Das Buch der Weisheit

Kapitel 1: Die Weisheit: Teilhabe an Gottes Herrschaft

Mahnung an die Herrschenden

1 Habt die Tugend lieb, ihr Herrscher auf Erden! Lenkt frommen Sinnes euer Denken zum Herrn und sucht ihn in Einfalt des Herzens!

2 Denn er läßt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, und offenbart sich denen, die ihm nicht mißtrauen.

 

Die Sünde trennt von Gott

3 Verkehrte Gedanken trennen von Gott; die Allmacht, auf die Probe gestellt, stößt von sich die Toren.

4 In eine Seele, die Böses sinnt, kehrt die Weisheit nicht ein, in einem Leib, der sich der Sünde ergibt, nimmt sie nicht Wohnung.

5 Denn vor der Falschheit flieht der heilige Geist der Zucht; von törichten Gedanken hält er sich fern, und wenn Ungerechtigkeit naht, wird er verscheucht.

 

Die Sünde wird von Gott bestraft

6 Die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist. Aber den Lästerer läßt sie nicht ungestraft ob der Schuld seiner Lippen; denn Gott ist seines Innersten Zeuge, seines Herzens wahrhafter Beobachter und seiner Reden Hörer.

7 Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis. Er, der das All umfaßt, kennt jegliche Rede.

8 Darum kann keiner, der Unrecht redet, verborgen bleiben; die strafende Gerechtigkeit geht an ihm nicht vorüber.

9 Über die Anschläge des Gottlosen wird Untersuchung gehalten, und von seinen Reden kommt Kunde zum Herrn zur Bestrafung seiner Verfehlungen.

10 Denn sein eiferndes Ohr hört alles, und selbst das leiseste Gemurmel bleibt ihm nicht verborgen.

11 Hütet euch also vor unnützem Murren und bewahrt die Zunge vor Lästerreden! Denn auch heimliches Gerede geht nicht ungestraft hin, und ein Mund, der lügt, tötet die Seele.

 

Die Sünde führt zum Tod

12 Geht nicht aus auf den Tod durch den Irrweg eures Lebens und zieht nicht herbei das Verderben durch die Werke eurer Hände!

13 Denn Gott hat den Tod nicht geschaffen und hat keine Freude am Untergang der Lebenden.

14 Denn alle Dinge hat er geschaffen zum Sein, und die Geschöpfe der Welt sind zum Heil da. Kein verderbliches Gift ist in ihnen. Das Totenreich hat nicht die Herrschaft auf Erden.

15 Denn die Gerechtigkeit ist dem Tod nicht unterworfen.

 

Das verblendete Tun und Reden der Gottlosen

16 Die Gottlosen aber rufen den Tod herbei durch ihre Taten und Reden. Als wäre er ein Freund, verzehren sie sich in Sehnsucht nach ihm; sie schließen mit ihm einen Bund, weil sie verdienen, sein Anteil zu sein.

 

Kapitel 2: Der Gottlosen Unglaube

1 Im verkehrten Sinn sagen sie zueinander: "Kurz und mühsam ist unser Leben. Kein Heilmittel gibt es beim Ende des Menschen. Von einem Retter aus dem Totenreich hat man noch niemals gehört.

2 Denn von ungefähr sind wir entstanden, und später werden wir sein, als wären wir nie gewesen. Denn Dunst ist der Hauch unserer Nase, das Denken ein Funke beim Schlag unseres Herzens.

3 Erlischt er, so wird zu Asche der Leib, und der Geist zerflattert wie dünne Luft.

4 Selbst unser Name wird mit der Zeit vergessen, und niemand gedenkt mehr unserer Taten. Unser Leben zieht hin wie die Spur einer Wolke und verweht wie der Nebel, den die Strahlen der Sonne verscheuchen und ihre Wärme herniederdrückt.

5 Denn eines Schattens Vorbeigang ist unser Leben. Unser Ende wiederholt sich nicht, weil es besiegelt ist und niemand mehr wiederkehrt.

 

Ihre Genußsucht

6 Herbei denn! Laßt uns die Güter, die da sind, genießen! Laßt uns eifrig die Welt benützen wie in der Jugend!

7 Kostbaren Wein und Salben laßt uns in Fülle gebrauchen! Keine Blume des Frühlings soll uns entgehen!

8 Bekränzen wir uns mit Rosenknospen, ehe sie verblühen!

9 Keiner von uns entziehe sich unserem üppigen Treiben! Überall wollen wir Zeichen der Lust hinterlassen. Denn dies ist unser Anteil, dies ist auch unser Los!

 

Ihr Haß gegen die Frommen und Gesetzestreuen

10 Laßt uns Gewalt antun dem armen Gerechten, der Witwe nicht schonen, noch Ehrfurcht haben vor dem grauen Haar des Greises!

11 Nein, die Kraft sei uns der Gerechtigkeit Maß; denn das Schwache erweist sich als nutzlos.

12 Laßt uns nachstellen dem Gerechten, weil er uns lästig ist und sich unserem Treiben widersetzt. Er hält uns Gesetzesverletzungen vor und macht uns Verfehlungen gegen die Zucht zum Vorwurf.

13 Er rühmt sich, Gotteserkenntnis zu haben, und nennt sich ein Kind des Herrn.

14 Er ist uns eine Anklage unserer Gesinnung; sein Anblick schon ist uns lästig.

15 Denn sein Lebenswandel weicht von dem der anderen ab; absonderlich sind seine Pfade.

16 Als falsche Münze gelten wir ihm. Wie von Unrat hält er sich von unseren Wegen fern. Er preist das Ende der Gerechten glücklich und nennt Gott prahlerisch seinen Vater.

17 Wir wollen sehen, ob seine Reden wahr sind, und warten, wie es mit ihm ausgeht.

18 Denn ist der Gerechte wirklich ein Kind Gottes, so nimmt der sich seiner auch an und entreißt ihn der Hand seiner Feinde.

19 Mit Hohn und Mißhandlung laßt uns ihn prüfen, damit wir seine Sanftmut erkennen und seinen Starkmut erproben.

20 Zu schmachvollem Tod wollen wir ihn verdammen; ihm wird ja, so sagt er, Rettung zuteil."

 

Die Torheit der Absage an die Weisheit

21 So denken sie, aber sie täuschen sich; denn ihre Bosheit hat sie verblendet.

22 Gottes Geheimnisse erkennen sie nicht, noch dürfen sie auf den Lohn der Gerechtigkeit hoffen, noch schätzen sie den Ehrenpreis lauterer Seelen.

23 Denn Gott schuf den Menschen zu unvergänglichem Sein und machte ihn zum Abbild des eigenen Wesens.

24 Doch durch des Teufels Neid kam der Tod in die Welt; ihn erleiden, die jenem gehören.

 

Kapitel 3: Das Los der Guten und der Bösen

Der Gerechten ewiges Glück

1 Die Seelen der Gerechten aber ruhen in Gottes Hand; keine Qual kann sie berühren.

2 In den Augen der Toren scheinen sie tot zu sein, für ein Unglück gilt ihr Hingang

3 und ihre Trennung von uns als Vernichtung: Sie aber sind im Frieden.

4 Denn hat man sie auch nach Ansicht der Menschen gezüchtigt, so war doch ihre Hoffnung voll von Unsterblichkeit.

5 Nach kurzer Leidenszeit empfangen sie großes Glück; denn Gott prüfte sie nur und fand sie seiner schon würdig.

6 Wie Gold im Ofen erprobte er sie, und nahm sie an wie ein Brandopfer.

 

Ihre Berufung zur Herrschaft

7 Hell leuchten sie auf zur Zeit der Gerichts; wie Funken durchs Schilfrohr fahren sie hin.

8 Über Völker werden sie herrschen und Nationen gebieten. Ihr König ist auf ewig der Herr.

9 Die auf ihn vertrauten, werden die Wahrheit erkennen; die treu gewesen, werden bei ihm in Liebe verbleiben; denn seinen Erwählten wird Gnade zuteil und Erbarmen.

 

Das Elend der Gottlosen

10 Doch Strafe werden erleiden ihrer Gesinnung gemäß die Gottlosen, die den Gerechten verachteten und abtrünnig wurden vom Herrn.

11 Denn elend ist, wer Weisheit und Zucht verachtet; ihre Hoffnung ist eitel, ihr Bemühen erfolglos, ihr Tun unnütz.

12 Ihre Frauen sind töricht, ihre Kinder verkommen, verflucht ihr Geschlecht.

 

Der kinderlose Gerechte und der kinderreiche Gottlose

13 Glücklich die Kinderlose, wenn sie unsträflich lebt und sündhaften Umgang nicht kannte. Bei der Prüfung der Seelen empfängt sie den Lohn.

14 Auch der Kinderlose ist glücklich, der kein Unrecht tut, nichts Böses gegen den Herrn ersinnt. Denn ihm wird ein herrlicher Lohn für seine Treue zuteil, ein herzerfreuendes Los im Tempel des Herrn.

15 Denn die Frucht edler Mühen ist herrlich, und die Wurzel der Weisheit stirbt nie ab.

16 Doch die Kinder der Abtrünnigen gedeihen nicht; die Nachkommen aus sündhaftem Umgang schwinden dahin.

17 Leben sie auch lange, so gelten sie nichts; ehrlos wird schließlich ihr Alter.

18 Sterben sie aber frühzeitig, haben sie weder Hoffnung noch Trost am Tag der Prüfung;

19 denn ein gottloses Geschlecht nimmt ein böses Ende.

 

Kapitel 4:

1 Besser ist Kinderlosigkeit gepaart mit Tugend, deren Ruhm unsterblich ist – sie ist anerkannt bei Gott und den Menschen.

2 Ist sie da, eifert man ihr nach; ist sie fern, sehnt man sich nach ihr. In der Ewigkeit schreitet sie, mit dem Kranz geschmückt, als Siegerin einher, nachdem sie im Wettstreit um einen edlen Preis gesiegt hat.

3 Doch den Gottlosen bringt ihre große Kinderschar keinen Nutzen; sie treibt, von unechten Schößlingen stammend, keine Wurzeln in die Tiefe und faßt nicht festen Boden.

4 Schießt sie auch eine Zeitlang in die Zweige, wird das Schwankende doch vom Wind erschüttert und von der Wucht der Stürme entwurzelt.

5 Die schwachen Äste werden ringsum geknickt. Ihre Früchte sind nicht zu gebrauchen, unreif zum Essen und zu nichts nütze.

6 Denn die aus den Ehen Abtrünniger entsprossenen Kinder legen gegen ihre Eltern bei deren Gericht das Zeugnis der Schlechtigkeit ab.

 

Lebenszeit und Lebenswert

7 Wenn der Gerechte auch vorzeitig stirbt, wird er doch in der Ruhe weilen.

8 Denn nicht durch die Dauer der Jahre wird das Alter der Ehre wert, und nicht nach der Zahl der Jahre wird es bemessen.

9 Einsicht gilt für den Menschen als graues Haar, ein fleckenloses Leben als Greisenalter.

10 Weil er Gott gefiel, ward er von ihm geliebt; weil er unter Sündern lebte, ward er entrückt.

11 Er wurde hinweggenommen, damit ihm die Bosheit den Sinn nicht verkehre, noch Arglist seine Seele verführe.

12 Denn das Blendwerk des Lasters stellt das Gute in den Schatten; der Taumel der Lust verwandelt ein schuldloses Herz.

13 Früh vollendet, hat er doch viele Jahre gelebt.

14 Denn wohlgefällig war seine Seele dem Herrn. Darum eilte sie weg aus der Mitte der Bosheit. – Die Leute sahen es, doch verstanden sie es nicht und nahmen es sich nicht zu Herzen,

15 daß er Huld und Erbarmen seinen Erwählten schenkt und Hilfe seinen Frommen.

16 Aber das Urteil spricht, wenn er gestorben, der Gerechte den noch lebenden Frevlern, und die früh vollendete Jugend dem an Jahren reichen Greisenalter des Sünders.

17 Das Ende des Weisen sehen sie zwar, doch erkennen sie nicht, was der Herr über ihn beschlossen und warum er ihn in Sicherheit gebracht.

18 Sie sehen es und urteilen verächtlich. Doch ihrer wird spotten der Herr.

19 Sie werden hernach zu einem ehrlosen Leichnam, zum Gespött bei den Toten auf ewig. Lautlos streckt er sie kopfüber hin, hebt sie aus ihrem festen Grund heraus und richtet sie bis zum letzten übel zu. – Qualen werden sie leiden, und ihr Andenken wird erlöschen!

 

Die Gottlosen und die Gerechten im Endgericht

20 Zitternd kommen sie dann herbei bei der Aufrechnung ihrer Sünden; ihre Missetaten treten vor ihr Angesicht und überführen sie.

 

Kapitel 5:

1 Mit großer Zuversicht tritt dann der Gerechte denen entgegen, die ihn einst bedrängt und seine Mühsale für nichts geachtet haben.

2 Wenn sie dies sehen, erfaßt sie ein banger Schauder, und sie geraten außer sich ob seiner unerwarteten Rettung.

3 Voll Reue gestehen sie sich und seufzen in ihrer Seelenangst:

4 "Dieser ist es, den wir einst verlachten, mit Spott überhäuften! Wir Toren! Wir hielten sein Leben für Wahnsinn, sein Ende für ehrlos.

5 Wie kommt es nun, daß er den Kindern Gottes beigezählt ward und sein Anteil unter den Heiligen ist?

6 So sind wir doch vom Weg der Wahrheit gewichen; uns hat nicht das Licht der Gerechtigkeit geleuchtet; nicht aufgegangen ist uns die Sonne.

7 Wir haben uns abgemüht auf den Pfaden der Gesetzwidrigkeit und des Verderbens, haben unwegsame Wüsten durchzogen. – doch den Weg des Herrn haben wir nicht erkannt.

8 Was hat der Übermut uns genützt? Was hat uns der Reichtum geholfen mitsamt dem protzigen Tun?

9 Dies alles ging vorbei wie ein Schatten, wie ein flüchtiges Gerücht,

10 wie ein Schiff, das die wogende See durchfurcht, von dessen Weg noch von seines Kieles Pfad in den Wellen keine Spur mehr zu finden ist.

11 Wie von einem Vogel, der durch die Luft fliegt, keine Spur seines Fluges mehr sich findet – die leichte Luft wird vom Flügelschlag gepeitscht, durchschnitten mit gewaltig rauschenden Schwingen, doch danach ist keine Spur des Fluges mehr erkennbar;

12 oder wie wenn man einen Pfeil nach dem Ziel schießt, die durchschnittene Luft sofort wieder zusammenfließt, so daß man nichts von seiner Flugbahn erkennt,

13 so sind auch wir: kaum geboren, schon gestorben; kein Merkmal der Tugend haben wir aufzuweisen; in unserer Bosheit wurden wir hinweggerafft."

 

Der Tod: der Sünde Sold – Das ewige Leben: der Gerechtigkeit Lohn

14 Ja, wie die Spreu, die der Wind dahintreibt – so ist der Gottlosen Hoffnung; wie dünner Reif, den der Sturm verjagt, wie Rauch, den der Wind verweht, wie das flüchtige Andenken an einen Gast, der einen Tag nur verweilte.

15 Die Gerechten aber leben in Ewigkeit. Ihr Lohn ist beim Herrn, und die Sorge für sie steht beim Höchsten.

16 Darum werden sie das Reich der Herrlichkeit und die Krone der Schönheit aus der Hand des Herrn empfangen. Er wird sie schützen mit seiner Rechten, sie beschirmen mit seinem Arm.

17 Er legt seinen Eifer als Rüstung an und gebraucht zur Bestrafung seiner Feinde die ganze Schöpfung als Waffe.

18 Als Harnisch zieht er Gerechtigkeit an, als Helm setzt er auf untrügliches Recht.

19 Heiligkeit ergreift er als unüberwindlichen Schild.

20 Den grimmen Zorn schärft er zum Schwert. – Die ganze Welt zieht mit ihm zum Kampf gegen die Toren.

21 Wohlgezielte Blitzespfeile fahren hernieder. Sie eilen aus den Wolken zum Ziel wie vom wohlgerundeten Bogen.

22 Aus der Schleuder werden grimmerfüllt Hagelsteine geschleudert. Die Fluten des Meeres branden gegen sie an. Ungestüm schlagen Ströme über ihnen zusammen.

23 Der Hauch der Allmacht steht gegen sie auf; er zerstreut sie wie ein Wirbelsturm. – So bringt die Sünde Verwüstung über die ganze Welt, so stürzt übles Tun Herrscherthrone.

 

Kapitel 6: Ursprung, Wesen und Wirken der Weisheit

Mahnung, nach Weisheit zu streben

1 Hört also, Könige! Nehmt es zu Herzen! Lernt, ihr Herrscher der Enden der Erde!

2 Horcht auf, die ihr das Volk regiert und stolz seid auf Scharen von Völkern!

3 Vom Herrn ward euch die Herrschaft verliehen, vom Allerhöchsten die Macht. Er ist es, der eure Werke erforscht, eure Pläne durchsucht.

4 Wiewohl seiner Herrschaft Diener ihr seid, habt ihr unrecht regiert, das Gesetz nicht gehalten, seid nicht nach Gottes Willen gewandelt.

5 So wird er bald furchtbar über euch kommen; denn strenges Gericht wird an Herrschern vollzogen –

6 der Geringe verdient ja aus Mitleid Verzeihung; die Gewaltigen aber werden gewaltig gestraft.

7 Denn der Herrscher des Alls hat vor niemandem Furcht. Er scheut sich vor keinem der Großen. Er hat ja den Kleinen und Großen geschaffen. In gleicher Weise sorgt er für alle.

8 Den Mächtigen aber droht ein strenges Gericht.

9 An euch also, Herrscher, richten sich meine Worte, daß ihr Weisheit lernt und nicht sündigt.

10 Denn die das Heilige heilig befolgen, werden als heilig befunden; die darin unterwiesen sind, werden Rechtfertigung finden.

11 So seid meiner Worte begierig! Tragt Verlangen danach! Nehmt Belehrung an!

 

Wert und Erreichbarkeit der Weisheit

12 Die Weisheit ist strahlend und unverwelklich. Leicht sieht man sie, wenn man sie liebt; man findet sie, wenn man sie sucht.

13 Sie kommt denen, die sie begehren, zuvor und gibt sich zu erkennen.

14 Wer schon früh nach ihr ausschaut, braucht sich nicht mehr zu mühen: er findet sie sitzen an seiner Tür.

15 Denn sich in Gedanken mit ihr zu beschäftigen, ist schon Vollendung der Einsicht. Wer um ihretwillen wacht, ist bald frei von Sorgen.

16 Denn sie selbst geht umher, die zu suchen, die ihrer würdig sind. Sie tritt ihnen wohlwollend auf dem Weg entgegen und begegnet ihnen bei jedem Gedanken.

17 Ihr Anfang ist aufrichtiges Verlangen nach Belehrung. Das Streben nach Belehrung aber ist Liebe zu ihr.

18 Liebe zu ihr aber besteht in der Beobachtung ihrer Gebote. Das Halten ihrer Gebote aber sichert die Unsterblichkeit.

19 Unsterblichkeit aber führt in Gottes Nähe.

20 So führt das Verlangen nach Weisheit zur Herrschaft.

21 Darum, ihr Herrscher der Völker, so ihr Freude habt an Thronen und Zeptern, ehrt die Weisheit, daß ihr ewige Herrschaft erhaltet.

 

Salomo als Lehrer der Weisheit

22 Was Weisheit ist, wie sie geworden, will ich verkünden; kein Geheimnis will ich euch verbergen. Vom Anfang der Schöpfung an will ich sie erforschen; was man von ihr weiß, will ich offen verkünden und die Wahrheit nicht übergehen.

23 Nicht mit dem Neid, dem abgehärmten, will ich im Bunde stehen; denn der hat nichts gemein mit der Weisheit.

24 Eine Menge von Weisen ist ein Glück für die Welt, ein kluger König ein Segen für das Volk.

25 Darum laßt euch durch meine Worte belehren! Es bringt euch Gewinn.

 

Kapitel 7: Mitteilbarkeit der Weisheit an alle Menschen

1 Auch ich bin gleich allen ein sterblicher Mensch, ein Abkömmling des ersterschaffenen Erdensohnes. Im Mutterleib ward ich als Mensch gebildet,

2 in zehnmonatiger Frist, geronnen im Blut durch Manneskraft, nach sinnlicher Freude.

3 Auch ich atmete, als ich geboren war, die gemeinsame Luft. Ich fiel zu Boden, wie es auch anderen geschieht, und weinte auch den ersten Laut, wie alle es tun.

4 In Windeln zog man mich auf und mit Sorgen.

5 Kein König hat ja einen anderen Anfang seines Daseins.

6 Alle haben den gleichen Eingang ins Leben wie auch den gleichen Ausgang.

 

Die Weisheit als Gottesgabe

7 So betete ich: Da ward mir Einsicht zuteil. – Ich flehte: Da zog in mich ein der Geist der Weisheit.

8 Ich schätzte sie höher als Zepter und Thron und erachtete im Vergleich mit ihr den Reichtum für nichts.

9 Den kostbarsten Edelstein stellte ich ihr nicht gleich; denn neben ihr ist alles Gold nur ein wenig Sand, und Silber gilt neben ihr nur als Unrat.

10 Mehr als Gesundheit und schöne Gestalt liebte ich sie. Sie zu besitzen, zog ich dem Licht vor; denn nie erlischt der Glanz, den sie ausstrahlt.

11 Zugleich mit ihr erhielt ich auch alle anderen Güter; in ihren Händen war unschätzbarer Reichtum.

12 Ich freute mich all dieser Dinge, weil die Weisheit ihre Führerin ist; noch wußte ich nicht, daß sie auch ihre Schöpferin ist.

13 Arglos lernte ich sie kennen; neidlos teile ich sie mit; ich verhehle nicht ihren Reichtum.

14 Denn sie ist für die Menschen ein unerschöpflicher Schatz. Wer ihn nützt, erwirbt sich Freundschaft bei Gott, empfohlen durch Gaben, die aus der Zucht entspringen.

 

Bitte um Beistand zum Lobpreis der Weisheit

15 Möge Gott mir verleihen, zu reden nach meiner Einsicht und so die Gedanken zu fassen, daß sie der Gaben würdig sind, die mir verliehen sind. Er selbst ist ja der Weisheit Führer und der Weisen Lenker.

16 Denn in seiner Hand sind wir samt unseren Worten, jeglicher Einsicht und jedem Geschick zur Arbeit.

17 Denn er hat mir untrügliche Kenntnis der Dinge verliehen, so daß ich verstehe den Bau der Welt und die Wirksamkeit der Elemente,

18 der Zeiten Anfang, Ende und Mitte, den Wechsel der Sonnenwenden und den Wandel der Jahreszeiten,

19 den Kreislauf der Jahre und die Stellungen der Gestirne,

20 die Natur der Tiere und den Trieb der Bestien, die gewaltigen Kräfte der Geisterwelt und die Gedanken der Menschen, die Verschiedenheiten der Pflanzen und die Heilkräfte der Wurzeln.

21 Was verborgen und offenbar ist, alles habe ich erkannt; denn die Künstlerin des Alls, die Weisheit, hat es mich gelehrt.

 

Eigenschaften der Weisheit

22 Denn ein Geist ist in ihr, verständig, heilig, einzigartig, vielgestalt, fein, beweglich, durchdringend, unbefleckt, klar, unverletzlich, das Gute liebend, scharf,

23 unhemmbar, wohltätig, menschenfreundlich, fest, unwandelbar, sorgenfrei, allmächtig, alles überschauend, alle Geister durchdringend, die denkenden, reinen, feinen.

24 Denn die Weisheit ist beweglicher als jede Bewegung. Sie durchdringt und erfüllt alles vermöge ihrer Reinheit.

25 Sie ist ja ein Hauch aus Gotteskraft, des Allherrschers Herrlichkeit lauterer Ausfluß. Darum kann kein Makel sie je berühren.

26 Sie ist ja des ewigen Lichtes Abglanz, ein makelloser Spiegel von Gottes Wirksamkeit und seiner Güte Abbild.

27 Wenngleich sie nur eine, vermag sie doch alles. Sie bleibt in sich selbst, doch sie schafft alles neu. Von Geschlecht zu Geschlecht übergehend in heilige Seelen, gestaltet sie Freunde Gottes und Propheten.

28 Nur den liebt Gott, der mit der Weisheit trauten Umgang hat.

29 Denn sie ist herrlicher als die Sonne und übertrifft die ganze Sternenwelt. Mit dem Licht verglichen, gebührt ihr der Vorrang.

30 Denn nach diesem beginnt die Nacht. – Doch die Bosheit vermag nichts gegen die Weisheit.

 

Kapitel 8:

1 Die Weisheit erstreckt sich voll Macht von einem Ende zum anderen und durchwaltet aufs beste das All.

 

Verlangen nach Weisheit

2 Sie habe ich geliebt und nach ihr mich gesehnt von meiner Jugend an. Sehnlich habe ich gewünscht, sie als Braut heimzuführen. Ihre Schönheit liebte ich innig.

3 Ihr hoher Adel wird daraus kund, daß sie mit Gott zusammenlebt und auch der Herr des Alls sie liebt.

4 Denn eingeweiht ist sie in Gottes Wissen, nimmt Anteil an seinen Werken.

5 Ist im Leben schon Reichtum ein begehrenswertes Gut, was ist dann reicher als die Weisheit, die alles schafft?

6 Müht sich jemand um Einsicht: Wer in aller Welt ist eine größere Künstlerin als sie?

7 Liebt jemand Gerechtigkeit: Sie ist es, die die Tugenden hervorbringt; sie lehrt ja Mäßigung und Klugheit, Gerechtigkeit und Starkmut: Nützlicheres gibt es nicht für die Menschen im Leben.

8 Verlangt jemand umfassendes Wissen: Sie kennt das Alte und erschließt das Künftige. Sie kennt der Sprüche kunstvolle Art und die Lösung der Rätsel. Im voraus weiß sie schon Zeichen und Wunder und den Verlauf von Perioden und Zeiten.

 

Notwendigkeit der Weisheit für die Herrscher

9 So beschloß ich denn, als Gefährtin sie heimzuführen. Ich wußte ja: Beraterin wird sie mir sein im Glück und ein Trost in Sorgen und Kümmernis.

10 Ihretwegen komme ich bei den Leuten zu Ansehen und trotz meiner Jugend bei den Alten zu Ehre.

11 Scharfsinnig werde ich erfunden im Gericht, und bei Herrschern werde ich Bewunderung finden.

12 Schweige ich, wird man auf mich warten; spreche ich, wird man mir zuhören. Rede ich etwas länger, so werden sie die Hand auf ihren Mund legen.

13 Ihretwegen werde ich Unsterblichkeit erlangen und ein ewiges Andenken bei der Nachwelt hinterlassen.

14 Völker werde ich regieren, und Nationen werden mir untertan sein.

15 Schreckliche Gewaltherrscher geraten in Furcht, wenn sie nur von mir hören. Dem Volk zeige ich mich gütig, und tapfer im Krieg.

16 Komme ich nach Hause, will ich bei ihr mich erholen; denn der Verkehr mit ihr hat keine Bitterkeit; das Zusammenleben mit ihr bringt keinen Verdruß, sondern Frohsinn und Freude.

17 Dies überdachte ich bei mir und erwog es in meinem Herzen: Unsterblichkeit liegt im Verkehr mit der Weisheit,

18 edle Ergötzung in ihrer Freundschaft, in ihrem Wirken unerschöpflicher Reichtum. Einsicht liegt im steten Umgang mit ihr, Berühmtheit in der Teilnahme an der Unterhaltung mit ihr. – So ging ich denn umher und suchte, wie ich sie in meinen Besitz bringen könnte.

 

Gebet um Weisheit

19 Ein Knabe war ich, wohlbegabt, und ich hatte ein gutes Herz;

20 oder vielmehr da ich gut war, bin ich zu einem unbefleckten Leib gekommen.

21 Ich sah ein, daß ich nur dann in den Besitz der Weisheit gelangen könnte, wenn Gott sie mir gäbe – und das war schon ein Beweis von Einsicht, daß ich nämlich erkannte, wessen Gnadengabe sie ist. – So wandte ich mich an den Herrn, flehte zu ihm und sprach von ganzem Herzen:

 

Kapitel 9: 'Gib mir Weisheit, die bei dir auf dem Thron sitzt!'

1 "Gott der Väter und Herr des Erbarmens! Der du das All durch dein Wort geschaffen,

2 den Menschen durch deine Weisheit gebildet, daß er den Geschöpfen gebiete, die durch dich ins Dasein traten,

3 daß er die Welt in Heiligkeit und Gerechtigkeit leite, in Geradheit des Herzens die Herrschaft führe:

4 Gib mir Weisheit, die bei dir auf dem Thron sitzt! Schließe mich aus der Zahl deiner Kinder nicht aus!

5 Ich bin ja dein Knecht, der Sohn deiner Magd, ein schwacher Mensch, der nicht lange lebt, nur wenig versteht von Recht und Gesetz.

6 Wenn jemand auch vollkommen unter den Menschen: Ginge die Weisheit, die von dir ausgeht, ihm ab, wäre er für nichts zu achten.

7 Du hast mich für dein Volk zum König gewählt, zum Herrscher über deine Söhne und Töchter.

8 Du gabst mir Befehl, einen Tempel auf deinem heiligen Berg zu erbauen, einen Altar in der Stadt, wo du thronst: Des heiligen Zeltes Abbild, das du vorherbereitet von Anfang an.

 

'Daß ich erkenne, was dir gefällt!'

9 Bei dir ist die Weisheit. Sie kennt deine Werke. Sie war zugegen, als du das Weltall schufst. Sie weiß, was deinen Augen gefällt, was recht ist nach deinen Geboten.

10 Vom heiligen Himmel sende sie her! Vom Thron deiner Herrlichkeit schicke sie herab! Daß sie mir helfe bei meinem Tun, daß ich erkenne, was dir gefällt.

11 Sie weiß und versteht ja alles. Mit Besonnenheit wird sie mich leiten bei meinem Tun, durch ihr helles Licht mich behüten.

12 Wohlgefällig werden dann meine Werke sein. Gerecht werde ich dein Volk regieren, würdig sein des Thrones meines Vaters.

 

'Nur durch die Weisheit ward ihnen Rettung'

13 Denn wer vermag den Ratschluß Gottes zu erkennen, wer wird ergründen den Willen des Herrn?

14 Denn furchtsam sind die Gedanken der Sterblichen, trügerisch unsere Überlegungen.

15 Der vergängliche Leib beschwert ja die Seele, die irdische Wohnung ist lästig dem vielsinnenden Geist.

16 Selbst die irdischen Dinge erkennen wir kaum. Nur mit Mühe verstehen wir, was offen vor uns liegt. Wer kann denn ergründen, was im Himmel ist?

17 Wer hat je deinen Ratschluß erkannt, wenn du ihm nicht Weisheit verliehen, deinen heiligen Geist ihm nicht aus der Höhe gesandt?

18 Nur so wurden gerade gerichtet die Pfade der Erdenbewohner und die Menschen belehrt über das, was dir wohlgefällt.

19 Nur durch die Weisheit ward ihnen Rettung.

 

Kapitel 10: Das Walten der Weisheit in der Geschichte

Adam, Kain, Noach

1 Sie hat den ersterschaffenen Vater der Welt, als er allein erschaffen war, beschirmt und ihn aus seinem Fall errettet.

2 Sie gab ihm Kraft, seine Herrschaft über alles auszuüben.

3 Ein Gottloser aber fiel in seinem Zorn von ihr ab; in seinem brudermörderischen Groll ging er zugrunde.

4 Als seinetwegen die Flut über die Erde kam, war es die Weisheit, die Rettung brachte, indem sie den Gerechten auf schwachem Holz hindurchsteuerte.

 

Abraham, Jakob, Josef

5 Als um der allgemeinen Bosheit willen die Völker sich getrennt hatten, war sie es, die den Gerechten erkannte, ihn unsträflich vor Gott bewahrte und ihn stark machte gegenüber der Liebe zu seinem Kind.

6 Sie rettete den Gerechten beim Untergang der Gottlosen, als er vor dem Feuer floh, das über das Gebiet der fünf Städte herabfiel.

7 Als Andenken an ihre Bosheit blieb noch ein verödetes Land zurück, das ständig raucht, und Pflanzen, die zur Unzeit Früchte tragen, und die Salzsäule, die als Denkmal einer ungläubigen Seele dasteht.

8 Da sie nämlich die Weisheit hinansetzten, schadeten sie sich nicht nur dadurch, daß sie das Gute nicht erkannten, sondern sie hinterließen auch den Lebenden ein Denkmal ihrer Torheit. Es sollte nicht verborgen bleiben, worin sie zu Fall gekommen waren.

9 Die Weisheit dagegen rettete ihre Diener aus allen Nöten.

10 Sie führte den Gerechten, der vor dem Zorn seines Bruders floh, auf ebenen Pfaden, zeigte ihm Gottes Reich, gab ihm Kenntnis heiliger Dinge, verschaffte ihm Wohlstand durch mühseligen Dienst und lohnte reichlich seine Arbeit.

11 Bei der Habgier seiner Bedränger stand sie ihm bei und machte ihn reich.

12 Sie schützte ihn vor seinen Feinden und gewährte ihm Sicherheit gegen seine Verfolger. Sie verlieh ihm den Sieg in hartem Kampf, damit er erkenne, daß die Gottesfurcht stärker ist als alles.

13 Sie verließ auch nicht den Gerechten, den man verkaufte, sondern bewahrte ihn vor der Sünde.

14 Mit ihm stieg sie in den Kerker hinab und verließ ihn nicht in seinen Banden. Sie verschaffte ihm das Zepter des Reiches und Gewalt über seine Bedränger. Seine Verleumder erwies sie als Lügner und gab ihm ewigen Ruhm.

 

Mose und Israels Errettung aus Ägypten

15 Sie hat ein heiliges Volk, ein untadeliges Geschlecht von einem Volk von Bedrückern befreit.

16 Sie zog in die Seele eines Dieners des Herrn ein und widerstand furchtbaren Königen mit Zeichen und Wundern.

17 Sie gab den Heiligen den Lohn für ihre Mühen und führte sie auf wunderbarem Weg. Bei Tag war sie ihnen ein beschirmendes Dach, bei Nacht das Sternenlicht.

18 Sie führte sie durch das Rote Meer und geleitete sie durch die gewaltige Flut.

19 Ihre Feinde aber versenkte sie in den Wogen und warf sie wieder aus der Meerestiefe ans Land empor.

20 So beraubten die Gerechten die Gottlosen. Sie priesen, o Herr, deinen heiligen Namen und lobten einmütig deine schirmende Hand.

21 Denn die Weisheit öffnete den Mund der Stummen und machte beredt die Zungen der Unmündigen.

 

Kapitel 11: Mose und Israels Weg durch die Wüste

1 Sie ließ ihre Werke gelingen unter der Führung eines heiligen Propheten:

2 Sie durchwanderten die unbewohnte Wüste und schlugen an unwegsamen Orten ihre Zelte auf.

3 Feinden widerstanden sie und wehrten Widersacher ab.

4 Da sie Durst litten, riefen sie dich an und erhielten Wasser aus schroffem Fels und Stillung des Durstes aus hartem Gestein.

 

Strafen für Ägypten – Wohltaten für Israel

5 Denn das, was bei ihren Feinden als Mittel zur Züchtigung gebraucht worden war, ward ihnen in ihrer Not als Wohltat zuteil.

6 Statt des immerfließenden Wassers des Nils, das durch schmutziges Blut getrübt war –

7 zur Strafe für den Befehl zum Kindermord, gabst du ihnen unverhofft reichliches Trinkwasser.

8 Du zeigtest ihnen durch den Durst, den sie damals erlitten, wie sehr du die Widersacher gestraft hattest.

9 Denn obwohl sie nur milde gestraft wurden, erkannten sie doch durch die Züchtigung, welch harte Qual die Gottlosen erdulden müssen, die im Zorn gerichtet werden.

10 Sie hast du ja wie ein warnender Vater geprüft, jene aber wie ein strenger König verurteilt und gestraft.

11 Ob fern den Gerechten oder nah, wurden sie in gleicher Weise gepeinigt;

12 denn zweifache Trauer ergriff sie und Seufzen, wenn sie des Vergangenen gedachten.

13 Als sie nämlich hörten, daß durch die gleichen Mittel sie Strafen, jene aber Wohltaten empfangen hatten, erkannten sie die Hand des Herrn;

14 ihn, den sie einst ausgesetzt und höhnisch verworfen hatten, den mußten sie schließlich bei seinen Erfolgen bewundern, da sie ganz anders Durst gelitten hatten als die Gerechten.

15 Für ihren törichten, gottlosen Sinn, der sie soweit irregeführt, daß sie vernunftloses Gewürm und erbärmliches Ungeziefer verehrten, sandtest du ihnen zur Strafe eine Menge vernunftloser Tiere.

16 Sie sollten erkennen, daß man mit dem gestraft wird, wodurch man sündigt.

17 Deine allmächtige Hand, die doch die Welt aus gestaltlosem Stoff gebildet, wäre stark genug gewesen, eine Menge von Bären und wilden Löwen gegen sie zu senden

18 oder neugeschaffene, wütende, unbekannte Bestien, die feuersprühenden Atem schnauben oder zischenden Dampf ausstoßen oder deren Augen schreckliche Funken sprühen.

19 Nicht nur ihr Unheilstun hätte sie vernichten, sondern schon ihr grauenhafter Anblick sie ums Leben bringen können.

20 Aber auch ohne dies konnten sie schon durch einen bloßen Hauch zu Fall kommen, von deiner Rache verfolgt, vom Hauch deiner Macht verweht. – Aber alles hast du geordnet nach Maß, Zahl und Gewicht.

21 Denn deine große Macht zu betätigen, bist du immer imstande. Wer kann der Kraft deines Armes widerstehen?

22 Denn wie ein Stäubchen an der Waage ist die ganze Welt vor dir, wie ein Tropfen Tau, der am Morgen auf die Erde fällt.

23 Doch du erbarmst dich aller, weil du alles vermagst, übst Nachsicht mit den Sünden der Menschen, damit sie Buße tun.

24 Denn du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du geschaffen. Denn hättest du etwas gehaßt, dann hättest du es nicht erschaffen.

25 Wie könnte etwas bestehen, wenn du es nicht willst? Wie wäre etwas erhalten geblieben, wenn du es nicht ins Dasein gerufen hättest?

26 Du verschonst alles, weil es dein Eigentum ist, o Herr, du Freund alles Lebens.

 

Kapitel 12:

1 Dein unvergänglicher Geist ist in allem.

2 Deshalb strafst du die Fehlenden voll Milde und warnst sie, indem du sie an das erinnerst, worin sie fehlten, damit sie, von ihrer Bosheit befreit, an dich, o Herr, glauben.

 

Gottes Gerechtigkeit ist immer mit Milde verbunden

3 Du grollst zwar den früheren Bewohnern deines heiligen Landes,

4 weil sie schändliche Zauberei trieben und frevelhaften Götzendienst,

5 weil sie erbarmungslose Kindermörder waren und Eingeweide aßen beim Opferschmaus von Menschenfleisch und Blut, weil sie sich einweihen ließen aus der Mitte der anderen Leute,

6 und weil Eltern darunter waren, die mit eigener Hand hilflose Kinder mordeten. Du wolltest sie durch die Hand unserer Väter ausrotten,

7 damit das Land, das von dir am meisten geschätzt wird, von würdigen Gotteskindern besiedelt werde.

8 Doch schontest du auch diese, weil sie Menschen waren. Du sandtest Hornissen als Vorläufer deines Heeres. Sie sollten jene nach und nach vernichten.

9 Du wärest stark genug gewesen, in einer einzigen Schlacht die Gottlosen den Gerechten zu unterwerfen und sie durch wilde Tiere oder durch ein strenges Wort mit einem Schlag zu vernichten.

10 Doch du straftest sie nach und nach und gabst ihnen so die Möglichkeit zur Umkehr, obwohl du wußtest, daß ihr Ursprung böse war, ihre Bosheit angeboren, und daß ihr Sinn sich niemals ändern würde.

11 Denn sie waren von Anfang an ein verfluchtes Geschlecht. – Doch nicht aus Scheu vor jemand gewährtest du ihnen Straflosigkeit für ihre Sünden.

12 Denn wer darf zu dir sagen: "Was hast du getan?", oder wer kann sich deinem Urteil widersetzen? Wer will dich verklagen wegen der Vernichtung von Völkern, die du geschaffen hast? Wer wollte gegen dich auftreten als Anwalt ungerechter Menschen?

13 Denn außer dir ist kein anderer Gott, der für alles sorgt, so daß du ihm erst beweisen müßtest, du habest nicht ungerecht gerichtet.

14 Kein König oder Gewaltherr kann dir Vorhaltungen machen derentwegen, die du gezüchtigt hast.

15 Da du aber gerecht bist, ordnest du auch alles mit Gerechtigkeit. Du hältst es für unvereinbar mit deiner Macht, den zu verdammen, der keine Bestrafung verdient.

16 Denn deine Macht ist der Grund deiner Gerechtigkeit, und deine Herrschaft über alles bewirkt, daß du gegen alle auch Schonung übst.

17 Denn nur dann zeigst du deine Kraft, wenn man an die Vollkommenheit deiner Macht nicht glaubt, und bei denen, die sie kennen, strafst du den Trotz.

18 Obschon du der Macht gebietest, hältst du doch mildes Gericht und herrschst über uns mit großer Schonung. Sooft du willst, steht ja das Können dir zu Gebot.

 

Lehren aus den Erweisen göttlicher Langmut

19 Durch solches Handeln gabst du deinem Volk zu verstehen, daß der Gerechte menschenfreundlich sein müsse. Du verliehst deinen Kindern die frohe Hoffnung, daß du ihnen nach Sünden Zeit zur Buße gewährst.

20 Denn wenn du schon die Feinde deiner Kinder und jene, die dem Tod verfallen sind, mit solcher Schonung und nur unter Bitten bestrafst, indem du ihnen Zeit und Gelegenheit gibst, sich vom Bösen freizumachen,

21 mit welcher Nachsicht strafst du dann erst deine Kinder, deren Vätern du unter Eid Bündnisse voll herrlicher Verheißungen gewährt hast?

22 Während du uns also züchtigst, schlägst du unsere Feinde zehntausendmal härter. So sollen wir, wenn wir selbst strafen, deine Güte vor Augen haben, und wenn wir selbst gestraft werden, Barmherzigkeit erwarten.

23 Daher hast du die Ungerechten, jene, die in Torheit ihr Leben verbrachten, durch ihre eigenen Greuel gestraft.

24 Denn sie hatten sich auf den Pfaden des Irrtums zu weit verirrt: Sie hielten die verachtetsten und verhaßtesten aller Tiere für Götter und ließen sich täuschen wie törichte Kinder.

25 Darum hast du sie auch wie unvernünftige Kinder mit einer Strafe gezüchtigt, die ihnen Spott einbrachte.

26 Jene aber, die sich durch solch eine Strafe, die sie zum Gespött macht, nicht warnen ließen, werden eine Strafe erleiden, die Gottes würdig ist.

27 Denn als sie über ihre vermeintlichen Götter, durch die sie gezüchtigt wurden, in ihren Leiden sich ärgern mußten, da sahen sie, daß jener der wahre Gott war, den zu kennen sie sich vorher geweigert hatten. Daher kam auch die äußerste Strafe über sie.

 

Kapitel 13: Ursprung und Formen, Torheit und Verwerflichkeit des Götzendienstes

Der Naturdienst

1 Toren von Natur waren nämlich schon alle Menschen, denen die Erkenntnis Gottes fehlte und die nicht imstande waren, aus den sichtbaren Gütern auf den Seienden zu schließen, und die beim Betrachten der Werke den Meister nicht fanden.

2 Feuer, Wind, flüchtige Luft, den Kreis der Sterne, das gewaltige Wasser, die Leuchten des Himmels hielten sie hingegen für Götter, die die Welt regieren.

3 Doch wenn sie schon, hingerissen durch deren Schönheit, sie für Götter hielten, so hätten sie billig erkennen sollen, wieviel herrlicher deren Gebieter ist; denn der Urheber der Schönheit hat sie geschaffen.

4 Und wenn sie schon über deren Kraft und Wirksamkeit staunten, hätten sie doch daraus schließen sollen, um wieviel mächtiger ihr Schöpfer ist.

5 Denn aus der Größe und Schönheit der Geschöpfe wird durch Vergleiche ihr Schöpfer erschlossen.

6 Indes verdienen sie nur geringen Tadel; denn sie gehen vielleicht nur irre, während sie wirklich Gott suchen und ihn finden wollen.

7 Denn mit seinen Werken beschäftigt, durchforschen sie diese, lassen sich aber durch den Anblick verführen, weil das, was sie sehen, so schön ist.

8 Doch andererseits sind sie damit auch nicht zu entschuldigen.

9 Denn wenn sie imstande waren, soviel zu erkennen, daß sie die Welt durchforschen konnten, wie kam es dann, daß sie den Herrn dieser Dinge nicht eher fanden?

 

Die Herstellung künstlicher Götzenbilder

10 Unglückselig aber sind und auf tote Dinge setzen ihr Hoffen jene, die Machwerke von Menschenhänden Götter nennen: Gold, und Silber, Kunstgebilde und Tiergestalten oder einen unnützen Stein, ein Werk aus alter Zeit.

11 Da sägt ein Holzschnitzer einen handlichen Baum ab, schält sachkundig seine ganze Rinde ab und macht daraus kunstgerecht ein nützliches Gerät für den Bedarf des täglichen Lebens.

12 Die Abfälle bei seiner Arbeit verwendet er zur Bereitung der Mahlzeit und ißt sich satt.

13 Ein Stück, das auch dabei noch übrigbleibt und zu nichts mehr taugt, ein krummes knotiges Holz, nimmt er und schnitzt daran zum Zeitvertreib in seinen Mußestunden. Er formt ohne viel Sorgfalt zur Erholung daran herum und gestaltet es zu einem Menschenbildnis.

14 Oder er macht es einem gemeinen Tier ähnlich, bestreicht es mit Mennige, färbt rot seine Haut mit Schminke und übermalt daran jeden Flecken.

15 Dann macht er ihm ein passendes Häuschen, stellt es an der Wand auf und befestigt es mit einem Nagel.

 

Torheit des Bilderdienstes

16 So sorgt er dafür, daß es nicht herunterfällt. Er weiß ja, daß es sich selbst nicht helfen kann, weil es nur ein Bild ist und der Betreuung bedarf.

17 Und doch betet er zu ihm um Hab und Gut, für Weib und Kind und schämt sich nicht, Lebloses anzureden. Um Gesundheit ruft er das Kraftlose an,

18 für sein Leben betet er zum Toten, um Hilfe fleht er zum Ohnmächtigen, um gute Reise zu dem, was nicht einmal seine Füße regen kann;

19 für Erwerb, Tätigkeit und Erfolg seiner Arbeit betet er um Kraft bei dem, dessen Hände völlig kraftlos sind.

 

Kapitel 14:

1 Ein anderer wiederum, der eine Seefahrt unternimmt und wilde Wogen durchfahren will, ruft ein Stück Holz an, das gebrechlicher ist als das Fahrzeug, das ihn trägt.

2 Dieses Schiff hat der Trieb nach Erwerb ersonnen, und künstlerische Weisheit hat es erbaut,

3 doch deine Vorsehung, o Vater, ist es, die es steuert; denn du gewährtest auch auf dem Meer einen Weg und in den Wogen einen sicheren Pfad.

4 Du wolltest zeigen, daß du aus jeder Lage retten kannst, damit man ein Schiff besteige, auch ohne ein kundiger Seemann zu sein.

5 Du willst, daß die Werke deiner Weisheit nicht unbenutzt bleiben. Deshalb vertrauen die Menschen auch einem ganz winzigen Holz ihr Leben an, durchfahren auf einem Floß die Wogen und bleiben doch wohlbehalten.

6 So hat auch in der Urzeit bei Untergang der übermütigen Riesen die Hoffnung der Welt sich in die Arche geflüchtet, und so, von deiner Hand gelenkt, konnte sie den Samen für ein neues Geschlecht hinterlassen.

7 Denn gesegnet ist das Holz, das gerechten Werken dient.

 

Fluchwürdigkeit des Bilderdienstes

8 Doch der Fluch trifft das Götzenbild, das Menschenhände fertigten, und ebenso auch seinen Bildner. Diesen, weil er es angefertigt, jenes, weil es als vergängliches Ding Gott genannt wurde;

9 denn beide sind in gleicher Weise Gott verhaßt, der Gottlose und sein gottloses Werk.

10 Wird doch das Werk samt dem Bildner gestraft!

11 Daher wird auch an den Götzen der Heiden ein Strafgericht vollzogen, weil sie in Gottes Schöpfung Greuelwesen wurden, zum Ärgernis für die Seelen der Menschen und zum Fallstrick für die Füße der Toren.

 

Ursprung des Bilderdienstes

12 Denn der Anfang der Hurerei ist das Ersinnen von Götzenbildern, und derlei Erfindung ist der Verderb des Lebens.

13 Denn sie waren nicht von Anfang an da, noch werden sie ewig bleiben.

14 Nur durch den eitlen Wahn der Menschen kamen sie in die Welt. Deshalb ist ihnen auch ein jähes Ende zugedacht. –

15 Ein Vater, durch allzu frühe Trauer gebeugt, ließ sich nämlich von seinem Kind, das ihm allzu früh entrissen worden, ein Bild machen. Allmählich verehrte er dann den Menschen, der vordem gestorben, wie einen Gott und ordnete für seine Untergebenen einen geheimen Kult und Weihen an.

16 Im Laufe der Zeit wurde nun die gottlose Sitte immer mehr herrschend und schließlich beobachtet wie ein Gesetz. Auf Befehl der Gewalthaber erwies man den Bildern göttliche Ehren.

17 Desgleichen machte man sich von jenen, denen die Menschen nicht von Angesicht zu Angesicht huldigen konnten, weil sie weit weg wohnten, in der Ferne eine Vorstellung von ihrer Gestalt und fertigte ein prächtiges Bild ihres verehrten Königs an, damit sie dem Abwesenden so eifrig huldigen könnten, als wäre er anwesend.

18 Der Ehrgeiz des Künstlers trieb dann auch diejenigen zur Steigerung der Verehrung an, die den betreffenden König gar nicht kannten.

19 Denn jener bot, um dem Machthaber zu gefallen, seine ganze Kunst auf, eine schönere Ähnlichkeit herzustellen.

20 Der große Haufen aber, hingerissen von der Anmut des Kunstwerks, hielt nun den, der kurz zuvor noch als Mensch geehrt wurde, für einen Gegenstand der Anbetung.

 

Verderblicher Einfluß des Bilderdienstes

21 Dies wurde für die Lebenden zum Verderben, daß die Menschen, dem Unglück oder der Fürstenmacht sich fügend, den Namen, der keinem anderen beigelegt werden darf, auf Bilder von Stein und Holz übertrugen.

22 Es war ihnen nicht genug, in der Erkenntnis Gottes zu irren; sondern in der ihrer Unwissenheit entsprungenen sittlichen Zerrüttung dahinlebend, halten sie so große Übel für ein Glück!

23 Bei der Feier von Kinderopfern oder verborgener Geheimkulte oder wilder Gelage mit absonderlichen Bräuchen

24 achten sie nicht auf die Reinheit des Lebens und der Ehen. Vielmehr tötet einer meuchlings den anderen oder beleidigt ihn durch Ehebruch.

25 Bei allen herrscht ohne Unterschied Blutvergießen und Totschlag, Diebstahl und Betrug, Verführung und Treulosigkeit, Aufruhr und Meineid,

26 Beunruhigung der Guten, Undankbarkeit, Befleckung der Seelen, unnatürliche Unzucht, Zerrüttung des Ehebundes, Ehebruch und Ausschweifung.

27 Die Verehrung der namenlosen Götzen ist allen Unheils Anfang, Ursache und Ende.

28 Bald rasen sie in ihren Lustbarkeiten, bald prophezeien sie Trug, bald geben sie sich Lastern hin, bald schwören sie leichthin Meineide.

29 Da sie auf leblose Götzen vertrauen, erwarten sie auch keine Strafe, wenn sie falsch schwören.

30 Aber für beides wird sie die gerechte Strafe treffen: daß sie bei ihrem Götzendienst verkehrte Vorstellungen von Gott hatten und daß sie falsch schwuren unter Mißachtung der Frömmigkeit.

31 Denn nicht die Macht der Götter, bei denen man schwört, sondern die Strafe, die den Sündern gebührt, folgt der Übertretung der Frevler stets nach.

 

Kapitel 15: Israels Bekenntnis zum lebendigen und wahren Gott

1 Doch du, unser Gott, bist gütig und getreu. Mit Langmut und Liebe regierst du das All.

2 Auch wenn wir sündigen, gehören wir dir, denn wir kennen deine Macht. Doch wollen wir nicht sündigen im Bewußtsein, daß wir dir gehören.

3 Denn dich zu erkennen, ist vollkommene Gerechtigkeit. Von deiner Macht zu wissen, ist Wurzel der Unsterblichkeit.

4 Denn uns hat nicht die böse Erfindung der Menschen verführt, noch auch die eitle Arbeit der Maler: Ein Gebilde, mit Farben bunt beschmiert,

5 dessen Anblick im Toren die Begierde reizt, sich zu sehnen nach der leblosen Gestalt des toten Bildes.

 

Die Entstehung eines Götzen aus Ton

6 Liebhaber des Bösen und würdig solcher Hoffnungen sind jene, die sie verfertigen, und jene, die nach ihnen verlangen und sie anbeten.

7 Da knetet so ein Töpfer mühsam weichen Ton und formt daraus allerlei Gegenstände zu unserem Gebrauch. Doch bildet er aus demselben Ton sowohl die Gefäße, die einem anständigen Zweck dienen, als auch solche für das Gegenteil, alle auf gleiche Weise. Wozu aber jegliches von beiden Arten gebraucht werden soll, bestimmt der Töpfer.

8 Nun bildet er auch mit übel angewandter Mühe aus demselben Ton einen nichtigen Gott: er, der selbst erst vor kurzem aus Erde entstanden ist und bald wieder dahin zurückkehren muß, woher er gekommen ist, wenn die Seele, die ihm geliehen wurde, von ihm zurückgefordert wird.

 

Die unlauteren Beweggründe der Bilderhersteller

9 Doch macht es ihm keine Sorge, daß er bald hinscheiden muß, und daß er nur ein kurzes Leben vor sich hat. Im Gegenteil wetteifert er mit Goldarbeitern und Silberschmieden, ahmt die Erzgießer nach und hält es für ruhmvoll, Trugbilder anzufertigen.

10 Asche ist sein Herz. Seine Hoffnung ist nichtiger als Erde und sein Leben wertloser als Ton.

11 Er hat ja den nicht erkannt, der ihn selbst gebildet, ihm den arbeitsamen Sinn eingehaucht und den Lebensodem eingeblasen hat.

12 Er meint, unser Dasein sei ein Spiel und das Leben ein Jahrmarkt voll Gewinn. Denn man müsse aus allem, so sagt er, was immer es auch sei, auch aus dem Bösen, Gewinn ziehen.

13 Ein solcher weiß ja besser als alle anderen, daß er Böses tut, wenn er aus der Erdmasse zerbrechliche Gefäße und Götzenbilder formt.

 

Torheit der Verehrung anderer Götter und von Tieren

14 Sie alle aber sind ganz töricht. Armseliger als ein Kind sind die Feinde deines Volkes, die es unterjocht haben.

15 Denn für Götter halten sie alle Götzen der Heiden, die weder Augen haben, daß sie sehen könnten, noch Nasen, um Luft zu atmen, noch Ohren, um zu hören, noch Finger, um zu tasten, und deren Füße unbrauchbar sind zum Gehen.

16 Ein Mensch hat sie ja gemacht, einer, dem selbst der Lebensodem nur geliehen ist, hat sie gebildet. Denn kein Mensch vermag auch nur einen Gott, der ihm ähnlich wäre, zu bilden.

17 Sterblich wie er, bringt er mit seinen gottlosen Händen nur Totes zustande. Er selber ist besser als die Gegenstände, die er verehrt; denn er selber hat Leben, jene aber niemals.

18 Sogar die abscheulichsten Tiere verehren sie, die doch, verglichen mit anderen, wegen ihrer Dummheit unter den anderen stehen.

19 Sie sind nicht einmal schön, daß man Gefallen an ihnen finden könnte, wie es beim Anblick von Tieren vorkommen kann. So sind sie auch des Lobes Gottes und seines Segens verlustig gegangen.

 

Kapitel 16: Strafen für Ägypten – Wohltaten für Israel (2.Teil)

Frösche – Wachteln

1 Darum wurden sie mit Recht durch dergleichen gestraft und durch Scharen von Ungeziefer gepeinigt.

2 Statt solcher Züchtigung erwiesest du deinem Volk Wohltaten. Auf ihr heißes Verlangen hin gabst du ihnen als wunderbare Kost Wachteln zur Speise.

3 Jene anderen aber sollten, wenn sie nach Speise verlangten, wegen der Scheußlichkeit der gegen sie gesandten Tiere selbst die nötige Eßlust verlieren. Diese aber sollten nach kurzer Entbehrung sogar eine wunderbare Kost erhalten.

4 Denn über jene Unterdrücker sollte unabwendbarer Mangel kommen, diesen aber sollte gezeigt werden, wie sehr ihre Feinde gepeinigt werden.

 

Heuschrecken und Stechfliegen – giftige Schlangen

5 Ja, auch als schrecklich wütende, wilde Tiere über sie herfielen, als sie nämlich durch den Biß giftiger Schlangen umzukommen drohten, dauerte dein Zorn doch nicht ohne Ende fort.

6 Nur für kurze Zeit wurden sie zur Warnung in Schrecken versetzt. Ja, sie erhielten ein Rettungszeichen zur Mahnung an die Gebote deines Gesetzes.

7 Denn wer sich zu ihm hinwandte, wurde gerettet, nicht durch das, was er anschaute, sondern durch dich, den Retter aller.

8 Aber auch hiermit bewiesest du unseren Feinden, daß du es bist, der aus jeder Not erretten kann.

9 Denn sie tötete der Biß der Heuschrecken und Fliegen. Es gab kein Heilmittel zur Rettung ihres Lebens, weil sie es verdient hatten, auf solche Weise gestraft zu werden.

10 Deinen Kindern aber konnten nicht einmal die Zähne giftstrotzender Drachen zum Schaden werden. Denn dein Erbarmen trat dagegen auf und brachte ihnen Heilung.

11 Denn nur, damit sie deiner Gebote gedächten, wurden sie gestochen. Doch schnell wurden sie wieder geheilt, damit sie deine Satzungen nicht ganz vergäßen und so deiner Wohltaten nicht verlustig gingen.

12 Weder Kraut noch Pflaster machte sie nämlich gesund, sondern dein Wort, o Herr, das alles heilt.

13 Du hast ja Macht über Leben und Tod. Du führst hinab zu den Pforten der Totenwelt und wieder herauf.

14 Ein Mensch kann zwar in seiner Bosheit jemanden töten, aber den Odem, der entflohen ist, kann er nicht mehr zurückbringen, und die Seele, die hinweggenommen ist, kann er nicht mehr befreien.

 

Hagel – Manna

15 Doch deiner Hand zu entrinnen, ist unmöglich.

16 Denn die Gottlosen, die dich nicht kennen wollten, wurden durch deinen starken Arm gezüchtigt. Sie wurden durch ungewöhnliche Regengüsse, durch Hagelschauer und furchtbare Wetter heimgesucht und vom Blitz erschlagen.

17 Und was das Sonderbarste war: im Wasser, das sonst alles löscht, wütete das Feuer nur noch heftiger; denn die Schöpfung kämpft für die Gerechten.

18 Mitunter hatte das Wüten der Flammen nachgelassen, damit sie nicht die Tiere verbrannten, die gegen die Gottlosen gesandt waren. Die sollten vielmehr selber klar sehen und erkennen, daß sie von Gottes Strafgericht verfolgt würden.

19 Dann aber brannten die Flammen auch mitten im Wasser stärker, als sonst das Feuer brennt. So sollten sie die Erzeugnisse des frevelhaften Landes vernichten.

20 Dein Volk hingegen hast du mit Engelspeise gespeist. Unaufhörlich sandtest du ihnen vom Himmel her fertig bereitetes Brot, das jeglichen Genuß gewährte und jeglichem Geschmack entsprach.

21 Die von dir gesandte Gabe offenbarte deine zärtliche Liebe zu deinen Kindern. Sie paßte sich dem Verlangen dessen an, der sie zu sich nahm, und verwandelte sich in das, was ein jeder wünschte.

22 Schnee und Eis hielten dem Feuer stand und schmolzen nicht, damit man zur Erkenntnis komme, daß dasselbe Feuer, das im Hagel brannte und in den Regengüssen blitzte, die Feldfrüchte der Feinde vernichtete,

23 hingegen seine eigene Kraft vergessen habe, damit die Gerechten sich ernähren konnten.

24 Denn die Schöpfung, die dir, ihrem Schöpfer, dient, steigert ihre Kraft zur Züchtigung der Gottlosen und mäßigt sie, um denen wohlzutun, die auf dich vertrauen.

25 Darum diente sie auch damals deiner allnährenden Gabe, indem sie sich in alles verwandelte, nach dem Wunsch derer, die sie begehrten.

26 Da deine Kinder, die du liebst, o Herr, erfahren sollten, daß nicht so sehr die mannigfaltigen Früchte den Menschen ernähren, daß vielmehr dein Wort die erhält, die auf dich vertrauen.

27 Denn was vom Feuer nicht vernichtet wurde, schmolz sogleich, wenn ein flüchtiger Sonnenstrahl es erwärmte.

28 Dadurch sollte man erkennen, daß man vor Sonnenaufgang dich lobpreisen und schon beim Morgengrauen vor dir erscheinen müsse.

29 Denn die Hoffnung des Undankbaren schmilzt dahin wie winterlicher Reif und verrinnt wie unbrauchbares Wasser.

 

Kapitel 17: Finsternis – Feuersäule

1 Groß und unerforschlich sind deine Entscheide, deshalb fielen in Irrtum, die sich nicht belehren ließen.

2 Denn Gottlose, die gemeint hatten, ein heiliges Volk in Knechtschaft halten zu dürfen, mußten nun von Finsternis umfangen und von langer Nacht umstrickt daliegen, eingesperrt in ihren Häusern und von der ewigen Vorsehung ausgeschlossen.

3 Während sie nämlich glaubten, bei ihren geheimen Sünden verborgen zu sein unter dem dunklen Schleier der Vergessenheit, wurden sie auseinander gejagt, entsetzlich geängstigt und durch Trugbilder geschreckt.

4 Nicht einmal der geheimste Winkel, der sie barg, bewahrte sie vor Furcht. Erschreckendes Getöse umtobte sie, und düstere Gestalten mit finsteren Gesichtern erschienen ihnen.

5 Keines Feuers Macht vermochte Helligkeit zu schaffen, und auch der strahlende Glanz der Sterne vermochte jene schaurige Nacht nicht zu erhellen.

6 Es leuchtete ihnen nur ein von selbst brennendes, schreckliches Feuer. In ihrer Angst hielten sie, wenn diese Erscheinung verschwand, das Geschaute für noch schlimmer, als es war.

7 Die Gaukeleien ihrer Zauberkunst waren machtlos dagegen, und die Probe auf ihr prahlerisches Wissen fiel schmachvoll aus für sie.

8 Denn sie, die versprachen, Schrecken und Verwirrung von den Kranken zu bannen, erkrankten selbst an lächerlicher Furcht.

9 Wenn auch nicht Furchtbares sie in Schrecken setzte, wurden sie doch durch vorüberkriechendes Gewürm und zischende Schlangen aufgescheucht und kamen vor Angst fast um. Sie wagten nicht einmal in die Luft zu sehen, der man sich ja nirgendwo entziehen kann.

10 Feige ist die Bosheit, und durch ihr eigenes Zeugnis spricht sie sich das Urteil; gedrängt durch das böse Gewissen, nimmt sie immer das Schlimmste an.

11 Furcht ist ja nichts anderes als Preisgabe jener Hilfe, die vernünftige Überlegung darbietet.

12 Je geringer im Inneren die Hoffnung auf Hilfe ist, ein desto größeres Übel sieht die Furcht in der Unkenntnis der Ursache, die ihre Qual herbeiführt.

13 In Wahrheit hatte jene Nacht keine Gewalt; aus den Tiefen der machtlosen Totenwelt war sie heraufgestiegen. Sie aber, die wie sonst schlafen wollten,

14 wurden teils durch schreckliche Gespenster verfolgt, teils durch Verzweiflung gelähmt; denn plötzlich und unerwartet kam die Furcht über sie.

15 Und so sank jeder an der Stelle nieder, wo er gerade war, und wurde so in einem Kerker ohne Riegel eingeschlossen und gefangen.

16 Denn mochte es ein Bauer sein, ein Hirt oder ein Arbeiter, der an einem einsamen Ort beschäftigt war: von der Finsternis überrascht, mußte er dem unentrinnbaren Zwang erliegen. Alle wurden ja durch die gleichen Bande der Finsternis gefesselt.

17 Ob es ein säuselnder Windhauch war oder das liebliche Singen der Vögel im dichten Laubwerk, ob es das Rauschen des voller Macht dahinströmenden Wassers war

18 oder das schauerliche Krachen herabstürzender Felsen, ob es das unsichtbare Laufen hüpfender Tiere war, das Geheul brüllender, reißender Bestien oder das aus den Bergschluchten widerhallende Echo: alles erfüllte sie mit lähmendem Schrecken.

19 Die ganze übrige Welt erglänzte in strahlendem Licht und konnte unbehindert den Geschäften nachgehen.

20 Nur über jene war tiefe Nacht ausgebreitet, ein Bild der Finsternis, die sie einst aufnehmen sollte. Doch sie waren sich selbst noch mehr als dieses Dunkel zur Qual.

 

Kapitel 18:

1 Deine Heiligen aber befanden sich in hellstem Licht. Jene hörten zwar ihre Stimmen, doch ihre Gestalten sahen sie nicht. Da priesen sie jene glücklich trotz ihrer Leiden.

2 Sie waren froh, daß jene, obschon zuvor mißhandelt, ihnen doch keinen Schaden zugefügt hatten, und baten um Verzeihung wegen ihrer Feindschaft.

3 Ihnen gabst du an Stelle der Finsternis die feuerflammende Säule als Führerin auf unbekannter Fahrt, als Sonne, die nicht schadete auf ruhmvoller Wanderung

4 Jene dagegen hatten es verdient, des Lichtes beraubt zu werden und in Finsternis gefangen zu sein. Sie hatten ja deine Söhne gefangengehalten, durch die das unvergängliche Licht des Gesetzes der Welt mitgeteilt werden sollte.

 

Tod der Erstgeborenen – Tod in der Wüste

5 Weil jene beschlossen hatten, die Kinder der Heiligen zu töten, und man ein Kind ausgesetzt hatte, das aber gerettet wurde, nahmst du zur Strafe ihre Kinder in Menge hinweg und vertilgtest sie insgesamt in gewaltiger Wasserflut.

6 Jene Nacht ward unseren Vätern vorher schon angekündigt, damit sie in der sicheren Kenntnis der beschworenen Verheißungen Vertrauen faßten und guten Mutes seien.

7 So erwartete dein Volk die Rettung der Gerechten und den Untergang seiner Feinde.

8 Denn wodurch du die Gegner straftest, eben dadurch verherrlichtest du uns bei unserer Berufung.

9 Denn im Verborgenen brachten die heiligen Söhne trefflicher Eltern ihr Opfer dar. Einmütig verpflichteten sie sich auf das göttliche Gesetz, in gleicher Weise Gutes und Böses miteinander zu tragen, und stimmten schon im voraus die heiligen Gesänge der Väter an.

10 Als Antwort erscholl das mißtönende Geschrei der Feinde, und hinein tönte der Klageruf um die beweinten Kinder.

11 Von der gleichen Strafe wurde der Knecht wie der Herr getroffen. Der Untertan erlitt dasselbe wie der König.

12 Alle ohne Ausnahme hatten durch die gleiche Todesart zahllose Tote. Die Überlebenden reichten nicht aus, sie zu begraben, da mit einem Schlag der edelste Teil ihrer Nachkommenschaft vernichtet wurde.

13 Sie, die doch vorher wegen der Zauberkünste bei allem völlig ungläubig geblieben waren, mußten nun beim Untergang der Erstgeborenen bekennen, daß das Volk Gottes Sohn sei.

14 Denn während tiefes Schweigen ringsum alles umfing und die Nacht in schnellem Lauf bis zur Mitte gekommen war,

15 da fuhr dein allmächtiges Wort vom Himmel hernieder, vom Königsthron, wie ein grimmiger Krieger mitten in das dem Verderben geweihte Land.

16 Es trug ein scharfes Schwert, dein unumstößliches Gebot. Es trat hin und brachte überallhin den Tod. Den Himmel berührte es und schritt doch auf der Erde dahin.

17 Da schreckten plötzlich furchtbare Traumbilder sie auf, und unerwartet überkam sie Entsetzen.

18 Der eine stürzte hier und der ander dort halbtot nieder und gab die Ursache seines Todes deutlich zu erkennen.

19 Denn die Träume, die sie schreckten, hatten dies vorher schon angezeigt, damit sie nicht umkämen, ohne zu wissen, warum sie solches Unheil erlitten.

20 Freilich, auch die Gerechten traf eine Prüfung des Todes, und eine große Menge wurde in der Wüste dahingerafft. Doch dauerte das Zorngericht nicht allzu lange.

21 Denn alsbald trat ein Mann ohne Tadel für sie in die Schranken. Indem er die Waffe seines Amtes trug, Gebet und sühnendes Räucherwerk, trat er dem Zorn entgegen und machte dem Unheil ein Ende. – So zeigte er, daß er dein Diener war.

22 Er überwand aber das Zorngericht nicht durch Körperkraft noch durch Waffengewalt. Nein, durch das Wort bezwang er den Züchtiger, indem er ihn an die den Vätern gegebenen Verheißungen und an die Bündnisse erinnerte.

23 Denn als die Toten schon zuhauf übereinander lagen, trat er dazwischen, wehrte dem Zorngericht und schnitt ihm den Weg zu den noch Lebenden ab.

24 Denn auf seinem herabwallenden Gewand war die ganze Welt dargestellt. Auf den vier Reihen der geschnittenen Steine befanden sich die hochberühmten Namen der Väter. Über dem Diadem seines Hauptes lag deine Herrlichkeit.

25 Davor wich der Verderber scheu zurück; denn schon die bloße Probe des Zornes genügte.

 

Kapitel 19: Untergang im Meer – Rettung durch das Meer

1 Über die Gottlosen aber kam der erbarmungslose Zorn bis ans Ende. Denn auch ihr zukünftiges Verhalten wußte er voraus,

2 daß sie nämlich, obwohl sie jene selbst zum Auszug gedrängt und sie eilends fortgeschickt hatten, sich doch bald anders besinnen und sie verfolgen würden.

3 Denn noch waren sie mit den Trauergebräuchen beschäftigt, noch klagten sie an den Gräbern der Toten, da faßten sie einen anderen törichten Entschluß und verfolgten jene Flüchtige, die sie doch flehentlich hatten ausziehen heißen.

4 Denn das Verhängnis trieb sie zu diesem Ende und ließ sie vergessen, was geschehen war. So sollten sie auch noch die Züchtigung erleiden, die an ihren Heimsuchungen noch fehlte,

5 und dein Volk sollte den wunderbaren Durchzug machen und jene einen ungewöhnlichen Tod finden.

6 Denn die ganze Schöpfung wurde in ihrem Wesen aufs neue umgestaltet, um ganz besonderen Befehlen zu gehorchen, damit deine Kinder unversehrt erhalten blieben.

7 Es erschien die Wolke, die dem Heereszug Schatten gab, und man sah trockenes Land auftauchen, wo vorher Wasser war: einen unbehinderten Weg aus dem Roten Meer und ein grünendes Feld aus der reißenden Flut.

8 Als sie, das ganze Volk, nun so auf ihm hindurchzogen, von deiner Hand beschirmt, sahen sie staunenswerte Wunderdinge.

9 Denn wie Pferde weideten sie und hüpften wie Lämmer und priesen dich, o Herr, als ihren Retter:

10 da sie noch an das dachten, was sie im fremden Land erlebt hatten, wie statt durch die Tiere die Erde selbst Mücken hervorgebracht und wie statt durch die Wassertiere der Nil Frösche in Menge ausgespieen hatte.

11 Später sahen sie auch eine neue Entstehungsart von Vögeln, als sie in ihrer Lüsternheit nach Leckerbissen verlangten.

12 Denn um sie zu befriedigen stiegen zu ihnen Wachteln vom Meer herauf.

13 Doch die Strafen kamen über die Frevler, nicht ohne daß Warnungszeichen durch furchtbare Blitzschläge vorausgegangen waren. Sie litten ja mit Recht für ihre bösen Taten; denn sie hatten einen ganz erbitterten Fremdenhaß ins Werk gesetzt.

14 Während nämlich andere nur Unbekannte, die zu ihnen kamen, nicht aufnehmen wollten, machten diese Gastfreunde, die ihnen Gutes erwiesen hatten, zu Sklaven.

15 Und nicht nur dies, sondern – wofür ein besonderes Strafgericht sie treffen wird – jene empfingen die Fremden gleich anfangs feindlich,

16 diese aber nahmen sie mit Festlichkeiten auf und gewährten ihnen das Bürgerrecht; dann aber bedrückten sie dieselben mit schweren Fronarbeiten.

17 Sie wurden nun geradeso mit Blindheit geschlagen, wie jene an der Tür des Gerechten, als sie, in tiefes Dunkel gehüllt, ein jeder den Eingang zu seiner Tür suchten.

 

Schluß

Gottes Macht in der Schöpfung – Gottes Güte gegen Israel

18 Die Elemente wandeln sich ja durch sich selber um, wie die Töne auf dem Saiteninstrument die Art der Melodie ändern, während sie ihrem Klang nach die gleichen bleiben. Dies läßt sich aus der Betrachtung des Geschehenen mit Sicherheit entnehmen.

19 Denn Landtiere verwandelten sich in Wassertiere, und schwimmende Tiere stiegen ans Land.

20 Das Feuer übertraf im Wasser seine eigene Kraft, und das Wasser vergaß seine löschende Gewalt.

21 Flammen hinwiederum verzehrten nicht das Fleisch leichtvergänglicher Wesen, die in sie hineingerieten, noch ließ sich die leicht schmelzbare, eisartige himmlische Speise schmelzen.

22 Denn in allem hast du, o Herr, dein Volk groß und herrlich gemacht, hast es nie verlassen, sondern hast ihm beigestanden allezeit und überall.