• Die Erscheinung in Marienfried
  • Das Zeichen des lebendigen Gottes

Erste Erscheinung am 25. April 1946

Dreimal Wunderbare MutterAm 25. April, Osterdonnerstag 1946, beabsichtigte die Mädchengruppe der Pfarrgemeinde mit dem Aufstellen eines Bildstockes (ein MTA-Bild) am Traubenkirschenbaum den Anfang für den Kapellenbau zu machen. Am Nachmittag des 25. April, 16.00 Uhr, gingen Pfarrer Humpf, seine Schwester Anna und Bärbl R. in den Wald, um die richtige Waldparzelle auszusuchen und diese zu säubern.

Die anderen Mädchen der Schönstattgruppe wollten später nachkommen. Auf dem Weg von der einen zur anderen Waldparzelle äußerste Pfarrer Humpf bei der Suche der richtigen Parzelle den Wunsch, daß es schön wäre, wenn der Himmel durch ein (natürliches) Zeichen zu erkennen geben würde, welche Parzelle am geeignesten wäre.

Pfarrer Humpf: Wir beteten dann den Rosenkranz und gingen zum ersten Platz zurück, um hier mit dem Roden zu beginnen. Wir hatten gerade angefangen, da sagte Bärbl: "Es hat mich jemand gerufen!" Wir schauten nach, sahen aber niemand. Kurze Zeit später glaubte sie wieder gerufen worden zu sein. Ich meinte zunächst, es wären die kleinen Schwestern der Bärbl. Aber niemand war zu sehen. Plötzlich lief sie ins Gebüsch und rief mir zu: "Kommen Sie und sehen Sie doch, was das für eine Frau ist!" Ich ging ihr nach, erblickte aber keinen.

Sobald sie stehen blieb, redete sie mit jemand, den ich nicht sehen konnte. Ich hörte lediglich Bärbl sprechen: 'Wer sind Sie denn eigentlich? – Woher wissen Sie das? – Das verstehe ich nicht!'

Zu ihrer Arbeit zurückgekehrt, glaubte sie noch zweimal, es habe sie jemand mit dem Vornamen gerufen. Wiederum hörten wir sie fragen bzw. feststellen: "Wer sind Sie? – Ja, das war vor sechs Jahren! So, das war am 13. Mai 1940, am Pfingstmontag! Woher sind Sie denn, und woher wissen Sie das alles?"

Nachdem sich die Frau ihrem Blick entzogen hatte, war Bärbl der festen Überzeugung, auch wir hätten sie gesehen und alles mitgehört. Als wir das verneinten, wurde sie ernstlich böse und versicherte: "Ich werde doch noch wissen, was ich gesagt habe!"

Anna Humpf: Wir, Herr Pfarrer, Bärbl und ich, waren ganz vertieft in unsere Arbeit und dachten in keiner Weise an irgend etwas Besonderes, sondern plagten uns redlich ab. Mein Bruder rodete mit der Kreuzhaue das große Gestrüpp aus und schaffte es auf einen Haufen. Wir beide hackten und rissen die vielen Brennesseln und das andere Unkraut aus. Das ganze Erdreich hatte sich mit den Wurzeln der Brennesseln in das Dornengestrüpp verfilzt. Es war eine so schwere Arbeit, dass man dabei auf nichts anderes achtete.

Was sich nun ereignete, traf uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Bärbl arbeitete einen Meter links neben mir. Plötzlich richtete sie sich horchend auf und sagte: "Da hat doch jemand gerufen!" Ich verneinte, etwas gehört zu haben. "Doch!" versicherte sie und ging etwas seitlich ins Gebüsch, blieb schliesslich, ohne dass ich sie aus den Augen verlor, stehen, sprach und schaute, als stünde jemand vor ihr. Noch immer dachte ich mir nichts dabei und hackte weiter.

Nach ein paar Minuten kam sie ganz freudig erregt zurück und fragte: "Hast du die Frau gesehen? Sie sagt einfach nicht, wer sie ist und woher sie ist." Ich entgegnete ihr, dass ich zwar nichts gesehen, aber auch gar nicht aufgepasst hätte, worauf sie erwiderte: "Das ist die Frau, von der ich dir schon erzählt habe, die mir den Immakulata-Rosenkranz gezeigt hat. Ich möchte nur wissen, wo die her ist."

Wir arbeiteten dann tüchtig weiter, um das Unkraut wenigstens rund um den Traubenkirschen-Baum herauszubekommen. Nach etwa einer halben Stunde bemerkte Bärbl: "Jetzt ruft sie wieder!" "Wer denn", fragte ich. "Das muss die Frau sein!" – "Geh halt hin, wenn sie dich ruft", ermunterte ich sie! – "Nein, ich mag nicht, die redet immer so Sachen, die ich nicht verstehe. Die soll doch reden, dass man sie versteht; ich rede auch, dass man mich versteht!" – "Aber sei doch nicht so ungehalten!" hielt ich ihr entgegen: "Ich habe zwar nichts gehört; aber, wenn mich jemand rufen würde, ginge ich halt hin."

Dann machte Bärbl etwa fünf bis sechs Schritte nach rechts, blieb stehen und sprach offenbar wieder mit einem uns unsichtbaren Gegenüber.

Mein Bruder flüsterte mir ziemlich befremdet zu: "Was hat denn die?" Ich war zuerst ganz sprachlos, schüttelte den Kopf und hörte, wie Bärbl sagte: "Das verstehe ich nicht!" – "Woher wissen sie denn das?" – "Ja, das war vor einem Jahr, als die Amerikaner kamen." Dann horchte sie wieder. Inzwischen gab ich meinem Bruder zu verstehen: "Die sieht etwas, was wir nicht sehen." Bärbl stand diesmal nur wenige Meter von uns weg – schaute und sprach mit jemand. Hierauf drehte sie sich ruckartig zu uns um und sagte aus voller Überzeugung: "Aber jetzt habt ihr sie doch auch gesehen!" Mein Bruder fragte: "Wen denn?" – "Die Frau, die da war! Ich möchte nur wissen, was das für eine Frau ist, aber sie sagt es mir nicht."

Vermutlich schauten wir sie recht verständnislos an, versicherten ihr jedoch erneut, nichts gesehen zu haben. Da wurde sie ganz heftig und meinte: "Die müsst ihr doch gesehen haben, da ist sie gestanden!" wobei sie genau auf einen Flecken am Rand des freigemachten Platzes zeigte. "Ich sehe doch keine Gespenster, und schliesslich hat sie ja auch zu euch etwas gesagt." "Was denn?" fragte ich "Der Friede Christi sei mit euch und mit allen, die hier beten."

Wir beteuerten nochmals, nichts gesehen und gehört zu haben. "Ach was!" entgegnete sie – ganz aufgebracht über uns – "haltet mich doch nicht zum Narren; ich weiß doch, was ich gesehen habe!"

In diesem Augenblick kamen sechs Mädchen aus der Gruppe an, die nach Feierabend mithelfen wollten, den Platz für das Bildstöckchen herzurichten. Wir sprachen deshalb nicht mehr über das Erlebnis.

Pfarrer Humpf: Als ich Bärbl am anderen Tag fragte was die Frau gesagt habe, antwortete sie: "Es sind recht dunkle, unverständliche Sachen", wie: "Du sollst Zeugin sein." "Dort, wo das meiste Vertrauen ist, und wo man die Menschen lehrt, dass ich bei Gott alles erreichen kann, werde ich den Frieden verbreiten. Dann, wenn alle Menschen an meine mir von Gott übertragene Macht glauben, wird Friede sein. Ich bin das Zeichen des lebendigen Gottes. Ich drücke mein Zeichen meinen Kindern auf die Stirne. Der Stern wird das Zeichen verfolgen. Mein Zeichen aber wird den Stern besiegen." Auf die Frage, "wer sind Sie denn?" erhielt Bärbl die Antwort: "Wenn ich den Schleier nicht hätte, würdest du mich erkennen."

Pfarrer Humpf sagte zu Bärbl: "Sehen Sie nun, das ist im Sinne des praktischen Vorsehungsglaubens das begehrte Zeichen; jetzt weiß ich gewiss, dass hier an der Stelle, wo wir gestern gerodet haben) die Kapelle stehen soll." Er fragte dann noch, wer wohl diese Frau gewesen sei und erfuhr, sie wisse es nicht; es sei dieselbe Frau, die sie schon 1940, am 13. Mai, getroffen, und die ihr den sogenannten Immakulata-Rosenkranz beigebracht habe.

Anna Humpf fragte anderentags Bärbl, was denn gestern – während sie die Frauengestalt sah ihre bestätigenden Worte "ja, das war vor einem Jahr, als die Amerikaner kamen", zu bedeuten hätten. Sie antwortete: "Stell Dir vor, die Frau wusste, dass ich an dem Tag, als die amerikanischen Soldaten in Pfaffenhofen einmarschierten (25. April 1945), der Gottesmutter still versprochen hatte, von jetzt ab, nicht wie bisher nur ab und zu, sondern, jeden Tag den Immakulata-Rosenkranz zu beten. Woher weiß die das, und wie kann sie zu mir sagen, "ich hätte ihr damit eine große Freude gemacht?"

Pfarrer Humpf, der von seiner Schwester den Inhalt dieses Gespräches mit Bärbl erfuhr, hatte sich schon tags zuvor bis tief in die Nacht hinein mit dem seltsamen Verhalten Bärbls im Wald und ihren Reaktionen auf ein von ihr offensichtlich wahrgenommenes Gegenüber beschäftigt. Nachdem er nun am 26. April 1946 selbst mit Bärbl über ihr Erlebnis und über die für sie so dunklen, unverständlichen Äußerungen der Frau gesprochen hatte, vergegenwärtigte er sich noch einmal Folgendes: Da behauptet Bärbl, deren subjektive Aufrichtigkeit nicht im Geringsten zu bezweifeln war, plötzlich von jemand gerufen zu sein; eine schöne Frau zu sehen, die ihr vor sechs Jahren einmal im Wald begegnet war, die ihre Gedanken durchschaut, ihr neue Rosenkranzgeheimnisse beibringt und sie ihr zu beten aufgibt. Diese Frau spricht von einem Wiedersehen und gibt ihr zu verstehen, sie würde von ihr erkannt werden, wenn sie keinen Schleier trüge. Sie reagiert auf ein persönliches, von niemand sonst gekanntes, Versprechen (das Bärbl genau ein Jahr vor diesem Erscheinungserlebnis beim Einmarsch der amerikanischen Truppen der Gottesmutter gegeben hatte) derart, dass sie Bärbl gegenüber zum Ausdruck bringt, sie habe ihr hiermit eine große Freude bereitet. Sie ruft ihr den Tag, an dem Bärbl der Gottesmutter dieses Versprechen vor einem Jahr gab sowie den Tag ihrer Begegnung mit der Frau vor sechs Jahren in Erinnerung. Die Erscheinung stellt sich selbst als 'Zeichen des lebendigen Gottes' vor und spricht davon, 'ihr Zeichen' werde den Stern des Abgrundes besiegen. Schliesslich wünscht sie u. a. den drei Zeugen: "Der Friede Christi sei mit euch und mit allen, die hier beten."

In Pfarrer Humpf wuchs nun die Erkenntnis, daß es sich hier um niemand anderes als die Mutter Gottes handeln würde. Auf diese Auslegung hin war Bärbl ausser sich und wollte sie unter keinen Umständen gelten lassen, weil sie sich für eine solche Gnade ganz unwürdig hielt. Anna Humpf gegenüber äusserte sich Bärbl diesbezüglich: "Dann müsstet ihr sie aber zuerst gesehen haben. Ihr seid doch viel besser als ich."

Um Bärbl, die Fatima und sonstige Erscheinungsorte so gut wie nicht kannte und sich auch nie darum gekümmert hatte, wenigstens eine Vorstellung von solchen Erscheinungen zu vermitteln, gab der Ortspfarrer ihr am 26. April 1946 ein Buch von Fatimals mit nach Hause. Am anderen Vormittag brachte sie es ungelesen zurück mit der Bemerkung: "Herr Pfarrer, der Engel hat mir heute Nacht gesagt, ich solle das Buch nicht lesen, sondern sofort zurückbringen."

 

Zweite Erscheinung am 25. Mai 1946

Einen Monat später, am Morgen des 25. Mai, wurde Bärbl von demselben Engel, der öfter zu ihr kam und mit ihr betete, aufgefordert am Nachmittag nach Marienfried zu kommen. Im Anschluss an die Messe bat sie Anna Humpf, mitzugehen, was diese auch versprach. Im Laufe des Vormittags liess Bärbl ihr jedoch einen Brief aushändigen, indem geschrieben stand:

"Liebe Anni! Ich werde heute nicht in den Wald gehen. Das Ganze ist bestimmt nur eine große Täuschung. Entschuldige bitte, wenn ich dich heute morgen unnötig belästigt habe. Ich will diese ganze, mir so unverständliche Angelegenheit der Gottesmutter in die Hände legen. Sie wird mir auch über diese Klippen helfen. Absichtlich sage ich Dir das nicht persönlich, weil ich wohl mit gutem Grund annehme, dass Ihr mich überreden würdet, doch mitzukommen. Durch irgendetwas, ich weiß nicht was, lasst Ihr Euch blenden. Bet fest mit mir zur lieben Mutter um Klarheit! Bärbl."

Pfarrer Humpf, liess sie daraufhin wissen, sie möchte den Auftrag des Engels, dem sie bis jetzt doch immer Folge geleistet habe, erfüllen, sonst käme sie mit sich selbst in einen unheilvollen Widerspruch. Pfarrer Humpf: Durch meine ernsten Vorhaltungen liess sie sich schweren Herzens dazu bewegen, der Aufforderung des Engels doch nachzukommen.

Sie wäre aber auch, wie später Bärbl Anna gestand, ohne diese Bemühungen zur Erscheinungsstelle gegangen, weil plötzlich wieder all ihre Zweifel überwunden gewesen seien, und sie es einfach zu Hause nicht mehr ausgehalten hätte.

Pfarrer Humpf, der am Spätnachmittag wegen amtlicher Pflichten Bärbl und seine Schwester nicht begleiten konnte, war am frühen Nachmittag allein in den Wald gegangen und hatte an der Erscheinungsstelle den Exorzismus gebetet und Weihwasser gesprengt, um einem eventuellen dämonischen Wirken entgegenzutreten.

Anna Humpf ging eigens noch vor dem Gang in den Wald beichten, um, wie sie sagte dem Teufel auch nicht den kleinsten Einfluss auf das Geschehen einzuräumen.

Nach 17.00 Uhr gingen Bärbl und Anna in den Wald, schmückten den Bildstock mit Blumen und beteten. Als Bärbl dann ihren Vater der als Sägewerksbesitzer im Wald zu tun hatte, mit dem Auto vorbeikommen sah, sagte sie zu Anna: "Komm, wir fahren mit heim!"

Anna widerstrebte dieses, denn sie wollte einerseits noch weiterbeten, andererseits bekam ihr damals vor allem auf den holprigen Waldwegen das Autofahren nicht. So antwortete sie: "So pressiert es doch nicht!", worauf Bärbl blieb. Nachdem beide eine Weile weitergebetet hatten, sah Bärbl plötzlich neben dem Traubenkirschenbaum, wie der Engel mit einem Finger auf die rechte Seite zeigte. Hier sah sie wiederum die geheimnisvolle Frau stehen.

Bärbl: Die Frau war ganz weiß gekleidet und hatte einen weißen Mantel umhängen. Ihre Haare waren dunkel und in der Mitte gescheitelt. Ein schönes Leuchten strahlte aus ihren Augen und aus ihrem ganzen Gesicht eine Klarheit und Reinheit, die mir früher gar nicht aufgefallen war. Es war auf jeden Fall etwas an ihr, das mich irgendwie anzog und gleich gefangen nahm. Ich glaubte zum ersten Mal, wirklich die Mutter des Heilandes vor mir zu sehen und rief: "Maria!" Sie begann hierauf zu sprechen:

"Ich bin die große Gnadenvermittlerin. Wie die Welt nur durch das Opfer des Sohnes beim Vater Erbarmen finden kann, so könnt ihr nur durch meine Fürbitte beim Sohne Erhörung finden. Christus ist deshalb so unbekannt, weil ich nicht bekannt bin. Deshalb goss der Vater seine Zornesschale über die Völker aus, weil sie seinen Sohn verstossen haben. Die Welt wurde zwar meinem unbefleckten Herzen geweiht, aber die Weihe ist vielen zur furchtbaren Verantwortung geworden. Ich verlange, dass die Welt die Weihe lebt. Habt restloses Vertrauen auf mein unbeflecktes Herz! Glaubt, dass ich beim Sohn alles kann. Setzt an die Stelle eures sündigen Herzens mein unbeflecktes Herz, dann werde ich es sein, die die Kraft Gottes anzieht, und die Liebe des Vaters wird Christus neu in euch zur Vollendung bringen. Erfüllt meine Bitte, damit Christus bald als Friedenskönig herrschen kann."

Danach offenbarte mir die Erscheinung etwas, wovon ich nicht sprechen darf. Sie verlangte von mir: "Dies sollst du als Geheimnis bewahren. Du weißt jetzt noch nichts damit anzufangen. Hab Vertrauen, ich werde dich führen, du wirst es einmal verstehen."

Nun richtet sich die lichtvolle Erscheinung wieder an alle und stellt fest: Die Welt muss den göttlichen Zornesbecher bis zur Neige trinken wegen der unzähligen Sünden, wodurch sein Herz beleidigt wird. Der Stern des Abgrundes wird wütender toben denn je und furchtbare Verwüstungen anrichten, weil er weiß, dass seine Zeit kurz ist und sieht, dass sich schon viele um mein Zeichen geschart haben. Über diese hat er keine Macht, wenn er auch den Leib vieler töten wird. Aber aus diesem für mich gebrachten Opfer erwächst meine Macht, die restliche Schar zum Sieg für Christus zu führen. Einige liessen sich mein Zeichen schon eindrücken, und es werden immer mehr werden. Euch, meinen Kindern will ich sagen:

"Vergesst in den blutigsten Tagen nicht, dass gerade dieses Kreuz eine Gnade ist und dankt dem Vater immer wieder für diese Gnade! Betet und opfert für die Sünder! Opfert euch selbst und euer Tun durch mich dem Vater auf! Stellt euch restlos zu meiner Verfügung! Betet den Rosenkranz. Betet nicht so sehr um äussere Güter. Es geht heute um mehr. Erwartet auch keine Zeichen und Wunder! Ich will im Verborgenen wirken als die große Gnadenvermittlerin. Den Frieden der Herzen will ich euch vermitteln, wenn ihr meine Bitten erfüllt. Nur auf diesem Frieden wird sich der Friede der Völker aufbauen können. Dann wird Christus als Friedenskönig über alle Völker herrschen."

Hiernach wendet sich die Frau erneut an Bärbl persönlich und bittet sie, dafür zu sorgen, dass ihr Wille der Welt kundgetan wird. "Ich werde dir die nötige Kraft geben." Bärbl gibt zu bedenken: "Ich kann mir das nicht alles merken, weil ich ein schlechtes Gedächtnis habe", worauf die Erscheinung sie mit den Worten beruhigt: "Hab Vertrauen, zur rechten Zeit weißt du wieder die richtigen Worte." Dann sprach sie mit ihr über ganz persönliche Dinge und auch über Geschehnisse, die die Zukunft beleuchten. Die Erscheinung erwähnte u. a.:

"Der Teufel wird solche Macht nach außen bekommen, dass alle, die nicht fest in mir gegründet sind, sich täuschen lassen. Es wird eine Zeit kommen, da wirst du ganz allein dastehen. Der Teufel wird die Menschen so blenden, dass er auch die Besten zu täuschen und auf seine Seite zu ziehen versteht. Du wirst furchtbar verleumdet werden. Aber du sollst alles auf das Vertrauen gründen. Überall dort, wo die Menschen nicht auf mein unbeflecktes Herz vertrauen, hat der Teufel Macht. Wo die Menschen anstelle ihrer sündigen Herzen mein unbeflecktes Herz setzen, hat der Teufel keine Macht. Er wird aber meine Kinder verfolgen. Sie werden von den Menschen verachtet und verstoßen sein. Aber er kann ihnen nichts antun. Die Menschen, die bisher mit dir waren, wird er (derart) täuschen, dass sie sich ganz von dir abwenden."

Bärbl weiter: "Anschließend gab sie mir Ratschläge, bat mich, alles auf das Vertrauen zu setzen, viel zu beten, zu opfern und dem Heiland für jedes Kreuz zu danken. Sie forderte mich auf, für einige Menschen besonders zu beten und hiess mich schliesslich, auf den Kellerberg zu gehen, um dort auf einen Mann zu warten, der in großer Not sei, und den ich ihr zur Erscheinungsstelle schicken solle. Sie werde ihm in seiner Verzweiflung helfen. Dass ich diesen Mann dort finden werde, solle das Zeichen für mich sein, keiner Täuschung zu unterliegen."

Die Erscheinung spielt hier offenbar auf Bärbls Verhalten am Vormittag an. Sie erwähnt dazu selbst: Ich hatte mich am Morgen trotz der Aufforderung des Engels lange geweigert, in den Wald zum Traubenkirschenbaum hinauszugehen, weil mir auf einmal der Gedanke gekommen war, das Ganze könne eine furchtbare Täuschung sein. Deshalb sagte jetzt die Gottes Mutter: "Schau, heute morgen habe ich dich ganz allein gelassen, da war meine Gnade nicht bei dir. Es soll noch oft so sein. Ich brauche Opfer. Die größten Gnaden müssen durch solche Leiden erkauft werden."

Die schöne Frau zeigte mir dann auch einige Seelen, denen durch das Beten geholfen werden konntel das sie von mir gefordert hatte.

Mehr möchte ich von diesen persönlichen Dingen nicht sagen. Zum Schluss (der zweiten Erscheinung) bemerkte sie noch: "Am Fest des heiligen Abtes Wilhelm sollst du wiederkommen."

Der Engel sprach dann ein Gebet zur Gottesmutter. Darin hieß es unter anderem: Wirke als Mutter der Gnaden ..., als Dreimal Wunderbare Mutter dreimal wunderbare Gnaden ..., Du Weg zum Frieden ..., Du vertrauenswürdige Mutter ..., Rettung der Christenheit ..., aller Gnaden Vermittlerin.

Im Anschluß hieran benutzte der Engel die drei Anrufungen: "Du große, Du getreue, Du aller Gnadenvermittlerin", worauf ich jeweils mit "bitte für uns" antwortete. Der Engel bat uns (Bärbl und Anna) schließlich, niederzuknien. Die Mutter gab nun den Segen wie der Priester, indem sie dabei sprach: "Ich vermittle euch den Frieden Christi, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes."

Während die Frau, so schliesst Bärbl ihren Bericht, mit mir sprach, sah sie immer gleich aus und hielt die Hände gefaltet. Als jedoch der Engel zu beten begann, breitete sie ihre Hände aus, wobei ihre Gestalt ganz hell und klar, einfach wunderschön aussah. Der Schein, der zuerst nur in ihrem Antlitz zu sehen war, verbreitete sich nun über die ganze Gestalt. Über ihrem Haupt glänzten dreifach übereinander lauter Strahlen. Es sah aus wie eine Krone. Als sie den Segen gab, wurde sie ganz durchsichtig und noch viel heller als ein Sonnenstrahl. Ich war so geblendet, dass ich wegschauen musste.

Nun ging Bärbl zum Kellerberg und fand an der bezeichneten Stelle einen jungen Mann, der nur gebrochen deutsch sprach. Er schien ihrer Meinung nach ein Pole zu sein. Als sie ihn ansprach und fragte, wohin er gehe, antwortete dieser ganz verstört: "In den Wald." Er verbarg etwas unter seiner Jacke, weshalb Bärbl von ihm wissen wollte, was er da versteckt habe. "Nichts!" entgegnete der Fremde. Und als sei ihr soeben eingegeben worden, dass er sich das Leben nehmen wolle, erwiderte sie ihm ganz entsetzt: "Du hast ja einen Strick!" Hierauf gesteht ihr der Fremde: "Es ist so schwer, kannst du mir nicht helfen?" "Ich nicht, aber ich führe dich an einen Ort, wo dir geholfen wird."

Bärbl: Ich führte ihn zur bezeichneten Stelle und liess ihn dort allein. Die Mutter hat ihm dann geholfen. Auf dem Weg vom Kellerberg zur Erscheinungsstelle, die später 'Marienfried' genannt wurde, wunderte sich der junge Mann über sich selbst. "Ich weiß nicht, sagte er zu Bärbl, was mit mir los ist, dass ich mich auf einmal so beeinflussen lasse."

Bevor Bärbl zum etwa 800 Meter entfernten 'Kellerberg' ging, sagte sie zu Anna: "Ich muss rasch für die Mutter irgendwohin; warte hier, bis ich zurück bin!" Als sie nach etwa 40 Minuten zurückkam, bat sie Anna Humpf, schon nach Hause vorauszugehen, sie komme gleich nach. "Dort sei jemand, den habe sie zu der Frau bringen müssen. Er möchte von niemand sonst gesehen werden. Er warte drüben, bis ich fort sei."

Während sich Anna Humpf ohne sich noch einmal umzusehen sogleich auf den Heimweg machte, hörte sie Bärbl rufen: "Mario, Du kannst jetzt kommen!" Bärbl holte sie bald ein und teilte ihr unterwegs mit, was die Gottesmutter ihr aufgetragen hatte, damit sie nicht mehr zweifelte. Am Abend sahen einige Mädchen, die zum Bildstöckchen kamen, dort einen Strick hängen. Offenbar hatte die Erscheinung den Verzweifelten von seinen Selbstmordabsichten befreit.

 

Dritte und letzte Erscheinung am 25. Juni 1946

Am Fest des hl. Abtes Wilhelm, dem 25. Juni, gingen Pfarrer Humpf und seine Schwester 17.30 Uhr, Rosenkranzbetend in den Wald zur Erscheinungsstätte. Bärbl folgte bald. Anna schmückte das Bild der Dreimal wunderbaren Mutter, während Bärbl und Pfarrer Humpf den Rosenkranz zu Ende beteten und dann noch eine Weile in stiller Betrachtung verweilten.

Bärbl: "Wir hatten kurze Zeit gebetet, da kamen mir wieder Fluchtgedanken." Pfarrer Humpf und Anna redeten ihr eindringlich zu, zu bleiben. Schon im Begriff fortzugehen, bemerkte Bärbl plötzlich wieder den Engel, der um ihr Gebet bat, weil die Mutter warte.

Bärbl weiter: Nun stand auch schon die schöne Frau wieder da, sie sah genau so aus wie im Mai, kam mir aber noch viel schöner und heller vor, so dass ich ihr zurief: "Maria, wie schön bist Du!"

Sie sprach darauf: "Ich bin die große Gnadenvermittlerin. Der Vater will, dass die Welt diese Stellung seiner Dienerin anerkennt. Die Menschen müssen glauben, dass ich als dauernde Braut des Heiligen Geistes die getreue Vermittlerin aller Gnaden bin. Mein Zeichen ist im Erscheinen. So will es Gott. Nur meine Kinder erkennen es, weil es sich im Verborgenen zeigt und geben dem Ewigen deswegen die Ehre. Meine Macht kann ich der großen Welt heute noch nicht offenbaren. Ich muss mich mit meinem Kinde zurückziehen. Im Verborgenen will ich Wunder an der Seelen wirken, bis die Zahl der Opfer voll ist. An euch liegt es, die Tage der Dunkelheit abzukürzen.

Euer Beten und Opfern wird das Bild des Tieres zertrümmern. Dann kann ich mich aller Welt offenbaren zur Ehre des Allmächtigen. Wählt euch mein Zeichen, damit der Dreieinige bald von allen angebetet und geehrt werde.

Betet und opfert durch mich! Betet immer! Betet den Rosenkranz. Erbittet euch alles durch mein unbeflecktes Herz beim Vater. Wenn es zu Seiner Ehre gereicht, wird Er es euch geben. Betet den Immakulata-Rosenkranz, den gnadenreichen Rosenkranz, wie ich ihn dir gezeigt habe. Erfleht in ihm nicht vergängliche Werte, sondern erbittet Gnaden für einzelne Seelen, für eure Gemeinschaft, für die Völker, damit alle das göttliche Herz lieben und ehren. Haltet den mir geweihten Samstag, so wie ich es gewünscht habe. Die Apostel (-nachfolger: Bischöfe) und Priester sollen sich mir alle besonders weihen, damit die großen Opfer, die der Unerforschliche gerade von ihnen fordert, zunehmen an Heiligkeit und Wert, wenn sie in meine Hände gelegt werden.

Bringt mir viele Opfer! Macht euer Gebet zum Opfer! Seid uneigennützig! Es geht heute nur darum, dass dem Ewigen Ehre und Sühne werde.

Wenn ihr euch restlos dafür einsetzt, will ich für alles andere sorgen. Meinen Kindern will ich Kreuze aufladen, schwer und tief wie das Meer, weil ich sie in meinem geopferten Sohn liebe. Ich bitte euch, seid bereit zum Kreuztragen, damit bald Friede wird.

Wählt euch mein Zeichen, damit dem Dreieinigen bald die gebührende Ehre zuteil wird. Ich fordere, dass die Menschen meine Wünsche bald erfüllen, weil dies der Wille des himmlischen Vaters ist, und weil es zu Seiner größeren Ehre und Herrlichkeit heute und allezeit notwendig ist. Ein schreckensvolles Wehe verkündet der Vater denen, die sich Seinem Willen nicht unterwerfen wollen. Dies ist meine Botschaft an die Welt, man muss die Menschen davon unterrichten."

Bärbl: Ich fragte die Erscheinung, wie man das machen solle. Das Folgende weiß ich nicht mehr wörtlich, sondern nur noch sinngemäß und fährt dann fort: "Sie sagte, man solle den Menschen mitteilen, sie hätte eine neue Botschaft an die Welt." – Bärbl fällt hier wieder in die direkte Rede und lässt die Erscheinung fortfahren: "Ich will, dass es die Menschen so erfahren, wie ich es dir gesagt habe, Wort für Wort. Du kannst es dir merken!" Äußere Umstände und Einzelheiten brauchten nicht verbreitet zu werden. Es ginge nur darum, dass die Menschen ihren Willen erführen, der der Wille des Vaters sei.

Die Geister würden sich an dieser Botschaft scheiden. Eine große Schar werde Anstoss daran nehmen; aber eine kleine Schar sei da, die es richtig verstehen und auswerten werde. "Diese wird darin (direkte Rede der Erscheinung) meinen Willen erkennen und sich freuen."

In vielen Ländern, teilt die Erscheinung Bärbl mit, habe diese Schar bereits ihre Vertreter und sorgen mit, dass ihre Botschaft verbreitet werde. Viele aus dieser verhältnismässig kleinen Schar hätten ihre verborgenen Wunder schon erleben dürfen.

"Sie haben erkannt, dass ich die wunderbare Mutter bin und geben mir unter diesem Titel die Ehre."

Nun folgt ein längeres Zwiegespräch zwischen der Erscheinung und Bärbl, die allerlei Fragen stellte, die der Pfarrer und seine Schwester ihr aufgegeben hatten.

So bemerkte die Erscheinung u. a., "es habe sie besonders gefreut, dass es in ihrem Heimatland (Bayern) gewesen sei, wo sich die ersten zusammengeschart" und ihr unter dem Titel der wunderbaren Mutter die Ehre gegeben hätten. Bärbl bat vor allem um ein sichtbares Zeichen, damit die Menschen der Botschaft Glauben schenkten, worauf die Erscheinung erwiderte, "dass sie erst dann Zeichen geben werde, wenn die Menschen ihren Willen erfüllten. (Geschähe dies), würde sie im Verborgenen größere Wunder wirken denn je, die aber nicht von allen, sondern nur von ihren folgsamen Kindern gesehen werden könnten. Sie hätte nämlich den Menschen schon oft äussere Zeichen gegeben, die meisten seien dann nur dieser Zeichen wegen zu ihr gekommen und hätten die Hauptsache – die Erfüllung ihres Willens – vergessen. Sie sagte ausserdem, wir ständen vor einer Zeit, in der alle irren würden, die nur der sichtbaren Wunder wegen an sie glaubten. Ihnen gereichten auffallende Zeichen nur zur größeren Verantwortung."

Nun fragte Bärbl, ob es in ihrem Sinne sei, hier eine Kapelle zu bauen. Die schöne Frau erwiderte, "wir sollten unser Versprechen halten; aber nicht, weil sie sich hier geoffenbart habe, solle die Kapelle erstehen, sondern weil wir an das feierliche Versprechen gebunden seien."

"Ich habe euren Wunsch erfüllt, haltet ihr euer Versprechen."

Bärbl: Weiter fragte ich welches Bild in die Kapelle kommen solle. Die Erscheinung wies auf das MTA-Bild nebenan am Bildstock und sagte, wir sollten das Bild nehmen, weil sich auch hier eine kleine Schar gesammelt hätte, die unter diesem Bild schon viel gebetet und geopfert habe. Diese Opfer seien von ihr angenommen worden, und sie möchte, dass noch viele unter dieses Bild geführt werden und als "ihr geweihte Opfer ihr die Macht gäben, das Reich des Friedenskönigs zu schaffen." Dort, wo die Menschen zuerst ihre Botschaft anerkennen und befolgen würden, wirke sie auch die ersten und größten Wunder, aber nur wie gesagt ihren Kindern sichtbar, weil sie sich im Verborgenen zeigten.

Bärbl: Die Erscheinung sprach dann wieder von ganz persönlichen Dingen, zeigte mir vieles und forderte mich auf, zu beten, besonders den Rosenkranz zu ihr als Gnadenvermittlerin. Dann forderte sie:

"Meine Kinder müssen den Ewigen mehr loben und preisen und ihm danken. Dafür hat er sie ja geschaffen zu seiner Ehre."

"Für die (Mitmenschen), besonders für die Sünder solle viel gebetet werden. Deshalb möchten sich ihr viele zur Verfügung stellen, damit sie ihnen ihre Aufträge zum Beten geben könne. Es gäbe nämlich viele Seelen, die nur auf das Gebet ihrer Kinder warteten. Ausserdem solle man sie nach jedem Rosenkranz als Gnadenvermittlerin anrufen."

Bärbl: Als die Mutter aufhörte zu sprechen war sie auf einmal von einer großen (Engel-) Schar umgeben. Die Gestalten trugen lange, weiße Kleider, knieten auf der Erde und verneigten sich tief.

Pfarrer Humpf: Sie sangen herrliche Lob(lieder) eines davon musste Bärbl nachsprechen. Während meine Schwester und ich bis jetzt bei ihrer Zwiesprache mit der Erscheinung nichts vernahmen, sondern nur sahen, wie sich ihre Lippen bewegten, hörten wir plötzlich Bärbl deutlich und in fliessendem Rhythmus sprechen:

"Heil Dir, ewiger Herrscher, lebendiger Gott, allzeit Gewesener, furchtbar gerechter Richter, immer gütiger, barmherziger Vater! Dir werde neu und allezeit Anbetung, Lobpreis, Ehre und Herrlichkeit durch Deine sonnengehüllte Tochter, unsere wunderbare Mutter! Amen."

Hiernach sangen die Engel was die beiden Zeugen jedoch nicht hören konnten: "Du große Gnadenvermittlerin!", worauf Bärbl für Pfarrer Humpf und seine Schwester wieder vernehmbar "bitte für uns" antwortete und dann fortfuhr:

"Heil Dir, geopferter Gottmensch, blutendes Lamm, König des Friedens, Baum des Lebens, Du unser Haupt, Tor zum Herzen des Vaters, ewig aus dem Lebenden Geborener, in Ewigkeit mit dem Seienden herrschend! Dir werde neu und allezeit Pracht, Herrlichkeit und Größe, Anbetung und Sühne und Preis durch Deine makellose Gebärerin, unsere wunderbare Mutter! Amen."

Während der Engel den zweiten Teil des Dreifaltigkeitsgebetes mit den Worten "Du getreue Gnadenvermittlerin!" abschliesst, antwortet Bärbl wiederum "bitte für uns!" und spricht dann den himmlischen Gestalten den letzten Teil des Gebetes nach:

"Heil Dir, Geist des Ewigen, allzeit Heiligkeit Strömender, seit Ewigkeit wirkend in Gott! Du ewige Feuerflut vom Vater zum Sohn, Du brausender Sturm, der Du wehest Kraft und Licht und Glut in die Glieder des ewigen Leibes. Du ewiger Liebesbrand, gestaltender Gottesgeist in den Lebenden, Du roter Feuerstrom vom Immerlebenden zu den Sterblichen! Dir werde neu und in alle Ewigkeit Pracht und Herrlichkeit und Schönheit durch Deine sternengekrönte Braut, unsere wunderbare Mutter! Amen."

Den Anruf des Engels "Du aller Gnaden Vermittlerin!" beantwortete Bärbl wie zuvor mit "bitte für uns!"

Bärbl: Nachdem wir alle der Bitte der Mutter Gottes, jetzt mit ihr den gnadenreichen Rosenkranz zu beten, entsprochen hatten, gab uns die Mutter den Segen wie im Mai, indem sie die Hände ausbreitete und zuvor für die Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit betete. Bei der dritten Erscheinung war die Mutter von Anfang an viel schöner und verklärter als im Mai. Sie war so gut und freundlich, und doch lag in ihrem Gesicht etwas wie ein großer Schmerz. Sie sagte mir auch, sie müsse viel leiden und sei oft so allein, selbst von ihren Kindern verlassen. Deswegen könne sie diese zu ihrem großen Schmerz nicht zum Heiland führen. Als die Schar der Engel anfing zu beten, wurde sie noch viel schöner. Die dreifache Strahlenkrone über ihrem Haupt war so hell und groß, dass sie den ganzen Himmel bedeckte.

Während sie den Segen gab, sah ich von ihren Händen lauter Strahlen ausgehen, die durch die Gestalten und auch durch uns nach oben weiter zum Himmel gingen. Die Gestalten und wir wurden davon ganz licht. Die Strahlen gingen schliesslich auch von ihrem ganzen Körper aus und durchdrangen alles, was rundum war, wie ein Sonnenstrahl, der durchs Fenster leuchtet. Sie wurde ganz durchsichtig und war in einen Glanz getaucht, den man nicht beschreiben kann, so schön und rein; so lichtvoll, es gibt dafür keine Worte. Ich war wie geblendet, habe alles um mich herum vergessen und wusste nur das Eine: "Dies war die Mutter des Heilandes." Auf einmal taten mir von der Helligkeit die Augen weh. Ich schaute weg und schon war sie und mit ihr alles Helle und Schöne verschwunden. (Die Unterredung zwischen der Erscheinung und Bärbl dauerte etwa eine dreiviertel Stunde.)