Der Brief des heiligen Apostels Paulus an die Römer
Kapitel 1: Gruß
1 Paulus, Knecht Christi Jesu, zum Apostel berufen, auserwählt für die Verkündigung der Frohbotschaft Gottes,
2 die er durch seine Propheten in den Heiligen Schriften vorausverkündet hatte
3 von seinem Sohn – geboren dem Fleisch nach aus dem Geschlecht Davids,
4 nach dem Geist der Heiligkeit eingesetzt zum Sohn Gottes in Macht seit seiner Auferstehung von den Toten – von Jesus Christus, unserem Herrn.
5 Von ihm haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, um zur Ehre seines Namens alle Völker zum Gehorsam des Glaubens zu führen.
6 Zu diesen gehört auch ihr, die ihr von Jesus Christus berufen seid.
7 An alle von Gott geliebten, berufenen Heiligen in Rom: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Dank und Bittgebet
8 Vor allem danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, weil euer Glaube in der ganzen Welt gerühmt wird.
9 Gott, dem ich durch die Verkündigung des Evangeliums von seinem Sohn mit meinem Geist diene, ist mein Zeuge, daß ich unablässig euer gedenke.
10 Allezeit flehe ich in meinen Gebeten, es möchte mir nach dem Willen Gottes einmal vergönnt sein, zu euch zu kommen.
11 Denn ich sehne mich danach, euch zu sehen, um euch etwas geistige Gabe mitzuteilen, auf daß ihr gestärkt werdet,
12 oder besser gesagt, daß wir uns gegenseitig aufmuntern durch den gemeinschaftlichen – euren und meinen – Glauben.
13 Ihr sollt wissen, Brüder, daß ich mir schon oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen, aber bisher verhindert war. Ich möchte, wie bei den übrigen Völkern, auch bei euch etwas Erfolg haben.
14 Schuldner bin ich gegenüber Griechen und Nichtgriechen, gegenüber Gebildeten und Ungebildeten.
15 So möchte ich gern auch euch in Rom das Evangelium verkünden.
16 Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; es ist ja die Kraft Gottes zur Rettung für jeden, der glaubt, zunächst für den Juden, dann auch für den Griechen.
17 In ihm wird die Gerechtigkeit Gottes offenbart aus dem Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: "Der Gerechte lebt aus dem Glauben."
Erster Teil: Die Rechtfertigung durch Jesus Christus
Die Hilfsbedürftigkeit der gesamten Menschheit
Die Sündhaftigkeit der Heiden – Der heidnische Götzendienst
18 Offenbart wird Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit unterdrücken.
19 Denn was von Gott erkennbar ist, das ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen geoffenbart.
20 Läßt sich doch sein unsichtbares Wesen seit Erschaffung der Welt durch seine Werke mit dem Auge des Geistes wahrnehmen: seine ewige Macht wie seine Göttlichkeit. Darum sind sie nicht zu entschuldigen.
21 Obwohl sie nämlich Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott verehrt noch ihm gedankt. Vielmehr wurden sie töricht in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.
22 Während sie sich für Weise ausgaben, wurden sie zu Toren.
23 Sie vertauschten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit Abbildern von vergänglichen Menschen, von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren.
Die heidnische Lasterhaftigkeit
24 Darum gab sie Gott durch die Gelüste ihres Herzens der Unlauterkeit preis, so daß sie ihre Leiber entehrten.
25 Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge und verehrten und beteten das Geschöpf an anstatt den Schöpfer, der da hochgelobt ist in Ewigkeit. Amen.
26 Deshalb gab Gott sie schändlichen Leidenschaften preis. Ihre Weiber verkehrten den natürlichen Verkehr in den widernatürlichen.
27 Ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in ihrer wilden Gier zueinander. Männer trieben Schamloses mit Männern und empfingen so an sich die verdiente Strafe für ihre Verirrung.
28 Weil sie es verschmähten, Gott anzuerkennen, gab Gott sie ihrer verwerflichen Gesinnung preis, so daß sie taten, was sich nicht geziemt.
29 Voll jeglicher Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habsucht, Bosheit, voll Neid, Mordlust, Streitsucht, Arglist und Tücke, sind sie Ohrenbläser,
30 Verleumder, Gotteshasser; Spötter, Verächter, Prahler, erfinderisch im Bösen, unbotmäßig gegen die Eltern,
31 unvernünftig, treulos, lieblos, erbarmungslos.
32 Sie kennen zwar die Satzung Gottes, wonach des Todes schuldig ist, wer solches begeht; dennoch tun sie es nicht nur, sondern spenden noch Beifall denen, die es tun.
Kapitel 2: Die Sündhaftigkeit der Juden – Maßstab Gottes
1 Darum bist du unentschuldbar, du Mensch, wer du auch bist, wenn du dich zum Richter aufwirfst. Denn damit, daß du den anderen richtest, sprichst du dir selbst das Urteil. Du tust ja gerade das, was du verurteilst.
2 Wir wissen aber, daß Gottes Gericht der Wahrheit gemäß über die ergeht, die solches tun.
3 Meinst du, o Mensch, der du das gleiche tust wie jene, die du richtest, du werdest dem Gericht Gottes entrinnen?
4 Oder mißachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt du nicht, daß Gottes Güte dich zur Umkehr bringen will?
5 Aber mit deinem Starrsinn und deinem zur Umkehr nicht bereiten Herzen häufst du dir Zorn auf für den Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes.
6 Er wird einem jeden nach seinen Werken vergelten:
7 mit dem ewigen Leben denen, die in guten Werken ausharren und nach Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit streben;
8 mit Zorn und Grimm aber den Selbstsüchtigen, die der Wahrheit widerstreben und sich der Ungerechtigkeit hingeben.
9 Trübsal und Bedrängnis kommen über jede Menschenseele, die Böses tut, zunächst über den Juden, dann auch über den Griechen.
10 Hingegen wird Herrlichkeit, Ehre und Friede jedem zuteil, der Gutes tut, zunächst dem Juden, dann auch dem Griechen.
11 Denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person.
Der Besitz des Gesetzes
12 Alle, die ohne das Gesetz gesündigt haben, werden ohne das Gesetz dem Verderben anheimfallen. Alle, die unter dem Gesetz gesündigt haben, werden auf Grund des Gesetzes gerichtet werden.
13 Denn nicht die sind vor Gott gerecht, die das Gesetz nur hören, sondern die werden für gerecht erklärt, die es erfüllen.
14 Wenn die Völker, die das Gesetz nicht haben, aus natürlichem Antrieb die Forderungen des Gesetzes erfüllen, sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz.
15 Sie zeigen damit, daß der Kern des Gesetzes in ihr Herz geschrieben ist. Ihr Gewissen und die Gedanken, die einander anklagen oder verteidigen, bezeugen es ihnen
16 an dem Tag, da Gott durch Jesus Christus, meinem Evangelium gemäß, das Verborgene im Menschen richten wird.
Der Dünkel der Juden
17 Du nennst dich einen Juden, verläßt dich auf das Gesetz, rühmst dich Gottes
18 und kennst seinen Willen. Im Gesetz unterrichtet, weißt du, was gut und böse ist.
19 Du traust dir zu, ein Führer der Blinden zu sein, ein Licht für die im Dunkeln,
20 ein Erzieher der Unverständigen, ein Lehrer der Unmündigen, der im Gesetz den Ausdruck der Erkenntnis und der Wahrheit besitzt?
21 Den anderen also belehrst du, und dich selbst belehrst du nicht? Du predigst, man darf nicht stehlen, und stiehlst?
22 Du sagst, man darf die Ehe nicht brechen, und brichst die Ehe? Du verabscheust die Götzenbilder, und verübst Tempelraub?
23 Du rühmst dich des Gesetzes, und du entehrst Gott durch Übertretung des Gesetzes?
24 Denn, wie die Schrift sagt, durch eure Schuld wird der Name Gottes unter den Heiden gelästert.
Wert der Beschneidung
25 Die Beschneidung bringt zwar Nutzen, wenn du das Gesetz befolgst, übertrittst du aber das Gesetz, ist deine Beschneidung zum Unbeschnittensein geworden.
26 Wenn dagegen ein Unbeschnittener die Forderungen des Gesetzes befolgt, wird ihm dann nicht die Unbeschnittenheit als Beschneidung angerechnet werden?
27 Ja, richten wird dich, der du trotz Buchstaben und Beschneidung ein Übertreter des Gesetzes bist, der seiner Abstammung nach Unbeschnittene, der das Gesetz befolgt.
28 Denn nicht der ist ein Jude, der es nur äußerlich ist, und nicht das ist die Beschneidung, die nur äußerlich, am Fleisch, geschieht.
29 Nein, ein Jude ist der, der es im Inneren ist, und Beschneidung ist die Beschneidung des Herzens, dem Geist, nicht dem Buchstaben nach. Einem solchen folgt Anerkennung, zwar nicht von Menschen, aber von Gott.
Kapitel 3: Vorzüge der Juden
1 Was haben dann die Juden noch voraus? Was nützt die Beschneidung?
2 In jeder Hinsicht viel. Vor allem sind ihnen die Verheißungen Gottes anvertraut worden.
3 Was aber, wenn einige von ihnen untreu geworden sind? Wird etwa ihre Untreue Gottes Treue zunichte machen?
4 Keineswegs. Vielmehr wird sich Gott als wahrhaft erweisen, mag auch jeder Mensch lügenhaft sein, wie es in der Schrift heißt: "Du sollst gerecht befunden werden in deinen Worten und obsiegen, wenn man mit dir rechtet."
5 Wenn aber unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit herausstellt, was ist dann zu sagen? Handelt dann – menschlich gesprochen – Gott ungerecht, wenn er sein Zorngericht verhängt?
6 Durchaus nicht. Wie könnte Gott sonst die Welt richten?
7 Wenn aber Gottes Wahrhaftigkeit durch meine Lügenhaftigkeit zu seiner Ehre im vollen Glanz erstrahlt, warum werde ich dann noch als Sünder verurteilt?
8 Sollte es etwa so sein, wie es in der Aussage heißt, die uns manche in verleumderischer Weise unterstellen: "Laßt uns Böses tun, damit Gutes daraus entspringt?" – Solche erwartet die gerechte Strafe! –
Allgemeine Sündhaftigkeit
9 Wie steht es nun? Haben wir etwas voraus? Keineswegs. Denn wir haben vorhin dargetan, daß alle, Juden und Griechen, der Sünde verfallen sind.
10 Es steht ja geschrieben: "Keiner ist gerecht, auch nicht einer;
11 keiner ist verständig, keiner sucht Gott.
12 Alle sind abgewichen, alle verdorben, keiner tut, was recht ist, kein einziger.
13 Ihre Kehle gleicht dem offenen Grab. Mit ihrer Zunge reden sie Trug. Auf ihren Lippen ist Natterngift.
14 Ihr Mund ist voll Fluch und Bitterkeit.
15 Eilig sind ihre Füße, um Blut zu vergießen.
16 Zerstörung und Verderben kennzeichnen ihren Weg,
17 den Weg des Friedens kennen sie nicht.
18 Gottesfurcht ist ihnen fremd."
19 Wir wissen aber: Was das Gesetz sagt, sagt es zu denen, die unter dem Gesetz stehen, damit jeder Mund verstumme und alle Welt schuldig sei vor Gott.
20 Durch Gesetzeswerke wird kein Mensch vor ihm gerechtfertigt, denn durch das Gesetz kommt nur die Erkenntnis der Sünde.
Der Weg zur Rechtfertigung
Der Glaube an Jesus Christus
21 Jetzt aber ist ohne das Gesetz die Gerechtigkeit Gottes offenbar geworden, auf die schon das Gesetz und die Propheten hingewiesen haben:
22 nämlich auf die Gerechtigkeit Gottes auf Grund des Glaubens an Jesus Christus, und zwar für alle Glaubenden – ohne Unterschied.
23 Alle sind der Sünde verfallen und entbehren der Herrlichkeit Gottes.
24 Durch seine Gnade werden sie aber ohne Verdienst dank der Erlösung in Christus Jesus gerechtfertigt.
25 Um seine Gerechtigkeit zu erweisen, hat ihn Gott in seinem Blut als Sühnopfer durch den Glauben vor alle Welt hingestellt. Die vorher geschehenen Sünden waren ungestraft gelassen,
26 weil Gott langmütig ist; nun aber läßt er seine Gerechtigkeit offenbar werden und zeigt (im Sühnopfer Christi), daß er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt.
27 Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das der Werke? Nein, durch das Gesetz des Glaubens.
28 Wir sind nämlich überzeugt, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke des Gesetzes.
29 Oder ist Gott nur für die Juden da? Nicht auch für die Heiden? Ja, auch für die Heiden.
30 Denn es gibt nur einen Gott, und der rechtfertigt die Beschnittenen aus dem Glauben und die Unbeschnittenen durch den Glauben.
31 Stoßen wir nun das Gesetz durch den Glauben um? Keineswegs. Vielmehr richten wir das Gesetz auf.
Kapitel 4: Das Beispiel Abrahams
1 Was sollen wir zu der Frage sagen: "Was hat Abraham, unser leiblicher Ahnherr erlangt?"
2 Wäre Abraham auf Grund von Werken gerechtfertigt worden, so könnte er sich rühmen. Aber er hat vor Gott keinen Ruhm.
3 Denn was sagt die Schrift? "Abraham glaubte Gott, und dies ward ihm als Gerechtigkeit angerechnet."
4 Wer Werke vollbringt, dem wird der Lohn nicht aus Gnade, sondern nach Verdienst angerechnet.
5 Wer dagegen keine Werke aufzuweisen hat, wohl aber an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.
6 Preist doch schon David den Menschen selig, dem Gott ohne Werke die Gerechtigkeit anrechnet:
7 "Selig, dem vergeben die Frevel, verziehen die Sünde!
8 Selig, wem der Herr nicht anrechnet die Schuld!"
9 Gilt diese Seligsprechung nun den Beschnittenen oder auch den Unbeschnittenen? Wir sagten ja: "Abraham wurde der Glaube als Gerechtigkeit angerechnet."
10 Unter welchen Umständen wurde er ihm angerechnet? Geschah es nach der Beschneidung oder vor der Beschneidung? Nicht nach der Beschneidung, sondern vor der Beschneidung!
11 Er empfing doch das Zeichen der Beschneidung als ein Siegel für seine Gerechtigkeit, die er schon vor der Beschneidung durch den Glauben erlangt hatte. So sollte er der Vater aller unbeschnittenen Gläubigen werden, damit auch ihnen die Gerechtigkeit angerechnet werde.
12 Und er sollte auch der Vater der Beschnittenen werden, derer, die nicht bloß die Beschneidung haben, sondern auch auf dem Pfad des Glaubens wandeln, dem unser Vater Abraham schon vor der Beschneidung folgte.
Die Verheißung und der Glaube
13 Denn die Verheißung, Erbe der Welt zu sein, wurde Abraham und seinen Nachkommen nicht durch das Gesetz zuteil, sondern durch die Gerechtigkeit aus dem Glauben.
14 Wären nur die Anhänger des Gesetzes Erben, so wäre der Glaube wertlos und die Verheißung nichtig.
15 Das Gesetz führt zur Strafe; ohne Gesetz gibt es keine Übertretung.
16 Nur kraft des Glaubens und somit aus Gnade ist die Verheißung für alle Nachkommen gesichert, nicht bloß für jene, die das Gesetz, sondern auch für jene, die Abrahams Glauben besitzen. Er ist so unser aller Vater,
17 wie geschrieben ist: "Zum Vater vieler Völker habe ich dich bestimmt." Er glaubte an den Gott, der die Toten lebendig macht, und was nicht ist, ins Dasein ruft.
Der Glaube Abrahams
18 Entgegen aller Hoffnung hat er gehofft und geglaubt, daß er der Vater vieler Völker werde, weil ihm gesagt war: "So zahlreich wird deine Nachkommenschaft sein."
19 Er wurde im Glauben nicht schwach, obwohl er wahrnahm, daß sein Leib schon erstorben war – er war beinahe hundert Jahre alt – und daß auch Saras Mutterschoß erstorben war.
20 An der Verheißung Gottes wurde er durch Unglauben nicht irre. Er blieb stark im Glauben, gab Gott die Ehre
21 und war fest überzeugt, daß Gott auch erfüllen kann, was er verheißen hat.
22 Darum wurde es ihm als Gerechtigkeit angerechnet.
23 Aber nicht bloß um seinetwillen steht geschrieben: "Es wurde ihm angerechnet",
24 sondern auch unsertwegen, denn auch uns soll es angerechnet werden, wenn wir an den glauben, der unseren Herrn Jesus von den Toten auferweckt hat.
25 Er wurde um unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt.
Kapitel 5: Die Wirkungen der Rechtfertigung
Friede mit Gott
1 Durch den Glauben gerechtfertigt, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.
2 Durch ihn haben wir kraft des Glaubens Zutritt zu dem Gnadenstand erhalten, in dem wir uns befinden, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.
3 Aber nicht nur das: Wir rühmen uns auch der Trübsale. Wissen wir doch, daß die Trübsal zur Standhaftigkeit führt,
4 die Standhaftigkeit zur Bewährung, die Bewährung zur Hoffnung.
5 Die Hoffnung aber kann nicht trügen; denn die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, der uns verliehen wurde.
6 Denn als wir noch schwach waren, ist Christus für die zu dieser Zeit noch Gottlosen gestorben.
7 Für einen Gerechten setzt einer schwerlich sein Leben ein. Für einen Wohltäter bringt es wohl einer über sich, sein Leben hinzugeben.
8 Gott aber erweist seine Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
9 Um so viel mehr werden wir jetzt, da wir durch sein Blut gerechtfertigt sind, durch ihn vor dem Zorngericht bewahrt bleiben.
10 Denn wurden wir, als wir noch seine Feinde waren, durch den Tod seines Sohnes mit Gott versöhnt, um so viel mehr werden wir als Versöhnte durch sein Leben gerettet werden.
11 Und nicht nur das. Wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung erlangt haben.
Adam und Christus
12 Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod, und der Tod ist auf alle Menschen übergegangen, weil alle gesündigt haben.
13 Bis zum Gesetz gab es zwar auch Sünde in der Welt. Aber wo kein Gesetz ist, wird die Sünde nicht angerechnet.
14 Der Tod herrschte jedoch von Adam bis Mose auch über die, die nicht durch eine ähnliche Übertretung wie Adam gesündigt hatten. Adam aber ist das Vorbild des Zukünftigen.
15 Allein mit der Gnade verhält es sich nicht wie mit der Sünde. Wenn durch den Fehltritt des einen die vielen dem Tod verfallen sind, so haben sich durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus auf die vielen in sehr viel reicherem Maß Gottes Gnade und Gabe ausgewirkt.
16 Der Sünde des einen entsprach auch nicht die Gabe, denn das Gericht führte von einem her zur Verdammnis, das Gnadenwerk aber von vielen Übertretungen her zur Gerechtsprechung.
17 Denn wenn durch die Übertretung des einen der Tod die Herrschaft erlangt hat, eben durch den einen, wieviel mehr werden die im (göttlichen) Leben herrschen durch den einen Jesus Christus, die den Überfluß der Gnade und der Gabe der Gerechtsprechung erlangt haben.
18 Wie also durch die Übertretung eines einzigen Menschen über alle die Verurteilung gekommen ist, so kommt auch durch des einen gerechte Tat, für alle Menschen die Rechtfertigung, die zum Leben führt.
19 Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern geworden sind, so werden durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht.
20 Das Gesetz aber kam noch dazu, so daß die Übertretung noch mehr zunahm. Wo aber die Sünde zugenommen hatte, trat die Gnade im Überfluß hervor.
21 Wie nun die Sünde durch den Tod ihre Herrschaft ausübt, so übt auch die Gnade kraft der Gerechtigkeit ihre Herrschaft zum ewigen Leben aus durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Kapitel 6: Für die Sünde tot
1 Was sollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verbleiben, damit die Gnade desto mehr zunehme?
2 Nie und nimmer! Wie sollten wir, die wir doch der Sünde abgestorben sind, noch in ihr leben?
3 Oder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, auf seinen Tod getauft worden sind?
4 Wir sind also durch die Taufe auf den Tod mit ihm begraben. Wie aber Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt worden ist, so sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.
5 Denn sind wir mit ihm durch die Ähnlichkeit des Todes verbunden, so werden wir es auch mit seiner Auferstehung sein.
6 Wir wissen ja, daß unser alter Mensch ans Kreuz geschlagen wurde, damit der sündige Leib vernichtet wird und wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind.
7 Denn wer gestorben ist, ist von der Sünde befreit.
8 Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir mit ihm auch leben werden.
9 Wissen wir doch, daß Christus, auferweckt von den Toten, nicht mehr stirbt. Der Tod hat keine Macht mehr über ihn.
10 Durch seinen Tod ist er ein für allemal der Sünde gestorben, durch sein Leben aber lebt er Gott.
11 So betrachtet auch ihr euch als solche, die tot sind für die Sünde, die aber für Gott leben in Christus Jesus!
12 Darum soll nicht mehr die Sünde in eurem sterblichen Leib herrschen, daß ihr seinen Gelüsten folgt.
13 Stellt eure Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit in den Dienst der Sünde. Stellt euch vielmehr in den Dienst Gottes als Menschen, die vom Tod zum Leben gekommen sind. Gebt eure Glieder Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit hin.
14 Denn die Sünde hat keine Macht mehr über euch. Ihr steht ja nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.
Dienstbar der Gerechtigkeit
15 Was folgt daraus? Dürfen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetze stehen, sondern unter der Gnade? Das sei fern!
16 Wißt ihr nicht, daß ihr dessen Knecht seid und dem zu gehorchen habt, dem ihr euch als Knecht zum Gehorsam hingebt: entweder der Sünde, was zum Tod führt; oder aber dem Gehorsam, was zur Gerechtigkeit führt?
17 Gott sei Dank, ihr wart einst Knechte der Sünde, seid aber von Herzen den Vorschriften der Lehre gehorsam geworden, der ihr übergeben worden seid.
18 Frei von der Sünde, seid ihr der Gerechtigkeit dienstbar geworden.
19 Um der Schwachheit eures Fleisches willen rede ich menschlich. Einst habt ihr eure Glieder in den Dienst der Unlauterkeit und Gesetzwidrigkeit gestellt und so ein gesetzwidriges Leben geführt. Stellt eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit, damit ihr ein heiliges Leben führt.
20 Solange ihr noch Knechte der Sünde wart, wart ihr der Gerechtigkeit entbunden.
21 Welchen Gewinn hattet ihr damals von den Dingen, deretwegen ihr euch jetzt schämt? Denn das Ende dieser Dinge ist der Tod.
22 Jetzt aber, von der Sünde befreit, in Gottes Dienst stehend, gewinnt ihr die Heiligkeit und habt als Ziel das ewige Leben.
23 Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, das Gnadengeschenk Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.
Kapitel 7: Freiheit vom mosaischen Gesetze
1 Wißt ihr nicht, Brüder, ich rede zu Menschen, die sich im Gesetz auskennen, daß das Gesetz so lange über den Menschen herrscht, als er lebt?
2 So ist eine verheiratete Frau durch das Gesetz nur so lange an den Mann gebunden, als er lebt. Stirbt der Mann, so ist sie gesetzlich nicht mehr an den Mann gebunden.
3 Wollte sie bei Lebzeiten ihres Mannes einem anderen Mann angehören, so hieße sie eine Ehebrecherin. Ist aber ihr Mann gestorben, so ist sie gesetzlich frei und darum keine Ehebrecherin, wenn sie einem anderen angehört.
4 So seid auch ihr, meine Brüder, durch Christi Leib tot für das Gesetz. Ihr gehört nun einem andern an, nämlich dem, der von den Toten auferstanden ist, damit wir Frucht bringen für Gott.
5 Solange wir noch fleischlich lebten, wirkten sich die durch das Gesetz geweckten sündhaften Leidenschaften in unseren Gliedern aus, so daß wir Frucht brachten für den Tod.
6 Jetzt aber sind wir frei vom Gesetz und durch den Tod seiner Fesseln entledigt. Nunmehr dienen wir in neuem Geist, nicht mehr im alten des Buchstabens.
Gesetz und Sünde
7 Sollen wir nun sagen, das Gesetz sei Sünde? Auf keinen Fall! Allerdings habe ich die Sünde erst durch das Gesetz kennengelernt. Denn ich wüßte nichts von der Begierde, wenn das Gesetz nicht sagte: "Du sollst nicht begehren!"
8 Gerade das Gebot diente ja der Sünde zum Anlaß, allerlei Begierden in mir zu erregen. Wo kein Gesetz ist, da ist die Sünde tot.
9 Einst lebte ich ohne Gesetz. Sobald aber das Gesetz kam, lebte die Sünde auf,
10 und ich verfiel dem Tod. So brachte mir das Gebot, das zum Leben führen sollte, den Tod.
11 Denn die Sünde nahm durch das Gebot die Gelegenheit wahr, betrog mich und brachte mir durch das Gebot den Tod.
12 Das Gesetz ist heilig und das Gebot ist heilig und gerecht und gut.
13 Ist also das Gute für mich zur Ursache des Todes geworden? Auf keinen Fall. Vielmehr war es die Sünde. Die sollte sich dadurch als Sünde enthüllen, daß sie mir durch das Gute den Tod brachte. So sollte sich die Sünde durch das Gebot in ihrer grenzenlosen Sündhaftigkeit zeigen.
Gesetz und Mensch
14 Wir wissen, daß das Gesetz geistig ist. Ich aber bin fleischlich, an die Sünde verkauft.
15 Ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will, sondern ich vollbringe, was mir verhaßt ist.
16 Wenn ich aber tue, was ich nicht will, gebe ich damit zu, daß gut ist, was das Gesetz fordert.
17 Jetzt aber handle nicht mehr ich, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
18 Ich bin mir ja bewußt, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nicht das Gute wohnt. Zum Guten ist zwar der Wille da, nicht aber das Vollbringen.
19 Ich tue eben nicht das Gute, das ich will, sondern führe das Böse aus, das ich nicht will.
20 Wenn ich aber tue, was ich nicht will, dann vollbringe nicht mehr ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
21 Und so finde ich das Gesetz vor: Daß bei mir, der ich das Gute tun will, das Böse vorhanden ist.
22 Der innere Mensch in mir stimmt freudig dem Gesetz Gottes zu,
23 ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das im Streit liegt mit dem Gesetz meines Geistes. Es macht mich zum Gefangenen unter dem Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern herrscht.
24 Ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich retten aus dem Leib dieses Todes?
25 Dank sei Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! [Somit diene ich selbst zwar mit dem Geist dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.]
Kapitel 8: Glück des Gnadenstandes
1 Also gibt es jetzt keine Verurteilung für die in Christus Jesus.
2 Denn das Gesetz des Geistes, des Lebens in Christus Jesus, hat dich vom Gesetz der Sünde und des Todes befreit.
3 Was nämlich das Gesetz, weil es infolge des Fleisches zu schwach war, nicht vermochte, das hat Gott bewirkt: Er hat seinen eigenen Sohn um der Sünde willen in der Gestalt des sündigen Fleisches gesandt und die Sünde an seinem Fleisch verurteilt.
4 So sollte die Vorschrift des Gesetzes an uns erfüllt werden, die wir nicht mehr nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln.
5 Die nach dem Fleisch leben, sinnen auf das, was das Fleisch will; die nach dem Geist leben, sinnen auf das, was der Geist will.
6 Das Trachten des Fleisches führt zum Tod, das Trachten des Geistes zum Leben und Frieden.
7 Insofern ist das Trachten des Fleisches Feindschaft gegen Gott; es ordnet sich dem Gesetz Gottes nicht unter und vermag es auch nicht.
8 Die dem Fleisch leben, können Gott nicht gefallen.
9 Ihr jedoch lebt nicht dem Fleisch, sondern dem Geist, wenn wirklich der Geist Gottes in euch wohnt. Wenn freilich einer den Geist Christi nicht hat, so gehört er ihm nicht an.
10 Ist aber Christus in euch, so ist der Leib zwar dem Tod verfallen um der Sünde willen, der Geist aber lebt um der Gerechtigkeit willen.
11 Wohnt aber der Geist dessen in euch, der Jesus von den Toten auferweckt hat, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, durch seinen Geist, der in euch wohnt, auch eure sterblichen Leiber zum Leben auferwecken.
Kindschaft Gottes
12 Wir sind darum, Brüder, nicht mehr dem Fleisch verpflichtet, um nach dem Fleisch zu leben.
13 Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, werdet ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die Triebe des Fleisches ertötet, werdet ihr leben.
14 Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes.
15 Ihr habt ja nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, um von neuem in Furcht zu leben, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: "Abba, Vater!"
16 Eben dieser Geist bezeugt unserem Geist, daß wir Kinder Gottes sind.
17 Sind wir aber Kinder, so auch Erben: Erben Gottes und Miterben Christi. Nur müssen wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.
Die himmlische Herrlichkeit
18 Ich bin der Ansicht, daß die Leiden dieser Zeit mit der künftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll, nicht zu vergleichen sind.
19 Sehnsüchtig erwartet die Schöpfung das Offenbarwerden der Söhne Gottes.
20 Denn die Schöpfung wurde der Nichtigkeit unterworfen, nicht nach eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterwarf. Doch bleibt ihr die Hoffnung,
21 daß sie von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes befreit wird.
22 Wir wissen ja, daß die ganze Schöpfung bis zur Stunde seufzt und in Wehen liegt;
23 nicht allein sie, sondern auch wir, die wir die Erstlingsgabe des Geistes bereits besitzen: wir seufzen in unserem Innern und harren auf die Gotteskindschaft und die Erlösung unseres Leibes.
24 Wohl sind wir gerettet, aber wir stehen noch im Hoffen. Die Hoffnung, die man erfüllt sieht, ist keine Hoffnung mehr. Denn wie soll man noch erhoffen, was man sichtbar vor sich hat?
25 Wenn wir erhoffen, was wir noch nicht sehen, so warten wir in Geduld.
26 So steht auch der Geist uns in unserer Schwachheit bei. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, so, wie es nötig ist. Da tritt der Geist mit unaussprechlichem Seufzen für uns ein.
27 Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Geist begehrt, weil er im Sinne Gottes für die Heiligen eintritt.
28 Wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alles zum Besten gereicht. Sie sind ja nach seinem Ratschluß berufen.
29 Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu werden. Er sollte der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein.
30 Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, und die er berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, und die er gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht.
Lobpreis der Gnade Gottes
31 Was sollen wir zu alldem sagen? Wenn Gott für uns ist, wer ist dann gegen uns?
32 Der seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat: wird er uns mit ihm nicht alles schenken?
33 Wer soll gegen die Auserwählten Gottes Anklage erheben? Gott, der sie für gerecht erklärt?
34 Wer soll sie verdammen? Christus Jesus, der gestorben ist, noch mehr: der auferweckt zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt?
35 Wer wird uns trennen von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?
36 Es steht ja geschrieben: "Deinetwegen werden wir täglich hingemordet, werden Opferschafen gleichgeachtet."
37 Aber in all dem bleiben wir siegreich in dem, der uns geliebt hat.
38 Denn ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Kräfte,
39 weder Hohes noch Niederes noch sonst etwas Erschaffenes vermag uns von der Liebe Gottes zu scheiden, die da ist in Christus Jesus, unserem Herrn.
Kapitel 9: Zweiter Teil: Stellung Israels zur Rechtfertigung
Teilnahme des Apostels am Schicksal seines Volkes
1 Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht. Mein Gewissen bezeugt es mir im Heiligen Geist:
2 Groß ist mein Schmerz, unaufhörlich der Kummer meines Herzens.
3 Ich wünschte nämlich, selbst verflucht, fern von Christus zu sein für meine Brüder, die dem Fleisch nach meine Verwandten sind.
4 Sie sind Israeliten, besitzen die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bündnisse, die Gesetzgebung, den Gottesdienst und die Verheißungen.
5 Ihnen gehören die Väter an, und von ihnen stammt dem Fleisch nach Christus, der da ist über allem, Gott, hochgelobt in Ewigkeit. Amen.
Israel und Gottes Verheißung
6 Nicht als ob Gottes Wort hinfällig geworden wäre, denn nicht alle, die von Israel abstammen, sind Israeliten.
7 Und nicht alle sind schon deshalb Kinder Abrahams, weil sie seine Nachkommen sind. Es heißt vielmehr: "Nach Isaak sollen deine Nachkommen benannt werden."
8 Das will sagen: Nicht die leiblichen Nachkommen sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung gelten als Nachkommen.
9 Denn das Wort der Verheißung lautete: "Um diese Zeit will ich wiederkommen, und Sara wird einen Sohn haben."
10 Aber nicht bloß bei ihr war es so, sondern auch bei Rebekka. Die hatte von einem Mann, unserem Vater Isaak, empfangen.
11 Noch waren die Kinder nicht geboren und hatten weder Gutes noch Böses getan, damit der freigewählte Ratschluß Gottes bestehen bleibe,
12 denn nicht Werke, sondern der Berufende bestimmen, ward Rebekka gesagt: "Der Ältere wird dem Jüngeren dienstbar sein."
13 So steht auch geschrieben: "Jakob habe ich geliebt, Esau gehaßt."
Gottes Freiheit in der Gnadenwahl
14 Was sollen wir nun sagen? Ist das ungerecht von Gott? Das sei fern!
15 Spricht er doch zu Mose: "Ich erbarme mich, wessen ich mich erbarmen will, und ich habe Mitleid, mit dem ich Mitleid haben will."
16 Somit kommt es nicht auf das eigene Wollen oder Laufen an, sondern auf Gottes Erbarmen.
17 So sagt die Schrift zu Pharao: "Gerade dazu habe ich dich erweckt, um an dir meine Macht zu zeigen, damit mein Name auf der ganzen Erde verkündet werde."
18 So erbarmt er sich, wessen er will, und er läßt verstockt sein, wen er will.
19 Du wirst mir einwenden: "Was tadelt er dann noch? Denn wer vermag seinem Willen zu widerstehen?"
20 O Mensch, wer bist denn du, daß du mit Gott rechten willst? Darf das Gebilde zum Bildner sagen: "Warum hast du mich so gemacht?"
21 Hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, und kann er nicht aus derselben Masse prunkhafte und unansehnliche Gefäße formen?
22 Was, wenn also Gott die Gefäße des Zornes, die dem Verderben geweiht sind, mit viel Langmut ertragen hat, um nun an ihnen seinen Zorn zu zeigen und seine Macht zu offenbaren?
23 Und wenn er an den Gefäßen des Erbarmens, die er für die Herrlichkeit vorausbestimmt hat, den Reichtum seiner Gnade zeigen will?
24 Zu denen hat er uns berufen, nicht bloß aus den Juden, sondern auch aus den Heiden.
Das neue Gottesvolk
25 Bei Hosea sagt er: "Ich werde, was nicht mein Volk war, 'mein Volk' nennen, und 'meine Geliebte', die nicht meine Geliebte war,
26 Und an dem Ort, an dem zu ihnen gesagt worden ist: 'Ihr seid nicht mein Volk', dort werden sie 'Söhne des lebendigen Gottes' genannt werden."
27 Jesaja ruft über Israel aus: "Wäre die Zahl der Kinder Israels dem Sand am Meer gleich, so soll doch nur der Rest gerettet werden.
28 Denn der Herr wird sein Wort vollständig und schnell durchführen auf Erden."
29 Ebenso hat Jesaja vorhergesagt: "Hätte der Herr der Heerscharen uns nicht einen Rest übriggelassen, wie Sodom wären wir geworden, wir glichen Gomorra."
Die Schuld des ungläubigen Israel
30 Was sollen wir nun sagen? Die Heiden, die nicht auf die Gerechtigkeit bedacht waren, haben die Gerechtigkeit erlangt, und zwar die Gerechtigkeit aus dem Glauben.
31 Israel dagegen, das nach dem Gesetz der Gerechtigkeit strebte, ist nicht zum Gesetz gelangt.
32 Und warum nicht? Weil es nicht durch den Glauben, sondern durch Werke danach strebte. Es stieß sich am Stein des Anstoßes,
33 wie geschrieben steht: "Ich setze in Zion einen Stein des Anstoßes, einen Felsen zum Straucheln. Wer aber an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden."
Kapitel 10:
1 Brüder, mein Herzenswunsch und mein Gebet zu Gott gilt ihrer Rettung.
2 Ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer für Gott haben, nur fehlt die rechte Einsicht.
3 Sie haben die Gerechtigkeit, die von Gott kommt, verkannt und versucht, ihre eigene geltend zu machen, und so haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen.
4 Denn das Endziel des Gesetzes ist Christus, der jedem, der glaubt, zur Gerechtigkeit wird.
Ohne Glaube keine Rechtfertigung
5 Mose schreibt von der Gerechtigkeit aus dem Gesetz: "Nur wer es erfüllt, findet in ihr das Leben."
6 Die Gerechtigkeit aus dem Glauben aber sagte: "Sprich nicht in deinem Herzen: Wer steigt in den Himmel hinauf?" – nämlich um Christus herabzuholen –
7 oder: "Wer steigt in den Abgrund hinab?" – nämlich um Christus von den Toten heraufzuholen. –
8 Was sagt sie vielmehr? "Nahe ist dir das Wort, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen" – nämlich das Wort vom Glauben, das wir predigen.
9 Denn wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und mit deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet werden.
10 Denn was man mit dem Herzen glaubt, führt zur Gerechtigkeit; was man mit dem Mund bekennt, zum Heil.
11 Die Schrift sagt ja: "Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden."
12 Da gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden. Ein und derselbe ist der Herr aller, und er ist reich für alle, die ihn anrufen.
13 Denn "jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden."
Israels selbstverschuldeter Unglaube
14 Doch wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie von ihm hören, wenn ihnen niemand verkündet?
15 Wie kann man aber verkünden, wenn man nicht gesandt ist? Es steht doch geschrieben: "Wie anmutig sind die Füße der Freudenboten, die Gutes verkünden!"
16 Aber nicht alle haben der frohen Botschaft Folge geleistet; denn Jesaja sagt: "Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt?"
17 Somit kommt der Glaube aus dem Gehörten, und das Gehörte aus dem Wort Christi.
18 Ich frage nun: Haben sie etwa nicht gehört? Ganz gewiß. "Über die ganze Erde dringt ihr Ruf, bis an des Erdballs Grenzen ihr Wort."
19 Ich frage weiter: Hat Israel etwa nicht verstanden? Schon Mose sagte: "Ich will euch eifersüchtig machen auf ein Nicht-Volk, euch zornig machen über ein unverständiges Volk."
20 Jesaja aber wagt zu sagen: "Ich ließ mich von denen finden, die mich nicht suchten, offenbar geworden bin ich denen, die nicht nach mir fragten."
21 Zu Israel aber spricht er: "Den ganzen Tag habe ich ausgestreckt meine Hände nach einem Volk, das störrisch und widerspenstig ist."
Kapitel 11: Der auserlesene Rest des Volkes
1 Ich frage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstoßen? Nicht möge es geschehen! Ich bin doch auch ein Israelit, Nachkomme Abrahams, aus dem Stamm Benjamin.
2 Gott hat sein Volk, das er sich vorher erwählt hat, nicht verstoßen. Wißt ihr nicht, was die Schrift in der Geschichte des Elija sagt, wie er vor Gott Israel anklagt?
3 "Herr, deine Propheten haben sie getötet und deine Altäre zerstört; ich allein bin übriggeblieben, aber auch mir trachten sie nach dem Leben."
4 Welche Antwort wird ihm da von Gott zuteil? "Ich habe mir siebentausend Mann bewahrt, die ihr Knie vor Baal nicht gebeugt haben."
5 So ist auch in der jetzigen Zeit ein Rest geblieben, den die Gnade erwählt hat.
6 Ist es aber aus Gnade geschehen, so nicht mehr infolge von Werken. Sonst wäre ja die Gnade nicht mehr Gnade.
Berufung der Heiden Ansporn für Israel
7 Was nun? Was Israel anstrebte, hat es nicht erreicht. Nur die Auserwählten haben es erreicht. Die übrigen aber wurden verstockt.
8 Wie geschrieben ist: "Gott gab ihnen einen Geist der Betäubung, Augen, um nicht zu sehen, Ohren, um nicht zu hören, bis auf den heutigen Tag."
9 Und David sagt: "Ihr Tisch soll ihnen werden zum Strick und Strang, zum Verderben und zur Vergeltung.
10 Ihre Augen sollen finster werden, daß sie nicht sehen; ihren Rücken beuge allezeit!"
11 Ich frage nun: Sind sie gestrauchelt, nur um zu Fall zu kommen? Das sei fern! Vielmehr ist durch ihren Fehltritt den Heiden das Heil zuteil geworden; und das soll sie zur Eifersucht reizen.
12 Wenn aber schon ihr Fehltritt Reichtum für die Welt bedeutet und ihr Versagen Reichtum für die Heiden, wieviel mehr dann ihre Vollzahl!
13 Euch Heiden aber sage ich: Solange ich Apostel der Heiden bin, will ich meinem Amt Ehre machen.
14 Ich möchte die Angehörigen meines Volkes eifersüchtig machen und wenigstens einige von ihnen retten.
15 Denn wenn schon ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt bedeutet, was wird dann ihre Aufnahme anderes bedeuten als Leben aus den Toten?
16 Wenn das Erstlingsbrot heilig ist, so ist es der ganze Teig; und wenn die Wurzel heilig ist, sind es auch die Zweige.
Israel, der edle Ölbaum
17 Wenn aber einige Zweige ausgebrochen wurden und dafür du, der wilde Ölzweig, zwischen ihnen eingesetzt wurdest und nun an der fetten Wurzel des edlen Ölbaumes Anteil erhalten hast,
18 so überhebe dich nicht über die anderen Zweige. Überhebst du dich aber, so bedenke: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.
19 Du wirst nun erwidern: Die Zweige wurden doch ausgebrochen, damit ich eingesetzt werde.
20 Gut! Infolge ihres Unglaubens wurden sie ausgebrochen, du hingegen stehst fest um des Glaubens willen. Sei darob nicht hochmütig, sondern fürchte dich!
21 Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat, wird er vielleicht auch dich nicht verschonen.
22 Erkenne also Gottes Güte und Strenge: die Strenge gegen die Gefallenen, die Güte Gottes dir gegenüber, vorausgesetzt, daß du bei der Güte verbleibst; sonst wirst auch du ausgehauen werden.
23 Aber auch jene werden wieder eingesetzt, wenn sie nicht im Unglauben verbleiben; denn Gott hat die Macht, sie wieder einzusetzen.
24 Denn wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum ausgeschnitten und wider die Natur in den edlen Ölbaum eingesetzt wurdest, um wieviel leichter werden die natürlichen Zweige in den eigenen Ölbaum wieder eingesetzt werden!
Israels einstige Rettung
25 Brüder, ich will euch über folgendes Geheimnis nicht im unklaren lassen, damit ihr euch nicht selbst für weise haltet. Die Verstocktheit ist über einen Teil von Israel gekommen, bis die Vollzahl der Heiden eingetreten ist.
26 Und so wird ganz Israel gerettet werden. Steht doch geschrieben: "Es wird der Retter aus Zion kommen und hinwegschaffen die Gottlosigkeit von Jakob.
27 Das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich wegnehme ihre Sünden."
28 Wegen des Evangeliums sind sie allerdings euretwegen seine Feinde, der Auserwählung nach aber um der Väter willen seine Lieblinge.
29 Denn Gottes Gnadengaben und Berufung sind unwiderruflich.
30 Wie ihr einst gegen Gott ungehorsam wart, aber infolge ihres Ungehorsams mit Erbarmen beschenkt worden seid,
31 so sind sie jetzt auch wegen der Barmherzigkeit gegen euch ungehorsam geworden, damit sie jetzt auch mit Erbarmen beschenkt werden.
32 Denn Gott hat alle dem Ungehorsam überantwortet, um sich aller zu erbarmen.
Lobpreis Gottes
33 O Tiefe des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Ratschlüsse, wie unergründlich seine Wege!
34 Denn wer hat die Gedanken des Herrn erfaßt? Wer ist sein Ratgeber gewesen?
35 Wer hat ihm zuvor gegeben, so daß es ihm wiedervergolten werden müßte?
36 Denn aus ihm und durch ihn und für ihn ist alles. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.
Kapitel 12: Dritter Teil: Praktische Ermahnungen
Allgemeine Pflichten
Gottgefälliger Lebenswandel
1 Brüder, bei der Barmherzigkeit Gottes ermahne ich euch: Bringt euren Leib Gott als ein lebendiges, heiliges, wohlgefälliges Opfer dar. Das sei euer geistiger Gottesdienst.
2 Macht euch nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr beurteilen könnt, was der Wille Gottes, was gut, wohlgefällig und vollkommen ist.
Das kirchliche Leben
3 Kraft der Gnade, die mir verliehen ist, sage ich einem jeden von euch: Strebt nicht über das hinaus, was geboten ist, sondern strebt danach, besonnen zu sein, ein jeder nach dem Maß des Glaubens, das Gott ihm zugeteilt hat.
4 Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder den gleichen Dienst verrichten,
5 so bilden wir viele zusammen einen Leib in Christus; einzeln aber, im Verhältnis zueinander, sind wir Glieder.
6 Je nach der Gnade, die uns verliehen ist, sind wir verschieden begabt. Wer die Prophetengabe hat, gebrauche sie in Übereinstimmung mit dem Glauben.
7 Wer einen Dienst verrichtet, widme sich dem Dienst. Wer die Gabe hat, zu lehren, der lehre.
8 Wer die Gabe hat, zu ermahnen, der ermahne. Wer Almosen spendet, tue es in schlichter Gesinnung. Wer Vorsteher ist, sei es mit Eifer. Wer Barmherzigkeit übt, tue es frohen Sinnes.
Nächstenliebe
9 Eure Liebe sei ohne Falsch! Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten!
10 Seid in brüderlicher Liebe einander zugetan, in Ehrerbietung einander übertreffend!
11 Erlahmt nicht im Eifer, seid feurigen Geistes, dient dem Herrn!
12 Seid fröhlich in der Hoffnung, standhaft in der Trübsal, beharrlich im Gebet!
13 Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen und pflegt die Gastfreundschaft!
14 Segnet die euch verfolgen; segnet sie und verflucht sie nicht!
15 Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden!
16 Lebt in Eintracht miteinander! Wollt nicht hoch hinaus, sondern laßt euch herab zum Niedrigen! Haltet euch nicht selbst für klug!
Friedfertigkeit
17 Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid auf das Gute bedacht vor allen Menschen!
18 Soweit es möglich ist und auf euch ankommt, lebt mit allen Menschen in Frieden!
19 Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorngericht. Denn es steht geschrieben: "Mein ist die Rache! Ich will vergelten!, spricht der Herr."
20 Wenn deinen Feind hungert, gib ihm vielmehr zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Indem du das tust, sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt.
21 Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!
Kapitel 13: Gehorsam gegen die Obrigkeit
1 Ein jeder soll sich der obrigkeitlichen Gewalt unterordnen! Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; die da bestehen, sind von Gott angeordnet.
2 Wer sich daher gegen die staatliche Gewalt auflehnt, lehnt sich gegen die Anordnung Gottes auf; wer sich aber gegen diese auflehnt, zieht sich das Gericht zu.
3 Denn die Regierenden sind nicht ein Schrecken für gute, sondern für schlimme Taten. Willst du vor der Staatsgewalt ohne Furcht sein, so tue das Gute, und du wirst Anerkennung bei ihr finden.
4 Sie ist ja Gottes Dienerin zu deinem Besten. Tust du aber Böses, so fürchte sie; denn sie trägt nicht umsonst das Schwert. Denn Gottes Dienerin ist sie, Rächerin zum Zorngericht für den, der Böses tut.
5 Deshalb ist es nötig, sich ihr unterzuordnen, nicht nur um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen.
6 Aus diesem Grund entrichtet ihr ja auch Steuern. Sie sind Gottes Diener, die ständig auf dieses bedacht sind.
7 So gebt jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, wem Steuer, Zoll, wem Zoll, Furcht, wem Furcht, Achtung, wem Achtung gebührt.
Allseitige Pflichterfüllung
8 Bleibt niemand etwas schuldig als die gegenseitige Liebe. Wer den Nächsten liebt, erfüllt das Gesetz.
9 Denn die Gebote: "Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren", sowie alle anderen Gebote sind in dem einen Wort zusammengefaßt: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!"
10 Die Liebe fügt dem Nächsten nichts Böses zu. Darum ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.
11 Dies geschehe in richtiger Erkenntnis der Zeit: Die Stunde ist da, daß ihr aus dem Schlaf erwacht. Denn jetzt ist unser Heil näher als damals, als wir gläubig wurden.
12 Die Nacht ist vorgeschritten, der Tag herangekommen. So laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes!
13 Wie am Tag laßt uns ehrbar wandeln, nicht in Schwelgerei und Gelagen, nicht in Wollust und Ausschweifung, nicht in Streit und Eifersucht!
14 Vielmehr zieht an den Herrn Jesus Christus und pflegt nicht das Fleisch, daß die Begierden erwachen!
Kapitel 14: Pflichten gegen den schwachen Christen
Warnung vor Lieblosigkeit
1 Nehmt euch des Schwachen im Glauben an, ohne über Meinungen zu streiten.
2 Der eine ist überzeugt, daß er alles essen darf; der Schwache dagegen ißt nur Gemüse.
3 Wer ißt, verachte nicht den, der nicht ißt; und wer nicht ißt, verurteile nicht den, der ißt; denn Gott hat ihn angenommen.
4 Wer bist du, daß du den Knecht eines anderen richtest? Er steht oder fällt nur seinem eigenen Herrn. Er wird aber stehen bleiben; denn der Herr ist mächtig genug, ihn aufrecht zu halten.
5 Der eine hält einen Tag höher als andere, der andere hält jeden Tag gleich. Jeder handle nach seiner Überzeugung.
6 Wer auf einen Tag bedacht ist, tut es für den Herrn. Wer ißt, tut es für den Herrn; er dankt ja Gott. Wer nicht ißt, unterläßt es um des Herrn willen, und auch er dankt Gott.
7 Denn keiner von uns lebt für sich selbst, und keiner stirbt für sich selbst.
8 Leben wir, so leben wir für den Herrn, sterben wir, so sterben wir für den Herrn. Ob wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn.
9 Eben dazu ist ja Christus gestorben und wieder zum Leben zurückgekehrt, um über die Lebenden wie über die Toten zu herrschen.
10 Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verachtest du deinen Bruder? Allesamt werden wir ja vor den Richterstuhl Gottes treten.
11 Denn es steht geschrieben: "So wahr ich lebe, spricht der Herr: Jedes Knie wird sich vor mir beugen, jede Zunge Gott preisen."
12 Also wird jeder von uns über sich selbst Rechenschaft ablegen vor Gott.
Warnung vor Ärgernis
13 Laßt uns darum nicht mehr einander richten! Seid vielmehr darauf bedacht, einem Bruder weder Anstoß noch Ärgernis zu geben.
14 Ich bin im Herrn Jesus fest überzeugt, daß an sich nichts unrein ist. Nur wer etwas für unrein hält, für den ist es unrein.
15 Wenn nun dein Bruder sich wegen einer Speise verletzt fühlt, so wandelst du nicht mehr gemäß der Liebe. Bringe mit deiner Speise nicht den ins Verderben, für den Christus gestorben ist!
16 Gebt euer Gut nicht der Lästerung preis!
17 Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.
18 Wer Christus darin dient, ist Gott wohlgefällig und den Menschen angenehm.
19 Seien wir also auf das bedacht, was zum Frieden und zur gegenseitigen Erbauung dient.
20 Reiße nicht wegen einer Speise das Werk Gottes nieder! Alles ist zwar rein; doch ist es von Übel, wenn der Mensch durch das Essen Anstoß gibt.
21 Da ist es besser, kein Fleisch zu essen, keinen Wein zu trinken und nichts zu tun, woran dein Bruder Anstoß nimmt.
22 Behalte deinen Glauben vor Gott für dich selbst. Wohl dem, der keine Gewissensbedenken bei dem hat, was er für recht hält!
23 Wer dagegen beim Essen Bedenken hat, der ist schon verurteilt, weil er nicht aus Glauben handelt. Alles, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde.
Kapitel 15: Nachsicht mit den Schwachen
1 Wir Starken müssen die Schwachheit der Nicht-Starken ertragen und nicht uns selbst zu Gefallen leben.
2 Jeder von uns lebe dem Nächsten zu Gefallen, zum Guten, zur Erbauung.
3 Denn auch Christus hat nicht sich selbst zu Gefallen gelebt. Es heißt vielmehr: "Die Schmähungen der dich Schmähenden sind auf mich gefallen."
4 Denn alles, was vorzeiten geschrieben wurde, ist zu unserer Belehrung geschrieben worden, damit wir aus der Schrift Geduld und Trost schöpfen und so Hoffnung haben.
5 Der Gott der Geduld und des Trostes gewähre euch Eintracht untereinander nach dem Willen Christi Jesu.
6 Damit ihr einmütig mit einer Stimme den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus preist.
7 Deswegen nehmt einander an, wie auch Christus euch angenommen hat zur Ehre Gottes.
Annahme der Juden und Heiden durch Christus
8 Ich sage nämlich: Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschnittenen geworden, um die den Vätern gegebenen Verheißungen zu bestätigen.
9 Die Heiden aber preisen Gott für seine Barmherzigkeit, wie geschrieben ist: "Darum will ich dich preisen unter den Heiden, und deinem Namen lobsingen."
10 Und weiter heißt es: "Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk."
11 Und weiter: "Lobt, alle Heiden, den Herrn! Preisen sollen ihn alle Völker."
12 Desgleichen sagt Jesaja: "Kommen wird Isais Sproß und sich erheben zum Herrscher über die Völker. Auf ihn hoffen die Heiden."
13 Der Gott der Hoffnung erfülle euch durch den Glauben mit lauter Freude und Frieden, damit ihr überströmt an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Schluss des Briefes
Rechtfertigung des Briefes
14 Meine Brüder, ich bin von euch überzeugt, daß ihr voll guter Gesinnung seid, reich an aller Erkenntnis und wohl imstande, einander zu ermahnen.
15 Dennoch habe ich euch wie einer, der etwas wieder in Erinnerung bringen möchte – zum Teil etwas freimütig – geschrieben, wegen der mir von Gott verliehenen Gnade,
16 Diener Christi Jesu zu sein für die Heiden, priesterlich verwaltend das Evangelium Gottes, damit die Heiden eine wohlgefällige Opfergabe werden, geheiligt durch den Heiligen Geist.
17 Das habe ich als meinen Ruhm in Christus Jesus vor Gott.
18 Denn, um die Heiden zum Gehorsam zu bringen, werde ich nicht wagen, von etwas zu reden, was nicht Christus durch mich gewirkt hat, durch Wort und Tat,
19 durch die Macht der Zeichen und Wunder in der Kraft des Geistes Gottes. So habe ich die Verkündigung des Evangeliums Christi von Jerusalem an ringsum bis nach Illyrien vollendet.
20 Dabei habe ich meine Ehre dareingesetzt, nicht dort das Evangelium zu verkünden, wo der Name Christi schon bekannt ist. Ich wollte nämlich nicht auf fremdem Grund bauen.
21 Es heißt ja: "Die nichts von ihm gehört haben, werden ihn sehen, die nichts vernommen haben, werden es vernehmen."
Reisepläne des Apostels
22 Das ist auch der Grund, der mich zumeist daran gehindert hat, zu euch zu kommen.
23 Jetzt aber finde ich in diesen Gegenden kein Arbeitsfeld mehr. Seit vielen Jahren habe ich jedoch das Verlangen, zu euch zu kommen.
24 So hoffe ich denn, wenn ich nach Spanien reise, euch auf der Durchreise zu sehen und euer Geleit dorthin zu erhalten, nachdem ich mich zuvor an euch einigermaßen erquickt habe.
25 Jetzt aber reise ich im Dienst für die Heiligen nach Jerusalem.
26 Mazedonien und Achaia haben es für gut befunden, eine Geldsammlung für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem zu veranstalten.
27 Ja, sie haben es für gut befunden, denn sie sind ihre Schuldner. Denn haben die Heiden an deren geistigen Gütern Anteil erhalten, so schulden sie, ihnen mit ihren irdischen Gütern zu dienen.
28 Habe ich das erledigt und ihnen den Ertrag übergeben, werde ich auf meiner Reise nach Spanien bei euch vorbeikommen.
29 Ich weiß aber, wenn ich zu euch komme, komme ich mit der Fülle des Segens Christi.
30 Ich ermahne euch aber, Brüder, bei unserem Herrn Jesus Christus und bei der Liebe des Geistes, mir durch eure Fürbitte bei Gott beizustehen,
31 daß ich vor den Ungehorsamen in Judäa errettet werde und mein Liebesdienst für Jerusalem von den Heiligen gut aufgenommen wird.
32 Dann kann ich, so Gott will, mit Freuden zu euch kommen und in eurem Kreis Ruhe finden.
33 Der Gott des Friedens sei mit euch allen! Amen.
Kapitel 16: Empfehlung und Grüße
1 Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe, die im Dienst der Gemeinde zu Kenchreä steht.
2 Nehmt sie auf im Herrn, wie es sich für Heilige geziemt. Steht ihr in allem bei, wo sie euer bedarf. Sie ist vielen und auch mir eine Helferin geworden.
3 Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus.
4 Sie haben für mein Leben ihren Nacken eingesetzt. Dafür bin nicht nur ich, sondern alle Gemeinden der Heiden ihnen dankbar.
5 Grüßt auch die Gemeinde in ihrem Haus! Grüßt meinen geliebten Epänetus; er ist Asiens Erstlingsgabe für Christus.
6 Grüßt Maria, die sich soviel für euch abgemüht hat.
7 Grüßt Andronikus und Junias, die zu meinem Volk gehören und meine Mitgefangenen waren, die bei den Aposteln angesehen sind und schon vor mir in Christus gewesen sind.
8 Grüßt meinen im Herrn geliebten Ampliatus.
9 Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus, und meinen geliebten Stachys.
10 Grüßt Apelles, der sich in Christus bewährt hat. Grüßt, die zum Haus des Aristobul gehören.
11 Grüßt meinen Verwandten Herodion. Grüßt, die zum Haus des Narzissus gehören, die im Herrn sind.
12 Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die sich abmühen im Herrn. Grüßt die geliebte Persis, die schon viel im Herrn sich gemüht hat.
13 Grüßt Rufus, den Auserwählten im Herrn, und seine und meine Mutter.
14 Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder bei ihnen.
15 Grüßt Philologus und Julia, Nereus und seine Schwester und Olympas und alle Heiligen bei ihnen.
16 Grüßt einander mit heiligem Kuß. Es lassen euch alle Gemeinden Christi grüßen.
Warnung vor Irrlehrern
17 Ich ermahne euch, Brüder, auf die achtzugeben, die Streitigkeiten und Ärgernisse gegen die Lehre, die ihr vernommen habt, hervorrufen. Haltet euch von ihnen fern!
18 Solche Menschen dienen nicht Christus, unserem Herrn, sondern ihrem Bauch. Mit gleisnerischen und schön klingenden Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.
19 Euer Gehorsam ist allen bekannt; darum freue ich mich über euch. Doch wünsche ich, daß ihr weise seid zum Guten und unverdorben vom Bösen.
20 Der Gott des Friedens wird den Satan bald unter euren Füßen zermalmen. Die Gnade unseres Herrn Jesus sei mit euch!
Grüße aus Korinth
21 Es grüßen euch Timotheus, mein Mitarbeiter, und Lucius, Jason und Sosipater, die zu meinem Volk gehören.
22 Ich, Tertius, der Schreiber dieses Briefes, grüße euch im Herrn.
23 Es grüßt euch Gaius, mein und der ganzen Gemeinde Gastgeber. Es grüßen euch der Stadtkämmerer Erastus und der Bruder Quartus.
24 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.
Lobpreis Gottes
25 Ihm, der euch zu stärken vermag gemäß meinem Evangelium und der Botschaft von Jesus Christus, der Offenbarung des Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten verborgen war,
26 jetzt aber enthüllt und durch prophetische Schriften auf Anordnung des ewigen Gottes allen Völkern zur gläubigen Annahme kundgetan ist,
27 dem allein weisen Gott, sei durch Jesus Christus Ehre in alle Ewigkeit! Amen.