Das Buch Jesaja

I. Teil: Die Schrift des 'Ersten (Proto-)' Jesaja

Kapitel 1: Gott, der Heilige Israels

Gottes Gericht über sein unheiliges Volk

1 Vision des Jesaja, des Sohnes des Amoz, die er über Juda und Jerusalem schaute in den Tagen der Könige von Juda: Usija, Jotam, Ahas und Hiskija.

2 Hört, ihr Himmel! Horch auf, du Erde! Denn der Herr hat gesprochen: "Kinder habe ich großgezogen und hochgebracht. Sie aber sind mir untreu geworden.

3 Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn. Nur Israel hat keine Erkenntnis, mein Volk keine Einsicht!"

4 Wehe, sündiges Geschlecht, schuldbeladenes Volk, Brut von Frevlern, entartete Kinder! Sie haben den Herrn verlassen, gelästert den Heiligen Israels, ihm den Rücken gekehrt.

5 Worauf noch soll man euch schlagen, da ihr den Abfall fortsetzt? Ganz krank ist das Haupt. Ganz siech ist das Herz.

 

Folgen des Abfalls von Gott

6 Vom Fuß bis zum Scheitel ist nichts daran heil – nur Beulen, Striemen und frische Wunden. Man hat sie nicht ausgedrückt, nicht verbunden, nicht gelindert mit Öl.

7 Euer Land ward zur Wüste. Eure Städte wurden vom Feuer verzehrt. Eure Äcker: Fremde zehren davon vor euren Augen. Eine Wüste ist es wie bei Sodoms Zerstörung.

8 Nur die Tochter Zion blieb übrig, wie eine Hütte im Weinberg, wie ein Wachthaus im Gurkenfeld, wie ein Wachtturm.

9 Ja, hätte der Herr der Heerscharen uns nicht einen Rest gelassen: Wir wären fast wie Sodom, wir glichen Gomorra!

 

Wertlosigkeit des Opferdienstes ohne die rechte Gesinnung

10 Hört doch das Wort des Herrn, ihr Fürsten von Sodom! Vernimm unseres Gottes Weisung, du Volk von Gomorra!

11 "Was soll mir eurer Schlachtopfer Menge?", spricht der Herr. "Satt bin ich der Opfer von Widdern, des Fettes der Kälber. Das Blut von Stieren, von Lämmern und Böcken mag ich nicht mehr.

12 Wenn ihr kommt, vor mir zu erscheinen: wer verlangt von euch, daß meine Vorhöfe ihr zerstampft?

13 Bringt nicht mehr wertlose Opfer dar! Räucherwerk ist mir ein Greuel Neumond und Sabbat, Aufruf zu festlicher Feier – ich ertrage es nicht: Frevel und Fest.

14 Meine Seele haßt eure Neumonde und Feste. Sie sind mir zur Last. Ich bin es müde, sie zu ertragen.

15 Breitet ihr eure Hände aus, so verschließe ich vor euch meine Augen, und wenn ihr noch soviel betet, ich höre euch nicht: Voller Blut sind eure Hände!

 

Der Weg zur Versöhnung mit Gott

16 Wascht und reinigt euch! Schafft weg eure bösen Taten aus meinen Augen! Laßt ab, Frevel zu tun!

17 Lernt Gutes tun! Strebt nach dem Rechten! Helft dem Bedrückten! Schafft Recht der Waise! Führt den Rechtsstreit der Witwe!"

18 "Wohlan, laßt uns rechten!", spricht der Herr. "Wenn eure Sünden auch rot sind wie Scharlach, weiß sollen sie werden wie Schnee. Wenn sie auch rot sind wie Purpur, weiß sollen sie werden wie Wolle!

19 Seid ihr willig und hört, sollt ihr die Güter des Landes verzehren.

20 Doch weigert ihr euch und trotzt, wird euch das Schwert fressen!" – Wahrlich, der Mund des Herrn hat gesprochen.

 

Klage des Propheten

21 Ach, wie ist zur Dirne geworden die treue Stadt, die voll war des Rechtes! Einst wohnte Gerechtigkeit darin, und jetzt wohnen hier Mörder!

22 Zu Schlacken ist dein Silber geworden, mit Wasser gefälscht dein Wein.

23 Aufrührer sind deine Fürsten, Genossen von Dieben. Bestechung lieben sie insgesamt und jagen dem Geld nach. Sie schaffen der Waise kein Recht. Der Witwe Rechtsstreit kommt nicht vor sie.

 

Gottes Straf- und Läuterungsgericht

24 Darum spricht der Allmächtige, der Heerscharen Herr, Israels starker Gott: "Ha, ich will mich laben an meinen Feinden, mich rächen an meinen Widersachern!

25 Meine Hand will ich gegen dich kehren! Läutern will ich wie mit Laugensalz deine Schlacken und ausscheiden all dein Blei.

 

Tröstlicher Ausblick in die Zukunft

26 Richter will ich dir wieder geben wie ehedem und Räte wie am Anfang. Dann wird man dich wieder 'Stadt der Gerechtigkeit', 'Treue Stadt' nennen.

27 Durch rechtes Tun wird Zion errettet, durch Gerechtigkeit seine Bekehrten."

 

Untergang der Götzendiener

28 Doch die Abtrünnigen und Sünder trifft insgesamt das Verderben. Die den Herrn verlassen, gehen zugrunde.

29 Denn zuschanden sollen sie werden wegen der Terebinthen, die ihr liebt. Ihr werdet euch schämen müssen wegen der Haine, die ihr so gern habt.

30 Denn ihr sollt werden wie eine Terebinthe, deren Blätter welken, wie ein Hain ohne Wasser.

31 Zu Werg wird der Starke und zum Funken sein Schnitzbild. Beide verbrennen zusammen, und niemand löscht.

 

Kapitel 2: Bilder von Heil und Unheil

1 Offenbarung, die Jesaja, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem empfing.

 

Ein prophetisches Bild der künftigen Heilszeit

2 Am Ende der Tage wird es geschehen, daß der Berg mit dem Haus des Herrn festgegründet dasteht als höchster der Berge, erhaben über die Höhen.

3 Dann strömen zu ihm alle Völker zusammen. Viele Nationen wallen dorthin und sprechen: "Kommt, laßt uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs! Er lehre uns seine Wege! Wandeln wollen wir auf seinen Pfaden!" Denn die Lehre geht aus von Zion und das Wort des Herrn von Jerusalem.

4 Er richtet unter den Völkern, spricht vielen Nationen Recht. Zu Pflugscharen schmieden sie um ihre Schwerter, ihre Lanzen zu Winzermessern. Nicht mehr hebt Volk gegen Volk das Schwert. Man lernt nicht mehr für den Krieg.

5 Wohlan, Haus Jakobs! Laßt uns wandeln im Licht des Herrn!

 

Ein trauriges Bild der heillosen Gegenwart

Durch Wohlleben und Götzendienst erniedrigt sich das Volk selbst

6 Du hast ja verstoßen dein Volk, das Haus Jakobs; denn voll sind sie von Wahrsagern aus dem Osten, von Zauberern wie die Philister. Hand in Hand gehen sie mit den Fremden.

7 Voll ist ihr Land von Silber und Gold. Endlos sind ihre Schätze. Voll ist ihr Land von Pferden. Zahllos sind ihre Wagen.

8 Voll ist ihr Land von Götzen. Sie beten das Werk ihrer Hände an, das, was ihre Finger verfertigt.

9 Es beugt sich der Mensch, es erniedrigt sich der Mann. Du wirst ihnen nicht verzeihen.

 

Gott wird das Volk durch sein Gericht erniedrigen

10 Krieche in die Felsenhöhlen! Birg dich im Staub vor dem Schreckensanblick des Herrn, vor seiner erhabenen Hoheit!

11 Beugen wird sich der Hochmut der Menschen. Erniedrigt wird die Hoffart der Männer. Nur der Herr ist erhaben an jenem Tag.

12 Denn einen Gerichtstag wird halten der Herr der Heerscharen über alles Stolze und Hohe und alles Erhabene, daß es erniedrigt werde.

13 Über alle stolzragenden Zedern des Libanon und über alle Eichen von Baschan,

14 über alle hohen Berge und über alle ragenden Hügel,

15 über jeden hohen Turm und jede feste Mauer,

16 über alle Tarschisch-Schiffe und über jedes kostbare Fahrzeug.

17 Gebeugt wird dann der Hochmut der Menschen. Erniedrigt wird die Hoffart der Männer. Nur der Herr ist erhaben an jenem Tag.

 

Vernichtung der Götzen

18 Die Götzen aber schwinden alle dahin!

19 Man wird sich verkriechen in Felsenhöhlen, in die Klüfte der Erde, vor dem Schreckensanblick des Herrn, vor seiner erhabenen Hoheit, wenn er aufsteht, die Erde zu schrecken.

20 An jenem Tag wird der Mensch seine Götzen, die er sich aus Silber und Gold gemacht, um sie anzubeten, den Ratten und Fledermäusen hinwerfen

21 und sich verkriechen in Felsenspalten und Bergesklüften vor dem Schreckensanblick des Herrn, vor seiner erhabenen Hoheit, wenn er aufsteht, die Erde zu schrecken.

22 [Sagt euch doch los von den Menschen, in deren Nase nur ein Hauch ist! Wie wenig sind sie zu achten! ]

 

Kapitel 3: Auflösung der staatlichen Ordnung

1 Seht, der Allmächtige, der Heerscharen Herr, nimmt aus Jerusalem und Juda Stab und Stütze hinweg: jede Stütze an Brot, jede Stütze an Wasser,

2 den Helden und den Kriegsmann, den Richter und den Propheten, den Wahrsager und den Ältesten,

3 den Hauptmann und den Mann von Ansehen, den Ratsherrn, den Meister in Künsten und den Zauberkundigen.

4 "Ich mache Knaben zu ihren Fürsten. Mutwillige Buben sollen über sie herrschen."

5 Da drängt sich das Volk, Mann gegen Mann, und einer gegen den anderen. Der Jüngling herrscht den Greis an, der Ehrlose den Gerechten.

6 Dann packt einer den Bruder im Haus seines Vaters an: "Du hast noch ein Obergewand, du mußt unser Fürst sein und herrschen über diesen Trümmerhaufen!" –

7 und laut ruft der an jenem Tag aus: "Ich mag nicht Wundarzt sein. In meinem Haus ist weder Brot noch Kleidung. Ihr dürft mich nicht machen zum Fürsten über das Volk!"

 

Der Grund des Zusammenbruchs

8 In Trümmer wird Jerusalem sinken, zusammenbrechen wird Juda, weil gegen den Herrn ihre Zungen und Taten sich richten, seinen hehren Augen zu trotzen.

9 Ihres Antlitzes Aussehen legt Zeugnis gegen sie ab. Wie zu Sodom sprechen sie offen von ihrer Sünde. Wehe ihnen! Denn sich selber fügen sie Unheil zu!

10 Heil dem Gerechten! Denn wohl geht es ihm: er wird ernten den Lohn seiner Taten.

11 Wehe dem Frevler! Böse ergeht es ihm; denn ihm wird vergolten das Tun seiner Hände.

12 Mein Volk! Buben sind seine Gebieter, Wucherer beherrschen es. Mein Volk! Verführer sind deine Führer, den Lauf deiner Pfade verwirren sie!

 

Die Anklage Gottes

13 Zum Gericht erhebt sich der Herr. Er steht da, die Völker zu richten.

14 Ins Gericht geht der Herr mit den Ältesten seines Volkes und mit seinen Fürsten: "Abgeweidet habt ihr den Weinberg! In euren Häusern ist der Armen geraubtes Gut.

15 Wie kommt ihr dazu, mein Volk zu zertreten, zu zermalmen den Armen?" – Spruch des allmächtigen Herrn der Heerscharen.

 

Gegen den Luxus der Frauen

16 Es spricht der Herr: "Hoffärtig sind Zions Töchter. Sie gehen einher mit gerecktem Hals und werfen lüsterne Blicke. Mit klirrenden Fußspangen trippeln sie tänzelnd dahin."

17 Darum wird der Allmächtige kahl machen den Scheitel der Töchter Zions. Schmach und Schande wird der Herr über sie bringen.

18 An jenem Tag wird der Allmächtige abreißen den Schmuck: die Fußspangen, Stirnbänder und Halbmonde,

19 die Ohrgehänge, Armkettchen und Schleier,

20 den Kopfputz, die Schrittkettchen und Prachtgürtel, die Riechfläschchen und Amulette,

21 die Fingerringe und Nasenringe,

22 die Feierkleider und Mäntel, die Umschlagtücher und Täschchen,

23 die Spiegel, die feinen Hemdchen, die Stirnbinden und Schleier.

24 Dann gibt es statt Balsamduft Modergeruch, statt des Gürtels den Strick, statt des Haargekräusels den Kahlkopf, statt der Festtagskleider Sacktuch, statt Schönheit Schande.

25 Deine Krieger werden durchs Schwert fallen, deine Helden im Kampf.

26 Ihre Tore klagen und trauern. Ausgeplündert sitzt sie am Boden.

 

Kapitel 4:

1 An jenem Tag werden sieben Frauen sich klammern an einen Mann, und sie werden sprechen: "Wir werden uns selber nähren und kleiden. Nur laß uns deinen Namen führen! Nimm weg unsere Schande!"

 

Der geläuterte 'Rest'

2 An jenem Tag wird der Sproß des Herrn zur Zierde und Ehre, und die Frucht der Erde zum Stolz und zum Ruhm sein für die, die gerettet wurden aus Israel.

3 Wer dann in Zion noch übriggeblieben und am Leben noch ist in Jerusalem, wird heilig heißen, ein jeder, der in Jerusalem eingeschrieben ist zum Leben.

4 Wenn der Allmächtige abgewaschen den Unrat der Töchter Zions und aus seiner Mitte getilgt hat die Blutschuld Jerusalems durch den Geist des Gerichtes, durch der Läuterung Geist:

5 Dann wird der Herr über des Berges Zion ganzen Raum, über seinen Versammlungen eine Wolke erschaffen für den Tag, und Rauch, Glanz und loderndes Feuer für die Nacht. Ja, ein Schirmdach wird sein die Herrlichkeit des Herrn.

6 Und eine Hütte wird da sein, Schatten zu spenden bei Tag vor der Hitze, zum Schutz und Obdach vor Ungewitter und Regen.

 

Kapitel 5: Das Weinberglied

Gottes Liebe zu seinem Volk und dessen Undank

1 Singen will ich von meinem Freund, das Lied meines Freundes von seinem Weinberg!: Einen Weinberg hatte mein Freund an fruchtbarer Höhe.

2 Er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte Edelreben darin. Er baute mitten darin einen Turm und hieb auch aus in ihm eine Kelter. Er hoffte, daß Trauben er trüge; doch brachte er Herlinge nur.

3 "Und nun, ihr Bewohner Jerusalems, Männer aus Juda, richtet zwischen mir und meinem Weinberg!

4 Was war noch zu tun für meinen Weinberg, und ich hätte es ihm nicht getan? Durfte ich nicht hoffen, daß süße Trauben er trüge? Warum nur saure Trauben brachte er?

5 So will ich denn jetzt euch kundtun, was ich mit meinem Weinberg tu': Wegreißen will ich seine Umhegung, daß er zur Weide werde! Niederreißen will ich seine Mauer, daß er zertreten werde.

6 Zur Öde will ich ihn machen. Nicht beschnitten soll er werden, nicht umgegraben. Nur Disteln und Dornen sollen wachsen in ihm, und den Wolken will ich gebieten, ihn mit Regen nicht zu benetzen."

7 Denn das Haus Israel ist der Weinberg des Herrn der Heerscharen, und die Männer von Juda sind seiner Wonne Pflanzung. Er hoffte auf rechtes Tun, und siehe da: schlechtes – auf Gerechtigkeit, und siehe da: Rechtlosigkeit!

 

Wehruf über die Habsüchtigen

8 Wehe, die ihr Haus an Haus reiht, Feld fügt an Feld, bis kein Raum mehr ist und im Land ihr die alleinigen Grundherren geworden!

9 In meinen Ohren klingt des Herrn der Heerscharen Wort: "Wahrlich, viele Häuser sollen veröden, so groß und so schön sie sind: menschenleer sollen sie werden!

10 Denn zehn Joch Rebland bringen ein Bat Wein und ein Hómer Aussaat liefert ein Efa Korn."

 

Wehruf über die Zecher und Schlemmer

11 Wehe, die ihr früh am Morgen der Trunkenheit frönt und bis spät in die Nacht hinein sitzt und vom Wein glüht!

12 Zither und Harfe, Pauke und Flöte und Wein sind bei euren Gelagen. Doch das Walten des Herrn beachtet ihr nicht und seht nicht das Werk seiner Hände.

13 Darum muß in Gefangenschaft wandern mein Volk aus Mangel an Einsicht. Aufgerieben vom Hunger sind seine Edlen, und seine Menge verschmachtet vor Durst.

14 Seinen gierigen Rachen sperrt weit auf die Unterwelt, auf reißt es über alle Maßen den Schlund. Und hinab fährt seine Pracht, seine lärmende Menge und wer darin jauchzt.

15 So wird gebeugt der Mensch, gedemütigt der Mann. Es senken sich die Augen der Stolzen.

16 Erhöht aber wird im Gericht der Heerscharen Herr, und Gott, der Heilige, wird in Gerechtigkeit sich heilig erweisen.

17 Dann werden dort Lämmer weiden, als wäre es ihre Trift, und die Trümmerstätten der Edlen grasen ab die Widder.

 

Wehruf über die ungläubigen Spötter

18 Wehe, die ihr die Strafe herbeizieht mit Stricken der Torheit, wie mit dem Wagenseil die Vergeltung!

19 Die ihr sagt: "Es möge doch eilen, rasch möge kommen sein Werk, damit wir es sehen! Es möge doch nahen, es treffe doch ein der Ratschluß des Heiligen Israels, daß wir ihn kennen!"

 

Wehruf über die Verkehrung der sittlichen Grundbegriffe

20 Wehe, die ihr Böses gut und Gutes böse nennt! Die ihr Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis, Bitteres zu Süßem und Süßes zu Bitterem macht!

 

Wehruf über die Selbstklugen

21 Wehe, die ihr weise seid in euren eigenen Augen, klug vor euch selber!

Wehruf über die schlechten Richter

22 Wehe, die ihr Helden im Weintrinken seid und tapfer, wo es gilt, berauschenden Trank zu mischen!

23 Die ihr den Schuldigen für Geschenke freisprecht, doch dem, der recht hat, sein Recht entzieht!

 

Die Assyrer werden Gottes Strafgericht vollstrecken

24 Darum: wie des Feuers Zunge die Stoppeln frißt und Heu in der Flamme zusammensinkt, soll ihre Wurzel wie Moder werden, ihre Blüte verfliegen wie Staub. Denn sie haben verworfen das Gesetz des Herrn der Heerscharen und gelästert das Wort des Heiligen Israels.

25 Darum ist der Zorn des Herrn gegen sein Volk entbrannt. Er hat seine Hand gegen es ausgestreckt, es geschlagen, daß die Berge erbebten und daß die Leichen auf den Gassen lagen wie Kehricht. Bei alledem läßt sein Zorn nicht nach, und ausgestreckt bleibt noch immer sein Arm.

26 Aufrichten wird er dem Volk in der Ferne ein Banner und es herbeilocken von den Enden der Erde. Und siehe, schnell und eilig kommt es herbei.

27 Kein Müder ist darunter, kein Matter. Keiner schlummert und keiner schläft. Keinem löst sich der Gurt seiner Hüften. Keinem reißt der Riemen seiner Schuhe.

28 Seine Pfeile sind scharf, und gespannt sind all seine Bogen. Wie Kiesel sind die Hufe seiner Pferde, dem Wirbelwind gleichen seine Räder.

29 Sein Brüllen ist dem der Löwin gleich. Er brüllt wie ein junger Löwe. Er knurrt, packt die Beute und hält sie fest. Und retten kann keiner.

30 An jenem Tag braust es über Juda wie Meeresbrausen. Und blickt man hin auf das Land: siehe, da ist angstvolle Finsternis, und das Licht ist durch Wolken verdunkelt!

 

Kapitel 6: Berufung und Sendung

Die Gottesvision im Tempel

1 Im Todesjahr des Königs Usija sah ich den Herrn auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen. Seine Schleppe füllte den Tempel.

2 Serafim schwebten über ihm. Ein jeder hatte sechs Flügel: Mit zweien bedeckte er sein Antlitz, mit zweien seine Füße und mit zweien hielt er sich schwebend.

3 Einer rief dem anderen zu: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen! Die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit!"

4 Und es erbebten die Grundfesten der Türschwellen bei dem lauten Ruf, und das Haus ward mit Rauch erfüllt.

 

Der Prophet vor dem heiligen Gott

5 Da rief ich: "Weh mir! Ich bin verloren, denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich und bei einem Volk mit unreinen Lippen wohne ich. Und nun habe ich mit eigenen Augen den König geschaut, den Herrn der Heerscharen!"

6 Da flog einer der Serafim auf mich zu, in der Hand eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte.

7 Er berührte damit meinen Mund und sprach: "Siehe, dies berührt deine Lippen: Deine Schuld ist geschwunden, deine Sünde getilgt!"

 

Der Prophet: Gottes Bote für Unheil und Heil

8 Und ich hörte die Stimme des Allmächtigen, der sprach: "Wen soll ich senden? Wer geht in unserem Auftrag?" – Ich antwortete: "Hier bin ich. Sende mich!"

9 Er sagte: "Geh, sag diesem Volk: Hört nur, hört, doch versteht nicht! Seht nur, seht, doch erkennt nicht!

10 Verstocke das Herz dieses Volkes! Mache taub seine Ohren! Mache blind seine Augen! Damit es nicht sehe mit seinen Augen, noch höre mit seinen Ohren, sein Herz nicht Erkenntnis gewinne, sich nicht bekehre und Heilung finde!"

11 Ich fragte: "Wie lange, Allmächtiger?" Er gab mir zur Antwort: "Bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner, ohne Menschen die Häuser, zur Öde geworden das Land. –

12 Bis der Herr in die Ferne vertrieben hat die Menschen und im Land sich ausgebreitet hat die Verödung.

13 Ja, lebte noch ein Zehntel darin, soll auch dies der Vernichtung verfallen, wie beim Terebinthenbaum, wie bei der Eiche, von denen beim Fällen nur ein Wurzelstock bleibt. [Ihr Wurzelstock ist heiliger Same.]"

 

Kapitel 7: Glaubensforderung und Glaubenszeichen

Die Glaubensforderung

1 In den Tagen des Ahas, des Sohnes Jotams, des Sohnes Usijas, des Königs von Juda, zogen der König Rezin von Aram und Pekach, der Sohn Remaljas, der König von Israel, gegen Jerusalem heran, um es zu belagern. Doch sie vermochten es nicht einzunehmen.

2 Man meldete dem Haus Davids: "Aram hat sich in Efraim gelagert." Da erbebte sein Herz und das Herz seines Volkes, gleichwie die Bäume des Waldes beben vor dem Wind.

3 Und der Herr sprach zu Jesaja: "Geh hinaus zu Ahas, du und dein Sohn Schear-Jaschub, an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches auf die Walkerfeldstraße,

4 und sage zu ihm: 'Sieh dich vor und verhalte dich ruhig! Habe keine Furcht! Dein Herz soll nicht zagen vor diesen zwei rauchenden Brandscheitstummeln, vor der Zornesglut Rezins von Aram und des Sohnes Remaljas!

5 Weil Aram und Efraim und der Sohn Remaljas gegen dich Böses sinnen und sagten:

6 Laßt uns gegen Juda ziehen, es bedrängen, es für uns erobern und in ihm den Sohn Tabeals zum König machen! –

7 darum spricht der Herr, der Allmächtige: Das soll nimmer gelingen und nimmer geschehen!

8 Nein, Arams Haupt ist Damaskus, und das Haupt von Damaskus ist Rezin. Noch 65 Jahre, und Efraim ist verwüstet, und kein Volk ist mehr da.

9 Efraims Haupt ist Samaria, und das Haupt von Samaria ist Remaljas Sohn. – Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht!'"

 

Das Glaubenszeichen

10 Und der Herr sprach weiter zu Ahas:

11 "Erbitte dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott, in der Tiefe unten oder oben in der Höhe!"

12 Ahas erwiderte: "Ich will nicht darum bitten und den Herrn nicht versuchen."

13 Da sagte Jesaja: "So hört, ihr vom Haus Davids! Ist es euch nicht genug, der Menschen Geduld zu erschöpfen, daß ihr auch noch die Geduld meines Gottes erschöpft?

 

Der 'Immanuël'

14 Darum wird der Allmächtige selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und ihn 'Immanuël' nennen.

15 Butter und Honig wird er essen, bis er versteht, das Böse zu verwerfen und zu erwählen das Gute.

16 Denn bevor noch der Knabe versteht, zu verwerfen das Böse, zu erwählen das Gute, liegt verödet das Land, vor dessen zwei Königen dir graut.

 

Die künftige Bedrückung durch die Ägypter und Assyrer

17 Der Herr wird Tage über dich, dein Volk und das Haus deines Vaters [durch Assyriens König] bringen, wie sie nicht waren, seit Efraim abfiel von Juda.

18 An jenem Tag wird es geschehen, daß der Herr der Fliege pfeift, die in Ägypten an den Mündungen des Nils sitzt, und der Biene im Land Assur.

19 Sie alle kommen und lassen sich nieder in den Talschluchten und Felsenklüften, in allen Dornhecken und auf jeglicher Weide.

20 An jenem Tag wird abscheren der Allmächtige mit dem Schermesser, das er jenseits des Eufrat gedungen, [mit dem König von Assur,] das Haupthaar und alle anderen Haare; selbst den Bart schneidet er ab.

21 An jenem Tag wird es geschehen, daß sich einer eine junge Kuh hält und zwei Schafe.

22 Und so viel Milch werden sie geben, daß man sich von Butter ernähren wird; denn Butter und Honig wird jeder essen, der übriggeblieben ist im Land.

23 An jenem Tag wird es geschehen, daß jeder Platz, wo tausend Weinstöcke im Wert von tausend Schekeln stehen, voll Dornen ist und voll Disteln.

24 Mit Pfeil und Bogen geht man dahin; denn Dornen und Disteln erfüllen das ganze Land.

25 All die Hügel, die man jetzt mit der Hacke bearbeitet, wird man nicht mehr betreten, aus Furcht vor Dornen und Disteln. Sie werden den Rindern als Weideplatz dienen und zertreten werden von Schafen."

 

Kapitel 8: Die künftige Eroberung von Damaskus und Samaria durch die Assyrer

1 Der Herr sprach weiter zu mir: "Nimm dir eine große Tafel und schreibe darauf mit Menschenschrift: 'Schnelle-Beute/Raubebald'

2 und ziehe mir zuverlässige Zeugen hinzu, nämlich den Priester Urija und Secharja, den Sohn Jeberechjas!"

3 Dann nahte ich mich der Prophetin. Sie wurde guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Da befahl mir der Herr: "Nenne ihn 'Schnelle-Beute/Raubebald'!

4 Denn bevor noch der Knabe 'Vater' und 'Mutter' rufen lernt, wird man den Reichtum von Damaskus und die Beute von Samaria vor dem König von Assur hertragen."

5 Weiter sprach der Herr zu mir noch:

 

Die Verwüstung Judas durch die Assyrer

6 "Weil dieses Volk verachtet Schiloachs sanftströmendes Wasser und mit Rezin und dem Sohn des Remaljas hält,

7 siehe, darum wird der Allmächtige über sie herfließen lassen die gewaltigen, großen Wasser des Eufrat: Assyriens König und seine ganze Macht. Er wird all seine Kanäle überfluten, über all seine Ufer treten.

8 Er wird sich ergießen durch Juda, es überschwemmen und überfluten, bis er zum Hals reicht. Seine ausgebreiteten Schwingen werden die Breite deines Landes füllen, o Immanuël.

 

Trotz allem aber: Gott ist mit uns!

9 Tobt nur ihr Völker – und zagt! Horcht auf, alle Fernen der Erde! Rüstet euch! – Zagt! Rüstet euch! – Zagt!

10 Faßt einen Plan – er wird doch zunichte! Faßt einen Beschluß – er kommt doch nicht zustande! Denn Gott ist mit uns!"

11 Denn so sprach der Herr zu mir, als seine Hand schwer auf mir lag und er mich ermahnte, nicht auf dem Weg dieses Volkes zu wandeln:

 

Warnung vor Mißtrauen Gott gegenüber

12 "Nennt nicht Verschwörung all das, was dieses Volk Verschwörung nennt; und vor dem, was es fürchtet, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht!

13 Den Herrn der Heerscharen, ihn haltet heilig! Er sei euch Furcht und er sei euch Schrecken!

14 Er wird für euch werden zum Heiligtum; aber zum Stein des Anstoßes, zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israels, zur Schlinge und zum Fallstrick für die Bewohner Jerusalems.

15 Viele von ihnen straucheln und kommen zu Fall, werden zerschmettert, verstrickt und gefangen."

 

Mahnung zum Vertrauen auf Gottes Wort

16 Ich will das Zeugnis zusammenbinden, die Offenbarung versiegeln durch meine Jünger.

17 Ich will harren des Herrn, der sein Antlitz verbirgt vor dem Haus Jakobs, und will auf ihn hoffen.

18 Seht, ich und die Kinder, die der Herr mir geschenkt, wir sind zu Zeichen und Vorbedeutungen in Israel bestellt vom Herrn der Heerscharen, der da wohnt auf dem Berg Zion.

 

Strafe des Unglaubens

19 Doch wenn man euch sagt: "Fragt doch die Totengeister, die Wahrsagegeister, die flüstern und murmeln!", so entgegnet: "Soll ein Volk nicht anfragen bei seinem Gott? Soll es für Lebende anfragen bei den Toten?" –

20 Hin zum Gesetz und zur Offenbarung! Denn wer so spricht, für den gibt es kein Morgenrot mehr!

21 Er wandert umher, bekümmert und hungrig. Und wenn es ihn hungert, gerät er in Zorn und verflucht seinen König und Gott! Er wendet sich nach oben

22 und schaut nieder zur Erde – aber überall sieht er nur Bedrängnis und Finsternis, angstvolles Dunkel.

 

Das Friedensreich des 'Immanuël'

23 Doch zerstreut wird die Finsternis. Das Land, wo jetzt Drangsal herrscht, wird nicht umnachtet bleiben. In der ersten Zeit hat er Schmach angetan dem Land Sebulon und dem Land Naftali. Doch in der letzten Zeit bringt er zu Ehren die Straße am See, das Land jenseits des Jordan, den Bezirk der Heiden.

 

Kapitel 9:

1 Das Volk, das in Finsternis wandelt, schaut ein großes Licht; über denen, die im finsteren Land wohnen, erstrahlt ein Licht.

2 Du schenkst reichen Jubel und läßt sich mehren die Freude. Man freut sich vor dir, wie man sich freut in der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.

3 Denn du zerbrichst seines Joches Last, seines Nackens Stäbe, seines Treibers Stock wie einst am Tag von Midian.

4 Jeder dröhnend auftretende Stiefel und der Mantel, vom Blut getränkt, wird verbrannt und zum Raub der Flammen.

5 Denn ein Kind wird uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft ruht auf seinen Schultern. 'Wunder von Ratgeber', lautet sein Name, 'Starker Gott', 'Vater auf ewig', 'Friedensfürst'.

6 Sein ist die Fülle der Herrschaft. Der Friede nimmt nimmer ein Ende. Herrschen wird er auf Davids Thron und über sein Reich. Festigen wird er es und stützen durch Recht und Gerechtigkeit von nun an in Ewigkeit. Des Herrn der Heerscharen Eifer wird solches vollbringen.

 

Wachsende Verstocktheit trotz aller Strafen

Fruchtlose Züchtigungen durch die Feinde

7 Ein Wort hat der Allmächtige gegen Jakob entsandt. In Israel wird es niederfallen.

8 Kund wird es werden dem ganzen Volk, Efraim und Samarias Bewohnern, die in Hochmut und Hoffart sagen:

9 "Ziegelsteine sind eingestürzt, doch nun bauen wir mit Quadern. Maulbeerbäume wurden gefällt, doch Zedern setzen wir an ihre Stelle."

10 Doch der Herr gab Rezins Gegnern die Übermacht über sie und stachelte ihre Feinde an:

11 Aram im Osten, die Philister im Westen. Mit vollem Mund fraßen sie Israel. Bei alledem ließ sein Zorn nicht nach, und ausgestreckt blieb noch immer sein Arm.

 

Die fortdauernde Verstocktheit trotz aller Kriegsnöte

12 Doch das Volk bekehrte sich nicht zu dem, der es schlug. Nach dem Herrn der Heerscharen fragte es nicht.

13 Darum hieb der Herr beides von Israel ab, Haupt und Schweif, Palmzweig und Binse an einem Tag. –

14 Die Ältesten und Hochangesehenen, die sind das Haupt; und die Propheten, die Lügen lehren, die sind der Schweif. –

15 Die Führer dieses Volkes sind Irreführer, und die sich führen ließen von ihnen, sind dem Verderben geweiht.

16 Darum schonte der Allmächtige ihre Jünglinge nicht und erbarmte sich nicht ihrer Witwen und Waisen. Denn sie alle sind gottlos und böse, und jeder Mund redet Torheit. Bei alledem ließ sein Zorn nicht nach, und ausgestreckt blieb noch immer sein Arm.

 

Die inneren Parteikämpfe als Strafen der Sünden

17 Denn die Gottlosigkeit brannte wie Feuer, das Dornen und Disteln verzehrt und das Dickicht des Waldes entzündet, so daß es in Rauchsäulen aufgeht.

18 Durch des Herrn der Heerscharen Grimm wurde das Land verbrannt, und das Volk zum Raub der Flammen. Keiner schonte den anderen.

19 Man verschlang zur Rechten und blieb doch hungrig; man fraß zur Linken und ward doch nicht satt. Jeder verzehrte das Fleisch seines Nächsten:

20 Manasse den Efraim, Efraim den Manasse. Und beide fielen vereint her über Juda. – Bei alledem ließ sein Zorn nicht nach, und ausgestreckt blieb noch immer sein Arm.

 

Kapitel 10: Tod und Gefangenschaft als Strafe für die frevlerischen Volksführer

1 Wehe denen, die Gesetze voll Unheil erlassen, den Schreibern, die drückende Weisungen schreiben,

2 um vom rechten Weg abzudrängen den Niederen, das Recht zu rauben den Armen meines Volkes, damit zur Beute ihnen werden die Witwen, daß sie ausplündern können die Waisen!

3 Was wollt ihr am Tag der Heimsuchung tun, beim Unwetter, das in der Ferne heraufzieht? Zu wem wollt ihr fliehen, um Hilfe zu finden, wo lassen euren Reichtum?

4 Es bleibt nichts übrig, als sich zu beugen unter Gefangenen, hinzusinken unter Erschlagenen. Bei alledem ließ sein Zorn nicht nach, und ausgestreckt blieb noch immer sein Arm.

 

Assyriens, des Zuchtmeisters Israels, Sturz

Assyriens Übermut

5 Wehe über Assur: Meines Zornes Rute, meines Grimmes Stock in meiner Hand!

6 Gegen ein gottloses Volk sende ich ihn; gegen das Volk, dem ich zürne, entbiete ich ihn, auf daß er Beute mache und Raub sich hole und es zertrete wie Kot in der Gasse.

7 Er aber faßt es nicht so auf; sein Sinn meint es nicht so. Nein, nur Vernichtung hat er im Sinn, auszurotten nicht wenige Völker.

8 Denn er sagt: "Sind nicht Könige all meine Fürsten?

9 Ist es nicht Kalne wie Karkemisch ergangen? Nicht Hamat wie Arpad? Nicht Samaria wie Damaskus?

10 Wie meine Hand die Königreiche der Götter getroffen, deren Götterbilder mächtiger waren als die von Jerusalem und Samaria –

11 sollte ich da nicht, wie ich an Samaria und seinen Göttern getan, so auch an Jerusalem tun mitsamt seinen Göttern?"

 

Strafurteil über Assyrien

12 Doch hat der Allmächtige auf dem Zionsberg und in Jerusalem sein ganzes Werk vollendet, ahndet er des Assurkönigs hoffärtiges Tun und seiner Augen hochmütiges Prunken.

13 Denn der sprach: "Durch die Kraft meiner Hände habe ich es vollführt und durch meine Weisheit, weil ich so klug bin. Ich habe beseitigt die Grenzen der Völker, habe ihre Schätze geplündert, ihre stolzen Herrscher in den Staub gestoßen.

14 Meine Hand ergriff wie ein Nest den Reichtum der Völker. Wie man verlassene Eier nimmt, so habe ich die ganze Erde eingerafft; und keiner war, der die Flügel regte, den Schnabel auftat und zu zwitschern wagte."

15 Brüstet sich die Axt gegen den, der damit haut? Tut die Säge groß gegen den, der sie zieht? Als schwänge der Stecken den, der ihn aufhebt! Als höbe ein Stock den auf, der nicht von Holz ist!

16 Darum wird der allmächtige Herr der Heerscharen unter seine Starken die Schwindsucht senden, und unter seiner Herrlichkeit wird ein Brand entbrennen wie Feuerbrand.

17 Und Israels Licht wird zum Feuer werden und sein Heiliger zur Flamme, die seine Dornen und Disteln verbrennt und an einem Tag dahinrafft.

18 Und seine herrlichen Wälder und Gärten wird er mit Stumpf und Stil vernichten. Es wird sein, wie wenn ein Siecher dahinsiecht.

19 Leicht kann man den Rest seiner Waldbäume zählen; aufschreiben kann sie ein Knabe.

 

Rettung des bekehrten Restes aus Israel

20 An jenem Tag aber wird es geschehen: da wird Israels Rest und, wer vom Haus Jakobs entronnen, sich nicht mehr stützen auf den, der sie schlug, sondern in Treue sich stützen auf den Herrn, den Heiligen Israels.

21 Ein Rest wird sich bekehren zum starken Gott, ein Rest von Jakob.

22 Und wäre dein Volk, Israel, wie des Meeres Sand: nur ein Rest von ihm wird sich bekehren. Vernichtung ist beschlossen. Gerechtigkeit führt sie herbei.

23 Denn festbeschlossene Vernichtung wird der allmächtige Herr der Heerscharen vollziehen auf der ganzen Erde.

 

Vernichtung des gegen Jerusalem heranziehenden Feindes

24 Darum spricht der allmächtige Herr der Heerscharen: "Fürchte dich nicht, mein Volk, das in Zion wohnt, vor Assur, das dich schlägt mit dem Stock und seine Rute gegen dich hebt wie einst Ägypten.

25 Denn nur eine kurze Zeit, eine kleine Weile, dann ist zu Ende mein Grimm, und mein Zorn wird sie völlig vernichten."

26 Dann wird der Herr der Heerscharen die Geißel über sie schwingen wie damals, als er am Rabenfelsen Midian schlug. Er wird seinen Stab über das Meer erheben, wie er ihn gegen die Ägypter erhob.

27 An jenem Tag wird Assurs Last von deinem Rücken schwinden, und sein Joch wird weichen von deinem Hals.

28 Er zieht von Rimmon herauf, rückt gegen Aja, kommt durch Migron, läßt seinen Troß in Michmas zurück.

29 Sie ziehen über den Paß, bleiben zu Nacht in Geba. Rama erzittert – es flieht Gibea-Saul...

30 Laut schreie, Tochter Gallim! Lausche, Lajescha! Armes Anatot!

31 Madmena irrt umher. Gebims Bewohner ergreifen die Flucht.

32 Noch heute besetzt er Nob. Schon schwingt er seine Hand gegen den Berg der Tochter Zion, gegen den Hügel Jerusalems.

33 Doch siehe, da schlägt der allmächtige Herr der Heerscharen mit Schreckensgewalt die Äste herunter. Die Hochragenden fallen, die Hochgewachsenen sinken dahin.

34 Das Waldesdickicht fällt unter dem Eisen, der Libanon stürzt durch das Beil.

 

Kapitel 11: Heilsworte in die Zukunft

Der künftige Davidssproß

1 Doch ein Reis wird sprossen aus dem Wurzelstock Isais; ein Schößling bricht hervor aus seiner Wurzel.

2 Der Geist des Herrn wird ruhen auf ihm: der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.

3 An der Furcht des Herrn wird er sein Wohlgefallen haben. Nicht nach dem Augenschein wird er richten, nicht nach dem Hörensagen entscheiden.

4 Nein, über die Geringen wird er richten in Gerechtigkeit, Recht sprechen den Armen im Land nach Billigkeit. Er schlägt die Gewaltherren mit dem Stab seines Mundes. Mit dem Hauch seiner Lippen rafft er den Gottlosen hin.

5 Gerechtigkeit ist seiner Hüften Gürtel und Treue der Gurt seiner Lenden.

 

Das Friedensreich in der Endzeit

6 Dann wird der Wolf mit dem Lamm wohnen, der Panther beim Böcklein sich lagern. Kalb, Löwe und Schaf werden beisammen weiden. Ein kleiner Knabe vermag sie zu hüten.

7 Kuh und Bärin werden beisammen weiden. Ihre Jungen werden zusammen lagern. Und der Löwe frißt Stroh wie das Rind.

8 Am Schlupfloch der Natter wird spielen der Säugling. In der Schlange Höhle streckt das entwöhnte Kind seine Hand.

9 Nichts Böses, kein Unrecht wird man mehr tun auf meinem ganzen heiligen Berg. Denn das Land ist voll der Erkenntnis des Herrn, wie das Meer voll ist mit Wasser.

 

Erlösung und Bekehrung des Restes Israel

10 An jenem Tag steht der Wurzelsproß aus Isai da als ein Banner der Völker, ihn werden aufsuchen die Heiden, und seine Ruhestatt wird herrlich sein.

11 An jenem Tag wird der Allmächtige zum zweitenmal seine Hand ausstrecken, loszukaufen den Rest seines Volkes, der übriggelassen wurde von Assur und von Ägypten und von Patros, von Kusch, Elam, Schinar, von Hamat und von den Küsten des Meeres.

12 Aufpflanzen wird er ein Banner für die Völker, sammeln die Versprengten von Israel und zusammenbringen Judas Zerstreute von den vier Enden der Erde.

13 Verschwinden wird dann die Eifersucht Efraims. Judas Feinde werden vernichtet. Efraim wird Juda nicht mehr beneiden, und Juda wird Efraim nicht mehr bekämpfen.

 

Die Aufnahme der Heidenvölker ins Gottesreich

14 Nein, fliegen werden sie nach dem Meer auf die Schulter der Philister. Sie werden vereint ausplündern die Söhne des Ostens. Sie werden Besitz ergreifen von Edom und Moab. Die Söhne Ammons werden ihnen untertan sein.

15 Austrocknen wird der Herr Ägyptens Meereszunge und über den Eufrat in der Kraft seines Geistes schwingen seine Hand. In sieben Bäche wird er ihn zerschlagen, so daß man in Schuhen hindurchgehen kann.

16 So entsteht von Assur her eine Straße für den Rest seines Volkes, der übriggelassen wurde, wie es eine Straße für Israel gab, als es heraufzog aus dem Land Ägypten.

 

Kapitel 12: Das Danklied der Erlösten

1 An jenem Tag wirst du sprechen: "Ich preise dich, Herr! Denn hast du mir auch gezürnt, so hat doch dein Zorn sich gelegt, und du hast mich getröstet.

2 Siehe, Gott ist mein Heil! Voller Zuversicht bin ich und fürchte mich nicht. Denn Sieg und Lied ist mir der Herr; der Herr brachte mir Rettung!"

3 Mit Jubel werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heiles.

4 Ihr werdet sprechen an jenem Tag: "Dem Herrn lobsingt! Ruft seinen Namen an! Macht seine Taten den Völkern bekannt! Verkündet, daß erhaben sein Name!

5 Lobsingt dem Herrn; denn Großes hat er getan! Kund sei dies der ganzen Erde!

6 Jubelt und jauchzt, ihr Bewohner von Zion! Denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels!"

 

Kapitel 13: Gottes Gericht über die Heidenvölker

Über Babel

1 Ausspruch über Babel, den Jesaja, der Sohn des Amoz, in einer Vision empfing.

2 Richtet auf ein Banner auf kahlem Berg! Ruft laut ihnen zu! Winkt mit der Hand, daß sie einziehen in das Tor der Edlen!

3 "Ich, ich habe zusammengerufen meine Geweihten, aufgeboten zu meinem Zorngericht auch meine stolz frohlockenden Helden."

4 Horch! Lärm auf den Bergen wie von vielem Volk! Horch! Ein Brausen von Königreichen, von versammelten Völkern! – Der Herr der Heerscharen mustert ein Kriegsheer.

5 Sie kommen von fernem Land, vom Ende des Himmels: der Herr und die Werkzeuge seines Zornes, zu verheeren das ganze Land.

6 Heult, denn der Tag des Herrn ist nahe! Wie ein Blitzschlag kommt er vom Allmächtigen.

7 Schlaff werden alle Hände, verzagt jedes Menschenherz.

8 Sie sind bestürzt. Krämpfe und Wehen befallen sie. Sie winden sich wie ein Frau in den Wehen. Einer starrt auf den anderen. Von Flammenröte glühen ihre Gesichter.

9 Siehe, der Tag des Herrn kommt ohne Erbarmen, voll Grimm und Zornesglut, die Erde zur Wüste zu machen, die Sünder auf ihr zu vertilgen.

10 Des Himmels Sterne und Sternbilder lassen ihr Licht nicht leuchten. Die Sonne verfinstert sich, da sie aufgeht, und der Mond schimmert nicht in seinem Glanz.

11 "Ich suche heim an der Welt die Bosheit, an den Frevlern ihre Schuld. Dem Hochmut der Stolzen mache ich ein Ende. Die Hoffart der Gewaltigen beuge ich nieder.

12 Seltener mache ich die Menschen als Gold, die Sterblichen rarer als Gold aus Ofir.

13 Darum laß ich den Himmel erbeben. Die Erde wankt beim Grimm des Herrn der Heerscharen an ihrer Stätte, am Tag seines lodernden Zornes.

14 Wie aufgescheuchte Gazellen, wie Schafe, die niemand sammelt, eilen sie fort, ein jeder zu seinem Volk. In seine Heimat flieht jeder.

15 Wem man begegnet, der wird getötet. Wer gefaßt wird, fällt durch das Schwert.

16 Ihre Kinder werden zerschmettert vor ihren Augen, ihre Häuser geplündert, geschändet ihre Frauen.

17 Siehe, ich reize die Meder gegen sie auf, die des Silbers nicht achten und kein Gefallen haben am Gold.

18 Ihre Bogen strecken die Jünglinge nieder. Kein Erbarmen haben sie mit der Leibesfrucht, kein Mitleid hat ihr Auge mit Kindern.

19 Babel, der Zierde der Königreiche, der stolzen Pracht der Chaldäer, wird es ergehen wie Sodom und Gomorra, als Gott sie von Grund aus zerstörte.

20 Auf ewig soll es nicht mehr besiedelt werden noch bewohnt von Geschlecht zu Geschlecht. Kein Araber wird dort zelten, noch werden dort lagern Hirten.

21 Wüstentiere hausen dort. Eulen füllen die Häuser. Es wohnen dort Strauße. Bocksgeister tanzen jetzt dort.

22 Hyänen heulen in seinen Palästen, Schakale in den Schlössern der Lust. Nahe bevor steht sein Ende. Nicht ziehen sich hin seine Tage."

 

Kapitel 14: Israels Heimkehr

1 Denn der Herr wird sich Jakobs erbarmen und Israel wieder erwählen und es in seine Heimat führen. Fremdlinge schließen sich ihm an, gesellen sich dem Haus Jakobs zu.

2 Völker geleiten es heim in sein Land. Und Israels Haus wird sie im Land des Herrn zu Knechten und Mägden zu eigen sich machen, so daß sie jene gefangenhalten, die sie gefangen hinweggeführt, und ihren Zwingherren gebieten.

 

Ein Spottlied auf den Sturz des Königs von Babel

3 Sobald dir dann der Herr Ruhe gewährt von deiner Mühsal und Bedrängnis und von deiner harten Knechtschaft, mit der du bedrückt wardst,

4 stimme dieses Spottlied auf den König von Babel an und sprich: "Wie hat doch der Zwingherr geendet, geendet die Drangsal!

5 Der Herr brach der Gottlosen Rute, den Stock der Tyrannen,

6 der im Grimm Völker mit endlosen Schlägen erschlug, im Zorn zertrat Nationen, sie ohne Schonung verfolgte.

7 Nun rastet und ruht alle Welt, bricht aus in Jubel.

8 Es freuen sich die Zypressen, des Libanon Zedern: 'Seit du dich niedergelegt, steigt keiner herauf, uns zu fällen.'

9 Deine Ankunft erwartend, tost vor dir unten die Unterwelt. Wegen dir schreckt sie die Schatten auf, alle Fürsten der Erde, heißt aufstehen von ihren Thronen alle Könige der Völker.

10 Alle heben sie an und rufen dir zu: 'Auch du wardst armselig wie wir, bist uns gleich geworden.'

11 In die Unterwelt fuhr dein Prunk, deiner Harfen Rauschen. Auf Moder bist du gebettet, mit Würmern bedeckt.

12 Wie bis du vom Himmel gefallen, Glanzgestirn, der Morgenröte Sohn! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Völkerbesieger!

13 Du dachtest bei dir: 'Ich steige zum Himmel empor; über die Sterne Gottes setze ich meinen Thron, auf dem Berg der Götterversammlung im äußersten Norden laß ich mich nieder,

14 zu Wolkenhöhen steige ich empor, will gleich sein dem Höchsten!'

15 Doch zur Unterwelt bist du hinabgestürzt; in den untersten Pfuhl.

16 Die sich sehen, schauen dich an, mustern dich sinnend: Der machte erzittern die Welt, erschütterte Reiche?

17 Der machte die Erde zur Wüste, zerstörte die Städte? Der ließ die Gefangenen nicht ziehen in die Heimat?

18 Alle Könige der Völker ruhen in Ehren, in seinem Haus ein jeder.

19 Doch du bist hingeworfen ohne Grab wie ein verachteter Sproß. Du bist bedeckt mit Erschlagenen, vom Schwert Durchbohrten, wie zertretenes Aas. Mit denen, die hinabsteigen in die steinerne Grube

20 wirst du nicht vereint sein im Grab, weil du dein Land verwüstet, dein Volk gemordet. So werde denn ewig nicht mehr genannt des Frevlers Geschlecht.

21 Für seine Söhne stellt auf eine Schlachtbank ob der Schuld ihres Vaters, daß sie sich nicht mehr erheben, die Welt zu erobern, noch den Erdkreis mit Städten erfüllen!"

 

Das Vernichtungsurteil Gottes

22 "Ich will mich gegen sie erheben" – Spruch des Herrn der Heerscharen – "und will ausrotten von Babel Namen und Rest, Schoß und Sproß" – Spruch des Herrn.

23 "Ich will es zum Tummelplatz der Igel machen, zu Wassersümpfen, es hinwegfegen mit dem Besen der Vernichtung" – Spruch des Herrn der Heerscharen.

 

Über Assur

24 Der Herr der Heerscharen hat geschworen: "Wahrlich, wie ich es erdacht, so geschieht es; wie ich es geplant, so kommt es zustande:

25 Zerschmettern werde ich Assur in meinem Land, ihn niedertreten auf meinen Bergen. Sein Joch wird von ihnen genommen, seine Last von ihren Schultern."

26 Das ist der Ratschluß, der beschlossen ward über die ganze Erde, und das ist die Hand, die ausgestreckt ist über die Völker allesamt.

27 Denn der Herr der Heerscharen hat es beschlossen – wer will es vereiteln? Seine Hand ist gereckt – wer biegt sie zurück?

 

Über die Philister

28 Im Todesjahr des Königs Ahas erging folgender Spruch:

29 "Freue dich nicht, gesamtes Philisterland, daß der Stab zerbrochen ist, der dich geschlagen! Denn aus der Wurzel der Schlange geht eine Natter hervor, und ihre Frucht ist eine geflügelte Feuerschlange.

30 Die Dürftigsten werden versorgt; in Sicherheit lagern die Armen. Doch deine Brut werde ich töten durch Hunger; deinen Rest wird man morden."

31 Heule, Tor! Schreie, Stadt! Verzage, gesamtes Philisterland! Denn von Norden kommt Rauch; keiner sondert sich ab von seinen Scharen.

32 Was wird man antworten den Boten der Völker? "Fest hat der Herr Zion gegründet. Geborgen sind dort die Armen seines Volkes."

 

Kapitel 15: Über Moab

1 Ausspruch über Moab: Über Nacht ist Ar überwältigt, vernichtet Moab; über Nacht ist Kir überwältigt, vernichtet Moab.

2 Um zu weinen steigt man zum Götterhaus hinauf auf Dibons Höhen. Moab wehklagt auf Nebo und Medeba. Kahlgeschoren sind alle Häupter, abgeschnitten jeder Bart.

3 Auf ihren Gassen trägt man Sacktuch, auf ihren Dächern und Plätzen klagt alles, zerfließt in Tränen.

4 Heschbon heult und Elale. Bis nach Jahaz hört man den Wehruf. Darum beben die Helden Moabs. Seine Seele bebt in ihm.

5 Mein Herz klagt um Moab. Seine Flüchtlinge sind schon in Zoar, in Eglat-Schelischija. Man steigt schon mit Weinen die Steige von Luhit hinan. Auf dem Weg nach Horonajim erhebt man über den Untergang Klage.

6 Die Wasser von Nimrim werden zur Wüste. Denn verdorrt liegt die Wiese, der Rasen verwelkt, das Grün ist verschwunden.

7 Darum bringen sie ihre letzte Habe, was sie gerettet, über den Weidenbach.

8 Ringsum an Moabs Grenzen erhebt sich Geschrei. Bis Eglajim hin hallt ihr Geheul, bis Beer-Elim ihr Gejammer.

9 Voller Blut sind die Wasser von Dibon. Doch weiteres Unheil verhänge ich über Dibon: Einen Löwen über die Flüchtlinge Moabs, über den Rest des Landes.

 

Kapitel 16:

1 Sendet Lämmer für den Herrscher des Landes, [bringt sie] von Sela durch die Wüste zum Berg der Tochter Zion!

2 Wie flüchtige Vögel, wie ausgetrieben aus dem Nest, werden die Töchter Moabs sein an den Furten des Arnon.

3 Schaffe Rat! Triff Entscheidungen! Mache wie die Nacht deine Schatten am Mittag! Verbirg die Versprengten! Verrate die Flüchtlinge nicht!

4 Ach, daß bei dir weilen dürften Moabs Versprengte! Vor dem Verwüster sei du ihnen Schutz! Denn aus ist es mit dem Bedrücker, ein Ende hat die Verwüstung, aus dem Land ist der Eroberer verschwunden.

5 Ein Thron wird in Gnaden errichtet, auf ihm sitzt durch Treue im Zelt Davids ein Richter, der nach dem Recht trachtet und auf Gerechtigkeit ausgeht.

6 Wir haben vernommen von Moabs Stolz, dem überaus großen, seiner Hoffart, seinem Dünkel, seinem Übermut und von seinem haltlosen Prahlen.

7 Darum wird Moab um Moab heulen. Alles wird heulen. Um die Traubenkuchen von Kir-Heres werden, ganz zerschlagen, sie seufzen.

8 Denn verwelkt sind Heschbons Felder, Sibmas Weinstock. Die Herren der Völker haben zerstampft ihre Edeltrauben, die bis Jaser reichten, sich verloren bis in die Wüste, deren Ranken sich ausbreiteten und hingingen bis zum Meer.

9 Darum will ich weinen mit Jaser um Sibmas Reben, euch benetzen mit Tränen, Heschbon und Elale; denn über deiner Ernte und deiner Weinlese ist der Kriegsruf zu hören.

10 Geschwunden ist Freude und Jubel vom fruchtbaren Land. In den Weinbergen jauchzt und jubelt man nicht. Kein Kelterer tritt noch Wein in den Kufen. Verstummt ist das Jauchzen.

11 Darum klagt mein Herz über Moab der Zither gleich, mein Inneres über Kir-Heres.

12 Wenn Moab erscheint und auf der Höhe sich abmüht und ins Heiligtum kommt, um zu beten: Nichts wird es erreichen!

13 Dies ist das Wort, das der Herr einst über Moab sprach.

14 Jetzt aber hat der Herr also gesprochen: "In drei Jahren – gleich den Jahren eines Söldners – wird Moabs Herrlichkeit mit all der großen Menge verächtlich geworden sein, und sein Rest wird ganz winzig sein, klein und unansehnlich."

 

Kapitel 17: Über Damaskus und Israel

1 Ausspruch über Damaskus: "Siehe, Damaskus wird verschwinden als Stadt, wird zum Trümmerhaufen.

2 Verlassen sind seine Städte für immer, preisgegeben den Herden. Die lagern dort, und niemand verscheucht sie.

3 Ein Ende hat Efraims Bollwerk und das Königtum in Damaskus. Dem Rest von Aram wird es ergehen wie der Herrlichkeit von Israels Söhnen" – Spruch des Herrn der Heerscharen.

4 An jenem Tag wird erniedrigt die Herrlichkeit Jakobs und abmagern das Fett seines Fleisches.

5 Es wird zugehen, wie wenn ein Schnitter die Halme umfaßt und sein Arm die Ähren absichelt. Es wird zugehen, wie wenn einer Ähren sammelt im Tal der Rafaïter.

6 "Nur eine Nachlese wird an ihm bleiben wie beim Olivenklopfen: Zwei, drei Beeren ganz oben im Wipfel; vier, fünf in den Zweigen des Baumes" – Spruch des Herrn, des Gottes Israels.

7 Ausschauen wird an jenem Tag der Mensch nach seinem Schöpfer, und seine Augen richten sich hin auf den Heiligen Israels.

8 Nicht wird er mehr hinschauen auf die Altäre, das Werk seiner Hände. Auf das, was seine Finger gebildet, sieht er nicht mehr: auf die Götzenbilder und Sonnensäulen.

9 Verlassen sein werden an jenem Tag ihre Städte wie die Trümmerstätten der Hiwiter und Amoriter, die sie verließen aus Furcht vor den Israeliten. Es wird eine Wüste sein.

10 Denn verlassen hast du den Gott deines Heiles und nicht gedacht an den Fels deiner Macht. Darum lege nur liebliche Gärten an und bepflanze sie mit Schößlingen aus der Fremde.

11 Am Tag, da du sie pflanzt, laß sie sprossen, am anderen Morgen schon bringe deine Setzlinge zur Blüte: Gleichwohl fällt jegliche Ernte aus am Tag des Wehs und des unheilbaren Schmerzes.

 

Wehruf über die Assyrer

12 Wehe, ein Tosen von vielen Völkern! Sie tosen wie das Tosen der Meere. Ein Rauschen von Völkern! Sie rauschen wie das Rauschen gewaltiger Wasser.

13 Völker rauschen wie das Rauschen gewaltiger Wasser. Doch er schilt sie. Sie fliehen in weite Ferne und werden gejagt wie die Spreu vom Wind auf den Bergen, wie vom Sturm der wirbelnde Staub.

14 Zur Abendzeit, siehe da, Schrecken! Bevor noch der Morgen graut, sind sie nicht mehr. – Das ist das Schicksal derer, die uns beraubt, das Los derer, die uns geplündert.

 

Kapitel 18: Über Kusch

1 Wehe dem Land des Flügelgeschwirrs, jenseits der Ströme von Kusch,

2 das Boten entsandt hat auf dem Nil, in Rohrkähnen über das Wasser! Eilt nur, ihr schnellen Boten, zum hochgewachsenen, glatten Volk, zur Nation, die von hier an und weithin gefürchtet, zum Volk, das mit gewaltiger Kraft alles zu Boden tritt, dessen Land von Strömen durchzogen:

3 All ihr Erdkreisbewohner und Bürger der Welt! Wenn man auf den Bergen ein Banner erhebt, so schaut! Wenn man in die Trompete stößt, so horcht auf!

4 Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: "Ich will zusehen auf meinem Thron, ruhig wie die glühende Hitze beim Sonnenschein, wie Taugewölk in der Ernteglut."

5 Denn vor der Ernte, wenn die Blüte vorüber und die Blume zur reifenden Traube wird, schneidet man die Ranken mit Messern ab und entfernt die Triebe, zwickt sie ab.

6 Man gibt sie allesamt preis den Raubvögeln der Berge und den wilden Tieren des Landes. Die Raubvögel hausen im Sommer darauf, die wilden Tiere im Winter.

7 In jener Zeit werden Geschenke dem Herrn der Heerscharen dargebracht vom hochgewachsenen, glatten Volk, von der Nation, die von hier an und weithin gefürchtet, vom Volk, das mit gewaltiger Kraft alles zu Boden tritt, dessen Land von Strömen durchzogen – hin zur Stätte des Namens des Herrn der Heerscharen, zum Berg Zion.

 

Kapitel 19: Über Ägypten

1 Ausspruch über Ägypten: Siehe, der Herr fährt auf rascher Wolke dahin und kommt nach Ägypten. Die Götter Ägyptens erbeben vor ihm, das Herz der Ägypter verzagt in ihrer Brust.

2 "Dann stachele ich Ägypten gegen Ägypten auf, daß sie einander bekämpfen, Bruder gegen Bruder, Nächster gegen Nächsten. Stadt gegen Stadt, Reich gegen Reich.

3 Den Ägyptern entschwindet aus ihrem Innern der Geist. Ihre Pläne verwirre ich. Götter und Totenbeschwörer befragen sie, Toten- und Wahrsagegeister.

4 Ich gebe Ägypten in die Hand eines harten Herrn. Ein grausamer König soll über sie herrschen" – Spruch des allmächtigen Herrn der Heerscharen.

5 Das Wasser im Meer wird versiegen. Der Strom trocknet vollständig aus.

6 Gestank hauchen aus die Kanäle. Seicht und wasserlos werden die Arme des Nils: Rohr und Schilf werden welk.

7 Verschwunden ist alles Grün am Rand des Nils, verdorrt sind alle Saaten am Nil, zerstoben, entschwunden.

8 Da klagen die Fischer, und traurig sind alle, die die Angel auswerfen in den Nil. Die im Wasser das Netz ausbreiten, verschmachten.

9 Zuschanden werden die Flachsarbeiter. Die Hechler und Weber erblassen.

10 Wie zerschlagen sind die Aufseher, alle Lohnarbeiter bekümmerten Sinnes.

11 Eitle Toren sind die Fürsten von Zoan. Dumme Räte sind des Pharaos weise Berater. Wie mögt ihr zum Pharao sprechen: "Ich gehöre zur Zunft der Weisen, zum Rat der Alten!"?

12 Wo sind sie nun, deine Weisen? Sie mögen dir kundtun und sagen, was der Herr der Heerscharen über Ägypten beschloß.

13 Als Toren stehen da die Fürsten von Zoan. Getäuscht sind die Fürsten von Memfis. Seine Gaufürsten haben Ägypten irregeführt.

14 Der Herr hat in sie gesenkt den Geist der Verkehrtheit, so daß sie irreführen Ägypten bei all seinem Tun, daß es wie ein Trunkener taumelt in seinem Gespei.

15 So wird Ägypten kein Werk mehr vollbringen, weder Kopf noch Schwanz, weder Palme noch Binse.

16 An jenem Tag sind die Ägypter Weibern gleich, zitternd und bebend vor der Hand, die der Herr der Heerscharen gegen sie schwingt.

17 Judas Land wird zum Schrecken sein für Ägypten. Sooft man es ihm erwähnt, gerät es in Angst ob des Ratschlusses, den der Herr der Heerscharen gegen es faßte.

 

Ägyptens Bekehrung

18 An jenem Tag wird es fünf Städte im Land Ägypten geben, die die Sprache Kanaans reden und dem Herrn der Heerscharen dienen. Eine von ihnen heißt Ir-Heres (Sonnenstadt).

19 An jenem Tag wird es einen Altar des Herrn mitten im Land Ägypten geben und eine Denksäule des Herrn an seiner Grenze.

20 Dies wird dem Herrn der Heerscharen zum Zeichen und Zeugnis sein im Land Ägypten. Wenn sie zum Herrn vor Bedrängern rufen, wird er ihnen einen Helfer senden, der für sie streitet und sie errettet.

21 Kundtun wird sich der Herr den Ägyptern, und die Ägypter werden den Herrn erkennen an jenem Tag und dem Herrn Schlacht- und Speiseopfer darbringen und Gelübde ablegen und sie erfüllen.

22 Der Herr wird mit heilsamem Schlag die Ägypter schlagen. Dann werden sie sich bekehren zum Herrn, und er läßt sich von ihnen erbitten und heilt sie.

 

Der messianische Friedensbund zwischen Assyrien, Ägypten und Israel

23 An jenem Tag wird eine gebahnte Straße von Ägypten nach Assur führen. Auf ihr verkehrt Assur mit Ägypten und Ägypten mit Assur. Ägypten dient mit Assur vereint dem Herrn.

24 An jenem Tag wird Israel der dritte im Bund sein mit Ägypten und Assur, als ein Segen auf Erden,

25 indem der Herr der Heerscharen sie segnet mit diesen Worten: "Gesegnet sei Ägypten, mein Volk, und Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz!"

 

Kapitel 20: Die Wegführung der Ägypter und Kuschiter durch die Assyrer

1 Es war in dem Jahr, da der Oberfeldherr, den König Sargon von Assur gesandt hatte, nach Aschdod kam, es belagerte und einnahm.

2 Zu dieser Zeit sagte der Herr zu Jesaja, dem Sohn des Amoz: "Auf, löse das Sacktuch von deinen Hüften und streife die Sandalen von den Füßen!" – Er tat so und ging ohne Obergewand und barfuß einher.

3 Da sprach der Herr: "So wie mein Knecht Jesaja ohne Obergewand und barfuß drei Jahre schon einhergeht als Zeichen und Vorbedeutung gegen Ägypten und Kusch,

4 so wird der König von Assur die Gefangenen von Ägypten und die Verbannten von Kusch, jung und alt, ohne Obergewand und barfuß in beschämender Blöße wegführen zur Schmach für Ägypten.

5 Dann wird man bestürzt und enttäuscht sein, weil man nach Kusch schaute und auf Ägypten stolz war.

6 Die Bewohner der Küste werden an jenem Tag sagen: 'Siehe, so ist es denen ergangen, nach denen wir schauten, um uns vor dem König von Assur zu retten! Wie sollen wir da entrinnen?'"

 

Kapitel 21: Das Strafgericht über Babel

1 Ausspruch über die 'Meereswüste': Wie Stürme hinbrausen im Südland, so kommt es aus der Wüste, aus fruchtbarem Land.

2 Eine schreckliche Vision ward mir zuteil: "Der Räuber raubt. Der Verwüster verwüstet. Steige herauf, Elam! Belagere, Medien! Ein Ende mache ich allem Seufzen über Babel."

3 Darum sind voll Krampf meine Hüften. Wehen fassen mich wie die Wehen der Gebärenden. Ich bin betäubt von dem, was ich höre. Ich bin bestürzt von dem, was ich sehe.

4 Wirr pocht mir das Herz, Entsetzen erfaßt mich. Die Dämmerstunde, die ich ersehnte, hat er zum Schrecken mir gemacht.

5 Man rüstet den Tisch, man breitet die Decke. Man ißt und trinkt. "Auf Fürsten, salbt nun den Schild!"

6 Denn so hat der Allmächtige zu mir gesprochen: "Geh, stelle den Späher auf! Was er sieht, soll er künden!

7 Sieht er Reiter, Pferdegespanne, einen Zug von Eseln, einen Zug von Kamelen, so horche er genau und gespannt!"

8 Der rief nun: "Auf der Warte, Allmächtiger, stehe ich beständig bei Tag. Auf meiner Warte stelle ich mich auf alle Nächte.

9 Siehe da, es kommt ein Zug berittener Männer und Pferdegespanne." – Er hob an und sprach: "Gefallen, gefallen ist Babel. Zu Boden geschmettert sind all deine Götzenbilder."

10 O mein zermalmtes, zerdroschenes Volk! Was ich vernommen vom Herrn der Heerscharen, von Israels Gott, habe ich euch verkündet.

 

Über Edom

11 Ausspruch über Edom: Aus Seïr ruft man mir zu: "Wächter, wie weit ist die Nacht? Wächter, wie weit ist die Nacht?"

12 Der Wächter spricht: "Der Morgen kommt – und auch die Nacht. Wenn ihr fragen wollt, fragt! Kommt nur wieder!"

 

Über Arabien

13 Ausspruch über Arabien: Bleibt am Abend im Wald, Karawanen von Dedan!

14 Bringt den Durstigen Wasser entgegen, Bewohner von Tema! Reicht Speise den Flüchtigen!

15 Denn vor Schwertern sind sie geflohen, vor dem gezückten Schwert, vor dem gespannten Bogen, vor der Wucht der Schlacht.

16 Denn so hat der Allmächtige zu mir gesprochen: "Noch ein Jahr gleich den Jahren des Söldners, und aus ist es mit aller Herrlichkeit Kedars.

17 Der Rest der Bogenschützen von Kedars Söhnen wird gering sein an Zahl. Denn so hat der Herr, Israels Gott, gesprochen."

 

Kapitel 22: Das Strafgericht über Jerusalem

1 Ausspruch über das 'Tal der Vision': Was ist dir, daß all dein Volk auf die Dächer gestiegen,

2 du lärmende, tosende Stadt, du fröhliche Festung? Deine Erschlagenen sind nicht erschlagen vom Schwert, nicht gefallen im Krieg.

3 Deine Fürsten sind alle geflohen, doch wurden sie ohne Bogenschuß gefangen. Alle deine Krieger, die weit weg sich geflüchtet, wurden gefangen.

4 Darum sage ich: "Blickt von mir weg; ich muß bitterlich weinen! Bemüht euch nicht, mich zu trösten ob meines Volkes Vernichtung!"

5 Ein Tag der Bestürzung, Zertretung, Verwirrung kommt vom allmächtigen Herrn der Heerscharen über das 'Tal der Vision'. Man untergräbt die Mauern, und Geschrei hallt gegen den Berg.

6 Elam hat den Köcher ergriffen, die Pferde hat angespannt Aram, Kir entblößte den Schild.

7 Deine herrlichen Täler waren voll Wagen, die Reiter stellten sich auf am Stadttor.

8 So nahm er den Schutz von Juda hinweg. – Juda aber blickte in jener Zeit nach der Rüstung im 'Waldhaus'.

9 Ihr saht nach den Rissen der Davidsstadt, denn ihrer waren es viele, und sammeltet das Wasser des unteren Teiches.

10 Ihr mustertet Jerusalems Häuser und risset die Häuser nieder, um die Mauer zu befestigen.

11 Ihr machtet ein Sammelbecken zwischen den beiden Mauern für das Wasser des alten Teiches. Doch ihr saht nicht auf den, der es so gefügt, und schautet nicht nach dem, der es von langher beschlossen.

12 Der allmächtige Herr der Heerscharen rief euch an jenem Tag zum Weinen und Klagen auf, zum Haarabscheren, zum Tragen von Trauergewändern.

13 Doch siehe da: Lustbarkeit und Jubel, Rinder- und Schafschlachten, Fleischessen und Weintrinken: "Eßt und trinkt, denn morgen sind wir tot!"

14 Darum hat sich der Herr der Heerscharen mir immer wieder geoffenbart: "Wahrlich, nicht soll euch dieser Frevel vergeben werden, bis ihr sterbt!", spricht der allmächtige Herr der Heerscharen.

 

Die Weissagung gegen Schebna

15 So spricht der allmächtige Herr der Heerscharen: "Auf, geh zu diesem Verwalter da, zu Schebna, dem Hausminister:

16 Was hast du hier und wen hast du hier, daß du ein Grab dir hier aushaust? Du, der du hoch oben ein Grab aushaust, dir im Fels eine Ruhestätte meißelst?

17 Siehe, niederwerfen wird dich der Herr mit Wucht, du Held, dich zusammenwickeln,

18 dich zusammenknäueln wie einen Knäuel, und dich werfen wie einen Ball in ein weites und breites Land. Dort wirst du sterben. Und dorthin sollen deine Prunkwagen kommen, du Schandfleck für deines Gebieters Haus.

19 Ich will dich aus deinem Amt stoßen, dich herunterreißen von deinem Posten.

 

Die Einsetzung Eljakims

20 An jenem Tag berufe ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn des Hilkija.

21 Ihn will ich bekleiden mit deinem Amtsgewand, ihn umgürten mit deiner Schärpe. Ihm übergebe ich deine Gewalt. Er wird den Bewohnern Jerusalems und dem Haus Juda ein Vater sein.

22 Den Schlüssel Davids lege ich auf seine Schulter, daß wenn er öffnet, niemand schließt, und wenn er schließt, niemand öffnet.

23 An einem festen Ort schlage ich ihn ein als Pflock: Er wird ein Ehrenthron werden für das Haus seines Vaters.

24 An ihn wird die ganze Menge des Hauses seines Vaters sich hängen, die Schößlinge und Seitensprößlinge, all das kleine 'Geschirr' vom Beckengeschirr bis zu allerlei Kruggeschirr.

25 An jenem Tag" – Spruch des Herrn der Heerscharen – "wird weichen der Pflock, den man einschlug an festem Ort. Er wird abgeschlagen werden und herunterfallen. Und die Last, die an ihm hing, wird zugrunde gehen." – Denn der Herr hat gesprochen.

 

Kapitel 23: Das Gericht über Tyrus und Sidon

1 Ausspruch über Tyrus: Heult, ihr Tarschisch-Schiffe! Denn es herrscht Verwüstung. Kein Haus, keine Heimkehr mehr! Aus dem Land der Kittäer ist ihnen Kunde gekommen.

2 Verstummt, ihr Bewohner der Küste! Kaufleute Sidons, deren Boten das Meer durchfahren.

3 Auf dem großen Wasser kam die Saat Sihors, die Ernte des Nils, nach Sidon, und die Stadt wurde zum Markt der Völker.

4 Schäme dich, Sidon! Denn zu dir spricht das Meer, die Feste des Meeres: "Ich lag nicht in Wehen, noch habe ich geboren. Ich zog weder Jünglinge groß, noch brachte ich Jungfrauen empor."

5 Wenn nach Ägypten die Kunde dringt, werden sie beben wie bei der Nachricht über Tyrus.

6 Fahrt nach Tarschisch hinüber! Heult, ihr Bewohner der Küste!

7 Ist dies eure fröhliche Stadt, deren Ursprung liegt in den Tagen der Urzeit? – deren Füße sie in die Ferne trugen, um sich dort anzusiedeln?

8 Wer hat solches verhängt über Tyrus, das Kronen verteilte, deren Kaufleute Fürsten, deren Händler die Vornehmsten waren auf Erden?

9 Der Herr der Heerscharen hat es verhängt, zu schänden jeglichen stolzen Prunk, zu demütigen alle Vornehmen auf Erden.

10 Überströme dein Land [wie der Nil], Tochter Tarschisch; es ist kein Hafen mehr da!

11 Der Herr hat seine Hand ausgestreckt gegen das Meer, hat Königreiche erschüttert. Der Herr hat Befehl gegeben gegen Kanaan, zu zerstören seine festen Plätze.

12 Er sprach: "Nicht sollst du mehr fröhlich sein, du geschändete Jungfrau, Tochter Sidon! Auf, ziehe hinüber zu den Kittäern! Aber auch dort wirst du nicht Ruhe finden."

13 Siehe, die Chaldäer waren es – nicht war es Assur – die Sidon für Wüstentiere hergerichtet haben. – Sie errichteten ihre Türme, zerstörten seine Paläste, machten sie zu einem Trümmerhaufen.

14 Heult, ihr Tarschisch-Schiffe! Denn verwüstet ist eure Festung."

15 An jenem Tag wird es geschehen, da wird Tyrus siebzig Jahre – solange ein König lebt – vergessen sein. Nach siebzig Jahren wird es Tyrus ergehen, wie es im Lied von der Dirne heißt:

16 "Nimm die Zither, durchziehe die Stadt, vergessene Dirne! Spiele schön! Singe lieblich, daß dein man gedenke!"

17 Nach siebzig Jahren wird der Herr Tyrus heimsuchen. Dann wird es wieder zu seinem Handelslohn kommen und Handel treiben mit allen Königreichen der Welt, die auf der Erde sind.

18 Doch sein Gewinn und sein Handelslohn wird geweiht sein dem Herrn. Man wird ihn nicht sammeln und häufen, sondern denen, die vor dem Antlitz des Herrn wohnen, wird sein Gewinn zu reichlicher Nahrung dienen und zu stattlicher Kleidung.

 

Kapitel 24: Gottes Gericht und Heil in der Endzeit

Die Schrecken des Endes

1 Siehe, der Herr entvölkert die Erde, verheert sie; entstellt ihr Antlitz, zerstreut ihre Bewohner.

2 Dem Priester ergeht es wie dem Volk, dem Herrn wie seinem Knecht, der Herrin wie ihrer Magd, dem Verkäufer wie dem Käufer, dem Verleiher wie dem Entlehner, dem Gläubiger wie dem Schuldner.

3 Ganz entvölkert wird die Erde und völlig geplündert. Denn der Herr hat diese Drohung gesprochen.

4 Die Erde trauert, verwelkt. Der Erdkreis verschmachtet, verwelkt. Himmel und Erde verschmachten.

5 Entweiht ist die Erde unter ihren Bewohnern; denn sie haben die Gebote übertreten, das Gesetz überschritten, den Bund der Vorzeit gebrochen.

6 Darum zehrt Fluch an der Erde und büßen ihre Bewohner. Darum verbrennen der Erde Bewohner. Von den Sterblichen bleiben nur wenige übrig.

7 Es trauert der Most. Der Weinstock stirbt ab. Es seufzen alle, die fröhlich waren.

8 Verklungen ist der freudige Paukenschlag. Der Lärm der Frohlockenden zu Ende. Verstummt die lustige Zither.

9 Man trinkt nicht mehr Wein beim Gesang. Bitter schmeckt den Zechern der Trank.

10 In Trümmern liegt die nichtige Stadt. Jedes Haus ist dem Eintritt verschlossen.

11 Lautes Klagen um den Wein auf den Straßen... Vergangen ist aller Jubel, hinweggezogen die Freude von der Erde.

12 Übrig blieb in der Stadt nur Verödung. Das Tor ward in Trümmern, ward zerschlagen.

13 Denn den Völkern auf Erden ergeht es wie beim Olivenklopfen, wie bei der Nachlese, wenn der Herbst vorüber.

 

Der Jubelruf der Gerechten

14 In lauten Jubel brechen sie aus. Sie jauchzen im Westen über die Hoheit des Herrn:

15 "Darum preist den Herrn, ihr Bewohner des Ostens, ihr an den Küsten des Meeres, den Namen des Herrn, des Gottes Israels!

16 Wir hörten Gesänge vom äußersten Ende der Erde: Preis dem Gerechten!" – Doch ich rief: "Verderben ist über mir! Verderben ist über mir! Weh mir! Die Treulosen handeln treulos. Treulosigkeit treiben die Treulosen treulos."

 

Die Vollendung des Gerichts und die Errichtung der Herrschaft Gottes auf Erden

17 Grauen, Grube und Garn kommt über dich, du Bewohner der Erde.

18 Wer vor dem Grauen flieht, fällt in die Grube. Wer aus der Grube heraufkommt, fängt sich im Garn. Denn die Schleusen der Höhe sind aufgetan. Es erzittern die Grundfesten der Erde.

19 Die Erde zerbirst, zerbricht. Die Erde reißt, zerreißt. Die Erde schwankt hin, wankt her.

20 Wie ein Trunkener taumelt die Erde. Wie eine Hängematte schwankt sie hin und her. Schwer lastet auf ihr ihr Vergehen. Sie fällt hin und erhebt sich nicht wieder.

21 An jenem Tag wird heimsuchen der Herr das Heer der Höhe droben und die Könige der Erde auf Erden.

22 Sie werden in den Kerker gesperrt wie Gefangene. Hinter Schloß und Riegel müssen sie büßen lange Zeit.

23 Der Mond wird erröten und die Sonne sich schämen. Denn die Königsherrschaft wird der Herr der Heerscharen antreten auf dem Berg Zion und in Jerusalem; vor seinen Ältesten erstrahlt seine Herrlichkeit.

 

Kapitel 25: Das neue Gottesreich

Triumphlied der Geretteten

1 "Mein Gott bist du, Herr! Dich rühme ich. Deinem Namen lobsinge ich. Denn Wundertaten hast du vollbracht, Ratschlüsse aus uralter Zeit in Treue und Wahrheit.

2 Du hast ja in Schutt verwandelt die Stadt, den befestigten Ort in Trümmer, die Paläste der Stolzen in eine verschollene Stadt. Nie mehr baut man sie auf.

3 Darum ehren dich starke Völker, fürchten dich die Städte gewaltiger Geschlechter.

4 Ja, dem Geringen warst du ein Hort, ein Hort dem Armen in seiner Not, ein Obdach vor dem Wetter, ein Schatten vor Sonnenglut. Denn der Gewaltherren Schnauben ist wie ein Regenguß im Winter, der gegen die Mauer peitscht,

5 wie Sonnenglut über dürrem Land. Du hast gedämpft das Toben der Stolzen; wie durch den Schatten der Wolken die Sonnenglut, so hast du gedämpft das Jubellied der Gewaltherren."

 

Die messianischen Heilsgüter

6 Bereiten wird der Heerscharen Herr allen Völkern auf diesem Berg ein Mahl mit feinsten Speisen, ein Mahl mit edelstem Wein, mit besten feinsten Speisen, mit geläutertem, edelstem Wein.

7 Vernichten wird er auf diesem Berg die Hülle, die alle Völker verhüllt, die Decke, die über alle Nationen gedeckt ist.

8 Er vernichtet den Tod auf immer. Der allmächtige Herr wischt ab die Tränen von allen Gesichtern. Die Schmach seines Volkes schafft er hinweg von der ganzen Erde; denn der Herr hat gesprochen.

 

Dank für die Vernichtung der Feinde

9 Sagen wird man an jenem Tag: "Seht, da ist unser Gott, auf den wir hoffen, daß er uns rette. Da ist der Herr, auf den wir hoffen! Laßt uns jubeln und froh sein ob seiner Hilfe!"

10 Denn die Hand des Herrn wird ruhen auf diesem Berg. – Moab aber wird an seiner Stätte zertreten, wie man Stroh im Jauchetümpel zertritt.

11 Und ob er auch seine Hände darin ausbreitet, wie der Schwimmer sie breitet beim Schwimmen: Der Herr wird sein Aufstreben niederdrücken trotz der geschickten Bewegungen seiner Hände.

12 Er wird deine festen, steilen Mauern umstürzen, niederwerfen, zu Boden stoßen bis in den Staub.

 

Kapitel 26: Lob- und Danklied der Erlösten

1 An jenem Tag wird im Land Juda dieses Lied gesungen werden: "Wir haben eine feste Stadt: Heil setzte er uns als Mauer und Wall.

2 Öffnet die Tore, daß einziehe ein gerechtes Volk, das die Treue bewahrt!

3 Fest ist sein Sinn. Du wirst dauerndes Heil gewähren, weil es auf dich vertraut.

4 Vertraut auf den Herrn für immer! Denn der Herr, der Allmächtige, ist ein ewiger Fels.

5 Er hat erniedrigt die Bewohner der Höhe, die ragende Stadt – er hat sie erniedrigt, ja bis zur Erde erniedrigt, sie niedergestoßen bis in den Staub.

6 Nun zertritt sie der Fuß, der Elenden Fuß, der Schwachen Tritt.

7 Der Pfad des Gerechten ist gerade. Geebnet hast du den Weg des Gerechten.

8 Selbst auf deiner Gerichte Pfad haben dein, o Herr, wir geharrt. Nach deinem Namen, nach deinem Lobpreis geht unserer Seele Verlangen.

9 Meine Seele sehnt sich nach dir in der Nacht. Mein Geist sucht dich in meinem Inneren. Denn treffen deine Gerichte die Erde, so lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdenrunds.

10 Wird aber dem Gottlosen Gnade zuteil, lernt er nie mehr Gerechtigkeit. – Im Land der Gerechtigkeit bleibt er ein Frevler und sieht nichts von der Hoheit des Herrn.

11 Herr, ist hoch deine Hand auch erhoben: Sie sehen es nicht. Zur Beschämung sollen sie deinen Eifer um dein Volk sehen! Das Zornesfeuer, das deinen Widersachern bereitet, wird sie verzehren.

12 Herr, Frieden wirst du uns schaffen. Denn, was auch an uns geschah: du hast es gewirkt.

13 Herr, unser Gott! Andere Herren als du herrschten über uns, doch wir preisen nur deinen Namen!

14 Die Toten werden nicht leben, die Schatten nicht wieder aufstehen. Darum hast du sie heimgesucht und vertilgt, jedes Gedächtnis an sie vernichtet.

15 Gemehrt hast du das Volk, o Herr, gemehrt hast du das Volk, dich herrlich erwiesen, alle Grenzen des Landes erweitert.

16 Herr, in der Drangsal haben sie dich gesucht. Sie haben flüsternd gefleht, da deine Züchtigung sie traf.

17 Wie eine Mutter vor dem Gebären sich windet und aufschreit in ihren Wehen, so waren, o Herr, wir vor dir:

18 Wir gingen schwanger, wir lagen in Wehen, doch als wir gebaren, war es – Wind. Wir schafften dem Land nicht Heil, noch wurde ein Erdenbewohner geboren.

19 Doch deine Toten leben und die Leichen stehen wieder auf. Wacht auf und jubelt, die ihr im Staub ruht! Denn Tau des Lichtes ist dein Tau – und die Erde gibt die Schatten heraus."

 

Das Gericht über die Feinde

20 Auf, mein Volk! Geh hinein in deine Gemächer und schließe die Tür hinter dir zu! Verbirg dich eine kurze Zeit, bis der Grimm vorüber!

21 Denn siehe, der Herr zieht von seiner Wohnstatt aus, die Schuld der Erdenbewohner zu ahnden. Die Erde deckt ihre Blutschuld auf; die auf ihr Erschlagenen bedeckt sie nicht länger.

 

Kapitel 27:

1 An jenem Tag wird heimsuchen der Herr mit seinem harten und großen und starken Schwert den Leviátan, die flüchtige Schlange, und den Leviátan, die gewundene Schlange. Und töten wird er den Drachen im Meer.

 

Das Lied vom Weinberg Israel

2 An jenem Tag gibt es einen lieblichen Weinberg. Singt von ihm:

3 "Ich, der Herr, bin sein Hüter. Immerfort bewässere ich ihn. Daß niemand ihn verwüste, bewache ich ihn Tag und Nacht.

4 Nimmer hege ich Zorn. Fände ich nur Dornen und Disteln darin, zum Kampf wollt ich darauf losgehen, alles verbrennen.

5 Oder man müßte Schutz bei mir suchen, Frieden schließen mit mir, ja, mit mir Frieden schließen."

 

Die Entsündigung Israels und Bestrafung der Gegner

6 In den kommenden Tagen wird Jakob Wurzel schlagen, wird Israel blühen und sprossen, den Erdkreis füllen mit Früchten.

7 Hat er sie etwa geschlagen, so wie er schlug ihre Schläger? Hat er sie etwa gewürgt, so wie er würgte ihre Würger?

8 Nein, er nahm Rache an ihnen durch ihre Verstoßung und ihre Vertreibung. Er vertrieb sie durch seinen heftigen Sturm am Tag des Ostwindes.

9 Darum wird so Jakobs Schuld gesühnt; und die gesamte Frucht seiner Entsündigung besteht darin, daß er alle Altarsteine wie Kalkstein zerschlägt – nie mehr erstehen aus ihnen Ascheren und Sonnensäulen.

10 Denn vereinsamt liegt dann die feste Stadt, eine Stätte, entvölkert und wie die Wüste verlassen. Dort weidet, dort lagert das Rind und frißt ihre Büsche.

11 Sind dürr deren Zweige, so bricht man sie ab. Frauen kommen und zünden sie an. – Denn es ist ein Volk ohne Einsicht. Deshalb erbarmt sein Schöpfer sich seiner nicht, und sein Bildner begnadigt es nicht.

 

Die Heimkehr der Versprengten

12 Und geschehen wird es an jenem Tag, daß der Herr Ähren ausklopft, die Ähren vom Eufrat bis an den Bach Ägyptens. Dann wird man euch sammeln, Israels Kinder, einen zum anderen.

13 Und geschehen wird es an jenem Tag, daß man in die große Posaune stößt: dann kommen, die sich in Assur verloren und die nach Ägypten versprengt sind, anzubeten den Herrn in Jerusalem auf dem heiligen Berg.

 

Kapitel 28: Wehrufe über Samaria und Jerusalem

Samarias Fall

1 Wehe der stolzen Krone der Trunkenen Efraims und der welkenden Blume im herrlichen Kranz der vom Wein Berauschten auf dem Gipfel über dem fruchtbaren Tal!

2 Siehe, schon schickt der Allmächtige einen Starken und Mächtigen! Wie Hagelwetter, wie verheerender Sturm, wie ein Wolkenbruch mit gewaltig flutenden Wassern streckt er mit Gewalt sie zu Boden.

3 Mit Füßen wird sie zertreten, die stolze Krone der Trunkenen Efraims.

4 Und der welkenden Blume im herrlichen Kranz auf dem Gipfel über dem fruchtbaren Tal ergeht es wie der Frühfeige vor der Ernte: Erblickt sie einer, so ißt er sie schon, kaum daß sie in seiner Hand ist.

5 An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen dem Rest seines Volkes eine schmucke Krone sein und ein herrlicher Stirnreif.

6 Ein Geist des Rechts für den, der da sitzt zu Gericht, und Heldenkraft denen, die den Angriff abschlagen am Tor.

 

Wehe den Priestern und falschen Propheten

7 Auch diese da wanken vom Wein und taumeln vom Rauschtrank. Priester mitsamt Propheten wanken vom Rauschtrank, überwältigt vom Wein. Sie taumeln vom Rauschtrank. Sie wanken beim Schauen. Sie schwanken beim Rechtsspruch.

8 Ja, alle Tische sind voll von Erbrochenem, voll Unflat bis auf den letzten Platz.

 

Die Widerrede der Trunkenbolde und ihre Zurückweisung

9 "Wen will denn der noch Erkenntnis lehren und wem noch Offenbarungen deuten? Den von der Milch Entwöhnten? Den von der Brust Entfernten?

10 Denn Gebot an Gebot, Gebot an Gebot. Regel an Regel, Regel an Regel. Ein bißchen hier, ein bißchen dort."

11 Ja, mit stammelnden Lippen und fremder Zunge wird er reden zu diesem Volk,

12 er, der zu ihnen gesprochen: "Dies ist die Ruhestatt – gebt Ruhe den Müden! – und dies ist der Rastort." – Aber sie wollten nicht hören.

13 So ergeht an sie denn das Wort des Herrn: Gebot an Gebot, Gebot an Gebot. Regel an Regel, Regel an Regel. Ein bißchen hier, ein bißchen dort." Auf daß sie beim Gehen rücklings stürzen, zerschellen und sich verstrickend gefangen werden.

 

Das trotzige Selbstvertrauen der Volksführer

14 Darum hört, ihr Spötter, das Wort des Herrn, ihr Rädelsführer dieses Volkes in Jerusalem!

15 Ihr sagt ja: "Wir haben mit dem Tod ein Bündnis geschlossen, mit der Unterwelt einen Vertrag gemacht. Die wogende Flut wird, wenn sie anbraust, uns nicht treffen; denn wir haben zur List unsere Zuflucht genommen und uns in Falschheit geborgen."

 

Gottes Rettungsplan

16 Darum spricht also der allmächtige Herr: "Siehe, einen Grundstein lege ich in Zion, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, sicher und fest. Wer glaubt, wird nicht zuschanden.

17 Zur Richtschnur mache ich das Recht und zum Senkblei die Gerechtigkeit. Weg reißt der Hagel die Zufluchtsstätte der List, den Bergungsort schwemmen hinweg die Wasser."

18 Dann wird euer Bund mit dem Tod gelöst und euer Vertrag mit der Unterwelt abgetan. Wenn anbraust die wogende Flut, werdet ihr durch sie zermalmt.

19 Sooft sie daherbraust, wird sie euch packen. Denn Morgen für Morgen braust sie daher, bei Tag und bei Nacht. Die Kunde zu hören, ist eitel Schrecken.

20 Denn zu kurz wird das Bett sein, sich auszustrecken, zu schmal die Decke, sich einzuwickeln.

21 Denn wie am Berg Perazim wird der Herr sich erheben, wie im Tal bei Gibeon wird er toben, sein Werk zu vollführen – sein befremdliches Werk – seine Arbeit zu tun – seine seltsame Arbeit.

22 Darum laßt nun euer Spotten, damit eure Bande nicht noch fester werden! Denn festbeschlossene Vernichtung habe ich vernommen vom allmächtigen Herrn der Heerscharen gegen die ganze Erde.

 

Gottes weises Verhalten gegenüber seinem Volk

23 Merkt auf und hört meine Stimme! Gebt acht und hört meine Rede!

24 Pflügt wohl alle Tage der Pflüger, um zu säen? Bricht er auf, eggt er immerfort seinen Acker?

25 Nicht wahr? Wenn er eingeebnet die Fläche, streut er Dill aus, sät Kümmel, legt Weizen in Reihen und Gerste als besonderes Stück und Dinkel an den Rändern.

26 So unterwies sein Gott ihn im Rechten und lehrte ihn.

27 Denn nicht mit dem Schlitten drischt man den Dill, nicht führt man das Wagenrad über Kümmel; man klopft vielmehr mit dem Stock den Dill, mit dem Stab den Kümmel.

28 Wird Brotkorn etwa zermalmt? Nein, nicht endlos drischt man darauf los. Wohl treibt man das Wagenrad und die Pferde darüber, doch zermalmt man es nicht.

29 Auch dies geht vom Herrn der Heerscharen aus. Wunderbar ist sein Plan, groß seine Weisheit.

 

Kapitel 29: Wehruf über Jerusalem

Belagerung Jerusalems

1 Wehe dir, Ariël, Ariël, du Stadt, wo David gelagert! Fügt Jahr zu Jahr! Laßt die Feste den Kreislauf vollenden!

2 Ja, bedrängen will ich Ariël. Stöhnen wird sein und Wehklagen. Du wirst mir zum Opferherd werden.

3 Ja, rings um dich her will ich ein Lager errichten, dich als Festung bedrängen und gegen dich einen Wall aufwerfen.

4 Dann wirst du tief unten vom Boden her sprechen. Dumpf wirst du vom Staub her reden. Deine Stimme wird aus der Erde klingen wie die eines Totengeistes. Aus dem Staub wirst du nur flüstern.

 

Befreiung der Stadt

5 Doch deiner Feinde Schwarm wird werden wie feiner Staub und der Bedrücker Menge wie Spreu, die dahinfährt. Und plötzlich, urplötzlich geschieht es:

6 Vom Herrn der Heerscharen wird eine Heimsuchung über dich kommen mit Donner und Beben und lautem Gedröhn, mit Sturm und Wetter und fressender Feuerflamme.

7 Wie ein Traum, wie eine nächtliche Vision wird der Schwarm all der Völker sein, die zu Felde ziehen gegen Ariël. Und allen, die sie und ihre Bergfeste bestürmen und sie bedrängen,

8 wird es ergehen wie einem Hungrigen, der träumt, er esse, dann aber aufwacht und sein Hunger doch nicht gestillt ist, wie einem Durstigen, der träumt, er trinke, dann aber aufwacht und doch noch erschöpft ist und dürstet: So wird es ergehen dem Schwarm all der Völker, die gegen den Berg Zion zu Felde ziehen.

 

Verblendung des Volkes gegenüber der Weissagung

9 Zeigt euch nur starr!: Starr sollt ihr werden! – Zeigt euch nur blind!: Blind sollt ihr werden! – Trunken sind sie, doch nicht vom Wein. Sie taumeln, doch nicht vom starken Getränk

10 Denn ausgegossen hat der Herr über euch einen Geist tiefsten Schlafes. Eure Augen, die Propheten, hat er verschlossen. Eure Häupter, die Seher, hat er umschleiert.

11 So wurde für euch die Offenbarung dieser Dinge wie der Inhalt eines versiegelten Buches. Gibt man es einem, der lesen kann, und sagt: "Lies es einmal!", dann antwortet der: "Ich kann nicht, es ist ja versiegelt."

12 Reicht man das Buch aber einem, der nicht zu lesen versteht und sagt: "Lies dies einmal!", so entgegnet er: "Ich kann nicht lesen."

 

Die falsche Frömmigkeit des Volkes

13 So spricht der Allmächtige: "Weil dieses Volk sich nur mit seinem Mund mir naht und nur mit seinen Lippen mich ehrt, doch sein Herz von mir fernhält, und seine Furcht vor mir nur angelerntes Menschengebot ist:

14 Darum will ich auch fernerhin wunderlich mit diesem Volk verfahren, wunderbar und wundersam. Die Weisheit seiner Weisen soll zuschanden werden, und die Klugheit seiner Klugen soll sich verstecken müssen."

 

Das falsche Selbstvertrauen der führenden Kreise

15 Wehe denen, die ihren Plan tief verbergen wollen vor dem Herrn, die im Finstern ihr Werk tun und sagen: "Wer kann uns sehen? Wer kann uns erkennen?"!

16 Welch eine Verkehrtheit! Ist denn der Töpfer gleichzuachten dem Ton, daß das Geschöpf vom Schöpfer sagt: "Er hat mich nicht gemacht!", und der Topf vom Töpfer spricht: "Er kennt mich nicht?"

 

Die Wende zum Heil

17 Währt es nicht nur noch eine ganz kleine Weile, und der Libanon wird sich in einen Fruchtgarten verwandeln und der Fruchtgarten wird gelten als Wald?

18 An jenem Tag werden die Tauben Schriftworte hören und die Augen der Blinden aus Dunkel und Finsternis sehen.

19 Und die Armen werden sich ohne Ende freuen im Herrn und die Geringsten unter den Menschen jubeln über den Heiligen Israels.

20 Denn dahin ist der Zwingherr, verschwunden der Spötter. Ausgerottet sind alle, die sinnen auf Bosheit,

21 alle, die andere Menschen mit ihren Worten als schuldig hinstellen und dem, der im Tor Recht spricht, Schlingen legen, und den, der im Recht ist, durch Scheingründe ins Unrecht setzen.

22 Darum spricht der Herr, der Abraham erlöst hat, also vom Haus Jakob: "Nicht mehr soll Jakob jetzt zuschanden werden und nicht mehr soll sein Angesicht jetzt erblassen.

23 Denn wenn seine Kinder das Werk meiner Hände in seiner Mitte sehen, werden sie heilig halten meinen Namen, als heilig anerkennen den Heiligen Jakobs und Ehrfurcht hegen vor Israels Gott.

24 Die verkehrten Sinnes sind, werden zu Einsicht kommen, und die Widerspenstigen nehmen Belehrung an."

 

Kapitel 30: Wehruf über das Bündnis mit Ägypten

Nutzlosigkeit dieses Bündnisses

1 "Wehe den abtrünnigen Söhnen" – Spruch des Herrn – "die Pläne vollführen, die nicht von mir ausgehen, und Verträge schließen, die ich nicht will, um Sünde auf Sünde zu häufen.

2 Sie machen sich auf den Weg, nach Ägypten zu ziehen, ohne mich zu befragen, sich in des Pharaos Schutz zu stellen und Zuflucht zu suchen im Schatten Ägyptens.

3 Doch wird euch des Pharaos Schutz zur Schande und die Zuflucht im Schatten Ägyptens zur Schmach.

4 Wohl sind seine Fürsten in Zoan, und seine Boten kamen bis Hanes.

5 Doch alle werden enttäuscht an dem Volk, das ihnen nicht nützt, das weder Hilfe noch Nutzen bringt, sondern nur Enttäuschung und Schande."

6 Ausspruch über das Großtier des Südens: Durch ein Land voll Drangsal und voll Bedrängnis – Löwin und Löwe nahen sich ihnen, Ottern und geflügelte Feuerschlangen – bringen sie ihre Schätze auf dem Rücken von Eseln, ihren Reichtum auf dem Höcker von Kamelen zu einem Volk, das ihnen nicht nützt.

7 Denn eitel und nichtig ist die Hilfe Ägyptens. Darum nenn ich dies Volk: 'Rahab, die Untätige'

 

Widerspenstigkeit gegen Gottes Willen

8 Komm nun, schreibe es auf eine Tafel für sie! Grabe es in Erz ein, daß es als ewiges Zeugnis dient für künftige Zeiten.

9 Denn es ist ein widerspenstiges Volk, es sind verlogene Söhne, Söhne, die nicht hören wollen auf die Weisung des Herrn.

10 Zu den Sehern sagen sie: 'Seht nicht!' und zu den Schauenden: 'Schaut uns nicht die Wahrheit! – Sagt uns Schmeicheleien! Schaut Täuschungen!

11 Vom rechten Weg weicht ab! Vom rechten Pfad irrt ab! Laßt uns in Ruhe mit dem Heiligen Israels!'"

 

Die Strafe

12 Darum spricht der Heilige Israels: "Weil ihr dieses mein Wort verwerft und auf Verkehrtheit und Falschheit vertraut und euch darauf stützt:

13 Wird dieser Frevel euch wie ein herabfallendes Bruchstück sein, das sich losgelöst hat in hochragender Mauer: Plötzlich, urplötzlich kommt sie zum Einsturz.

14 Er wird sie zertrümmern, wie man ein irden Gefäß zertrümmert, es zerschlägt ohne Schonung: unter seinen Trümmern findet man keine Scherbe, um mit ihr etwas Feuer vom Herd zu holen, etwas Wasser vom Brunnen zu schöpfen."

 

Der Weg zum Heil

15 Denn so spricht der allmächtige Herr, der Heilige Israels: "In Umkehr und Ruhigbleiben liegt euer Heil. In Stillesein und im Vertrauen besteht eure Kraft. Doch ihr habt nicht gewollt.

16 Ihr sagtet: 'Nein, auf Pferden wollen wir dahinfliegen!' – Darum werdet ihr dahinfliehen! – 'Auf Rennern wollen wir reiten!' – darum werden Renner eure Verfolger sein!

17 Zu Tausend werdet ihr fliehen vor dem Drohen eines Einzigen, restlos jedoch vor dem Drohen von fünf, bis ihr nichts anderem mehr gleicht als einem Mast auf Bergeshöhe, einem Banner auf einem Hügel."

18 Darum zögert der Herr, euch gnädig zu sein, und darum läßt er sich Zeit, euer sich zu erbarmen. Denn ein Gott des Rechts ist der Herr. Heil allen, die auf ihn harren!

 

Die Wiederbegnadigung des Volkes

19 Ja, du Volk in Zion, das in Jerusalem wohnt, du wirst nicht immerfort weinen. Er wird sich gewißlich deiner erbarmen ob deines Hilferufes. Er wird dich erhören, sobald er ihn hört.

20 Wohl wird euch der Allmächtige das Brot der Drangsal und das Wasser der Trübsal geben. Doch nicht mehr wird sich dein Lehrer verbergen. Deine Augen werden den Lehrer schauen.

21 Deine Ohren werden den Zuruf hinter dir her vernehmen: "Dies ist der Weg, schreite auf ihm!", mögt ihr zur Rechten oder zur Linken wandeln!

22 Dann seht ihr als unrein an die mit Silber bezogenen Götzen und die mit Gold verkleideten Gußbilder. Wie Unrat wirfst du sie weg. "Hinaus!" wirst du zu ihnen sagen.

 

Neuer Segen von Gott

23 Dann gibt er dir Regen für deine Saat, mit der du den Acker bestellst, und das Brot vom Ertrag des Feldes wird kraftvoll und nahrhaft sein. In jener Zeit wird dein Vieh weiden auf weiter Flur.

24 Die Rinder und Esel, die das Feld bebauen, werden gesalzenes Futter fressen, das mit Schaufel und Gabel gestreut ist.

25 Und auf jedem hohen Berg und jedem hochragenden Hügel wird es Bäche strömenden Wassers geben. Am Tag des gewaltigen Blutbades, wann stürzen die Türme,

26 wird das Mondlicht dem Sonnenlicht gleichen, und das Sonnenlicht wird siebenfach sein gleich dem Licht von sieben Tagen, an dem Tag, da der Herr seines Volkes Wunde verbindet und die Striemen heilt, die er schlug.

 

Gottes Ankunft zum Gericht

27 Siehe, der Name des Herrn kommt daher aus der Ferne! – Sein Zorn lodert auf. Gewaltig ist seine Erregung. Voller Grimm sind seine Lippen. Seine Zunge ist ein verzehrendes Feuer.

28 Sein Hauch ist ein wogender Strom, der bis an den Hals reicht. Er kommt, die Völker zu schwingen mit der Schwinge des Unheils, den Nationen den Zaum anzulegen, um sie in die Irre zu führen.

29 Dann werdet ihr Lieder singen wie in der Nacht, da man ein Fest begeht. Ihr werdet von Herzen euch freuen, wie die, die dahinwallen bei Flötenspiel, um zum Berg des Herrn zu ziehen, zu Israels Fels.

30 Dann läßt der Herr seine machtvolle Stimme erschallen und zeigt seinen Arm, der herniederfährt mit grimmigem Zorn und verzehrender Feuerflamme bei Sturm und Wetter und Hagelschlag.

31 Assur wird verzagen vor der Stimme des Herrn, wenn er schlägt mit dem Stock.

32 Sooft die Zuchtrute niedersaust, mit der der Herr auf ihn einschlägt, sollen Pauken und Zithern ertönen. Mit geschwungenem Arm wird er gegen ihn kämpfen.

33 Denn längst ist ein Tofet errichtet; auch für den König ist es bereitet. Tief und breit hat man ihren Holzstoß geschichtet, mit Feuer und Reisig in Menge. Gleich einem Schwefelstrom setzt der Hauch des Herrn ihn in Brand.

 

Kapitel 31: Nicht auf Menschen, sondern auf Gott bauen

Ägypten kann keinen Schutz bieten

1 Wehe denen, die nach Ägypten zogen, um Hilfe zu holen und sich auf Kriegsrosse zu stützen! Auf der Streitwagen Menge vertrauten sie und auf der Pferde gewaltige Scharen. Doch auf den Heiligen Israels schauten sie nicht. Nach dem Herrn fragten sie nicht.

2 Aber auch er war weise und führte Unheil heran. Er nahm seine Drohungen nicht zurück, sondern stand auf gegen das Haus der Frevler und gegen die Hilfe der Übeltäter.

3 Ja, Menschen sind die Ägypter, nicht Gott. Ihre Pferde sind Fleisch, nicht Geist. Reckt seine Hand der Herr, so strauchelt der Beschützer und stürzt der Schützling. Vernichtet werden alle zumal.

4 Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: "Gleichwie der Löwe, der Junglöwe, knurrt über seinem Raub – die ganze Schar der Hirten hat man gegen ihn aufgeboten, aber vor ihrem Geschrei erschrickt er nicht, und vor ihrem Lärm duckt er sich nicht – so steigt der Herr der Heerscharen zum Kampf herab auf den Berg Zion und seine Anhöhe.

 

Rettung beim Herrn der Heerscharen

5 Gleich einem Vogel mit ausgebreiteten Flügeln wird der Herr der Heerscharen Jerusalem schützen und schirmen, erlösen und befreien.

6 Kehrt um zu dem, von dem so tief abgefallen sind Israels Söhne!

7 Denn an jenem Tag wird ein jeder seine silbernen und goldenen Götzen wegwerfen, die eure Hände euch zur Sünde verfertigt.

8 Nicht durch das Schwert eines Menschen wird Assur fallen. Nicht das Schwert eines Irdischen rafft ihn dahin. Und wenn er flieht vor dem Schwert, so werden seine Jünglinge Fronknechte werden

9 Sein König wird vor Schrecken vergehen, und seine Fürsten werden fahnenflüchtig." – Spruch des Herrn, der in Zion einen Feuerherd hat, in Jerusalem einen glühenden Ofen.

 

Kapitel 32: Das neue Reich der Gerechtigkeit

1 Siehe, gerecht wird herrschen ein König. Nach dem Recht werden Fürsten regieren.

2 Jeder wird sein ein Zufluchtsort vor dem Sturm, vor dem Wetter ein Schutzdach, wie Wasserbäche in dürrer Steppe, wie der Schatten eines mächtigen Felsens in lechzendem Land.

3 Nicht mehr werden verhüllt sein der Sehenden Augen. Aufmerken werden der Hörenden Ohren.

4 Erkenntnis wird lernen der Unbesonnenen Herz. Geläufig und deutlich wird reden der Stammelnden Zunge.

5 Nicht wird man mehr edel nennen den Gemeinen, noch vornehm heißen den Schurken.

6 Denn der Gemeine redet Gemeines. Sein Herz sinnt Unheil. Er handelt ruchlos und redet Irriges gegen den Herrn. Den Hungrigen läßt er darben. Dem Durstigen versagt er den Trank.

7 Und des Schurken Waffen sind böse. Er sinnt nur auf Ränke, verdirbt die Armen durch trügerische Reden, auch wenn der Schwache sein Recht vertritt.

8 Der Edle aber sinnt nur auf Edles und tritt nur für Edles ein.

 

Die leichtfertigen Frauen

9 Ihr sorglosen Frauen, auf, hört meine Worte! Ihr selbstsicheren Töchter, vernehmt meine Rede!

10 Über Tag und Jahr werdet ihr zittern, ihr Selbstsicheren. Denn die Weinernte wird vernichtet. Keine Obsternte bringt man ein.

11 Bebt, ihr Sorglosen! Zittert, ihr Selbstsicheren! Zieht euch aus, legt ab das Gewand und umgürtet mit Sacktuch die Hüften!

12 Wehklagend schlagt auf die Brust ob der herrlichen Felder, der fruchtreichen Reben,

13 ob des Ackers meines Volkes, der Dornen und Disteln trägt, ja, ob all der Häuser, die voller Freude, ob der Stadt, die voller Fröhlichkeit war.

14 Denn die Burg ist verlassen, der Stadtlärm verstummt. Auf lange Zeit sind Ofel und Warte Schlupfwinkel geworden, Tummelplatz der Wildesel, der Herden Weide.

 

Gottes Geist wandelt die Welt

15 Bis ausgegossen wird über uns der Geist aus der Höhe. – Dann wird die Wüste zum Garten werden, und der Garten wird gelten als Wald.

16 Dann wird das Recht in der Wüste wohnen und die Gerechtigkeit weilen im Garten.

17 Der Gerechtigkeit Wirkung wird Friede sein und der Ertrag des Rechts ewige Ruhe und Sicherheit.

18 An einer Stätte des Friedens wird wohnen mein Volk, in sicheren Behausungen, an sorglosen Ruheplätzen.

19 Doch hageln wird es, wenn der Wald niederstürzt und die Stadt versinkt in der Tiefe.

20 Wohl euch! Ihr könnt säen an allen Wassern und Rinder und Esel frei laufen lassen!

 

Kapitel 33: Wehruf über Assyrien

Das kommende Gericht

1 Wehe dir, Verwüster, der selbst noch keine Verwüstung erfuhr! Treuloser, der selbst noch keine Treulosigkeit litt! Bist du zu Ende mit Verwüsten, wirst du selber verwüstet werden. Bist du zu Ende mit dem Treuloshandeln, wird man auch treulos handeln an dir.

 

Gebet und Verheißung

2 Herr, sei uns gnädig! Wir hoffen auf dich. Sei du unser Arm jeden Morgen, unsere Hilfe in leidvoller Zeit.

3 Vor dem lauten Getöse fliehen die Völker. Wenn du dich erhebst, zerstieben die Stämme.

4 Dann rafft man Beute auf, wie sie ein Heuschreckenschwarm rafft. Wie Grashüpfer fällt man darüber her.

5 Der Herr ist erhaben; denn er wohnt in der Höhe. Er wird Zion füllen mit Recht und Gerechtigkeit.

6 Er wird sein deines Schicksals fester Grund, eine Fülle von Heil, von Weisheit und von Erkenntnis. Dein Schatz wird sein die Furcht des Herrn.

 

Die Verheerung des Landes durch den Feind

7 Seht, draußen schreien ihre Helden, bitterlich weinen die Boten des Friedens.

8 Verödet liegen die Straßen. Der Wanderer bleibt aus. Man hat den Bund gebrochen, geringgeschätzt die Städte, für nichts geachtet die Menschen.

9 Das Land siecht in Trauer dahin. Beschämt steht der Libanon da und verwelkt. Die Ebene Scharon ward wie die Jordansteppe. Baschan und Karmel schütteln ihr Laub ab.

10 "Jetzt will ich aufstehen", spricht der Herr, "jetzt mich aufrichten, jetzt mich erheben.

11 Ihr geht schwanger mit Heu und gebärt nur Stoppeln. Euer Ungestüm wird euch wie Feuer verzehren.

12 Die Völker werden zu Kalk verbrannt: sie prasseln im Feuer auf wie ausgerissene Dornen.

13 Hört, ihr Fernen, was ich getan! Erkennt, ihr Nahen, meine Stärke!"

 

Die Wirkung des Strafgerichts auf die Sünder in Zion

14 In Zion beben die Sünder, die Frevler beginnen zu zittern. "Wer von uns kann weilen beim verzehrenden Feuer? Wer von uns sich aufhalten bei den ewigen Gluten?"

15 Wer rechtschaffen ist und aufrichtig redet, wer Gewinn durch Erpressung verschmäht, wer seiner Hand wehrt, Bestechung zu nehmen, wer sein Ohr verstopft, um von keinem Mordplan zu hören, und wer seine Augen schließt, um nichts Böses mit Wohlgefallen zu sehen:

16 Der wird auf Höhen wohnen, Felsenburgen sind seine Zuflucht, sein Brot geht nicht aus, seine Quelle wird nie versiegen.

 

Die Wiederbegnadigung der Stadt und des Volkes

17 Den König in seiner Pracht wirst du schauen, wirst sehen ein weites Land.

18 Dein Herz gedenke noch der Schreckenszeit: "Wo ist nun, der da zählte? Wo ist nun, der das Geld wog? Wo ist nun, der die Türme zählte?"

19 Das freche Volk wirst du nicht mehr sehen, das Volk mit stammelnder, unverständlicher Sprache, das in sinnloser Rede lallt.

20 Schau Zion an, die Stadt unserer Feste! Deine Augen mögen Jerusalem sehen, die sichere Stätte, das Zelt, das nicht wandert, dessen Pflöcke niemals herausgezogen, dessen Seile nie mehr zerrissen werden.

21 Denn dort ist bei uns der Herr, der Herrliche, an Stelle der Flüsse und breiten Ströme, darauf sich eine Ruderflotte wiegt, über die hingleitet ein stolzes Schiff.

22 Denn der Herr ist unser Richter, der Herr unser Gebieter, der Herr unser König. Er ist es, der uns rettet.

23 Wohl hängen jetzt schlaff deine Taue herab, sie halten nicht aufrecht den Mastbaum, und nicht ausgespannt sind die Segel. Doch einst wird in Menge Beute über Beute verteilt, so daß selbst die Lahmen reichliche Beute machen,

24 und kein Bewohner sagen wird: "Ich leide." – Das Volk, das in Zion wohnt, ist befreit von seiner Schuld.

 

Kapitel 34: Das göttliche Gericht über alle Feinde des Gottesreiches

Das Endgericht über alle Völker

1 Kommt herbei und hört, ihr Völker! Merkt auf, ihr Stämme! Die Erde höre es samt ihren Bewohner, der Erdkreis und alles, was auf ihm lebt!

2 Denn ergrimmt ist der Herr gegen alle Völker, erzürnt gegen all ihre Heere. Er hat sie gebannt, sie der Schlachtung geweiht.

3 Liegen bleiben ihre Erschlagenen. Aufsteigt der Gestank ihrer Leichen. Von ihrem Blut sind überströmt die Berge.

4 Vergehen soll das ganze Himmelsheer. Wie ein Buch soll sich zusammenrollen der Himmel. Sein ganzes Heer fällt herab, wie das Laub vom Weinstock, wie verdorrte Feigen vom Feigenbaum fallen.

 

Die Vernichtung der Edomiter

5 Wenn mein Schwert voll Zorn sich am Himmel berauscht hat, siehe, dann fährt es auf Edom herab und auf das Volk, das dem Gericht geweiht ist.

 

Die Erfüllung der Weissagung

6 Triefen von Blut wird das Schwert des Herrn, glänzen von Fett, vom Blut von Lämmern und Böcken, vom Nierenfett der Widder. Denn ein Opferfest hält der Herr in Bozra, ein großes Schlachten in Edom.

7 Wildochsen stürzen mit ihnen hin und Farren mit starken Stieren. Berauscht vom Blut wird ihr Land. Triefen von Fett wird ihr Boden.

8 Denn einen Tag der Rache hält der Herr, ein Jahr der Vergeltung für den Streit um Zion.

 

Die Verwüstung Edoms

9 Seine Bäche werden in Pech verwandelt, sein Staub in Schwefel, ihr Land wird zu brennendem Pech.

10 Es erlischt nicht bei Tag noch bei Nacht. Sein Rauch steigt immerdar auf. Von Geschlecht zu Geschlecht bleibt es öde. Nie mehr zieht jemand hindurch.

11 Pelikan und Igel werden dort Wohnung nehmen. Eulen und Raben werden dort hausen. Der Herr wird darüber die Meßschnur der Öde anlegen und das Senkblei der Leere.

12 Von seinen Edlen ist keiner mehr da, der das Königtum ausrufen könnte. All seine Fürsten werden verschwinden.

13 Dornen schießen in seinen Palästen auf, Nesseln und Disteln in seinen Burgen. Es wird eine Behausung sein für Schakale, ein Gehege für Strauße.

14 Dort begegnen sich Katzen und wilde Hunde. Bocksgeister treffen sich dort. Lilit rastet dort und findet für sich eine Ruhestatt.

15 Die Pfeilschlange wird dort nisten und Eier legen, sie ausbrüten und (die Jungen) hegen im Schatten. Die Geier versammeln sich dort einer zum anderen.

16 Forscht nur im Buch des Herrn und lest! Keines von ihnen fehlt. Nicht eines vermißt das andere. Denn er gebot es ihnen, sein Plan hat sie zusammengeführt.

17 Er selbst hat ihnen das Los geworfen, mit der Meßschnur es ihnen zugeteilt seine Hand. Auf ewig sollen sie es besitzen, von Geschlecht zu Geschlecht darin hausen.

 

Kapitel 35: Gottes Heil in der Endzeit

1 Es jauchze die Wüste und die Ödnis! Es jauchze die Steppe! Sie blühe wie eine Lilie.

2 Sie blühe in voller Blüte, ja, frohlocken soll sie jauchzend und jubelnd! Des Libanon Herrlichkeit wird ihr gegeben, die Pracht des Karmels und der Ebene Scharon. Schauen werden sie die Herrlichkeit des Herrn, die Pracht unseres Gottes.

3 Darum stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie!

4 Sagt den Verzagten: "Seid stark! Fürchtet euch nicht! Seht da, euer Gott! Die Rache kommt, Gottes Vergeltung. Er selbst wird kommen, euch zu erlösen."

5 Dann werden sich öffnen die Augen der Blinden, sich auftun die Ohren der Tauben.

6 Wie ein Hirsch wird dann springen der Lahme, die Zunge des Stummen wird jauchzen. Denn in der Wüste brechen Wasser hervor und in der Steppe Bäche.

7 Zum Teich wird der durstige Boden, zu Wasserquellen das lechzende Land. Wo Schakale hausten in ihrem Lager, wird Gras neben Rohr und Schilf ersprossen.

8 Ein Straßendamm wird dort entstehen und ein Weg; "Heilige Straße" wird man ihn nennen. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur ihnen wird er gehören. Selbst Unkundige werden auf ihm nicht irr gehen.

9 Keine Löwen wird es dort geben, kein reißendes Tier wird ihn betreten. Nichts dergleichen wird sich dort finden. Nur die Erlösten dürfen dort wandeln.

10 Die vom Herrn Losgekauften werden heimkehren auf ihm und mit Jauchzen nach Zion kommen. Ihr Haupt wird ewige Freude umstrahlen. Frohlocken und Freude geleiten sie. Kummer und Seufzen entfliehen.

 

Kapitel 36: Geschichtlicher Hintergrund zu den vorhergehenden Weissagungen

Der Feldzug Sanheribs gegen Jerusalem – Aufforderung zur Übergabe Jerusalems

1 Im vierzehnten Jahr des Königs Hiskija rückte Sanherib, der König von Assur, gegen alle befestigten Städte Judas und eroberte sie.

2 Der König von Assur sandte den Obermundschenk mit einer starken Streitmacht von Lachisch zum König Hiskija nach Jerusalem. Er nahm bei der Wasserleitung des oberen Teiches an der Walkerfeldstraße Aufstellung.

3 Der Vorsteher des Palastes Eljakim, der Sohn Hilkijas, begab sich mit dem Staatsschreiber Schebna und dem Kanzler Joach, dem Sohn des Asaf, zum ihm hinaus.

4 Nun sagte der Obermundschenk zu ihnen: "Meldet dem Hiskija: So spricht der Großkönig, der König von Assur: 'Was ist das für eine Zuversicht, die du hegst?

5 Meinst du, bloßes Reden sei schon Einsicht und Kraft zum Krieg? Auf wen verläßt du dich denn, daß du von mir abgefallen bist?

6 Du verläßt dich doch offenbar nur auf den geknickten Rohrstock da, auf Ägypten, der jedem, der sich auf ihn stützt, in die Hand dringt und sie durchbohrt. So macht es der Pharao, der König von Ägypten, mit allen, die sich auf ihn verlassen.

7 Wenn ihr mir aber entgegnen wollt: Auf den Herr, unseren Gott, vertrauen wir! – ist er es nicht, dessen Höhen und Altäre Hiskija abgeschafft hat, als er Juda und Jerusalem befahl: Nur vor diesem Altar sollt ihr anbeten?

8 So geh doch nun mit meinem Herrn, dem König von Assur, eine Wette ein: Ich will dir 2.000 Pferde liefern, wenn du imstande bist, die Reiter dafür zu stellen.

9 Wie willst du einem einzigen Hauptmann von den geringsten Dienern meines Herrn standhalten? Darum setzt du deine Hoffnung auf Ägypten um der Wagen und Reiter willen.

10 Ferner: bin ich denn ohne Zutun des Herrn gegen dieses Land herangezogen, um es zu verwüsten? Der Herr hat mir gesagt: Zieh hinauf gegen dieses Land und verheere es!'"

 

Aufforderung zum Abfall von Hiskija

11 Da baten Eljakim, der Sohn des Hilkija, Schebna und Joach den Obermundschenk: "Sprich doch aramäisch mit deinen Knechten! Wir verstehen es ja. Rede nicht judäisch mit uns vor dem Volk, das sich auf der Mauer befindet!"

12 Doch der Obermundschenk erwiderte: ""Hat mich denn mein Herr zu deinem Herrn und zu dir geschickt, um dieses zu verkünden, und nicht vielmehr zu den Männern, die dort auf der Mauer sitzen, um schließlich zusammen mit euch ihren eigenen Kot zu verzehren und ihren Harn zu trinken?"

13 Und der Obermundschenk trat vor und rief mit lauter Stimme auf judäisch die Worte: "Vernehmt die Botschaft des Großkönigs, des Königs von Assur!

14 So spricht der König: 'Laßt euch von Hiskija nicht betören! Denn er vermag nicht, euch zu retten.

15 Laßt euch von Hiskija auch nicht auf den Herrn vertrösten mit dem Hinweis: Der Herr wird uns sicherlich retten; diese Stadt wird sicherlich nicht in die Hand des Königs von Assur fallen.'

16 Hört nicht auf Hiskija! Denn so spricht der König von Assur: 'Schließt Frieden mit mir und ergebt euch mir! Dann soll jeder von seinem Weinstock und seinem Feigenbaum essen und jeder das Wasser seiner Zisterne trinken,

17 bis ich komme und euch in ein Land hole, das dem euren gleicht, ein Land voll Korn und Most, ein Land voll Brot und Wein.

18 Ja, daß euch Hiskija nur nicht betöre mit dem Hinweis: Der Herr wird uns erretten! Haben denn die Götter der Völker ihr Land aus der Gewalt des Königs von Assur errettet?

19 Wo sind die Götter von Hamat und Arpad? Wo die Götter von Sefarwajim? Haben sie vielleicht Samaria aus meiner Hand errettet?

20 Wer ist denn unter allen Göttern dieser Völker jener, der sein Land aus meiner Hand errettet hätte, daß nun der Herr Jerusalem aus meiner Gewalt erretten sollte?'"

21 Doch sie schwiegen und antworteten ihm mit keinem Wort. Denn der König hatte den Befehl gegeben: "Ihr sollt ihm nicht antworten!"

22 Hierauf begaben sich der Vorsteher des Palastes Eljakim, der Sohn des Hilkija, der Staatsschreiber Schebna und der Kanzler Joach, der Sohn Asafs, mit zerrissenen Kleidern zu Hiskija und berichteten ihm, was der Obermundschenk gesagt hatte.

 

Kapitel 37: Ermutigung des Königs durch Jesaja

1 Als König Hiskija dies vernahm, zerriß er seine Kleider, hüllte sich in Sacktuch und begab sich in den Tempel des Herrn.

2 Den Vorsteher des Palastes Eljakim, den Staatsschreiber Schebna und die Ältesten der Priesterschaft schickte er, ebenfalls in Sacktuch gehüllt, zum Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz.

3 Sie sollten zu ihm sagen: "So spricht Hiskija: Ein Tag der Not, der Züchtigung und der Schmähung ist der heutige Tag. Denn die Kinder sind bis zum Muttermund gekommen, aber es fehlt an Kraft zum Gebären.

4 Vielleicht hört der Herr, dein Gott, die Worte des Obermundschenks, den sein Herr, der König von Assur, hergesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen, und straft ihn wegen der Reden, die der Herr, dein Gott, vernommen hat. Lege darum Fürbitte ein für den Rest, der noch vorhanden ist!"

5 Als nun die Gesandten des Königs Hiskija zu Jesaja kamen,

6 gab Jesaja ihnen zur Antwort: "Meldet das eurem Herrn: 'So spricht der Herr: Fürchte dich nicht wegen der Reden, die du gehört hast, womit die Diener des Königs von Assur mich verhöhnt haben!

7 Siehe, ich werde ihm einen Entschluß eingeben, daß er, wenn er eine gewisse Kunde vernimmt, in sein Land zurückkehrt. In seinem Land aber will ich ihn durch das Schwert umkommen lassen."

 

Sanheribs Drohschreiben

8 Auf der Heimkehr traf der Obermundschenk den König von Assur bei der Belagerung von Libna an. Er hatte nämlich erfahren, daß dieser von Lachisch abgezogen sei.

9 weil ihm zu Ohren gekommen war, daß Tirhaka, der König von Kusch, gegen ihn zum Kampf ausgerückt sei. Er schickte nun auf diese Nachricht hin Boten an Hiskija mit dem Auftrag:

10 "Überbringt folgende Botschaft an Hiskija, den König von Juda: 'Laß dich nicht von deinem Gott, auf den du vertraust, betören, indem du denkst, Jerusalem werde nicht in die Hände des Königs von Assur fallen.

11 Du hast selbst gehört, wie die Könige von Assur gegen alle Länder durch Vollstreckung des Bannes vorgegangen sind. Und du solltest so davonkommen?

12 Haben etwa die Götter der Völker, die von meinen Vätern vernichtet wurden, diese gerettet, Gosan, Haran und Rezef, die Söhne von Eden, die in Telassar wohnten?

13 Wo ist der König von Hamat, der König von Arpad, der König der Stadt Sefarwajim, wo sind die Könige von Hena und Awa?"

 

Hiskijas Gebet im Tempel

14 Hiskija nahm das Schreiben von den Boten entgegen. Als er es gelesen hatte, ging er hinauf in den Tempel des Herrn. Dort breitete es Hiskija vor dem Herrn aus.

15 Dann betete Hiskija vor dem Herrn folgendermaßen:

16 "Herr der Heerscharen, Gott Israels! Der du über den Kerubim thronst! Du allein bist Gott über alle Reiche der Erde. Du hast Himmel und Erde geschaffen.

17 Neige, o Herr, dein Ohr und höre! Öffne, o Herr, deine Augen und sieh! Habe acht auf alle Worte Sanheribs, der hierher gesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen!

18 Es ist wahr, Herr, die Könige von Assur haben alle Völkerschaften und ihr Land verheert

19 und ihre Götter dem Feuer übergeben. Aber das waren keine Götter, sondern Gebilde von Menschenhand, Holz und Stein. Darum konnte man sie vernichten.

20 Nun aber, Herr, unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle Reiche der Erde erkennen, daß du, Herr, allein Gott bist!"

 

Gottes Verheißung durch Jesaja

21 Nun sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, zu Hiskija folgende Botschaft: "So spricht der Herr, der Gott Israels:"Ich habe gehört, wie du wegen Sanheribs, des Königs von Assur, zu mir gebetet hast."

22 Folgenden Spruch hat der Herr über ihn getan: "Es lacht über dich, es spottet dein die Jungfrau, die Tochter Zion. Es schüttelt hinter dir her das Haupt die Tochter Jerusalem.

23 Wen hast du gelästert, wen verhöhnt, gegen wen die Stimme erhoben, emporgeworfen den stolzen Blick? – Gegen den Heiligen Israels!

24 Gelästert hast du durch deine Diener den Herrn. Du dachtest: 'Durch die Macht meiner Wagen habe ich der Berge Höhen erklommen, den Gipfel des Libanon. Gefällt habe ich die ragenden Zedern, die schönsten Zypressen. Bis zum obersten Gipfel bin ich gedrungen, in die reichste seiner Waldungen.

25 Brunnen grub ich und konnte mich laben an fremdem Naß, durch den Tritt meiner Füße ließ ich ausdorren alle Ströme Ägyptens.'

26 Ging es dir immer noch nicht auf? Von längst her habe ich es bereitet, geplant seit den Tagen der Vorzeit – jetzt ließ ich es geschehen: Feste Städte wurden in wüste Trümmer verwandelt.

27 In Ohnmacht bebten ihre Bewohner und wurden zuschanden, wurden wie Kraut auf dem Feld, wie sprießendes Grün, wie Gras auf dem Dach, wie Korn, das verdorrt war, noch ehe es gereift.

28 Dein Ruhen, dein Gehen und dein Kommen kenne ich wohl, auch dein Toben, das gegen mich gerichtet.

29 Weil du nun gegen mich dich aufbäumst und dein Trotz mir zu Ohren drang, ziehe ich dir meinen Ring in die Nase, lege meinen Zaum auf deine Lippen und zwinge dich heim des Weges, den du kamst.

30 Das aber soll dir (Hiskija) zum Zeichen sein: Dieses Jahr wird man essen, was nachwächst, im folgenden Jahr den Wildwuchs, doch im dritten Jahr sollt ihr wieder säen und ernten, Weinberge anlegen und ihre Früchte genießen.

31 Was von Judas Haus dann entronnen und übriggeblieben, treibt wieder Wurzeln nach unten, nach oben treibt es Frucht.

32 Denn ein Rest geht aus von Jerusalem, eine Schar, die gerettet, vom Zionsberg. Des Herrn der Heerscharen Eifer wird solches vollbringen."

33 Darum spricht der Herr über Assurs König: "Nicht eindringen soll er in diese Stadt! Und keinen Pfeil hineinschießen! Nicht anrennen soll er gegen sie mit dem Schild, noch aufwerfen gegen sie einen Wall.

34 Des Weges, den er kam, zieht er wieder von hinnen. Nicht eindringen soll er in diese Stadt!" – So lautet der Spruch des Herrn!

35 "Umhegen werde ich diese Stadt, sie zu retten, um meinetwillen und meines Dieners David willen!"

 

Sanheribs Abzug und Ermordung

36 Da zog der Engel des Herrn aus und streckte im Lager der Assyrer 185.000 Mann nieder. Als man am Morgen aufstand, fand man sie alle als Leichen.

37 Sofort brach Sanherib, der König von Assur, auf und zog heim. Er blieb in Ninive.

38 Als er einmal im Tempel seines Gottes Nisroch anbetete, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert. Dann flohen sie in das Land Ararat. Sein Sohn Asarhaddon wurde König an seiner Statt.

 

Kapitel 38: Krankheit und Genesung von Hiskija

1 In jener Zeit erkrankte Hiskija auf den Tod. Der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, kam zu ihm und sagte zu ihm: "So spricht der Herr: Bestelle dein Haus; denn du wirst sterben und nicht mehr genesen!"

2 Da kehrte Hiskija sein Gesicht der Wand zu und richtete folgendes Gebet an den Herrn:

3 "Ach, Herr, denke doch daran, daß ich in Treue und mit ungeteiltem Herzen vor dir gewandelt bin und getan habe, was dir wohlgefällig ist!" Und Hiskija brach in lautes Weinen aus.

4 Da erging das Wort des Herrn an Jesaja:

5 "Geh, sage Hiskija: 'So spricht der Herr, der Gott Davids, deines Ahnherrn: Ich habe dein Gebet gehört, deine Tränen gesehen. So will ich denn fünfzehn Jahre zu deiner Lebenszeit hinzufügen.

6 Auch will ich dich und diese Stadt aus der Gewalt des Königs von Assur erretten und diese Stadt beschirmen.'

 

Das Zeichen

7 Folgendes soll dir vom Herrn als Zeichen dienen, daß der Herr diese Verheißung, die er gegeben hat, erfüllen wird.

8 Siehe, ich will den Schatten an den Stufen, die er infolge des Sonnenscheins auf der Treppe des Ahas abwärts gestiegen ist, um zehn Stufen zurückgehen lassen." – Da kehrte die Sonne die zehn Stufen, die sie auf der Treppe hinabgestiegen war, wieder zurück.

 

Das Danklied des Königs

9 Ein Lied des Hiskija, des Königs von Juda, als er krank war und von seiner Krankheit wieder genas:

10 "Ich dachte: In meines Lebens Mitte soll ich betreten der Unterwelt Tore, beraubt sein des Restes meiner Jahre.

11 Ich dachte: Nicht darf ich mehr schauen den Herrn, den Herrn im Land der Lebenden. Keinen Menschen werde ich mehr sehen bei den Bewohnern der Erde.

12 Meine Wohnung wird abgebrochen, wird von mir weggebracht wie ein Hirtenzelt. Wie ein Weber hast du aufgerollt mein Leben: Du schneidest mich ab wie ein fertig gewobenes Tuch. Noch ehe der Tag zur Nacht wird, führst du mein Ende herbei.

13 Ruhig harrte ich aus bis zum Morgen. Wie ein Löwe zermalmt er all mein Gebein. Noch ehe der Tag zur Nacht wird, führst du mein Ende herbei.

14 Wie eine Schwalbe, wie ein Kranich klagte ich, gurrte wie eine Taube. Matt blickten meine Augen nach oben. Allmächtiger, nimm dich meiner an! Tritt für mich ein!

15 Was soll ich sagen? Was zu ihm sprechen? Er selbst hat es getan. Es flieht mich der Schlaf; denn meine Seele ist verbittert.

16 O Herr, für dich wird aufleben mein Herz und aufleben mein Geist. Du hast mich geheilt und neu belebt.

17 Siehe, so ward mir zum Heil das bittere Leid. Du hast ja mein Leben bewahrt vor der Vernichtung Abgrund. Denn all meine Sünden warfst du hinter dich hin.

18 Denn nicht preist dich die Unterwelt, nicht lobt dich der Tod. Nicht hoffen, die in die Grube fahren, auf deine Treue.

19 Nein, der Lebende nur, der Lebende preist dich, so wie ich am heutigen Tag. Der Vater tut kund deine Treue den Kindern.

20 Der Herr war bereit, mich zu retten. Darum laßt uns die Saiten rühren beim Tempel des Herrn an allen Tagen unseres Lebens!"

21 Hierauf befahl Jesaja, man solle einen Feigenkuchen nehmen und ihn auf das Geschwür legen, damit er wieder genese.

22 Hiskija fragte: "Was ist das Zeichen dafür, daß ich wieder zum Haus des Herrn hinaufgehen kann?"

 

Kapitel 39: Die Gesandtschaft aus Babel

1 Zu jener Zeit sandte der König von Babel, Merodach-Baladan, der Sohn des Baladan, ein Schreiben mit Geschenken an Hiskija. Er hatte nämlich gehört, daß er krank gewesen und wieder genesen sei.

2 Hiskija freute sich darüber und zeigte ihnen sein Schatzhaus, das Silber und Gold, die Spezereien und das kostbare Öl, sein ganzes Zeughaus sowie alles, was sich in den Schatzkammern vorfand. In seinem Palast und im ganzen Bereich seiner Herrschaft gab es nichts, was Hiskija ihnen nicht gezeigt hätte.

 

Alles wird nach Babel weggeschleppt...

3 Der Prophet Jesaja begab sich nun zum König Hiskija und fragte ihn: "Was haben diese Männer gewollt, und woher sind sie zu dir gekommen?" Hiskija antwortete: "Aus einem fernen Land sind sie zu mir gekommen, aus Babel."

4 Jener fragte weiter: "Was haben sie in deinem Palast gesehen?" Hiskija erwiderte: "Alles, was in meinem Palast ist, haben sie gesehen. Es gibt in meinen Schatzkammern nichts, was ich ihnen nicht gezeigt hätte."

5 Da sagte Jesaja zu Hiskija: "Höre das Wort des Herrn der Heerscharen:

6 'Es wird die Zeit kommen, wo alles, was sich in deinem Palast findet, was deine Väter aufgehäuft haben bis zum heutigen Tag, nach Babel weggeschleppt wird. Nichts wird zurückbleiben' – spricht der Herr –

7 'und von deinen leiblichen Söhnen, die dir noch geboren werden, wird man einige nehmen, daß sie im Palast des Königs von Babel Kämmererdienste verrichten.'"

8 Hiskija antwortete dem Jesaja: "Das Wort des Herrn, das du mir verkündet hast, ist recht"; er meinte nämlich: "Solange ich lebe, wird Friede und Sicherheit herrschen."

 

Kapitel 40: Zweiter Teil: Die Schrift des 'Zweiten (Deutero-)' Jesaja

Gottes Heilstat an Israel: Die Befreiung aus der Babylonischen Gefangenschaft

1 "Tröstet, tröstet mein Volk", so spricht euer Gott,

2 "redet Jerusalem zu, tut ihm kund, daß abgelaufen sein Frondienst! Denn abgezahlt ist seine Schuld, weil es doppelte Strafe erhielt aus der Hand des Herrn für all seine Sünden."

 

'Bahnt einen Weg...'

3 Horch, ein Ruf erschallt in der Wüste: "Bahnt dem Herrn einen Weg! Ebnet in der Steppe eine Straße unserem Gott!

4 Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken! Was uneben ist, soll gerade werden, zur Ebene die Hügel!

5 Denn offenbar wird des Herrn Glanz. Alles Fleisch zumal wird ihn schauen. Denn der Mund des Herrn hat es versprochen."

 

Gottes Wort bleibt bestehen

6 Horch, eine Stimme erschallt: "Verkünde!", und ich fragte: "Was soll ich verkünden?" – "Alles Fleisch ist Gras, all sein Liebreiz wie die Blume des Feldes.

7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, wenn der Hauch des Herrn sie anweht. – Ja, Gras ist das Volk!

8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt... Doch das Wort unseres Gottes bleibt bestehen auf ewig."

 

Jerusalem als Freudenbotin: Seht, da ist euer Gott!

9 Auf hohen Berg steige hinauf, Zion, als Freudenbotin! Erhebe mit Macht deine Stimme als Freudenbotin, Jerusalem! Erhebe sie! Fürchte dich nicht! Verkünde den Städten von Juda: "Seht, da ist euer Gott!

10 Seht, der allmächtige Herr kommt als Sieger. Sein Arm gab ihm Sieg. Seht, sein Lohn kommt mit ihm. Seine Vergeltung geht vor ihm her.

11 Wie ein Hirt weidet er seine Herde. In seinen Arm nimmt er die Lämmer, er trägt sie an seiner Brust; sacht führt er die Mutterschafe."

 

Gottes Macht zur Erfüllung der Botschaft – Gottes Größe, Weisheit und Erhabenheit

12 Wer hat mit der hohlen Hand die Meere gemessen und des Himmels Maß mit der Spanne bestimmt? Wer hat in die Mulde den Staub der Erde gefaßt, mit der Waage die Berge gewogen, mit ihren Schalen die Hügel?

13 Wer hat den Geist des Herrn bestimmt, wer als Berater ihn unterwiesen?

14 Mit wem hat er sich beraten, daß der ihm Einsicht gab, ihn belehrte über des Rechtes Pfad, ihn Wissen lehrte und ihm kundtat den Weg der Erkenntnis?

15 Seht, Völker sind wie ein Tropfen am Eimer, wie ein Stäubchen an der Waage gelten sie. Seht, wie ein Sandkorn, das er aufhebt, sind ihm die Inseln.

16 Der Libanon reicht nicht als Brennholz. Sein Wild genügt nicht als Opfer für ihn.

17 Alle Völker sind vor ihm wie ein Nichts. Er hält sie für nichts und nichtig.

 

Nichtigkeit der Götzen gegenüber Gottes Allmacht

18 Mit wem wollt Gott ihr vergleichen, was als Ebenbild neben ihn stellen?

19 Das Götzenbild, das der Künstler gegossen, der Goldschmied mit Gold überzogen und mit Silberketten der Schmied?

20 Wer zu arm ist für solchen Aufwand, wählt Holz, das nicht faul wird, sucht sich einen geschickten Künstler, daß er ein Bild, das nicht umfällt, verfertigt.

21 Wißt ihr es nicht? Hört ihr es nicht? Ward es euch nicht von Anbeginn an verkündet? Erseht ihr es nicht aus den Gründen der Erde?

22 Er ist es, der über dem Erdenrund thront, dessen Bewohner winzig wie Heuschrecken sind. Der den Himmel wie einen Schleier spannt, ihn ausbreitet wie ein Wohnzelt.

23 Er ist es, der Fürsten preisgibt dem Nichts, der zunichte macht die Herrscher der Erde. – Kaum sind sie gepflanzt, kaum sind sie gesät,

24 kaum hat sich ihr Stamm in der Erde verwurzelt, trifft sie sein Hauch: Sie verdorren, und der Sturm trägt sie fort wie die Spreu.

25 "Wem, dem ich gleich sähe, wollt ihr mich also vergleichen?" – spricht der Heilige.

 

Mahnung, auf Gott zu vertrauen

26 Erhebt eure Augen zum Himmel und schaut: Wer hat jene geschaffen? Er ist es, der gezählt herausführt ihr Heer, der sie alle mit Namen ruft. Ob seiner Fülle an Macht und Stärke und Kraft wagt kein einziger zu fehlen.

27 Was redest du also, Jakob, und sprichst du, Israel: "Verborgen ist mein Schicksal dem Herrn, mein Recht entgeht meinem Gott."

28 Weißt du es nicht, hörst du es nicht? Ein ewiger Gott ist der Herr, der Schöpfer der Enden der Erde. Er wird nicht müde, er wird nicht matt, unergründlich ist seine Einsicht.

29 Er gibt Kraft den Müden, leiht Stärke den Schwachen.

30 Selbst Jünglinge werden müde und matt, junge Männer brechen zusammen:

31 Doch die auf den Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, Schwingen wachsen ihnen wie Adlern. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.

 

Kapitel 41: Das Buch der Befreiung

Berufung des Kyrus

1 "Hört schweigend mir zu, ihr Inseln! Stärkt euch, ihr Völker! Sie mögen kommen und reden. Zusammen wollen wir treten zum Rechtsstreit.

2 Wer hat von Osten her den erweckt, dem Gerechtigkeit folgt auf den Spuren, der Völker sich unterwarf und Könige niederstreckte, dessen Schwert sie machte zu Staub, dessen Bogen sie machte zu Spreu, die verweht ward?

3 Er verfolgt sie, zieht unversehrt weiter, betritt nie seine Pfade zum Rückzug.

4 Wer hat es getan und vollbracht? – Er, der die Menschengeschlechter ins Dasein rief von Anbeginn an. Ich, der Herr, der der Erste ist und noch derselbe beim Letzten."

5 Die Inseln sahen es und fürchteten sich. Die Enden der Erde erbebten. Sie nahten sich und kamen herbei.

6 Einer half da dem anderen und sagte zu seinem Genossen: "Sei stark!"

7 Der Künstler bestärkte den Goldschmied, der, der mit dem Hammer glättet, am Amboß den Schmied. Der sagt: "Die Lötung ist gut!" und macht fest das Bild, damit es nicht umfällt.

 

Gottes Werk zur Rettung Israels

8 "Du aber, Israel, mein Knecht, du, Jakob, den ich erkoren, Sprößling Abrahams, meines Freundes,

9 du, den ich holte von den Enden der Erde, den ich rief aus ihrem äußersten Winkel. Ich sagte zu dir: 'Du bist mein Knecht. Dich habe ich erwählt und nie dich verworfen.'

10 Fürchte dich nicht; denn ich bin mit dir! Schau nicht angstvoll umher; denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich. Ich stehe dir bei. Ich stütze dich mit meiner hilfreichen Rechten.

11 Siehe, in Schande und Schmach kommen alle, die in Feindschaft brennen gegen dich. Es werden zunichte und gehen zugrunde, die gegen dich streiten.

12 Wenn du sie suchst, findest du nicht mehr, die dich befehden. Wie nichts und abernichts sollen die sein, die dich bekriegen.

13 Ich bin der Herr, dein Gott, der deine Rechte erfaßt, der zu dir spricht: 'Fürchte dich nicht! Ich bin dein Helfer!'

 

Gottes Wunder beim neuen Zug durch die Wüste

14 Fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, ihr Männer von Israel! Ich helfe dir" – Spruch des Herrn – "Dein Erlöser ist der Heilige Israels.

15 Siehe, zu einem Dreschschlitten mache ich dich, einem neuen, mit vielen Schneiden. Berge wirst du dreschend zermalmen, Hügel verwandeln in Spreu.

16 Du wirst sie worfeln, der Wind wird sie verwehen, der Sturm sie zerstreuen. Du sollst jubeln über den Herrn, dich rühmen des Heiligen Israels.

17 Die Elenden, Armen suchen nach Wasser, doch keines ist da. Vor Durst lechzt ihre Zunge. Ich, der Herr, will sie erhören, ich, Israels Gott, verlasse sie nicht.

18 Ströme laß ich auf kahlen Hügeln hervorgehen, Quellen inmitten von Tälern. Zum Wasserteich mache ich die Wüste, zu Wasserquellen das trockene Land.

19 Die Wüste will ich mit Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäumen füllen, mit Ulmen und Tannen.

20 Sie sollen es alle sehen und einsehen, sollen achtgeben und erkennen, daß die Hand des Herrn dies getan, der Heilige Israels es gewirkt hat."

 

Die Befreiung Israels, ein Erweis der Nichtigkeit der Götzen

21 "Bringt eure Rechtssache vor!", spricht der Herr. "Eure Beweise legt dar!", spricht Jakobs König.

22 "Sie sollen es vorbringen und uns verkünden, was sich ereignen wird! Das Frühere verkündet doch, wie es gewesen, daß wir es beachten. Oder laßt uns das Kommende hören, damit wir seine Erfüllung erkennen!

23 Verkündigt, was späterhin eintreffen wird, damit wir erkennen, daß Götter ihr seid! Vollbringt nur etwas, sei es gut oder böse, damit wir alle staunend es sehen!

24 Seht, ihr seid nichts! Euer Tun ist nichtig. Abscheulich ist, wer euch erwählt."

 

Das Befreiungswerk, ein Beweis der Macht und Allwissenheit des wahren Gottes

25 "Ich habe von Norden her einen erweckt, und er kam. Vom Aufgang der Sonne ihn, der anrufen wird meinen Namen. Er hat Fürsten zerstampft wie Ton, wie ein Töpfer, der Lehm zertritt.

26 Wer tat dies von Anfang kund, daß wir es wußten, im Vorhinein, daß wir sagten: 'Es stimmt!'? – Keiner hat dies verkündet, keiner berichtet. Keiner hat eure Worte gehört.

27 Als erster habe ich es Zion verkündet. Seht, jetzt ist das Wort erfüllt. – Ich habe Jerusalem Freudenboten gesandt." –

28 Ich schaue umher; doch keiner von diesen ist da, keiner weiß Rat. Ich fragte sie, daß sie Antwort mir gäben:

29 Siehe, sie alle sind nichts, und ihr Tun ist nichtig. Wind und Leere sind ihre Bilder.

 

Kapitel 42: Das erste Lied vom Gottesknecht

'Mein Auserwählter, der mir gefällt...'

1 "Siehe da, mein Knecht, den ich liebe, mein Auserwählter, der mir gefällt. Auf ihn lege ich meinen Geist. Künden wird er den Völkern das Recht.

2 Er wird nicht schreien und lärmen noch seine Stimme hören lassen auf den Straßen.

3 Das geknickte Rohr wird er nicht brechen, den glimmenden Docht nicht löschen. In Treue wird er verkünden das Recht.

4 Er wird nicht ermatten und nicht erliegen, bis er das Recht auf der Erde begründet. – Seiner Lehre harren die Völker."

 

'Ich, der Herr, rief dich in Güte...'

5 So spricht Gott, der Herr, der den Himmel geschaffen und ausgespannt, der die Erde hingebreitet samt ihren Gewächsen und Odem auf ihr gab dem Volk, Geist denen, die auf ihr wandeln:

6 "Ich, der Herr, rief dich in Güte. Ich faßte dich bei der Hand. Ich habe dich gebildet und dich für das Volk zum Mittler des Bundes gemacht, zum Licht der Heiden,

7 blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Gefängnis zu führen, aus dem Kerker, die in Finsternis sitzen.

8 Ich bin Jahwe. Dies ist mein Name. Meine Ehre gebe ich keinem anderen, meinen Ruhm nicht den Götzen.

9 Das früher Vorausgesagte, seht, es traf ein! Neues tu ich nun kund. Ich lasse es euch wissen, noch ehe es hervorkeimt."

 

Das neue Lied zu Ehren Gottes, des Befreiers

10 Ein neues Lied singt dem Herrn, seinen Ruhm bis zum Ende der Erde, ihr, die ihr das Meer mit seiner Fülle befahrt, ihr Inseln und deren Bewohner!

11 Laut juble die Wüste mit ihren Städten, die Dörfer, die Kedar bewohnt! Aufjauchzen sollen die Felsenbewohner, laut jubeln vom Gipfel der Berge!

12 Man ehre den Herrn, mache kund seinen Ruhm auf den Inseln!

 

Die Befreiung, ein Erweis göttlicher Macht

13 Der Herr zieht aus wie ein Held, die Kampfeslust entfacht er wie ein Krieger. Den Schlachtruf läßt er erschallen und lautes Geschrei. Als Held kämpft er gegen die Feinde.

14 "Ich habe geschwiegen seit langer Zeit. Stumm hielt ich an mich. – Wie die Frau beim Gebären will ich nun schreien, will schnaufen und schnauben.

15 Veröden will ich Berge und Hügel. All ihr Grün laß' ich welken. Ströme will ich zu Tümpeln machen, Teiche zu trockenem Land.

16 Blinde will ich auf Wegen führen, die sie nicht kennen, will sie schreiten lassen auf Pfaden, die ihnen unbekannt. Das Dunkel vor ihnen mache ich zu Licht, was holperig ist, zu ebenem Boden. Dies ist es, was ich tue und nicht unterlasse. –

17 Schambedeckt weichen zurück, die auf Götzenbilder vertrauen, die zu Gußbildern sagen: 'Unsere Götter seid ihr!'

 

Israels Elend in der Gefangenschaft, eine Folge seiner Sünden

18 Hört zu, ihr Tauben! Blickt her, um zu sehen, ihr Blinden!

19 Wer ist blind, wenn nicht mein Knecht? Wer ist so taub wie mein Bote, den ich gesandt? Wer ist so blind wie der Vertraute, so blind wie der Knecht des Herrn?

20 Vieles hat er gesehen, doch nicht beachtet. Mit offenen Ohren hörte er nicht.

21 Um seiner Treue willen plante der Herr, das Gesetz groß und herrlich zu machen. –

22 Doch nun ist es ein beraubtes, geplündertes Volk. Man hält sie alle in Kerkern gefangen, in Gefängnishäusern versteckt. Sie sind zur Beute geworden, und keiner ist da, der sie rettet – der Plünderung preisgegeben, und keiner verlangt: 'Gib es zurück!'"

23 Wer von euch wird auf folgendes hören, darauf merken und es später befolgen?

24 Wer gab Jakob der Plünderung preis und Israel den Räubern? Hat es nicht der Herr getan, gegen den wir gesündigt? Sie wollten nicht wandeln auf seinen Wegen, nicht hören auf seine Weisung.

25 Da goß er über ihn aus die Glut seines Zornes, die Schrecken des Krieges. Rings um sie loderte es, doch sie nahmen sich nicht in acht; es brannte an ihnen, doch sie nahmen es sich nicht zu Herzen.

 

Kapitel 43: Israels Erlösung, das Werk göttlicher Liebe

1 Nun aber spricht der Herr, dein Schöpfer, Jakob, dein Bildner, Israel: "Fürchte dich nicht! Ich erlöse dich ja. Ich rufe dich beim Namen: Mein bist du!

2 Gehst du durch Wasser, ich bin bei dir, durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten. Gehst du durch Feuer du wirst nicht verbrennen, die Flamme wird dich nicht versengen.

3 Denn ich, der Herr, bin dein Gott, der Heilige Israels ist dein Erretter. Ich gäbe Ägypten für dich als Lösegeld hin, Kusch und Seba statt deiner.

4 Weil du so teuer mir bist, so wert und so lieb, gäbe ich Menschen für dich, Völker für dein Leben.

5 Fürchte dich nicht; ich bin ja mit dir! Vom Osten hole ich herbei deine Kinder, vom Westen her sammle ich dich.

6 Ich sage zum Norden: 'Gib her!', zum Süden: 'Halte sie nicht zurück! Meine Söhne bringe aus der Ferne herbei, meine Töchter vom Ende der Erde,

7 alle, die nach meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen, gebildet, bereitet!'

 

'Außer mir ist kein Helfer!'

8 Das Volk trete vor, das blind ist und dennoch Augen besitzt, das taub ist trotz seiner Ohren!

9 Alle Völker sollen zusammenkommen! Die Stämme sollen sich sammeln! – Wer unter ihnen kann solches verkünden, früher Vorausgesagtes uns hören lassen? Sie sollen Zeugen stellen, ihr Recht zu erweisen, daß man höre und sage: 'Es ist Wahrheit!' –

10 Ihr seid meine Zeugen" – Spruch des Herrn – "und mein Knecht, den ich erwählte, damit ihr erkennt und mir glaubt, und einseht, daß ich es bin. Vor mir ist kein Gott geschaffen, und nach mir wird keiner sein.

11 Ich, ich allein bin der Herr, außer mir ist kein Helfer.

12 Ich habe es verkündigt und Rettung gebracht. Ich habe von mir hören lassen, als noch kein fremder Gott bei euch war. Ihr seid meine Zeugen" – Spruch des Herrn – "und nur ich bin Gott.

13 Auch fürderhin bin ich es. Niemand rettet aus meiner Hand. Ich tue es, und wer kann es ändern?"

 

Die Heilstat des neuen Auszugs

14 So spricht der Herr, Euer Erlöser, der Heilige Israels: "Um euretwillen schicke ich nach Babel und treibe sie alle als Flüchtlinge hinab, auch die Chaldäer auf ihren stolzen Schiffen,

15 ich, der Herr, euer Heiliger, der Schöpfer Israels, euer König."

16 So spricht der Herr, der durch das Meer einen Weg gebahnt, einen Pfad durch mächtige Fluten,

17 der ins Feld führt Wagen und Pferde, Heerbann und Helden. Nun liegen sie da, stehen nicht wieder auf, sind verlöscht, wie ein Docht verglommen.

18 "Denkt nicht nur daran, was früher geschah! Beachtet nicht bloß das Vergangene!

19 Seht, Neues will ich vollbringen. Schon wird es sichtbar. Erkennt ihr es nicht? Auch in der Wüste schaffe ich einen Weg, in der Einöde Straßen.

20 Dann werden mich preisen die Tiere des Feldes, Schakale und Strauße, daß in der Wüste ich Wasser schuf, in der Einöde Ströme, zu tränken mein Volk, meinen Auserwählten.

21 Dies Volk, das ich selbst mir gebildet, soll meinen Ruhm verkünden.

 

Gottes Vergebung für Israel

22 Und doch hast du, Jakob, mich nicht gerufen, noch hast du, Israel, dich um mich bemüht.

23 Nicht hast du mir Lämmer von dir als Brandopfer dargebracht. Mit deinen Schlachtopfern hast du mich nicht geehrt. Mit Speiseopfern bin ich dir nicht zur Last gefallen. Mit Weihrauchspenden habe ich dich nicht geplagt.

24 Nicht hast du mir Gewürzrohr für Geld gekauft. Nicht hast du mich mit dem Fett deiner Opfer gelabt. Doch machtest du mir mit deinen Sünden zu schaffen, durch deine Vergehen hast du mir wehe getan.

25 Ich bin es, ich, der deine Schuld tilgt um meinetwillen, der deiner Sünden nicht mehr gedenkt.

26 Erinnere mich nur! Laß uns miteinander rechten! Erzähle, damit du dein Recht erweist!

27 Dein erster Vater schon hat gesündigt, und deine Mittler waren mir untreu.

28 Da habe ich die Fürsten des Heiligtums ihrer Weihe entkleidet, Jakob dem Bann übergeben und Israel der Verhöhnung.

 

Kapitel 44: Die Ausgießung des Geistes

1 Nun aber höre, Jakob, mein Knecht, und du, Israel, das ich erwählte!

2 So spricht der Herr, dein Schöpfer, dein Bildner, dein Helfer vom Mutterleib an: Fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht, Jeschurun, den ich erwählte.

3 Denn wie ich Wasser gieße auf lechzendes Land und Bäche auf trockenes Erdreich, so gieße ich auf deine Nachkommen meinen Geist, meinen Segen auf deine Sprößlinge.

4 Sie sollen sprossen wie Gras am Bach, wie Weiden an Wasserläufen.

5 Der eine wird sagen: 'Dem Herrn bin ich eigen', und sich auf Jakobs Namen berufen, der andere schreibt auf seine Hand: 'Dem Herrn gehörig!', und legt sich den Beinamen 'Israel' zu."

 

Gottes Erhabenheit und die Nichtigkeit der Götzen

6 So spricht der Herr, Israels König und sein Erlöser, der Herr der Heerscharen: "Ich bin der Erste und ich der Letzte. Außer mir gibt es keinen Gott.

7 Wer ist mir gleich? Er trete nur vor! Verkündige es und lege es mir dar! Was geschehen ist, seit ich vor alters die Menschheit schuf und auch das Künftige, das noch kommen wird, soll er uns verkünden!

8 Fürchtet euch nicht und zagt nicht! Habe ich es nicht längst gesagt und verkündet, und ihr seid mir Zeugen? Gibt es einen Gott außer mir? – Nein, es gibt keinen anderen Gott. Ich weiß von keinem.

9 Die Bildner der Götzen sind allesamt nichtig. Zu nichts nütze sind ihre Lieblingswerke. Sie selbst sind ihre Zeugen, sie sehen nichts und wissen nichts, auf daß sie zuschanden werden.

10 Wer einen Götzen verfertigt, der gießt nur ein Gußbild, das zu nichts nütze.

11 Seht, seine Verehrer werden alle zuschanden, die Bildner sind ja nur Menschen. Sie sollen hertreten alle zusammen! Sie werden verzagen, sich schämen.

12 Der Eisenschmied hat es mit dem Werkzeug geformt. Mit Kohlenglut und mit Hammerschlägen gestaltet er es und formt es mit kräftigem Arm. Er wird hungrig dabei, und die Kraft geht ihm aus. Trinkt er kein Wasser, wird er matt.

13 Der Holzschnitzer spannt die Schnur aus, zeichnet es vor mit dem Reißstift, führt es mit Schnitzmessern aus, zeichnet es vor mit dem Zirkel. Er macht daraus die Gestalt eines Mannes, eine schöne Menschengestalt, daß es im Haus seinen Platz erhalte.

14 Ein anderer ging daran, sich Zedern zu fällen, oder er nahm Steineiche und Eiche, die er sich großgezogen hatte unter des Waldes Bäumen. Oder ein Fichte, die er gepflanzt, die der Regen groß werden ließ,

15 die dem Menschen zur Feuerung dient. Er nimmt auch davon, um sich zu erwärmen. Er zündet es an, um Brot zu backen. Doch macht er auch einen Gott daraus und betet ihn an. Er formt es zum Götzenbild, vor dem er sich niederwirft.

16 Die Hälfte davon verbrennt er also im Feuer und brät mit der anderen Fleisch, verzehrt dann den Braten und ißt sich satt. Auch wärmt er sich daran und sagt: 'Ei, mir wird warm, ich spüre das Feuer.'

17 Den Rest davon macht er sich zu einem Gott, zu seinem Götzenbild, vor dem er sich niederwirft, sich verbeugt, zu dem er betet: 'Hilf mir, du bist ja mein Gott!'

18 Sie sehen es nicht und verstehen es nicht; denn verklebt sind ihnen die Augen, so daß sie nicht sehen, und ihre Herzen, so daß sie es nicht fassen.

19 Da denkt keiner nach, und keiner hat so viel Erkenntnis und Einsicht, daß er sich sagt: 'Die eine Hälfte habe ich im Feuer verbrannt, habe Brot gebacken auf seinen Kohlen, auch Fleisch briet ich darauf und habe es gegessen – aus dem Rest soll ich nun ein Greuelbild machen, vor einem Holzstück mich niederknien?'

20 Wer Haltlosem anhängt, den hat verführt ein betörtes Herz. Er rettet nimmer sein Leben und sagt sich nicht: 'Hat nicht nur trügerischen Halt meine Rechte?'

21 Bedenke dies, Jakob und Israel! Du bist ja mein Knecht. Ich habe dich gebildet; mein Knecht bist du. Israel, du wirst von mir nicht vergessen.

22 Ich fege deine Frevel wie Wolken hinweg, deine Sünden wie leichtes Gewölk. – So kehre zurück zu mir! Denn ich will dich erlösen."

 

Gottes Heilstat im Lobpreis der Schöpfung

23 Jubelt, ihr Himmel! Denn der Herr vollbringt es. Jauchzt, ihr Tiefen der Erde! Brecht aus in Jubel, ihr Berge, du Wald und darin all ihr Bäume! Denn der Herr wird Jakob erlösen, sich an Israel herrlich erzeigen.

 

Kyrus: Gottes Werkzeug zur Heilstat an Israel

'All mein Wollen wird er vollführen...'

24 So spricht der Herr, dein Erlöser, dein Bildner vom Mutterleib an: "Ich bin der Herr, der Schöpfer des Alls, der allein gespannt hat den Himmel, ausgebreitet die Erde – Wer war bei mir?'

25 Ich bin es, der die Wunderzeichen der Gaukler vereitelt und die Wahrsager hinstellt als Narren, der zurückweist die Weisen, als Torheit aufzeigt ihr Wissen,

26 der verwirklicht das Wort seiner Knechte und vollbringt den Plan seiner Boten, der von Jerusalem sagt: 'Es werde bewohnt!' und von Judas Städten: 'Sie sollen aufgebaut werden! Aus ihren Trümmern stelle ich sie wieder her!',

27 der zur Tiefe spricht: 'Werde trocken!' und 'Versiegen lasse ich deine Fluten',

28 der von Kyrus sagt: 'Er ist mein Hirt'. – All mein Wollen wird er vollführen und von Jerusalem sagen: Es werde wieder aufgebaut! und vom Tempel: Er werde aufs neue gegründet!'"

 

Kapitel 45: Der Gesalbte, 'dessen Rechte ich fasse...'

1 So spricht der Herr zu Kyrus, seinem Gesalbten, dessen Rechte er faßt, um Völker niederzutreten vor ihm und Könige machtlos zu machen und vor ihm die Türen zu öffnen, so daß kein Tor sich ihm schließt:

2 "Ich ziehe einher vor dir und ebne das Unwegsame, ich zersprenge die ehernen Pforten und zerschlage die eisernen Riegel.

3 Ich gebe dir heimliche Schätze und wohlverborgenen Reichtum. So sollst du erkennen, daß ich es bin, der Herr, der beim Namen dich rief, Israels Gott. –

 

'Ich, der Herr, wirke dies alles...'

4 Um meines Knechtes Jakob, und um Israels, meines Erwählten willen, rief ich dich bei deinem Namen, gab dir Ehrennamen, ohne daß du mich kanntest. –

5 Ich, der Herr – es gibt keinen anderen, außer mir gibt es keinen Gott – ich werde dich gürten, ohne daß du mich kennst –

6 damit man erkenne vom Aufgang der Sonne und ihrem Niedergang her, daß es außer mir keinen Gott gibt. Ich bin der Herr und sonst keiner,

7 bin der Bildner des Lichtes wie der Finsternis Schöpfer, Bringer des Friedens wie Schöpfer des Unheils. Ich, der Herr, ich wirke dies alles.

 

'Daß erblühe das Heil!'

8 Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr Wolken, laßt herabrieseln das Recht! Die Erde tue sich auf, daß erblühe das Heil; sie lasse Gerechtigkeit sprießen! – Ich, der Herr, will es vollbringen.

 

Unabänderlichkeit des göttlichen Heilsbeschlusses

9 Wehe dem, der hadert mit seinem Bildner! Er, eine Scherbe unter irdenen Scherben. – Darf der Ton zu seinem Bildner sprechen: 'Was machst du'?, darf sein Werk sagen: 'Du hast kein Geschick'?

10 Wehe dem, der zu einem Vater sagt: 'Was brauchst du noch Kinder?' und zur Frau: 'Was wirst du noch Mutter?'"

11 So spricht der Herr, der Heilige Israels und sein Bildner: "Ihr stellt mich zur Rede wegen meiner Söhne und macht mir Vorschriften über das Werk meiner Hände?

12 Ich bin es, der die Erde gemacht und auf ihr geschaffen die Menschen. Meine Hände haben den Himmel gespannt. Ich befehle seinem ganzen Heer.

13 Ich habe ihn (Kyrus) nach meinem Heilsplan erweckt. Alle Wege werde ich ihm ebnen. Er baut wieder auf meine Stadt, entläßt in Freiheit meine Verbannten, aber nicht um Kaufpreis und Lohn", spricht der Herr der Heerscharen.

14 So spricht der Herr: "Ägyptens Reichtum und der Kuschiter Gewinn und die hochgewachsenen Sebaiter werden zu dir strömen und dir gehören. Dir werden sie folgen, in Ketten dir dienen, nach dir hin sich beugen, nach dir hin beten: 'Nur in dir ist Gott.'"

15 Wahrlich, du bist ein Gott mit geheimen Plänen, Gott Israels, Retter!

16 Beschämt, ja zuschanden werden sie alle. Alle ziehen sie schmachbedeckt ab, die Götzen verfertigen.

17 Doch Israel wird vom Herrn bedacht mit ewigem Heil. Ihr werdet nimmer beschämt und in Ewigkeit nicht zuschanden.

 

Gottes Heil für alle Völker der Erde

'Jedes Knie wird sich beugen vor mir...'

18 Denn so spricht der Herr, der Schöpfer des Himmels, der wahre Gott, der die Erde gebildet und schuf, der sie hergerichtet, der sie nicht als Öde geschaffen, sondern zur Wohnung gebildet: "Ich bin der Herr und sonst keiner.

19 Nicht im Verborgenen habe ich geredet, nicht in einem finsteren Winkel der Erde. Nicht habe ich heimlich zu Jakobs Kindern gesagt: 'Sucht mich!' – Ich, der Herr, rede, was recht ist, ich künde, was wahr ist.

20 Sammelt euch! Tretet herzu! Kommt alle herbei, die ihr den Völkern entronnen seid! Einsichtslos sind, die Holzgötzen dahertragen, die beten zu einem Gott, der nicht helfen kann.

21 Legt dar! Bringt vor! Man berate sich auch zusammen: Wer hat dies vor alters verkündigt, vordem schon kundgetan? Bin nicht ich es gewesen, der Herr? Außer mir gibt es keinen Gott. Außer mir gibt es keinen gerechten, rettenden Gott.

22 Her zu mir! Laßt euch retten, all ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und sonst keiner.

23 Ich habe bei mir geschworen – aus meinem Mund kommt Wahrheit – ein unverbrüchliches Wort: Jede Zunge wird mir huldigen!

24 'Nur im Herrn', wird man sagen, 'ist Heil mir und Kraft. Zu ihm werden kommen, von Scham erfüllt, alle, die gegen ihn eifern.

25 Im Herrn bekommen ihr Recht und rühmen sich alle Nachkommen Israels.'"

 

Kapitel 46: Der Sturz der Götzen und der Zusammenbruch Babels

1 Bel bricht ins Knie, es krümmt sich Nebo. Ihre Bilder packt man auf Lastvieh. Die sonst ihr einhertrugt, lädt man nun auf als Last für ermattete Tiere.

2 Sie krümmen sich, brechen alle ins Knie. Sie können ihre Träger nicht retten. Sie wandern selber gefangen fort.

3 "Hört auf mich, ihr von Jakobs Haus, ihr alle, der Rest von Israels Haus! Die ihr mir ward aufgeladen vom Mutterleib an, die ich vom Mutterschoß an getragen:

4 Bis in euer Alter bin ich derselbe. Bis ihr grau seid, will ich euch tragen. So habe ich getan und trage auch fürder und will euch schleppen und retten.

5 Wem wollt ihr mich vergleichen, mich gleichsetzen und an die Seite stellen, daß wir einander glichen?

6 Da schütten sie Gold aus dem Beutel. Mit der Waage wägen sie Silber dar. Sie dingen einen Schmied, daß er einen Gott daraus mache, den sie verehren, vor dem sie sich niederwerfen.

7 Sie heben ihn auf die Schultern, tragen ihn, setzen ihn nieder. Auf seinem Platz steht er still, rührt sich nicht von der Stelle. Ruft man zu ihm – er antwortet nicht. Keinem hilft er aus seiner Not.

8 Denkt daran und seid stark! Nehmt es zu Herzen, ihr Abtrünnigen!

9 Denkt an das Frühere, wie es in der Urzeit war, daß ich allein Gott bin und keiner sonst, der wahre Gott, dem nichts gleicht,

10 der von Anfang an kundtat den Ausgang, von der Vorzeit her, was noch nicht geschehen! – Ich spreche: Mein Ratschluß wird sich erfüllen. Alles, was mir beliebt, führe ich aus.

11 Den Adler rief ich vom Osten her, aus fernem Land meines Ratschlusses Mann. Wie ich es gesagt, so laß ich es kommen. Wie ich es geplant, so führe ich es aus.

12 Hört auf mich, die ihr starren Sinnes und fern seid vom Heil!

13 Mein Heil habe ich euch nahegebracht. Es ist nicht mehr fern. Nicht verzögert sich meine Hilfe. Zion bringe ich Heil, Israel meinen Glanz."

 

Kapitel 47: Babels Erniedrigung

1 Steige herab und setze dich in den Staub, jungfräuliche Tochter Babel! Setze dich ohne Thron auf die Erde, du Tochter Chaldäa! Denn in Zukunft wird man dich nicht mehr nennen 'die Zarte', 'die Feine'.

2 Nimm die Mühle und mahle Mehl! Decke auf deinen Schleier! Nimm ab die Schleppe! Entblöße die Füße! Durchwate die Ströme!

3 Aufgedeckt sei deine Schande! Man soll sehen deine Schmach! Rache werde ich nehmen. Niemand soll Babel beschirmen.

4 Unser Erlöser heißt 'Herr der Heerscharen', 'Heiliger Israels'.

5 Schweigend setze dich nieder! Verstecke dich im Dunkel, du Tochter Chaldäa! Denn niemand nennt dich in Zukunft mehr 'Herrin der Reiche'.

6 Ich zürnte wider mein Volk, entweihte mein Erbe, gab es in deine Gewalt. Du aber schenktest ihm kein Erbarmen. Schwer ließest du lasten dein Joch auf dem Greis.

7 Dachtest du doch: "Ewig werde ich sein, Herrin für immer." Du nahmst dir dies nicht zu Herzen, dachtest nicht an das Ende.

8 Nun höre dies, du ans Prassen Gewohnte, die sorglos thronte, die bei sich wähnte: "Meinesgleichen gibt es nicht mehr. Ich werde nicht sitzen als Witwe, nicht kinderlos werden."

9 Plötzlich, an einem Tag, soll dies beides doch über dich kommen: Kinderberaubtheit und Witwenschaft! In seinem ganzen Vollmaß soll dies über dich kommen, trotz deiner zahlreichen Zauberkünste, trotz deiner Bannsprüche großer Zahl.

10 Du fühltest dich sicher in deiner Bosheit. Du dachtest: "Niemand sieht mich ja." Deine Weisheit, dein Wissen hat dich verführt. Du wähntest bei dir: "Es gibt nicht mehr meinesgleichen."

11 Und doch wird Unheil dich treffen, das du nicht bannen kannst. Verderben wird über dich kommen, das du nicht zu beschwören vermagst. Jäh, ehe du dich dessen versiehst, wird die Vernichtung dich überfallen.

12 Komm doch her mit deinen Bannsprüchen, mit deinen zahlreichen Zauberkünsten, mit denen du dich gemüht hast von Jugend auf! Vielleicht vermagst du dir Hilfe zu schaffen. Vielleicht jagst du Schrecken mir ein.

13 Du bist müde geworden bei deinen vielen Beratungen. So mögen doch aufstehen und dich erretten, die den Himmel vermessen, die nach den Sternen schauen, die bei jedem Neumond zu reden wissen von dem, was dich treffen wird.

14 Siehe, sie werden den Stoppeln gleichen, die das Feuer verbrannt hat. Sie werden sich selber nicht retten können aus der Flamme Gewalt. Nicht Kohlenglut ist es, sich daran zu wärmen, kein Feuerherd, sich davor zu setzen.

15 So wird es denen ergehen, um die du dich mühtest, deinen Geschäftsfreunden von Jugend auf. Jeder taumelt seines Weges davon. Keiner kommt dir zu Hilfe.

 

Kapitel 48: Mahnung zu Gottvertrauen und Gehorsam

Gottes Heilswille und die Treulosigkeit seines Volkes

1 Höre dies, Haus Jakobs, ihr, die ihr euch nennt nach Israels Namen und entsprungen seid Judas Quelle, ihr, die ihr schwört beim Namen des Herrn und Israels Gott rühmt, doch nicht in Wahrheit und Recht.

2 Sie nennen sich wohl nach der heiligen Stadt und stützen sich auf Israels Gott, dessen Name ist 'Herr der Heerscharen'.

3 "Vor langer Zeit habe ich das Frühere verkündet. Aus meinem Mund ist es ergangen, ich habe es kundgetan. Plötzlich habe ich es vollführt: Da geschah es.

4 Weil ich wußte, daß du starrsinnig bist, daß dein Nacken eine eiserne Sehne und deine Stirn von Erz,

5 darum habe ich es vor langer Zeit dir angekündigt, bevor es noch eintraf, dir mitgeteilt, damit du nicht sagst: 'Mein Götze hat es vollbracht, mein Schnitzbild, mein Gußbild hat es befohlen.'

 

Gottes Heilswille und die Halsstarrigkeit seines Volkes

6 Du hast es gehört. Betrachte nur alle! Wollt ihr nun nicht meine Zeugen sein? Von jetzt an teile ich dir Neues mit, Verborgengehaltenes, was du nicht wußtest.

7 Jetzt wird es vollbracht und nicht vor langer Zeit. Nichts hast du davon vor dem heutigen Tag gehört, damit du nicht sagst: 'Wohl wußte ich es.'

8 Nein, nichts davon hast du gehört noch gewußt, noch war vordem dein Ohr geöffnet. Denn ich wußte, daß du gar treulos bist und man dich 'Abtrünnig vom Mutterleib an' genannt hat.

9 Um meines Namens willen halte ich hin meinen Zorn. Um meines Ruhmes willen bezähme ich mich gegen dich, um dich nicht auszurotten.

10 Siehe, ich habe dich geläutert, doch fand ich kein Silber; ich habe dich geprüft im Schmelzofen des Leidens.

11 Um meinetwillen, um meinetwillen habe ich es vollführt, sonst wäre mein Name entweiht. – Meine Ehre gebe keinem anderen ich preis.

 

Kyrus, der Beauftragte Gottes

12 Höre auf mich, Jakob, und Israel, den ich berief: Ich bin der Erste und ich der Letzte.

13 Hat meine Hand doch die Erde gegründet und meine Rechte den Himmel gespannt. Ich rief ihnen zu, da standen sie alle da.

14 Versammelt euch alle und hört! Wer unter ihnen hat solches verkündigt: 'Er, den der Herr liebt, wird seinen Willen an Babel vollstrecken, seinen Machterweis an den Chaldäern?'

15 Ich, ich verkündigte es und berief ihn. Ich führte ihn her, und er wird seinen Weg auch glücklich vollenden.

16 Tretet her zu mir, hört dies an! Von Anbeginn habe ich es nicht im geheimen verkündigt, und in der Zeit, da es sich zu verwirklichen begann, war ich dabei." – Jetzt aber hat der allmächtige Herr mit seinem Geist mich gesandt.

 

'Hättest du meine Gebote geachtet, dann gliche dein Friede dem Strom'

17 So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: "Ich bin es, der Herr, dein Gott, der dich lehrte, zu tun, was dir frommt, der dich führte den Weg, den du wandeln sollst.

18 Ach, hättest du meine Gebote geachtet! Dann gliche dein Friede dem Strom, dein Glück den Wogen des Meeres.

19 Dann wäre dein Stamm wie der Sand, deines Leibes Sprossen wie seine Körner. Ihr Name würde nicht ausgerottet noch ausgetilgt werden vor mir."

20 Zieht fort von Babel! Flieht aus Chaldäa! Verkündet es mit jubelndem Ruf! Laßt dies hören, tragt es hinaus bis ans Ende der Erde! Sagt: "Der Herr hat seinen Knecht Jakob erlöst."

21 Sie litten nicht Durst, als er durch Wüsten sie führte. Für sie ließ Wasser aus Felsen er rinnen. Felsen hieb er entzwei, da flossen die Wasser.

22 "Es gibt keinen Frieden für die Frevler" – so spricht der Herr.

 

Kapitel 49: Das zweite Lied vom Gottesknecht

Berufung des Gottesknechtes

1 "Hört mich, ihr Inseln! Merkt auf mich, ihr Völker in der Ferne! Im Mutterleib schon hat der Herr mich berufen. Vom Mutterschoß an nannte er meinen Namen.

2 Dem scharfen Schwert gleich machte er meinen Mund. Er hielt mich im Schutz seiner Hand. Dem glatten Pfeil gleich machte er mich, verbarg mich in seinem Köcher.

3 Er sprach zu mir: 'Du, Israel, bist mein Knecht, an dem ich mich herrlich erweise.'

4 Ich aber sprach: 'Umsonst habe ich mich gemüht, meine Kraft vergeblich für nichts verbraucht. Doch beim Herrn steht mein Recht, mein Lohn bei meinem Gott.'

5 Nun aber befahl der Herr, der vom Mutterleib an mich zu seinem Knecht gebildet, Jakob zurückzuführen zu ihm, Israel für ihn zu sammeln. – Ich ward verherrlicht in den Augen des Herrn, und mein Gott war meine Stärke. –

6 Er sprach also: 'Zu wenig ist es, daß du mir Knecht bist, um Jakobs Stämme aufzurichten, Israels Erlöste zurückzuführen. – So mache ich dich zum Licht für die Heiden, daß du Mittler meines Heils seist bis ans Ende der Erde.'"

 

'Ich helfe dir am Tag des Heils...'

7 So spricht der Herr, Israels Erlöser, sein Heiliger, zum Verachteten, zum Abscheu der Leute, zum Knecht der Tyrannen: "Könige werden es sehen und sich erheben, Fürsten werden sich niederwerfen um des Herrn willen, der treu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich erwählte."

8 So spricht der Herr: "Zur Zeit der Gnade erhöre ich dich, ich helfe dir am Tag des Heils. Ich habe dich geschirmt, dich zum Mittler des Bundes gemacht für das Volk, aufzurichten das Land, zu verteilen verödetes Erbland,

9 den Gefangenen zuzurufen: 'Zieht aus!', denen die wohnen im Dunkeln: 'Kommt ans Licht!'" – Gleich an den Wegen werden sie weiden, ihre Weide noch finden auf den kahlen Höhen.

10 Sie werden nicht hungern noch dürsten, noch werden Glutwind und Sonne sie treffen. Denn voll Erbarmen wird er sie geleiten, sie ruhen lassen an sprudelnden Quellen.

11 "Alle meine Berge mache ich zu Wegen, aufgeschüttet sollen sein meine Straßen.

12 Siehe, sie kommen von fern her! Siehe, jene vom Norden, jene vom Westen, jene vom Land der Siniter."

 

'Vergißt wohl eine Mutter ihr Kind?'

13 Jauchzt, ihr Himmel! Juble, Erde! Freut euch, ihr Berge! Denn der Herr hat sein Volk getröstet, der Armen in ihm sich erbarmt.

14 Und doch hat Zion geklagt: "Verlassen hat mich der Herr, der Allmächtige hat mich vergessen."

15 "Vergißt wohl eine Mutter ihr Kind? Erbarmt sie sich nicht der Frucht ihres Leibes? – Und vergäße sie es auch: Ich vergesse dich nicht!

16 Siehe, auf meine Hände habe ich dich gezeichnet. – Deine Mauern stehen mir allezeit vor Augen.

17 Deine Kinder eilen herbei; deine Zerstörer und Verwüster ziehen ab von dir.

 

Wiederherstellung der verödeten Stadt

18 In die Runde hebe deine Augen und siehe: Sie sammeln sich alle und kommen zu dir. – So wahr ich lebe" – Spruch des Herrn: "Du wirst sie dir alle antun wie einen Schmuck, dich mit ihnen umgürten wie eine Braut.

19 Denn deine Trümmer und Wüsten und dein verödetes Land sind nun für die Bewohner zu eng, und fern weilen deine Verderber.

20 Bald wirst du, die du kinderlos warst, mit eigenen Ohren hören, wie deine Kinder laut rufen: 'Zu eng ist mir der Raum. Schaffe Platz für mich, daß ich wohnen kann!'

21 Da wirst du dich fragen: 'Wer hat mir diese geboren, da ich doch kinderlos war und unfruchtbar, verbannt und verstoßen? Wer zog diese groß? Ich war doch allein noch übriggeblieben. Wo waren denn diese?'"

22 So spricht der allmächtige Herr: "Siehe, ich erhebe meine Hand für die Völker, richte für die Völker auf meine Banner. Auf den Armen bringen sie deine Söhne. Auf der Schulter tragen sie deine Töchter.

23 Könige werden deine Pfleger sein, Königinnen deine Ammen. Sie huldigen dir, das Antlitz zur Erde geneigt, und küssen den Staub deiner Füße. So wirst du erkennen, daß ich, der Herr es bin, der nicht zuschanden werden läßt, die auf ihn hoffen."

 

Das unzweifelhafte Eintreffen der Verheißungen Gottes

24 Entreißt man dem Starken den Raub? Entwischt dem Mächtigen die Beute?

25 Ja, so spricht der Herr: "Auch dem Starken wird die Beute entrissen, auch dem Zwingherrn der Raub entwischen. Denn streiten werde ich mit deinen Gegnern. Deine Kinder werde ich retten.

26 Deinen Peinigern gebe ich zu essen ihr eigenes Fleisch. Wie an Most sollen sie am eigenen Blut sich berauschen. Dann wird alles Volk erkennen, daß ich, der Herr, dein Retter bin, ich, der starke Gott Jakobs, dein Erlöser."

 

Kapitel 50:

1 So spricht der Herr: "Wo ist der Scheidebrief eurer Mutter, mit dem ich sie hätte entlassen? Oder wer von meinen Gläubigern ist es, an den ich euch hätte verkauft? Nein, wegen eurer Sünden wurdet ihr verkauft. Wegen eurer Frevel wurde eure Mutter entlassen.

2 Warum kam ich, und niemand war da? Warum rief ich, und niemand gab Antwort? Ist denn zu kurz meine Hand zum Erlösen? Fehlt mir zu retten die Kraft? Siehe, durch mein Schelten mache ich trocken das Meer, verwandle ich Ströme in Wüsten. Aus Mangel an Wasser sterben darin vor Durst und verfaulen die Fische.

3 Ich kleide den Himmel in Trauer, mit Sacktuch umhülle ich ihn."

 

Das dritte Lied vom Gottesknecht

'Der Herr, der Allmächtige, stand mir bei...'

4 "Die Zunge eines Jüngers hat der allmächtige Herr mir verliehen, daß ich die Müden durch Zuspruch zu stärken verstünde. Er weckt jeden Morgen mein Ohr, daß ich höre nach Jüngerweise.

5 Der allmächtige Herr tat mir auf das Ohr. Ich aber sträubte mich nicht, ich wich nicht zurück.

6 Meinen Rücken bot ich den Schlägern dar, meine Wangen denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Antlitz verbarg ich nicht vor Schmähung und Speichel.

7 Doch der Herr, der Allmächtige, stand mir bei; darum wurde ich nicht zuschanden. Deshalb machte ich hart wie Kiesel mein Antlitz. Ich wußte ja: Ich werde nicht beschämt.

8 Der mir Recht schafft, ist nahe. Wer will mit mir streiten? Wir treten zusammen vor. Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er trete zu mir heran!

9 Siehe, der Herr, der Allmächtige, hilft mir! Wer will mich für schuldig erklären? Siehe, sie alle zerfallen wie Kleider. Motten werden sie fressen."

 

Mahnung zur Anhörung und Nachahmung des Gottesknechtes

10 "Wer unter euch den Herrn fürchtet, höre auf die Stimme seines Knechtes, der im Finstern dahinging und ohne Licht war, doch auf den Namen des Herrn vertraute, sich stützte auf seinen Gott!

11 Ihr alle aber, die ihr Feuer legt und Brandpfeile entzündet: Fahrt in die Glut eures Feuers hinein, in die Brandpfeile, die ihr in Flammen gesetzt! Aus meiner Hand wird euch dies widerfahren; in Qualen sollt ihr euch betten."

 

Kapitel 51: Ermutigung des leidenden Volkes zum Vertrauen

Die Herrlichkeit des Heils

1 Hört auf mich, die ihr trachtet nach Heil, ihr, die ihr sucht den Herrn! Blickt auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, auf die Höhlung des Brunnen, daraus man euch grub!

2 Blickt auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch gebar! Allein war er, als ich ihn rief. Ich segnete ihn und machte ihn zahlreich.

3 Ja, Zions wird der Herr sich erbarmen, wird trösten all seine Trümmer, seine Wüste zum Wonneland wandeln, seine Steppe zum Garten des Herrn. In ihm wird Freude und Frohsinn sich finden, Lobpreis und Schall von Liedern.

 

Die Allgemeinheit und Ewigkeit des Heils

4 Höre auf mich, du mein Volk! Hört auf mich, ihr Nationen. Denn Belehrung geht von mir aus. Mein Gesetz stelle ich auf als ein Licht für die Völker.

5 Nahe ist mein Sieg. Vor der Tür steht mein Heil. Meine Arme werden richten die Völker. Mein harren die Inseln, hoffen auf meinen Arm.

6 Hebt eure Augen zum Himmel empor! Blickt auf die Erde hier unten! Denn wie Rauch wird der Himmel zergehen, zerfallen wie ein Kleid wird die Erde. Wie Mücken sterben ihre Bewohner. Meine Hilfe aber wird ewig bestehen, mein Heil hat niemals ein Ende.

 

Ermunterung zum Vertrauen auf die göttlichen Verheißungen

7 Hört auf mich, die ihr trachtet nach Heil, du Volk, in dem mein Gesetz wohnt! Fürchtet euch nicht vor der Menschen Hohn! Habt keine Angst vor ihrer Schmähung.

8 Denn wie ein Kleid wird die Motte sie fressen, wie Wolle sie verzehren die Schabe. Aber mein Heil wird ewig bestehen. Meine Hilfe von Geschlecht zu Geschlecht.

 

Flehruf nach dem Heil und zuversichtliche Hoffnung

9 "Erhebe dich! Erhebe dich! Mit Stärke rüste dich aus, du Arm des Herrn! Erhebe dich wie in den Tagen der Vorzeit, bei den Geschlechtern, die längst dahin! Bist du es nicht, der Rahab zerhieb, durchbohrte das Untier?

10 Bist du es nicht, der trocken legte das Meer, die Gewässer der großen Flut? Der die Tiefen des Meeres zum Weg gemacht, daß hindurchziehen konnten die Befreiten?

11 Die vom Herrn Befreiten kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion. Auf ihrem Haupt strahlt ewige Freude. Ihr Anteil ist Freude und Wonne. Entflohen sind Kummer und Seufzen."

 

Gottes tröstende Antwort an das auf Erlösung harrende Volk

12 "Ich, ich bin es, der euch tröstet! – Wer bist du, daß du dich fürchtest vor sterblichen Menschen, vor Menschenkindern, die hinschwinden wie Gras?

13 Daß den Herrn du vergaßest, der dich geschaffen, der den Himmel gespannt und die Erde gegründet? Daß du immerfort bebst vor dem Grimm des Bedrückers, der darauf ausging, dich zu verderben? Wo ist nun des Bedrückers Grimm?

14 Bald wird der Gefangene von seinen Fesseln befreit. Nicht stirbt er, nicht fährt er zur Totenwelt. Er leidet nicht ferner Mangel an Brot. –

15 Ich bin es ja, der Herr, dein Gott, der das Meer aufwühlt, daß seine Wogen erbrausen, dessen Name 'Herr der Heerscharen'.

16 Ich legte meine Worte in deinen Mund. Im Schutz meiner Hand habe ich dich geborgen, ich, der den Himmel geschaffen, die Erde gegründet, der zu Zion gesagt hat: 'Du bist mein Volk.'"

 

Die Befreiung des Gottesvolkes aus aller Bedrängnis

Israels Leidenskelch

17 Erhebe dich! Erhebe dich! Stehe auf, Jerusalem! Du trankst aus der Hand des Herrn den Kelch seines Grimmes. Den Becher des Taumeltranks hast du geleert bis zu Neige.

18 Da war von allen Kindern, die sie geboren, keines da, das sie führte. Von allen Kindern, die groß sie gezogen, war keines da, das an der Hand sie nahm

19 Zwei Dinge stießen dir zu – wer zeigt dir sein Beileid?: Verwüstung und Verheerung, Hunger und Schwert. – Wer könnte dich trösten?

20 An allen Straßenecken lagen ohnmächtig da deine Kinder – wie Gazellen im Netz – voll vom Grimm des Herrn, dem Schelten deines Gottes.

 

Heimsuchung der Bedrücker

21 Darum höre doch dies, du Gebeugte, du Trunkene, doch nicht von Wein!

22 So spricht der allmächtige Herr, dein Gott, der Recht verschafft seinem Volk: "Siehe, den Taumelbecher nehme ich dir aus der Hand, den Kelch meines Grimmes sollst du nicht weiterhin trinken.

23 Deinen Bedrückern gebe ich ihn in die Hand, die zu dir sagten: 'Bücke dich, daß wir über dich schreiten!' – Und du hast den Rücken zum Boden gemacht, zur Straße für die, die darüber geschritten."

 

Kapitel 52: Von Fesseln frei

1 Auf, auf, zieh deine Kraft an, o Zion! Lege an deine Prachtgewänder, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn keiner, der unbeschnitten und unrein, soll dich je mehr betreten.

2 Schüttle den Staub von dir ab! Stehe auf, du Jerusalems Gefangenenschar! Löse deines Halses Fesseln, gefangene Tochter Zion!

3 Denn so spricht der Herr: "Umsonst hat man euch verkauft – so sollt ihr auch ohne Geld losgekauft werden."

 

Die frühere Bedrückung

4 Denn so spricht der allmächtige Herr: "Zuerst zog mein Volk nach Ägypten hinab, dort in der Fremde zu weilen. Auch Assur bedrückte es ohne Entgelt.

5 Nun aber" – Spruch des Herrn – "was habe ich hier noch zu schaffen? Umsonst ward mein Volk gefangen und seine Zwingherren prahlen" – Spruch des Herrn; – "ständig, jeden Tag wird mein Name gelästert.

6 Darum soll mein Volk meinen Namen erkennen! Es soll erkennen an jenem Tag, daß ich es bin, der da spricht: 'Hier bin ich!'"

 

Jubel über die Ankunft des Herrn in Zion

7 Wie lieblich sind auf den Bergen des Freudenboten Füße, der Frieden verkündigt, Glück verheißt, das Heil ausruft, der zu Zion sagt: "Dein Gott ist König!"

8 Horch, deine Wächter erheben die Stimme! Sie alle beginnen zu jubeln. Denn mit eigenen Augen sehen sie voll Freude die Rückkehr des Herrn nach Zion.

9 Jubelt laut allesamt, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk. Er erlöst Jerusalem.

10 Vor aller Völker Augen hat der Herr seinen heiligen Arm gezeigt. Alle Enden der Erde schauen das Heil unseres Gottes.

 

Auszug aus Babel

11 Fort! Fort! Zieht von dort aus! Rührt nichts Unreines an! Zieht fort aus ihrem Bereich! Reinigt euch, die ihr tragt die Geräte des Herrn!

12 Nicht in eiliger Hast braucht ihr auszuziehen, nicht in Flucht zu weichen; denn vor euch her geht der Herr, eure Nachhut ist Israels Gott.

 

Das vierte Lied vom Gottesknecht

"Er trug die Sünden der Vielen..."

13 "Siehe, Erfolg wird haben mein Knecht, wird emporsteigen, wird sich erheben, gewaltig erhaben wird er sein.

14 Wie viele sich über ihn entsetzten, denn unmenschlich entstellt war sein Aussehen; nicht mehr der eines Menschen glich seine Gestalt,

15 so viele Völker wird er in Staunen versetzen, Könige werden den Mund vor ihm schließen, wenn sie sehen, was ihnen noch nie erzählt worden, wenn sie vernehmen, was sie noch nie gehört."

 

Kapitel 53: Stellvertretendes Leiden, Tod, Begräbnis und Wirkung des Leidens des Gottesknechtes

1 Wer hat Glauben geschenkt der Kunde, die uns geworden? Wem hat der Arm des Herrn sich enthüllt?

2 So wuchs er auf vor ihm wie ein Schößling, wie eine Wurzel aus lechzendem Land. Nicht Gestalt ist an ihm, nicht Schönheit, daß wir ihn ansehen möchten; und kein Aussehen, daß wir Gefallen hätten an ihm.

3 Verachtet war er, der letzte der Menschen, ein Mann der Schmerzen, mit Leiden vertraut. Verachtet war er wie einer, vor dem man sein Antlitz verhüllt; wir schätzten ihn nicht.

4 Er aber hat unsere Leiden getragen, unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir hielten ihn für geschlagen, geplagt und von Gott getroffen.

5 Doch ob unserer Sünden ward er verwundet, ob unserer Frevel zerschlagen. Zu unserem Heil lag Strafe auf ihm – durch seine Striemen wurden wir geheilt.

6 Wie Schafe irrten wir alle umher; jeder ging seinen eigenen Weg. Der Herr aber legte auf ihn die Sündenschuld von uns allen.

7 Er wurde mißhandelt, doch er gab sich willig drein und tat seinen Mund nicht auf. – Wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, wie ein Schaf, das vor seinen Scherern verstummt, tat er den Mund nicht auf.

8 Aus Bedrängnis und Gericht ward er hinweggerafft. Daß er abgetrennt ward von der Lebenden Land – wer mag sein Geschick überdenken? Ob meines Volkes Frevel ward er zu Tode getroffen.

9 Obwohl er kein Unrecht getan und in seinem Mund sich kein Trug fand, wies man ihm bei Frevlern sein Grab, aber bei Reichen ward es ihm nach seinem Tod zuteil.

10 Doch dem Herrn gefiel es, ihn mit Leiden zu schlagen. – Wenn er sich selbst als Schuldopfer darbringt, wird er Nachkommen sehen, lange leben, und gelingen wird durch ihn der Wille des Herrn.

11 "Für die Qual seiner Seele wird er Licht schauen. Gesättigt mit Erkenntnis wird als Gerechter Gerechtigkeit bringen den Vielen mein Knecht. Er lädt auf sich ihre Frevel.

12 Darum will ich die Vielen als Anteil ihm geben, Zahlreiche ihm dafür zu eigen, weil er in den Tod sein Leben dahingab, unter die Frevler gerechnet ward – obwohl er die Sünden der Vielen trug, für die Frevler fürbittend eintrat."

 

Kapitel 54: Das neue Gottesreich

Die Menge des neuen Gottesvolkes

1 Juble, du Unfruchtbare, die nie gebar! Brich aus in Jubel und jauchze, die keinen Geburtsschmerz erfahren! Denn "zahlreicher als die der Vermählten werden sein der Vereinsamten Kinder", spricht der Herr.

2 Weite den Raum deines Zeltes! Man spanne weit auseinander die Decken deiner Wohnungen, ohne zu sparen! Mache lang deine Zeltseile! Fest schlage ein die Pflöcke!

3 Denn nach rechts und nach links wirst du dich ausbreiten. Ganze Völker nimmt dein Stamm in Besitz und besiedelt verödete Städte.

4 Fürchte dich nicht; denn du wirst nicht zuschanden! Schäme dich nicht; denn du brauchst nicht zu erröten! Deiner Jugendzeit Schande sollst du vergessen und der Schmach deiner Witwenschaft nicht mehr gedenken.

5 Denn dein Schöpfer ist dein Gemahl – 'Herr der Heerscharen' ist sein Name – und dein Erlöser ist der Heilige Israels – 'Gott der ganzen Erde', so heißt er.

 

Die ewige Dauer des neuen Bundes

6 Denn wie eine verlassene und von Herzen betrübte Frau ruft der Herr dich zurück. "Kann man die Gattin der Jugend verschmähen?", spricht dein Gott.

7 "Ich verließ dich nur für eine kurze Zeit, doch mit großem Erbarmen führe ich dich heim.

8 In ausbrechendem Zorn habe ich einen Augenblick nur mein Antlitz vor dir verborgen; doch in ewiger Huld erbarme ich mich deiner", spricht dein Erlöser, der Herr.

9 "Denn wie bei Noachs Flut will ich es jetzt halten: Wie ich schwur: nie mehr wird Noachs Flut überschwemmen die Erde, so schwöre ich auch, dir nicht mehr zu zürnen, noch dich zu schelten.

10 Mögen weichen die Berge und wanken die Hügel, doch meine Liebe soll nicht weichen von dir, mein Heilsbund nicht wanken"; spricht der Herr, der Erbarmen hat mit dir.

 

Die Herrlichkeit und Unangreifbarkeit des messianischen Gottesreiches

11 Du Arme, vom Sturm Zerzauste, des Trostes Beraubte! Siehe, ich bette deine Grundsteine in Bleiglanz und gründe dich auf Saphiren.

12 Ich baue deine Zinnen aus Rubinen, deine Tore aus Karfunkelsteinen und deine Umfriedung aus Edelgestein.

13 Alle deine Kinder sind Jünger des Herrn, und groß ist deiner Kinder Frieden.

14 Auf Gerechtigkeit wirst du gegründet sein. Laß alle Angst! Du hast ja nichts mehr zu fürchten fern allen Schreckens – er naht dir nicht mehr.

15 Siehe, man mag sich feindlich zusammenscharen, doch geht es nicht von mir aus: Wer dich angreift, wird an dir fallen.

16 Siehe, ich habe den Schmied geschaffen, der die Kohlenglut anfacht und eine Waffe verfertigt nach seinem Sinn. Und ich habe auch den Verderber erschaffen, um zu vernichten:

17 Keine Waffe, die wider dich man geschmiedet, wird etwas ausrichten. Jede Zunge, die im Gericht dich anficht, wirst du als schuldig erweisen. Dies ist das Erbe der Knechte des Herrn und ihr Segen von mir" – Spruch des Herrn.

 

Kapitel 55: Der rechte Weg zum Heil

Einladung zur Teilnahme an den Heilsgütern

1 Auf, all ihr Dürstenden, kommt zum Wasser! Die ihr kein Geld habt, kommt, kauft Getreide und eßt! Kommt, kauft ohne Geld und Bezahlung Wein und Milch!

2 Warum gebt ihr Geld aus für das, was kein Brot ist? Euren Verdienst für das, was nicht sättigt? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen, und eure Seele wird sich erquicken am Fett.

3 Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört, und eure Seele wird leben! Ich will einen ewigen Bund mit euch schließen: die unverbrüchliche Gnadenverheißung an David.

4 Siehe, ich habe ihn zum Zeugen bestimmt für Völker, zum Fürsten und Herrscher der Nationen.

5 Siehe, Völker, die du nicht kennst, wirst du rufen. Völker, die dich nicht kennen, kommen zu dir wegen des Herrn, deines Gottes, und um des Heiligen Israels willen; denn er hat dich verherrlicht."

 

Innere Umkehr und Vertrauen auf Gott als Mittel zum Heil

6 Sucht den Herrn, solange er sich finden läßt! Ruft ihn, solange er noch nahe ist!

7 Der Gottlose lasse von seinem Weg und der Frevler von seinen Gedanken! Er kehre zum Herrn zurück, so wird er sich seiner erbarmen – zu unserem Gott, denn reichlich wird er vergeben!

8 "Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege" – Spruch des Herrn. –

9 "Nein, so hoch der Himmel über der Erde, so hoch sind meine Wege über euren Wegen und meine Gedanken über euren Gedanken.

10 Denn so wie Regen und Schnee niederfallen vom Himmel und nicht zurückkehren dahin, bis sie die Erde getränkt und befruchtet und zum Sprießen gebracht, um Samen zu geben dem Säenden und Brot dem, der ißt:

11 So ist es auch mit meinem Wort, das aus meinem Mund hervorgeht: Es kehrt nicht erfolglos zu mir zurück, bis es vollbracht, was ich wollte, und erfüllt, wozu ich es sandte."

 

Die glückliche Heimkehr

12 Mit Freuden werdet ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden. Berge und Hügel werden in Jubel ausbrechen vor euch und alle Bäume des Feldes in die Hände klatschen.

13 Statt Dornen werden Zypressen wachsen, statt Nesseln sprießen die Myrten. Das wird dem Herrn zum Ruhm gereichen, zum Zeichen, das ewig nicht schwindet.

 

Kapitel 56: Zweiter Teil: Die Schrift des 'Dritten (Trito-)' Jesaja

Die Allgemeinheit des Heils für alle Gottesfürchtigen

Nahe ist Gottes Heil; wer recht tut, erlangt es

1 So spricht der Herr: "Wahrt das Recht und stellt Gerechtigkeit her! Denn schon ist nahe mein Heil, und bald enthüllt sich meine Gerechtigkeit."

2 Heil dem Menschen, der dies tut, und dem Menschenkind, das daran festhält: Das den Sabbat hält und ihn nicht entweiht, seine Hand behütet, daß sie nichts Böses tut!

 

Der Zugang zum Heil steht offen für alle

3 Nicht sage der Fremde, der sich dem Herrn anschließt: "Der Herr wird mich ausschließen aus seinem Volk." Nicht sage der Verschnittene: "Ach, ich bin nur ein dürrer Baum!"

4 Denn so spricht der Herr: "Den Verschnittenen, die meine Sabbate halten und das erwählen, woran ich Gefallen habe, und festhalten an meinem Bund,

5 gewähre ich in meinem Haus und meinen Mauern Platz und gebe ihnen einen Namen, der besser ist als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der nie mehr ausgetilgt wird.

6 Die Fremden aber, die sich dem Herrn anschließen, um ihm zu dienen, den Namen des Herrn zu lieben und seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen und festhalten an meinem Bund,

7 will ich zu meinem heiligen Berg bringen und sie erfreuen in meinem Bethaus. Ihre Brandopfer und ihre Schlachtopfer finden Gefallen auf meinem Altar. – Denn mein Haus wird 'Haus des Gebetes für alle Völker' genannt!" –

8 Spruch des allmächtigen Herrn, der die Versprengten Israels sammelt: "Noch mehr sammle ich zu denen hinzu, die ich von ihnen schon gesammelt habe.

 

Verderbtheit der Volksführer

9 All ihr Tiere des Feldes, kommt zum Fressen, all ihr Tiere des Waldes!

10 Seine Wächter sind blind: sie alle nehmen nichts wahr. Sie alle sind stumme Hunde, können nicht bellen. Träumend liegen sie da und schlafen am liebsten.

11 Freßgierige Hunde sind sie, kennen kein Sattsein. Hirten sind sie, die nicht achtgeben. Sie gehen alle ihren eigenen Weg, jeder auf seinen Vorteil bedacht, der eine so wie der andere.

12 'Kommt, Wein will ich holen! Rauschtrank wollen wir zechen! Morgen soll es auch so wie heute gehen, herrlich über die Maßen!'

 

Kapitel 57: Bedrückung des Gerechten

1 Der Gerechte kommt um, und niemand nimmt es sich zu Herzen. Die Frommen werden dahingerafft, und keiner achtet darauf. Ja, durch Bosheit wird der Gerechte dahingerafft.

2 Er geht ein zum Frieden. Auf seinem Lager ruht jeder aus, der in Geradheit gewandelt.

 

Der Götzendienst des Volkes

3 Ihr aber tretet herzu, Söhne der Zauberin, Brut der Ehebrecherin und der Hure!

4 Über wen macht ihr euch lustig? Gegen wen reißt ihr das Maul auf und streckt ihr die Zunge heraus? Seid ihr nicht Kinder des Abfalls, eine Lügenbrut?

5 Die ihr in Brunst bei den Götzen liegt, unter jedem grünenden Baum, die ihr Kinder schlachtet in den Tälern und unter Felsenklüften.

6 Bei den glatten Steinen im Bachtal ist dein Anteil; sie sind dein liebster Ort. Auch ihnen hast du Trankopfer ausgegossen, Speiseopfer dargebracht. Soll ich mich damit zufrieden geben? –

7 Auf jedem hohen und ragenden Berg hast du dein Lager aufgeschlagen. Auch dort bist du hinaufgestiegen, Schlachtopfer darzubringen.

8 Hinter Tür und Pfosten hast du dein Denkzeichen angebracht. Mir untreu, hast du dein Lager aufgedeckt und bestiegen, hast es breit gemacht, hast etwas von ihnen dir ausbedungen, hast den Umgang mit ihnen geliebt, hast Böses beschaut.

9 Zum Moloch zogst du mit Öl und nahmst Salben mit in Menge. Du hast deine Boten in die Ferne entsandt und dich verbeugt bis zur Unterwelt.

 

Strafandrohung und Verheißung

10 Durch dein vieles Wandern wurdest du müde, sprachst aber nicht: 'Es war umsonst.' Du fühltest neue Kraft in deiner Gliedern, darum wardst du nicht matt.

11 Wen hast du gescheut und gefürchtet, daß du treulos geworden, meiner nicht gedachtest, dich um mich nicht gekümmert? Nicht wahr, weil ich schwieg, und zwar seit unvordenklicher Zeit, darum hast du mich nicht mehr gefürchtet?

12 Aber kundmachen will ich deine 'Gerechtigkeit'! Deine Machwerke werden dir nichts nützen!

13 Wenn du dann schreist, mögen die Haufen deiner Götzen dich retten! Doch der Wind hebt sie allesamt auf, und ein Hauch bläst sie fort. Doch wer auf mich vertraut, wird erben das Land, in Besitz nehmen meinen heiligen Berg.

14 Dann wird man sagen: 'Macht Bahn! Macht Bahn! Ebnet den Weg! Räumt jeden Anstoß hinweg vom Weg meines Volkes!'"

15 Denn so spricht der Hohe, Erhabene, der da ewiglich thront und 'der Heilige' heißt: "In der Höhe, im Heiligtum wohne ich, doch auch bei dem Demütigen und dem Gebeugten, um zu beleben den Mut der Gebeugten und das Herz der Gebrochenen zu erquicken.

16 Denn auf ewig will ich nicht hadern und nicht immerdar zürnen. Sonst verschmachten vor mir der Geist und die Seelen, die ich geschaffen.

17 Wegen seiner sündhaften Habgier zürnte ich dem Volk und suchte es heim: ich verbarg mich und grollte. Doch abtrünnig ging es dahin auf dem Weg, den es liebte.

18 Ich sah seine Wege, doch will ich es heilen und leiten und Trost seinen Leidenden spenden.

19 Ich bin es, der die Verheißung gibt: Friede! – Friede den Fernen und Nahen," spricht der Herr, "ich werde sie heilen."

 

Friedlosigkeit der Frevler

20 Aber die Gottlosen sind wie das aufgewühlte Meer, das ja nicht Ruhe halten kann und dessen Wasser Schlamm und Kot aufwühlen.

21 "Es gibt keinen Frieden für die Frevler", so spricht mein Gott.

 

Kapitel 58: Voraussetzungen für die kommende Heilszeit

Wahre Gottesfurcht

1 "Rufe aus voller Kehle, halte nicht an dich! Wie eine Trompete erhebe deine Stimme! Tu kund meinem Volk seine Sünde, seine Frevel dem Haus Jakobs!

2 Wohl befragen sie mich tagtäglich und möchten gern meine Wege erfahren. Wie ein Volk, das Gerechtigkeit übt und nicht abweicht vom Recht seines Gottes, so fordern sie von mir gerechte Gerichte, drängen auf das Erscheinen Gottes.

3 'Warum fasten wir, und du siehst es nicht, kasteien wir uns, und du merkst es nicht?' – Seht, am Tag, da ihr fastet, geht ihr euren Geschäften nach und betreibt all eure Arbeit.

4 Seht, obwohl ihr fastet, habt ihr Streit und rauft, schlagt drein mit ruchloser Faust. Ihr sollt nicht länger so fasten wie jetzt, um eurer Stimme in der Himmelshöhe Gehör zu verschaffen!

5 Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, wo der Mensch sich kasteit? Daß man wie eine Binse den Kopf hängen läßt und in Sacktuch und Asche sich bettet? Darfst du das noch ein Fasten nennen und einen Tag des Wohlgefallens für den Herrn?

6 Ist dies nicht ein Fasten, wie ich es liebe: daß ungerechte Fesseln man löst, Bande der Knechtschaft sprengt, Gefangene in Freiheit setzt und jegliches Joch zerbricht?

7 Besteht es nicht darin, dein Brot zu brechen dem Hungrigen und elende Obdachlose aufzunehmen in dein Haus? Wenn du einen Halbnackten siehst, sollt du ihn kleiden und dich deinem Blutsverwandten nicht entziehen.

8 Dann bricht wie die Morgenröte dein Licht hervor, gar schnell geht voran deine Heilung, deine Rechtfertigung geht vor dir her, deine Nachhut bildet der Glanz des Herrn.

9 Wenn du dann rufst, gibt der Herr dir Antwort. Wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: 'Hier bin ich!' – Wenn du Bedrückung, Fingerrecken und Trugreden aus deiner Mitte entfernst

10 und dem Hungrigen darreichst dein Brot und den Gebeugten sättigst, strahlt dein Licht in der Finsternis auf, und dein Dunkel wird hell wie der Mittag.

11 Immerfort wird der Herr dich leiten und auch in der Dürre sättigen deine Seele. Deine Glieder wird er stark machen, und du wirst sein wie ein wohlbewässerter Garten, wie ein Wasserquell, dessen Wasser nimmer versiegen.

12 Uralte Ruinen wirst du wieder aufbauen und die Grundmauern vergangener Geschlechter wieder herrichten. Man wird dich nennen 'der Breschen vermauert', 'der wieder bewohnbar macht Ruinen'.

13 Wenn du deinen Fuß am Sabbat zurückhältst, so daß du an meinem heiligen Tag nicht deine Geschäfte betreibst und den Sabbat 'eine Wonne' und den heiligen Tag des Herrn 'verehrungswürdig' nennst und ihn dadurch ehrst, daß du an ihm deine Gänge nicht machst, nicht deine Geschäfte betreibst und nicht deine Sache besprichst:

14 Dann wirst du deine Lust haben am Herrn, und ich werde dich auf den Höhen der Erde einherfahren lassen und dir das Erbe deines Vaters Jakob zu genießen geben." – Der Mund der Herrn hat es versprochen.

 

Kapitel 59: Hindernisse für den Anbruch der Heilszeit

Die allgemeine Verderbtheit des Volkes

1 Seht, nicht zu kurz ist die Hand des Herrn, um zu helfen, nicht zu taub ist sein Ohr, um zu hören.

2 Nein, eure Frevel bilden die Scheidewand zwischen euch und eurem Gott. Eure Sünden haben sein Antlitz vor euch verhüllt, daß er nicht hört.

3 Denn mit Blut sind eure Hände besudelt, mit Schuld eure Finger. Eure Lippen reden Lüge, eure Zunge spricht Falsches.

4 Keiner stellt mit Recht Forderungen vor Gericht. Niemand führt einen Prozeß mit Redlichkeit. Man verläßt sich auf Nichtiges und spricht Falsches, geht schwanger mit Unheil und gebiert Verderben.

5 Basiliskeneier brüten sie aus. Spinnfäden weben sie. Wer von ihren Eiern ißt, der muß sterben. Zerdrückt man eines, schlüpft eine Otter heraus.

6 Nicht taugen ihre Fäden zur Kleidung. Mit ihrem Gewebe kann man sich nicht bedecken. Ihre Werke sind Unheilswerke. An ihren Händen haftet Gewalttat.

7 Ihre Füße laufen dem Bösen nach und eilen, schuldloses Blut zu vergießen; ihre Gedanken sind Unheilsgedanken. Verwüstung und Zerstörung kennzeichnen ihre Bahnen.

8 Den Weg des Friedens kennen sie nicht, kein Recht gibt es auf ihren Spuren. Krumme Pfade gehen sie; keiner, der sie betritt, kennt den Frieden.

 

Die Verwirrung des Volkes

9 "Darum bleibt uns fern das Gericht und das Heil erreicht uns nicht. Wir harren auf Licht, aber siehe, da ist Finsternis, auf Heil, doch wir wandeln im Dunkeln.

10 Wie Blinde tasten wir nach der Mauer und tappen umher, als hätten wir keine Augen. Wir straucheln am hellen Mittag wie in der Dämmerung und gleichen als Gesunde den Toten.

11 Wir brummen alle wie die Bären und gurren in einem fort wie die Tauben. Wir warten auf das Gericht, doch es kommt nicht, auf das Heil, aber es bleibt uns fern.

 

'Groß ist die Zahl unserer Sünden'

12 Denn groß ist die Zahl unserer Sünden vor dir. Gegen uns zeugen unsere Frevel:

13 Treubruch und Verleugnung des Herrn, Abkehr von der Nachfolge unseres Gottes, Reden von Gewalttat und Abfall, der Lügenworte Ersinnen und Äußern.

14 Zurückgedrängt ist so das Recht, und fernab steht die Gerechtigkeit. Die Wahrheit wankt auf dem Markt, und die Redlichkeit findet nicht Einlaß.

15 So muß man die Wahrheit vermissen, und einer, der Böses meidet, findet sich nicht." – Der Herr sah es, und es mißfiel ihm sehr, daß es kein Recht mehr gab.

16 Und er sah, daß niemand da war, und er staunte, daß niemand eingriff. Da half ihm sein eigener Arm, und seine Gerechtigkeit stützte ihn.

17 Er zog die Gerechtigkeit an als Panzer und setzte den Helm des Sieges aufs Haupt. Als Kleid zog er an das Gewand der Rache und warf sich den Zorn um wie einen Mantel.

18 Nach den Taten, die man verübt hat, wird er vergelten: seinen Gegnern Grimm, seinen Feinden Rache. Vergeltung wird er üben an den Inseln.

19 Dann wird man im Westen fürchten den Namen des Herrn und im Osten seine Herrlichkeit. Denn wie ein eingeengter Strom wird er kommen, den der Hauch des Herrn einherjagt.

 

'Für Zion wird er als Erlöser kommen'

20 "Doch für Zion wird er als Erlöser kommen, für jene, die sich in Jakob vom Abfall bekehrten" – Spruch des Herrn.

21 "Mein Bündnis mit ihnen ist dies"; spricht der Herr: "Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, die ich dir in den Mund gelegt habe, sollen nicht weichen aus deinem Mund, noch aus dem Mund deiner Kinder, noch aus dem Mund der Kindeskinder", spricht der Herr, "von nun an bis in Ewigkeit!"

 

Kapitel 60: Zions strahlende Zukunft

'Werde licht!'

1 Auf, werde licht! Denn dein Licht ist gekommen. Die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt über dir.

2 Denn siehe: Finsternis hält die Erde bedeckt und Dunkel die Völker. Doch über dir erstrahlt der Herr. Über dir leuchtet auf seine Herrlichkeit.

3 Völker ziehen zu deinem Licht und Könige zum Glanz, der über dir aufstrahlt.

 

'Erhebe deine Augen!'

4 Erhebe ringsum deine Augen und sieh: Sie haben sich alle versammelt, kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, und deine Töchter werden auf den Armen getragen.

5 Da wirst du, wenn du das siehst, strahlen vor Freude, dein Herz wird erbeben und wird sich weiten. Denn des Meeres Reichtum kommt zu dir her, die Schätze der Völker strömen dir zu.

6 Eine Flut von Kamelen wird dich bedecken, die jungen Kamele von Midian und Efa. Sie alle kommen von Saba. Gold und Weihrauch werden sie bringen, und freudig wird man die Ruhmestaten des Herrn verkünden.

7 Alle Herden Kedars wird man versammeln für dich. Die Widder Nebajots werden zu Diensten dir stehen. Man bringt sie auf meinen Altar mir zu Gefallen. Das Haus meiner Herrlichkeit will ich noch herrlicher machen.

8 Wer sind diese, die daherfliegen gleich einer Wolke, gleich Tauben zu ihren Schlägen?

9 Ja, für mich sammeln sich die Schiffe, voran die Schiffe von Tarschisch, um deine Kinder von fern herbeizubringen samt ihrem Silber und Gold für den Namen des Herrn, deines Gottes, und für den Heiligen Israels, der dich verherrlicht.

10 Leute aus fremdem Land bauen deine Mauern, und ihre Könige stehen dir zu Diensten. Denn wenn ich in meinem Grimm dich auch schlug, so erbarmte ich mich auch deiner in meiner Gnade.

11 Deine Tore werden beständig geöffnet sein, bei Tag und bei Nacht nicht geschlossen werden, einzulassen in dich die Schätze der Völker und ihre Führer, die Könige.

12 Aber das Volk und das Reich, das dir nicht dienstbar sein will, wird untergehen; solche Völker werden völlig vertilgt.

13 Des Libanon herrliche Bäume wird man dir bringen: Zypressen, Ulmen und Tannen, zu zieren den Ort meines Heiligtums und zu ehren den Schemel meiner Füße.

14 Tiefgebückt kommen zu dir die Söhne deiner Bedrücker. Deine Verächter fallen dir alle zu Füßen. Man wird dich nennen 'Stadt des Herrn', das 'Zion des Heiligen Israels'.

15 Zum Lohn dafür, daß du verlassen warst und gehaßt, so daß dich niemand besuchte, mache ich dich zum ewigen Stolz, zur Wonne für alle Geschlechter.

16 Und saugen wirst du die Milch der Völker und dich an der Brust von Königen nähren. Du wirst erkennen, daß ich, der Herr, dein Retter bin, und ich, der Starke Jakobs, dein Erlöser.

17 Statt des Erzes bringe ich Gold, statt des Eisens bringe ich Silber, statt des Holzes Erz und statt der Steine Eisen. Zu deiner Obrigkeit will ich den Frieden, zu deinem Herrn die Gerechtigkeit machen.

18 Von Gewalt wird man künftig nicht hören in deinem Land, noch von Verheerung und Zerstörung in deinen Grenzen. Deine Mauern wirst du 'Heil' nennen, deine Tore 'Berühmtheit'.

 

Zu Ende sind die Tage deiner Trauer

19 Nicht wird ferner bei Tag die Sonne als Leuchte dir dienen, noch wird des Mondes Schimmer dir scheinen bei Nacht: Nein, der Herr wird zum ewigen Licht dir sein und dein Gott zu deiner herrlichen Zier.

20 Nicht wird künftig untergehen deine Sonne, noch verschwinden dein Mond; denn der Herr wird zum ewigen Licht dir werden, und zu Ende sind die Tage deiner Trauer.

21 Dein Volk wird aus lauter Gerechten bestehen. Sie werden für immer das Land besitzen. Meine sprossende Pflanzung werden sie sein, das Werk meiner Hände, zu meiner Verherrlichung.

22 Zum Stamm soll werden der Kleinste, zu einem starken Volk der Geringste. Ich, der Herr, werde es zu seiner Zeit eilends vollbringen.

 

Kapitel 61: Der Herold des Heiles

1 Der Geist des allmächtigen Herrn ruht auf mir. Denn mich hat der Herr gesalbt und mich gesandt, den Demütigen die frohe Botschaft zu bringen. Er hat mich gesandt, die gebrochenen Herzen zu heilen, den Gefangenen Freiheit und den Gebundenen Erlösung zu künden,

2 auszurufen ein Gnadenjahr des Herrn und einen Rachetag unseres Gottes, und allen Trauernden Trost zu spenden.

3 Den um Zion Trauernden als Gabe zu verleihen Kopfschmuck statt Asche, Freudenöl statt des Trauergewandes, Loblied statt der Verzagtheit. – 'Eichen der Gerechtigkeit' wird man sie nennen, eine 'Pflanzung des Herrn', zu seiner Verherrlichung.

4 Aufbauen werden sie uralte Trümmerstätten, wieder aufrichten, was vor Zeiten verwüstet ward. Verödete Städte, die verwüstet lagen durch manche Geschlechter, stellen sie wieder her.

5 Fremde stehen als Hirten eurer Herden. Ausländer sind eure Ackersleute und eure Winzer.

 

Das Geschlecht, das der Herr gesegnet

6 Ihr aber werdet heißen 'Priester des Herrn'. 'Diener unseres Gottes' wird man euch nennen. Ihr werdet genießen die Güter der Völker und ihres Reichtums euch rühmen.

7 Die Schmach wird doppelt ersetzt. Statt der Schande werden sie jubeln über ihr Los. So werden sie doppelt Besitz erhalten in ihrem Land. Ewige Freude wird ihnen zuteil.

8 Denn ich, der Herr, liebe das Recht, ich hasse ruchlosen Raub. In Treue gebe ich ihnen ihren Lohn, und ein ewiges Bündnis schließe ich mit ihnen.

9 Ihre Nachkommen werden bekannt sein unter den Völkern, ihre Sprößlinge unter den Nationen. Alle, die sie erblicken, werden erkennen: Sie sind ein Geschlecht, das der Herr gesegnet.

 

Das Loblied des Volkes

10 "Laut will ich frohlocken über den Herrn. Meine Seele jubelt in meinem Gott. Denn er hat mich gehüllt in Gewänder des Heils, mir umgelegt der Gerechtigkeit Mantel wie einem Bräutigam, der sich den Kopfschmuck feierlich ordnet, wie einer Braut, die sich ihr Geschmeide anlegt.

11 Denn wie die Erde Gewächse hervorbringt, und wie ein Garten seine Setzlinge sprossen läßt, so wird der allmächtige Herr Gerechtigkeit sprossen lassen und Ruhm vor den Augen aller Völker."

 

Kapitel 62: Zion im Lichtglanz des Heiles

1 Um Zions willen darf ich nicht schweigen, um Jerusalems willen mir keine Ruhe gönnen, bis seine Rechtfertigung aufgeht wie Lichtglanz und sein Heil wie eine brennende Fackel.

2 Und die Völker werden deine Rechtfertigung sehen und alle Könige deine Herrlichkeit, und man wird dich nennen mit neuem Namen, den der Mund des Herrn bestimmen wird.

3 Dann wirst du in der Hand des Herrn eine prächtige Krone sein und ein Königsstirnreif in der Hand deines Gottes.

4 Nicht wird man dich länger 'Verlassene' nennen, und dein Land nicht mehr 'Wüste'. – 'Meine Lust an dir' wird man dich vielmehr nennen und dein Land 'Die Vermählte'. Denn der Herr hat Gefallen an dir, und dein Land wird von ihm zur Gemahlin genommen.

5 Denn wie der Jüngling sich mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer. Und wie der Bräutigam an der Braut sich erfreut, so freut sich an dir dein Gott.

6 "Über deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt; den ganzen Tag und die ganze Nacht sollen sie keinen Augenblick schweigen." – Ihr, die ihr mahnen sollt den Herrn: Gönnt euch nicht Ruhe!

7 Laßt ihm nicht Ruhe, bis er Jerusalem wiederherstellt und es zum Ruhm auf der Erde macht!

8 Der Herr hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: "Nimmermehr will ich dein Getreide deinen Feinden zur Nahrung geben, und nicht wieder sollen Fremde trinken deinen Most, um den du dich abgemüht.

9 Nein, wer das Korn geerntet, soll es verzehren und den Herrn dabei preisen. Und wer den Wein eingebracht, soll ihn auch trinken in meinen heiligen Vorhöfen.

 

'Siehe, dein Heil kommt!'

10 Zieht aus, zieht aus durch die Tore! Bahnt dem Volk den Weg! Baut, baut die Straße! Macht sie von Steinen frei! Pflanzt auf das Banner für die Völker!

11 Seht, der Herr läßt verkünden bis ans Ende der Erde: "Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Retter kommt! Siehe sein Lohn kommt mit ihm, und seine Vergeltung geht vor ihm her!"

12 Man wird sie nennen 'Heiliges Volk', 'Erlöste des Herrn'. Doch du wirst heißen 'Gesuchte', 'Nichtverlassene Stadt'.

 

Kapitel 63: Gericht und Erlösung

'In meinem Zorn trat ich sie nieder'

1 Wer ist es, der da kommt von Edom, in roten Gewändern von Bozra? Dieser da, prächtig in seinem Gewand, stolz einherschreitend in seiner gewaltigen Kraft. "Ich bin es, der Gerechtigkeit redet, der Macht hat, zu retten."

2 "Warum ist dein Gewand, deine Kleidung wie die eines Keltertreters?"

3 "Die Kelter habe ich allein getreten. Von den Völkern war niemand bei mir. In meinem Zorn trat ich sie nieder. In meinem Grimm zerstampfte ich sie. An meine Kleider spritzte ihr Blut. So besudelte ich mein Gewand.

4 Denn ein Tag der Rache lag mir im Sinn, und das Jahr der Erlösung war gekommen.

5 Ich schaute aus, doch kein Helfer war da. Ich blickte verwundert umher. Doch niemand war da, der mir beistand. Da half mir der eigene Arm. Der eigene Grimm stand mir bei.

6 So zertrat ich die Völker in meinem Zorn, machte sie trunken in meinem Grimm und ließ zur Erde rinnen ihr Blut."

 

'Preisen will ich die Huld des Herrn!'

7 Preisen will ich die Huld des Herrn, die Ruhmestaten des Herrn, nach allem, was der Herr uns getan, und preisen will ich die große Güte gegen Israels Haus, die er ihm nach seiner Barmherzigkeit und Gnadenfülle erwiesen.

8 Denn er sprach: "Sie sind ja mein Volk, Söhne, die nicht treulos werden." – So ward er ihnen zum Retter.

9 Bei all ihrer Drangsal fühlte auch er sich bedrängt, doch der Engel seines Angesichtes rettete sie. In seiner Liebe und Nachsicht erlöste er sie, hob sie auf und trug sie alle Tage der Vorzeit.

10 Sie aber waren widerspenstig und betrübten seinen heiligen Geist. Da wurde er ihnen zum Feind. Er selber bekämpfte sie.

11 Da dachte sein Volk zurück an die Tage der Vorzeit, an Mose: "Wo ist der, der seiner Herde Hirten heraufgeholt aus dem Wasser des Nils? Wo ist der, der ihm ins Herz gab seinen heiligen Geist?

12 Der seinen gewaltigen Arm einhergehen ließ zur Rechten des Mose? Der die Wasser vor ihnen zerteilte, sich einen ewigen Namen zu machen?

13 Der durch Wasserfluten sie schreiten ließ, so leicht wie das Pferd durch die Wiese, daß sie nicht wankten

14 wie das Vieh, das ins Tal hinabsteigt?" – Der Geist des Herrn ließ sie immerdar Ruheplätze finden. – So hast du dein Volk geleitet, um dir einen herrlichen Namen zu machen.

 

'Ach, daß du den Himmel zerrissest...'

15 Blicke vom Himmel hernieder! Siehe herab von deiner heiligen, prächtigen Wohnung! Wo ist dein Eifer und deine Macht, deines Herzens Regung und dein Erbarmen? – Halte dich von uns nicht fern!

16 Denn unser Vater bist du! Abraham weiß nicht um uns, und Israel kennt uns nicht. Du, Herr, bist unser Vater. 'Unser Erlöser von alters her' lautet dein Name.

17 Warum hast du uns abirren lassen, Herr, von deinen Wegen, unser Herz verhärtet, so daß es dich nicht mehr fürchtet? Laß zurückkehren um deiner Knechte willen die Stämme, die dein Eigentum sind!

18 Haben sie nur auf kurze Zeit dein heiliges Volk beherrscht, haben unsere Widersacher dein Heiligtum nicht zertreten?

19 Es ist, als hättest du nicht von alters her über uns geherrscht, als wären wir nicht benannt nach deinem heiligen Namen. Ach, daß du den Himmel zerrissest und niederführest, daß die Berge vor dir erbebten!

 

Kapitel 64:

1 Komm wie Feuer, das Reisig entzündet, wie Feuer, das Wasser in Wallung bringt. Mache deinen Namen kund deinen Widersachern, daß die Völker vor dir erzittern,

2 wenn du furchtbare Taten vollführst, die keiner erwartet. O, führest du nieder, daß Berge vor dir erbebten!

3 Hat man doch von alters her nicht gehört noch vernommen, hat doch kein Auge gesehen, daß ein Gott außer dir solches getan für jene, die auf ihn harren.

 

'Wir sündigten weiter'

4 Du nimmst dessen dich an, der mit Freuden Gerechtigkeit übt, derer, die dein gedenken auf deinen Wegen. Doch ach, du grolltest, und wir sündigten weiter durch unsere Treulosigkeit und unseren Abfall.

5 So wurden wir allesamt wie ein Unreiner, und all unsere Gerechtigkeit wie ein besudeltes Kleid, wir alle verwelkten wie Laub. Unsere Frevel trugen uns fort wie der Wind.

6 Niemand rief deinen Namen an, raffte sich auf, um an dir festzuhalten. Denn du hattest vor uns dein Antlitz verborgen und ließest uns unter dem Druck unserer Frevel erbeben.

 

Gebet um das Heil

7 Doch nun, Herr – du bist unser Vater. Wir sind der Ton, du bist unser Bildner, und wir alle sind das Werk deiner Hände. –

8 Zürne nicht allzu sehr, Herr, und gedenke nicht für immer der Schuld! Siehe, blicke doch her! Dein Volk sind wir alle.

9 Deine heiligen Städte wurden zu Wüste. Zion ist zur Wüste geworden, zur Öde Jerusalem.

10 Unser heiliges, prächtiges Haus, wo dich unsere Väter gepriesen, ist dem Feuer anheimgefallen. Alle unsere Kostbarkeiten gingen in Scherben.

11 Kannst du dabei noch an dich halten, o Herr? Wirst du schweigen und uns aufs tiefste erniedrigen?

 

Kapitel 65: 'Ich war zu finden für die, die nicht nach mir suchten'

1 "Ich war zu erfragen für die, die nicht nach mir fragten. Ich war zu finden für die, die nicht nach mir suchten. Ich sprach: 'Siehe, hier bin ich! Siehe, hier bin ich!' zu einem Volk, das nicht nach meinem Namen benannt war.

2 Ich habe die ganze Zeit meine Hände ausgebreitet nach einem störrischen Volk, das auf einem Weg, der nichts taugt, seinem eigenen Dünkel nachging,

3 nach einem Volk, das stets ohne Scheu mich reizte, indem es opferte in den Gärten und räucherte auf Altären errichtet aus Ziegeln.

4 Sie sitzen in Gräbern, übernachten an verschwiegenen Orten. Sie essen Schweinefleisch. In ihren Schüsseln ist Brühe von Unreinem.

5 Und sie sagen: 'Halt! Komm mir nicht nah! Sonst mache ich dich heilig.' – Solche Leute sind Rauch in meiner Nase, ein Feuer, das immerfort brennt.

 

'Ich werde nicht ruhen, bevor ich es vergolten habe'

6 Seht, vor mir ist es aufgeschrieben: Ich werde nicht ruhen, bevor ich es vergolten habe. Ich werde es heimzahlen in ihren Gewandbausch hinein,

7 ihre Frevel und die Frevel ihrer Väter insgesamt", spricht der Herr, "die auf den Bergen geopfert und mich auf den Hügeln gelästert haben. Heim zahle ich ihnen zuerst ihren Lohn in ihren Gewandbausch hinein."

 

Rettung eines heiligen Restes

8 So spricht er Herr: "Wie man von einer Traube sagt, wenn man Saft in ihr findet: 'Verdirb sie nicht; denn es ist Segen darin!', so will ich handeln um meiner Knechte willen, um nicht zu verderben das Ganze.

9 Darum will ich aus Jakob einen Nachkommen hervorgehen lassen, und aus Juda einen Erben meiner Berge. Ja, meine Auserwählten werden die Erben sein. Meine Knechte werden dort wohnen.

10 Dann wird die Ebene Scharon zu einer Weide für die Schafe werden und das Achor-Tal zum Lagerplatz von Rindern für mein Volk, das nach mir fragt.

 

Das Urteil über Götzendiener

11 Ihr aber, die ihr verlassen den Herrn, die ihr vergessen meinen heiligen Berg, die ihr einen Tisch zurichtet dem Gad und Würzwein als Trankopfer darbringt der Meni,

12 euch bestimme ich für das Schwert. Ihr werdet alle euch niederknien zur Schlachtung, weil ihr, als ich rief, keine Antwort gabt, weil ihr, als ich sprach, nicht hörtet, sondern tatet, was böse in meinen Augen, und das erwähltet, was mir nicht wohlgefiel."

 

Fromme und Abtrünnige

13 Darum spricht der allmächtige Herr: "Siehe, meine Knechte werden essen, und ihr werdet hungern. Siehe, meine Knechte werden trinken, und ihr werdet dürsten. Siehe, meine Knechte werden sich freuen, und ihr werdet beschämt sein.

14 Siehe, meine Knechte werden jauchzen vor Herzensfreude, und ihr werdet jammern vor Herzensweh und wehklagen gebrochenen Geistes.

15 Eure Namen werdet ihr meinen Auserwählten hinterlassen zum Fluchwort: So wie sie möge der Herr dich töten! – Seinen Knechten jedoch wird ein anderer Name gegeben.

16 Wer sich segnet im Land, wird sich segnen beim Gott der Treue. Wer schwört im Land, wird schwören beim Gott der Treue. Denn vergessen werden die früheren Drangsale sein und verschwunden vor meinen Augen.

 

Frohlockt über das, was ich schaffe

17 Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Der früheren Dinge gedenkt man nicht mehr. Keinem kommen sie mehr in den Sinn.

18 Nein, freut euch, frohlockt immerdar über das, was ich schaffe! Denn seht, ich werde Jerusalem umschaffen zum Jubel und sein Volk zum Frohlocken.

 

Die Fülle des Heils

19 Ich selbst will über Jerusalem jubeln und über mein Volk frohlocken. Man wird keinen Laut des Weinens, keinen Laut des Wehgeschreis darin mehr vernehmen.

20 Nicht soll es dort einen Säugling mehr geben, der nur wenige Tage lebt, noch einen Greis, der sein Alter nicht voll erreicht. Nein, der Jüngling soll sterben als Hundertjähriger, und wer nur hundert Jahre alt wird, gilt als vom Fluch getroffener Sünder.

21 Häuser werden sie bauen und darin wohnen. Weinberge werden sie pflanzen und ihre Früchte genießen.

22 Man wird nicht bauen, und ein anderer wird darin wohnen. Man wird nicht pflanzen, und ein anderer wird davon essen. Vielmehr wird dem Alter der Bäume das Alter meines Volkes gleich sein. Den Ertrag ihrer Hände werden meine Auserwählten auch selbst verbrauchen.

23 Sie werden sich nicht vergeblich mühen, noch für ein jähes Ende Kinder hervorbringen. Denn sie sind ein Geschlecht von Gesegneten des Herrn und ihre Sprößlinge zugleich mit ihnen.

24 Ehe sie noch rufen, werde ich schon Antwort geben. Während sie noch reden, werde ich sie schon erhören.

25 Wolf und Lamm werden beisammen weiden, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind und die Schlange sich nähren vom Staub. Nicht werden sie Schlimmes verüben, nicht Unheil stiften auf meinem ganzen heiligen Berg", spricht der Herr.

 

Kapitel 66: Die Vollendung des Gottesreiches

Verdammung äußerer Werkgerechtigkeit

1 So spricht der Herr: "Mein Thron ist der Himmel und die Erde der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wolltet ihr mir bauen, und wie ist beschaffen der Ort meiner Ruhestatt?

2 All dies hat doch meine Hand gemacht; so ist all dies entstanden" – Spruch des Herrn. "Ich aber schaue auf den, der demütig ist, auf den, der im Geist zerknirscht ist, auf den, der sich sorgt um mein Wort.

3 Man schlachtet Stiere und tötet einen Menschen; man opfert Schafe und bricht einem Hund das Genick; man bringt ein Speiseopfer dar und Schweinsblut; man verbrennt Weihrauch und lobpreist einen Götzen: Wie diese ihre eigenen Wege gehen und Gefallen finden an ihren Scheusalen,

4 ebenso will ich mir Peinigungen auswählen für sie und das über sie kommen lassen, wovor ihnen graut, weil, als ich rief, keiner Antwort gab, als ich redete, keiner hören wollte, sondern das tat, was schlecht ist in meinen Augen, und das wählte, was mir nicht wohlgefiel."

 

Plötzliche Vernichtung der Gottlosen

5 Hört das Wort des Herrn, die ihr euch sorgt um sein Wort: "Eure Brüder, die euch hassen, die euch verstoßen um meines Namens willen, sagen: 'Der Herr möge erscheinen in seiner Herrlichkeit, damit wir eure Freude erblicken!' Doch sie werden zuschanden werden."

6 Horch, Getöse erschallt von der Stadt her! Horch, aus dem Tempel! Doch, der Herr übt Vergeltung an seinen Feinden!

 

Die Geburt des neuen Gottesvolkes

7 Ehe noch die Wehen kommen, wird sie gebären. Ehe noch die Schmerzen sie fassen, wird sie eines Knaben genesen.

8 Wer hat solches gehört? Wer hat solches gesehen? Wird ein Land an einem Tag zur Welt gebracht oder ein Volk auf einmal geboren? Und doch: Zion, kaum in den Wehen, hat schon ihre Kinder geboren.

9 "Sollte ich sie noch hindern bei der Geburt?", spricht der Herr. "Sollte ich, der gebären läßt, ihr es wehren?", spricht dein Gott.

 

Die Herrlichkeit Jerusalems

10 Freut euch mit Jerusalem und jubelt über die Stadt, ihr alle, die ihr sie liebhabt! Frohlockt mit ihr alle, die ihr Leid trugt um sie!

11 Trinkt euch satt an ihrer trostreichen Brust! Schlürft, labt euch an ihrer Herrlichkeit Fülle!

12 Denn so spricht der Herr: "Seht, ich leite das Heil ihr zu wie einen Strom, den glänzenden Reichtum der Völker wie einen überflutenden Bach. Ihre Säuglinge wird man auf den Hüften tragen, sie liebkosen auf den Knien.

13 Wie einen Knaben, den seine Mutter tröstet, so will ich euch trösten. In Jerusalem wird man euch trösten.

14 Wenn ihr es seht, wird euer Herz frohlocken, euer Leib wird aufblühen wie junges Grün." – So wird die Hand des Herrn sich kundtun an seinen Knechten. Doch seine Feinde wird er bedrohen.

 

Das Gericht über die Götzendiener

15 Denn siehe, der Herr wird im Feuer kommen. Seine Wagen gleichen dem Sturm. Seinen Zorn wird er in Verderben verwandeln, sein Drohen in Feuerflammen.

16 Denn durch Feuer hält der Herr Gericht über jegliches Fleisch und durch sein Schwert. Groß wird sein die Zahl der vom Herr Erschlagenen.

17 "Die sich weihen und reinigen bei den Gärten für den einen, der in der Mitte steht, dabei Schweinefleisch, Unreines, Mäuse verzehren: umkommen sollen sie alle" – Spruch des Herrn.

18 "Zu mir sind ihre Taten und ihre Gedanken gekommen. Alle Völker und Zungen will ich versammeln. Sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen.

 

'Alle Völker werde ich sammeln...'

19 Ich werde an ihnen ein Zeichen wirken und einige von ihnen als Entronnene zu den Völkern senden: nach Tarschisch, Put und Lud, Meschech und Rosch, Tubal und Jawan und zu den fernen Inseln, die noch keine Kunde von mir vernommen und noch nicht gesehen meine Herrlichkeit; sie werden unter den Völkern meine Herrlichkeit künden.

20 Bringen wird man dann auf Pferden, auf Wagen, in Sänften, auf Maultieren und Dromedaren all eure Brüder aus allen Völkern als Geschenk für den Herrn zu meinem heiligen Berg nach Jerusalem" – spricht der Herr, "gleichwie Israels Söhne das Speiseopfer in einem reinen Gefäß zum Haus des Herrn bringen.

21 Einen Teil aus ihnen will ich als Priester und Leviten auswählen", spricht der Herr.

22 "Denn so wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich schaffe, vor mir Bestand haben werden" – Spruch des Herrn – "so soll auch euer Stamm und Name bestehen.

23 Und Neumond um Neumond und Sabbat um Sabbat wird alles Fleisch kommen, um anzubeten vor mir", spricht der Herr.

 

Ewige Verwerfung der Frevler

24 "Man wird dann hinausgehen, die Leichen der Männer zu schauen, die abgefallen von mir. Denn ihr Wurm wird nicht sterben. Ihr Feuer wird nicht erlöschen. Ein Abscheu werden sie sein allem Fleisch."