Caterina von Siena – Gespräch von Gottes Vorsehung

Caterina von Siena ist in der Kirchengeschichte bekannt durch ihre kühnen politischen Schritte: Ermahnung der Päpste, aus Avignon nach Rom zurückzukehren, Briefe an hohe weltliche und kirchliche Persönlichkeiten, bei denen sie zur Versöhnung oder zum politischen Frieden drängt. Diese äußere Wirksamkeit strömt aus einer kontemplativen Tiefe, in die ihr Hauptwerk, der 'Dialog der göttlichen Vorsehung' Einblick gewährt. Caterina, des Schreibens unkundig, hat ihn kurz vor ihrem Tod 1478 in Siena diktiert. Es ist ein Gespräch mit Gott über den argen Zustand der Welt und insbesondere der Kirche; der Part des Menschen beschränkt sich darauf, sich innig der göttlichen Vorsehung anzubieten und für jedes Eingesetztwerden, jedes Sühneleiden bereit zu sein.

Der Ewige Vater selber erklärt Caterina seine Vorsehung, er eröffnet ihr den Gesamtplan des göttlichen Erbarmens, wie er in seinem Sohne und im Heiligen Geiste sich verwirklicht hatundnoch immer verwirklicht. Der Klang dieser Stimme aus der höchsten Höhe ist unvergleichlich: Ernst und gütig; gestreng nur, um der im gekreuzigten Sohn ergangenen Gnade das rechte Gehör zu verschaffen. Man muss bis zu den Mysteres Peguys warten, um erneut einen ähnlichen Klang aus dem verborgenen Gottgeheimnis zu vernehmen.