Das Buch Ezechiel

Kapitel 1: Berufung zum Propheten

Zeit und Ort

1 Im dreißigsten Jahr, im vierten Monat, am Fünften des Monats, als ich bei den Gefangenen am Fluß Kebar lebte, tat sich der Himmel auf und ich sah göttliche Erscheinungen.

2 Am fünften des Monats, im fünften Jahr nach der Wegführung des König Jojachin,

3 erging das Wort des Herrn an Ezechiel, den Sohn Busis, den Priester, im Land der Chaldäer am Fluß Kebar, und die Hand des Herrn kam dort über ihn.

 

Die Gotteserscheinung

Die Feuerwolke

4 Ich hatte folgendes Gesicht: Von Norden her brach ein Sturmwind herein mit einer gewaltigen Wolke voll flackernden Feuers. Lichtglanz umgab sie, und von innen heraus leuchtete es wie Gold im Feuer.

 

Der Thronwagen

5 Mitten darin erschienen Gestalten, die vier lebenden Wesen ähnlich waren. Ihr Aussehen war folgendes: Sie hatten Menschengestalt.

6 Jedes hatte vier Gesichter und jedes von ihnen vier Flügel.

7 Ihre Beine waren gerade und ihre Fußsohlen wie die eines Kalbsfußes. Sie funkelten wie blinkendes Erz.

8 Menschenhände erschienen unter ihren Flügeln an allen vier Seiten. Ihre Gesichter und die Flügel der Vier – ihre Flügel berührten einander –

9 wandten sich nicht um, wenn sie gingen; jedes Wesen ging geradeaus vor sich hin.

10 Das Aussehen ihrer Gesichter war folgendes: Vorn hatten sie ein Menschengesicht, rechts ein Löwengesicht, links ein Stiergesicht, nach innen zu ein Adlergesicht, bei allen vier Wesen.

11 Ihre Flügel waren oben ausgebreitet. Mit zweien berührten sie einander, und mit zweien bedeckten sie ihre Leiber.

12 Ein jedes ging geradeaus vor sich hin. Wohin der Geist sie zu gehen trieb, dahin gingen sie. Sie wandten sich nicht um, wenn sie gingen.

13 In der Mitte der Wesen war etwas, das aussah wie glühende Feuerkohlen, wie Fackeln. Diese fuhren zwischen den Wesen hin und her Das Feuer hatte einen leuchtenden Glanz, und Blitze gingen aus dem Feuer hervor.

14 Die Wesen liefen hin und her, so daß es aussah, als ob Blitze zuckten.

15 Als ich die Wesen betrachtete, sah ich ein Rad neben den Wesen auf der Erde an ihren vier Seiten.

16 Die Räder und ihre Gestaltung hatten das Aussehen von Chrysolith. Alle vier hatten ein und dieselbe Gestalt. Sie sahen aus und waren so gearbeitet, als ob ein Rad mitten durch das andere ginge.

17 Wenn sie liefen, konnten sie sich nach allen vier Seiten hin bewegen. Sie brauchten beim Fahren nicht zu wenden.

18 Ihre Felgen waren sehr hoch und schrecklich anzuschauen. Ringsum waren die Felgen voll Augen bei allen Vieren.

19 Wenn die Wesen sich vorwärts bewegten, liefen auch die Räder neben ihnen, und wenn sich die Wesen von der Erde erhoben, erhoben sich auch die Räder.

20 Wohin der Geist sie zu gehen antrieb, dahin gingen die Räder, die sich zugleich mit ihnen erhoben: denn der Geist der Wesen war in den Rädern.

21 Bewegten sich die Wesen, so gingen die Räder mit; blieben sie stehen, so standen auch diese still. Erhoben sich jene von der Erde, so erhoben sich die Räder gleichzeitig mit ihnen; denn der Geist der Wesen war in ihnen.

22 Über den Köpfen der Wesen war eine Art Firmament aus staunenerregendem Kristall zu schauen, das sich über ihren Häuptern oben ausbreitete.

23 Unterhalb des Firmamentes waren ihre Flügel ausgespannt, die einen zu den anderen, zwei von jedem; die zwei anderen, die sie hatten, bedeckten ihre Leiber.

24 Ich hörte das Rauschen ihrer Flügel, das dem Rauschen vieler Wasser, dem Donner des Allmächtigen glich. Wenn sie gingen, glich das laute Rauschen dem Getöse eines Heerlagers.

25 Wenn sie stillstanden, hingen ihre Flügel schlaff herab. Und es erscholl eine Stimme oberhalb des Firmamentes, das über ihren Häuptern war. Wenn sie stillstanden, hingen ihre Flügel schlaff herab.

 

Die Herrlichkeit Gottes

26 Oberhalb des Firmamentes, das sich über ihren Häuptern befand, war etwas, das aussah, wie Saphirstein und einem Thron glich. Auf dem, was einem Thron glich, war eine Gestalt, die wie ein Mensch aussah, oben darauf.

27 Ich sah etwas wie leuchtendes Gold, etwas, das wie Feuer aussah, das ringsum ein Gehäuse hat. Von dem Teil an, der wie seine Hüften aussah, nach oben zu, und von dem Teil, der wie seine Hüften aussah, nach unten zu, schaute ich etwas wie Feuer. Ein Lichtglanz war rings um ihn her.

28 Wie der Regenbogen aussieht, der an Regentagen erscheint, so sah der Lichtglanz rings um ihn aus. Dies war das Aussehen der Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn. Ich sah sie und fiel auf mein Angesicht nieder. Da hörte ich die Stimme eines, der redete.

 

Kapitel 2: Der göttliche Auftrag

Einführung in das Prophetenamt

1 Er sprach zu mir: "Menschensohn, stelle dich auf deine Füße; denn ich will mit dir reden!"

2 Da kam ein Geist in mich, als er zu mir sprach, und stellte mich auf meine Füße; und ich hörte den, der mit mir redete.

3 Er sprach zu mir: "Menschensohn, ich sende dich zu den Söhnen Israels, zu den abtrünnigen Stämmen, die sich gegen mich empört haben. Sie und ihre Väter haben gegen mich gesündigt bis auf den heutigen Tag.

4 Es sind Söhne mit frechem Angesicht und verstocktem Herzen. Zu ihnen sende ich dich. Sage zu ihnen: 'So spricht der allmächtige Herr...'

5 Ob sie nun hören oder es lassen – denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht – sollen sie doch erkennen, daß ein Prophet unter ihnen ist. –

6 Du aber, Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen und erschrick nicht vor ihren Reden, wenn auch Disteln und Dornen um dich sind und du unter Skorpionen weilst! Vor ihren Reden fürchte dich nicht! Bebe nicht vor ihrem Angesicht! Denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht.

7 Verkündige ihnen meine Worte, ob sie nun darauf hören oder es lassen! Denn sie sind widerspenstig.

 

'Tu deinen Mund auf und iß!'

8 Du aber, Menschensohn, höre auf das, was ich dir zu sagen habe! Sei nicht widerspenstig wie dieses widerspenstige Geschlecht! Tu deinen Mund auf und iß, was ich dir gebe!"

9 Da sah ich eine Hand gegen mich ausgestreckt und in ihr eine Buchrolle.

10 Er breitete sie vor mir aus. Sie war auf der Vorderseite und auf der Rückseite beschrieben. Es waren Klagen, Seufzer und Wehrufe darin aufgezeichnet.

 

Kapitel 3:

1 Er sagte zu mir: "Menschensohn, iß, was du findest; iß diese Rolle, dann geh und rede zum Haus Israel!"

2 Ich öffnete meinen Mund, und er gab mir die Rolle zu essen.

3 Er sagte dabei zu mir: "Menschensohn, nimm diese Rolle, die ich dir gebe, in dich auf und laß sie in dein Inneres eingehen!" Ich aß sie, und sie war in meinem Mund so süß wie Honig.

 

'Fürchte dich nicht vor ihnen!'

4 Hierauf befahl er mir: "Menschensohn, mache dich auf, geh zum Haus Israel und rede in meinem Namen zu ihnen!

5 Denn nicht zu einem Volk mit unverständlicher Sprache und schwerfälliger Zunge wirst du gesandt, sondern zum Haus Israel;

6 auch nicht zu vielen Völkern mit unverständlicher Sprache und schwerfälliger Zunge, deren Worte du nicht verstehst. Hätte ich dich zu ihnen gesandt, würden sie auf dich hören.

7 Aber das Haus Israel will nicht auf dich hören. Sie wollen ja auch auf mich nicht hören. Denn das ganze Haus Israel hat eine harte Stirn und ein verstocktes Herz.

8 Doch siehe, ich mache dein Angesicht so hart wie das ihre und deine Stirn so hart wie die ihre.

9 Wie einen Diamanten, härter als Felsen, mache ich deine Stirn. Fürchte dich nicht vor ihnen, zittere nicht vor ihrem Angesicht! Denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht."

 

'Gehe zu den Gefangenen!'

10 Er sprach weiter zu mir: "Menschensohn, nimm alle Worte, die ich dir mitteile, in dein Herz auf und höre sie mit deinen Ohren!

11 Mache dich auf, geh zu den Gefangenen, zu den Söhnen deines Volkes, rede zu ihnen und sage zu ihnen: 'So spricht der allmächtige Herr...', ob sie nun hören oder es lassen.

12 Da hob mich ein Geist empor. Ich hörte hinter mir ein lautes, gewaltiges Tosen, als die Herrlichkeit des Herrn sich von ihrem Ort erhob,

13 nämlich das Rauschen der sich gegenseitig berührenden Flügel der Wesen und das Rasseln der Räder neben ihnen. Es war ein lautes, gewaltiges Tosen.

14 Ein Geist also hob mich empor, nahm mich, und ich ging ernst dahin in der Erregung meines Geistes; denn die Hand des Herrn lag schwer auf mir.

15 So kam ich zu den Gefangenen in Tel-Abib, die am Fluß Kebar wohnten, wo sie sich niedergelassen hatten. Dort weilte ich sieben Tage lang ganz betäubt in ihrer Mitte.

 

Das Wächteramt des Propheten

16 Nach Verlauf der sieben Tage erging das Wort des Herrn an mich:

17 "Menschensohn, ich habe dich zum Wächter für das Haus Israel bestellt. Wenn du aus meinem Mund ein Wort hörst, sollst du sie in meinem Namen verwarnen.

18 Wenn ich zu dem Gottlosen sage: 'Du wirst sterben!', und du warnst ihn nicht und redest nicht, um den Gottlosen vor seinem bösen Weg zu warnen und ihn am Leben zu erhalten, wird der Gottlose wegen seiner Missetat sterben; von deiner Hand aber werde ich sein Blut fordern.

19 Wenn du aber den Gottlosen warnst und er sich nicht von seiner Gottlosigkeit und seinem bösen Wandel bekehrt, wird er wegen seiner Missetat sterben; du aber hast deine Seele gerettet.

20 Wenn ein Gerechter sich von seiner Gerechtigkeit abkehrt und Böses tut, will ich ihm einen Anstoß bereiten, daß er stirbt. Wenn du ihn dann nicht verwarnt hast, wird er wegen seiner Missetat sterben, und seiner gerechten Werke, die er getan hat, wird ferner nicht gedacht werden; doch von deiner Hand werde ich sein Blut fordern.

21 Wenn du aber ihn, den Gerechten verwarnt hast, daß er, der Gerechte, nicht mehr sündigt, und er sündigt nicht mehr, wird der Gerechte am Leben bleiben; denn er hat sich warnen lassen, und du hast deine Seele gerettet."

 

Das Schweigen des Propheten

22 Dort kam die Hand des Herrn über mich, und er gebot mir: "Mache dich auf, geh in die Talebene hinaus! Dort will ich mit dir reden."

23 Ich machte mich auf und ging in die Talebene hinaus. Dort sah ich die Herrlichkeit des Herrn stehen, wie ich sie am Fluß Kebar geschaut hatte, und ich fiel auf mein Angesicht nieder.

24 Doch ein Geist kam über mich und stellte mich auf meine Füße. Er sagte zu mir: "Geh, schließe dich in deinem Haus ein!

25 Du Menschensohn, siehe: Man wird dir Fesseln anlegen und dich mit ihnen binden. Du wirst dann nicht unter sie hinausgehen.

26 Deine Zunge will ich an deinem Gaumen kleben lassen, und du wirst verstummen und ihnen nicht Mahner sein; denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht.

27 Wenn ich aber mit dir geredet habe, will ich dir den Mund auftun, und du wirst ihnen verkünden: 'So spricht der Herr Jahwe...' Wer hören will, der höre! Wer es lassen will, der lasse es! Denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht."

 

Kapitel 4: Die Unheilsbotschaft vom Gericht über Jerusalem

Das Belagerungsspiel

1 "Du Menschensohn, nimm dir einen Ziegel, lege ihn vor dich hin und zeichne darauf eine Stadt ein, nämlich Jerusalem!

2 Dann eröffne gegen sie die Belagerung, baue Belagerungstürme gegen sie und führe einen Wall gegen sie auf! Dann schlage Lager gegen sie auf und stelle ringsum Sturmböcke gegen sie auf!

3 Hierauf nimm dir eine eiserne Pfanne und stelle sie als eiserne Mauer zwischen dich und die Stadt! Dann wirf drohende Blicke auf sie, als würde sie belagert, und als seist du ihr Belagerer! Dies ist ein Vorzeichen für das Haus Israel.

 

Dauer der Gefangenschaft für das Nord- und Südreich

4 Sodann lege dich auf deine linke Seite und nimm die Schuld des Hauses Israel auf sie; soviel Tage du auf ihr liegst, sollst du ihre Schuld tragen.

5 Ich will dir ihre Sündenjahre als ebensoviele Tage anrechnen, nämlich 390 Tage, während derer du die Schuld des Hauses Israel tragen sollst.

6 Wenn du damit fertig bist, lege dich wiederum auf die rechte Seite und nimm die Schuld des Hauses Juda vierzig Tage lang auf dich; für jedes Jahr berechne ich dir einen Tag.

7 Du sollst dabei dein Angesicht auf die Belagerung Jerusalems richten. Dein Arm sei ausgestreckt. So sollst du gegen es weissagen.

8 Siehe, ich lege dir Fesseln an, damit du dich nicht von einer Seite auf die andere wenden kannst, bis du die Tage deiner Bedrängnis überstanden hast.

 

Knappe und unreine Speise als Vorzeichen der Belagerungsnot

9 Nimm dir Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Wicken, tue sie in ein Gefäß und bereite dir Brot daraus! Solange du auf deiner Seite liegst, 390 Tage, sollst du davon essen.

10 Deine Speise, von der du dich nährst, soll abgewogen zwanzig Schekel den Tag betragen; von Zeit zu Zeit sollst du davon essen.

11 Auch das Wasser sollst du abgemessen trinken, nämlich ein Sechstel Hin; von Zeit zu Zeit sollst du es trinken.

12 Das Brot sollst du wie Gerstenkuchen zubereitet essen; auf Menschenunrat sollst du es vor ihren Augen backen."

13 Und der Herr sprach: "Ebenso werden die Söhne Israels unreine Speien essen unter den Heiden, wohin ich sie verstoßen werde."

14 Ich entgegnete: "Ach, allmächtiger Gott, ich habe mich nie durch Unreines befleckt; Fleisch von gefallenen oder zerrissenen Tieren habe ich von Jugend an bis jetzt noch nie gegessen; verdorbenes Fleisch kam noch nie in meinen Mund."

15 Er antwortete mir: "Gut, ich will dir Rindermist statt Menschenunrat gestatten. Damit magst du dein Brot backen."

16 Weiter sagte er zu mir: "Menschensohn, siehe, ich will in Jerusalem den Stab des Brotes zerbrechen. Sie werden das Brot abgewogen und mit Angst essen müssen. Auch das Wasser werden sie abgemessen und mit Entsetzen trinken müssen.

17 Sie werden an Brot und Wasser Mangel haben und einer wie der andere verschmachten und ob ihrer Schuld dahinschwinden.

 

Kapitel 5: Schermesser und Haare

1 Du aber, Menschensohn, nimm dir ein scharfes Schwert! Benutze es als Schermesser für dich und fahre damit über dein Haupt und über deinen Bart! Dann nimm dir eine Waage und teile die Haare!

2 Ein Drittel verbrenne mitten in der Stadt, wenn die Zeit der Belagerung da ist. Das andere Drittel nimm, zerstreue es um die Stadt und schlage es mit dem Schwert! Das letzte Drittel streue in den Wind! Ich will das Schwert hinter ihnen her zücken.

3 Nimm dann ein wenig und binde es in den Zipfel deines Gewandes ein!

4 Davon nimm wieder einige, wirf sie ins Feuer und laß sie verbrennen! Feuer wird davon ausgehen auf das ganze Haus Israel."

 

Deutung und Begründung der Vorzeichen

5 So spricht der allmächtige Herr: "So geht es mit Jerusalem. Mitten unter die Völker habe ich es gestellt und rings um es herum die Länder.

6 Aber es zeigte sich gegen meine Satzungen widerspenstig und handelte gottloser als die Heiden; es verging sich gegen meine Gebote mehr als die Länder rings um es her; denn meine Gebote haben sie verachtet und sind nicht nach meinen Satzungen gewandelt."

7 Darum spricht der allmächtige Herr: "Weil ihr widerspenstiger gewesen seid als die Heiden rings um euch her, weil ihr nicht nach meinen Satzungen gewandelt seid und meine Gebote nicht befolgt habt, ja nicht einmal nach den Geboten der Heiden rings um euch her gehandelt habt,

8 darum spricht der allmächtige Herr: Siehe, auch ich will über dich kommen und in deiner Mitte Gericht halten vor den Augen der Völker.

9 Ich will um all deiner Greuel willen an dir tun, was ich noch nie getan habe und was ich in gleicher Weise auch nie wieder tun werde.

10 Darum sollen in deiner Mitte die Väter ihre Kinder und die Kinder ihre Väter aufzehren. Ich will das Gericht an dir vollstrecken und deinen letzten Rest in alle Winde zerstreuen.

11 So wahr ich lebe!" – Spruch des allmächtigen Herrn – "du hast wahrhaftig mein Heiligtum durch all deine greulichen Götzenscheusale verunreinigt. So will auch ich dich scheren. Mein Auge wird kein Mitleid haben, und ich will keine Schonung üben.

12 Ein Drittel von dir wird an der Pest sterben und durch Hunger umkommen in deiner Mitte. Ein anderes Drittel von dir wird durch das Schwert fallen rings um dich her. Das letzte Drittel von dir will ich in alle Winde zerstreuen und hinter ihnen her das Schwert zücken.

13 So wird sich mein Zorn voll austoben. Ich werde meinen Grimm an ihnen stillen und so Rache nehmen. Sie werden erfahren, daß ich, der Herr, in meinem Eifer geredet habe, wenn ich meinen Zorn an ihnen auslasse.

14 Ich will dich zur Wüste und zur Schmach machen unter den Völkern rings um dich her, vor den Augen eines jeden, der vorübergeht.

15 Du sollst zum Hohn und Spott, zur Warnung und zum Entsetzen unter den Völkern um dich her werden, wenn ich an dir das Gericht vollziehe in Zorn und Grimm und mit harten Züchtigungen – ich, der Herr, habe gesprochen –

16 wenn ich die schlimmen Pfeile des Hungers wider dich sende, die Verderben bringen, die ich zu eurer Vernichtung entsenden werde, und wenn ich die Hungersnot bei euch steigere und euch den Stab des Brotes zerbreche.

17 Ich will gegen euch Hunger und wilde Tiere senden, die dich deiner Kinder berauben. Pest und Blut wird über dich kommen, und das Schwert will ich über dich bringen. Ich, der Herr, habe gesprochen."

 

Kapitel 6: Vernichtung der Stätten des Götzendienstes

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, richte dein Angesicht wider die Berge Israels, weissage gegen sie

3 und sprich: 'Ihr Berge Israels, hört das Wort des allmächtigen Herrn! So spricht der allmächtige Herr zu den Bergen und Höhen, zu den Tälern und Schluchten: Wahrlich, ich will das Schwert über euch bringen und eure Opferhöhen zerstören.

4 Eure Altäre sollen verwüstet, eure Sonnensäulen zertrümmert werden, und eure Erschlagenen werde ich vor eure Götzen hinwerfen.

5 Ich werde die Leichname der Söhne Israels vor ihre Götzenbilder hinlegen und eure Gebeine rings um eure Altäre verstreuen.

6 Überall, wo ihr wohnt, sollen die Städte verwüstet und die Höhen zerstört werden. So werden eure Altäre öde und wüst dastehen. Eure Götzen wird man zertrümmern und vernichten, eure Sonnensäulen abbrechen und eure Machwerke vernichten.

7 Erschlagene werden in eurer Mitte fallen, und ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin.

 

Rettung eines kleinen Restes

8 Doch will ich einige von euch, die dem Schwert entrinnen, unter den Völkern übriglassen, wenn ihr in die Länder zerstreut werdet.

9 Da werden jene von euch, die entronnen sind, unter den Völkern, wohin sie als Gefangene geführt wurden, meiner gedenken, wenn ich ihr ehebrecherisches Herz, das sich von mir abgewandt hatte, und ihre Augen, die buhlerisch an ihren Götzen hingen, zerbreche. Sie werden vor sich selbst Abscheu empfinden um des Bösen willen, das sie bei all ihren Greueln verübt haben,

10 und sie werden erkennen, daß ich der Herr bin. Nicht umsonst habe ich gedroht, ihnen dieses Unheil anzutun.'"

 

Der Untergang des Volkes

11 So spricht der allmächtige Herr: "Schlage die Hände zusammen, stampfe mit den Füßen und rufe 'Wehe!' über alle schlimmen Greuel des Hauses Israel; denn durch Schwert, Hunger und Pest sollen sie fallen.

12 Wer in der Ferne weilt, wird durch das Schwert fallen; wer noch übrig ist von den Belagerten, wird durch Hunger umkommen; denn ich werde meinen Zorn an ihnen auslassen.

13 Ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ihre Erschlagenen inmitten ihrer Götzen rings um ihre Altäre daliegen, auf jedem hohen Hügel, auf allen Berggipfeln, unter jedem grünenden Baum, unter jeder dichtbelaubten Eiche, an den Stätten, wo sie alle ihren Götzen wohlriechenden Opferduft dargebracht haben.

14 Ich werde meine Hand gegen sie ausstrecken und das Land zur Wüste und Einöde machen, von der Wüste an bis nach Ribla, an all ihren Wohnsitzen. So werden sie erkennen, daß ich der Herr bin!"

 

Kapitel 7: Die Gerichtsankündigung

Das unentrinnbare Gericht

1 Es erging das Wort des Herrn an mich:

2 "Du Menschensohn, so spricht der allmächtige Herr zum Land Israel: 'Das Ende kommt, das Ende über die vier Grenzen des Landes.

3 Jetzt kommt über dich das Ende. Ich will ausbrechen lassen meinen Zorn gegen dich. Will dich richten nach deinem Wandel, will dir vergelten all dein greuliches Tun.

4 Erbarmungslos schaut mein Auge auf dich. Kein Mitleid werde ich üben. Nein, den bösen Wandel will ich dir vergelten und dich spüren lassen deine Greuel. Dann sollt ihr erkennen, daß ich der Herr bin!'

 

Das nahe Verderben

5 So spricht der allmächtige Herr: 'Unheil auf Unheil! Siehe, es kommt!

6 Das Ende kommt! Es kommt das Ende! Es erwacht über dich! Siehe, es kommt!

7 Es kommt über dich das Verhängnis, Bewohner des Landes. Es kommt die Zeit, es naht sich der Tag des Entsetzens, doch nicht mehr des Freudenrufs auf den Bergen.

 

Der unerbittliche Zorn des Herrn

8 Nun will ich bald ausgießen über dich meinen Grimm, will auslassen an dir meinen Zorn, will dich richten nach deinem Wandel, will dir vergelten all dein greuliches Tun.

9 Erbarmungslos schaut mein Auge. Kein Mitleid werde ich üben. Ich will dir vergelten den bösen Wandel und dich spüren lassen deine Greuel. Dann sollt ihr erkennen, daß ich, der Herr, es bin, der schlägt.

 

Alles verloren, vernichtet!

10 Siehe, der Tag! Siehe, er kommt! Es sproßt das Verhängnis. Die Rute blüht. Der Übermut bricht hervor.

11 Die Gewalttat hat sich erhoben zum Zepter der Gottlosigkeit. Nichts bleibt mehr von ihnen: Nichts mehr von ihrem Reichtum, nichts mehr von ihrer Pracht, nichts mehr von ihrer Herrlichkeit.

12 Es kommt die Zeit, es naht sich der Tag! Der Käufer freue sich nicht! Der Verkäufer hege nicht Trauer! Denn Zornglut kommt über all ihr Gepränge.

13 Wer verkauft, wird nie mehr besitzen, was er verkauft, solang er nur lebt. Denn die Weissagung über all ihr Gepränge wird nicht widerrufen. Verwirkt hat jeder sein Leben ob seiner Schuld. Keiner faßt Mut.

 

Ohnmacht gegen Krieg, Hunger und Pest

14 Stoßt ins Horn! Macht alles bereit! Doch keiner zieht in den Kampf. Denn meine Zornglut kommt über all ihr Gepränge.

15 Draußen wütet das Schwert, drinnen die Pest und der Hunger. Wer auf dem Feld ist, wird fallen durchs Schwert, wer in der Stadt, den wird Hunger und Pesthauch vernichten.

16 Wer von ihnen entrinnt, wird auf den Bergen sein wie die Tauben der Schluchten. Alle klagen ob ihrer Schuld.

 

Der Unwert von Reichtum und Pracht

17 Schlaff sinken herab alle Hände; alle Knie zerfließen wie Wasser.

18 In Sacktuch kleiden sie sich, und Schrecken wird sie umhüllen. Auf allen Gesichtern ist Scham und Kahlheit auf all ihren Häuptern.

19 Ihr Silber werfen sie auf die Straße, als Unrat gilt ihnen ihr Gold. Nicht kann sie retten ihr Silber und Gold am Zorntag des Herrn. Sie können damit ihren Hunger nicht stillen, ihr Inneres nicht füllen; denn es war ihnen Anstoß zur Sünde.

20 Sie gebrauchten zum Stolz ihre schmucke Pracht, machten Bilder ihrer greulichen Götzen daraus. Darum mache ich es ihnen zu Unflat.

21 Den Fremden gebe ich es zur Beute, den Frevlern der Erde zur Plünderung preis; die werden es entweihen.

 

Entehrung des Heiligtums

22 Wegwenden will ich mein Antlitz von ihnen, und so wird man entweihen mein Kleinod. Räuber dringen drin ein und werden es entweihen.

23 Verfertige die Kette! Denn das Land ist der Blutschuld voll und die Stadt voller Frevel.

24 So will ich die schlimmsten der Völker holen; sie sollen von ihren Häusern Besitz ergreifen. Ich will den Hochmut der Mächtigen brechen. Ihre Heiligtümer seien der Weihe beraubt.

 

Ratlosigkeit und Verzweiflung

25 Bangigkeit kommt. Rettung sucht man – und findet sie nicht.

26 Unheil auf Unheil wird kommen. Schreckenskunde auf Schreckenskunde trifft ein. Dann werden sie von den Propheten Weissagung fordern. Den Priestern wird die Belehrung fehlen und den Alten der Rat.

27 Der König wird trauern, von Entsetzen wird umkleidet sein der Fürst. Dem Volk im Land erstarren vor Schrecken die Hände. – Nach ihrem Wandel will ich mit ihnen verfahren, nach ihrem Verdienst sie richten. Dann werden sie erkennen, daß ich bin der Herr.'"

 

Kapitel 8: Die Entrückung des Propheten nach Jerusalem

'Ein Geist hob mich empor...'

1 Im sechsten Jahr, im sechsten Monat, am Fünften des Monats, während ich in meinem Haus saß und die Ältesten Judas vor mir saßen, kam die Hand des allmächtigen Herrn über mich.

2 Ich sah plötzlich eine Gestalt, die wie ein Mensch aussah. Von dem Teil an, der wie seine Hüften aussah, abwärts war Feuer, und von dem Teil an, der wie seine Hüften aussah, aufwärts sah es aus wie Lichtglanz, wie der Anblick von glänzendem Gold.

3 Die Gestalt streckte etwas wie eine Hand aus und ergriff mich bei einer Locke meines Hauptes. Ein Geist hob mich empor zwischen Erde und Himmel und brachte mich in göttlichen Visionen nach Jerusalem an den Eingang des inneren Tores, das gegen Norden liegt. Dort stand das Standbild der Liebesgöttin, das die Eifersucht des Herrn erregte.

4 Daselbst befand sich die Herrlichkeit des Gottes Israels in derselben Erscheinung, wie ich sie in der Talebene geschaut hatte.

 

Die Greuel im Tempel

5 Er sprach zu mir: "Menschensohn, erhebe deine Augen in der Richtung nach Norden!" – Als ich nun meine Augen nach Norden erhob, stand nördlich vom Altartor, am Eingang, dieses Standbild der Liebesgöttin.

6 Er sagte zu mir: "Menschensohn, siehst du, was diese tun? Große Greuel sind es, die das Haus Israel hier verübt, so daß ich mich von meinem Heiligtum entfernen muß. Aber du wirst noch größere Greuel sehen."

7 Hierauf brachte er mich zum Eingang des Vorhofes. Als ich mich umsah, bemerkte ich ein Loch in der Wand.

8 Er befahl mir: "Menschensohn, durchbrich die Wand!" Ich durchbrach die Wand und sah, daß eine Tür da war.

9 Er sagte zu mir: "Geh hinein und sieh die schlimmen Greuel, die sie hier treiben!"

10 Ich ging hinein und sah mich um. Da waren allerlei Abbildungen von Gewürm und Getier. Alle Götzenscheusale des Hauses Israel waren ringsum in die Wand eingeritzt.

11 Siebzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel standen vor ihnen, Jaasanja, der Sohn Schafans, in ihrer Mitte. Ein jeder hatte seine Räucherpfanne in der Hand, und der Duft der Weihrauchwolken stieg in die Höhe.

12 Da sagte der Herr zu mir: "Siehst du, Menschensohn, was die Ältesten des Hauses Israel in der Finsternis treiben, ein jeder in der Kammer seines Götzen? Sie denken: Der Herr sieht uns ja nicht; der Herr hat das Land verlassen.'"

13 Dann sagte er zu mir: "Du sollst noch größere Greuel sehen, die sie verüben."

14 Hierauf führte er mich zum Eingang des Nordtores des Hauses des Herrn. Da saßen Frauen, die Tammus beweinten.

15 Er sprach zu mir: "Siehst du es, Menschensohn? Du wirst noch größere Greuel als diese sehen."

16 Hierauf führte er mich in den inneren Vorhof des Hauses des Herrn. Da waren am Eingang zum Tempel des Herrn, zwischen Vorhalle und Brandopferaltar, etwa fünfundzwanzig Männer, die ihren Rücken gegen den Tempel des Herrn, und ihr Angesicht gegen Sonnenaufgang gekehrt hatten. Sie beteten nach Osten hin die Sonne an.

 

Strafandrohung

17 Er sagte zu mir: "Siehst du, Menschensohn? Ist es dem Haus Juda zu wenig, die Frevel zu tun, die sie hier verüben? Mußten sie auch noch das Land mit Gewalttat erfüllen und mich immer wieder zum Zorn reizen, sich den Zweig an ihre Nase halten?

18 So will auch ich im Zorn gegen sie vorgehen. Mein Auge wird nicht mitleidig blicken. Ich werde kein Erbarmen üben. Wenn sie mit lauter Stimme zu mir rufen, werde ich nicht auf sie hören."

 

Kapitel 9: Die Rächer und das rettende Zeichen

1 Dann rief er mir mit lauter Stimme in die Ohren: "Es naht das Strafgericht über die Stadt. Ein jeder trage sein Zerstörungsgerät in der Hand!"

2 Da kamen plötzlich sechs Männer vom oberen Tor her, das gegen Norden liegt. Ein jeder hatte ein Zerstörungswerkzeug in der Hand. Ein Mann war in ihrer Mitte, in Linnen gekleidet, mit einem Schreibzeug an seiner Seite. Sie kamen und traten neben den ehernen Altar.

3 Die Herrlichkeit des Gottes Israels hatte sich von den Kerubim, über denen sie gewesen war, erhoben und sich nach der Schwelle des Tempels begeben. Dann rief er den Mann, der in Linnen gekleidet war und der das Schreibzeug an seiner Seite hatte.

4 Der Herr befahl ihm: "Geh mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und zeichne ein Thau auf die Stirn der Männer, die seufzen und klagen über all die Greuel, die in ihr verübt wurden."

5 Zu den anderen aber sprach er vor meinen Ohren: "Geht hinter ihm her in die Stadt und schlagt drein! Euer Auge blicke nicht mitleidig! Übt kein Erbarmen!

6 Greise, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Frauen metzelt nieder bis zur Vertilgung! Keinen aber, der das Thau an sich trägt, rührt an! Bei meinem Heiligtum macht den Anfang!" – Sie fingen an bei den Männern, den Ältesten, die vor dem Tempel standen.

7 Er befahl ihnen: "Verunreinigt das Haus und füllt die Vorhöfe mit Erschlagenen! Dann rückt aus!" Da rückten sie aus und richteten in der Stadt ein Blutbad an.

 

Vergebliche Fürbitte

8 Als sie so mordeten und ich allein übriggeblieben war, fiel ich auf mein Angesicht und schrie: "Ach, allmächtiger Herr, willst du den ganzen Rest Israels vertilgen, da du deinen Grimm so über Jerusalem ausschüttest?"

9 Er antwortet mir: "Die Schuld des Hauses Israel und Juda ist über alle Maßen groß. Das Land ist voll von Blutschuld und die Stadt voll von Gewalttat; denn sie denken: 'Der Herr hat das Land verlassen', und: 'Der Herr sieht es nicht.'

10 Darum soll mein Auge nicht mitleidig blicken. Ich werde kein Erbarmen üben. Ihren Wandel will ich auf ihr Haupt zurückfallen lassen."

11 Da brachte der Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an seiner Seite hatte, die Meldung: "Ich habe getan, wie du mir befohlen hast."

 

Kapitel 10: Gottes Feuer auf Gottes Stadt

1 Ich sah weiter über der festen Platte, die über dem Haupt der Kerubim war, etwas wie einen Saphirstein; etwas, das dem Aussehen nach einem Thron glich.

2 Er sprach zu dem Mann, der in Linnen gekleidet war: "Geh hinein in den Raum zwischen den Rädern unterhalb der Kerubim und fülle deine Hände mit glühenden Kohlen aus dem Raum zwischen den Kerubim und streue sie über die Stadt hin!" Er ging vor meinen Augen hinein.

3 Die Kerubim aber standen auf der Südseite des Tempelhauses, als der Mann hineinging. Die Wolke erfüllte den inneren Vorhof.

4 Die Herrlichkeit des Herrn erhob sich von den Kerubim nach der Schwelle des Tempelhauses hin. Der Tempel ward von der Wolke erfüllt, und der Vorhof war voll vom Lichtglanz der Herrlichkeit des Herrn.

5 Das Rauschen der Flügel der Kerubim war bis in den äußeren Vorhof hörbar, gleich der Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er redet.

6 Als er dem Mann, der in Linnen gekleidet war, geboten hatte: "Hole Feuer aus dem Raum zwischen den Rädern, aus dem Raum zwischen den Kerubim!", ging dieser hinein und stellte sich neben das eine Rad.

7 Und ein Kerub streckte aus dem Raum zwischen den Kerubim seine Hand nach dem Feuer aus, das zwischen den Kerubim war, nahm davon und gab es dem in die Hände, der in Linnen gekleidet war. Dieser nahm es und kam heraus.

 

Abermalige Beschreibung der Kerubim

8 Da wurde an den Kerubim etwas wie eine menschliche Hand unter ihren Flügeln sichtbar.

9 Ich sah vier Räder neben den Kerubim, je ein Rad neben jedem Kerub. Die Räder sahen aus wie Chrysolith.

10 Ihr Aussehen war so, daß sie alle vier einerlei Gestalt hatten, als ob ein Rad inmitten des anderen wäre.

11 Wenn sie gingen, bewegten sie sich nach vier Seiten. Sie wandten sich nicht um, wenn sie gingen; sie gingen vielmehr immer in der Richtung, die das vordere Rad nahm, hinter ihm her, ohne sich, wenn sie gingen, umzuwenden.

12 Ihr ganzer Leib, ihre Rücken, ihre Hände und Flügel sowie die Räder waren ringsum bei allen vier voller Augen.

13 Die Räder hießen, wie ich mit eigenen Ohren hörte, 'Wirbelwind'.

14 Jedes Wesen hatte vier Gesichter: das erste das Gesicht eines Stieres, das zweite das Gesicht eines Menschen, das dritte das Gesicht eines Löwen, das vierte das Gesicht eines Adlers.

15 Die Kerubim erhoben sich. Es waren dieselbe Wesen, die ich am Fluß Kebar geschaut hatte.

16 Wenn die Kerubim gingen, liefen auch die Räder neben ihnen, und wenn die Kerubim ihre Flügel schwangen, um sich von der Erde zu erheben, entfernten sich die Räder nicht von ihrer Seite.

17 Wenn jene standen, blieben auch die Räder stehen. Erhoben sich jene, erhoben sich auch diese mit ihnen; denn der Geist des Wesens war in ihnen.

 

Der Auszug der Herrlichkeit des Herrn aus dem Tempel

18 Die Herrlichkeit des Herrn verließ die Schwelle des Tempels und nahm ihren Standort auf den Kerubim.

19 Da schwangen die Kerubim ihre Flügel und erhoben sich vor meinen Augen von der Erde; sie zogen hinaus, und die Räder zugleich mit ihnen. Sie hielten an beim östlichen Toreingang des Tempels des Herrn. Oben über ihnen thronte die Herrlichkeit des Gottes Israels.

20 Es waren dieselben Wesen, die ich unterhalb des Gottes Israels schon am Fluß Kebar gesehen hatte; ich wußte nun, daß es Kerubim waren.

21 Vier Gesichter und vier Flügel hatte jedes; etwas wie eine Menschenhand erschien unter ihren Flügeln.

22 Was aber die Gestalt ihrer Gesichter betrifft, so waren es dieselben Gesichter, die ich schon am Fluß Kebar gesehen hatte. Sie gingen ein jeder geradeaus vor sich hin.

 

Kapitel 11: Das Gericht über die Fürsten

1 Hierauf hob mich der Geist empor und brachte mich an das Osttor des Tempels des Herrn, das gegen Sonnenaufgang gerichtet ist. Am Eingang des Tores sah ich fünfundzwanzig Männer, und in ihrer Mitte erblickte ich Jaasanja, den Sohn Asurs, und Pelatja, den Sohn Benajas, die Fürsten des Volkes.

2 Der Herr sprach zu mir: "Menschensohn, das sind die Männer, die auf Unheil sinnen und schlechten Rat geben in dieser Stadt,

3 die sprechen: 'Sind nicht erst kürzlich die Häuser erbaut worden? Die Stadt ist der Topf, und wir sind das Fleisch.'

4 Daher weissage wider sie, weissage, Menschensohn!"

5 Da kam der Geist des Herrn über mich und sagte zu mir: "Sprich: So spricht der Herr: 'So redet ihr, Haus Israel, und die Gedanken, die in euch aufsteigen, kenne ich wohl.

6 Viele von euch habt ihr in dieser Stadt getötet und ihre Straßen mit Erschlagenen angefüllt.'

7 Darum spricht der allmächtige Herr: 'Die von euch Erschlagenen, die ihr in der Mitte der Stadt niedergestreckt habt, die sind das Fleisch, und sie ist der Topf. Euch aber werde ich aus ihrer Mitte hinausführen.

8 Vor dem Schwert fürchtet ihr euch; aber das Schwert will ich über euch kommen lassen' – Spruch des allmächtigen Herrn.

9 'Ich will euch aus dieser Stadt hinauswerfen und euch in die Hand der Fremden geben und an euch das Strafgericht vollstrecken.

10 Durch das Schwert sollt ihr fallen. An der Grenze Israels will ich euch richten, und ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin.

11 Diese Stadt soll für euch nicht der Topf und ihr sollt nicht das Fleisch darin sein. An der Grenze Israels will ich Gericht über euch halten.

12 Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, nach dessen Satzungen ihr nicht gewandelt seid und dessen Gebote ihr nicht befolgt habt. Vielmehr habt ihr nach den Bräuchen der Heidenvölker, die rings um euch sind, gehandelt.'"

13 Während ich so weissagte, starb Pelatja, der Sohn Benajas. Da warf ich mich auf mein Angesicht nieder, schrie mit lauter Stimme und sprach: "Ach, allmächtiger Herr, willst du denn den Rest Israels gänzlich vernichten?"

 

Wiederherstellung des Gottesvolkes

14 Das Wort des Herrn erging an mich:

15 "Menschensohn, deine Brüder, deine Verwandten, deine Mitverbannten und das ganze Haus Israel, sie alle sind es, von denen die Bewohner Jerusalems sagen: 'Sie sind fern vom Herrn, uns ist das Land zum Besitz gegeben.'

16 Darum spricht der allmächtige Herr: 'Ja, ich habe sie in die Ferne geführt unter die Heidenvölker und sie in die Länder zerstreut und bin ihnen in den Ländern, in die sie gekommen sind, Gegenstand heiliger Verehrung geworden.'

17 Darum sage: So spricht der allmächtige Herr: 'Ich will euch aus den Völkern sammeln und aus den Ländern zusammenbringen, wohin ihr zerstreut worden seid, und ich will euch das Land Israel wiedergeben.' –

18 Sie werden dorthin gelangen und all seine greulichen Götzenscheusale daraus entfernen.

19 Ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in ihr Inneres legen. Ich werde das Herz von Stein aus ihrem Leib entfernen und ihnen ein Herz von Fleisch geben,

20 damit sie in meinen Satzungen wandeln und meine Gebote sorgfältig halten. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.

21 Denen aber, deren Herz den greulichen Götzenscheusalen zugewandt bleibt, werde ich ihren Wandel am eigenen Leib vergelten" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Auszug des Herrn aus der Stadt

22 Hierauf schwangen die Kerubim ihre Flügel, und die Räder liefen neben ihnen. Oben über ihnen thronte die Herrlichkeit des Gottes Israels.

23 Und es erhob sich die Herrlichkeit des Herrn aus dem Bereich der Stadt und machte halt auf dem Berg, der im Osten der Stadt liegt.

24 Mich aber hob der Geist empor und brachte mich in der Vision durch den Geist Gottes nach Chaldäa zu den Verbannten zurück. Die Vision, die ich geschaut hatte, entschwand mir.

25 Ich verkündete den Verbannten alle Worte des Herrn, die er mir durch das Gesicht offenbart hatte.

 

Kapitel 12: Gleichnistaten und Gleichnisworte

'Ziehe fort vor ihren Augen am hellen Tag...'

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, du wohnst mitten unter einem widerspenstigen Geschlecht, das Augen hat zum Sehen und doch nicht sieht, das Ohren hat zum Hören und doch nicht hört. Wahrlich, sie sind ein widerspenstiges Geschlecht.

3 Darum, o Menschensohn, mache dir eine Reiseausrüstung zurecht und ziehe fort vor ihren Augen am hellen Tag! Wandere vor ihren Augen von einem Ort zum anderen! Vielleicht verstehen sie es; denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht.

4 Bringe deine Sachen wie Reisegepäck bei Tag vor ihren Augen hinaus! Du selbst ziehe am Abend vor ihren Augen fort, wie ein Gefangener fortzieht.

5 Brich vor ihren Augen ein Loch durch die Wand und gehe durch dasselbe hindurch!

6 Nimm vor ihren Augen deine Reiseausrüstung auf die Schultern und trage sie im Dunkeln fort! Verhülle dabei dein Angesicht und sieh dir das Land nicht an! Denn ich mache dich zu einem Zeichen für das Haus Israel."

 

Belagerungsnot

7 Ich tat so, wie mir befohlen war. Ich brachte meine Habseligkeiten wie das Reisebündel eines Gefangenen am hellen Tag hinaus. Am Abend brach ich mir mit der Hand ein Loch durch die Wand und zog im Dunkeln hinaus. Auf den Schultern trug ich vor ihren Augen mein Bündel.

 

Anwendung auf Volk und König

8 Am anderen Morgen erging das Wort des Herrn an mich:

9 "Menschensohn, hat nicht das Haus Israel, das widerspenstige Geschlecht, zu dir gesagt: 'Was tust du da?'

10 Verkünde ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Auf den Fürsten bezieht sich dieser Gottesspruch gegen Jerusalem und gegen das ganze Haus Israel, das darin wohnt.'

11 Sage: 'Ich bin für euch ein Zeichen. Wie ich getan habe, wird es ihnen ergehen. In die Verbannung, in die Gefangenschaft werden sie wandern.

12 Der Fürst in ihrer Mitte wird ein Bündel auf seine Schultern nehmen und im Finstern ausziehen. Man wird die Mauern durchbrechen, um ihn hinauszubringen. Sein Gesicht wird er verhüllen, um mit seinen Augen das Land nicht zu sehen.

13 Ich aber werde mein Netz über ihn ausbreiten, und er wird in meiner Schlinge gefangen werden. Ich werde ihn nach Babel bringen, in das Land der Chaldäer. Er wird es aber nicht sehen und dort sterben.

14 Seine ganze Umgebung aber, seine Helfer und all seine Kriegsscharen, will ich in alle Winde zerstreuen und hinter ihnen her das Schwert zücken.

15 Sie werden erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ich sie unter die Völker zerstreue und in die Länder versprenge.

16 Doch will ich einige von ihnen übriglassen vom Schwert, vom Hunger und von der Pest, damit sie unter den Völkern, zu denen sie kommen, all ihre Greuel erzählen, und auch diese erkennen, daß ich der Herr bin.'"

17 Das Wort des Herrn erging an mich:

18 "Menschensohn, iß dein Brot in Schrecken und trinke dein Wasser in Zittern und Zagen!

19 Verkünde dem Volk im Land: So spricht der allmächtige Herr von den Bewohnern Jerusalems im Land Israel: 'Sie werden in Angst ihr Brot essen und in Verzweiflung ihr Wasser trinken; denn das Land soll verwüstet werden, seiner Fülle beraubt wegen der Gottlosigkeit all seiner Bewohner.

20 Die bewohnten Städte sollen veröden, und das Land soll zur Wüste werden. So werdet ihr erfahren, daß ich der Herr bin.'"

 

Gegen die Verächter des Prophetenwortes

21 Das Wort des Herrn erging an mich:

22 "Menschensohn, was für eine Redensart führt ihr da im Land Israel? Man sagt: 'Lang ziehen die Tage sich hin, aber aus all den Weissagungen wird nichts.'

23 Darum sage zu ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Ich mache Schluß mit dieser Redensart. Man soll sie in Israel nicht mehr gebrauchen.' Sage ihnen vielmehr: 'Nahe sind die Tage und die Worte all der Weissagungen.

24 Denn es soll hinfort kein trügerisches Gesicht und keine täuschende Weissagung mehr geben im Haus Israel.

25 Denn ich, der Herr, rede. Das Wort, das ich rede, wird sich erfüllen ohne Verzug. Ja, in euren Tagen, ihr widerspenstiges Geschlecht, will ich das Wort ergehen lassen und es auch erfüllen'"; – Spruch des allmächtigen Herrn.

26 Das Wort des Herrn erging an mich:

27 "Menschensohn, siehe, das Haus Israel sagt: 'Die Vision, die dieser schaut, geht erst nach vielen Tagen in Erfüllung; er weissagt auf eine ferne Zeit.'

28 Darum sage ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Das, was ich sage, wird keinen Aufschub erleiden. Das Wort, das ich rede, wird sich erfüllen'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 13: Gegen falsche Propheten

1 Es erging das Wort des Herrn an mich:

2 "Menschensohn, weissage wider die Propheten Israels, die da weissagen! Sprich zu denen, die aus ihrer eigenen Einsicht heraus weissagen: Hört das Wort des Herrn!

3 So spricht der allmächtige Herr: 'Wehe den törichten Propheten, die ihrem eigenen Geist folgen und nichts geschaut haben!

4 Wie Füchse in Ruinen sind deine Propheten, Israel.

5 Ihr springt nicht in die Bresche und setzt euch nicht zur Wehr für das Haus Israel, damit es feststehe im Kampf am Tag des Herrn.

6 Sie schauen Lüge und weissagen Trug, sooft sie verkünden: 'Spruch des Herrn', obwohl der Herr sie nicht sendet. Gleichwohl warten sie darauf, ihr Wort möchte sich erfüllen.

7 Sind es nicht trügerische Visionen, die ihr schaut, und lügnerische Weissagungen, die ihr aussprecht, wenn ihr sagt: 'Spruch des Herrn', da ich doch nicht geredet habe?'"

8 Darum spricht der allmächtige Herr: "Weil das, was ihr redet, Trug ist, und das, was ihr schaut, Lüge, darum gehe ich nun gegen euch vor" – Spruch des allmächtigen Herrn.

9 "So wird denn meine Hand über die Propheten kommen, die leeren Dunst schauen und Erlogenes weissagen. Zur Gemeinschaft meines Volkes werden sie nicht gehören, und in die Liste des Hauses Israel werden sie nicht eingeschrieben werden. In das Land Israel sollen sie nicht kommen; dann werden sie erkennen, daß ich der allmächtige Herr bin,

10 deshalb, weil sie mein Volk in die Irre führen, indem sie Heil verkünden, wo doch kein Heil ist, und wenn das Volk eine Wand baut, diese mit Tünche überstreichen.

11 Sprich zu den Tünchmeistern: 'Die Wand wird einfallen. Ein Regenguß wird kommen, große Hagelkörner werden fallen, und ein Sturmwind wird losbrechen.

12 Wenn dann die Wand eingefallen ist, wird man dann nicht zu euch sagen: Wo ist die Tünche, die ihr darüber gestrichen habt?'"

13 Darum spricht der allmächtige Herr: "Ich will einen Sturmwind losbrechen lassen in meinem Grimm, ein Regenguß soll niedergehen ob meines Zornes, und Hagelkörner sollen niederfallen infolge meines Grimms zur Vernichtung.

14 Ich will die Wand niederreißen, die ihr mit Tünche überstrichen habt. Ich will sie umlegen auf die Erde, daß ihr Fundament bloßgelegt werde. Sie soll fallen, und ihr werdet durch sie den Untergang finden. So werdet ihr erfahren, daß ich der Herr bin.

15 Ja, ich werde meinen Grimm an der Wand auslassen und an ihren Tünchmeistern und zu euch sagen: 'Dahin ist die Wand, dahin sind ihre Tünchmeister,

16 die Propheten Israels, die über Jerusalem weissagen und ihm Visionen des Heils erschauen, da es doch kein Heil gibt'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Gegen die falschen Prophetinnen

17 "Du aber, o Menschensohn, richte dein Antlitz gegen die Töchter deines Volkes, die aus ihrer eigenen Einsicht heraus weissagen! Weissage über sie

18 und sprich: So spricht der allmächtige Herr: 'Wehe denen, die Zauberbinden nähen für alle Handgelenke und Zauberkappen anfertigen für Köpfe jeglichen Wuchses, um Seelen zu fangen. Ihr fangt mir die Seelen meines Volkes weg und wollt eure Seelen am Leben erhalten?

19 Ihr entweiht mich bei meinem Volk für eine Handvoll Gerste und einen Bissen Brot, indem ihr Seelen tötet, die nicht sterben sollen, und Seelen am Leben erhaltet, die nicht leben sollen, wobei ihr mein Volk belügt, das gern auf Lügen hört.'

20 Darum spricht der allmächtige Herr: 'Seht, ich will gegen eure Zauberbinden vorgehen, mit denen ihr Seelen wie Vögel fangt, und will sie abreißen von euren Armen und die Seelen, die ihr fangen wollt, loslassen wie Vögel.

21 Ich will eure Zauberkappen zerreißen und mein Volk aus eurer Hand befreien. Sie sollen nicht länger mehr als Beute in eurer Hand sein. So werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

22 Weil ihr dem Herzen des Frommen durch Lüge Schmerz bereitet habt, obwohl ich ihm keinen Schmerz bereiten wollte, und weil ihr die Hände des Frevlers darin bestärkt habt, daß er sich nicht von seinem bösen Wandel bekehrte, um am Leben zu bleiben,

23 darum sollt ihr nicht länger mehr Trug schauen und Wahrsagerei treiben. Ich werde mein Volk aus eurer Hand erretten, und ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin."

 

Kapitel 14: Vergebliche Befragung Gottes durch Götzendiener

1 Es kamen einige von den Ältesten Israels zu mir und setzten sich vor mir nieder.

2 Da erging das Wort des Herrn an mich:

3 "Menschensohn, diese Männer haben sich wiederum den Götzen zugewandt und den Anstoß ihrer früheren Schuld verehrt. Sollte ich mich da von ihnen befragen lassen?

4 Darum sage ihnen und künde ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Jeder vom Haus Israel, der sich wieder seinen Götzen zuwendet und den Anstoß seiner früheren Schuld verehrt, gleichwohl aber zu einem Propheten kommt, dem werde ich, der Herr, nach der Menge seiner Götzen eine Antwort erteilen,

5 um dem Haus Israel ans Herz zu greifen, weil es sich mir durch all seine Götzen entfremdet hat.'

6 Darum sage zum Haus Israel: So spricht der allmächtige Herr: 'Bekehrt euch und wendet euch ab von euren Götzen! Wendet euer Angesicht ab von all euren Greueln!

7 Denn jedem vom Haus Israel und von den Fremdlingen, die sich in Israel aufhalten, der von mir abfällt, sich wieder den Götzen zuwendet und den Anstoß seiner früheren Schuld verehrt, gleichwohl aber zum Propheten kommt, um mich durch ihn zu befragen, dem will ich, der Herr, selbst eine Antwort erteilen.

8 Ich werde mein Angesicht gegen einen solchen Menschen richten und ihn zu einem warnenden Beispiel und zum Sprichwort machen, ja, ihn ausrotten aus meinem Volk. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.'

9 Wenn aber ein Prophet sich verleiten läßt, eine Antwort zu geben, so habe ich, der Herr, diesen Propheten verleitet. Ich werde meine Hand gegen ihn ausstrecken und ihn ausrotten aus meinem Volk Israel.

10 Sie werden beide ihre Schuld büßen. Die Schuld des Fragenden ist ebenso groß wie die Schuld des Propheten,

11 damit das Haus Israel nicht mehr von mir abirrt und sich nicht mehr durch all seine Sünden beflecke, sondern mein Volk sei und ich ihr Gott werde" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Die Unabwendbarkeit des Unheils

12 Das Wort des Herrn erging an mich:

13 "Menschensohn, wenn ein Land sich gegen mich versündigte und Treubruch beginge, und ich darum meine Hand dagegen ausstreckte und ihm den Stab des Brotes zerbräche, ihm Hungersnot schickte und Menschen und Vieh darin tötete,

14 und es wären diese drei Männer in seiner Mitte: Noach, Daniel und Ijob, so würden sie durch ihre Gerechtigkeit nur sich selbst retten" – Spruch des allmächtigen Herrn.

15 "Oder wenn ich wilde Tiere das Land durchstreifen ließe und es entvölkerte, daß es zur Wüste würde, die niemand mehr wegen der wilden Tiere durchzöge,

16 und jene drei Männer befänden sich in seiner Mitte, so wahr ich lebe!" – Spruch des allmächtigen Herrn – "sie würden weder Söhne noch Töchter retten; sie allein würden gerettet, das Land aber würde zur Wüste.

17 Oder wenn ich das Schwert über jenes Land brächte und geböte: 'Das Schwert soll durch das Land fahren', und wenn ich aus ihm Menschen und Tiere ausrottete,

18 und jene drei Männer befänden sich in seiner Mitte, so wahr ich lebe!" – Spruch des allmächtigen Herrn – "sie würden weder Söhne noch Töchter retten, sondern nur sie selbst würden gerettet werden.

19 Oder wenn ich die Pest in jenes Land schickte und meinen Grimm darüber durch ein Blutbad ausgösse, um Menschen und Vieh darin auszurotten,

20 und Noach, Daniel und Ijob befänden sich darin, so würden sie, so wahr ich lebe!" – Spruch des allmächtigen Herrn – "weder Sohn noch Tochter retten, sondern durch ihre Gerechtigkeit nur sich selbst retten."

 

Der Überrest vom gottlosen Jerusalem

21 "Trotzdem", so spricht der allmächtige Herr: "Wenn ich auch meine vier bösen Strafen: Schwert, Hunger, wilde Tiere und Pest wider Jerusalem schicke, um Menschen und Vieh daraus zu vertilgen,

22 soll doch ein Rest darin gerettet werden und ihre Söhne und Töchter aus ihr herausführen. Sie werden zu euch hierherziehen, und ihr werdet ihren Wandel und ihr Tun sehen und euch trösten über das Böse, das ich über Jerusalem verhängt habe, über alles, was ich ihm angetan habe.

23 Sie werden euch trösten, wenn ihr ihren Wandel und ihr Tun seht. So werdet ihr erkennen, daß ich alles, was ich der Stadt widerfahren ließ, nicht ohne Grund getan habe" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 15: Jerusalem, der unnütze Rebstock

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, was hat das Holz des Weinstocks allem anderen Gehölz, das sich im Wald findet, voraus?

3 Nimmt man von ihm etwa Holz, um es zu einer Arbeit zu verwenden, oder macht man von ihm einen Pflock, um allerlei Gerät daran aufzuhängen?

4 Siehe, man wirft es ins Feuer zum Verbrennen. Wenn nun das Feuer seine beiden Enden verzehrt hat und seine Mitte angebrannt ist, taugt es dann noch zu irgendeinem Zweck?

5 Wenn man es, als es noch ganz war, zu keiner Arbeit verwandte, um wieviel weniger wird es, wenn es vom Feuer verzehrt und angesengt ist, zu irgendetwas verwandt werden!"

6 Darum spricht der allmächtige Herr: "Wie ich das Rebenholz im Gehölz des Waldes dem Feuer zur Speise bestimmt habe, so mache ich es mit den Bewohnern Jerusalems.

7 Ich will mein Antlitz gegen sie richten: Dem Feuer sind sie entgangen, aber das Feuer wird sie verzehren. – So werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich mein Antlitz gegen sie wende

8 und ihr Land zur Wüste mache, weil sie Treubruch getrieben" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 16: Jerusalems Treubruch, Strafe und Begnadigung

Jerusalems Herkunft

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, halte Jerusalem seine Greuel vor

3 und sprich: So spricht der allmächtige Herr zu Jerusalem: Dein Ursprung und deine Abstammung sind aus dem Land der Kanaaniter; dein Vater ist ein Amoriter und deine Mutter eine Hetiterin.

4 Was deine Geburt angeht, so schnitt man, als du geboren wurdest, deine Nabelschnur nicht ab. Da wurdest du nicht rein gewaschen mit Wasser. Man rieb dich nicht ein mit Salz und wickelte dich nicht in Windeln.

5 Kein Auge gab auf dich acht, um dir eines von diesen Dingen zu tun, sich deiner erbarmend; sondern auf die Erde warf man dich hin, als du geboren wurdest, so gering schätzte man dein Leben.

 

Gottes liebende Sorge um sein Volk

6 Da ging ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blut zappeln und sagte zu dir: Lebe! – Ja, ich sprach zu dir, als du in deinem Blut lagst: Bleibe am Leben!

7 Ich machte dich zahllos wie das Gras des Feldes. Du wuchsest heran und wurdest groß und kamst zu voller Schönheit. Deine Brust war erstarkt, dein Haar sproßte kräftig, doch warst du immer noch nackt und bloß.

8 Da ging ich an dir vorüber und sah dich. Siehe, die Zeit der Liebe war für dich da! Ich breitete meinen Mantel über dich aus und bedeckte deine Blöße. Ich schwur dir und ging einen Bund mit dir ein" – Spruch des allmächtigen Herrn – "und du wurdest mein.

9 Dann wusch ich dich mit Wasser, spülte dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl.

10 Ich kleidete dich in bunte Kleider, gab dir Schuhe von Seekuhleder, legte dir einen Gürtel aus Byssus um und hüllte dich in einen Schleier aus Seide.

11 Mit Geschmeide schmückte ich dich, legte Spangen an deine Arme und eine Kette um deinen Hals.

12 Einen Ring hängte ich an deine Nase, Gehänge an deine Ohren, und eine herrliche Krone setzte ich auf dein Haupt.

13 So warst du geschmückt mit Gold und Silber. Deine Kleidung waren Byssus, Seide und bunte Stoffe. Du aßest Feinbrot, Honig und Öl und wurdest überaus schön und gelangtest zur Königswürde.

14 Der Ruf deiner Schönheit drang unter die Heidenvölker; denn du warst herrlich in meinem Schmuck, den ich dir angelegt" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Israels Schamlosigkeit

15 "Doch du tatest dir etwas auf deine Schönheit zugute und triebst Schande auf deinen Ruf hin. Jedem, der vorüberging, botest du dich zu bösem Tun an und gabst dich ihm hin.

16 Du nahmst von deinen Kleidern, machtest dir bunte Götzenhöhen daraus und triebst Böses mit ihnen, wie es nie vorgekommen war noch je vorkommen wird.

17 Du nahmst deine Schmucksachen aus Gold und Silber, die ich dir gab, und machtest dir Götzenmänner daraus, die du verehrtest.

18 Du nahmst deine bunten Kleider und hängtest sie diesen um. Mein Öl und meinen Weihrauch brachtest du ihnen dar.

19 Auch meine Speise, die ich dir gab, Feinbrot, Öl und Honig, womit ich dich genährt, brachtest du ihnen dar zu lieblichem Duft. Ja, es geschah" – Spruch des allmächtigen Herrn –

20 "daß du deine Söhne und Töchter nahmst, die du mir geboren, und sie ihnen zum Fraß schlachtetest. War es etwa zu wenig mit deinem Abfall,

21 daß du meine Kinder schlachtetest und sie hingabst, indem du sie ihnen verbranntest?

22 Bei all deinen Greueln und deiner Hurerei gedachtest du nicht der Tage deiner Jugend, da du nackt und bloß warst und in deinem Blut zappeltest.

23 Und es geschah: Nach all deinem schlimmen Tun – wehe, wehe dir!" – Spruch des allmächtigen Herrn –

24 "da bautest du dir Heiligtümer und errichtetest dir Götzenhöhen auf allen Straßen.

25 An jeder Straßenkreuzung bautest du dir eine Götzenhöhe, schändetest deine Schönheit, gabst dich jedem hin, der vorüberging, und triebst es immer schlimmer mit deinem Treubruch.

26 Du hieltest es mit den Ägyptern, deinen gierigen Nachbarn, und triebst es immer schlimmer mit deinem Treubruch, um mich zu erbittern.

27 Da streckte ich meine Hand gegen dich aus und schmälerte deinen Anteil und gab dich der Wut deiner Feindinnen preis, den Töchtern der Philister, die sich deines treulosen Wandels schämten.

28 Du gingst mit den Assyrern, weil du nicht satt geworden warst. Doch als du mit ihnen Böses getan, warst du auch noch nicht satt.

29 Noch ärger triebst du es mit dem Krämerland Chaldäa und wurdest gleichwohl noch nicht satt.

30 Wie schmachtend war doch dein Herz" – Spruch des allmächtigen Herrn – "da du all dies verübtest, das Tun eines schamlosen Weibes,

31 da du dir Heiligtümer an jeder Straßenkreuzung bautest und dir Götzenhöhen errichtetest auf allen Straßen. Dabei warst du nicht einmal wie ein Schandweib, daß du Schandgeld gefordert hättest,

32 sondern wie ein ehebrecherisches Weib, das statt ihres Mannes Fremde nahm.

33 Sonst gibt man allen Buhlerinnen Lohn, du aber gabst all deinen Liebhabern Geschenke und hast sie durch Gaben angelockt, von allen Seiten zu deinem bösen Treiben zu dir zu kommen.

34 So war es bei dir in deinem bösen Tun umgekehrt, wie es sonst bei Frauen geschieht, Nicht du wurdest zu bösem Tun verlangt, sondern du gabst den Lohn; dir wurde kein Lohn gegeben. So verkehrten sich die Dinge."

 

Bestrafung der Treulosen

35 Darum, Treulose, höre das Wort des Herrn!

36 So spricht der allmächtige Herr: "Weil du bei deinem zuchtlosen Treiben schamlos und schandbar warst vor deinen Liebhabern und vor all deinen greulichen Götzen, und wegen des Blutes deiner Kinder, die du ihnen hingabst,

37 darum, siehe, versammle ich all deine Liebhaber, denen du gefallen hast, alle, die du gern hattest, samt all denen, die du nicht liebtest. Ja, ich versammle sie von allen Seiten vor dir und bringe vor ihnen Schande auf dich, und sie werden deine ganze Schmach sehen.

38 Ich werde dich richten nach den für Ehebrecherinnen und Mörderinnen geltenden Rechtssätzen, und ich will meinen Zorn und meine Eifersucht an dir auslassen.

39 In ihre Gewalt will ich dich geben. Sie werden deine Heiligtümer niederreißen und deine Götzenhöhen zerstören, dir deine Kleider ausziehen, dir dein prächtiges Geschmeide wegnehmen und dich nackt und bloß zurücklassen.

40 Dann werden sie die Gemeinde gegen dich heranführen, dich steinigen und dich mit ihren Schwertern in Stücke hauen.

41 Deine Häuser werden sie in Brand stecken und vor den Augen vieler Frauen das Gericht an dir vollziehen. So werde ich deinem Treubruch ein Ende machen, und du wirst keinen Sündenlohn mehr geben.

42 Wenn ich meinen Grimm an dir gestillt habe, dann wird mein Zorneifer von dir ablassen; ich werde ruhen und nicht mehr zürnen.

43 Weil du der Tage deiner Jugend nicht gedacht und mich durch all diese Dinge zum Zorn gereizt hast, darum will ich dir deinen Wandel am eigenen Leibe vergelten" – Spruch des allmächtigen Herrn. – "Hast du nicht gefrevelt vor all deinen Greuelgötzen?

 

Jerusalem schlimmer als Sodom und Gomorra

44 Siehe, jeder, der einen Spottvers macht, wird über dich spotten: Wie die Mutter, so die Tochter!

45 Du bist die echte Tochter deiner Mutter, die ihren Mann und ihre Kinder von sich stieß. Du bist die echte Schwester deiner Schwestern, die ihre Männer und Kinder von sich gestoßen. Eure Mutter ist eine Hetiterin und eure Vater ein Amoriter.

46 Deine große Schwester ist Samaria mit ihren Töchtern, die zu deiner Linken wohnt. Deine kleine Schwester jedoch, die zu deiner Rechten wohnt, ist Sodom samt ihren Töchtern.

47 Du wandeltest nicht auf ihren Wegen und verübtest keine solchen Greuel wie sie; doch nur ein Weilchen, da triebst du es schlimmer als sie in all deinem Tun.

48 So wahr ich lebe!" – Spruch des allmächtigen Herrn – "selbst Sodom, deine Schwester, und ihre Töchter haben nicht solches getan, wie du samt deinen Töchtern verübt hast.

49 Siehe, das war die Schuld Sodoms, deiner Schwester: Stolz, Sattheit und sorglose Ruhe hatten sie und ihre Töchter. Doch Arme und Dürftige nahmen sie nicht bei der Hand,

50 sondern wurden hochmütig und verübten Greuel vor mir. Da raffte ich sie hinweg, als ich das sah.

51 Auch Samaria hat nicht die Hälfte deiner Sünden begangen. Du hast mehr Greuel verübt als jene und hast so deine Schwestern gerecht erscheinen lassen gegenüber all den Greueln, die du verübt hast.

52 Trage also nun auch du deine Schande, die du für deine Schwestern eingetreten bist! Durch deine Sünden, durch die du dich ärger vergangen hast als sie, stehen sie gerechter da als du. So schäme auch du dich und trage deine Schande, weil du deine Schwestern gerechtfertigt hast!

 

Jerusalems Wiederaufnahme

53 Ich werde ihr Geschick wenden, das Geschick Sodoms und ihrer Töchter und das Geschick Samarias und ihrer Töchter. Mit ihnen will ich auch dein Geschick wenden,

54 damit du deine Schande trägst und dich schämst alles dessen, was du verübt hast, um sie zu trösten.

55 Deine Schwester Sodom und ihre Töchter und Samaria und ihre Töchter werden in ihren vormaligen Zustand zurückkehren. Auch du und deine Töchter sollen wieder zu ihrem vormaligen Zustand zurückkehren.

56 War nicht der Name Sodoms, deiner Schwester, als abschreckendes Beispiel in deinem Mund zur Zeit deiner Hoffart,

57 bevor deine Bosheit offenbar wurde, wie es jetzt ist, da du den Töchtern Arams und allen ringsum es her, den Töchtern der Philister, die dich ringsum verachten, zur Schmach bist?

58 Deinen Abfall und deine Greuel mußt du nun selber tragen" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Jerusalems Beschämung

59 Denn so spricht der allmächtige Herr: "Ich will dir tun, wie du getan hast, da du den Schwur mißachtet und den Bund gebrochen hast.

60 Doch werde ich meines Bundes mit dir in den Tagen deiner Jugend gedenken und mit dir einen ewigen Bund eingehen.

61 Da wirst du voll Scham deines Wandels gedenken, wenn ich dir deine älteren und jüngeren Schwestern nehme und sie dir zu Töchtern gebe, aber nicht auf Grund deiner Bundestreue.

62 Ja, ich werde meinen Bund mit dir eingehen, und du sollst erkennen, daß ich der Herr bin,

63 damit du dich voll Scham daran erinnerst und vor Scham deinen Mund nicht mehr auftust, wenn ich dir alles vergebe, was du getan hast" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 17: Das Schicksal des Hauses David

Adler und Zeder

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, gib dem Haus Israel ein Rätsel auf und trage ihm ein Gleichnis vor!

3 Sage: So spricht der allmächtige Herr: 'Ein großer Adler mit großen Flügeln, langen Schwingen, voll bunten Gefieders, kam zum Libanon. Er nahm den Wipfel der Zeder weg,

4 brach ab den obersten Sproß, brachte ihn in ein Krämerland und setzte ihn in eine Kaufmannsstadt ein.

5 Dann nahm er vom Samen des Landes, pflanzte ihn in ein Saatfeld, setzte ihn wie eine Weide an reichliches Wasser ein,

6 damit er wachse und zum wuchernden Weinstock werde von niedrigem Wuchs. Seine Ranken sollten sich zu ihm hinwenden, seine Wurzeln aber unter ihm bleiben. So ward er ein Weinstock, brachte Äste hervor und trieb Zweige.

7 Es war aber noch ein anderer großer Adler mit großen Flügeln und starkem Gefieder, und siehe, dieser Weinstock trieb ihm seine Zweige entgegen und streckte nach ihm seine Wurzeln aus, auf daß er ihn tränke mehr als das Beet, auf das er gepflanzt war.

8 Und doch war er auf gutem Boden, an reichlichem Wasser gepflanzt, daß er Zweige treibe und Frucht trage – ein herrlicher Weinstock werde.'

9 Darum sprich: So spricht der allmächtige Herr: 'Kann das glücken? Wird jener Adler nicht seine Wurzeln ausreißen und seine Früchte abschneiden, so daß all seine frischsprossenden Zweige verdorren? Er wird verdorren, und es bedarf nicht eines gewaltigen Armes und zahlreichen Volks, um ihn aus seinen Wurzeln zu heben.

10 Siehe, er ist gepflanzt, aber wird er gedeihen? Wird er nicht, wenn ihn der Ostwind trifft, verdorren? Auf dem Beet, auf dem er emporgesproßt ist, wird er verdorren.'"

 

Deutung des Gleichnisses

11 Dann erging das Wort des Herrn an mich:

12 "Sage dem widerspenstigen Geschlecht: 'Wißt ihr nicht, was dies bedeutet?' Sage ihnen: 'Siehe, der König von Babel kam nach Jerusalem, nahm dessen König samt seinen Fürsten gefangen und ließ sie zu sich nach Babel bringen.

13 Er nahm auch einen aus königlichem Geschlecht, schloß einen Bund mit ihm und verpflichtete ihn durch einen Eid. Die Vornehmen des Landes nahm er mit,

14 damit die Königsmacht geschwächt bleibe und sich nicht erhebe, sondern seinen Bund bewahre und bestehen bleibe.

15 Doch er fiel von ihm ab und sandte Boten nach Ägypten, daß man ihm Pferde und viel Kriegsvolk gebe. Wird es glücken? Wird der heil davon kommen, der solches getan? Wird der Bundesbrüchige heil davon kommen?

16 So wahr ich lebe!' – Spruch des allmächtigen Herrn: 'Am Wohnsitz des Königs, der ihn zum König gemacht, dessen Eid er mißachtet, dessen Bund er gebrochen, bei ihm soll er sterben mitten in Babel.

17 Der Pharao aber wird ihm im Krieg nicht helfen mit großem Heer und zahlreichem Volk, wenn man den Wall aufwirft und Bollwerke baut, um viele Menschen zu töten.

18 Denn er hat den Eid mißachtet und den Vertrag gebrochen, und obwohl er den Handschlag gegeben hatte, doch dies alles getan. Deshalb wird er nicht davonkommen.'"

19 Darum spricht der allmächtige Herr: "So wahr ich lebe, ich werde den mir geleisteten Eid, den er mißachtet hat, und den mit mir geschlossenen Bund, den er gebrochen hat, ihm am eigenen Leib vergelten.

20 Ich will mein Netz über ihn ausbreiten, und er soll in meiner Schlinge gefangen werden. Nach Babel werde ich ihn führen und ihn dort wegen seines Treubruchs, den er an mir begangen hat, richten.

21 All seine auserlesenen Krieger in all seinen Heerscharen werden durch das Schwert fallen und die Überlebenden in alle Winde zerstreut werden. So werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, es gesagt habe."

 

Gottes eigene Pflanzung

22 So spricht der allmächtige Herr: "Ich werde vom Wipfel der hohen Zeder etwas nehmen und es einsetzen. Von dem obersten Sproß werde ich ein zartes Reis abpflücken und es auf einem hohen, ragenden Berg einpflanzen.

23 Auf die Bergeshöhe Israels werde ich es einpflanzen. Es wird Zweige treiben und Frucht bringen und zu einer herrlichen Zeder werden. Allerlei Vögel werden darunter wohnen; im Schatten seiner Zweige werden sie nisten.

24 Dann werden alle Bäume des Feldes erkennen, daß ich, der Herr, den hohen Baum erniedrigt und den niedrigen Baum erhöht habe, daß ich den grünenden Baum dürr und den dürren Baum grünend gemacht habe. Ich, der Herr, sage und vollführe es."

 

Kapitel 18: Gottes Heilsangebot für die Verbannten: Die Lösung aus der Schuldverstrickung der Väter

Das lästerliche Sprichwort

1 Es erging das Wort des Herrn an mich:

2 "Wie kommt ihr dazu, dieses Spottwort im Land Israel im Mund zu führen: 'Saure Trauben haben die Väter gegessen, und den Kinder wurden die Zähne stumpf?'

3 So wahr ich lebe!" – Spruch des allmächtigen Herrn – "niemand mehr von euch soll dieses Spottwort in Israel im Munde führen.

4 Seht, alle Seelen gehören mir; die Seele des Vaters wie die Seele des Sohnes, mir gehören sie. Die Seele, die sündigt, die soll sterben.

 

Persönliche Verantwortung

5 Wenn ein Mann gerecht ist und Recht und Gerechtigkeit übt,

6 auf den Bergen kein Opferfleisch ißt und seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel erhebt, mit der Frau seines Nächsten nicht sündigt und einer Frau gegenüber die Reinheitsgesetze wahrt,

7 niemanden bedrückt, dem Schuldner sein Pfand zurückgibt, keine Erpressung verübt, sein Brot dem Hungrigen gibt und den Nackten kleidet,

8 nicht auf Wucher ausleiht, keinen Zins nimmt, seine Hand vom Unrecht fernhält, zwischen Mann und Mann ehrlich Recht spricht,

9 nach meinen Satzungen wandelt und meine Gebote getreulich hält, der ist gerecht, er soll leben" – Spruch des allmächtigen Herrn.

10 "Wenn jemand einen gewalttätigen Sohn hat, der Blut vergießt und jene Sünden begeht,

11 wenn er selbst all dieses auch nicht tut, wenn der (Sohn) also auf den Bergen Opferfleisch ißt, die Frau seines Nächsten entehrt,

12 Elende und Bedürftige bedrückt, Erpressung verübt, das Pfand nicht zurückgibt, seine Augen zu den Götzen erhebt, Greuel verübt,

13 auf Wucher leiht und Zins nimmt, sollte er leben? Nein, er wird nicht leben! Weil er all diesen Greuel verübt, muß er unfehlbar sterben. Er trägt die Schuld an seinem Blut.

14 Wenn er aber einen Sohn hat, der alle Sünden sieht, die sein Vater begeht, und obwohl er sie sieht, doch nichts dergleichen tut,

15 also nicht auf den Bergen Opferfleisch ißt, seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel erhebt, sich nicht mit der Frau seines Nächsten vergeht,

16 niemand bedrückt, das Pfand nicht wegnimmt, keine Erpressung verübt, dem Hungrigen sein Brot gibt, den Nackten kleidet,

17 seine Hand vom Frevel fernhält, nicht Wucher und Zins nimmt, meine Satzungen beobachtet und in meinen Geboten wandelt, der soll nicht sterben wegen der Schuld seines Vaters, sondern unfehlbar leben.

18 Sein Vater, der Bedrückung verübt und Erpressung an anderen begangen und, was nicht gut war, inmitten seines Volkes getan hat, wahrlich, der muß wegen seiner Schuld sterben.

19 Ihr fragt: 'Warum trägt der Sohn nicht die Schuld seines Vaters?' Darum, weil der Sohn Recht und Gerechtigkeit geübt, alle meine Satzungen beobachtet und nach ihnen gehandelt hat, wahrlich, deshalb soll er leben.

20 Die Seele, die sündigt, die wird sterben. Der Sohn aber soll nicht die Schuld des Vaters tragen, und der Vater soll nicht die Schuld des Sohnes tragen. Dem Gerechten wird der Lohn der Gerechtigkeit, dem Gottlosen der Lohn der Gottlosigkeit.

 

Die Wende im Leben des einzelnen

21 Wenn aber der Gottlose von all seinen Sünden, die er begangen hat, sich bekehrt und all meine Satzungen beobachtet und Recht und Gerechtigkeit übt, wird er sicherlich leben. Er soll nicht sterben!

22 Alle seine Missetaten, die er begangen hat, sollen ihm nicht angerechnet werden. Um seiner Gerechtigkeit willen, die er geübt hat, soll er leben.

23 Sollte ich denn Wohlgefallen haben am Tod des Gottlosen" – Spruch des allmächtigen Herrn – "und nicht vielmehr daran, daß er sich von seinem Wandel bekehre und lebe?

24 Wenn sich aber der Gerechte von seiner Gerechtigkeit abwendet und Frevel verübt nach dem Vorbild all der Greuel, die der Gottlose verübt, sollte er, wenn er solches tut, leben? Nein, all sein gerechtes Tun, das er vollbracht, wird ihm nicht angerechnet werden. Wegen des Treubruchs, den er begangen, und wegen der Sünde, die er getan hat, wird er sterben.

25 Ihr sagt: 'Der Weg des Herrn ist nicht gerecht.' Höre doch, Haus Israel: Mein Weg soll nicht gerecht sein? Sind nicht vielmehr eure Wege nicht gerecht?

26 Wenn sich der Gerechte von seiner Gerechtigkeit abwendet und Frevel verübt und darüber stirbt, stirbt er wegen seines Frevels, den er verübt hat.

27 Wendet sich aber der Gottlose von seiner Gottlosigkeit ab, die er verübt hat, und übt er Recht und Gerechtigkeit, wird er sein Leben erhalten.

28 Wenn er Einsicht annimmt und sich von all seinen Freveltaten, die er verübt hat, abwendet, soll er leben und nicht sterben.

29 Doch das Haus Israel spricht: 'Der Weg des Herrn ist nicht gerecht!' – Meine Wege sollen nicht gerecht sein, Haus Israel? Sind nicht vielmehr eure Wege nicht gerecht?

 

Der Ruf nach Bereitschaft zum Leben aus dem neuen Geist

30 Darum werde ich einen jeden von euch nach seinem Wandel richten, Haus Israel" – Spruch des allmächtigen Herrn. – "Bekehrt euch und wendet euch ab von all euren Sünden, damit sie für euch nicht weiter den Anstoß zur Schuld bilden!

31 Werft von euch alle Sünden, die ihr begangen habt, und schafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Denn wozu wolltet ihr sterben, Haus Israel?

32 Ich habe ja kein Wohlgefallen am Tod dessen, der sterben soll" – Spruch des allmächtigen Herrn. – "Bekehrt euch und lebt!

 

Kapitel 19: Klagelied über die Fürsten

Die Löwenmutter und ihre Jungen

1 Du aber stimme über die Fürsten Israels ein Klagelied an

2 und sprich: 'Wie war deine Mutter doch eine Löwin unter den Löwen! Inmitten der Löwen lag sie, zog groß ihre Jungen!

3 Von den Jungen zog sie eins auf – es wurde zum Löwen: Er lernte das Beuterauben, Menschen verschlang er.

4 Die Völker vernahmen von ihm: in ihrer Grube ward er gefangen. Mit Ringen führte man ihn ins Land der Ägypter.

5 Als sie merkte, daß sie genarrt und ihre Hoffnung zunichte, nahm sie von ihren Jungen ein anderes und erzog es zum Löwen.

6 Es wandelte unter den Löwen und wurde zum Löwen. Er lernte das Beuterauben – Menschen verschlang er

7 Ihre Witwen machte er zahlreich, machte öde ihre Städte. Entsetzt ward das Land und alles in ihm vor seinem lauten Gebrüll.

8 Da stellten sich gegen ihn auf die Völker rings aus den Landen und breiteten über ihn aus ihr Netz – in ihrer Grube ward er gefangen.

9 Mit Ringen sperrten sie ihn in den Käfig, zum König von Babel führten sie ihn, brachten ihn in eine der Festen, damit man sein Brüllen auf Israels Bergen nicht fernerhin höre.

 

Der Weinstock

10 Deine Mutter war wie ein Weinstock im Weinberg an Wasser gepflanzt. Fruchtreich war sie, voll Ranken vom reichlichen Wasser.

11 Ihr wurde ein stattlicher Zweig zu Herrscherstäben. Sein Wuchs hob hoch sich über sein Laubwerk hinaus, war stattlich zu schauen ob seiner Höhe, ob der Ranken Fülle.

12 Doch ausgerissen ward er im Zorn, zur Erde geworfen. Der Ostwind dörrte aus seine Frucht. – Ausgerissen wurden seine stattlichen Zweige, sie verdorrten, Feuer fraß sie hinweg.

13 Jetzt ist er verpflanzt in die Wüste, in dürstendes, dürres Land.

14 Feuer fuhr aus von dem Zweig, fraß Ranken und Frucht. Nichts blieb ihm vom mächtigen Zweig, vom Herrscherstab.' – Ein Klagelied ist dies, und zum Klagelied soll es werden."

 

Kapitel 20: Israels Geschichte im Urteil Gott: Ein Geschichte menschlicher Widersetzlichkeit und göttlicher Langmut

'Ich lasse mich von euch nicht befragen...'

1 Im siebten Jahre, im fünften Monat, am Zehnten des Monats kamen einige von den Ältesten Israels, um den Herrn zu befragen, und setzten sich vor mir nieder.

2 Da erging das Wort des Herrn an mich:

3 "Menschensohn, sprich zu den Ältesten Israels und sage zu ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Mich zu befragen seid ihr gekommen? So wahr ich lebe, ich lasse mich von euch nicht befragen' – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Die Greuel der Väter

4 Willst du ihnen das Urteil sprechen, willst du das Urteil sprechen, Menschensohn? Tu ihnen die Greuel ihrer Väter kund!

 

In Ägypten: 'Sie wollten nicht auf mich hören...'

5 Sage ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Als ich Israel erwählte, erhob ich meine Hand den Nachkommen des Hauses Jakob zum Schwur und gab mich ihnen im Land Ägypten zu erkennen. Ich erhob ihnen die Hand zum Schwur und sprach: Ich bin der Herr, euer Gott!

6 Damals erhob ich meine Hand und schwur, sie aus Ägypten in ein Land zu führen, das ich für sie ausgesucht hatte, das von Milch und Honig überfließt, das herrlichste aller Länder.

7 Ich sagte zu ihnen: Jeder werfe die Götzenscheusale weg, an denen ihr hängt! Verunreinigt euch nicht an den Götzen Ägyptens! Ich bin der Herr, euer Gott.

8 Sie aber zeigten sich gegen mich halsstarrig und wollten nicht auf mich hören. Keiner warf die Götzenscheusale, an denen sie hingen, fort, und sie ließen nicht von den Götzen Ägyptens. Da gedachte ich meinen Grimm über sie auszugießen, meinen Zorn an ihnen auszulassen im Land Ägypten.

9 Aber um meines Namens willen handelte ich so, daß er nicht entweiht würde in den Augen der Völker, in deren Mitte sie lebten, vor deren Augen ich mich ihnen kundgetan hatte, um sie aus dem Land Ägypten wegzuführen.

 

In der Wüste: 'Sie verachteten meine Gebote...'

10 So führte ich sie aus dem Land Ägypten weg und brachte sie in die Wüste.

11 Ich gab ihnen meine Satzungen und lehrte sie meine Gesetze, durch deren Befolgung der Mensch lebt.

12 Auch meine Sabbate gab ich ihnen, damit sie ein Zeichen seien zwischen mir und ihnen, damit man erkenne, daß ich der Herr bin, der sie heiligt.

13 Doch auch in der Wüste war das Haus Israel widerspenstig gegen mich. Sie wandelten nicht nach meinen Satzungen und verachteten meine Gebote, durch deren Befolgung der Mensch lebt. Sie hielten meine Sabbate durchaus nicht heilig. Da gedachte ich meinen Grimm in der Wüste über sie auszugießen, um sie auszurotten.

14 Doch tat ich es nicht um meines Namens willen, damit er nicht in den Augen der Völker entweiht würde, vor deren Augen ich sie weggeführt hatte.

15 Ich erhob meine Hand in der Wüste und schwur ihnen, sie nicht in das Land zu führen, das ich ihnen bestimmt hatte, das von Milch und Honig überfließt, das herrlichste aller Länder,

16 weil sie meine Gebote mißachtet hatten, nicht nach meinen Satzungen gewandelt waren und meine Sabbate nicht heilig gehalten hatten; denn ihr Herz hing ihren Götzen an.

17 Dennoch blickte mein Auge mitleidsvoll auf sie, so daß ich sie nicht vernichtete und sie in der Wüste nicht ausrottete.

18 Zu ihren Söhnen sprach ich in der Wüste: Wandelt nicht nach den Gewohnheiten eurer Väter, beobachtet nicht ihre Bräuche und verunreinigt euch nicht an ihren Götzen!

19 Ich bin der Herr, euer Gott. Nach meinen Satzungen wandelt, meine Gebote beobachtet sorgfältig!

20 Haltet meine Sabbate heilig, damit sie ein Zeichen seien zwischen mir und euch, auf daß man erkenne, daß ich, der Herr, euer Gott bin!

21 Indes auch die Söhne waren widerspenstig gegen mich. Sie wandelten nicht nach meinen Satzungen und beobachteten nicht sorgfältig meine Gebote, durch deren Beobachtung der Mensch lebt, und hielten meine Sabbate nicht heilig. Da gedachte ich, meinen Grimm über sie auszugießen und meinen Zorn in der Wüste an ihnen auszulassen.

22 Aber ich zog meine Hand wieder zurück und handelte um meines Namens willen, damit er nicht vor den Augen der Völker entweiht würde, vor deren Augen ich sie weggeführt hatte.

23 Doch erhob ich in der Wüste meine Hand ihnen zum Schwur, sie unter die Völker zu zerstreuen und in die Länder zu versprengen,

24 weil sie meine Gebote nicht hielten und meine Satzungen mißachteten, meine Sabbate entweihten und ihre Augen an die Götzen ihrer Väter hängten.

25 So gab ich ihnen Satzungen, die nicht zum Guten waren, und Gebote, durch die sie nicht leben sollten.

26 Ich ließ sie durch ihre Opfergaben unrein werden, dadurch, daß sie jede Erstgeburt durchs Feuer gehen ließen, um ihnen so Entsetzen einzuflößen, damit sie erkennen sollten, daß ich der Herr bin.'

27 Darum, Menschensohn, sprich zum Haus Israel und sage ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Auch dadurch haben mich eure Väter gelästert und Treubruch an mir begangen:

 

In Kanaan: 'Sie opferten auf den Höhen...'

28 Ich führte sie in das Land, das ich ihnen zu geben eidlich versprochen hatte. Doch sie schlachteten, wo immer sie einen hohen Hügel oder einen dichtbelaubten Baum erblickten, ihre Opfer, brachten dort ihre widerlichen Opfergaben dar, stellten dort ihre lieblich duftenden Opfer auf und gossen ihre Trankopfer aus.

29 Ich sprach zu ihnen: Was soll die Höhe, wohin ihr geht? – Ihr Name 'Höhe' ist geblieben bis auf den heutigen Tag.'

 

In der Verbannung: 'Ihr verunreinigt euch auf den Wegen der Väter...'

30 Darum sprich zum Haus Israel: So spricht der allmächtige Herr. 'Ihr verunreinigt euch auf dem Weg eurer Väter und lauft ihren Götzenscheusalen nach.

31 Indem ihr eure Gaben darbringt, indem ihr eure Kinder durchs Feuer gehen laßt, verunreinigt ihr euch durch all eure Götzen bis auf den heutigen Tag. Und da sollte ich mich befragen lassen, Haus Israel? So wahr ich lebe!' – Spruch des allmächtigen Herrn – 'ich werde mich von euch nicht befragen lassen.

 

'In die Wüste der Väter will ich euch bringen...'

32 Was ihr vorhabt, wird sicherlich nicht geschehen, wenn ihr sagt: Wir wollen sein wie die Heiden, wie die Völker der Länder, indem wir anbeten Holz und Stein!

33 So wahr ich lebe!' – Spruch des allmächtigen Herrn – 'mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und ausgegossenem Grimm will ich mich als König über euch erweisen!

34 Ich will euch aus den Völkern führen und euch aus den Ländern, wohin ihr zerstreut wurdet, mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und ausgegossenem Grimm sammeln.

35 In die Wüste der Völker will ich euch bringen und dort mit euch ins Gericht gehen von Angesicht zu Angesicht.

36 Wie ich mit euren Vätern in der Wüste Ägyptens ins Gericht gegangen bin, so will ich mit euch ins Gericht gehen' – Spruch des allmächtigen Herrn.

37 'Unter meinem Stab will ich euch hindurchgehen lassen und euch unter das Joch des Bundes zwingen.

38 Ich werde aus euch ausscheiden, die sich gegen mich empört haben und abgefallen sind. Aus dem Land, wo sie als Fremdlinge wohnten, werde ich sie wegführen, aber ins Land Israel sollen sie nicht gelangen, damit ihr erkennt, daß ich der Herr bin.

 

'Auf meinem heiligen Berg werdet ihr mir dienen...'

39 Ihr aber, Haus Israel' – so spricht der allmächtige Herr – 'geht nur hin und dient ein jeder seinem Götzen! Doch hernach werdet ihr sicher auf mich hören, meinen heiligen Namen nicht mehr durch eure Opfergaben und Götzen entheiligen.

40 Auf meinem heiligen Berg, auf Israels Bergeshöhe' – Spruch des allmächtigen Herrn – 'werdet ihr mir dienen, dort im Land, das ganze Haus Israel. Dort werde ich euch gnädig annehmen und dort eure Hebeopfer und eure Erstlingsgaben einfordern mit allem, was ihr mir an heiligen Gaben darbringt.

41 Bei lieblichem Opferduft will ich euch gnädig annehmen, wenn ich euch aus den Völkern wegführe und euch aus den Ländern sammle, in die ihr zerstreut wurdet. So werde ich mich an euch vor den Augen der Völker als heilig erweisen.

42 Ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich euch in das Land Israel bringe, in das Land, das ich euren Vätern zu geben eidlich versprochen habe.

43 Dort werdet ihr eurer Wege und all eurer Taten gedenken, durch die ihr euch befleckt habt. Ihr werdet vor euch selber Abscheu empfinden wegen all der Missetaten, die ihr begangen habt.

44 Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich so mit euch verfahre: um meines Namens willen, nicht nach euren bösen Wegen und euren bösen Taten, Haus Israel!'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 21: Schuld und Strafe Jerusalems und seiner Nachbarn

Der Waldbrand

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, richte dein Angesicht nach Süden, predige gegen Mittag! Weissage wider den Wald, der im Südland ist, und sprich zu dem Wald im Südland:

3 Höre das Wort des Herrn: So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich will in dir ein Feuer anzünden; es soll in dir jeden grünenden Baum und jeden dürren Baum verzehren. Die lodernde Flamme soll nicht erlöschen, und alle Gesichter vom Südland bis zum Norden sollen versengt werden.

4 Alles Fleisch wird sehen, daß ich, der Herr, sie entfacht habe. Sie wird nicht erlöschen.'"

5 Da sagte ich: "Ach, allmächtiger Herr, sie werden von mir sagen: 'Redet der nicht immer in Rätseln?'"

 

Das Schwert des Herrn

6 Da erging an mich das Wort des Herrn:

7 "Menschensohn, richte dein Angesicht gegen Jerusalem! Predige gegen sein Heiligtum! Weissage gegen das Land Israel!

8 Sage dem Land Israel: So spricht der Herr: 'Siehe, ich werde gegen dich vorgehen. Ich werde mein Schwert aus seiner Scheide ziehen und Gerechte und Gottlose aus dir ausrotten.

9 Weil ich Gerechte und Gottlose aus dir ausrotten will, darum wird mein Schwert aus seiner Scheide fahren gegen alles Fleisch vom Süden bis zum Norden.

10 Alles Fleisch soll erkennen, daß ich, der Herr, mein Schwert aus seiner Scheide gezogen habe: Es wird nicht mehr dahin zurückkehren.'

11 Du aber, Menschensohn, seufze mit wankenden Hüften! In Bitternis seufze vor ihren Augen!

12 Wenn sie dich fragen: 'Warum seufzest du?', sprich: 'Wegen einer Schreckenskunde, bei deren Eintreffen alle Herzen verzagen, alle Hände schlaff werden, aller Mut entschwindet, alle Knie schwach werden. Siehe, so kommt es, so erfüllt es sich'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Das Schwertlied

13 Es erging das Wort des Herrn an mich:

14 "Menschensohn, weissage und sprich: So spricht der Herr: Sage: 'Ein Schwert, ein Schwert ist geschärft und poliert:

15 Um ein Schlachten zu schaffen, ist es geschärft, um Blitze zu schleudern, ist es poliert. Es zersplittert das Zepter der Söhne derer, die jede Rute verachtet.

16 Zum Polieren gab man es, auf daß eine Hand es ergreife. Geschärft ist das Schwert und poliert, es zu legen in des Henkers Hand.

17 Schreie und heule, Menschensohn! Es kommt ja über mein Volk, über Israels Fürsten allesamt. Dem Schwert sind sie verfallen samt meinem Volk. Darum schlage auf deine Hüfte!

18 Denn die Prüfung kommt, und das verworfene Zepter wird nicht mehr sein,' – Spruch des allmächtigen Herrn.

19 'Du aber weissage, Menschensohn, und schlage die Hände zusammen! Verdoppelt werde das Schwert, ja verdreifacht, das Schwert zum Morden, das Schwert des großen Mordens, das sie umkreist,

20 damit die Herzen verzagen und der Gefallenen viele seien an all ihren Toren! O Schwert! O Schwert! Zum Blitzen ist es gefertigt, zum Schlachten geschärft.

21 Fahre drein nach rechts, wende dich nach links, wohin gelenkt wird deine Schneide!

22 Auch ich will die Hände zusammenschlagen und auslassen meinen Zorn. Ich, der Herr, habe gesprochen!'"

 

Nebukadnezzar am Scheideweg

23 Das Wort des Herrn erging an mich:

24 "Du aber, Menschensohn, zeichne dir zwei Wege, auf denen das Schwert des Königs von Babel kommen soll. Beide sollen von einem Land ausgehen. Stelle ein Wegmal an den Anfang des Weges zur Stadt.

25 Mache einen Weg so, daß das Schwert entweder nach Rabba-Ammon oder nach Juda in das befestigte Jerusalem kommen kann.

26 Denn der König von Babel steht am Scheideweg, am Anfang der beiden Wege, um das Orakel einzuholen. Er schüttelt die Pfeile, befragt den Terafim, beschaut die Leber.

27 In seiner Rechten fällt das Los, das auf Jerusalem fällt: Er solle Sturmböcke aufstellen, das Kriegsgeschrei erheben, den Schlachtruf erschallen lassen, Sturmböcke gegen die Tore aufstellen, einen Wall aufschütten, Belagerungstürme bauen.

28 Ihnen aber schien es ein Trugorakel zu sein; ihnen waren ja die heiligsten Eide geschworen. – Doch er bringt ihre Schuld in Erinnerung und führt sie gefangen hinweg.

 

Züchtigung durch Nebukadnezzar

29 Darum spricht der allmächtige Herr: 'Weil ihr eure Schuld in Erinnerung gebracht habt, so daß eure Übertretungen offenkundig wurden und eure Sünden in all eurem Tun zutage traten, weil ihr euch in Erinnerung gebracht habt, sollt ihr von seiner Hand gefangen werden.

30 Du aber, ehrloser, gottloser Fürst Israels, dessen Tag gekommen ist zur Zeit, da mit der Sünde ein Ende gemacht wird:

31 So spricht der allmächtige Herr: Hinweg mit dem Kopfbund! Herunter mit der Krone! Nichts soll bleiben, wie es war. Das Niedrige soll erhöht, das Hohe erniedrigt werden!

32 Zunichte, zunichte, zunichte mache ich sie! Sie wird nicht mehr bestehen, bis der kommt, der ein Recht auf sie hat: ihm will ich sie geben.'

 

Das Schwert gegen die Ammoniter

33 Da aber, Menschensohn, weissage und sprich: So spricht der allmächtige Herr über die Ammoniter und über ihr Höhnen: Sage: 'Ein Schwert, ein Schwert ist gezückt zum Schlachten, ist poliert zum Blitzen, auf daß es blinke

34 um es – während du trügerischen Visionen anhängst und man Lügen dir weissagt – den Entweihten, den Frevlern an den Nacken zu setzen, deren Tag gekommen, da mit der Sünde ein Ende gemacht wird.

35 Kehre in deine Städte zurück, an den Ort, an dem du geschaffen warst! Im Land deiner Herkunft will ich dich richten.

36 Ich will über dich meinen Groll ausgießen, das Feuer meines Grimms gegen dich entfachen, in die Gewalt grausamer Menschen dich geben, die dein Verderben schmieden.

37 Dem Feuer wirst du zur Speise dienen. Dein Blut soll fließen zur Erde! Man wird deiner nicht mehr gedenken. Denn ich, der Herr, habe gesprochen.'"

 

Kapitel 22: Erneute Anklage gegen Jerusalem

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Du Menschensohn, willst du das Urteil sprechen, willst du das Urteil sprechen der Stadt voll Blutschuld? Tu ihr all ihre Greuel kund

3 und sprich: So spricht der allmächtige Herr: 'O Stadt, die in ihrer Mitte Blut vergoß, damit ihre Zeit herannahe, und die sich Götzen anfertigte und sich damit verunreinigte!

4 Durch das Blut, das du vergossen hast, hast du dich mit Schuld beladen, und durch die Götzen, die du machtest, hast du dich verunreinigt. Du hast deine Tage nahe gebracht und kamst in deine Jahre. Darum will ich dich zum Schimpf für die Völker, zum Spott aller Länder machen.

5 Die dir nah und die dir fern sind, werden dich verspotten, dich, deren Ruf befleckt ist, die reich ist an Verwirrung.

6 Siehe, die Fürsten Israels setzen jeder ihre Stärke darein, Blut in dir zu vergießen.

7 Gering achtet man bei dir Vater und Mutter. Den Fremden unterdrückt man in deiner Mitte. Witwen und Waisen mißhandelt man bei dir.

8 Was mir heilig ist, verachtest du, und meine Sabbate entweihst du.

9 Menschen, die verleumden, um Blut zu vergießen, sind in dir. Opferfleisch ißt man bei dir auf den Bergen, verübt Schandtaten in deiner Mitte.

10 Des Vaters Blöße enthüllt man bei dir, nötigt bei dir Frauen in ihrer Zeit.

11 Der eine treibt Böses mit der Frau des anderen, der andere vergeht sich mit seiner Schwiegertochter, der dritte nötigt in dir seine eigene Schwester, die Tochter seines Vaters.

12 Geschenke nimmt man an in dir, um Blut zu vergießen. Du nimmst Zins und Wuchergeld, übst Erpressung bei anderen und vergißt mich' – Spruch des allmächtigen Herrn.

13 'Doch siehe, ich schlage meine Hände zusammen über den Raub, den du gemacht hast, und über die Bluttaten, die in deiner Mitte geschehen.

14 Wird dein Herz standhalten, werden deine Hände stark bleiben an den Tagen, an denen ich über dich kommen werde? Ich, der Herr, habe es gesagt und werde es ausführen.

15 Ich will dich unter die Völker zerstreuen und dich in die Länder versprengen und deine Unreinheit von dir wegnehmen.

16 In deinem eigenen Land vor den Augen der Völker wirst du entehrt werden, damit du erkennst, daß ich der Herr bin.'"

 

Jerusalem, der Schmelzofen des göttlichen Zornes

17 Das Wort des Herrn erging an mich:

18 "Menschensohn, das Haus Israel ist für mich insgesamt zu Schlacken von Erz, Zinn, Eisen und Blei und zu Silberschlacken geworden."

19 Darum spricht der allmächtige Herr: "Weil ihr alle zu Schlacken geworden seid, will ich euch mitten in Jerusalem zusammentun.

20 Wie man Silber, Erz, Eisen, Blei und Zinn im Schmelzofen zusammentut und Feuer darunter anfacht, damit es zum Schmelzen gebracht wird, so werde ich euch in meinem Zorn und meinem Grimm zusammentun und euch hineinlegen und zum Schmelzen bringen.

21 Ja, ich will euch sammeln und das Feuer meines Grimmes wider euch anfachen, daß ihr darin zerschmelzt.

22 Wie Silber im Schmelzofen schmilzt, werdet ihr darin geschmolzen werden, damit ihr erkennt, daß ich, der Herr, meinen Grimm über euch ausgegossen habe."

 

Die Verderbtheit der höheren Schichten

23 Das Wort des Herrn erging an mich:

24 "Menschensohn, sprich zu ihm: 'Du bist ein Land, das nicht gereinigt und nicht mit Regen begossen wird am Tag des Grolls,

25 dessen Fürsten in ihm brüllenden Löwen gleichen, die Beute rauben. Sie fressen die Menschen, rauben Hab und Gut, machen in seiner Mitte zahlreich die Witwen.

26 Seine Priester vergewaltigen mein Gesetz und entweihen, was mir heilig ist. Zwischen Heilig und Gemein unterscheiden sie nicht; den Unterschied zwischen Unrein und Rein lehren sie nicht. Vor meinen Sabbaten verschließen sie die Augen. In ihrer Mitte werde ich entheiligt!

27 Seine Fürsten in seiner Mitte sind wie beutegierige Wölfe, die Blut vergießen und Seelen verderben, um Gewinn zu erraffen.

28 Seine Propheten übertünchen ihnen alles, erschauen Trug, weissagen ihnen Lüge und sprechen: "So spricht der allmächtige Herr...", obwohl der Herr nicht geredet hat.

29 Das Volk im Land begeht Gewalttat und verübt Raub. Es bedrückt den Armen und Elenden und vergewaltigt den Fremden gegen alles Recht.

30 Ich suchte unter ihnen nach einem, der eine Mauer zöge und vor mir für das Land in die Bresche träte, damit ich es nicht vernichte; aber ich fand keinen.

31 So muß ich denn meinen Groll über sie ausgießen und im Feuer meines Grimmes sie vernichten. Vergelten will ich ihnen nun am eigenen Leib ihren Wandel'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 23: Die Bosheit von Juda und Israel

Die zwei bösen Schwestern

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, es waren einmal zwei Frauen, Töchter der gleichen Mutter.

3 Diese trieben Böses in Ägypten; in ihrer Jugend trieben sie Unzucht. Dort betastete man ihre Brüste, berührte dort ihre jugendliche Brust.

4 Ohola hieß die ältere, Oholiba hieß ihre Schwester. Sie wurden mein und gebaren Söhne und Töchter. – Der Name Ohola steht für Samaria, Oholiba für Jerusalem.

 

Oholas Frevel

5 Ohola tat Böses, obwohl sie mir angehörte, und war verliebt in ihre Liebhaber, die Assyrer, die sich ihr nahten,

6 gekleidet in Purpur, Statthalter und Oberste, lauter schmucke Jünglinge, Reiter hoch zu Roß.

7 Ihnen gab sie sich hin in ihrer Unzucht, all den auserlesenen Assyrern, und sie befleckte sich durch all die Götzen all derer, in die sie verliebt war.

8 Doch ihre Unzucht mit den Ägyptern gab sie nicht auf, denn die hatten mit ihr in ihrer Jugend Böses getrieben, ihre junge Brust berührt und sich mit ihr abgegeben.

9 Darum gab ich sie in die Gewalt ihrer Liebhaber, in die Gewalt der Assyrer, in die sie verliebt war.

10 Die brachten sie in Schande, nahmen ihre Söhne und Töchter weg und töteten sie selbst mit dem Schwert. Sie wurde den Frauen zum abschreckenden Beispiel, als man so an ihr das Gericht vollzog.

 

Oholibas Bosheit

11 Ihre Schwester Oholiba sah es und trieb noch ärgere Unzucht als jene und war noch schlimmer in ihrer Bosheit als ihre unzüchtige Schwester.

12 Sie war verliebt in die Assyrer, die sich ihr nahten, die Statthalter und Obersten, gekleidet in Purpur, Reiter hoch zu Roß, lauter schmucke Jünglinge.

13 Ich sah, daß auch sie sich befleckte; sie gingen beide den gleichen Weg.

14 Sie trieb ihre Unzucht noch ärger. Sie sah Männer an die Wand gemalt, Bilder von Chaldäern, mit roter Farbe gemalt.

15 Um die Hüften trugen sie einen Gürtel. Ihr Haupt war mit wallendem Turban bedeckt. Alle sahen aus wie Fürsten. Es war ein Bild der Söhne Babels. Chaldäa war ihr Heimatland.

16 Da verliebte sie sich in sie, als sie sie sah, und sandte Boten zu ihnen nach Chaldäa.

17 Und die Söhne Babels kamen zu ihr zum Liebeslager und befleckten sie mir ihrer Unzucht, und sie befleckte sich durch sie. Dann wurde sie ihrer überdrüssig.

18 Doch ihre Unzucht wurde aufgedeckt, ihre Schande offenbar. Da wurde ich ihrer überdrüssig, wie ich ihrer Schwester überdrüssig geworden war.

19 Doch sie trieb es mit ihrer Unzucht immer schlimmer, indem sie der Tage ihrer Jugendzeit gedachte, als sie in Ägypten Unzucht getrieben hatte.

20 Sie verliebte sich in ihre Liebhaber, die gierigen Eseln und Hengsten gleichen.

21 Ja, du sehntest dich nach der Unzucht deiner Jugend, als die Ägypter deine Brüste berühren und deine jugendliche Brust betasten durften."

 

Das Strafgericht über Juda

22 Darum, Oholiba, spricht der allmächtige Herr: "Siehe, ich reize deine Liebhaber gegen dich auf, deren du überdrüssig geworden bist. Ich will sie gegen dich von allen Seiten herbeiführen.

23 Die Söhne Babels und alle Chaldäer, Pekod, Schoa und Koa, alle Söhne Assurs mit ihnen, schmucke Jünglinge, Statthalter und Oberste allesamt. Krieger und Hochgestellte, alle hoch zu Roß.

24 Sie sollen über dich kommen mit einer Menge von Pferden und Wagen und mit Scharen von Völkern. Mit Schild und Helm umstellen sie dich. Ihnen werde ich das Gericht übergeben, und sie werden dich nach ihren Satzungen richten.

25 Ja, ich werde dich meinen Eifer fühlen lassen; sie werden im Grimm mit dir verfahren. Nase und Ohren werden sie dir abschneiden, und was von dir noch übrigbleibt, wird durch das Schwert fallen. Deine Söhne und Töchter werden sie mitfortführen, und was von dir noch übrigbleibt, wird vom Feuer verzehrt werden.

26 Sie werden dir deine Kleider ausziehen und deine herrlichen Schmucksachen abnehmen.

27 So will ich deinem schändlichen Treiben und deiner Unzucht ein Ende bereiten, daß du deine Blicke nicht mehr zu ihnen erhebst und nie mehr an Ägypten denkst."

28 Denn so spricht der allmächtige Herr: "Siehe, ich gebe dich in die Hand derer, die du haßt, in die Hand derer, die dir zuwider sind.

29 Sie werden im Haß gegen dich vorgehen und dir alles, was du dir erworben hast, abnehmen und dich nackt und bloß liegen lassen. Deine unzüchtige Blöße wird enthüllt werden, deine Unzucht und deine Hurerei.

30 Dies wird man dir tun, weil du in deiner Unzucht, den Völkern nachgelaufen bist und dich mit ihren Götzen befleckt hast.

31 Du bist auf dem Weg deiner Schwester gegangen; so gebe ich dir ihren Becher in die Hand."

32 So spricht der allmächtige Herr: "Den Becher deiner Schwester sollst du trinken, den tiefen, weiten – zum Gelächter und Gespött soll sie werden! – er faßt gar viel.

33 Von Trunkenheit und Kummer sollst du voll werden. Ein Becher des Entsetzens und des Schauderns ist der Becher deiner Schwester Samaria.

34 Du wirst ihn trinken und ausschlürfen und seine Scherben zerbeißen und deine Brust daran zerreißen; denn ich habe es gesagt" – Spruch des allmächtigen Herrn.

35 Darum spricht der allmächtige Herr: "Weil du mich vergessen und mich hinter deinen Rücken geworfen hast, trage nun auch deine Sünde und deine Unzucht!"

 

Neue Beschreibung der Schuld

36 Der Herr sprach zu mir: "Menschensohn, willst du Ohola und Oholiba nicht das Urteil sprechen? So halte ihnen ihre Greuel vor,

37 daß sie die Ehe gebrochen und ihre Hände mit Blut befleckt haben, daß sie mit ihren Götzen Ehebruch trieben und ihre Kinder, die sie mir geboren hatten, durchs Feuer gehen ließen, jenen zum Fraß.

38 Auch das haben sie mir angetan: Sie haben an jenem Tag mein Heiligtum befleckt und meine Sabbate entweiht.

39 Wenn sie ihre Kinder den Götzen geschlachtet hatten, kamen sie noch am gleichen Tag in mein Heiligtum und entweihten es. Siehe, so trieben sie es in meinem Haus!

40 Ja, sie ließen sogar Männer holen, die von fernher kamen. Ein Bote wurde zu ihnen gesandt. Siehe, als sie kamen, da hast du dich ihretwegen gebadet, dir die Augen geschminkt und deinen Schmuck angelegt.

41 Du setztest dich auf ein prächtiges Ruhebett. Ein Tisch war vor dir hergerichtet. Darauf stelltest du meinen Weihrauch und mein Öl.

42 Lautes Lärmen hörte man ob der Menge der Männer, die von der Wüste hergekommen waren. Die legten den beiden Schwestern Spangen an die Arme und setzten eine prächtige Krone auf ihr Haupt.

43 Da sagte ich: 'Treiben sie nicht in solcher Weise Ehebruch?' Wie eine Dirne es tut, treiben sie nun Unzucht.

44 Man geht zu ihnen, wie man zu einer Dirne geht. So geht man zu Ohola und zu Oholiba, den unzüchtigen Frauen.

 

Gerechte Bestrafung

45 Aber gerechte Männer werden ihnen das Urteil sprechen nach dem Recht der Ehebrecherinnen und Mörderinnen, weil sie Ehebrecherinnen sind und Blut an ihren Händen klebt."

46 Denn so spricht der allmächtige Herr: "Man berufe gegen sie die Volksgemeinde und gebe sie der Mißhandlung und Plünderung preis!

47 Die Volksgemeinde steinige sie und zerhaue sie mit ihren Schwertern! Ihre Söhne und Töchter soll man niedermetzeln und ihre Häuser im Feuer verbrennen!

48 So will ich der Unzucht im Land ein Ende machen, damit alle Frauen sich warnen lassen und nicht dieselbe Unzucht treiben wir ihr.

49 Man wird euch eure Unzucht büßen lassen und die Sünden mit euren Götzen euch vergelten, damit ihr erkennt, daß ich der allmächtige Herr bin."

 

Kapitel 24: Jerusalem, der rostige Topf

1 Das Wort des Herrn erging an mich im neunten Jahr, im zehnten Monat, am Zehnten des Monats:

2 "Menschensohn, schreibe dir das Datum dieses Tages genau auf! An ebendiesem Tag wirft sich der König von Babel auf Jerusalem.

3 Trage dem widerspenstigen Geschlecht folgendes Gleichnis vor: So spricht der allmächtige Herr: 'Setze einen Topf auf! Erst setze ihn auf, dann gieße Wasser hinein!

4 Tue die Fleischstücke hinein, lauter gute Stücke, Lende und Schulter! Fülle ihn an mit auserlesenen Knochen!

5 Nimm das Beste vom Kleinvieh und schichte Holzscheite darunter auf! Laß seine Fleischstücke sieden und die Knochen darin zerkochen!'

6 Darum spricht der allmächtige Herr: 'Wehe der Stadt der Blutschuld, dem Topf, an dem der Rost sitzt und von dem der Rost nicht abgeht! Stück für Stück hole aus ihm heraus, ohne das Los darüber zu werfen!

7 Denn das Blut, das sie vergossen, ist in ihrer Mitte. Auf den nackten Felsen tat sie es. Nicht auf den Boden vergoß sie es, daß man es mit Erde bedecken könnte.

8 Um den Zorn aufsteigen zu lassen, um Rache üben zu können, lasse ich ihr Blut auf den nackten Felsen fließen, damit es nicht bedeckt werde.'

9 Darum spricht der allmächtige Herr: 'Wehe der Stadt der Blutschuld! Auch ich will einen großen Holzstoß aufschichten.

10 Schaffe viel Holz herbei, zünde das Feuer an, laß das Fleisch zerkochen, nimm die Brühe heraus und laß die Knochen verbrennen!

11 Dann stelle ihn leer auf die Glut, damit er heiß werde und sein Erz glühe und die Unreinheit in ihm schmelze und der Rost verzehrt werde.

12 Doch umsonst die Mühe: der viele Rost geht nicht von ihm ab; auch im Feuer bleibt sein Rost.

13 Weil ich dich von deiner abscheulichen Unreinheit reinigen wollte, du aber von deiner Unreinheit nicht rein wurdest, sollst du auch ferner nicht rein werden, bis ich meinen Grimm an dir ausgelassen habe.

14 Ich, der Herr, habe es gesagt. Es wird eintreffen, und ich werde es ausführen. Ich werde es nicht hingehen lassen, werde keine Schonung üben und es mich nicht gereuen lassen. Nach deinen Wegen und deinen Taten wird man dich richten' – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Das Vorzeichen: Der Tod der Gattin

15 Das Wort des Herrn erging an mich:

16 "Menschensohn, siehe, ich will dir durch einen plötzlichen Tod die Freude deiner Augen nehmen. Aber du sollst dann nicht trauern und weinen. Keine Tränen dürfen dir kommen.

17 Seufze leise, aber veranstalte keine Totenklage! Binde dir den Kopfbund um. Lege dir die Schuhe an die Füße, verhülle nicht deinen Bart und iß kein Trauerbrot!"

18 Am Morgen redete ich noch zum Volk, aber am Abend starb meine Frau, und ich tat am folgenden Morgen, wie mir befohlen ward.

19 Da fragten mich die Leute: "Willst du uns nicht erklären, was das für uns bedeutet, daß du dich so verhältst?"

20 Ich antwortete ihnen: "Das Wort des Herrn ist an mich ergangen und lautet:

21 Sage dem Haus Israel: So spricht der allmächtige Herr: 'Seht, die Lust eurer Augen, die Sehnsucht eures Herzens, eure Söhne und Töchter, die ihr zurückgelassen habt, werden durch das Schwert fallen.

22 Dann werdet ihr tun, wie ich getan habe: Ihr werdet den Bart nicht verhüllen und kein Trauerbrot essen.

23 Euren Kopfbund werdet ihr auf dem Haupt, eure Schuhe an den Füßen lassen. Ihr werdet nicht klagen und weinen. Aber ihr werdet in euren Sünden vergehen und einer den anderen anstöhnen.

24 So wird euch Ezechiel zum Zeichen sein. Alles, was er getan, werdet auch ihr tun, wenn es eintrifft, und ihr werdet erkennen, daß ich der allmächtige Herr bin.'"

 

Das Verstummen Ezechiels bis zur Ankunft der Flüchtlinge

25 "Du aber, Menschensohn, höre: An dem Tag, da ich ihnen ihr Bollwerk nehme, ihre stolze Freude, die Lust ihrer Augen und die Sehnsucht ihres Herzens, ihre Söhne und Töchter,

26 an jenem Tag wird ein Flüchtling zu dir kommen, es dir zu verkünden.

27 An jenem Tag, sobald der Flüchtling eintrifft, wird sich dein Mund öffnen. Du wirst reden und nicht mehr schweigen und wirst ihnen zum Zeichen sein. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin."

 

Kapitel 25: Drohsprüche gegen Ammon, Moab, Edom und die Philister gegen Ammon

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, richte dein Angesicht gegen die Ammoniter und weissage gegen sie!

3 Sage zu den Ammonitern: Hört das Wort des allmächtigen Herrn. So spricht der allmächtige Herr: 'Weil du Ha! Ha! gerufen hast, über mein Heiligtum: Es ist entweiht!, über das Land Israel: Es ist verwüstet!, und über das Haus Juda: Sie gehen in die Verbannung!,

4 siehe, ich will dich den Söhnen des Ostens zum Besitz geben. Sie werden in dir ihre Zeltlager aufschlagen und in dir ihre Zeltwohnungen aufrichten. Sie werden deine Früchte essen und deine Milch trinken.

5 Ich werde Rabba zur Weide für Kamele und das Land Ammon zum Lagerplatz für Schafe machen. So werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.'

6 Denn so spricht der allmächtige Herr: 'Weil du in die Hände klatschtest und mit den Füßen stampftest und dich voll Schadenfreude herzlich über das Land Israel freutest,

7 siehe, deshalb strecke ich meine Hand gegen dich aus und gebe dich den Völkern zur Beute hin. Ich will dich aus den Völkern ausrotten und dich aus den Ländern vertilgen und dich vernichten. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin.'

 

Gegen Moab

8 So spricht der allmächtige Herr: 'Weil Moab und Seïr sagen: Siehe, dem Haus Juda ergeht es wie allen Völkern!,

9 siehe, darum will ich Moabs Berglehne offenlegen, so daß es seiner Städte verlustig geht, aller seiner Städte bis zur letzten Zierde des Landes, Bet-Jeschimot, Baal-Meon und Kirjatajim.

10 Den Söhnen des Ostens will ich es zusammen mit den Ammonitern zum Besitz geben, damit seiner und der Ammoniter unter den Völkern nicht mehr gedacht werde.

11 An Moab werde ich das Gericht vollziehen, und sie werden erkennen, daß ich der Herr bin.'

 

Gegen Edom

12 So spricht der allmächtige Herr: 'Weil Edom am Haus Juda rachsüchtig gehandelt und sich durch seine Rache schwer versündigt hat,

13 darum spricht der allmächtige Herr: Ich werde meine Hand gegen Edom ausstrecken, Vieh und Mensch daraus vertilgen und es zur Wüste machen. Von Teman bis nach Dedan sollen sie durch das Schwert fallen.

14 Ich werde meine Rache an Edom der Hand meines Volkes Israel überlassen. Dieses wird nach meinem Zorn und Grimm mit Edom verfahren. Sie werden meine Rache kennen lernen' – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Gegen die Philister

15 So spricht der allmächtige Herr: 'Weil die Philister rachsüchtig gehandelt und voll Schadenfreude im Herzen sich bitter gerächt haben und aus uralter Feinschaft auf Vernichtung bedacht waren,

16 darum spricht der allmächtige Herr: Siehe, ich werde meine Hand gegen die Philister ausstrecken und die Kereter vernichten und den Rest an der Meeresküste vertilgen.

17 Ich werde an ihnen durch Züchtigung im Eifer des Zornes grimmige Rache nehmen. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich meine Rache an ihnen vollziehe.'"

 

Kapitel 26: Drohsprüche gegen Tyrus und Sidon

Schuld und Strafe von Tyrus

1 Im elften Jahr, im zwölften Monat, am ersten Tag des Monats erging das Wort des Herrn an mich:

2 "Menschensohn, weil Tyrus über Jerusalem ausruft: "Ha! Der Völker Tor ist zerbrochen! Mir hat es sich aufgetan. Ich werde in Fülle besitzen. Es ist ja zur Öde geworden',

3 darum spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, Tyrus, ich schreite gegen dich ein, führe gegen dich zahlreiche Völker, wie das Meer seine Wogen heranwälzt.

4 Sie werden die Mauern von Tyrus zerstören. Seine Türme werden sie niederreißen. Ich werde das Erdreich wegfegen von ihm und es zum kahlen Felsen machen.

5 Ein Trockenplatz für die Netze wird es sein inmitten des Meeres. Denn ich habe es gesagt' – Spruch des allmächtigen Herrn. – 'Den Völkern wird zum Raub es werden.

6 Seine Tochterstädte, die auf dem Festland sind, werden vernichtet durch das Schwert und erkennen, daß ich der Herr bin.'

 

Zerstörung der Stadt

7 Denn so spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich lasse über Tyrus von Norden her Nebukadnezzar kommen, den König von Babel, den König der Könige, mit Pferden und Wagen und Reitern und mit einer großen Menge von Völkern.

8 Deine Tochterstädte auf dem Festland wird er mit dem Schwert vernichten. Er wird Belagerungstürme gegen dich errichten, einen Wall gegen dich aufschütten und Schutzdächer gegen dich aufstellen.

9 Den Stoß seiner Sturmböcke wird er gegen deine Mauern richten und deine Türme mit seinen Eisenhaken niederreißen.

10 Ob der Menge seiner Pferde wird dich Staub bedecken. Vom Getöse der Reiter, Räder und Wagen werden deine Mauern erzittern, wenn er einzieht in deine Tore, wie man in eine eroberte Stadt einzieht.

11 Mit den Hufen seiner Pferde wird er all deine Straßen zerstampfen, dein Volk mit dem Schwert töten. Deine stolzen Götzensäulen werden zu Boden stürzen.

12 Sie werden deinen Reichtum plündern, deine Handelsgüter als Beute mitnehmen, deine Mauern zerstören und deine prächtigen Paläste niederreißen. Deine Bausteine, dein Holz und deinen Schutt wird er in das Wasser werfen.

13 Dann will ich dem Laut deiner Lieder ein Ende machen, und der Klang deiner Harfen soll nicht mehr gehört werden.

14 Ich werde dich zu einem kahlen Felsen machen; ein Trockenplatz für Fischernetze wirst du sein. Nie mehr sollst du aufgebaut werden, denn ich habe es gesagt' – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Der Eindruck auf die Völkerwelt

15 So spricht der allmächtige Herr über Tyrus: 'Nicht wahr, von deinem dröhnenden Sturz, vom Stöhnen der Erschlagenen, vom Morden des Schwertes in dir erbeben die Inseln.

16 Von ihren Thronen steigen alle Fürsten des Meeres, legen ihre Mäntel ab, ziehen ihre bunten Kleider aus. In Trauer kleiden sie sich, sitzen auf dem Boden, zittern unablässig und schaudern deinetwegen.

17 Sie stimmen ein Klagelied über dich an und sagen von dir: Wie gingst du zugrunde, Bewohnerin der Meere, du hochgepriesene Stadt, die mächtig war auf dem Meer mit ihren Bewohnern, die all ihre Nachbarn in Schrecken versetzte!

18 Nun erzittern die Inseln am Tag deines Sturzes. Entsetzt sind die Inseln im Meer über dein Ende.'"

19 Denn so spricht der allmächtige Herr: 'Ich will dich zu einer verwüsteten Stadt machen, gleich den Städten, die nicht mehr bewohnt sind, wenn ich die Flut gegen dich heranführe, daß die weiten Wasser dich bedecken.

20 Ich will dich hinunterstoßen zu denen, die schon in die Grube gefahren sind, zum Volk der Vorzeit. Ich will dir im Land der Totenwelt eine Stätte bereiten, die ewigen Trümmern gleicht, bei denen, die in die Grube hinabgestiegen sind. Du wirst so nicht mehr bewohnt werden und dastehen im Land der Lebendigen.

21 Schreckensvollem Untergang will ich dich preisgeben. Du wirst nicht mehr sein; man wird dich suchen und nicht mehr finden in Ewigkeit'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 27: Das Prachtschiff Tyrus

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Du Menschensohn, stimme über Tyrus ein Klagelied an!

3 Sage zu Tyrus, die da wohnt an den Zugängen zum Meer und Handel treibt mit den Völkern bis hin zu den fernen Inseln: So spricht der allmächtige Herr: 'Tyrus, du dachtest: Ich bin von vollendeter Schönheit! –

4 Mitten im Meer ist dein Gebiet. Vollendete Schönheit gaben dir deine Erbauer.

5 Aus Zypressen vom Senirgebirge baute man all deine Planken. Vom Libanon nahm man die Zeder, den Mastbaum für dich zu errichten.

6 Aus Eichen vom Baschan machte man deine Ruder. Man fertigte dein Verdeck aus Tannenholz von den Inseln der Kittäer, in Elfenbein eingelegt.

7 Buntgestickter ägyptischer Byssus war dein Segel, es ward dir zur Flagge. Roter und blauer Purpur von den Küsten Elischas war deine Bedachung.

8 Sidons und Arwads Bewohner dienten als Ruderer dir. Weise Männer, Tyrus, gab es in dir: sie waren deine Steuerleute.

9 Gebals Älteste samt seinen Weisen weilten in dir, das Leck deiner Schiffe zu dichten. Alle Schiffe des Meeres und ihre Matrosen weilten in dir, um Handel mit dir zu treiben.

10 Perser sowie Leute von Lud und Put dienten dir als Krieger in deinem Heer. Schild und Helm hängten sie in dir auf. Sie waren es, die Glanz dir verliehen.

11 Arwads Söhne mitsamt deinem Heer standen ringsum auf deinen Mauern, auf deinen Türmen standen die Wächter. An deinen Mauern rings hängten sie auf ihre Schilde. Vollendet machten sie deine Schönheit.

 

Die Handelsvölker

12 Tarschisch schloß mit dir Geschäfte ab wegen der Fülle deines Reichtums. Silber, Eisen, Zinn und Blei gaben sie hin für deine Waren.

13 Jawan, Tubal und Meschech trieben Handel mit dir. Sklaven und eherne Geräte lieferten sie dir als Ware.

14 Aus Bet-Togarma brachten sie Zugpferde, Reitpferde und Maultiere auf deinen Markt.

15 Die Söhne Dedans trieben Handel mit dir. Viele Küstenländer standen mit dir im Verkehr. Elfenbein lieferten sie dir und Ebenholz als Bezahlung.

16 Die Syrer trieben Handel mit dir wegen der Menge deiner Erzeugnisse. Sie brachten Karfunkel, Purpur, Buntstickereien, Byssus, Korallen und Jaspis auf deinen Markt.

17 Juda und das Land Israel trieben Handel mit dir. Sie brachten Weizen von Minnit, feines Gebäck, Honig, Öl und Balsam auf deinen Markt.

18 Damaskus trieb Handel mit dir wegen der Fülle deiner Erzeugnisse, wegen der Menge mannigfacher Güter. Wein von Helbon und Wolle aus Zahar,

19 Wein aus Usal, kunstgeschmiedetes Eisen, Zinn und Würzrohr waren auf deinem Markt.

20 Dedan handelte mit dir mit Satteldecken.

21 Arabien und alle Fürsten Kedars schlossen mit dir Geschäfte ab. Sie trieben Handel mit dir in Lämmern, Widdern und Böcken.

22 Die Kaufleute von Saba und Ragma trieben Handel mit dir. Die beste Sorte von Balsam, allerlei Edelsteine und Gold brachten sie auf deinen Markt.

23 Haran, Kanne und Eden trieben Handel mit dir. Die Kaufleute von Saba, Assur und ganz Medien trieben Handel mit dir.

24 Diese trieben Handel mit dir in Prachtgewändern und Mänteln von blauem Purpur und Buntstickerei, in buntgewebten Teppichen, in gewundenen und gewickelten Stricken.

 

Der Schiffbruch

25 Die Schiffe von Tarschisch verfrachteten deine Waren. Vollgeladen warst du und schwer befrachtet mitten im Meer.

26 Auf die hohe See hinaus führten dich deine Ruderer. Doch der Ostwind bringt dich zum Scheitern mitten im Meer.

27 Dein Reichtum, deine Güter und Waren, deine Matrosen und Steuermänner, deine Leckausbesserer und deine Tauschhändler, all deine Krieger, die sich in dir befinden, und deine ganze Volksmenge in dir: Sie fahren zur Tiefe des Meeres am Tag deines Sturzes.

28 Vom lauten Geschrei deiner Steuerleute erbeben die Flächen des Meeres.

29 Von ihren Schiffen werden heruntersteigen alle, die das Ruder führen, an Land gehen die Seeleute, alle, die das Meer durchqueren.

30 Laut werden sie heulen um dich, bitterlich klagen, Staub auf ihr Haupt streuen, in Asche sich wälzen.

31 Kahl werden sie sich scheren um dich und sich in Sacktuch kleiden. Sie weinen um dich mit bekümmerten Herzen, in bitterer Klage.

 

Klagelied auf Tyrus

32 Auf dich stimmen sie ein Totenlied an und klagen um dich: Wer liegt wie Tyrus so totenstill inmitten des Meeres?

33 Als deine Waren kamen über das Meer, hast du viele Völker gesättigt. Durch deiner Güter und Waren Menge hast du Könige der Erde bereichert.

34 Nun bist du gescheitert im Meer, in den Tiefen der Wasser. Deine Waren mitsamt deinem ganzen Volk sind mit dir versunken.

35 Alle Bewohner der Küstenländer sind entsetzt über dich. Die Haare sträuben sich ihren Königen, es beben ihre Gesichter.

36 Die Kaufleute unter den Völkern zischen dich aus. Ein schreckliches Ende hast du genommen, für immer bist du verschwunden!'"

 

Kapitel 28: Gottes Gericht über den Fürsten von Tyrus

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, sage dem Fürsten von Tyrus: So spricht der allmächtige Herr: 'Weil du hochmütig bist und sagst: Ich bin ein Gott! Ich sitze auf einem Gottesthron inmitten des Meeres! – sage ich dir: Du bist nur ein Mensch und nicht Gott, und wähnst dich doch wie ein Gott!

3 Siehe, weiser bist du als Daniel. Nichts Verborgenes ist dir zu dunkel

4 Durch deine Weisheit und Einsicht hast du dir Reichtum erworben und Gold und Silber herbeigeschafft in deine Schatzkammern

5 Durch deine große Weisheit bei deinen Geschäften hast du gemehrt deinen Reichtum. Hochmütig wurdest du deines Reichtums wegen.'

6 Darum spricht der allmächtige Herr: 'Weil du dich als Gott dünkst,

7 siehe, deshalb will Fremde ich über dich bringen, die grimmigsten unter den Völkern. Ihre Schwerter sollen sie zücken gegen deine durch Weisheit erworbene Schönheit und deinen Glanz entweihen.

8 Hinabstoßen werden sie dich in die Grube, und sterben wirst du den grausamen Tod der Erschlagenen mitten im Meer.

9 Wirst du dann auch noch 'Ein Gott bin ich!' zu deinen Mördern sagen, da du doch nur ein Mensch und nicht Gott bist, in der Hand dessen, der dich erschlägt?

10 Den Tod der Unbeschnittenen wirst du sterben durch die Hand von Fremden. Denn ich habe es gesagt'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Klagelied über den Fürsten von Tyrus

11 Das Wort des Herrn erging an mich:

12 "Menschensohn, stimme ein Klagelied an über den König von Tyrus und sage zu ihm: So spricht der allmächtige Herr: 'Ein Siegel der Vollkommenheit bist du, voll Weisheit und vollendeter Schönheit.

13 Du weiltest in Eden, dem Garten Gottes. Lauter Edelsteine waren dein Kleid: Karneol, Topas und Jaspis, Chrysolith, Beryll und Onyx, Saphir, Rubin und Smaragd. Deine Fassung und deine Verzierung waren aus Gold. Sie wurden bereitet am Tag, da du geschaffen.

14 Zu einem schirmenden Kerub hatte ich dich bestellt. Auf dem heiligen Götterberg warst du, ergingst dich inmitten feuriger Steine.

15 Unsträflich warst du in deinem Wandel vom Tag an, da du geschaffen, bis Frevel an dir ward befunden.

16 Voll Frevel ward dein Inneres durch dein vieles Feilschen, du versündigtest dich. Da verstieß ich dich vom Gottesberg. Aus der Mitte der feurigen Steine vertrieb dich der Wächter, der Kerub.

17 Hochmütig warst du geworden wegen deiner Schönheit. Deine Weisheit gabst du wegen deines Glanzes preis. Ich schleuderte dich auf die Erde hinab. Den Königen gab ich dich preis, daß sie an dir weiden ihre Augen.

18 Durch die Zahl deiner Sünden, durch das Unrecht bei deinem Handel hattest du deine Heiligtümer entweiht. Darum ließ ich Feuer ausgehen aus deiner Mitte, das dich verzehrte. In Asche legte ich dich zur Erde vor den Augen aller, die dich erblickten.

19 Alle, die dich kannten unter den Völkern, sind entsetzt über dich. Ein schreckliches Ende hast du genommen, verschwunden bist du für immer.'"

 

Gegen Sidon

20 Das Wort des Herrn erging an mich:

21 "Menschensohn, richte dein Angesicht gegen Sidon und weissage gegen es!

22 Sage: So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen dich vorgehen, Sidon, und mich in deiner Mitte verherrlichen. Man wird erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich Gericht an ihm halte und mich an ihm heilig erweise.

23 Ich will die Pest gegen es senden und Blutvergießen in seine Straßen. Erschlagene sollen in seiner Mitte fallen durch das Schwert, das ringsum gegen sie wütet. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr bin.

 

Israels Zukunft

24 Für das Haus Israel wird es keinen quälenden Dorn und keine schmerzenden Stachel mehr geben bei allen ringsum, die sie verachten. Sie werden erkennen, daß ich der allmächtige Herr bin.'

25 So spricht der allmächtige Herr: 'Wenn ich das Haus Israel aus den Völkern wieder versammle, unter die es zerstreut ward, will ich mich an ihnen vor den Augen der Völker als heilig erweisen, und sie werden in ihrem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe.

26 Sie werden friedlich darin wohnen, Häuser bauen und Weinberge pflanzen. Friedlich werden sie darin wohnen, während ich das Gericht vollstrecke an allen, die sie verachtet haben, rings um sie her. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr, ihr Gott, bin.'"

 

Kapitel 29: Drohsprüche gegen Ägypten

Ägyptens Verwüstung

1 Im zehnten Jahr, im zehnten Monat, am Zwölften des Monats erging das Wort des Herrn an mich:

2 "Menschensohn, richte dein Angesicht gegen den Pharao, den König von Ägypten, und weissage gegen ihn und gegen ganz Ägypten! Sage dies:

3 So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen dich vorgehen, Pharao, König von Ägypten, du großes Krokodil! Du liegst zwischen den Armen des Nils und sprichst: Mein ist der Nil; ich habe mich selbst geschaffen.

4 Ich werde Haken in deine Kinnbacken legen und die Fische deines Nils an deinen Schuppen kleben lassen und dich aus deinem Nil herausziehen samt allen Fischen deines Nils, die an deinen Schuppen kleben.

5 Dann werde ich dich in die Wüste werfen mit allen Fischen deines Nils. Auf dem Festland wirst du liegen, nicht aufgehoben und nicht begraben werden. Den wilden Tieren und den Vögeln des Himmels will ich dich zum Fraß geben.

6 Dann werden alle Bewohner Ägyptens erkennen, daß ich der Herr bin. Sie sind ja nur eine Stütze aus Schilfrohr für das Haus Israel.

7 Wenn sie dich in die Hand nehmen, zersplitterst du und reißt ihnen die ganze Schulter auf, und wenn sie sich auf dich stützen, zerbrichst du und bringst ihren ganzen Leib ins Wanken.'

8 Darum spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde das Schwert über dich bringen und Menschen und Vieh in dir vertilgen.

9 Ägypten wird zur Wüste und Einöde werden und so erkennen, daß ich der Herr bin. Weil du gesagt hast: Mein ist der Nil; ich habe mich selbst geschaffen,

10 siehe, darum werde ich gegen dich und die Arme deines Nils vorgehen. Ich werde Ägypten zur Einöde machen, zur Wüste von Migdol bis Syene und bis an die Grenzen von Kusch.

11 Weder eines Menschen noch eines Tieres Fuß wird es durchwandern. Unbewohnt wird es bleiben, vierzig Jahre lang.

 

Ägyptens Wiederherstellung

12 Ich werde Ägypten zur größten aller Wüsten machen, und seine Städte sollen die verödetsten aller Städte sein, vierzig Jahre lang. Ich werde die Ägypter unter die Völker zerstreuen und in die Länder versprengen.'

13 Denn so spricht der allmächtige Herr: 'Nach Ablauf der vierzig Jahre will ich die Ägypter aus den Völkern sammeln, unter die sie zerstreut waren.

14 Ich werde Ägyptens Geschick wenden und sie wieder in das Land Patros zurückbringen, woher sie stammen. Dort werden sie ein kleines Reich bilden.

15 Kleiner als die anderen Reiche soll es sein und sich nicht mehr über die Völker erheben. Ich werde ihre Zahl so gering machen, daß sie nicht mehr über die Völker herrschen.

16 Für das Haus Israel werden sie nicht mehr des Vertrauens würdig sein, sondern ihm nur noch seine Schuld in Erinnerung bringen, ihnen nachgelaufen zu sein. Sie werden erkennen, daß ich der allmächtige Herr bin.'"

 

Eroberung Ägyptens durch Nebukadnezzars

17 Im siebenundzwanzigsten Jahr, im ersten Monat, am Ersten des Monats erging an mich das Wort des Herrn:

18 "Menschensohn! Nebukadnezzar, der König von Babel, hat sein Heer schweren Dienst tun lassen gegen Tyrus. Jedes Haupt ist kahl, jede Schulter wund gerieben. Aber ein Lohn ist ihm und seinem Heer für die Arbeit, die sie getan, von Tyrus nicht zuteil geworden.

19 Darum spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde dem König Nebukadnezzar von Babel Ägypten geben. Er soll seine reichen Güter fortschleppen. Er darf es ausrauben und ausplündern. Das soll der Lohn für sein Heer sein.

20 Als Lohn für die Arbeit, die es geleistet, werde ich ihm Ägypten geben. Für mich hat es gearbeitet' – Spruch des allmächtigen Herrn.

21 'An diesem Tag will ich dem Haus Israel neue Kraft verleihen und dir mitten unter ihnen den Mund öffnen. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.'"

 

Kapitel 30: Der Tag des Herrn über Ägypten

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, weissage und sprich: So spricht der allmächtige Herr: 'Heult! Weh dem Tag!

3 Denn nah ist der Tag, nahe der Tag des Herrn, der dunkle Tag. Er wird die Zeit der Strafe für die Völker sein.

4 Ein Schwert wird nach Ägypten kommen; in Kusch wird schmerzvolle Angst herrschen, wenn die Ägypter erschlagen hinsinken, ihre großen Güter weggeschleppt und ihre Grundfesten zerstört werden.

5 Kusch, Put, Lud, das ganze Völkergemisch, Kub und die anderen Bundesgenossen werden mit ihnen durch das Schwert fallen.'

6 So spricht der Herr: 'Fallen werden Ägyptens Stützen, und stürzen wird seine stolze Macht. Von Migdol bis Syene werden seine Leute durch das Schwert fallen' – Spruch des allmächtigen Herrn.

7 'Sein Land wird das wüsteste aller Länder sein und seine Städte die ödesten aller Städte.

8 Sie werden erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich Feuer an Ägypten lege und all seine Helfer zerschmettert werden.

9 An jenem Tag werden Boten auf Schiffen vor mir herfahren, um Kusch aus seiner Sorglosigkeit aufzuschrecken. Schmerzvolle Angst wird über sie kommen wie am Unglückstag Ägyptens; denn siehe, er ist gekommen.'

10 So spricht der allmächtige Herr: 'Ich will der Volksmenge Ägyptens durch die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel, ein Ende machen.

11 Er und sein Volk, das grausamste unter den Völkern, werden kommen und das Land verheeren. Sie werden ihr Schwert gegen Ägypten zücken und das Land mit Erschlagenen füllen.

12 Ich will die Ströme des Nils trockenlegen und das Land in die Hand von Frevlern verkaufen. Ich werde das Land mit allem, was darin ist, durch die Hand Fremder verwüsten. Ich, der Herr, habe es gesagt.'

 

Zerstörung der Städte

13 So spricht der allmächtige Herr: 'Ich werde die Götzen vernichten und die Abgötter von Memfis vertilgen. Es wird keine Fürsten aus Ägypten mehr geben. Ich werde Ägypten in Schrecken setzen,

14 Patros verwüsten, Feuer an Zoan legen und das Gericht an No vollziehen.

15 Meinen Grimm werde ich an Sin, dem Bollwerk Ägyptens, auslassen und die Volksmenge von Memfis vertilgen.

16 Ich will Feuer an Ägypten legen. Syene wird sich winden vor Angst. No soll erstürmt und seine Mauern sollen niedergerissen werden.

17 Die jungen Krieger von On und Pi-Beset werden durch das Schwert fallen, und alles übrige wird in die Gefangenschaft wandern.

18 In Tachpanhes wird sich der Tag verfinstern, wenn ich dort die Zepter Ägyptens zerbreche, wenn seiner stolzen Pracht ein Ende gemacht wird. Eine Wolke wird es bedecken Ihre Tochterstädte werden in die Gefangenschaft wandern.

19 So werde ich an Ägypten das Strafgericht vollziehen, und man wird erkennen, daß ich der Herr bin.'"

 

Der Arm des Pharao

20 Im elften Jahr, im ersten Monat, am Siebten des Monats erging das Wort des Herrn an mich:

21 "Menschensohn, ich habe den Arm des Pharao, des Königs von Ägypten, zerschmettert. Siehe, er wird nicht mehr verbunden. Man wendet kein Heilmittel an und legt ihm keine Binden als Verband um, damit er wieder stark genug werde, ein Schwert zu führen.

22 Darum spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen den Pharao, den König von Ägypten, vorgehen und ihm beide Arme zerschmettern, den gesunden und den zerbrochenen, und ihm das Schwert aus der Hand schlagen.

23 Ich werde die Ägypter unter die Völker zerstreuen und in die Länder versprengen.

24 Aber die Arme des Königs von Babel werde ich stärken und ihm mein Schwert in die Hand geben. Die Arme des Pharao aber will ich zerbrechen, daß er vor ihm stöhnt wie ein Schwerverwundeter.

25 Die Arme des Königs von Babel will ich stärken, die Arme des Pharao aber werden herabsinken. Sie werden erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich mein Schwert dem König von Babel in die Hand gebe, daß er es über Ägypten schwinge.

26 Ich werde die Ägypter unter die Völker versprengen. Sie werden erkennen, daß ich der Herr bin.'"

 

Kapitel 31: Der Pharao, die stolze Zeder

1 Im elften Jahr, im dritten Monat, am Ersten des Monats erging das Wort des Herrn an mich:

2 "Menschensohn, sage dem Pharao, dem König von Ägypten, und seiner Menge: 'Wem glichst du in deiner Größe?

3 Siehe, einer Zeder auf dem Libanon warst du gleich, mit schönem Geäst, mit schattigem Laubwerk, hoch von Wuchs! Bis in die Wolken ragte ihr Gipfel.

4 Wasser hatte sie groß gemacht, Grundwasser sie aufschießen lassen; seine Ströme umflossen den Ort, an dem sie gepflanzt, und zu allen Bäumen des Feldes entsandte es seine Rinnsale.

5 Darum überragte ihr Wuchs alle Bäume des Feldes. Zahlreich wurden ihre Äste, ihre Zweige breiteten sich weit aus wegen des reichlichen Wassers, als sie emporwuchs.

6 In ihren Zweigen nisteten allerlei Vögel des Himmels. Ihre Jungen warfen unter ihren Ästen allerlei Tiere des Feldes. Allerlei zahlreiche Völker wohnten in ihrem Schatten.

7 Schön war sie in ihrer Größe mit ihren langen Zweigen; reichlich Wasser hatte ja ihre Wurzel.

8 Zedern im Gottesgarten reichten an sie nicht heran. Die Zypressen mit ihren Zweigen kamen ihr nicht gleich. Die Platanen hatten nicht solche Äste wie sie. Im Gottesgarten konnte kein Baum sich mit ihr messen an Schönheit.

9 Ich hatte sie schön gemacht in ihrer Zweige Menge. Im Gottesgarten beneideten sie alle Bäume Edens.'

 

Der klägliche Sturz der Zeder

10 Darum spricht der allmächtige Herr: 'Weil sie hoch war von Wuchs und bis in die Wolken den Wipfel reckte, wurde sie hochmütig wegen ihrer Größe.

11 Darum gab ich sie in die Gewalt des stärksten der Völker, daß es umgehe mit ihr nach dem Maß ihrer Bosheit. – Ich habe sie verstoßen.

12 Da hieben Fremde sie um, die grimmigsten unter den Völkern, und warfen sie hin. Auf die Berge und in all die Täler sanken hin ihre Zweige. Ihre Äste lagen zerbrochen in allen Schluchten des Landes. Hinweg aus ihrem Schatten zogen alle Völker der Erde. – Sie ließen sie liegen.

13 Auf der Gefällten ließen sich nieder allerlei Vögel des Himmels. Auf ihren Zeigen wohnten allerlei Tiere des Feldes.

14 Kein Baum am Wasser sollte sich mehr in seinem Wuchs zu hoch erheben und seine Wipfel recken bis in die Wolken! Von den Gewaltigen, die Wasser trinken, sollte keiner mehr stolz dastehen in seiner Höhe. Denn sie alle sind dem Tod geweiht, in die Unterwelt müssen sie hinab, hinab zu den Menschen, die in die Grube gestiegen.'

 

Der Eindruck des Sturzes auf die Natur und die Völker

15 So spricht der allmächtige Herr: 'Am Tag, da sie hinabfuhr zur Unterwelt, ließ ich die Grundwasser über sie trauern, hielt deren Ströme zurück. Die gewaltigen Wasser wurden gehemmt. Ihretwegen hüllte ich den Libanon in ein Trauergewand. Um ihretwillen verwelkten alle Bäume des Feldes.

16 Als ich sie hinabstieß zur Unterwelt, zu denen, die in die Grube gestiegen, ließ ich durch das Dröhnen ihres Sturzes die Völker erbeben. Dann trösteten sich in der Totenwelt alle Bäume Edens, die auserlesensten und die besten des Libanon, alle, die Wasser tranken.

17 Auch sie stiegen mit ihr in die Unterwelt hinab zu den vom Schwert Erschlagenen. Ihre Helfer aber, die in ihrem Schatten gewohnt, werden zerstreut unter die Völker.

 

Abschluß

18 Wem konnte man dich vergleichen an Pracht und Größe unter den Bäumen Edens? Und doch wirst du mit Edens Bäumen hinabgestoßen zur Unterwelt. Du wirst inmitten von Unbeschnittenen liegen, bei den vom Schwert Erschlagenen. – Das widerfährt dem Pharao und all seiner Menge'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 32: Klagelied auf den Pharao

Sein Hochmut und Fall

1 Im zwölften Jahr, im zwölften Monat, am Ersten des Monats erging an mich das Wort des Herrn:

2 "Menschensohn, hebe ein Klagelied an über den Pharao, den König von Ägypten, und sage zu ihm: 'Löwe der Völker, du bist dahin! Und warst doch wie der Drache im Meer: Du spritztest das Wasser aus deinen Nüstern, mit deinen Füßen trübtest du das Wasser, du wühltest auf seine Fluten.'

3 So spricht der allmächtige Herr: 'Ausbreiten will ich mein Netz über dich durch die Schar vieler Völker; sie werden dich emporziehen mit meinem Fangnetz.

4 Auf den Boden werde ich dich dann werfen, dich schleudern auf das feste Land. Ich lasse auf dir alle Vögel des Himmel sich niedersetzen und an dir sich sättigen des ganzen Landes Tiere.

5 Auf die Berge will ich dein Fleisch bringen und die Täler füllen mit deinem Aas.

6 Bis zu den Bergen tränke ich das Land mit den Rinnsalen deines Blutes, gefüllt werden sollen damit die Schluchten.

 

Eindruck auf Natur und Menschen

7 Bei deinem Erlöschen will ich den Himmel verhüllen und seine Sterne verfinstern. Mit Wolken will ich die Sonne verhüllen, nicht mehr leuchten lassen soll sein Licht der Mond.

8 Alle Lichter am Himmel will ich deinethalben verfinstern und Dunkel verbreiten über dein Land.' – Spruch des allmächtigen Herrn.

9 'In Schrecken werde ich viele Völker versetzen, wenn ich deine Geschlagenen unter die Völker bringe, in Länder, die du nicht kennst.

10 Mit Grauen erfüllen werde ich deinetwegen viele Völker. Ihre Könige werden erschaudern vor dir, wenn mein Schwert ich schwinge vor ihren Augen. Jeden Augenblick werden sie alle um ihr Leben zittern am Tag deines Falles.'

 

Das Werkzeug der göttlichen Strafgerechtigkeit

11 Denn so spricht der allmächtige Herr: 'Das Schwert des Königs von Babel wird über dich kommen.

12 Durch das Schwert der Krieger – sie sind die Grimmigsten unter den Völkern – will ich niederstrecken dein großes Volk. Verheeren werden sie Ägyptens Pracht, der Vernichtung anheim fällt seine ganze Menge.

13 Vertilgen werde ich in den zahlreichen Wasserläufen all ihr Vieh. Kein menschlicher Fuß soll sie mehr trüben, noch soll sie aufwühlen eines Tieres Klaue.

14 Dann werde ich ihr Wasser klären und dahingleiten lassen wie Öl ihre Ströme' – Spruch des allmächtigen Herrn.

15 'Wenn ich Ägypten zur Wüste gemacht, wenn verödet das Land, seiner Fülle beraubt, wenn ich geschlagen all seine Bewohner, werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.'

16 Ein Klagelied ist dies, das man anstimmen soll, und die Töchter der Völker sollen es singen. Sie sollen es singen über Ägypten und über sein zahlreiches Volk" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Leichengesang auf den Pharao

17 Im zwölften Jahr, im ersten Monat, am Fünfzehnten des Monats erging das Wort des Herrn an mich:

18 "Menschensohn, stimme ein Klagelied an über Ägyptens zahlreiches Volk und besinge seine und gewaltiger Völker Fahrt zur Unterwelt, zu denen, die in die Grube gestiegen!

 

Sein Abstieg zur Unterwelt

19 'Vor wem hast du an Lieblichkeit etwas voraus? Steige herab, bei den Unbeschnittenen schlafe!

20 Mitten unter die vom Schwert Erschlagenen sollen sie fallen! Das Schwert ist schon bereit: Schafft Ägypten herbei und all seine Menge!

21 Ihm samt seinen Helfern werden die Führer der Krieger mitten aus dem Totenreich sagen: Niedergestiegen sind sie, da liegen sie, die Unbeschnittenen, die vom Schwert Erschlagenen.

 

Bei den Unseligen Assurs

22 Da ist Assur und seine Schar rings um sein Grab. Sie alle sind erschlagen, gefallen durch das Schwert.

23 Seine Gräber liegen im tiefsten Abgrund. Seine Schar liegt rings um sein Grab. Alle sind sie erschlagen, gefallen durch das Schwert, sie, die einst Schrecken verbreitet im Land der Lebendigen.

 

Bei den Unseligen Elams

24 Da ist Elam und all seine Menge rings um sein Grab. Sie alle sind erschlagen, gefallen durch das Schwert. Unbeschnitten sind sie hinabgestiegen zur Unterwelt, die einst Schrecken vor sich verbreitet im Land der Lebendigen und jetzt ihre Schande tragen bei denen, die in die Grube gestiegen.

25 In der Erschlagenen Mitte bereitete man ihm samt seiner ganzen Menge ein Lager. Ihre Gräber sind rings um ihn her. Sie alle sind unbeschnitten, vom Schwert erschlagen. Denn vor ihnen her ward Schrecken verbreitet im Land der Lebendigen. Jetzt tragen sie ihre Schande bei denen, die in die Grube gestiegen. Hingelegt hat man sie in der Erschlagenen Mitte.

 

Bei den Unseligen Meschechs und Tubals

26 Da ist Meschech und Tubal und all ihre Menge. Ihre Gräber sind rings um sie her. Sie alle sind unbeschnitten, vom Schwert erschlagen, sie, die einst Schrecken vor sich verbreitet im Land der Lebendigen.

27 Sie liegen nicht bei den Helden, die in der Vorzeit gefallen, die in ihrer Kriegsrüstung niederstiegen zur Unterwelt, denen man unter das Haupt gelegt ihre Schwerter, deren Gebein man bedeckte mit dem Schild. Schrecken vor diesen Helden hatte geherrscht im Land der Lebendigen.

28 Auch du wirst zerschmettert werden inmitten von Unbeschnittenen und bei den vom Schwert Erschlagenen schlafen.

 

Bei den Unseligen Edoms

29 Da ist Edom, seine Könige und all seine Fürsten, die man trotz ihres Heldentums hingelegt zu den vom Schwert Erschlagenen. Sie liegen jetzt bei den Unbeschnittenen und bei denen, die in die Grube gestiegen.

 

Bei den Unseligen des Nordens und aus Sidon

30 Da sind alle Fürsten des Nordens und alle Sidonier, die hinabgestiegen zu den Erschlagenen, erschlagen trotz ihrer Fruchtbarkeit. Sie sind zuschanden geworden trotz ihres Heldenmuts. Nun liegen sie da, unbeschnitten, bei den vom Schwert Erschlagenen und tragen ihre Schande mit denen, die in die Grube gestiegen.

 

Des Pharaos Los in der Unterwelt

31 Sie wird der Pharao sehen und sich trösten über all sein zahlreiches Volk. Vom Schwert erschlagen ist der Pharao mit all seinem Volk' – Spruch des allmächtigen Herrn.

32 'Denn er hat Schrecken vor sich verbreitet im Land der Lebendigen. Darum soll er hingelegt werden inmitten von Unbeschnittenen, bei den vom Schwert Erschlagenen – der Pharao und all sein zahlreiches Volk'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 33: Das Wächteramt des Propheten

Das Gleichnis vom Wächter

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, rede zu den Söhnen deines Volkes und sage ihnen: 'Wenn ich über ein Land das Schwert kommen lasse und das Volk des Landes aus seinem Bereich einen Mann nimmt und ihn für sich als Wächter aufstellt,

3 und er sieht das Schwert über das Land kommen, stößt in die Trompete und warnt das Volk,

4 und einer hört den Schall der Trompete, läßt sich aber nicht warnen, und das Schwert kommt und rafft ihn hinweg: dessen Blut soll auf sein Haupt kommen!

5 Er hat den Schall der Trompete gehört, aber sich nicht warnen lassen; sein Blut soll über ihn kommen. Jener aber hat gewarnt und seine Seele gerettet.

6 Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht und nicht in die Trompete stößt und das Volk nicht gewarnt wird, und das Schwert kommt und rafft einen von ihnen dahin, wird dieser zwar wegen seiner Schuld hinweggerafft, sein Blut aber werde ich aus der Hand des Wächters fordern.'

 

'Dich habe ich zum Wächter bestellt...'

7 Nun habe ich dich, o Menschensohn, zum Wächter für das Haus Israel bestellt. Wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, warne sie in meinem Namen!

8 Wenn ich zu dem Gottlosen sage: 'Gottloser, du mußt sterben!', und du sagst dies nicht, um den Gottlosen zu warnen vor seinem bösen Weg, wird zwar der Gottlose wegen seiner Schuld sterben, aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern.

9 Wenn du aber den Gottlosen gewarnt hast, sich zu bekehren von seinem Weg, und er sich von seinem Weg nicht bekehrt, wird er wegen seiner Schuld sterben, du aber hast dein Leben gerettet.

 

Der Ruf der Umkehr

10 Du aber Menschensohn, sprich zum Haus Israel: So habt ihr gesprochen: 'Unsere Missetaten und unsere Sünden lasten auf uns; ihretwegen vergehen wir. Wie könnten wir noch leben?'

11 Sage ihnen: 'So wahr ich lebe' – Spruch des allmächtigen Herrn – 'ich habe kein Wohlgefallen am Tod des Gottlosen, sondern daran, daß sich der Gottlose von seinem Weg bekehre und lebe. Bekehrt euch, bekehrt euch von euren bösen Wegen! Warum wollt ihr denn sterben, Haus Israel?'

12 Darum, Menschensohn, sprich zu den Söhnen deines Volkes: 'Die Gerechtigkeit des Gerechten wird ihn nicht retten am Tag, da er sündigt, und die Gottlosigkeit des Gottlosen wird ihn nicht zu Fall bringen an dem Tag, da er sich von seiner Gottlosigkeit bekehrt. Aber auch der Gerechte kann um seiner Gerechtigkeit willen nicht am Leben bleiben am Tag, da er sündigt.

13 Wenn ich dem Gerechten verheiße, er werde am Leben bleiben, und er sich auf seine Gerechtigkeit verläßt und Böses tut, soll all seiner Gerechtigkeit nicht mehr gedacht werden; um des Bösen willen, das er getan, soll er sterben!

14 Wenn ich aber zu dem Gottlosen sage: Du mußt sterben! – und er bekehrt sich von seiner Sünde und übt Recht und Gerechtigkeit,

15 gibt das Pfand zurück, erstattet das Geraubte wieder, wandelt nach den Geboten, die zum Leben führen, und begeht kein Unrecht mehr – soll er am Leben bleiben und nicht sterben.

16 Aller seiner Sünden, die er begangen hat, soll nicht mehr gedacht werden; er hat Recht und Gerechtigkeit geübt – er wird leben.

17 Doch da sagen die Söhne deines Volkes: Der Weg des Allmächtigen ist nicht gerecht! – Aber ihr Weg ist nicht gerecht!

18 Wenn der Gerechte sich von seiner Gerechtigkeit abkehrt und Unrecht begeht, wird er deswegen sterben.

19 Wenn sich aber der Gottlose von seiner Gottlosigkeit abkehrt und Recht und Gerechtigkeit übt, wird er deswegen am Leben bleiben.

20 Und da sagt ihr: Der Weg des Allmächtigen ist nicht gerecht? – Einen jeden von euch, Haus Israel, werde ich nach seinen Wegen richten!'"

 

Die Ankunft des Flüchtlings: 'Ich bin nie mehr stumm geworden...'

21 Im zwölften Jahr, im zehnten Monat, am Fünften des Monats nach unserer Wegführung kam ein Flüchtling zu mir aus Jerusalem mit der Botschaft: "Die Stadt ist eingenommen."

22 Die Hand des Herrn war aber schon des Abends vor der Ankunft des Flüchtlings über mich gekommen. Er hatte meinen Mund geöffnet, ehe jener am Morgen zu mir kam. Seitdem mein Mund damals geöffnet wurde, bin ich nie mehr stumm geworden.

 

Die Ansprüche der im Land Zurückgebliebenen

23 Das Wort des Herrn erging an mich:

24 "Menschensohn! Die da wohnen in den Ruinen im Land Israel, sagen: 'Abraham war ein einzelner und erhielt das Land zum Besitz. Wir hingegen sind viele, uns ist das Land zu Besitz gegeben.'

25 Darum sage zu ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Ihr eßt das Fleisch mit dem Blut, erhebt die Augen zu euren Götzen und vergießt Blut, und da wollt ihr das Land in Besitz nehmen?

26 Ihr stützt euch auf das Schwert, begeht Greuel und schändet einer des anderen Frau, und da wollt ihr das Land in Besitz nehmen?'

 

Strafandrohung

27 So sage ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'So wahr ich lebe! Die in den Ruinen wohnen, werden durch das Schwert fallen, und wer draußen ist, wird den wilden Tieren zum Fraß gegeben werden, und wer sich in Schlupfwinkeln und Höhlen aufhält, soll an der Pest sterben.

28 Das Land werde ich zur Wüste und Einöde machen, und seine stolze Pracht soll ein Ende haben. Israels Berge sollen wüst daliegen, und niemand soll sie mehr durchziehen.

29 Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich das Land zur Wüste und Einöde mache um all ihrer Greuel willen, die sie begangen haben.'

 

Unverbesserlichkeit der Verbannten

30 Du, Menschensohn, die Söhne deines Volkes unterhalten sich über dich an den Mauern und Haustüren und sagen untereinander einer zum anderen: 'Kommt und hört, was für ein Wort vom Herrn ausgeht!'

31 Da kommen sie denn in Massen zu dir, sitzen vor dir als mein Volk und hören deine Worte an, befolgen sie aber nicht, tun süß mit ihrem Mund, während ihr Herz hinter unrechtem Gewinn her ist.

32 Siehe, du bist ihnen wie ein Spielmann, der eine schöne Stimme hat und trefflich die Saiten spielt. Sie hören deine Worte an, befolgen sie aber nicht.

33 Wenn es aber eintrifft – und es trifft ein – dann werden sie erkennen, daß ein Prophet unter ihnen gewesen ist!"

 

Kapitel 34: Die Heilsbotschaft vom neuen Israel

'Wehe den Hirten Israels!'

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, weissage gegen die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen, den Hirten! So spricht der allmächtige Herr: 'Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen nicht die Hirten die Herde weiden?

3 Ihr verzehrt die Milch und kleidet euch mit der Wolle. Die fetten Tiere schlachtet ihr; aber die Herde weidet ihr nicht.

4 Die schwachen Tiere stärkt ihr nicht, die kranken heilt ihr nicht, die verletzten verbindet ihr nicht, die versprengten führt ihr nicht zurück, die verlorenen sucht ihr nicht, sondern mit Härte und Gewalt tretet ihr sie nieder.

5 Meine Herde zerstreut sich, weil sie keinen Hirten hat, und dient allen wilden Tieren zum Fraß.

6 Auf allen Bergen und jedem hohen Hügel irrt meine Herde umher. Über das ganze Land ist meine Herde zerstreut. Doch keiner sucht sie, keiner kümmert sich um sie.

7 Darum, ihr Hirten, hört das Wort des Herrn!

8 So wahr ich lebe!' – Spruch des allmächtigen Herrn. – 'Weil meine Herde zum Raub und meine Herde den wilden Tieren zum Fraß wurde und kein Hirt da war und meine Hirten sich nicht um meine Herde kümmerten, sondern meine Hirten sich selbst, aber nicht meine Herde weideten'

9 darum, ihr Hirten, hört das Wort des Herrn!

10 So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen die Hirten vorgehen und meine Herde aus ihrer Hand fordern. Ich werde ihrem Hirtenamt ein Ende machen. Die Hirten sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Herde ihrem Rachen entreißen. Sie werden ihnen nicht mehr zum Fraß dienen.'

 

'Ich selbst will meine Herde weiden...'

11 Denn so spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich selbst werde mich meiner Herde annehmen und nach ihr sehen.

12 Wie der Hirt nach seiner Herde sieht, wenn er unter einer zerstreuten Herde weilt, so werde auch ich nach meiner Herde sehen und sie aus all den Orten befreien, wohin sie zerstreut worden ist am dunklen, finsteren Tag.

13 Ich werde sie aus den Völkern wegführen und aus den Ländern sammeln und sie in ihr Land zurückführen. Ich werde sie weiden auf den Bergen Israels, in den Talgründen und in allen bewohnten Gegenden des Landes.

14 Auf gute Weide will ich sie führen. Auf Israels Bergeshöhen werden ihre Weideplätze sein. Dort werden sie ruhen auf guter Trift und fette Weide haben auf Israels Bergen.

15 Ich selbst will meine Herde weiden und ich selbst sie lagern lassen' – Spruch des allmächtigen Herrn. –

16 'Die verirrten Tiere werde ich suchen, die kranken stärken und die gesunden und starken behüten. Ich will sie weiden, wie es recht ist.

 

'Ich werde richten zwischen Schaf und Schaf...'

17 Ihr aber, meine Herde' – so spricht der allmächtige Herr – 'seht, ich werde nun richten zwischen Schaf und Schaf, zwischen Widdern und Böcken.

18 Ist es euch nicht genug, auf bester Weide zu weiden? Müßt ihr, was von eurer Weide noch übrigbleibt, mit den Füßen zerstampfen? Ist es euch nicht genug, das reinste Wasser zu trinken? Müßt ihr, was übrigbleibt, mit euren Füßen trüben?

19 Denn sollen meine Schafe das abweiden, was eure Füße zerstampfen, und das trinken, was eure Füße trüben?'

20 Darum spricht der allmächtige Herr zu ihnen: 'Seht, ich werde nunmehr zwischen den fetten und mageren Schafen richten.

21 Weil ihr die schwachen Schafe mit den Seiten und Schultern wegdrängt und mit euren Hörnern stoßt, bis ihr sie hinausgetrieben habt,

22 will ich meiner Herde helfen, damit sie euch nicht mehr zur Beute sei, und ich will richten zwischen Schaf und Schaf.

 

'David wird Fürst sein in ihrer Mitte...'

23 Ich werde über sie einen Hirten bestellen, der sie weiden soll, meinen Knecht David; der soll sie weiden, der soll ihr Hirt sein.

24 Ich, der Herr, werde ihr Gott sein, und mein Knecht David wird Fürst sein in ihrer Mitte. Ich, der Herr, habe es gesagt!

 

Das Glück der Heilszeit

25 Einen Friedensbund werde ich mit ihnen schließen und die wilden Tiere aus dem Land ausrotten, so daß sie in der Wüste sicher wohnen und in den Wäldern schlafen können.

26 Ich werde ihnen und dem Land rings um meinen Berg Segen spenden und Regen senden zur rechten Zeit; segenbringender Regen soll es sein.

27 Die Bäume des Feldes werden ihre Früchte bringen, und das Land wird seinen Ertrag geben. Sie werden auf ihrer Scholle sicher wohnen und erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich die Stangen ihres Joches zerbreche und sie aus der Hand derer errette, die sie knechten.

28 Sie sollen nicht mehr eine Beute der Völker werden, die Tiere des Landes sollen sie nicht mehr fressen. – Sicher werden sie wohnen, ohne daß jemand sie schreckt.

29 Ich werde ihnen eine reichgesegnete Pflanzung aufsprießen lassen. Niemand soll mehr im Land vom Hunger weggerafft werden. Nicht länger mehr sollen sie die Schmähung der Völker ertragen.

30 Dann werden sie erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott, mit ihnen bin und daß sie, das Haus Israel, mein Volk sind' – Spruch des allmächtigen Herrn.

31 'Denn ihr seid meine Herde, die Herde meiner Weide, ihr Menschen, und ich bin euer Gott'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 35: Drohspruch gegen Edom

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, richte dein Angesicht gegen das Bergland von Seïr und weissage über es.

3 Sage zu ihm: So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen dich vorgehen, Bergland von Seïr. Ich werde meine Hand gegen dich ausstrecken und dich zur Wüste und Einöde machen.

4 Deine Städte werde ich in Trümmer legen, und du sollst zur Wüste werden. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin.

 

Edoms feindselige Haltung gegenüber Israel

5 Weil du ewige Feindschaft gehegt und die Söhne Israels dem Schwert überliefert hast zur Zeit ihres Unglücks, da die Schuld ihr Ende herbeiführte,

6 darum, so wahr ich lebe!' – Spruch des allmächtigen Herrn – 'bluten will ich dich lassen, und Blut soll dich verfolgen. Weil du durch Blut dich verschuldet hast, soll Blut dich verfolgen.

7 Ich will das Bergland von Seïr zur Wüste und zur Einöde machen und alles darin vertilgen, was da kommt und geht.

8 Ich will sein Bergland mit Erschlagenen füllen. Auf deinen Hügeln und in deinen Tälern und in all deinen Schluchten sollen vom Schwert Erschlagene hinsinken.

9 Zur ewigen Wüste werde ich dich machen, und deine Städte sollen unbewohnt bleiben. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.

10 Weil du gesagt hast: Die beiden Völker und die beiden Länder sollen mein sein, und ich will sie in Besitz nehmen! – obwohl doch der Herr daselbst weilt.

11 Darum, so wahr ich lebe' – Spruch des allmächtigen Herrn – 'gemäß dem Eifer des Zornes, womit du infolge deines Hasses an ihnen gehandelt hast, werde ich mit dir verfahren. Ich werde mich ihnen zu erkennen geben, wenn ich dich richte.

12 Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin. Ich habe alle deine Lästerungen gehört, die du gegen die Berge Israels ausgestoßen hast, da du sagtest: Wüst liegen sie da und uns zum Fraß gegeben!

13 Ihr tatet groß gegen mich mit eurem Mund und führtet vermessene Rede gegen mich. Ich habe es wohl gehört.'

14 So spricht der allmächtige Herr: 'Zur Freude der ganzen Erde will ich dich verwüsten.

15 Wie du dich darüber gefreut hast, daß der Erbbesitz des Hauses Israel verwüstet lag, so will ich auch an dir tun. Eine Wüste sollst du werden, Bergland von Seïr, ganz Edom insgesamt. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin.'

 

Kapitel 36: Die Befreiung des Gelobten Landes

1 Du, Menschensohn, weissage über die Berge Israels und sage: Ihr Berge Israels, hört das Wort des Herrn!

2 So spricht der allmächtige Herr: 'Weil der Feind von euch sagte: Ha, die ewigen Höhen sind unser Besitztum geworden',

3 darum weissage und sprich: 'So spricht der allmächtige Herr: Weil man euch verwüstete und ringsumher nach euch verlangte, bis ihr in den Besitz der übrigen Völker kamt und ins Gerede der Zungen und zum Gespött der Leute gerietet,

4 darum, ihr Berge Israels, hört das Wort des allmächtigen Herrn! So spricht der allmächtige Herr zu den Bergen und Hügeln, zu den Tälern und Schluchten, zu den verödeten Ruinen und zu den verlassenen Städten, die den übrigen Völkern ringsum zur Beute und zum Gespött geworden sind.'

5 So spricht der allmächtige Herr: 'Wahrlich, in glühendem Zorn rede ich gegen die übrigen Völker und gegen ganz Edom. Sie wollen mein Land in Besitz nehmen mit schadenfrohem Herzen, mit einer Seele voll Verachtung; es ausplündern und die Bewohner vertreiben.'

6 Darum weissage über das Land Israel und sprich zu den Bergen und Hügeln, zu den Tälern und Schluchten: So spricht der allmächtige Herr: 'Wahrlich, in grimmem Eifer rede ich, weil ihr den Hohn der Völker tragen müßt.

7 Darum', so spricht der allmächtige Herr, 'erhebe ich meine Hand zum Schwur: Die Völker um euch her sollen ihren Hohn tragen!

 

Neubesiedlung des Landes

8 Ihr Berge Israels aber, laßt eure Zweige sprossen! Bringt eure Frucht für mein Volk Israel hervor; denn bald wird es heimkehren.

9 Denn seht, ich komme zu euch und wende mich euch zu. Ihr sollt wieder besät und bepflanzt werden.

10 Ich will die Menschen auf euch mehren, das ganze Haus Israel insgesamt. Die Städte sollen wieder bewohnt und die Ruinen neu aufgebaut werden.

11 Menschen und Vieh will ich auf euch mehren. Sie sollen zahlreich und fruchtbar sein.

12 Ich werde euch bewohnt sein lassen wie in der Vergangenheit und euch mehr Gutes erweisen als zuvor. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin. Ich werde wieder Menschen auf euch wandeln lassen, mein Volk Israel. Es wird euch in Besitz nehmen; ihr werdet für immer sein Erbbesitz sein und es nie mehr seiner Kinder berauben.'

13 So spricht der allmächtige Herr [zum Land]: 'Weil sie von dir sagen: Du frißt Menschen und machst dein eigenes Volk kinderlos,

14 darum sollst du keine Menschen mehr fressen und dein Volk nicht mehr kinderlos machen' – Spruch des allmächtigen Herrn.

15 'Ich werde dich nicht länger den Hohn der Heiden hören lassen, und die Schmähungen der Völker sollst du nicht mehr zu tragen haben. Dein Volk sollst du nicht mehr seiner Kinder berauben'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Grund der früheren Verstoßung

16 Das Wort des Herrn erging an mich:

17 "Menschensohn, als das Haus Israel noch in seinem Land wohnte, da verunreinigten sie es durch ihren Wandel und ihre Taten. Wie unreiner Blutfluß war ihr Wandel vor mir.

18 Da ließ ich meinen Zorn an ihnen aus wegen des Blutes, das sie im Land vergossen, und wegen ihrer Götzen, mit denn sie es verunreinigten.

19 Ich zerstreute sie unter die Völker; sie wurden in die Länder versprengt. Nach ihrem Wandel und ihrem Tun richtete ich sie.

 

'Ich tue es um meines heiligen Namens willen...'

20 Als sie zu den Völkern kamen, entweihten sie, wohin sie kamen, meinen heiligen Namen, weil man von ihnen sagte: 'Das ist das Volk des Herrn, und doch mußten sie aus seinem Land ausziehen.'

21 Da tat es mir leid um meinen heiligen Namen, daß das Haus Israel bei allen Völkern, wohin es kam, ihn entweiht hatte.

22 Darum sage zum Haus Israel: So spricht der allmächtige Herr: 'Nicht euretwillen, Haus Israel, tue ich es, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr bei den Völkern entweiht habt, wohin ihr gekommen seid.

23 Ich werde meinen großen Namen, der bei den Völkern entweiht wurde, den ihr bei ihnen entweiht habt, wieder heilig machen. Die Völker werden erkennen, daß ich der Herr bin' – Spruch des allmächtigen Herrn – 'wenn ich mich an euch vor ihnen als heilig erweise.

 

Israels Zurückführung, Umwandlung und künftiger Wohlstand

24 Ich werde euch von den Völkern wegholen und euch aus allen Ländern sammeln und in euer Land zurückführen.

25 Reines Wasser werde ich über euch sprengen, daß ihr rein werdet. Von all euren Unreinigkeiten und all euren Götzen werde ich euch reinigen.

26 Ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen. Das Herz aus Stein will ich aus eurer Brust entfernen und euch ein Herz von Fleisch geben.

27 Ich werde meinen Geist in euer Inneres legen und bewirken, daß ihr nach meinen Geboten wandelt und meine Satzungen gewissenhaft beobachtet.

28 Ihr sollt im Land, das ich euren Vätern gegeben habe, wohnen und sollt mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein.

29 Ich werde euch von all eurer Unreinigkeit befreien. Dem Getreide werde ich gebieten und es mehren und keine Hungersnot über euch kommen lassen.

30 Die Frucht der Bäume und den Ertrag der Felder will ich mehren, damit ihr bei den Völkern nicht mehr um einer Hungersnot willen Spott erdulden müßt.

31 Dann werdet ihr eures bösen Wandels und eures Tuns, das nicht gut war, gedenken. Ihr werdet vor euch selbst Abscheu empfinden wegen eurer Sünden und Greuel.

32 Nicht um euretwillen tue ich es' – Spruch des allmächtigen Herrn – 'das sei euch kund! Schämt euch und errötet über euren Wandel, Haus Israel!'

 

Anerkennung Gottes durch die Heiden

33 So spricht der allmächtige Herr: 'An dem Tag, da ich euch von all euren Sünden reinige, werde ich die Städte neu bevölkern, und die Ruinen werden wieder aufgebaut werden.

34 Das verwüstete Land, das zuvor wüst lag vor den Augen aller Vorüberziehenden, soll wieder bestellt werden.

35 Man wird sagen: Dieses Land, das wüst dalag, ist wie der Garten Eden geworden, und die Städte, die in Trümmern lagen, verödet und verwüstet waren, liegen nun wohlbefestigt da.

36 Die Völker, die rings um euch übriggeblieben sind, werden erkennen, daß ich, der Herr, es bin, der das Zerstörte neu aufgebaut und das Verwüstete wieder bepflanzt hat. Ich, der Herr, habe es gesagt und werde es vollführen.'

37 So spricht der allmächtige Herr: 'Auch darin werde ich mich vom Haus Israel erbitten lassen, es ihnen zu tun: Ich will sie an Menschen zahlreich werden lassen wie Schafe.

38 Wie das Heiligtum von Opferschafen, wie Jerusalem an seinen Festen von Schafen, so werden die verödeten Städte voll sein von Menschenherden. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr bin.'"

 

Kapitel 37:

1 Die Hand des Herrn kam über mich. Der Herr führte mich im Geist hinaus und ließ mich mitten im Tal nieder, das voll von Totengebeinen war.

2 Er führte mich ringsherum an ihnen vorüber. Und siehe, es lagen sehr viele über das Tal hin; sie waren ganz verdorrt.

3 Er fragte mich: "Menschensohn, können diese Totengebeine wieder lebendig werden?" Ich antwortete: "Allmächtiger Herr, du weißt es!"

4 Da sagte er zu mir: "Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: 'Ihr verdorrten Gebeine, hört das Wort des Herrn!

5 So spricht der allmächtige Herr zu diesen Gebeinen: Seht, ich werde Geist in euch bringen, daß ihr lebendig werdet.

6 Ich will euch Sehnen schaffen und euch Fleisch wachsen lassen und euch mit Haut überziehen und euch Geist einflößen, daß ihr lebendig werdet. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herrn bin'"

7 Ich weissagte, wie mir befohlen war. Da entstand ein Rascheln, als ich weissagte. Ein Getöse gab es, und die Gebeine fügten sich zusammen, eins ans andere.

8 Ich sah, wie Sehnen und Fleisch über sie wuchsen und sie sich mit Haut überzogen. Aber es war noch kein Geist in ihnen.

9 Er sprach zu mir: "Weissage dem Geist, weissage, Menschensohn! Sage dem Geist: 'So spricht der allmächtige Herr: O Geist, komm von den vier Winden herbei, hauche diese Getöteten an, daß sie wieder lebendig werden!'"

10 Als ich nun weissagte, wie er mir befohlen hatte, kam Geist in sie. Sie wurden lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein gewaltig großes Heer.

 

Die Botschaft vom neuen Leben im Geiste

11 Er sprach zu mir: "Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Sie sprechen: 'Unsere Gebeine sind verdorrt; unsere Hoffnung ist dahin; es ist aus mit uns'.

12 Darum weissage und sage ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde eure Gräber öffnen und euch, mein Volk, aus den Gräbern herausführen und euch in das Land Israel zurückbringen.

13 Ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber öffne, und euch, mein Volk, aus euren Gräbern herausführen.

14 Ich will meinen Geist in euch kommen lassen, daß ihr lebendig werdet, und will euch wieder in eurem Land ansiedeln. Dann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, es gesagt und vollführt habe'" – Spruch des Herrn.

 

Die Vereinigung Judas und Israels

15 Das Wort des Herrn erging an mich:

16 "Du, Menschensohn, nimm dir ein Holz und schreibe darauf: 'Juda und die Söhne Israels, seine Verbündeten!' Nimm noch ein Holz und schreibe darauf: 'Josef, das Holz Efraims, und das ganze Haus Israel, seine Verbündeten!'

17 Füge beide zusammen zu einem Holz! Sie sollen ein Ganzes in deiner Hand bilden.

18 Wenn die Söhne deines Volkes dich fragen: Willst du uns nicht erklären, was du damit meinst?',

19 so antworte ihnen: 'So spricht der allmächtige Herr: Seht, ich werde das Holz Josefs, das in der Hand Efraims ist, und das der Stämme Israel, seiner Verbündeten, nehmen und sie zum Holz Judas fügen und sie so zu einem einzigen Holz machen, so daß sie ein Ganzes in meiner Hand bilden.'

20 Du sollst die Hölzer, auf die du geschrieben hast, vor ihren Augen in deiner Hand halten

21 und ihnen sagen: 'So spricht der allmächtige Herr: Seht, ich werde die Söhne Israels aus den Völkern, wohin sie zogen, wegholen und sie von allen Seiten her sammeln und in ihr Land zurückbringen.

22 Ich werde sie zu einem einzigen Volk machen im Land, auf Israels Bergen. Ein König soll über sie alle herrschen. Sie sollen nicht länger zwei Völker und nicht mehr in zwei Reiche geteilt sein.'

 

'Sie sollen mein Volk sein...'

23 Sie sollen sich nicht mehr verunreinigen an ihren Götzen und Götterscheusalen und durch all ihre Sünden. Ich werde sie freimachen von allen Sünden, die sie in ihrer Treulosigkeit begangen haben, und sie reinigen. Sie sollen mein Volk werden, und ich will ihr Gott sein.

24 Mein Knecht David wird König über sie sein. Sie alle sollen nur einen Hirten haben. Nach meinen Geboten sollen sie wandeln und meine Satzungen sorgfältig halten.

25 Sie werden in dem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, worin ihre Väter gewohnt haben. Sie sollen darin wohnen mit ihren Kindern und Kindeskindern bis in Ewigkeit. Mein Knecht David wird auf ewig ihr Fürst sein.

26 Ich werde einen Bund des Friedens mit ihnen schließen; ein ewiger Bund mit ihnen wird es sein. Ich werde sie seßhaft machen und sie mehren. Mein Heiligtum werde ich in ihrer Mitte errichten auf ewige Zeiten.

27 Meine Wohnung wird bei ihnen sein. Ich werde ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.

28 Dann werden die Völker erkennen, daß ich, der Herr, es bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum in ihrer Mitte sein wird für ewig."

 

Kapitel 38: Gottes Endsieg über die heidnischen Mächte

Gottes Aufforderung an Gog zum Kampf

1 Das Wort des Herrn erging an mich:

2 "Menschensohn, richte dein Angesicht auf Gog im Land Magog, den Großfürsten von Meschech und Tubal! Weissage gegen sie

3 und sprich: So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen dich vorgehen, Gog, Großfürst von Meschech und Tubal.

4 Ich werde dich herbeilocken und Haken in deine Kinnbacken legen. Ich will dich und dein ganzes Heer herbeiführen. Pferde und Reiter, eine große Schar, alle ausgerüstet mit Schild und Helm, Schwertkämpfer allesamt.

5 Perser sowie Leute aus Kusch und Put sind darunter, alle mit Schild und Helm.

6 Gomer und all seine Scharen, Bet-Togarma aus dem äußersten Norden und all seine Scharen, viele Völker sind mit dir.

7 Halte dich bereit und rüste dich, du und all deine Scharen, die sich um dich versammelt haben! Stehe mir zur Dienstleistung bereit!

8 Nach vielen Tagen wirst du Befehl erhalten. Am Ende der Jahre sollst du über ein Land kommen, das aus der Gewalt des Schwertes befreit und zusammengeführt wurde aus vielen Völkern auf den Bergen Israels, die lange verwüstet lagen. Es ward aus den Völkern herausgeführt. Nun wohnt es darin in Sicherheit.

9 Du wirst heranziehen wie ein Ungewitter, wirst wie eine Wolke herbeikommen, um das Land zu bedecken, du und all deine Scharen und viele Völker mit dir.'

 

Gogs Pläne

10 So spricht der allmächtige Herr. 'An jenem Tag werden böse Gedanken in deinem Herzen aufsteigen, und du wirst einen schlimmen Plan ersinnen.

11 Du wirst denken: Ich will hinaufziehen in das Land, das offen und unbefestigt daliegt. Ich werde zu den ruhig und sicher Lebenden kommen, die alle ohne Mauern wohnen und keine Riegel und Tore haben,

12 um Beute zu machen, Raub zu holen, meine Hand an die wiederbewohnten Ruinen zu legen, an das Volk, das aus den Völkern wieder gesammelt wurde, sich wieder Hab und Gut erworben hat, das auf dem Nabel der Erde wohnt.

13 Saba und Dedan und die Kaufleute von Tarschisch, und all ihre Händler werden zu dir sagen: Du kommst gewiß, um Beute zu machen. Du hast sicherlich dein Heer versammelt, um Raub zu holen, um Silber und Gold wegzunehmen, um Hab und Gut wegzuholen, kurz, um reiche Beute zu machen.'

 

Gogs Einfall

14 Darum weissage, Menschensohn, und sprich zu Gog: So spricht der allmächtige Herr: 'Wahrlich, du wirst in jener Zeit, da mein Volk Israel friedlich wohnt, aufbrechen

15 und von deinem Wohnsitz im äußersten Norden herkommen, du und viele Völker mit dir, alle hoch zu Roß, eine große Schar, ein gewaltiges Heer.

16 Du wirst gegen mein Volk Israel heranziehen wie eine Wolke, um das Land zu bedecken. Am Ende der Tage wird es geschehen, daß ich dich gegen mein Land herbeiführen werde, damit die Völker mich erkennen, wenn ich mich vor ihren Augen an dir, Gog, als heilig erweisen werde.'

17 So spricht der allmächtige Herr: 'Du bist es, von dem ich gesprochen in vergangenen Tagen durch meine Knechte, die Propheten Israels, die in jenen Tagen und Jahren geweissagt haben, daß ich dich gegen sie heranführen werde.'

 

Gogs Niederlage

18 An jenem Tag, an dem Gog gegen das Land Israel heranzieht' – Spruch des allmächtigen Herrn – 'wird mein Zorn in mir auflodern.

19 In meinem Zorneseifer, im Feuer meines Grimmes, sage ich es: Wahrlich, an jenem Tag soll ein großes Erdbeben über das Land Israel kommen.

20 Vor meinem Angesicht werden erbeben die Fische des Meeres, die Vögel des Himmel, die Tiere des Feldes und alles Gewürm, das sich auf Erden regt, und alle Menschen, die auf der Erde leben. Die Berge werden zerbersten, die Felswände einstürzen und alle Mauern zu Boden fallen.

21 Ich werde gegen ihn auf all meinen Bergen das Schwert aufbieten' – Spruch des allmächtigen Herrn. – 'Jeder wird sein Schwert gegen den anderen kehren.

22 Ich werde ihn richten mit Pest und Blut, mit Regengüssen und Hagelsteinen. Feuer und Schwefel will ich auf ihn und seine Scharen regnen lassen, sowie auf die vielen Völker, die bei ihm sind.

23 So werde ich mit groß und heilig erweisen und mich kundtun vor den Augen vieler Völker. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.'

 

Kapitel 39: Gogs Tod

1 Du, Menschensohn, weissage gegen Gog und sprich: So spricht der allmächtige Herr: "Wahrlich, ich werde gegen dich vorgehen, Gog, Großfürst von Meschech und Tubal.

2 Ich will dich herbeilocken, dich gängeln, dich vom äußersten Norden herbeiführen und dich zu den Bergen Israels hinbringen.

3 Doch werde ich dir den Bogen aus deiner linken Hand schlagen und deiner rechten Hand die Pfeile entfallen lassen.

4 Auf den Bergen Israels sollst du fallen, du und all deine Scharen und die Völker, die bei dir sind. Den Raubvögeln, allem, was Flügel hat, und den Tieren des Feldes werde ich dich zum Fraß geben.

5 Auf freiem Feld sollst du fallen; denn ich habe es gesagt" – Spruch des allmächtigen Herrn.

6 "Ich werde Feuer an Magog legen und an die, welche sorglos an den Küsten wohnen. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.

7 Meinen heiligen Namen will ich kundtun inmitten meines Volkes Israel und nicht länger mehr dulden, daß mein heiliger Name entweiht werde. Dann werden die Völker erkennen, daß ich der Herr bin, heilig in Israel.

8 Siehe, es wird eintreffen und sich erfüllen" – Spruch des allmächtigen Herrn. – "Das ist der Tag, von dem ich gesprochen habe.

 

Gogs Bestattung

9 Die Bewohner der Städte Israels werden hinausgehen und mit den Waffen, den großen und kleinen Schilden, den Bogen und Pfeilen den Keulen und Spießen Feuer anmachen und sie zum Brand gebrauchen. Sieben Jahre lang werden sie damit feuern.

10 Sie brauchen kein Holz mehr vom Feld zu holen oder in den Wäldern zu fällen, sondern sie werden die Waffen verfeuern. So werden sie die berauben, die sie beraubt, und die plündern, die sie geplündert haben." – Spruch des allmächtigen Herrn.

11 "An jenem Tag werde ich für Gog einen Ort bestimmen, wo seine Grabstätte in Israel sein soll, das Tal der Wanderer, östlich vom Toten Meer. Dies wird dann den Wanderern den Weg versperren. Dort wird man Gog und seine Heeresmacht begraben und es 'Tal der Heeresmacht Gogs' nennen.

12 Das Haus Israel wird sieben Monate lang zu tun haben, sie zu begraben, um das Land zu reinigen.

13 Die ganze Bevölkerung des Landes wird beim Begraben helfen. Dies wird ihnen zum Ruhm gereichen an dem Tag, da ich mich verherrlichen werde" – Spruch des allmächtigen Herrn.

14 "Man wird Männer ständig aufstellen, die das Land durchstreifen, um die noch im Land zerstreut umherliegenden Toten zu bestatten und so das Land zu reinigen. Sieben Monate lang werden sie es durchsuchen.

15 Wenn jemand das Land durchzieht und ein Menschengerippe sieht, soll er ein Mal daneben errichten, bis es die Totengräber im 'Tal der Heeresmacht Gogs' bestattet haben.

16 Der Name der dort liegenden Stadt wird 'Hamona' (Heerhaufen, Menge) heißen. – So wird man das Land reinigen."

 

Das Opfermahl

17 "Du, Menschensohn" – so spricht der allmächtige Herr – "sage zu den Vögeln, zu allem, was Flügel hat, und zu allen Tieren des Feldes: Versammelt euch, kommt herbei! Schart euch von allen Seiten zusammen zu meinem Opfermahl, das ich euch bereiten will, zu dem großen Opfermahl auf den Bergen Israels, und freßt Fleisch und trinkt Blut!

18 Freßt das Fleisch von Helden, trinkt das Blut von Fürsten der Erde – Widder, Lämmer, Böcke und Stiere und Mastvieh aus dem Baschan sind es.

19 Freßt Fett, bis ihr satt seid, trinkt Blut, bis ihr trunken seid bei meinem Opfermahl, das ich für euch veranstalte!

20 Sättigt euch an meinem Tisch an Pferden und Reitern, an Helden und Kriegern aller Art" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Verherrlichung Gottes

21 "So will ich meine Herrlichkeit unter den Völkern kundtun. Alle Völker werden mein Gericht sehen, das ich vollziehe, und meine Hand, die ich an sie lege.

22 Das Haus Israel aber wird erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, von jenem Tag an und weiterhin.

23 Die Völker werden erkennen, daß das Haus Israel um seiner Missetaten willen in die Gefangenschaft wandern mußte, weil sie mich verlassen hatten. Darum wandte ich mein Angesicht von ihnen ab und gab sie in die Hand ihrer Feinde, daß sie alle durch das Schwert fielen.

24 Nach ihrer Unreinheit und ihren Sünden des Treubruchs bin ich mit ihnen verfahren und habe mein Angesicht vor ihnen verborgen."

 

Israels Heimkehr

25 Darum spricht der allmächtige Herr: "Nun will ich das Geschick Jakobs wenden und mich des ganzen Hauses Israel erbarmen und für meinen heiligen Namen eifern.

26 Sie werden sich ihrer Schmach und all ihrer Untreue, die sie gegen mich verübt haben, schämen, wenn sie wieder sicher in ihrem Land wohnen und niemand sie erschreckt.

27 Wenn ich sie aus den Völkern zurückführen und aus den Ländern ihrer Feinde sammeln werde, will ich mich an ihnen vor den Augen vieler Völker als heilig erweisen.

28 Dann werden sie erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, daß ich sie zu den Heiden in die Gefangenschaft geführt habe, sie aber auch wieder in ihr Land versammeln und keinen von ihnen dort zurücklassen werde.

29 Ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, weil ich meinen Geist über das Haus Israel ausgießen werde" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 40: Das Neue Gottesreich

Die Gotteserscheinung

1 Im fünfundzwanzigsten Jahr unserer Gefangenschaft, im Anfang des Jahres, am Zehnten des Monats, im vierzehnten Jahr nach der Eroberung der Stadt, an eben diesem Tag kam die Hand des Herrn über mich und führte mich dorthin.

2 Ins Land Israels führte er mich in einer göttlichen Vision und ließ mich auf einem sehr hohen Berg nieder. Auf seiner Südseite befand sich etwas, das wie eine Stadt aussah.

3 Als er mich dorthin gebracht hatte, erschien plötzlich ein Mann, der glänzend wie Erz aussah. Er hatte eine leinene Schnur und einen Meßstab in der Hand und stand im Tor.

4 Der Mann sprach zu mir: "Menschensohn, sieh her mit deinen Augen und höre mit deinen Ohren! Achte genau auf alles, was ich dir zeigen werde! Denn damit man es dir zeige, bist du hierher gebracht worden. Verkünde alles, was du siehst, dem Haus Israel!"

 

Der Neue Tempel – Die äußere Umfassungsmauer

5 Eine Umfassungsmauer führte außen um den Tempel herum. Die Meßrute, die der Mann in der Hand hatte, war sechs Ellen lang, die Elle zu einer gewöhnlichen Elle und einer Handbreite gerechnet. Er maß die Breite der Umfassungsmauer. Sie betrug eine Rute; auch die Höhe betrug eine Rute.

 

Das Osttor am äußeren Vorhof

6 Nun ging er zu dem Tor, dessen Vorderseite nach Osten lag. Er stieg die Stufen empor und maß die Schwelle des Tores. Sie betrug eine Rute in der Breite; diese erste Schwelle betrug eine Rute in der Breite.

7 Er maß die Kammern; jede war eine Rute in der Länge und eine Rute in der Breite, der Raum zwischen den Kammern fünf Ellen. Die Schwelle des Tores neben der Vorhalle des Tores auf der Innenseite betrug eine Rute.

8 Er maß die Vorhalle der Tores auf der Innenseite; sie betrug eine Rute.

9 Er maß die Vorhalle des Tores; sie betrug acht Ellen; ihre Wandpfeiler hatten zwei Ellen. Die Vorhalle des Tores lag nach innen.

10 Von den Kammern des Osttores lagen drei auf der einen und drei auf der anderen Seite; alle drei hatten das gleiche Maß; auch die Wandpfeiler auf beiden Seiten hatten das gleiche Maß.

11 Er maß die Breite des Toreinganges; sie betrug zehn Ellen und die Länge des Torwegs dreizehn Ellen.

12 Vor den Kammern war eine Einfriedung von je einer Elle Breite hüben und drüben. Die Kammer auf der einen Seite hatte sechs Ellen, ebenso die Kammer auf der anderen Seite.

13 Er maß das Torgebäude vom Dach der einen Kammer bis zum Dach der anderen Kammer; die Breite betrug fünfundzwanzig Ellen von Tür zu Tür.

14 Er maß an den Pfeilern sechzig Ellen. Um den Pfeiler war der Vorhof rings um das Tor.

15 Von der Vorderseite des Eingangstores bis zur Vorderseite der inneren Vorhalle des Tores waren es fünfzig Ellen.

16 Das Tor hatte ringsherum Fenster, die nach den Kammern und ihren Pfeilern nach innen zu schräg einfielen. Auch die Vorhalle hatte Fenster ringsherum nach innen zu. An den Pfeilern war Palmschmuck angebracht.

 

Steinpflaster und Zellen im äußeren Vorhof

17 Er führte mich in den äußeren Vorhof. Ich sah Räume und ein Steinpflaster, das den Vorhof ringsum bedeckte. Dreißig Räume grenzten an das Steinpflaster.

18 Das Pflaster an den Seiten der Tore hatte dieselbe Breite wie die Tore, das war das untere Steinpflaster.

19 Er maß die Breite des Vorhofs von der inneren Vorderseite des unteren Tores bis zur Vorderseite des inneren Vorhofs nach außen zu; sie betrug hundert Ellen, an der Ostseite und an der Nordseite.

 

Nord- und Südtor im äußeren Vorhof

20 Er maß dann das Tor, dessen Vorderseite nach Norden lag im äußeren Vorhof in seiner Länge und Breite.

21 Drei Kammern lagen auf der einen und drei Kammern auf der anderen Seite. Wandpfeiler und Vorhalle hatten dieselben Maße wie beim ersten Tor; fünfzig Ellen betrug die Länge und fünfundzwanzig Ellen die Breite.

22 Fenster, Vorhalle und Palmverzierungen hatten dieselben Maße wie bei dem Tor, dessen äußere Vorderseite nach Osten gerichtet war. Auf sieben Stufen stieg man zu ihm hinauf. Die Vorhalle lag nach der Innenseite.

23 Ein Tor, das in den inneren Vorhof führte, lag dem äußeren Nordtor gegenüber und entsprach dem Osttor; er maß von Tor zu Tor hundert Ellen.

24 Er führte mich nun nach Süden. Ich sah auch im Süden ein Tor. Er maß Kammern, Wandpfeiler und Vorhalle; sie hatten die gleichen Maße wie bei den anderen Toren.

25 Auch hatte das Tor und die Vorhalle ringsherum Fenster, die den anderen Fenstern gleich waren. Die Länge betrug fünfzig Ellen, die Breite fünfundzwanzig Ellen.

26 Auf sieben Stufen stieg man hinauf. Die Vorhalle lag nach innen zu. Die Wandpfeiler trugen hüben und drüben Palmverzierungen.

27 Ein Tor führte zum inneren Vorhof auf der Südseite. Er maß von Tor zu Tor nach Süden hundert Ellen.

 

Die Tore des inneren Vorhofs

28 Er führte mich durch das Südtor in den inneren Vorhof und maß das Südtor; es hatte die gleichen Maße wie die anderen Tore.

29 Kammern, Pfeiler und Vorhalle wiesen die gleichen Maße auf. Tor und Vorhalle hatten ringsum Fenster. Fünfzig Ellen betrug die Länge, fünfundzwanzig Ellen die Breite.

30 Vorhallen lagen ringsherum, fünfundzwanzig Ellen lang und fünf Ellen breit.

31 Die Vorhalle lag nach dem äußeren Vorhof zu. An den Pfeilern waren Palmverzierungen angebracht. Auf acht Stufen stieg man hinauf.

32 Nun führte er mich in den inneren Vorhof zu dem Tor, das nach Osten lag, und maß das Tor; es hatte die gleichen Maße wie die anderen Tore.

33 Kammern, Pfeiler und Vorhalle hatten die gleichen Maße wie bei den anderen Toren. Tor und Vorhalle hatten ringsum Fenster. Fünfzig Ellen betrug die Länge, fünfundzwanzig die Breite.

34 Die Vorhalle lag nach dem äußeren Vorhof zu. An den Pfeilern waren hüben und drüben Palmverzierungen angebracht. Auf acht Stufen stieg man hinauf.

35 Dann führte er mich an das Nordtor und maß es. Es hatte die gleichen Maße wie die anderen Tore.

36 Kammern, Pfeiler und Vorhalle wiesen dieselben Maße auf wie bei den anderen Toren. Es besaß auch Fenster ringsherum. Fünfzig Ellen betrug die Länge, fünfundzwanzig die Breite.

37 Die Vorhalle lag nach dem äußeren Vorhof zu. An den Pfeilern waren hüben und drüben Palmverzierungen angebracht. Auf acht Stufen stieg man hinauf.

 

Vorrichtung für die Opfer

38 An den Torpfeilern befand sich der Zugang zu einem Raum, in dem man die Brandopfer abspülte.

39 In der Vorhalle des Tores standen zwei Tische auf der einen Seite und zwei Tische auf der anderen Seite. Auf ihnen schlachtete man das Brandopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer.

40 Auch an der äußeren Seitenwand, nördlich vom Toreingang, standen zwei Tische, und an der anderen Außenwand der Vorhalle des Tores standen gleichfalls zwei Tische,

41 also vier Tische auf der einen Seite und vier Tische auf der anderen Seite an der Seitenwand des Tores, im ganzen acht Tische, auf denen man schlachtete.

42 Es waren auch vier Tische aus Quadersteinen für das Brandopfer da, anderthalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und eine Elle hoch. Auf sie legte man die Geräte, mit denen man die Brandopfer und Schlachtopfer schlachtete.

43 Rings herum waren einwärts gebogene, handbreite Leisten angebracht. Auf den Tischen lag das Opferfleisch.

 

Der innere Vorhof mit Räumen für die Priester

44 Er führte mich auch in den inneren Vorhof. Ich sah hier zwei Räume, von denen der eine an der Seitenwand des Nordtores lag mit der Front nach Süden, der andere an der Seitenwand des Südtores mit der Front nach Norden.

45 Er sagte zu mir: "Dieser Raum, dessen Front nach Süden geht, ist für die Priester bestimmt, die den Dienst im Tempel verrichten.

46 Der Raum aber, dessen Front nach Norden geht, ist für die Priester bestimmt, die den Dienst am Altar versehen, das heißt für die Söhne Zadoks, die allein von den Söhnen Levis dem Herrn nahen dürfen, um ihm zu dienen."

47 Er maß auch den Vorhof; er hatte hundert Ellen in der Länge und hundert Ellen in der Breite, war also ein Viereck. Vor dem Tempel stand der Brandopferaltar.

 

Das Tempelhaus

48 Er führte mich auch in die Vorhalle des Tempels und maß die Pfeiler der Vorhalle; der auf der einen Seite war fünf Ellen breit, ebenso war der auf der anderen Seite fünf Ellen breit. Die Breite des Tores betrug vierzehn Ellen und die der Seitenwände des Tores drei Ellen auf der einen und drei Ellen auf der anderen Seite.

49 Die Länge der Vorhalle betrug zwanzig Ellen und die Breite zwölf Ellen. Auf zehn Stufen stieg man zu ihm hinauf. An den Pfeilern waren Säulen, eine hüben, die andere drüben.

 

Kapitel 41:

1 Dann führte er mich auch in die Tempelhalle hinein und maß die Pfeiler. Sie waren sechs Ellen breit auf der einen Seite und sechs Ellen breit auf der anderen Seite.

2 Die Breite des Tores betrug zehn Ellen. Die Seitenwände des Tores waren auf der einen Seite fünf Ellen breit, auf der anderen Seite ebenfalls fünf Ellen. Er maß ihre Länge; sie betrug vierzig Ellen, die Breite zwanzig Ellen.

3 Er ging dann in den Innenraum hinein und maß die Torpfeiler; sie hatten zwei Ellen. Die Torbreite betrug sechs Ellen. Die Seitenwände des Eingangs hatten hüben und drüben sieben Ellen Breite.

4 Dann maß er die Länge des inneren Raumes; sie betrug zwanzig Ellen. Die Breite entsprechend der Breite der Tempelhalle betrug zwanzig Ellen. Er sagte zu mir: "Dies ist das Allerheiligste."

 

Die Seitenbauten am Tempel

5 Nun maß er die Mauer des Tempelhauses. Ihre Dicke betrug sechs Ellen. Die Breite des Anbaues, der rings um den Tempel führte, maß vier Ellen.

6 Der Seitengemächer, Raum an Raum, waren es je dreißig in drei Stockwerken. An der Tempelmauer, die den Seitengemächern zugekehrt war, waren ringsherum. Absätze, die als Träger dienten. Die Tragbalken selbst sollten nicht in die Tempelmauer hineingehen.

7 Die Gemächer verbreiterten sich infolgedessen nach oben hin mehr und mehr, entsprechend der Abnahme der Mauerdicke nach oben hin rings um den Tempel. Man stieg vom unteren Stockwerk zum mittleren und vom mittleren zum oberen hinauf.

8 Ich sah, daß der Tempel auf einer ringsum laufenden Anhöhe stand. Der Unterbau der Seitengemächer war eine volle Rute hoch. Sechs Ellen waren es bis zum First.

9 Die Dicke der Außenmauer des Anbaues betrug fünf Ellen. Der freie Raum zwischen den Seitengemächern des Tempels

10 und zwischen den Räumen führte in einer Breite von zwanzig Ellen rings um den Tempel herum.

11 Die Türen des Seitenbaues führten auf den freien Raum, eine Tür nach Norden, eine andere nach Süden. Die Breite des freien Raumes betrug ringsum fünf Ellen.

12 Das Hintergebäude, das an der Einfriedung an der Westseite lag, hatte eine Breite von siebzig Ellen. Die Mauer des Gebäudes hatte eine Breite von fünf Ellen ringsum; seine Länge betrug neunzig Ellen.

13 Er maß das Tempelhaus; seine Länge betrug hundert Ellen. Der eingefriedete Raum und das Hintergebäude mit seinen Mauern hatten eine Länge von hundert Ellen.

14 Die Breite der Tempelfront mit dem eingefriedeten Raum im Osten betrug hundert Ellen.

15 Er maß auch die Länge des Hintergebäudes vor dem eingefriedeten Raum, der auf der Rückseite lag, mit dessen Mauern hüben und drüben; es waren hundert Ellen.

 

Innenausstattung des Tempels

16 Das Tempelhaus, das Allerheiligste und die Vorhalle waren getäfelt, und die schräg einfallenden Fenster brachten ringsum Licht in die drei Räume, und die Täfelung aus Holz ging ringsherum vom Boden bis an die Fenster. Die Fenster waren überdeckt.

17 Vom Vorhang über der Tür bis zum Allerheiligsten drinnen und draußen war an der ganzen Wand ringsum drinnen und draußen Zierwerk angebracht,

18 Kerubim und Palmen, und zwar je eine Palme zwischen zwei Kerubim. Jeder Kerub hatte zwei Gesichter,

19 auf der einen Seite ein Menschengesicht, der Palme zugekehrt, auf der anderen Seite ein Löwengesicht, der Palme zugekehrt. So war es am ganzen Tempel ringsum.

20 Vom Boden bis oberhalb des Eingangs waren die Kerubim und die Palmen angebracht. Die Türeinfassung des Tempels war vierkantig.

21 Vor dem Allerheiligsten war etwas, das aussah wie

22 ein Altar von Holz, drei Ellen hoch, zwei Ellen lang und zwei Ellen breit. Fußgestell und Wände waren aus Holz. Er sagte zu mir: "Das ist der Tisch, der vor dem Herrn steht."

23 Die Tempelhalle und das Allerheiligste hatten zwei Torflügel.

24 Jeder Torflügel hatte zwei zusammenklappbare Türblätter; zwei hatte der eine Torflügel, und zwei Türblätter hatte der andere Torflügel.

25 Auf ihnen, auf den Torflügeln der Tempelhalle, waren Kerubim und Palmen angebracht, so wie sie an den Wänden angebracht waren. Ein hölzernes Schutzdach befand sich außen vor der Vorhalle.

26 Schräg einfallende Fenster und Palmverzierungen befanden sich hüben und drüben an den Seitenwänden der Vorhalle und den Seitengemächern des Tempels und an den Dächern.

 

Kapitel 42: Die Priestergemächer im inneren Vorhof

1 Er führte mich auch in den inneren Vorhof nach Norden und brachte mich zu den Gemächern, die dem eingefriedeten Platz und dem Hintergebäude gegenüber nach Norden zu lagen.

2 Die Länge betrug an der Nordseite hundert Ellen und die Breite fünfzig Ellen.

3 Gegenüber den zwanzig Ellen des inneren Vorhofs und gegenüber dem Steinpflaster des äußeren Vorhofs lagen sie, Galerie an Galerie, in drei Stockwerken.

4 Vor den Gemächern befand sich ein Gang von zehn Ellen Breite nach dem inneren Vorhof zu und von hundert Ellen Länge. Ihre Türen gingen nach Norden.

5 Die oberen Gemächer waren kleiner als die unteren und mittleren des Gebäudes, weil die Galerien ihnen Raum wegnahmen.

6 Sie waren dreistöckig, hatten aber keine Säulen wie die äußeren Gemächer; darum war von den unteren und mittleren Stockwerken Raum weggenommen, von der Erde aus gerechnet.

7 Auch eine Mauer war da, die außen entlang den Gemächern nach dem äußeren Vorhof hin lief. Den Gemächern gegenüber betrug ihre Länge fünfzig Ellen.

8 Denn die Länge nach dem äußeren Vorhof hin betrug fünfzig Ellen und die vor dem Tempel hundert Ellen.

9 Unter diesen Gemächern war ein Zugang von Osten her, wenn man vom äußeren Vorhof her zu ihnen kam,

10 an der Breitseite der Vorhofsmauer. Auch nach Süden zu, vor dem eingefriedeten Platz und vor dem Hintergebäude lagen Gemächer.

11 Vor ihnen befand sich ein Gang. Sie hatten dasselbe Aussehen wie die Gemächer auf der Nordseite. Auch waren sie so lang und so breit und hatten die gleichen Ausgänge und die gleiche Einrichtung.

12 Ihre Eingänge waren wie die Eingänge zu den Gemächern, die nach Süden lagen. Ein Eingang befand sich am Anfang des Weges, der an der Mauer nach Osten zulief, wo man eintrat.

13 Er sagte zu mir: "Die Gemächer an der Nordseite und die Gemächer an der Südseite, die vor dem eingefriedeten Platz liegen, sind heilige Gemächer, wo die Priester, die dem Herrn nahen, die hochheiligen Gabe essen dürfen. Dorthin sollen sie das Hochheilige bringen, das Speiseopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer; denn die Stätte ist heilig.

14 Wenn die Priester eingetreten sind, sollen sie nicht aus dem Heiligtum in den äußeren Vorhof hinausgehen. Sie sollen hier ihre Gewänder, in denen sie den Dienst verrichteten, ablegen; denn diese sind heilig. Sie sollen andere Kleider anziehen und sich dann erst nach dem für das Volk bestimmten Ort begeben."

 

Die Gesamtmaße des heiligen Bezirks

15 Als er den inneren Tempelbau ausgemessen hatte, führte er mich durch das Osttor hinaus und maß alles ringsum.

16 Er maß die Ostseite mit der Meßrute; sie hatte fünfhundert Ellen nach der Meßrute. Dann wandte er sich

17 und maß die Nordseite; sie hatte fünfhundert Ellen nach der Meßrute. Dann wandte er sich

18 und maß auch die Südseite; sie hatte fünfhundert Ellen nach der Meßrute.

19 Er ging hierauf nach der Westseite und maß fünfhundert Ellen nach der Meßrute.

20 Auf allen vier Seiten maß er. Ringsum war eine Mauer; sie hatte eine Länge von fünfhundert Ellen und eine Breite von fünfhundert Ellen, um den heiligen Bezirk vom gewöhnlichen Land abzugrenzen.

 

Kapitel 43: Einzug der Herrlichkeit Gottes

1 Hierauf führte er mich zu dem Tor, das nach Osten gerichtet ist.

2 Da kam die Herrlichkeit des Gottes Israels von Osten her. Ein Rauschen ging von ihr aus, das dem Rauschen gewaltiger Wasser glich. Die Erde erstrahlte unter seiner Herrlichkeit.

3 Die Vision, die ich sah, glich der Vision, die ich geschaut hatte, als er kam, die Stadt zu vernichten. Die Erscheinung glich der, die ich am Fluß Kebar geschaut hatte. Ich fiel auf mein Angesicht nieder.

4 Und die Herrlichkeit des Herrn zog durch das Osttor in den Tempel ein.

5 Da hob mich der Geist auf und brachte mich in den inneren Vorhof. Und siehe, der Tempel war erfüllt von der Herrlichkeit des Herrn.

6 Ich hörte, wie jemand vom Tempel her mit mir redete, während der Mann noch immer an meiner Seite stand.

7 Er sprach zu mir: "Menschensohn, dies ist die Stätte meines Thrones und die Stätte für die Sohlen meiner Füße, wo ich inmitten der Söhne Israels auf ewig wohne. Das Haus Israel wird fortan meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen, weder sie noch ihre Könige, durch ihren Abfall und durch die Leichen ihrer Könige auf dem heiligen Berg,

8 wo sie ihre Schwelle an meine Schwelle, ihre Türpfosten an meine Türpfosten setzten, so daß nur die Wand zwischen mir und ihnen war. Sie entweihten meinen heiligen Namen durch ihre Greuel, die sie begingen, so daß ich sie in meinem Zorn hinwegraffte.

9 Jetzt aber werden sie ihren Abfall und die Leichen ihrer Könige von mir fernhalten, und ich werde ewiglich in ihrer Mitte wohnen.

10 Du, Menschensohn, beschreibe dem Haus Israel den Tempel – damit sie sich ihrer Missetaten schämen – sowie seine Maße.

11 Wenn sie sich schämen über alles das, was sie verübt haben, offenbare ihnen den Plan des Tempels, seine Einrichtung, seine Ausgänge und Eingänge, all seine Gesetze, seine Gestalt und seine Verordnungen. Schreibe es vor ihren Augen nieder, damit sie all seine Vorschriften und Gesetze sorgsam einhalten!"

 

Das neue Kultgesetz

12 "Folgendes ist das neue Gesetz für den Tempel auf dem Gipfel des Berges und für seinen ganzen Bezirk ringsum. Siehe, hochheilig ist das Tempelgesetz!"

 

Der Brandopferaltar

13 Folgendes sind die Maße des Altars in Ellen, die Elle zu einer gewöhnlichen Elle und einer Handbreite gerechnet: Die Grundeinfassung war eine Elle hoch und eine Elle breit. Die Randleiste am Rand ringsum war eine Spanne hoch.

14 Folgendes war die Höhe des Altars: Von der Grundeinfassung vom Boden an bis zur unteren Einfassung waren es zwei Ellen Höhe und eine Elle Breite. Von der kleinen Einfassung bis zur großen Einfassung waren es vier Ellen Höhe und eine Elle Breite.

15 Der Opferherd hatte vier Ellen Höhe; vom Opferherd stiegen vier Hörner zu einer Elle empor.

16 Der Opferherd war zwölf Ellen lang bei zwölf Ellen Breite, so daß seine vier Seiten ein Quadrat bildeten.

17 Die große Einfassung war vierzehn Ellen lang bei einer Breite von vierzehn Ellen an ihren vier Seiten. Die Randleiste, die rings um sie herumführte, war eine halbe Elle breit. Die Grundeinfassung an ihr maß eine Elle ringsum. Seine Stufen führten von Osten herauf.

 

Die Weihe des Brandopferaltars

18 Er sagte zu mir: "Menschensohn, so spricht der allmächtige Herr: 'Folgendes sind die Satzungen für den Brandopferaltar: Sobald er errichtet ist und man auf ihm Brandopfer darbringen und Blut auf ihn sprengen kann,

19 übergib den levitischen Priestern, die aus der Nachkommenschaft Zadoks stammen und darum sich mir nahen dürfen' – Spruch des allmächtigen Herrn – 'um meinen Dienst zu versehen, einen jungen Stier zum Sündopfer!

20 Nimm von seinem Blut und gieße es an die vier Hörner des Altars, an die vier Ecken der Einfassung und ringsum an die Randleiste! Entsündige und entsühne ihn so!

21 Nimm dann den jungen Sündopferstier und verbrenne ihn an dem dazu bestimmten Platz beim Tempel außerhalb des Heiligtums!

22 Bringe am zweiten Tag einen fehlerlosen Ziegenbock dar und entsündige damit den Altar, wie man ihn mit dem jungen Stier entsündigt hat!

23 Wenn du die Entsündigung beendet hast, bringe einen fehlerlosen jungen Stier und einen fehlerlosen Widder vom Kleinvieh dar!

24 Bringe sie vor den Herrn! Die Priester sollen Salz auf sie streuen und sie dem Herrn als Brandopfer darbringen.

25 Sieben Tage lang bringe täglich einen Bock als Sündopfer dar! Auch einen jungen Stier und einen Widder vom Kleinvieh, beide fehlerlos, soll man darbringen.

26 Sieben Tage lang soll man den Altar entsündigen, ihn reinigen und einweihen.

27 Wenn die Tage zu Ende sind, sollen die Priester am achten Tag eure Brandopfer und Friedopfer auf dem Altar darbringen, und ich will euch gnädig annehmen'" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 44: Das verschlossene Osttor – der Platz des Fürsten

1 Hierauf führte er mich nach dem äußeren Osttor des Heiligtums zurück; dies war verschlossen.

2 Der Herr sagte zu mir: "Dieses Tor soll verschlossen bleiben. Es soll nie mehr geöffnet werden, und niemand darf durch dasselbe eintreten; denn der Herr, der Gott Israels, ist durch dieses Tor eingezogen. Darum soll es verschlossen bleiben.

3 Nur der Fürst soll darin sitzen dürfen, um das Opfermahl vor dem Herrn einzunehmen. Durch die Vorhalle des Tores soll er eintreten und auf diesem Weg wieder hinausgehen."

 

Priester und Leviten

4 Hierauf führte er mich nach dem Nordtor vor die Front des Heiligtums. Ich schaute, und siehe, die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn. Ich fiel auf mein Angesicht nieder,

5 und der Herr sagte zu mir: "Menschensohn, gib acht, schau mit deinen Augen und höre mit deinen Ohren alles, was ich dir sage über alle Satzungen des Hauses des Herrn und über all seine Gesetze! Gib acht darauf, wie man in den Tempel eintreten und wie man das Heiligtum verlassen muß!

6 Sage dem widerspenstigen Haus Israel: So spricht der allmächtige Herr: 'Laßt es genug sein mit all euren Greueln, Haus Israel!

7 Ihr habt Fremde, Unbeschnittene an Herz und Leib, in mein Heiligtum geführt! Sie weilten darin und entweihten mein Haus, wenn ihr meine Speise, Fett und Blut, darbrachtet. Ihr habt – zu all euren Greueln hinzu – dadurch meinen Bund gebrochen.

8 Ihr habt nicht selbst den Dienst an meinem Heiligtum verrichtet, sondern habt sie bestellt, den Dienst an meinem Heiligtum zu versehen.

9 Darum' – so spricht der allmächtige Herr – 'darf kein Fremder, der unbeschnitten an Herz und Leib ist, in mein Heiligtum eintreten. Keiner der Fremden, die unter den Söhnen Israels weilen,

10 sondern nur die Leviten. Sie haben sich von mir entfernt, als Israel irreging, sind von mir abgefallen und haben Götzendienst getrieben. Sie sollen jetzt ihre Schuld büßen.

11 Sie sollen an meinem Heiligtum nur noch Dienst tun als Wächter an den Toren des Tempels und als Tempeldiener. Das Brandopfer und das Schlachtopfer für das Volk sollen sie schlachten. Sie sollen ihm aufwarten und dienen.

12 Weil sie ihm vor seinen Götzen gedient und dem Haus Israel Anstoß zur Sünde wurden, darum habe ich gegen sie meine Hand zum Schwur erhoben' – Spruch des allmächtigen Herrn.

13 'Sie sollen ihre Missetat büßen. Sie dürfen mir nicht mehr nahen und mir als Priester dienen, noch an all das, was mir heilig und hochheilig ist, herantreten. Sie sollen ihre Schande tragen für ihren Abfall, dessen sie sich schuldig gemacht haben.

14 Ich bestelle sie zum Dienst im Tempel für alle Arbeiten daselbst und über alles, was darin zu tun ist.

 

Pflichten und Rechte der Priester

15 Aber die Priester aus dem Stamm Levi, Zadoks Nachkommen, die den Dienst in meinem Heiligtum verrichtet haben, als die Söhne Israels von mir abirrten, die sollen mir nahen, um mir zu dienen. Sie sollen vor mich hintreten, um mir Fett und Blut darzubringen' – Spruch des allmächtigen Herrn.

16 'In mein Heiligtum sollen sie eintreten und sich meinem Tisch nahen, um mir zu dienen und meinen Dienst zu verrichten.

17 Bevor sie durch die Tore des inneren Vorhofes eingehen, sollen sie linnenen Kleider anlegen. Nichts Wollenes darf an ihren Leib kommen, solange sie innerhalb der Tore des inneren Vorhofes und im Tempel Dienst tun.

18 Einen linnenen Kopfbund sollen sie auf ihrem Haupt und linnene Unterkleider um ihre Lenden haben. Sie sollen keine schweißfördernden Kleider tragen.

19 Wenn sie in den äußeren Vorhof zum Volk hinausgehen, sollen sie die Kleider, in denen sie Dienst taten, ausziehen und sie in den Gemächern des Heiligtums ablegen. Sie sollen andere Kleider antun, um nicht das Volk durch ihre Gewänder heilig zu machen.

20 Ihr Haupt sollen sie nicht kahl scheren, aber das Haar auch nicht frei wachsen lassen, sondern das Haupthaar geschnitten tragen.

21 Kein Priester darf Wein trinken, wenn er in den inneren Vorhof gehen muß.

22 Sie sollen weder eine Witwe noch eine Geschiedene zur Frau nehmen, sondern sie dürfen nur Jungfrauen israelitischer Herkunft oder Priesterwitwen heiraten.

23 Sie sollen mein Volk über den Unterschied von Heilig und Nichtheilig belehren und es über den Unterschied zwischen Rein und Unrein unterweisen.

24 In Streitfällen sollen sie hintreten, um zu richten. Auf Grund meiner Rechtsbestimmungen sollen sie entscheiden. Meine Gesetze und Gebote sollen sie an all meinen Festen beobachten und meine Sabbate heilig halten.

25 Zu einer menschlichen Leiche sollen sie nicht hineingehen, um sich nicht unrein zu machen. Nur an der Leiche von Vater und Mutter, Sohn und Tochter, Bruder und unverheirateter Schwester dürfen sie sich eine Verunreinigung zuziehen.

26 Wenn einer wieder rein geworden ist, soll er noch sieben Tage warten.

27 Sobald er ins Heiligtum, in den inneren Vorhof, eingeht, um im Heiligtum Dienst zu tun, soll er sein Sündopfer darbringen' – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Eigentum und Einkünfte der Priester

28 'Sie sollen keinen Erbbesitz haben; denn ich bin ihr Erbbesitz. Ihr sollt ihnen kein Eigentum unter den Israeliten geben; denn ich bin ihr Eigentum.

29 Das Speiseopfer, das Sündopfer und Schuldopfer dürfen sie essen; alles Banngut in Israel soll ihnen gehören.

30 Das Beste von eurem Schrotmehl sollt ihr dem Priester geben, damit er Segen auf euer Haus herabrufe.

31 Gefallenes oder Zerrissenes von Vögeln oder Vieh dürfen die Priester nicht essen.

 

Kapitel 45: Landbesitz der Priester und Leviten

1 Wenn ihr das Land zum Erbbesitz verlost, sollt ihr als Gabe dem Herrn ein heiliges Stück vom Land darbringen. 25.000 Ellen lang und 20.000 Ellen breit. Dieser Bezirk soll in seinem ganzen Umfang heilig sein.

2 Von diesem soll zum Heiligtum ein Viereck von je 500 Ellen Seitenlänge gehören; rings um dieses soll ein freier Platz von fünfzig Ellen herumführen.

3 Von diesem Bezirk sollst du ein Stück von 25.000 Ellen Länge und 10.000 Ellen Breite abmessen. Darin soll das Heiligtum stehen. Es ist das Heiligste vom Land.

4 Es soll den Priestern gehören, die am Heiligtum Dienst tun und die dem Herrn nahen, um ihm zu dienen. Es soll ihnen als Platz für ihre Amtswohnungen dienen und als heiliger Raum zum Heiligtum gehören.

5 Ein Gebiet von 25.000 Ellen Länge und 10.000 Ellen Breite soll den Leviten, den Tempeldienern, als Eigentum gehören, mit zwanzig Städten zum Wohnen.

 

Eigentum des Fürsten

6 Als Eigentum der Stadt sollt ihr ein Gebiet von 5.000 Ellen Breite und 25.000 Ellen Länge zur Seite des heiligen Bezirkes bestimmen; das soll dem ganzen Haus Israel gehören.

7 Dem Fürsten sollt ihr zu beiden Seiten des heiligen Bezirkes und Stadteigentums ein Gebiet bestimmen. Es gehe vom heiligen Bezirk und vom Stadteigentum auf der Westseite nach Westen zu und auf der Ostseite nach Osten zu. In der Länge entspreche es einem der Stammesanteile von der Westgrenze zur Ostgrenze.

8 Das soll er vom Land als sein Eigentum in Israel haben, damit meine Fürsten mein Volk nicht mehr bedrücken, sondern das übrige Land dem Haus Israel nach seinen Stämmen überlassen.'

 

Pflichten und Rechte des Fürsten

9 So spricht der allmächtige Herr: 'Laßt es nun genug sein, ihr Fürsten Israels! Steht ab von Gewalttat und Bedrückung, übt Recht und Gerechtigkeit! Hört auf, meinem Volk seinen Grund und Boden zu rauben' – Spruch des allmächtigen Herrn.

10 'Richtige Waage, richtiges Efa, richtiges Bat sollt ihr haben.

11 Efa und Bat sollen ihr einheitlich geregeltes Maß haben; das Bat soll den zehnten Teil eines Hómer fassen, das Efa gleichfalls den zehnten Teil eines Hómer. Nach dem Hómer sollen die Maße bestimmt werden.

12 Der Schekel soll zwanzig Gera betragen, Fünf- und Zehn-Schekelmünzen sollen im Umlauf sein; fünfzig Schekel sollen bei euch ein Mine ausmachen.

13 Dies ist die Abgabe, die ihr entrichten sollt: Ein sechstel Efa von jedem Hómer Weizen, und ein Sechstel Efa von jedem Hómer Gerste.

14 Der Satz für das Öl beträgt ein Zehntel Bat von jedem Kor; zehn Bat betragen ein Kor.

15 Ein Schaf auf zweihundert Stück soll von der Herde als Abgabe von den Geschlechtern Israels für das Speiseopfer, das Brand- und Friedopfer dargebracht werden, um den Israeliten Sühne zu schaffen' – Spruch des allmächtigen Herrn.

16 'Das ganze Volk des Landes soll zu dieser Abgabe an den Fürsten in Israel gehalten sein.

17 Dem Fürsten soll es obliegen, die Brand-, Speise- und Trankopfer für die Festtage, die Neumondsfeste, die Sabbate, bei allen Festversammlungen des Hauses Israel herbeizubringen. Er soll die Sündopfer, die Speise-, Brand- und Friedopfer darbringen lassen, um dem Haus Israel Sühne zu verschaffen.'

 

Die Feier der Festzeiten

18 So spricht der allmächtige Herr: 'Am ersten Tag des ersten Monats sollst du einen fehlerlosen jungen Stier nehmen und das Heiligtum damit entsühnen.

19 Der Priester nehme von dem Blut des Sündopfers und streiche es auf die Türpfosten des Tempelhauses und an die vier Ecken der Altareinfassung und an die Türpfosten des Tores zum inneren Vorhof.

20 So sollst du es auch am siebten Tag für die tun, die unabsichtlich und unwissentlich gefehlt haben, um so den Tempel zu entsühnen.

21 Am vierzehnten Tag des ersten Monats sollt ihr das Paschafest feiern; sieben Tage soll man ungesäuerte Brote essen.

22 Der Fürst soll an diesem Tag für sich und für das ganze Volk des Landes einen Jungstier als Sündopfer darbringen.

23 An den sieben Tagen des Festes opfere er täglich während der sieben Tage dem Herrn als Brandopfer sieben Stiere und sieben Widder ohne Fehl und als Sündopfer täglich einen Ziegenbock.

24 Als Speiseopfer bringe er zu jedem Jungstier ein Efa Mehl, auch zu jedem Widder ein Efa Mehl dar; zu jedem Efa Mehl gebe er ein Hin Öl.

25 Vom fünfzehnten Tag des siebten Monats, dem Beginn des Laubhüttenfestes an, bringe er sieben Tage lang die gleichen Sünd-, Brand-, Speise- und Ölopfer dar.'

 

Kapitel 46: Sabbat- und Neumondfeier

1 So spricht der allmächtige Herr: 'Das Osttor des inneren Vorhofs soll während der sechs Werktage verschlossen sein. Am Sabbat und am Neumond soll es geöffnet werden.

2 Der Fürst soll von außen durch die Vorhalle des Tores eintreten und an den Torpfosten stehenbleiben. Die Priester sollen sein Brandopfer und seine Friedopfer darbringen. Er soll an der Schwelle des Tores anbeten und dann hinausgehen. Das Tor soll aber bis zum Abend nicht geschlossen werden.

3 An diesem Toreingang soll das Volk des Landes an Sabbaten und Neumonden vor dem Herrn anbeten.

4 Das Brandopfer, das der Fürst dem Herrn darbringen soll, bestehe am Sabbat aus sechs fehlerlosen Lämmern und einem fehlerlosen Widder.

5 Das Speiseopfer bestehe aus einem Efa Mehl zu jedem Widder und aus einer beliebigen Menge zu den Lämmern; zu jedem Efa Mehl gebe er ein Hin Öl.

6 Am Neumondsfest opfere er einen fehlerlosen Jungstier, sechs Lämmer und einen Widder, lauter fehlerlose Tiere.

7 Als Speiseopfer bringe er beim Jungstier ein Efa, bei dem Widder ein Efa und bei den Lämmern beliebig viel dar. Zu jedem Efa gebe er ein Hin Öl.

 

Das Betreten und Verlassen des Tempels

8 Wenn der Fürst eintritt, soll er durch die Vorhalle des Tores eintreten und auf dem gleichen Weg hinausgehen.

9 Wenn das Volk des Landes an den Festtagen vor dem Herrn erscheint, sollen die durch das Nordtor zur Anbetung Eintretenden durch das Südtor hinausgehen und die durch das Südtor Eintretenden durch das Nordtor hinausgehen. Niemand soll durch dasselbe Tor zurückgehen, durch das er hereingekommen ist, sondern durch das gegenüberliegende.

10 Der Fürst soll mitten unter ihnen sein; wenn sie eintreten, soll auch er eintreten; wenn sie hinausgehen, soll auch er hinausgehen.

 

Einzelne Opfervorschriften

11 An Fest- und Feiertagen soll das Speiseopfer ein Efa Mehl auf den Jungstier und ein Efa Mehl auf den Widder betragen, und auf die Lämmer, soviel einer will; zu jedem Efa Mehl gebe man ein Hin Öl.

12 Wenn der Fürst dem Herrn ein Brandopfer oder Friedopfer als freiwillige Opfergabe darbringen will, öffne man ihm das Osttor. Er bringe sein Brandopfer und seine Friedopfer dar, wie er es am Sabbat zu tun pflegt. Dann gehe er hinaus, und sobald er hinausgegangen ist, verschließe man das Tor.

13 Täglich sollst du dem Herrn ein einjähriges, fehlerloses Lamm als Brandopfer darbringen, und zwar sollst du jeden Morgen so tun.

14 Als Speiseopfer sollst du dazu jeden Morgen ein Sechstel Efa Mehl und ein Drittel Hin Öl zur Besprengung des Feinmehls darbringen, als Speiseopfer für den Herrn, als immer geltende, regelmäßige Gabe.

15 So sollt ihr das Lamm und das Speiseopfer und das Öl jeden Morgen als immerwährendes Brandopfer darbringen.'

 

Nachträge über den Grundbesitz des Fürsten

16 So spricht der allmächtige Herr: 'Wenn der Fürst einem seiner Söhne von seinem Erbbesitz ein Geschenk macht, gehöre es diesem seinem Sohn als vererblicher Besitz.

17 Wenn er aber einem seiner Diener etwas von seinem Erbbesitz schenkt, gehöre es diesem nur bis zum Erlaßjahr. Dann soll es wieder an den Fürsten zurückfallen. Nur seinen Söhnen verbleibt es als Erbbesitz.

18 Von dem Erbbesitz des Volkes darf der Fürst nichts nehmen, indem er andere gewaltsam von ihrem Eigentum vertreibt. Von seinem eigenen Besitz mag er seinen Söhnen ein vererbliches Eigentum geben, damit keiner von meinem Volk aus seinem Besitztum verdrängt werde.'"

 

Die Küchen der Priester und des Volkes

19 Hierauf führte er mich durch den Eingang, der an der Seite des Tores lag, zu den heiligen Priestergemächern, die nach Norden zu lagen. Siehe, da war ein Raum im äußersten Westen.

20 Er sprach zu mir: "Das ist der Raum, wo die Priester das Schuld- und Sündopfer kochen und das Speiseopfer backen, damit sie es nicht in den äußeren Vorhof hinaustragen müssen und so das Volk heilig machen würden."

21 Dann führte er mich in den äußeren Vorhof hinaus und ließ mich diesen nach den vier Ecken des Vorhofs überqueren. Siehe, da war in jeder Ecke des Vorhofs wieder ein Vorhof.

22 In den vier Ecken des Vorhofs waren vier kleine Vorhöfe, vierzig Ellen lang und dreißig Ellen breit; alle vier hatten das gleiche Maß.

23 Eine Mauer ging rund um alle vier herum. Unten an der Mauer waren rundum Kochherde angebracht.

24 Er sagte zu mir: "Das sind die Küchen, wo die Tempeldiener die Schlachtopfer des Volkes zubereiten."

 

Kapitel 47: Das Besitztum der Fremdlinge

Die Tempelquelle

1 Dann führte er mich an den Eingang des Tempels. Siehe, da floß Wasser unter der Schwelle des Tempels hervor nach Osten hin. Die Front des Tempels schaute nach Osten. Das Wasser floß unterhalb der rechten Seitenwand des Tempels, südlich vom Brandopferaltar, hinab.

2 Er führte mich durch das Nordtor hinaus und draußen herum zum äußeren Osttor. Und siehe, das Wasser rieselte von der rechten Seitenwand herab.

3 Der Mann ging ostwärts weiter und hatte die Meßschnur in der Hand. Er maß tausend Ellen ab und führte mich durch das Wasser; es ging bis an die Knöchel.

4 Er maß wieder tausend Ellen und führte mich durch das Wasser; das Wasser ging mir bis an die Knie. Er maß wieder tausend Ellen und führte mich hindurch; es ging bis an die Hüften.

5 Er maß wieder tausend Ellen; da war es ein Fluß, den ich nicht mehr durchschreiten konnte; denn das Wasser war so gestiegen, daß man es hätte durchschwimmen müssen, ein Fluß, den man nicht mehr durchschreiten konnte.

6 Er sagte zu mir: "Hast du gesehen, Menschensohn?" Hierauf ließ er mich am Ufer des Flusses zurückwandern.

7 Auf dem Rückweg sah ich am Ufer des Flusses auf beiden Seiten sehr viele Bäume stehen.

8 Er sagte zu mir: "Dieses Wasser fließt in den östlichen Bezirk hinaus und fließt hinab in die Steppe und gelangt zum Toten Meer. Wenn es dorthin kommt, wird das Wasser des Toten Meeres gesund.

9 Alle lebenden Wesen, was sich nur regt, wird überall, wohin der Fluß kommt, aufleben. Dann wird es sehr viele Fische geben. Denn wenn dieses Wasser dorthin kommt, wird das Tote Meer gesunden, und wohin der Fluß gelangt, wird alles aufleben.

10 Fischer werden an demselben stehen von En-Gedi bis Eglajim. Trockenplätze für Netze werden da sein. Sein Fischreichtum wird wie der des Großen Meeres überaus groß sein.

11 Aber die Sümpfe und Tümpel in seiner Nähe werden nicht gesund werden; sie sind dem Salz überlassen.

12 An beiden Ufern des Flusses werden allerlei Bäume mit eßbaren Früchten wachsen, deren Laub nicht verwelkt und deren Früchte nicht abnehmen. Alle Monate werden sie frische Früchte tragen; denn das Wasser, das sie tränkt, kommt vom Heiligtum her. Ihre Früchte dienen zur Speise und ihre Blätter als Arznei."

 

Das neue Gelobte Land

Die Grenzen des Landes

13 So sprich der allmächtige Herr: "Dies ist die Grenze, innerhalb derer ihr das Land den zwölf Stämmen Israels als Erbbesitz verteilen sollt; Josef soll einen Doppelanteil bekommen.

14 Einer soll den gleichen Erbbesitz erhalten wie der andere; denn ich habe meine Hand zum Schwur erhoben, es euren Vätern zu geben. Daher soll dieses Land euch als Erbbesitz zufallen.

15 Die ist die Nordgrenze des Landes: Vom großen Meer nach Hetlon, nach Lebo-Hamat, Zedad,

16 Berota, Sibrajim, das zwischen dem Gebiet von Damaskus und dem Gebiet von Hamat liegt, dann nach Hazar-Enan, das an der Grenze des Haurangebirges liegt.

17 Es soll also die Nordgrenze vom Meer nach Hazar-Enan gehen, so daß das Gebiet von Damaskus und Hamat nördlich liegt. Das ist die Nordgrenze.

18 Die Ostgrenze geht zwischen dem Haurangebirge und Damaskus hindurch und wird zwischen Gilead und dem Land Israel durch den Jordan gebildet bis zum östlichen Meer, bis nach Tamar hin. Das ist die Ostgrenze.

19 Die Südgrenze geht von Tamar bis Meribat-Kadesch, dann bis an den Bach und weiter bis zum Großen Meer. Das ist die Südgrenze.

20 Die Westgrenze ist das Große Meer bis hinauf zur Stelle, wo es nach Hamat geht. Das ist die Westgrenze.

21 Dieses Land sollt ihr unter euch nach den Stämmen Israels verteilen.

22 Es wird bestimmt: Ihr sollt es als Erbbesitz unter euch und den Fremden, die unter euch wohnen und Kinder haben, verteilen. Sie sollen euch wie einheimische Israeliten gelten. Mit euch sollen sie ihren Erbbesitz inmitten der Stämme Israels haben.

23 Bei dem Stamm, bei dem der Fremdling weilt, sollt ihr ihm seinen Erbbesitz anweisen" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Kapitel 48: Die Stämme nördlich vom heiligen Bezirk

1 Dies sind die Namen der Stämme: Im äußersten Norden vom Meer nach Hetlon, nach Lebo-Hamat und nach Hazar-Enan – das Gebiet von Damaskus bleibt nordwärts liegen – neben Hamat soll von Osten nach Westen Dan ein Stammgebiet besitzen.

2 Neben dem Gebiet Dans soll von der Ostseite zur Westseite Ascher ein Stammgebiet besitzen.

3 Neben dem Gebiet von Ascher soll an der Ostseite zur Westseite Naftali ein Stammgebiet besitzen.

4 Neben dem Gebiet von Naftali von der Ostseite bis zur Westseite soll Manasse ein Stammgebiet besitzen.

5 Neben dem Gebiet von Manasse von der Ostseite bis zur Westseite soll Efraim ein Stammgebiet besitzen.

6 Neben dem Gebiet von Efraim von der Ostseite bis zur Westseite soll Ruben ein Stammgebiet besitzen.

7 Neben dem Stammgebiet von Ruben von der Ostseite bis zur Westseite soll Juda ein Stammgebiet besitzen.

 

Der heilige Bezirk

8 Neben dem Gebiet von Juda soll von der Ostseite bis zur Westseite der heilige Bezirk liegen, den ihr dem Herrn weiht, 25.000 Ellen breit und lang wie die anderen Stammesanteile von der Ostseite bis zur Westseite. In seiner Mitte soll das Heiligtum liegen.

9 Der heilige Bezirk, den ihr dem Herrn weihen sollt, soll 25.000 Ellen lang und 20.000 Ellen breit sein.

10 Der heilige Bezirk soll folgenden gehören: Den Priestern soll an der Nordseite ein Stück von 25.000 Ellen Länge, an der Westseite von 10.000 Ellen Breite, an der Ostseite von 10.000 Ellen Breite und an der Südseite von 25.000 Ellen Breite zufallen. Mitten darin soll das Heiligtum des Herrn liegen.

11 Den geweihten Priestern, den Söhnen Zadoks, die meinen Dienst getan haben und nicht abgeirrt sind wie die Leviten, als die Israeliten abirrten,

12 ihnen soll es als geweihtes Stück, als der heiligste Teil des geweihten Bezirkes neben dem Gebiet der Leviten gehören.

13 Den Leviten soll ein Stück entsprechend dem Gebiet der Priester zufallen, 25.000 Ellen lang, 10.000 Ellen breit, insgesamt von einer Länge von 25.000 Ellen und einer Breite von 20.000 Ellen.

14 Sie dürfen nichts davon verkaufen noch vertauschen, noch dürfen sie diesen geweihten Teil des Landes in fremde Hände übergehen lassen; denn er ist dem Herrn heilig.

15 Die 5.000 Ellen, die längs der 25.000 Ellen von der Breite noch übrig sind, sind nicht heilig, sondern für die Stadt als Wohnplatz und freier Raum bestimmt. Mitten darin soll die Stadt liegen.

16 Folgendes sind ihre Maße: Die Nordseite hat 4.500, die Südseite 4.500, die Ostseite 4.500, die Westseite 4.500 Ellen.

17 Der freie Raum der Stadt soll im Norden 250, im Süden 250, im Osten 250 und im Westen 250 Ellen betragen.

18 Was von der Länge noch übrigbleibt längs des heiligen Bezirks, nämlich 10.000 Ellen im Osten und 10.000 Ellen im Westen, soll zum Unterhalt der Bewohner in der Stadt dienen.

19 Die Bewohner der Stadt sollen aus allen Stämmen Israels herkommen.

20 Der gesamte geweihte Bezirk soll 25.000 Ellen im Geviert betragen, nämlich den geweihten Bezirk mit dem Stadtbesitz.

21 Was übrig ist, soll dem Fürsten gehören auf beiden Seiten des geweihten Bezirks und des Stadteigentums längs der 25.000 Ellen bis zur Westgrenze, entsprechend den Stammesanteilen. Dies soll dem Fürsten gehören, und der geweihte Bezirk und das Tempelheiligtum sollen mitten darin liegen.

22 Auch von dem Besitz der Leviten und vom Stadteigentum, die mitten zwischen dem liegen, was dem Fürsten gehört, soll alles, was zwischen dem Gebiet von Juda und dem Gebiet von Benjamin liegt, dem Fürsten gehören.

 

Die Stämme südlich vom heiligen Bezirk

23 Folgendes sind die übrigen Stämme: Von der Ostseite bis zur Westseite soll Benjamin ein Stammgebiet besitzen.

24 Neben dem Gebiet von Benjamin von der Ostseite bis zur Westseite soll Simeon ein Stammgebiet besitzen.

25 Neben dem Gebiet von Simeon von der Ostseite bis zur Westseite soll Issachar ein Stammgebiet besitzen.

26 Neben dem Gebiet von Issachar von der Ostseite bis zur Westseite soll Sebulon ein Stammgebiet besitzen.

27 Neben dem Gebiet von Sebulon von der Ostseite bis zur Westseite soll Gad ein Stammgebiet besitzen.

28 Neben dem Gebiet Gads soll auf der Südseite die Grenze von Tamar bis Meribat-Kadesch, dann bis an den Bach und bis an das Große Meer gehen.

29 "Dies ist das Land, das ihr als Erbbesitz unter die Stämme Israels durch das Los verteilen sollt, und das sollen ihre Erbteile sein" – Spruch des allmächtigen Herrn.

 

Die Heilige Stadt

30 Dies sind die Ausgänge der Stadt: An der Nordseite, die 4.500 Ellen hat,

31 die Stadttore sind nach den Namen der Stämme Israels benannt – befinden sich drei Tore: das Rubentor, das Judator, das Levitor.

32 An der Ostseite, die 4.500 Ellen hat, befinden sich drei Tore: das Joseftor, das Benjamintor, das Dantor.

33 An der Südseite, die 4.500 Ellen hat, befinden sich drei Tore: das Simeontor, das Issachartor, das Sebulontor.

34 An der Westseite, die 4.500 Ellen hat, befinden sich drei Tore: das Gadtor, das Aschertor, das Naftalitor.

35 Der Umfang der Stadt beträgt 18.000 Ellen. – Der Name der Stadt soll fortan sein: 'Jahwe ist da'.