Das Buch Deuteronomium

Kapitel 1: Einleitung

1 Dies sind die Reden, die Mose vor ganz Israel jenseits des Jordan in der Wüste, in der Araba, gegenüber Suf zwischen Paran und Tofel, Laban, Hazerot und Di-Sahab gehalten hat.

2 Elf Tagereisen sind es vom Horeb zum Bergland von Seïr, bis Kadesch-Barnea.

3 Am ersten Tag des elften Monats im vierzigsten Jahr verkündete Mose den Israeliten alles, was ihm der Herr betreffs ihrer geboten hatte.

4 Nachdem er den Amoriterkönig Sihon, der in Heschbon residierte, und den König Og von Baschan, der in Aschtarot und in Edreï hofhielt, geschlagen hatte,

5 begann Mose jenseits des Jordan, im Land Moab, das Gesetz folgendermaßen zu erläutern:

 

Erste Rede: Rückblick auf den Wüstenzug

Gottes Befehl zum Aufbruch vom Horeb

6 "Der Herr, unser Gott, hat am Horeb also zu uns gesprochen: Ihr habt lange genug bei diesem Berg verweilt.

7 Brecht nun auf und zieht nach dem Bergland der Amoriter und zu all ihren Nachbarn in der Araba, auf dem Bergland, in der Schefela, im Südland und an der Meeresküste, ins Land der Kanaaniter und zum Libanon hin bis an den großen Strom, den Eufrat!

8 Seht, dieses Land übergebe ich euch. Zieht ein und nehmt das Land in Besitz! Der Herr hat euren Vätern Abraham, Isaak und Jakob mit einem Eidschwur versichert, es ihnen und ihren Nachkommen zu verleihen.

 

Aufstellung von Richtern

9 Damals habe ich zu euch gesagt: Ich kann für euch nicht allein Sorge tragen.

10 Der Herr, euer Gott, hat euch so zahlreich werden lassen, daß ihr jetzt an Menge den Sternen am Himmel gleichkommt.

11 Möge der Herr, der Gott eurer Väter, euch noch tausendmal größer werden lassen und euch segnen, wie er euch verheißen hat.

12 Wie aber soll ich ganz allein die Last und Beschwer, die ihr mir aufbürdet, und eure Rechtshändel tragen?

13 Bringt für jeden eurer Stämme weise, verständige und erfahrene Männer in Vorschlag, damit ich sie zu Vorgesetzten über euch mache!

14 Ihr habt mir darauf zur Antwort gegeben: Was du zu tun vorhast, ist gut.

15 Ich wählte nun aus euren Stammeshäuptern weise und erfahrene Männer aus und bestellte sie für euch zu Vorgesetzten: Anführer für die Tausendschaften, Hundertschafen, Fünfzigschaften und Zehnschaften, ferner Schriftführer für eure Stämme.

16 Zu gleicher Zeit gab ich euren Richtern folgende Anweisung: Hört beide Teile eurer Volksgenossen an. Fällt ein gerechtes Urteil über jeden, sei er Volksgenosse oder Fremdling!

17 Seid unparteiisch beim Gericht! Schenkt dem Kleinen wie dem Großen Gehör! Fürchtet euch vor niemand! Denn Gottes Stelle vertritt der Richter. Wenn euch aber ein Rechtsfall zu schwierig ist, so legt ihn mir vor, damit ich die Untersuchung dabei führe!

18 So gab ich euch damals Anweisung über alles, was ihr tun sollt.

 

Die Kundschafter

19 Wir brachen dann vom Horeb auf und wanderten durch die größte und furchtbarste Wüste, die ihr je gesehen habt, nach dem Bergland der Amoriter, wie der Herr, unser Gott, uns geboten hatte. Als wir bis Kadesch-Barnea gekommen waren,

20 sagte ich zu euch: "Ihr seid nun am Bergland der Amoriter angelangt, das der Herr, unser Gott uns geben will.

21 Siehe, der Herr, dein Gott, hat dir dieses Land übergeben. Zieh hinauf, nimm es in Besitz, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir geboten hat! Sei ohne Furcht und Zagen!"

22 Da tratet ihr alle an mich heran mit der Bitte: Wir wollen einige Männer voraussenden, die uns das Land ausforschen und uns Bericht erstatten sollen über den Weg, den wir hinaufziehen, und über die Städte, die wir berühren müssen.

23 Ich war mit dem Vorschlag einverstanden und wählte aus euch zwölf Männer aus, einen Mann für jeden Stamm.

24 Diese machten sich auf den Weg, hinauf ins Bergland, drangen bis zum Traubental vor und erkundeten das Land.

25 Sie nahmen von den Früchten des Landes mit und brachten sie uns. Sodann gaben sie uns folgenden Bericht: Das Land, das der Herr, unser Gott, uns geben will, ist schön.

 

Auflehnung des Volkes in Kadesch-Barnea

26 Doch ihr wolltet nicht hinaufziehen. Ihr widersetztet euch dem Befehl des Herrn, eures Gottes,

27 und murrtet also in euren Zelten: In böser Absicht hat uns der Herr aus Ägypten weggeführt, um uns in die Gewalt der Amoriter zu liefern, damit sie uns vertilgen.

28 Wohin ziehen wir denn sonst? – Unsere Brüder haben uns allen Mut genommen, als sie erzählten: Die Leute dort sind größer und zahlreicher als wir. Ihre Städte sind groß und himmelhoch befestigt. Sogar Anakiter haben wir dort gesehen.

29 Doch ich bat euch: Seid unverzagt und fürchtet euch nicht vor ihnen!

30 Der Herr, euer Gott, der euch voranzieht, wird für euch streiten, genau so wie er euch in Ägypten sichtbar beigestanden hat.

31 In der Wüste, die du kennengelernt hast, hat dich der Herr, dein Gott, getragen, wie man sein Kind zu tragen pflegt, auf dem ganzen Weg, den ihr zurückgelegt habt, bis zu eurer Ankunft an diesem Ort.

32 Aber trotz alledem hattet ihr kein Vertrauen zum Herrn, eurem Gott,

33 der doch auf dem Weg vor euch herzog und den Lagerplatz für euch aussuchte, bei Nacht im Feuer, damit ihr auf dem Weg sehen konntet, den ihr ziehen mußtet, und bei Tag in der Wolke.

 

Gottes Strafurteil

34 Als der Herr eure Reden hörte, wurde er zornig und schwur:

35 Keiner von den Männern dieses bösen Geschlechtes soll das schöne Land sehen, dessen Besitz ich durch einen Eidschwur euren Vätern zugedacht habe.

36 Nur Kaleb, der Sohn Jefunnes, soll es sehen. Ihm und seinen Söhnen will ich das Land geben, das er betreten wird, weil er dem Herrn in allem gehorsam war.

37 Auch mir zürnte der Herr um euretwillen und sprach: Auch du wirst nicht dorthin gelangen.

38 Josua jedoch, der Sohn Nuns, dein Diener, soll dorthin kommen. Ihn ermutige; denn er soll das Land unter die Israeliten verteilen.

39 Eure Kleinen aber, von denen ihr sagtet: Sie werden in Feindeshand fallen, und eure Kinder, die heute noch nicht zwischen Gut und Böse zu unterscheiden wissen, werden dorthin gelangen. Ihnen werde ich es geben, und sie sollen davon Besitz ergreifen.

40 Ihr aber, macht kehrt und brecht nach der Wüste auf zum Schilfmeer!

 

Niederlage des Volkes

41 Da gabt ihr mir zur Antwort: Wir haben uns gegen den Herrn verfehlt. Wir wollen hinaufziehen und kämpfen, wie uns der Herr, unser Gott, befohlen hat. So gürtetet ihr euch sämtlich eure Waffen um und wolltet in eurer Verblendung ins Bergland hinaufziehen.

42 Doch der Herr gebot mir: Warne sie: Zieht nicht hinauf und kämpft nicht; denn ich bin nicht bei euch! Sonst werdet ihr von euren Feinden geschlagen werden.

43 Ich warnte euch dann. Doch ihr wolltet nicht hören, sondern widersetztet euch dem Befehl des Herrn und zogt in eurer Vermessenheit ins Bergland hinauf.

44 Die Amoriter jedoch, die in jenem Bergland wohnen, rückten gegen euch aus. Sie verfolgten euch wie ein Bienenschwarm und zersprengten euch von Seïr bis nach Horma.

45 Als ihr zurückkamt, weintet ihr vor dem Herrn, aber der Herr achtete nicht auf euer Wehklagen und schenkte euch kein Gehör.

46 So bliebt ihr in Kadesch die lange Zeit, die ihr dort verweiltet.

 

Kapitel 2: Der Zug ins Ostjordanland

Friedlicher Zug durch Edom und Moab

1 Hierauf zogen wir zurück in die Wüste zum Schilfmeer, wie der Herr mir befohlen hatte. Lange Zeit wanderten wir in einem Bogen um das Gebirge von Seïr.

2 Das sagte der Herr zu mir:

3 Ihr seid nun lange genug um dieses Gebirge herumgezogen. Wendet euch jetzt nach Norden!

4 Gib dem Volk folgende Anweisung: Ihr kommt nun durch das Gebiet eurer Brüder, der Söhne Esaus, die in Seïr wohnen. Sie sind in Furcht vor euch. Doch nehmt euch wohl in acht,

5 Krieg mit ihnen anzufangen! Denn ich werde euch nichts von ihrem Land geben, auch nicht einen Fußbreit, da ich das Bergland von Seïr dem Esau zum Besitz gegeben habe.

6 Kauft die Lebensmittel von ihnen um Geld; auch das Trinkwasser sollt ihr von ihnen um Geld kaufen.

7 Hat dich doch der Herr, dein Gott, in allem, was du unternahmst, gesegnet. Er hat sich deiner auf der Wanderung durch diese große Wüste angenommen. Vierzig Jahre sind es nun, daß der Herr, dein Gott, mit dir ist. An nichts hat es dir gemangelt.

8 So zogen wir denn an unseren Brüdern, den Söhnen Esaus, die in Seïr wohnen, vorüber, auf der Arabastraße an Elat und Ezjon-Geber vorbei, machten dann einen Bogen und schlugen den Weg nach der Wüste Moab ein.

9 Da befahl mir der Herr: Greife die Moabiter nicht an! Führe keinen Krieg mit ihnen! Denn ich werde dir von ihrem Land nichts zum Besitz überlassen. Habe ich doch das Gebiet von Ar den Söhnen Lots zu eigen gegeben.

10 Vor Zeiten wohnten die Emiter dort, ein großes, zahlreiches, hochgewachsenes Volk wie die Anakiter.

11 Sie gehörten zu den Rafaïtern wie die Anakiter, aber die Moabiter nannten sie Emiter.

12 In Seïr wohnten früher die Horiter. Die Söhne Esaus jedoch vertrieben und vernichteten sie und ließen sich an ihrer Stelle nieder, so wie Israel mit dem Land getan hat, das der Herr ihnen zum Besitz verlieh.

13 Macht euch nun auf und zieht über den Bach Sered! So überschritten wird den Bach Sered.

14 Die Zeit unserer Wanderung von Kadesch-Barnea bis zu unserem Übergang über den Bach Sered betrug 38 Jahre. Das ganze Geschlecht der kriegsfähigen Männer war unterdessen aus dem Lager weggestorben, wie der Herr ihnen mit einem Eidschwur angedroht hatte.

15 Es war ja auch die Hand des Herrn gegen sie gewesen, um sie bis auf den letzten Mann aus dem Lager zu vertilgen.

 

Verbot, die Ammoniter anzugreifen

16 Als alle kriegsfähigen Leute aus dem Volk weggestorben waren,

17 sagte der Herr zu mir:

18 Du wirst nun bei Ar durch moabitisches Gebiet kommen und in die Nähe der Ammoniter gelangen.

19 Greif sie nicht an und laß dich nicht mit ihnen in einen Krieg ein! Denn vom Land der Ammoniter gebe ich dir nichts zum Besitz, da ich es den Söhnen Lots zu eigen gegeben habe.

20 Es gilt gleichfalls als Land der Rafaïter. Vor Zeiten wohnten darin die Rafaïter, denen die Ammoniter den Namen Samsummiter gaben.

21 Es war ein großes, zahlreiches, hochgewachsenes Volk wie die Anakiter. Der Herr hatte sie vor ihnen her vertilgt, und diese nahmen ihr Land in Besitz und ließen sich an ihrer Stelle nieder.

22 So hatte er es auch mit den Söhnen Esaus, die in Seïr wohnen, getan. Nachdem er die Horiter vor ihnen her ausgerottet hatte, bemächtigten sie sich ihres Landes und wohnen dort an ihrer Stelle bis zum heutigen Tag.

23 Auch die Awiter, die bis Gaza in Gehöften wohnten, wurden von den Kaftoritern, die aus Kaftor einwanderten, ausgerottet, und diese ließen sich an ihrer Stelle nieder.

 

Der Sieg über die Amoriter

24 Brecht nun auf und zieht über den Bach Arnon! Siehe, ich gebe den Amoriter Sihon, den König von Heschbon, und sein Land in deine Hand. Beginne die Eroberung und bekriege ihn!

25 Von heute an verbreite ich Furcht und Schrecken vor dir bei allen Völkern unter dem ganzen Himmel. Sobald sie nur von dir hören, werden sie vor dir zittern und beben.

26 Ich schickte nun von der Wüste Kedemot aus Boten an Sihon, den König von Heschbon, mit dem friedlichen Angebot:

27 Ich möchte durch dein Land ziehen. Ich werde aber stets auf der Straße bleiben, ohne nach rechts oder links abzubiegen.

28 Die Lebensmittel verkaufe mir um Geld; auch das Trinkwasser gib mir um Geld! Ich will nur durchziehen.

29 Dies gestatteten mir auch die Söhne Esaus, die in Seïr wohnen, und die Moabiter, die in Ar ansässig sind. Mein Ziel ist, über den Jordan in das Land zu gelangen, das der Herr, unser Gott, uns geben will.

30 Doch Sihon, der König von Heschbon, wollte uns den Durchzug nicht gestatten. Denn der Herr, dein Gott, hatte seinen Sinn unbeugsam und sein Herz hart werden lassen, um ihn in deine Gewalt zu geben, wie es heute der Fall sein wird.

31 Da sagte der Herr zu mir: Siehe, ich habe schon Sihon und sein Land dir übergeben. Gehe daran, sein Land in Besitz zu nehmen!

32 Als nun Sihon mit seinem ganzen Kriegsvolk nach Jahaz gegen uns zum Kampf heranzog,

33 gab ihn der Herr, unser Gott, in unsere Gewalt. Wir schlugen ihn, seine Söhne und sein ganzes Kriegsvolk.

34 Zugleich eroberten wir alle seine Städte und vollzogen an jeder Stadt den Bann, an Männern, Frauen und Kindern. Niemand ließen wir entkommen.

35 Nur das Vieh und das Raubgut aus den von uns eroberten Städten behielten wir als Beute für uns.

36 Von Aroër am Ufer des Arnon und von der Stadt im Tal bis nach Gilead war keine fester Platz, der für uns uneinnehmbar gewesen wäre. Alle gab der Herr, unser Gott, in unsere Gewalt.

37 Das Land der Ammoniter jedoch, das ganze Gebiet seitwärts vom Jabbok samt den Städten im Bergland, hast du nicht angetastet, ganz wie der Herr, unser Gott, es befahl.

 

Kapitel 3: Der Sieg über Og von Baschan

1 Hierauf schlugen wir den Weg nach Baschan ein. Da zog Og, der König von Baschan, mit seinem ganzen Kriegsvolk uns entgegen, um sich uns bei Edreï zum Kampf zu stellen.

2 Der Herr aber sagte zu mir: Fürchte ihn nicht! Denn ich gebe ihn mit seinem ganzen Volk und seinem Land in deine Gewalt. Behandle ihn geradeso, wie du mit Sihon, dem König der Amoriter, der in Heschbon hofhielt, verfahren bist!

3 So gab denn der Herr, unser Gott, auch Og, den König von Baschan, mit seinem ganzen Kriegsvolk in unsere Gewalt. Wir schlugen ihn, daß ihm keiner mehr übrigblieb.

4 Damals eroberten wir auch alle seine Städte. Es gab keine Stadt, die wir ihnen nicht entrissen hätten. Sechzig Städte und der ganze Bezirk Argob gehörten zum Königreich des Og in Baschan.

5 Es waren das lauter Städte, die mit hohen Mauern, Toren und Riegeln befestigt waren, außerdem eine große Anzahl offener Landstädte.

6 Wir vollzogen an ihnen den Bann, wie wir es an Sihon, dem König von Heschbon, gemacht hatten, und rotteten in jeder Stadt Männer, Frauen und Kinder aus.

7 Alles Vieh aber und das Beutegut aus den Städten nahmen wir für uns.

8 So entrissen wir damals den beiden Amoriterkönigen das Land jenseits des Jordan vom Fluß Arnon bis zum Gebirge Hermon –

9 die Sidonier nennen den Hermon Sirjon, die Amoriter nennen ihn Senir –

10 alle Städte der Ebene, ganz Gilead und ganz Baschan bis Salcha und Edreï, kurz die Städte, die zum Reich des Og in Baschan gehörten.

11 Der König Og von Baschan gehörte zum letzten Rest der Rafaïter. Sein Sarkophag aus Basalt steht noch in der Ammoniterstadt Rabba. Dessen Länge beträgt neun Ellen und seine Breite vier Ellen, nach der gewöhnlichen Elle gemessen.

 

Aufteilung des Ostjordanlandes

12 Dieses Gebiet nahmen wir damals in Besitz. Das Land von Aroër am Fluß Arnon an nebst der Hälfte des Gebirges von Gilead und seinen Städten übergab ich den Stämmen Ruben und Gad.

13 Den übrigen Teil von Gilead und ganz Baschan, das Reich des Og, den ganzen Bezirk Argob übergab ich dem halben Stamm Manasse. Dieses ganze Gebiet von Baschan wird "Land der Rafaïter" genannt.

14 Jaïr, der Sohn Manasses, eroberte den ganzen Bezirk Argob bis zum Gebiet der Geschuriter und Maachatiter und nannten diesen Teil von Baschan nach seinem Namen "Zeltdörfer Jaïrs". So heißt er bis auf den heutigen Tag.

15 Dem Machir wies ich Gilead zu.

16 Den beiden Stämmen Ruben und Gad gab ich das Land von Gilead bis zum Arnon – die Talmitte bildete die Grenze – und bis zum Jabbok, an der Grenze der Ammoniter,

17 ferner die Ebene mit dem Jordan als Grenze, von Kinneret bis zum Meer der Steppe, dem Salzmeer, am Fuß der Abhänge des Pisga im Osten.

18 Damals gab ich euch folgende Weisung: Der Herr, euer Gott, hat euch dieses Land zum Besitz gegeben. Zieht kampfgerüstet, all ihr kriegsfähigen Männer, euren Brüdern, den Israeliten, voran!

19 Nur eure Frauen und Kinder sowie euer Vieh – ich weiß ja, daß ihr viel Vieh habt – sollen in euren Städten bleiben, die ich euch gegeben habe,

20 bis der Herr euren Brüdern ebenso wie euch feste Wohnsitze verliehen hat und auch sie das Land in Besitz genommen haben, das der Herr, euer Gott, ihnen jenseits des Jordan geben wird. Dann dürft ihr heimkehren, jeder zu seinem Besitztum, das ich euch zugeteilt habe.

21 Josua aber gab ich dann folgende Anweisung: Du hast mit eigenen Augen alles gesehen, was der Herr, euer Gott, jenen beiden Königen angetan hat. Ebenso wird er Herr mit allen Königreichen verfahren, zu denen du hinüberziehen wirst.

22 Fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn der Herr, euer Gott, selbst wird für euch streiten.

 

Mose vom Eintritt ins Gelobte Land ausgeschlossen

23 Damals flehte ich zum Herrn:

24 Allmächtiger Herr! Du hast deinem Knecht bisher schon deine Macht und deine starke Hand gezeigt. Denn wo ist im Himmel und auf Erden ein Gott, der solche Wunderwerke und Heldentaten vollbringt wie du?

25 Laß mich auch hinübergelangen und das schöne Land jenseits des Jordan sehen, das herrliche Bergland und den Libanon!

26 Doch der Herr zürnte mir euretwegen und erhörte mich nicht. Vielmehr antwortet mir der Herr: Laß es genug sein! Sprich nicht weiter von dieser Sache mit mir!

27 Steige jetzt auf den Gipfel des Pisga! Erhebe deine Augen nach Westen und Norden, nach Süden und Osten und schaue es mit deinen eigenen Augen! Denn du wirst niemals über den Jordan kommen.

28 Gib also Josua Anweisungen, ermutige und stärke ihn! Denn er soll an der Spitze des Volkes hinüberziehen und das Land, das du siehst, an sie verteilen.

29 So blieben wir denn im Tal Bet-Pegor gegenüber.

 

Kapitel 4: Ermahnungen zur Gesetzesbeobachtung

Bedeutung der Gesetzestreue

1 Und nun, Israel, befolge die Gebote und Verordnungen, die ich euch halten lehre, damit ihr glücklich lebt und in den Besitz des Landes gelangt, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch geben will!

2 Fügt den Geboten, die ich euch gebe, nichts hinzu und streicht nichts davon ab! Befolgt vielmehr die Gebote des Herrn, eures Gottes, die ich euch anbefehle!

3 Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, was der Herr wegen des Baal-Pegor getan hat. Jeden, der dem Baal-Pegor sich anschloß, ließ der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte ausrotten.

4 Ihr aber, die ihr am Herrn, eurem Gott, festgehalten habt, seid alle heute noch am Leben.

5 Seht, ich lehre euch die Gebote und Verordnungen, wie sie mir der Herr, mein Gott, aufgetragen hat, damit ihr danach handelt in dem Land, in das ihr einzieht, um von ihm Besitz zu ergreifen.

6 Beobachtet und haltet sie! Denn das wird euch in den Augen der Heidenvölker weise und klug machen. Wenn sie von all diesen Satzungen hören, werden sie sagen: Wahrlich, ein weises und kluges Volk ist diese große Nation.

7 Ja, wo gibt es denn ein so großes Volk, dem ein Gott so nahe ist, wie uns der Herr, unser Gott, sooft wir zu ihm rufen?

8 Ja, wo gibt es ein so großes Volk, das so gerechte Satzungen und Weisungen hätte wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege?

 

Warnung vor dem Bilderdienst

9 Darum hüte dich und nimm dich wohl in acht, daß du nicht vergißt, was du mit eignen Augen gesehen hast, und daß es dir, solange du lebst, nicht aus dem Sinn schwindet! Tue es kund deinen Kinder und Kindeskinder!

10 Vergiß nicht den Tag, da du am Horeb vor dem Herrn, deinem Gott, standest, als der Herr mir gebot: Versammele mir das Volk! Ich will ihnen meine Gebote kundtun, daß sie mich fürchten lernen, solange sie auf Erden leben und es auch ihre Kinder lehren.

11 Da tratet ihr heran und stelltet euch am Fuß des Berges auf. Der Berg selbst loderte in Feuersglut hoch zum Himmel empor, umgeben von Finsternis und Gewittergewölk.

12 Der Herr redete dann zu euch mitten aus dem Feuer. Den Schall der Worte hörtet ihr, eine Gestalt aber konntet ihr nicht sehen. Nur den Schall vernahmt ihr.

13 Er verkündete euch seinen Bund, den er euch zu halten befahl, die zehn Worte, und schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln.

14 Mir trug der Herr damals auf, euch Gesetze und Rechtsbestimmungen zu lehren, damit ihr sie befolgen solltet in dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen.

15 Nehmt euch also wohl in acht! Es gilt euer Leben! Damals, als der Herr am Horeb zu euch aus dem Feuer redete, habt ihr keine Gestalt gesehen.

16 So handelt denn nicht verderbt und fertigt euch denn niemals ein Schnitzbild in Gestalt irgendeiner Figur an, sei es das Bild eines männlichen oder weiblichen Wesens,

17 sei es das Bild eines vierfüßigen Tieres auf der Erde oder das Bild eines beschwingten Vogels, der am Himmel dahinfliegt,

18 sei es das Bild eines Tieres, das auf dem Erdboden kriecht, oder das Bild eines Fisches, der im Wasser unter der Erde lebt.

19 Wenn du deine Augen zum Himmel erhebst und Sonne, Mond und Sterne, das ganze Himmelsheer, ansiehst, so laß dich nicht verführen, dich vor ihnen niederzuwerfen und sie anzubeten! Denn der Herr, dein Gott, hat sie allen anderen Völkern unter dem ganzen Himmel überlassen.

20 Euch aber hat der Herr genommen und euch aus dem Feuerofen Ägypten herausgeführt, damit ihr sein Volk, sein Eigentum seid, wie es heute der Fall ist.

21 Mir aber zürnte der Herr um euretwillen und schwur, ich solle nicht den Jordan überschreiten und das schöne Land nicht betreten dürfen, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitz geben will.

22 Ich werde vielmehr in diesem Land sterben, ohne über den Jordan gehen zu dürfen. Ihr aber werdet hinüberziehen und dieses schöne Land in Besitz nehmen.

23 So hütet euch nun, den Bund des Herrn, eures Gottes, den er mit euch geschlossen hat, zu vergessen und euch ein Schnitzbild anzufertigen in Gestalt von irgend etwas, was der Herr, dein Gott, dir untersagt hat!

24 Denn der Herr, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer, ein eifernder Gott.

 

Strafe und Gnade

25 Wenn ihr nun Kinder und Kindeskinder bekommen und euch in dem Land eingelebt habt und euch dann versündigt, indem ihr ein Schnitzbild in irgendeiner Gestalt anfertigt und tut, was in den Augen des Herrn, eures Gottes, mißfällig ist, so daß ihr ihn erzürnt,

26 so rufe ich heute Himmel und Erde zu Zeugen wider euch an, daß ihr bald aus dem Land verschwinden werdet, in das ihr über den Jordan ziehen wollt, um es in Besitz zu nehmen. Ihr werdet nicht lange Zeit darin leben, sondern gänzlich vertilgt werden.

27 Der Herr wird euch dann unter die Völker zerstreuen. Nur eine geringe Zahl von euch wird übrigbleiben unter den Heidenvölkern, zu denen der Herr euch bringen wird.

28 Dort werdet ihr Göttern dienen, die ein Gebilde von Menschenhand, aus Holz und Stein sind, die weder sehen noch hören, weder essen noch riechen können.

29 Von dort aus wirst du den Herrn, deinen Gott, suchen und ihn auch finden, wenn du mit ganzem Herzen und ganzer Seele nach ihm verlangst.

30 Wenn du in Not bist und all dies in zukünftigen Tagen dich trifft, so wirst du zum Herrn, deinem Gott, zurückkehren und ihm gehorsam sein.

31 Ja, der Herr, dein Gott, ist ein barmherziger Gott, er wird dich nicht verlassen und dich nicht dem Verderben anheimgeben und den Bund mit deinen Vätern nicht vergessen, den er ihnen beschworen hat.

 

Gottes Großtaten an Israel

32 Ja, frage einmal die früheren Zeiten, die vor dir waren, seit dem Tag, da Gott den Menschen auf Erden schuf, und forsche von einem Ende des Himmels bis zum anderen, ob je so Großes geschehen, oder ob je Ähnliches gehört worden ist.

33 Hat je ein Volk die Stimme Gottes aus dem Feuer reden hören, wie du sie gehört hast, und ist dennoch am Leben geblieben?

34 Oder hat je Gott versucht herabzukommen, um sich ein Volk mitten aus einem anderen Volk heraus zu eigen zu nehmen unter solchen Heimsuchungen, Zeichen und Wundern, durch Krieg und mit starker Hand und hocherhobenem Arm, durch große, schreckenerregende Tage, wie dies alles der Herr, euer Gott, in Ägypten vor euren Augen an euch getan hat?

35 Du durftest dies erleben, damit du wüßtest, daß der Herr der wahre Gott ist und sonst keiner.

36 Vom Himmel her ließ er dich seine Stimme hören, um dich zu belehren, und auf Erden ließ er dich sein gewaltiges Feuer schauen, und aus dem Feuer hörtest du seine Worte.

37 Er liebte ja deine Väter und erwählte ihre Nachkommen und führte dich in eigener Person durch seine große Macht aus Ägypten heraus.

38 Vor dir vertrieb er Völker, die größer und stärker waren als du, um dich in ihr Land zu führen und es dir zum Eigentum zu geben, wie es heute der Fall ist.

39 So erkenne es heute und nimm es zu Herzen, daß der Herr der wahre Gott ist, droben im Himmel und unten auf der Erde, keiner sonst!

40 Halte seine Gebote und Satzungen, die ich dir heute gebe, auf daß es dir und nach dir deinen Kindern wohlergehe und du lange in dem Land weilen darfst, das der Herr, dein Gott, dir geben will für alle Zeiten!"

 

Die Freistädte im Ostjordanland

41 Damals schied Mose im Ostjordanland drei Städte aus,

42 wohin sich ein Totschläger, der einen anderen unvorsätzlich getötet hatte, ohne vorher mit ihm verfeindet gewesen zu sein, fliehen konnte. Wer sich in eine dieser Städte flüchtete, sollte am Leben bleiben.

43 Es waren Bezer in der Wüste auf der Hochebene im Gebiet von Ruben, ferner Ramot in Gilead im Gebiet von Gad und Golan in Baschan im Gebiet von Manasse.

 

Zweite Rede: Einschärfung und Erweiterung des Gesetzes

Einleitung

44 Dies ist das Gesetz, das Mose den Israeliten vorlegte.

45 Das sind die Anordnungen, Gesetze und Rechtsbestimmungen, die Mose den Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten verkündete,

46 jenseits des Jordan, im Tal gegenüber Bet-Pegor, im Land des Amoriterkönigs Sihon der zu Heschbon residierte. Ihn hatten Mose und die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten besiegt

47 und sein Land in Besitz genommen, wie auch das des Königs Og von Baschan, das Land der beiden Amoriterkönige im Ostjordanland

48 von Aroër am Ufer des Arnon bis zum Gebirge Sion, d.i. der Hermon,

49 samt der ganzen Ebene östlich vom Jordan bis zum Steppenmeer am Fuß der Abhänge des Pisga.

 

Kapitel 5: Allgemeine Mahnungen zur Bundestreue

Die Offenbarungen am Horeb

1 Mose berief alle Israeliten und sagte zu ihnen: "Höre, Israel, die Gesetze und Rechtsbestimmungen, die ich euch heute verkünde! Lernt sie und bemüht euch, sie zu halten!

2 Der Herr, unser Gott, hat am Horeb einen Bund mit uns geschlossen.

3 Nicht mit unseren Vätern schloß der Herr diesen Bund, sondern mit uns, die wir heute noch alle hier am Leben sind.

4 Von Angesicht zu Angesicht redete der Herr am Berg mit euch aus dem Feuer.

 

Die Zehn Gebote

5 Ich stand damals zwischen dem Herrn und euch, um euch das Wort des Herrn zu verkünden; denn ihr fürchtetet euch vor dem Feuer und stiegt nicht auf den Berg. Die Worte lauteten:

6 Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, weggeführt hat.

7 Du sollst neben mir keine anderen Götter haben!

8 Du sollst dir kein Schnitzbild machen, kein Bild von dem, was oben im Himmel oder unten auf der Erde oder im Wasser unter der Erde ist!

9 Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und sie nicht anbeten; denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter an den Kindern straft, an den Enkeln und Urenkeln derer, die mich hassen;

10 Barmherzigkeit hingegen bis ins tausendste Glied denen erweist, die mich lieben und meine Gebote halten.

11 Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen! Denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.

12 Achte darauf, den Sabbat zu heiligen, wie der Herr, dein Gott, dir geboten hat!

13 Sechs Tage magst du arbeiten und alle deine Geschäfte verrichten!

14 Aber der siebte Tag ist ein Ruhetag zu Ehren des Herrn, deines Gottes. Da darfst du keinerlei Arbeit tun, weder du noch dein Sohn oder deine Tochter, weder dein Knecht noch deine Magd, weder dein Ochse noch dein Esel noch all dein Vieh noch der Fremdling, der bei dir innerhalb deiner Tore weilt! Dein Knecht und deine Magd sollen ruhen können wie du.

15 Denke daran, daß du selbst ein Knecht warst in Ägypten, und daß dich der Herr, dein Gott, von dort mit starker Hand und hocherhobenem Arm weggeführt hat! Darum befiehlt dir der Herr, dein Gott, den Sabbat zu feiern.

16 Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie der Herr, dein Gott, dir befohlen hat, damit du lange lebst und es dir wohlergeht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir geben wird!

17 Du sollst nicht töten!

18 Du sollst nicht ehebrechen!

19 Du sollst nicht stehlen!

20 Du sollst gegen deinen Nächsten kein falsches Zeugnis ablegen!

21 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau! Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten, noch seinen Acker, seinen Knecht, seine Magd, seinen Ochsen, seinen Esel, noch irgend etwas, was deinem Nächsten gehört!

 

Mose, Mittler zwischen Gott und Volk

22 Diese Wort sprach der Herr zu eurer ganzen Gemeinde auf dem Berg aus dem Feuer und der Wetterwolke mit lauter Stimme; sonst nichts. Er schrieb sie dann auf zwei Steintafeln, und diese gab er mir.

23 Als ihr die Stimme aus dem Dunkel hörtet – der Berg loderte in Feuersglut – da tratet ihr, alle eure Stammeshäupter und Ältesten, zu mir heran

24 und sagtet: Wahrlich, der Herr, unser Gott, hat uns seine Herrlichkeit und Größe sehen lassen, und wir haben seine Stimme aus dem Feuer gehört. Heute haben wir erlebt, daß der Herr mit einem Menschen reden kann und dieser doch am Leben bleibt.

25 Aber warum sollten wir jetzt sterben? Denn dieses gewaltige Feuer wird uns verzehren. Wenn wir die Stimme des Herrn, unseres Gottes, noch weiter hören, werden wir sterben.

26 Denn wo gibt es ein menschliches Wesen, das wie wir die Stimme des lebendigen Gottes aus dem Feuer reden hörte und doch am Leben blieb?

27 Tritt du hinzu und höre, was der Herr, unser Gott, sagen wird! Berichte du uns dann alles, was der Herr, unser Gott, dir sagen wird! Wir wollen es hören und befolgen.

28 Als der Herr eure Worte vernahm, die ihr laut zu mir sagtet, sprach der Herr zu mir: Ich habe die Worte gehört, die dieses Volk laut zu dir sagte. Sie haben recht in allem, was sie sagen.

29 Möchte dies doch immer ihre Gesinnung bleiben, mich allezeit zu fürchten und all meine Gebote zu halten. Dann soll es ihnen und ihren Kindern immer wohl ergehen.

30 Geh hin und sage ihnen: Kehrt in eure Zelte zurück!

31 Du aber bleibe hier bei mir! Ich will dir alle Gebote, Gesetze und Rechtsbestimmungen kundtun, die du sie lehren sollst, damit sie danach handeln in dem Land, das ich ihnen zum Besitz geben will.

32 Habt also acht, so zu tun, wie euch der Herr, euer Gott befohlen hat! Weicht weder nach rechts noch nach links davon ab!

33 Wandelt genau den Weg, den der Herr, euer Gott, euch angewiesen hat, damit ihr am Leben bleibt und es euch wohlergeht, und ihr lange in dem Land wohnen dürft, das ihr in Besitz nehmen sollt.

 

Kapitel 6: Die beiden Grundgesetze – Gottesverehrung und Gottesliebe

1 Dies sind die Gebote, Gesetze und Rechtsbestimmungen, die der Herr, euer Gott, euch zu lehren geboten hat. Nach ihnen sollt ihr leben in dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen.

2 Du sollst den Herrn, deinen Gott, fürchten und alle seine Gesetze und Gebote halten, die ich dir gebe, du samt Kind und Kindeskindern, alle Tage deines Lebens, auf daß du lange lebst.

3 So höre denn, Israel, und befolge sie gewissenhaft, damit es dir wohlergeht und ihr sehr zahlreich werdet! Hat doch der Herr, der Gott deiner Väter, dir ein Land verheißen, das von Milch und Honig überfließt.

4 Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr allein!

5 So liebe denn den Herrn, deinen Gott, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und all deiner Kraft!

6 Diese Gebote, die ich dir heute gebe, seien dir ins Herz geschrieben!

7 Schärfe sie deinen Kindern ein! Rede von ihnen, ob du zu Hause weilst oder auf Reisen bist, ob du dich niederlegst oder aufstehst!

8 Binde sie dir als Denkzeichen auf deine Hand! Trage sie als Merkzeichen auf der Stirn,

9 und schreibe sie auf die Türpfosten deines Hauses und auf deine Tore!

 

Mahnung zum Gehorsam im Gelobten Land

10 Dann kommt die Zeit, wo der Herr, dein Gott dich in das Land führen wird, das dir zu verleihen er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob eidlich zugesichert hat, in ein Land mit großen und schönen Städten, die du nicht gebaut hast,

11 mit Häusern voll von Gütern jeglicher Art, die du nicht angefüllt hast, mit ausgehauenen Zisternen, die du nicht ausgebrochen hast, mit Weinbergen und Olivengärten, die du nicht angelegt hast. Du wirst dich daran satt essen können.

12 Dann aber hüte dich wohl, den Herrn zu vergessen, der dich aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, weggeführt hat!

13 Fürchte den Herrn, deinen Gott! Diene ihm und schwöre nur bei seinem Namen!

14 Lauft nicht fremden Göttern nach, den Göttern der Heiden, die rings um euch wohnen!

15 Denn der Herr, dein Gott, ist ein eifernder Gott gegen dich: Es möchte sonst der Herr, dein Gott, von grimmigem Zorn gegen dich erfaßt werden und dich von der Erde vertilgen.

16 Stellt den Herrn, euren Gott, nicht auf die Probe, wie ihr ihn zu Massa auf die Probe gestellt habt!

17 Beobachtet sorgfältig die Gebote, Anordnungen und Gesetze des Herrn, eures Gottes, die er euch gegeben hat!

18 Tue, was gut und recht ist in den Augen des Herrn, damit es dir wohlergeht und du in das schöne Land, das der Herr deinen Vätern zugeschworen hat, einziehen kannst, es in Besitz nimmst

19 und alle deine Feinde vor dir vertreibst, wie der Herr verheißen hat.

 

Unterweisung der Kinder im Gesetz

20 Wenn dich künftig dein Sohn fragt: Was haben diese Anordnungen, Gesetze und Rechtsbestimmungen zu bedeuten, die der Herr, unser Gott, euch gegeben hat?,

21 so antworte deinem Sohn: Wir waren Knechte des Pharao in Ägypten. Doch der Herr hat uns mit starker Hand aus Ägypten geführt.

22 Der Herr hat vor unseren Augen große und furchtbare Zeichen und Wunder gewirkt an Ägypten, am Pharao und an dessen ganzem Haus.

23 Uns aber hat er von dort weggeführt, um uns hierher zu bringen und uns das Land zu geben, das er unseren Vätern zugeschworen hatte.

24 Damals hat uns der Herr geboten, alle diese Gesetze zu befolgen und den Herrn, unseren Gott, zu fürchten, damit es uns allezeit wohlergehe und er uns am Leben erhalte, wie es heute der Fall ist.

25 Es sei uns heilige Pflicht, dieses ganze Gesetz aus Liebe zum Herrn, unserem Gott, zu halten, wie er uns befohlen hat.

 

Kapitel 7: Warnung vor den Kanaanitern

1 Der Herr dein Gott, wird dich in das Land führen, in das du nun ziehst, um es in Besitz zu nehmen. Viele Völkerschaften wird er vor dir her vertreiben: die Hetiter, Girgaschiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, sieben Völkerschaften, die zahlreicher und stärker sind als du.

2 Wenn der Herr, dein Gott, sie in deine Gewalt gegeben hat und du sie besiegt hast, dann vollziehe an ihnen den Bann! Du darfst kein Bündnis mit ihnen schließen und keine Schonung an ihnen üben.

3 Auch darfst du dich nicht mit ihnen verschwägern, weder deine Tochter einem ihrer Söhne zur Frau geben, noch eine ihrer Töchter deinem Sohn zur Frau nehmen.

4 Denn sie könnten deinen Sohn mir abspenstig machen, so daß sie andere Götter verehren. Brennender Zorn über euch würde dann den Herrn erfassen, und er würde euch schnell vernichten.

5 Ihr sollt vielmehr so mit ihnen verfahren: Ihre Altäre sollt ihr niederreißen, ihre Gedenksteine zertrümmern, ihre Ascheren umhauen und ihre Gottesbilder im Feuer verbrennen.

6 Denn du bist ein Volk, das dem Herrn, deinem Gott, geweiht ist. Dich hat der Herr, dein Gott, aus allen Völkern auf Erden auserwählt, damit du ein Volk seiest, das nur ihm gehört.

7 Nicht weil ihr zahlreicher seid als alle anderen Völker, wandte sich der Herr euch zu, erwählte er euch – ihr seid ja das kleinste von allen Völkern –

8 sondern, weil euch der Herr liebt und den Schwur hält, den er euren Vätern geschworen hat. Deshalb hat der Herr euch mit starker Hand weggeführt und euch aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Gewalt des Pharao, des Königs von Ägypten, befreit.

9 So erkenne denn, daß der Herr, dein Gott, der wahre Gott, der treue Gott, ist, der den Bund hält und denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, Gnade erweist bis ins tausendste Geschlecht.

10 Denen aber, die ihn hassen, vergilt er an ihrem eigenen Leib, indem er sie vernichtet. Er gewährt denen, die ihn hassen, keinen Aufschub, sondern vergilt ihnen an ihrem eigenen Leib.

11 So halte denn das Gesetz, die Gebote und Rechtsbestimmungen, die ich dir heute zu beobachten gebiete!

 

Der Segen des Gehorsams

12 Wenn du diese Vorschriften beobachtest und sie genau befolgst, so wird der Herr, dein Gott, auch dir den Bund und die Huld bewahren, die er deinen Vätern zugeschworen hat.

13 Er wird dich lieben, dich segnen und mehren. Segnen wird der Herr in dem Land, das dir zu verleihen er deinen Väter eidlich zugesichert hat, deine Leibesfrucht, den Ertrag deines Bodens, dein Getreide, deinen Most und dein Öl, den Wurf deiner Rinder und den Zuwachs deines Kleinviehs.

14 Gesegnet wirst du sein vor allen Völkern. Keinen Unfruchtbaren und keine Unfruchtbare wird es unter dir geben, auch nicht bei deinem Vieh.

15 Der Herr wird auch alle Krankheiten von dir fernhalten und keine der bösen ägyptischen Plagen, die du kennst, über dich kommen lassen, sondern alle deine Feinde damit heimsuchen.

16 Vernichte alle Völker, die der Herr, dein Gott, in deine Gewalt gibt! Habe kein Mitleid mit ihnen! Verehre ihre Götter nicht; denn das wäre ein Fallstrick für dich!

17 Wenn dir das Bedenken kommt: Diese Völker sind mir zu stark! Wie sollte ich sie vertreiben können?,

18 so fürchte dich nicht vor ihnen. Denke daran, was der Herr, dein Gott, dem Pharao und ganz Ägypten angetan hat,

19 an die großen Heimsuchungen, die du mit eigenen Augen sehen konntest, an die Zeichen und Wunder, an die starke Hand und den ausgestreckten Arm, womit dich der Herr, dein Gott, herausführte! So wird er Herr, dein Gott, mit allen Völkern verfahren, vor denen du dich fürchtest.

20 Die Hornissen wird der Herr, dein Gott, gegen sie entsenden, bis alle umgekommen sind, die übriggeblieben sind und sich vor dir verborgen hatten.

21 Habe keine Furcht vor ihnen! Denn der Herr, dein Gott, ein mächtiger und furchtbarer Gott, ist in deiner Mitte!

22 Der Herr, dein Gott, wird aber diese Völker nur nach und nach vor dir vertreiben. Du wirst sie nicht auf einmal vernichten können. Sonst würden dir die wilden Tiere zu zahlreich werden.

23 Doch wird sie der Herr, dein Gott, dir preisgeben und sie in große Bestürzung versetzen, bis sie ausgerottet sind.

24 Auch ihre Könige wird er in deine Gewalt geben, und du wirst ihre Namen austilgen unter dem Himmel. Niemand wird dir standhalten können, bis du sie vernichtet hast.

25 Ihre Götzenbilder verbrenne! Trage kein Verlangen nach dem Gold und Silber daran und nimm es nicht für dich, damit du nicht dadurch verführt wirst! Ist es doch dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel!

26 Bringe ein solches Scheusal nicht in dein Haus, damit du nicht gleich ihm dem Bann verfällst. Ekle dich davor und verabscheue es! Denn dem Bann ist es verfallen.

 

Kapitel 8: Dankespflicht für den Schutz in der Wüste

1 Alle Gebote, die ich euch heute gebe, sollt ihr gewissenhaft beobachten, damit ihr am Leben bleibt, zahlreich werdet und in den Besitz des Landes gelangt, das der Herr euren Vätern zugeschworen hat.

2 Denke an den ganzen Weg, den dich der Herr, dein Gott, vierzig Jahre lang in der Wüste geführt hat, um dich zu demütigen, dich zu prüfen und deinen Sinn kennenzulernen, ob du seine Gebote halten willst oder nicht.

3 Er demütigte dich und ließ dich Hunger leiden. Dann aber speiste er dich mit dem Manna, das du und deine Väter nicht kanntet, um dir kundzutun, daß der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Denn der Mensch lebt von allem, was durch den Befehl des Herrn entsteht.

4 Deine Kleider verschlissen nicht an deinem Leib, und deine Füße bekamen keine Schwielen, schon vierzig Jahre lang.

5 So erkenne denn in deinem Herzen, daß dich der Herr, dein Gott, so erzieht, wie jemand sein Kind erzieht!

 

Dankbarkeit für den Besitz des Gelobten Landes

6 Halte die Gebote des Herrn, deines Gottes! Wandle auf seinen Wegen und fürchte ihn!

7 Denn der Herr, dein Gott, führt dich in ein schönes Land, in ein Land mit Wasserbächen, Quellen und Seen, die in der Ebene und im Gebirge entspringen,

8 ein Land mit Weizen und Gerste, mit Weinstöcken, Feigenbäumen und Granatäpfeln, ein Land mit Ölbäumen und Honig,

9 ein Land, darin du nicht kümmerlich dein Brot zu essen brauchst, sondern an nichts Mangel leidest, ein Land, dessen Steine Eisen enthalten und aus dessen Bergen du Erz graben kannst.

10 Wenn du dich satt gegessen hast, dann danke dem Herrn, deinem Gott, für das schöne Land, das er dir gegeben hat!

 

Warnung vor Ungehorsam

11 Hüte dich, den Herrn, deinen Gott, zu vergessen und seine Gebote, Verordnungen und Rechtsbestimmungen zu übertreten, die ich dir heute gebe!

12 Hast du dich satt gegessen, schöne Häuser gebaut und darin Wohnung genommen,

13 haben sich deine Rinder und Schafe gemehrt, wird dir Gold und Silber in Menge zuteil, und nimmt all dein Hab und Gut zu,

14 dann soll dein Herz nicht hochmütig werden, und vergiß nicht den Herrn, deinen Gott, der dich aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, weggeführt hat;

15 der dich führte durch die große und schreckliche Wüste mit ihren giftigen Schlangen und Skorpionen, durch wasserlose dürre Gegenden; der dir aus kieselhartem Felsen Wasser sprudeln ließ;

16 der dich in der Wüste mit Manna speiste, das deine Väter nicht kannten. Er wollte dich demütigen und prüfen, um dir zuletzt Gutes erweisen zu können.

17 Denke nicht bei dir: Meine Kraft und meine starke Hand haben mir diesen Wohlstand verschafft!

18 Denke vielmehr an den Herrn, deinen Gott; denn er ist es, der dir die Kraft gab, Wohlstand zu erwerben, um so seinen Bund, den er deinen Vätern mit einem Eidschwur bekräftigt hat, zu erfüllen, wie es heute geschah.

19 Solltest du aber gleichwohl den Herrn, deinen Gott, vergessen und anderen Göttern nachlaufen, sie verehren und anbeten, so versichere ich euch heute feierlich: unfehlbar werdet ihr zugrunde gehen.

20 Wie die Völker, die der Herr vor euch vernichten will, genau so werdet auch ihr dann untergehen zur Strafe dafür, daß ihr auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, nicht gehört habt.

 

Kapitel 9: Warnung vor Vermessenheit

1 Höre, Israel! Du wirst nun über den Jordan ziehen, um Völker zu unterwerfen, die größer und stärker sind als du, und Städte, groß und himmelhoch befestigt,

2 ein Volk, mächtig und hochgewachsen, die Anakiter, die du kennst und von denen du sagen hörtest: Wer kann vor den Anakitern standhalten?

3 So wisse nun: Der Herr, dein Gott, wird selbst als verzehrendes Feuer schon vor dir hinüberziehen. Er wird sie vernichten und vor dir her niederwerfen, so daß du sie leicht vertreiben und vernichten kannst, wie dir der Herr verheißen hat.

4 Denke nicht, wenn sie der Herr, dein Gott, vor dir verjagt: Ob meiner Rechtschaffenheit hat mich der Herr in den Besitz dieses Landes gelangen lassen, während der Herr diese Völker ob ihrer Verworfenheit vor dir vertrieb!

5 Denn nicht ob deiner Rechtschaffenheit und der Lauterkeit deines Herzens gelangst du in den Besitz ihres Landes, vielmehr vertreibt der Herr, dein Gott, diese Völker vor dir ob ihrer Verworfenheit und um die Verheißung zu erfüllen, die der Herr deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob beschworen hat.

6 Bedenke wohl, daß der Herr, dein Gott, dir dieses schöne Land nicht ob deiner Rechtschaffenheit zum Besitz gibt; denn du bist ein halsstarriges Volk.

 

Der Abfall zum Stierdienst

7 Denke daran und vergiß es nicht, daß du den Herrn, deinen Gott, in der Wüste erzürnt hast! Von dem Tag an, wo ihr aus Ägypten ausgezogen seid, bis zu eurer Ankunft an diesem Ort habt ihr euch widerspenstig gegen den Herrn gezeigt.

8 Besonders am Horeb habt ihr den Herrn erzürnt, und der Herr wurde so gegen euch aufgebracht, daß er euch vertilgen wollte.

9 Ich war auf den Berg gestiegen, um die steinernen Tafeln, die Tafeln des Bundes, den der Herr mit euch schloß, in Empfang zu nehmen. Vierzig Tage und vierzig Nächte blieb ich auf dem Berg, ohne Brot zu essen und Wasser zu trinken.

10 Der Herr gab mir die beiden steinernen Tafeln, die, vom Finger Gottes beschrieben, all die Gebote enthielten, die der Herr am Versammlungstag auf dem Berg euch aus dem Feuer mitgeteilt hatte.

11 Als mir der Herr nach vierzig Tagen und vierzig Nächten die beiden steinernen Tafeln, die Tafeln des Bundes gab,

12 sagte der Herr zu mir: Auf! Steige rasch von hier hinab! Denn dein Volk, das du aus Ägypten weggeführt hast, tut Böses. Schnell sind sie vom Weg abgewichen, den ich ihnen vorschrieb: Sie haben sich ein Gußbild gemacht.

13 Und weiter sagte der Herr zu mir: Ich habe mir dieses Volk angesehen und erkenne wohl: Es ist ein halsstarriges Volk.

14 Laß mich nun in Ruhe! Ich werde sie vernichten und ihren Namen unter dem Himmel auslöschen. Dich werde ich dafür zu einem Volk machen, das größer und zahlreicher ist als dieses.

15 Darauf kehrte ich um und stieg mit den beiden Tafeln des Bundes vom Berg herab. Der Berg loderte noch immer in Feuersglut.

16 Da sah ich wahrhaftig, daß ihr gegen den Herrn, euren Gott, gesündigt hattet. Ein gegossenes Stierbild hattet ihr euch gemacht. So schnell wart ihr von dem Weg abgewichen, den euch der Herr geboten hatte.

17 Ich faßte die beiden Tafeln, schleuderte sie weg aus meinen Händen und zerschmetterte sie vor euren Augen.

18 Darauf warf ich mich wie das erste Mal vor dem Herrn nieder, vierzig Tage und vierzig Nächte, ohne Speise und Trank zu mir zu nehmen, ob all eurer Sünden, die ihr begangen hattet, indem ihr tatet, was dem Herrn mißfiel und ihn erzürnen mußte.

19 Denn ich fürchtete den grimmigen Zorn, den der Herr gegen euch hegte, so daß er euch vertilgen wollte. Und der Herr erhörte mich auch dieses Mal.

20 Auch über Aaron war der Herr heftig erzürnt, so daß er auch ihn vernichten wollte. Ich legte damals auch für Aaron Fürbitte ein.

21 Euer Sündenwerk aber, das ihr euch gemacht hattet, das Stierbild, nahm ich, verbrannte es, zerschlug es in Stücke und zerstieß es zu feinem Staub. Den Staub warf ich in den Bach, der vom Berg herabfließt.

22 Auch bei Tabera und Massa und Kibrot-Taawa habt ihr den Herrn erzürnt.

23 Als euch der Herr von Kadesch-Barnea wegschickte mit dem Befehl: Zieht hinauf und nehmt das Land in Besitz, das ich euch gegeben habe, da habt ihr euch dem Befehl des Herrn, eures Gottes, widersetzt.

24 Ihr habt nicht geglaubt und gehorcht. Ihr seid gegen den Herrn widerspenstig gewesen, seit ich euch kenne.

 

Des Mose Fürsprache

25 Als ich nun vierzig Tage und vierzig Nächte vor dem Herrn am Boden hingestreckt dagelegen hatte, weil der Herr gedroht hatte, euch zu vertilgen,

26 flehte ich also zum Herrn: Allmächtiger Herr! Vernichte doch nicht dein Volk und dein Erbe, das du durch deine große Macht befreit und mit starker Hand aus Ägypten weggeführt hast!

27 Erinnere dich deiner Knechte Abraham, Isaak und Jakob! Blicke nicht auf die Halsstarrigkeit dieses Volkes, auf seine Bosheit und Sünde!

28 Man soll in dem Land, aus dem du uns weggeführt hast, nicht sagen können: Weil der Herr nicht imstande war, sie in das Land zu führen, das er ihnen zugesagt hatte, und weil er sie haßte, hat er sie herausgeführt, um sie in der Wüste sterben zu lassen.

29 Sie sind doch dein Volk und dein Erbe, das du mit deiner großen Kraft und mit ausgestrecktem Arm herausgeführt hast.

 

Kapitel 10: Die Erneuerung der Gesetzestafeln

1 Damals befahl mir der Herr: Haue dir zwei steinerne Tafeln gleich den früheren zurecht und steige zu mir auf den Berg herauf! Mache dir auch einen Schrein aus Holz!

2 Ich will auf die Tafeln die Worte schreiben, die auf den früheren Tafeln standen, die du zerbrochen hast. Lege diese dann in den Schrein!

3 Ich verfertigte also einen Schrein aus Akazienholz, hieb zwei steinerne Tafeln wie die früheren zurecht und stieg mit den zwei Tafeln auf den Berg.

4 Da schrieb er auf die Tafeln in der gleichen Schrift wie früher die zehn Gebote, die der Herr am Versammlungstag auf dem Berg aus dem Feuer euch mitgeteilt hatte. Dann übergab sie mir der Herr.

5 Ich stieg nun wieder vom Berg herab und legte die Tafeln in den Schrein, den ich angefertigt hatte. Dort blieben sie, wie der Herr mir geboten hatte.

6 Die Israeliten zogen nun von Beerot-Bene-Jaakan nach Moser. Dort starb Aaron und wurde ebendort begraben. An seiner Statt übernahm den Priesterdienst sein Sohn Eleasar.

7 Von da wanderten sie nach Hor-Gidgad, von Hor-Gidgad nach Jotbata, eine wasserreiche Gegend.

8 Damals sonderte der Herr den Stamm Levi aus, die Bundeslade des Herrn zu tragen, vor dem Herrn den Dienst zu tun und in seinem Namen zu segnen, wie es bis heute geschieht.

9 Darum hat Levi keinen Anteil und keinen Erbbesitz erhalten wie seine Brüder. Der Herr ist sein Erbe, wie ihm der Herr, dein Gott, verheißen hatte.

10 Ich aber blieb, wie zuvor, vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berg. Und der Herr erhörte mich auch dieses Mal. Der Herr wollte dich nicht vernichten.

11 Da befahl mir der Herr: Auf! Zieh an der Spitze des Volkes weiter, damit sie in den Besitz des Landes gelangen, das ihnen zu verleihen ich ihren Vätern eidlich zugesichert habe.

 

Mahnung zur Gesetzestreue

12 Nun, Israel! Was verlangt der Herr, dein Gott, von dir? Nur, daß du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, auf allen seinen Wegen wandelst, ihn liebst und dem Herrn, deinem Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dienst,

13 indem du die Gebote und Gesetze des Herrn, die ich dir heute gebe, beobachtest, damit es dir wohl ergehe.

14 Siehe, dem Herrn, deinem Gott, gehört der Himmel und der Himmel der Himmel, die Erde und alles, was auf ihr ist.

15 Und doch hat der Herr sich euren Vätern bei seiner Liebe gegen sie zugewandt und euch, ihre Nachkommen, vor allen Völkern auserwählt, wie es heute der Fall ist.

16 So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und seid nicht fernerhin halsstarrig!

17 Denn der Herr, euer Gott, ist der höchste Gott und der höchste Herr, der große, gewaltige, furchtbare Gott, der nicht auf die Person sieht und sich nicht bestechen läßt,

18 der den Witwen und Waisen Recht schafft, den Fremdling liebt und ihm Nahrung und Kleidung gibt.

19 So sollt auch ihr den Fremdling lieben! Denn ihr selbst seid Fremdlinge in Ägypten gewesen.

20 Fürchte den Herrn, deinen Gott, diene ihm, hange ihm an, schwöre nur bei seinem Namen!

21 Er ist dein Ruhm, er ist dein Gott, der an dir jene großen und wunderbaren Taten vollbrachte, die du mit eigenen Augen gesehen hast.

22 Siebzig Seelen stark zogen einst deine Väter nach Ägypten. Jetzt hat dich der Herr, dein Gott, so zahlreich gemacht wie die Sterne am Himmel.

 

Kapitel 11: Rückblick auf die Wundertaten des Auszugs

1 Liebe den Herrn, deinen Gott, und beobachte allezeit seine Satzung, seine Gesetze, seine Rechtsbestimmungen und seine Gebote!

2 Bedenkt jetzt wohl: Ich wende mich nicht an eure Kinder! Sie haben nicht miterlebt und nicht an sich erfahren die Führung des Herrn, eures Gottes, seine Größe, seine starke Hand, seinen hocherhobenen Arm,

3 seine Wunderzeichen und Taten, die er in Ägypten am Pharao, dem König von Ägypten, und an seinem ganzen Land vollführt hat;

4 was er an Ägyptens Heer getan hat, an seinen Rossen und Wagen; wie er, als sie euch nachjagten, die Wasser des Schilfmeeres über sie hinwegfluten ließ und er, der Herr, sie so vernichtete bis auf den heutigen Tag;

5 dann, was er an euch in der Wüste getan hat bis zu eurer Ankunft an diesem Ort;

6 ferner, was er an Datan und Abiram, den Söhnen Eliabs, des Sohnes Rubens vollbracht hat, wie die Erde ihren Mund auftat und sie inmitten von ganz Israel verschlang samt ihren Familien und Zelten mit allem, was ihnen gehörte.

7 Nein, ihr habt mit eigenen Augen alle Großtaten gesehen, die der Herr gewirkt hat.

8 So beobachtet denn das ganze Gesetz, das ich euch heute auferlege, damit ihr stark genug seid, euch in den Besitz des Landes zu setzen, in das ihr hinüberziehen wollt, um es zu erobern,

9 und damit ihr lange in dem Land lebt, das ihnen und ihren Nachkommen zu verleihen der Herr euren Vätern eidlich zugesichert hat, ein Land, das von Milch und Honig überfließt.

 

Die Schönheit des Gelobten Landes

10 Ja, das Land, in das du ziehst, um es zu besitzen, ist nicht wie das Land Ägypten, aus dem ihr ausgezogen seid. Dieses mußtest du, sobald du den Samen ausgesät hattest, wie einen Gemüsegarten mit Fußtretwerken bewässern.

11 Das Land aber, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen, ist ein Land mit Bergen und Tälern, das vom Regen des Himmels getränkt wird.

12 Es ist ein Land, für das der Herr, dein Gott, Sorge trägt, auf das die Augen des Herrn, deines Gottes, beständig gerichtet sind, von Anfang bis zum Ende des Jahres.

13 Wenn ihr meinen Geboten, die ich euch heute gebe, gehorcht, den Herrn, euren Gott, liebt und ihm mit ganzem Herzen und ganzer Seele dient,

14 so werde ich eurem Land zur rechten Zeit Regen spenden. Frühregen und Spätregen, damit du dein Korn, deinen Wein und dein Öl einbringen kannst.

15 Ich werde auf deinen Feldern Gras für dein Vieh wachsen lassen, und du wirst dich satt essen können.

16 Hütet euch aber, euer Herz betören zu lassen, abzufallen und Götzen zu verehren und anzubeten!

17 Sonst entbrennt gegen euch der Zorn des Herrn, und er verschließt den Himmel. Dann fällt kein Regen mehr, und die Erde bringt ihren Ertrag nicht mehr hervor. So werdet ihr rasch aus diesem schönen Land schwinden, das der Herr euch geben will.

 

Erneute Einschärfung treuen Gehorsams

18 So prägt denn diese meine Gebote eurem Herzen und eurer Seele ein! Bindet sie als Denkzeichen auf eure Hände und tragt sie als Merkzeichen auf der Stirn!

19 Lehrt sie eure Kinder und sprecht davon, ob ihr zu Hause oder auf der Reise seid, ob ihr euch niederlegt oder aufsteht!

20 Schreibt sie auf die Türpfosten und auf eure Tore,

21 damit ihr und eure Kinder in dem Land, das ihnen zu verleihen der Herr euren Vätern eidlich zugesichert hat, so lange lebt, wie der Himmel über der Erde steht!

22 Wenn ihr also dieses ganze Gesetz befolgt, das ich euch heute gebe, und den Herrn, euren Gott, liebt, all seine Wege wandelt und ihm anhangt,

23 so wird der Herr all diese Völker vor euch vertreiben, und ihr werdet Völker besiegen, die mächtiger und stärker sind als ihr.

24 Jeder Fleck Boden, den euer Fuß betritt, wird euch gehören. Von der Wüste bis zum Libanon, vom Strom, dem Eufrat, bis zum Westmeer wird euer Gebiet reichen.

25 Niemand kann vor euch standhalten. Furcht und Schrecken vor euch wird der Herr, euer Gott, über das ganze Land verbreiten, das ihr betretet, wie er es euch verheißen hat.

 

Der Ruf zur Entscheidung

26 Seht, ich lege euch heute Segen und Fluch vor:

27 Segen, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, die ich euch heute gebe, gehorcht.

28 Fluch aber, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, nicht gehorcht und von dem Weg, den ich euch heute vorschreibe, abweicht, um Götzen nachzulaufen, die ihr nicht kennt.

29 Wenn dich der Herr, dein Gott, in das Land geführt hat, in das du ziehst, um es in Besitz zu nehmen, so sprich den Segen auf dem Berg Garizim, den Fluch aber auf dem Berg Ebal aus!

30 Diese liegen jenseits des Jordan, westlich der Straße, die nach Sonnenuntergang führt, im Land der Kanaaniter, die in der Ebene gegenüber von Gilgal bei den Orakeleichen wohnen.

31 So überschreitet nun den Jordan, um das Land in Besitz zu nehmen, das der Herr, euer Gott, euch geben will! Wenn ihr es erobert habt, so laßt euch darin nieder

32 und haltet gewissenhaft alle Gesetze und Rechtsbestimmungen, die ich euch heute gebe!

 

Kapitel 12: Die Einzelgesetzgebung

Die Einheit des Heiligtums

1 Dies sind die Gesetze und Rechtsbestimmungen, die ihr allezeit, solange ihr auf Erden lebt, gewissenhaft befolgen sollt in dem Land, das euch der Herr, der Gott eurer Väter, zum Besitz gegeben hat.

2 Zerstört von Grund aus sämtliche Stätten, an denen die Völker, die ihr besiegen werdet, ihre Götter verehrten, auf hohen Bergen, auf Hügeln, unter all den grünen Bäumen!

3 Reißt ihre Altäre nieder! Zertrümmert ihre Steinmale! Verbrennt ihre Ascheren! Schlagt ihre Götzenbilder in Stücke und vertilgt deren Namen von diesen Stätten!

4 Mit dem Herrn, eurem Gott, haltet es nicht so!

5 Sucht vielmehr nur den Ort auf, den der Herr, euer Gott, aus all euren Stammesgebieten erwählen wird, um seinem Namen dort eine Wohnstätte zu bereiten. Nur dorthin begebt euch!

6 Dorthin bringt auch eure Brand- und Schlachtopfer, eure Zehnten, eure Hebeopfer, euer Gelobtes, eure freiwilligen Gaben und die Erstlingswürfe eurer Rinder und Schafe!

7 Dort haltet mit euren Familien vor dem Herrn, eurem Gott, das Opfermahl und freut euch über alles, was ihr mit eurer Hände Arbeit erworben habt und womit euch der Herr, euer Gott, gesegnet hat!

8 Handelt künftig nicht mehr nach eigenem Gutdünken, wie wir es jetzt hier noch tun!

9 Denn bis jetzt seid ihr noch nicht zum ruhigen Besitz des Erbes gekommen, das der Herr, euer Gott, euch geben will.

10 Ihr werdet aber über den Jordan ziehen und euch in dem Land niederlassen, das euch der Herr, euer Gott, zum Eigentum geben will. Er wird euch vor allen Feinden ringsum Ruhe verschaffen, so daß ihr in Sicherheit wohnt.

11 Dann bringt an die Stätte, die der Herr, euer Gott, sich zur Wohnung für seinen Namen erwählt hat, alles, was ich euch gebiete, eure Brand- und Schlachtopfer, eure Zehnten, eure Hebeopfer, alle eure auserlesenen Gelübdeopfer, die ihr dem Herrn gelobt habt.

12 Freut euch vor dem Herrn, eurem Gott, mit euren Söhnen, Töchtern, Knechten und Mägden, samt den Leviten, die in euren Ortschaften wohnen! Hat doch der Levit keinen Anteil und kein Eigentum bei euch.

13 Hüte dich, deine Brandopfer an jeder beliebigen Stätte, die du siehst, darzubringen!

14 Nur an der Stätte, die der Herr in einem deiner Stammesgebiete erwählen wird, darfst du deine Brandopfer darbringen. Nur dort verrichte all das, was ich dir befehle!

 

Die gewöhnlichen Schlachtungen

15 Doch darfst du ganz nach Herzenslust in allen deinen Wohnplätzen schlachten und Fleisch essen, soviel dir durch den Segen des Herrn, deines Gottes, geschenkt ist. Der Reine und der Unreine darf davon essen, wie von der Gazelle und vom Hirsch.

16 Nur das Blut dürft ihr nicht genießen! Gießt es wie Wasser auf die Erde aus!

17 Doch den Zehnten deines Getreides, Mostes und Öles darfst du nicht an deinen Wohnplätzen essen; auch nicht den Erstlingswurf deiner Rinder und Schafe, all deine Gelübdeopfer, die du gelobst, deine freiwilligen Gaben und deine Hebeopfer.

18 Iß sie nur vor dem Herrn, deinem Gott, an der Stätte, die sich der Herr, dein Gott, erwählt, mit deinen Söhnen, Töchtern, Knechten und Mägden, samt den Leviten, die in deinen Ortschaften wohnen! Freue dich vor dem Herrn, deinem Gott, an allem, was du mit der Arbeit deiner Hände erworben hast!

19 Hüte dich, die Leviten im Stich zu lassen, solange du in deinem Land lebst!

 

Genauere Erklärung des Gesetzes

20 Wenn der Herr, dein Gott, dein Gebiet erweitert, wie er dir verheißen hat, und du denkst: Ich möchte Fleisch essen, weil du Verlangen nach Fleisch verspürst, so iß nur Fleisch, wo immer du willst,

21 wenn der Ort, den der Herr, dein Gott, erwählt hat, um seinem Namen dort eine Wohnstätte zu bereiten, zu weit von dir entfernt ist! Schlachte von deinen Rindern und Schafen, die der Herr dir gegeben hat, nach der Vorschrift, die ich für dich erlassen habe, und iß davon ganz nach Herzenslust an deinen Wohnplätzen!

22 Genau so gut, wie man Gazellen- und Hirschfleisch essen darf, darfst du es essen. Der Unreine wie der Reine können es beide genießen.

23 Nur bleibe dabei, kein Blut zu genießen; denn im Blut liegt das Leben. Das Leben darfst du nicht zugleich mit dem Fleisch verzehren.

24 Iß nichts davon, sondern schütte es wie Wasser auf die Erde aus!

25 Genieße es nicht, damit es dir und deinen Kindern wohlergeht, wenn du tust, was dem Herrn wohlgefällig ist.

26 Die heiligen Gaben jedoch, die dir obliegen, und deine Gelübdeopfer nimm und komme damit an den Ort, den der Herr erwählen wird!

27 Bei deinen Brandopfern bringe Fleisch und Blut zusammen auf den Altar des Herrn, deines Gottes! Bei den Schlachtopfern muß das Blut auf den Altar des Herrn, deines Gottes, ausgegossen werden. Das Fleisch darfst du essen.

28 Beobachte gewissenhaft alle Gebote, die ich dir gebe, damit es dir und deinen Nachkommen allezeit wohlergeht, weil du tust, was vor dem Herrn, deinem Gott, gut und recht ist!

 

Warnung vor Götzendienst

29 Wenn der Herr, dein Gott, vor dir die Völker ausrottet, deren Land in Besitz zu nehmen du dich anschickst, und wenn du ihr Gebiet besetzt und dich in ihrem Land niedergelassen hast,

30 so gib acht, dich nicht von ihnen verführen zu lassen und es ihnen nachzutun, nachdem sie von dir besiegt sind! Kehre dich nicht an ihre Götter! Frage nicht: Wie haben diese Völker ihre Götter verehrt? Ich will es auch so machen!

31 Handle nicht so gegen den Herrn, deinen Gott! Denn alles, was dem Herrn ein Greuel ist, den er haßt, das tun sie zu Ehren ihrer Götter. Sogar ihre Söhne und Töchter verbrennen sie ihren Göttern zuliebe!

 

Kapitel 13:

1 Befolgt gewissenhaft alles, was ich euch gebiete! Fügt nichts hinzu, nehmt nichts hinweg!

2 Tritt in deiner Mitte ein Prophet oder Traumseher auf, und kündet er dir ein Zeichen oder Wunder an,

 

Verbot unreiner Speisen

3 und trifft das Zeichen oder Wunder, das er dir verkündet hat, auch wirklich ein und spricht er: Wir wollen andere Götter verehren, die du bisher nicht gekannt hast, und ihnen dienen!,

4 so höre nicht auf die Worte dieses Propheten oder Traumsehers! Denn der Herr, euer Gott, will euch prüfen, um zu erfahren, ob ihr den Herrn, euren Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele liebt.

5 Nur dem Herrn, eurem Gott, dient und ihn fürchtet! Seine Gebote beobachtet, auf seine Stimme hört, ihm dient und ihm hanget an!

6 Jener Prophet oder jener Traumseher aber soll getötet werden. Denn er hat zum Abfall vom Herrn, deinem Gott, aufgefordert, der dich aus Ägypten geführt und dich erlöst hat aus dem Haus der Knechtschaft. Er hat dich von dem Weg abbringen wollen, den der Herr, dein Gott, dir zu gehen gebot. So sollst du das Böse aus deiner Mitte vertilgen!

 

Warnung vor der Verführung durch Verwandte

7 Will dein Bruder, der Sohn deiner Mutter, oder dein Sohn oder deine Tochter oder deine Frau, mit der du schläfst, oder dein Freund, den du liebst wie dich selbst, dich heimlich verlocken: Komm, wir wollen fremden Göttern dienen, die dir und deinen Vätern unbekannt sind,

8 Göttern der Völker rings um euch her, in deiner Nähe oder fern von dir, von einem Ende der Erde bis zum anderen,

9 so sei ihm nicht zu Willen! Höre nicht auf ihn! Habe keinen Blick des Mitleids für ihn und schone ihn nicht! Verheimliche nicht seine Schuld,

10 Sondern töte ihn! Deine Hand erhebe sich zuerst gegen ihn, um ihn zu töten und danach die Hand des ganzen Volkes!

11 Steinige ihn zu Tode! Denn er ist darauf ausgegangen, dich dem Herrn, deinem Gott, der dich aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft geführt hat, abspenstig zu machen.

12 Ganz Israel erhalte Kunde davon und fürchte sich, damit niemand wieder so etwas Böses in deiner Mitte begehe.

 

Warnung vor einer abgefallenen Stadt

13 Wenn du in einer deiner Städte, die dir der Herr, dein Gott, als Wohnort angewiesen hat, sagen hörst:

14 Nichtswürdige Männer aus deiner Mitte gingen hin und brachten die Insassen ihrer Heimatstadt zum Abfall, indem sie sagten: Kommt, laßt uns fremden Göttern dienen, die ihr nicht kennt!,

15 so forsche genau nach und stelle eine sorgfältige Untersuchung an! Ist dann die Sache wirklich wahr, wurde in deiner Mitte ein solcher Greuel verübt,

16 so schlage die Bewohner dieser Stadt mit der Schärfe des Schwertes! Vollziehe an ihr und an allem, was in ihr ist, auch an dem Vieh, mit der Schärfe des Schwertes den Bann.

17 Trage alles, was in ihr erbeutet wurde, auf dem Marktplatz zusammen und verbrenne die Stadt samt allem, was in ihr erbeutet wurde, als ein Brandopfer für den Herrn, deinen Gott! Sie soll für immer ein Trümmerhaufen bleiben und nie mehr aufgebaut werden!

18 Nichts von dem Banngut bleibe in deinem Besitz, damit der Herr von seinem grimmigen Zorn abläßt und dir Gnade schenkt und, wie er deinen Vätern geschworen, in seiner Huld dich mehrt,

19 wenn du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst, all seine Gebote hältst, die ich dir heute gebe, und tust, was dem Herrn, deinem Gott, wohlgefällig ist.

 

Kapitel 14: Verbot heidnischer Trauergebräuche

1 Ihr seid Kinder des Herrn, eures Gottes. Ihr dürft euch wegen eines Toten keine Einschnitte machen und euch nicht über der Stirn kahl scheren!

2 Denn du bist ein Volk, das dem Herrn, seinem Gott, heilig ist. Dich hat der Herr auserwählt aus allen Völkern auf Erden, auf daß du ihm als sein eigen Volk angehörst.

 

Verbot unreiner Speisen

3 Du darfst nichts Abstoßendes genießen!

4 Dies sind die Tiere, die ihr essen dürft: Rind, Schaf, Ziege,

5 Hirsch, Gazelle, Damhirsch, Steinbock, Antilope, Wildochs und Bergziege.

6 Alle Tiere, die gespaltene Klauen haben, und zwar beide Klauen ganz durchspalten, und zugleich Wiederkäuer sind, dürft ihr essen.

7 Nicht essen jedoch dürft ihr von den Wiederkäuern und den Spalthufern folgende: Kamel, Hase und Kaninchen. Sie sind zwar Wiederkäuer, aber sie haben keine gespaltenen Hufe. Sie müssen für euch als unrein gelten.

8 Ferner das Schwein. Es hat zwar gespaltene Hufe, aber es ist kein Wiederkäuer. Es muß euch als unrein gelten. – Ihr Fleisch dürft ihr nicht essen und ihr Aas nicht berühren.

9 Von allen Tieren, die im Wasser leben, dürft ihr diese essen: Alle, die Flossen und Schuppen haben, dürft ihr essen.

10 Aber alle, die keine Flossen und Schuppen haben, dürft ihr nicht essen, sie müssen euch als unrein gelten.

11 Alle reinen Vögel dürft ihr essen.

12 Folgende dürft ihr nicht essen: Adler, Lämmergeier, Bartgeier,

13 Weihe, Habicht, die verschiedenen Falkenarten,

14 alle Arten von Raben,

15 ferner Strauß, Schwalbe, Möwe und die verschiedenen Arten der Habichte,

16 Käuzchen, Uhu, Eule,

17 Pelikan, Aasgeier, Sturzpelikan,

18 Storch, alle Arten Regenpfeifer, Wiedehopf und Fledermaus.

19 Auch alle geflügelten Insekten sollen euch als unrein gelten und dürfen nicht gegessen werden.

20 Alles reine Geflügel dürft ihr essen.

21 Ihr dürft kein gefallenes Tier genießen. Dem Fremdling, der in deinen Ortschaften weilt, darfst du es zum Essen abgeben oder es an einen Ausländer verkaufen. Doch du bist ein Volk, das dem Herrn, seinem Gott, heilig ist. – Kein Zicklein darfst du in der Milch seiner Mutter kochen.

 

Der Zehnt

22 Zähle den zehnten Teil vom ganzen Ertrag deiner Aussaat, der auf dem Feld wächst, Jahr für Jahr ab!

23 Halte vor dem Herrn, deinem Gott, an dem Ort, den er sich erwählt, um dort seinem Namen eine Wohnstätte zu bereiten, ein Mahl von dem Zehnten deines Getreides, Mostes und Öles und von den Erstlingswürfen deiner Rinder und Schafe, damit du den Herrn, deinen Gott, allezeit fürchten lernst!

24 Wenn aber der Weg für dich zu weit ist, so daß du es nicht hintragen kannst, weil der Ort von dir zu weit entfernt ist, den der Herr zur Wohnstätte seines Namens erwählt hat, und der Herr, dein Gott, dich gesegnet hat,

25 so mache es zu Geld! Nimm das Geld mit dir und begib dich an die Stätte, die sich der Herr, dein Gott, erwählt hat.

26 Kaufe für das Geld alles, was du begehrst, Rinder, Schafe, Wein, starke Getränke und alles, was du möchtest! Davon halte dort vor dem Herrn, deinem Gott, ein Mahl und sei fröhlich mit deiner Familie!

27 Vergiß dabei auch den Leviten nicht, der in deinen Ortschaften weilt! Hat er doch bei dir keinen Anteil und kein Eigentum.

28 Jedes dritte Jahr sondre den ganzen Zehnten deines Ertrages in jenem Jahr ab und liefere ihn an deinem Wohnort ab!

29 Dann können der Levit, der ja bei dir keinen Anteil und kein Eigentum hat, der Fremdling, die Waise und die Witwe, die in deinen Ortschaften leben, kommen und sich satt essen, damit der Herr, dein Gott, dich segne bei allen Werken, die du vollbringst.

 

Kapitel 15: Das Erlaßjahr

1 Jedes siebte Jahr gewähre den Erlaß!

2 Der Erlaß geschehe auf folgende Weise: Jeder Gläubige erlasse das Darlehen, das er seinem Nächsten gewährt hat. Er dränge seinen Nächsten und Bruder nicht, wenn der Erlaß zu Ehren des Herrn verkündigt wurde.

3 Von einem Nichtisraeliten kannst du es einfordern. Was du aber bei deinem Volksgenossen ausstehen hast, das gib frei!

4 Es sollte zwar keinen Armen bei dir geben, da der Herr dich reichlich segnet in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir als Erbbesitz zu eigen geben will,

5 wenn du nur auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst und alle die Gebote, die ich dir heute gebe, genau beobachtest.

6 Weil der Herr, dein Gott, dich segnen wird, wie er dir verheißen hat, wirst du vielen Völkern Geld ausleihen können, ohne selbst entlehnen zu müssen, und über viele Völker herrschen, ohne selbst von jemand beherrscht zu werden.

 

Die Unterstützung armer Volksgenossen

7 Wenn sich bei dir ein Armer befindet, irgendeiner deiner Volksgenossen in einer deiner Ortschaften in dem Land, das dir der Herr, dein Gott, geben will, so sei nicht hartherzig und verschließe deine Hand nicht vor deinem armen Volksgenossen!

8 Öffne ihm gern deine Hand und leihe ihm bereitwillig, was er in seiner Not braucht!

9 Hüte dich, in deinem Herzen den verdammungswürdigen Gedanken aufkommen zu lassen: Das siebte Jahr, das Erlaßjahr ist nahe, und deinen armen Volksgenossen abweisend anzuschauen und ihm nichts zu geben! Wenn er gegen dich den Herrn anruft, so lastet auf dir die Sünde.

10 Gib ihm bereitwillig und sei nicht verdrießlich, wenn du ihm gibst. Denn für diese Tat wird dich der Herr, dein Gott, segnen bei deinem ganzen Tun und Lassen.

11 An Armen wird es nie im Land fehlen. Deshalb gebiete ich dir: Öffne deine Hand gern deinem bedürftigen und armen Volksgenossen im Land.

 

Die Freilassung hebräischer Sklaven

12 Verkauft sich dir ein Volksgenosse, Hebräer oder Hebräerin, soll er dir sechs Jahr lang dienen. Im siebten Jahr aber sollst du ihn frei von dir entlassen.

13 Wenn du ihn freiläßt, sollst du ihn nicht mit leeren Händen ziehen lassen.

14 Belade ihn reichlich mit Gaben von deinem Kleinvieh, von deiner Tenne und deiner Kelter! Je nachdem der Herr, dein Gott, dich gesegnet hat, sollst du es ihm geben.

15 Denke daran, daß auch du einst Knecht warst in Ägypten, und daß der Herr, dein Gott dich befreit hat! Deshalb gebe ich dir heute dieses Gebot.

16 Sagt er jedoch zu dir: Ich will dich nicht verlassen, weil er dich liebt und gern in deinem Haus ist, da es ihm bei dir gut ging,

17 so nimm einen Pfriemen und hefte damit sein Ohr an die Tür! Er soll dann für immer dein Knecht sein. Ebenso verfahre mit deiner Magd!

18 Es darf dir aber nicht schwer fallen, ihn freizulassen. Er hat dir ja durch seinen Dienst von sechs Jahren den Lohn eines Tagelöhners eingespart. Der Herr wird dich dafür segnen in allem, was du tust.

 

Die Erstgeburt der Tiere

19 Jede männliche Erstgeburt unter deinen Rindern und Schafen weihe dem Herrn, deinem Gott! Du darfst mit dem erstgeworfenen Rind nicht arbeiten und das erstgeworfene Schaf nicht scheren.

20 Verzehre sie vor dem Herrn, deinem Gott, alljährlich an dem Ort, den sich der Herr, dein Gott, erwählt, du und deine Familie!

21 Weisen sie aber einen Fehler auf, sind sie lahm oder blind, oder haben sie sonst einen schlimmen Fehler, so darfst du sie dem Herrn, deinem Gott, nicht opfern.

22 Doch an deinem Wohnort darfst du sie essen, und zwar dürfen sie der Unreine wie der Reine essen, wie das Fleisch der Gazelle und des Hirsches.

23 Nur ihr Blut darfst du nicht genießen. Gieße es wie Wasser auf die Erde!

 

Kapitel 16: Das Paschafest

1 Achte auf den Monat Abib und feiere das Pascha zu Ehren des Herrn, deines Gottes! Denn im Monat Abib hat dich der Herr, dein Gott, bei Nacht aus Ägypten geführt.

2 Schlachte als Paschaopfer zu Ehren des Herrn, deines Gottes, Schafe und Rinder an dem Ort, den der Herr als Wohnstätte seines Namens erwählt!

3 Iß nichts Gesäuertes dazu! Genieße dazu sieben Tage lang ungesäuerte Brote, das Trübsalsbrot – denn in hastiger Eile bist du aus Ägypten gezogen – damit du an den Tag deines Auszuges aus Ägypten zurückdenkst, solange du lebst!

4 Sieben Tage lang darf bei dir in deinem ganzen Gebiet kein Sauerteig zu finden sein. Von dem Fleisch, das du am Abend des ersten Tages opferst, darf bis zum Morgen nichts übrig bleiben.

5 Du darfst das Paschalamm nicht in einer deiner Ortschaften opfern, die der Herr, dein Gott, dir geben wird,

6 sondern nur an dem Ort, den der Herr, dein Gott, zur Wohnstätte seines Namens erwählt. Dort schlachte das Paschalamm am Abend bei Sonnenuntergang, um die Zeit, da du aus Ägypten ausgezogen bist!

7 Koche und iß es an dem Ort, den sich der Herr, dein Gott, erwählt! – Am anderen Morgen kannst du nach Haus zurückkehren.

8 Sechs Tage lang sollst du ungesäuertes Brot essen. Am siebten Tag soll zu Ehren des Herrn, deines Gottes, eine Festversammlung stattfinden. Da darfst du keine Arbeit verrichten.

 

Das Wochenfest

9 Zähle dir sieben Wochen ab! Von dem Tag an, da man die Sichel an das Getreide legt, fange mit der Zählung der sieben Wochen an!

10 Dann feiere das Wochenfest zu Ehren des Herrn, deines Gottes, mit den freiwilligen Gaben, die deine Hand nach bestem Vermögen spendet, nachdem der Herr, dein Gott, dich segnet!

11 Freue dich an dem Ort, den der Herr, dein Gott, als Wohnstätte seines Namens erkoren hat, vor dem Herrn, deinem Gott, du, dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd, der Levit, der in deinen Ortschaften lebt, und der Fremdling, die Witwe und die Waise, die bei dir wohnen!

12 Denke daran, daß auch du Knecht warst in Ägypten! Beobachte darum genau diese Gesetze!

 

Das Laubhüttenfest

13 Sieben Tage feiere das Laubhüttenfest, wenn du den Ertrag von Tenne und Kelter einbringst!

14 Sei fröhlich an diesem Fest, du, dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd, der Levit und der Fremdling, die Witwe und die Waise, die in deinen Ortschaften weilen!

15 Sieben Tage sollst du zu Ehren des Herrn, deines Gottes, das Fest feiern an dem Ort, den der Herr erwählt. Denn der Herr, dein Gott, wird dich segnen bei deiner ganzen Ernte und bei all deinen Arbeiten. Sei deshalb recht fröhlich!

16 Dreimal im Jahr sollen alle deine männlichen Personen vor dem Herrn, deinem Gott, an der Stätte, die er sich erwählt, erscheinen: am Fest der ungesäuerten Brote, am Wochenfest und am Laubhüttenfest. Niemand soll mit leeren Händen vor dem Herrn erscheinen.

17 Jeder bringe, was er geben kann, je nachdem dich der Herr, dein Gott, gesegnet hat.

 

Rechtsbestimmungen für die Amtswalter

Die Rechtspflege

18 Bestelle dir Richter und Vorsteher in allen Ortschaften, die dir der Herr, dein Gott, für jeden deiner Stämme gibt, damit sie das Volk gerecht richten!

19 Beuge nicht das Recht! Schau nicht auf die Person und nimm kein Geschenk an! Denn Geschenke machen die Augen der Weisesten blind und verdrehen die Worte der Gerechten.

20 Habe einzig und allein das Recht im Auge, damit du lange lebst und das Land besitzest, das dir der Herr, dein Gott, geben will!

 

Drei Kultgesetze

21 Pflanze dir keine Aschere neben den Altar des Herrn, deines Gottes, den du dir errichten wirst!

22 Stelle dir keine Götzenmale auf; denn der Herr, dein Gott, verabscheut sie.

 

Kapitel 17:

1 Opfere dem Herrn, deinem Gott, kein Rind und kein Schaf, das irgend einen Makel oder schlimmen Fehler an sich hat! Denn das ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel.

 

Strafen für Götzendienst

2 Findet sich bei dir, in einer deiner Ortschaften, die dir der Herr, dein Gott, geben wird, ein Mann oder eine Frau, die tun, was dem Herrn, deinem Gott, mißfällt, seinen Bund übertreten,

3 hingehen und den Götzen dienen und sie oder die Sonne, den Mond oder das ganze Himmelsheer anbeten, was ich verbot,

4 und wird es dir angezeigt, so stelle ein Verhör und eine genaue Untersuchung an! Wenn sich dann die Sache als wahr herausstellt und ein solcher Greuel wirklich in Israel verübt worden ist,

5 so führe diesen Mann oder diese Frau, die so Schlimmes getan haben, vor die Tore, den Mann oder die Frau, und steinige sie zu Tode!

6 Auf die Aussagen von zwei oder drei Zeugen soll der auf den Tod Angeklagte getötet werden. Auf Grund der Aussage eines einzigen Zeugen darf er nicht getötet werden.

7 Die Zeugen sollen zuerst die Hand erheben, um ihn zu töten, und danach das übrige Volk. So sollst du das Böse vertilgen aus deiner Mitte.

 

Einsetzung eines Obergerichtes

8 Wenn dir ein Rechtsfall, sei es ein Mord, eine Eigentumsfrage, eine Mißhandlung oder sonst eine Streitsache in einer deiner Ortschaften zu schwierig erscheint, so mache dich auf und gehe an den Ort, den sich der Herr, dein Gott, erwählt!

9 Wende dich an die Priester aus dem Stamm Levi und an den Richter, der in jenen Tagen tätig ist! Befrage sie! Sie werden dir die Entscheidung der Sache kundtun.

10 Handle nach der Entscheidung, die sie dir an der Stätte, die der Herr erwählt, verkünden! Befolge gewissenhaft alle ihre Anweisungen!

11 Handle nach der Entscheidung, die sie dir geben, und nach der Entscheidung, die sie dir fällen, ohne von dem Spruch, den sie dir verkünden, weder nach rechts noch nach links abzuweichen!

12 Würde aber jemand so vermessen handeln, daß er dem Priester, der dort den Dienst des Herrn, deines Gottes, versieht, oder dem Richter nicht gehorcht, so soll er sterben. So sollst du das Böse aus Israel austilgen.

13 Das ganze Volk soll es erfahren, damit es sich fürchte und nicht vermessen handle.

 

Das Königsgesetz

14 Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir geben will, und es in Besitz genommen hast und darin wohnst und sprichst: Ich will einen König über mich setzen wie alle Völker in meiner Umgebung,

15 so setze nur den als König über dich, den der Herr, dein Gott, erwählt! Nur einen Volkgenossen darfst du über ich als König setzen. Einen Ausländer, der nicht dein Volksgenosse ist, darfst du nicht über dich stellen.

16 Doch soll er nicht viele Pferde halten und nicht das Volk nach Ägypten zurückbringen, um sich viele Pferde anzuschaffen. Hat euch doch der Herr gemahnt: Ihr sollt auf diesem Weg nie wieder zurückkehren.

17 Auch soll er nicht viele Frauen haben, damit sein Herz nicht abtrünnig werde. Ferner soll er sich nicht eine Menge Silber und Gold anhäufen.

18 Sobald er den Königsthron bestiegen hat, lasse er sich eine Abschrift dieses Gesetzes anfertigen aus dem Buch, das den Priestern aus dem Stamm Levi vorliegt.

19 Diese soll er immer bei sich haben und täglich darin lesen, solange er lebt, damit er den Herrn, seinen Gott, fürchten und alle Bestimmungen dieses Gesetzes und diese Satzungen genau befolgen lernt.

20 Er soll sich nicht hochmütig über seine Volksgenossen erheben. Weder nach rechts noch nach links weiche er vom Gesetz ab, damit er und seine Söhne lange über Israel herrschen.

 

Kapitel 18: Die Rechte der Priester und Leviten

1 Die levitischen Priester und der ganze Stamm Levi sollen keinen Anteil und keinen Erbbesitz in Israel erhalten. Sie sollen von den Opfern des Herrn leben und von dem, was ihm gehört.

2 Er soll keinen Erbbesitz unter seinen Volksgenossen erhalten: Der Herr ist sein Erbteil, wie er ihm verheißen hat.

3 Dies ist der rechtliche Anspruch, den die Priester gegenüber dem Volk, das heißt dem, der ein Rind oder ein Schaf als Opfer darbringt, haben sollen: Man überlasse dem Priester den Bug, die Kinnbacken und den Magen.

4 Ferner hast du ihm zu geben die Erstlinge deines Getreides, Mostes und Öles und die Erstlinge deiner Schafschur.

5 Denn ihn hat sich der Herr, dein Gott, aus all deinen Samen erwählt, daß er und seine Söhne allezeit im Namen des Herrn den heiligen Dienst verrichten.

6 Will sich ein Levit aus irgendeiner deiner Ortschaften in ganz Israel, wo er sich gerade aufhält, aufmachen und in der ganzen Sehnsucht seines Herzens an den Ort pilgern, den der Herr erwählt hat,

7 so mag er im Namen des Herrn, seines Gottes, den Dienst verrichten wie alle seine Brüder, die Leviten, die dort im Dienst des Herrn stehen.

8 Er soll dann den gleichen Anteil genießen, wie sie, auch wenn sie ihre väterlichen Güter nicht verkauft haben.

 

Verbot der Zauberei und Wahrsagerei

9 Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir geben will, dann gewöhne dich nicht daran, die Greuel jener Völker nachzuahmen!

10 Bei dir soll es niemand geben, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, niemand, der Aberglauben treibt, ein Zeichendeuter, Wahrsager oder Zauberer ist,

11 keinen, der Geister bannt, keinen, der den Geist eines Toten oder einen Wahrsagegeist befragt oder sich an die Toten wendet.

12 Denn ein Greuel ist dem Herrn, wer immer sich mit solchen Dingen befaßt. Ob dieser Greuel wird sie der Herr, dein Gott, vor dir vertreiben.

13 Du aber sollst ganz und gar dem Herrn, deinem Gott, angehören.

14 Denn die Völker, die du aus ihrem Besitz vertreiben sollst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager. Dir aber gestattet der Herr, dein Gott, solches nicht.

 

Verheißung des wahren Prophetentums

15 Einen Propheten wie mich wird der Herr, dein Gott, dir mitten unter deinen Volksgenossen erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören!

16 Darum gerade hast du am Versammlungstag am Horeb den Herrn, deinen Gott, gebeten, als du verlangtest: Ich kann die Stimme des Herrn, meines Gottes, nicht länger mehr hören und dieses gewaltige Feuer nicht mehr sehen. Ich muß sonst sterben.

17 Damals hat der Herr zu mir gesprochen: Sie haben recht mit ihrer Bitte.

18 Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der Mitte ihrer Volksgenossen erwecken. Meine Worte werde ich ihm in den Mund legen, damit er ihnen alles kundtut, was ich ihm gebiete.

19 Wer aber auf meine Worte, die er in meinem Namen verkündet, nicht hört, den werde ich selbst darüber zur Rechenschaft ziehen.

20 Der Prophet aber, der sich untersteht, in meinem Namen zu verkünden, was ich ihm zu verkünden nicht aufgetragen habe, und der im Namen anderer Götter redet: ein solcher Prophet soll sterben!

21 Wenn du aber denkst: Wie soll ich erkennen, welches Wort der Herr nicht gesprochen hat?,

22 so wisse: Wenn das, was ein Prophet im Namen des Herrn verkündet, nicht eintrifft und nicht in Erfüllung geht, so ist das ein Wort, das nicht der Herr gesprochen hat. Vermessentlich hat es der Prophet ausgesprochen. Du brauchst davor keine Furcht zu haben.

 

Kapitel 19: Verschiedene rechtliche Bestimmungen

Das Gesetz über die Zufluchtsstädte

1 Wenn der Herr, dein Gott, die Völker ausgerottet hat, deren Land der Herr, dein Gott, dir geben will, und du nach ihrer Vertreibung in ihren Städten und Häusern dich niedergelassen hast,

2 dann sondere dir in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitz gibt, drei Städte aus!

3 Setze den Weg dorthin gut instand und teile das Gebiet deines Landes, das der Herr, dein Gott, dir zu eigen geben wird, in drei Teile! Jeder Totschläger soll sich dahin flüchten können.

4 Folgende Bestimmung gelte für den Totschläger, der sich dorthin flüchtet, um am Leben zu bleiben: Wer einen anderen unvorsätzlich und ohne ihm schon seit längerer Zeit feind zu sein, getötet hat –

5 z.B. wenn er mit einem anderen in den Wald ging, um Holz zu fällen, und es holt seine Hand mit der Axt aus, um auf den Baum einzuhauen, die Axt aber löst sich vom Stiel los und trifft den anderen, daß er stirbt, so soll ein solcher in eine dieser Städte fliehen können und am Leben bleiben.

6 Sonst setzt der Bluträcher in seinem Zorn dem Totschläger nach und holt ihn – weil der Weg zu weit ist – ein und schlägt ihn tot, obwohl er keine Schuld am Tod hat. Er war ihm ja vorher nicht feind gewesen.

7 Darum gebiete ich dir: Du sollst dir drei Städte absondern.

8 Wenn dann der Herr, dein Gott, dein Gebiet erweitert, wie er deinen Vätern geschworen, und dir das ganze Land gibt, das er deinen Vätern verheißen hat,

9 nachdem du dieses ganze Gesetz, das ich dir heute gebe, gewissenhaft beobachtet und den Herrn, deinen Gott, lieb gehabt hast und allezeit auf seinen Wegen gewandelt bist, so füge zu diesen Städten noch drei andere hinzu;

10 damit in deinem Land, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen geben will, nicht unschuldig Blut vergossen wird und auf dir Blutschuld lastet!

11 Wenn aber jemand einen anderen haßt und ihm auflauert, ihn überfällt und totschlägt und dann in einer dieser Städte Zuflucht sucht,

12 dann sollen die Stadtältesten ihn von dort herausholen lassen und der Hand des Bluträchers überliefern, damit er sterbe.

13 Habe kein Mitleid mit ihm, sondern tilge das unschuldig vergossene Blut aus Israel, damit es dir wohlergehe!

 

Grenzsteine, Zeugenzahl und falsche Zeugen

14 Die Grenzen deines Nachbarn, die die Vorfahren gezogen haben, verrücke nicht auf deinem Besitztum, das du erhalten wirst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir zu eigen geben wird!

15 Ein Zeuge soll gegen niemand allein aufkommen, wenn es sich um ein Verbrechen oder ein Vergehen handelt oder um irgendeine Schuld, die jemand begangen hat. Erst auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin soll eine Entscheidung gefällt werden.

16 Tritt ein falscher Zeuge wider jemand auf, um ihn einer Schuld anzuklagen,

17 sollen die beiden Männer, die miteinander im Streit liegen, in Gegenwart der Priester und Richter, die zur Zeit tätig sind, vor den Herrn hintreten.

18 Die Richter sollen den Fall genau untersuchen. Ergibt sich, daß der Zeuge ein falscher Zeuge war und lügnerische Aussagen gegen seinen Volksgenossen gemacht hat,

19 dann sollt ihr mit ihm so verfahren, wie er an seinem Volkgenossen zu handeln gedachte. So sollst du das Böse aus deiner Mitte vertilgen.

20 Die übrigen sollen es hören und sich fürchten und nie mehr einen solchen Frevel in deiner Mitte verüben.

21 Habe kein Mitleid: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn; Hand um Hand und Fuß um Fuß!

 

Kapitel 20: Die Kriegsdienstpflicht

1 Wenn du zum Kampf gegen deine Feinde ausziehst und Pferde und Wagen und Kriegsvolk erblickst, das zahlreicher ist als du, so habe vor ihnen keine Furcht! Denn der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt, ist mit dir.

2 Wenn ihr in die Schlacht rückt, trete der Priester vor und rede zum Volk

3 und sage ihm: Höre, Israel! Ihr zieht nun gegen eure Feinde in den Kampf. Euer Herz verzage nicht! Fürchtet euch nicht! Bleibt ruhig und erschreckt nicht vor ihnen!

4 Denn der Herr, euer Gott, zieht mit euch in den Kampf gegen eure Feinde und wird euch zum Sieg verhelfen.

5 Die Anführer aber sollen zum Volk sagen: Wer ein neues Haus gebaut und es noch nicht eingeweiht hat, der trete ab und kehre heim, damit er nicht im Kampf fällt und ein anderer es einweiht.

6 Wer einen Weinberg gepflanzt und von ihm noch keinen Ertrag gehabt hat, der trete ab und kehre heim, damit er nicht im Kampf fällt und ein anderer den Ertrag davon an sich nimmt.

7 Wer sich mit einer Frau verlobt und sie noch nicht heimgeführt hat, der trete ab und kehre heim, damit er nicht im Krieg fällt und ein anderer sie heimführt.

8 Ferner sollen die Anführer dem Volk folgendes sagen: Wer furchtsam und verzagt ist, trete ab und kehre heim, damit er nicht auch noch seine Volksgenossen so mutlos macht, wie er selbst ist.

9 Wenn die Anführer ihre Ansprache an das Volk beendet haben, soll man die Truppenführer an die Spitze des Volkes stellen.

 

Kriegführung und Belagerung

10 Wenn du gegen eine Stadt heranziehst, um sie zu belagern, so biete ihr zuerst den Frieden an!

11 Nimmt sie den Frieden an und ergibt sie sich dir, so soll die ganze Bevölkerung, die sich darin findet, dir tribut- und frondienstpflichtig sein.

12 Wenn sie aber auf kein friedliches Abkommen mit dir eingeht, sondern sich für den Kampf mit dir entscheidet, dann belagere sie!

13 Wenn sie der Herr, dein Gott, in deine Gewalt gibt, so töte alles Männliche in ihr mit der Schärfe des Schwertes!

14 Doch die Frauen und Kinder, sowie das Vieh und alles, was sich sonst in der Stadt befindet, die gesamte Beute, nimm für dich! Du kannst frei über die Beute deiner Feinde verfügen, die der Herr, dein Gott, dir gibt.

15 So sollst du mit allen Städten verfahren, die weit von dir entfernt liegen und nicht zu den Städten dieser Völker gehören.

16 Doch in den Städten dieser Völker, die der Herr, dein Gott, dir zum Eigentum geben will, darfst du niemand am Leben lassen.

17 Vollziehe an ihnen unerbittlich den Bann, an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusiter, wie dir der Herr, dein Gott, befohlen hat,

18 damit sie euch nicht zur Nachahmung all der Greuel verführen, die sie ihren Göttern zu Ehren verüben, und ihr euch so gegen den Herrn, euren Gott, versündigt.

19 Wenn du eine Stadt lange Zeit belagern mußt, um ihre Einnahme zu erzwingen, so rode ihre Bäume nicht aus! Lege nicht die Axt an sie! Iß vielmehr die Früchte, sie selbst haue nicht um! Sind etwa die Bäume des Feldes Menschen, daß auch sie von dir belagert werden müßten?

20 Nur die Bäume, von denen du weißt, daß sie keine eßbaren Früchte tragen, darfst du ausroden und umhauen, um gegen die Stadt, die mit dir Krieg führt, Belagerungswerke zu bauen, bis sie fällt.

 

Kapitel 21: Sühnung eines Mordes

1 Wenn jemand in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitz geben will, einen Erschlagenen auf dem Feld liegen sieht, von dem man nicht weiß, wer ihn getötet hat,

2 so sollen deine Ältesten und Richter hinausgehen und die Entfernungen bis zu den Ortschaften abmessen, die in der Umgebung des Erschlagenen liegen.

3 Die Ältesten der Stadt, die dem Erschlagenen am nächsten liegt, sollen eine junge Kuh nehmen, die noch nicht zur Arbeit gebraucht wurde und noch nie im Joch gegangen ist.

4 Die Ältesten dieser Stadt sollen die junge Kuh an einen immerfließenden Bach führen, an eine Stelle, an der noch nie geackert und gesät wurde. Dort sollen sie der jungen Kuh den Hals öffnen, daß das Blut in den Bach hineinfließt.

5 Dann sollen die Priester, die Söhne Levis, hinzutreten. Denn diese hat der Herr, dein Gott, auserwählt, seinen Dienst zu versehen und im Namen des Herrn zu segnen. Nach ihrem Urteil werde jeder Streit und jede Verletzung entschieden.

6 Alle Ältesten dieser Stadt, die dem Erschlagenen am nächsten wohnen, sollen ihre Hände über der jungen Kuh, welcher der Hals in den Bach hinein geöffnet wurde, waschen.

7 Laut sollen sie bezeugen: 'Unsere Hände vergossen dieses Blut nicht, und unsere Augen sahen nichts.

8 Bedecke Israel, dein Volk, das du, o Herr, erlöst hast, und laß kein unschuldig vergossenes Blut inmitten deines Volkes Israel sein! Dann ist das Blut zu ihrem Schutz zugedeckt!'

9 So wirst du das unschuldig vergossene Blut aus deiner Mitte tilgen, wenn du tust, was dem Herrn wohlgefällt.

 

Ehe mit einer Kriegsgefangenen

10 Wenn du gegen deine Feinde zum Krieg ausziehst, und der Herr, dein Gott, sie in deine Gewalt gibt und du von ihnen Gefangene erbeutest

11 und unter den Gefangenen eine schöne Frau siehst und sie gern zur Gattin haben möchtest,

12 so bringe sie in dein Haus! Sie schere dann ihr Haupt, beschneide ihre Nägel,

13 lege ihre Gefangenenkleidung ab und wohne in deinem Haus. Wenn sie ihren Vater und ihre Mutter einen Monat lang betrauert hat, kannst du zu ihr gehen und sie ehelichen. Sie gehört dir dann als Gattin an.

14 Findest du aber keinen Gefallen mehr an ihr, so kannst du sie entlassen. Doch darfst du sie nicht um Geld verkaufen oder sie hart behandeln, weil du sie geschwächt hast.

 

Achtung vor dem Erstgeburtsrecht

15 Wenn ein Mann zwei Frauen hat, eine, die er mehr liebt, und eine andere, die er weniger liebt, und haben sie ihm, die geliebte wie die weniger geliebte, Söhne geschenkt, und stammt der Erstgeborene von der weniger geliebten,

16 so darf er, wenn er sein Vermögen unter seine Söhne verteilen will, nicht dem Sohn der geliebten das Erstgeburtsrecht verleihen unter Zurücksetzung des Erstgeborenen der weniger geliebten.

17 Er muß vielmehr den Erstgeborenen der weniger geliebten Frau als solchen anerkennen und ihm von allem, was er hat, den doppelten Anteil geben. Da dieser der Erstling seiner Kraft ist, steht ihm das Erstgeburtsrecht zu.

 

Bestrafung eines unbotmäßigen Sohnes

18 Wenn jemand einen störrischen und widerspenstigen Sohn hat, der seinem Vater und seiner Mutter nicht gehorcht und auch dann, wenn sie ihn zurechtgewiesen haben, nicht folgt,

19 so sollen sein Vater und seine Mutter ihn ergreifen und vor die Ältesten seiner Stadt, zum Tor seines Wohnortes, führen

20 und zu den Ältesten seiner Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist störrisch und widersetzlich. Er will uns nicht gehorchen. Er ist ein Verschwender und Trunkenbold.

21 Dann sollen ihn alle Männer seiner Stadt zu Tode steinigen. So sollst du das Böse aus deiner Mitte austilgen. Ganz Israel soll es erfahren und sich fürchten.

 

Die Ausstellung am Pfahl

22 Hat jemand ein todeswürdiges Verbrechen begangen und wird er hingerichtet und hängst du ihn an einem Pfahl auf,

23 so darf sein Leichnam nicht über Nacht am Pfahl hängenbleiben. Am gleichen Tag noch mußt du ihn begraben. Denn ein Gehängter ist von Gott verflucht. Verunreinige nicht dein Land, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen geben will!

 

Kapitel 22: Sorge für Verlorenes

1 Wenn du siehst, daß ein Rind deines Volksgenossen oder sein Schaf sich verlaufen hat, so versage ihnen nicht deine Hilfe! Bringe sie deinem Volksgenossen zurück!

2 Wohnt dein Volksgenosse nicht in deiner Nähe oder ist er dir unbekannt, so bringe es in dein Haus! Es soll bei dir bleiben, bis dein Volksgenosse es sucht. Dann gib es ihm zurück!

3 In gleicher Weise verfahre mit seinem Esel und mit seinem Gewand, behandle so jeden verlorenen Gegenstand, der deinem Volksgenossen abhanden gekommen ist und den du gefunden hast! Du darfst deine Hilfe nicht versagen!

4 Wenn du siehst, daß der Esel deines Volksgenossen oder sein Rind auf dem Weg gefallen sind, so versage ihnen deine Hilfe nicht! Hilf ihm, sie wieder aufzurichten!

 

Kleideraustausch

5 Keine Frau darf Männerkleidung tragen, und kein Mann ziehe Frauenkleider an. Denn wer solches tut, ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel.

 

Ausnehmen von Vogelnestern

6 Findest du draußen auf einem Baum oder am Boden ein Vogelnest mit Jungen oder mit Eiern, während die Mutter auf den Jungen oder den Eiern sitzt, dann fange nicht die Mutter mit den Jungen!

7 Laß die Mutter fliegen, falls du die Jungen nimmst, damit es dir wohlergeht und du lange lebst.

 

Geländer auf dem Hausdach

8 Wenn du ein neues Haus baust, so bringe ein Geländer an deinem Dach an, damit du nicht Blutschuld auf dein Haus lädst, wenn jemand hinunterfällt!

 

Verbot gewisser Vermischungen

9 Pflanze nicht zweierlei Gewächse in deinem Weinberg! Sonst verfällt der ganze Ertrag dem Heiligtum: die Saat, die du aussäst, und der Ertrag des Weinbergs.

10 Pflüge nicht mit Ochs und Esel in einem Gespann!

11 Ziehe keine Kleider an, die aus zweierlei Stoff, aus Wolle und Flachs, gewoben sind!

 

Quasten

12 An den vier Zipfeln deines Mantels, mit dem du dich umhüllst, sollst du Quasten anbringen.

 

Beschuldigung der Ehefrau wegen vorehelichen Verkehrs

13 Wenn jemand eine Frau nimmt und mit ihr ehelich lebt, dann aber ihrer überdrüssig wird,

14 ihr schlimme Dinge zur Last legt und sie in schlechten Ruf bringt, indem er sagt: Als ich diese Frau nahm und mich ihr nahte, fand ich sie nicht mehr als Jungfrau,

15 so sollen der Vater und die Mutter der jungen Frau die Spuren der Jungfrauschaft der jungen Frau nehmen und vor die Ältesten der Stadt vor das Tor bringen.

16 Der Vater der jungen Frau soll zu den Ältesten sagen: Meine Tochter habe ich diesem Mann zur Frau gegeben. Weil er ihrer überdrüssig geworden ist,

17 legt er ihr nun schlimme Dinge zur Last, indem er behauptet: Ich habe deine Tochter nicht als Jungfrau befunden. Hier aber sind die Spuren der Jungfrauschaft meiner Tochter. Dann sollen sie das Tuch vor den Ältesten der Stadt ausbreiten.

18 Darauf sollen die Ältesten dieser Stadt den Mann nehmen und ihn züchtigen lassen.

19 Außerdem sollen sie ihm eine Geldbuße von 100 Silberlingen abnehmen und sie dem Vater der jungen Frau geben, weil er eine israelitische Jungfrau in schlechten Ruf gebracht hat. Er muß sie als Frau behalten und darf sie während seines ganzen Lebens nicht entlassen.

20 Wenn aber die Behauptung: Es ist kein Zeichen der Jungfräulichkeit bei der jungen Frau gefunden worden, auf Wahrheit beruht,

21 so führe man die junge Frau vor die Tür ihres Vaterhauses, und die Männer ihrer Heimatstadt sollen sie zu Tode steinigen. Denn sie hat eine Schandtat in Israel begangen: sie trieb Unzucht im Haus ihres Vater. – So sollst du das Böse aus deiner Mitte vertilgen.

 

Ehebruch, Schändung einer Verlobten, Vergewaltigung

22 Wird ein Mann dabei ertappt, daß er sich mit einer verheirateten Frau vergeht, so müssen beide sterben, der Mann, der sich mit der Frau vergangen hat, und die Frau. So sollst du das Böse in Israel ausrotten.

23 Trifft jemand mit einer Jungfrau, die einem Mann verlobt ist, innerhalb der Stadt zusammen und vergeht er sich mit ihr,

24 so sollt ihr beide vor das Stadttor führen und sie zu Tode steinigen: Das Mädchen, weil es in der Stadt nicht um Hilfe rief, und den Mann, weil er die Braut seines Nächsten schwächte. – So sollst du das Böse aus deiner Mitte hinwegschaffen!

25 Trifft jemand die verlobte Jungfrau draußen auf dem Feld, tut er ihr Gewalt an und vergeht er sich mit ihr, so soll der Mann, der sich mit ihr vergangen hat, allein sterben. Dem Mädchen soll man nichts tun.

26 Das Mädchen hat kein todeswürdiges Verbrechen begangen. Der Fall liegt ähnlich, wie wenn jemand einen anderen überfällt und totschlägt.

27 Da er sie draußen auf dem Feld traf, konnte das verlobte Mädchen geschrien haben, ohne daß jemand da war, der ihr geholfen hätte.

28 Trifft jemand eine unverlobte Jungfrau, ergreift sie, vergeht sich mit ihr, und werden sie dabei ertappt,

29 so soll der Mann, der sich mit ihr vergangen hat, dem Vater des Mädchens fünfzig Silberlinge zahlen. Er muß sie zur Frau nehmen, weil er sie geschwächt hat. Er darf sie sein Leben lang nicht entlassen.

 

Kapitel 23: Blutschande

1 Niemand darf die Frau seines Vaters heiraten und die Bettdecke seines Vaters aufheben.

 

Zugehörigkeit zur israelitischen Volksgemeinschaft

2 Keiner, dem der Hoden zerquetscht oder das Glied abgeschnitten ist, darf in die Gemeinde des Herrn aufgenommen werden.

3 Kein Bastard darf in die Gemeinde des Herrn aufgenommen werden. Nicht einmal im zehnten Glied darf er in die Gemeinde des Herrn Aufnahme finden.

4 Kein Ammoniter und kein Moabiter darf zur Gemeinde des Herrn zugelassen werden. Nicht einmal das zehnte Glied von ihnen darf jemals in die Gemeinde des Herrn aufgenommen werden,

5 weil sie euch auf eurem Auszug aus Ägypten mit Speise und Trank nicht entgegengezogen sind und weil sie gegen dich Bileam, Beors Sohn, aus Petor in Mesopotamien gedungen haben, um dich zu verfluchen.

6 Doch der Herr, dein Gott, hat auf Bileam nicht hören wollen, sondern der Herr, dein Gott, hat den Fluch für dich in Segen verwandelt, weil der Herr, dein Gott, dich liebt.

7 Sorge dich niemals, solange du lebst, um ihr Wohl und Glück!

8 Einen Edomiter sollst du nicht verabscheuen. Denn er ist dir blutsverwandt. Auch den Ägypter sollst du nicht verabscheuen, da du in seinem Land Gast gewesen bist.

9 Nachkommen, die ihnen geboren werden, dürfen im dritten Glied in die Gemeinde des Herrn aufgenommen werden.

 

Reinheit des Heerlagers

10 Wenn du gegen deine Feinde ein Lager beziehst, so hüte dich gewissenhaft vor allem Ungehörigen!

11 Ist jemand unter dir, der durch ein nächtliches Begebnis unrein geworden ist, so entferne er sich aus dem Lager. Er darf nicht wieder ins Lager zurückkommen.

12 Wenn der Abend anbricht, soll er sich waschen und bei Sonnenuntergang ins Lager zurückkehren.

13 Außerhalb des Lagers sollst du einen Platz haben, wo du austreten kannst.

14 Bei deinen Geräten sollst du ein Schaufelchen haben. Damit sollst du, wenn du austreten mußt, ein Loch graben und nachher deinen Unrat zudecken.

15 Denn der Herr, dein Gott, zieht in deinem Lager einher, um dich zu schützen und deine Feinde dir preiszugeben. Deshalb soll sein Lager heilig sein, damit er nichts Häßliches bei dir findet und sich von dir abwendet.

 

Verbot der Auslieferung flüchtiger Sklaven

16 Einen Sklaven, der sich vor seinem Herrn zu dir geflüchtet hat, sollst du seinem Herrn nicht ausliefern.

17 Er soll bei dir bleiben, an dem Platz, den er sich in einer deiner Ortschaften, wo es ihm gefällt, aussucht. Du darfst ihn nicht bedrücken.

 

Verbot der Kultprostitution

18 Unter den Töchtern Israels soll es keine geweihten Dirnen geben und unter den Söhnen Israels keinen geweihten Buhler.

19 Du darfst keinen Hurenlohn und kein Buhlergeld wegen eines Gelübdes in das Haus des Herrn, deines Gottes, bringen. Denn beides ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel.

 

Wucher

20 Von deinem Volksgenossen darfst du keinen Zins nehmen, weder für Geld noch für Lebensmittel noch für irgendetwas, das man gegen Zinsen verleiht.

21 Von Ausländern darfst du Zinsen fordern. Von deinen Volkgenossen aber darfst du keine Zinsen nehmen, damit dich der Herr, dein Gott, segnet bei all deinen Werken in dem Land, in das du ziehst, um es in Besitz zu nehmen.

 

Gelübde

22 Wenn du dem Herrn, deinem Gott, ein Gelübde machst, so säume nicht, es zu erfüllen! Denn der Herr, dein Gott, wird es streng von dir fordern. Es haftet wie eine Schuld an dir.

23 Wenn du es aber unterläßt, Gelübde zu machen, so hast du keine Schuld.

24 Was dein Mund verspricht, sollst du gewissenhaft halten; denn freiwillig hast du dem Herrn, deinem Gott, gelobt, was du mit dem Mund ausgesprochen hast.

 

Früchte am Weg

25 Kommst du in den Weinberg deines Nächsten, so kannst du nach Herzenslust Trauben essen.

26 Kommst du durch das Kornfeld deines Nächsten, so darfst du Ähren mit der Hand rupfen. Doch die Sichel darfst du nicht an das Kornfeld deines Nächsten legen.

 

Kapitel 24: Verbot der Wiederaufnahme seiner geschiedenen Ehefrau

1 Wenn ein Mann eine Frau zur Ehe nimmt und sie ihm dann nicht mehr gefällt, weil er an ihr etwas Abstoßendes entdeckt hat, so stelle er ihr den Scheidebrief aus, händige ihr denselben ein und entlasse sie aus seinem Haus.

2 Wenn sie dann aus seinem Haus weggeht und einen anderen heiratet, und wenn auch der zweite Mann ihr abgeneigt wird,

3 ihr den Scheidebrief ausstellt, ihr einhändigt und sie aus seinem Haus entläßt, oder wenn der zweite Mann, der sie zur Frau genommen hat, stirbt,

4 dann darf sie ihr erster Mann, der sie entlassen hatte, nicht wieder heiraten, nachdem sie unrein geworden ist. Denn das ist vor dem Herrn ein Greuel, und du darfst das Land, das der Herr, dein Gott, dir zu eigen geben will, nicht mit Schuld beladen.

 

Befreiung Neuvermählter vom Kriegsdienst

5 Wenn jemand neuvermählt ist, braucht er nicht mit dem Heer ins Feld zu ziehen. Es soll ihm keinerlei Verpflichtung auferlegt werden. Ein Jahr lang sei er für seine Familie frei und erfreue seine Frau, die er heimgeführt hat.

 

Verbotenes Pfandgut

6 Man darf nicht die Handmühle oder den oberen Mühlstein zum Pfand nehmen. Denn damit nimmt man das Leben als Pfand.

 

Menschenraub

7 Wird einer dabei betroffen, wie er einen seiner Volksgenossen, einen Israeliten, raubt, ihn als Sklaven behandelt oder verkauft, so soll dieser Räuber sterben. So sollst du das Böse aus deiner Mitte vertilgen.

 

Aussatz

8 Bei der Krankheit des Aussatzes handle genau und gewissenhaft nach allen Weisungen, die euch die levitischen Priester erteilen! Handle genau so, wie ich ihnen befohlen habe!

9 Denke daran, was der Herr, dein Gott, bei eurem Auszug aus Ägypten unterwegs an Mirjam getan hat.

 

Darlehen und Pfand

10 Wenn du deinem Nächsten ein Darlehen gewährst, dann gehe nicht in sein Haus, um ihm ein Pfand abzunehmen.

11 Bleibe draußen stehen! Der, dem du das Darlehen gegeben hast, soll das Pfand zu dir nach draußen herausbringen.

12 Wenn er ein armer Mann ist, so gehe mit seinem Pfand nicht schlafen!

13 Gib ihm das Pfand zurück, sobald die Sonne untergeht, damit er sich in seinem Mantel schlafen legen kann und dich segnet! Es wird dir vor dem Herrn, deinem Gott, als Verdienst angerechnet werden.

 

Der Lohn des Tagelöhners

14 Übervorteile nicht den bedürftigen und armen Tagelöhner, ob es nun einer deiner Volksgenossen oder einer von den Fremdlingen ist, die in deinem Land, in deinen Ortschaften, sich aufhalten!

15 Am gleichen Tag gib ihm seinen Lohn! Die Sonne soll darüber nicht untergehen; denn er ist arm und sehnt sich danach. Sonst ruft er wider dich zum Herrn, und du hast eine Schuld auf dich geladen.

 

Verbot der Sippenhaft

16 Die Väter sollen nicht wegen ihrer Kinder und die Kinder nicht wegen ihrer Väter getötet werden. Jeder soll nur wegen seines eigenen Vergehens getötet werden.

 

Umgang mit sozial Schwachen

17 Das Recht des Fremdlings oder der Waise darfst du nicht beugen und das Kleid der Witwe nicht pfänden.

18 Denke daran, daß du Knecht warst in Ägypten, und daß der Herr, dein Gott, dich daraus befreit hat! Deshalb befehle ich dir, so zu handeln.

 

Die Nachlese

19 Wenn du auf dem Feld deine Ernte hältst und eine Garbe auf dem Feld vergißt, so kehre nicht zurück, sie zu holen! Dem Fremdling, der Waise und Witwe soll sie gehören, damit dich der Herr, dein Gott, bei allen Werken deiner Hände segnet.

20 Wenn du deine Ölbäume abklopfst, so suche hinterher nicht die Zweige ab! Dem Fremdling, der Waise und Witwe soll es zufallen.

21 Hältst du Lese in deinem Weinberg, so halte nicht noch eine Nachlese! Dem Fremdling, der Waise und Witwe soll es gehören.

22 Denke daran, daß auch du Knecht warst im Land Ägypten! Deshalb gebiete ich dir, so zu handeln.

 

Kapitel 25: Prügelstrafe

1 Erscheinen Männer, die miteinander in Streit geraten sind, vor Gericht, so halte man Gericht über sie. Den Unschuldigen spreche man frei, den Schuldigen verurteile man.

2 Hat der Schuldige Prügel verdient, so soll ihn der Richter hinlegen und ihm in seiner Gegenwart für seine Schuld die entsprechende Anzahl Schläge verabreichen lassen.

3 Vierzig Schläge darf er ihm geben lassen, aber nicht mehr, damit dein Volksgenosse vor dir nicht entehrt werde, wenn man ihm darüber hinaus noch mehr Schläge versetzen würde.

 

Der Ochse beim Dreschen

4 Lege dem Ochsen beim Dreschen keinen Maulkorb an!

 

Die Leviratsehe (Schwagerehe)

5 Wenn Brüder beisammen wohnen und der eine von ihnen stirbt, ohne einen Nachkommen zu hinterlassen, so soll sich die Frau des Verstorbenen nicht nach auswärts an einen fremden Mann verheiraten. Ihr Schwager gehe zu ihr ein, nehme sie zur Frau und erfülle an ihr die Schwagerpflicht.

6 Der Erstgeborene, den sie gebiert, soll den Namen des verstorbenen Bruders führen, damit dessen Name in Israel nicht ausstirbt.

7 Wenn aber der Mann seine Schwägerin nicht heiraten will, so gehe die Schwägerin an das Stadttor vor die Ältesten und sage: Mein Schwager weigert sich, den Namen seines Bruders in Israel fortzupflanzen. Er will mir nicht die Schwagerpflicht leisten.

8 Die Ältesten seiner Stadt sollen ihn dann vorladen und zur Rede stellen. Erscheint er und gibt die Erklärung ab: Ich mag sie nicht heiraten,

9 so trete seine Schwägerin in Gegenwart der Ältesten an ihn heran, ziehe ihm die Schuhe von den Füßen, spucke ihm ins Gesicht und rufe laut aus: So soll es dem ergehen, der das Haus seines Bruders nicht aufbauen will.

10 Sein Haus heiße in Israel nur "Barfüßlerfamilie".

 

Mißgriff beim Streit

11 Wenn Männer miteinander handgemein werden und die Frau des einen herbeieilt, um ihren Mann aus den Händen dessen, der ihn schlägt, zu befreien, und greift sie zu und packt ihn bei den Schamteilen,

12 so haue ihr ohne Erbarmen die Hand ab!

 

Richtiges Maß und Gewicht

13 Trage in deinem Beutel nicht zweierlei Gewicht, ein schwereres und ein leichteres!

14 In deinem Haus sollst du nicht zweierlei Maß haben, ein größeres und ein kleineres

15 Volles und richtiges Gewicht, volle und richtig Maße sollst du führen, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir geben will.

16 Denn ein jeder, der solches tut, jeder, der Unredlichkeit übt, ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel.

 

Ausrottung der Amalekiter

17 Denke daran, was dir die Amalekiter unterwegs getan haben, als ihr aus Ägypten zogt.

18 Auf dem Marsch überfielen sie dich. Da du müde und erschöpft warst, hieben sie bei deiner Nachhut alle nieder, die hinter dir vor Ermattung zurückgeblieben waren, ohne Furcht vor Gott.

19 Wenn einst der Herr, dein Gott, dir vor all deinen Feinden ringsum Ruhe verschafft hat in dem Land, das dir der Herr, dein Gott, als Besitz zu eigen geben will, dann lösche aus unter dem Himmel, was an Amalek erinnert! Vergiß das nicht!

 

Kapitel 26: Gebet bei der Darbringung der Erstlinge

1 Bist du in das Land gekommen, das der Herr, dein Gott, dir zu eigen geben will, hast du es in Besitz genommen und dich darin wohnlich eingerichtet,

2 so nimm einen Teil von den Erstlingen aller Feldfrüchte, die du von dem Land, das der Herr, dein Gott, dir geben will, geerntet hast und lege ihn in einen Korb! Dann ziehe an den Ort, den sich der Herr, dein Gott, als Wohnstätte seines Namens erwählen wird!

3 Geh dort zum Priester, der in jener Zeit den Dienst verrichtet, und sage ihm: Ich danke heute dem Herrn, deinem Gott, daß ich in das Land gelangt bin, das ihnen zu verleihen der Herr unseren Väter zugeschworen hat.

4 Hierauf nehme der Priester den Korb aus deiner Hand und stelle ihn vor den Altar des Herrn, deines Gottes.

5 Dann richte er folgendes Gebet an den Herrn, deinen Gott: 'Ein umherirrender Aramäer war mein Stammvater. Mit wenigen Leute ist er nach Ägypten gezogen und hat sich dort aufgehalten. Dort ist er zu einem großen, starken und zahlreichen Volk herangewachsen.

6 Als uns aber die Ägypter mißhandelten und bedrückten und uns harten Frondienst auferlegten,

7 haben wir zum Herrn, dem Gott unserer Väter, um Hilfe geschrien. Und der Herr hat unser Flehen erhört und auf unser Elend, unsere Mühsal und Bedrängnis herabgesehen:

8 Der Herr hat uns mit starker Hand und hocherhobenem Arm, mit furchtbarer Macht und unter Zeichen und Wundern aus Ägypten geführt.

9 Er brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land, ein Land, das von Milch und Honig überfließt.

10 Nun bringe ich hier Erstlinge von den Früchten des Lande, das du mir, o Herr, gegeben hast.' – Dann lasse den Korb vor dem Herrn, deinem Gott, stehen und bete den Herrn, deinen Gott, an!

11 Freue dich mit den Leviten und Fremdlingen, die bei dir wohnen, an all dem Guten, das der Herr, dein Gott, dir und deiner Familie verliehen hat!

 

Gebet bei der Entrichtung des Zehnten

12 Wenn du im dritten Jahr, dem Zehntjahr, den ganzen Zehnten deines Ernteertrages abgesondert und ihn den Leviten, Fremdlingen, Waisen und Witwen übergeben hast, damit sie sich an deinem Wohnort davon satt essen,

13 so bete vor dem Herrn, deinem Gott: Ich habe das Geweihte aus dem Haus geschafft und es den Leviten, Fremdlingen, Waisen und Witwen gegeben genau nach der Weisung, die du mir gegeben hast. Keine deiner Anordnungen habe ich übertreten oder vergessen.

14 Ich habe nichts davon gegessen, als ich in Trauer war, und nichts davon fortgebracht, als ich unrein war. Nichts davon habe ich zu einer Totenspende verwendet. Ich gehorchte dem Herrn, meinem Gott, und tat, wie du mir geboten.

15 Blicke herab von deiner heiligen Wohnung, vom Himmel, und segne dein Volk Israel und das Land, das du uns gegeben hast, wie du unseren Vätern geschworen, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. –

 

Die Bundesformel

16 Am heutigen Tag befiehlt dir der Herr, dein Gott, diese Gesetze und Verordnungen zu halten. So beachte und befolge sie aus ganzem Herzen und von ganzer Seele!

17 Heute hast du dir vom Herrn erklären lassen, daß er dein Gott sein will und daß du auf seinen Wegen zu wandeln und seine Gebote, Vorschriften und Rechtsbestimmungen zu beobachten und ihm zu gehorchen hast.

18 Der Herr aber hat dich heute erklären lassen, daß du das Volk sein willst, das sein Eigentum ist, wie er dir versprochen hat, und daß du bereit bist, all seine Vorschriften zu beobachten.

19 Er will dich über alle Völker, die er schuf, erheben zu Ruhm, Ehre und Ansehen. Und du sollst dem Herrn, deinem Gott, ein heiliges Volk sein, wie er geboten hat."

 

Kapitel 27: Dritte Rede: Abschluß des Gesetzes

Die Gesetzessteine im Westjordanland

1 Mit den Ältesten Israels gebot Mose dem Volk: "Beobachtet alle Gebote, die ich euch heute gebe!

2 Wenn ihr über den Jordan in das Land zieht, das der Herr, dein Gott, dir geben will, so richte dir große Steine auf, übertünche sie mit Kalk

3 und schreibe darauf, sobald du hinübergezogen bist, alle Worte dieses Gesetzes, damit du in das Land gelangst, das der Herr, dein Gott, dir geben will, ein Land, das von Milch und Honig überfließt, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir verheißen hat!

4 Nachdem ihr über den Jordan gezogen seid, sollt ihr diese Steine, über die ich euch heute Anweisung gegeben habe, auf dem Berg Ebal aufstellen und sie mit Kalk übertünchen.

5 Baue dort auch einen Altar zu Ehren des Herrn, deines Gottes, einen Altar aus Steinen, die du nicht mit Eisenwerkzeugen bearbeitet hast.

6 Aus unbehauenen Steinen sollst du den Altar des Herrn, deines Gottes, errichten. Dann bringe auf ihm dem Herrn, deinem Gott, Brandopfer dar!

7 Schlachte Friedopfer und halte daselbst ein Opfermahl! Sei fröhlich vor dem Herrn, deinem Gott!

8 Schreibe auf die Steine deutlich und sorgfältig alle Worte dieses Gesetzes!"

 

Die Fluchformeln

9 Mose und die levitischen Priester richteten noch folgende Worte an ganz Israel: "Schweige still, Israel, und höre! Heute bist du das Volk des Herrn, deines Gottes, geworden.

10 Gehorche den Befehlen des Herrn, deines Gottes, und halte seine Gebote und Satzungen, die ich dir heute gebe!"

11 Am gleichen Tag gebot Mose dem Volk:

12 "Sobald ihr über den Jordan gezogen seid, sollen sich die einen auf dem Berg Garizim aufstellen, um das Volk zu segnen, nämlich Simeon, Levi, Juda, Issachar, Josef und Benjamin.

13 Die anderen sollen sich auf dem Berg Ebal aufstellen, um zu fluchen, nämlich Ruben, Gad, Ascher, Sebulon, Dan und Naftali.

14 Die Leviten sollen anheben und mit lauter Stimme zu allen Israeliten sagen:

15 Verflucht sei, wer ein Schnitz- oder Gußbild, einen Greuel für den Herrn, ein Werk von Künstlerhand, anfertigen läßt und es heimlich aufstellt! Das ganze Volk soll darauf zu Antwort geben: Amen! (So sei es!)

16 Verflucht sei, wer seinen Vater oder seine Mutter verachtet! Das ganze Volk antworte: Amen!

17 Verflucht sei, wer den Grenzstein seines Nachbarn verrückt! Das ganze Volk antworte: Amen!

18 Verflucht sei, wer einen Blinden auf dem Weg irreführt! Das ganze Volk antworte: Amen!

19 Verflucht sei, wer das Recht des Fremdlings, der Waise und Witwe beugt! Das ganze Volk antworte: Amen!

20 Verflucht sei, wer sich mit der Frau seines Vaters vergeht! Das ganze Volk antworte: Amen!

21 Verflucht sei, wer sich mit einem Tier vergeht! Das ganze Volk antworte: Amen!

22 Verflucht sei, wer sich mit seiner Schwester vergeht, sei es die Tochter seines Vaters oder seiner Mutter! Das ganze Volk antworte: Amen!

23 Verflucht sei, wer sich mit seiner Schwägerin vergeht! Das ganze Volk antworte: Amen!

24 Verflucht sei, wer seinen Nächsten heimlich erschlägt! Das ganze Volk antworte: Amen!

25 Verflucht sei, wer sich bestechen läßt, unschuldiges Blut zu vergießen! Das ganze Volk antworte: Amen!

26 Verflucht sei, wer die Gebote dieses Gesetzes nicht hält und befolgt! Das ganze Volk antworte: Amen!

 

Kapitel 28: Gehorsam oder Ungehorsam – Segen oder Fluch

1 Wenn du dem Herrn, deinem Gott, getreulich gehorchst und alle seine Gebote, die ich dir heute gebe, gewissenhaft beobachtest, so wird dich der Herr, dein Gott, über alle Völker der Erde erheben.

2 Alle die folgenden Segnungen werden über dich kommen und bei dir eintreffen, wenn du dem Herrn, deinem Gott, gehorchst.

3 Gesegnet wirst du sein in der Stadt und gesegnet auf dem Feld.

4 Gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Ackers, die Frucht deines Viehs, der Wurf deiner Rinder und die Tracht deiner Schafe.

5 Gesegnet wird sein dein Erntekorb und dein Backtrog.

6 Gesegnet wirst du sein bei deiner Ankunft und gesegnet bei deinem Weggang.

7 Der Herr wird deine Feinde, die sich gegen dich erheben, vor dir niederstrecken. Auf einem Weg ziehen sie gegen dich, doch auf sieben Wegen fliehen sie vor dir.

8 Der Herr wird dir Segen verleihen in deinen Vorratskammern und bei allen Werken deiner Hände. Er wird dich segnen in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir geben will.

9 Der Herr wird dich zu seinem heiligen Volk machen, wie er dir geschworen hat, wenn du die Gebote des Herrn, deines Gottes, beobachtest und auf seinen Wegen wandelst.

10 Alle Völker der Erde werden sehen, daß du mit Recht 'Volk des Herrn' genannt wirst, und dich fürchten.

11 Der Herr wird dich überhäufen mit Gütern, mit der Frucht deines Leibes, des Viehes und des Ackers in dem Land, das dir zu verleihen der Herr deinen Väter zugeschworen hat.

12 Der Herr wird für dich seine reiche Schatzkammer, den Himmel, öffnen, um deinem Land zu rechten Zeit Regen zu spenden und alle Arbeit deiner Hände zu segnen. Dann kannst du vielen Völkern leihen, ohne selbst borgen zu müssen.

13 Der Herr wird dich zum Haupt machen und nicht zum Schwanz. Du wirst nur oben sein und niemals unten, wenn du den Geboten des Herrn, deines Gottes, die ich dir heute gebe, gehorchst und sie gewissenhaft beobachtest.

14 Von allem, was ich dir heute gebiete, weiche weder nach rechts noch nach links ab, indem du anderen Götter nachgehst und ihnen dienst!

15 Wenn du aber dem Herrn, deinem Gott, nicht gehorchst und all seine Gebote und Satzungen, die ich dir heute gebe, nicht gewissenhaft befolgst, so werden alle folgenden Flüche über dich kommen und dich treffen:

16 Verflucht wirst du sein in der Stadt, verflucht auf dem Feld.

17 Verflucht wird sein dein Erntekorb und dein Backtrog.

18 Verflucht wird sein die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Ackers, der Wurf deiner Rinder und die Tracht deiner Schafe.

19 Verflucht wirst du sein bei deiner Ankunft und verflucht bei deinem Weggang.

20 Der Herr wird dir Fluch, Verwirrung und Schrecken schicken bei allen Arbeiten, die du unternimmst, bis du in kurzer Zeit ganz zugrunde gegangen bist ob deiner bösen Taten, durch die du den Abfall von mir vollzogen hast.

21 Der Herr wird die Pest über dich bringen, bis er dich ganz aus dem Land ausgerottet hat, in das du ziehen willst, um es in Besitz zu nehmen.

22 Der Herr wird dich schlagen mit Schwindsucht, Fieber, Entzündung, Hitze, Krieg, Getreidebrand und Mißwachs. Diese Plagen werden dich verfolgen, bis du zugrunde gegangen bist.

23 Der Himmel über deinem Haupt wird zu Erz und die Erde unter deinen Füßen zu Eisen werden.

24 Der Herr wird den Regen in deinem Land in Flugsand und Staub verwandeln. Sie fallen vom Himmel auf dich herab, bis du vernichtet bist.

25 Der Herr wird dich vor deinen Feinden niederstrecken. Auf einem Weg ziehst du gegen sie, doch auf sieben Wegen wirst du vor ihnen fliehen. Für alle Reiche der Erde wirst du zum Schreckbild.

26 Deine Toten werden allen Vögeln des Himmels und den wilden Tieren zum Fraß dienen, und niemand wird sie verscheuchen.

27 Der Herr wird dich schlagen mit dem ägyptischen Geschwür, mit Beulen, Krätze und Grind, davon du nicht mehr geheilt werden kannst.

28 Der Herr wird dich schlagen mit Wahnsinn, Blindheit und Verwirrung des Geistes.

29 Am hellen Mittag tappst du umher, wie der Blinde im Finstern tappt. Bei deinen Unternehmungen wirst du kein Glück haben. Allezeit wirst du bedrückt und beraubt werden, ohne daß dir jemand hilft.

30 Du verlobst dich mit einer Frau, doch ein anderer wird sich mit ihr abgeben. Du baust dir ein Haus, doch du wirst nicht darin wohnen. Du legst einen Weinberg an, doch kannst du seine Frucht nicht genießen.

31 Dein Rind wird vor deinen Augen geschlachtet, doch bekommst du nichts davon zu essen. Dein Esel wird dir vor den Augen geraubt und kehrt nicht mehr zu dir zurück. Dein Kleinvieh fällt deinen Feinden anheim, und niemand kommt dir zu Hilfe.

32 Deine Söhne und Töchter werden einem fremden Volk als Beute zufallen. Deine Augen müssen es ansehen und vergehen in stetem Weh nach ihnen. Doch du bist machtlos.

33 Die Frucht deines Bodens und den ganzen Ertrag deiner Mühen wird ein Volk verzehren, das du nicht kennst. Du wirst ständig unterdrückt und allezeit mißhandelt sein.

34 Wahnsinnig wirst du werden beim Anblick dessen, was du mit eigenen Augen ansehen mußt.

35 Der Herr wird dich schlagen mit bösen Geschwüren an den Knien und Schenkeln, so daß an dir nichts heil bleibt von der Fußsohle bis zum Scheitel.

36 Der Herr wird dich und den König, den du über dich setzen wirst, wegführen zu einem Volk, das du und deine Väter nicht gekannt haben. Du wirst dort fremden Göttern von Holz und Stein dienen.

37 Du wirst ein Gegenstand des Entsetzens, des Spottes und Hohnes werden bei allen Völkern, zu denen der Herr dich führen wird.

38 Samen wirst du in Menge aufs Feld bringen, doch nur wenig davon ernten, weil die Heuschrecken es abfressen.

39 Weinberge wirst du pflanzen und bebauen. Doch den Wein wirst du nicht trinken und auf Vorrat legen, weil der Wurm ihn frißt.

40 Ölbäume wirst du in deinem ganzen Gebiet haben, doch du kannst dich nicht mit Öl salben, weil deine Oliven abfallen.

41 Söhne und Töchter wirst du haben, doch sie gehören dir nicht, weil sie in die Gefangenschaft wandern.

42 All deine Bäume und deine Feldfrucht wird das Ungeziefer vernichten.

43 Der Fremdling, der bei dir weilt, wird immer höher über dich emporkommen. Du aber sinkst immer tiefer herab.

44 Er borgt dir; doch du kannst ihm nicht borgen. Er wird zum Haupt werden, du aber zum Schwanz.

45 Alle diese Flüche werden über dich kommen, dich verfolgen und dich treffen, bis du vernichtet bist, wenn du dem Herrn, deinem Gott, nicht gehorchst und seine Gebote und Satzungen, die er dir gab, nicht beobachtest.

46 Sie werde dir und deinen Nachkommen als Zeichen und Wunder immerdar anhaften.

47 Wenn du dem Herrn, deinem Gott, trotz allen Überflusses nicht freudig und gern hast dienen wollen,

48 so sollst du in Hunger und Durst, in Blöße und gänzlichem Mangel deinen Feinden hörig sein, die der Herr gegen dich schickt. Er wird dir ein eisernes Joch auf den Nacken legen, bis er dich vernichtet hat.

49 Der Herr wird aus weiter Ferne, vom Ende der Welt, ein Volk gegen dich heranführen, das wie ein Adler fliegt, ein Volk, dessen Sprache du nicht verstehst,

50 Ein Volk mit hartem Blick, das den Greis nicht schont und mit dem Jüngling kein Erbarmen hat.

51 Es wird den Nachwuchs deines Viehes und den Ertrag deines Feldes verzehren, bis du vernichtet bist. Es wird dir nicht übriglassen an Getreide, Most und Öl, vom Wurf der Rinder und von der Tracht des Kleinviehs, bis es dich zugrunde gerichtet hat.

52 Es wird dich in allen deinen Städten belagern, bis deine hohen und festen Mauern, auf die du dein Vertrauen setzt, in deinem ganzen Land fallen. Es wird dich belagern in allen deinen Städten, im ganzen Land, das dir der Herr, dein Gott, geben will.

53 Dann verzehrst du in der Not und Bedrängnis, in die dich dein Feind versetzt, deine eigene Leibesfrucht, das Fleisch deiner Söhne und Töchter, die der Herr, dein Gott, dir geschenkt hat.

54 Selbst der Weichligste und Verwöhnteste bei dir wird voll Mißgunst sein gegen seinen Bruder, seine Frau an seiner Seite und seine Kinder, die ihm noch blieben.

55 Keinem von ihnen gibt er vom Fleisch seiner Kinder, das er verzehrt, weil er nichts anderes mehr hat in der Not und Bedrängnis, in die dein Feind dich in allen deinen Städten bringt.

56 Selbst die weichlichste und verwöhnteste Frau bei dir, die es nicht wagte, ihren Fuß auf die bloße Erde zu setzen, weil sie zu verzärtelt und verweichlicht war, wird mißgünstig gegen den Mann an ihrer Seite, gegen ihren Sohn und ihre Tochter,

57 wegen der Nachgeburt, die aus ihrem Schoß kommt, oder wegen der Kinder, denen sie das Leben schenkt. Denn aus Mangel an allem verzehrt sie dies heimlich in der Not und Bedrängnis, in die dein Feind dich in deinen Städten bringt.

58 Wenn du nicht gewissenhaft alle Gebote dieses Gesetzes beobachtest, die in diesem Buch verzeichnet sind, und diesen erhabenen und ehrfurchtgebietenden Namen, den Herrn, deinen Gott, nicht fürchtest,

59 so schickt der Herr dir und deinen Nachkommen außerordentliche Heimsuchungen, schwere und andauernde Plagen, schlimme und anhaltende Krankheiten.

60 Alle Plagen Ägyptens, vor denen dir graut, wird er über dich bringen, und sie werden sich bei dir festsetzen.

61 Dazu wird der Herr noch alle Krankheiten und Heimsuchungen, die in diesem Gesetzbuch nicht aufgezeichnet sind, über dich bringen, bis du vernichtet bist.

62 Ihr werdet nur in geringer Zahl übrigbleiben, wäret ihr auch vorher den Sternen des Himmels gleichgekommen, falls du dem Herrn, deinem Gott, nicht gehorchst.

63 Wie der Herr seine Freude bei euch daran hatte, euch Gutes zu tun und euch zu mehren, so wird jetzt der Herr seine Freude bei euch darin sehen, euch zu verderben und zu vernichten. Ihr werdet aus dem Land herausgerissen werden, in das du ziehst, um es in Besitz zu nehmen.

64 Der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen. Dort wirst du anderen Göttern dienen, die dir und deinen Vätern unbekannt waren, Göttern von Holz und Stein.

65 Unter diesen Völkern wirst du keine Ruhe genießen. Keine Ruhestatt gibt es für deinen Fuß. Dort senkt dir der Herr Angst ins Herz, Heimweh in die Augen und Kummer in die Seele.

66 Dein Leben siehst du an einem Faden hängen. Du zitterst bei Tag und Nacht und fühlst dich deines Lebens nie sicher.

67 Am Morgen sagst du: Wäre es doch Abend!, und am Abend sagst du: Wäre es doch Morgen! infolge der Herzensangst, die du haben wirst und wegen alles dessen, was du mit eigenen Augen sehen mußt.

68 Dann wird der Herr dich auf Schiffen nach Ägypten zurückbringen, auf dem Weg, von dem ich dir sagte: Du sollst ihn nie mehr wiedersehen! Dort müßt ihr euch euren Feinden als Sklaven und Sklavinnen zum Verkauf anbieten lassen. Doch niemand mag euch kaufen."

69 Das sind die Worte des Bundes, den Mose im Auftrag des Herrn mit den Israeliten im Land Moab schloß, außer dem Bund, den er mit ihnen am Horeb eingegangen war.

 

Kapitel 29: Vierte Rede: Das Bundesverhältnis zwischen Gott und Israel

Rückblick auf Gottes bisherige Führung

1 Mose berief ganz Israel und sagte zu ihm: "Ihr habt alles gesehen, was der Herr vor euren Augen in Ägypten dem Pharao, all seinen Dienern und seinem ganzen Land hat widerfahren lassen:

2 Die großen Machterweise, die du mit eigenen Augen gesehen hast, jene großen Zeichen und Wunder.

3 Gleichwohl hat euch der Herr bis heute keinen Verstand zum Erkennen, keine Augen zum Sehen, keine Ohren zum Hören gegeben:

4 Ich habe euch vierzig Jahre lang durch die Wüste geführt. Die Kleider an eurem Leib sind nicht zerschlissen. Deine Schuhe nutzten sich nicht ab an deinen Füßen.

5 Ihr habt kein Brot gegessen, ihr habt keinen Wein und kein starkes Getränk getrunken. Ihr solltet so erkennen: ich bin der Herr, euer Gott.

6 Als ihr an diesen Ort kamt, zog uns Sihon, der König von Heschbon, und Og, der König von Baschan, zum Kampf entgegen. Doch wir schlugen sie.

7 Wir eroberten ihr Land und gaben es den Rubenitern, Gaditern und dem halben Stamm Manasse als Erbbesitz.

8 So beobachtet und befolgt nun die Gebote dieses Bundes, damit ihr Erfolg habt bei allem, was ihr unternehmt!

 

Die Bundespflicht für die Nachkommen

9 Ihr alle steht heute vor dem Herrn, eurem Gott: eure Stammeshäupter, eure Richter, eure Ältesten und eure Vorsteher, alle Männer aus Israel,

10 eure Kinder, eure Frauen, auch der Fremdling, der bei dir im Lager ist, von den Holzhauern bis zu den Wasserschöpfern.

11 Ihr sollt euch auf den Bund mit dem Herrn, deinem Gott, und auf den eidlich bekräftigten Vertrag verpflichten, den der Herr, dein Gott, heute mit dir eingeht.

12 So will er dich heute zu seinem Volk erheben und dein Gott sein, wie er dir verheißen und wie er deinen Väter, dem Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat.

13 Doch nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund und diesen eidlich bekräftigten Vertrag ab,

14 sondern auch mit denen, die heute mit uns hier vor dem Herrn, unserem Gott, stehen, und mit denen, die heute nicht mit uns hier gegenwärtig sind.

 

Warnung vor Götzendienst und Bundesbruch

15 Ihr erinnert euch doch noch, wie wir in Ägypten wohnten und mitten durch die Völker zogen, durch die ihr gekommen seid.

16 Ihr habt ihre abscheulichen Götzen von Holz und Stein, von Silber und Gold gesehen, die sie haben.

17 Möge es unter euch keinen Mann, keine Frau, kein Geschlecht und keinen Stamm geben, die sich heute vom Herrn, unserem Gott, abwenden! Unter euch darf es doch keine Wurzel geben, die Gift und Wermut hervorbringt.

18 Niemand, der den Inhalt dieses Schwurbündnisses gehört hat, soll sich dennoch Segen versprechen und denken: Es wird mir doch gut gehen, auch wenn ich meinem eigenen Sinn folge. Dadurch würde das Bewässerte mit dem Vertrockneten hinweggerafft werden.

19 Einem solchen wird der Herr nie verzeihen wollen, sondern schnell lodert dann der Zorn und Grimm des Herrn gegen ihn auf. Alle Flüche, die in diesem Buch aufgezeichnet sind, werden sich auf ihn legen, und der Herr wird seinen Namen unter dem Himmel auslöschen.

20 Der Herr wird ihn zum Unheil aus allen Stämmen Israels aussondern, gemäß all den Bundesflüchen, die in diesem Gesetzbuch aufgezeichnet sind.

21 Das künftige Geschlecht, eure Kinder, die nach euch erstehen, und der Ausländer, der aus fernem Land kommt, werden Fragen stellen, wenn sie die Schicksalsschläge und Krankheiten dieses Landes sehen, mit denen der Herr es heimgesucht hat.

22 Sein ganzer Boden ist eine schweflige, salzige, ausgebrannte Stätte. So daß er nicht besät werden und nichts sprossen lassen kann. Kein Gewächs kann da aufkommen. Es herrscht eine Verwüstung wie die von Sodom und Gomorra, Adma und Zebojim, die der Herr in seinem Grimm und Zorn von Grund aus zerstörte.

23 Ja, alle Völker werden fragen: Warum hat der Herr diesem Land solches widerfahren lassen? Warum diese schreckliche Zornesglut?

24 Dann wird man antworten: Weil sie den Bund des Herrn, des Gottes ihrer Väter, gebrochen haben, den er mit ihnen geschlossen hat, als er sie aus Ägypten führte,

25 und hingegangen sind, fremden Göttern zu dienen und sie anzubeten, Götter, die ihnen unbekannt waren und die er ihnen nicht zugeteilt hatte.

26 Darum entbrannte der Zorn des Herrn über dieses Land so, daß er darüber alle Flüche kommen ließ, die in diesem Buch aufgezeichnet sind.

27 Deshalb riß der Herr sie in Zorn und Grimm und gewaltiger Erbitterung aus ihrem Land aus und schleuderte sie fort in ein anderes Land, wie es heute der Fall ist.

28 Das Verborgene steht beim Herrn, unserem Gott. Das Geoffenbarte gilt uns und unseren Kindern für immer, damit wir alle Gebote dieses Gesetzes erfüllen.

 

Kapitel 30: Gottes Barmherzigkeit gegen das bußfertige Volk

1 Wenn all das – der Segen und der Fluch – was ich dir in Aussicht gestellt habe, über dich gekommen ist, dann nimm es dir zu Herzen unter all den Völkern, unter die dich der Herr, dein Gott, verstoßen hat!

2 Bekehre dich mit deinen Kindern aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele zum Herrn, deinem Gott, und gehorche ihm in allem, was ich dir heute befehle!

3 Dann wird der Herr, dein Gott, dein Geschick wenden, sich deiner erbarmen und dich wieder aus all den Völkern sammeln, unter die dich der Herr, dein Gott, zerstreut hat.

4 Hätte er dich auch ans Ende des Himmels versprengt, der Herr, dein Gott, sammelt dich wieder und holt dich von dort zurück.

5 Der Herr, dein Gott, bringt dich in das Land, das deine Väter zu eigen halten. Du sollst es wieder besitzen. Er wird dich glücklicher und zahlreicher machen, als deine Väter waren.

6 Der Herr, dein Gott, wird dann dir und deinen Nachkommen das Herz beschneiden, damit du den Herrn, deinen Gott, liebst von ganzem Herzen und von ganzer Seele um deines Lebens willen.

7 Alle jene Flüche läßt dann der Herr, dein Gott, über deine Feinde und Widersacher hereinbrechen, die dich verfolgt haben.

8 Dann wirst du wieder dem Herrn gehorchen und alle seine Gebote, die ich dir heute gebe, befolgen.

9 Der Herr, dein Gott, wird dir bei allem, was du unternimmst, Überfluß an Gütern geben: an Kindersegen, an Viehnachwuchs und an Bodenerträgen. Denn der Herr wird, wie er an deinen Vätern Freude hatte, zu deinem Heil wieder Freude an dir haben

10 darüber, daß du dem Herrn, deinem Gott, gehorchst und seine Gebote und Satzungen befolgst, die in diesem Gesetzbuch aufgezeichnet sind, und darüber, daß du aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele wieder zum Herrn, deinem Gott, zurückkehrst.

 

Leichte Ausführbarkeit des Gesetzes

11 Das Gesetz, das ich dir heute gebe, ist für dich nicht zu schwer und nicht unerreichbar.

12 Es ist nicht im Himmel, daß du sagen müßtest: Wer wird für uns in den Himmel hinaufsteigen, um es uns zu holen und zu verkünden, damit wir es befolgen können.

13 Es ist auch nicht jenseits des Meeres, daß du sagen müßtest: Wer wird für uns über das Meer fahren, um es uns zu holen und zu verkünden, damit wir es befolgen können?

14 Nein, ganz nahe ist dir das Wort. In deinen Mund, in dein Herz ist es gelegt, so daß du es befolgen kannst.

 

Wahl zwischen Leben und Tod

15 Siehe, heute lege ich dir Leben und Glück, Tod und Unglück vor.

16 Was ich dir heute befehle, ist, daß du den Herrn, deinen Gott, liebst, auf seinen Wegen wandelst und seine Gebote, Satzungen und Anordnungen beobachtest. Dann wirst du am Leben bleiben und dich mehren, und der Herr, dein Gott, wird dich segnen in dem Land, in das du ziehst, um es in Besitz zu nehmen.

17 Wenn dein Herz sich abwendet und du nicht gehorchst, wenn du dich verführen läßt, fremde Götter anzubeten und ihnen zu dienen,

18 so versichere ich euch heute schon, daß ihr zugrunde gehen werdet. Dann werdet ihr nicht lange in dem Land leben, in das ihr über den Jordan hinüberziehen wollt, um es in Besitz zu nehmen.

19 Ich rufe heute Himmel und Erde gegen euch als Zeugen an: Leben und Tod, Segen und Fluch habe ich dir vorgelegt. So wähle denn das Leben, damit du am Leben bleibst, du und deine Nachkommen!

20 Liebe den Herrn, deinen Gott, gehorche ihm und sei ihm treu ergeben! Denn davon hängt dein Leben und die lange Dauer deiner Tag ab, die du in dem Land zubringen darfst, das der Herr deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zu geben geschworen hat."

 

Kapitel 31: Anhang: Die letzten Lebenstage des Mose

Einsetzung Josuas zum Volksführer

1 Mose ging hin und hielt folgende Rede an ganz Israel.

2 Er sagte zu ihnen: "Ich bin nun 120 Jahre alt und kann nicht mehr ausrücken und heimkehren. Auch hat der Herr mir gesagt: Du darf den Jordan da nicht überschreiten.

3 Der Herr, dein Gott, zieht vor dir hinüber. Er vertreibt diese Völker vor dir, so daß du an ihre Stelle treten kannst. Auch Josua zieht vor dir hinüber, wie der Herr angeordnet hat.

4 Der Herr wird mit ihnen verfahren, wie er es mit den Amoriterkönigen Sihon und Og und ihrem Land gemacht hat, die er vertilgt hat.

5 Wenn der Herr sie in eure Gewalt gegeben hat, dann geht gegen sie ganz nach dem Befehl vor, den ich euch gegeben habe.

6 Seid mutig und tapfer! Fürchtet euch nicht! Erschreckt nicht vor ihnen! Denn der Herr, dein Gott, zieht selbst mit dir! Er läßt und verläßt dich nicht."

7 Mose berief nun Josua und gab ihm in Gegenwart von ganz Israel folgenden Auftrag: "Sei mutig und tapfer! Denn du sollst mit diesem Volk in das Land ziehen, das ihnen zu verleihen der Herr ihren Väter eidlich zugesichert hat. Du sollst es unter sie als Besitz verteilen.

8 Der Herr selbst ist es, der vor dir herzieht. Er ist mit dir. Er läßt und verläßt dich nicht. Sei furchtlos und unverzagt!"

 

Anordnung betreffs Vorlesung des Gesetzes

9 Mose schrieb dieses Gesetz nieder und übergab es den Priestern, den Söhnen Levis, die die Bundeslade des Herrn trugen, und allen Ältesten Israels.

10 Mose erteilte ihnen folgenden Auftrag: "Nach Verlauf von sieben Jahren, im Erlaßjahr, am Laubhüttenfest,

11 wenn ganz Israel vor dem Herrn, deinem Gott, an dem Ort erscheint, den er sich erwählt hat, sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel laut vorlesen.

12 Versammele das Volk, die Männer, Frauen und Kinder, sowie den Fremdling, der sich bei dir in deinen Ortschaften aufhält, damit sie es hören und den Herrn, euren Gott, fürchten und alle Bestimmungen dieses Gesetzes genau beobachten lernen.

13 Ihre Kinder, die es noch nicht kennengelernt haben, sollen es hören und den Herrn, euren Gott, fürchten lernen, solange ihr in dem Land lebt, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen."

 

Gott kündigt den Tod des Mose und den Abfall Israels an

14 Hierauf sprach der Herr zu Mose: "Siehe, deine Tage gehen dem Tod zu. Berufe den Josua! Tretet in das Offenbarungszelt, daß ich ihm meine Befehle gebe!" – Mose und Josua gingen hin und traten in das Offenbarungszelt, und der Herr erschien im Zelt in einer Wolkensäule.

15 Die Wolkensäule blieb am Eingang des Zeltes stehen.

16 Da sagte der Herr zu Mose: "Siehe, du wirst nun zu deinen Vätern entschlafen. Dann wird dieses Volk sich erheben und in seiner Mitte treubrüchig mit den fremden Göttern des Landes sich abgeben, in das es zieht. Es verläßt mich und bricht meinen Bund, den ich mit ihm geschlossen habe.

17 An jenem Tag wird mein Zorn gegen es entbrennen. Ich werde sie verlassen und mein Antlitz vor ihnen verhüllen, so daß sie der Vernichtung anheimfallen. Viele Übel und Drangsale werden es treffen. An jenem Tag werden sie sagen: Diese Leiden haben mich nur deshalb getroffen, weil mein Gott nicht mehr in meiner Mitte weilt.

18 Ich aber werde an jenem Tag gänzlich mein Antlitz verhüllen ob all des Bösen, das sie getan haben. Sie haben sich ja fremden Göttern zugewandt.

 

Gottes Befehl zur Aufzeichnung des Moseliedes

19 Schreibt euch jetzt das nachfolgende Lied auf! Lehre es die Israeliten! Lege es ihnen in den Mund, damit mir dieses Lied als Zeuge diene gegen die Israeliten!

20 Ich werde sie in das Land führen, das ich ihren Väter zugeschworen habe, das von Milch und Honig fließt. Doch wenn sie sich satt gegessen haben und fett geworden sind, dann werden sie sich fremden Göttern zuwenden und ihnen dienen. Mich aber werfen sie weg und brechen meinen Bund.

21 Wenn dann viele Übel und Drangsale sie treffen, wird dieses Lied, das im Mund ihrer Nachkommen unvergessen fortlebt, Zeugnis gegen sie ablegen, daß ich ihre Gedanken, mit denen sie sich heute abgeben, gekannt habe, bevor ich sie in das Land führte, das ich ihnen eidlich zugesichert habe!"

22 So schrieb Mose an jenem Tag dieses Lied auf und lehrte es die Söhne Israels.

23 Josua aber, dem Sohn Nuns, gebot der Herr: "Sei mutig und tapfer! Denn du sollst die Israeliten in das Land führen, das ich ihnen zugeschworen habe. Ich werde mit dir sein!"

 

Die Übergabe des Liedes an die Leviten

24 Als Mose damit fertig war, die Worte dieses Gesetzes vollständig in ein Buch zu schreiben,

25 gebot Mose den Leviten, die die Bundeslade des Herrn trugen:

26 "Nehmt dieses Gesetzbuch und legt es neben die Bundeslade des Herrn, eures Gottes, damit es dort als Zeugnis gegen euch diene!

27 Ich kenne ja deinen starren Sinn und deinen steifen Nacken. Siehe, da ich jetzt noch lebend unter euch weile, seid ihr widerspenstig gegen den Herrn. Wieviel mehr wird es nach meinem Tod so sein!

28 Versammelt bei mir alle Ältesten eurer Stämme und eure Vorsteher, daß ich ihnen laut diese Worte verkünde und gegen sie Himmel und Erde als Zeugen anrufe!

29 Denn ich weiß, daß ihr nach meinem Tod ganz verwerflich handeln und von dem Weg abweichen werdet, den ich euch gewiesen habe. So wird denn das Unglück in der künftigen Zeit über euch hereinbrechen, weil ihr tut, was dem Herrn mißfällt, weil ihr ihn durch eurer Hände Werk zum Zorn reizt."

30 Hierauf trug Mose der ganzen Gemeinde Israels die Worte des folgenden Liedes bis zum Schluß vor:

 

Kapitel 32: Das Lied des Mose

Eingang

1 Höret, Himmel: nun will ich reden! Die Erde lausche dem Spruch meines Mundes.

2 Wie Regen rausche herab mein Gebot! Wie Tau träufele hernieder mein Wort! Wie Regentropfen auf sprießendes Gras, wie Tauperlen auf die Pflanzen.

 

Gegenstand des Liedes

3 Laut will ich künden den Namen des Herrn: Unserem Gott gebt Ehre!

4 'Fels' ist sein Name, ohne Fehl ist sein Tun, recht sind all seine Wege. Ein Gott voll Treue ist er, des Truges bar: gerecht ist er und gerade.

5 Doch durch ihr schändliches Tun übten Frevel an ihm seine mißratenen Söhne: ein Geschlecht, verdreht und verschlagen!

 

Gottes Sorge für Israel

6 So nun willst du vergelten dem Herrn, du Volk voll Torheit und Unverstand? Ist er nicht dein Vater, dein Schöpfer, der Dasein und Dauer dir lieh?

7 Denk an die Tage der Vorzeit! Erwäge die Jahre: Geschlecht auf Geschlecht! Frage deinen Vater: Er wird dir erzählen, frage die Greise,: sie werden es dir sagen.

8 Als der Höchste den Völkern Besitztum verlieh, als er die Menschenkinder verteilte, da setzte er fest die Gebiete der Völker nach der Zahl ihrer Götter.

9 Doch des Herrn Anteil ist sein Volk, Jakob sein Erbland.

10 Im Land der Steppe las er es auf, in der Wildnis, wo Bestien heulen. Wie seinen Augapfel hat er es beschützt, es umhegt und behütet.

11 Wie ein Adler, der seinen Horst bewacht, über seiner Brut schwebt, über sie seine Fittiche breitet, sie packt und davonträgt mit mächtigem Flügelschlag:

12 So geleitet der Herr es allein, kein fremder Gott braucht ihm zu helfen!

13 Er führt es hinauf zu des Landes Höhen, es ißt von den Früchten des Feldes. Honig läßt er es saugen aus dem Stein, Öl aus harten Felsen.

14 Er nährt es mit Butter von Kühen, mit der Ziegen Milch, mit dem Fett von Lämmern und Widdern, von Stieren aus Baschan und Böcken, mit dem Mark vom köstlichen Weizen. – Traubenblut trinkst du, feurigen Wein.

 

Israels Undank

15 Üppig ward Jeschurun und schlug aus. – Üppig wurdest du, fett und feist! – Weg stieß er den Gott, der ihn schuf, verschmähte den Fels seines Heiles.

16 Nun reizen sie ihn mit fremden Göttern, mit Greueldingen wecken sie seinen Groll.

17 Dämonen, Wahngöttern bringen sie Opfer dar, Göttern, die ihnen unbekannt waren, ganz neuen Göttern, die jüngst erst kamen in Schwang, vor denen sich nicht fürchteten eure Väter.

18 Doch des Treuen, der das Dasein dir gab, gedenkst du nicht mehr, vergißt den Gott, der dir schenkte das Leben.

 

Gottes Strafgericht

19 Da sieht es der Herr – schon wählt er Verwerfung, voll Groll ob solcher Söhne und Töchter.

20 So ist sein Wort: Verhüllen will ich ihnen mein Angesicht und sehen, was dann ihr Ende wird. Ein gänzlich verderbtes Geschlecht sind sie, Söhne, bar jeglicher Treue.

21 Mit ihren Wahngöttern reizten sie mich zum Zorn, erzürnten mich mit ihren windigen Götzen. So will auch ich sie reizen mit einem Schand-Volk! Sie verdrießen mit einem Schmachvolk!

22 Entflammt ist die Glut meines Grimms, sie lodert hinab in der Unterwelt Schlünde, verzehrt die Erde samt ihrer Frucht, sengt die Grundfesten der Berge.

23 Übel will ich häufen auf sie, verschießen auf sie meine Pfeile.

24 Wenn sie dann aufgerieben von Hunger, verzehrt vom Fieber und grimmer Pest, will gegen sie der Bestien Zahn ich hetzen, das Gift der im Staub kriechenden Schlange.

25 Dann mordet draußen das Schwert, in den Kammern der Schrecken Jüngling und Jungfrau zugleich, den Säugling wie den ergrauten Mann.

 

Gott sieht von völliger Vernichtung ab

26 Ich könnte sagen: Zerschlagen will ich sie ganz, in aller Welt tilgen ihr Gedächtnis –

27 müßte ich nicht fürchten der Feinde Spott. Würden es nicht ihre Dränger verkennen und sagen: Unsere Hand hat obsiegt – nicht der Herr hat vollbracht das alles!

28 Ein Volk sind sie, bar aller Einsicht, umsonst sucht man bei ihnen Klugheit.

29 Wären sie weise, verstünden sie dies und bedächten ihr Ende.

30 Wie könnte denn einer tausend (von ihnen) verjagen und zwei zehntausend wenden zur Flucht, hätte ihr Gott sie nicht verkauft, sie preisgegeben der Herr?

31 Denn unserem Gott ist ihr Gott nicht gleich; das bezeugen unsere Feinde.

32 Ihr Weinstock stammt vom Weinstock Sodoms, von den Gefilden Gomorras. Ihre Trauben sind Trauben voll Gift, ihre Beeren bitter wie Galle,

33 Drachengeifer ihr Wein, grausiges Gift von Nattern. –

 

Das Gericht über die Feinde

34 Liegt dies nicht bei mir bewahrt, versiegelt in meinem Schatzhaus:

35 Mein sind Rache und Vergeltung, zur Zeit, da ihr Fuß ins Wanken gerät; denn nah ist der Tag ihres Unheils, es eilt, was ihnen verhängt ist.

36 Dann schafft der Herr Recht seinem Volk, und zeigt seinen Knechten Erbarmen. Denn er sieht, daß hinschwand jeglicher Halt, daß dahin sind Freie und Sklaven.

37 Und er fragt: Wo sind nun ihre Götter? Ihr 'Fels', zu dem sie geflüchtet?

38 Aufstehen mögen nun, die das Fett ihrer Opfer aßen, die tranken den Wein ihrer Trankopfer! Sie mögen euch helfen! Sie mögen euch werden zu bergendem Schutz!

39 Seht doch, daß ich es bin, und nur ich, und kein Gott neben mir! – Ich bin es, der tötet und wieder ins Leben ruft. Ich bin es, der schlägt und wieder Heilung bewirkt. Keine Rettung gibt es aus meiner Hand.

 

Gottes Racheschwur

40 Denn empor zum Himmel hebe ich meine Hand und schwöre: So wahr ich lebe in Ewigkeit:

41 Wenn ich geschärft mein blitzendes Schwert, sich reckt meine Hand zum Gericht, nehme ich Rache an meinen Drängern, vergelte dann meinen Hassern.

42 Fleisch wird fressen mein Schwert, trunken mache ich von Blut meine Pfeile – vom Blut der Toten und der Gefangenen, vom Haupt der Führer des Feindes.

 

Ausklang

43 Hoch preiset, ihr Heiden, sein Volk! – Er rächt das Blut seiner Knechte, nimmt Rache an denen, die es bedrängen. Sühne wirkt er für das Land, für sein Volk."

 

Schlußmahnung

44 So ging denn Mose hin und trug alle Worte dieses Liedes laut dem Volk vor, er und Josua, der Sohn Nuns.

45 Als Mose all diese Worte ganz Israel vollständig vorgetragen hatte,

46 sagte er zu ihnen: "Beherzigt alle Worte, die ich euch heute feierlich einschärfe! Befehlt sie euren Kindern an, damit sie alle Gebote dieses Gesetzes genau beobachten!

47 Denn es sind für euch keine bedeutungslosen Worte. Gilt es doch euer Leben! Durch Beobachtung dieser Gebote werdet ihr lange in dem Land weilen, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zunehmen."

 

Das Lebensende des Mose

Gottes Weisungen zum bevorstehenden Tod

48 Am gleichen Tag sagte der Herr zu Mose:

49 "Steige auf das Abarimgebirge, auf den Berg Nebo, der im Moabiterland liegt, Jericho gegenüber! Betrachte das Land Kanaan, das ich den Israeliten zu eigen geben will.

50 Dann sollst du auf dem Berg, den du bestiegen hast, sterben und zu deinen Volksgenossen versammelt werden, wie dein Bruder Aaron auf dem Berg Hor gestorben ist und zu seinen Volksgenossen versammelt worden ist,

51 weil ihr inmitten der Israeliten unrecht gegen mich gehandelt habt beim Haderwasser von Kadesch in der Wüste Zin und weil ihr inmitten der Israeliten mich nicht als heilig offenbaren wolltet.

52 Denn du sollst das Land nur von gegenüber sehen – doch hineinkommen in das Land, das ich den Israeliten geben will, darfst du nicht."

 

Kapitel 33: Des Mose letzter Segen

1 Das ist der Segen, den Mose, der Mann Gottes, vor seinem Tod den Israeliten erteilte.

2 Er sprach: "Vom Sinai kam der Herr, lichtgewandet erschien er von Seïr her dem Volk, glänzte auf von Parans Gebirge. Inmitten heiliger Engelreihen zog er einher, ihm zur Rechten wabernde Glut.

3 Wahrlich, er liebt sein Volk; all seine Frommen sind geborgen in seiner Hand. – Zu deinen Füßen scharten sie sich, empfingen deine Gebote,

4 die Satzung, die Mose uns anbefahl. – Da wurde sein Erbteil Jakobs Gemeinde,

5 und er ward Jeschuruns König, als zusammentraten die Häupter des Volkes, die Scharen von Israels Stämmen.

6 So lebe denn Ruben! Nie sterbe er aus! Doch gering sei die Zahl seiner Männer!"

7 Und dieses für Juda. – Er sprach: "Herr, höre Judas Gebet! Zu seinem Volk führe ihn heim! Mit eigenen Händen stritt er dafür. Sei du ihm Hort gegen seine Dränger!"

8 Er sprach über Levi: "Deine Tummim und Urim gebühren deinem treuen Gefolgsmann. Ihn hast du bei Massa auf die Probe gestellt, für ihn bei Meribas Wassern gestritten,

9 für ihn, der von Vater und Mutter sprach: 'Ich kenne sie nicht', der nicht achtete seiner Brüder, nicht kannte mehr seine Söhne. – Die Leviten folgten ja deinem Gebot, wohl wahrten sie deinen Bund.

10 Deine Satzungen lehren sie Jakob, deine Weisungen Israel. Sie bringen dir Rauchwerk dar, Ganzopfer auf deinem Altar.

11 Segne, o Herr, Levis Wohlstand! Wohlgefällig sei dir das Tun seiner Hände! Zerschlage die Hüften seiner Feinde, daß nimmer aufstehen seine Hasser!"

12 Er sprach über Benjamin: "Er ist der Liebling des Herrn, weilt geborgen bei ihm. Ihn behütet er allezeit. Wohnen darf er zwischen seinen Schultern."

13 Er sprach über Josef: "Sein Land sei gesegnet vom Herrn mit dem Köstlichsten des Himmels, mit Tau und mit Wasser, das in der Tiefe ruht,

14 mit dem Köstlichsten, das die Sonne hervorlockt, mit dem Köstlichsten, das sprossen lassen die Monde,

15 mit dem Köstlichsten der ewigen Berge, mit dem Köstlichsten der uralten Hügel,

16 mit dem Köstlichsten der Erde und ihrer Fülle! Die Huld dessen, der im Dornbusch wohnt, komme auf Josefs Haupt, auf den Scheitel des Geweihten aus der Schar seiner Brüder!

17 Wie ein Erstlingsstier prangt er in Kraft. Seine Hörner sind Wildstierhörner. Völker bohrt er mit ihnen zum Grund, allesamt die Enden der Erde. So sind die Zehntausend Efraims, so die Tausendschaften Manasses."

18 Er sprach über Sebulon: "Freue dich, Sebulon, wenn du ins Meer stichst, und du, Issachar, in deinen Zelten!

19 Völker laden sie ein auf den Berg, bringen dort Siegopfer dar. Des Meeres Reichtum genießen sie, des Strandes verborgene Schätze."

20 Er sprach über Gad: "Lob dem, der Gad weiten Raum gab! Wie ein Löwe liegt er da, Arme und Scheitel zerfleischend.

21 Einen Edelsitz wählte er sich, denn dort lag bereit dem Führer der Anteil. Mit des Volkes Häuptern eilt er herbei, vollstreckt des Herrn gerechtes Gericht, seine Strafgerichte im Bund mit Israel."

22 Er sprach über Dan: "Ein junger Löwe ist Dan, der aus Baschan hervorspringt."

23 Er sprach über Naftali: "Naftali ist gesättigt mit Glück, voll des Segens vom Herrn, nimmt Besitz vom Meer und vom Südland."

24 Er sprach über Ascher: "Mehr als die anderen Söhne ist Ascher gesegnet, vor seinen Brüdern bevorzugt! Seinen Fuß taucht er in Öl.

25 Deine Riegel sind von Eisen und Erz. Zeit deines Lebens währe deine Kraft!

26 Keiner ist wie der Gott Jeschuruns: Am Himmel fährt er einher, dir zu helfen – auf den Wolken voll Majestät.

27 Droben hilft der ewige Gott, drunten die ewigen Arme, er treibt den Feind vor dir her, 'Vertilge!' befiehlt er.

28 Er läßt Israel wohnen in sicherer Hut, abgesondert ist Jakobs Quell, in einem Land voll Getreide und Most, Tau träufelt hernieder sein Himmel.

29 Heil dir, Israel! Wer kann sich messen mit dir, du Volk, siegreich im Herrn? Er ist dein rettender Schild, das Schwert, das dir Sieg schafft. Deine Feinde müssen sich beugen vor dir. Auf ihren Höhen schreitest du siegreich dahin."

 

Kapitel 34: Des Mose Tod

1 Mose stieg aus den Gefilden Moabs auf den Berg Nebo, den Gipfel des Pisga, der Jericho gegenüberliegt. Der Herr zeigte ihm das ganze Land Gilead bis Dan,

2 ganz Naftali und das Gebiet von Efraim und Manasse, das ganze Land Juda bis zum Westmeer,

3 sowie das Südland und die Gegend am Jordan, die Ebene von der Palmenstadt Jericho bis nach Zoar.

4 Der Herr sagte zu ihm: Das ist das Land, von dem ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe: Deinen Nachkommen will ich es geben. Ich habe es dich mit eigenen Augen sehen lassen, aber hinüberkommen sollst du nicht!"

5 Da starb Mose, der Knecht des Herrn, dort im Land Moab, auf des Herrn Befehl.

6 Er begrub ihn im Tal, im Land Moab, gegenüber Bet-Pegor. Niemand kennt sein Grab bis auf den heutigen Tag.

 

Mose, der größte Prophet

7 Mose war 120 Jahre alt, als er starb. Sein Auge war noch nicht schwach, und seine Lebenskraft war nicht gebrochen.

8 Die Israeliten beweinten Mose dreißig Tage lang in den Steppen Moabs, bis die Tage der Trauerklage um Mose zu Ende waren.

9 Josua, der Sohn Nuns, war mit dem Geist der Weisheit erfüllt. Denn Mose hatte ihm die Hand aufgelegt. Die Israeliten gehorchten ihm und taten, was der Herr dem Mose befohlen hatte.

10 Seither erstand in Israel kein Prophet mehr wie Mose, mit dem der Herr von Angesicht zu Angesicht verkehrt hatte,

11 mit all den Zeichen und Wundern, die der Herr ihn als seinen Gesandten in Ägypten an dem Pharao, an all seinen Dienern und an seinem ganzen Land wirken ließ,

12 und mit all den Erweisen gewaltiger Macht und all den großen, furchtbaren Taten, die Mose vor den Augen von ganz Israel vollbrachte.