• Offenbarung an Barbara Weigand, Bd. 1-7

In der Karwoche 1894

Am Gründonnerstag ward mein Geist entrückt in den Abendmahlsaal zu Jerusalem. In hellem Lichte enthüllte mir der Herr das Geheimnis des Allerheiligsten Altarsakramentes. In dem Augenblick, als Er das Brot segnete und Seinen Jüngern überreichte, ergoß sich Sein Geist in die Substanz, die Er in den Händen hielt. Und es ging eine unsichtbare Wandlung vor sich, ähnlich, wie wenn der liebe Gott einem Kind das Leben mitteilt im Mutterleib. Niemand im ganzen Saale konnte das Geheimnis begreifen und doch glaubten sie Seinen Worten. Die Apostel empfingen als erste den Leib des Herrn unter den Gestalten von Brot und Wein, ohne daß sie eigentlich wußten, was in ihnen vorging.

Aber Maria, Seine heiligste Mutter, und Magdalena waren die ersten, denen Er Sich offenbarte. Beide waren an jenem Abend zwar in demselben Hause, doch beim Abendmahl nicht gegenwärtig. Sie hielten sich in einem anderen Zimmer auf. Als aber die heiligste Jungfrau, die im Geiste alles mit ansah, was im Abendmahlsaal vor sich ging, es erfuhr, eilte Sie voll innigen Verlangens voraus und Magdalena folgte Ihr. Ich sah Sie voll Ehrfurcht Sich Ihrem Sohn, Ihrem Herrn und Gott, nahen und aus Seiner Hand empfingen sie beide die erste heilige Kommunion. O das war unbeschreiblich schön!

Am Karfreitag 1894 übergab mich der Herr Seiner heiligsten Mutter, und weil ich die ganze heilige Fastenzeit so viel mit Ihm gelitten und so viel geweint hatte aus Mitleid mit Seiner heiligsten Mutter, sagte der Herr zu mir:

Jesus: "Siehe, Meine Tochter, was die Menschen dir versagen, will Ich dir ersetzen in Meiner heiligsten Mutter, Sie soll deine Lehrmeisterin sein; sei du Ihre treue Schülerin. Und zum Ratgeber und Beschützer gebe Ich dir den heiligen Johannes. Ihm vertraute Ich Meine Mutter an und unter seinen Schutz stelle Ich auch dich, Meine Tochter!"

 

Portiunculafest 1894

Am Portiunculafest 1894 wurde mir in der Frühe nach der heiligen Kommunion mitgeteilt, daß ich an demselben Abend sehen dürfe, wieviel wir an diesem Tage durch gutes, anhaltendes Gebet erlangen können. Ich sah mich den ganzen Tag umringt von Armen Seelen. Als nun am Abend der letzte Segen gegeben wurde in der Kirche, würdigte Sich der Herr mir zu zeigen, wie viele Seelen ich durch mein Gebet erlöst habe.

Sie stellten sich um den Altar herum, als das Te Deum angestimmt wurde. Es waren auch solche dabei, die ich im Leben gekannt habe. Unter großem Jubel zogen sie dann, die liebe Mutter Gottes an ihrer Spitze, in den Himmel ein.

 

Herz-Jesu-Fest 1894

Am Herz-Jesu-Fest 1894 wurde mir dies zu wissen gegeben, daß ich in meinem 70. Lebensjahr (Barbara wird im Dezember 1915 siebzig Jahre alt) anfangen soll, mich auf meinen Tod vorzubereiten. Um jeden Preis möchte ich wissen, welche Stimme in mir spricht. Aber mir steht es nicht zu, dies zu beurteilen. Darum, o Gott, gib mir doch einen Priester, mit dem ich mich offen aussprechen kann. Als ich gestern hörte, daß an die Stelle von Pater Alphons ein anderer als N. ernannt sei, erschrak ich gar sehr, weil beim Fortgehen von N. diese innere Stimme mir sagte, daß er wiederkommen werde. Und später wurde mir die Verheißung gegeben, daß ich zuerst unter die Leitung von Pater Alphons kommen werde, und daß ich später unter N. sterben werde. Darum beklagte ich mich unter vielen Tränen beim lieben Heiland heute nach der heiligen Kommunion. Aber Er verhielt Sich gegen mich, wie es ein Bräutigam manchmal zum Schein tut. Wenn die Braut sich jahrelang alles gefallen ließ, nur um ihm zu gefallen, tut er, als ob er dies gar nicht merke, und beglaubigt noch die Verachtung anderer und scheint gar nichts wissen zu wollen.

Aber plötzlich hörte ich nach der heiligen Kommunion die Stimme meines Herrn, doch traute ich Ihr nicht. Ich sagte mir, es ist ja doch nur Täuschung. Ich bin nicht wert, daß Du, o mein Jesus, Dich zu mir herabläßt und mit mir verkehrst. Doch darin ist keine Täuschung, daß Du jetzt, nach der Lehre der heiligen Kirche, durch die heilige Kommunion bei mir bist.

Darum bitte ich Dich, o mein Gott, nimm diese große Verdemütigung, daß ich mich in meinem Glauben getäuscht finde, hin zur Sühne für die Unvollkommenheiten meines verstorbenen N. und nimm ihn heute noch zu Dir in den Himmel auf. Ich opfere Dir alle heiligen Messen auf, die heute in der ganzen Welt, besonders in dieser Kirche von seinen Mitbrüdern dargebracht worden sind, und alle heiligen Kommunionen seiner Klosterleute.

So flehte ich fort und fort bis zur letzten heiligen Messe, die am Muttergottesaltar gelesen wurde. Als nun die heilige Wandlung vorüber war, sah ich auf einmal neben dem Priester den verstorbenen N., aber nicht mehr wie vorige Woche im Ordenskleid, sondern mit ganz weißem Gewand, jedoch nicht deutlich, sondern wie ungefähr durch einen Schleier.

Als der zelebrierende Priester die heilige Kommunion empfing, sah ich, wie die weiße Gestalt sich mit dem Priester in der heiligen Hostie vereinigte. Ich fühlte eine unbeschreibliche Wonne bei diesem Anblick, denn ich war der Überzeugung, der Priester habe ihm seine heilige Kommunion geschenkt und ihn dadurch aus dem Fegefeuer erlöst. Mein Geist brach in einen solchen Jubel aus, daß ich wie in den Himmel versetzt schien. Ich sagte zu Jesus in meinem Herzen:

Barbara: "Darf ich denn glauben oder ist es auch wieder nur Einbildung?"

Mein Geist folgte nun dem Zuge und ward entrückt in Gottes Herrlichkeit. Ich hörte eine Stimme zu mir sprechen:

Stimme: "Hier suche deinen Beichtvater, du wirst ihn aber nicht so leicht wiedererkennen, denn er hat Besitz genommen von seiner Herrlichkeit."

Ich ging von einem Thron zum andern, denn ich sah eine unabsehbare Menge majestätischer Gestalten, sie sahen alle aus wie Kirchenfürsten und alle hatten ihren thronartigen Sessel, der von lauterem Elfenbein zu sein schien, verlassen und waren so freudig, als hätten sie jemanden beglückwünscht. Ich suchte und suchte, und ganz gewiß hätte ich ihn nicht wiedererkannt, wenn er nicht selbst mich angeredet hätte. Er dankte mir und sagte:

Beichtvater: "Geh hin und sag auch meinen Brüdern, wie glücklich ich jetzt bin, und lasse ihnen herzlich danken für alle geleistete Hilfe. Sage ihnen auch, meine letzte Predigt im Dom und der darauffolgende schnelle Tod habe die Strafen meines Fegefeuers getilgt, weil dadurch das Volk dermaßen sei erschüttert worden, daß viele gute Entschlüsse gefaßt worden seien. Sage ihnen, es sei wohl der Mühe wert, auszuharren bis zum Tod." (Dies war am achten Tag nach Mariä Lichtmeß 1895.)