fragte Jakob: "Wie hoch ist die Zahl deiner Lebensjahre?"

9 Jakob antwortete dem Pharao: "Die Dauer meiner Wanderschaft beträgt 130 Jahre, gering an Zahl und böse waren meine Lebensjahre. Sie reichen nicht an die Lebensjahre meiner Väter heran, die sie auf ihrer Pilgerschaft verbrachten."

10 Dann verabschiedete sich Jakob vom Pharao und ging vom Pharao weg.

11 Josef aber siedelte seinen Vater und seine Brüder an und gab ihnen in Ägypten Grundbesitz im besten Teil des Landes, nämlich in der Landschaft Ramses, wie der Pharao befohlen hatte.

12 Josef versorgte seinen Vater und seine Brüder und die ganze Familie seines Vaters nach der Zahl der Angehörigen mit Brot.

 

Josef macht Ägypten dem Pharao zinsbar

13 Auf der ganzen Erde gab es damals kein Brot mehr; denn die Hungersnot war sehr drückend. Auch Ägypten war wie Kanaan infolge der Hungersnot erschöpft.

14 Josef brachte allmählich alles Geld, das sich in Ägypten und in Kanaan vorfand, in seiner Hand zusammen für das Getreide, das man kaufen mußte. Josef lieferte das Geld an das Haus des Pharao ab.

15 Als nun der Geldvorrat in Ägypten und in Kanaan erschöpft war, kamen alle Ägypter zu Josef und baten: "Gib uns Brot! Warum sollen wir vor deinen Augen sterben? Doch Geld ist nicht mehr da."

16 Josef erwiderte: "Gebt euer Vieh her, so will ich euch um euer Vieh Brot liefern, wenn ihr kein Geld mehr habt."

17 Nun brachten sie ihr Vieh zu Josef, und Josef gab ihnen Brot um die Pferde, um den Schaf- und Rinderbestand und um die Esel. So versorgte er sie in jenem Jahr mit Brot um den Preis ihres ganzen Viehbestandes.

18 Als das Jahr vorüber war, kamen sie im nächsten Jahr wieder zu ihm und sagten zu ihm: "Herr, wir können es dir nicht verhehlen: Das Geld ist zu Ende, und der Viehbestand ist an dich, Herr, übergegangen. Es ist nichts mehr zu deiner Vergütung, Herr, übriggeblieben, als unser Leib und unsere Äcker.

19 Warum sollen wir vor deinen Augen verderben, wir und unsere Äcker? Kaufe uns und unsere Äcker um Brot, so wollen wir mit unseren Äckern dem Pharao dienstbar werden. Aber gib Saatkorn heraus, damit wir am Leben bleiben und nicht sterben und die Äcker nicht zur Wüste werden!"

20 So kaufte Josef das ganze Ackerland in Ägypten für den Pharao auf; denn die Ägypter verkauften alle ihr Feld, weil die Hungersnot sie schwer drückte. So kam das Land in den Besitz des Pharao.

21 Die Bevölkerung aber machte er leibeigen von einem Ende des ägyptischen Gebietes bis zum anderen.

22 Nur das Ackerland der Priester kauft er nicht an; denn die Priester bezogen vom Pharao ein festes Einkommen und lebten von ihrem festen Einkommen, das der Pharao ihnen angewiesen hatte. Deshalb brauchten sie ihr Ackerland nicht zu verkaufen.

23 Josef sagte zum Volk; "Ich kaufe euch samt euren Äckern jetzt hiermit für den Pharao! Da habt ihr Saatkorn, damit ihr das Ackerland besäen könnt.

24 Aber von dem Ertrag müßt ihr ein Fünftel an den Pharao abliefern. Die übrigen vier Fünftel gehören euch zur Aussaat für die Felder und zum Unterhalt für euch und eure Familien, sowie zur Ernährung eurer Kinder."

25 Da riefen sie: "Du rettest uns das Leben. Wir wollen deine Zufriedenheit erwerben, Herr, und gern dem Pharao leibeigen sein."

26 So macht es Josef zu einer gesetzlichen Verpflichtung, die bis auf diesen Tag auf dem Grundbesitz in Ägypten ruht, dem Pharao den fünften Teil abzuliefern. Nur der Landbesitz der Priester fiel dem Pharao nicht zu.

 

Jakobs Wunsch bezüglich seines Begräbnisses

27 So siedelten sich die Israeliten in Ägypten an, in der Landschaft Goschen; sie setzten sich darin fest und mehrten sich und wurden sehr zahlreich.

28 Jakob lebte in Ägypten noch siebzehn Jahre. Jakobs Lebensdauer betrug 147 Jahre.

29 Als es mit Israel zum Sterben kam, ließ er seinen Sohn Josef rufen und sagte zu ihm: "Wenn ich dir etwas gelte, so lege deine Hand zum Schwur unter meine Lende, daß du mir die Liebe und Treue erweist, mich nicht in Ägypten zu begraben.

30 Ich will vielmehr bei meinen Vätern ruhen. Darum bringe mich aus Ägypten weg und setze mich in ihrem Grab bei!" – Er antwortete: "Ich werde tun, wie du verlangst."

31 Jener bat: "Schwöre mir!" Und er schwur ihm. – Da neigte sich Israel gegen das Kopfende des Bettes hin.

 

Kapitel 48: Jakobs und Josefs letzte Tage

Adoption Efraims und Manasses

1 Nach diesen Begebenheiten berichtete man dem Josef: "Dein Vater ist krank." Da nahm er seine beiden Söhne Manasse und Efraim mit sich.

2 Als man dem Jakob meldete: "Dein Sohn Josef kommt zu dir", nahm Israel seine Kräfte zusammen und setzte sich im Bett auf.

3 Und Jakob sagte zu Josef: "Der Allmächtige Gott ist mir zu Lus in Kanaan erschienen, hat mich gesegnet

4 und zu mir gesprochen: Ich will dich fruchtbar machen und dich mehren und zu einer Menge von Völkern werden lassen und dieses Land deiner einstigen Nachkommenschaft zum Besitz für ewige Zeiten geben.

5 Und nun sollen deine beiden Söhne, die dir in Ägypten geboren wurden, ehe ich zu dir nach Ägypten kam, mir angehören! Efraim und Manasse sollen mir gehören wie Ruben und Simeon.

6 Die Kinder aber, die du nach ihnen bekommen hast, sollen dir angehören. Den Namen eines ihrer beiden Brüder sollen sie in ihrem Erbteil führen.

7 Als ich aus Paddan-Aram kam, starb mir Rahel unterwegs in Kanaan, als es nur noch ein Stück Weges bis Efrata war, und ich begrub sie dort am Weg nach Efrata, das jetzt Betlehem heißt."

 

Jakob segnet Efraim und Manasse

8 Als Israel Josefs Söhne sah, fragte er: "Wer sind diese?"

9 Josef antwortete seinem Vater: "Es sind meine Söhne, die Gott mir hier geschenkt hat." – Da sagte er: "Bringe sie her zu mir, ich will sie segnen!"

10 Israels Augen waren nämlich vor Alter schwach geworden, so daß er nicht mehr gut sehen konnte. Er führte sie zu ihm, und der küßte und herzte sie.

11 Dann sagte Israel zu Josef: "Ich hätte nicht geglaubt, dich wiederzusehen; und nun hat mich Gott noch deine Nachkommen schauen lassen."

12 Hierauf nahm Josef sie wieder von seinen Knien weg und verneigte sich vor ihm bis auf die Erde.

13 Alsdann nahm Josef die beiden, den Efraim mit seiner Rechten, so daß er links von Israel stand, und den Manasse mit seiner Linken, so daß er rechts von Israel stand, und führte sie zu ihm.

14 Israel streckte seine Rechte aus und legte sie auf Efraims Haupt, obgleich dieser der jüngere war, und seine Linke auf Manasses Haupt, indem er seine Hände übers Kreuz legte, obwohl Manasse der Erstgeborene war.

15 Dann segnete er Josef mit den Worten: "Der Gott, vor dessen Angesicht meine Väter Abraham und Isaak gewandelt sind, der Gott, der mein Hirte war von meinem ersten Atemzug bis auf diesen Tag,

16 der Engel der mich aus jeder Not befreite, er segne diese Knaben! In ihnen soll mein Name und der Name meiner Väter Abraham und Isaak fortleben! Sie mögen zahlreich werden und sich auf Erden mehren!"

17 Als Josef sah, daß sein Vater seine rechte Hand auf Efraims Haupt legte, mißfiel ihm dies, und er ergriff die Hand seines Vaters, um sie von Efraims Haupt auf das Haupt Manasses zu legen.

18 Dabei sagte Josef zu seinem Vater: "Nicht so, mein Vater! Dieser ist ja der Erstgeborene. Lege deine Rechte auf sein Haupt!"

19 Doch sein Vater weigerte sich und sagte: "Ich weiß es wohl, mein Sohn, ich weiß es wohl. Auch er soll zu einem Volk, auch er soll mächtig werden; doch sein jüngerer Bruder soll größer sein als er, und seine Nachkommen sollen eine Menge von Völkern werden."

20 Seinen Segensspruch über sie schloß er damals mit den Worten: "Mit euren Namen werden sich die Israeliten Glück wünschen, indem sie sprechen: Gott mache dich gleich Efraim und Manasse!" – So zog er also Efraim dem Manasse vor.

21 Dann sagte Israel zu Josef: "Ich muß nun sterben. Doch Gott wird mit euch sein und euch in das Land eurer Väter zurückführen.

22 Ich aber schenke dir einen Landstrich mehr als deinen Brüdern, den ich den Amoritern mit Schwert und Bogen abgenommen habe."

 

Kapitel 49: Benjamin

Israels Zukunft in Jakobs Segen

1 Dann rief Jakob seine Söhne herbei und sprach: "Versammelt euch! Künden will ich euch nun künftiger Tage Geschick.

2 Schart euch zusammen, Jakobssöhne, habt ach! Horcht auf Israel, euren Vater!

 

Ruben

3 Mein Erstgeborener Ruben! Du meine Kraft, du meiner Zeugungskraft Erstling – erster an Würde, erster an Macht!

4 Du wogtest über wie Wasserfluten. Erster sollst du nicht fürderhin sein: Deines Vaters Ruhestatt hast du bestiegen, hast sie entweiht. – Mein Bett bestieg er!

 

Simeon und Levi

5 Simeon und Levi: Welch Brüderpaar! Ihre Schwerter sind der Gewalttat Rüstzeug.

6 Nie will ich weilen in ihrem Rat, noch Anteil haben an ihrer Runde: Männer ermordeten sie im Zorn, lähmten Stiere im Übermut.

7 Fluch ihrem Zorn, der so heftig, ihrem Grimm, der so grausam! So will ich sie denn verteilen in Jakob, sie in Israel zerstreuen.

 

Juda

8 Dir aber, Juda, sagen Lob deine Brüder, deine Hand wuchtet in deiner Feinde Genick. Vor dir neigen sich deines Vaters Söhne. –

9 Ein junger Löwe ist Juda. Aufgestiegen bist du, mein Sohn, durch Raub! – Hin streckt er sich, liegt wie ein Löwe, wie eine Löwin. Wer wagt es, ihn zu reizen? –

10 Nicht weichen wird von Juda das Zepter, von seinen Füßen der Herrscherstab, bis der kommt, dem er gebührt, und dem die Völker gehorchen.

11 Der bindet sein Füllen an einen Weinstock, an die Edelrebe das Junge seiner Eselin; er wäscht im Wein sein Kleid, in der Traube Blut sein Gewand.

12 Es funkeln seine Augen vom Wein, seine Zähne sind weiß von Milch.

 

Sebulon

13 Sebulon wohnt am Strand des Meeres, am Gestade der Schiffe; seinen Rücken wendet er Sidon zu.

 

Issachar

14 Ein knochiger Esel ist Issachar, der zwischen Hürden sich lagert.

15 Doch wie er sah, daß die Ruhe süß, lieblich das Land, da bog er zum Lastentragen den Rücken, zum Fronknecht wurde er da.

 

Dan

16 Recht verschaffen wird Dan seinem Volk, wie nur einer von Israels Stämmen.

17 Dan ist wie eine Schlange am Weg, wie die Viper am Pfad, die dem Roß in die Fessel sticht. – Es sinkt hintüber der Reiter.

18 Deines Heiles harre ich, Herr!

 

Gad

19 Gad: Räuberhorden bedrängen ihn, doch er drängt ihnen nach auf der Ferse.

 

Ascher

20 Ascher hat Nahrung überreich, königliche Leckerbissen bietet er an.

 

Naftali

21 Naftali gleicht der flüchtigen Hirschkuh, wohlerfahren ist er in lieblicher Rede.

 

Josef

22 Dem jungen Fruchtbaum ist Josef gleich, dem jungen Fruchtbaum am Quell; über die Mauer ranken sich seine Zweige.

23 Pfeilbewehrte bedrängen ihn, zielen auf ihn und befehden ihn.

24 Doch sein Bogen bleibt fest. Hurtig sind seine Arme und Hände in der Kraft von Jakobs mächtigem Gott, Israels Hirten und Fels.

25 Vom Gott deines Vaters, der Hilfe dir leiht, vom Allmächtigen, der dich segnet, komme die Fülle des Segens vom Himmel droben und aus den Tiefen unten, die Segensfülle aus Brust und Schoß!

26 Die Segnungen, die deinem Vater zuteil wurden, überragten die ewigen Berge, der uralten Hügel Pracht – sie mögen kommen auf Josefs Haupt, auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern!

27 Benjamin ist ein reißender Wolf. Raub frißt er am Morgen, Beute teilt er am Abend."

 

Jakobs letzter Wille und Tod

28 Alle diese sind die zwölf Stämme Israels, und das war es, was ihr Vater zu ihnen geredet hat, als er sie segnete.

29 Dann gebot er ihnen: "Wenn ich zu meinen Vorfahren heimgegangen bin, so begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle auf dem Grundstück des Hetiters Efron,

30 in der Höhle auf dem Grundstück der Machpela östlich von Mamre in Kanaan, auf dem Grundstück, das Abraham von dem Hetiter Efron als Erbbegräbnis gekauft hat.

31 Dort hat man Abraham und seine Frau Sara begraben; dort hat man Isaak und seine Frau Rebekka bestattet, und dort habe ich Lea begraben."

32 Das Grundstück und die Höhle darauf wurde den Hetitern abgekauft.

33 Als Jakob seinen Söhnen den letzten Auftrag erteilt hatte, zog er seine Füße auf das Bett zurück. Dann verschied er und wurde zu seinen Vorfahren versammelt.

 

Kapitel 50: Jakobs Begräbnis

1 Josef warf sich über seinen Vater, weinte über ihn gebeugt und küßte ihn.

2 Dann befahl Josef den Ärzten, die in seinem Dienst standen, seinen Vater einzubalsamieren. So balsamierten die Ärzte Israel ein.

3 Darüber vergingen vierzig Tage, denn soviel Zeit ist zum Einbalsamieren erforderlich. Die Ägypter hielten um ihn 70 Tage lang die Totenklage.

4 Als die Trauerzeit vorüber war, sagte Josef zu den Hofbeamten des Pharao: "Wenn ich bei euch Gnade gefunden haben, so legt für mich ein Wort beim Pharao ein.

5 Mein Vater hat mir einen Eid abgenommen und zu mir gesagt: Siehe, ich muß sterben! In meinem Grab, das ich mir in Kanaan angelegt habe, sollst du mich beisetzen. Daher möchte ich fortziehen, meinen Vater zu bestatten; dann kehre ich wieder zurück.

6 Der Pharao sagte: "Ziehe hin und bestatte deinen Vater, wie er dich schwören ließ!"

7 So zog Josef hin, seinen Vater zu begraben, und mit ihm zogen alle Diener des Pharao, seine Ersten Beamten und alle Würdenträger von Ägypten;

8 ferner alle Angehörigen Josefs, seine Brüder und das Hausgesinde seines Vaters. Nur ihre Frauen und Kinder und ihre Schafe und Rinder ließen sie im Land Goschen.

9 Ebenso zogen Wagen und Reiter mit ihm, so daß es ein ganz gewaltiger Zug war.

10 Als sie nun nach Goren-Atad jenseits des Jordan gekommen waren, hielten sie dort eine große und sehr feierliche Totenklage. Er veranstaltete für seinen Vater eine siebentägige Trauerfeier.

11 Als die Bewohner des Landes, die Kanaaniter, die Trauerfeier zu Goren-Atad sahen, sagten sie: "Da findet eine große Totenfeier der Ägypter statt." Darum gab man dem Ort den Namen Abel-Mizrajim (Ägyptertrauer); er liegt jenseits des Jordan.

12 Seine Söhne taten ihm also, wie er ihnen befohlen hatte.

13 Seine Söhne brachten ihn nämlich nach Kanaan und begruben ihn in der Höhle auf dem Grundstück Machpela, auf dem Grundstück, das Abraham zum Erbbegräbnis von dem Hetiter Efron erworben hatte, östlich von Mamre.

14 Nachdem Josef seinen Vater bestattet hatte, kehrte er wieder nach Ägypten zurück, er und seine Brüder und alle, die zur Bestattung seines Vaters mit ihm hingezogen waren.

 

Gott ist es, der alles lenkt

15 Die Brüder Josefs aber fürchteten sich, als ihr Vater gestorben war und sagten: "Wie nun, wenn Josef sich feindlich gegen uns zeigen und uns all das Böse vergelten würde, das wir ihm angetan?"

16 Darum sandten sie zu Josef und ließen ihm sagen: "Dein Vater hat vor seinem Tod folgende Anordnung gegeben:

17 So sollt ihr zu Josef sagen: Ach, vergib doch deinen Brüdern ihr Vergehen und ihre Sünde, daß sie dir Böses zugefügt haben! Verzeihe uns doch jetzt unser Vergehen! Wir verehren ja den Gott deines Vaters!" – Als sie ihm dies sagen ließen, weinte Josef.

18 Dann gingen seine Brüder selbst hin, fielen vor ihm nieder und sagten: "Siehe, wir sind dir leibeigen!"

19 Doch Josef wehrte ihnen: "Seid ohne Furcht! Stehe ich denn an Gottes Statt?

20 Ihr freilich hattet Böses gegen mich im Sinn, Gott aber lenkte es zum Guten, um das zu vollführen, was jetzt offenkundig ist, um viele Menschen am Leben zu erhalten.

21 Seid jetzt ohne Furcht! Ich sorge für euch und eure Frauen und Kinder!" – So tröstete er sie und redete ihnen freundlich zu.

 

Josefs letzter Wille und Tod

22 Josef blieb nun in Ägypten wohnen, er und die Familie seines Vaters. Josef wurde 110 Jahre alt.

23 Von Efraim sah Josef Urenkel; auch die Söhne Machirs, des Sohnes Manasses, wurden noch zu Lebzeiten Josefs geboren.

24 Eines Tages sagte Josef zu seinen Brüdern: "Ich muß nun sterben, aber Gott wird sich euer gewiß annehmen und euch aus diesem Land in das Land führen, das er Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat."

25 Da ließ Josef die Söhne Israels schwören und sagte: "Wenn Gott sich dereinst euer gnädig annimmt, so nehmt meine Gebeine von hier mit!"

26 Dann starb Josef, 110 Jahre alt. Man balsamierte ihn ein und legte ihn in Ägypten in einen Sarg.