• Die Erscheinung in Marienfried
  • Das Zeichen des lebendigen Gottes

Bericht von Pfarrer Martin Humpf, Pfaffenhofen, 6. Januar 1947.

Erste Vision am Donnerstag, den 25. April 1946

Am Donnerstag, den 25. April, gingen wir, meine Schwester Anna, Fräulein Bärbl R. und ich in den Wald, um den Platz, an dem die versprochene Marienkapelle stehen sollte, für die Aufstellung eines Bildstöckchens herzurichten. Wir hatten aber den Platz noch nicht endgültig festgelegt, da zwei recht geeignete Plätze vorgeschlagen waren. Unser Gespräch über den zu wählenden Platz berührte, als wir den zweiten Platz besichtigten, auch die Entstehungsgeschichte von Wallfahrtsorten, deren Platz die Muttergottes durch ein Zeichen kenntlich gemacht hatte. Ich sprach dabei den Wunsch aus, dass auch uns ein Zeichen gegeben werde. Wir beteten dann den Rosenkranz und gingen während dessen zum ersten Platz zurück, um hier mit der Rodungsarbeit zu beginnen; denn dieser Platz war mit dichtem Gebüsch bewachsen.

Als wir kurze Zeit mit der Arbeit angefangen hatten, sagte Bärbl auf einmal: "Es hat mich jemand gerufen!" Als wir nachschauten, sahen wir niemand. Sie hörte sich nach kurzer Zeit wieder gerufen. Ich meinte, es wären die beiden kleinen Schwestern von Bärbl. Aber es war niemand zu sehen. Auf einmal läuft Bärbl ins Gebüsch und ruft mir zu: "Kommen Sie doch und sehen Sie was das für eine Frau ist!" Ich lief schnell hin, konnte aber niemand erblicken. Bärbl bleibt auf einmal stehen und redet mit jemand, den ich nicht sehen kann: "Wer sind Sie eigentlich? Woher wissen Sie das? Das verstehe ich nicht." Wir begreifen allmählich den ganzen Zusammenhang, dass Bärbl eine Vision habe.

Die Frau verschwindet wieder, und Bärbl kehrt zu ihrer Arbeit zurück. Noch zweimal wird sie gerufen und redet mit der Erscheinung. Sie sagt wieder: "Wer sind Sie denn? Woher wissen Sie das? Das verstehe ich nicht. Ja, das war vor sechs Jahren. So, das war am 13. Mai 1940, am Pfingstmontag. Woher sind Sie denn, und woher wissen Sie das alles?" Dann verschwindet die Erscheinung. Bärbl ist der festen Meinung, auch wir hätten die Frau gesehen und alles gehört. Als wir verneinen, ist sie ernstlich böse und meint: "Ich werde doch noch wissen, was ich gesehen habe; ich habe doch meine gesunden Sinne." Sie ist ganz empört, als wir behaupten, nichts gesehen zu haben.

Als ich sie anderentags fragte, was die Frau gesagt habe, antwortete sie: "Es sind recht dunkle, unverständliche Sachen."

"Dort, wo das meiste Vertrauen ist und wo man die Menschen lehrt, dass ich alles kann, werde ich den Frieden verbreiten. Dann, wenn alle Menschen an meine Macht glauben, wird Friede sein. Ich bin das Zeichen des lebendigen Gottes. Ich drücke mein Zeichen meinen Kindern auf die Stirne. Der Stern wird das Zeichen verfolgen. Mein Zeichen aber wird den Stern besiegen."

Auf die Frage, wer sie denn sei, erhielt sie die Antwort: "Wenn ich den Schleier nicht hätte, würdest du mich kennen." Beim Weggehen sagte sie noch: "Der Friede sei mit euch und mit allen, die hier beten."

Darauf sagte ich zu Bärbl: "Sehen Sie nun, das ist das begehrte Zeichen; jetzt weiß ich gewiss, dass hier die Kapelle stehen wird." Dann fragte ich Bärbl: "Wer ist denn die Frau gewesen?" Sie sagte, sie wisse es nicht. Es sei dieselbe Frau, die sie schon im Jahre 1940, am 13. Mai, getroffen habe, als sie in den Wald ging. Damals habe sie ihr den sogenannten Immakulata-Rosenkranz gezeigt. Ich fragte, was das für ein Rosenkranz sei. Sie sagte: "Statt der bekannten Rosenkranzgesetzlein werden folgende Anrufungen gebetet: 'Durch Deine unbefleckte Empfängnis rette ..., schütz ..., leite ..., heilige ..., regiere unser Vaterland!' Statt 'Vaterland' könne man auch eine andere Meinung einfügen." Ich sagte nun: "Die Frau ist niemand andererlass als die Muttergottes." Auf diese Auslegung hin war Bärbl ausser sich und wollte dies unter keinen Umständen gelten lassen, weil sie sich einer solchen Auszeichnung ganz unwürdig erachtete.

 

Zweite Vision am 25. Mai 1946

Am Morgen des 25. Mai wurde Bärbl vom Engel - ein solcher kam öfter zu ihr, besonders am Morgen und betete mit ihr und sagte ihr Anliegen, für die sie beten sollte. Er nannte sich selbst den Engel der 'großen Gnadenvermittlerin' - aufgefordert, an diesem Tag nach Marienfried zu kommen. Sie bat nach der heiligen Messel Anna, mitzukommen. Im Laufe des Vormittags aber schickte sie ihr ein Brieflein des Inhalts, sie gehe nicht nach Marienfried; denn sie halte alles für eine schlimme Täuschung. Daraufhinl mahnte ich sie eindringlich, den Auftrag des Engels, dem sie bisher immer Folge geleistet habe, zu erfüllen; sonst komme sie mit sich selbst in unheilvollen Widerspruch. Durch meine ernste Mahnung liess sie sich endlich schweren Herzens dazu bewegen.

Nach fünf Uhr (nachmittags) gingen beide hinaus. Sie schmückten den Bildstock mit Blumen und beteten eine zeitlang. Als ihr (Bärbls) Vater dann mit dem Auto vorbeikam, sagte sie zu Anna: "Komm, wir fahren heim!" Anna wollte noch länger beten, und so blieben sie. Auf einmal sah Bärbl neben dem Baum den Engel, wie er mit dem Finger auf die rechte Seite hinüberzeigte. Hier sah Bärbl wieder die geheimnisvolle Frau stehen. Sie erkannte in derselben Maria, die Mutter des Herrn. Sie rief aus: "Maria!" Die Erscheinung fing (dann) zu reden an:

"Ich bin die große Gnadenvermittlerin. Wie die Welt nur durch das Opfer des Sohnes beim Vater Erbarmen finden kann, so könnt ihr nur durch meine Fürbitte beim Sohn Erhörung finden. Christus ist deshalb so unbekannt, weil ich nicht bekannt bin. Deshalb goss der Vater seine Zornesschale über die Völker aus, weil sie seinen Sohn verstoßen haben. Die Welt wurde meinem unbefleckten Herzen geweiht, aber die Weihe ist vielen zur furchtbaren Verantwortung geworden. Ich verlange, dass die Welt die Weihe lebt. Habt restloses Vertrauen auf mein unbeflecktes Herz. Glaubt, dass ich beim Sohn alles kann. Setzt an die Stelle eurer sündigen Herzen mein unbeflecktes Herz, dann werde ich es sein, die die Kraft Gottes anzieht und die Liebe des Vaters wird Christus neu in euch zur Vollendung bilden.

Erfüllt meine Bitte, damit Christus bald als Friedenskönig herrschen kann. Die Welt muss den Zornesbecher bis zur Neige trinken wegen der unzähligen Sünden, wodurch sein Herz beleidigt wird. Der Stern des Abgrundes wird wütender toben denn je und furchtbare Verwüstung anrichten, weil er weiß, dass seine Zeit kurz ist, und weil er sieht, dass sich schon viele um mein Zeichen geschart haben. Über diese hat er keine Macht, wenn er auch den Leib vieler töten wird. Aber aus diesem für mich gebrachten Opfer erwächst meine Macht, die restliche Schar zum Sieg für Christus zu führen. Einige ließen sich mein Zeichen schon eindrücken, und es werden immer mehr werden. Euch, meinen Kindern, will ich sagen: Vergeßt in den blutigsten Tagen nicht, dass gerade dieses Kreuz eine Gnade ist und dankt dem Vater immer wieder für diese Gnade! Betet und opfert für die Sünder! Opfert euch selbst und euer Tun durch mich dem Vater auf! Stellt euch restlos zu meiner Verfügung! Betet den Rosenkranz! Betet nicht so sehr um äußere Güter! Es geht heute um mehr. Erwartet auch keine Zeichen und Wunder. Ich will im Verborgenen wirken als die große Gnadenvermittlerin. Den Frieden der Herzen will ich euch vermitteln, wenn ihr meine Bitten erfüllt. Nur auf diesem Frieden wird sich der Friede der Völker aufbauen können. Dann wird Christus als Friedenskönig über alle Völker herrschen."

Bärbl wendet (nach der Aufforderung: "Sorge, dass der Welt mein Wille kund wird!") ein: "Ich habe ein schlechtes Gedächtnis und kann mir das nicht alles merken." Die Erscheinung sagte ihr: "Du wirst es können."

Es wurde ihr auch ein Geheimnis anvertraut, das sie bewahren muss. Zuletzt bekam sie noch den Auftrag, am Feste des hl. Abtes Wilhelm wiederzukommen.

Hinsichtlich des erteilten Auftrages sprach die Erscheinung noch folgendes: "Der Teufel wird nach aussen solche Macht bekommen, dass alle, die nicht fest in mir gegründet sind, sich täuschen lassen. Es wird eine Zeit kommen, da wirst du ganz allein stehen und furchtbar verleumdet werden; denn der Teufel weiß die Menschen (so) zu blenden, dass sich sogar die Besten täuschen lassen. Aber du sollst alles auf das Vertrauen gründen. Überall, wo die Menschen nicht auf mein unbeflecktes Herz vertrauen, hat der Teufel Macht. Wo aber die Menschen an die Stelle ihrer sündigen Herzen mein unbeflecktes Herz setzen, hat er keine Macht. Er wird aber meine Kinder verfolgen. Sie werden verachtet werden, aber er kann ihnen nichts anhaben."

Als Bestätigung für die Wirklichkeit der Erscheinung gab sie Bärbl folgendes Kennzeichen: "Auf dem Weg von Pfaffenhofen nach Beuren ist ein Mann in größter Not, dem sollst du helfen. Schicke ihn hierher, hier wird ihm geholfen werden."

Bärbl ging an die bezeichnete Stelle und fand einen Mann. Er schien seiner Sprache nach ein Pole zu sein. Er sah ganz verstört aus. Bärbl fragte ihn, wohin er gehe. (Er antwortete:) "In den Wald." Er verbarg etwas unter seinem Gewand. Bärbl fragte: "Was verbirgst du unter deinem Gewand?" Er erwiderte: "Nichts!" Bärbl: "Du hast einen Strick!" "Es ist so schwer, kannst du mir helfen?" "Ich kann dir nicht helfen, aber ich führe dich an einen Ort, wo dir geholfen wird."

Sie führte ihn nach Marienfried. Er äußerte sich: "Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist, dass ich mich auf einmal so beeinflussen lasse." Er bleibt dann allein bei dem Bildstöckchen. Am Abend fanden Mädchen, die zum Bildstöckchen kamen, dort einen Strick hängen.

Zuerst hatte die Erscheinung eine ähnliche Gestalt wie am 25. April und behielt dieses einfache Aussehen bei, während sie redete. Nach dem Gespräch faltete sie die Hände. Nun fing der Engel, der dabei stand, an zu beten. Bärbl hat sich dieses Gebet nicht merken können. Es hiess unter anderem: "Wirke als Mutter der Gnaden, wirke als dreimal wunderbare Mutter, dreimal wunderbare Gnaden, vertrauenswürdige Mutter, Du große Gnadenvermittlerin." Bei diesem Gebet des Engels wurde die Erscheinung wunderschön licht und hell, eine Gestalt wie von lauter Licht und Strahlen gebildet. Einen ganz eigenen Glanz hatten die Augen. Über ihrem Haupte waren Strahlen dreifach übereinander, wie eine dreifache Krone. Als der Engel sein Gebet beendet hatte, sprach er zu Bärbl und Anna: "Kniet euch nieder! Die Gottesmutter will euch segnen." Darauf erhob die Gottesmutter ihre Hand zum Segen, den sie nach Art des Priesters gab, mit den Worten: "Ich vermittle euch den Frieden Christi im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Als sie segnete, wurde sie durchsichtig wie Kristall. Bärbl war von dem Glanze ganz geblendet und konnte nicht mehr hinschauen. Als sie wieder aufschaute, war die Erscheinung verschwunden. Anna konnte von der Erscheinung weder etwas sehen noch hören. Sie hatte nur die Fragen von Bärbl bei der Unterredung gehört.

 

Dritte Vision am Fest des hl. Abtes Wilhelm, 25. Juni 1946

Dem Auftrag der Erscheinung vom 25. Mai folgend, begaben wir uns - Bärbl, meine Schwester Anna und ich - abends um halbsechs Uhr nach Marienfriedlass. Auf dem Wege beteten wir den Rosenkranz. Anna schmückte das Bild; dann standen wir eine Zeitlang in stiller Betrachtung da. Auf einmal wollte Bärbl wie das vorige Mal - einem Gefühl des Zweifels folgend - vorschnell und ohne (ersichtlichen) Grund weggehen. Wir liessen sie nicht gehen und wirkten auf sie ein, noch zu bleiben. Kaum hatten wir ausgesprochen, da sah sie die Erscheinung wieder und rief aus: "Maria, wie bist Du schön!" Nun hob sie zu reden an:

"Ich bin die große Gnadenvermittlerin. Der Vater will, dass die Welt diese Stellung seiner Dienerin anerkennt. Die Menschen müssen glauben, dass ich als dauernde Braut des Heiligen Geistes die getreue Vermittlerin aller Gnaden bin. Mein Zeichen ist im Erscheinen; so will es Gott. Nur meine Kinder erkennen es, weil es sich im Verborgenen zeigt und geben dem Ewigen deswegen die Ehre. Meine Macht kann ich der großen Welt heute noch nicht offenbaren. Ich muss mich mit meinen Kindern zurückziehen. Im Verborgenen will ich Wunder an den Seelen wirken, bis die Zahl der Opfer voll ist. An euch liegt es, die Tage der Dunkelheit abzukürzen. Euer Beten und Opfern wird das Bild des Tieres zertrümmern; dann kann ich mich aller Welt offenbaren zur Ehre des Allmächtigen. Wählt euch mein Zeichen, damit der Dreieinige bald von allen angebetet und geehrt werde. Betet und opfert durch mich! Betet immer! Betet den Rosenkranz! Erbittet euch alles durch mein unbeflecktes Herz beim Vater. Wenn es zu seiner Ehre gereicht, wird er es euch geben. Betet den Immakulata-Rosenkranz, wie ich ihn dir gezeigt habe, den gnadenreichen Rosenkranz! Verlangt durch ihn nicht vergängliche Werte, sondern erbittet Gnaden für einzelne Seelen, für eure Gemeinschaften, für die Völker, damit alle das göttliche Herz lieben und ehren. Haltet den mir geweihten Samstag so, wie ich es gewünscht habe. Die Apostel und Priester sollen sich mir besonders weihen, damit die großen Opfer, die der Unerforschliche gerade von ihnen fordert, zunehmen an Heiligkeit und Wert, wenn sie in meine Hände gelegt werden.

Bringt mir viele Opfer! Macht euer Gebet zum Opfer! Seid uneigennützig! Es geht heute darum, dass dem Ewigen Ehre und Sühne wird. Wenn ihr euch restlos dafür einsetzt, will ich für alles andere sorgen. Meinen Kindern will ich Kreuze aufladen, schwer und tief wie das Meer, weil ich sie in meinem geopferten Sohn liebe. Ich bitte euch, seid bereit zum Kreuztragen, damit dem Dreieinigen bald die Ehre wird. Ich fordere, dass die Menschen meine Wünsche bald erfüllen, weil dies der Wille des himmlischen Vaters ist, und weil es zu seiner größeren Ehre und Herrlichkeit heute und allezeit notwendig ist. Ein schreckliches Wehe verkündet der Herr denen, die sich seinem Willen nicht unterwerfen wollen."

Sie sagt weiter, dass dies ihre Botschaft an die Welt sei, und dass man die Menschen davon unterrichten müsse. Bärbl fragte, wie sie das machen solle. Die Erscheinung sagte, man solle den Menschen sagen, dass sie eine neue Botschaft an die Welt habe. "Ich will, dass es die Menschen so erfahren, wie ich es gesagt habe, Wort für Wort. Du kannst es dir merken." Äußere Umstände und Einzelnes müssten nicht gesagt werden. Es ginge nur darum, dass die Menschen ihren Willen erfahren würden, der der Wille des Vaters sei.

Eine große Schar werde Anstoß daran nehmen; aber es sei eine kleine Schar da, die werde es richtig verstehen und auswerten. Diese Schar habe ihre Stellung in der heutigen Zeit erkannt und ihr viel Freude gemacht. In vielen Ländern hätte diese Schar ihre Vertreter, und diese würden sorgen, dass ihre Botschaft verbreitet werde. Viele aus dieser Schar hätten ihre verborgenen Wunder schon sehen dürfen. Sie hätten erkannt, dass sie die 'Wunderbare Mutter' sei und gäben ihr unter diesem Titel die Ehre.

Es folgt ein längeres Zwiegespräch zwischen der Erscheinung und Bärbl, die allerlei Fragen stellte, die wir ihr aufgegeben hatten. Sie bat die Erscheinung um ein äusseres Zeichen für die stattgefundene Erscheinung: "Ich habe schon viele Zeichen gegeben und so oft zur Welt gesprochen, aber die Menschen haben es nicht ernst genommen. Wegen der äußeren Zeichen kamen immer große Massen, denen es aber nicht um das Wesentliche ging." Äußere Zeichen würden vielen zur Belastung gereichen, da sie nicht die Folgerungen daraus ziehen würden.

Auf die Frage, ob hier eine Kapelle gebaut werden solle, antwortete sie: "Ich habe euren Wunsch erfüllt, haltet ihr euer Versprechen!"

Bärbl fragte (dann) wegen des Bildes, das in die Kapelle soll. Sie wies auf das MTA-Bild nebenan und sagte, dass man das Bild nehmen solle, weil sich auch hier eine Schar gesammelt hätte, welche unter diesem Bild schon viel gebetet und geopfert hätte. Die Erscheinung sagte, dass sie diese Opfer angenommen habe und sie wolle, dass noch viele unter dieses Bild geführt würden. Wenn diese Schar anfinge, ihren Willen zu erfüllen, dann werde sie von hier aus die ersten und größten Wunder wirken; immer dort, wo die Menschen zuerst ihre Botschaft anerkennen und befolgen. Die Wunder würden aber nur von ihren Kindern sichtbar sein, weil sie sich im Verborgenen zeigten.

Die Erscheinung forderte Bärbl zum Beten auf. "Meine Kinder müssen den Ewigen mehr loben und preisen und ihm danken. Dafür hat er sie ja geschaffen zu seiner Ehre!" Für die Sünder solle viel gebetet werden. Deshalb sollten sich viele ihr zur Verfügung stellen, damit sie ihre Aufträge zum Beten geben könnte. Es wären viele Seelen, die nur auf das Gebet ihrer Kinder warteten. Sie sagte auch, dass man nach jedem Rosenkranz die Anrufung zu ihr als Gnadenvermittlerin beten solle.

Als die Erscheinung aufhörte zu sprechen, war plötzlich eine große Schar um sie. Sie hatte weiße Gewänder an. Sie kniete auf der Erde und verneigte sich tief. Diese betete ein Preisgebet zur allerheiligsten Dreifaltigkeit. Der Engel forderte Bärbl auf, es nachzubeten. Während wir bei der Zwiesprache Bärbls mit der Erscheinung nichts vernahmen, sondern nur gewahrten, wie sie die Lippen bewegte, hörten wir sie das Gebet deutlich und in fliessendem Rhythmus sprechen. Es lautete:

1. "Heil Dir, ewiger Herrscher, lebendiger Gott, allzeit Gewesener, furchtbar gerechter Richter, immer gütiger, barmherziger Vater. Dir werde neu und allezeit Anbetung, Lobpreis, Ehre und Herrlichkeit durch deine sonnengehüllte Tochter, unsere wunderbare Mutter.

2. Heil Dir, geopferter Gottmensch, blutendes Lamm, König des Friedens, Baum des Lebens, Du unser Haupt, Tor zum Herzen des Vaters, ewig aus dem Lebenden Geborener, in Ewigkeit mit dem Seienden herrschend! Dir werde neu und allezeit Macht und Herrlichkeit und Größe und Anbetung und Sühne und Preis durch deine makellose Gebärerin, unsere wunderbare Mutter.

3. Heil Dir, Geist des Ewigen, allzeit Heiligkeit Strömender, seit Ewigkeit wirkend in Gott! Du Feuerglut vom Vater zum Sohn, Du brausender Sturm, der Du wehest Kraft und Licht und Glut in die Glieder des ewigen Leibes, Du ewiger Liebesbrand, gestaltender Gottesgeist in den Lebenden, Du roter Feuerstrom vom Immerlebenden zu den Sterblichen! Dir werde neu und in alle Ewigkeit Macht und Herrlichkeit und Schönheit durch deine sternengekrönte Braut, unsere wunderbare Mutter!"

Dann wurde Bärbl aufgefordert, mit der Erscheinung den Immakulata-Rosenkranz zu beten. Diese betete nur das 'Ehre sei dem Vater ...' ganz allein und das 'Amen'.

Dabei verneigten sie und die Gestalten sich ganz tief. Nach dem Rosenkranz breitete die Erscheinung die Hände zum Gebet aus; dabei sprach sie zur heiligsten Dreifaltigkeit ein Gebet, das sich Bärbl nicht wörtlich merken konnte. Sie betete für die Kirche, damit diese ihre Stellung anerkennen und den Willen des Vaters achten möge. Sie bat den Dreieinigen Gott, dass er die Kirche durch sie segnen und den Frieden vermitteln möge. Während die Erscheinung betete, wurde sie ganz hell und durchsichtig und strömte einen solchen Glanz aus, dass Bärbl ihre Augen verhüllte. Der Glanz war ungleich heller als der Glanz der Sonne. Zuletzt gab sie den Segen mit dem Kreuzzeichen und verschwand.

Von den Visionen und den sie begleitenden Reden sahen bzw. hörten meine Schwester und ich nichts, nicht einmal die Fragen von Bärbl mit Ausnahme des Engelgebetes an die allerheiligste Dreifaltigkeit, das ich mitstenographierte und auf diese Weise fast wörtlich überliefern kann. Wie bei der zweiten Vision hat Bärbl die ihr persönlich geltenden Worte und Mitteilungen für sich behalten. Damit wir keinen Einblick erhielten, durften wir nicht einmal ihre Fragen vernehmen. Wir sahen nur, wie sie ihre Lippen bewegte.

Bärbl steht im Alter von 22 Jahren. Ihre Frömmigkeit ist echt und stark marianisch geprägt und abhold allem auffallenden Gebaren. Von Hysterie ist keine Rede. Es ist ihr peinlich, wenn andere von ihr lobend sprechen oder hinter ihr etwas Besonderes suchen. Sie will nicht auffallen, sondern im Hintergrund stehen. In ihre Glaubwürdigkeit setze ich keinen Zweifel. Die im ersten Teil berichteten Offenbarungen sind wörtliche Berichte, so wie sie vernommen wurden. Die im zweiten Teil berichteten Vorgänge und Offenbarungen sind nur sinngemäss (wiedergegeben).

Ich bekräftige, dass ich die mir (von Bärbl R.) überlieferten Worte und Vorgänge nach bestem Wissen und Gewissen, soweit ich sie recht verstanden habe, überliefere.

Pfaffenhofen/Roth, 6. Januar 1947 Martin Humpf, Pfarrer